Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Nr. 02/26-01-2004<br />
Seite 23 GESUNDES LEBEN<br />
4. Teil<br />
von Dr. Ruediger Dahlke<br />
Krankheitsbilder als Spiegel –<br />
„Aggression als Chance“<br />
Der entscheidende Punkt ist immer das herrschende Bewusstsein, und das<br />
beschränkt sich keinesfalls auf das dem einzelnen Bürger zugängliche Wissen.<br />
Psychotherapien zeigten über die Jahre, dass das Unbewusste Zugang zum<br />
kollektiven Wissen hat und sich hier reichlich bedient, um uns unsere Themen<br />
bewusst zu machen. Was wir an der Be-Deutung von Krankheitsbildern<br />
erkennen können, ist uns im übrigen aus dem Bereich der Traumdeutung schon<br />
länger vertraut.<br />
Auch wenn es keine zwei<br />
gleichen Allergien gibt,<br />
haben sie doch alle als<br />
Grundthema die verdrängte Aggression,<br />
die sich unbewusst in<br />
einem frustranen Kampf gegen<br />
den Schmutz dieser Welt austobt.<br />
Vergeblich ist dieser Kampf schon<br />
deshalb, weil das Dunkle genauso<br />
in die Welt gehört wie das<br />
Helle und beide<br />
Seiten sich ergänzen<br />
und erst zu-<br />
Warum ist die Welt so<br />
sammen Ganzheit<br />
und Heilsein er-<br />
waffenstarrend, wo doch<br />
möglichen. Dass alle Menschen Frieden<br />
die Bekämpfung wünschen und die sie<br />
der Geschlecht- repräsentierenden Politiker<br />
lichkeit keinen angeblich erst recht?<br />
Sinn macht, liegt<br />
auf der Hand.<br />
Würden die Allergiker<br />
in ihrem Kampf siegen,<br />
müsste mit dem Frühling nicht<br />
nur alles Wachstum ausfallen, das<br />
Menschengeschlecht würde auch<br />
in Kürze aussterben.<br />
Aggressionsprobleme auf<br />
allen Ebenen<br />
Wie schwierig das Eingeständnis<br />
der Aggressionsproblematik<br />
für den einzelnen Allergiker ist,<br />
mag der Vergleich mit dem entsprechenden<br />
Thema im Makrokosmos<br />
erhellen. Auch hier gesteht<br />
sich kaum ein Volk seine Aggressionen<br />
ein. Die zahlreichen<br />
Kriege in der zweiten Hälfte des<br />
letzten Jahrhunderts wurden und<br />
werden bis heute von Verteidigungsministern<br />
geführt. Daraus<br />
ergibt sich natürlich die naive<br />
Frage, warum sich ein russischer<br />
Verteidigungsminister in Afghanistan<br />
verteidigen musste, warum<br />
seine amerikanischen Kollegen in<br />
Vietnam und schon bald überall<br />
auf der Welt? Warum ist die Welt<br />
so waffenstarrend, wo doch alle<br />
Menschen Frieden wünschen und<br />
die sie repräsentierenden Politiker<br />
angeblich erst recht? Nachdem die<br />
BRD jahrzehntelang gegen eine<br />
waffenstarrende DDR-Volksarmee<br />
gerüstet hatte, mochte sie, nachdem<br />
diese der Bundeswehr eingegliedert<br />
und weit und breit kein<br />
Feind mehr in Sicht war, nicht<br />
wirklich und ernsthaft abrüsten.<br />
Warum nur? Man wartete lieber,<br />
bis sich wieder ein Gegner finden<br />
ließ. Schon die Namen machen<br />
ehrlich: Reichswehr – Wehrmacht<br />
– Bundeswehr. Aus deutscher<br />
Sicht ist der Etikettenschwindel lediglich<br />
besonders offensichtlich,<br />
betrieben wird er aber überall.<br />
Dabei wäre es eigentlich<br />
so ein-<br />
fach:<br />
Wer rüstet ist<br />
aggressiv!<br />
Nur mag das niemand<br />
erkennen.<br />
Alle Welt projiziert<br />
die Aggression lieber<br />
auf wirklich<br />
vorhandene oder zur Not auch<br />
eingebildete Gegner. Darin aber<br />
gleicht alle Welt dem einzelnen<br />
Allergiker. Auch er erkennt zur<br />
Not überall Aggression, nur kaum<br />
je bei sich. Es ist so viel leichter,<br />
das Problem jenseits des Gartenzaunes<br />
zu sehen. Wir brauchen<br />
aber gar nicht auf andere Länder<br />
und Politiker zu schauen, wir<br />
könnten auch hier erkennen, dass<br />
etwas faul sein muss an unserer<br />
Bearbeitung des Aggressionsthemas.<br />
Der enorme Widerstand mit<br />
dem Aggressionsprinzip hat wohl<br />
damit zu tun, dass wir bei dem<br />
ihm zugrundeliegenden Urprinzip<br />
Mars nur noch Schattenseiten erkennen.<br />
Wo aber Schatten ist,<br />
muss andererseits auch Licht sein.<br />
Bei Mars erkennen wir das nur<br />
noch in seltenen Momenten. Einer<br />
davon ist der Frühling. Obwohl in<br />
dieser Zeit die Bäume ausschlagen,<br />
die Knospen ihre Hüllen<br />
sprengen, Milliarden von gefährlich<br />
spitzen Keimlingen die Mutter<br />
Erde durchbohren und der Salat<br />
