Heft 2/2003 - Lemmens Medien GmbH
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Gefordert sind zusätzliche, auch nichtfinanzielle Informationen, Bewertungsverfahren und Kennzahlen,<br />
die Auskunft über die Entwicklung der immateriellen Unternehmensressourcen und -prozesse<br />
geben. Jüngere Ansätze, wie die Balanced Scorecard, haben Anfang der neunziger Jahre<br />
einen wegweisenden Schritt gesetzt, die auch die Entwicklung von Wissensbilanzen befruchtet<br />
haben.<br />
In Theorie und Praxis wurden unterschiedlichste Ansätze zur Erfassung und Bewertung von<br />
immateriellen Vermögenswerten im Rahmen von Wissensbilanzen vorgestellt. Da eine finanzielle<br />
Erfassung und Bewertung schwierig ist, werden meist finanzielle und nichtfinanzielle Indikatoren<br />
innerhalb eines Systems ausgewiesen. Bei diesen Indikatorsystemen werden Bestände<br />
und Bestandsveränderungen von immateriellem Vermögen durch unterschiedlichste Größen<br />
(zum Beispiel Kundenzufriedenheit, Mitarbeiterfluktuation, IT-Zuverlässigkeit) erfasst. Auch<br />
qualitative Beschreibungen kommen dabei zur Anwendung. Differenziert werden unterschiedliche<br />
Formen immaterieller Vermögenswerte beziehungsweise intellektuellen Kapitals. Der Ansatz<br />
von Skandia und der Intangible Asset Monitor von Sveiby liefern verschiedene Kategorien,<br />
innerhalb derer Indikatoren zur Abbildung von immateriellen Vermögensbeständen entwickelt<br />
werden (Edvinsson 1996, Sveiby 1997). Bei diesen Klassifikationen werden etwa Humankapital,<br />
Strukturkapital, Kundenkapital und Innovationskapital kategorisiert. Darüber hinaus wird<br />
versucht, diese Kennzahlen differenziert auszuweisen, um den Bestand, die Bestandsveränderung<br />
und die Auswirkungen von immateriellen Vermögenswerten auf den Unternehmenserfolg<br />
darzustellen.<br />
Wissensbilanzierung für Forschungsorganisationen<br />
Im Vergleich zu Industrie- und Dienstleistungsunternehmen spielt in Forschungseinrichtungen<br />
Wissen seit jeher eine zentrale Rolle. Es liegt daher nahe, das Instrument der Wissensbilanzierung<br />
auch in Forschungsorganisationen anzuwenden. Zudem haben diese, bedingt durch die<br />
Überführung in neue Rechtsformen, vermehrt Jahresabschlüsse zu publizieren. Aufgrund des<br />
hohen Anteils immaterieller Investitionen und ihrer häufigen Non-Profit-Ausrichtung scheint es<br />
hier besonders wichtig, neben der klassischen Bilanz auch zusätzliche Informationen aufzubereiten.<br />
Der Umstand, dass Forschungszentren nur einem beschränkten Adressatenkreis berichtspflichtig<br />
sind, nehmen auch Brockhoff und Gerwin (2001) zum Anlass, um eine erweiterte<br />
Berichtslegung von Forschungsorganisationen zu fordern, bei dem auch detaillierte Angaben<br />
über Investitionen in Forschung und Entwicklung zu machen sind.<br />
Im Forschungsbereich eingesetzt, kann Wissensbilanzierung der Forderung nach erhöhter<br />
Transparenz nachkommen: Die öffentliche Hand als Eigentümer und andere Stakeholder von<br />
Forschungsorganisationen fordern zunehmend Informationen über die Effizienz der eingesetzten<br />
Mittel und die Effektivität der Zielerreichung. Wissensbilanzierung hat in diesem Kontext<br />
zum Ziel, immaterielle Investitionen – also vornehmlich Investitionen in Forschung und Entwicklung<br />
– und die dadurch erbrachten Leistungen in einem Berichtssystem zu erfassen.<br />
Im deutschsprachigen Raum hat die Austrian Research Centers <strong>GmbH</strong> (ARC) als erste Forschungsorganisation<br />
im Jahr 1999 begonnen, eine Wissensbilanz zu erstellen. Zur Zeit wird an<br />
der vierten Wissensbilanz für das Geschäftsjahr 2002 gearbeitet. Seit 2000 erstellt auch das<br />
Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) jährlich eine Wissensbilanz. Beide Unternehmen<br />
verwenden dabei das für die spezifischen Bedürfnisse des Forschungsbereichs<br />
konzipierten ARC-Wissensbilanz-Modell und weisen teilweise auch identische Kennzahlen aus,<br />
was einen gemeinsamen Vergleich und gegenseitiges Lernen ermöglicht.<br />
Leitner – Wissensbilanzierung management 21<br />
Dr. Karl-Heinz Leitner<br />
ist wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter der ARC<br />
und beschäftigt sich<br />
dort mit der Frage der<br />
Bewertung und des<br />
Managements von FuE<br />
und Innovation.<br />
summary<br />
Research organisations and<br />
universities are confronted with<br />
new challenges caused by new<br />
funding mechanisms, increased<br />
competition, and the necessity to<br />
formulate organisational<br />
objectives and strategies. Due to<br />
these recent developments they<br />
have to improve the management<br />
of their most valuable resources,<br />
i.e., their intangible ones.<br />
Intellectual Capital Reporting,<br />
originally developed for industrial<br />
firms, is a promising instrument<br />
which provides information for the<br />
management and communication<br />
of intangible assets. The Austrian<br />
ARC and German DLR were the<br />
first European research<br />
organisations that published<br />
Intellectual Capital Reports for an<br />
entire organisation based on a<br />
similar model. Moreover, in some<br />
European countries there is a<br />
discussion to apply Intellectual<br />
Capital Reports for universities.<br />
The paper discusses the<br />
underlying principles of reporting<br />
intangible assets and results in<br />
the context of research<br />
organisations and universities and<br />
their specific characteristics.<br />
wissenschaftsmanagement 2 • märz/april • <strong>2003</strong>