1. Zahnärztinnen- - Zahnärztekammer Niedersachsen
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dies & das<br />
Urlaub<br />
Unter Griechen<br />
Wir waren in Griechenland, genauer<br />
auf Kreta, und wir leben<br />
noch. Wir sind nicht verhungert.<br />
Man hat uns nicht als Nazis<br />
beschimpft oder als Deutsche beleidigt.<br />
Keiner hat uns ins Essen gespuckt<br />
oder gar die Bedienung verweigert. Es<br />
war ein wunderschöner Urlaub, bei<br />
herrlichem Wetter, unter freundlichen<br />
Menschen, schöner Landschaft, blauem<br />
Meer. Keine Wolken, kein Regen.<br />
Nur die deutschen Touristen fehlten.<br />
Franzosen gab es jede Menge und Russen,<br />
Polen, Ukrainer, aber wirklich nur<br />
wenige Deutsche. Und das hat Ursachen,<br />
die im völlig Irrationalen liegen.<br />
Wovor hatte man uns vorher nicht alles<br />
gewarnt! Überhaupt war das Kopfschütteln<br />
an der Tagesordnung, wenn<br />
wir Freunden und Bekannten zu erzählen<br />
wagten, wir würden zwei Wochen<br />
nach Griechenland fahren. Mitleid kam<br />
auf: Ihr werdet nicht genug zu essen<br />
bekommen, plötzlich nimmt Euch keiner<br />
mehr den Euro ab, man wird Euch<br />
in Tavernen und Kafenions schmähen,<br />
stattdessen als Nazis bezeichnen und<br />
als Deutsche davonjagen. Uns hat das<br />
nicht irritiert. Und das war gut so. Alle<br />
Griechen, mit denen wir zu tun hatten<br />
in den Restaurants, im Hotel, beim<br />
Wandern, bei Besichtigungen, waren<br />
freundlich, vor allem dann, wenn sie<br />
erfuhren, dass wir aus Deutschland kamen.<br />
Uns wurde täglich bewusster, wie<br />
unrecht man in Deutschland den Griechen<br />
tut, wie hysterisch Deutsche reagieren,<br />
wie unglaublich pauschal und<br />
arrogant man alle Griechen in einen<br />
Topf wirft. Ohne nachzudenken, ohne<br />
Sinn und Verstand. Dabei ist dort all<br />
überall mit den Händen zu greifen, wie<br />
schlecht es den normalen Griechen<br />
geht. Ob in kleinen oder größeren Städten,<br />
allenthalben erlebt man die Folgen<br />
der griechischen Dauerkrise. Unzählige<br />
Läden stehen leer, manchmal<br />
ganze Straßenzüge. Die Autovermieter<br />
treten sich beim Warten auf Kunden<br />
die Füße platt, die Restaurants wirken<br />
wie ausgestorben, auch weil die Unsit<br />
670 · ZKN MitteiluNgeN 8 | 2012<br />
te des Allinclusive ihnen auch noch die<br />
letzten Gäste raubt. In den Kafenions<br />
sitzen noch ein paar ältere Griechen<br />
herum, ansonsten Leere überall. Unzählige<br />
Geschäfte, gerade in den Touristenorten,<br />
warten auf Gäste, die nur<br />
sporadisch kommen. Keiner kann das<br />
auf Dauer überleben.<br />
Und dennoch versuchen die Griechen,<br />
das Beste daraus zu machen,<br />
sind immer noch guten Mutes, freundlich,<br />
höflich, hilfsbereit. Und warten<br />
vor allem auf die Deutschen, die früher<br />
doch so gern, »das Land der Griechen<br />
mit der Seele suchen« (Goethe schon<br />
1797) wollten. Wir tun den normalen<br />
Griechen unrecht. Sie können nichts<br />
für ihre verkommene Oberschicht und<br />
ihre korrupten Politiker. Solange aber<br />
weiter Teile der deutschen Medien das<br />
schlechte Bild vom Griechen verbreiten<br />
und Politiker dummes Zeug reden,<br />
pflegt der gemeine Deutsche seine<br />
Angst. Und alles wird noch schlimmer.<br />
