E-Paper als PDF herunterladen - Klenkes
E-Paper als PDF herunterladen - Klenkes
E-Paper als PDF herunterladen - Klenkes
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
film ><br />
Mr. O’Brien (Brad Pitt) mit einem seiner Söhne in glücklichen Tagen.<br />
Schöpfungsgeschichte<br />
Terrence Malicks „The Tree of Life“ schickt den Zuschauer auf eine spirituelle Reise.<br />
Seit seinem Erstling „Badlands – Zerschossene Träume“ vor<br />
38 Jahren hat der geheimnisumwobene Regie-Gigant Terrence<br />
Malick nur drei weitere Filme (siehe Kasten) gedreht –<br />
sein fünfter Streich war seit über einem Jahr überfällig. Nun<br />
kommt „The Tree of Life“ endlich in die Kinos. Erzählt wird<br />
von einer Familie namens O‘Brien in den 1950ern in Texas.<br />
Der Papa (Brad Pitt) ist der autoritäre Ernährer, seine religiöse<br />
Gattin (Jessica Chastain) eine liebevolle Mama für die<br />
drei Kinder. „Im Leben gibt es zwei Wege: Gnade oder Härte“<br />
gibt die Mutter gleich zum Auftakt dem Publikum mit<br />
auf den Weg. Wenig später erfährt sie vom Tod eines der<br />
Kinder. Fortan wird in Rückblenden die Familiengeschichte<br />
der O’Briens aufgerollt. Man erfährt vom angespannten<br />
Verhältnis des Vaters zu den Söhnen, insbesondere zu Jack<br />
(Hunter McCracken), den dieses Trauma bis in die Gegenwart<br />
verfolgt.<br />
„Eine außergewöhnliche Erfahrung,<br />
wie sie die Filmzuschauer<br />
noch nie erlebt haben.“<br />
Produzentin Sarah Green über „The Tree of Life“<br />
Während die Mutter nach dem Schicks<strong>als</strong>schlag mit Gott<br />
hadert, begibt sich Regisseur Malick auf Spurensuche nach<br />
der Schöpfung und spirituellen Antworten. Als Einschub<br />
gibt es lange Sequenzen, die die ganze Bandbreite des Lebens<br />
umfassen – zunächst <strong>als</strong> kunstvoll pulsierende Schlieren-Bilder,<br />
die stark an Stanley Kubricks „2001: Odyssee im<br />
Weltraum“ erinnern; später mit viel Natur. Ob Einzeller<br />
oder Saurier, Vulkane oder das Universum – fast fühlt man<br />
sich an Dokumentationen à la „Unsere Erde“ erinnert. Wie<br />
winzig wirkt dabei der Mensch, wie relativ scheinen seine<br />
Probleme. Und gibt es nicht doch einen großen Plan?<br />
Terrence Malicks fantastische Bilderwelten lassen den<br />
Zuschauer einmal mehr Bauklötze staunen; der hochkarätige<br />
Soundtrack reicht von Bach über Smetana bis Mahler<br />
und Berlioz. Ein Gesamtkunstwerk <strong>als</strong>o, an dem auch die<br />
herausragenden Kinderdarsteller, ausgewählt aus über<br />
10.000 Kandidaten, enormen Anteil haben.<br />
Am Ende findet Sean Penn <strong>als</strong> erwachsener Jack in einer<br />
Art Paradies Versöhnung mit Eltern und Geschwistern. Der<br />
Regisseur und einstige Harvard-Philosophiestudent Malick<br />
bleibt derweil unversöhnlich gegenüber den Medien. Seit<br />
ihm in Cannes einst dumme Fragen gestellt wurden, meidet<br />
er die Öffentlichkeit komplett. Interviews gewährt er nie,<br />
auch diesmal gab das mysteriöse Genie der versammelten<br />
Cannes-Presse einen Korb und glänzte durch Abwesenheit –<br />
selbst bei der Überreichung der Goldenen Palme, die „The<br />
Tree of Life“ Ende Mai gewonnen hat. Immerhin Brad Pitt<br />
lüftete zur Premiere des Meisterwerks ein bisschen das Geheimnis:<br />
„Terrence ist unglaublich freundlich. Er lacht gerne<br />
– und er geht sogar aufs Klo“. /// Dieter Oßwald<br />
„The Tree of Life“<br />
USA 2011 // R:Terrence Malick<br />
Start: 16.6.<br />
Trailer zum Film auf<br />
Die Filme des<br />
Terrence Malick<br />
Mit „Badlands – Zerschossene Träume“<br />
gelang dem menschenscheuen<br />
Regisseur 1972 einer der besten Debütfilme<br />
aller Zeiten. Das Roadmovie um<br />
einen mordenden Soziopathen und seine<br />
Freundin besticht durch seine einzigartige<br />
Atmosphäre und inspirierte Quentin<br />
Tarantino später zu seinen Drehbüchern<br />
zu „True Romance“ und „Natural Born<br />
Killers“. Der nur bei Sonnenauf- und Sonnenuntergangslicht<br />
gefilmte „In der Glut<br />
des Südens“ (1978) erzählt eine einfache,<br />
aber visuell faszinierende Dreiecksgeschichte<br />
um ein Farmarbeiterpaar und<br />
einen Gutsherrn. Bis zum poetischen<br />
Antikriegsfilm „Der schmale Grat“ über<br />
die Zweite-Weltkriegs-Schlacht im Pazifik<br />
sollte es dann 20 Jahre dauern. In<br />
„The New World“ (2005) beschreibt<br />
Malick schließlich auf seine eigene,<br />
unnachahmliche Weise die Liebesbeziehung<br />
zwischen der Indianerin Pocahontas<br />
und dem Kolonisten John Smith. Der 67-<br />
Jährige scheint ein Alters-Workaholic zu<br />
sein: schon 2012 soll der bereits abgedrehte<br />
„The Burial“ in die Kinos<br />
kommen.<br />
18 <strong>Klenkes</strong> Juni 2011 Wertung: top lohnt ganz gut lohnt nicht geht gar nicht