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Joghurtdrink fördert die gesundheit des Kalbes

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thema<br />

Was kälber wirklich brauchen<br />

nur mit gesunden Kälbern lassen sich Milchviehhaltung und rindermast<br />

erfolgreich betreiben. Fehler, <strong>die</strong> ihnen in den frühen lebenswochen der Tiere<br />

unterlaufen, können später zu einem großen Problem für <strong>die</strong> Milchkuh werden.<br />

lesen Sie hier, wie Sie Kälber<strong>gesundheit</strong> und Verlustraten positiv beeinflussen.<br />

inhalt<br />

Fachartikel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

kalBUNG: kuh und kalb zur Geburt optimal versorgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

trÄNkeStrateGieN: Wie Sie sich leistungsfähige Milchkühe heranziehen . . . . . 6<br />

MilchaUStaUScher: Wählen Sie den passenden Milchaustauscher . . . . . . . 10<br />

WaSSertrÄNke: Bieten Sie den kälbern zusätzliches Wasser . . . . . . . . . . . . . 15<br />

kaltSaUertrÄNke: <strong>Joghurtdrink</strong> <strong>fördert</strong> <strong>die</strong> Gesundheit <strong>des</strong> kalbes . . . . . . . 18<br />

trÄNkeaUtOMateN: elektronische helfer optimieren Prozesse und abläufe . 22<br />

FÜtterUNGSStrateGieN: tränke und Futter aufeinander abstimmen . . . . . . 24<br />

hitZeSchUtZ: Damit <strong>die</strong> Sommerhitze nicht zum Problem wird . . . . . . . . . . . . . 29<br />

FrOStSchUtZ: kälber gesund durch den Winter bringen . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

kraNkheit: Was bei rindergrippe hilft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

kÄlBerVerlUSte: Den Wert <strong>des</strong> kalbes richtig einschätzen . . . . . . . . . . . . . 43<br />

FallBeiSPiel: Jungviehaufzucht mit herz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />

literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />

Foto: landpixel


Fachartikel<br />

Kalbung:<br />

Kuh und Kalb zur geburt optimal versorgen<br />

Das Kalb ist auf der Welt. Jetzt kommt es auf<br />

eine sorgfältige Erstversorgung für Mutter und<br />

Jungtier an.<br />

auch wenn <strong>die</strong> geburt eines <strong>Kalbes</strong><br />

ein ganz natürlicher Vorgang ist:<br />

besonders bei hochleistenden<br />

Kühen und Färsen gibt es einiges<br />

zu beachten, damit <strong>die</strong> Tiere gesund<br />

über <strong>die</strong>se wichtige Phase<br />

kommen. Wir gehen auf wichtige<br />

Details ein.<br />

hygiene ist das Stichwort rund um <strong>die</strong> kalbung. Das kalb sollte in einer möglichst<br />

trockenen, sauberen und ruhigen Umgebung zur Welt kommen und <strong>die</strong> Geburt nach<br />

Möglichkeit überwacht werden. Zudem sollte der Bereich gut ausgeleuchtet sein und<br />

über eine ausreichende Frischluftzufuhr verfügen.<br />

ideal ist ein separater abkalbestall oder wenigstens eine großzügige extrabucht, in der<br />

<strong>die</strong> kühe ihre ruhe haben. Diese Bucht sollte nur für kalbende kühe gedacht sein und<br />

auf keinen Fall auch noch als krankenstation genutzt werden.<br />

eine Geburt braucht Zeit und Geduld: Vom Platzen der Fruchtblase bis zur Geburt <strong>des</strong><br />

kalbes können bei kühen bis zu drei und bei Färsen bis zu sechs Stunden vergehen.<br />

innerhalb <strong>die</strong>ser Zeit sollte noch keine Geburtshilfe angewendet werden.<br />

ist dennoch hilfe nötig, ist es wichtig, vor jedem eingriff <strong>die</strong> Scham <strong>des</strong> tieres sowie<br />

hände und arme <strong>des</strong> Geburtshelfers gründlich mit Wasser und Seife zu reinigen. Bei<br />

Zughilfe ist nur mit angemessener kraft und immer mit den Wehen zu ziehen, niemals<br />

in den Wehenpausen. Mechanische Geburtshelfer verstärken <strong>die</strong> manuelle kraft um ein<br />

Vielfaches und sind daher mit entsprechender Vorsicht anzuwenden.<br />

Bei Verdacht auf ernsthafte komplikationen sollte der herdenmanager nicht zögern,<br />

den tierarzt zu verständigen. Nur so lassen sich schwere <strong>gesundheit</strong>liche Schäden<br />

oder sogar totalverluste möglicherweise verhindern.<br />

Foto: imago


Fachartikel<br />

Erstversorgung der Kuh<br />

Sinnvoll ist ein Wasseranschluss mit warmen Wasser direkt am abkalbestall oder an<br />

der abkalbebucht, damit der kuh direkt nach der Geburt lauwarmes Wasser in großen<br />

Mengen zur Verfügung gestellt werden kann, denn <strong>die</strong> erheblichen Flüssigkeits-<br />

und Mineralverluste durch <strong>die</strong> anstrengende Geburt sind sofort auszugleichen,<br />

um Stoffwechsel- und kreislaufproblemen vorzubeugen. Dabei gilt der Grundsatz:<br />

So viel Wasser wie möglich, min<strong>des</strong>tens aber 0 liter vertränken. Neben dem<br />

wichtigen Flüssigkeitsausgleich füllt sich so auch der Pansen und beugt damit einer<br />

labmagenverlagerung vor.<br />

ist <strong>die</strong> Nachgeburt nicht innerhalb von 4 Stunden abgegangen (hierbei ist eine<br />

regelmäßige kontrolle unverzichtbar), spricht man von einer Nachgeburtsverhaltung,<br />

was zu einer Gebärmutterentzündung führen kann. rechtzeitiges reagieren verhindert<br />

auch hier schwerere Schäden.<br />

Die tägliche tierbeobachtung und regelmäßiges Fiebermessen in den ersten<br />

fünf bis zehn tagen ist eine einfache und effektive Methode, um frühzeitig akute<br />

Gebärmutterentzündungen, Mastitiserkrankungen und andere krankheiten zu<br />

diagnostizieren. Solche entzündungen treten vor allem nach Schwergeburten,<br />

Zwillingsgeburten und geburtshilflichen eingriffen auf.<br />

tiere mit einer körpertemperatur über 9,5 Grad celsius sind umgehend dem tierarzt<br />

vorzustellen. So wird der Spirale von Milchfieber > Nachgeburtsverhaltung > Metritis ><br />

ketose > labmagenverlagerung recht wirksam vorgebeugt. kühe mit Fieber haben eine<br />

Metritis (oder Mastitis), sichtbar kranke kühe ohne Fieber Stoffwechselprobleme wie<br />

ketose und/oder Milchfieber.<br />

Festliegen nach der geburt<br />

Milchfieber, auch Gebärparese genannt, ist eine Stoffwechselerkrankung und geht<br />

– anders als der Name besagt – meistens ohne Fieber einher. an Milchfieber kann<br />

prinzipiell jede kuh zum Geburtstermin ihres kalbes erkranken, besonders gefährdet<br />

sind jedoch ältere kühe ab der dritten laktation, hochleistungstiere sowie kühe, <strong>die</strong><br />

bereits an Milchfieber erkrankt waren. in den letzten Jahren stieg mit der Milchleistung<br />

auch das auftreten von Milchfieberfällen.<br />

hauptsymptom der erkrankung, <strong>die</strong> vorwiegend durch calciummangel bei der<br />

abkalbung verursacht wird, ist nach vorangehendem Muskelzittern und schwankendem<br />

Gang das typische Festliegen der kuh, das während oder bis zu drei tage nach der<br />

Geburt auftritt. Die kuh liegt in Brustlage, <strong>die</strong> hinterbeine seitlich abgespreizt, den kopf<br />

seitwärts an den körper gelegt. Futteraufnahme, Wiederkauen, Pansenbewegung und<br />

kotabsatz gehen zurück. im endstadium der erkrankung liegen <strong>die</strong> kühe in Seitenlage,<br />

haben atemnot, schließlich folgt kreislaufversagen. Die Sterblichkeit bei Gebärparese<br />

liegt in den Milchviehbetrieben heute bei bis 5 %.<br />

Während akutes Milchfieber relativ eindeutig zu erkennen ist, werden <strong>die</strong> negativen<br />

auswirkungen eines subklinischen calciummangels häufig unterschätzt. Betroffene<br />

kühe fressen schlechter, und ihre Milchleistung kommt nicht recht in Gang. erkranken<br />

im Durchschnitt 8 bis 10 % der kühe eines Bestan<strong>des</strong> sichtbar an Gebärparese, so<br />

können dreimal so viele tiere von subklinischem Milchfieber betroffen sein.<br />

Da Vitamin D eine zentrale rolle im calcium- und Phosphorstoffwechsel spielt,<br />

lässt sich mit <strong>des</strong>sen Verabreichung rund sieben tage vor dem abkalben der<br />

Mineralstoffwechsel aktivieren. Weil Milchfieber primär durch einen calciummangel<br />

entsteht, können – zusätzlich zur optimal eingestellten ration verabreichte –<br />

ca-Präparate prophylaktisch gegensteuern.<br />

Für <strong>die</strong> orale ca-eingabe gibt es mittlerweile zahlreiche Produkte. Diese werden<br />

entweder flüssig bzw. als Gel mit einer Flasche oder einer kartusche eingegeben oder<br />

als Bolus mit einem applikator verabreicht. Bei der eingabe von Flüssigkeiten ist darauf<br />

zu achten, dass sich das tier nicht verschluckt, damit <strong>die</strong> aggressive lösung nicht in


Fachartikel<br />

<strong>die</strong> lunge gelangt. Das kann eine lungenentzündung verursachen.<br />

Bei der eingabe von calciumboli ist auf eine schonende applikation und ein sicheres<br />

abschlucken der Boli zu achten, damit keine Schädigungen im Schlund auftreten.<br />

Ketose: Der Stoffwechsel streikt<br />

Nach der kalbung steigt <strong>die</strong> Futteraufnahme nicht der Milchleistung entsprechend<br />

an. eine negative energiebilanz ist <strong>die</strong> Folge. hochleistungskühe sind in <strong>die</strong>ser Zeit<br />

besonders anfällig für ketosen. eher selten zeigt sich <strong>die</strong>se Stoffwechselstörung mit<br />

klinischen Symptomen, meistens tritt sie subklinisch als Bestandsproblem auf.<br />

ketosekühe bauen aufgrund ihres energiemangels verstärkt körperfett ab, wodurch<br />

freie Fettsäuren und ketonkörper in <strong>die</strong> Blutbahn gelangen. als Folge davon wird <strong>die</strong><br />

Futteraufnahme gebremst. Bei sehr intensivem abbau von körperfettreserven folgt eine<br />

massive auffüllung der leberzellen mit Fett (Fettlebersyndrom). eine verfettete leber<br />

kann ihrer Funktion als entgiftungsorgan nicht mehr gerecht werden: <strong>die</strong> körpereigenen<br />

abwehrkräfte nehmen ab, und <strong>die</strong> anfälligkeit der tiere für infektionen und für<br />

nachfolgende Fruchtbarkeitsstörungen nimmt zu.<br />

Zur Vorbeugung vor ketosen sollte schon im letzten Drittel der laktation und in<br />

der frühen trockenstehphase das haltungs- und Fütterungsmanagement der kuh<br />

angepasst werden, um eine Verfettung zu vermeiden.<br />

Die erste und wichtigste Maßnahme nach der abkalbung ist <strong>die</strong> Stabilisierung<br />

<strong>des</strong> energiestoffwechsels. Das wird erreicht durch <strong>die</strong> Gabe von konzentrierten<br />

energieträgern (wie Propylenglycol oder Propionat) oder Glucocorticoiden. Unter deren<br />

einfluss – in der ersten Woche nach der Geburt verabreicht – wird nicht nur <strong>die</strong> Bildung<br />

von ketonkörpern wirksam reduziert, sondern auch der Fettabbau gebremst und<br />

dadurch ein anstieg der leberverfettung verhindert.<br />

Erste Handgriffe am Kalb<br />

Direkt nach der Geburt ist darauf zu achten, dass <strong>die</strong> atmung <strong>des</strong> kalbes einsetzt.<br />

Passiert das nicht, sollte das kalb umgehend abgerieben oder massiert werden. auch<br />

kaltes Wasser auf den hinterkopf kann helfen, das kalb zum atmen anzuregen.<br />

Der Nabel muss <strong>des</strong>infiziert werden, um gefährlichen Nabelentzündungen<br />

vorzubeugen. Dann sollte das kalb der kuh zum trockenlecken vorgelegt werden.<br />

Das stimuliert den kreislauf <strong>des</strong> kalbes, da das Nervensystem <strong>des</strong> Neugeborenen<br />

und somit <strong>des</strong>sen aktivität angeregt wird. kälber, <strong>die</strong> nach der Geburt vom Muttertier<br />

trockengeleckt wurden, scheinen schneller vital zu werden und suchen auch früher das<br />

euter auf. Das lecken sorgt zudem dafür, dass sich <strong>die</strong> haare <strong>des</strong> tieres aufrichten<br />

und so isolierend wirken.<br />

Bei der kuh löst das ablecken ihres kalbes hormonelle reaktionen aus, <strong>die</strong> für den<br />

abgang der Nachgeburt und <strong>die</strong> Gebärmutterrückbildung wichtig sind.<br />

lebenselixier Kolostrum<br />

Nach der Geburt sollten den kälbern unbedingt innerhalb der ersten zwei bis vier<br />

lebensstunden min<strong>des</strong>tens zwei liter gutes kolostrum (mit hohem Gehalt an<br />

mütterlichen antikörpern) zugeführt werden. Zu spät getränkte, zu wenig oder qualitativ<br />

minderwertige Biestmilch führen zu niedrigen antikörperspiegeln im kälberblut. Solche<br />

tiere haben ein deutlich erhöhtes Durchfallrisiko, wachsen langsamer und haben<br />

später nachweislich eine schlechtere Fruchtbarkeits- und Milchleistung.<br />

Die kolostrumaufnahme sollte unbedingt kon-trolliert werden. es reicht nicht aus,<br />

das kalb für einige Stunden bei der Mutter zu lassen und darauf zu hoffen, dass es<br />

in <strong>die</strong>ser Zeit selbständig genügend trinkt. Um <strong>die</strong> ausreichende Biestmilchaufnahme<br />

sicherzustellen, muss das kalb mehrfach an das euter der Mutter angesetzt werden.<br />

4


Fachartikel<br />

Sicherer ist es allerdings, <strong>die</strong> kuh zu melken und <strong>die</strong> Biestmilch per Nuckelflasche<br />

zu vertränken. Dabei kann auch <strong>die</strong> kolostrumqualität überprüft und gegebenenfalls<br />

kolostrum einer anderen kuh verabreicht werden.<br />

Danach ist das Jungtier in eine saubere und frisch eingestreute Box zu bringen.<br />

Fazit: Obwohl <strong>die</strong> Geburt eines kalbes ein natürlicher Vorgang ist, gibt es verschiedene<br />

Maßnahmen, <strong>die</strong> kuh und kalb vor geburtsbedingten erkrankungen schützen können.<br />

Bei der kuh fängt das schon vor der Geburt mit einer angepassten Fütterung und einer<br />

guten, nicht zu fetten körperkondition an. außerdem ist für eine hygienische und ruhige<br />

abkalbebucht zu sorgen, <strong>die</strong> einfach zu kontrollieren und zu reinigen ist. kranke tiere<br />

gehören nicht in den abkalbebereich. Für sie sind separate abteile einzurichten.<br />

Nach der Geburt muss <strong>die</strong> kuh über mehrere tage intensiv beobachtet werden.<br />

regelmäßiges Fiebermessen erleichtert es dem herdenbetreuer, infektiöse<br />

erkrankungen bereits im Frühstadium zu erkennen und zu bekämpfen.<br />

Für das kalb ist in den ersten lebensstunden <strong>die</strong> ausreichende aufnahme von<br />

Biestmilch das wichtigste. Diese kolostralmilch sollte vor allem bei Jungkühen und<br />

Problemtieren unbedingt auf ihre Qualität getestet werden. Bei erkennbaren Mängeln<br />

empfiehlt sich <strong>die</strong> Vertränkung von Fremdkolostrum. Für <strong>die</strong>sen Zweck sollte im<br />

Milchviehbetrieb stets eine gewisse Menge gute Biestmilch gefroren gelagert werden.<br />

Bei Problemen unter der kalbung ist umgehend der tierarzt zu rufen, sonst kann es<br />

nicht nur zur Schädigung oder zum Verlust <strong>des</strong> kalbes, sondern auch zu Verletzungen,<br />

infektionen und Fruchtbarkeitsstörungen bei der kuh kommen. Jeder Sparmaßnahme<br />

an <strong>die</strong>ser Stelle kann zu erheblichem wirtschaftlichem Schaden führen.<br />

Dr. Heike Engels, Fachjournalistin<br />

5


Fachartikel<br />

TränKESTraTEgiEn:<br />

Wie Sie sich<br />

leistungsfähige Milchkühe heranziehen<br />

Die ersten lebenstage eines <strong>Kalbes</strong> entscheiden viel stärker über leistung und<br />

Fitness der späteren Kuh, als man bislang annahm. Wie Sie <strong>die</strong> Tränkeperiode<br />

der Kälber passend gestalten, lesen Sie hier.<br />

Gesunde kälber sind eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche und<br />

wirtschaftliche Milchproduktion. Doch <strong>die</strong> Sicherung der eigenen Bestandsergänzung<br />

und <strong>die</strong> Senkung der reproduktionskosten werden für viele Milchproduktionsbetriebe<br />

immer problematischer. hohe erkrankungsraten, vor allem an Durchfällen und<br />

Pneumonien, sowie dramatische entwicklungen bei totgeburten und Verlusten<br />

bedeuten eine enorme finanzielle Belastung <strong>des</strong> Betriebszweigergebnisses, berühren<br />

aber auch tierschützerische und ethische aspekte.<br />

Die ersten Tage sind heikel<br />

Durch <strong>die</strong> aufzucht werden <strong>die</strong> Nutzungsdauer und damit <strong>die</strong> reproduktionsrate<br />

in Milchviehherden entscheidend beeinflusst. Für hohe einsatzleistungen ist eine<br />

altersgerechte entwicklung mit Jungkuhgewichten von 0 kg zur abkalbung<br />

anzustreben. aufzuchtverluste müssen stets als hinweis für generelle haltungs- und<br />

Managementdefizite angesehen werden. Obwohl das so bisher nicht überall erkannt<br />

wird, ist der Stellenwert der Milchrind-kälberaufzucht im Zusammenhang mit der<br />

leistungsentwicklung je kuh gewachsen.<br />

in der tränkphase sind <strong>die</strong> jungen kälber der größten Bedrohung ihrer Gesundheit<br />

ausgesetzt. Die kälber<strong>gesundheit</strong> liegt dabei im Zentrum von komplexen<br />

