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Tagungsband low.pdf (1.9 MB) - (ESF) im Land Bremen

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Freie Hansestadt <strong>Bremen</strong><br />

Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit,<br />

Jugend und Soziales<br />

gefördert von:<br />

EUROPÄISCHE UNION<br />

Europäischer Sozialfonds<br />

Tagungsdokumentation<br />

Gender Mainstreaming<br />

Zwischenbilanz und Perspektiven<br />

Fachtagung <strong>im</strong> Rahmen<br />

des Europäischen Sozialfonds<br />

am 13. April 2005 in <strong>Bremen</strong>


Impressum<br />

Titel:<br />

Tagungsdokumentation<br />

Gender Mainstreaming<br />

Zwischenbilanz und Perspektiven<br />

Fachtagung <strong>im</strong> Rahmen des Europäischen Sozialfonds<br />

am 13. April 2005 in <strong>Bremen</strong><br />

Herausgeber:<br />

Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales<br />

der Freien Hansestadt <strong>Bremen</strong><br />

Contrescarpe 72<br />

D-28195 <strong>Bremen</strong><br />

http://www.bremen.de/arbeitssenator<br />

Bearbeitung:<br />

Referat 15: Europäischer Sozialfonds, Europäische Angelegenheiten<br />

Referatsleitung: Hildegard Jansen<br />

Tagungsteam:<br />

Rudolf Antonijevic<br />

Thorsten Armstroff<br />

Gerda Höptner-Jantsch<br />

Rolf Meyer<br />

Susanne Kirst<br />

Kontakt:<br />

Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales<br />

Thorsten Armstroff<br />

Contrescarpe 72<br />

D-28195 <strong>Bremen</strong><br />

fon ++ 421–361- 6340<br />

fax ++ 421– 361-18187<br />

Thorsten.Armstroff@Arbeit.<strong>Bremen</strong>.de<br />

Layout: axent, Ines Hillmann, <strong>Bremen</strong><br />

Druck: Perspektiven Offsetdruck GmbH, <strong>Bremen</strong><br />

Redaktionsschluss: <strong>Bremen</strong>, Juni 2005


5 Vorwort<br />

6 Einleitung<br />

8 Hintergrund, Stellenwert und Konzeption der Tagung<br />

13 Dokumentation der Eröffnungsreden<br />

26 Beiträge aus den thematischen Foren<br />

52 Good Practices von gendergerechten Mainstreamingprojekten und frauenspezifischer Förderung<br />

100 Abschluss der Fachtagung. Umsetzung von Gender Mainstreaming in der bremischen Verwaltung<br />

102 Anlagen<br />

13 Grußwort von Senatorin Karin Röpke<br />

14 H. Clark: Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong>, Zwischenbilanz und Perspektiven aus europäischer Sicht<br />

20 G. Winkler: Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong>, Zwischenbilanz und Perspektiven aus Sicht des<br />

Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit<br />

26 Forum I: Möglichkeiten und Grenzen der unterschiedlichen Implementierungsstrategien<br />

26 C. Langhoff: Erfahrungen mit der Implementierung eines strukturfondsübergreifenden<br />

Gender-Mainstreaming-Ansatzes in Brandenburg<br />

31 T. Wendt: Die österreichische Koordinationsstelle für Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

34 A. Rösgen: Erfahrungen mit der Implementierungsstrategie in Baden-Württemberg<br />

40 Forum II: Zwischenbilanz und Umsetzungs ergebnisse auf Programmebene<br />

40 G. Walter: Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong>, Ergebnisse aus der Halbzeitbewertung und der Arbeiten<br />

am „update“ der Halbzeitbewertung<br />

47 M. Kathmann: Arbeitsgruppe Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong> Ziel 3<br />

50 P. Rogge: Gender Mainstreaming in der <strong>ESF</strong>-Programmumsetzung<br />

52 Vorbemerkungen zum Thema Good Practice und Gender Mainstreaming<br />

54 Beiträge Forum III: Good Practices von gendergerechten Mainstreamingprojekten<br />

und frauenspezifischer Förderung<br />

54 G. Husel: Das Ada-Lovelace-Projekt – ein Mentorinnen-Netzwerk zur Förderung von Frauen<br />

in Technik<br />

und Naturwissenschaft<br />

58 M. Michel: IT-<strong>Land</strong>Frauen. Die Strategien der <strong>Land</strong>Frauen <strong>im</strong> Medienzeitalter<br />

