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PErsPEktiVEn - SRH Zentralklinikum Suhl

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PERSPEKTIVEN<br />

DAS <strong>SRH</strong> MAGAZIN AUSGABE 3/2010<br />

GeSuNDHeIt<br />

Medizin und Technik<br />

Wie der Fortschritt Patienten hilft<br />

BeschüTzerin der kleinsTen<br />

Schwester ulrike umsorgt Frühgeborene<br />

VerBund isT TruMpf<br />

Interview mit Dr. thomas Wolfram


<strong>PErsPEktiVEn</strong> 3/2010 | inhalt<br />

2 srh Magazin Magazin<br />

Editorial _________________________________ 3<br />

fokus _____________________________________ 4<br />

Wissenschaft<br />

strahlEnd hEilEn 6<br />

Tumorzellen unter Beschuss<br />

EinE kronE für das kniE 8<br />

Neue und genaue Operationsmethode<br />

Titelthema der<br />

aktuellen<br />

<strong>PErsPEktiVEn</strong><br />

bildung:<br />

Heranwachsende gezielt fördern<br />

Die neue Ausgabe<br />

erscheint im<br />

Dezember 2010.<br />

nEuE oP-MEthodE fürs kniE 8<br />

Menschen<br />

schwEstEr ulrikE hilft „frühchEn“ 10<br />

bEschützErin dEr klEinstEn 10<br />

Schwester Ulrike umsorgt Frühgeborene<br />

„MaMa, das schaff’ ich allEin“ 13<br />

Antonio traut sich immer mehr zu<br />

einblick<br />

srh zEntralklinikuM suhl i–iV<br />

In der Heftmitte


intErViEw Mit dr. thoMas wolfraM 16<br />

hinteRGRUnD<br />

„ich sEhE kEinEn ÄrztEMangEl“ 16<br />

Interview mit Dr. Thomas Wolfram<br />

„ich fühlE Mich hiEr zu hausE“ 18<br />

Birte Cammon berichtet<br />

Ein fast norMalEs lEbEn 21<br />

Hilfe bei Gerinnungsstörungen<br />

wiEdEr iM tritt 22<br />

<strong>SRH</strong> RPK hilft psychisch Kranken zurück ins Leben<br />

Liebe Leserin, Lieber Leser,<br />

die lebenserwartung in Deutschland ist in den vergangenen<br />

Jahren stetig gestiegen. Medizintechnische innovationen quer<br />

durch alle Disziplinen haben hierzu wesentlich beigetragen. so<br />

können heute viele Menschen geheilt werden, und so mancher<br />

chronisch kranke hat wieder mehr vom leben.<br />

aus Diagnostik und therapie sind hochkomplexe Geräte<br />

nicht mehr wegzudenken. egal, ob es sich wie im sRh Wald-<br />

klinikum Gera um linearbeschleuniger handelt, deren strahlung<br />

tumoren vernichtet und gesundes Gewebe schont. Oder um<br />

hoch spezialisierte computertechnik, dank der sich äußerst präzise<br />

kniegelenkimplantate fertigen lassen. Diese kommt Patienten<br />

unseres klinikums in karlsbad-langensteinbach zugute.<br />

es gibt Menschen, die ohne die hilfe der Medizintechnik<br />

schon ihre ersten lebensmonate nicht überstehen würden. Die<br />

Perinatalstation am sRh <strong>Zentralklinikum</strong> suhl versorgt selbst<br />

kleinste frühgeborene und hilft ihnen beim ersten schritt ins<br />

leben. Gleichzeitig zeigt dieses beispiel, dass es bei allem fort-<br />

schritt immer auf den Menschen ankommt. Ohne fürsorge und<br />

menschliche Wärme wären viele frühgeborene verloren. Und:<br />

keine technik kann den arzt ersetzen. Wie im fall des kleinen<br />

antonio. Die sichere Diagnose, dass er epileptiker ist, wurde erst<br />

durch spürsinn, hartnäckigkeit und erfahrung des behandeln-<br />

den teams im sRh fachkrankenhaus neckargemünd möglich.<br />

interessante Perspektiven wünscht ihnen<br />

ihr<br />

Professor klaus hekking<br />

Vorstandsvorsitzender der sRh holding<br />

Editorial | <strong>PErsPEktiVEn</strong> 3/2010<br />

srh Magazin 3


<strong>PErsPEktiVEn</strong> 3/2010 | fokus<br />

Plakat wirbt für fsMe-impfung<br />

sich richtig schützEn<br />

studierende der srh hochschule calw entwickeln<br />

gesundheitskampagne<br />

Zecken sind nicht nur lästig, sondern auch gefährlich: Die<br />

winzigen Blutsauger können Frühsommer-Meningoenzephalitis<br />

(FSME) und Borreliose übertragen. Allein im letzten Jahr<br />

erkrankten im FSME-Risikogebiet Baden-Württemberg 146<br />

Menschen an der unheilbaren Infektionskrankheit.<br />

das Plakat zur kampagne<br />

Gemeinsam mit dem FSME-Netzwerk Deutschland e.V. –<br />

einem Zusammenschluss von FSME-Patienten – und dem<br />

Landratsamt Calw haben Studierende der <strong>SRH</strong> Hochschule<br />

Calw eine Aufklärungskampagne entwickelt. Diese soll die<br />

neu gegründete Patientenorganisation bekannter machen und<br />

über die Gefahr durch Zecken sowie mögliche Schutzmaßnahmen<br />

aufklären.<br />

Dazu haben die Studierenden ein Plakat und einen Flyer<br />

entworfen. Die Plakate hängen seit Mitte April in den großen<br />

Städten im Süden Baden-Württembergs aus, die Flyer sind in<br />

Arztpraxen, Apotheken und an Schulen erhältlich. Das Projekt<br />

ist so konzipiert, dass es ohne großen Mehraufwand auch<br />

von anderen Landkreisen übernommen werden kann. „Das<br />

gemeinsame Ziel aller Mitstreiter: Wir wollen die Menschen<br />

schützen, indem wir sie aufklären“, erklärt Prof. Dr. Christoph<br />

Fasel, Prodekan der Calwer Hochschule.<br />

weitere informationen:<br />

www.wer-hirn-hat-soll-es-schuetzen.de<br />

4 srh Magazin<br />

behandlungsqualität<br />

iMMEr Ein bisschEn bEssEr<br />

initiative Qualitätsmedizin (iQM) bescheinigt srh kliniken<br />

überdurchschnittliche medizinische Ergebnisse<br />

Laut IQM erreichten die <strong>SRH</strong> Kliniken 2009 im Bundesvergleich<br />

in den vier medizinischen Schwerpunkten Kardiologie/Gefäßmedizin,<br />

Neurologie, Orthopädie und Onkologie bessere Behandlungsergebnisse<br />

als der Bundesdurchschnitt der Kliniken.<br />

So können in den Krankenhäusern der <strong>SRH</strong> bis zu 95 Prozent<br />

der Schlaganfallpatienten gerettet werden, während es<br />

sonst in der Regel 90 Prozent sind. Und die Sterblichkeitsrate<br />

bei Herzinfarkten liegt in den <strong>SRH</strong> Kliniken in Gera, <strong>Suhl</strong>,<br />

Karlsbad-Langensteinbach und Heidelberg unter acht Prozent –<br />

wohingegen der Wert im Mittel der Kliniken elf Prozent beträgt.<br />

Die hohe medizinische Qualität spiegelt sich auch in der<br />

Zufriedenheit der Patienten wider, die laut der Forschungsgruppe<br />

Metrik in den <strong>SRH</strong> Kliniken besser ist als im Durchschnitt.<br />

Wenn es um die Darstellung der medizinischen Leistungen<br />

geht, wirken sich neben der medizinischen Kompetenz<br />

vor allem Offenheit und Transparenz positiv aus. Daher hat<br />

die <strong>SRH</strong> als einer der ersten Klinikträger in Deutschland umfassende<br />

Daten zur Behandlungsqualität ins Internet gestellt.<br />

weitere informationen:<br />

www.srh.de/kliniken/iqm<br />

angehörigenarbeit<br />

PrÄdikat wErtVoll<br />

srh fachkrankenhaus neresheim ist die erste zertifizierte „angehörigenfreundliche<br />

intensivstation“ in baden-württemberg<br />

Vor allem die individuell geregelten Besuchszeiten sowie das<br />

Einbeziehen der Angehörigen in die pflegetherapeutische<br />

Arbeit waren ausschlaggebend für die Auszeichnung der „Stiftung<br />

Pflege“, eines gemeinnützigen Vereins.<br />

Von jeher kommt der Arbeit mit Angehörigen im <strong>SRH</strong> Fachkrankenhaus<br />

Neresheim, das auf die Behandlung schwerst<br />

Schädel-Hirn-Verletzter spezialisiert ist, eine besondere Rolle<br />

zu. Denn die meisten Patienten können ihre Bedürfnisse nicht<br />

oder nur unzureichend äußern. Für die Angehörigen bedeutet<br />

dies: Sie sind Sprecher für ihr Familienmitglied und müssen<br />

Alltag sowie Formalitäten regeln. Dabei stecken sie häufig<br />

selbst in einer Krise, weil sich auch ihr Leben durch den Unfall<br />

ihrer Angehörigen radikal verändert hat. Daher benötigen auch<br />

sie spezielle Unterstützung.<br />

Im September 2007 startete das <strong>SRH</strong> Fachkrankenhaus Neresheim<br />

daher ein Projekt, das die Angehörigenarbeit gezielt<br />

fördern und Intensivpatienten durch die Nähe wichtiger Bezugspersonen<br />

stärken soll. In diesem Rahmen sind Angebote<br />

entstanden, die exakt auf die Bedürfnisse der Angehörigen zugeschnitten<br />

sind, wie freundlichere Aufenthaltsräume oder ein<br />

Informationsordner, in dem etwa häufig gestellte Fragen beantwortet<br />

werden. Zudem entstand ein Leitfaden für das erste<br />

Gespräch der Mitarbeiter mit Angehörigen. Darüber hinaus<br />

fanden zwei zweitägige Trainings zum Thema Kommunikation,<br />

Konfliktmanagement und Beziehungsarbeit im Umgang mit<br />

Angehörigen statt. Weitere Fortbildungen sind geplant.


experten in sachen Wirbelsäule<br />

hilfE für dEn rückEn<br />

drei chefärzte der srh kliniken gehören laut nachrichtenmagazin<br />

focus zu den besten wirbelsäulenchirurgen bundesweit<br />

Wer kennt das nicht: Es zieht im Kreuz, jede falsche Bewegung<br />

schmerzt. Vier von fünf Erwachsenen in Deutschland<br />

klagen mindestens einmal im Leben über Rückenschmerzen.<br />

Diese rangieren in der Häufigkeit damit noch vor Kopf- und<br />

Nackenschmerzen.<br />

Für die Ausgabe vom 14. Juni 2010 hat das Nachrichtenmagazin<br />

FOCUS die Top-Mediziner für Rückenerkrankungen<br />

ermittelt. Darunter sind auch drei Experten für Wirbelsäulenchirurgie<br />

aus <strong>SRH</strong> Kliniken. Sie schneiden bei der Bewertung<br />

durch Patienten und Kollegen ihres Fachs überdurchschnittlich<br />

gut ab. Zudem veröffentlichen sie besonders viele medizinische<br />

Fachbeiträge: Prof. Dr. Jürgen Harms, Chefarzt am<br />

<strong>SRH</strong> Klinikum Karlsbad-Langensteinbach und international<br />

anerkannter Wirbelsäulenchirurg, ist unter anderem darauf<br />

spezialisiert, Deformationen der Wirbelsäule zu korrigieren –<br />

auch bei Kleinkindern. Ein Spezialgebiet von Dr. Tobias Pitzen,<br />

Chefarzt am <strong>SRH</strong> Wald-Klinikum Gera, ist die chirurgische<br />

Therapie bei krankhaften Veränderungen an der<br />

Halswirbelsäule. Chefarzt Dr. Michael Ruf vom <strong>SRH</strong> <strong>Zentralklinikum</strong><br />

<strong>Suhl</strong> ist unter anderem Experte für Tumoren und<br />

abnutzungsbedingte Erkrankungen der Wirbelsäule.<br />

laut statistik leidet<br />

jeder dritte deutsche<br />

regelmäßig an<br />

rückenschmerzen.<br />

fokus | <strong>PErsPEktiVEn</strong> 3/2010<br />

steve seebacher (l.) und Jonny roensch sind seit ihrer kindheit diabetiker.<br />

schulprojekt<br />

„MEin lEbEn Mit diabEtEs“<br />

Junge Patienten des srh wald-klinikums gera schreiben<br />

hausarbeit über ihre krankheit<br />

Jonny Roensch und Steve Seebacher haben einiges gemein sam:<br />

Sie sind 16, haben gerade ihren Realschulabschluss gemacht –<br />

und sie leiden an Diabetes mellitus Typ 1. Beide werden seit<br />

Jahren ambulant in der Kinderstation des <strong>SRH</strong> Wald-Klinikums<br />

Gera behandelt – Jonny seit seinem elften, Steve seit<br />

dem vierten Lebensjahr.<br />

Ihr Leben mit Diabetes haben beide nun unabhängig voneinander<br />

zum Thema ihrer Projektarbeit in der zehnten Klasse<br />

gemacht. Eine solche Arbeit ist in Thüringen Pflicht. Die Note<br />

fließt ins Abschlusszeugnis mit ein. „Mein Ziel war es, dass die<br />

Leute mehr über Diabetes erfahren, auch die Lehrer“, erzählt<br />

Jonny, und Steve ergänzt: „Viele wissen ja nichts darüber –<br />

ein Grund, weshalb man manchmal als Junkie bezeichnet<br />

wird oder viele denken, man sei selbst schuld, weil man zu<br />

viele Süßigkeiten gegessen hat.“<br />

In ihren Arbeiten haben sie daher allgemeine Informationen<br />

zu ihrer Erkrankung, wie Fakten über weltweite Verbreitung<br />

oder Ursachen, mit dem persönlichen Kapitel „Mein Leben<br />

mit Diabetes“ kombiniert. Als Mentor stand ihnen Chefarzt<br />

Prof. Dr. Jörg Seidel vom <strong>SRH</strong> Wald-Klinikum Gera zur Seite.<br />

