Download Ausgabe 9 - Kommunal
Download Ausgabe 9 - Kommunal
Download Ausgabe 9 - Kommunal
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Zukunftsthema Sozialdienst<br />
Die Haftung von Sozialbetreuungsberufen und ähnlichen Einrichtungen<br />
Das neue Berufsbild<br />
„Sozialbetreuung“<br />
Die aktuelle gesellschaftliche Entwicklung (Rückzug des Staates aus vielen Lebensbereichen,<br />
immer kleineren Familieneinheiten, gestiegene Lebenserwartung, medizinischer<br />
Fortschritt) schafft eine Lücke in der „Betreuung“, die vor allem den kommunalen Bereich<br />
direkt betrifft. Neben finanziellen und organisatorischen Aspekten hat diese Entwicklung<br />
auch eine rechtliche Komponente, nämlich jene der schadenersatzrechtlichen Haftung der<br />
Kommune, aber auch der Sozialbetreuer selber. KOMMUNAL beleuchtet dieses Thema.<br />
◆ Dr. René Kempf<br />
Der Gesetzgeber hat auf die politischen<br />
und gesellschaftlichen Entwicklungen<br />
reagiert und den „Gesundheitsberufen“<br />
das Berufsbild „Sozialbetreuungsberufe“<br />
hinzugefügt (BGBl. I 55/2005 mit<br />
erklärenden Anlagen sowie die Novelle<br />
2005 zum Gesundheits- und Krankenpflegegesetz,<br />
BGBl. I 69/2005, hier insbes.<br />
die Änderungen bei den §§ 3, 35<br />
u. 90).<br />
Dies sind kurz gefasst:<br />
◆ Heimhelfer/innen<br />
◆ Fach-Sozialbetreuer/innen<br />
◆ Diplom-Sozialbetreuer/innen<br />
mit den unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkten<br />
Altenarbeit, Familienarbeit<br />
, Behindertenarbeit, Behindertenbegleitung<br />
sowie unterschiedlichen<br />
Ausbildungsqualifikationen.<br />
◆ Dr. René<br />
Kempf ist Mitarbeiter in mehreren<br />
Ausschüssen des Verbandes der Versicherungsunternehmen<br />
Österreichs<br />
zum Thema „Allgemeine Haftflicht“<br />
60 KOMMUNAL<br />
◆ Für Fach- u. Diplom-Sozialbetreuer/<br />
innen muß die Qualifikation als Pflegehelfer/in<br />
gem. GuKG und das<br />
jeweilige Ausbildungsmodul des<br />
Arbeitsschwerpunktes vorliegen.<br />
◆ Für Heimhelfer/innen eine verkürzte<br />
Ausbildung mit dem Ausbildungsmodul<br />
„Unterstützung bei der Basisversorgung“;<br />
der Beruf Heimhelfer/in<br />
darf nur im Rahmen einer Trägereinrichtung<br />
und nicht<br />
freiberuf-<br />
licherfolgen. Wenn es sich beim<br />
Schädiger um Personen<br />
handelt, welche gerade<br />
aufgrund ihrer beruflichen<br />
Qualifikation eine spezielle<br />
Tätigkeit ausführen, so ist<br />
der Sorgfaltsmaßstab<br />
wesentlich erhöht.<br />
Obige jüngste<br />
Gesetze<br />
haben die<br />
Pflegehilfe<br />
aufgrund des<br />
dringenden<br />
Bedarfs in<br />
Österreich<br />
doch wesentlich<br />
gelockert<br />
(bis hin zur<br />
Berufsausübung im Wege der Arbeitskräfteüberlassung).<br />
Die Darstellung dieser neuen Berufsbilder<br />
ist deswegen für die Haftung von<br />
Interesse, da sie gegenüber den Klienten/Patienten/Betreuten<br />
einen erhöhten<br />
Sorgfaltsmaßstab zugrundelegen.<br />
Auf der anderen Seite wurde nunmehr<br />
eine Grauzone in der Qualifikation der<br />
Tätigkeiten von Personen, welche sich<br />
sozialen Aufgaben widmen, geschlossen<br />
und somit Rechtssicherheit geschaffen.<br />
Grundlagen der Haftung<br />
Um die Haftung von Kommunen als<br />
Trägereinheit, Betreiber von z.B. Altenheimen<br />
oder Vermittler von Sozialbetreuern<br />
als auch die persönliche<br />
Haftung von Sozialbetreuern<br />
näher zu beleuchten,<br />
ist ein kleiner Überblick der<br />
Grundsätze des österreichischen<br />
Schadenersatzrechtes<br />
wichtig.<br />
Basis des österreichischen<br />
Schadenersatzrechtes ist das<br />
Verschuldensprinzip, d.h. bis<br />
auf einige Ausnahmen (z.B.<br />
im Zusammenhang mit<br />
Kraftfahrzeugen, Eisenbahnen,<br />
Atomkraftwerken etc.)<br />
gilt das Prinzip, dass nur derjenige<br />
haftet, den für sein<br />
schädigendes Verhalten auch<br />
ein Verschulden trifft. Der Verschuldensgrad<br />
kann vorsätzlich, grob oder<br />
leicht fahrlässig sein, was Auswirkungen<br />
auf die Art und Höhe des Schadenersatzes<br />
haben kann. Normalerweise<br />
geht der Gesetzgeber (hier im speziellen<br />
Fall das Allgemeine Bürgerliche<br />
Gesetzbuch) davon aus, dass ein Verschulden<br />
jedenfalls dann gegeben ist,