62 P.-J. Regener: Manage the difference – Fit für den globalen Markt durch zukunftsorientierte und<br />

familienbewusste Personalpolitik<br />

66 Good practice-Messe<br />

66 Das Förderprojekt Familienbewusste Arbeitswelt<br />

69 IT-<strong>Land</strong>Frauen. Strategien <strong>im</strong> Medienzeitalter<br />

72 Berlin-Brandenburger Väterinitiative e.V.<br />

76 Blended Learning für mitarbeitende Frauen in kleinen und mittleren Unternehmen<br />

78 Hamburg: Profiling, Arbeit, Qualifikation und Integration<br />

82 Das hessische <strong>ESF</strong>-Programm „Betriebliche Ausbildungsplätze für allein erziehende Mütter<br />

in Teilzeit“<br />

84 Gleichstellung und Umsetzung von Gender Mainstreaming in Mecklenburg-Vorpommern<br />

87 Teilzeitausbildung für junge alleinerziehende Mütter<br />

89 Manage the Difference<br />

90 Modellprojekt. Neue Ansprechwege von Frauen für IT- Berufe<br />

92 Die <strong>Land</strong>esinitiative Sachsen-Anhalt: Fujogi – future jobs for girls<br />

96 Schlesig-Holstein-weit: Frau und Beruf an der Schnittstelle<br />

97 Weiterbildung für Frauen und Männer in der Elternzeit. Euro-Schulen Erfurt<br />

102 Good practice-Liste (alle präsentierten Projekte)<br />

103 ReferentInnen und ModeratorInnen<br />

104 TeilnehmerInnen-Liste<br />

112 Tagungsflyer<br />

114 Kurzfassung GM-Leitfaden BMFSFJ<br />

Inhalt<br />

3


Gender Mainstreaming soll einen Paradigmenwechsel<br />

in der Gleichstellungspolitik markieren. Die Umsetzung<br />

von Gender Mainstreaming ist seit dem Amsterdamer<br />

Vertrag der Europäischen Union von 1997 und den Beschlüssen<br />

der Bundesregierung und der Bundesländer<br />

für die öffentliche Verwaltung bindend.<br />

In der aktuellen Programmplanungsperiode (2000 bis<br />

2006) der EU-Strukturfonds hat die Kommission der<br />

Europäischen Gemeinschaften gemeinsam mit den<br />

Mitgliedstaaten der Förderung der Chancengleichheit<br />

zwischen Frauen und Männern eine herausgehobene<br />

Bedeutung zugeschrieben, um der nach wie vor signifikanten<br />

Benachteiligung von Frauen entgegenzuwirken.<br />

Dieses Ziel soll durch eine Doppelstrategie von Mainstreamingmaßnahmen<br />

und Frauenförderpolitik erreicht<br />

werden.<br />

Bereits bei der Planung und Umsetzung bis hin zur Auswertung<br />

aller Projekte und Maßnahmen, die <strong>im</strong> Rahmen<br />

des Europäischen Sozialfonds gefördert werden, müssen<br />

seit dem Jahr 2000 die spezifischen Lebenssituationen<br />

und Interessen von Frauen und Männern berücksichtigt<br />

werden.<br />

Die <strong>im</strong> Jahr 2003 durchgeführten Halbzeitbewertungen<br />

der EU-Strukturfonds zeigten, dass noch intensive Anstrengungen<br />

notwendig sind, um die Doppelstrategie<br />

des Gender Mainstreaming flächendeckend und strukturell<br />

zu verankern und umzusetzen.<br />

Zielsetzung der Gender Mainstreaming-Fachtagung war<br />

es, erstmals bundesweit eine Bestandsaufnahme der<br />

Implementierungs- und Umsetzungserfolge sowie auch<br />

der noch zu bewältigenden Probleme vorzunehmen,<br />

verbunden mit einer Diskussion über die Perspektiven<br />

des Gender Mainstreaming.<br />

In drei Foren wurden die Erfahrungen mit den unterschiedlichen<br />

Implementierungsstrategien von Gender<br />

Mainstreaming und eine Zwischenbilanz der bisher<br />

vorliegenden Ergebnisse der Umsetzung auf Programmebene<br />

sowie die Umsetzung auf Projektebene anhand<br />

von good practice-Beispielen diskutiert. Zum Abschluss<br />

der Fachtagung hat der Präsident des Senats der Freien<br />

Hansestadt <strong>Bremen</strong>, Herr Bürgermeister Dr. Henning<br />

Scherf, die Beschlüsse zur und den Umsetzungsstand<br />

der Implementierung von Gender Mainstreaming in der<br />

bremischen Verwaltung vorgestellt.<br />

Karin Röpke<br />

Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und<br />

Soziales<br />

Vorwort<br />

5


6<br />

Einleitung<br />

Hildegard Jansen. Senator für Arbeit, Frauen, Gesund-<br />

heit, Jugend und Soziales, <strong>Bremen</strong>. Referatsleiterin Eu-<br />

ropäische Angelegenheiten, Europäischer Sozialfonds<br />

Die nachstehend dokumentierte Fachtagung stand un-<br />

ter einem guten Stern. Die erste erfreuliche Nachricht:<br />

Es gab über 200 Anmeldungen aus dem gesamten Bundesgebiet<br />

und 15 <strong>ESF</strong>-geförderte Projekte waren bereit<br />

Ihre Arbeit auf der Fachtagung zu präsentieren! Die<br />

zweite erfreuliche Nachricht: Es gab keine Programmänderung!<br />

Alle <strong>im</strong> Tagungsflyer genannten Personen<br />

haben, wie geplant, ihren Beitrag zu der Tagung<br />

geleistet! Dafür gilt ihnen ein herzliches Dankeschön!<br />

Dieser Dank gilt ebenso dem Tagungsteam, der Akademie<br />

Überlingen, dem Museum Weserburg und allen<br />

anderen, die zum Gelingen der Tagung und dieser Tagungsdokumentation<br />

beigetragen haben.<br />

Der vorliegende <strong>Tagungsband</strong> versteht sich einerseits<br />

als Dokumentation der Fachtagung Gender Mainstreaming<br />

<strong>im</strong> Rahmen des Europäischen Sozialfonds, die am<br />

14. April 2005 in <strong>Bremen</strong> stattfand, andererseits finden<br />

sich neben der Dokumentation der Eröffnungsreden<br />

<strong>im</strong> wesentlichen für diese Publikation erstellte Texte<br />

unterschiedlichsten Charakters der Referentinnen und<br />

Referenten der Foren, Kurzbeschreibungen der ausgestellten<br />

Good practice-Projekte sowie Erläuterungen zu<br />

Hintergründen und zur Konzeption der Tagung.<br />

Die Tagungsdokumentation versucht somit die Bestandsaufnahme<br />

der Umsetzung und der Perspektive<br />

von Gender Mainstreaming, wie sie auf der Tagung<br />

behandelt wurden, zu dokumentieren. Auf der Tagung<br />

kamen sehr unterschiedliche Akteurinnen und Akteure<br />

zu Wort, aus Politik und Verwaltung der EU-, Bundes-<br />

und <strong>Land</strong>esebene, von Qualifizierungsträgern und<br />

Beratungsstellen, wie auch verschiedene Expertinnen<br />

und Experten. Ihre verschiedenen Sichtweisen und Perspektiven<br />

versucht der Band zu dokumentieren, ohne<br />

die regen und zum Teil kontroversen Diskussionen der<br />

einzelnen Beiträge <strong>im</strong> Verlauf darstellen zu können.<br />

Die in den einzelnen Beiträgen dargestellten Positionen<br />

werden durch die jeweiligen Autorinnen und Autoren<br />

verantwortet.<br />

Eröffnet wird der Band mit einer Einordnung der Fachtagung<br />

in die Umsetzung des Europäischen Sozialfonds<br />

in der Bundesrepublik Deutschland und kurzen Erläuterung<br />

zur Konzeption der Tagung.<br />

Anschließend sind die Eröffnungsreden dokumentiert,<br />

in denen die Gemeinsamkeiten sowie die unterschiedlichen<br />

Perspektiven auf das Thema Gender Mainstreaming<br />

der verschiedenen Ebenen Europäische Kommission,<br />

Bund und <strong>Land</strong> zum Tragen kommen.<br />

Frau Senatorin Röpke bezeichnete Gender Mainstreaming<br />

in ihrer Begrüßungsrede als „zentrale gesellschaftliche<br />

Aufgabe“ und verwies auf den langen Atem,<br />

über den alle Beteiligten bei der Verfolgung des Zieles<br />

der Geschlechtergerechtigkeit verfügen müssen. Dabei<br />

stellte sie noch einmal deutlich heraus, „Gender<br />

Mainstreaming bedeutet den Abschied von der Idee<br />

geschlechtsneutraler Politik“.


Diese Auffassung vertrat auch Frau Clark von der EU-<br />

Kommission und verwies in ihrem Beitrag darauf, dass<br />

das Geschlechterverhältnis eine soziale Frage ist: „In<br />

einer geschlechterstrukturierten Realität kann es keine<br />

geschlechtsneutralen Maßnahmen geben.“<br />

Herr Winkler vom Bundesministerium für Wirtschaft<br />

und Arbeit (BMWA) stellte in seinem Redebeitrag, als<br />

für die Umsetzung des Europäischen Sozialfonds insgesamt<br />

Verantwortlicher, die Zwischenbilanz und die<br />

Perspektiven aus Sicht des BMWA dar.<br />

Insgesamt wurde schon durch die Eröffnungsbeiträge<br />

deutlich, dass in der künftigen Förderphase – ab 2007<br />

– Gender Mainstreaming weiterhin eine wichtige und<br />

wesentliche Rolle spielen wird.<br />

Die Dokumentation der Foren I und II bringt der Leserin<br />

und dem Leser einerseits die unterschiedlichen<br />

Implementierungsstrategien näher und andererseits<br />

die Bewertung der Zwischenbilanz der Umsetzungsergebnisse<br />

auf Programmebene. Großes Interesse fand<br />

auch das Forum III, in dem sehr unterschiedliche Good<br />

practice-Projekte vorgestellt wurden. Die in der begleitenden<br />

Ausstellung präsentierten Projekte boten dem<br />

interessierten Publikum sehr gute Möglichkeiten sich<br />

von der Qualität von Gender Mainstreaming-Maßnahmen<br />

in der Bundesrepublik zu überzeugen.<br />

Als sogenanntes Abschluss-high-light, auch <strong>im</strong> Sinne<br />

des top-down-Ansatzes beendete der Top-Mann des<br />

<strong>Land</strong>es <strong>Bremen</strong>, der Präsident des Senats der Freien<br />

Hansestadt <strong>Bremen</strong>, Herr Bürgermeister Dr. Henning<br />

Scherf, die Fachtagung mit den folgenden Worten seines<br />

Schlussbeitrages:<br />

„Wir machen nicht nur Gender Mainstreaming,<br />

wir brauchen es auch!“<br />

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine interessante<br />

Lektüre der vorliegenden Tagungsdokumentation.<br />

Einleitung<br />

7


8 Konzeption der Tagung<br />

Thorsten Armstroff. Senator für Arbeit, Frauen,<br />

Gesundheit, Jugend und Soziales, <strong>Bremen</strong>. Referent <strong>im</strong><br />

Referat Europäischer Sozialfonds, Europäische Angelegenheiten.<br />

In der aktuellen Programmplanungsperiode (2000<br />

bis 2006ff.) der EU-Strukturfonds hat die Kommission<br />

der Europäischen Gemeinschaften (KOM) gemeinsam<br />

mit den EU-Mitgliedstaaten der Förderung der<br />

Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern als<br />

Querschnittsziel eine herausgehobene Bedeutung zugeschrieben,<br />

um der nach wie vor signifikanten Benachteiligung<br />

von Frauen entgegenzuwirken. Dieses<br />

Ziel soll durch eine Doppelstrategie von frauenspezifischer<br />

Förderung und Mainstreamingmaßnahmen<br />

verfolgt werden. Diese Doppelstrategie firmiert unter<br />

dem Titel Gender Mainstreaming. Naturgemäß kommt<br />

dem Europäischen Sozialfonds (<strong>ESF</strong>) dabei, mit seiner<br />

personenfokussierten Förderpolitik, neben den anderen<br />

Strukturfonds (EFRE, EAGFL und FIAF) eine offensichtliche<br />

und somit zentrale Rolle zu, wenngleich<br />

auch weiterhin Anstrengungen unternommen werden<br />

müssen, um das Ziel der geschlechtsspezifischen<br />

Chancengleichheit, durch die finanziell nicht weniger<br />

gewichtigen Strukturfonds EFRE und EAGFL deutlicher<br />

und besser zu verfolgen.<br />

Im Rahmen der <strong>im</strong> Jahre 2003 durchgeführten Halbzeitbewertungen<br />

