05.08.2013 Aufrufe

in Schülerfirmen, Jugendhilfebetrieben und Produktionsschulen

in Schülerfirmen, Jugendhilfebetrieben und Produktionsschulen

in Schülerfirmen, Jugendhilfebetrieben und Produktionsschulen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

BEISPIEL STÄDTISCHE SCHULE<br />

ZUR BERUFSVORBEREITUNG AM<br />

BOGENHAUSENER KIRCHPLATZ<br />

In der städtischen Schule zur Berufsvorbereitung<br />

<strong>in</strong> München wurde 1997<br />

der produktionsorientierte Ansatz auf<br />

Basis e<strong>in</strong>es Stadtratsbeschlusses im<br />

Schulkonzept verankert. Die Initiative<br />

g<strong>in</strong>g von der Schule mit Unterstützung<br />

der Fachabteilung des Schulreferats<br />

aus. Geme<strong>in</strong>sam mit den Schüler<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Schülern werden Produkte<br />

<strong>und</strong> Dienstleistungen hergestellt.<br />

Arbeiten <strong>und</strong> Lernen wird zu e<strong>in</strong>er<br />

E<strong>in</strong>heit verb<strong>und</strong>en. Bei der Herstellung<br />

von Produkten <strong>und</strong> beim Angebot<br />

von Dienstleistungen für städtische<br />

Auftraggeber steht die Arbeit an<br />

realen K<strong>und</strong>enaufträgen <strong>und</strong> damit<br />

an der betrieblichen Wirklichkeit im<br />

Vordergr<strong>und</strong>. Die Aneignung theoretischer<br />

Kenntnisse geschieht, wenn<br />

immer möglich, im Zusammenhang<br />

mit der Produktion. Aufgr<strong>und</strong> der<br />

Verb<strong>in</strong>dung von Theorie, Produktion<br />

<strong>und</strong> Vertrieb erfahren die Jugendlichen<br />

die S<strong>in</strong>nhaftigkeit des Lernens<br />

<strong>und</strong> Arbeitens. Die Jugendlichen erhalten<br />

über ihre Arbeit für reale K<strong>und</strong>en<br />

außerschulische Anerkennung,<br />

aber auch Kritik. Das hat zur Folge,<br />

dass die Schüler/<strong>in</strong>nen motiviert s<strong>in</strong>d:<br />

ihr Verantwortungsbewusstse<strong>in</strong>, ihre<br />

Selbstständigkeit <strong>und</strong> ihr Selbstwertgefühl<br />

steigen, wenn sie erfahren<br />

„ich kann etwas, ich b<strong>in</strong> etwas wert“.<br />

Derzeit verfügt die Schule über acht<br />

Produktionsabteilungen.<br />

Produktionsorientiertes Lernen als Antwort<br />

Wie also Jugendliche fürs Lernen motivieren, die mit schulischem Lernen nur<br />

schlechte Er<strong>in</strong>nerungen verb<strong>in</strong>den? Die Antwort zahlreicher Initiativen <strong>und</strong><br />

Projekte lautet: durch Lernen <strong>in</strong> Situationen mit Ernstcharakter. Durch<br />

Anforderungen, <strong>in</strong> denen Ernsthaftigkeit nicht simuliert wird, sondern real<br />

gegeben ist, können auch schulmüde Jugendliche wieder für systematisches<br />

Lernen gewonnen werden. Und sie können dabei Kompetenzen erwerben, die<br />

Ausbildungsbetriebe von Bewerber<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bewerbern für Ausbildungsplätze<br />

erwarten.<br />

Wie berufsbildende Schulen den Produktionsschulansatz im Berufsvorbereitungsjahr<br />

umsetzen, wollen wir im Folgenden beschreiben.<br />

Räumliche, technische <strong>und</strong> personelle Voraussetzungen für<br />

produktionsorientiertes Lernen im Berufsvorbereitungsjahr<br />

Berufsbildende Schulen verfügen <strong>in</strong> der Regel über e<strong>in</strong>e Ausstattung mit<br />

