Reisetagebuch - NAPEX
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Samstag 21.6.08, 11:24<br />
... und jetzt weiß ich, warum ich so grantlig war: Das Mittagessen von gestern (immerhin im<br />
„Best Western“-Hotel – müsste eigentlich ok sein) hat mir den Magen ruiniert. Wenn ich nur<br />
an Mais und Bohnenbrei denke, wird mir schlecht.<br />
Jedenfalls bekam ich gestern Abend noch richtig Fieber, Schweißausbrüche... mein<br />
Abendessen bekam ich nur zur Hälfte herunter, und die ganze Nacht ging es mir ziemlich<br />
dreckig. Jetzt – (mit Ausnahme von Schmerzen im Unterleib und regelmäßigem Gang zu den<br />
Baños) geht es etwas besser. Jedenfalls fühle ich mich nicht mehr so schlapp.<br />
Obwohl: Mein Blutdruck ist im Keller. Großer Hunger, aber null Appetit.<br />
Und heute Abend Konzert, Abschiedsparty etc. und um vier morgen früh das Taxi.<br />
Kann ja heiter werden.<br />
Um 10 war ich auf einen Kaffee mit der Direktionssekretärin verabredet. Sie kam aber nicht:<br />
Mexiko? Ich glaube, ich bin reif für den Heimflug.<br />
Sonntag 22.6.08, 05:22<br />
Im Flughafen. GP und Konzert gingen ziemlich gut. Sehr dankbares Publikum.<br />
Nach dem Konzert noch sehr schönes Essen in einem Restaurant, das ich vorher (leider)<br />
nicht gefunden hatte. Pünktlich aufgewacht kurz vor vier.<br />
Im Flughafen eine unglaubliche Zeremonie: Mein großer Koffer ist 5kg zu schwer. Es gibt<br />
aber keine Möglichkeit, das Übergepäck zu bezahlen. Also wird aus meinem Koffer<br />
Stückchen für Stückchen herausgepuhlt und gewogen, bis 5kg zusammen sind – in meinem<br />
Kleidersack (und den muß ich jetzt bis Köln zusätzlich schleppen. Wie zum Hohn kommt<br />
jetzt gerade eine Lautsprecherdurchsage, man solle wenn möglich ohne Handgepäck reisen).<br />
Beim Durchleuchten des Handgepäcks schließlich wird ein Gegenstand gefunden, den ich<br />
als Zigarrenschneider glaube identifizieren zu können. Lange Suche, mein Handkoffer wird<br />
vollständig ausgepackt. Bis sich findet: mein Reiseset aus Kyoto, dieses hübsche<br />
Nähschächtelchen (aus dem Tawaraya), in dem ein winziges japanisches Scherchen ist.<br />
Noch nicht mal in den USA oder sonst wo auf der Welt hat das in den letzten zehn Jahren<br />
jemanden gestört. Jetzt ist das Scherchen weg.<br />
Gestern Nachmittag eine vergnügliche Einlage: ein Karikaturenzeichner auf dem Platz an<br />
der Kathedrale. Ich ließ ihn zum Jux eine Karikatur von mir anfertigen. Und es kam, wie es<br />
kommen musste: Er fragte nach meinem Beruf (oder: Was ich in Morelia mache), und nun<br />
habe ich eine Karikatur von mir als Dirigent.<br />
14:30 in Houston<br />
Die Geschichte im Flughafen von Morelia geht noch weiter: Irgendwann mussten wir alle<br />
aus dem Warteraum hinaus, eine Absperrung wurde errichtet und neue Checks<br />
durchgeführt. Mein sorgfältig gepackter Koffer war nach dem mehrmaligen Aus- und<br />
Einpacken völlig außer Ordnung, und der Sicherheitsfritze wollte ihn mit Gewalt schließen –<br />
wobei ich die Contenance verlor und ihn anherrschte, er solle meinen Koffer gefälligst nicht<br />
ruinieren. Und von da ab wurde ich mit Respekt behandelt.<br />
Angekommen in Houston eine Folge von Hiobsbotschaften: