Heft 2/2003 - Lemmens Medien GmbH
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34 weiterbildung Majer – Nachhaltige Entwicklung<br />
Die Brundtland-Kommission<br />
erinnerte die Welt und ihre Be-<br />
völkerung an ihre intertemporale<br />
Verantwortung und definierte<br />
Nachhaltige Entwicklung wie<br />
folgt: „Unter dauerhafter Ent-<br />
wicklung verstehen wir eine Ent-<br />
wicklung, die den Bedürfnissen<br />
der heutigen Generation ent-<br />
spricht, ohne die Möglichkeiten<br />
künftiger Generationen zu ge-<br />
fährden, ihre eigenen Bedürfnisse<br />
zu befriedigen und ihren Lebens-<br />
stil zu wählen. Die Forderung,<br />
diese Entwicklung ‘dauerhaft’ zu<br />
gestalten, gilt für alle Länder und<br />
Menschen.“<br />
wissenschaftsmanagement 2 • märz/april • <strong>2003</strong><br />
neten den Lösungsansatz „nachhaltige Entwicklung“ (sustainable development) vorgeschlagen.<br />
Die Lage der Welt war nach dem Bericht an den Club of Rome von 1972 („Grenzen des Wachstums“)<br />
keinesfalls besser geworden; im Gegenteil: Das Problem der erschöpflichen Ressourcen<br />
wurde getoppt durch das Problem des Klimawandels. Die Brundtland-Kommission erinnerte die<br />
Welt und ihre Bevölkerung an ihre intertemporale Verantwortung und definierte Nachhaltige Entwicklung<br />
wie folgt: „Unter dauerhafter Entwicklung verstehen wir eine Entwicklung, die den Bedürfnissen<br />
der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden,<br />
ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen. Die Forderung,<br />
diese Entwicklung ‘dauerhaft’ zu gestalten, gilt für alle Länder und Menschen.“ (Hauff 1987)<br />
Soll Nachhaltigkeit naturwissenschaftlich fundiert werden, dann bietet sich die Materialbilanz<br />
an, die zeigt, welche Beziehungen zwischen dem ökonomischen System (Produktion und Konsum)<br />
und dem ökologischen System (Quellen: Rohstoffe, Energie und Fläche; Senken: Luft,<br />
Boden und Wasser) bestehen. Soll zwischen diesen beiden Systemen langfristige Stabilität herrschen,<br />
dann müssen bestimmte Management-Regeln erfüllt sein.<br />
◆ Erschöpfliche Rohstoffe und Energieträger (wie Erdöl) müssen ersetzt werden durch unerschöpfliche<br />
(wie Sonnenenergie) – Substitutionsregel I.<br />
◆ Rest- und Schadstoffe, die den Ökosystemen nicht bekannt sind und nicht abgebaut (assimiliert)<br />
werden können (wie FCKW), müssen durch solche ersetzt werden, die den Ökosystemen<br />
bekannt sind – Substitutionsregel II.<br />
◆ Unerschöpfliche und nachwachsende Rohstoffe dürfen nur nach ihrem Zuwachs<br />
geerntet werden – Abbauregel.<br />
◆ Rest- und Schadstoffe, die den Ökosystemen bekannt sind (wie CO2 ), dürfen nur in der Menge<br />
an Luft, Boden und Wasser abgegeben werden, wie sie dort assimiliert werden können.<br />
◆ Eine Erhaltungsregel bestimmt weitere Einflüsse wie Biodiversität, ästhetisches<br />
Erlebnis von Natur und Anderes.<br />
Diese Management-Regeln sind wohl global angelegt, aber sie lassen sich auch auf den einzelnen<br />
Akteur anwenden. Beispielsweise beträgt der CO2-Verbrauch pro Kopf in Deutschland circa<br />
10 t/Kopf, in den USA circa 20 t/Kopf. Die Assimilationsgrenze („carrying capacity“) liegt aber bei<br />
etwa 2,3 t/Kopf. Dies ist der Zielwert, den jeder und jede erreichen sollte.<br />
Die Management-Regeln der Nachhaltigkeit konzentrieren sich auf ökologische Nachhaltigkeit.<br />
Das ist aber nur ein Teilaspekt dieses ganzheitlichen Konzepts. Nach der Enquete-Kommission<br />
des Deutschen Bundestags zum „Schutz des Menschen und der Umwelt“ sollte das so genannte<br />
Drei-Säulen-Konzept verwirklicht werden. Nachhaltigkeit heißt dann, gleichzeitig die Ziele Wirtschaftlichkeit,<br />
Umwelt- und Sozialverträglichkeit zu erfüllen. Bei dieser wohl populärsten Definition<br />
von Nachhaltigkeit zeigt sich, dass Wirtschaft, Natur und Mensch verbunden und als eine Einheit<br />
gesehen werden sollen.<br />
Bleiben wir beim Begrifflichen: Man kann sagen, dass all diese Aspekte von Nachhaltigkeit wichtige<br />
Elemente sind, aber sie berühren uns seltsam schwach. Die meisten von uns sind keine<br />
Forstwirte, die Systembetrachtung der Management-Regeln ist sehr abstrakt, an Verantwortung<br />
gegenüber den nachfolgenden Generationen werden wir immer wieder erinnert, und die meisten<br />
sind sowieso nur an ihren Enkeln und Enkelinnen interessiert. Gibt es nichts Besseres?<br />
Der Zugang zu einem allgemeinen und interessanten Begriff der Nachhaltigkeit wird möglich,<br />
wenn wir Nachhaltigkeit als eine holistische, ganzheitliche Konzeption auffassen. Dies hat