PErsPEktiVEn - SRH Zentralklinikum Suhl
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Planung ist das A und o<br />
Je nach Bedarf erhält ein Patient zwischen zehn und 40 Bestrahlungen.<br />
Bis die erste starten kann, ist jedoch eine intensive<br />
Vorbereitung nötig. „Im Rahmen interdisziplinärer Tumorkonferenzen<br />
wird für jeden Patienten ein individueller Behandlungsplan<br />
erstellt“, erklärt Füller.<br />
Um ein genaues Bild von Lage und Größe des Tumors<br />
sowie des umgebenden Gewebes zu gewinnen, werden Aufnahmen<br />
im Computertomografen (CT) oder Magnetresonanztomografen<br />
(MRT) gemacht. Die Software des Planungssystems<br />
wandelt die digitalen Bildinformationen in ein dreidimensionales<br />
Körpermodell um. „In dieses Modell zeichnen wir Zielvolumen<br />
und Risikoorgane ein, und unsere Physiker berechnen<br />
die Einstrahlrichtungen, Feldgrößen und -formen“, erläutert<br />
Füller. Der so entstandene Plan zeigt millimetergenau, auf<br />
welche Regionen im Körper welche Dosis eingestrahlt wird.<br />
Anschließend übermittelt der Physiker die Daten an den<br />
Therapiesimulator. Dort werden die Eintrittspunkte der Strahlenbündel<br />
sowie Lagerungsmarkierungen auf der Haut des<br />
Patienten oder auf speziellen Masken markiert. Erst wenn alle<br />
Daten optimal zueinanderpassen, werden sie zum Linearbeschleuniger<br />
weitergeleitet. Vor jeder Bestrahlung hilft eine<br />
MTRA dem Patienten, sich so auf dem Bestrahlungstisch zu<br />
positionieren, dass die Strahlung das Ziel wie berechnet trifft.<br />
Modulierte strahlung<br />
Die meisten Patienten vertragen die Strahlentherapie gut, sie<br />
lässt sich daher überwiegend ambulant durchführen. Ob und<br />
welche Nebenwirkungen auftreten, hängt unter anderem von<br />
Tumorvolumen, Dosis und persönlichen Faktoren ab. Beispielsweise<br />
im Kopf- und Halsbereich können entzündliche<br />
Reaktionen der Schleimhaut, Schwellungen oder Schmerzen<br />
beim Schlucken auftreten. „Während sich in den Anfängen<br />
der Strahlentherapie vor einigen Jahrzehnten schwere Nebenwirkungen<br />
häuften, ist die Methode dank des technischen<br />
Fortschritts inzwischen viel schonender“, erläutert Füller. „So<br />
wird heute die Hautoberfläche nicht mehr so stark belastet<br />
wie es früher etwa bei der Gammastrahlung der Fall war.“<br />
Mit einer neuen Therapieform, der intensitätsmodulierten<br />
Strahlentherapie (IMRT), lassen sich zudem unterschiedliche<br />
Dosen selbst auf nahe beieinanderliegende Gewebe verteilen<br />
und so auch sehr unregelmäßig geformte Tumoren bestrahlen.<br />
„Sogar innerhalb eines Tumors können wir die Dosis variieren<br />
und einen Bereich mit einer höheren, einen anderen mit<br />
niedrigerer Intensität bestrahlen, etwa wenn ein strahlenempfindliches<br />
Organ in der Nähe liegt“, erläutert Füller. „Neben<br />
einem geeigneten Bestrahlungsgerät ist für die IMRT eine<br />
spezielle Planungssoftware nötig. Außerdem ist sie sehr zeitaufwendig<br />
zu berechnen, auszuführen und zu kontrollieren –<br />
dosisverteilung im beckenbereich mit iMrt-technik: effektive schonung<br />
von darm und blase bei tumoren im becken<br />
bEschlEunigtE ElEktronEn<br />
Die strahlentherapie mit Linearbeschleuniger ist eine<br />
perkutane bestrahlung. Perkutan bedeutet „durch die<br />
haut“. um die dafür nötige energie zu erzeugen, werden<br />
in Linearbeschleunigern mithilfe elektromagnetischer<br />
Wellen elektronen beschleunigt. Diese können direkt aus<br />
dem Gerät herausgelenkt werden, etwa um oberflächliche<br />
Tumoren zu behandeln. häufiger werden sie jedoch in<br />
ultraharte röntgenstrahlung umgewandelt, deren energie<br />
und eindringtiefe wesentlich höher ist als die normaler<br />
röntgenstrahlung, wie sie in der radiologischen Diagnos-<br />
tik genutzt wird.<br />
wissEnschaft | <strong>PErsPEktiVEn</strong> 3/2010<br />
ein Mehraufwand, der beispielsweise bei einigen Tumoren im<br />
Kopf-Hals-Bereich oder Beckenbereich sinnvoll sein kann.“<br />
Anderen Patienten helfe das herkömmliche, dreidimensional<br />
geplante Verfahren genauso gut und sicher. „Wichtig ist, dass<br />
wir in der Lage sind, Menschen mit Tumoren in der Nähe von<br />
Risikoorganen Hilfe anzubieten“, betont Füller. „Bis Ende<br />
September ersetzen wir unser älteres Gerät von 1997 durch<br />
ein hochmodernes. Dann verfügen wir über zwei Beschleuniger<br />
der neuesten Generation, die IMRT-geeignet sind – und damit<br />
noch schonender.“<br />
GAbrieLe jörG<br />
srh Magazin 7