Ausgabe E, Olpe, (11.21 MB) - Siegerländer Wochen-Anzeiger
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Der SWA zu Gast in Hülschotten<br />
Sonntags-<strong>Anzeiger</strong> | Seite 4 / E Sonntag, 17. Februar 2008 | LOKALES<br />
Zusammenhalt und Gemeinsinn<br />
Das kirchliche Leben in Hülschotten<br />
Das kirchliche Leben der Bewohner<br />
von Hülschotten<br />
orientierte sich in früheren<br />
Jahrhunderten nach Attendorn,<br />
wie in einer Quellensammlung<br />
betreffend das Jahr<br />
1628 zu lesen ist. Hülschotten<br />
soll allerdings schon damals eine<br />
dem heiligen Servatius geweihte<br />
Kapelle gehabt haben.<br />
Im Jahr 1856 wurde die mit<br />
einer kleinen Schule verbundene<br />
Kapelle durch einen<br />
Sturm zerstört.<br />
Nur ein Jahr später wurde<br />
eine neue Kapelle in Verbindung<br />
mit einem Schulhaus gebaut<br />
und 1859 eingeweiht. Der<br />
Chorraum war nur drei mal<br />
vier Meter groß und wenn ein<br />
Gottesdienst gefeiert wurde,<br />
öffnete man die Tür zwischen<br />
Schulzimmer und Altarraum.<br />
Die Gottesdienstteilnehmer saßen<br />
dann auf den Schulbänken.<br />
Der Dorflehrer musste als<br />
Gegenleistung für seine Nutzungsrechte<br />
am Garten dreimal<br />
täglich zum Ave Maria läuten.<br />
Außerdem musste er, wenn in<br />
der Kapelle die Messe gelesen<br />
wurde, als Küster fungieren. Eine<br />
Vergütung für diese Dienste<br />
gab es nicht.<br />
Die hl. Messe wurde dann<br />
später immer seltener in der<br />
Kapelle gelesen. Die Bewohner<br />
von Hülschotten besuchten<br />
lieber den Gottesdienst in der<br />
Pfarrkirche zu Attendorn. Morgens<br />
in aller Frühe machte<br />
man sich auf den beschwerlichen<br />
Weg, der gut eineinhalb<br />
Stunden dauerte. War der Hinweg<br />
noch kühl und leichter zu<br />
ertragen, ging es in der Mittagshitze<br />
zurück. Im Winter<br />
war der Weg besonders schwierig<br />
und manchmal gar unmöglich,<br />
wie Lehrer Gierse anfangs<br />
des 20. Jahrhunderts den<br />
Kirchgang beschrieb.<br />
Nach dem ersten Weltkrieg<br />
wurde der Wunsch nach dem<br />
sonntäglichen Gottesdienst im<br />
eigenen Dorf wieder laut. 1922<br />
fand eine erste Versammlung<br />
der Dorfbewohner statt, in der<br />
beschlossen wurde, eine neue<br />
größere Kapelle zu bauen. Das<br />
Grundstück dafür wurde von<br />
Josef Vogt und Johann Peter<br />
Schulte kostenlos zur Verfügung<br />
gestellt. Um das Vorhaben<br />
auf eine solide Basis zu<br />
stellen, wurde am 11. Februar<br />
1923 der „Kapellenverein Hülschotten“<br />
gegründet.<br />
Dieser Verein existiert<br />
noch heute, seine Mitglieder<br />
kümmern sich um die kleine<br />
Kirche. Die Grundsteinlegung<br />
erfolgte am 14. Oktober 1923<br />
durch den Dechanten Johannes<br />
Hillebrand. Die Zeiten waren<br />
schwierig, denn in<br />
Deutschland herrschte Inflati-<br />
40 Jahre Theaterpause<br />
Noch mehr Vereine in Hülschotten<br />
Die 1930 gebaute Schule ist heute ein stattliches Wohnhaus.<br />
Außer dem Schützenwesen<br />
wird in Hülschotten auch der<br />
Karnevalsbrauch intensiv gepflegt.<br />
Von 1968 bis 1973 wurde<br />
in der Karnevalszeit immer<br />
ein „bunter Abend“ in der<br />
Schützenhalle geboten. Es gab<br />
immer reichlich Musik, Sketche<br />
und witzige Wortbeiträge.<br />
Problematisch wurde es, als<br />
man in der Halle einigen<br />
Bootsbesitzern vom Biggesee<br />
im Winter Unterstellmöglichkeiten<br />
für ihre Segelboote gewährte,<br />
