Heft 2/2003 - Lemmens Medien GmbH
Heft 2/2003 - Lemmens Medien GmbH
Heft 2/2003 - Lemmens Medien GmbH
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
26 industrieanwendung Zweck – Integriertes Technologie- und Innovationsmanagement<br />
In Innovationsmanagement und<br />
Innovationspolitik haben sich zahlreiche<br />
technikbegleitende Ansätze<br />
wie beispielsweise die Technologiefrüherkennung<br />
oder die Technikfolgenabschätzung<br />
entwickelt,<br />
die im Auftrag der Politik wie der<br />
Wirtschaft einen Beitrag zur<br />
Gestaltung des wissenschaftlichtechnischen<br />
Fortschritts leisten.<br />
Problematisch ist, dass diese<br />
Maßnahmen in der Regel von<br />
verschiedenen „communities“<br />
gepflegt und unzureichend<br />
miteinander verknüpft sind.<br />
wissenschaftsmanagement 2 • märz/april • <strong>2003</strong><br />
ständigung und Abstimmung zwischen ihren Teilsystemen, deren immanenten Logiken<br />
und deren organisierten Interessen sicherzustellen (Münch 1984). In der technologiepolitischen<br />
Praxis bedeutet diese Vermittlung, die wissenchaftlich-technische Entwicklung<br />
durch politisch(-adminstrative) Maßnahmen und Institutionen zu fördern. Fördern heißt<br />
hier (mit-)gestalten, nicht aber planen oder steuern. Für die Praxis der Entwicklung von<br />
Technik und Gesellschaft stellt sich damit die Frage nach Gestaltungsmöglichkeiten, die<br />
dem Gemeinwohl im technisch-wissenschaftlichen Innovationsgeschehen ohne planerisches<br />
Kanalisieren nachdrücklich Geltung verschaffen.<br />
Integration als Schlüsselelement<br />
In Innovationsmanagement und Innovationspolitik haben sich zahlreiche technikbegleitende<br />
Ansätze wie beispielsweise die Technologiefrüherkennung oder die Technikfolgenabschätzung<br />
entwickelt, die im Auftrag der Politik wie der Wirtschaft einen Beitrag zur Gestaltung<br />
des wissenschaftlich-technischen Fortschritts leisten. Problematisch ist, dass<br />
diese Maßnahmen in der Regel von verschiedenen „communities“ gepflegt und unzureichend<br />
miteinander verknüpft sind.<br />
Angesichts erhöhter Ansprüche an die Gestaltung technischer wie sozialer Innovationen ist<br />
ein erweitertes Instrumentarium erforderlich, das die soziologisch abgeleitete Idee des<br />
Gestaltens durch Vermittlung praxisorientiert handhabbar macht und zugleich konstruktiv<br />
zum Innovationsprozess beiträgt. In den vergangenen Jahren zeigten sich in der Theorie<br />
der Technikforschung (Dierkes/Hoffmann 1992; Rammert 2000) als auch für die Praxis<br />
technikbegleitender Maßnahmen (Servatius 1985, Ewald 1989, Kuhlmann 1999, Gerpott<br />
1999, S. 58f.) Forderungen nach einer derartigen, den gesamten Innovationsprozess begleitenden<br />
Moderationsaufgabe. Die im Rahmen dieses Beitrags als Integriertes Technologie-<br />
und Innovationsmanagement (ITIM) vorgeschlagene Moderation verknüpft frühzeitiges<br />
Identifizieren, unterstützendes Begleiten und Minimieren nicht intendierter Risiken mit einer<br />
dadurch bewirkten zielgerichteteren Förderung der (technischen) Innovation.<br />
ITIM basiert auf einer moderierten Verknüpfung technikbegleitender Maßnahmen. Ziel ist<br />
ein Effizienzgewinn für die Einzelmaßnahmen: Bisher zu beobachtende Blockierungen oder<br />
Verzögerungen durch widerstreitende Forderungen etwa aus Technikfolgenabschätzung<br />
und Technologiefrüherkennung werden durch frühzeitiges Rückkoppeln mit dem Innovationsprozess<br />
im Sinne einer tatsächlichen Technikgestaltung aufgelöst oder zumindest<br />
aufgefangen. Dies ermöglicht dann einen zweiten gewünschten Effekt: Der Entscheidungsträger<br />
in Wirtschaft, Politik und politischer Administration verfügt zu jedem Zeitpunkt des<br />
Innovationsprozesses über den aktuellen Stand an Handlungsoptionen oder möglichen<br />
Hemmnissen. Eine Besonderheit dieses quasi „Online“-Wissens ist, dass es nicht – wie oft<br />
üblich – speziell für den Entscheidungsträger erarbeitet wird, sondern als Nebenprodukt<br />
der Integration technikbegleitender, innovationsstützender Maßnahmen entsteht. Integriertes<br />
Technologie- und Innovationsmanagement verspricht daher ein wesentlich aktuelleres<br />
und praxisnäheres Bild des aktuellen Standes von Innovationsprozessen als bisher. Dies<br />
spart knappe Ressourcen, vermindert die Gefahr abgehobener evaluativer Betrachtung<br />
ohne fachliches Orientierungswissen und ermöglicht zeitnahe Reaktionen auf Entscheidungsebene.<br />
Es ermöglicht eine konstruktive, das heißt weder restriktive noch ex post-orientierte<br />
Gestaltung von Technik.<br />
Ein Beispiel aus der Nanotechnologie soll verdeutlichen, wie das ITIM-Konzept in der<br />
Praxis begleitend wirksam werden kann. Die Nanotechnologie gilt allgemein als Schlüssel-