der EU-Strukturfonds wurde u.a. auch die<br />

Implementierung und Umsetzung der Doppelstrategie<br />

Gender Mainstreaming bewertet. Dabei zeigte sich,<br />

dass punktuelle und zusätzliche Aspekte der EU-Förderpolitik<br />

auf das Ziel der Förderung der Chancengleichheit<br />

zwischen Frauen und Männern verweisen und dass<br />

noch intensive Anstrengungen notwendig sind, um<br />

die Doppelstrategie Gender Mainstreaming flächendeckend<br />

und strukturell zu verankern und umzusetzen.<br />

Die Doppelstrategie Gender Mainstreaming geht davon<br />

aus, dass Nichts zusätzlich gemacht, sondern das Bisherige<br />

anders gemacht werden muss, um eine gendergerechte<br />

Förderpolitik durchzusetzen – dies schließt<br />

ausdrücklich auch die Bevorzugung von Frauen durch<br />

frauenspezifische Projekte ein.<br />

Hintergrund, Stellenwert und Konzeption<br />

der Tagung<br />

Als eine Folge der Halbzeitbewertung wurde eine<br />

Bund-Länder-Arbeitsgruppe Gender Mainstreaming zur<br />

<strong>ESF</strong>-Umsetzung eingerichtet. Das Bundesland <strong>Bremen</strong><br />

wurde in diesem Zusammenhang gebeten, eine <strong>ESF</strong>-<br />

Fachtagung zum Thema vorzubereiten und auszurichten.<br />

Ziel<br />

Das Ziel dieser <strong>im</strong> April 2005 durchgeführten Tagung<br />

war es, erstmals bundesweit eine Bestandsaufnahme<br />

der Implementierungs- und Umsetzungserfolge sowie<br />

–defizite vorzunehmen, verbunden mit einer Diskussion<br />

der Bedeutung des Zieles Chancengleichheit zwischen<br />

Frauen und Männern in der nächsten Programmplanungsperiode<br />

(2007 bis 2013). Dabei sollte sich die<br />

Tagung thematisch auf die aktuelle und zukünftige<br />

Umsetzung des <strong>ESF</strong> sowohl in den neuen Bundesländern<br />

(Ziel 1) als auch in den alten Bundesländern (Ziel 3)<br />

beziehen. Es wurden Vertreterinnen und Vertreter der<br />

Europäischen Kommission (KOM), des Bundes (BMWA<br />

und BMFAFJ), der Bundesländer, von <strong>ESF</strong>-Trägern (Qualifizierungs-,<br />

Beschäftigungs- und Beratungsträger) und<br />

aus sonstigen am Thema Gender Mainstreaming interessierten<br />

Einrichtungen eingeladen. Der Charakter der<br />

Tagung und der einzelnen Beiträge sollte dem Spannungsfeld<br />

zwischen der Bestandsaufnahme des positiv<br />

Erreichten und der Rolle des <strong>ESF</strong> dabei sowie den noch<br />

zu bewältigenden Problemen gerecht werden.


Konzept<br />

Das Konzept der <strong>ESF</strong>-Fachtagung Gender Mainstreaming<br />

unterscheidet sich von bisherigen Tagungen zum<br />

Thema Gender Mainstreaming vor allem durch die folgenden<br />

Aspekte:<br />

1. Es handelte sich um eine Tagung <strong>im</strong> Rahmen einer<br />

Reihe von <strong>ESF</strong>-Tagungen, beginnend mit dem <strong>ESF</strong>-<br />

Kongress in Berlin (November 2003). Die Tagung<br />

hatte also einen expliziten Fokus auf die Planung,<br />

Steuerung und Umsetzung des Europäischen Sozialfonds<br />

in der Bundesrepublik Deutschland. Hierdurch<br />

wurde auch die Bedeutung des <strong>ESF</strong> für die Arbeitsmarkt-<br />

und Beschäftigungspolitik in der Bundesrepublik<br />

Deutschland zum Ausdruck gebracht, was auch<br />

u.a. durch die Beteiligung des Präsidenten des Senats<br />

der Freien Hansestadt <strong>Bremen</strong>, Herrn Bürgermeister<br />

Scherf, und von Frau Senatorin Röpke deutlich<br />

wurde.<br />

2. Die Tagung war nicht regional sondern bundesweit<br />

ausgerichtet, wobei die regionale Vielfalt ein<br />

wesentlicher Konzeptbestandteil war: Es wurde bei<br />

der Konzeption u.a. auch darauf geachtet, dass die<br />

Tagung sowohl auf die alten Bundesländer (<strong>ESF</strong>-Ziel<br />

3) als auch auf die neuen Bundesländer (<strong>ESF</strong>-Ziel 1)<br />

ausgerichtet war und darüber hinaus auch bundesweite<br />

Aktivitäten einbezog. Dadurch konnte erstmals<br />

eine gesamtdeutsche Bestandsaufnahme zum<br />

Thema vorgenommen werden. Die gesamtdeutsche<br />

Ausrichtung fand nicht nur auf der Tagung selbst<br />

durch die Referntinnen und Referenten sowie Projektpräsentationen,<br />

sondern auch bei dem Treffen<br />

der Bund-Länder-AG Gender Mainstreaming 1 <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

