PErsPEktiVEn - SRH Zentralklinikum Suhl

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PErsPEktiVEn 3/2010 | hintErgrund „ich sEhE kEinEn ÄrztEMangEl“ bevor dr. thomas wolfram im März dieses Jahres seine stelle als geschäftsführer der srh kliniken antrat, leitete der ausgebildete unfallchirurg als geschäftsführer das srh zentralklinikum in suhl. 16 srh Magazin inTerVieW MiT Dr. ThoMAs WoLFrAM kein land leistet sich ein so teures gesundheitssystem wie deutschland. dennoch ist hierzulande von einem fachärztemangel die rede. wie es dazu kommt und wie die srh kliniken damit umgehen, erklärt dr. thomas wolfram, gesundheitsvorstand in der srh holding und geschäftsführer der srh kliniken gmbh. ■ unser gesundheitssystem ist kaum mehr finanzierbar. woran liegt das? Tatsächlich gibt es hierzulande doppelt so viele Krankenhausbetten bezogen auf 1.000 Einwohner wie in anderen Ländern. Und nirgendwo sonst gehen die Menschen so häufig ins Krankenhaus wie in Deutschland. Dabei sind wir im Durchschnitt nicht kränker als unsere ausländischen Nachbarn. Ich sehe den Grund in einem wirtschaftlichen Druck, denn die einzelnen Häuser wollen ihre Betten belegen. Das Angebot schafft also den Bedarf und nicht umgekehrt. Im Vergleich mit anderen Industrieländern hält Deutschland eine überdurchschnittlich gute und teure ärztliche Versorgung vor. So sind hier zum Beispiel im Schnitt doppelt so viele Fachärzte zugelassen, und es gibt rund 100 Ärzte pro 100.000 Einwohner mehr als in vergleichbaren Staaten. ■ warum ist trotz der vergleichsweise hohen Medizinerdichte von einem fachärztemangel die rede? Ich sehe keinen Ärztemangel, sondern eher ein Verteilungsproblem. In ländlichen Regionen haben wir weniger Spezialisten. Dort verlagert sich die fachärztliche Versorgung mehr und mehr in die Krankenhäuser, sodass die Menschen weitere Strecken in Kauf nehmen müssen. Zudem könnte uns ein neues Geschäftsmodell einen Mangel suggerieren. Seit ein, zwei Jahren kündigen immer mehr Fachärzte ihr Anstellungsverhältnis im Krankenhaus, bieten sich den Kliniken aber über Leasinggesellschaften
wieder an – natürlich gegen ein höheres Gehalt und geregelte Arbeitszeiten. Diese Ärzte sind im System vorhanden, tauchen aber in keiner Statistik auf, denn sie verfügen weder über die kassenärztliche Zulassung, die ein niedergelassener Arzt benötigt, noch sind sie als Krankenhausangestellte geführt. ■ wie ist so etwas möglich? Das liegt an unserem System. Es trennt die Sektoren „stationär“ und „ambulant“ strikt. Die Kapazitäten beider Bereiche werden unabhängig voneinander geplant. Krankenhausärzte unterliegen den Vorgaben der einzelnen Bundesländer, für ambulant tätige Ärzte sind dagegen die kassenärztlichen Vereinigungen zuständig. Solange sich für die Berufsgruppe der Fachärzte keiner zuständig fühlt, wird es auch kein Gesetz geben, das hier klare Spielregeln schafft. ■ wie reagieren die srh kliniken auf diese situation? Natürlich sind auch wir von diesem Missstand betroffen. Unser Ziel ist es daher, unsere Ärzte im Unternehmen zu halten, etwa durch ein überzeugendes Aus- und Weiterbildungskonzept. Dieses Konzept haben wir im Rahmen unserer Kampagne „Initiative Neue Ärzte“ vor zwei Jahren gestartet, und es wird von unseren Mitarbeitern sehr gut angenommen. So ist in unseren Kliniken die Fluktuation bei Medizinern in den vergangenen drei Jahren um mehr als 20 Prozent gesunken. Das werte ich als Erfolg. ■ welche schwerpunkte setzt die srh? Bestimmte Krankheitsbilder werden sich künftig häufen: Dazu zählen Herz- Kreislauf- und Krebserkrankungen. Auch die Zahl derer, die unter Schlaganfällen und Knochen- sowie Gelenkschmerzen leiden, wird zunehmen. Daher sehen wir die vier Disziplinen Kardiologie/Gefäßmedizin, Neurologie, Onkologie und Orthopädie als Schwerpunkte, in denen wir besondere medizi- nische Kompetenz anbieten. Beispielsweise sind drei unserer Ärzte in der aktuellen Liste der besten Wirbelsäulenspezialisten, die das Magazin FOCUS aufgestellt hat, bundesweit unter den Top 50 gelistet (siehe auch S. 5). ■ die srh ist eine stiftung. welche konsequenzen hat das für den krankenhausbetrieb und den Patienten? Der Vorteil ist, dass wir gemeinnützig tätig sein können. Das heißt, es gibt keine Interessen von Aktionären oder anderen Teilhabern, die am Erfolg partizipieren und Gewinn abschöpfen wollen. Was verdient wird, kommt dem Unternehmen unmittelbar wieder zugute. Etwa in Form von Baumaßnahmen, die wir in jüngster Zeit und auch aktuell in unseren Kliniken in Gera, Suhl und Karlsbad-Langensteinbach durchführen. Diesbezüglich sind wir bei Investitionen auch nicht auf einen raschen Return on Investment angewiesen, das heißt, dass sich eine Investition möglichst schnell auszahlen soll. Investitionen in die Raumausstattung und die Ambulanzstruktur, wie wir sie in letzter Zeit getätigt haben, tun dies eben nicht. Aber der Patient nimmt sie sehr wohl wahr. ■ welche rolle spielt der Verbund der srh kliniken für den Patienten? Bereits heute arbeiten Kliniken, die regional beieinanderliegen, eng zusammen. Beispielsweise gibt es regelmäßige Absprachen zwischen Kollegen des hintErgrund | PErsPEktiVEn 3/2010 SRH Zentralklinikums Suhl und des SRH Wald-Klinikums Gera, etwa wenn es darum geht, einheitliche Therapiekonzepte zu etablieren, die sich bewährt haben. Durch einen solchen Austausch lässt sich das Wissen des gesamten Unternehmens anzapfen und zum Wohl des Patienten nutzen. Einmal im Jahr findet auch eine klinik übergreifende Konferenz statt, bei der sich Führungskräfte aus Verwaltung, Medizin, Pflege und Therapie treffen. Ziel ist es, diese Zusammenarbeit künftig noch mehr zu strukturieren, um zum Dr. ThoMAs WoLFrAM „unser zieL isT es, Die ÄrzTe iM unTernehMen zu hALTen, eTWA Durch ein überzeuGenDes Aus- unD WeiTer biLDunGs KonzePT.“ Beispiel Therapiekonzepte abzustimmen und gemeinsame Qualitätsstandards zu definieren. ■ wie sehen sie das krankenhaus der zukunft? In manchen Regionen wird die fachärztliche Versorgung ausschließlich im Krankenhaus stattfinden. In den Kliniken wird es generell eine noch engere Vernetzung zwischen stationärer und ambulanter Versorgung geben. Auch die einzelnen Berufsgruppen werden zusammenrücken müssen. GeorG hAiber srh Magazin 17
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