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PeRSPektIven 1/2010 | eInblIck SRH ZentRalklinikuM SuHl DIe AnGIoloGIe Stellt SIcH voR oberarzt torsten Fuß und die medizinischtechnische Radiologieassistentin cornelia bosch untersuchen einen Patienten in der Angiologieabteilung. II SRH Magazin exPeRtenteaM iM einSatZ bei gefäSSeRkRankungen Dieses bild sieht ein Angiologe, wenn er eine Angiographie der hirnversorgenden Arterien vor sich hat. Die Angiologie – die medizinische Fachrichtung, die sich mit Gefäßerkrankungen beschäftigt – ist der jüngste Zweig der Inneren medizin. Das spiegelt sich unter anderem darin wider, dass es in Deutschland nur knapp 80 rein angiologische Arztpraxen gibt. Dabei können gerade auch Gefäßerkrankungen zu erheblichen einschränkungen der lebensqualität führen. Die Angiologie am SRH Zentralklinikum Suhl ist eine Abteilung in der Klinik für Innere Medizin I unter Leitung von Prof. Dr. med. Werner Haberbosch. Hier betreuen zwei Angiologen, unterstützt von drei Assistenzärzten, Schwestern, Physiotherapeuten, Mitarbeiterinnen der Funktionsdiagnostik sowie des Angiographieteams, 20 stationäre Betten sowie eine angiologische Sprechstunde mit zahlreichen ambulanten Patienten. Zudem erbringt die Abteilung viele Serviceuntersuchungen für andere Bereiche des Klinikums. Die Sprechstunde erfolgt zweimal wöchentlich, Notfälle und Akutpatienten können sich selbstverständlich täglich vorstellen. gefäßmedizin – ein Überblick Die Disziplin beschäftigt sich mit Entstehung, Diagnose, Therapieformen, Rehabilitation und Prävention von Erkrankungen der Arterien (zu 90 bis 95 Prozent Arteriosklerose), Venen (zum Beispiel Krampfadern oder Thrombose) sowie Lymphgefäßen und Lymphsystem. Die exakte Abgrenzung gegenüber anderen Fachrichtungen ist nicht immer möglich. Bei Gefäßerkrankungen, die das zentrale Nervensystem betreffen, ist die Zusammenarbeit beispielsweise mit Neurologen notwendig. Bei Beschwerden wie Krampfadern oder Erkrankungen der Lymphgefäße wird die Dermatologie einbezogen. Eine enge Kooperation mit anderen medizinischen Fachgebieten ist daher wünschenswert. Die Untersuchung des Patienten konzentriert sich je nach Vorgeschichte und Beschwerden auf die Kontrolle von
Venen, Lymphgefäßen und Durchblutung des Gewebes sowie das Ertasten der Pulse in den betroffenen Körperregionen. Bei den meisten Durchblutungsstörungen und Venenerkrankungen ermöglicht bereits eine Ultraschalluntersuchung der Arterien oder Venen eine zuverlässige Diagnose und Planung der Therapie. In Zweifelsfällen und vor geplanten Operationen kann eine weitere bildgebende Diagnostik sinnvoll sein. Am SRH Zentralklinikum Suhl wird das gesamte Spektrum der Angiologie abgedeckt. Der besondere Schwerpunkt liegt auf der umfassenden nichtinvasiven Diagnostik und der interventionellen Therapie arterieller Durchblutungsstörungen in allen Gefäßregionen des Körpers. Die technische Ausstattung der Abteilung ist auf dem modernsten Stand. Mit Hilfe verschiedener sonographischer Verfahren können ohne Belastung des Patienten jene selektiert werden, die dringlich einer invasiven Therapie bedürfen. So werden unnötige Untersuchungen mit Kontrastmittel- und Röntgenstrahlenbelastung für die Patienten vermieden. therapeutische erfolge Ist eine Angiographie erforderlich, wird diese gleich mit einer entsprechenden interventionellen Therapie kombiniert. Hier kommen im Wesentlichen zwei Verfahren zum Einsatz: die alleinige Ballondehnung oder eine Ballondehnung mit Implantation einer Gefäßstütze (Stent). Engstellen in den Arterien schränken zunehmend die Blutversorgung der Muskulatur ein, entweder in Ruhe