Reisetagebuch - NAPEX
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Zum Frühstück Rodrigo Sigal getroffen, den Direktor von CMMAS. Haben uns bestens<br />
verstanden. Mit meiner Idee eines Austauschs hat bei ihm ganz offene Türen eingerannt.<br />
Übrigens hat er mir übersetzt, was ich gestern Abend für eine Suppe gegessen habe: Flor de<br />
Calabaza wusste ich schon, aber die zweite (grüne) Grundlage war: Kaktus, der Kaktus, von<br />
dem man die „Feigen” essen kann.<br />
Nach dem Frühstück kaufte ich mir erst einmal einen Regenschirm, um mich nicht jeden<br />
Tag ärgern zu müssen. Dann zum Conservatorium, meinen Pass abgeben (das soll helfen,<br />
um bezahlt zu werden. Die Sekretärin des Direktors war bei Silvains Poker-Party dabei,<br />
heißt Monika und spricht gut deutsch: ein Vorteil).<br />
Schließlich E-Mails... eine von Frau von Leliwa aus Düsseldorf, die wegen des Konzertes am<br />
10.12. die Alarmglocke läutet, da sich die Stadt bei ihr gemeldet hat und den Saal den<br />
ganzen Nachmittag requirieren will, denn die Jüdische Gemeinde mit Frau Merkel einen<br />
Feiertermin abhalten will.<br />
Ich habe Vorschläge zur Entschärfung gemacht und hoffe, so die Kuh vom Eis zu<br />
bekommen. Danach ins Hotel – und dann beschloss ich spontan, dem Regen zu trotzen und<br />
nach Patzcuaro zu fahren, ein Ausflug, den man an einem halben Tag schaffen kann: Der<br />
See, die Inseln, auch die Stadt sollen wunderschön sein.<br />
Zuerst also zum Bus-Terminal. Ich entschied mich für die Abenteuer-Version mit einem der<br />
kleinen Kombi-Busse, die überall in der Stadt herumfahren. Allerdings gab man mir an der<br />
Hotel-Rezeption falsche Informationen, sodaß ich mit dem Combi der Linie 2B (Café: die<br />
Farbe) in Richtung Osten fuhr, am San-Juan-Markt vorbei, dann in einem Schlenker um<br />
den Markt herum und zurück zu der Stelle, wo ich eingestiegen war: über eine halbe Stunde<br />
futsch. Das Bus-Terminal ist sehr weit draußen und erinnert an einen Flughafen mit seinen<br />
Terminals, den Sicherheitsbestimmungen.<br />
Die Busfahrt dann begann um 2:15 pm, kurz nach 4 waren wir in Patzcuaro, ich nahm ein<br />
Taxi zum Bootsanleger – wiederum außerhalb der Stadt, also zum zweiten Mal heute im<br />
Kreis gefahren.<br />
Der See ist wunderschön... und die Leute so nett: Das Boot nach Janitzio war gerade<br />
abgefahren, und so wurde es für mich und eine ebenfalls gerade noch angekommene Dame<br />
kurzerhand per Zuruf zurückbeordert. Toll!<br />
Gleich nach der Abfahrt begann eine Drei-Mann-Kapelle, Musik zu machen.<br />
Die Insel selber ist ein recht steiler Kegel, auf dessen Spitze eine riesenhafte Skulptur die<br />
ganze Gegend dominiert.<br />
Aussteigen, Aufsteigen: Innerhalb weniger Minuten einen geschätzten Höhenunterschied<br />
von vielleicht 120 Metern zu schaffen, ist nicht jedermanns Sache. Die anderen<br />
Bootsinsassen machten jedenfalls alle schlapp; mir kam meine Kölner Wohnsituation sehr<br />
zustatten. War oben dann zwar auch außer Atem, aber problemlos oben: tolle Sicht, trotz<br />
des unschönen Wetters.<br />
Alles übrigens überaus ärmlich, man fragt sich, wie das die Leute da aushalten – Internet<br />
und Mobiltelephon haben sie ja und sehen, wie’s woanders auf der Welt aussieht.<br />
Langsam zurück zum Boot und rechtzeitig nach Patzcuaro zurückgefahren, mit dem Taxi<br />
ins Zentrum, für einen Spaziergang.<br />
Sehr malerisch, sehr arm, sehr exotisch. Und die gesamte Stadt im Einheitsdesign: niedrige<br />
Häuser, der Sockel bis etwa in Brusthöhe in Ochsenblutrot, darüber weiß, die Ziegeldächer<br />
schön mit Holz gebaut. Und in der ganzen Stadt einheitlich in derselben Schrift die<br />
Angaben, um was für Läden es sich jeweils handelte.<br />
Am liebsten hätte ich eine Portion Weißfisch gegessen, die Spezialität hier: pescado blanco,<br />
frisch aus dem See.<br />
Aber ich fürchtete, den letzten Bus zurück nach Morelia zu verpassen, außerdem konnte ich<br />
auf die Schnelle kein Restaurant finden, das einladend genug ausgesehen hätte.