Er gab seinen beiden Patienten Tipps, überprüfte die fachliche<br />

Exaktheit ihrer Arbeiten und beglaubigte sie. Die Mühe hat<br />

sich gelohnt: Steve bekam eine Eins, und Jonny hat bei einem<br />

Wettbewerb für die beste Projektarbeit der Klasse 10 im Altenburger<br />

Land sogar den dritten Platz belegt.<br />

Die anschließenden wohlverdienten Ferien konnten beide<br />

daher so richtig genießen. Nun hat der Ernst des Lebens<br />

wieder begonnen: Während Jonny am ersten September seine<br />

Ausbildung zum Krankenpfleger im <strong>SRH</strong> Wald-Klinikum Gera<br />

begonnen hat, besucht Steve das berufliche Gymnasium. So<br />

unterschiedlich die Wege, so ähnlich das Ziel: Beide möchten<br />

später vielleicht Medizin studieren.<br />

srh Magazin 5


<strong>PErsPEktiVEn</strong> 3/2010 | wissEnschaft<br />

strahlEnd hEilEn<br />

TuMorzeLLen unTer beschuss<br />

linearbeschleuniger sind die haupttherapiegeräte in der<br />

strahlenbehandlung: ihre strahlung soll tumorzellen vernichten<br />

und gesundes gewebe möglichst schonen. bis Ende<br />

september ersetzt das srh wald-klinikum gera das ältere<br />

von zwei geräten durch ein modernes – und ist damit auf<br />

dem neuesten stand der technik.<br />

Die Patientin liegt auf dem Rücken, die Arme über dem Kopf<br />

verschränkt, ein Stützkissen hilft ihr, nahezu reglos zu verharren.<br />

Linien auf der linken Brust zeigen die Bestrahlungsfelder<br />

an, auf die nun – schmerzlos und unsichtbar – im Linearbeschleuniger<br />

erzeugte ultraharte Röntgenstrahlung trifft. Die<br />

Strahlen dringen durch die Haut bis ins Gewebe vor, aus dem<br />

vor Kurzem ein Mammakarzinom entfernt wurde. Etwa alle<br />

15 Sekunden schwenkt der Beschleunigerkopf computergesteuert<br />

in eine andere Position. Das Zielgebiet bleibt dabei<br />

gleich, der Wechsel stellt jedoch sicher, dass nicht immer<br />

dasselbe gesunde Gewebe mit bestrahlt wird.<br />

Nebenan überwachen ein Medizinphysiker und zwei<br />

medizinisch-technische Radiologieassistentinnen (MTRA) den<br />

Vorgang. Nach zwei Minuten und fünf Positionswechseln ist<br />

die heutige Behandlung beendet.<br />

eine wirkungsvolle Kombination<br />

Neben Operation und medikamentöser Therapie ist die Strahlentherapie<br />

die dritte klassische Säule der Tumorbehandlung.<br />

Wie bei einer Operation handelt es sich dabei um ein lokales<br />

Verfahren, das Tumoren zerstört, verkleinert oder – kombiniert<br />

mit den anderen Methoden – ein Wiederauftreten kranker<br />

Zellen verhindert. Ziel der Strahlentherapie kann es aber<br />

auch sein, bestimmte Krankheitssymptome wie Knochenschmerzen<br />

oder tumorbedingte Nervenausfälle zu lindern.<br />

„Häufig lässt sich dank dieser Methode selbst bei fortgeschrittener<br />

Tumorerkrankung das betroffene Organ erhalten“, erklärt<br />

Dr. Jürgen Füller, Chefarzt der Klinik für Strahlentherapie/Radioonkologie<br />

am <strong>SRH</strong> Wald-Klinikum Gera.<br />

Denn moderne Linearbeschleuniger (siehe Kasten) bestrahlen<br />

kranke Zellen mit großer Genauigkeit. Da Tumorgewebe<br />

in der Regel strahlenempfindlicher als Normalgewebe<br />

ist, gelingt es dank entsprechender Techniken, das gesunde<br />

Gewebe weitgehend zu schonen. Zudem eignet sich die<br />

Strahlentherapie für fast alle Tumorarten, auch wenn manche<br />

strahlenunempfindlicher sind als andere.<br />

Das Team der Strahlenklinik versorgt ambulant und stationär<br />

jährlich rund 1.300 Patienten, die an bösartigen Tumoren<br />

leiden, und etwa 600 Patienten mit gutartigen Erkrankungen.<br />

„Am häufigsten behandeln wir Brust-, Prostata- und Lungentumoren“,<br />

erläutert Füller. Bis zu 150-mal pro Tag kommen<br />

die beiden Linearbeschleuniger zum Einsatz.<br />

6 srh Magazin<br />

dr. Jürgen füller vor<br />

einem der beiden<br />

linear beschleuniger des<br />

srh wald-klinikums gera<br />

Pd dr. med. habil. Jürgen füller hat von 1976 bis 1982 an der<br />

friedrich-schiller-universität (fsu) Jena Medizin studiert. während<br />

seiner facharztausbildung zum radiologen Mitte der 1980er-Jahre<br />

promovierte er und habilitierte 1992 im fach strahlentherapie.<br />

im selben Jahr übernahm er eine stelle als oberarzt an der klinik für<br />

strahlentherapie der fsu, 1997 wurde er dort zum leitenden<br />

oberarzt ernannt. seit 1. März 2010 ist er chefarzt der klinik für<br />

strahlentherapie/radioonkologie im srh wald-klinikum gera.


Planung ist das A und o<br />

Je nach Bedarf erhält ein Patient zwischen zehn und 40 Bestrahlungen.<br />

Bis die erste starten kann, ist jedoch eine intensive<br />

Vorbereitung nötig. „Im Rahmen interdisziplinärer Tumorkonferenzen<br />

wird für jeden Patienten ein individueller Behandlungsplan<br />

erstellt“, erklärt Füller.<br />

Um ein genaues Bild von Lage und Größe des Tumors<br />

sowie des umgebenden Gewebes zu gewinnen, werden Aufnahmen<br />

im Computertomografen (CT) oder Magnetresonanztomografen<br />

(MRT) gemacht. Die Software des Planungssystems<br />

wandelt die digitalen Bildinformationen in ein dreidimensionales<br />

Körpermodell um. „In dieses Modell zeichnen wir Zielvolumen<br />

und Risikoorgane ein, und unsere Physiker berechnen<br />

die Einstrahlrichtungen, Feldgrößen und -formen“, erläutert<br />

Füller. Der so entstandene Plan zeigt millimetergenau, auf<br />

welche Regionen im Körper welche Dosis eingestrahlt wird.<br />

Anschließend übermittelt der Physiker die Daten an den<br />

Therapiesimulator. Dort werden die Eintrittspunkte der Strahlenbündel<br />

sowie Lagerungsmarkierungen auf der Haut des<br />

Patienten oder auf speziellen Masken markiert. Erst wenn alle<br />

Daten optimal zueinanderpassen, werden sie zum Linearbeschleuniger<br />

weitergeleitet. Vor jeder Bestrahlung hilft eine<br />

MTRA dem Patienten, sich so auf dem Bestrahlungstisch zu<br />

positionieren, dass die Strahlung das Ziel wie berechnet trifft.<br />

Modulierte strahlung<br />

Die meisten Patienten vertragen die Strahlentherapie gut, sie<br />

lässt sich daher überwiegend ambulant durchführen. Ob und<br />

welche Nebenwirkungen auftreten, hängt unter anderem von<br />

Tumorvolumen, Dosis und persönlichen Faktoren ab. Beispielsweise<br />

im Kopf- und Halsbereich können entzündliche<br />

Reaktionen der Schleimhaut, Schwellungen oder Schmerzen<br />

beim Schlucken auftreten. „Während sich in den Anfängen<br />

der Strahlentherapie vor einigen Jahrzehnten schwere Nebenwirkungen<br />

häuften, ist die Methode dank des technischen<br />

Fortschritts inzwischen viel schonender“, erläutert Füller. „So<br />

wird heute die Hautoberfläche nicht mehr so stark belastet<br />

wie es früher etwa bei der Gammastrahlung der Fall war.“<br />

Mit einer neuen Therapieform, der intensitätsmodulierten<br />

Strahlentherapie (IMRT), lassen sich zudem unterschiedliche<br />

Dosen selbst auf nahe beieinanderliegende Gewebe verteilen<br />

und so auch sehr unregelmäßig geformte Tumoren bestrahlen.<br />

„Sogar innerhalb eines Tumors können wir die Dosis variieren<br />

und einen Bereich mit einer höheren, einen anderen mit<br />

niedrigerer Intensität bestrahlen, etwa wenn ein strahlenempfindliches<br />

Organ in der Nähe liegt“, erläutert Füller. „Neben<br />

einem geeigneten Bestrahlungsgerät ist für die IMRT eine<br />

spezielle Planungssoftware nötig. Außerdem ist sie sehr zeitaufwendig<br />

zu berechnen, auszuführen und zu kontrollieren –<br />

dosisverteilung im beckenbereich mit iMrt-technik: effektive schonung<br />

von darm und blase bei tumoren im becken<br />

bEschlEunigtE ElEktronEn<br />

Die strahlentherapie mit Linearbeschleuniger ist eine<br />

perkutane bestrahlung. Perkutan bedeutet „durch die<br />

haut“. um die dafür nötige energie zu erzeugen, werden<br />

in Linearbeschleunigern mithilfe elektromagnetischer<br />

Wellen elektronen beschleunigt. Diese können direkt aus<br />

dem Gerät herausgelenkt werden, etwa um oberflächliche<br />

Tumoren zu behandeln. häufiger werden sie jedoch in<br />

ultraharte röntgenstrahlung umgewandelt, deren energie<br />

und eindringtiefe wesentlich höher ist als die normaler<br />

röntgenstrahlung, wie sie in der radiologischen Diagnos-<br />

tik genutzt wird.<br />

wissEnschaft | <strong>PErsPEktiVEn</strong> 3/2010<br />

ein Mehraufwand, der beispielsweise bei einigen Tumoren im<br />

Kopf-Hals-Bereich oder Beckenbereich sinnvoll sein kann.“<br />

Anderen Patienten helfe das herkömmliche, dreidimensional<br />

geplante Verfahren genauso gut und sicher. „Wichtig ist, dass<br />

wir in der Lage sind, Menschen mit Tumoren in der Nähe von<br />

Risikoorganen Hilfe anzubieten“, betont Füller. „Bis Ende<br />

September ersetzen wir unser älteres Gerät von 1997 durch<br />

ein hochmodernes. Dann verfügen wir über zwei Beschleuniger<br />

der neuesten Generation, die IMRT-geeignet sind – und damit<br />

noch schonender.“<br />

GAbrieLe jörG<br />

srh Magazin 7


<strong>PErsPEktiVEn</strong> 3/2010 | wissEnschaft<br />

EinE kronE für das kniE<br />

das kniegelenk verbindet unter- und oberschenkelknochen.<br />

die Enden der knochen sind<br />

mit knorpel überzogen. dieser dient als<br />

gleitoberfläche und federt die bewegung der<br />

knochen gegeneinander ab.<br />

Mithilfe des signature-Verfahrens lässt sich die funktionsfähigkeit<br />

arthritisch geschädigter kniegelenke wiederherstellen.<br />

die Methode besticht durch ihre genauigkeit und sicherheit.<br />

Europaweit wird sie nur in sechs kliniken angewendet, eine<br />

davon ist das srh klinikum karlsbad-langensteinbach.<br />

Das Knie ist das größte und kräftigste Gelenk im menschlichen<br />

Körper. Trotz seiner anatomischen Stabilität und seines enormen<br />

Bewegungsumfangs ist es das Körperteil, das uns am<br />

meisten zu schaffen macht. Betroffen sind vor allem Spitzensportler<br />

und ältere Menschen. Jahr für Jahr verletzen sich<br />

bundesweit etwa 100.000 Menschen an den Kreuzbändern,<br />

rund 300.000 Menisken werden operiert. Die meisten Kniebeschwerden<br />

entstehen jedoch aufgrund von altersbedingtem<br />

Verschleiß. Eine solche Degeneration des Knieknorpels kann<br />

schon im Alter von 20 Jahren einsetzen, bei jedem zweiten<br />

30-Jährigen ist dieser Abbau bereits nachweisbar. Und er<br />

schreitet mit zunehmendem Alter weiter voran. „Dabei handelt<br />

es sich um einen natürlichen Verschleißvorgang – ähnlich<br />

dem Abrieb beim Autoreifen“, erläutert Privatdozent Dr. Jan<br />

Zöllner, Chefarzt Orthopädie/Traumatologie am <strong>SRH</strong> Klinikum<br />

Karlsbad-Langensteinbach. Als Folge der Knorpelschädigung<br />

kann es bei Belastung zu einem schmerzhaften Kontakt der<br />

Knochen miteinander kommen. Mediziner sprechen von<br />

Knie-Arthrose (siehe Infografik).<br />

8 srh Magazin<br />

neue unD GenAue oPerATionsMeThoDe<br />

Mit der zeit nutzt sich der knorpel ab,<br />

besonders ausgeprägt ist der Verschleiß bei<br />

hochleistungssportlern und älteren Menschen.<br />

irgendwann können schmerzen auftreten,<br />

und eine operation ist unumgänglich.<br />

Eine neue knieprothese aus Metall<br />

ersetzt den knorpel. das kniegelenk<br />

lässt sich wieder schmerzfrei<br />

bewegen.<br />

Nehmen die Schmerzen überhand, ist ein chirurgischer<br />

Eingriff angeraten. „Etwa 300 solcher Operationen führen wir<br />

im Jahr durch, 90 Prozent aufgrund von altersbedingter Arthrose<br />

im Kniegelenk. Der klassische Patient ist Mitte 60 oder älter.<br />

Etwa 15 bis 30 Prozent der Eingriffe sind Sportverletzungen<br />

und unfallbedingten Brüchen geschuldet“, sagt Zöllner.<br />

ein rollgleitgelenk, das sitzt<br />

Der Kniespezialist setzt bei diesen Operationen auf das Signature-Verfahren.<br />

Die Methode ähnelt vom Prinzip her dem<br />

Fertigen und Anpassen einer Zahnkrone: Der abgenutzte<br />

Knorpel wird durch eine Metallprothese ersetzt, die auf den<br />

Millimeter genau zwischen Ober- und Unterschenkelknochen<br />

platziert wird. Sie ermöglicht, dass das Kniegelenk wieder<br />

schmerzfrei und mit großer funktioneller Beweglichkeit<br />

belastet werden kann.<br />

Zunächst wird das geschädigte Knie mithilfe eines Magnetresonanz-Tomografen<br />