für den Schützenverein<br />
eine kleine aber stetige Einnahmequelle.<br />
1979 gab es<br />
dann dank Heribert Schulte,<br />
on. Nach einem Protokoll des<br />
Vereins über die Mitgliederversammlung<br />
im Februar 1924<br />
wurden im Vorjahr<br />
53 175 495 532 784 Mark eingenommen.<br />
Ein Jahr später gab<br />
es dann wieder eine solidere<br />
Mark – die Rentenmark. Im<br />
Januar 1927 trafen sich die<br />
Bauwilligen nach dreijähriger<br />
Unterbrechung wieder in einer<br />
Versammlung und beschlossen<br />
den Weiterbau der Kapelle. Im<br />
Oktober des gleichen Jahres<br />
konnte dann endlich die Kapelle<br />
durch Dechant Richard<br />
Schwunk aus Attendorn eingeweiht<br />
werden. Der schmucke<br />
Barockaltar stammte aus der<br />
früheren Kirche in Heggen.<br />
1936 wurde zum ersten Mal die<br />
Feier der Erstkommunion für<br />
die Kinder aus Hülschotten in<br />
der Kapelle gehalten, seit 1938<br />
hat der Kapellenverein die Genehmigung<br />
zur Aufbewahrung<br />
des Allerheiligsten in der Kapelle.<br />
1924 wurde Hülschotten<br />
der Filialgemeinde Ennest zugeteilt<br />
und 1954 nach Heggen<br />
umgepfarrt. Texte/Bilder: güpi Klein<br />
Das kleine Kirchlein in Hülschotten hat seine Existenz dem Kapellenverein zu<br />
verdanken.<br />
der in dem Jahr Schützenkaiser<br />
wurde, wieder eine „zentrale“<br />
Karnevalsfeier in der Schützenhalle,<br />
zwei <strong>Wochen</strong> vor<br />
dem eigentlichen Karnevalstermin.<br />
1980 wurde in der Gastwirtschaft<br />
Schulte mit Ottmar<br />
Rüschenberg und Elli Fehn das<br />
erste Prinzenpaar gewählt.<br />
1982 wurde eine eigene Funkengarde<br />
gegründet und seit<br />
2001 gibt es auch eine richtige<br />
Prinzengarde mit Funkenmariechen.<br />
Schon immer wurde in<br />
Hülschotten gerne Theater gespielt.<br />
Im Rahmen des Schützenvereins<br />
trat nach dem Krieg<br />
wieder eine Theaterspielgruppe<br />
auf und bot an Weihnachten<br />
und Karneval Theateraufführungen<br />
mit anschließendem<br />
Tanz. Das ging bis Anfang der<br />
60er Jahre. Nach 40-jähriger<br />
Pause wird seit 2003 wieder regelmäßig<br />
Theater gespielt.<br />
Die Aufführungen sind<br />
sehr beliebt und die Laienmimen<br />
spielen meist vor vollem<br />
Haus. Der besondere Charme<br />
des Hülschottener Theaters<br />
liegt darin, dass man den Beteiligten<br />
den großen Spaß an<br />
der Sache anmerkt und eben<br />
manches nicht so überperfektioniert<br />
angegangen wird.<br />
Eine besondere Rolle im<br />
Vereinsleben von Hülschotten<br />
spielt der örtliche Sportverein<br />
„Blau-Weiß Hülschotten“. Im<br />
Herbst 1968 fing alles mit einer<br />
zum „Ausbau des Heidfeldes<br />
zum Bolz- und Sportplatz“<br />
deklarierten Versammlung an.<br />
Das war der Ansatz für die<br />
dann folgende Gründungsversammlung<br />
am 30. November<br />
1968. Der Sportverein „Blau-<br />
Weiß Hülschotten“ war aus der<br />
Taufe gehoben.<br />
und hoch gelegen<br />
Älteste Urkunde aus dem Jahr 1370<br />
Hülschotten. Das Örtchen<br />
Hülschotten ist mit seinen 280<br />
Einwohnern eine der kleinsten<br />
und mit seinen 410 Metern<br />
über Meereshöhe gleichzeitig<br />
eine der beiden höchsten Ortsteile<br />
der Gemeinde Finnentrop.<br />
Das Dorf liegt westlich von<br />
Finnentrop am östlichen<br />
Hangauslauf des Ebbesattel-<br />
Nordflügels fast unmittelbar an<br />
der Gemeindegrenze zur Stadt<br />
Plettenberg und damit auch an<br />