Foto: imago


Fachartikel<br />

Wechselwirkungen zwischen Umwelt, krankheitsauslösenden erregern und<br />

der ernährung <strong>des</strong> kalbes. Pannen oder Mängel im Management, <strong>die</strong> zu einer<br />

suboptimalen Umwelt (fehlende hygiene, temperatur- oder Feuchtestress,<br />

unzureichende Gesundheitsmanagementprotokolle), zu einer mangelhaften<br />

kolostrumversorgung oder zu einer allgemein minderwertigen Fütterung führen, können<br />

erkrankungen erheblichen Vorschub leisten. Das kälbermanagement muss stets darauf<br />

ausgerichtet sein, keimdruck zu mindern und <strong>die</strong> Widerstandsfähigkeit <strong>des</strong> kalbes zu<br />

steigern.<br />

Möglichst früh viel Kolostrum<br />

Der Grundstein für <strong>die</strong> optimale entwicklung zum Wiederkäuer wird bereits in den<br />

ersten lebenstagen gelegt. Die Neugeborenen frühzeitig in genügend großen<br />

Mengen mit Biestmilch zu versorgen ist wegen deren hohem Gehalt an Nährstoffen,<br />

immunglobulinen, Vitaminen und Wachstumsfaktoren für <strong>die</strong> entwicklung der Jungtiere<br />

und <strong>die</strong> leistungsfähigkeit ihres immunsystems von großer Bedeutung.<br />

kälber werden ohne immunschutz geboren. Deshalb fordert <strong>die</strong><br />

kälberhaltungsverordnung <strong>die</strong> erstkolostrumaufnahme innerhalb der ersten vier<br />

Stunden nach der Geburt.<br />

Je länger man damit wartet, <strong>des</strong>to geringer ist der Gehalt der Biestmilch an<br />

lebenswichtigen abwehrstoffen. es sollte stets hochqualitatives kolostrum in möglichst<br />

großer Menge verabreicht werden – umso besser wird <strong>die</strong> passive immunität<br />

<strong>des</strong> kalbes sein. Über Qualität, Quantität und Zeitpunkt der Biestmilchgabe kann


Fachartikel<br />

man Wachstum, Gesundheit und leistung zu späteren Zeitpunkten entscheidend<br />

beeinflussen. Schon der erste lebenstag gibt somit den ausschlag für <strong>die</strong> optimale<br />

entwicklung zur Milchkuh (tabellen 1 und ).<br />

Zahlreiche Untersuchungen belegen inzwischen, dass <strong>die</strong> kolostrumgabe per Flasche<br />

in den ersten lebensstunden effektiver ist als der Verbleib <strong>des</strong> kalbes und damit <strong>die</strong><br />

Milchaufnahme bei der kuh. auch ein kolostrumersatz ist aufgrund der hohen Spezifität<br />

der inhaltsstoffe nur in ausnahmesituationen geeignet (tod der Mutter, Mastitis,<br />

Schwergeburt, Zukaufstiere).<br />

Mehr Milchaustauscher ins Kalb<br />

Bei der auswertung von kälberfütterungsversuchen in Dummerstorf fiel immer<br />

wieder auf, dass mit herkömmlichen tränkregimen und den dabei verwendeten<br />

Milchaustauschern und kälberkraftfuttern <strong>die</strong> von der DlG vorgegebenen<br />

Bedarfsnormen für energie und Protein nicht erreicht werden konnten.<br />

traditionell werden an Milchviehkälber nur beschränkte Mengen Milch oder<br />

Milchaustauscher verabreicht (weit unter den aufgenommenen Mengen bei ad libitumtränke),<br />

verbunden mit einer frühzeitigen Starterfuttergabe. hintergrund <strong>die</strong>ser<br />

Begrenzung ist <strong>die</strong> Stimulierung einer schnellen Festfutteraufnahme und <strong>die</strong> Senkung<br />

der kosten für den einsatz hochwertiger Futtermittel. Oftmals kommt dazu, dass aus<br />

kostengründen qualitativ schlechtere Milchaustauscher (hoher anteil pflanzlicher<br />

eiweiße) eingesetzt werden.<br />

Diese Beobachtungen könnten noch wichtiger werden, wenn das bei Nagern und<br />

beim Menschen mittlerweile gut beschriebene Phänomen der „metabolischen<br />

Programmierung“ auch für hochleistungskühe relevant ist. hierbei geht es um <strong>die</strong><br />

Optimierung der Stoffwechsel<strong>gesundheit</strong> der späteren kuh durch das Fütterungsniveau<br />

während ihrer Zeit als Fetus bzw. als tränkkalb. eine kurzfristige ernährungsseitige<br />

Stimulation während der ersten lebenswochen könnte danach den metabolischendokrinologischen<br />

Status eines tieres lebenslang beeinflussen. es liegen bereits<br />

mehrere Untersuchungen vor, <strong>die</strong> teils erhebliche Wirkungen sowohl auf das Wachstum<br />

und <strong>die</strong> spätere Milchleistung als auch auf <strong>die</strong> Fruchtbarkeit von Wiederkäuern durch<br />

Fütterungseinflüsse belegen. in jeder <strong>die</strong>ser Stu<strong>die</strong>n führte eine erhöhte energie- und<br />

Proteinaufnahme (entstanden durch eine gesteigerte Milchaufnahme) in den ersten<br />

5 lebenstagen zu einer höheren Milchleistung in der ersten laktation. Die bisher<br />

praktizierte Verabreichung sehr restriktiver Milchaustauschermengen muss <strong>des</strong>halb<br />

überdacht werden – und zwar hinsichtlich täglicher Milchmenge, tränkekonzentration<br />

und Milchaustauscherzusammensetzung (inhaltsstoffe, Fett- und eiweißgehalt) –,<br />

um besonders in den ersten drei bis vier lebenswochen ein Maximum an energie<br />

und Protein über hochwertige Milchaustauscher zu vertränken. in der literatur wird<br />

dabei von ,5 % der lebendmasse ausgegangen, am besten verabreicht über erhöhte<br />

tränkkonzentrationen von 1 0 g Milchaustauscher je liter tränke.<br />

1.000 bis 1.100 g Milchpulver je tier und tag sind so durchaus auch am<br />

tränkautomaten erreichbar.<br />

Euter und Pansen entwickeln sich früh<br />

Das Zunahmeniveau vor dem absetzen ist also ganz entscheidend für <strong>die</strong> Milchleistung<br />

in der ersten laktation. 0 % der Unterschiede in erstlaktationsleistungen konnten<br />

in Versuchen durch <strong>die</strong> Zunahmen in der tränkperiode erklärt werden. Das ist in<br />

engem Zusammenhang von immunstatus und Nährstoffaufnahme in der frühen<br />

aufzuchtperiode zu sehen.<br />

Welche Veränderungen im kalb können nun für <strong>die</strong>se Unterschiede verantwortlich<br />

sein? Naheliegend ist eine Betrachtung der euterentwicklung. einige Untersuchungen,<br />

in denen kälber während der tränkperiode geschlachtet wurden, belegen ein erhöhtes<br />

8


Fachartikel<br />

euterzellwachstum bei intensiver aufzucht mit gesteigerter Nährstoffaufnahme<br />

(tabelle ). Dieser effekt tritt dabei deutlich nur vor dem absetzen auf.<br />

in der Gesamtbetrachtung <strong>des</strong> abschnitts der kälber- und Jungrinderaufzucht darf<br />

sicher nicht vergessen werden, dass auch <strong>die</strong> optimale entwicklung zum Wiederkäuer<br />

bereits in den ersten lebenstagen gesichert wird. Die entwicklung der Pansentätigkeit<br />

wird dabei weniger durch das alter als vielmehr durch <strong>die</strong> frühe und hohe aufnahme<br />

von kälberkraftfutter in sehr guter Qualität bestimmt. Die Form der ernährung<br />

(abbauprodukte der Stärke aus kraftfutter) ist somit <strong>die</strong> entscheidende einflussgröße<br />

für <strong>die</strong> absorptionsfähigkeit der Pansenschleimhaut.<br />

intensive Tränkephase anstreben<br />

Die intensität der aufzucht wird oftmals nur am erstkalbealter gemessen.<br />

Zum optimalen erstkalbealter gehen <strong>die</strong> Meinungen in Wissenschaft und Praxis weit<br />

auseinander. 4 Monate sind aber ein reelles Ziel. Dieses eka kennzeichnete in<br />

einem Untersuchungsansatz der lan<strong>des</strong>anstalten der fünf neuen Bun<strong>des</strong>länder <strong>die</strong><br />

Standardgruppe, mit der weitere Versuchsgruppen verglichen wurden. an <strong>die</strong>sem<br />

Material konnten verschiedene ergebnisse abgeleitet werden.<br />

in Sachsen (Steinhöfel) wurde konstatiert, dass mit zunehmender lebendmasse der<br />

kälber am 5 . lebenstag das alter zur Besamungsreife<br />

(400 kg) zurückging. Je intensiver also <strong>die</strong><br />

kälberaufzucht war (tägliche Zunahmen als tränkkalb),<br />

<strong>des</strong>to niedriger lag das erstkalbealter und <strong>des</strong>to<br />

geringer war <strong>die</strong> abgangsrate in der ersten laktation.<br />

in thüringen (anacker) konnte ermittelt werden, dass<br />

mit tageszunahmen von 800 bis 900 g im ersten<br />

lebensjahr <strong>die</strong> höchste lebenseffektivität erzielt wird.<br />

Und losand (Mecklenburg-Vorpommern) konnte<br />

für das Gesamtmaterial berechnen, dass das<br />

Zunahmeniveau im ersten lebenshalbjahr<br />

entscheidend das erstkalbealter und <strong>die</strong> mögliche<br />

Milchleistung in der ersten laktation beeinflusst<br />

(abbildung).<br />

Fazit: Der Grundstein für <strong>die</strong> erfolgreiche<br />

Milcherzeugung wird mit der aufzucht gelegt. Die<br />

ersten zwei bis drei lebensmonate prägen dabei das<br />

Wachstum und <strong>die</strong> leistungsausprägung.<br />

ein erstkalbealter von 4 Monaten ist kein Problem,<br />

wenn vor allem im ersten lebenshalbjahr intensiv<br />

gefütterte und optimal gehaltene kälber in den<br />

Betrieben aufwachsen. Man braucht in <strong>die</strong>ser<br />

hinsicht keine Zeit zu vergeuden, denn moderne<br />

holstein-rinder sind mit 9 Monaten geschlechts- und<br />

mit 14 bis 15 Monaten besamungsreif, wenn sie zu<br />

<strong>die</strong>sem Zeitpunkt 80 bis 400 kg wiegen.<br />

Nur gesunde tränkkälber mit möglichst wenigen<br />

<strong>gesundheit</strong>lichen Problemen er-reichen wirklich ein<br />

frühes erstkalbealter. Diese kälber müssen mit drei<br />

Monaten ungefähr 100 kg wiegen und ab der achten<br />

lebenswoche 900 bis 950 g je tag zunehmen.<br />

investitionen in Fütterung und haltung während der<br />

aufzucht werden sich langfristig lohnen. (le)<br />

Dr. Peter Sanftleben,<br />

LFA Mecklenburg-Vorpommern, Dummerstorf<br />

9


Fachartikel<br />

MilcHauSTauScHEr:<br />

Wählen Sie den passenden Milchaustauscher<br />

Zahlreiche Produkte für aufzuchtkälber unterscheiden sich kaum im rohprotein-,<br />

rohasche- oder rohfasergehalt. Die unterschiede im Preis können jedoch<br />

beachtlich sein. Wir schildern <strong>die</strong> Ergebnisse eines Fütterungsversuches.<br />

Milchaustauscher (Mat) mit hohen Magermilchanteilen sind besonders preisintensiv.<br />

Zudem enthält Magermilchpulver nur etwas mehr als 5 % rohprotein. Dagegen<br />

beträgt der Proteingehalt von preislich deutlich günstigerem Sojaproteinkonzentrat etwa<br />

5 % und von Weizenproteinhydrolysat sogar 80 %.<br />

Daher können <strong>die</strong> Proteine pflanzlicher herkunft, trotz relativ geringen anteils von 10<br />

bis 1 % in Mat, über ein Drittel <strong>des</strong> Gesamtproteins ausmachen. Das drückt den<br />

Preis. Offen bleibt, ob <strong>die</strong> Mat mit hohem anteil an pflanzlichen Proteinen für kälber<br />

ebenso geeignet sind wie <strong>die</strong> mit Milcheiweiß.<br />

Dies war anlass für einen Fütterungsversuch. Geprüft wurden nicht Mat verschiedener<br />

Firmen, sondern klassen von Mat, <strong>die</strong> sich bei gleichem rohfett- und rohproteingehalt<br />

in der herkunft und den anteilen der Proteine unterschieden. Viele Firmen bieten mehr<br />

oder weniger abgewandelt <strong>die</strong>se Mat-klassen an.<br />

10<br />

Die MAT ließen sich über <strong>die</strong> Tränkautomaten verfüttern und<br />

wurden von den Kälbern gut aufgenommen.<br />

Foto: Ahlers


Fachartikel<br />

Der Mat a enthielt 0 %<br />

Magermilchpulver plus Molkeneiweiß als<br />

Proteinquellen.<br />

Der Mat B enthielt ausschließlich<br />

Molkeneiweiß als Protein und der Mat c<br />

setzte sich aus 44 % Molkeneiweiß sowie<br />

aus 1 ,5 % pflanzlicher eiweißfuttermittel<br />

zusammen. Diese 1 ,5 % machten 5<br />

% <strong>des</strong> Gesamtproteins im Mat c aus<br />

(tabelle 1).<br />

Die kälber wurden während der<br />

kolostralmilchphase im iglu und<br />

anschließend in der Gruppe nach<br />

einem einheitlichen Fütterungsregime<br />

versorgt (abb. 1). Die Versuchsfütterung<br />

begann ab der zweiten und endete mit<br />

dem abtränken am ende der zehnten<br />

lebenswoche. Das entsprach einer<br />

Sollmenge von 4 ,9 kg Mat je kalb<br />

am tränkautomaten. Jeweils zwei Mat<br />

wurden je Betrieb gefüttert (tabelle ).<br />

alle kälber konnten zusätzlich über<br />

abrufautomat täglich bis zwei kg eines einheitlichen kälber-aufzuchtfutters (10,8 MJ<br />

Me, 18% XP/kg FM) aufnehmen. als Grundfutter wurde betriebseigene anwelksilage<br />

ad libitum angeboten.<br />

alle kälber sind regelmäßig gewogen worden. Der Mat- und kraftfutterverbrauch sowie<br />

<strong>die</strong> erkrankungstage im Versuchszeitraum<br />

1 Tränke- und MAT-Konzentrationsplan<br />

sind ebenfalls erfasst worden.<br />

Tränke MAT-Konzentration<br />

2 Mittlere Lebendmassezunahmen<br />

11<br />

Zunahmen schwanken<br />

Die drei Mat ließen sich gut über <strong>die</strong><br />

tränkautomaten verfüttern und wurden<br />

von den kälbern gleichermaßen gut<br />

aufgenommen. Die unterschiedlichen<br />

Proteinquellen hatten somit keinen<br />

einfluss auf <strong>die</strong> akzeptanz der tränke.<br />

Statistisch ließ sich auch kein effekt<br />

zwischen Mat und erkrankungsrate<br />

nachweisen. tendenziell erkrankten <strong>die</strong><br />

kälber <strong>des</strong> Mat a jedoch weniger an<br />

Durchfall als <strong>die</strong> kälber der Mat B und c<br />

(tabelle ).<br />

im Fütterungsversuch kam es<br />

zwischen den verschiedenen<br />

Mat zu Unterschieden in der<br />

lebendmasseentwicklung. Besonders<br />

nach Umstellung von der kolostral- auf<br />

<strong>die</strong> Mat-Fütterung erzielten <strong>die</strong> kälber<br />

<strong>des</strong> Mat a <strong>die</strong> höchsten täglichen<br />

Zunahmen (abb. ). Während der ersten<br />

fünf Versuchswochen ist der Mat das<br />

hauptfuttermittel der kälber.<br />

in <strong>die</strong>ser Zeit ist <strong>die</strong> kraftfutteraufnahme


Fachartikel<br />

noch sehr gering (abb. ).<br />

Folglich sind <strong>die</strong><br />

Gruppenunterschiede im<br />

Wachstum vor allem auf <strong>die</strong><br />

differenzierten Proteinanteile<br />

in den Mat zurückzuführen.<br />

Die Proteinkombination<br />

<strong>des</strong> Mat a wurde von den<br />

kälbern für das Wachstum<br />

am besten verwertet. am<br />

schlechtesten wurde der Mat<br />

c verwertet. eine Berechnung<br />

von Mat-aufnahme und<br />

lebendmassezuwachs bis zur<br />

fünften Versuchswoche zeigte<br />

bedeutsame Unterschiede in<br />

der Futtereffektivität auf. Die<br />

kälber <strong>des</strong> Mat a benötigten<br />

1.518 g, <strong>die</strong> <strong>des</strong> Mat B 1.85<br />

g und <strong>die</strong> <strong>des</strong> Mat c . 1 g Milchaustauscherpulver je kg Zuwachs.<br />

auch wenn <strong>die</strong> Unterschiede in der kraftfutteraufnahme bis zur fünften Versuchswoche<br />

zwischen den Gruppen zufällig sind, fressen kälber <strong>des</strong> Mat a vergleichsweise zeitiger<br />

etwas mehr kraftfutter (von der ersten bis zur vierten Versuchswoche, abb. ).<br />

Dies scheint nicht mit der verbreiteten Meinung übereinzustimmen, dass<br />

magermilchhaltige Mat wegen der langsamen abgabe <strong>des</strong> kaseinhaltigen<br />

Nahrungsbreis aus dem labmagen ein Völlegefühl hervorrufen und so <strong>die</strong><br />

kraftfutteraufnahme verzögert. in den ersten vier Versuchswochen war das nicht zu<br />

beobachten.<br />

im Gegenteil: Die kälber <strong>des</strong> Mat a entwickelten sich durch <strong>die</strong> hochwertige tränke<br />

besser und hatten eine höhere lebendmasse. Bei vergleichbarem tränkeangebot<br />

zwischen den Mat-Gruppen werden <strong>die</strong> kälber mit höheren lebendmassen der Mat-<br />

Gruppe a stimuliert, zusätzlich Nährstoffe aufzunehmen. Folglich fressen sie auch<br />

zeitiger mehr kraftfutter. Das unterstreicht <strong>die</strong> hervorragende eignung <strong>des</strong> Mat a für<br />

<strong>die</strong> entwicklung und <strong>die</strong> kraftfutteraufnahme junger tränkkälber.<br />

