Antennen ausfahren, besser verstehen, anders reagieren - Diversity ...

vor allem übertragbare Kompetenzen und Erfahrungen
nicht hinreichend erfasst, unpassende Empfehlungen
ausgesprochen. Eine von Beginn an wenig
kultursensible Vorgehensweise führt häufiger zum Abbruch
der Beratung. Ein ressourcenorientierter Blick
auf übertragbare und besondere Fähigkeiten, die
auch außerhalb von Arbeit und Beruf erworben
worden sein können oder aus der fremdkulturellen
Herkunft resultieren, eröffnet gerade bei Menschen
mit Migrationshintergrund weiterführende Möglichkeiten.
Beratende sind also gut beraten, zunächst zwei Dinge
zu beachten und in Rechnung zu stellen, wenn
sie Menschen mit Migrationshintergrund bei der
Arbeitssuche unterstützen sollen:
1. das Verständnis der angestrebten Arbeits- und
Berufstätigkeit zu erforschen: Was steht für die/den
Ratsuchenden dahinter? Was bedeutete diese Tätigkeit
im Herkunftsland? Unter welchen Bedingungen
und in welchem Umfeld fand sie statt? Ist sie überhaupt
kompatibel mit einer vergleichbaren Tätigkeit in
Deutschland? Ist sie für die/den Ratsuchenden noch
erstrebenswert, wenn es schwerwiegende Unterschiede
gibt? Was muss beachtet werden, wenn diese
Tätigkeit unter den Bedingungen des Ziellandes
ausgeübt werden soll?
2. die Suche nach übertragbaren Fähigkeiten zu
forcieren: Welche könnten das sein? Wo wurden sie
auch außerhalb von Beruf und Arbeit erworben?
Welche Hinweise geben Freizeitaktivitäten und Interessen
hierfür? Welche Hinweise z.B. auf Organisationstalent
und Planungsfähigkeit resultieren aus dem
Migrationsprozess selbst? In welchen Arbeitsbereichen
könnten diese Kompetenzen genutzt werden?
Welche Instrumente könnten bei der Identifizierung
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übertragbarer Fähigkeiten helfen? Wo sind sie verfügbar?
Wie können übertragbare Fähigkeiten im
Bewerbungsverfahren so transportiert werden, dass
sie beim Arbeitgeber Interesse wecken? Über welche
Sprachkompetenzen verfügt die/der Ratsuchende?
In welchen Branchen besteht vermutlich ein
erhöhter Bedarf an diesen Sprachkompetenzen?
2.1 Arbeit und Beruf - überall
dasselbe?
Dass Berufstätigkeiten in Deutschland und in anderen
Ländern ganz unterschiedlich verstanden werden
können, zeigt ein Beispiel, das ein Jobberater
berichtet:
“Zu mir kam eines Tages ein junger Mann aus Afghanistan,
der zu dem Zeitpunkt wohl vier Jahre in
Deutschland lebte und das Gymnasium nach der 12.
Jahrgangsstufe verlassen wollte. Das Abitur würde
er hier seiner Meinung nach niemals schaffen. Er
hatte die Idee, eine Ausbildung als Einzelhandelskaufmann
in einem Möbelgeschäft anzufangen und
erzählte mir, dass er an seinem Herkunftsort schon
als Junge im Geschäft seines Vaters gearbeitet hat –
in den Ferien und auch täglich nach der Schule. Auf
mich machte er den Eindruck, dass ihm das Spaß
gemacht hat, dass er gut verkaufen konnte und dass
er hier in seinem Zielland endlich mal erfolgreich sein
wollte, weil er ja mit der Schule nicht so gut zurecht
kam. Lange danach habe ich ihn mal wieder getroffen.
Da hatte er zwar seine Ausbildung abgeschlossen
und er hatte auch kurz in zwei Möbelgeschäften
gearbeitet. Aber er konnte die Umsatzvorgaben in
beiden Geschäften überhaupt nicht erfüllen. Wir kamen
ins Gespräch, und er sagte mir dann: ´In Afgha-