der Kreisgrenze zwischen <strong>Olpe</strong><br />
und Märkischem Kreis. Die<br />
heutigen Kreisgrenzen entsprechen<br />
in etwa den alten Grenzlinien<br />
zwischen dem Kurkölschen<br />
und Märkischen Sauerland<br />
und so war Hülschotten<br />
mit seiner exponierten Lage<br />
naturgemäß in früheren Jahr-<br />
hunderten zeitweise in Sachen<br />
Zugehörigkeit heftig umworben<br />
bzw. umstritten.<br />
Hülschotten liegt landschaftlich<br />
sehr reizvoll im<br />
Schnittpunkt vier größerer Täler.<br />
Die früheren Schreibweisen<br />
des Ortsnamens waren<br />
Hulßkotten, Hulscotten und<br />
Hülskotten (bis 1831). Seinen<br />
Namen verdankt es der Stechpalme,<br />
lateinisch Ilex genannt.<br />
Der erste Teil des Namens<br />
kommt aus dem althochdeut-<br />
schen Hulis für Hülse, bei dem<br />
es sich um die Bezeichnung für<br />
den besagten Strauch handelt,<br />
der in früheren Zeiten sehr<br />
stark in dieser Region vertreten<br />
war. Der zweite Teil des<br />
Namens steht für Kotten, ein<br />
noch heute verbreitetes Wort<br />
für einen kleinen Hof oder<br />
Ansiedlung.<br />
Die älteste Originalurkunde,<br />
in der der Name Hülschotten<br />
auftaucht, wird im Attendorner<br />
Pfarrarchiv aufbewahrt.<br />
Laut dieser Urkunde schenkte<br />
am 1. September 1370 Juotte<br />
van Hulschoiten (Jutta von<br />
Hülschotten) dem Beginenhaus<br />
auf dem Friedhof von Attendorn<br />
eine Rente. 1536 waren<br />
in Hülschotten laut Schatzungsregister<br />
bereits fünf Bauern<br />
abgabepflichtig.<br />
Mit Steinen auf den Vogel gezielt<br />
Im Jahr 1929 wurde der Schützenverein gegründet<br />
Der Zusammenhalt der Bewohner<br />
von Hülschotten manifestiert<br />
sich noch heute in der<br />
Brauchtumspflege und den regen<br />
Vereinstätigkeiten.<br />
An erster Stelle soll hier<br />
der Heimat-Schützenverein<br />
Hülschotten genannt werden,<br />
der vor vier Jahren sein 75-jähriges<br />
Bestehen feiern konnte.<br />
Im Jahr 1929 – das Jahr, in<br />
dem die Weltwirtschaftskrise<br />
Der Gasthof Schulte-Selter besteht seit 1902 und liegt mitten im Ort.<br />
Hier lässt sich gut verweilen: Am Ortsrand gibt es ein idyllisches Fleckchen mit<br />
Fischteich.<br />
Hülschotten schmiegt sich in eine Senke, in der vier Täler zusammenkommen.<br />
ihren Anfang nahm – trafen<br />
sich unter Federführung von<br />
Willi Heseler und Josef Selter<br />
die jungen Männer von Hülschotten<br />
in einer stark besuchten<br />
Versammlung und legten<br />
spontan den „Grundstein“ für<br />
den Schützenverein. Im September<br />
1931 wurde das erste<br />
Schützenfest gefeiert.<br />
Der Not der Zeit entsprechend<br />
wurde dabei der Vogel<br />
nicht abgeschossen, sondern<br />
mit Steinen abgeworfen. Die<br />
Dorfkinder hatten extra zu diesem<br />
Zweck tagelang passende<br />
Steine gesammelt. In den<br />
„Feuerpausen“ sammelten die<br />
Kinder die Steine wieder auf<br />
und legten sie für die Schützen<br />
zurecht. Ab 1934 feierten die<br />
Schützen ihr Fest schon in einem<br />
großen Zelt, die Gastwirtschaft<br />
reichte bei weitem nicht<br />
Schönes Fachwerk im Ort.<br />
mehr aus. Der Verein entwickelte<br />
sich stetig weiter und<br />
nach der kriegsbedingten Pause<br />
ab 1939 wurde bereits 1947<br />
das erste Nachkriegsschützenfest<br />
gefeiert.<br />
1961 wurde eine feste<br />
Schützenhalle gebaut. 1966<br />
wurde das Ehrenmal unmittelbar<br />
neben der Kapelle durch<br />
die Schützenbrüder eingeweiht.