Dagegen wird mit einer aufzucht, <strong>die</strong> durch eine sehr knappe oder eine ungeeignete<br />

tränke sehr zeitig <strong>die</strong> Festfutteraufnahme über einen physiologischen hungerzustand<br />

animieren soll, Wachstum verschenkt. Dies ist nicht im Sinne einer guten<br />

aufzuchtqualität.<br />

Besonders in den ersten drei Versuchswochen können <strong>die</strong> kälber <strong>des</strong> Mat B mit<br />

100 % Molkenprotein und <strong>des</strong> Mat c nicht in der Wachstumsleistung <strong>des</strong> Mat mit<br />

der kombination aus Magermilchpulver und Molkenpulver mithalten. Die Umstellung<br />

von der kolostralmilchphase auf den Mat B und c gestaltete sich für <strong>die</strong> kälber<br />

schwieriger. Der Mat B enthält zwar ausschließlich Molkenproteine, doch das<br />

Verdauungssystem der kälber verwertet in den ersten lebenswochen das kasein noch<br />

besser als reine Molke.<br />

Das hängt damit zusammen, dass Molke nicht wie kasein im labmagen gerinnt,<br />

sondern bereits kurz nach der tränkeaufnahme in den Dünndarm gelangt. Während<br />

das geronnene kasein im labmagen gespalten und nach und nach passgerecht in<br />

den Dünndarm zur weiteren Verdauung abgegeben wird, muss <strong>die</strong> gesamte, rasch<br />

anfallende Molke im Dünndarm verwertet werden. Das kann <strong>die</strong> Bauchspeicheldrüse<br />

überfordern.<br />

Denn <strong>die</strong> abgegebene Menge an eiweiß spaltenden enzymen aus der<br />

Bauchspeicheldrüse ist altersabhängig. Sie entwickelt sich besonders in den ersten<br />

vier lebenswochen. Das ist auch ein Grund, warum sich kälber <strong>des</strong> Mat B im Versuch<br />

mehr und mehr dem Wachstum der kälber <strong>des</strong> Mat a angleichen.<br />

1


3 Mittlere Kraftfutteraufnahme<br />

4 Mittlere Lebendmasse<br />

Fachartikel<br />

beachtlicher rückstand<br />

1<br />

im Gegensatz dazu fallen <strong>die</strong> kälber<br />

<strong>des</strong> Mat c weiter ab. Demnach<br />

bereitete der Mat c den kälbern in<br />

der haupttränkephase besonders<br />

schwerwiegende Probleme. Das war<br />

auch im äußeren erscheinungsbild<br />

zu erkennen. Die kälber hatten<br />

vermehrt struppiges und stumpfes<br />

Fell. als Ursache dafür ist hier <strong>die</strong><br />

Proteinzusammensetzung im Mat<br />

c zu nennen. Denn bekannter weise<br />

enthält Sojaproteinkonzentrat in<br />

der tränke, trotz chemischer und<br />

thermischer Behandlungen noch anteile<br />

unerwünschter inhaltsstoffe.<br />

Diese beeinträchtigen <strong>die</strong> Funktion<br />

der Verdauungsorgane besonders<br />

bei jungen kälbern in mehrfacher<br />

Weise. es kommt zu Störungen<br />

im Verdauungsablauf und in der<br />

resorption. in der Folge sinkt <strong>die</strong><br />

Verdaulichkeit der Nährstoffe ab.<br />

Das hatte wahrscheinlich sogar<br />

auswirkungen auf den anstieg der<br />

kraftfutteraufnahme. Denn <strong>die</strong>ser<br />

nahm in der haupttränkephase bis zur<br />

fünften Versuchswoche im Vergleich<br />

zu den Mat a und B kaum merklich zu.<br />

So waren <strong>die</strong> kälber nicht in der lage,<br />

Wachstumsdefizite aus der tränke mit<br />

einer höheren Festfutteraufnahme zu<br />

kompensieren.<br />

Die kälber <strong>des</strong> Mat a erreichen mit 91, kg zum Versuchsende einen Zuwachs von<br />

4 ,5 kg. Die kälber <strong>des</strong> Mat B nehmen 9, kg zu und wiegen bei Versuchsende 88,1<br />

kg. Deutlich geringer ist der Zuwachs der kälber <strong>des</strong> Mat c mit 4,5 kg und 81, kg<br />

lebendmasse (abb. 4).<br />

Die Unterschiede im Zuwachs betragen zwischen den kälbern <strong>des</strong> Mat a und c<br />

über 0 % in der Versuchsperiode. Der Wachstumsrückstand ist beachtlich und<br />

es bleiben <strong>die</strong> Folgen für <strong>die</strong> weitere entwicklung in der aufzucht und <strong>die</strong> spätere<br />

leistungsfähigkeit der kühe abzuwarten.<br />

in der abtränkphase nehmen <strong>die</strong> kälber <strong>des</strong> Mat B <strong>die</strong> höchste kraftfuttermenge auf.<br />

Diese kälber scheinen ein intaktes und leistungsfähiges Verdauungsenzymsystem<br />

entwickelt zu haben. Bei zurückgehender tränke setzten sie <strong>die</strong> gesteigerte<br />

kraftfutteraufnahme in hohe Zunahmen von der sechsten bis zur neunten<br />

Versuchswoche um.<br />

Die Zunahmen zwischen den Mat-Gruppen a und B unterscheiden sich kaum. Gegen<br />

ende der tränkeperiode wirkt <strong>die</strong> Begrenzung der täglichen kraftfuttermenge, so dass<br />

sich zwischen den Gruppen a und B auch <strong>die</strong> kraftfutteraufnahme angleicht.<br />

Verdauung überlastet<br />

erstaunlicherweise nehmen dagegen <strong>die</strong> kälber <strong>des</strong> Mat c nicht mehr, sondern<br />

weniger kraftfutter auf als kälber <strong>des</strong> Mat a oder B. Sie sind nicht in der lage, ihre


Fachartikel<br />

Wachstumsrückstände aus der haupttränkephase wettzumachen.<br />

im Gegenteil: Die kälber <strong>des</strong> Mat c bleiben im Wachstum weiter zurück. Wie ist das zu<br />

erklären?<br />

hier ist wiederum auf <strong>die</strong> komplexe Wirkung unerwünschter inhaltsstoffe <strong>des</strong><br />

Sojaproteins in der tränke hinzuweisen. Vom Sojaproteinkonzentrat geht<br />

beispielsweise eine nachteilige Wirkung auf <strong>die</strong> Darmzotten aus. Die Zotten sind<br />

verkürzt und verklumpt.<br />

ihre regeneration unterliegt während der tränkeperiode so einer permanenten<br />

Überforderung. Möglicherweise beeinträchtigte <strong>die</strong> Überlastung <strong>des</strong><br />

Verdauungssystems auch der anstieg der kraftfutteraufnahme.<br />

Denn es konnte nachgewiesen werden, dass <strong>die</strong> kälber <strong>des</strong> Mat c in der<br />

abtränkphase weniger kraftfutter gefressen haben als <strong>die</strong> kälber der Gruppen B und a.<br />

Dr. Bernd Fischer,<br />

Lan<strong>des</strong>anstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau Sachsen-Anhalt,<br />

Dr. Hans-Jürgen Kunz,<br />

Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein,<br />

Dr. Peter Sanftleben,<br />

Lan<strong>des</strong>forschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei,<br />

Dr. Wolfgang Junge,<br />

Christian-Albrechts-Universität Kiel<br />

14


Fachartikel<br />

WaSSErTränKE:<br />

bieten Sie den Kälbern zusätzliches Wasser<br />

Wasser ist das wichtigste und gleichzeitig billigste Futtermittel für rinder.<br />

Die meisten Milcherzeuger bieten ihren Kühen stets Tränkwasser in ausreichender<br />

Menge und Qualität an. anders ist <strong>die</strong> Situation häufig im Kälberbereich.<br />

Wir stellen <strong>die</strong> Probleme bei der Wasserversorgung von Kälbern dar und liefern<br />

passende lösungen.<br />

Zwar schreibt <strong>die</strong> tierschutz-Nutztierhaltungs-Verordnung vor, dass je<strong>des</strong> über zwei<br />

Wochen alte kalb jederzeit Zugang zu Wasser in ausreichender Menge und Qualität<br />

haben muss. in der Praxis wird <strong>die</strong>se Vorschrift aber teilweise immer noch nicht<br />

konsequent umgesetzt. einerseits macht <strong>die</strong> zusätzliche Versorgung mit Wasser<br />

insbesondere bei einer einzelhaltung in kälberhütten mehr arbeit. andererseits sind<br />

viele landwirte auch der ansicht, dass <strong>die</strong> kleinen kälber in den ersten lebenswochen<br />

über <strong>die</strong> Milchtränke ausreichend mit Flüssigkeit versorgt werden.<br />

Dass <strong>die</strong>se annahme falsch ist, zeigt eine Untersuchung im landwirtschaftszentrum<br />

haus riswick in kleve. hier nahmen <strong>die</strong> kälber neben der praxisüblichen Milchtränke<br />

von litern bis zum ende <strong>des</strong> ersten lebensmonats im Mittel täglich bereits rund l<br />

Wasser zusätzlich auf. Bei einzeltieren lag <strong>die</strong> Wasseraufnahme auch deutlich höher. in<br />

der Folgezeit und insbesondere nach dem reduzieren der täglichen tränkeration, stieg<br />

<strong>die</strong> Wasseraufnahme weiter deutlich an.<br />

Werden <strong>die</strong> kälber zweimal täglich getränkt, ohne dass extra Wasser angeboten<br />

wird, können sie ihren Durst zwischen den Mahlzeiten nicht stillen. insbesondere<br />

bei eimertränken ohne Nuckel besteht dann <strong>die</strong> Gefahr, dass <strong>die</strong> Milchtränke sehr<br />

15<br />

Foto: Dr. Groenewold


Fachartikel<br />

hastig getrunken wird. Dies kann zu einer ungenügenden abgabe von Speichel und<br />

Verdauungsenzymen führen, was das risiko von Verdauungsstörungen deutlich erhöht.<br />

als Folge sind in der Praxis immer wieder Durchfälle festzustellen, <strong>die</strong> den<br />

Flüssigkeitsverlust weiter erhöhen und sogar bis zum Verenden der tiere führen<br />

können. kälber, <strong>die</strong> jederzeit Wasser aufnehmen können, haben erfahrungsgemäß<br />

seltener Durchfallpro-bleme. kommt es dennoch zu Durchfällen, hilft <strong>die</strong><br />

Wasseraufnahme, massive Stoffwechselentgleisungen durch Flüssigkeits- und<br />

Pufferverluste zu vermeiden und so das Durchfallgeschehen besser zu überstehen.<br />

keine Wassergaben über <strong>die</strong> Nuckeltränken<br />

Sicherlich ist der ab dem 15. lebenstag vorgeschriebene freie Zugang zu Wasser nur<br />

als Min<strong>des</strong>tanforderung anzusehen. Wasser als Bestandteil der Milchtränke fungiert in<br />

erster linie als Nährstoffträger und kann den Durst der kälber nicht ausreichend stillen.<br />

als empfehlung gilt daher, den kälbern bereits ab dem dritten lebenstag zusätzlich<br />

Wasser zur freien aufnahme anzubieten.<br />

Das risiko, dass <strong>die</strong> kälber sich zu <strong>die</strong>sem frühen Zeitraum „übersaufen“, ist als relativ<br />

gering einzuschätzen, da zunächst nur relativ kleine Wassermengen zusätzlich zur<br />

tränke aufgenommen werden.<br />

Vorteilhaft ist das frühe Wasserangebot auch <strong>des</strong>halb, weil <strong>die</strong> tiere sich so daran<br />

gewöhnen, dass immer Wasser zur freien aufnahme zur Verfügung steht. Wichtig ist in<br />

jedem Fall eine aufnahme von oben aus eimer- oder Selbsttränken, damit das Wasser<br />

auch in den Pansen gelangt.<br />

Wassergaben über Nuckeltränken sind nicht geeignet, da es zu einem großen teil<br />

durch den Schlundrinnenreflex in den labmagen gelangt.<br />

Das Wasser <strong>fördert</strong> <strong>die</strong> Pansenentwicklung<br />

Wasser ist auch für <strong>die</strong> entwicklung <strong>des</strong> zunächst noch sehr kleinen Pansens von<br />

großer Bedeutung. Nur wenn ausreichende Mengen Wasser in den Pansen gelangen,<br />

können sich <strong>die</strong> dort ansiedelnden Pansenbakterien auch weiter vermehren. Diese<br />

fermentieren u.a. stärkereiche Futterkomponenten und es entstehen flüchtige<br />

Fettsäuren (Butter- und Propionsäure), <strong>die</strong> über chemische reize <strong>die</strong> ausbildung der<br />

Pansenzotten aber auch <strong>die</strong> Dicke der Pansenwand maßgeblich fördern.<br />

Damit wird deutlich, dass eine frühzeitige Wasseraufnahme <strong>die</strong> entwicklung eines<br />

funktionierenden Pansens und damit auch <strong>die</strong> kraftfutteraufnahme und -verdauung<br />

nachhaltig unterstützt.<br />

Dies bestätigt auch einen Fütterungsversuche zu <strong>die</strong>ser thematik, der bereits in den<br />

achtziger Jahren in den USa durchgeführt wurde. hier bekamen <strong>die</strong> kälber nach einer<br />

dreitägigen Biestmilchphase im anschließenden vierwöchigen Versuchszeitraum eine<br />

identische Menge an Milchaustauschertränke und kälberauf-zuchtfutter zur freien<br />

aufnahme. eine der Versuchsgruppen konnte zusätzlich Wasser saufen, der zweiten<br />

1


Fachartikel<br />

Gruppe wurde neben der Milchtränke kein Wasser angeboten. Der in der tabelle<br />

dargestellte einfluss <strong>des</strong> aufgenommenen Wassers auf <strong>die</strong> kraftfutteraufnahme und<br />

<strong>die</strong> lebendmasseentwicklung der kälber verdeutlich eindrucksvoll, welche Bedeutung<br />

Wasser für <strong>die</strong> entwicklung der tiere schon in den ersten lebenswochen hat. So war<br />

<strong>die</strong> kraftfutteraufnahme bei den kälbern mit freiem Zugang zu Wasser um 45 % erhöht.<br />

Beim lebendgewicht wurde sogar ein um 0 % höherer Zuwachs im Vergleich zu der<br />

tiergruppe ohne zusätzliches Wasserangebot ermittelt.<br />

Sauberkeit oberstes gebot bei Wasseraufnahme<br />

aber nicht nur <strong>die</strong> angebotene Menge, auch <strong>die</strong> Sauberkeit und hygiene ist für<br />

<strong>die</strong> Wasseraufnahme von großer Bedeutung. Verschmutztes tränkwasser wird<br />

von den kälbern weniger gut aufgenommen und führt dann zwangsläufig auch<br />

zu leistungsminderungen. Daher sollte <strong>die</strong> Sauberkeit der tränkgefäße oder<br />

Selbsttränken immer täglich überprüft werden. insbesondere bei warmer Witterung<br />

kann es in verschmutzten Wassergefäßen auch schnell zu einer massiven<br />

keimanreicherung kommen, <strong>die</strong> bei den kälbern durchaus zu Durchfallproblemen<br />

führen kann.<br />

kälber benötigen neben der Milchtränke zusätzlich Wasser, das den Durst zwischen<br />

den Milchmahlzeiten stillen kann. Wasser <strong>fördert</strong> <strong>die</strong> entwicklung <strong>des</strong> Pansens und<br />

damit eine frühzeitige kraftfutteraufnahme. Ohne ein zusätzliches Wasserangebot sind<br />

bereits in den ersten lebenswochen verminderte Gewichtszunahmen zu erwarten.<br />

Wasser muss von oben aus offenen tränkgefäßen aufgenommen werden, deren<br />

Sauberkeit regelmäßig zu überprüfen ist. eine bedarfsgerechte Wasserversorgung<br />

auch jüngerer kälber ist für eine optimale entwicklung unverzichtbar.<br />

Dr. Jakob Groenewold,<br />

LWK Niedersachsen<br />

1


Fachartikel<br />

KalTSauErTränKE:<br />

<strong>Joghurtdrink</strong> <strong>fördert</strong> <strong>die</strong> <strong>gesundheit</strong> <strong>des</strong> <strong>Kalbes</strong><br />

Mit dem Verfahren der Joghurttränke in der Kälberaufzucht können arbeitsabläufe<br />

vereinfacht werden. Zudem ist sie als Kaltsauertränke hervorragend<br />

verträglich für <strong>die</strong> Tiere und wirkt sich positiv auf <strong>die</strong> Kälber<strong>gesundheit</strong> aus.<br />

Wir stellen einen leitfaden zu <strong>die</strong>ser neuen Methode vor.<br />

Vollmilchtränke liegt in der kälberaufzucht im trend. Nicht nur in biologisch<br />

wirtschaftenden Betrieben ist sie üblich, sondern auch in der konventionellen aufzucht<br />

nimmt das Verfahren wieder stetig zu. Dabei muss man stets beachten, dass <strong>die</strong><br />

Vollmilch eine tränketemperatur von 5 bis 9 °c hat, denn ansonsten gerinnt <strong>die</strong><br />

Milch im labmagen nur unvollständig. Dies kann zu Durchfällen führen. Beim neuen<br />

Verfahren der Joghurttränke wird <strong>die</strong> Gerinnnung schon im Vorfeld vollzogen, da <strong>die</strong><br />

Vollmilch zu Joghurt fermentiert wird. Vorteile sind somit eine schnelle Zubereitung, das<br />

Wegfallen der temperaturgenauen Milcherwärmung und <strong>die</strong> positive Wirkung auf <strong>die</strong><br />

Darmflora der kälber. Zudem werden zeitsparende Gruppen- und Vorratstränkesysteme<br />

möglich, im Betriebsablauf eine arbeitsentlastende Maßnahme.<br />

im rahmen <strong>des</strong> vom institut für tierernährung und Futterwirtschaft, Grub,<br />

durchgeführten Projektes „Vollweide mit Winterkalbung“ wurden sechs<br />

Milchviehbetriebe auf saisonale Winterabkalbung umgestellt. Dabei fallen etwa 90<br />

Prozent der abkalbungen in einen Zeitraum von maximal vier Monaten. Dadurch steigt<br />

<strong>die</strong> anzahl der zu versorgenden kälber kurzfristig stark an und erfordert zwingend<br />

rationelle arbeitsabläufe für <strong>die</strong> kälberaufzucht.<br />

auf der Suche nach effizienten lösungen wurde man auf <strong>die</strong> Joghurttränke<br />

aufmerksam. Positive erfahrungen von Praktikern aus dem in- und ausland lagen<br />

dazu bereits vor. im Winter 009/10 wurde <strong>des</strong>halb in allen sechs Pilotbetrieben <strong>die</strong>se<br />

tränkevariante eingeführt. es sollten so praktische erfahrungen zum Zubereiten der<br />

