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4/06 - Akademie für Politische Bildung Tutzing

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dass auf Anweisung des Verlags in der<br />

WAZ in Gelsenkirchen kein Bericht<br />

erscheinen darf über den Aufkauf und<br />

die Einstellung der Konkurrenzzeitung.“<br />

Sonntagsreden und<br />

Montagspraxis<br />

Wenn die Politik bejahe, dass Lokaljournalismus<br />

nötig sei, müsse sie auch<br />

zu finanziellen Hilfen <strong>für</strong> Zeitungen<br />

bereit sein. „Dazu müssen allerdings<br />

die Bilanzen auf den Tisch“, sagte<br />

Horst Röper verlangt gezielte Hilfen<br />

durch den Staat zur Sicherung<br />

von Vielfalt. Fotos: Schröder<br />

Röper. Es gehe nicht um Subventionen<br />

<strong>für</strong> Leute, die „betriebswirtschaftlich<br />

den Überblick verloren haben.“<br />

Die bestehenden Zeitungen sollten in<br />

die Lage versetzt werden, „die heutige<br />

Verlegergeneration zu überleben.“<br />

Die Erben der Gründerväter hätten<br />

häufig keinen publizistischen Ethos<br />

mehr. Zu oft würde den Sonntagsreden<br />

über die freie Presse die Montagspraxis<br />

mit Stellenstreichung und Schließung<br />

von Lokalredaktionen folgen.<br />

Den neuen Playern am lukrativen Fernsehmarkt<br />

widmete sich Victor Henle,<br />

Direktor der Thüringer Landesmedienanstalt.<br />

Unity, Arena und Telekom sind<br />

Namen, an die der Zuschauer sich wird<br />

gewöhnen müssen. Mit dem Lockmittel<br />

Fußball, dem „Rückgrat des Programms“<br />

(so ARD-Programmdirektor<br />

Günter Struve), drängen internationale<br />

Investoren in den Pay-TV-Markt.<br />

Das sei an sich zu begrüßen, denn nun<br />

stehe Premiere nicht mehr allein da.<br />

<strong>Akademie</strong>-Report 4/20<strong>06</strong><br />

Den neuen Plattformbetreibern („hybride<br />

Wesen“) schrieb Henle eine „Filterfunktion<br />

mit Deutungsmacht“ zu.<br />

Der Medienkontrolleur sprach sich<br />

da<strong>für</strong> aus, in neue Regulierungsvorschriften<br />

zur Konzentrationskontrolle<br />

die Nutzung und Meinungsrelevanz<br />

von Betreibern einzubeziehen und<br />

nicht nur technische Maßstäbe wie die<br />

Reichweite anzulegen. Sorge treibt<br />

Henle bezüglich des lokalen Fernsehens<br />

um: „Das droht unter die Räder<br />

zu kommen.“<br />

„Gegoogeltes<br />

Meinungsniveau“<br />

Die geplante Verschlüsselungsgebühr<br />

<strong>für</strong> bisher kostenfreie private Sender<br />

wie RTL oder SAT1 („darum kommen<br />

wir nicht herum“) sieht Henle kritisch.<br />

Die geplanten 3,50 Euro pro Haushalt<br />

und Monat berechnen sich auf Jahreseinnahmen<br />

von rund 600 Millionen<br />

Der Thüringer Medienwächter Victor<br />

Henle spürt bei den „ständig<br />

neuen Aggregatszuständen auf<br />

dem Medienmarkt derzeit wenig<br />

Trittsicherheit“.<br />

Euro pro Jahr und Sender. Er <strong>für</strong>chtet<br />

eine Anhäufung von Nutzerdaten bei<br />

den Sendern: „Der gläserne Zuschauer<br />

ist dann Realität und der Datenschutz<br />

geht unter.“ Und wenn Suchmaschinen<br />

wie google, die jetzt schon<br />

als Schleusenwärter auf einem hochkonzentrierten<br />

Markt eine zentrale<br />

Rolle bei der globalisierten Kommunikation<br />

spielen, auch noch Programmanbieter<br />

werden, be<strong>für</strong>chtet Henle „ein<br />

gegoogeltes Meinungsniveau.“<br />

Bilanzierend stellte der Thüringer Medienwächter<br />

fest, dass die „ständig<br />

neuen Aggregatszustände auf dem Medienmarkt<br />

derzeit wenig Trittsicherheit“<br />

geben. „Um die fehlende Sicherheit<br />

wieder herzustellen, brauchen wir<br />

ein neues Medienrecht.“ Neue Akteure<br />

bringen zukünftig zwar mehr Chancen<br />

und mehr Wettbewerb, aber auch<br />

mehr Konzentration.<br />

Den Verlust der Beschaulichkeit auf<br />

dem deutschen Medienmarkt sieht<br />

Hans-Jürgen Jakobs, Medienredakteur<br />

bei der Süddeutschen Zeitung. „Frü-<br />

Hans-Jürgen Jakobs: „Berlusconi<br />

am deutschen Markt wäre ein<br />

GAU“.<br />

her waren es 500 reiche Familien, die<br />

die Medien beherrschten, heute sind es<br />

500 internationale Investoren.“ Die<br />

Kirch-Pleite erkennt er als das „Ende<br />

der formierten Gesellschaft“ und den<br />

Kirch-Käufer Haim Saban als „Boten<br />

einer neuen Zeit“: Das internationale<br />

Kapital sei heute mehr ein schneller<br />

Hirsch denn ein scheues Reh. Für ihn<br />

wäre der „größte anzunehmende Unfall“<br />

(GAU) im deutschen Mediensystem,<br />

wenn Berlusconi die ProSieben-<br />

SAT1 Media AG übernehmen würde.<br />

Mächtige<br />

Werbeagenturen<br />

Die Resultate des Ringens um die Fußball-Lizenzen<br />

findet Jakobs ernüchternd:<br />

Arena habe 800 000 Abonnenten<br />

– 2,5 Millionen seien als Profitgrenze<br />

genannt worden. Das Fußball-<br />

Abenteuer verlaufe schleppend und<br />

Arena verliere an Tempo. Die Kabel<br />

�<br />

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