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Panorama 1/Februar 2010 - Erlebnisbank.ch

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46 | mens<strong>ch</strong><br />

Wohin mit D­mark, s<strong>ch</strong>illing und Lira?<br />

Trotz der einheitswährung euro<br />

lagern no<strong>ch</strong> millionenbeträge<br />

in den ehemaligen Landeswährungen.<br />

sie haben ihren Wert<br />

ni<strong>ch</strong>t verloren und können bei<br />

den jeweiligen nationalbanken<br />

immer no<strong>ch</strong> in euro umgetaus<strong>ch</strong>t<br />

werden. Der Winterthurer<br />

Urs Tagliavini weiss, wie‘s geht.<br />

K Ein S<strong>ch</strong>weizer, der bu<strong>ch</strong>stäbli<strong>ch</strong> mit einem<br />

Koffer voller Geld über die Landesgrenze reist,<br />

muss ni<strong>ch</strong>t in jedem Fall ein krimineller Geldwäs<strong>ch</strong>er<br />

sein. Er taus<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong> als Dienstleister<br />

für andere Auftraggeber Münz und Noten der<br />

früheren Landeswährung in Euro um. «Sofern es<br />

si<strong>ch</strong> um ‹umtaus<strong>ch</strong>bares gültiges Geld› handelt<br />

und sein Wert weniger als 10 000 Euro beträgt,<br />

muss es am Zoll ni<strong>ch</strong>t deklariert werden», sagt<br />

der Winterthurer Urs Tagliavini, pensionierter<br />

Poststellenleiter, Numismatiker und begeisterter<br />

Devisenzähler.<br />

13 milliarden D­mark ausstehend<br />

Der Umtaus<strong>ch</strong> von früheren europäis<strong>ch</strong>en Währungen<br />

in Euro ist eine neue Dienstleistung: «Als<br />

der Euro eingeführt wurde, kamen professio­<br />

1/<strong>2010</strong> <strong>Panorama</strong> Raiffeisen<br />

nelle Händler und Private zu Münzen und Banknoten.<br />

Die Landeswährung konnte na<strong>ch</strong> kurzer<br />

Zeit bei den Banken ni<strong>ch</strong>t mehr umgetaus<strong>ch</strong>t<br />

werden. Dabei war sie no<strong>ch</strong> gültig, aber man<br />

musste wissen, was damit anfangen.» So ma<strong>ch</strong>te<br />

er si<strong>ch</strong> auf alle mögli<strong>ch</strong>en Arten s<strong>ch</strong>lau, vorab<br />

im Internet. Und fand heraus: Die Währungen<br />

können bei den jeweiligen Nationalbanken am<br />

Hauptsitz und in ihren Filialen immer no<strong>ch</strong> umgetaus<strong>ch</strong>t<br />

werden. Sol<strong>ch</strong>e befinden si<strong>ch</strong> bei den<br />

Na<strong>ch</strong>barländern in Grenznähe: Bregenz, Como,<br />

Mailand, Strassburg, Mühlhausen, Villingen­<br />

S<strong>ch</strong>wenningen, Ulm, Stuttgart.<br />

Zu «altem Geld» gelangt Tagliavini auf vers<strong>ch</strong>iedene<br />

Arten. Es kann eine Erbs<strong>ch</strong>aft sein, bei<br />

der jemand Münzen, allenfalls au<strong>ch</strong> Banknoten,<br />

gesammelt hat. «Sie sind oft in Alben s<strong>ch</strong>ön<br />

sortiert; man<strong>ch</strong>mal steht der seinerzeitige Kaufpreis<br />

daneben – oder aber eine frühere Bewertung,<br />

ähnli<strong>ch</strong> wie bei Briefmarken.» Die damaligen<br />

Kaufpreise seien na<strong>ch</strong> heutigem Ermessen<br />

«oft sehr teuer» gewesen. Es kann aber au<strong>ch</strong><br />

einfa<strong>ch</strong> Bargeld sein, das jemand hinterlassen<br />

hat. Gerade die Deuts<strong>ch</strong>en, die im 20. Jahrhundert<br />

glei<strong>ch</strong> zweimal alle Ersparnisse verloren (bei<br />

der Inflation und na<strong>ch</strong> dem Zweiten Weltkrieg),<br />

horten ans<strong>ch</strong>einend re<strong>ch</strong>t oft Bargeld zu Hause.<br />

Sol<strong>ch</strong>e privat gehorteten Summen ma<strong>ch</strong>ten<br />

wertmässig einen geringen Anteil aus.<br />

Umfangrei<strong>ch</strong>er und wi<strong>ch</strong>tiger ist das Geld<br />

von gemeinnützigen Institutionen, die in Flughäfen<br />

und Banken damit werben, man solle<br />

na<strong>ch</strong> der Rückkehr zumindest das Kleingeld für<br />

einen guten Zweck spenden. Dieser Ertrag sei<br />

auf der ganzen Welt rückläufig. Früher habe es<br />

tonnenweise sol<strong>ch</strong>e Münzen gegeben, weil die<br />

Banken ja kein Münz zurücknahmen, nur Noten.<br />

Einheitswährungen wie der Euro sind der langfristige<br />

Tod sol<strong>ch</strong>er Spenden. Dabei ist no<strong>ch</strong><br />

längst ni<strong>ch</strong>t alles Altgeld umgetaus<strong>ch</strong>t. «Allein<br />

in Deuts<strong>ch</strong>land sind gemäss einem Beri<strong>ch</strong>t der<br />

Deuts<strong>ch</strong>en Bundesbank no<strong>ch</strong> 13 Milliarden D­<br />

Mark ausstehend – und das a<strong>ch</strong>t Jahre na<strong>ch</strong> der<br />

Einführung des Euro.»<br />

Kiloweise münzen<br />

Wenn er von einer gemeinnützigen Institution<br />

Geld erhält, ist es unsortiert und wild dur<strong>ch</strong>einander,<br />

ni<strong>ch</strong>t bloss na<strong>ch</strong> Wert, sondern au<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong><br />

Ländern. Das Aussortieren würde si<strong>ch</strong> für eine<br />

sol<strong>ch</strong>e Institution gar ni<strong>ch</strong>t lohnen, «denn es<br />

fehlt erstens das Know­how und zweitens der<br />

Blick». Den bekommt man mit der Zeit und mit<br />

der Übung: Tagliavini grübelt soglei<strong>ch</strong> in einem<br />

Haufen mit Münzen, die er kiloweise gerade<br />

eben erhalten hat, und pickt ein uns<strong>ch</strong>einbares<br />

Stück heraus: «Da sind drei Palmen drauf, die ist<br />

aus dem Irak.» >

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