18<br />

Foto: Haubner


Fachartikel<br />

Joghurttränke, zum arbeitsablauf und vor allem zur kälberentwicklung gesammelt<br />

werden. Bei der Joghurttränke wird der in der Milch enthaltene Milchzucker (laktose)<br />

mittels Joghurtkulturen in Milchsäure umgewandelt. Diese natürliche Säuerung<br />

auf einen ph-Wert von bis zu 4,0 bewirkt ein eindicken und einen säuerlichen,<br />

joghurttypischen Geschmack der Milch.<br />

im Gegensatz zur chemischen Säuerung mittels essig-, ameisen- oder Zitronensäure<br />

findet hierbei bereits eine Vorverdauung <strong>des</strong> Milchzuckers statt. Die Milch kann den<br />

kälbern mit wesentlich geringeren tränketemperaturen (kalttränke) verabreicht werden.<br />

Das ansäuern macht <strong>die</strong> Milch zudem über einen längeren Zeitraum haltbar.<br />

Das Grundprinzip der Joghurttränke basiert auf einer kontinuierlichen Überimpfung<br />

der zum tränken vorgesehenen Vollmilch mit Joghurtkulturen. Zum Start wird eine<br />

gewisse Menge an Joghurt selbst hergestellt. Dieser Basismenge wird lediglich <strong>die</strong> zur<br />

kälberfütterung benötigte Milchmenge täglich eingemischt. Bis zur nächsten tränkezeit<br />

fermentiert <strong>die</strong> Milch zu Joghurt und kann kalt verfüttert werden. Dabei gilt es folgen<strong>des</strong><br />

zu beachten:<br />

So wird es gemacht<br />

1 Zuerst muss eine ausreichende Menge eines Joghurtstamms angesetzt werden. auf<br />

je 10 liter Vollmilch werden 500 g Naturjoghurt eingerührt. Dazu kann gewöhnlicher<br />

Naturjoghurt aus dem Supermarkt verwendet werden. Diesen ansatz bei min<strong>des</strong>tens<br />

0 °c (Zimmertemperatur) etwa 15 bis 0 Stunden in einem abgedeckten Gefäß<br />

fermentieren lassen. auf entsprechende hygiene ist dabei unbedingt zu achten.<br />

Die Milch ist nach dem Verfahren eingedickt und weist den typischen, angenehm<br />

säuerlichen Joghurtgeruch auf. anfänglich ist <strong>die</strong> Milch in ihrer konsistenz mit<br />

einem handelsüblichen trinkjogurt vergleichbar. hemmstoffhaltige Milch ist auch<br />

hier auf keinen Fall zum Bereiten von kälbertränke geeignet, da hier speziell <strong>die</strong><br />

Bakterientätigkeit unterbunden wird.<br />

2 Der angesetzte Joghurtstamm wird nun in einen größeren Vorratsbehälter gegeben.<br />

Dieser kann ein nicht mehr benötigter Milchtank, eine regentonne oder Ähnliches<br />

sein und wird mit einem ablaufhahn versehen. Fahrbare Behälter erleichtern das<br />

transportieren der tränke vom lagerungsort zu den kälbern, vergleichbar mit einem<br />

„Milchtaxi“.<br />

3 Zum Stammjoghurt wird nun <strong>die</strong> für <strong>die</strong> nächste Mahlzeit benötigte Milchmenge<br />

gegeben. Die Milch muss kuhwarm sein (etwa 0 bis 5 °c) und wird mit dem Joghurt<br />

gut verrührt. hierzu ist bei kleineren Mengen ein großer kochlöffel oder Schneebesen<br />

gut geeignet. Für das Durchrühren größerer Joghurtmengen, hat sich der einsatz<br />

einer Bohrmaschine mit Mörtelrührer bewährt. am besten wird <strong>die</strong> Milch bevor sie in<br />

den tank fließt aus der Milchleitung abgelassen. Sollte <strong>die</strong> Milchtemperatur weiter<br />

abgesunken sein, ist ein Nacherwärmen auf min<strong>des</strong>tens 0 °c vor dem einmischen<br />

in den Joghurt notwendig.<br />

eine Menge von 10 litern Stammjoghurt ist für etwa 50 liter Milch zur Überimpfung<br />

ausreichend. liegt <strong>die</strong> zu vertränkende Milchmenge höher, muss anteilig mehr<br />

Joghurt angesetzt werden (z. B. 15 liter für 5 liter tränke). Die so vorbereitete<br />

tränke bleibt nun bis zur nächsten tränkezeit bei min<strong>des</strong>tens 10 °c stehen. an<br />

sehr kalten Wintertagen kann es vorkommen, das <strong>die</strong>se Min<strong>des</strong>temperatur in der<br />

Milchkammer nicht mehr gewährleistet ist. Dann sollte <strong>die</strong>s mit einem tränkewärmer<br />

oder einem Verbringen <strong>des</strong> Behälters in einen wärmeren raum sichergestellt werden.<br />

Vor dem tränken wird der so angesetzte Joghurt nochmals kurz aufgerührt. Während<br />

extremer kälteperioden wurde bei außenklimahaltung der kälber <strong>die</strong> tränke auf<br />

manchen Projektbetrieben nochmal angewärmt.<br />

4 Zu beachten ist nun, dass nach dem tränken eine restmenge von etwa zehn bis<br />

0 Prozent Joghurt im Vorratsbehälter verbleibt, um erneut Joghurttränke herstellen<br />

zu können. auf <strong>die</strong>sen rest wird nun wieder <strong>die</strong> kuhwarme Milch für <strong>die</strong> nächste<br />

Mahlzeit geschüttet, gut durchgerührt und stehen gelassen. Grundsätzlich kann<br />

19


Fachartikel<br />

über den anteil an vergorenem restjoghurt und temperatur <strong>die</strong> intensität der<br />

Gärprozesses gesteuert werden. Denn säuert <strong>die</strong> Milch zu stark an, kann es zu<br />

gewissen aktzeptanzproblemen bei den kälbern kommen. Dem kann man durch<br />

ein Verringern der restmenge an Joghurt zur weiteren Überimpfung oder durch<br />

Beimischen von frischer Milch, kurz vor dem tränken, entgegenwirken. Wurden kühe<br />

mit trockensteller behandelt, kann es mehrere tage dauern, bis das kolostrum zur<br />

Joghurtbereitung geeignet ist. Für Gewissheit sorgt das ansetzen einer geringen<br />

Menge Biestmilch in einem extra Gefäß.<br />

Haltbarkeit und Vorrat<br />

eine Störung in der Fermentation der Milch (z. B. durch hemmstoffhaltige Milch)<br />

führt zum Verderb <strong>des</strong> angesetzten Joghurts und wird am Geruch erkennbar. Sollten<br />

sich in seltenen Fällen (meist nach antibiotikahaltiger Milch) hefen darin vermehren,<br />

riecht <strong>die</strong> Milch faulig verdorben. in <strong>die</strong>sem Fall muss der Joghurt sofort entsorgt<br />

und eine neue kultur angesetzt werden. auch alkoholische Gärungen können im<br />

einzelfall vorkommen. Dieser Joghurt kann noch problemlos an <strong>die</strong> kälber verfüttert<br />

werden, gleichzeitig muss aber auch hier sofort eine neue kultur angesetzt werden.<br />

Grundsätzlich wird ein Neuansetzen <strong>des</strong> Joghurts alle vier Wochen empfohlen. in<br />

den Praxisbetrieben konnte aber auch eine einwandfreie Weiterverwendung <strong>des</strong><br />

angesetzten Joghurts über mehrere Monate beobachtet werden.<br />

Nicht benötigte Biestmilch, aber auch überschüssige nicht verkehrsfähige Milch (außer<br />

hemmstoffmilch) kann durch <strong>die</strong> Fermentation zu Joghurt über einen längeren Zeitraum<br />

haltbar gemacht werden. es können so Vorräte von mehreren hundert litern tränke<br />

angesammelt werden, <strong>die</strong> anschließend nach und nach wieder vertränkt werden.<br />

allerdings dickt der auf Vorrat hergestellte Joghurt im laufe der Zeit immer stärker ein<br />

und wird zunehmend saurer. Sollte es dadurch zu einer schlechteren tränkeaufnahme<br />

kommen, kann dem durch Beimischung von frischer kuhmilch entgegengewirkt werden.<br />

einige Projektbetriebe konservierten auf <strong>die</strong>se art <strong>die</strong> überschüssige kolostralmilch und<br />

wechselten anschließend auf handelsüblichen Milchaustauscher.<br />

Praxiserfahrungen<br />

insgesamt wurden mit <strong>die</strong>sem tränkeverfahren bei den sechs Pilotbetrieben im Winter<br />

009/10 140 weibliche und 1 männliche kälber aufgezogen. Die kälberverluste in<br />

Bezug auf <strong>die</strong> lebend geborenen kälber lagen bei fünf Prozent. Die neugeborenen<br />

kälber wurden nach der Geburt meist in einzelboxen oder kälber-iglus gehalten. in den<br />

ersten drei lebenstagen erhielten <strong>die</strong> kälber reines kolostrum. Dann wurde Joghurt<br />

in zunehmend steigendem anteil zugemischt. So bekamen <strong>die</strong> kälber bereits am ende<br />

der ersten lebenswoche zu 100 Prozent Joghurttränke. Werden <strong>die</strong> kälber nämlich<br />

später auf <strong>die</strong> Sauertränke umgestellt, kann es zum Verweigern der tränke kommen.<br />

Die kälber wurden mit üblichen Nuckeleimern getränkt. Bei den weiblichen kälbern<br />

zur Zucht fanden <strong>die</strong> etablierten tränkepläne für Vollmilch anwendung. Damit<br />

<strong>die</strong> Zuchtkälber möglichst schnell Grob- und kraftfutter aufnehmen, ist auch hier<br />

bei entsprechendem angebot von frischem Wasser das Begrenzen der täglichen<br />

tränkemenge auf sechs liter/kalb zu empfehlen. Die tränkedauer lag von Betrieb<br />

zu Betrieb unterschiedlich. ein Betrieb praktiziert erfolgreich ein Frühabsetzen mit<br />

sieben bis acht Wochen. Biobetriebe müssen sich an <strong>die</strong> vorgeschriebene tränkedauer<br />

von zwölf Wochen halten, wobei in den letzten vier Wochen <strong>die</strong> tränkemenge bis<br />

auf einen liter pro tag reduziert werden kann. Die verbrauchte Joghurtmenge liegt<br />

je nach absetzalter bei etwa 80 l/kalb (bei Frühabsetzen) bis etwa 410 l/kalb (bei<br />

Biobetrieben).<br />

Die männlichen Fleckviehkälber und kreuzungstiere wurden meist mit vier bis sechs<br />

Wochen und 0 bis 80 kg lebendgewicht über <strong>die</strong> kälbermärkte vermarktet. Die tiere<br />

erhielten bis zu zwölf liter Joghurt am tag, was wiederum für <strong>die</strong> gute akzeptanz<br />

der Joghurttränke spricht. auch das äußere erscheinungsbild, <strong>die</strong> kondition der<br />

0


Fachartikel<br />

kälber, spricht für das Joghurttränke-Verfahren. auf keinem der Betriebe kam es zu<br />

nennenswerten akzeptanzproblemen.<br />

auffallend war <strong>die</strong> geringe Durchfallanfälligkeit der kälber. auftretende<br />

Durchfallerkrankungen zeigten einen abgemilderten Verlauf und heilten in der regel<br />

nach wenigen tagen aus. Die Joghurttränke wurde während der erkrankungsphase<br />

weitergetränkt und von den kälbern auch gut aufgenommen. elektrolytlösungen wurden<br />

zusätzlich zur freien aufnahme angeboten.<br />

Mittlerweile finden in einigen Betrieben erfolgreich Sammeltränken anwendung. Dabei<br />

wird eine weitere rationalisierung der tränkeperiode angestrebt. Voraussetzung für<br />

das erfolgreiche Umsetzen der Gruppentränke ist ein maximaler altersunterschied der<br />

kälber von rund zwei Wochen. Dadurch soll sichergestellt werden, dass alle kälber ihre<br />

ration erhalten und <strong>die</strong> jüngeren kälber nicht von den älteren verdrängt werden. Die<br />

Gruppe kann so auch gemeinsam abgetränkt werden.<br />

Die Gruppentränken werden meist aus Plastikfässern gefertigt. im oberen Drittel<br />

werden entsprechend <strong>die</strong> Nuckel angebracht. an <strong>die</strong>se Sauger wird in der tonne ein<br />

Schlauch bis zum Grund <strong>des</strong> Fasses angebracht. Wichtig dabei ist, dass der Schlauch<br />

den gleichen Durchmesser wie der Saugstutzen aufweist. Die Verbindung muss<br />

mit einem kleinen Steckrohr über Stutzen und Schlauch hergestellt werden. ist der<br />

Schlauchdurchmesser zu groß gewählt, können <strong>die</strong> kälber <strong>die</strong> Milch nicht hochsaugen.<br />

Sauger mit passenden Schläuchen sind als komplettpaket auch im Fachhandel<br />

erhältlich. Die Fässer werden entweder in <strong>die</strong> Sammelbucht gehängt, am Boden<br />

verankert oder an einer absperrvorrichtung befestigt.<br />

eine weitere bewährte Möglichkeit ist <strong>die</strong> Verwendung eines 0-er<br />

kG-rohres mit verschlossenen Stirnseiten. an der Oberseite <strong>des</strong> Plastikrohres werden<br />

Öffnungen ausgeschnitten. Zur Stabilität belässt man etwa 0 cm breite Stege. an<br />

einer Seite werden im abstand von etwa 40 cm <strong>die</strong> Nuckel angebracht. im inneren <strong>des</strong><br />

rohrs reichen kurze Schlauchstücke bis zum tiefsten Punkt der rohrkrümmung und<br />

werden schräg abgeschnitten damit letzte tränkereste aufgesaugt werden können.<br />

Das gesamte rohr wird mittels ketten oder ähnlichem in <strong>die</strong> Waagrechte gebracht. Zur<br />

tränkemahlzeit kann das tränkerohr auf höhe der kälber abgelassen werden und wird<br />

nach dem tränkevorgang zur Befriedigung <strong>des</strong> Saugreflexes noch etwa 0 Minuten<br />

hängen gelassen. anschließend wird <strong>die</strong> Vorrichtung wieder außerhalb der reichweite<br />

der kälber hochgehängt. Diese Gruppentränken haben sich vor allem für Betriebe<br />

mit saisonaler abkalbung als effizientes Verfahren zum Versorgen von mehreren<br />

etwa gleichaltrigen kälbern bewährt. Den weiblichen kälbern zur aufzucht wird in das<br />

Sammelgefäß <strong>die</strong> rationierte Joghurtmenge gegeben.<br />

gruppentränke<br />

Für eine Gruppe von zehn kälbern können beispielsweise 0 liter pro Mahlzeit<br />

vorbereitet werden. Den männlichen kälbern, <strong>die</strong> vermarktet werden, bieten manche<br />

landwirte den Joghurt zur freien aufnahme an. Die angebotene Joghurtmenge wird<br />

dabei so gewählt werden, dass der Behälter zur nächsten Mahlzeit leer ist.<br />

Das reinigen <strong>die</strong>ser Gruppentränken kann bei Joghurttränke auf einen vierwöchigen<br />

turnus reduziert werden. So führten ablagerungen von Joghurt an den tränkegefäßen,<br />

welche sich in den Wochen aufbauten, zu keinerlei Problemen in der Verträglichkeit.<br />

Vor allem das Wegfallen <strong>des</strong> regelmäßigen reinigens der tränkeeimer oder der<br />

Gruppentränken wird von vielen Betriebsleitern als große arbeitserleichterung<br />

empfunden. eine monatliche Grundreinigung wird jedoch empfohlen. in<br />

Problembeständen muss <strong>die</strong> einzelfütterung und tägliche gründliche reinigung<br />

selbstverständlich auch weiterhin durchgeführt werden.<br />

alle Pilotbetriebe sind überzeugt von <strong>die</strong>ser tränkevariante und geben ihre erfahrungen<br />

bereits an andere Betriebe weiter. inzwischen hat das aufzuchtverfahren in <strong>die</strong><br />

Beratungsarbeit der Fütterungstechniker <strong>des</strong> lkV Bayern einzug gehalten.<br />

Siegfried Steinberger von der Bayerischen Lan<strong>des</strong>anstalt für Landwirtschaft<br />

Thomas Folger vom Lan<strong>des</strong>kuratorium der Erzeugerringe für tierische Veredelung in Bayern<br />

1


Fachartikel<br />

TränKEauToMaTEn:<br />

Elektronische Helfer<br />

optimieren Prozesse und abläufe<br />

Moderne Tränkeautomaten messen beispielsweise <strong>die</strong> Tränketemperatur und<br />

regulieren abweichungen. Sie ersetzen das menschliche auge bei der Kälberaufzucht<br />

zwar nicht, unterstützen es aber äußerst effektiv. Wir stellen ihnen vor, was<br />

<strong>die</strong> automaten ihnen alles abnehmen können.<br />

Die größte Fürsorge gilt immer den Jüngsten. Das gilt für das kinderzimmer ebenso<br />

wie für den kälberstall. Doch während Menschenkinder in der regel rund um <strong>die</strong><br />

Uhr unter der aufsicht erwachsener stehen, kann kein moderner Milchviehhalter<br />

seine kälberboxen unter 4-Stunden-Bewachung stellen – zumin<strong>des</strong>t nicht unter<br />

menschliche.<br />

Doch inzwischen bietet <strong>die</strong> computergestützte Stalltechnik zahlreiche Möglichkeiten,<br />

aufzuchtkälber „im elektronischen auge“ zu behalten, auch wenn nur aller paar Stunden<br />

tatsächlich ein Betreuer den Stall betritt. Vor allem tränk- und kraftfutterautomaten<br />

können längst mehr, als tiere satt zu machen.<br />

Messen, wiegen, kalibrieren<br />

als in den sechziger Jahren <strong>des</strong> vergangenen Jahrhunderts <strong>die</strong> ersten<br />

kälbertränkautomaten auf den Markt kamen, ging es tatsächlich zu-<br />

nächst nur darum, das Jungvieh satt zu bekommen und gleichzeitig den<br />

arbeitsaufwand für <strong>die</strong> kälberversorgung zu verringern.<br />

Foto: krick/agrar-press


Fachartikel<br />

Die hightech-Geräte, <strong>die</strong> heute in vielen Ställen stehen, haben mit <strong>die</strong>sen „Urvätern“<br />

nur noch wenig gemeinsam. Natürlich sollen sie noch immer <strong>die</strong> kälber bedarfsgerecht<br />

mit qualitativ hochwertiger tränke versorgen. aber das bedeutet längst nicht mehr<br />

nur, ausreichend Milchpulver in warmem Wasser aufzulösen. Moderne automaten<br />

messen <strong>die</strong> tränketemperatur und heizen bei abweichungen vom Normwert nach.<br />

Sie ermitteln den tatsächlichen Durchsatz an Milchaustauscher und kalibrieren bei<br />

Bedarf. Das kann vor allem bei Produktumstelllungen wichtig sein. Natürlich erfassen<br />

