Bulletin 2007 - SAKA-ASAC
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südlich konnten aber keine griechischen Kolonien dokumentiert werden. Die sogenannte iberisch-grie-<br />
chische Schrift im Osten der Halbinsel ist hingegen ein Phänomen des 4. Jhs. und kann nicht als Erklä-<br />
rung herbeigezogen werden. Und den Handel mit griechischer Ware besorgten punisch dominierte,<br />
internationale Handelsgesellschaften.<br />
Die üblichen Modelle greifen nicht, denn zum einen lassen sich keine eigentlichen Entwicklungs-<br />
prozesse rekonstruieren, zum anderen auch keine Vermittler dokumentieren. Vielversprechender er-<br />
scheint deshalb ein sozio-ökonomischer Ansatz, der beispielsweise von Bodenschätzen ausgeht, deren<br />
Abbau zu Handelskontakten führt, einen Mehrwert generiert, die Bildung sozialer Komplexität be-<br />
schleunigt und die Hierarchisierung oder soziale Stratifizierung akzentuiert. Unter diesen Bedingun-<br />
gen entstünde eine Elite mit einem Führungsanspruch, die dann ein Bedürfnis nach Repräsentation<br />
entwickelt. Das Modell scheint auf Iberien übertragbar:<br />
Der Abbau von Silber im Süden und Osten förderte seit dem 7. Jh. Handelskontakte, und die Flüsse<br />
boten geeignete Handelswege, so dass die materielle Grundlage für die Ausprägung der iberischen<br />
Kultur gegeben war. In diesen Gebieten entstanden die einheimischen Siedlungen mit den grössten<br />
Oberflächen. Bis in römische Zeit hinein behielten Andalusien und der Südosten einen grossen Vor-<br />
sprung in ihrer urbanistischen Entwicklung auf die übrigen Regionen Spaniens bei. Und dieser relativ<br />
hohe Entwicklungsstatus erlaubt Rückschlüsse auf die soziale Komplexität und die Annahme einer<br />
starken Führungsschicht.<br />
Diese Elite hätte demgemäss in der grossformatigen Plastik eine repräsentative Ausdrucksform und<br />
in Nekropolen und Heiligtümern geeignete Bühnen gefunden. Gegen Ende des 6. Jhs. bewirkte das<br />
Bedürfnis nach Repräsentation das Erscheinen dieser Plastik innerhalb eines eng definierten Gebietes.<br />
Die Plastik selber wäre demnach eine monumentalisierte Form der Kleinkunst, was die importierten<br />
Elemente aber auch den einheimischen Stil erklären kann. Vielleicht reflektieren die Körper, die trotz<br />
des harten Steins wirken, als wären sie in Ton oder Wachs geknetet und zurechtgedrückt worden, ihre<br />
bronzenen, zunächst in Wachs geformten Vorläufer der Kleinkunst.<br />
Alle Fragen lassen sich damit aber nicht klären: Wo konnten sich diese Bildhauer technisch und<br />
künstlerisch ausbilden und wie konnten sie in kurzer Zeit eine solche Stilsicherheit entwickeln? In<br />
mancher Hinsicht steht die Forschung noch am Anfang, wie es der Gegensatz der Erklärungsmodelle –<br />
eigenständige Entwicklung versus Kulturimport mittels Direktkontakten – und ihrer Varianten zeigt,<br />
deren Diskussion so schnell keinen Abschluss finden wird.<br />
Literatur:<br />
Zu Porcuna:<br />
- R. Olmos, Los príncipes esculpidos de Porcuna (Jaén): una apropiación de la naturaleza y de la<br />
historia, Boletín del Instituto de Estudios Giennenses (Jaén), 189, 2004, 19-43.<br />
- ders., Los grupos escultóricos del Cerrillo Blanco de Porcuna (Jaén). Un ensayo de lectura iconográfica<br />
convergente, Archivo Español de Arqueología, 75, 2002, 107-122.<br />
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