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Schon 1976 hatte ich ständig ein<br />
Telefon am Ohr – dam<strong>als</strong> noch<br />
kein schnurloses.<br />
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ein Ostprodukt, war echt teuer.<br />
Von drüben hatte ich ja nichts zu<br />
erwarten. Wir hatten keine Westbekannten,<br />
folglich gab es auch<br />
keine Westpakete für uns.<br />
An meine ersten fünf Lebensjahre<br />
in Leipzig habe ich dagegen<br />
nur wenige Erinnerungen. Le -<br />
diglich eine Geschichte aus dem<br />
Kindergarten, die symptomatisch<br />
für mein gesamtes Leben werden<br />
sollte, fällt mir ein. Überraschenderweise<br />
spielt ein Mädchen dabei<br />
eine Rolle. Ihr Name war<br />
Clau dia. Meine erste Freundin<br />
im Kindergarten. Meine erste<br />
Freundin überhaupt natürlich. In unserem Kindergarten gab<br />
es zum Abschluss eines jeden Tages ein sportliches Ritual: Auf<br />
dem Pausenhof musste eine Runde gerannt werden. Der Erste<br />
wurde dann ganz offi ziell <strong>als</strong> Sieger gekürt. Ich erinnere mich<br />
deshalb so genau an diese Zeremonie, weil ich zu dieser Zeit<br />
immer Erster war. Irgendwann fragte mich Claudia, ob ich sie<br />
nicht mal an der Hand nehmen könne, wenn es auf die tägliche<br />
Kindergarten-Abschlussrunde gehe. Sie hatte natürlich<br />
eindeutige Absichten: »Ich möchte auch mal Erste werden«,<br />
gab sie unumwunden zu. So hoffte sie <strong>als</strong>o, von mir im wahrsten<br />
Sinne des Wortes mitgezogen zu werden. Da war sie bei<br />
mir bestens aufgehoben – so schien es. Also habe ich sie an der<br />
Hand genommen, und wir sind losgespurtet.<br />
Um eins vorwegzunehmen: Ich habe mir alle Mühe gegeben.<br />
Da ich aber schon mit vier Jahren in Sachen Geschmeidigkeit<br />
und Geschwindigkeit eine echte Katze war, kam es,