<strong>die</strong> Geräte auch tiergenau <strong>die</strong> aufgenommene Flüssigfuttermenge und dokumentieren<br />

Medikamentengaben. Zudem können sie <strong>die</strong> kälber während der Futteraufnahme<br />

wiegen, <strong>die</strong> Saugleistung messen und <strong>die</strong> körpertemperatur erfassen. abweichungen<br />

von der normalen aktivität, appetitsschwankungen, Gewichtsverluste oder fiebrige<br />

erkrankungen lösen entsprechende alarmmeldungen aus. Diese „elektronischen<br />

hüter“ ersetzen nicht das menschliche auge, aber sie unterstützen es äußerst effektiv.<br />

Denn gerade Gesundheitskontrollmaßnahmen wie <strong>die</strong> körpertemperaturmessung<br />

sind aufwändig und werden normalerweise nur bei erkrankungsverdacht oder als<br />

Behandlungskontrolle eingesetzt. Die tränkeautomaten machen sie dagegen zum<br />

„Normalfall“.<br />

auf dem Weg zum Wiederkäuer<br />

Und <strong>die</strong> computergestützte kälberaufzuchttechnik kann noch mehr: Zu den<br />

wichtigsten physiologischen Prozessen in den ersten lebensmonaten <strong>des</strong> kalbes<br />

gehört <strong>die</strong> „Umwandlung“ vom milchtrinkenden Monogaster zum vollentwickelten<br />

Wiederkäuer. auch hier unterstützt <strong>die</strong> Fütterungstechnik den Milchviehhalter enorm.<br />

anhand ausgefeilter tier- oder gruppenindividueller Futterpläne werden tränke-<br />

und kraftfuttermengen exakt zugeteilt. So wird <strong>die</strong> Verdauungsumstellung optimal<br />

kontrolliert und unterstützt.<br />

Ziel: Datenvernetzung<br />

in der regel sind automatische kälbertränken sogenannte „Stand alone“-Geräte,<br />

das heißt, sie arbeiten dezentral mit einem eigenen systeminternen computer. Die<br />

gespeicherten Daten können ausgelesen und am Pc weiterverarbeitet werden.<br />

künftig wird <strong>die</strong>ser informationsfluss im rahmen <strong>des</strong> iSOagriNet per ethernet<br />

möglich sein. Durch <strong>die</strong>sen Datenstandard sind <strong>die</strong> verschiedenen informations-<br />

und Steuersysteme in einem Unternehmen miteinander vernetzbar, was wiederum<br />

neue Nutzungsmöglichkeiten im herden- und Betriebsmanagement eröffnet<br />

– sei es im rahmen von Qualitätssicherungssystemen, Zuchtprogrammen oder<br />

Betriebsvergleichen.<br />

alles in allem wird der „kollege tränkautomat“ nicht einen aufmerksamen und<br />

erfahrenen herdenmanager ersetzen, doch er vereinfacht <strong>des</strong>sen aufgaben, entzerrt<br />

arbeitsspitzen, steigert das infomationsangebot und ermöglicht nicht zuletzt, Probleme<br />

im aufzuchtbereich früh zu erkennen und abzustellen. Sabine Leopold, NL-Redakteurin


Fachartikel<br />

FüTTErungSSTraTEgiEn:<br />

Tränke und Futter<br />

passend aufeinander abstimmen<br />

4<br />

Die Fütterung nimmt bei der Kälberaufzucht eine<br />

zentrale rolle ein. lesen Sie hier, welche Strategien<br />

sinnvoll sind, um Tiere mit wirtschaftlicher<br />

Milchleistung heranzuziehen.<br />

Die aktuelle Preissituation auf dem Milchmarkt erfordert von landwirtschaftlichen<br />

Unternehmen ein klares ökonomisches konzept der einzelnen Betriebszweige.<br />

im Bereich der kälberfütterung bedeutet <strong>die</strong>s <strong>die</strong> entscheidung über <strong>die</strong> Dauer<br />

der tränkeversorgung sowie <strong>die</strong> passende tränkedarbietung. Die tränkedauer<br />

unterscheidet drei Verfahren: Früh-, Normal- und Spätentwöhnung (siehe auch<br />

tabelle „Unterschiedliche tränkeverfahren“). allen Verfahren geht eine einwöchige<br />

Biestmilchphase voraus. Diese Phase, insbesondere <strong>die</strong> erstkolostrumgabe,<br />

ist für den aufbau <strong>des</strong> immunsystems entscheidend und damit für das weitere<br />

Gesundheitsgeschehen <strong>des</strong> kalbs verantwortlich. in den ersten drei lebensstunden<br />

sollte das kalb so viel Biestmilch erhalten, wie es freiwillig aufnimmt, min<strong>des</strong>tens<br />

jedoch l. Darauf folgend gilt der Grundsatz: Die tränkemenge pro tag entspricht<br />

zwölf Prozent <strong>des</strong> lebendgewichts, aufgeteilt auf kleine Mahlzeiten mit vier Prozent<br />

<strong>des</strong> lebengewichts. Dadurch wird das Fassungsvermögen <strong>des</strong> labmagens nicht<br />

überschritten und fütterungsbedingten Durchfallerkrankungen vorgebeugt. Beispielhaft<br />

bedeutet <strong>die</strong>s, dass ein kalb mit 40 kg lebendgewicht eine tagesmilchmenge von 5 l<br />

und 1,5 l pro Mahlzeit erhält.<br />

Erhalten und wachsen<br />

Foto: Hasemann<br />

an <strong>die</strong> einwöchige Biestmilchphase schließt sich <strong>die</strong> reguläre tränkeperiode an. Ziel<br />

<strong>die</strong>ser Phase ist es, dem jungen kalb Nährstoffe zum erhalten der körperfunktionen<br />

sowie zum Wachstum zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig muss jedoch immer<br />

<strong>die</strong> Förderung der Vormagenfunktion, das heißt <strong>die</strong> entwicklung zum Wiederkäuer,


Fachartikel<br />

berücksichtigt werden. Bei Früh-, Normal- und Spätentwöhnung wird den kälbern<br />

ab dem achten lebenstag heu zur freien aufnahme angeboten. hierdurch wird<br />

nicht nur <strong>die</strong> Wiederkauaktivität angeregt, sondern auch <strong>die</strong> Größe <strong>des</strong> Pansens<br />

positiv beeinflusst. Daneben wird den kälbern ab der ersten lebenswoche frisches<br />

Wasser über tränkeschalen oder Selbsttränken zur Verfügung gestellt, um den<br />

Flüssigkeitsbedarf auch bei geringen tränkemengen zu decken. Zudem regt eine<br />

vermehrte Wasseraufnahme <strong>die</strong> Festfutteraufnahme an.<br />

Bei der so genannten Frühentwöhnung erhalten <strong>die</strong> kälber von der zweiten bis<br />

zur maximal achten lebenswoche eine Milch- oder Milchaustauschertränke.<br />

Voraussetzung für ein Gelingen <strong>die</strong>ser tränkemethode ist <strong>die</strong> rasche aufnahme von<br />

Festfutter, insbesondere von kraftfutter. Geschieht <strong>die</strong>s nicht, droht dem kalb eine<br />

Nährstoffunterversorgung. Die Folge wären gravierende Gesundheitsschäden und<br />

entwicklungsstörungen. abhilfe kann zum einen eine frühe Gruppenhaltung schaffen.<br />

hier tragen Futterneid und Nachahmungseffekt zu einer raschen Festfutteraufnahme<br />

bei. Zum anderen kommt es auf <strong>die</strong> Zusammensetzung und <strong>die</strong> Präsentation der<br />

kraftfuttermischungen an. Dabei gilt es, Folgen<strong>des</strong> zu beachten:<br />

• Beim Vergären von leicht löslichen kohlehydraten <strong>des</strong> kraftfutters wird Propion- und<br />

Buttersäure erzeugt. Diese stimulieren <strong>die</strong> Pansenzottenausbildung.<br />

• Die Nährstoffe sollten leicht verdaulich sein.<br />

• Das Verfüttern spezieller kälberstarter in den ersten sechs lebenswochen sichert<br />

eine hohe akzeptanz und Verträglichkeit.<br />

• Die Futtermittelhygiene muss optimal sein.<br />

• kraftfutter ist in kleinen Portionen auf glatten trögen oder in flachen Schalen<br />

vorzulegen.<br />

als Faustregel gilt: Nimmt das kalb kraftfutter in höhe von einem Prozent <strong>des</strong><br />

lebendgewichtes auf, also 00 bis 1.000 g, kann mit dem absetzen begonnen<br />

werden. Wird <strong>die</strong> Festfutter- und insbesondere <strong>die</strong> kraftfutteraufnahme gewährleistet,<br />

entwickeln sich kälber bei <strong>die</strong>ser tränkestrategie am schnellsten vom Monogastrier<br />

zum gewünschten Wiederkäuer. Zudem stellt sich auch ein finanzieller Vorteil<br />

gegenüber einer längeren tränkeperiode dank geringeren Futter- und arbeitskosten<br />

ein. Gleichzeitig gilt es, zu beachten, dass sich <strong>die</strong>se aufzuchtvariante in Betrieben,<br />

in denen <strong>die</strong> kraftfutterversorgung nicht garantiert werden kann, nachteilig auf <strong>die</strong><br />

kälber<strong>gesundheit</strong> und auf den weiteren wirtschaftlichen erfolg auswirkt. Sie sollte somit<br />

dort nicht eingesetzt werden (siehe auch Übersicht „Früh, normal oder spät absetzen“).<br />

5


normal entwöhnen<br />

Fachartikel<br />

Bei der normalen entwöhnung mit maximal zwölfwöchiger tränkedauer werden neben<br />

heu, kraftfutter und Wasser relativ hohe Mengen an Vollmilch oder Milchaustauscher<br />

eingesetzt. Die Versorgung mit heu und kraftfutter läuft wie bei der Frühentwöhnung<br />

ab. allerdings steht für <strong>die</strong> Gewährleistung der aufgenommenen kraftfuttermengen<br />

mehr Zeit zur Verfügung.<br />

Diese Fütterungsstrategie birgt einen hohen arbeitszeitbedarf und verursacht im<br />

allgemeinen hohe Futterkosten. Sie eignet sich vor allem für kleine bis mittlere<br />

Milchviehbetriebe mit kontinuierlicher abkalbung, deren überwiegende haltungsvariante<br />

<strong>die</strong> einzelhaltung darstellt.<br />

ebenso stellt sie für Betriebe, denen aus technischer oder personeller Sicht eine<br />

intensive Festfuttervorlage und kontrolle der Futteraufnahme nur schwer möglich ist,<br />

<strong>die</strong> vorteilhaftere tränkemethode dar.<br />

Später absetzen<br />

Die Spätentwöhnung kann in eine schnelle und eine normale Spätentwöhnung<br />

unterteilt werden. Beide Varianten findet man ausschließlich in Fresser- oder<br />

Mastbetrieben während der Gewöhnungsphase. Unterscheidungskriterium ist das alter<br />

der zugekauften kälber. Wichtig für den Fresser- oder Mastbetrieb ist es, <strong>die</strong> kälber<br />

während <strong>die</strong>ser Gewöhnungsphase auf <strong>die</strong> spätere Mastration umzustellen, ohne<br />

wichtige tageszunahmen zu verlieren oder das tier gar <strong>gesundheit</strong>lich zu gefährden.<br />

Gleichzeitig muss <strong>die</strong>se Phase auch Stresssituationen der kälber, wie den crowdingeffekt,<br />

abpuffern.<br />

Bei der schnellen Spätentwöhnung werden <strong>die</strong> kälber in der zehnten bis zwölften<br />

lebenswoche vom Geburtsbetrieb zugekauft und durchlaufen am Mastbetrieb eine<br />

drei- bis fünfwöchige entwöhnungsphase mit einem absetzgewicht von 1 0 kg. Die<br />

reguläre Methode in der Fresseraufzucht stellt jedoch <strong>die</strong> normale Spätentwöhnung<br />

dar. hier werden <strong>die</strong> kälber in der fünften bis siebten lebenswoche in den Mastbetrieb<br />

eingestallt und durchlaufen eine zehnwöchige tränkephase bis zu einem absetzgewicht<br />

von 150 kg.


Eine Wahl treffen<br />

Fachartikel<br />

Nach dem Festlegen <strong>des</strong> für den einzelbetrieb passenden tränkeverfahrens gilt es<br />

zu entscheiden, ob <strong>die</strong> tränkeperiode mit Vollmilch, Milchaustauschern oder einer<br />

kombination beider Futtermittel durchgeführt wird. in Zuchtbetrieben werden <strong>die</strong><br />

Verfahren gleichermaßen angewandt (siehe auch tabelle „tränkepläne für weibliche<br />

aufzuchttiere“). Für welches der Verfahren der Betrieb sich entscheidet, hängt stark<br />

von der wirtschaftlichen Bewertung der beiden Futtermittel ab. Die aufzucht im<br />

Mastbereich erfolgt in der regel mit Milchaustauschertränken. Grundsätzlich gilt bei<br />

einer wirtschaftlichen Betrachtung:<br />

ein Vergleich von Vollmilch und Milchaustauschertränken kann nur auf Basis<br />

gleicher Nährstoffgehalte erfolgen. Unter <strong>die</strong>ser Voraussetzung entspricht 1 kg<br />

Milchaustauscher , kg Vollmilch. Werden <strong>die</strong> kosten der beiden einzelfuttermittel<br />

verglichen, gilt es zudem, zu unterscheiden, welche art von Vollmilch zur kalkulation<br />

herangezogen wird. in Betrieben, deren Milchkontingent nicht voll ausgeschöpft wird,<br />

konkurriert <strong>die</strong> kälbermilch mit der Verkaufsmilch. Daher müssen <strong>die</strong> kosten solch<br />

einer Vollmilch mit dem möglichen Verkaufspreis bewertet werden. Stellt sich im Betrieb<br />

jedoch <strong>die</strong> Situation einer Überproduktion dar, müssen <strong>die</strong> erzeugerkosten (variable<br />

kosten und Grundfutterkosten) für Vollmilch angesetzt werden.<br />

Zudem gilt es zu berücksichtigen, dass ein aufwerten der Vollmilch mit Vitaminen und<br />

Spurenelementen besonders in den ersten beiden lebenswochen zweckmäßig ist, um<br />

mögliche Mangelerscheinungen und daraus resultierende <strong>gesundheit</strong>liche Schäden<br />

zu unterbinden. Dieses aufwerten erhöht <strong>die</strong> kosten der Vollmilch um rund 0 cent je<br />

aufzuchtkalb und tag.<br />

auf Seiten der Milchaustauscher muss zwischen Produkten auf Magermilchpulverbasis<br />

und Nullaustauschern (ohne Magermilchpulver) unterschieden werden. hier gehen<br />

<strong>die</strong> Qualitäten und <strong>die</strong> Preise weit auseinander. Die Preise für Nullaustauscher<br />

liegen im mittleren und unteren Preissegment und variieren je nach typ zwischen<br />

80 bis 1 0 euro/dt. Beinhalten <strong>die</strong>se pflanzliche Proteinträger, sind sie für junge<br />

kälber aufgrund der schlechten Verdaulichkeit ungeeignet. Magermilchpulverhaltige<br />

Milchaustauscher rangieren im oberen Preissegment zwischen 150 bis 0 euro/


Fachartikel<br />

dt. Diese stellen in den ersten lebenswochen, aufgrund der guten Verdaulichkeit,<br />

das Futtermittel der Wahl dar. Daraus resultiert folgen<strong>des</strong> ökonomisches ergebnis:<br />

Nullaustauscher stellen das wirtschaftlich sinnvollste Futtermittel dar, sollten aus<br />

ernährungsphysiologischer Sicht jedoch nicht in den ersten sechs lebenswochen<br />

eingesetzt werden. können <strong>die</strong> kosten der Vollmilch mit den erzeugerkosten angesetzt<br />

werden, bietet <strong>die</strong>se Variante eine kostengleiche oder günstigere tränkemethode als<br />

Milchaustauschertränken.<br />

Das jeweilige tränkefuttermittel kann als rationierte Warmtränke, kaltsaure<br />

Vorratstränke oder über rechnergesteuerte tränkeautomaten angeboten werden (siehe<br />

auch tabelle „richtig tränken“).<br />

Fazit<br />

alle tränkestrategien zielen darauf ab, das kalb gesund zu erhalten und<br />

schnellstmöglich zum Wiederkäuer zu erziehen. in den ersten sechs lebenswochen<br />

sollten ausschließlich hochwertige Milchaustauscher oder Vollmilch vertränkt werden.<br />

Die tränke sollte nicht vor der siebten lebenswoche abgesetzt werden. Die Frühentwöhnung<br />

ermöglicht eine reduzierung der Futter- und arbeitskosten. Sie gelingt<br />

aber nur, wenn <strong>die</strong> kälber ausreichend und frühzeitig Festfutter aufnehmen. Die<br />

Festfutterkomponenten müssen den besonderen anforderungen der jungen kälber<br />

nachkommen. hierfür eignen sich spezielle kälberstarter oder trocken-tMr am<br />

besten. Christine Köhler,<br />

Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum für Milchvieh- und Rinderhaltung,<br />

Achselschwang<br />

8


HiTZEScHuTZ:<br />

Fachartikel<br />

Damit <strong>die</strong> Sommerhitze<br />

nicht zum Problem wird<br />

Kälber fühlen sich besonders wohl,<br />

wenn sie keine Energie verbrauchen,<br />

um sich abzukühlen. Das ist bei Temperaturen<br />

zwischen 10 und 15 °C der Fall.<br />

9<br />

Kälber fühlen sich bei Temperaturen<br />

zwischen 10 und 15 °c am wohlsten. Wird<br />

es deutlich wärmer, leiden sie – genauso<br />

wie Kühe und Menschen – unter der Hitze.<br />

Wie sich bei den Tieren Hitzestress äußert,<br />

wann er entsteht und was Sie dagegen<br />

unternehmen können, lesen Sie hier.<br />

Die Sonne brennt gnadenlos und es wird immer heißer. Der Schweiß läuft einem <strong>die</strong><br />

Stirn und den rücken runter. im kuhstall wäre <strong>die</strong> luft stickig, wären <strong>die</strong> curtains nicht<br />

unten und liefen <strong>die</strong> Ventilatoren nicht auf hochtouren. aber <strong>die</strong> kühe sind entspannt.<br />

Bei ihnen würde man schnell bemerken, wenn hitze sie stresst: Sie schwitzen, hecheln<br />

und geben vor allen Dingen weniger Milch.<br />

allerdings sinkt durch hitze nicht nur ihre Milchleistung, es reduziert sich auch das<br />

Geburtsgewicht ihrer kälber. hohe temperaturen während und nach der Geburt haben<br />

außerdem negative auswirkungen auf das kalb. Denn hitze – besonders in den ersten<br />

4 lebensstunden – kann dazu führen, dass der immunglobulingehalt im Blut <strong>des</strong><br />

kalbs niedriger ist. Dies wiederum kann <strong>die</strong> kälbersterblichkeitsrate steigen lassen.<br />

Deshalb sollten kühe in gut ventilierten, kühlen Ställen ohne Zugluft kalben.