am Vortag seinen Ausdruck, an der Vertreterinnen<br />

und Vertreter aus den neuen und den alten Bundesländern<br />

teilgenommen haben.<br />

3. Das Tagungskonzept integrierte die wesentlichen<br />

Akteure des Europäischen Sozialfonds: Projektträger,<br />

die Bundesländer, den Bund und die EU-Kommission,<br />

aber auch zivilgesellschaftliche Akteure. Dieser integrierte,<br />

partnerschaftliche Ansatz bot einerseits die<br />

Möglichkeit, erstmals eine politische Bewertung der<br />

bisherigen Umsetzung von Gender Mainstreaming<br />

für den Mitgliedstaat Bundesrepublik Deutschland<br />

vornehmen zu können und andererseits, die Vielfalt<br />

von good practice aber auch Defizite der bisherigen<br />

Umsetzung aufzuzeigen. Nicht zuletzt bot die<br />

Tagung auch erstmals die Gelegenheit zur breiten<br />

Diskussion zum Thema zwischen Personen der Planungs-<br />

und Steuerungs- sowie Umsetzungsebene.<br />

Konzeption der Tagung<br />

4. Sämtliche strukturellen Aspekte des Themas wurden<br />

durch die Tagung abgedeckt:<br />

a. Die Veränderung von Strukturen und Verfahren<br />

durch die Implementierung von Gender Mainstreaming,<br />

d.h. die Einführung der geschlechtsspezifischen<br />

Perspektive in Planungs- und Umsetzungsprozesse<br />

sowie<br />

b. die Förderung der Chancengleichheit von Frauen<br />

und Männern durch eine veränderte Mainstreamförderpraxis<br />

und durch frauenspezifische Förderansätze.<br />

5. Konzeptionell basierte die Tagung auf einem starken<br />

Praxisbezug. Die auf der Tagung vorgestellten vielfältigen<br />

Praxisansätze aus den Bereichen Implementierung<br />

und Projektförderung können die Diskussionen<br />

um good practice von Gender Mainstreaming<br />

bereichern und Akteurinnen und Akteuren vielfältige<br />

Anregungen geben.<br />

6. Die Tagung hat für die Bewertung der bisherigen<br />

Erfolge und Defizite bei der Umsetzung von Gender<br />

Mainstreaming vielfältige Praxisansätze präsentiert,<br />

sodass die Planungen für die EU-Förderperiode ab<br />

dem Jahre 2007 davon profitieren können.<br />

Zusammengefasst kann gesagt werden, dass mit der<br />

ersten bundesweiten <strong>ESF</strong>-Fachtagung zum Thema Gender<br />

Mainstreaming eine bisherige Lücke bezüglich der<br />

Querschnittsaufgabe Gender Mainstreaming und des<br />

Querschnittsziels Chancengleichheit zwischen Frauen<br />

und Männern geschlossen werden konnte.<br />

1 Es gibt zwei Bund-Länder-AG zum Thema in der<br />

Bundesrepublik Deutschland, da diese an die<br />

Umsetzungsstrukturen des <strong>ESF</strong> gekoppelt sind:<br />

Für die Ziel 1-Länder (neue Bundesländer) die AG<br />

Chancengleichheit in den EU-Strukturfonds und für<br />

die Ziel 3-Länder (alte Bundesländer) die AG Gender<br />

Mainstreaming. Beides sind Arbeitsgruppen der<br />

Begleitausschüsse – der politischen Steuerungsgremien<br />

der EU-Strukturfonds.<br />

9


10<br />

Konzeption der Tagung<br />

Struktur<br />

Die Struktur des Tagungskonzeptes und der inhaltliche<br />

Ablauf sind folgend dokumentiert.<br />

Um den methodischen Nachteil von Tagungen – zu<br />

wenig Raum und Zeit für Diskussion und informellen<br />

Austausch – auszugleichen, fanden am Vortag zwei<br />

Veranstaltungen statt:<br />

1. Ein gemeinsames Treffen von VertreterInnen der<br />

zwei Bund-Länder-Arbeitsgruppen zum Thema Gender<br />

Mainstreaming und Chancengleichheit. Auf diesem<br />

Treffen wurden u.a. der unterschiedliche Umsetzungsstand<br />

von Gender Mainstreaming in den<br />

Bundesländern und auf der Bundesebene sowie die<br />

aktuellen Planungen zur neuen Förderperiode der<br />

EU-Strukturfonds ab dem Jahre 2007 unter dem Fokus<br />

des Ziels der Chancengleichheit zwischen Frauen<br />

und Männern diskutiert. Als Praxisbeispiel fand<br />

eine Präsentation des Gender-Institut Sachsen-Anhalt<br />

(http://www.g-i-s-a.de) statt.<br />

2. Am Vorabend der Tagung fand ein informelles Treffen<br />

mit kultureller Umrahmung (Kurzführung durch<br />

das Museum Weserburg) und Imbiss statt. Dort war<br />

Raum und Zeit zum Gedanken- und Erfahrungsaustausch<br />

für die Mitglieder der Bund-Länder-Arbeitsgruppen<br />

zum Thema sowie für die am Vorabend angereisten<br />

Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer.<br />

Die Tagung selbst bestand aus drei Teilen und einem<br />

Rahmenprogramm:<br />

1. gemeinsamer Einführungsteil: Gender Mainstreaming<br />

<strong>im</strong> <strong>ESF</strong>; Zwischenbilanz und Perspektiven,<br />

2. drei thematisch getrennte Foren:<br />

a. Erfahrungen mit unterschiedlichen Implementierungsstrategien,<br />

b. Zwischenbilanz der Umsetzung,<br />

c. Good practice der Förderpraxis und<br />

3. gemeinsamer Schlussteil: Umsetzung des Gender<br />

Mainstreaming in der bremischen Verwaltung.<br />

4. Eine Projektmesse bildete das Rahmenprogramm<br />

der Tagung.<br />

Für das leibliche Wohlergehen der Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer sorgte das Tagungscatering der aus<br />

<strong>ESF</strong>-Mitteln geförderten Akademie Überlingen.<br />

Einführungsteil<br />

Der von Frau Jansen, <strong>ESF</strong>-Fondsverwalterin des <strong>Land</strong>es<br />

<strong>Bremen</strong>, moderierte Einführungsteil am Vormittag<br />

stand unter der Überschrift „Gender Mainstreaming <strong>im</strong><br />

<strong>ESF</strong>; Zwischenbilanz und Perspektiven“. Hier wurde die<br />

politische Bewertung des bisher Erreichten sowie ein<br />

Ausblick auf die Zukunft aus Länder-, Bundes- und EU-<br />

Sicht vorgenommen. Frau Röpke, Senatorin für Arbeit,<br />

Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales der Freien<br />

Hansestadt <strong>Bremen</strong>, eröffnete die Tagung mit einem<br />

Grußwort und verwies darin auf bisher Erreichtes und<br />

aktuelle Anstrengungen <strong>im</strong> <strong>Land</strong>e <strong>Bremen</strong>. Die Zwischenbilanz<br />

und Perspektive aus Europäischer Sicht<br />

stellte Hélène Clark, Abteilungsleiterin bei der Europäischen<br />

Kommission (Generaldirektion Beschäftigung),<br />

dar. Günter Winkler, Referatsleiter für den Europäischen<br />

Sozialfonds (Bundesministerium für Arbeit und<br />

Wirtschaft), komplettierte den Einführungsteil durch<br />

die Sicht des <strong>ESF</strong>-Fondsverwalters auf die Umsetzung in<br />

der Bundesrepublik Deutschland.<br />

Thematische Foren<br />

Der Nachmittag stand <strong>im</strong> Zeichen dreier moderierter,<br />

thematischer Foren, deren Schwerpunkt die Präsentation<br />

von Beiträgen war, die aber auch die Möglichkeit<br />

zu Diskussionen gaben. Es wurde aus methodischen<br />

Gründen auf eine Berichterstattung aus den Foren für<br />

das Plenum verzichtet, da sich dieses Konzept allzu oft<br />

als unproduktiv gezeigt hat.


Forum I<br />

Das von Frau Hauffe, <strong>Land</strong>esbeauftragte für Frauen des<br />

<strong>Land</strong>es <strong>Bremen</strong>, moderierte Forum I stand unter der<br />

Überschrift „Erfahrungen mit unterschiedlichen Implementierungsstrategien“.<br />

Dort wurden verschiedene<br />

Erfahrungen mit unterschiedlichen Ansätzen aus einem<br />

neuen Bundesland (Brandenburg), einem alten Bundesland<br />

(Baden-Württemberg) und aus dem benachbarten<br />

Österreich, exemplarisch für einen EU-Mitgliedstaat,<br />

vorgestellt. Die drei vorgestellten Ansätze sind auch<br />

inhaltlich exemplarisch. Es wurden Möglichkeiten und<br />

Grenzen der unterschiedlichen Implementierungsstrategien<br />

aufgezeigt, um Anregungen von good practice-<br />

Ansätzen für die zukünftige Umsetzung des <strong>ESF</strong>,<br />

v.a. aber für die Planung der nächsten Förderperiode<br />

zu geben.<br />

Frau Christel Langhoff, Referentin für Frauenförderung<br />

und Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt und <strong>im</strong><br />

Beruf (Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und<br />

Frauen des <strong>Land</strong>es Brandenburg), stellte u.a. die während<br />

der Planungsphase für die aktuelle Förderperiode<br />

durchgeführte Machbarkeitsstudie vor, die erstmals<br />

die Möglichkeiten für eine integrierte Implementierung<br />

und Umsetzung der Doppelstrategie Gender Mainstreaming<br />

in allen drei EU-Strukturfonds (<strong>ESF</strong>, EFRE und EA-<br />

GFL) aufgezeigt hat.<br />

Österreich hat in Vorbereitung auf die aktuelle Programmplanungsperiode<br />

<strong>im</strong> Vorfeld verschiedene<br />

Studien zur Gemeinschaftspolitik Chancengleichheit<br />

zwischen Frauen und Männern durchgeführt (u.a. <strong>ESF</strong>-<br />

Schwerpunktevaluierungen, Machbarkeitsstudie) und<br />

als Konsequenz auf Ebene des Mitgliedstaates eine Unterstützungsstruktur<br />

zur Implementierung und Umsetzung<br />

der Doppelstrategie Gender Mainstreaming (GeM)<br />

eingerichtet. Frau Tosca Wendt von der Koordinationsstelle<br />

für Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong> (Wien) stellte<br />

diese Unterstützungsstruktur und die bisherigen Erfahrungen<br />

mit dieser vor.<br />

Baden-Württemberg hat für die zweite Hälfte des <strong>ESF</strong>-<br />

Förderzeitraumes (ab 2004) eine Unterstützungsstruktur<br />

zur Implementierung und Umsetzung der<br />

Doppelstrategie Gender Mainstreaming beauftragt<br />

(<strong>ESF</strong>-gefördertes Projekt „Gender Mainstreaming <strong>im</strong><br />

Europäischen Sozialfonds“. Frau Rösgen, Geschäftsführerin<br />

von proInnovation, stellte diese Unterstützungsstruktur<br />

vor.<br />

Forum II<br />

Konzeption der Tagung<br />

In dem von Klaus Müller, Referent bei der Europäischen<br />

Kommission (Generaldirektion Beschäftigung), moderierten<br />

Forum II wurden die bisher vorliegenden <strong>ESF</strong>-<br />

Umsetzungsergebnisse, unter der Fragestellung der<br />

Zielerreichung der Förderung der Chancengleichheit<br />

zwischen Frauen und Männern und unter der Überschrift<br />

„Zwischenbilanz der Umsetzung“, präsentiert<br />

und diskutiert. Die dort vorgenommene Gesamtbewertung<br />

bezog sich auf die Bundesrepublik Deutschland.<br />

Als Konsequenz der Ergebnisse der Halbzeitbewertungen<br />

wurde vom Ziel 3-Begleitausschuss eine Bund-<br />

Länder-Arbeitsgruppe Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

eingerichtet, um die Möglichkeiten einer verbesserten<br />

Implementierung und Umsetzung der Doppelstrategie<br />

Gender Mainstreaming zu eruieren. Maria Kathmann,<br />

Sprecherin der Arbeitsgruppe sowie Mitglied des Ziel<br />

3-Begleitausschusses und stellvertretende Vorsitzende<br />

des Deutschen Frauenrat e.V. berichtete engagiert über<br />

die Grundlage der AG sowie über deren bisherige und<br />

geplante Arbeit.<br />

Die Institute RWI (Essen) und söstra (Berlin) waren mit<br />

der Halbzeitbewertung der Umsetzungsergebnisse Ziel<br />

3 und des operationellen Programms des Bundes Ziel 1<br />

beauftragt. Im Rahmen der Halbzeitbewertung haben<br />

sie u.a. auch die Umsetzungsergebnisse der <strong>ESF</strong>-Förderungen<br />

