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in Schülerfirmen, Jugendhilfebetrieben und Produktionsschulen

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Marktorientierung zwischen K<strong>und</strong>enwünschen <strong>und</strong> konkurrierenden<br />

Anbietern<br />

Die Frage nach der Marktfähigkeit von Produkten <strong>und</strong> Dienstleistungen ist nicht leicht zu<br />

beantworten, weil sie zwei mite<strong>in</strong>ander verschränkte Teilfragen berührt:<br />

1. Wer s<strong>in</strong>d potenzielle K<strong>und</strong>en oder Abnehmer von Produkten <strong>und</strong> Dienstleistungen?<br />

2. Wer s<strong>in</strong>d potenzielle Konkurrenten als Anbieter dieser Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen?<br />

Beide Gruppen (K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> konkurrierende Anbieter) stehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em für <strong>Produktionsschulen</strong><br />

charakteristischen Zusammenhang. Bei der Auswahl der K<strong>und</strong>en muss e<strong>in</strong>erseits<br />

darauf geachtet werden, dass sie für die Besonderheiten des produktionsorientierten<br />

Lernens ausreichend tolerant, also z. B. auch begründete Term<strong>in</strong>verzögerungen <strong>und</strong><br />

begrenzte Abweichungen von Qualitätsanforderungen h<strong>in</strong>zunehmen bereit s<strong>in</strong>d. Bei der<br />

Auswahl der K<strong>und</strong>en (wie auch bei der Entscheidung über Produkte <strong>und</strong> bei der<br />

Preiskalkulation) ist aber auch die mögliche Reaktion potenzieller konkurrierender Anbieter<br />

zu beachten: Problematisch wird die Situation dann, wenn die Produktionsschule mit<br />

dem Vorwurf konfrontiert wird, sie würde privatwirtschaftliche Konkurrenten durch<br />

Billigangebote ausstechen.<br />

Um dieses Risiko zu vermeiden, werden verschiedene Wege gewählt:<br />

• Es wird ausschließlich für den Eigenbedarf produziert. Dann handelt es sich um Produkte<br />

<strong>und</strong> Dienstleistungen, die <strong>in</strong> der Schule selbst benötigt oder konsumiert werden.<br />

Dazu zählen beispielsweise die Produktion von Gartenprodukten, das Herstellen <strong>und</strong><br />

Servieren von Lebensmitteln <strong>und</strong> Mahlzeiten für die eigene Kant<strong>in</strong>e, für Schulfeste <strong>und</strong><br />

Veranstaltungen; Reparatur- <strong>und</strong> Renovierungsarbeiten, die Herstellung von Unterrichtsmaterialien<br />

usw.<br />

• E<strong>in</strong>e zweite Variante ist die Herstellung von „Nischenprodukten“ für den eigenen Bedarf,<br />

aber auch für externe (meist geme<strong>in</strong>nützige) Abnehmer: der Bau von Möbeln <strong>und</strong> Spielgeräten<br />

für K<strong>in</strong>dergärten, Ausstattungen für Jugendfreizeite<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> Vere<strong>in</strong>e<br />

usw. Hier besteht bereits e<strong>in</strong> erhöhtes Risiko von Interessenkollisionen, die sich <strong>in</strong> der<br />

Praxis häufig dadurch auflösen lassen, dass es angesichts des ger<strong>in</strong>gen Umfangs der<br />

Aufträge e<strong>in</strong> Interesse privatwirtschaftlicher Anbieter nicht gibt.<br />

• Je professioneller die Produktionsschule Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen herstellt <strong>und</strong> vermarktet,<br />

desto notwendiger s<strong>in</strong>d klare Absprachen mit betroffenen Kammern <strong>und</strong><br />

Innungen. Zum Teil gel<strong>in</strong>gt es dabei sogar, Absprachen über Kooperationen zwischen<br />

<strong>Produktionsschulen</strong> <strong>und</strong> Privatbetrieben zu treffen, von denen beide Seiten profitieren.<br />

Die Schule zur Berufsvorbereitung <strong>in</strong> München bietet <strong>in</strong> den verschiedenen Produktionsabteilungen<br />

Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen ausschließlich für städtische Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter an. Es handelt sich dabei beispielsweise um: Das Restaurieren alter Möbel,<br />

die Anfertigung von K<strong>in</strong>derbänken, Bistrotischen, Flaschenöffnern, Beamerhalterungen (<strong>in</strong>klusive<br />

Montage), die Reparatur von Fahrrädern, den Bau von neuen Mounta<strong>in</strong>bikes, das<br />

Beziehen von Flachpolstern <strong>und</strong> Stühlen, Tapezieren, den Bistro-Betrieb im pädagogischen<br />

Institut, die Herstellung kalter <strong>und</strong> warmer Buffets für bis zu 100 Personen, die Cocktailbar<br />

für Stehempfänge, Meet<strong>in</strong>gs etc., die Bereitstellung von geschultem Servicepersonal für<br />

Stehempfänge etc.<br />

In jedem Fall ist das Verhältnis von <strong>Produktionsschulen</strong> <strong>und</strong> privatwirtschaftlicher<br />

Konkurrenz (<strong>und</strong> den sie vertretenden Organisationen) e<strong>in</strong> Thema, das e<strong>in</strong> hohes Maß an<br />

Aufmerksamkeit <strong>und</strong> Sensibilität verlangt. Wie viele Beispiele belegen, gibt es bei Betrieben<br />

<strong>und</strong> Kammern durchaus e<strong>in</strong> Verständnis für das Anliegen, bildungsbenachteiligte<br />

Jugendliche, wie Schüler/<strong>in</strong>nen des Berufsvorbereitungsjahres, optimal zu fördern.<br />

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