Fachartikel<br />

Körpertemperatur steigt<br />

auch nach dem kalben gilt es, <strong>die</strong> Jungtiere vor großer hitze zu schützen. Denn am<br />

wohlsten fühlen sich kälber bei temperaturen zwischen 10 und 15 °c. in <strong>die</strong>sem<br />

temperaturbereich benötigen <strong>die</strong> kleinen keine energie, um sich selbst warm zu halten<br />

oder abzukühlen. Die kritische höchsttemperatur bei kälbern ist unterschiedlich. Sie<br />

hängt vom alter und vom ernährungszustand <strong>des</strong> tiers, der Windgeschwindigkeit und<br />

vor allem von der luftfeuchtigkeit ab.<br />

Das bedeutet, dass bei höheren temperaturen<br />

nicht zwangsläufig starker hitzestress für den<br />

Nachwuchs entsteht, denn <strong>die</strong> luftfeuchtigkeit<br />

ist entscheidend. Bei einer temperatur von<br />

beispielsweise °c mit 50 Prozent luftfeuchte<br />

leiden kälber nur wenig unter hitzestress. Steigt<br />

<strong>die</strong> temperatur aber auf 0 °c und <strong>die</strong> luftfeuchte<br />

auf 80 Prozent, stehen <strong>die</strong> tiere ernsthaft unter<br />

Stress.<br />

Sie schwitzen und atmen schnelle. Das kann so<br />

weit gehen, dass <strong>die</strong> kälber hecheln. hierdurch<br />

versuchen sie Wärme abzugeben und verbrauchen<br />

energie. Durch hohe außentemperaturen trocknen<br />

<strong>die</strong> Jungtiere schnell aus und <strong>die</strong>s kann eine<br />

Schwächung <strong>des</strong> immunsystems zur Folge haben.<br />

Wissenschaftler fanden heraus, dass kälber, <strong>die</strong><br />

unter hitzestress leiden, nicht nur eine geringere<br />

immunglobulinkonzentration, sondern auch<br />

eine höhere konzentration von Stresshormonen<br />

im Blut haben (siehe auch „Kälber schützen“).<br />

Durch <strong>die</strong> hohen temperaturen kann zudem <strong>die</strong><br />

körpertemperatur der Jungtiere auf 9 bis 4<br />

°c steigen und sie ernsthaft erkranken lassen.<br />

0<br />

Bei hohen Temperaturen<br />

trocknen Kälber merklich<br />

schneller aus.<br />

Die Futteraufnahme kann nur stimmen,<br />

wenn genügend Flüssigkeit<br />

aufgenommen wird.


Fachartikel<br />

1<br />

Steigt <strong>die</strong> Temperatur von 15 auf 30 °C,<br />

kann sich <strong>die</strong> Wasseraufnahme<br />

von 11 auf 22 l verdoppeln.<br />

Forscher der Universität von Florida beobachteten während einer drei tage anhaltenden<br />

hitzephase mit hoher luftfeuchtigkeit kälber, <strong>die</strong> in hütten untergebracht waren. Die<br />

durchschnittliche körpertemperatur der tiere lag an allen drei tagen bei 41 °c.<br />

aber nicht nur <strong>die</strong> körper-, sondern auch <strong>die</strong> hauttemperatur steigt. Wissenschaftler<br />

der Universität von Missouri beobachteten zwei Gruppen von kälbern. eine Gruppe<br />

wurde in hütten ohne Schatten, <strong>die</strong> andere in hütten im Schatten gehalten. Die<br />

kälber, <strong>die</strong> in schattenlosen hütten untergebracht waren, hatten am Nachmittag<br />

bei einer außentemperatur von 1 °c eine hauttemperatur von 8 °c. Bei den<br />

im Schatten gehaltenen kälbern lag <strong>die</strong> hauttemperatur bei 5 °c, während<br />

<strong>die</strong> Umgebungstemperatur 9 °c betrug. Dies wird auch durch eine Stu<strong>die</strong> aus<br />

Pennsylvania belegt. Forscher zeigten, dass <strong>die</strong> temperatur in lichtdurchlässigen<br />

hütten am tag um bis °c höher<br />

ist als <strong>die</strong> Umgebungstemperatur. außerdem beobachteten sie bei den kälbern in<br />

den transparenten hütten eine höhere körpertemperatur und höhere atemfrequenzen<br />

sowie höhere Wasser- und niedrigere Futteraufnahmen als bei den kälbern in<br />

lichtundurchlässigen hütten.<br />

Kälber schützen<br />

Die Nachzucht muss während hitzeperioden geschützt werden. Dies gelingt<br />

durch:<br />

● Schatten, um vor direkter Sonneneinstrahlung zu schützen,<br />

● höhere Luftaustauschsraten, durch zum Beispiel ausreichenden Abstand<br />

zwischen hütten und iglus beziehungsweise offene curtains in Ställen oder<br />

gegebenenfalls Ventilatoren,<br />

● anderes Einstreumaterial. Es ist eine Überlegung Wert von Stroh auf Sand zu<br />

wechseln, da Sandeinstreu das kalb nicht isoliert und unter Umständen helfen<br />

kann <strong>die</strong> Fliegenpopulation zu verringern.<br />

● freien Zugang zu frischem Wasser: Kälber, <strong>die</strong> unter Hitze leiden, können mehr<br />

als 0 l Wasser am tag aufnehmen.<br />

● Reduktion von Stress: Für das Kalb stressige Arbeiten, wie Umstallen,<br />

neue Gruppenbildung, enthornen oder impfen, sollten in den kühleren frühen<br />

Morgenstunden erledigt werden. Maren Diersing-Espenhorst<br />

Fotos: Diersing-Espenhorst


Stehen bleiben<br />

Fachartikel<br />

ein ebenfalls deutliches Zeichen von hitzestress bei kälbern, ist, dass sie mehr als<br />

gewöhnlich stehen. Das gilt besonders für tiere, <strong>die</strong> auf tiefstreu gehalten werden,<br />

denn <strong>die</strong>se leitet so gut wie keine Wärme ab. Die kälber sehen schlapp aus und<br />

bewegen sich kaum. ist der Stall dazu nicht isoliert, haben vor allen Dingen tiere mit<br />

hohen Wachstumsraten Mühe, ihre körperwärme abzugeben, insbesondere wenn sie<br />

zusätzlich noch der Strahlungswärme der Dachhaut ausgesetzt sind.<br />

ist <strong>die</strong> luftfeuchtigkeit hoch, dann ist auch das Fell der tiere schnell feucht. Dadurch<br />

kann luftzug für sie gefährlich werden. Zudem kann durch eine hohe luftfeuchtigkeit in<br />

nicht wärmegedämmten Ställen an Wänden und Dächern kondenswasser entstehen.<br />

Dies wiederum <strong>fördert</strong> <strong>die</strong> Schimmelpilz bildung. Pilzsporen gelangen in <strong>die</strong> luft und<br />

gefährden <strong>die</strong> Gesundheit der kälber und Menschen.<br />

außerdem gilt: Je tiefer <strong>die</strong> Stalltemperatur und <strong>die</strong> relative luftfeuchtigkeit, <strong>des</strong>to<br />

stärker wird <strong>die</strong> entwicklung von bakteriellen und viralen erregern gebremst.<br />

Wasser marsch<br />

Wichtig ist also, dass den kälbern Schutz vor Sonnenstrahlung geboten wird und<br />

sie ständig frisches, sauberes Wasser zur Verfügung haben. Die tiere nehmen bei<br />

großer hitze deutlich mehr Wasser auf – je nach Größe <strong>des</strong> kalbs bis zu 0 l am<br />

tag. Wenn beispielsweise <strong>die</strong> temperatur von 15 °c auf 0 °c steigt, kann sich <strong>die</strong><br />

Wasseraufnahme von 11 l auf bis zu l verdoppeln. erhalten sie nicht genügend<br />

Flüssigkeit, verringert sich ihre Futteraufnahme und sie können sich zudem nicht mehr<br />

ausreichend kühlen. Bei hitze steigt der energieverbrauch durch das herunterkühlen<br />

<strong>des</strong> körpers um 0 bis 0 Prozent. Wenn das kalb nun nicht ausreichend frisst,<br />

entsteht durch den höheren energieverbrauch und <strong>die</strong> geringere energieaufnahme ein<br />

doppelter Verlust. es ist also nicht möglich, dass das tier seine angestrebte tägliche<br />

Zunahme erreicht.<br />

Da <strong>die</strong> kälber bei hitze – wie wir Menschen – geringeren appetit haben, fressen sie<br />

eher in den kühleren Morgenund abendstunden. Deshalb sollte abends kontrolliert<br />

werden, ob das Futter im trog noch frisch ist.<br />

auch für <strong>die</strong> tiere stressige arbeiten sollten in den kühleren Stunden erledigt werden.<br />

am besten sind hier <strong>die</strong> Morgenstunden geeignet, denn auch wenn abends <strong>die</strong><br />

außentemperaturen fallen, dauert es bis zu sechs Stunden, bis <strong>die</strong> körpertemperatur<br />

<strong>des</strong> kalbs wieder normal ist.<br />

Um <strong>die</strong> kälber vor hitze zu schützen, kann es außerdem hilfreich sein, <strong>die</strong> einstreu<br />

zu wechseln. Stroh leitet <strong>die</strong> Wärme nicht ab. Sand hingegen isoliert <strong>die</strong> tiere nicht<br />

und kann helfen, <strong>die</strong> Fliegenpopulation gering zu halten. Sind <strong>die</strong> Jungtiere in Ställen<br />

untergebracht, sollten <strong>die</strong> Seitenwände, curtains und tore möglichst weit geöffnet<br />

werden, um eine natürliche lüftung zu erzielen. Werden Ventilatoren eingesetzt,<br />

ist es wichtig, dass sich <strong>die</strong> luft um <strong>die</strong> kälber bewegt. Wird <strong>die</strong> luft aus dem Stall<br />

be<strong>fördert</strong>, aber um <strong>die</strong> kälber herum bleibt schlechte luft stehen, ist <strong>die</strong>s weniger<br />

effektiv, als wenn sich <strong>die</strong> luft direkt um <strong>die</strong> kälber bewegt. in kälberställen sollte <strong>die</strong><br />

luftaustauschrate so eingestellt werden, dass <strong>die</strong> alte luft alle 45 Sekunden durch<br />

frische ersetzt wird.<br />

Bei hütten oder iglus sollten – wenn vorhanden – <strong>die</strong> klappen geöffnet werden.<br />

eventuell kann man das hintere ende der hütte oder <strong>des</strong> iglus mithilfe eines holzblocks<br />

oder Ähnlichem anheben, um so einen lüftungsschlitz zu schaffen. Zudem kann es<br />

helfen, wenn zwischen den hütten beziehungsweise iglus Platz geschaffen wird, um<br />

<strong>die</strong> luftzufuhr zu verbessern.


üßen müssen<br />

Fachartikel<br />

tiere, <strong>die</strong> in der aufzuchtphase unter hitze litten, werden häufig erst später tragend,<br />

geben später Milch und bringen daher auch erst später Geld ein. amerikanische<br />

experten gehen davon aus, dass jeder Monat, den ein tier verspätet in <strong>die</strong><br />

Milchproduktion eintritt, etwa 35 € kostet. Durch ein höheres Erstkalbealter erhöht<br />

sich zudem <strong>die</strong> anzahl der benötigten Färsen für den herdenersatz. ein Beispiel:<br />

kalben rinder im alter von 4 Monaten, benötigt man pro 100 kühe Färsen für den<br />

herdenersatz, wenn <strong>die</strong> remontierungsrate 0 Prozent beträgt. kalben <strong>die</strong> tiere mit<br />

Monaten, benötigt man für <strong>die</strong> gleiche herdengröße und remontierungsrate Färsen.<br />

außerdem verliert man durch das verspätete erstkalbealter auch noch Milchgeld, da <strong>die</strong><br />

tiere ja nicht gemolken werden. ergebnis: Man verliert doppelt oder gar dreifach, wenn<br />

keine überzähligen Färsen vermarktet werden können, da sie für den herdenersatz<br />

benötigt werden.<br />

Fazit<br />

es kann also teuer werden, wenn <strong>die</strong> Nachzucht unter hitze leidet. Bei heißem Wetter<br />

sollte man folglich nicht nur an <strong>die</strong> Milchkühe, sondern auch an <strong>die</strong> kälber denken und<br />

sie vor hitze schützen. Dabei ist es am wichtigsten, dass <strong>die</strong> tiere sich in den Schatten<br />

zurückziehen können, ständig Zugang zu frischem Wasser haben und eine gute<br />

luftaustauschrate erreicht wird. Während der besonders heißen tageszeit sollte Stress<br />

für <strong>die</strong> kleinsten vermieden werden. Deshalb gilt es, arbeiten wie enthornen, Umstallen<br />

oder impften lieber am frühen Morgen zu erledigen. Maren Diersing-Espenhorst


Fachartikel<br />

FroSTScHuTZ:<br />

Kälber gesund durch den Winter bringen<br />

Zugluft verhindern: Kühe und auch<br />

Jungtiere können kalte Luft gut ab, wenn sie<br />

entsprechend energetisch gefüttert werden.<br />

Was ihnen Probleme bereitet ist Zugluft<br />

oder Luft, <strong>die</strong> auf sie fällt. Mit Curtains,<br />

Großballen, Vlies oder Ähnlichem lassen<br />

sich offene Stallseiten verschließen. Dabei ist<br />

darauf zu achten, dass dadurch keine Zugluft<br />

entsteht!<br />

Die kalte Jahreszeit: Für <strong>die</strong> Kälber herrschen widrige bedingungen wie kürzere<br />

Tage, frostiger Wind, nasskalte luft. Damit ihre Tiere <strong>die</strong>se Jahreszeit gut überstehen,<br />

hilft es ihnen nur, Stall und Management auf den Winter abzustimmen.<br />

Wir geben unverzichtbare Tipps.<br />

4<br />

Schadgase vermeiden: Im Winter – und auch im Sommer<br />

– gilt es, Schadgase zu vermeiden. Problematisch ist <strong>die</strong>s<br />

vor allem in Ställen mit Tiefstreu. Hier entsteht schnell<br />

eine Art Ammoniakpool, in dem sich <strong>die</strong> Gase sammeln,<br />

und in dem <strong>die</strong> Tiere dann liegen. Verhindert werden kann<br />

<strong>die</strong>s durch regelmäßiges ausmisten, einstreuen und zugfreie<br />

Frischluftzufuhr.


Fachartikel<br />

Warm einpacken: Ein neugeborenes Kalb verbraucht<br />

bei 15,5 °C keine Energie, um <strong>die</strong> Körpertemperatur<br />

aufrechtzuerhalten. Mit zunehmendem Alter sinkt der Wert.<br />

Wird <strong>die</strong>se thermoneutrale Zone unterschritten, heißt es,<br />

den Energiegehalt der Tränke zu erhöhen oder <strong>die</strong> Tiere zu<br />

wärmen. Eine Möglichkeit bietet <strong>die</strong> Kälberdecke, <strong>die</strong> dem<br />

Tier angezogen wird. Wichtig dabei: Die Decke darf nicht<br />

feucht sein und muss gewaschen werden, bevor sie einem<br />

anderen Kalb angezogen wird.<br />

Licht an: Längere Hellphasen verbessern unter anderem<br />

das Euter und beschleunigen das Wachstum von Färsen.<br />

Eine lange Hellphase bedeutet etwa 16 Stunden Licht und<br />

8 Stunden Dunkelheit am Tag. Gerade im Winter ist <strong>die</strong>s<br />

nur durch Beleuchtung möglich, wobei <strong>die</strong> Lichtintensität<br />

in einer Höhe von 1 m über dem Boden 150 bis 200 Lux<br />

betragen sollte.<br />

5<br />

Gut einstreuen: Ordentlich eingestreut müssen vor allem<br />

<strong>die</strong> Kälberställe sein. Ist <strong>die</strong>s nicht der Fall, kühlen <strong>die</strong><br />

Jungtiere aus und verbrauchen erheblich mehr Energie für<br />

ihren Erhalt. Dadurch bleibt nichts mehr fürs Wachstum<br />

übrig und <strong>die</strong> Tiere erkranken schneller<br />

Tränke warm zum Kalb: Die Tränketemperatur von<br />

Milchaustauschern sollte 40 bis 42 °C betragen. Das heißt,<br />

bei weiteren Transportwegen muss <strong>die</strong> Anmischtemperatur<br />

höher sein (bis 65 °C).


Warmes Wasser: Wenn Wasser richtig kalt ist,<br />

wird es von Rindern nicht gerne aufgenommen.<br />

Empfohlen werden Wassertemperaturen<br />

von 5 bis 15 °C.<br />

Fachartikel<br />

Leitungen eisfrei halten: Der letzte Winter hat eines<br />

mal wieder richtig deutlich gemacht: Es gibt nichts<br />

Lästigeres als eingefrorene Wasserleitungen. Deshalb<br />

sollte man erstens <strong>die</strong> Leitungen gut isolieren und zweitens<br />

gegebenenfalls auf frostsichere, beheizbare Tränken setzen!<br />

Im Melkstand nicht erfrieren: Wenn es richtig kalt wird,<br />

kann es in manchen Melkständen ungemütlich werden.<br />

Um <strong>die</strong> Hände warm zu halten, hilft ein Handwärmer<br />

(Gelkissen) in der Tasche oder Stoffhandschuhe unter den<br />

Gummihandschuhen. Gegen kalte Füße helfen Einlagen<br />

in den Stiefeln. Dicke Socken und darüber Plastiktüten<br />

anzuziehen, wärmt ebenfalls. Inzwischen gibt es auch<br />

so genannte Wärmepads, <strong>die</strong> einmal benutzt werden<br />

können und <strong>die</strong> Füße für mehrere Stunden wärmen. Für<br />

Wintersportler gibt es übrigens auch Schuhheizungen.<br />

Ein Set besteht aus zwei zuschneidbaren, heizfertigen<br />

Schuheinlagen, zwei aufladbaren Akku-Packs mit<br />

integriertem 4-stufigem Wärmeregler. Die Leitungen im<br />

Melkstand können zum Beispiel mit einem Heizlüfter mit<br />

Zeitschaltuhr frostfrei gemacht werden.