in den alten und neuen Ländern sowie die<br />

Umsetzung der Bundesagentur für Arbeit und der Bundesministerien<br />

unter dem Fokus der Chancengleichheit<br />

zwischen Frauen und Männern untersucht. Herr<br />

Walter, Verantwortlicher für die Querschnittsaufgabe<br />

Gender Mainstreaming <strong>im</strong> Evaluationsteam, stellte in<br />

seinem Beitrag ausgewählte Forschungsergebnisse und<br />

Schlussfolgerungen zum Thema vor.<br />

Im Jahre 2002 hat das BMFSFJ u.a. die Durchführung<br />

von Gender-Trainings in den Bundesländern und die<br />

wissenschaftliche Begleitung dieser beauftragt. Als ein<br />

Ergebnis ist ein Leitfaden „Gender Mainstreaming <strong>im</strong><br />

Europäischen Sozialfonds“ 2 erarbeitet worden. Inhaltlicher<br />

Schwerpunkt des Beitrages von Dr. Philipp Rogge<br />

(Bundesministerium für Frauen, Senioren Familie und<br />

Jugend) war die Einschätzung der <strong>ESF</strong>-Umsetzungsergebnisse<br />

auf Programmebene, unter Berücksichtigung<br />

der Aktivitäten des BMFSFJ, sowie ein Ausblick auf die<br />

Förderpolitik ab dem Jahre 2007.<br />

2 Die Kurzfassung des Leitfadens ist<br />

<strong>im</strong> Anhang dieses <strong>Tagungsband</strong>es<br />

dokumentiert.<br />

11


12<br />

Konzeption der Tagung<br />

Forum III<br />

Das von Katja Barloschky, Geschäftsführerin der Bremer<br />

Arbeit GmbH, moderierte Forum III ging der Frage<br />

nach, was als good practice zum Thema Gender<br />

Mainstreaming auf der Umsetzungs-, sprich Projektebene<br />

angesehen werden kann. Dieses Forum stellte<br />

somit eine Ergänzung zum Forum II dar, in dem good<br />

practice-Ansätze für die Implementierung von Gender<br />

Mainstreaming vorgestellt wurden und bot andererseits<br />

die Möglichkeit, drei Projekte ausführlicher zu präsentieren,<br />

als es <strong>im</strong> Rahmen der begleitenden Projektausstellung<br />

zur Tagung möglich war. Bei der Planung und<br />

Umsetzung von konkreten Projekten finden sich einerseits<br />

die nach wie vor notwendigen frauenspezifischen<br />

Projekte, die durch positive Diskr<strong>im</strong>inierung einer identifizierten,<br />

konkreten Benachteiligung von Frauen aktiv<br />

entgegenwirken sollen. Allerdings gibt es nach wie<br />

vor Wissensdefizite zur gendergerechten Planung und<br />

Umsetzung von Mainstreamingprojekten. Die Auswahl<br />

der drei präsentierten, sehr unterschiedlichen Projekte<br />

fand ebenso in Abst<strong>im</strong>mung mit den Fachverantwortlichen<br />

der Länder und des Bundes statt wie auch die<br />

begleitende Projektausstellung.<br />

Exemplarisch für die vielfältigen Mentoringansätze stellte<br />

Frau Husel (Universität Koblenz) das Ada-Lovelace-<br />

Projekt vor, ein Mentoringnetzwerk zur Förderung von<br />

Frauen in Technik und Naturwissenschaft aus Rheinland-Pfalz.<br />

Das bundesweite Projekt „IT-<strong>Land</strong>Frauen,<br />

die Strategie der <strong>Land</strong>Frauen <strong>im</strong> Medienzeitalter“ wurde<br />

von Frau Dr. Michael (Deutscher <strong>Land</strong>Frauenverband<br />

e.V.) vorgestellt. Exemplarisch für jene Förderansätze,<br />

die auf eine geschlechterspezifische Personalpolitik<br />

von Unternehmen und den Zusammenhang zwischen<br />

Geschlechtergerechtigkeit und Wettbewerbsfähigkeit<br />

von Unternehmen avisieren, steht das niedersächsische<br />

Projekt „Manage the difference – Fit für den globalen<br />

Markt durch zukunftsorientierte und familienbewußte<br />

Personalpolitik“, das von Frau Regener, Geschäftsführerin<br />

der RubiCon GmbH, vorgestellt wurde.<br />

Rahmenprogramm<br />

Um der Vielfalt der thematischen sowie regionalen<br />

Förderpraxis unter dem Fokus des Querschnittszieles<br />

Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern zumindest<br />

soweit gerecht zu werden, wie dies <strong>im</strong> Rahmen<br />

einer Tagung möglich ist, stellten sich <strong>im</strong> Rahmenprogramm<br />

der Tagung verschiedenste als good practice<br />

ausgewählte Projekte vor.<br />

Abschluss der Tagung<br />

Zum Abschluss der Tagung gab der Präsident des Senats<br />

der Freien Hansestadt <strong>Bremen</strong>, Herr Bürgermeister<br />

Dr. Henning Scherf, einen Überblick über die bisherige<br />

Umsetzung von Gender Mainstreaming in der bremischen<br />

Verwaltung.


Sehr geehrte Frau Clark und Herr Winkler,<br />

sehr geehrte Damen und Herren,<br />

die Verwirklichung der Chancengleichheit zwischen<br />

Frauen und Männern ist eine der zentralen gesellschaftlichen<br />

Aufgaben. Mit der Verankerung des Gender<br />

Mainstreaming-Prinzips hat das Bemühen um eine geschlechtergerechte<br />

Gesellschaft neue Impulse erhalten.<br />

Auf absehbare Zeit werden frauenfördernde Maßnahmen<br />

daneben notwendig bleiben.<br />

Seit der 4. Weltkonferenz in Peking 1995 wird Gender<br />

Mainstreaming in europäischen und internationalen Bereichen<br />

praktiziert. Die Anwendung des Gender Mainstreaming<br />

ist seit dem Inkrafttreten des Amsterdamer<br />

Vertrages Bestandteil der Politik der Europäischen Union.<br />

Damit ist es für die Mitgliedstaaten verpflichtend.<br />

Gender Mainstreaming bedeutet den Abschied von der<br />

Idee geschlechtsneutraler Politik. Es verpflichtet alle<br />

Akteure, die an der Gestaltung politischer Konzepte<br />

und Maßnahmen beteiligt sind, sich an den tatsächlichen<br />

Bedürfnissen von Frauen und Männern zu orientieren.<br />

Dem Gender Mainstreaming liegt die Erfahrung<br />

zugrunde, dass sich vordergründig geschlechtsneutral<br />

angelegte Maßnahmen sehr unterschiedlich auf die Geschlechter<br />

auswirken können.<br />

Im <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> gibt es einen Senatsbeschluss zur Implementierung<br />

des Gender Mainstreaming auf allen Ebenen<br />

der bremischen Verwaltung. Bürgermeister Dr. Henning<br />

Scherf wird heute Nachmittag darüber berichten.<br />

In die Europäischen Strukturfonds wurden für die Förderperiode<br />

2000-2006 erstmals gezielte Vorgaben zur<br />

Beachtung des Gender Mainstreaming aufgenommen.<br />

Wesentliches Ziel der EU-Förderung ist der Ausgleich<br />

von Ungleichgewichten und Benachteiligungen der Bürger.<br />

Dazu gehören auch die Chancen-Ungleichheiten<br />

von Frauen und Männern. Das Gender Mainstreaming-<br />

Prinzip soll bei der Umsetzung des <strong>ESF</strong> eine herausgehobene<br />

Rolle spielen. Hélène Clark und Günter Winkler<br />

werden dieses Thema aus europäischer und deutscher<br />

Perspektive beleuchten.<br />

Eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche<br />

Umsetzung ist die Entwicklung von Gender-Kompetenz<br />

Dokumentation der Eröffnungsreden<br />

Karin Röpke<br />

Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit,<br />

Jugend und Soziales, <strong>Bremen</strong><br />

bei den <strong>ESF</strong>-Programm- und Projekt-Verantwortlichen.<br />

Mit Beginn der neuen Förderperiode wurden <strong>im</strong> <strong>Land</strong><br />

