Z e i t s c h r i f t f ü r i n n o v a t i o n - Lemmens Medien GmbH

Kommentar
Die Ratschläge des Wissenschaftsrats sind
in gewisser Weise paradox. Einerseits ermahnt
er mit den behutsamsten Worten die
Kirchen, auf Forschung und Lehre an den
theologischen Fakultäten weniger Einfluss zu
nehmen. Andererseits sollen Islam-Institute
geschaffen werden, an denen institutionellen
Vertretern der Muslime ein starkes Mitbestimmungsrecht
eingeräumt wird. Mit Verlaub,
dass passt nicht zusammen.
Damit wir uns nicht missverstehen: Bund und
Länder dürfen einer großen Weltreligion nicht
Dinge verweigern, die sie einer anderen zubilligen.
Die Gleichbehandlung von Christentum
und Islam war überfällig. Überzeugten Laizis-
INTENSIVTRAINING FAST TRACK
STUTTGART. Die robert Bosch stiftung
schreibt im Frühjahr 2010 die vierte Runde
ihres Programms Fast Track für Nachwuchsforscherinnen
aus den Rechts-, Wirtschaftsund
Sozialwissenschaften aus.
Frauen sind in der deutschen Forschungslandschaft,
besonders in Führungspositionen,
deutlich unterrepräsentiert. Dem will die Stiftung
mit speziell zugeschnittenen Kompaktseminaren
entgegensteuern. Den zwanzig neuen
Teilnehmerinnen werden in drei- bis viertägigen
Modulen, die sich über einen Zeitraum
von zwei Jahren verteilen, essenzielle Sozialund
Führungskompetenzen für eine erfolgreiche
Laufbahn in der Forschung und im Wissenschaftsmanagement
vermittelt. Darüber
hinaus ist eine strategische Planung wichtig,
wenn die Familie mit der beruflichen Karriere
in Einklang zu bringen ist. Hilfreich für die Wissenschaftlerinnen
erweisen sich schließlich
ten wäre aber womöglich eine andere Lösung
für das Dilemma eingefallen. Schließlich ist
die Trennung von Kirche und Staat ein grundlegendes
Verfassungsprinzip der Bundesrepublik.
Wenn aber der Glauben Privatsache
ist, dann hat nicht nur der Staat in den Angelegenheiten
der Religionsgemeinschaften
nichts zu suchen, sondern auch umgekehrt
die Religionsgemeinschaften nichts in den
Angelegenheiten des Staates. Weder wäre
dann die Ausbildung von Priestern noch die
von muslimischen Geistlichen eine Aufgabe
staatlicher Hochschulen. Wenn Kirchenfunktionäre
und Imame eine akademische Ausbildung
benötigen, dann sollten sie diese an
Nachwuchsforscherinnen fördern
nicht nur die inhaltliche Dimension der Fortbildung
sowie die Netzwerkbildung und der Ideenaustausch
mit erfahrenen Führungskräften,
sondern auch das Stipendium für karrierefördernde
Maßnahmen in Höhe von 4.800 Euro,
das für Tagungen ebenso verwendet werden
kann wie für Kinderbetreuung.
Niels Barth, Ansprechpartner für Fast Track
und Projektleiter im Programmbereich Wissenschaft
und Forschung, erklärt, dass sich
die Weiterbildung stets auf einen ausgewählten
Fachbereich konzentriert, um einen
zu heterogenen Teilnehmerinnenkreis zu
vermeiden und so die Netzwerkkontakte
auf eine begrenzte Fach-Community ausrichten
zu können. Dieses Jahr sind dies die
Sprach- und Kulturwissenschaften. Bereits
wissenschaftliche Leistungen erbracht sowie
internationale Erfahrungen gesammelt haben
sollten die Bewerberinnen, die ihre Unterlagen
news & facts 5
privaten Hochschulen
oder privaten
Stiftungslehrstühlen
erhalten. Die
Steuerzahler, zu
denen bekanntlich
eine wachsende
Zahl von Atheisten
gehört, haben dafür
nicht einzustehen.
Dr. Frank Stäudner (43) ist Physiker und promovierter
Wissenschaftsphilosoph. Er leitet die
Kommunikationsabteilung beim Stifterverband
für die Deutsche Wissenschaft in Essen.
Quelle: DIE ZEIT vom 11.2.2010
Geförderte Weiterbildung für Sprach- und Kulturwissenschaftlerinnen.
Foto: Harald Kreutzer
voraussichtlich ab April bei der Robert Bosch
Stiftung einreichen können.
wissenschaftsmanagement 1 • januar/februar • 2010