Fachartikel<br />

Boden abschieben: Schieberanlagen können einfrieren.<br />

Um <strong>die</strong>s zu verhindern, sollten sie im Winter bei niedrigen<br />

Temperaturen häufiger laufen als bei wärmerem Wetter.<br />

Damit der Boden im Stall nicht vereist, hilft eigentlich nur<br />

das Streuen von Salz. Allerdings kann es auch nützlich sein,<br />

Strohmehl oder Sägespäne zu streuen. Dadurch wird das<br />

Gehen für <strong>die</strong> Kühe einfacher. In Übergängen auf dem Hof<br />

ist auch das Streuen von Sand hilfreich.<br />

Fotos: Diersing-Espenhorst (10), Stracke (1)


Fachartikel<br />

KranKHEiT:<br />

Was bei rindergrippe hilft<br />

Wenn <strong>die</strong> kalte Jahreszeit kommt, ist sie häufig fast schon vorprogrammiert:<br />

<strong>die</strong> rindergrippe. Wir berichten von den Möglichkeiten, einer infektion mit<br />

<strong>die</strong>ser Krankheit vorzubeugen.<br />

Warum gerade rinder so anfällig gegenüber atemwegserkrankungen sind, liegt vor<br />

allem in der besonderen anatomie ihrer lunge. Diese ist nämlich im Gegensatz zum<br />

tierkörper relativ klein. Um <strong>die</strong> genetisch bedingte höchstleistung zu erbringen, muss<br />

<strong>die</strong> lunge stark mit sauerstoffreicher luft ventiliert werden. Daraus resultiert eine hohe<br />

kontaminationsgefahr bei erregerhaltiger luft.<br />

auch der aufbau <strong>des</strong> atmungsorgans unterscheidet sich grundlegend von dem anderer<br />

tierarten. Die rinderlunge ist in viele durch Bindegewebe getrennte Segmente<br />

unterteilt. Bei einer infektion können <strong>die</strong> beteiligten erreger <strong>die</strong>se hürden selten<br />

überwinden und begünstigen eine entzündung.<br />

eine weitere Besonderheit <strong>des</strong> rin<strong>des</strong> besteht in den nur knapp mit Blutgefäßen<br />

versorgten alveolen, so dass <strong>die</strong> Gasaustauschkapazität nur gering ist. Deshalb muss<br />

das rind vermehrt atmen, um <strong>die</strong> verlangte leistung zu erbringen.<br />

Fällt nun aber aufgrund einer entzündung ein teilbereich der lunge aus, hat das<br />

betroffene tier nur geringe ventilatorische reserven.<br />

8<br />

Die Außenklimahaltung stärkt <strong>die</strong> Abwehrkräfte der Tiere.<br />

Foto: Mahlkow-Nerge


Fachartikel<br />

kälber sind darüber hinaus aufgrund der Unreife ihrer lunge – das lungenwachstum<br />

beginnt erst vier Wochen nach der Geburt und endet erst nach einem Jahr – besonders<br />

anfällig für erkrankungen der atmungsorgane.<br />

allen betroffenen tieren ist gemein, dass sie <strong>die</strong> Grippe stark belastet. Die rindergrippe<br />

schwächt zum augenblicklichen Zeitpunkt <strong>die</strong> tiere sehr, sie kann darüber hinaus<br />

aber auch schwere und irreversible Folgeschädigungen an der lunge hervorrufen.<br />

Gerade kälber, <strong>die</strong> zu spät oder falsch behandelt werden, bleiben meist ein leben lang<br />

kümmerer.<br />

Bedenkt man dann, dass hohe temperaturen, wie wir sie nahezu in jedem Sommer in<br />

den Ställen vorfinden, für <strong>die</strong> tiere ohnehin eine extrembelastung darstellen, ver-mag<br />

man sich leicht vorzustellen, dass kühe und Jungtiere mit einem lungenschaden <strong>die</strong>se<br />

Belastungen noch viel schlechter überstehen.<br />

Die kosten der Behandlungen sind im Vergleich zu den wirtschaftlichen Verlusten<br />

aufgrund von leistungseinbußen durch Störungen bei der entwicklung und beim<br />

Wachstum (geringere tägliche Zunahmen, dauerhafte entwicklungsstörungen –<br />

kümmern) bis hin zum Verenden der tiere deutlich geringer.<br />

Die erreger allein, ob Bakterien oder Viren (<strong>die</strong>se erreger sind häufig im<br />

landwirtschaftlichen Betrieb überall vorhanden), führen nur selten zu einer erkrankung.<br />

Oder einfach ausgedrückt: ein erreger allein macht noch keine Grippe. in der literatur<br />

wird berichtet, dass zwischen 0 und 80 Prozent der krankheitsverursachenden<br />

Faktoren bei landwirtschaftlichen Nutztieren abiotischer, also unbelebter art sind.<br />

Das bedeutet also auch für den Fall der rindergrippe, dass <strong>die</strong>se erst dann eintritt,<br />

wenn ungünstige Umweltfaktoren hinzukommen, welche Stress auslösen und das<br />

abwehrsystem schwächen.<br />

Die haltung großer tierzahlen auf engem raum, eine kontinuierliche Stallbelegung<br />

und unzureichende hygiene im Betrieb gehören in <strong>die</strong>sem Zusammenhang zu<br />

den hauptbelastungsfaktoren. aus <strong>die</strong>sem Grund wird <strong>die</strong> rindergrippe auch als<br />

polyfaktorielle erkrankung bezeichnet.<br />

typisch etwa für größere Jungrinderaufzuchtbetriebe ist, dass <strong>die</strong> kälber oft aus<br />

verschiedenen Betrieben oder Betriebsteilen zusammengeführt werden. Das birgt<br />

natürlich eine große Gefahr der einschleppung von krankheitserregern. Umso mehr<br />

sollte hier bei der einstallung auf den Gesundheitszustand der kälber (lebhaft,<br />

aufmerksam, kurzes und glänzen<strong>des</strong> Fell, augen und Nase frei von Verkrustungen oder<br />

ausfluss, normale atmung mit 0 bis 40 atemzügen/min) geachtet werden.<br />

Darüber hinaus ist es immer ratsam, aus wenigen und vor allem gesunden Beständen<br />

und dann <strong>die</strong> tiere in gleichmäßigen Gruppen zuzukaufen.<br />

ein transport – und sei er auch nur von hoffentlich kurzer Dauer – bedeutet für tiere<br />

immer Stress. Und Stress lässt <strong>die</strong> krankheitsanfälligkeit ansteigen. Um also <strong>die</strong><br />

Stresssituation so erträglich wie möglich zu gestalten, ist der Umgang mit den tieren<br />

besonders schonend zu gestalten und sind <strong>die</strong> tiere zuvor ausreichend zu<br />

tränken und zu füttern. Stressmildernd wirkt sich darüber hinaus aus, wenn <strong>die</strong> neue<br />

Stressfaktoren ausschalten<br />

Jegliche auftretende Stressfaktoren begünstigen das auftreten von rindergrippe<br />

im Bestand:<br />

● Stallklima: Zugluft, Abgase oder hohe Schadgaskonzentration (Ammoniak,<br />

Schwefelwasserstoff) in der Stallluft, hoher keimdruck, feucht-warmes Stallklima,<br />

Witterungsumschwung, mangelnde hygiene, Parasitendruck<br />

● Umstallung (Haltungsänderungen)/Trennung vom Muttertier/Transport<br />

● Schlechte Unterbringung, Überbelegung im Stall (Mast!)/hoher Keimdruck<br />

● Futtermängel, -wechsel<br />

● Primärerkrankungen (z. B. Nabelentzündung)<br />

● Unzureichende Versorgung mit Nähr- und Mineralstoffen sowie Vitaminen<br />

9


Fachartikel<br />

tiergruppe erst einmal ein paar tage für sich und getrennt von den anderen tieren<br />

aufgestallt wird (Quarantäne).<br />

rein-raus-Verfahren am günstigsten<br />

Das wichtigste Prinzip aber, um <strong>die</strong> infektionskette zu unterbrechen, bleibt nach wie vor<br />

das rein-raus-Verfahren mit einer gründlichen reinigung und Desinfektion der Ställe/<br />

Stallabteile.<br />

Darüber hinaus sind tierärztliche kontrollen bei der einstallung sowie das täglich<br />

zweimalige Fiebermessen empfehlenswert, um eine erkrankung möglichst früh zu<br />

erkennen.<br />

Die meisten Milchkuhbetriebe ziehen ihre kälber aber selbst auf. hier gilt es, vor allem<br />

in großen Betrieben, <strong>die</strong> kälber möglichst schnell aus dem kuhstall zu verbringen, um<br />

den infektionsdruck für sie zu senken.<br />

Das beginnt bereits in der abkalbebox, denn auch dort können sich neugeborene<br />

kälber mit infektionserregern anstecken. Deshalb sollten sie unmittelbar nach<br />

der Geburt vom Muttertier getrennt und in den ersten 10 bis 14 tagen einzeln<br />

aufgestallt werden, am besten in iglus, kälberhütten oder einzelboxen – unter<br />

außenklimabedingungen.<br />

trockenheit, viel frische luft (keine Zugluft) und wenig temperaturschwankungen sind<br />

für kälber ideal und ein guter Schutz vor atemwegserkrankungen. Die liegeflächen<br />

müssen trocken, weich und sauber sein. Für <strong>die</strong> einstreu eignet sich geschnittenes<br />

oder gehäckseltes und vor allem trockenes Stroh.<br />

Je<strong>des</strong> kalb bekommt einen eigenen Nuckeleimer. Dieser wird täglich gereinigt und für<br />

je<strong>des</strong> neu eingestallte kalb auch <strong>des</strong>infiziert.<br />

anschließend können <strong>die</strong> kälber in größeren Gruppen auf Stroh untergebracht<br />

werden. Dabei ist es sinnvoll, min<strong>des</strong>tens alle sechs Wochen eine neue kälbergruppe<br />

zusammenzustellen, da <strong>die</strong>se tiere etwa den gleichen immunstatus haben.<br />

altersgemischte Gruppen bergen ein deutlich größeres infektionspotenzial in sich.<br />

Größere Betriebe müssen auf <strong>die</strong> Bildung kleiner, übersichtlicher kälbergruppen (bis 15<br />

kälber pro tränkestation) achten, da somit krankheitsverläufe besser kontrollier- und<br />

eingrenzbar, rangordnungsstress und vor allem der infektionsdruck minimierbar sind.<br />

auch hier gilt als oberste Priorität zur reduzierung der infektionslast: rein-raus-Prinzip<br />

mit zum 14-tägiger entmistung. Das bleibt nicht nur Großbetrieben vorbehal-ten. auch<br />

kleinere Betriebe können<br />

<strong>die</strong>ses Prinzip anwenden, indem sie etwa 5er-Gruppen bilden und <strong>die</strong>se mit dem<br />

eimer tränken. Nach jedem Durchgang sollte mit einem Dampfstrahler gereinigt und<br />

<strong>des</strong>infiziert werden.<br />

kranke kälber sollten immer separat aufgestallt werden, nicht nur wegen der<br />

einfacheren Beobachtung und tierärztlichen Behandlung <strong>die</strong>ser tiere, sondern vor<br />

reinigung und Desinfektion<br />

● Kuhställe einmal im Jahr, Liegeboxen und Tränken täglich reinigen<br />

● Abkalbebox spätestens nach vier bis fünf Kalbungen reinigen (besonders bei<br />

gehäuftem auftreten von Nachgeburtsverhaltung regelmäßig <strong>des</strong>infizieren), aber<br />

nach jeder kalbung nachstreuen<br />

● Krankenbox nach jedem Tier reinigen und regelmäßig <strong>des</strong>infizieren<br />

● Kälber-Einzelbox nach je-<br />

dem kalb reinigen und <strong>des</strong>infizieren<br />

● Nuckeleimer täglich reinigen; je<strong>des</strong> neugeborene Kalb bekommt einen<br />

eigenen, <strong>des</strong>infizierten Nuckeleimer<br />

● Kälber-Gruppenställe nach jedem Durchgang reinigen und <strong>des</strong>infizieren,<br />

Jungrinderstall einmal im Jahr<br />

40


Fachartikel<br />

allem, um <strong>die</strong> Verbreitung von krankheiten zu unterbrechen.<br />

Grundsätzlich hat sich in der gesamten kälberaufzucht <strong>die</strong> außenklimahaltung bewährt,<br />

da <strong>die</strong>se <strong>die</strong> abwehrkräfte der tiere stärkt. auch wenn <strong>die</strong> optimale tempera-tur um 15<br />

°c liegt, so schadet trockene kälte auch kälbern nicht, wenn <strong>die</strong>se weich und trocken<br />

liegen und sich ggf. in ihr „kleinklima“ (Box, iglu) zurückziehen können. Bei hoher<br />

luftfeuchtigkeit (über 80 Prozent) und unzureichender lüftung hingegen, besonders im<br />

Winter, können sich infektionserreger gut ausbreiten.<br />

eine Schadgasbelastung, z. B. durch ammoniak (unzureichend gemistete Ställe),<br />

schädigt bereits in niedrigen konzentrationen <strong>die</strong> Schleimhäute der atemwege und<br />

macht sie empfindlich für das eindringen von erregern. Solche Bedingungen sind<br />

hauptverantwortlich für einbrüche der rindergrippe im kälberstall.<br />

Für Jungrinder (ab einem halben Jahr) eignen sich am besten separate<br />

Jungrinderställe (ebenfalls Offenställe; entweder Tieflauf- oder Liegeboxenlaufställe)<br />

mit haltungsbedingungen, <strong>die</strong> denen im Milchkuhstall angepasst sind. Wenn Jungtiere<br />

unter gleichen Bedingungen wie <strong>die</strong> Milchkühe gehalten werden, vermindert man<br />

Stress bei der eingliederung in den Milchkuhbestand. ideale Bedingungen schaffen<br />

Jungtierställe mit außenklima (hell, viel Frischluft, geringe Schadgasbelastung), gutem<br />

liegekomfort und ausreichend Platz. Bei Gruppenhaltung von Färsen verschiedenen<br />

alters darf der Stall auf keinen Fall überbelegt werden (je<strong>des</strong> tier eine liegebox). Das<br />

mindert rangordnungskämpfe und damit Stress und reduziert den keimdruck.<br />

Werden kälber und Jungrinder unter Warmstallbedingungen oder einstreulos gehalten,<br />

so haben Zugfreiheit und luftqualität unbedingt Vorrang vor der Stalltemperatur.<br />

Grundsätzlich benötigen alle rinder viel licht und viel frische luft, aber keine Zugluft.<br />

Neben der sachgerechten haltung spielt vor allem <strong>die</strong> Biestmilchversorgung eine<br />

sehr große rolle, wenn es um <strong>die</strong> abwehrkräfte der kälber geht. Neugeborene kälber<br />

werden ohne jeglichen Schutz vor erregern geboren. Deshalb sollten möglichst<br />

unmittelbar nach der kalbung <strong>die</strong> ersten 1,5 liter Biestmilch mit der hand abgemolken<br />

und dem neugeborenen kalb mit einer Nuckelflasche oder dem -eimer verabreicht<br />

werden. ideal ist eine zweite Biestmilchgabe nach drei Stunden. Sich auf <strong>die</strong> Natur zu<br />

verlassen in dem Glauben, das kalb versorgt sich möglichst schnell und ausreichend<br />

selbst mit Biestmilch aus dem mütterlichen euter, wäre fatal. Untersuchungen zufolge<br />

klappt das nur in 40 Prozent der Fälle.<br />

Gerade bei neu zugekauften tieren, bei Färsen oder bei geschwächten tieren ist<br />

<strong>die</strong> kolostrumqualität häufig geringer als bei länger eingestallten, gesunden kühen.<br />

Für solche Fälle oder auch bei Notfällen wie krankheit oder tod <strong>des</strong> Muttertieres<br />

Vorbeugende Maßnahmen<br />

● Quarantänemaßnahmen, falls erforderlich<br />

● Artgerechte Haltung (Frischluft, Licht, Bewegung)<br />

● Rein-Raus-Verfahren in Mast- und Aufzuchtbetrieben mit Reinigung und<br />

Desinfektion<br />

● Frühestmögliches Verabreichen von hochqualitativer Biestmilch (min<strong>des</strong>tens<br />

drei liter, unmittelbar oder spätestens innerhalb der ersten vier Stunden nach der<br />

Geburt)<br />

● Bedarfsgerechte Fütterung mit qualitativ einwandfreien Silagen/Heu und<br />

kraftfutter, so früh wie möglich<br />

● Sauberes Tränkwasser zur freien Verfügung<br />

● Mineralstoffzufütterung vor allem in Stresssituationen, z. B. Transport oder<br />

Gruppenwechsel, haben <strong>die</strong> tiere einen erhöhten Vitaminbedarf.<br />

● Bei Vollmilchtränke <strong>die</strong> notwendige Mineralstoffergänzung vornehmen<br />

(Vollmilchaufwerter)<br />

● Schutzimpfungen<br />

● Paraimmunisierung<br />

41


Fachartikel<br />

wird ersatzkolostrum benötigt. Deshalb sollte jeder Betrieb immer einen Vorrat an<br />

eingefrorenem erstkolostrum von gesunden kühen besitzen. Wenn <strong>die</strong> kälber nicht<br />

<strong>die</strong>se frühe immunisierung durch <strong>die</strong> kolostralmilch erhalten, haben sie den zahlreichen<br />

Bakterien und Viren nichts Wirksames entgegenzusetzen.<br />

Den meisten Vitaminen (besonders Vitamin a und e) und Mineralstoffen (besonders<br />

eisen, Zink, Mangan, Selen) ist gemein, dass sie zum Schutz <strong>des</strong> epithels und damit<br />

zur Stärkung der allgemeinen abwehr beitragen. Oder anders ausgedrückt: ein Mangel<br />

kann <strong>die</strong> immunabwehr sowohl bei gefährdeten tieren wie auch bei neugeborenen<br />

kälbern reduzieren.<br />

Bekanntlich lässt trotz ausreichender Biestmilchgabe der Schutz der passiven<br />

immunisierung über <strong>die</strong> antikörper bereits nach vier bis sechs Wochen nach. Zu<br />

<strong>die</strong>sem Zeitpunkt hat das kalb aber noch keine ausreichende eigene aktive abwehr<br />

gebildet, so dass man gerade in <strong>die</strong>sen kritischen Wochen besonders achtgeben muss<br />

und zusätzliche Schutzmaßnahmen ergreifen sollte. Dr. Katrin Mahlkow-Nerge<br />

Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein<br />

4


Fachartikel<br />

KälbErVErluSTE:<br />

Den Wert <strong>des</strong> <strong>Kalbes</strong> richtig einschätzen<br />

im bun<strong>des</strong>durchschnitt liegen <strong>die</strong> Kälberverluste schon seit Jahren bei rund zehn<br />

Prozent. Folgeeinbußen sind geringere Selektionsmöglichkeiten, ein geschmälerter<br />

Zuchtfortschritt und der Zwang zum Zukauf. lesen Sie, wie Sie Kälberverluste<br />

richtig einschätzen und was Sie dagegen unternehmen können.<br />

Meist werden nur <strong>die</strong> Verkaufswerte <strong>des</strong> einzeltiers berücksichtigt. Doch bei einem<br />

verendeten kalb müssen <strong>die</strong> bereits entstandenen aufzuchtkosten (lohnansatz und<br />

