Bulletin 2007 - SAKA-ASAC
Bulletin 2007 - SAKA-ASAC
Bulletin 2007 - SAKA-ASAC
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Eine ähnliche Zuspitzung von Kontaktsituationen sehen wir in der gemeinsamen Arbeitswelt - hier<br />
an einer Bewässerungsanlage. „Die Dammwächter an Zenon. Wisse, dass wir den Lohn für 2 Monate<br />
nicht erhalten haben, auch nicht die Kornzuteilung, aber die nur für einen Monat. Du tätest nun gut<br />
dran, uns zu bezahlen, damit wir uns keiner Gefahr aussetzen, indem wir Dir auf diese Weise Dienst<br />
leisten. Auch ist der Kanal voll. Daher: wenn Du uns bezahlst (gut); wenn aber nicht, werden wir<br />
weglaufen, es geht uns nämlich nicht gut. Gehab Dich wohl.“ 20 Die Dammwächter sind jene, Ägypter,<br />
die für die Erhaltung und das Auffüllen der Wasserkanäle zuständig sind. Im Text wird deutlich, dass<br />
die Arbeiter in einer massiven Notlage sind und damit drohen, im entscheidenden Moment zu fliehen:<br />
– der Kanal ist voll, die Bewässerung soll losgehen – also die Felder überflutet werden. Die Arbeiter<br />
sind sie sich während des Streikes ihrer Unentbehrlichkeit bewusst, da sie maßgeblich auch für das<br />
Ernteergebnis verantwortlich sind; der Beschwerdebrief geht an den Chefingenieur und Bauleiter des<br />
Bewässerungsprojektes persönlich, an Kleon von Kaunos.<br />
Hauptgrund der Schwierigkeiten ist hier die mangelnde Entlöhnung und Nahrungsmittelversor-<br />
gung. Hinzu kommen lange Arbeitszeiten – teilweise wurden sie bis zu 10 Monate zu Bewässerungs-<br />
arbeiten herangezogen. Zeit, in der diese ihrer eigentlichen Tätigkeit entzogen und zu den verordneten<br />
gezwungen werden konnten (und wurden), wenn sich nicht genug ‹Freiwillige› finden liessen (was<br />
meist der Fall war).<br />
Diese weniger bekannten Papyrustexte machen Kommunikationsintensitäten während des Kontak-<br />
tes bewusst. Sie machen, im Gegensatz zu Dokumenten wie beispielsweise dem oben besprochenen<br />
schwarzen Kopf, den schwierigen Weg eines sog. Kulturkontakts anschaulich. Hindernisse, Vorurteile<br />
und Animositäten, die ein solcher, um erfolgreich zu sein, zu überwinden hat, werden offenbar, ebenso<br />
Kontaktmomente wie Kontaktaufnahmen bzw. Kommunikationssituationen. Abgrenzung und Behar-<br />
ren im Prozess kultureller Begegnungen, wie sie exemplarisch genannte Texte veranschaulichen, ste-<br />
hen im Gegensatz zu vielen anderen Medien. Formen interkulturellen Kontaktes – wie in dem Perser-<br />
kopf visualisiert –, geben u.a. komplexe Repräsentationsmechanismen wider und oder sind symboli-<br />
sche Äußerungen einer wie auch immer gearteten Intention, die grundlegende Formen interkultureller<br />
Kommunikationen und Gemeinsamkeiten voraussetzen. Der Kopf und die Texte vermitteln als Kul-<br />
turtechnik verschiedene Kontaktsituationen. Ersterer als „Ergebnis“ bereits längeren Kontaktes und<br />
Teil offizieller Herrschaftspropaganda, jene als einzelne und partikulare Momente im Prozess direkter<br />
Kontaktsituationen. Trotz des völlig verschiedenen Kontextes, oder gerade deswegen, zeigt sich, dass,<br />
unabhängig von Gruppenbildungen wie wir sie häufig vornehmen, um „antike Tatsachen zu konstruie-<br />
ren“, die Gegenüberstellung einzelner verschiedenartiger und in sich einzigartiger Exempel Aussagen<br />
über gesamtgesellschaftliche Phänomene machen kann. Ganz im Sinne historischer Abläufe.<br />
____________________________<br />
20 PSI IV (1917) 421. Aus Philadelphia, 2. Hälfte 3. Jh. v. Chr.<br />
21