oder bei körperlicher Belastung. Die sogenannte Ballondilatation führt zur Aufdehnung von Gefäßverengungen. Die Muskeldurchblutung wird dadurch verbessert; Beschwerden lassen nach, treten erst nach längerer Belastung auf oder verschwinden völlig. Die Durchführung der Behandlung ist ähnlich wie bei der Katheteruntersuchung zur Diagnose einer Durchblutungsstörung. Hier wird gelegentlich ein etwas größerer Katheter benutzt, der in das betroffene Gefäß eingebracht wird und der als „Arbeitskanal“ dient. Über diesen Führungskatheter wird ein haarfeiner Draht (Führungsdraht) in das betroffene Gefäß durch die verengte Stelle hindurch bis in die fern gelegenen Abschnitte des Gefäßes eingeführt. Der Draht dient als Schiene für den darüber einzuführenden Ballonkatheter. Der Ballonkatheter besteht aus einem sehr feinen Kunststoffschlauch, an dessen Spitze ein zwei bis zwölf Zentimeter langer Ballon angebracht ist. Dieser Ballon ist markiert und bei der Röntgendurchleuchtung sichtbar. Er wird genau in die Verengung eingebracht. Durch Aufblasen des Ballons mit einer Kontrastmittel-Kochsalz-Mischung wird die enge Stelle aufgeweitet. Während dieses Vorgangs, der etwa 15 bis 60 Sekunden dauert, fließt kein Blut durch das Gefäß, und es können hierbei auch Schmerzen auftreten. Diese Beschwerden lassen nach, sobald der Ballon entleert und zurückgezogen wird. Die Gefäße sind aber an der Innenseite nicht mit Nerven versorgt, sodass man nicht spürt, wo sich der Katheter gerade im Körper befindet. Allein das Kontrastmittel führt zu einem nicht schmerzhaften Wärmegefühl. Beschwerden sollten gleich mitgeteilt werden, damit der behandelnde Arzt reagieren kann, da Schmerz immer auch ein Warnsignal sein kann. Nachlassen der Beschwerden ist ebenfalls ein wichtiges Zeichen. Durch Kontrastmitteldarstellung des Gefäßes wird das Ergebnis der Behandlung sofort beurteilt. Sie ist in über 90 Prozent der Fälle erfolgreich, sodass in der Regel nur noch leichtgradige Verengungen, die keine Beschwerden mehr verursachen, zurückbleiben. Auch frisch verschlossene Gefäße bei akutem Gefäßverschluss können durch dieses Behandlungsverfahren mit einer hohen Erfolgsrate (über 90 Prozent) geweitet und somit wiedereröffnet werden. Bei einem alten, vollständigen Gefäßverschluss nehmen die Aussichten auf eine SRH ZentRalklinikuM SuHl eInblIck | PeRSPektIven 1/2010 Schema des menschlichen blutkreislaufs – das Arbeitsgebiet des Angiologen. erfolgreiche Behandlung ab, allerdings lässt sich auch in diesen Situationen häufig ein operativer Eingriff umgehen; die Erfolgsaussichten liegen bei etwa 80 Prozent. Hilfe durch Stents Gefäßstützen, Stents genannt, sind kleine Gefäßprothesen, die meist aus Edelstahl oder aus Nitinol bestehen. Sie können über einen Ballonkatheter in das verengte Gefäß eingebracht und gedehnt werden. Die aufgespannte Gefäßstütze verharrt dann in diesem Zustand, hält das Gefäß offen und kann nicht in sich zusammenfallen. Allerdings ist ein Stent nicht unbedingt die bessere Alternative zur Gefäßaufdehnung, wie es von vielen Patienten vermutet wird. Stents dienen zur Verhinderung eines Gefäßverschlusses oder zur optimalen Gefäßaufdehnung und werden eingesetzt, wenn die Ballondilatation versagt oder nicht ausreicht. Kontrolluntersuchungen und Belastungstests sind auf Dauer erforderlich, jedoch ist nur selten eine Angiographie nötig. Für die Nachbehandlung der Patienten ist zudem besonders wichtig, dass sie auf Risikofaktoren wie einen hohen Cholesterinwert, zu hohen Blutdruck oder Diabetes achten und beispielsweise aufhören zu rauchen. SRH Magazin III
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