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Heft 2/2003 - Lemmens Medien GmbH

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„Wer gute Leute gewinnen will, muss sich<br />

um sie bemühen“, sagt Jonathan Howard<br />

und geht mit der „arroganten und unfreundlichen<br />

Art“ von Berufungskommissionen hart<br />

ins Gericht: Während ein Bewerber in<br />

Deutschland fast schon dankbar sein müsse,<br />

einen Probevortrag halten zu dürfen, vermittelten<br />

amerikanische Hochschulen ihren Kandidaten,<br />

dass sie an der Person wirklich interessiert<br />

sind. Warm und herzlich sei der<br />

Kontakt – ein psychologischer Faktor, der<br />

nicht zu unterschätzen sei. Das kann die Bielefelder<br />

Historikerin Ute Frevert bestätigen.<br />

Sie erhielt einen Ruf nach Yale und überlegt<br />

nun mit ihrem Mann, Ulrich Schreiterer, und<br />

den drei Kindern, wo die Familie leben will.<br />

Ihrem Mann, der im Wissenschaftsmanagement<br />

tätig ist, hat die US-Spitzenhochschule<br />

bereits einen interessanten Posten angeboten.<br />

Das hat Gewicht. Wie die Untersuchung<br />

„Brain Drain – Brain Gain“ des Stifterverbandes<br />

verdeutlicht, spielen für über 70 Prozent<br />

der befragten deutschen Forscher im Ausland<br />

gute berufliche Möglichkeiten des Partners<br />

sowie gute Kinderbetreuung eine entscheidende<br />

Rolle bei der Wahl ihres Lebensmittelpunktes.<br />

„Die so genannten weichen<br />

Faktoren sind eben durchaus harte Faktoren“,<br />

hebt Heide Radlanski vom Stifterverband<br />

hervor. Wer deutsche Wissenschaftler<br />

aus dem Ausland zurückgewinnen will, darf<br />

die familiären Faktoren nicht übergehen.<br />

Von Nordamerika erhofften sich die Tagungsteilnehmer<br />

Anregungen. Dort ist das Thema<br />

„Dual Career Couples“ sehr akut, wie Professorin<br />

Maresi Nerad von der University of<br />

Washington berichtete. 20 Prozent der Hochschulen<br />

versuchen mit einer offiziellen Politik<br />

oder informell, dem Partner des Kandidaten<br />

Karrierewege zu eröffnen. Die Finanzierung<br />

teilen sich die Uni-Leitung und die betroffenen<br />

Fakultäten.<br />

Anreize schaffen und aktive Rekrutierung,<br />

das sind Leitworte, die Manfred Erhardt, Generalsekretär<br />

des Stifterverbandes, in diesem<br />

Zusammenhang stärker in die deutschen<br />

Hochschulen tragen will. Denkbar<br />

wäre ein Förderprogramm für diejenigen<br />

Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen,<br />

die sich aktiv und<br />

offen um die „Dual Career Couples“ bemühen.<br />

„Wir müssen uns erneut mit der Abschaffung<br />

der Altersgrenzen auseinandersetzen“,<br />

betonte DFG-Präsident Ernst-Ludwig Winnacker.<br />

Als Angebot für Doppelkarriere-<br />

Paare sieht er unter anderem ortsunabhängige<br />

Förderangebote, das heißt: Stipendien,<br />

die es ermöglichen, den Arbeitsort des Partners<br />

zum eigenen Forschungsstandort zu<br />

machen. Konkrete Schritte hat die Humboldt-Uni<br />

Berlin eingeschlagen. Ihr Präsident<br />

Jürgen Mlynek: „Wir haben einen Berufungsleitfaden<br />

entwickelt, damit das Thema<br />

„Doppelkarrieren“ frühzeitig von der<br />

Kommission angesprochen wird.“<br />

Uschi Heidel<br />

news & facts 3<br />

„Wer gute Leute gewinnen will,<br />

muss sich um sie bemühen“, sagt<br />

Jonathan Howard und geht mit<br />

der „arroganten und unfreundlichen<br />

Art“ von Berufungskommissionen<br />

hart ins Gericht:<br />

Während ein Bewerber in<br />

Deutschland fast schon dankbar<br />

sein müsse, einen Probevortrag<br />

halten zu dürfen, vermittelten<br />

amerikanische Hochschulen ihren<br />

Kandidaten, dass sie an der Person<br />

wirklich interessiert sind.<br />

wissenschaftsmanagement 2 • märz/april • <strong>2003</strong>

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