<strong>Bremen</strong> viele umfangreiche Gender-Trainings für Projektträger<br />

und andere arbeitsmarktrelevante Akteure<br />

durchgeführt. Wir führen mehrere Pilotprojekte zur<br />

Implementierung des Gender Mainstreaming in der<br />

bremischen Verwaltung durch. Eines davon ist z.B. das<br />

Pilotprojekt zur Einführung des Gender Mainstreaming<br />

in die Bremer Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik.<br />

Im Beschäftigungspolitischen Aktionsprogramm (BAP)<br />

werden alle arbeitsmarktpolitischen Mittel – also auch<br />

die <strong>ESF</strong>-Mittel – gebündelt. Im letzten Herbst wurde<br />

dazu eine exemplarische Gender Mainstreaming-Bewertung<br />

eines Wettbewerbsaufrufs extern vergeben.<br />

Ergebnis: Es besteht weiterer Verbesserungsbedarf<br />

auf allen Verfahrensebenen. Konkrete Schritte, wie z.B.<br />

die Doppelstrategie Gender Mainstreaming zukünftig<br />

besser in die Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik<br />

des <strong>Land</strong>es integriert werden kann, wurden empfohlen.<br />

Weiterhin wurde vorgeschlagen, überprüfbare Chancengleichheits-Ziele<br />

mit Zeithorizonten zu definieren.<br />

Es wurde schon begonnen, neue Wettbewerbsaufrufe<br />

nach den Empfehlungen des Gutachtens zu erweitern.<br />

Das hat zu einer signifikant besseren Antragslage be<strong>im</strong><br />

letzten Wettbewerbsaufruf zu Strukturhilfen geführt.<br />

Für eine flächendeckende Gleichstellung von Frauen<br />

und Männern ist noch viel zu tun. Die heutige bundesweite<br />

Gender-Fachtagung soll ein Betrag dazu sein.<br />

Die Erfahrungen mit den unterschiedlichen Implementierungsstrategien<br />

von Gender Mainstreaming werden<br />

Sie diskutieren, auch die Erfahrungen mit der Umsetzung<br />

auf Projektebene.<br />

Oskar Wilde hatte die Zeichen der Zeit erkannt, als er<br />

formulierte: „Der wachsende Einfluss der Frauen ist das<br />

einzig Beruhigende an unserem politischen Leben.“ Ich<br />

sehe das auch so und stelle fest, dass dieser politische<br />

Prozess aber noch nicht so weit gediehen ist, dass ich<br />

mich beruhigt zurück lehnen könnte. Langer Atem ist<br />

weiterhin gefragt.<br />

Ich wünsche Ihnen eine anregende und produktive Tagung.<br />

(Es gilt das gesprochene Wort.)<br />

Grußwort<br />

13


14 Dokumentation der Eröffnungsreden<br />

Hélène Clark. Europäische Kommission, Brüssel.<br />

Abteilungsleiterin Europäischer Sozialfonds, Generaldirektion<br />

Beschäftigung und Soziales<br />

Sehr geehrte Frau Senatorin!<br />

Sehr geehrte Damen und Herren!<br />

Ich möchte mich für die freundliche Einladung bedanken,<br />

hier an dieser <strong>ESF</strong>-Fachtagung zu Gender Mainstreaming<br />

aus europäischer Sicht zu sprechen.<br />

Ich möchte mich dafür bedanken, dass Sie in <strong>Bremen</strong><br />

die Organisation und Ausrichtung dieser bundesweiten<br />

Tagung übernommen haben, denn damit ist doch<br />

<strong>im</strong>mer eine Menge Arbeit verbunden.<br />

In Brüssel stellen wir <strong>im</strong>mer wieder erfreut fest, wie<br />

einfallsreich, engagiert und wirkungsvoll <strong>Bremen</strong> den<br />

<strong>ESF</strong> umsetzt. Das ist vor allem Frau Senatorin und Frau<br />

Jansen und ihrem Team zu verdanken, die ja auch die<br />

heutige Veranstaltung vorbereitet haben.<br />

Ich werde in meinen Ausführungen zunächst auf die<br />

Notwendigkeit der Umsetzung zur Strategie Gender<br />

Mainstreaming auf EU-Ebene eingehen, dabei den Begriff<br />

des Gender Mainstreaming durchleuchten, und<br />

weiter der Frage nachgehen, wie denn die EU Gender<br />

Mainstreaming fördert? Insbesondere mit Hilfe der<br />

Strukturfonds. Und schließlich wird Sie interessieren,<br />

wie denn die Kommission die deutschen Erfahrungen<br />

bewertet?<br />

Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

Zwischenbilanz und Perspektiven aus<br />

europäischer Sicht<br />

Warum brauchen wir<br />

Gender Mainstreaming in der EU?<br />

Nach wie vor gibt es erhebliche Unterschiede zwischen<br />

Frauen und Männern am Arbeitsmarkt und damit auch<br />

<strong>im</strong> Sozialbereich. Diese lassen sich zum einen über die<br />

unterschiedliche Erwerbsorientierung von Frauen und<br />

Männern und zum anderen über die indirekte Diskr<strong>im</strong>inierung<br />

von Frauen durch scheinbar neutrale Politiken<br />

und Maßnahmen erklären.<br />

Sehen Sie selbst anhand konkreter Daten:<br />

– Die Beschäftigungsquote der Frauen in der EU liegt<br />

16 Prozentpunkte unter jener der Männer: Nur 55 %<br />

aller Frauen <strong>im</strong> erwerbsfähigen Alter gegenüber<br />

71 % Männern sind erwerbstätig. In Deutschland<br />

liegen die vergleichbaren Daten bei 59 % für Frauen<br />

und 71 % für Männer. Der Anstieg der Frauenerwerbstätigkeit<br />

ist vor allem auf die Zunahme der Teilzeitarbeit<br />

zurückzuführen.<br />

– Die Arbeitslosenquote von Frauen übersteigt die<br />

der Männer um durchschnittlich 1,2 Prozentpunkte.<br />

Sie betrug <strong>im</strong> Jahr 2003 EU-weit 10 %. In Deutschland<br />

lag dagegen 2003 die Arbeitslosenquote<br />

der Frauen mit 9,2 % unter jener der Männer mit<br />

10%. Die Dominanz der weiblichen Arbeitskräfte<br />

<strong>im</strong> Dienstleistungssektor und damit wiederholt in<br />

Teilzeitarbeitsverhältnissen ist eine Erklärung.<br />

– Das Lohngefälle besteht weiterhin. Im EU-Durchschnitt<br />

verdienen Frauen 15 bis 20 % weniger als<br />

Männer (Eurostat). Deutschland hält hier mit Großbritannien<br />

einen traurigen Rekord: Mit 21 % erreicht<br />

das Lohngefälle den Spitzenwert bei den alten Mitgliedstaaten.<br />

– Auch das Armutsrisiko trifft ungleich stärker allein<br />

erziehende Frauen. In Deutschland mit 35,4 % etwa<br />

dre<strong>im</strong>al häufiger als durchschnittlich (13,5 %).<br />

Diese Geschlechterungleichheiten sind eindeutig nicht<br />

mit dem Europäischen Sozialmodell vereinbar. Darüberhinaus<br />

verhindern sie auch die Ziele der Lissabon<br />

Strategie, mehr Wachstum, mehr Beschäftigung und<br />

mehr sozialen Zusammenhalt zu erreichen.


Beschäftigungspolitische Aktivitäten zum Ausgleich dieser<br />

Benachteiligungen für Frauen auf dem Arbeitsmarkt<br />

haben nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Deshalb<br />

sollte Gender Mainstreaming ganzheitlich ansetzen.<br />

Was verstehen wir eigentlich unter<br />

dem Begriff Gender Mainstreaming?<br />

Der Begriff des Gender Mainstreaming geht auf einen<br />

Beschluss der vierten Weltfrauenkonferenz 1995 in<br />

Peking zurück. Demnach wurde gefordert, bei allen<br />

Planungen, Entscheidungen und Umsetzungen politischer<br />

Maßnahmen die konkreten Auswirkungen dieser<br />

Maßnahmen auf Männer und Frauen zu analysieren, zu<br />

bewerten und zu berücksichtigen.<br />

Gender steht für das soziale Geschlecht, für gesellschaftliche<br />

Geschlechterrollen, Vorstellungen und Erwartungen,<br />

wie Frauen und Männer sein sollen, die sich<br />

demnach innerhalb der Geschichte verändern können<br />

und zwischen den Kulturen unterscheiden.<br />

Mainstream meint in den Hauptstrom bringen. Ein best<strong>im</strong>mtes<br />