Futtermittel) sowie angefallene tierarztkosten mit in <strong>die</strong> rechnung eingehen.Wie hoch<br />

<strong>die</strong> kosten sind, hängt damit maßgeblich vom alter ab, in dem das tier verendet. Bei<br />

totgeborenen oder kurz nach der Geburt verendeten kälbern liegen <strong>die</strong> einbußen beim<br />

Wert <strong>des</strong> tiers zum Zeitpunkt der Geburt. Je nach rasse und Geschlecht <strong>des</strong> kalbs<br />

beläuft sich <strong>die</strong>ser Wert derzeit auf einen bis 9 euro (siehe tabelle „Was kälber wert<br />

sind“).<br />

Bei kälbern, <strong>die</strong> während der tränkephase abgehen, lassen sich <strong>die</strong> Futterkosten je<br />

tränketag mit rund 1euro kalkulieren.<br />

außerdem gilt es, den arbeitsaufwand einzurechnen. hier wurde ein lohnansatz von<br />

1,0 euro ( akh zu 1 ,50 euro /tränkekalb) angesetzt. Wurde das kalb im Vorfeld<br />

behandelt, schlägt sich auch <strong>die</strong>s auf der kostenseite nieder. Bei einem schweren<br />

Durchfall lassen sich für tierarzt und Medikamente rund 40 euro ansetzen. Das<br />

bedeutet, ein 14 tage altes tränkekalb kostet zusätzlich 14 euro Futterkosten und rund<br />

4<br />

Kälbererkrankungen und ihre Folgen werden<br />

finanziell häufig unterschätzt.<br />

Foto: Diersing-Espenhorst


Fachartikel<br />

15 euro lohn. Geht ein kalb verloren, so kommen zum<br />

reinen kälberwert von im Schnitt 150 euro zusätzlich 9<br />

euro für Futter und lohn und weitere 40 euro bei einer<br />

erfolglosen Durchfallbehandlung hinzu: Macht zusammen<br />

19 euro.<br />

Bei einem kalb, das nach der tränkeperiode verendet,<br />

sind für jeden lebenstag nach der tränkeperiode 40 cent<br />

für Futterkosten sowie 1 cent lohnansatz (9 akh zu<br />

1 ,50 euro je Jungviehplatz und Jahr) zu veranschlagen.<br />

Verendet das tier am 100. lebenstag, gehen somit 8<br />

euro an Futterkosten und knapp 84 euro lohnansatz<br />

verloren. insgesamt belaufen sich <strong>die</strong> einbußen nach<br />

erfolgloser Durchfallbehandlung bei einem verendeten<br />

Fleckviehkalb auf 1 euro, bei einem holsteinkalb auf<br />

8 euro. Das heißt, mit steigendem alter steigen auch<br />

<strong>die</strong> Verluste.<br />

Die tabelle „Wirtschaftliche einbußen bei<br />

unterschiedlicher kälbersterblichkeit“ zeigt<br />

Betriebsbeispiele mit unterschiedlichen Verlustraten in<br />

der kälberaufzucht. Durch <strong>die</strong> höheren kälberverluste<br />

von 15 Prozent im Jahr entgehen Betrieb mit 0 geborenen kälbern jährlich .5 0<br />

euro. im Gegensatz hierzu liegen <strong>die</strong> Gesamteinbußen in Betrieb 1 mit nur fünf Prozent<br />

verendeten kälbern lediglich bei 845 euro. rechnet man den lohnansatz heraus, so<br />

sinken <strong>die</strong> Verluste auf rund . 0 beziehungsweise rund 44 euro.<br />

Die reinen Verluste machen es nicht<br />

Darüber hinaus entstehen einem Betrieb vor allem beim Verenden weiblicher kälber<br />

weitere einbußen, <strong>die</strong> nur sehr schwierig zu erfassen sind. Da wäre zum einen der<br />

entgangene Zuchtfortschritt, da mit jedem verendeten kalb weniger selektiert werden<br />

kann. Bei hohen kälberverlusten besteht außerdem <strong>die</strong> Gefahr, dass <strong>die</strong> eigene<br />

Nachzucht nicht mehr zur Bestandsergänzung ausreicht, so wie <strong>die</strong>s in Beispielbetrieb<br />

der Fall ist. Folglich muss der Betriebsleiter tiere zur Bestandsergänzung zukaufen<br />

und hat das risiko, dass er sich krankheiten in den Bestand einschleppt.<br />

Neben <strong>die</strong>sen direkten einbußen muss man bei einer hohen kälbersterblichkeit immer<br />

mit verminderten leistungen der überlebenden tiere<br />

rechnen, denn <strong>die</strong> verendeten kälber sind meist nur <strong>die</strong><br />

Spitze <strong>des</strong> eisbergs. häufig sind noch viele andere kälber<br />

von Durchfallerkrankungen oder atemwegsinfektionen<br />

betroffen. Das führt zu unbefriedigenden leistungen in<br />

der aufzucht, aber auch in der späteren Nutzungsphase<br />

der tiere.<br />

Diese Folgen übersteigen häufig den entgangenen<br />

Nutzen eines Betriebs durch verendete kälber deutlich.<br />

aber wie lässt sich <strong>die</strong> Verlustrate minimieren?<br />

44<br />

Kritische Phasen überwinden<br />

Betrachtet man <strong>die</strong> Verlustzahlen, so wird deutlich,<br />

dass <strong>die</strong> meisten kälberverluste innerhalb <strong>des</strong> ersten<br />

lebensmonats zu verzeichnen sind. So zeigen<br />

Zahlen aus Bayern, dass <strong>die</strong> Verluste in den ersten<br />

lebensmonaten zwischen zehn und fünfzehn Prozent<br />

liegen.


Fachartikel<br />

45<br />

Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass rund 0<br />

Prozent der Verluste innerhalb der ersten lebenswoche<br />

erfolgen und ein weiteres Drittel der kälber <strong>die</strong> zweite<br />

Woche nicht überlebt. Daher gilt es, den Fokus vor allem<br />

auf <strong>die</strong> ersten vier Wochen zu richten.<br />

Ursachen für kälberverluste<br />

Was sind <strong>die</strong> Ursachen für <strong>die</strong> Verluste: Zu 5 Prozent<br />

sind es bakterielle (vor allem e.coli) und virale (vor<br />

allem rota und corona) Durchfallerreger oder einzellige<br />

Parasiten (vor allem kryptospori<strong>die</strong>n), <strong>die</strong> ebenfalls<br />

Durchfall auslösen. in den meisten Fällen sind es<br />

betriebsspezifische Managementprobleme, <strong>die</strong> den<br />

keimen tür und tor öffnen. Um Durchfällen, aber auch<br />

anderen Verlustursachen wie atemwegserkrankungen<br />

vorzubeugen, gilt es daher, das kälberaufzuchtmanagement<br />

zu optimieren, das heißt <strong>die</strong><br />

ansteckungsgefahr während der aufzucht zu minimieren<br />

und <strong>die</strong> abwehrkräfte der kälber zu stärken (siehe kästen<br />

„kälber schützen“ und „kälber stärken“). Zudem gilt es<br />

Fütterungsfehler zu vermeiden.<br />

Fazit<br />

aus wirtschaftlicher Sicht sind kälberverluste von über<br />

zehn Prozent nicht akzeptabel. Die wirtschaftlichen<br />

einbußen durch den tod <strong>des</strong> kalbs, <strong>die</strong> Futterkosten<br />

und denlohnansatz sind nur ein teil <strong>des</strong> gesamten<br />

Schadens. Folgeeinbußen durch <strong>die</strong> geringeren<br />

Selektionsmöglichkeiten, den geschmälerten<br />

Zuchtfortschritt, den Zwang zum Zukauf und <strong>die</strong> damit<br />

verbundene Gefahr, krankheiten in den Bestand<br />

einzuschleppen, kommen hinzu. Um das Ziel einer<br />

Verlustrate von unter fünf Prozent zu realisieren, muss<br />

man über <strong>die</strong> gesamte aufzuchtphase – vor allem<br />

aber in der besonders kritischen Phase <strong>des</strong> ersten<br />

lebensmonates – ein hohes Maß an konsequenz und<br />

Planung in den Bereichen haltungs- Fütterungs- und<br />

hygienemanagement umsetzen. Silke Brändle


FallbEiSPiEl:<br />

Jungviehaufzucht mit Herz<br />

bereits vor ihrer geburt werden <strong>die</strong> Kälber auf dem betrieb von Henning und<br />

Wolfgang bollhorst rund herum gut versorgt. lesen Sie, warum <strong>die</strong> aufzucht auf<br />

dem niedersächsischen Hof hervorragend funktioniert.<br />

am rande der Siloplatte stehen Gruppen- und gut 0 einzeliglus. ein erdwall schützt<br />

<strong>die</strong> Nachzucht der Bollhorst Gbr vor Wind und ein Blechdach vor regen und Sonne.<br />

Zwei tränkeautomaten mit insgesamt vier Stationen versorgen <strong>die</strong> älteren kälber in<br />

den Gruppeniglus mit Milchaustauscher.<br />

Die jüngeren tiere stehen für <strong>die</strong> ersten zwei Wochen in den gegenüberliegenden<br />

einzeliglus und erhalten dort <strong>die</strong> ersten drei tage Biestmilch und später dann mit<br />

ameisensäure angesäuerte Vollmilch. „Das erste kolostrum bekommen <strong>die</strong> kälber<br />

innerhalb von zwei bis drei Stunden nach der Geburt“, sagt henning Bollhorst.<br />

Zwei gruppen<br />

rePOrtaGe<br />

Der -jährige landwirt bewirtschaftet den Betrieb im niedersächsischen Wetschen<br />

im landkreis Diepholz gemeinsam mit seinem Vater Wolfgang (siehe auch<br />

„Betriebsspiegel Bollhorst Gbr“). Beiden liegt <strong>die</strong> Jungviehaufzucht am herzen. Diese<br />

beginnt für sie bereits mit dem trockenstehen der Muttertiere.<br />

„Wir haben zwei trockenstehergruppen“, erklärt henning Bollhorst. in der ersten<br />

Gruppe sind <strong>die</strong> kühe bis zwei Wochen vor dem kalben. Sie erhalten hier 18 kg Gras-<br />

4<br />

Foto: Diersing-Espenhorst


ePOrtaGe<br />

silage, kg Maissilage und 1,5 kg Stroh. in der zweiten Gruppe werden <strong>die</strong> kühe vom<br />

etwa 14. tag vor dem kalben bis zum abkalben angefüttert.<br />

in <strong>die</strong>ser Gruppe kalben <strong>die</strong> tiere derzeit auch noch. „allerdings planen wir<br />

einen Stallneubau“, fügt der junge Milchviehhalter hinzu. „Dort sollen dann<br />

einzelabkalbeboxen zur Verfügung stehen.“ außerdem ist für den Neubau<br />

kameraüberwachung vorgesehen.<br />

Momentan werden <strong>die</strong> Geburtsverläufe ohne kameraeinsatz regelmäßig kontrolliert.<br />

„aber wir greifen nur im Notfall ein und ein mechanischer Geburtshelfer kommt bei uns<br />

so gut wie nie zum einsatz“, sagt henning Bollhorst.<br />

Das Bollhorsts mit <strong>die</strong>ser Strategie erfolgreich sind,<br />

belegt <strong>die</strong> totgeburtenrate von nur vier Prozent.<br />

Noch besser ist <strong>die</strong> Verlustrate der lebend geborenen<br />

kälber bis zum dritten lebensmonat: Nur ein Prozent<br />

der tiere übersteht <strong>die</strong> Zeit auf dem Betrieb nicht.<br />

Für <strong>die</strong>ses ergebnis wird einiges getan: Den anfang<br />

macht das schnellstmögliche trennen der kälber von<br />

den Müttern. „Wir bringen <strong>die</strong> kälber sofort nach der<br />

Geburt im einzeliglu unter, wo sie schnellstmöglich <strong>die</strong><br />

erstversorgung erhalten“, schildert der landwirt.<br />

4<br />

Energie anpassen<br />

Nach der einzelhaltung geht es für <strong>die</strong> kälber in eines<br />

der gegenüberliegenden Gruppeniglus, <strong>die</strong> im reinraus-Prinzip<br />

belegt werden. Zehn bis zwölf tiere werden<br />

hier bis zu ihrem . lebenstag mit Milchaustauscher<br />

über <strong>die</strong> automaten versorgt. Maximal l erhalten<br />

sie am tag. Dabei werden 1 0 g Milchaustauscher<br />

mit 1 l Wasser gemischt. „im Winter erhöhen wir den<br />

Milchaustauscher um 10 g auf 1 0 g/l um den höheren<br />

energiebedarf der kälber bei kaltem Wetter zu decken“,<br />

erklärt henning Bollhorst.<br />

Neben der Milchaustauschertränke erhalten <strong>die</strong><br />

tränkekälber Wasser ad libitum, heu, kälbermüsli und<br />

<strong>die</strong> tMr der hochleistenden kühe, bestehend aus<br />

Gras- und Maissilage, luzerne, Stroh, kraftfutter und<br />

eiweißkomponenten. „Die abgesetzten kälber erhalten<br />

im Prinzip erst einmal das gleiche Futter mit kg Müsli<br />

pro tier und tag. Bei ihnen wird nur das kraftfutter über<br />

<strong>die</strong> tMr gegeben“, erklärt der Milchviehhalter. „Die<br />

jüngeren kälber bekommen <strong>die</strong>s über einen automaten.“<br />

im alter von etwa fünf Monaten werden <strong>die</strong> Jungtiere für<br />

vier Wochen in einem Strohstall untergebracht, bevor sie<br />

in einen Boxenlaufstall mit hochboxen und Spaltenboden<br />

umgestallt werden. „hier bleiben <strong>die</strong> rinder etwa bis<br />

zum 15. lebensmonat und kommen danach zum<br />

Besamen in einen anderen laufstall mit tiefboxen, wo<br />

sie bis zwei Wochen vor dem kalben bleiben“, erläutert<br />

henning Bollhorst, der das Belegen der tiere als<br />

eigenbestandsbesamer selbst erledigt. Sind <strong>die</strong> Färsen<br />

tragend, steht ihnen im Sommer eine auslaufweide zur<br />

Verfügung.<br />

Vom sechsten bis zum zwölften lebensmonat werden<br />

<strong>die</strong> tiere mit der ration der niederleistenden kühe


gefüttert. Diese besteht aus Gras- und Maissilage, kraftfutter und eiweißkomponenten.<br />

„Danach gibt es dann nur noch Grassilage und Stroh“, so der Milchviehhalter weiter.<br />

Strenge Kontrolle<br />

Vor dem kalben kommen sie in den abkalbestall auf Stroh und werden mit der<br />

hochleistungsration angefüttert. „Direkt nach dem kalben bringen wir alle tiere für<br />

vier bis fünf tage in einer kleinen Strohgruppe mit vier tieren neben dem Melkstand<br />

unter“, sagt henning Bollhorst. „So haben sie keinen weiten Weg zum Melken und<br />

wir haben sie gut im Blick, denn wir legen Wert auf ein strikte Nachgeburts- und<br />

Gesundheitskontrolle mit zum Beispiel regelmäßigem Fiebermessen.“ Sind <strong>die</strong> tiere fit,<br />

stallen er und sein Vater <strong>die</strong> Frischabkalber für maximal vier bis sechs Wochen in einer<br />

großen Strohgruppe mit etwa kühen auf.<br />

Dass <strong>die</strong>ses routinierte Management erfolgreich ist, belegen <strong>die</strong> Daten der<br />

Milchkontrolle: So haben <strong>die</strong> erstkalbinnen eine kontrollierte Durchschnittsleistung von<br />

10.900 kg Milch mit ,8 Prozent Fett und , 1 Prozent eiweiß.<br />

auch im kälberdorf ist das Gesundheitsprotokoll strikt. ist ein kalb erkrankt, wird sofort<br />

behandelt. „am ehesten treten mal Durchfallerkrankungen auf“, ist der Junglandwirt<br />

überzeugt. ein kalb mit Durchfall erhält dann zweimal täglich elektrolyte und als dritte<br />

Mahlzeit Milch.<br />

atemwegserkrankungen sind selten geworden, seitdem <strong>die</strong> Jungtiere im kälberdorf<br />

untergebracht sind. „Was uns Probleme bereitet, ist <strong>die</strong> klauen<strong>gesundheit</strong> bei der<br />

älteren Nachzucht“,<br />

so henning Bollhorst. „Deshalb laufen alle Färsen ab einem alter von einem Jahr<br />

zweimal im Monat durch ein klauenbad.“ Der Vorteil <strong>die</strong>ser Behandlung: „Die tiere<br />

haben sich bereits daran gewöhnt und kennen <strong>die</strong> Prozedur, wenn sie in den kuhstall<br />

kommen.“ hier wird das klauenbad nämlich wöchentlich eingesetzt.<br />

Stabiles Wachstum<br />

rePOrtaGe<br />

Das gilt auch für <strong>die</strong> zugekauften, züchterisch wertvollen tiere. Neben dem Zukauf wird<br />

auf dem Betrieb aber auch verkauft: „Wir vermarkten jährlich etwa 5 bis 0 Färsen<br />

sowie einige Deckbullen“, sagt henning Bollhorst. Die restliche weibliche Nachzucht<br />

wird behalten. „Wir möchten innerhalb der nächsten zwei Jahre unsere herde<br />

aufstocken und dann 50 melkende kühe halten“, berichtet er. Dass ihm und seinem<br />

Vater <strong>die</strong>ses gelingen wird, davon ist man nach einem Blick auf <strong>die</strong> putzmunteren<br />

kälber, <strong>die</strong> sich im Stroh vor den iglus <strong>des</strong> kälberdorfs tummeln, überzeugt.<br />

Maren Diersing-Espenhorst, dlz-Redakteurin<br />

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liTEraTur | 2011<br />

lese-Tipps<br />

literatUr<br />

Praxisleitfaden zur Fährenaufzucht:<br />

„Erfolgreiche Jungtieraufzucht ist eine Frage<br />

von Fürsorge, Disziplin und Sachverstand.“<br />

Preis: 13,90 €<br />

Das Buch erklärt <strong>die</strong> Grundlagen erfolgreicher aufzucht, gibt tipps zur<br />

risikokontrolle und hilft ihnen <strong>die</strong> arbeit systematisch so zu strukturieren,<br />

dass je<strong>des</strong> kalb mit geringem aufwand <strong>die</strong> optimale Versorgung erhält.<br />

Das handbuch hält ihnen einen Spiegel vor: Wie sieht es bei uns aus? es bietet<br />

zahlreiche praktische lösungen für eine bessere kälber- und Färsenaufzucht.<br />

Die klaren texte, informativen Fotos und wunderschönen Zeichnungen von<br />

Marleen Felius motivieren zu einer sofortigen, praktischen anwendung der<br />

informationen.<br />

erfolgreiche Jungtieraufzucht ist ein Buch aus der reihe<br />

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praktisches Wissen zu tiergerechter rinderhaltung.<br />

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