Werkstätten, Küchen, Übungsräumen, Werkzeugen <strong>und</strong> Masch<strong>in</strong>en, die e<strong>in</strong>e<br />

Herstellung von marktfähigen Produkten oder die Erbr<strong>in</strong>gung von Dienstleistungen<br />

ermöglichen. Das pädagogische Personal im Berufsvorbereitungsjahr ist<br />

qualifiziert, die fachpraktischen <strong>und</strong> -theoretischen Anforderungen der Herstellung<br />

von Produkten <strong>und</strong> Dienstleistungen abzudecken. Häufig werden auf<br />

dieser Basis bereits Produkte für den Eigenbedarf hergestellt, beispielsweise<br />

Waren, die auf schulischen Weihnachtsbasaren verkauft werden, oder<br />

Produkte, die die Jugendlichen für sich selbst oder als Geschenke für<br />

Familienmitglieder mit nach Hause nehmen. Von dieser Ausgangslage ist das<br />

„Produzieren für den Markt“ zum Teil nur noch e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Schritt.<br />

Zum Teil nicht abgedeckt wird der Bereich betriebswirtschaftlicher Qualifikationen,<br />

wenn sie im Berufsschulalltag nicht gefordert werden. Teils lösen<br />

Schulen das Problem so, dass sie eigene vorhandene Potenziale identifizieren<br />

<strong>und</strong> entwickeln. Fast überall gibt es Lehrkräfte oder Ausbilder/<strong>in</strong>nen, die über<br />

entsprechende Erfahrungen verfügen <strong>und</strong>/oder die e<strong>in</strong>e solche Aufgabe reizt.<br />

Teils werden gezielt für das produktionsorientierte Lernen Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen gesucht,<br />

also Lehrkräfte mit Mehrfachqualifikationen, die bereits <strong>in</strong> der freien<br />

Wirtschaft tätig waren. Teils lösen die Schulen das Problem durch e<strong>in</strong>e<br />

Kooperation mit e<strong>in</strong>em externen Bildungsträger, der möglicherweise noch<br />

Expertise bei der E<strong>in</strong>werbung von Drittmitteln mitbr<strong>in</strong>gt. Wichtig ist, dass die<br />

betriebswirtschaftliche Herangehensweise nicht isoliert bei e<strong>in</strong>er Expert<strong>in</strong>/<br />

e<strong>in</strong>em Experten angesiedelt wird. Die an der Produktionsschule beteiligten<br />

Lehrkräfte <strong>und</strong> Ausbilder/<strong>in</strong>nen müssen sich geme<strong>in</strong>sam als Teil des Betriebes<br />

<strong>und</strong> se<strong>in</strong>er „Belegschaft“ verstehen.<br />

H<strong>in</strong>sichtlich der Gestaltung der räumlichen Voraussetzungen gibt es zwei<br />

Philosophien: Die e<strong>in</strong>e lautet, dass die Schule selbst der Ort se<strong>in</strong> soll, an dem<br />

betriebsförmig produziert werden soll. Das setzt allerd<strong>in</strong>gs räumliche<br />

Konstellationen voraus, <strong>in</strong> denen das Produzieren nicht durch den schulischen<br />

Alltagsbetrieb gestört oder bee<strong>in</strong>trächtigt wird.<br />

Weil diese Rahmenbed<strong>in</strong>gungen nicht immer gegeben s<strong>in</strong>d, rät die zweite<br />

Philosophie zur Auslagerung kle<strong>in</strong>erer „Betriebse<strong>in</strong>heiten“. Das ist allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong><br />

der Regel mit zusätzlichen Kosten verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> führt zu e<strong>in</strong>er Trennung von<br />

Schule e<strong>in</strong>erseits <strong>und</strong> Betrieb andererseits.<br />

21

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!