Szenario-Report (PDF) - Ioew.net
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Zukünfte und Visionen Wald 2100:<br />
Langfristige Perspektiven von Wald- und Landnutzung –<br />
Entwicklungsdynamiken, normative Grundhaltungen und<br />
Governance<br />
den Laubholzsägern haben gar nur fünf Werke sowie einige Nischenanbieter<br />
überlebt. Einige der Großsägewerke sind mit der Holzwerkstoffindustrie<br />
fusioniert, und es haben sich „Industriecluster“ entwickelt, die zunehmend<br />
standardisierte Produkte mit einer immer größeren Fertigungstiefe anbieten.<br />
Auch in der Holzwerkstoffindustrie selbst findet, unter rückläufigen Umsätzen<br />
im Baugewerbe ab 2012, ein Verdrängungswettbewerb statt. Im Jahr 2020<br />
wird der Markt hier von einigen wenigen börsennotierten Global Playern<br />
dominiert, die weltweit lokale Produktionseinheiten betreiben und sowohl ihre<br />
Verarbeitungskapazitäten als auch ihre Angebotspalette enorm ausgeweitet<br />
haben. Den Fertighausmarkt haben sich einige wenige „General Supplier“<br />
untereinander aufgeteilt, die von der Projektplanung über die Fertigung bis<br />
hin zur Finanzierung die gesamte Wertschöpfungskette und alle Preissegmente<br />
abdecken können. Ungezählte kleine lokale Zimmereibetriebe und<br />
Holzhandwerker sind entweder vom Markt verschwunden oder fungieren nur<br />
noch als werkstattlose Montageunternehmen für die Großen der Holzindustrie.<br />
Nach skandinavischem Vorbild sind auch in Deutschland<br />
mittlerweile immer mehr holzverarbeitende Industriebetriebe in die Holzernte<br />
eingestiegen. Mit eigenen Ernteeinheiten bieten sie den Waldbesitzern einen<br />
Full-Service, von der waldbaulichen Beratung bis hin zur Vermarktung<br />
sämtlichen Holzes.<br />
Holz ist ein in vielerlei Hinsicht begehrter Rohstoff, wenn er auch in seinen<br />
Endprodukten oft nicht mehr als solcher zu erkennen ist. Neue Allianzen<br />
zwischen der klassischen Holzindustrie und der chemischen Industrie haben<br />
zahlreiche Innovationen auf dem Gebiet der chemischen Modifikation<br />
einheimischer Hölzer hervorgebracht. Biegsames Formvollholz, thermoplastisch<br />
verarbeitbare Wood Plastic Composites, neuartige Klebeverbindungen,<br />
Flüssigholz, Holzbauteile mit kohlefaserverstärkten Kunststoffen,<br />
Verbundkonstruktionen aus Holz und Beton, nanotechnologisch verbesserte<br />
Holzoberflächen etc. ... – „ent-naturierte“ Holzwerkstoffe haben der Branche<br />
ganz neue Möglichkeiten und Märkte eröff<strong>net</strong>. Die einstigen Wettbewerbsnachteile<br />
des Werkstoffes Holz gegenüber anderen Baustoffen wie z.B.<br />
Kunststoffen und Beton sind um 2020 weitgehend überwunden.<br />
Eigenschaften und Funktionalitäten des Holzes wie Wetterbeständigkeit,<br />
Elastizität, Wärmeleitung, Brandverhalten können zunehmend gewährleistet<br />
werden, ohne auf bestimmte Holzarten angewiesen zu sein. Und es wird<br />
weiter geforscht, beispielsweise an „Bäumen der Zukunft“ mit bestimmten<br />
Faserqualitäten.<br />
Holz boomt nicht nur als Werkstoff, sondern bleibt ein wichtiger Rohstoff<br />
auch für die energetische Verwendung. In Form von Pellets befeuert es die<br />
Heizöfen deutscher Haushalte und betrieblicher KWK-Anlagen. Einiges an<br />
Bruch- und Restholz wandert mittlerweile auch in die Biomass-to-Liquid-<br />
Raffinerien, wo es zu Treibstoff verarbeitet wird. Die internationale<br />
Konkurrenz um das knapper werdende Öl schlägt immer stärker auch nach<br />
Deutschland durch und wird durch das Ausweichen auf einheimisches Holz –<br />
vorrangig zur Wärmebereitstellung – zumindest etwas gedämpft. Das schont<br />
Waldzukünfte 2100 – <strong>Szenario</strong>report<br />
58<br />
... löst starke<br />
Umbrüche in<br />
der deutschen<br />
Holzwirtschaft<br />
aus<br />
Zahlreiche<br />
Innovationen<br />
verändern den<br />
Werkstoff Holz<br />
Auch für die<br />
energetische<br />
Nutzung bleibt<br />
Holz ein wichtiger<br />
Rohstoff