(MRT) untersucht. Ein spezielles Computerprogramm<br />

kann die MRT-Aufnahmen einlesen und das Knie<br />

am Monitor dreidimensional abbilden. „Das Elegante an diesem<br />

Verfahren ist, dass wir das Ausmaß des Knorpelschadens<br />

exakt vermessen können. Die Schablone zum Anpassen des<br />

Implantats sowie das Implantat selbst können wir virtuell am<br />

Computer entwerfen“, erklärt Zöllner. Die Schablone dient dazu,<br />

die korrekte Größe des Implantats zu ermitteln und dieses im


die signature-schablonen für unterschenkel- (l.) und oberschenkelknochen: sie sind den knochen des Patienten<br />

optimal angepasst. so kann der arzt die bohrlöcher zum fixieren des implantats exakt positionieren.<br />

richtigen Winkel zwischen Ober- und<br />

Unterschenkelknochen gemäß der Planung<br />

in der Operation zu platzieren. Beide<br />

Faktoren – die genaue Größe und die<br />

Position des Implantats im richtigen Winkel<br />

– sind entscheidend für die spätere<br />

Funktion und Beweglichkeit des Knies.<br />

sicherer als andere Verfahren<br />

Mithilfe des Signature-Verfahrens kann<br />

ein Arzt nicht nur die volle Funktionsfähigkeit<br />

des Knies wiederherstellen.<br />

Der Eingriff bietet dem Patienten zudem<br />

mehr Sicherheit gegenüber herkömmlichen<br />

Verfahren. Aufgrund der von vorn-<br />

dr. Jan zöllner<br />

herein exakten Positionierung kann die<br />

Wundfläche vergleichsweise gering gehalten werden, und die<br />

OP-Zeit verkürzt sich im Schnitt um 20 Minuten. Denn beim<br />

Signature-Verfahren ersetzt die Schablone die Detektoren der<br />

üblichen Navigationsverfahren und die Ausrichtstangen, die<br />

bei herkömmlichen Knieoperationen zur richtigen Positionierung<br />

des Implantats benötigt werden. Diese Instrumente müssen<br />

in die Markkanäle der Knochen eingelassen werden, was<br />

den Eingriff komplexer macht. „Das ist ein klarer Nachteil, denn<br />

mit jeder zusätzlichen Minute OP-Zeit steigt zum Beispiel das<br />

Risiko einer Infektion. Das ist wissenschaftlich nachgewiesen.<br />

Mit der neuen Technik vermindern wir dieses Risiko wesentlich“,<br />

betont Zöllner.<br />

Wenn es um die Sicherheit der Patienten geht, stoßen<br />

allerdings selbst Computer- und Medizintechnik irgendwann<br />

an ihre Grenzen. Zwar verhelfen sie dem Arzt zu exakterem<br />

Arbeiten. Intelligente Navigations- und Computersysteme<br />

könnten aber letztlich, so Zöllner, den Operateur nie ersetzen.<br />

chefarzt orthopädie/traumatologie Pd<br />

wissEnschaft | <strong>PErsPEktiVEn</strong> 3/2010<br />

„Der Arzt muss jederzeit die Kontrolle<br />

haben. Sollte ich feststellen, dass Schablone<br />

und Implantat wider Erwarten nicht<br />

passen, muss ich eingreifen können. In<br />

der Regel tritt diese Situation jedoch<br />

nicht ein.“<br />

Fest steht jedoch: Keine Prothese ist<br />

für die Ewigkeit. Etwa zwölf bis 15 Jahre<br />

hält eine Edelstahlprothese das Kniegelenk<br />

zuverlässig zusammen. Da sich<br />

Knochen ständig ab- und wieder aufbauen,<br />

kann sich das Implantat mit der Zeit<br />

lockern und das Knie seine Stabilität<br />

einbüßen. Dadurch wird früher oder<br />

später ein erneuter Eingriff nötig. Zöllner<br />

rät daher, es erst gar nicht zu einer<br />

Operation kommen zu lassen. „Verhindern lässt sich die Abnutzung<br />

der Gelenke nicht. Aber man kann den Effekt verzögern,<br />

indem man regelmäßig Sport treibt und die Mus keln<br />

und Bänder, die das Knie zusammenhalten, stärkt.“ Sportarten<br />

wie Fußball, Handball oder Squash, in denen das Knie<br />

ruckartigen drehenden Bewegungen ausgesetzt ist, schaden<br />

dem Knie eher. Rad fahren, Schwimmen oder Walken hingegen<br />

schonen das Kniegelenk. Und was tut Zöllner für seine<br />

Knie? „Ich selbst laufe den ein oder anderen Bergmarathon in<br />

den Alpen, was eigentlich auch nicht optimal für die Knie ist,<br />

zumindest wenn es bergab geht. Aber ich fahre zusätzlich<br />

mehrere tausend Kilometer im Jahr mit dem Fahrrad.“<br />

ein Video zum Thema finden sie unter<br />

www.srh.de > Presse-center > Download bereich<br />

GeorG hAiber<br />

srh Magazin 9


<strong>PErsPEktiVEn</strong> 3/2010 | MEnschEn<br />

bEschützErin dEr klEinstEn<br />

schWesTer uLriKe uMsorGT FrühGeborene<br />

kommt ein kind zu früh zur welt, ist<br />

das für die ganze familie eine extreme<br />

belastungsprobe – auch wenn<br />

heute dank intensivmedizin und<br />

-pflege selbst kleinste „frühchen“<br />

überleben können. ulrike gutberlet,<br />

kinderkrankenschwester im srh zentralklinikum<br />

suhl, begleitet kinder<br />

und Eltern durch höhen und tiefen<br />

des langen stationären aufenthalts.<br />

Sarahs Haut ist empfindlich dünn, fast durchsichtig, ihr Körper<br />

klein und zerbrechlich. Als Decke für das 680 Gramm leichte<br />

Mädchen genügt ein Stofftaschentuch. Denn Sarah wurde viel<br />

zu früh geboren – in der 24. Schwangerschaftswoche. Seither<br />

versorgt die Intensivmedizin das Mädchen – wie lange, ist noch<br />

nicht absehbar.<br />

Während sie Sarah im Inkubator umbettet und die Sensoren<br />

umklebt, damit die Haut des Kindes darunter nicht wund<br />

wird, spricht Ulrike Gutberlet leise mit dem Mädchen, nennt<br />

es immer wieder beim Namen. Sarahs erste Erfahrungen seien<br />

wie die aller Frühgeborenen (s. Kasten S. 12) sehr schmerzhaft,<br />

erklärt die Kinderkrankenschwester. Schock und Stress könnten<br />

ihre spätere Entwicklung entscheidend beeinflussen. „Diese<br />

negativen Erfahrungen möchten wir durch Geborgenheit und<br />

sanfte, entwicklungsfördernde Pflege ausgleichen“, erklärt die<br />

40-Jährige. „Meine Kolleginnen und ich verstehen uns daher<br />

als ‚Anwälte der Kleinen‘: Für eine gewisse Zeit liegt ihre Zukunft<br />

in unseren Händen, und wir beschützen sie. Das danken<br />

uns die Kinder täglich – mit einem enormen Lebenswillen.“<br />

überlebenstraining pur<br />

Ulrike Gutberlet lebt mit ihrer Familie nur einen Katzensprung<br />

von ihrem Arbeitsplatz entfernt. Schon ihre Ausbildung hat<br />

die gebürtige <strong>Suhl</strong>erin im ortsansässigen Klinikum gemacht.<br />

Seit 1990 arbeitet sie auf der neonatologischen Intensivstation<br />

des Perinatalzentrums (s. Kasten S. 11) – und gehört dort inzwischen<br />

zu den erfahrensten Schwestern. Von ihrem Wissen<br />

profitieren ihre jüngeren Kolleginnen und die Kleinsten der<br />

Kleinen.<br />

Dennoch ist ihre tägliche Arbeit auch für sie stets eine Herausforderung.<br />

„Jedes Frühgeborene hat seine ganz eigenen<br />

Bedürfnisse, und je kleiner es ist, desto mehr Aufmerksamkeit<br />

und Fingerspitzengefühl braucht es“, erzählt sie. „In diesen<br />

so hilflos erscheinenden Kindern steckt jedoch eine Menge:<br />

Von Geburt an können sie fühlen, hören, sehen, schmecken,<br />

riechen und tasten. Sie verdienen auf jeden Fall von Anfang<br />

an unseren Respekt.“ Wie lange ein Frühgeborenes auf Stati-<br />

10 srh Magazin<br />

on bleibt, bestimmt es selbst. Bevor es nach Hause darf, muss<br />

es beherrschen, was sonst so selbstverständlich erscheint, wie<br />

eigenständig und stabil zu atmen, zu trinken und die Körpertemperatur<br />

zu halten. Bis zur Entlassung können Wochen<br />

oder Monate ins Land gehen – eine sehr intensive Zeit, wie<br />

Schwester Ulrike sagt. Noch nach Jahren erinnert sie sich an<br />

die Namen ihrer Schützlinge. „Mit der Zeit kenne ich jedes<br />

Kind genau, weiß, ob es weint, weil es Schmerzen oder Hunger<br />

hat oder weil es Aufmerksamkeit fordert“, erzählt sie. Und<br />

ihre kleinen Patienten halten sie ganz schön auf Trab: Sie<br />

wollen unter anderem gewaschen, gewogen, umgebettet und<br />

gefüttert werden. Darüber hinaus stehen für Ulrike Gutberlet<br />

Untersuchungen, Abholdienste und Einsätze im Kreißsaal an.<br />

In der Regel versorgt sie in ihrer Schicht drei Kinder. „Bei extrem<br />

kleinen Frühgeborenen ist jedoch eine Eins-zu-eins-Pflege<br />

erforderlich“, betont sie.<br />

Kein Arbeitstag ist gleich; Routine oder standardisierte<br />

Abläufe gibt es nicht. „Wir beobachten die Kinder und richten<br />

uns nach ihren individuellen Bedürfnissen, stimmen Pflege<br />

und Therapie auf ihren Schlaf-Wach-Rhythmus ab. Das vermeidet<br />

Reizüberflutung und unnötigen Stress“, erklärt die<br />

Kinderkrankenschwester, deren Arbeit sich in den vergangenen<br />

20 Jahren stark verändert hat. Wurde bis vor ein paar<br />

Jahren beispielsweise noch jedes extrem kleine Frühgeborene<br />

künstlich beatmet, beobachten Mediziner und Pflegekräfte<br />

heute zunächst, was ein Kind alleine schafft, bevor sie unterstützend<br />

eingreifen. Dazu muss das Team ein Gespür für jedes<br />

einzelne Frühgeborene entwickeln. „Inzwischen wissen wir<br />

aufgrund unserer Erfahrungen, dass diese Kinder nicht nur<br />

moderne Intensivmedizin benötigen“, betont Ulrike Gutberlet.<br />

„Von der ersten Minute an brauchen sie unter anderem eine<br />

Umgebung, die der im Mutterleib möglichst ähnlich ist, mit<br />

hoher Luftfeuchtigkeit, gleichmäßiger Wärme, Ruhe, Dunkelheit<br />

und räumlicher Begrenzung, aber auch Fürsorge, persönliche<br />

Ansprache – und vor allem die Liebe ihrer Eltern.“<br />

eltern im Ausnahmezustand<br />

Doch nicht nur auf die Frühgeborenen, auch auf die meist<br />

unvorbereiteten Eltern wirkt sich die vorzeitig beendete<br />

Schwangerschaft gravierend aus. Sie erschwert es ihnen, in<br />

ihre Elternrolle hineinzuwachsen. „Vor allem die Mütter leiden.<br />

Mutterfreuden wollen sich nicht einstellen, werden überschattet:<br />

Die Zerbrechlichkeit und Hilflosigkeit ihres Kindes verursachen<br />

ein Chaos in ihrem Gefühlsleben. Sie schwanken zwischen<br />

Angst, Wut, Liebe, Hoffnung, Sorge und Enttäuschung“,<br />

schildert Ulrike Gutberlet. „In dieser schwierigen Zeit<br />

brauchen auch sie die Unterstützung und Aufmerksamkeit<br />

der Pflegekräfte. Wir sind eine Art Bindeglied zwischen >


station für diE klEinstEn<br />

„Perinatal“ bedeutet so viel wie<br />

„rund um die Geburt“. Das Perinatalzentrum<br />

des srh zentralklinikums<br />

suhl hat sich auf die Versorgung<br />

kleinster Frühchen spezialisiert. 26<br />

schwestern und sechs Ärzte betreuen<br />

dort jährlich rund 300 Kinder; knapp<br />

zehn Prozent wiegen bei der Geburt<br />

weniger als 1.500 Gramm. behandlungsschwerpunkte<br />

sind unter anderem<br />

schwere begleiterkrankungen in<br />

der schwangerschaft sowie Vorsorgeuntersuchungen,<br />

etwa vor Kaiserschnitt-<br />

und risikoentbindungen.<br />

MEnschEn | <strong>PErsPEktiVEn</strong> 3/2010<br />

zwischen hightech und kuscheltier: ulrike gutberlet weiß, wie wichtig die balance zwischen technik und menschlicher nähe für ihre kleinen Patienten ist.<br />

><br />

srh Magazin 11


<strong>PErsPEktiVEn</strong> 3/2010 | MEnschEn<br />

die schwestern achten darauf, dass es ihren kleinen Patienten an nichts<br />

mangelt – von der passenden kleidung bis hin zur umfassenden Pflege.<br />

ihnen und dem Kind.“ So früh wie möglich integriert sie<br />

Mütter und Väter daher in die Pflege der Kinder, begleitet die<br />

ersten sanften Berührungen, das erste Wechseln der Windeln,<br />

das erste Kuscheln und überlässt ihnen nach und nach immer<br />

mehr Aufgaben. „Schließlich liegt es in meiner Verantwortung,<br />

die Weichen für eine positive Bindung zwischen Eltern<br />

und Kind zu stellen. Und es ist toll zu sehen, wie glücklich<br />

und entspannt sie sind, wenn sie zum ersten Mal miteinander<br />

kuscheln“, sagt sie.<br />

Damit sich Mütter und Väter nie alleingelassen fühlen, können<br />

sie sich auch nach der Entlassung ihres Kindes jederzeit<br />

an das Stationsteam wenden. Die intensive Auseinandersetzung<br />

mit dem Gefühlsleben der Eltern kommt an: Viele<br />

Familien schicken dem Team regelmäßig Fotos oder Karten<br />

und sagen auf diese Weise noch nach Jahren immer wieder<br />

„Danke“.<br />

Licht und schatten<br />

Ulrike Gutberlet kennt jedoch auch die Schattenseiten ihrer<br />

Arbeit: Der Zustand eines Kindes kann sich plötzlich verschlechtern,<br />

etwa wenn Komplikationen eintreten. Je kleiner<br />

ein Frühgeborenes bei seiner Geburt ist, desto höher ist das<br />

Risiko für Infektionen, Atempausen oder Hirnblutungen. „In<br />

12 srh Magazin<br />

zu früh gEborEn<br />

Von jährlich rund 800.000 neugeborenen in Deutschland<br />

kommen 50.000 als Frühchen zur Welt, also vor<br />

Vollendung der 37. schwangerschaftswoche (ssW); rund<br />

8.000 vor der 30. ssW, etwa 1.000 sogar schon in der<br />

24. und 25. ssW.<br />

Durch die Fortschritte bei schwangerenbetreuung, Ge-<br />

burtshilfe und neugeborenenintensivpflege haben sich<br />

die überlebenschancen selbst kleiner Frühchen ab der<br />

24. ssW enorm verbessert, auch wenn ihre Lunge zu die-<br />

sem zeitpunkt noch nicht ausgereift ist. intensität und<br />

Ausmaß der medizinischen Maßnahmen hängen von<br />

reifegrad und zustand des jeweiligen Frühgeborenen ab.<br />

eine Prognose, wie sich ein Frühchen entwickelt, ist fast<br />

unmöglich: bei extrem kleinen kann der Verlauf völlig<br />

normal sein, während andere später behindert sind. Früh-<br />

geborene sollten daher entwicklungsneurologisch und<br />

-psychologisch nachuntersucht werden, damit bei bedarf<br />

frühzeitig Krankengymnastik, ergotherapie oder Frühför-<br />

derung starten können.<br />

solchen Momenten fühle ich mich innerlich zerrissen: Ziel ist<br />

es, das Kind bestmöglich zu versorgen. Genaue Beobachtung,<br />

schnelles Reaktionsvermögen und ruhiges Handeln sind<br />

oberstes Gebot. Gleichzeitig möchte ich aber auch den Eltern<br />

eine Stütze sein“, beschreibt sie.<br />

Manchmal genügen jedoch kleine Gesten, um Müttern<br />

und Vätern Halt zu geben. „Jedes Kind hat seinen eigenen<br />

Weg. Statistisch gesehen entwickelt sich nur jedes dritte Frühgeborene<br />

normal. Doch was heißt schon normal?“, betont sie.<br />

„Die meisten Eltern schätzen es, dass wir nicht einfach sagen:<br />

Alles wird gut.“ Denn ein Viertel der extrem unreifen Kinder<br />

überlebt nicht – eine Tatsache, die auch für das ganze Team<br />

schwer zu verarbeiten und anzunehmen sei.<br />

Dennoch: Für Ulrike Gutberlet überwiegen die positiven<br />

Aspekte ihrer Arbeit. „Die meisten Frühgeborenen haben<br />

heute eine reelle Überlebenschance, und sie heranreifen zu<br />

sehen ist ein riesiges Geschenk“, sagt sie. „Und wenn am Ende<br />

der Schicht meine Schützlinge ganz entspannt sind, weiß<br />

ich: Es war ein toller Tag, ich habe ihnen gut getan.“ Daraus<br />

schöpft sie ihre Kraft – für sich selbst, für ihre kleinen Patienten<br />

und für deren Eltern.<br />

GAbrieLe jörG


WoHIn dIe ReISe GeHt<br />

nach den viel zitierten 100 tagen habe<br />

ich mir einen ersten eindruck vom<br />

<strong>SRH</strong> <strong>Zentralklinikum</strong> <strong>Suhl</strong> machen können.<br />

