PErsPEktiVEn - SRH Zentralklinikum Suhl
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<strong>PErsPEktiVEn</strong> 3/2010 | MEnschEn<br />
klammerte er sich an uns. Nachts lag er<br />
immer direkt neben uns im Kinderbett,<br />
und wir schliefen in dieser Zeit sehr<br />
schlecht“, erzählt seine Mutter. Hinzu<br />
kamen, so die Mutter weiter, die Belastungen<br />
bedingt durch Antonios motorische<br />
Störungen. „Er konnte sich nicht<br />
so frei bewegen wie andere Kinder. Das<br />
wirkte sich negativ auf sein Selbstbewusstsein<br />
aus.“<br />
Wie ein Wunder<br />
Die Situation eskalierte, als der Junge<br />
kurze Zeit nach dem Anfall infolge<br />
seiner Lähmung an der Achillessehne<br />
operiert werden und sechs Wochen einen<br />
Gips tragen musste. Das behinderte<br />
ihn zusätzlich beim Laufen, Raufen und<br />
allem, was ihm Spaß machte. Antonio<br />
war fortan äußerlich wie innerlich gelähmt.<br />
Er weigerte sich, in den Kindergarten<br />
zu gehen, wollte keine Freunde<br />
mehr treffen. In ihrer Not wandten sich<br />
die Eltern an das Kinderkrankenhaus in<br />
Stuttgart, das wiederum gemeinsam mit<br />
dem betreuenden Kinderarzt vor Ort den<br />
Kontakt zum <strong>SRH</strong> Fachkrankenhaus in<br />
Neckargemünd herstellte. Antonio blieb<br />
dort drei Wochen lang stationär, gemeinsam<br />
mit seiner Mutter. „Was dort<br />
14 srh Magazin<br />
geschah, grenzt an ein kleines Wunder.<br />
Innerhalb weniger Wochen gelang es<br />
dem Team, ihn aus seinem Loch zu befreien“,<br />
schildert Petra Gomez. Antonio<br />
hatte einen festen Stundenplan mit ärztlich-medizinischer<br />
und psychologischer<br />
Betreuung, Ergo-, Physio- und Musiktherapie.<br />
Es wurden aber auch gezielt<br />
Freiräume geschaffen für Handwerkliches<br />
und Spiel. Die Tage im Krankenhaus<br />
gaben ihm seine kindliche Unbekümmertheit<br />
und Offenheit zurück.<br />
Der Alltag brachte jedoch immer<br />
wieder Rückschläge. Fünf Anfälle, zunächst<br />
stets bei Fieber, hat Antonio bis<br />
heute erlitten. Der letzte, im Frühjahr<br />
dieses Jahres, war der schlimmste. „Ich<br />
wollte gerade Fieber bei ihm messen.<br />
Da wurde er unruhig, und diese Übelkeit<br />
stieg wieder in ihm hoch. Obwohl<br />
sich der Anfall vorher ankündigte, traf er<br />
uns besonders hart, denn er dauerte fast<br />
eine Stunde“, sagt seine Mutter. Durch<br />
den Krampf haben sich die Lähmungserscheinungen<br />
wieder verschlimmert und<br />
machten damit die mühsam erkämpften<br />
motorischen Fortschritte zunichte.<br />
Wieder musste er in die Neckargemünder<br />
Klinik. Nach intensiven Untersuchungen<br />
bestand dieses Mal kein Zwei-<br />
fel mehr: Antonio leidet an Epilepsie, die<br />
durch die Hirnschädigung bei der Geburt<br />
verursacht wurde. Es handelt sich nicht<br />
um einfache sogenannte Fieberkrämpfe.<br />
„Dass diese Erkenntnis so lange dauerte,<br />
liegt an dem besonderen Verlauf bei<br />
Antonio“, erläutert Dr. Gereon Schädler,<br />
Chefarzt der Abteilung Pädiatrie/Neuropädiatrie<br />
am <strong>SRH</strong> Fachkrankenhaus<br />
Neckargemünd und behandelnder Arzt<br />
von Antonio. „Die besten Aussagen zur<br />
Fragestellung Epilepsie liefert bis heute<br />
die Elektroenzephalografie (EEG), bei<br />
der die elektrische Aktivität des Gehirns<br />
gemessen wird. Aber letztlich müssen<br />
wir einzelne Erkenntnisse, die wir aus<br />
Laborwerten, Befragen des Patienten<br />
sowie bildgebenden Untersuchungen<br />
(Sonografie, Computertomografie, Kernspintomografie)<br />
gewinnen, wie ein Puzzle<br />
zusammenfügen.“ Kaum weniger<br />
komplex sind die Therapieoptionen<br />
(s. Kasten).<br />
Kleine schritte nach vorne<br />
Inzwischen erhält Antonio Medikamente.<br />
Er hat in den vergangenen Monaten große<br />
Fortschritte gemacht, und auch den<br />
Eltern geht es besser. Zu wissen, an welcher<br />
Krankheit ihr Sohn leidet und dass