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4/06 - Akademie für Politische Bildung Tutzing

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Im Alter neue Wege gehen<br />

Experten und Senioren stellen Ansätze <strong>für</strong> ein aktives Leben im Alter vor<br />

Der „demographische Wandel“ ist in aller Munde und er wird<br />

heftig diskutiert: Wie kann und soll er aufgefangen und gestaltet<br />

werden, wenn er schon nicht aufzuhalten ist? Im Mittelpunkt<br />

stehen bei diesen Diskussionen vor allem die gesellschaftlichen<br />

Auswirkungen der steigenden Lebenserwartung und die verbesserte<br />

Gesundheit der Seniorinnen und Senioren. Das Phänomen<br />

hat jedoch auch eine individuelle, sehr emotionale Dimension. Die<br />

Furcht vor der „Abschiebung“ ins Altersheim oder dem einsamen<br />

Tod in der eigenen Wohnung führen bei den „agilen Alten“ von heute<br />

zur Suche nach neuen Wegen, wie die lange Zeit nach dem Ende<br />

der Berufstätigkeit und dem Auszug der Kinder gestaltet werden<br />

soll. Unsere Tagung „Alt, agil, aktiv. Leben und Wohnen im Alter“,<br />

eine Kooperation mit der Petra-Kelly-Stiftung, griff diese beiden<br />

Dimensionen auf.<br />

Besser versorgt –<br />

aber allein<br />

Die öffentlichen Debatten verbreiten<br />

nicht nur Pessimismus, sondern vermitteln<br />

oft auch ein falsches Bild der<br />

Lage. So täuscht die Diskussion über<br />

die Erhöhung des Rentenalters über die<br />

Tatsache hinweg, dass der „Ruhestand“<br />

in der Realität immer länger<br />

wird. Anhand der Zahlen des 5. Altenberichts<br />

der Bundesregierung belegte<br />

Sozialwissenschaftler Holger Adolph,<br />

der Geschäftsstellenleiter des Berichts,<br />

diese Entwicklung: Das tatsächliche<br />

Renteneintrittsalter in Deutschland sei<br />

in den letzten Jahren kontinuierlich<br />

gesunken und liege heute bei durchschnittlich<br />

60 Jahren. Auf der anderen<br />

Seite steige die Lebenserwartung und<br />

verbessere sich der Gesundheitszustand<br />

im Alter. Zusätzlich habe sich<br />

durchschnittlich auch die materielle<br />

Situation und die Schulbildung der<br />

heutigen Rentner verbessert. Dadurch<br />

ist es den Senioren von heute möglich,<br />

ihr Leben anders zu gestalten als frühere<br />

Generationen, und es entstehen<br />

neue Ideen, wie man den Ruhestand<br />

verbringen will. Ein weiterer Trend<br />

gibt jedoch Anlass zum Nachdenken<br />

und könnte diese Entwicklung weiter<br />

beeinflussen: Laut Adolph wächst in<br />

den nächsten Jahren die Anzahl der<br />

Menschen, die in Einpersonenhaushalten<br />

leben, mit steigendem Alter stark<br />

<strong>Akademie</strong>-Report 4/20<strong>06</strong><br />

an. Zwar seien durch ihre höhere Lebenserwartung<br />

und die Tatsache, dass<br />

ihre Partner in der Regel eher älter<br />

sind, besonders Frauen vom Alleinsein<br />

im Alter betroffen. Jedoch müssten vor<br />

allem die Männer umdenken: Berech-<br />

Holger Adolph zeichnete mit den<br />

neuesten Daten aus dem 5. Altenbericht<br />

der Bundesregierung ein<br />

aktuelles Bild des Alters.<br />

nungen prognostizierten bis 2030 eine<br />

Verdreifachung der Zahl der Männer,<br />

die im Alter alleine leben. Das stelle<br />

diese Gruppe und auch die sozialen<br />

Einrichtungen vor neue Herausforderungen.<br />

Frauen schlechter<br />

gestellt<br />

Denn vor allem in der heutigen Seniorengeneration<br />

zeige sich die Rollenverteilung<br />

noch sehr deutlich, so auch<br />

Heike Skok, die die Münchner Geschäftsstelle<br />

des Wohnbund e.V. leitet<br />

und in der Frauenakademie München<br />

aktiv ist: Meist seien es die Frauen, die<br />

ihre Berufstätigkeit unterbrochen oder<br />

Heike Skok: Auswirkungen der<br />

Rollenverteilung verschärfen sich<br />

im Alter. Fotos: Tenschert<br />

aufgegeben haben, um Kinder großzuziehen<br />

beziehungsweise Angehörige<br />

zu pflegen. Bei Männern äußert sich<br />

die Rollenverteilung vor allem in Hilflosigkeit<br />

beim Kochen, Waschen oder<br />

Bügeln. Frauen sehen sich dagegen mit<br />

handfesten materiellen Nachteilen der<br />

alten Rollenbilder konfrontiert: Laut<br />

Skok fällt ihr Rentenanspruch wesentlich<br />

geringer aus als der ihrer Partner<br />

und das Armutsrisiko ist unter ihnen<br />

entsprechend höher als unter Rentnern.<br />

Diese Unterschiede werden durch die<br />

häufigere Berufstätigkeit der Frauen<br />

und die steigende Kinderlosigkeit in<br />

den folgenden Generationen zwar geringer,<br />

Skok prognostiziert aber, dass<br />

sie weiter existieren werden. Außerdem<br />

hat der heutige Kindermangel<br />

Die Präsentationen der Veranstaltung finden Sie auf unserer Homepage.<br />

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