nach Analyse der örtlichen Gegebenheiten,<br />

der zukünftigen Marktentwicklungen<br />

im Gesundheitswesen und<br />

der regionalen bevölkerungsstruktur<br />

sowie der Unternehmensstrategie<br />

der <strong>SRH</strong> Holding ergeben sich für das<br />

<strong>Suhl</strong>er klinikum folgende Herausforderungen<br />

für die mittlere Zukunft:<br />

Medizinisches leistungsangebot<br />

Das Leistungsangebot ist insgesamt<br />

über alle Fachkliniken hinweg auf einem<br />

sehr hohen Niveau. Wir verfügen<br />

in <strong>Suhl</strong> bereits auch über den ein oder<br />

anderen sogenannten fachabteilungsbezogenen<br />

„medizinischen Leuchtturm“,<br />

der eine überregionale Strahlkraft hat.<br />

Mit dem Aufbau unserer organisatorischen<br />

Zentren ist der erste Schritt in<br />

die richtige Richtung getan, und es gilt,<br />

diese weiter konsequent mit Leben zu<br />

füllen. Die Krankheitsbilder, für die wir<br />

Behandlungansätze interdisziplinär<br />

weiterentwickeln müssen, sind insbesondere<br />

die Tumor-, Herz-Kreislauf-<br />

und Gefäßsystemerkrankungen. Hier<br />

fordere ich nicht mehr und nicht weniger,<br />

als die Nummer eins in der Region<br />

Südthüringen zu werden.<br />

Vernetzung<br />

Aufgrund der rückläufigen Bevölkerungsentwicklung<br />

in Südthüringen –<br />

bis 2015 etwa minus elf Prozent – ist es<br />

dringend erforderlich, mit einweisenden<br />

Ärzten, Selbsthilfegruppen und<br />

letztlich allen Leistungsanbietern der<br />

Gesundheitsbranche im regionalen<br />

Markt zu kooperieren. Wenn an den<br />

zuweisenden Stellen – also bei der<br />

Versorgung durch niedergelassene<br />

Ärzte – beispielsweise durch Praxisschließungen<br />

Lücken entstehen, ist es<br />

unsere Pflicht, diese Versorgungslücke<br />

aus eigener Kraft zu schließen. Hierzu<br />

ist das Engagement aller Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter notwendig. Durch<br />

die hohe Qualität unserer Leistungserbringung<br />

darf im regionalen Gesundheitsmarkt<br />

kein Weg an uns vorbeige-<br />

hen. Wir werden uns zu einem<br />

kompetenten Gesundheitszentrum<br />

der Region entwickeln.<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

Wir werden auch in Zukunft unsere<br />

Leistung wirtschaftlich erbringen.<br />

Dabei stehen die Interessen der Gesamtklinik<br />

über den Interessen des<br />

Einzelnen. Jede Investition hat sich der<br />

Frage der Wirtschaftlichkeit zu stellen.<br />

Wir müssen in einer zunehmend technisierten<br />

Medizin den medizinisch-technischen<br />

Stand halten und in einzelnen<br />

Bereichen weiter ausbauen, um wettbewerbsfähig<br />

zu bleiben und eine<br />

optimale Versorgung der Patienten zu<br />

gewährleisten.<br />

Personal<br />

Die Personalfrage ist ein Schlüsselthema<br />

der kommenden Jahre. Hier gilt<br />

es, dass wir mit unserem Image und<br />

unserem Leistungsangebot qualifizierte<br />

Fachkräfte aus allen medizinischen und<br />

nicht medizinischen Bereichen auf uns<br />

aufmerksam machen und für unser<br />

Haus gewinnen. Oder einfach gesagt:<br />

Tue Gutes und rede darüber! Insbesondere<br />

die Entwicklung der Altersstruktur<br />

spielt eine große Rolle. Dies gilt nicht<br />

nur für unsere Patientinnen und Patien-<br />

<strong>SRH</strong> ZentRalklinikuM SuHl eInblIck | PeRSPektIven 3/2010<br />

GeScHäftSfüHReR iM SuHleR klinikuM ZieHt eRSte BilanZ<br />

Hans-Peter Jochum, Geschäftsführer des <strong>SRH</strong> <strong>Zentralklinikum</strong>s <strong>Suhl</strong><br />

ten, sondern spiegelt sich auch bei den<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wider.<br />

Hier muss ein „guter Mix“ entwickelt<br />

werden, das heißt, bewährte Erfahrungen<br />

und neue Ideen sollen miteinander<br />

verbunden werden.<br />

Professionalität<br />

Dieser Punkt beinhaltet selbstverständlich<br />

die fachliche Profession. Darüber<br />

hinaus stellt sich zunehmend die Frage,<br />

Wie wir unsere Fachlichkeit im Alltag<br />

auf den Stationen kommunizieren. Ich<br />

sehe an der unmittelbaren Schnittstelle<br />

zu unseren Patientinnen und Patienten<br />

sowie deren Besuchern stetiges Verbesserungspotenzial.<br />

Hilfreich ist dabei eine<br />

kritische Reflexion des eigenen<br />

Kommunikationsverhaltens. Halten wir<br />

uns alle vor Augen, was es heißt, in<br />

einem Dienstleistungsunternehmen zu<br />

arbeiten. Denn gerade das tun wir:<br />

Dienst am Menschen.<br />

Ihr<br />

Hans-Peter Jochum<br />

Geschäftsführer<br />

<strong>SRH</strong> Magazin I


PeRSPektIven 3/2010 | eInblIck <strong>SRH</strong> ZentRalklinikuM SuHl<br />

MAGnetfeld GeGen InkontInenZ<br />

II <strong>SRH</strong> Magazin<br />

BeckenBodenZentRuM eRWeiteRt Sein anGeBot<br />

Inkontinenz ist ein thema, das viele frauen plagt. Seit 2010<br />

bietet das <strong>SRH</strong> <strong>Zentralklinikum</strong> <strong>Suhl</strong> eine weitere therapieform<br />

an: neocontrol ® ist ein verfahren, bei dem ein stark pulsierendes<br />

und therapeutisch sehr wirkungsvolles Magnetfeld<br />

entsteht, das bei den Patientinnen ein leichtes vibrieren der<br />

beckenbodenmuskulatur auslöst und als klopfen spürbar ist.<br />

Wie eine Gesundheitsstudie aus dem Jahr 2006 zeigt, leiden<br />

21 Prozent aller Frauen in Deutschland an Harninkontinenz.<br />

Neben den konservativen Methoden wie einer Änderung des<br />

Lebensstils, physiotherapeutischen Maßnahmen, medikamentöser<br />

Behandlung oder Operationen gibt es seit diesem Jahr<br />

eine weitere Therapieform am <strong>SRH</strong> Zen tralklinikum <strong>Suhl</strong>.<br />

Diese Technik erzeugt ein stark fokussiertes, zeitlich variierendes<br />

Magnetfeld, das tief in das sogenannte Perineum,<br />

das ist die Region zwischen After und äußeren Geschlechtsorganen,<br />

eindringt. Dabei wird die Beckenbodenmuskulatur<br />

durch Stimulation aller Nerven aktiviert. Die Impulse durchdringen<br />

die Kleidung, die Knochen und das Weichteilgewebe,<br />

um die gewünschten Nervenzellen und die Muskulatur zu<br />

Magnetstimulation durch den neocontrol ® -Sessel<br />

stimulieren. Manche Patientinnen entwickeln dadurch in der<br />

untrainierten Muskulatur des Beckenbodens nach entsprechenden<br />

Sitzungen ein Gefühl von Muskelkater.<br />

Das Verfahren lässt sich bei allen Formen der Harninkontinenz,<br />

bei Stuhlinkontinenz, aber auch bei Erektionsstörungen,<br />

bei Orgasmusstörungen sowie bei chronischen Unterbauchbeschwerden<br />

anwenden. Nicht geeignet ist es bei Patienten mit<br />

Herzschrittmacher, leitenden Metallen im Behandlungsgebiet<br />

(Frauen mit Spirale oder Intimpiercing) oder mit Gefühlsverlust<br />

im Bereich des Beckens, beispielsweise Querschnittlähmung,<br />

sowie in der Schwangerschaft.<br />

Betroffene, die sich für diese Therapiemöglichkeit entscheiden,<br />

erhalten zunächst zehn Behandlungen. Eine Sitzung<br />

dauert 20 Minuten. Die Patientin sitzt auf dem speziellen<br />

NeoControl ® -Sessel. Entscheidend ist, dass sich die Intensität<br />

der Magnetfelder individuell einstellen lässt und so jeder<br />

einzelnen Patientin gerecht wird. Ob die Behandlung Erfolg<br />

hat, prüft der Arzt über die sogenannte Visualanalog-Skala<br />

(VAS), die vor und nach den ersten zehn Sitzungen erhoben<br />

wird. Auf einer Skala von null bis zehn kann die Patientin<br />

angeben, wie ihr Empfinden bezüglich ihrer Lebensqualität ist.<br />

Auch die Häufigkeit, mit der die Harninkontinenz nach der<br />

Therapie auftritt, dient der Erfolgskontrolle.<br />

Vorteile der Behandlung bestehen darin, dass im Vergleich<br />

zu anderen Therapieformen die gesamte Muskulatur des<br />

Beckenbodens beansprucht wird, was auch zu einer Verbesserung<br />

des gesamten Muskelapparates des Beckenbodens führt.<br />

Zudem ist die Anwendung einfach, schmerzfrei und ohne<br />

Nebenwirkungen. Damit geht eine sehr hohe Akzeptanz, besonders<br />

auch bei älteren Betroffenen, einher.<br />

erste ergebnisse und aussichten<br />

Seit April 2010 verfügt das Zentrum für Kontinenz und Beckenbodenchirurgie<br />

am <strong>SRH</strong> <strong>Zentralklinikum</strong> <strong>Suhl</strong> über diese<br />

Behandlungsmöglichkeit. Sie hat sich als äußerst wirksam herausgestellt.<br />

Nach Einschätzung von Dr. med. Thomas Hagemeier,<br />

Leiter des Zentrums, ist auch der Zuspruch der Patientinnen<br />

größer als erwartet. „Das gilt vor allem für Frauen, die<br />

häufig als ‚ausgebrannte‘ Patientinnen bezeichnet werden –<br />

bezogen auf die Therapie: Betroffene mit mehrfachen Operationen<br />

wie einer Anhebung des Blasenhalses, Beckenbodenplastik<br />

oder Bulkingverfahren etwa“, berichtet Dr. Hagemeier.<br />

„Erste Analysen und Befragungen der Patientinnen zeigen<br />

Erfolge, die aufgrund der vorausgegangenen Erfahrungen<br />

nicht in dieser Form zu erwarten waren.“<br />

Die ersten 23 Patientinnen am <strong>Suhl</strong>er <strong>Zentralklinikum</strong><br />

konnten diese Therapie bereits wahrnehmen oder befinden<br />

sich im Verlauf der Behandlung. Die Resonanz ist überwiegend<br />

sehr gut. Nach Befragen fühlen sich die Patientinnen deutlich<br />

kontinenter. Damit ist gleichzeitig eine wesentlich verbesserte<br />

Lebensqualität verbunden, und der Leidensdruck ist weniger<br />

spürbar. „Allerdings sind Wiederholungstherapien notwendig<br />

und können den Erfolg auch auf längere Sicht stabilisieren“, so<br />

Dr. Hagemeier. „Die Behandlung der Harninkontinenz ist eine<br />

ganzheitliche, lebenslang begleitende Therapie. Zu glauben,<br />

dass nur wenige Sitzungen einen Therapieerfolg lebenslang<br />

erzeugen können, ist ein Trugschluss. Die Patientinnen müssen<br />

hierüber intensiv aufgeklärt werden.“ Weitere Studien und<br />

Analysen der Ergebnisse werden folgen, um so auch in Zukunft<br />

betroffenen Frauen neben Operation und der klassischen,<br />

konservativen Therapie gesichert eine wirksame Alternative<br />

anzubieten.


