Download Ausgabe 9 - Kommunal
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◆ Dr. Roman Häußl<br />
Gemäss Art. 118 Abs.2 B-VG umfasst<br />
der eigene Wirkungsbereich neben den<br />
in Art.116 Abs.2 angeführten Angelegenheiten<br />
alle Angelegenheiten, die im<br />
ausschließlichen oder überwiegenden<br />
Interesse der in der Gemeinde verkörperten<br />
örtlichen<br />
Gemeinschaft gelegen<br />
und geeignet sind,<br />
durch die Gemeinde<br />
innerhalb ihrer örtlichen<br />
Grenzen besorgt<br />
zu werden. Die<br />
Gesetze haben derartige<br />
Angelegenheiten<br />
ausdrücklich als solche<br />
des eigenen Wirkungsbereiches<br />
der<br />
Gemeinde zu bezeichnen.<br />
Abs.3 dieser Gesetzesstelle zählt<br />
dann jene behördlichen Aufgaben auf,<br />
die der Gemeinde zur Besorgung im<br />
eigenen Wirkungsbereich gewährleistet<br />
sind. In seinem Erkenntnis vom 9.Juli<br />
2005, GZ G4/05, hat der Verfassungsgerichtshof<br />
ausgesprochen, dass der<br />
eigenen Wirkungsbereich der<br />
Gemeinde gemäss Art. 118 Abs.2 und 3<br />
B-VG als „dynamischer Begriff“ zu verstehen<br />
ist, sodass die Aufgaben des<br />
eigenen Wirkungsbereiches nicht auf<br />
dem Stand von 1962 fixiert sind, sondern<br />
es sich beim Art. 118 Abs.2 und 3<br />
B-VG um eine für die neue Entwicklung<br />
offene Legaldefini-<br />
tion handelt (keine<br />
Anwendbarkeit der<br />
Versteinerungstheorie<br />
im Sinne des Zieles<br />
der Gemeindeverfassungsnovelle<br />
1962).<br />
Dieser Auffassung<br />
folgend hat der Verfassungsgerichtshof<br />
in dem vorgenannten<br />
Erkenntnis § 112<br />
Abs.3 dritter Satz GewO 1994 in der<br />
Fassung BGBl. I Nr. 111/2002, als verfassungswidrig<br />
aufgehoben. Die<br />
Bestimmung der Gewerbeordnung, die<br />
Vorschriften über die Gewerbeausübung<br />
in Gastgärten, die sich auf<br />
öffentlichem Grund befinden, enthält,<br />
diese Bestimmung vor, dass der Landeshauptmann<br />
mit Verordnung abwei-<br />
Recht & Verwaltung<br />
VfGH-Erkenntnis zum „eigenen Wirkungsbereich“ der Gemeinde<br />
Gemeinden können<br />
Betriebszeiten steuern<br />
Der „eigene Wirkungsbereich“ der Gemeinde umschreibt all jene Angelegenheiten, die<br />
im ausschließlichen – oder zumindest überwiegenden – Interesse der Gemeinde liegen.<br />
Dass der Begriff „Eigener Wirkungsbereich“ als ein dynamischer zu verstehen ist, der<br />
also Veränderungen unterliegt oder „mit der Zeit geht“, belegt ein aktuelles Erkenntnis<br />
des Verfassungsgerichtshofes (VfGH). KOMMUNAL berichtet exklusiv.<br />
»<br />
Die Aufgaben des<br />
eigenen Wirkungsbereiches<br />
sind nicht<br />
auf dem Stand von<br />
1962 fixiert.<br />
«<br />
VfGH-Erkenntnis vom<br />
9. Juli 2005, GZ G4/05<br />
Bei die auf die Abwehr störenden Lärms<br />
dienenden Betriebszeitenbegrenzung<br />
für Gastgärten handle es sich demnach<br />
um eine Angelegenheit der „örtlichen<br />
Sicherheitspolizei“<br />
chende Regelungen betreffend die<br />
Gewerbeausübung in Gastgärten für<br />
solche Gebiete festlegen kann, die insbesondere<br />
wegen ihrer Flächenwidmung,<br />
ihrer Verbauungsdichte der in<br />
ihnen bestehenden Bedürfnisse im<br />
Sinne des § 113 Abs.1 und ihrer öffentlichen<br />
Einrichtungen, wie Krankenhäuser,<br />
Altenheime, Bahnhöfe, Theater,<br />
Sportplätze und Parks, diese Sonderregelungen<br />
rechtfertigen.<br />
◆ wirkl.Hofrat i. R. Dr. Roman<br />
Häußl ist Experte für<br />
Gemeinderecht<br />
KOMMUNAL 19