Szenario-Report (PDF) - Ioew.net
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Zukünfte und Visionen Wald 2100:<br />
Langfristige Perspektiven von Wald- und Landnutzung –<br />
Entwicklungsdynamiken, normative Grundhaltungen und<br />
Governance<br />
Composites) vielfältige neue Absatzmärkte. Gleichzeitig wird Holz als<br />
nachwachsender Rohstoff auch für die energetische Nutzung immer<br />
wichtiger, wenn auch deutlich weniger stark als im Bereich der stofflichen<br />
Verwertung. Insgesamt steigt der Nutzungsdruck auf den Rohstoff Holz<br />
durch diese Entwicklungen enorm, was auch zu verstärkten Konflikten mit<br />
Bürgergruppen, dem Naturschutz und Tourismusunternehmen führt.<br />
Diese Herausforderungen im Blick, ist das vorrangige Ziel der Politik, die<br />
Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Holzindustrie zu erhalten. Staatsaufgabe<br />
ist es, möglichst hohe Kapitalrenditen zu gewährleisten. Der Staat<br />
zieht sich – entgegen eindringlicher Warnungen von Umweltschutzverbänden<br />
– sukzessive und wohl überlegt zurück. Er will der<br />
unternehmerischen Initiative bei der effizienten Mobilisierung, Verarbeitung<br />
und Vermarktung des Rohstoffes Holz nicht unnötige regulatorische Hürden<br />
in den Weg legen. „Effizienz“, „Flexibilität“, „Dynamik“, „Mobilisierung“,<br />
„Schutz des Privateigentums“, „Weltmarktorientierung“ werden zu Kernvokabeln<br />
eines neuen forstpolitischen Sprachspiels. Nachhaltige<br />
Bewirtschaftungsstandards werden auf Minimalanforderungen wie das<br />
Wiederbewaldungsgebot zurückgefahren. Nachhaltigkeit wird verstanden als<br />
Erhalt von Waldflächen und Standortskraft. Auf die besonderen Anforderungen<br />
einer Funktionsvielfalt oder Umweltvorsorge wird bei der<br />
Bewirtschaftung von Waldflächen nicht eingegangen. Nutzungen über den<br />
Zuwachs hinaus werden temporär erlaubt, wenn an anderer Stelle<br />
Kompensationen erfolgen. Es etabliert sich der Begriff einer „dynamischen<br />
Nachhaltigkeit“. Davon abgesehen wird auf freiwillige Selbstverpflichtungen<br />
der Waldbesitzer vertraut. Von denen wird angenommen, dass sie im<br />
Rahmen ihrer Waldgesinnung ein selbstverständliches Eigeninteresse am<br />
Erhalt und an der nachhaltigen Pflege ihres Waldkapitals haben.<br />
Auch in diesem <strong>Szenario</strong> leiden die staatlichen Forstverwaltungen unter<br />
Budgetkürzungen und Personalabbau. Im Gegensatz zum Entwicklungspfad<br />
1 entscheiden sich die Länder, Kommunen und Staatsforstbetriebe jedoch<br />
dafür, den Holzboom besser für sich zu nutzen. Voraussetzung dafür ist auch<br />
im Bereich der Staatsforsten ein radikaler Systemwechsel. So werden in den<br />
meisten Ländern die staatlichen Forstbetriebe aufgelöst und in anfangs noch<br />
landeseigene Aktiengesellschaften umgewandelt. Diese verfolgen in erster<br />
Linie – und sehr effizient – erwerbswirtswirtschaftliche Ziele. Beispiele: die<br />
Holzproduktion oder Dienstleistungen für Privatwaldbesitzer. Nach 2020<br />
werden zunehmend auch private Investoren an den Landesforstbetrieben<br />
beteiligt. Vor dem Hintergrund anhaltender Strukturschwächen in manchen<br />
Regionen und schwindender Leistungsfähigkeit der öffentlichen Haushalte<br />
haben Public Private Partnership- und Betreibermodelle bis hin zum<br />
Teilverkauf von Waldflächen Konjunktur. Privatisierung ist immer weniger ein<br />
Tabu, sofern auch Schutz- und Erholungsfunktionen des Waldes über<br />
festgeschriebene Mindeststandards gesichert bleiben.<br />
Im Jahr 2050 ist die horizontale Integration der Forst- und Holzwirtschaft weit<br />
fortgeschritten. Bis auf einige kleinparzellierte Restflächen ist der deutsche<br />
Waldzukünfte 2100 – <strong>Szenario</strong>report<br />
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