<strong>SRH</strong> ZentRalklinikuM SuHl eInblIck | PeRSPektIven 3/2010<br />

MeHR SIcHeRHeIt füR PAtIenten<br />

Medikamentenfehler passieren – bei der<br />

schriftlichen verordnung, der verabreichung<br />

am krankenbett, durch falsche<br />

einnahme. Im <strong>SRH</strong> <strong>Zentralklinikum</strong> <strong>Suhl</strong><br />

werden nebenwirkungen und Medikamentenfehler<br />

jetzt besser erkannt und<br />

verhindert. Möglich macht dies die<br />

neue verschreibungssoftware Rpdoc.<br />

Schätzungen zufolge sterben jährlich<br />

circa 16.000 bis 25.000 Menschen an<br />

unerwünschten Arzneimittelwirkungen;<br />

die Dunkelziffer liegt wahrscheinlich<br />

wesentlich höher. „Grundsätzlich kann<br />

eine Nebenwirkung bei jedem Menschen<br />

hervorgerufen und von jedem Medikament<br />

ausgelöst werden“, sagt Prof. Dr.<br />

med. Werner Haberbosch, Ärztlicher<br />

Direktor im <strong>SRH</strong> <strong>Zentralklinikum</strong> <strong>Suhl</strong>.<br />

„Gerade ältere und schwerkranke Patienten<br />

nehmen aufgrund ihrer multiplen<br />

Erkrankungen häufig viele Medikamente<br />

ein. Dadurch steigt die Gefahr von<br />

Wechselwirkungen.“<br />

neue Verschreibungssoftware hilft<br />

Die häufigsten Fehler in Sachen Medikamentengabe<br />

passieren bei der Verordnung<br />

und beim Verabreichen, etwa<br />

durch falsche Dosierung sowie Medikamenten-<br />

oder Patientenverwechslung.<br />

Werden Medikamente handschriftlich<br />

verordnet, kann es bereits durch<br />

schlecht leserliche Schrift, besonders<br />

bei ähnlich klingenden Medikamentennamen,<br />

zu fatalen Verwechslungen<br />

kommen.<br />

Um die Sicherheit der Patienten zu<br />

erhöhen, wurde daher im vergangenen<br />

Jahr im <strong>Suhl</strong>er <strong>Zentralklinikum</strong> eine<br />

Verschreibungssoftware für Medikamente<br />

eingeführt. Zunächst wird bei jedem<br />

Patienten, der neu hierherkommt, die<br />

Hausarztmedikation im Computer registriert.<br />

Da im Krankenhaus teilweise andere<br />

Präparate mit dem gleichen Wirk-<br />

oder Inhaltsstoff vorrätig sind, kann es<br />

sein, dass ein Patient ein anderes Medikament<br />

bekommt als zu Hause. Dieses<br />

besitzt jedoch dieselbe Wirkung. Schon<br />

jetzt erkennt der Computer mögliche<br />

neue VeRScHReiBunGSSoftWaRe auSGeZeicHnet<br />

dr. dirk keiner, Prof. dr. Werner Haberbosch und case-Managerin Sabine Straube haben am<br />

elektronischen visitenwagen Zugriff auf die neue verschreibungssoftware.<br />

Fehldosierungen und/oder Wechselwirkungen,<br />

und es erscheint ein Warnzeichen,<br />

das den eingebenden Arzt zur<br />

Änderung auffordert.<br />

Zusätzlich werden wichtige Laborwerte<br />

wie Nierenfunktionsparameter<br />

erfasst, sodass im Falle einer erforderlichen<br />

Dosisanpassung der Arzt ebenfalls<br />

informiert wird. Weiterhin kann jeder<br />

Arzt über eine umfassende Bibliothek<br />

in der Software Informationen über die<br />

Wirkungsweise sowie mögliche Neben-<br />

und Wechselwirkungen erhalten. Bei<br />

der Entlassung der Patienten wird die<br />

empfohlene Medikation elektronisch in<br />

den Entlassungsbrief übernommen, bei<br />

Bedarf lässt sich die Klinik- wieder in<br />

die Hausarztmedikation „übersetzen“.<br />

Weitere Maßnahmen<br />

Studien in den USA zeigen bereits eindrücklich,<br />

dass mithilfe von Computersystemen<br />

in Krankenhäusern wesentlich<br />

weniger Verschreibungsfehler auftreten.<br />

Daher werden auch im <strong>SRH</strong> <strong>Zentralklinikum</strong><br />

<strong>Suhl</strong> künftig Nebenwirkungen<br />

systematisch erfasst.<br />

Der Leiter der Krankenhausapotheke,<br />

Dr. rer. nat. Dirk Keiner, und seine<br />

Mitarbeiter überwachen zusätzlich in<br />

vielen Fachbereichen die Arzneimitteltherapie.<br />

Auch soll im Klinikum ein<br />

Fehlerberichtswesen eingerichtet werden,<br />

bei dem Ärzte – anonym oder personifiziert<br />

– Fehler oder Beinahe-Fehler<br />

melden sollen.<br />

Diese Berichte werten Ärzte und<br />

Apotheker gemeinsam aus, um daraus<br />

zu lernen und ähnliche Probleme in<br />

Zukunft zu vermeiden. Außerdem<br />

erhalten die Patienten künftig Merkbriefe,<br />

in denen ihre jeweiligen Medikamente<br />

mit Wirkungsweise und den<br />

möglichen Nebenwirkungen sowie mit<br />

Hinweisen zur korrekten Einnahme<br />

beschrieben sind.<br />

Lösungen von Mitarbeitern, die die<br />

Versorgung der Patienten verbessern,<br />

zeichnet die <strong>SRH</strong> Kliniken GmbH jährlich<br />

mit dem Qualitätspreis aus. In diesem<br />

Jahr kürte die Fachjury das Projekt<br />

des <strong>SRH</strong> <strong>Zentralklinikum</strong>s <strong>Suhl</strong> zur Erhöhung<br />

der Arzneimitteltherapiesicherheit<br />

zum Sieger. „Wir wollen zufriedene<br />

und mündige Patienten, die von der<br />

Qualität unserer Behandlung und Betreuung<br />

überzeugt sind. Dafür engagieren<br />

sich unsere Mitarbeiter jeden Tag –<br />

mit Erfolg“, meint Prof. Haberbosch zu<br />

der Auszeichnung.<br />

<strong>SRH</strong> Magazin III


PeRSPektIven 3/2010 | eInblIck <strong>SRH</strong> ZentRalklinikuM SuHl<br />

kAtHeteR StAtt SkAlPell<br />

Iv <strong>SRH</strong> Magazin<br />

MyoMeMBoliSation VeRSPRicHt ScHnelle GeneSunG<br />

dr. med. oliver Heine, chefarzt der klinik für frauenheilkunde und Geburtsmedizin<br />

Myome sind kleine Muskelknoten in der<br />

Gebärmutterwand. bisher wurden sie<br />

medikamentös oder operativ behandelt.<br />

Seit frühjahr dieses Jahres bieten die<br />

klinik für frauenheilkunde und Geburtsmedizin<br />

und die angiologische Abteilung<br />

am <strong>SRH</strong> <strong>Zentralklinikum</strong> <strong>Suhl</strong> ein<br />

schonendes verfahren ohne operation<br />

an: die sogenannte Myomembolisation.<br />

Etwa jede dritte Frau hat ein oder mehrere<br />

Myome – oft ohne es zu ahnen. Diese<br />

können Blutungsstörungen, Unterbauchschmerzen<br />

und Unfruchtbarkeit verursachen.<br />

Myome sind und bleiben gutartig.<br />

Während bei Frauen mit Kinderwunsch<br />

vorwiegend das minimalinvasive laparoskopische<br />

Verfahren der Myomenukleation<br />

angewendet wird, bei der die Knoten<br />

aus der Gebärmutter entfernt<br />

werden, galt bei abgeschlossener Fami-<br />

lienplanung bisher die Entfernung der<br />

Gebärmutter (Hysterektomie) als Standardmethode.<br />

Erst seit Kurzem beginnt<br />

sich in Deutschland ein neues Verfahren<br />

– eine sanfte Alternative zum Skalpell<br />

– durchzusetzen: die intraarterielle<br />

Transkatheterembolisation oder Myomembolisation.<br />

Sie garantiert einen Erhalt<br />

der Gebärmutter, was dem Wunsch vieler<br />

Frauen nachkommt.<br />

Ihr Vorteil: Sie wird ohne „Narkose<br />

und Skalpell“, das heißt ohne Öffnung<br />

des Bauchraumes und damit ohne das<br />

Risiko eines Blutverlusts durchgeführt.<br />

Weitere Pluspunkte sind der sehr kurze<br />

stationäre Krankenhausaufenthalt, eine<br />

rasche Genesung und ein insgesamt geringeres<br />

Risiko als bei Operationen.<br />

Auch die bisher erzielten Ergebnisse<br />

sind vielversprechend: Die Ansprechraten<br />

bei Blutungsstörungen liegen bei 85<br />

bis 94 Prozent, eine Reduktion des Uterus-<br />

und Myomvolumens mit entsprechendem<br />

Rückgang der Beschwerden<br />

gelingt in bis zu 80 Prozent der Fälle.<br />

interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />

Seit Frühjahr dieses Jahres bietet die<br />

Klinik für Frauenheilkunde und Geburtsmedizin<br />

am <strong>SRH</strong> <strong>Zentralklinikum</strong><br />

<strong>Suhl</strong> in enger Zusammenarbeit mit der<br />

angiologischen Abteilung thüringen weit<br />

dieses schonende Verfahren ohne<br />

Ope ration an. Seit seiner Einführung<br />

konnten hier bereits die ersten positiven<br />

Erfahrungen gesammelt werden.<br />

Wie Chefarzt Dr. med. Oliver Heine<br />

erklärt, liegt der größte Vorteil für die<br />

Patientinnen darin, dass ohne Narkose<br />

und Operation in sehr viel kürzerer Zeit<br />

wesentlich effektiver und schonender<br />

behandelt werden kann. Nicht anwenden<br />

lässt sich das Verfahren in der<br />

Schwangerschaft, bei Entzündungen im<br />

Becken, bei Verdacht auf bösartige Erkrankungen<br />

der Gebärmutter und Kontrastmittelallergien.<br />

Außerdem sollte die<br />

Familienplanung abgeschlossen sein.<br />

Mit dem neuen Verfahren lassen<br />

sich Myome bis zu einer Größe von<br />

zehn Zentimetern Durchmesser behandeln.<br />

Über einen Katheter, der in ein<br />

Gefäß der Leistenregion eingeführt und<br />

unter Röntgen-Durchleuchtung nahe<br />

beim Knoten platziert wird, werden<br />

Kunststoffkügelchen eingeschwemmt,<br />

die die Blutgefäße am Myom gezielt<br />

verstopfen. Die Myome trocknen dadurch<br />

aus und verringern ihr Volumen.<br />

Der Eingriff erfolgt meistens in Lokalanästhesie.<br />

Die mit dem Gefäßverschluss eintretenden<br />

Schmerzen erfordern eine<br />

entsprechende Schmerzbehandlung in<br />

den ersten 24 bis 48 Stunden nach<br />

dem Eingriff. Aus diesem Grund werden<br />

die meisten Patientinnen kurzzeitig<br />

stationär aufgenommen. In der Mehrzahl<br />

der Fälle sind die Frauen nach ein<br />

bis zwei Wochen wieder arbeitsfähig.<br />

Sie spüren eine erhebliche Besserung<br />

der Symptome und damit auch ihrer<br />

Lebensqualität.