Denken und Handeln in Politik, Verwaltung,<br />

etc. wird zu einem selbstverständlichen Handlungsmuster.<br />

Gender Mainstreaming ist demnach als Strategie zu<br />

verstehen, die die Gleichstellung von Frauen und Männern<br />

zum Ziel hat, indem eine geschlechtssensible Perspektive<br />

in alle Aktivitäten und Maßnahmen integriert<br />

wird. Das bedeutet, dass unterschiedliche Situationen<br />

und Bedürfnisse von Frauen und Männern berücksichtigt<br />

und alle Vorhaben auf ihre geschlechtsspezifischen<br />

Wirkungen hin überprüft werden. Alle Maßnahmen<br />

werden so gestaltet, dass sie die Chancengleichheit<br />

fördern.<br />

Unsere Wahrnehmungsmuster, Wertvorstellungen<br />

und persönliche Identität sind nach dem sozialen Geschlecht<br />

strukturiert. Gesellschaft, Wirtschaft und Politik<br />

sind nach unterschiedlichen Rollen und Positionen<br />

von Frauen und Männern organisiert und reproduzieren<br />

diese gleichzeitig. Deshalb ist das Geschlechterverhältnis<br />

eine Frage der sozialen Gerechtigkeit.<br />

Die Erkenntnis von Geschlecht als soziale Kategorie<br />

ist deshalb von großer Bedeutung. Erkennt man diese<br />

Unterschiede als gesellschaftlich „gemachte“, so kann<br />

man diese Unterschiede prinzipiell als veränderbar begreifen.<br />

Dokumentation der Eröffnungsreden<br />

Während isoliert bleibende „Sondermaßnahmen“ für<br />

Frauen zwar unmittelbar viel bewirken, können sie jedoch<br />

nicht zu einer langfristigen strukturellen Veränderung<br />

ausreichend beitragen. Vor allem nicht bei einer<br />

„geschlechtsneutralen“ allgemeinen Politik, die strukturelle<br />

Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern<br />

ignoriert und deshalb reproduziert.<br />

In einer geschlechtsstrukturierten Realität kann es keine<br />

„geschlechtsneutralen“ Maßnahmen geben. Gender<br />

Mainstreaming heißt in einem ersten Schritt die Berücksichtigung<br />

von Unterschieden zwischen Frauen und<br />

Männern zum Ausgleich von Benachteiligungen und in<br />

einem zweiten Schritt den Abbau von ungleichen Strukturen.<br />

Chancengleichheit heißt nicht Gleichbehandlung. Denn<br />

wenn Ungleiche gleich behandelt werden, führt das<br />

nicht zur Gleichheit, sondern setzt Ungleichheit fort.<br />

Wie fördert die EU<br />

Gender Mainstreaming?<br />

In Folge der Weltfrauenkonferenz 1995 und gestützt<br />

auf den Amsterdamer Vertrag von 1997 (1999 in Kraft<br />

getreten) wurde Gender Mainstreaming in der Europäischen<br />

Kommission zu einem gesamtgesellschaftlichen<br />

Konzept verankert.<br />

Nach dem Amsterdamer Vertrag sind alle Mitgliedstaaten<br />

verpflichtet, Gender Mainstreaming einzuführen.<br />

Der Amsterdamer Vertrag schreibt die Gleichbehandlung<br />

von Männern und Frauen ausdrücklich als von<br />

der Gemeinschaft angestrebte Aufgabe (Artikel 2) und<br />

Tätigkeiten (Artikel 3) fest. Bei allen Vorhaben sollen<br />

die unterschiedlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen<br />

von Frauen und Männern und die Auswirkungen auf<br />

Frauen und Männer berücksichtigt werden.<br />

Die praktische Umsetzung des Gender Mainstreaming<br />

ist in der Rahmenstrategie der Gemeinschaft zur Förderung<br />

der Gleichstellung von Frauen und Männern<br />

(2001-2005) dargelegt, die erstmals sämtliche, bisher<br />

mehr oder weniger isolierte Initiativen und Programme<br />

unter einem Dach vereint.<br />

15


16 Dokumentation der Eröffnungsreden<br />

Hélène Clark:<br />

Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong>, Zwischenbilanz und Perspektiven aus europäischer Sicht<br />

Die Europäische Beschäftigungsstrategie und die Eu-<br />

ropäische Strategie zur sozialen Eingliederung tragen<br />

zur Förderung von Chancengleichheit und Gender<br />

Mainstreaming bei. Erst gestern (12.04.2005) wurden<br />

infolge der neuen Lissabon Strategie, wie sie der Europäische<br />

Rat vom 22. und 23. März 2005 verabschiedet<br />

hat, die neuen integrierten Leitlinien für Wachstum und<br />

Beschäftigung von der Kommission vorgelegt.<br />

Gender Mainstreaming wird darin ausdrücklich als essentiell<br />

für mehr Beschäftigung und zur Modernisierung<br />

der Sozialschutzsysteme genannt. Der Rat von Lissabon<br />

hat zudem quantitative Ziele für die Gleichstellungspolitik<br />

vorgegeben. So soll die Beschäftigungsquote von<br />

Frauen bis 2010 auf durchschnittlich 60 % steigen.<br />

Deutschland kann diese Zielvorgabe erreichen.<br />

Die Kommission und der Rat haben in ihrer kürzlich<br />

vorgelegten Analyse der Europäischen Beschäftigungspolitik<br />

Fortschritte bei der Umsetzung der meisten EU-<br />

Empfehlungen festgestellt. In einigen Punkten ist dies<br />

aber erst begrenzt sichtbar, etwa hinsichtlich der Beseitigung<br />

steuerlicher Hindernisse für die Beschäftigung<br />

von Frauen und insbesondere des Mangels an Kinderbetreuung.<br />

Die Erhöhung der Arbeitsmarktbeteiligung steht auch<br />

<strong>im</strong> Vordergrund der europäischen Strategie zur sozialen<br />

Eingliederung. Verknüpft mit der Beschäftigungspolitik,<br />

ist sie ein wirksames Sicherheitsnetz auf nationaler<br />

Ebene.<br />

Die Strukturfonds und insbesondere der <strong>ESF</strong> sind deshalb<br />

als Finanzinstrument zur Umsetzung der Europäischen<br />

Beschäftigungsstrategie besonders geeignet hier<br />

anzusetzen. Gender Mainstreaming ist dabei durchgängiges<br />

Prinzip.<br />

Da <strong>im</strong> Jahr 2000 die Förderperiode der Strukturfonds<br />

anlief, müssten nach der Europäischen Rahmenstrategie<br />

die Mitgliedstaaten bei der Planung, Umsetzung<br />

und Bewertung der mit Strukturfondsmitteln finanzierten<br />

Aktivitäten und Maßnahmen den Gender Mainstreaming-Ansatz<br />

verfolgen. Die EU-Kommission gibt<br />

zwar den Rahmen vor, aber die Mitgliedsländer haben<br />

durchaus Spielräume, ihre eigenen struktur- und arbeitsmarktpolitischen<br />

Strategien zu setzen.<br />

Auch die Europäischen Sozialpartner unterstrichen<br />

erst kürzlich (22.03.2005), bezugnehmend auf die<br />

Rahmenstrategie, die Wichtigkeit einer ganzheitlichen<br />

Strategie und damit auch die Rolle der nationalen Sozialpartner<br />

Maßnahmen zu setzen. Fünf Prioritäten,<br />

gerichtet an die nationalen Sozialpartner, stehen dabei<br />

für die nächsten fünf Jahre <strong>im</strong> Mittelpunkt: Geschlechterrollen,<br />

Frauen in Entscheidungspositionen, Balance<br />

zwischen Arbeit und Privatleben und Gender Pay Gap.<br />

Die neue sozialpolitische Agenda (09.02.2005), die<br />

den Zeitraum bis 2010 abdeckt, ergänzt und unterstützt<br />

die Lissabonner Strategie. Die Agenda spielt eine<br />

Schlüsselrolle bei der Förderung der sozialen D<strong>im</strong>ension<br />

des Wirtschaftswachstums. Neben der Priorität der<br />

Beschäftigung legt die Agenda ihren Fokus auch auf die<br />

Priorität der Bekämpfung der Armut sowie der Förderung<br />

der Chancengleichheit.<br />

Wie Sie wissen, ergänzen die sozialpolitischen Kompetenzen<br />

der Union jene der Mitgliedstaaten. Die Union<br />

verfügt zwar über eine wirkungsvolle Palette von Instrumenten,<br />

die zugleich den Mehrwert der europäischen Politik<br />

gewährleisten, aber auch dem Subsidiaritätsprinzip<br />

entsprechen. Wie eben die Rechtsetzung von Mindeststandards<br />

für die Arbeitsbedingungen <strong>im</strong> Binnenmarkt<br />

oder zur Gleichbehandlung von Frauen und Männern.<br />

Gilt es unter der Priorität Beschäftigung der Agenda unter<br />

anderem die (Wieder-)Eingliederung von Frauen in<br />

den Arbeitsmarkt zu unterstützen, so sollen auch die<br />

Mindesteinkommensregelungen in den Mitgliedstaaten<br />

untersucht werden.<br />

Die Initiative zur Gründung eines Gender-Instituts fällt<br />

ebenfalls unter die Priorität Armut und Chancengleichheit<br />

der Agenda. Das Institut soll unter anderem Lösungsansätze<br />

gegen die Diskr<strong>im</strong>inierungen von Frauen<br />

<strong>im</strong> Erwerbsleben, insbesondere der Lohnunterschiede<br />

erarbeiten.<br />

Auch der <strong>im</strong> Februar veröffentlichte Bericht zur<br />

Gleichstellung von Frau und Mann 2005 sieht die geschlechtsspezifischen<br />

Unterschiede in der EU in den<br />

Bereichen Beschäftigung und Bildung zwar verringert,<br />

das geschlechtsspezifische Lohngefälle jedoch nahezu<br />

unverändert.<br />

Eine weitere Aufgabe des Gender-Instituts soll auch die<br />

Entwicklung von tools sein, um Geschlechtergleichheit<br />

in alle Gemeinschaftspolitiken zu integrieren. Interessensvertreter<br />

und -vertreterinnen sollen Gelegenheit<br />

finden mit Politikern und Politikerinnen sowie Experten<br />

und Expertinnen ihre Erfahrungen auszutauschen.


