Download Ausgabe 9 - Kommunal
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Soweit eine Sozialbetreuerin nicht selbständig<br />
auftritt sondern im Rahmen einer<br />
Trägerorganisation (Kommune, Verein,<br />
soziale Institutionen), haftet daneben<br />
auch diese Trägerorganisation.<br />
wenn die jedem normalen und vernünftigen<br />
Menschen zuzutrauende<br />
objektive Sorgfaltspflicht grob oder<br />
leicht verletzt wird (grobe oder leichte<br />
Fahrlässigkeit).<br />
Wenn es sich beim Schädiger jedoch<br />
um Personen handelt, welche gerade<br />
aufgrund ihrer beruflichen Qualifikation<br />
eine spezielle Tätigkeit ausführen,<br />
so ist der vorgenannte Sorgfaltsmaßstab<br />
wesentlich erhöht und man geht<br />
davon aus, dass jene Sorgfalt eingehalten<br />
werden muß, welche einem durchschnittlich<br />
qualifizierten Mitglied dieser<br />
Berufsgruppe zugemutet werden kann<br />
(erhöhte Sorgfaltspflicht, Sachverständigenhaftung).<br />
Nunmehr ist der Sorgfaltsmaßstab<br />
zumindest der eingangs genannten speziellen<br />
„Sozialbetreuungsberufe“ genau<br />
umschrieben und kann die objektive<br />
Sorgfaltsverpflichtung genau festgelegt<br />
werden. Bei Verstoß gegen die Vorschriften<br />
der obigen Berufsbilder, welche<br />
kausal einen Schaden verursachen,<br />
ist jedenfalls eine solche Verletzung<br />
und damit auch eine Haftung gegeben<br />
(Schutzgesetzverletzung).<br />
Hiezu ein Beispiel:<br />
Wird nunmehr von einer Person, welche<br />
alte Leute betreut, eine Tätigkeit<br />
vorgenommen, welchen den „Heimhelferinnen“<br />
vorbehalten ist (Ausbildungsmodul:<br />
Unterstützung bei der Basisversorgung)<br />
und kommt dadurch die<br />
betreute Person zu Schaden, so ist<br />
sicherlich von einer<br />
Schutzgesetzverletzung<br />
auszugehen und<br />
ergibt sich eine Haftung<br />
der Altenbetreuerin.<br />
Solche Fälle<br />
wären z.B. Fehler bei<br />
der Einnahme von<br />
oral zu verabreichenden<br />
Arzneimitteln<br />
oder bei der Dekubitusprophylaxe.<br />
Soweit eine Sozialbetreuerin<br />
nicht selbständig<br />
auftritt sondern<br />
im Rahmen einer Trägerorganisation<br />
(Kommune, Verein,<br />
soziale Institutionen),<br />
haftet daneben auch<br />
diese Trägerorganisation, d.h. sie muß<br />
für die Tätigkeit „ihrer“ Sozialbetreuerin<br />
haftungsmäßig einstehen (sogenannte<br />
Erfüllungsgehilfenhaftung).<br />
Ist der/die Sozialbetreuer/in Dienstnehmer<br />
einer Trägerorganisation, so ist<br />
die Haftung dieses Dienstnehmers<br />
gemäß des Dienstnehmerhaftpflichtgesetzes<br />
(DHG) eingeschränkt und kann<br />
je nach Grad seines Verschuldens (s.<br />
oben) sogar auf Null herabgesetzt werden.<br />
Die obigen Ausführungen gelten natürlich<br />
genauso für Angehörige, welche<br />
den „Gesundheitsberufen“ zuzuordnen<br />
sind. Etwas anders stellt es sich bei<br />
jenen Tätigkeiten dar, die keiner speziellen<br />
Ausbildung bedürfen (Putz-, Reinigungsdienste,<br />
Besorgungen des täglichen<br />
Lebens etc.). Hier wird jedenfalls<br />
nicht die oben verlangte erhöhte objektive<br />
Sorgfaltspflicht zum Tragen kommen,<br />
sondern die einem normalen verständigen<br />
Menschen zuzutrauende<br />
Normalerweise<br />
sind aus den Standardversicherungen<br />
für<br />
Kommunen Krankenanstalten<br />
und ähnliche<br />
Einrichtungen wie<br />
Kurheime, Sanatorien,<br />
Ambulatorien, Altersund<br />
Pflegeheime<br />
ausgeschlossen.<br />
Zukunftsthema Sozialdienst<br />
Sorgfalt. Ansonsten gelten dieselben<br />
Grundsätze, wie sie oben beschrieben<br />
worden sind.<br />
Die Abdeckung der<br />
Sozialbetreuung durch<br />
Haftpflichtversicherung<br />
Soweit Privatpersonen alltägliche<br />
Arbeiten, welche nicht einer betrieblichen,<br />
beruflichen oder gewerbsmäßigen<br />
Tätigkeit zuzuordnen sind, unentgeltlich<br />
im privaten Kreise verrichten,<br />
so werden diese – soweit nicht andere<br />
Ausschlüsse zur Geltung kommen – im<br />
Rahmen einer Privathaftpflichtversicherung<br />
(meist angeschlossen an eine<br />
Haushaltsversicherung) abgedeckt sein.<br />
Selbständig arbeitende Sozialbetreuer<br />
sollten jedenfalls eine Berufshaftpflichtversicherungabschließen<br />
und dabei darauf<br />
achten, dass genau ihr<br />
Berufsbild von der Risikobeschreibung<br />
in der<br />
Versicherungspolizze<br />
umfasst ist .<br />
Trägereinrichtungen wie<br />
Vereine und Institutionen<br />
sollten im Rahmen<br />
einer Vereins-haftpflichtoderBetriebshaftpflichtversicherungspolizze<br />
einen maßgeschneiderten,<br />
ihrem Risiko entsprechendenVersicherungsschutzabschließen.<br />
Kommunen als<br />
Träger-organisationen<br />
sollten bei einem Versicherer,<br />
der sich auf kommunale Versicherungspolizzen<br />
spezialisiert hat, dieses<br />
Risiko einschließen, soweit sie es<br />
nicht schon aufgrund eines besonderen<br />
Produktes oder einer speziellen Vereinbarung<br />
eingeschlossen haben. Hinzuweisen<br />
ist jedenfalls darauf, dass normalerweise<br />
aus den Standardversicherungen<br />
für Kommunen Krankenanstalten<br />
und ähnliche Einrichtungen wie<br />
Kurheime, Sanatorien, Ambulatorien,<br />
Alters- und Pflegeheime ausgeschlossen<br />
sind, sodaß eine Spezialvereinbarung<br />
für diese Einrichtungen notwendig ist.<br />
Sowohl für Selbständige als auch für<br />
Pflegeeinrichtungen ist darauf hinzuweisen,<br />
dass gerade für Personenschäden<br />
eine entsprechend hohe Versicherungssumme<br />
vereinbart werden muß,<br />
da durch die Entwicklung der<br />
Zusprüche für Pflegekosten, Schmerzensgeld,<br />
Sozialversicherungsregresse<br />
etc. Schadensummen von mehreren<br />
Millionen Euro keine Seltenheit sind.<br />
KOMMUNAL 61