„MaMa, das schaff’ ich allEin“<br />

antonio gomez del Valle ist seit seiner<br />

geburt halbseitig gelähmt und leidet<br />

an Epilepsie. die krankheit bringt<br />

Eltern und kind bisweilen psychisch<br />

und physisch an ihre grenzen. dank<br />

des therapiekonzepts des srh fachkrankenhauses<br />

neckargemünd schöpft<br />

die familie heute wieder Mut und<br />

zuversicht.<br />

Zweimal dachten die Eltern, ihr Sohn<br />

Antonio würde sterben. Beim ersten<br />

Mal war er noch gar nicht auf der Welt.<br />

„Es war wenige Tage vor der Geburt.<br />

Ich bekam ein Wehenmittel. Kurze Zeit<br />

später konnte man an den Aufzeichnun-<br />

AnTonio TrAuT sich iMMer Mehr zu<br />

gen des Wehenschreibers sehen, dass<br />

etwas nicht stimmt. Die Herztöne waren<br />

nicht mehr da. Antonio musste mit einem<br />

Notkaiserschnitt geholt werden“, erzählt<br />

Petra Gomez. Der Junge lebte, doch er<br />

war halbseitig gelähmt.<br />

Beim zweiten Mal war Antonio fast<br />

drei Jahre alt. Eines Nachmittags musste<br />

sich Antonio plötzlich übergeben. Er<br />

krampfte, und seine Pupillen rasten<br />

wie wild hin und her. Die Eltern redeten<br />

auf ihn ein. Aber er reagierte nicht.<br />

„Wir dachten, er erstickt an Erbrochenem.<br />

Mein Mann hielt ihn in seinen<br />

Armen. Wir waren verzweifelt. Diese<br />

Ohnmacht – schrecklich“, beschreibt die<br />

MEnschEn | <strong>PErsPEktiVEn</strong> 3/2010<br />

Mutter. Erst nach einigen Minuten kam<br />

Antonio wieder zu sich. Der Notarztwagen<br />

brachte ihn ins Krankenhaus. Nichts<br />

deutete zunächst auf Epilepsie hin, selbst<br />

die Untersuchungen in einem Epilepsiezentrum<br />

waren negativ. „Man sagte uns,<br />

dass es ein Fieberkrampf gewesen sei.“<br />

Familie in not<br />

Die Ungewissheit und die Angst blieben.<br />

Denn ein solcher Zwischenfall könne<br />

sich jederzeit wiederholen, erklärten<br />

die Ärzte den Eltern. Auch Antonio<br />

spürte, dass etwas mit ihm geschah, das<br />

er nicht verstand und vor dem er sich<br />

instinktiv fürchtete. „In seiner Not ><br />

srh Magazin 13


<strong>PErsPEktiVEn</strong> 3/2010 | MEnschEn<br />

klammerte er sich an uns. Nachts lag er<br />

immer direkt neben uns im Kinderbett,<br />

und wir schliefen in dieser Zeit sehr<br />

schlecht“, erzählt seine Mutter. Hinzu<br />

kamen, so die Mutter weiter, die Belastungen<br />

bedingt durch Antonios motorische<br />

Störungen. „Er konnte sich nicht<br />

so frei bewegen wie andere Kinder. Das<br />

wirkte sich negativ auf sein Selbstbewusstsein<br />

aus.“<br />

Wie ein Wunder<br />

Die Situation eskalierte, als der Junge<br />

kurze Zeit nach dem Anfall infolge<br />

seiner Lähmung an der Achillessehne<br />

operiert werden und sechs Wochen einen<br />

Gips tragen musste. Das behinderte<br />

ihn zusätzlich beim Laufen, Raufen und<br />

allem, was ihm Spaß machte. Antonio<br />

war fortan äußerlich wie innerlich gelähmt.<br />

Er weigerte sich, in den Kindergarten<br />

zu gehen, wollte keine Freunde<br />

mehr treffen. In ihrer Not wandten sich<br />

die Eltern an das Kinderkrankenhaus in<br />

Stuttgart, das wiederum gemeinsam mit<br />

dem betreuenden Kinderarzt vor Ort den<br />

Kontakt zum <strong>SRH</strong> Fachkrankenhaus in<br />

Neckargemünd herstellte. Antonio blieb<br />

dort drei Wochen lang stationär, gemeinsam<br />

mit seiner Mutter. „Was dort<br />

14 srh Magazin<br />

geschah, grenzt an ein kleines Wunder.<br />

Innerhalb weniger Wochen gelang es<br />

dem Team, ihn aus seinem Loch zu befreien“,<br />

schildert Petra Gomez. Antonio<br />

hatte einen festen Stundenplan mit ärztlich-medizinischer<br />

und psychologischer<br />

Betreuung, Ergo-, Physio- und Musiktherapie.<br />

Es wurden aber auch gezielt<br />

Freiräume geschaffen für Handwerkliches<br />

und Spiel. Die Tage im Krankenhaus<br />

gaben ihm seine kindliche Unbekümmertheit<br />

und Offenheit zurück.<br />

Der Alltag brachte jedoch immer<br />

wieder Rückschläge. Fünf Anfälle, zunächst<br />

stets bei Fieber, hat Antonio bis<br />

heute erlitten. Der letzte, im Frühjahr<br />

dieses Jahres, war der schlimmste. „Ich<br />

wollte gerade Fieber bei ihm messen.<br />

Da wurde er unruhig, und diese Übelkeit<br />

stieg wieder in ihm hoch. Obwohl<br />

sich der Anfall vorher ankündigte, traf er<br />

uns besonders hart, denn er dauerte fast<br />

eine Stunde“, sagt seine Mutter. Durch<br />

den Krampf haben sich die Lähmungserscheinungen<br />

wieder verschlimmert und<br />

machten damit die mühsam erkämpften<br />

motorischen Fortschritte zunichte.<br />

Wieder musste er in die Neckargemünder<br />

Klinik. Nach intensiven Untersuchungen<br />

bestand dieses Mal kein Zwei-<br />

fel mehr: Antonio leidet an Epilepsie, die<br />

durch die Hirnschädigung bei der Geburt<br />

verursacht wurde. Es handelt sich nicht<br />

um einfache sogenannte Fieberkrämpfe.<br />

„Dass diese Erkenntnis so lange dauerte,<br />

liegt an dem besonderen Verlauf bei<br />

Antonio“, erläutert Dr. Gereon Schädler,<br />

Chefarzt der Abteilung Pädiatrie/Neuropädiatrie<br />

am <strong>SRH</strong> Fachkrankenhaus<br />

Neckargemünd und behandelnder Arzt<br />

von Antonio. „Die besten Aussagen zur<br />

Fragestellung Epilepsie liefert bis heute<br />

die Elektroenzephalografie (EEG), bei<br />

der die elektrische Aktivität des Gehirns<br />

gemessen wird. Aber letztlich müssen<br />

wir einzelne Erkenntnisse, die wir aus<br />

Laborwerten, Befragen des Patienten<br />

sowie bildgebenden Untersuchungen<br />

(Sonografie, Computertomografie, Kernspintomografie)<br />

gewinnen, wie ein Puzzle<br />

zusammenfügen.“ Kaum weniger<br />

komplex sind die Therapieoptionen<br />

(s. Kasten).<br />

Kleine schritte nach vorne<br />

Inzwischen erhält Antonio Medikamente.<br />

Er hat in den vergangenen Monaten große<br />

Fortschritte gemacht, und auch den<br />

Eltern geht es besser. Zu wissen, an welcher<br />

Krankheit ihr Sohn leidet und dass


wenn antonio gerade mal nicht fußball spielt, radelt er mit seinem cousin david um die wette.<br />

radfahren fördert den gleichgewichtssinn und hat daher auch einen therapeutischen nutzen.<br />

der fußball ist eines seiner lieblingsspielzeuge. im wM-Endspiel hat er natürlich den spaniern die<br />

daumen gedrückt.<br />

kurzschluss iM hirn<br />

circa fünf bis zehn Prozent aller Menschen erleiden einmal im Leben einen epi-<br />

leptischen Anfall – am häufigsten vor dem siebten oder nach dem 65. Lebens-<br />

jahr. Meist kündigen sich diese unkontrollierbaren zuckungen durch ein „Vorge-<br />

fühl“ (Aura) an, etwa durch ein pelziges Gefühl, Kribbeln oder Gänsehaut, aber<br />

auch durch hautrötungen und herzrasen. bei anderen epilepsieformen werden<br />

Patienten sofort bewusstlos und fallen in einen Krampfzustand, der in der regel<br />

jedoch von alleine nach etwa fünf Minuten abklingt.<br />

schlafmangel, Medikamente und Drogen (Alkohol) können diese fehlgesteuerten<br />

elektrischen entladungen im hirn auslösen. Treten sie ohne solche auslösenden<br />

Faktoren auf, liegen möglicherweise besondere genetische Dispositionen, stoff-<br />

wechselstörungen oder strukturstörungen des hirns vor. zur Therapie stehen<br />

dem Arzt zahlreiche Präparate zur Auswahl. in machen Fällen helfen auch psycho-<br />

therapeutische Verfahren. Dadurch lernen die betroffenen, Anfälle aus eigener<br />

Kraft abzuwenden, beispielsweise indem sie bei den ersten Anzeichen ihre<br />

Aufmerksamkeit gezielt auf bestimmte Dinge umlenken. in der Fachliteratur<br />

wird von einem Klarinettisten berichtet, der sich in dieser situation immer den<br />

Fudschijama vorstellt – ein bild aus der zeit seiner hochzeitsreise.<br />

MEnschEn | <strong>PErsPEktiVEn</strong> 3/2010<br />

diese therapierbar ist, nimmt ihnen die<br />

quälende Unsicherheit. Alle drei fühlen<br />

sich in Neckargemünd in besten Händen.<br />

In regelmäßigen Abständen soll sich<br />

Antonio dort vorstellen und weiter behandeln<br />

lassen. Im nächsten Frühjahr ist<br />

geplant, Antonio in eine Forced-Use-Therapie<br />

einzubinden, bei der die gesunde<br />

Hand zeitweise ruhiggestellt wird und<br />

die Kinder lernen sollen, gezielt die<br />

Muskeln der gelähmten Hand zu benutzen<br />

(s. Ausgabe 1/2007, S. 5). Seine Mutter<br />

ist vom Konzept der Klinik überzeugt:<br />

„Das Team hier fördert und<br />

motiviert Antonio nach Kräften. Er ist<br />

viel selbstständiger, traut sich mehr zu<br />

und sagt öfter: ‚Mama, das schaff’ ich allein.‘<br />

Stolz hat er mir vor Kurzem gezeigt,<br />

was er schon alles kann. Er ist sogar ein<br />

Stück weit die Kletterwand hinaufgestiegen.“<br />

Mit dieser neuen Zuversicht gehen<br />

Antonio und seine Eltern die nächsten<br />

Aufgaben an. Nach den Ferien kommt<br />

der Sechsjährige in die Schule. Und<br />

wenn er sich weiter so positiv entwickelt,<br />

geht es vielleicht im nächsten Jahr<br />

nach Spanien ans Meer. Denn Antonio<br />

ist eine richtige Wasserratte.<br />

GeorG hAiber<br />

srh Magazin 15


<strong>PErsPEktiVEn</strong> 3/2010 | hintErgrund<br />

„ich sEhE kEinEn ÄrztEMangEl“<br />

bevor dr. thomas wolfram im März<br />

dieses Jahres seine stelle als geschäftsführer<br />

der srh kliniken antrat, leitete<br />

der ausgebildete unfallchirurg als<br />

geschäftsführer das srh zentralklinikum<br />

in suhl.<br />

16 srh Magazin<br />

inTerVieW MiT Dr. ThoMAs WoLFrAM<br />

kein land leistet sich ein so teures<br />

gesundheitssystem wie deutschland.<br />

dennoch ist hierzulande von einem<br />

fachärztemangel die rede. wie es dazu<br />

kommt und wie die srh kliniken damit<br />

umgehen, erklärt dr. thomas wolfram,<br />

gesundheitsvorstand in der srh holding<br />

und geschäftsführer der srh kliniken<br />

gmbh.<br />

■ unser gesundheitssystem ist kaum<br />

mehr finanzierbar. woran liegt das?<br />

Tatsächlich gibt es hierzulande doppelt<br />

so viele Krankenhausbetten bezogen<br />

auf 1.000 Einwohner wie in anderen<br />

Ländern. Und nirgendwo sonst gehen<br />

die Menschen so häufig ins Krankenhaus<br />

wie in Deutschland. Dabei sind<br />

wir im Durchschnitt nicht kränker als<br />

unsere ausländischen Nachbarn. Ich<br />

sehe den Grund in einem wirtschaftlichen<br />

Druck, denn die einzelnen Häuser<br />

wollen ihre Betten belegen. Das Angebot<br />

schafft also den Bedarf und nicht<br />

umgekehrt.<br />

Im Vergleich mit anderen Industrieländern<br />

hält Deutschland eine überdurchschnittlich<br />

gute und teure ärztliche<br />

Versorgung vor. So sind hier zum<br />

Beispiel im Schnitt doppelt so viele<br />

Fachärzte zugelassen, und es gibt rund<br />

100 Ärzte pro 100.000 Einwohner mehr<br />

als in vergleichbaren Staaten.<br />

■ warum ist trotz der vergleichsweise<br />

hohen Medizinerdichte von einem fachärztemangel<br />

die rede?<br />

Ich sehe keinen Ärztemangel, sondern<br />

eher ein Verteilungsproblem. In ländlichen<br />

Regionen haben wir weniger Spezialisten.<br />

Dort verlagert sich die fachärztliche<br />

Versorgung mehr und mehr in<br />

die Krankenhäuser, sodass die Menschen<br />

weitere Strecken in Kauf nehmen<br />

müssen.<br />

Zudem könnte uns ein neues Geschäftsmodell<br />

einen Mangel suggerieren.<br />

Seit ein, zwei Jahren kündigen immer<br />

mehr Fachärzte ihr Anstellungsverhältnis<br />

im Krankenhaus, bieten sich den<br />

Kliniken aber über Leasinggesellschaften


wieder an – natürlich gegen ein höheres<br />

Gehalt und geregelte Arbeitszeiten.<br />

Diese Ärzte sind im System vorhanden,<br />

tauchen aber in keiner Statistik auf,<br />

denn sie verfügen weder über die kassenärztliche<br />

Zulassung, die ein niedergelassener<br />

Arzt benötigt, noch sind sie<br />

als Krankenhausangestellte geführt.<br />

■ wie ist so etwas möglich?<br />

Das liegt an unserem System. Es trennt<br />

die Sektoren „stationär“ und „ambulant“<br />

strikt. Die Kapazitäten beider Bereiche<br />

werden unabhängig voneinander geplant.<br />

Krankenhausärzte unterliegen<br />

den Vorgaben der einzelnen Bundesländer,<br />

für ambulant tätige Ärzte sind dagegen<br />

die kassenärztlichen Vereinigungen<br />

zuständig. Solange sich für die<br />

Berufsgruppe der Fachärzte keiner zuständig<br />

fühlt, wird es auch kein Gesetz<br />

geben, das hier klare Spielregeln schafft.<br />

■ wie reagieren die srh kliniken auf<br />

diese situation?<br />

Natürlich sind auch wir von diesem<br />

Missstand betroffen. Unser Ziel ist es<br />

daher, unsere Ärzte im Unternehmen zu<br />

halten, etwa durch ein überzeugendes<br />

Aus- und Weiterbildungskonzept. Dieses<br />

Konzept haben wir im Rahmen unserer<br />

Kampagne „Initiative Neue Ärzte“<br />

vor zwei Jahren gestartet, und es wird<br />

von unseren Mitarbeitern sehr gut angenommen.<br />

So ist in unseren Kliniken<br />

die Fluktuation bei Medizinern in den<br />

vergangenen drei Jahren um mehr als<br />

20 Prozent gesunken. Das werte ich<br />

als Erfolg.<br />

■ welche schwerpunkte setzt die srh?<br />

Bestimmte Krankheitsbilder werden<br />

sich künftig häufen: Dazu zählen Herz-<br />

Kreislauf- und Krebserkrankungen.<br />

Auch die Zahl derer, die unter Schlaganfällen<br />

und Knochen- sowie Gelenkschmerzen<br />

leiden, wird zunehmen.<br />

Daher sehen wir die vier Disziplinen<br />

Kardiologie/Gefäßmedizin, Neurologie,<br />

Onkologie und Orthopädie als Schwerpunkte,<br />

in denen wir besondere medizi-<br />

nische Kompetenz anbieten. Beispielsweise<br />

sind drei unserer Ärzte in der<br />

aktuellen Liste der besten Wirbelsäulenspezialisten,<br />

die das Magazin FOCUS<br />

aufgestellt hat, bundesweit unter den<br />

Top 50 gelistet (siehe auch S. 5).<br />

■ die srh ist eine stiftung. welche konsequenzen<br />

hat das für den krankenhausbetrieb<br />

und den Patienten?<br />

Der Vorteil ist, dass wir gemeinnützig<br />

tätig sein können. Das heißt, es gibt<br />

keine Interessen von Aktionären oder<br />

anderen Teilhabern, die am Erfolg<br />

partizipieren und Gewinn abschöpfen<br />

wollen. Was verdient wird, kommt dem<br />

Unternehmen unmittelbar wieder zugute.<br />

Etwa in Form von Baumaßnahmen, die<br />

wir in jüngster Zeit und auch aktuell in<br />

unseren Kliniken in Gera, <strong>Suhl</strong> und<br />

Karlsbad-Langensteinbach durchführen.<br />

Diesbezüglich sind wir bei Investitionen<br />

auch nicht auf einen raschen<br />

Return on Investment angewiesen, das<br />

heißt, dass sich eine Investition möglichst<br />

schnell auszahlen soll. Investitionen<br />

in die Raumausstattung und die<br />

Ambulanzstruktur, wie wir sie in letzter<br />

Zeit getätigt haben, tun dies eben nicht.<br />

Aber der Patient nimmt sie sehr wohl<br />

wahr.<br />

■ welche rolle spielt der Verbund der<br />

srh kliniken für den Patienten?<br />

Bereits heute arbeiten Kliniken, die<br />

regional beieinanderliegen, eng zusammen.<br />

Beispielsweise gibt es regelmäßige<br />

Absprachen zwischen Kollegen des<br />

hintErgrund | <strong>PErsPEktiVEn</strong> 3/2010<br />

<strong>SRH</strong> <strong>Zentralklinikum</strong>s <strong>Suhl</strong> und des<br />

<strong>SRH</strong> Wald-Klinikums Gera, etwa wenn<br />

es darum geht, einheitliche Therapiekonzepte<br />

zu etablieren, die sich bewährt<br />

haben. Durch einen solchen Austausch<br />

lässt sich das Wissen des gesamten Unternehmens<br />

anzapfen und zum Wohl<br />

des Patienten nutzen.<br />

Einmal im Jahr findet auch eine<br />

klinik übergreifende Konferenz statt, bei<br />

der sich Führungskräfte aus Verwaltung,<br />

Medizin, Pflege und Therapie treffen.<br />

Ziel ist es, diese Zusammenarbeit künftig<br />

noch mehr zu strukturieren, um zum<br />

Dr. ThoMAs WoLFrAM<br />

„unser zieL isT es, Die ÄrzTe iM unTernehMen<br />

zu hALTen, eTWA Durch ein überzeuGenDes<br />

Aus- unD WeiTer biLDunGs KonzePT.“<br />

Beispiel Therapiekonzepte abzustimmen<br />

und gemeinsame Qualitätsstandards zu<br />

definieren.<br />

■ wie sehen sie das krankenhaus der<br />

zukunft?<br />

In manchen Regionen wird die fachärztliche<br />

Versorgung ausschließlich im<br />

Krankenhaus stattfinden. In den Kliniken<br />

wird es generell eine noch engere Vernetzung<br />

zwischen stationärer und ambulanter<br />

Versorgung geben. Auch die<br />

einzelnen Berufsgruppen werden zusammenrücken<br />

müssen.<br />

GeorG hAiber<br />

srh Magazin 17


<strong>PErsPEktiVEn</strong> 3/2010 | hintErgrund<br />

Die Sechziger<br />

Ende der 1960er-Jahre öffnet das neue krankenhaus in langensteinbach mit eigener schwesternschule seine tore.<br />