sogar schießt, feiern wir diese Jahreszeit<br />
als Neubeginn und Chance.<br />
Zur Zeit des Frühlings können wir<br />
Mars sogar noch richtig genießen.<br />
Auch in anderen Lebensbereichen<br />
ginge es darum, seine positive<br />
Kraft zu entdecken und seine<br />
erlösten Seiten in unser und ins-<br />
besondere das Leben von Allergikern<br />
zu integrieren. Mit Mut (Mars)<br />
die heißen (Mars) Eisen (Mars)<br />
des Lebens in Angriff zu nehmen,<br />
wäre das Gebot dieses Urprinzips,<br />
von dem Heraklit sagte, es sei der<br />
Vater aller Dinge. Als Prinzip allen<br />
Anfangs steht ihm diese Bezeichnung<br />
sicher zu, wenn auch zu bedenken<br />
wäre, dass für den Fortbestand<br />
aller Dinge eine Mutter ins<br />
Spiel des Lebens treten muss. Erst<br />
aus dem Zusammenspiel der Gegensätze<br />
– in diesem Fall von Mars<br />
und Venus – kann Vollkommenes<br />
entstehen.<br />
Mars – das männlichste<br />
unter den Urprinzipien<br />
Aus dem ganz konkreten Zusammenspiel<br />
dieser beiden antiken<br />
Gottheiten ist Eros hervorgegangen,<br />
der Gott der Liebe, der mit<br />
den Waffen (Mars) seines Vaters,<br />
Pfeil und Bogen, das Anliegen seiner<br />
Mutter, die Liebe (Venus) in<br />
die Herzen der<br />
M e n s c h e n<br />
„schießt“. In seinem<br />
Reich sich mit Genuss<br />
(Venus) auszutoben<br />
(Mars),<br />
wäre eine himmlische<br />
Therapie für<br />
Allergiker, die sich<br />
auch auf Erden verwirklichen<br />
ließe –<br />
besonders wichtig<br />
wäre sie für jene Allergiker,<br />
die mit Katzen und Erdbeeren,<br />
Pollen und Pferdehaaren<br />
auf „Kriegsfuß“ stehen. Aber auch<br />
„Streitkultur“, („Kampf“-)Sport,<br />
„Auseinandersetzung“, „Konkurrenz“<br />
und „Konfliktbereitschaft“<br />
statt fauler Kompromisse wären<br />
Einlösungen für Mars.<br />
Manche Berufsgruppen leben<br />
weitgehend von diesem Prinzip,<br />
wie etwa Rechtsanwälte, die als<br />
Profistreiter Mars auf gesellschaftlich<br />
erträgliche Ebenen heben<br />
oder Zahnärzte, wenn sie mit<br />
ihren aggressiven Werkzeugen an<br />
unseren maroden Waffen „feilen“<br />
und „bohren“. Chirurgen, die<br />
„schneiden“ und „stechen“, Journalisten,<br />
die „ihren“ Storys „nach-<br />
In Eros’ Reich sich<br />
mit Genuss (Venus)<br />
auszutoben (Mars), wäre<br />
eine himmlische Therapie<br />
für Allergiker, die sich<br />
auch auf Erden<br />
verwirklichen ließe.<br />
jagen“ und Reporter, die Prominenten<br />
auflauern, um sie mit<br />
<strong>Ihr</strong>en Telekanonen „abzuschießen“<br />
frönen diesem Prinzip.<br />
<strong>Ihr</strong> „gezielter Schuss trifft“ heute<br />
auf subtilere Weise als der des<br />
traditionellen Jägers, und manchmal<br />
tötet er sogar. Dagegen wirkt<br />
die Arbeit der Fußballprofis geradezu<br />
erlöst, wenn sie ihre Gegner<br />
auf dem kleinen abgegrenzten<br />
Spielfeld „unter Druck setzen“<br />
und relativ harmlose Tore<br />
„schießen“. Anders Unternehmer,<br />
die fremde Märkte „erobern“ und<br />
auch vor Handels“kriegen“ nicht<br />
zurückschrecken.<br />
Dass dieser Welt auch im Makrokosmos<br />
Mut fehlt, die „heißen<br />
Eisen in Angriff“ zu nehmen und<br />
einen Neuanfang zu wagen, ist<br />
vielen Menschen inzwischen bewusst.<br />
Kein Urprinzip lässt sich<br />
aus der Welt schaffen, und wo wir<br />
es versuchen, wird es sich auf unerlösten<br />
Ebenen Aufmerksamkeit<br />
verschaffen. Wir haben lediglich<br />
die Wahl, Mars<br />
auf die materielle<br />
Ebene abzuschieben,<br />
wo wir ihn<br />
als Krieg auf und<br />
unter unserer<br />
Haut oder auf den<br />
Schlachtfeldern<br />
dieser Erde erleiden<br />
müssen oder<br />
ihm im Bewusstsein<br />
den Raum zu<br />
geben, der ihm<br />
zusteht. Dann müssten wir hier<br />
die drängenden heißen Themen<br />
unserer Zeit mit Mut und Energie<br />
anpacken und uns dem Kampf<br />
auf dieser Ebene stellen.<br />
Mars ist das männlichste unter<br />
den Urprinzipien – sein (Mars-)<br />
Symbol steht für den männlichen<br />
Pol im allgemeinen – wenn es<br />
ihm schon so schlecht geht in dieser<br />
männlich dominierten Zeit,<br />
mag man sich ausmalen, wie es<br />
erst dem weiblichen Gegenpol ergehen<br />
mag.<br />
Literatur: Ruediger Dahlke<br />
„Aggression als Chance“ und<br />
„Krankheit als Symbol“ (beide<br />
Bertelsmann); CD „Allergie“<br />
(Goldmann-Arkana-Audio)