Ein Umdenken ist dringend notwendig.<br />
Schließlich sind es die Griechen, die am<br />
Anfang Europas standen. Auch der Begriff<br />
Europa kommt aus dem Griechischen.<br />
Noch vor dem christlichen waren<br />
wir ein griechisches Abendland.<br />
Das sollte nicht vergessen werden. Wir<br />
jedenfalls werden so bald wie möglich<br />
wieder nach Griechenland fahren und<br />
hoffen auf Nachahmer. Volker Benke<br />
rundblick, 10.7.2012<br />
SPD Troika<br />
In der Euro-Krise<br />
Die Troika, wie die Vereinigung<br />
früherer sozialdemokratischer<br />
Ministerpräsidenten bzw. Minister<br />
genannt wird, hat ihre ganz eigene<br />
Art von EuroKrise. Und sie weiß<br />
ganz offenkundig kein Rezept dagegen.<br />
Die Krise heißt Merkel. Sie besteht darin,<br />
dass der SPD nichts Europäisches<br />
einfällt, mit dem der Kanzlerin beizukommen<br />
wäre. In Umfragen liegt sie<br />
jeweils weit vor jedem der Drei. Und<br />
selbst unter SPDWählern herrschen<br />
positive Urteile über die Kanzlerin, die<br />
bei den GrünenAnhängern mit 60<br />
Prozent sogar noch übertroffen wer<br />
den. Zu allem Überfluss: Der CDU wird<br />
doppelt so oft wie der SPD zugetraut,<br />
die Schuldenkrise in den Griff zu bekommen,<br />
ganz ungeachtet dessen,<br />
dass auch Merkel nicht frei ist von EuropaKurven,<br />
die sie ganz freiwillig<br />
nicht genommen hat.<br />
Das Dilemma der Genossen liegt darin<br />
begründet, dass sie keine schlüssige<br />
Europapolitik haben. Vorsichtig<br />
wird eine europäische Solidarität beschworen,<br />
doch inzwischen hat man<br />
betreten bemerkt, dass eine klare Verpflichtung<br />
zur europäischen Schuldenübernahme<br />
nichts ist, was der SPD<br />
Wählerschaft gefiele. So fällt man denn<br />
verbal im Übermaß über die Kanzlerin<br />
her, um anschließend brav ihren Plänen<br />
zuzustimmen und Beihilfe zur<br />
Zweidrittelmehrheit zu leisten, wenn<br />
sie nötig ist. Das einzige Mal, bei dem<br />
die SPD aus der Reihe tanzte durch Enthaltung<br />
beim ersten Hilfspaket für<br />
Griechenland, hatte sie als Quittung<br />
schnell mit dem Vorwurf zu tun, nicht<br />
hinreichend europäisch zu sein. Sigmar<br />
Gabriels Ausflug in die Gefilde des<br />
neuen französischen Präsidenten<br />
Francois Hollande bis hin zur Liebelei<br />
mit EuroBonds ist zur Bruchlandung<br />
geraten. Immerhin begriff die SPD<br />
Bundestagsfraktion sehr schnell, dass<br />
derlei in Deutschland nicht gerade<br />
wohlgelitten war.<br />
So blieb dann der SPD nur die Behauptung,<br />
sie allein habe Merkel zur<br />
Börsensteuer bewegen können und zu<br />
einem Wachstumspaket. Das aber hat<br />
der Kanzlerin beim deutschen Publikum<br />
schon deshalb nicht geschadet,<br />
weil es sehr wohl verstanden hat, dass<br />
die nötige Zweidrittelmehrheit für Fiskalpakt<br />
und dergleichen eben Zugeständnisse<br />
verlangt hat, die Merkel<br />
nicht aufs MinusKonto zu schreiben<br />
waren. Und die SPD blieb auf dem Vorwurf<br />
sitzen, mit ihrer Taktik habe sie<br />
Beihilfe geleistet dabei, Merkel zu weiteren<br />
Schritten in Richtung Haftungsunion<br />
zu bewegen.<br />
Die pragmatische Europapolitik<br />
Merkels ist offenbar das, was den Deutschen<br />
am ehesten behagt. Ihr kann die<br />
oft geifernde Kritik, mit der die SPD ihr<br />
jeweiliges Einknicken vor der Kanzlerin