Von beginn an gilt es als Modelleinrichtung für rehabilitation.<br />

„ich fühlE Mich hiEr zu hausE“<br />

birTe cAMMon berichTeT<br />

das srh klinikum karlsbad-langensteinbach, ein fachkrankenhaus für die akutversorgung und frührehabilitation, feiert<br />

in diesem Jahr 40-jähriges Jubiläum. die meisten Jahre davon hat birte cammon miterlebt. sie erzählt die ganz persönliche<br />

geschichte „ihres“ klinikums.<br />

Für Birte Cammon ist das <strong>SRH</strong> Klinikum<br />

Karlsbad-Langensteinbach so etwas wie<br />

ihr Zuhause. Hier sei sie groß geworden,<br />

sagt sie. Im April 1976 begann sie im<br />

Klinikum ihre Ausbildung, arbeitete anschließend<br />

lange auf der Dialysestation<br />

und erlebte hautnah, wie der medizinische<br />

Fortschritt die Lebensqualität der<br />

Patienten verbesserte. 1997 wechselte<br />

sie in die Nephrologie, leitete später die<br />

Unfallambulanz und ist momentan<br />

Betriebsratsvorsitzende. „Ich fühle mich<br />

hier zu Hause und komme selbst nach<br />

34 Jahren noch immer jeden Morgen<br />

gerne hierher“, erzählt die 52-Jährige<br />

und schmunzelt.<br />

Wie alles begann<br />

Als Mitte November 1964 die Aushubarbeiten<br />

beginnen, wird das künftige<br />

Spezialkrankenhaus für Rehabilitation<br />

und chronisch Kranke bereits als Modellprojekt<br />

auf Bundesebene bezeichnet.<br />

18 srh Magazin<br />

Bauherr ist die überkonfessionelle Bibelkonferenzstätte<br />

„Langensteinbacherhöhe“.<br />

Die Klinik soll „eine Heimstätte für Alte<br />

und Kranke werden … In der Abgeschiedenheit<br />

vom Lärm der Zeit wird<br />

die ernste Ruhe der Landschaft den Gedanken<br />

der dort Betreuten Frieden und<br />

Hoffnung geben“, schreibt die damalige<br />

Bundesministerin für Gesundheitswesen<br />

Elisabeth Schwarzhaupt.<br />

Neben dem Klinikgebäude entsteht<br />

zudem eine Schwesternschule mit 160<br />

Betten – für die Ausbildung von Krankenschwestern<br />

und -pflegehelferinnen.<br />

Am 6. November 1968 wird der Komplex<br />

mit sechs Abteilungen und 350<br />

Planbetten feierlich eröffnet. Anfangs<br />

pflegen die rund 350 Mitarbeiter fast<br />

ausschließlich Krebskranke im Endstadium.<br />

Im Oktober 1970 übernimmt die<br />

Stiftung Rehabilitation Heidelberg<br />

(<strong>SRH</strong>) die Einrichtung. Der neue Träger<br />

baut die Klinik weiter aus und stärkt<br />

damit gleichzeitig deren Modellcharakter.<br />

Die Einrichtung bietet Patienten<br />

einen nahtlosen Übergang von medizinischer<br />

Versorgung zu beruflicher<br />

Rehabilitation und sozialer Wiedereingliederung.<br />

Dieses Konzept stößt auf<br />

breites Interesse: Ärzte aus Polen,<br />

Kanada und Korea kommen in die<br />

Klinik, um hier mitzuarbeiten und sich<br />

weiterzubilden. Am 29. August 1971<br />

besichtigt auch der damalige Bundeskanzler<br />

Willy Brandt das Haus. „Alle<br />

Mitarbeiter waren in die Kantine eingeladen,<br />

und es gab Cordon bleu mit<br />

Erbsen und Pommes frites“, erinnert<br />

sich eine <strong>SRH</strong> Mitarbeiterin.<br />

höhen und Tiefen<br />

Knapp fünf Jahre später beginnt Birte<br />

Cammon ihre Ausbildung. „Damals war<br />

die Klinik noch sehr klein“, erinnert sie<br />

sich. „Jeder kannte jeden, und in Notfäl-


Die Siebziger<br />

1970 übernimmt die srh das klinikum und baut dessen Vorbildcharakter weiter aus – etwa im bereich Ergotherapie<br />

(drittes bild v.r.), im bereich krankenhaushörfunk (2. bild v.r.) oder auf dem gebiet der medizinischen Eingriffe (r.).<br />

len half man auch auf anderen Stationen<br />

aus.“ Hat die junge Auszubildende selbst<br />

eine Frage, kann sie sich jederzeit an<br />

die Schulschwester wenden. So fühlt sie<br />

sich von Anfang an gut aufgehoben.<br />

Nach der Ausbildung tritt sie ihre Stelle<br />

auf der Dialysestation an. Insgesamt 17<br />

Jahre wird sie dort bleiben, eine schöne<br />

und spannende Zeit, wie sie sagt. „Es<br />

war faszinierend zu sehen, wie sich die<br />

medizinischen Möglichkeiten verbessert<br />

haben“, erzählt sie. „Mussten die Patienten<br />

früher beispielsweise zwölf Stunden<br />

zur Reinigung ihres Blutes an der<br />

Dialyse maschine bleiben, sind es inzwischen<br />

nur noch drei bis vier. Außerdem<br />

ist die Technik heute viel sicherer und<br />

die Lebensqualität der Patienten erheblich<br />

gestiegen.“<br />

Vor allem die Geräteausstattung, die<br />

speziellen therapeutischen Möglichkeiten<br />

der Rehabilitationsklinik sowie die<br />

berufliche Eingliederung der Langzeit-<br />

Die Achtziger<br />

nach ihrer ausbildung arbeitet krankenschwester birte cammon 17 Jahre lang in der dialyse (l.). wie dort hält die moderne technik<br />

auch in allen anderen abteilungen des hauses Einzug.<br />

kranken haben Vorbildcharakter – auch<br />

über Deutschlands Grenzen hinaus:<br />

Delegationen aus Finnland, der Türkei<br />

oder Russland besichtigen die Klinik,<br />

und sogar ein König, der Ashanti-König<br />

Otumfue Opoku II aus Ghana, stattet<br />

dem Haus einen Besuch ab. Anfang der<br />

1980er-Jahre gerät die <strong>SRH</strong> jedoch in<br />

eine Finanzkrise. „Auch wir im Klinikum<br />

wussten nicht, wie es weitergeht“, erzählt<br />

Cammon. „Doch alle Mitarbeiter waren<br />

bereit, Einschnitte hinzunehmen – solange<br />

sie es ermöglichen würden, unsere<br />

Klinik zu retten.“ Dieses starke Gemeinschaftsgefühl<br />

sei auch heute noch bei<br />

den älteren und lang beschäftigten Mitarbeitern<br />

zu spüren.<br />

1985 übernimmt Prof. Klaus Hekking<br />

den Vorstandsvorsitz der <strong>SRH</strong>. „Er hat<br />

neuen Wind ins Unternehmen gebracht<br />

und die <strong>SRH</strong> saniert und umstrukturiert“,<br />

so Cammon. Auch in Karlsbad-<br />

hintErgrund | <strong>PErsPEktiVEn</strong> 3/2010<br />

auf. Im Laufe der Zeit wachsen einzelne<br />

Abteilungen wie die Onkologie oder die<br />

Orthopädie; es gelingt, Chefärzte zu gewinnen,<br />

deren Kompetenz und Strahlkraft<br />

auch immer mehr ausländische<br />

Patienten anzieht. „Mir fallen da Namen<br />

wie Prof. Harms oder Prof. Diehm ein,<br />

die beide Großartiges auf ihrem Gebiet<br />

geleistet haben“, betont sie.<br />

und es geht weiter<br />

Als 1997 ein Privatarzt die Dialysestation<br />

übernimmt, entscheidet sich Birte Cammon,<br />

Mitarbeiterin der <strong>SRH</strong> zu bleiben.<br />

Sie wechselt in die Nephrologie und<br />

übernimmt fünf Jahre später die Leitung<br />

der Unfallambulanz, bevor sie sich ab<br />

2004 einer ganz neuen Aufgabe widmet:<br />

Sie wird zur Vorsitzenden des Betriebsrats<br />

gewählt und freigestellt. „Seit<br />

1989 engagiere ich mich im Betriebsrat,<br />

und diese Tätigkeit hat meinen Horizont<br />

enorm erweitert“, sagt Cammon.<br />

Langensteinbach geht es wieder berg- ><br />

srh Magazin 19


<strong>PErsPEktiVEn</strong> 3/2010 | hintErgrund<br />

Die Neunziger … und das neue Jahrtausend<br />

nicht nur sein angebot, auch das klinikum selbst wächst: so wird 2001 der neubau von haus 4 eröffnet (2. bild v.r.: Prof. dr. Michael fetter, Prof. dr. curt<br />

diehm, Prof. klaus hekking und architekt wolfgang Vögele (v.l.) bei der schlüsselübergabe). im Januar 2005 bekommt die klinik ein neues Mrt (r.).<br />

Dennoch möchte sie nicht ganz auf ihre<br />

eigentliche Arbeit verzichten und leistet<br />

daher ab und zu an Feiertagen oder<br />

Wochenenden Regeldienste in der Unfallambulanz<br />

„Ich liebe meinen Beruf.<br />

So bleibe ich drin, habe Kontakt zu Kollegen<br />

und Patienten“, erklärt sie.<br />

Und Bedarf gibt es immer: Heute<br />

werden jährlich über 8.000 Patienten<br />

im <strong>SRH</strong> Klinikum Karlsbad-Langensteinbach<br />

behandelt, insgesamt 1.084<br />

Mitarbeiter sind hier beschäftigt. Natürlich<br />

habe sich durch dieses Wachstum<br />

viel verändert, sagt Cammon. „Heute<br />

kenne ich bei Weitem nicht mehr alle<br />

Kollegen, und leider haben wir auch<br />

nicht mehr so viel Zeit für unsere Patienten<br />

wie früher.“ Einer der größten<br />

Einschnitte sei die Einführung der<br />

„Diagnosebezogenen Fallgruppen“<br />

(DRGs) gewesen. „Patienten werden<br />

nach ihrer Fallgruppe abgerechnet,<br />

unabhängig davon, wie lange sie im<br />

Klinikum bleiben“, erläutert Cammon.<br />

„Krankenhäuser müssen heute eben<br />

auch nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten<br />

funktionieren. Wichtig ist aber,<br />

dass bei uns der Mensch weiterhin im<br />

Mittelpunkt steht.“ Zum Positiven habe<br />

sich aber etwa die Zusammenarbeit<br />

von Medizin und Pflege entwickelt.<br />

„Vor 30 Jahren war alles viel hierarchischer.<br />

Heute arbeiten wir Hand in<br />

Hand, und das ist viel angenehmer –<br />

für uns selbst, aber auch für unsere<br />

Patienten.“<br />

Gerade ist Birte Cammon in ihrer<br />

Position als Vorsitzende des Betriebsrats<br />

für weitere vier Jahre bestätigt<br />

worden. Danach wird sie entscheiden,<br />

und es geht weiter: Eine ganze weile noch möchte birte cammon (r.) die Entwicklung „ihres“ klinikums hautnah miterleben.<br />

20 srh Magazin<br />

wie es weitergeht – parallel zu ihrer<br />

Tätigkeit als Betriebsratsmitglied. Sie<br />

kann sich aber schon vorstellen, wo<br />

sie wieder als Vollzeit-Krankenschwester<br />

einsteigen könnte. „2011 bekommen<br />

wir eine neue zentrale Notaufnahme“,<br />

sagt sie. „Es würde mir Spaß machen,<br />

diese mit aufzubauen, Kollegen einzuarbeiten,<br />

mein Wissen weiterzugeben.“<br />

Sicher ist: Sie möchte in „ihrer“ Klinik<br />

bleiben – am besten bis zur Rente.<br />

GAbrieLe jörG<br />

Am 18. september 2010 ab 10 uhr<br />

lädt das srh Klinikum Karlsbad-Langensteinbach<br />

zum Tag der offenen<br />

Tür ein.


Ein fast norMalEs lEbEn<br />

dr. angela huth-kühne, leiterin des hämophiliezentrums, versorgt einen<br />

ihrer kleinen Patienten.<br />

aufgrund des medizinischen fortschritts sind lebenserwartung<br />

und lebensqualität von Patienten mit bluterkrankheit in den<br />

vergangenen Jahrzehnten enorm gestiegen. seit 1972 trägt<br />

auch das srh hämophiliezentrum heidelberg dazu bei, Erkrankten<br />

einen weitgehend normalen alltag zu ermöglichen.<br />

Hämophilie ist eine genetisch bedingte Störung der Blutgerinnung,<br />

die auf dem X-Chromosom liegt. Den Betroffenen<br />

mangelt es an speziellen Eiweißen im Blutplasma, den Gerinnungsfaktoren.<br />

Daher stoppt eine Blutung bei ihnen nur<br />

langsam oder gar nicht; bei schweren Verlaufsformen treten<br />

häufig auch ohne äußere Verletzungen Blutungen auf, etwa<br />

in Gelenken, Muskeln und Organen, die unbehandelt zu<br />

Behinderungen, Gelenkschäden und sogar zum Tod führen<br />

können.<br />

Die Hämophilie A ist bedingt durch einen Faktor-VIII-<br />

Mangel, die seltenere Hämophilie B durch einen Faktor-IX-<br />

Mangel. Beide treten vor allem bei Männern auf. Frauen – sogenannte<br />

Überträgerinnen oder Konduktorinnen – können<br />

den Defekt an ihre Kinder vererben, sie selbst erkranken im<br />

Regelfall aber nicht. Denn im Gegensatz zu den Männern<br />

kann bei ihnen das zweite X-Chromosom den Defekt ausgleichen<br />

– vorausgesetzt, es ist gesund. Noch bis in die 1960er-<br />

Jahre konnten Hämophilie-Patienten nicht spezifisch behandelt<br />

werden; die durchschnittliche Lebenserwartung der<br />

Betroffenen lag bei 16 Jahren. Heute leben in Deutschland<br />

rund 6.000 Hämophile. Ihre Krankheit ist zwar noch immer<br />

hiLFe bei GerinnunGssTörunGen<br />

rundum versorgt<br />

Das Hämophiliezentrum am <strong>SRH</strong> Kurpfalzkrankenhaus Heidelberg<br />

