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Tagungsdokumentation: Interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen ...

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T a g u n g s d o k u m e n t a t i o n * Redebeiträge*<br />

- Fachtagung am 23./24.11.2005 - Seite 38 von 65<br />

Viertel der Familien, Verdacht auf Missbrauch und Misshandlung der Kinder in einer<br />

bedeutsamen Minderheit (ca. 10 – 30 % der Fälle).<br />

Unversöhnlichkeit sowie gegenseitiges Sich-Bekämpfen mit der Gefahr einer extremen und<br />

dauerhaften Eskalation haben zur Folge, dass ein Kontakt der Kinder zu beiden Elternteilen<br />

verunmöglicht oder nur unter erschwerten Bedingungen möglich wird (Bundeskonferenz für<br />

Erziehungsberatung 2005). Logischerweise finden sich hochstrittige<br />

Elternpaare gehäuft im Klientel der Umgangsbegleitungen.<br />

Alberstötter (2004) entwickelte in Anlehnung an das neunstufige Modell zur<br />

Konflikteskalation von Glasl (1994) ein dreistufiges Modell zur Einschätzung des<br />

Schweregrades von Elternkonflikten.<br />

Stufe 2<br />

Stufe 1<br />

Verletzendes Agieren<br />

Zeitweilig gegeneinander und Ausweitung des<br />

gerichtetes Reden und Konfliktfeldes<br />

Tun<br />

Stufe 3<br />

Beziehungskrieg – Kampf<br />

um jeden Preis<br />

( Alberstötter (2006): Kooperation als Haltung und Strategie bei hochstrittigen Elternkonflikten)<br />

Stufe 1 ist gekennzeichnet durch „zeitweilig gegeneinander gerichtetes Reden und Tun“. Es<br />

kommt in akuten Spannungszeiten zu vorübergehender Polarisierung im Denken, zu<br />

Schuldzuweisungen, verbalen Angriffen und der Gefahr (vermeintlich) reaktiver Sanktionen.<br />

Merkmale der Stufe 2 sind „verletzendes Agieren und Ausweitung des Konfliktfeldes“. Der<br />

Konflikt weitet sich energetisch aus; die Zahl in den Konflikt einbezogener und infizierter<br />

Personen wächst.Interpunktionen erfolgen nach dem Täter-Opfer-Modell. Das Verhalten des<br />

Gegners wird unabhängig vom Kontext gesehen (Dekontextualisierung). Es geht nicht mehr<br />

um Mütter und Vater, sondern um zwei komplexe Kraftfelder.<br />

Auf Stufe 3 geht es um „Beziehungskrieg – Kampf um jeden Preis“.<br />

Es entwickeln sich extreme Gefühle der Verzweiflung und des Hasses. Begegnungen mit dem<br />

„anderen“ können mit Ekelempfindungen und extremen Erregungszuständen verbunden sein<br />

und werden deshalb kategorisch abgelehnt. Ihm werden unmenschliche Züge oder psychische<br />

Erkrankungen zugeschrieben. In der Vorstellung der Beteiligten drohen dem Kind sexueller<br />

Missbrauch und Entführung, weshalb es vor dem anderen und dessen Einfluss geschützt<br />

werden muss.<br />

Eine Übersicht über die bei hochstrittigen Elternsystemen kennzeichnende Ausweitung des<br />

Konfliktfeldes gibt Alberstötter mit der folgenden Übersicht, in der er 82 Fälle aus eigener<br />

Praxis ausgewertet hat. Die dabei verwendeten Zahlen beziehen sich (nur) auf die<br />

dokumentierten professionellen Akteure:<br />

Eskalations-<br />

Stufe<br />

Zahl der (hoch)srittigen<br />

Konflikte<br />

Anzahl der<br />

involvierten<br />

professionellen<br />

Akteure<br />

Anzahl der<br />

durchschnittlic<br />

h beteiligten<br />

professionellen<br />

Akteure<br />

1 19 30 1,5 7,2<br />

2 34 148 4,3 35,4<br />

Anzahl der<br />

beteiligten<br />

professionellen<br />

Akteure in %

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