hat sich auf die Diagnostik und Behandlung von Gerinnungsstörungen<br />

spezialisiert: Neben Patienten mit Hämophilie<br />

und anderen Blutungskrankheiten, die ein Team aus<br />

drei Hämostaseologen und einer Hämophilieassistentin betreut,<br />

werden Patienten mit allen Formen arterieller und venöser<br />

Thrombosen behandelt. Mit jährlich rund 800 stationär<br />

versorgten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen sowie<br />

über 3.000 ambulanten Patienten ist das Zentrum bundesweit<br />

das zweitgrößte seiner Art.<br />

Jeder Hämophiliepatient kommt etwa einmal im Quartal<br />

hierher, um seinen Gesundheitszustand und den Erfolg der<br />

auf ihn zugeschnittenen Therapie überprüfen zu lassen. Auch<br />

Konduktorinnen und Eltern hämophiler Kinder können sich<br />

umfassend beraten lassen. Mit einem Depot an Faktorpräparaten<br />

sowie allen nötigen Laborleistungen ist das Zentrum darüber<br />

hinaus stets für Notfälle gerüstet. „Eine schwere Blutung<br />

lässt sich nur durch die Gabe entsprechender Gerinnungsfaktoren<br />

eindämmen. Auch Operationen sind so überhaupt erst<br />

möglich“, erklärt Dr. med. Angela Huth-Kühne. Sie ist seit<br />

1987 im Zentrum tätig und leitet dieses als ärztliche Direktorin<br />

und Nachfolgerin von Prof. Dr. med. Rainer Zimmermann<br />

seit Juli 2010. Bei Eingriffen wie Zahnoperationen oder Gelenkersatz<br />

kooperiert das Zentrum mit den Universitätskliniken<br />

Heidelberg. Vor- und Nachsorge finden im Zentrum<br />

selbst statt, und direkt nach der Operation werden die Patienten<br />

in der Abteilung für Innere Medizin und Hämostaseologie<br />

im <strong>SRH</strong> Kurpfalzkrankenhaus weiterbehandelt. „Das erspart<br />

ihnen lange Wege, und sie haben immer einen Hämophiliespezialisten<br />

in ihrer Nähe“, betont Dr. Huth-Kühne.<br />

Doch nicht nur bei akutem Bedarf, auch in der Prophylaxe<br />

spielen die Faktorpräparate heute eine wichtige Rolle, vor<br />

allem bei Kindern mit schwerer Hämophilie. „Indem diese<br />

zwei- bis dreimal pro Woche ein Faktorkonzen trat erhalten,<br />

wird ihr Faktorspiegel angehoben. Das verhindert spontane<br />

Blutungen und reduziert im Fall einer Verletzung das Ausmaß<br />

der Blutung“, erläutert die Ärztin. Doch nicht jeder Patient<br />

eignet sich für eine solche Behandlung; manchmal bildet<br />

das Immunsystem Hemmstoffe gegen den zugeführten Faktor<br />

und macht diesen unwirksam. „Im Rahmen von Studien untersuchen<br />

wir unter anderem die Gründe für dieses Phänomen“,<br />

erläutert Dr. Huth-Kühne. Denn auch wenn sich die Situation<br />

für Hämophile insgesamt entspannt habe, bestünde<br />

weiterhin Forschungsbedarf. „Hier werden wir uns auch weiterhin<br />

engagieren – mit dem Ziel, Diagnostik und Behandlung<br />

stetig zu verbessern.“<br />

unheilbar, lässt sich inzwischen aber gut therapieren. www.haemophiliezentrum-heidelberg.de<br />

hintErgrund | <strong>PErsPEktiVEn</strong> 3/2010<br />

GAbrieLe jörG<br />

srh Magazin 21


<strong>PErsPEktiVEn</strong> 3/2010 | hintErgrund<br />

wiEdEr iM tritt<br />

für seelisch kranke<br />

Menschen tun sich im alltag<br />

viele hürden auf. die rPk<br />

hilft ihnen dabei, diese nach<br />

und nach abzubauen.<br />

seelisch kranken Menschen, die wieder<br />

belastbar für alltag und arbeitsleben<br />

werden wollen, bietet die srh rehabilitation<br />

für psychisch kranke (srh rPk)<br />

in karlsbad unterstützung auf dem<br />

weg zu mehr stabilität und neuen Perspektiven<br />

– mit medizinischen, sozialen<br />

und beruflichen therapien. das interesse<br />

an den 40 stationären Plätzen ist<br />

entsprechend groß.<br />

Bei einer chronischen seelischen Erkrankung<br />

aus der Isolation herauszufinden<br />

und in den Beruf zurückzukehren ist<br />

aus eigener Kraft oft nicht möglich.<br />

Betroffene kämpfen beispielsweise mit<br />

Antriebslosigkeit, Konzentrationsschwäche<br />

und geringer Belastbarkeit, gleichzeitig<br />

stehen mangelndes Selbstvertrauen<br />

und sozialer Rückzug ihrem Wiedereinstieg<br />

in die soziale Gemeinschaft und<br />

ins Arbeitsleben im Weg. Ohne professionelle<br />

Hilfe sind diese Hürden für viele<br />

unüberwindbar. Die <strong>SRH</strong> Rehabilitation<br />

für psychisch Kranke in Karlsbad steht<br />

Menschen mit chronischen seelischen<br />

Krankheiten wie Depressionen, Schizophrenien,<br />

Angst- und Zwangserkrankungen<br />

sowie Persönlichkeitsstörungen mit<br />

medizinischer, sozialer und beruflicher<br />

Kompetenz zur Seite.<br />

Mit 40 stationären und zehn ambulanten<br />

Plätzen gehört die im August<br />

2009 eröffnete Einrichtung am Fuß des<br />

Nordschwarzwalds zu den zwei größten<br />

dieser Art in Baden-Württemberg. Seelisch<br />

kranke Menschen, die nicht mehr<br />

22 srh Magazin<br />

srh rPK hiLFT Psychisch KrAnKen zurücK ins Leben<br />

klinisch behandelt werden müssen,<br />

aber noch nicht ausreichend belastbar<br />

sind für eine rein berufliche Rehabilitation,<br />

erhalten hier ein ganzheitliches<br />

Therapie- und Förderangebot. Eine<br />

jeweils individuelle Kombination aus<br />

medizinischen Therapien sowie sozialen<br />

und beruflichen Trainings unterstützt<br />

die Teilnehmer, sich gesundheitlich<br />

zu stabilisieren und neue Perspektiven<br />

zu finden.<br />

selbstvertrauen aufbauen<br />

„Wir helfen den Menschen, ihre Krankheit<br />

zu bewältigen und wieder Selbstvertrauen<br />

aufzubauen, damit sie ein<br />

möglichst selbstständiges Leben ohne<br />

Krankheitsrückfälle führen können“,<br />

umreißt Dr. Regine Müllensiefen, die<br />

ärztliche Leiterin der <strong>SRH</strong> RPK, das Ziel<br />

der Einrichtung. Ein Team von Ärzten,<br />

Psychologen, Sozialpädagogen, Pflegekräften,<br />

Ergo-, Physio-, Arbeits- und<br />

Berufstherapeuten kümmert sich intensiv<br />

um die Rehabilitanden. Sechs bis<br />

24 Monate lang stehen neben medizinischer<br />

und psychotherapeutischer<br />

Behandlung unter anderem alltagspraktisches<br />

Training, sportliche Aktivierung,<br />

kognitive Therapien, soziales Kompetenztraining,<br />

Arbeits- und Berufstherapie,<br />

berufsvorbereitende Lehrgänge und<br />

Betriebspraktika auf dem Plan. Im angeschlossenen<br />

Wohnheim können die<br />

Teilnehmer lernen, eigenständig den<br />

Alltag zu bestehen. Am Ende sollen sie<br />

gerüstet sein, um in ihren erlernten<br />

Beruf zurückzukehren, umzuschulen<br />

oder eine Ausbildung zu beginnen.<br />

Derzeit absolvieren 31 Rehabilitanden<br />

das Training, bis zum Herbst werden<br />

laut Müllensiefen alle stationären<br />

Plätze besetzt sein. „Die Nachfrage ist<br />

groß. Unsere Einrichtung schließt eine<br />

Bedarfslücke bei der Versorgung psychisch<br />

Kranker in der Region“, sagt sie.<br />

Alle Fachdisziplinen vor ort<br />

„Unsere Rehabilitanden brauchen bei<br />

der beruflichen Rehabilitation viel Zeit,<br />

die wir ihnen bei uns auch geben können.<br />

Sie werden hier unter realistischen<br />

Arbeitsbedingungen, aber in einem<br />

geschützten Umfeld auf ihren Wiedereinstieg<br />

in den Arbeitsmarkt vorbereitet“,<br />

erläutert die Fachärztin für Psychiatrie<br />

und Rehabilitationswesen die Stärke der<br />

Einrichtung.<br />

Die Nähe zu anderen <strong>SRH</strong> Einrichtungen<br />

wirkt sich ebenfalls positiv aus.<br />

Die RPK arbeitet eng mit der Abteilung<br />

für Psychiatrie und Psychotherapie des<br />

benachbarten <strong>SRH</strong> Klinikums Karlsbad-<br />

Langensteinbach sowie mit dem Beruflichen<br />

Bildungs- und Rehabilitationszentrum<br />

Karlsbad-Langensteinbach<br />

zusammen. Um mit ihrer Krankheit<br />

leben zu lernen und wieder im Alltag<br />

Fuß zu fassen, steht den Teilnehmern<br />

des RPK-Trainings damit eine komplette<br />

therapeutische Infrastruktur zur<br />

Verfügung.<br />

sAbine höFLer


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herausgeber: sRh sRh holding holding (sdbR), (sdbR), bonhoefferstraße bonhoefferstraße 1, 1, 69123 69123 heidelberg, heidelberg, internet: internet: www.srh.de www.srh.de chefredaktion chefredaktion und und kontakt: kontakt: l i e l s i e - s e -<br />

lotte liese lotte lotte last, last, sRh holding, sRh holding, telefon: telefon: (0 62 62(0 21) 62 82 21) 23-119, 82 23-119, fax: (0 fax: 62 62(0 21) 62 82 21) 23-176, 82 23-176, e-Mail: e-Mail: lieselotte.last@srh.de redaktion: Dr. Georg Dr. Georg haiber,<br />

Gabriele haiber, Gabriele Gabriele Jörg, sabine Jörg, höfler, höfler sabine Rosa redaktion, höfler; Ortega innenteil: gestaltung sánchez Janine redaktion, Domhardt und Produktion: gestaltung redaktion, siGnUM, und gestaltung Produktion: Mannheim, und siGnUM, Produktion: internet: Mannheim, www.signum-web.de siGnUM, internet: Mannheim, www.signum- druck: internet:<br />

web.de www.signum-web.de colordruck druck: leimen colordruck Gmbh, druck: leimen leimen, colordruck Gmbh, internet: leimen leimen, www.colordruck.com Gmbh, internet: leimen, www.colordruck.com internet: bildnachweise: www.colordruck.com bildnachweise: timo Volz, Mannheim: bildnachweise: timo Volz, titel, Mannheim: s. timo 2 (links Volz, titel, unten, Mannheim: s. 2; rechts s. 3,<br />

s.6–7, titel, oben), s. s. 2 10–12, 3 (links (links), unten, s. s. 13–15, 5 (oben), rechts s. 16, s. oben), 6, s. 19, s. 10–15, s. s. 3 20–21, (links), s. 16; s. biomet 22; 5 (oben), getty Deutschland images, s. 6, s. 10–15, konica: Gmbh: s. s. 16; s. 2 (links 2 biomet (links unten); oben), Deutschland sRh s. 8, holding: s. Gmbh: 9 (oben); s. s. 3 sRh (rechts); 2 (links holding: oben), sRh s. RPk 3 s. (rechts); 8, karls- s. 9<br />

(oben); bad: sRh hochschule s. sRh 4; biomet holding: calw: Deutschland s. s. 3 4; (rechts); Monkey Gmbh: sRh business/shotshop.com: hochschule s. 5 (links); calw: laif agentur s. 4; s. Monkey 5 für (unten); Photos business/shotshop.com: sRh & Reportagen klinikum Gera: Gmbh, s. 7; s. köln: Jörg 5 (unten); simanowski, s. 5; Jonas sRh klinikum lauströer, Dresden: Gera: hamburg: s. 9 s. (unten); 7; Jörg<br />

simanowski, sRh s. 8–9 klinikum Jährliche Dresden: karlsbad-langensteinbach: Erscheinungsweise s. 9 (unten); sRh und klinikum s. 18–20; auflage: karlsbad-langensteinbach: sRh zwei hämophiliezentrum ausgaben „PeRsPektiVen heidelberg: s. 18–20; bildung“ sRh s. 21; hämophiliezentrum ilko (10.000 hoffmann, exemplare); santiago heidelberg: zwei de chile: ausgaben s. 21; s. 22. ilko<br />

hoffmann, „PeRsPektiVen Wir danken santiago dem Gesundheit“ luftfahrtverein de chile: s. (16.000 22. Grünstadt innenteil: exemplare) u. sRh Umgebung <strong>Zentralklinikum</strong> e. V. für suhl: die Unterstützung s. i, iii, iV; timo beim Volz: titelshooting. s. ii. Wir danken Jährliche dem luftfahrtverein Erscheinungs weise Grünstadt und<br />

u. auflage: Umgebung zwei e. ausgaben V. für die Unterstützung „PeRsPektiVen beim bildung“ titelshooting. (10.000 Jährliche exemplare); Erscheinungs zwei ausgaben weise „PeRsPektiVen und auflage: Gesundheit“ zwei ausgaben (16.000 „PeRsPektiVen<br />

exemplare).<br />

bildung“ alle Rechte (10.000 vorbehalten. exemplare); Reproduktion zwei ausgaben nur mit „PeRsPektiVen ausdrücklicher Genehmigung Gesundheit“ (16.000 des herausgebers exemplare) und der Redaktion. für unverlangt<br />

eingesandtes alle Rechte vorbehalten. Material übernimmt Reproduktion die Redaktion nur mit ausdrücklicher keine Gewähr. Genehmigung des herausgebers und der Redaktion. für unverlangt<br />

alle eingesandtes Rechte vorbehalten. Material übernimmt Reproduktion die Redaktion nur mit ausdrücklicher keine Gewähr. Genehmigung des herausgebers und der Redaktion. für unverlangt<br />

eingesandtes Redaktionsschluss Material dieser übernimmt ausgabe: die 29. Redaktion Januar 2010. keine Die Gewähr. nächste ausgabe „PeRsPektiVen Gesundheit“ erscheint im september 2010.<br />

„PeRsPektiVen Redaktionsschluss bildung“ dieser ausgabe: erscheint 30. im Juni Juli 2010. Die nächste ausgabe „PeRsPektiVen Gesundheit“ erscheint im März 2011.<br />

Redaktionsschluss „PeRsPektiVen bildung“ dieser ausgabe: erscheint 30. im Dezember Juli 2010. Die 2010. nächste ausgabe „PeRsPektiVen Gesundheit“ erscheint im März 2011.<br />

„PeRsPektiVen bildung“ erscheint im Dezember 2010.<br />

srh Magazin 23

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