Sobald das Europäische Parlament und der Rat seine<br />

Bestätigung gegeben haben, kann die Arbeit dieser<br />

neuen Einrichtung 2007 aufgenommen werden. Bis<br />

2013 soll ein Budget von 52,5 Millionen Euro von der<br />

EU zur Verfügung gestellt werden.<br />

Wie sieht nun der Beitrag der<br />

Strukturfonds aus?<br />

Mit der Strategie Gender Mainstreaming gesprochen,<br />

stellen sich in allen Planungs- und Entscheidungsschritten<br />

<strong>im</strong>mer die folgenden Fragen:<br />

– Wie sieht das Geschlechterverhältnis in dem<br />

betreffenden Bereich aus?<br />

– Wie wirkt sich das geplante Vorhaben auf die<br />

Situation von Frauen und Männern aus?<br />

– Wie kann ein Beitrag zur Förderung der Gleichstellung<br />

geleistet werden?<br />

Auf Maßnahmenebene in den Programmen des Europäischen<br />

Sozialfonds bedeutet das unter anderem, dass<br />

Frauen und Männern gleiche Zugangs- und Teilhabechancen<br />

garantiert werden. Darüber hinaus aber Frauen<br />

wie Männer auch gleich von den Maßnahmen profitieren<br />

können. Für einen positiven Erfolg sind hierfür<br />

vier Schritte notwendig:<br />

1. die Analyse,<br />

2. die Ziele,<br />

3. die Umsetzung und<br />

4. die Evaluierung,<br />

womit wir wieder bei Punkt eins fortsetzen können. Ein<br />

unendlicher Kreislauf also.<br />

Da für die meisten von Ihnen die Strukturfonds kein<br />

Neuland sind, möchte ich meinen Fokus wie angekündigt<br />

auf Erfahrungen, Evaluierungen und Beispiele legen.<br />

Vorweg dennoch einige Eckdaten:<br />

– Seit 1957 unterstützt der <strong>ESF</strong> Maßnahmen zur<br />

Verhinderung und Bekämpfung der Arbeitslosigkeit,<br />

zur Entwicklung der Humanressourcen und der<br />

sozialen Integration in den Arbeitsmarkt.<br />

– Im Zeitraum 2000-2006 werden in Deutschland<br />

insgesamt 29,8 Mrd. Euro aus <strong>ESF</strong>, EFRE, EAGFL<br />

und FIAF zur Verfügung gestellt.<br />

– Mit dem Gender Mainstreaming-Ansatz in den<br />

Strukturfonds sollen nachhaltige Anstrengungen<br />

unternommen werden, Ungleichheiten zwischen<br />

Frauen und Männern zu überwinden. Sie erinnern<br />

sich an meine Ausführungen zu Beginn.<br />

Dokumentation der Eröffnungsreden<br />

Wir können bereits auf Fortschritte der Programme<br />

2000-2006 gegenüber dem vorhergehenden Planungszeitraum<br />

schauen. Ich möchte Ihnen einige Beispiele<br />

nennen, an denen Sie einen umfassenderen Ansatz zur<br />

Förderung der Gleichstellung erkennen können:<br />

– Die unterschiedliche sozioökonomische Situation<br />

von Frauen und Männern wurde z.B. eingehender<br />

untersucht, wenn auch noch nicht umfassende<br />

Strategien mit konkreten Zielen und Vorgaben damit<br />

Hand in Hand gehen.<br />

– Indikatoren für die Begleitung und Bewertung wurden<br />

verbessert. Eine entscheidende Voraussetzung<br />

(für Gleichstellungsindikatoren) ist nach Artikel 36<br />

der Allgemeinen Verordnung die systematische Aufschlüsselung<br />

der Daten nach Geschlecht.<br />

Geeignete Gleichstellungsindikatoren erfordern mehr<br />

als nur Prozentzahlen zur Beteiligung von Frauen und<br />

Männern an Maßnahmen <strong>im</strong> Rahmen des Projekts. Sie<br />

reichen nicht aus, um Ergebnisse oder Auswirkungen<br />

zu messen. So ist beispielsweise denkbar, dass sehr<br />

viel mehr Frauen als Männer an verschiedenen allgemeinen<br />

und beruflichen Bildungsmaßnahmen teilnehmen.<br />

Doch wenn die Frauen kürzere Kurse absolvieren<br />

und geringere Qualifikationen erwerben, tragen diese<br />

Maßnahmen in Ergebnis und Wirkung nicht zur Gleichstellung<br />

von Frauen und Männern bei.<br />

– Nachahmenswert ist es auch, wenn mehrere Fonds<br />

zusammenwirken: wie z.B. in Irland zur Förderung<br />

der Kinderbetreuung. <strong>ESF</strong> Mittel werden zur Qualitätssteigerung<br />

und Fortbildung des Personals eingesetzt.<br />

EFRE Mittel zur Förderung der Betreuungseinrichtungen.<br />

– Organisationen, die mit Gleichstellung befasst sind,<br />

werden oder sollten zumindest in alle Phasen der<br />

Programme einbezogen werden. Vielleicht kennen<br />

einige von Ihnen den „Gender-Beirat“ in Berlin.<br />

17


18 Dokumentation der Eröffnungsreden<br />

Hélène Clark:<br />

Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong>, Zwischenbilanz und Perspektiven aus europäischer Sicht<br />

Wie bewertet die EU Kommission<br />

die deutschen Erfahrungen?<br />

Chancengleichheit als Querschnittsziel gehört zu den<br />

Innovationen der laufenden Förderphase. Vorbilder<br />

und Erfahrungen gab es wenige, so dass man sich auf<br />

unterschiedlichen Wegen dem Ziel näherte.<br />

– Mit der Umsetzung von Gender Mainstreaming in<br />

den Strukturfonds Deutschlands wurde daher weitgehend<br />

Neuland beschritten. In verschiedenen<br />

Bundesländern wurden Konzepte zur Implementierung<br />

oder Begleitstrukturen entwickelt. Auch<br />

auf Bundesebene wurden Ansätze verwirklicht.<br />

Das BMFSFJ hat hier eine wichtige Koordinierungsfunktion.<br />

– Die Entwicklung von Gender-Kriterien blieb nicht nur<br />

Theorie, sondern wurde ein wichtiges Kriterium der<br />

Projektförderung, wie <strong>im</strong> <strong>ESF</strong> BA-Programm.<br />

– Unter den Instrumenten sind insbesondere Checklisten<br />

verbreitet. Die verwendeten Checklisten versuchen<br />

das allgemeine Ziel zu operationalisieren wie<br />

zum Beispiel:<br />

– Inwieweit werden <strong>im</strong> Projekt die Zielsetzungen des<br />

Gender Mainstreaming formuliert?<br />

– Welche Gleichstellungsziele sollen erreicht werden?<br />

– Welche Wirkungen werden für das Ziel der Gleichstellung<br />

erwartet?<br />

– Verfügt der Projektträger über Erfahrungen mit<br />

diesen Projekten?<br />

– Darüber hinaus wurden mit „Gender-Trainings“ auch<br />

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen qualifiziert, die<br />

für die Projektentwicklung und Durchführung verantwortlich<br />

sind. Sowohl auf <strong>Land</strong>es- wie auch auf<br />

Bundesebene wurden zusätzliche Veranstaltungen<br />

angeboten.<br />

– Inhaltlich konzentrierte sich das Thema Gender<br />

Mainstreaming auf die Stellung der Frau <strong>im</strong> Berufsleben<br />

und auf dem Arbeitsmarkt. Der <strong>ESF</strong> unterstützte<br />

am stärksten dieses Querschnittsziel.<br />

Die anderen Fonds fühlten sich zum Teil nicht zuständig.<br />

– Es wäre wünschenswert, wenn auch die anderen<br />

Fonds sich hier stärker engagierten. Auch könnte die<br />

Länderkooperation – über die Strukturfonds hinaus<br />

– zu einem besseren Verständnis und einer besseren<br />

Verankerung gleichstellungspolitischer Anliegen<br />

führen.<br />

Schluss<br />

Wichtig für alle Akteure und Akteurinnen ist, die <strong>im</strong><br />

Rahmen der vergangenen Programmperiode gesammelten<br />

Erfahrungen und Best Practices zu kennen und<br />

zu nutzen.<br />

Zu den Best Practices gehören z.B. Projekte aus der Gemeinschaftsinitiative<br />

NOW mit den Arbeiten zu Unternehmensgründungen<br />

von Frauen und zum Abbau der<br />

geschlechtsspezifischen Unterschiede auf dem Arbeitsmarkt.<br />

Nennenswert ist auch die Beteiligung des <strong>ESF</strong> an der<br />

Durchführung der Gemeinschaftsinitiative EQUAL mit<br />

2,85 Mrd. Euro. EQUAL ist eine auf die Bekämpfung von<br />

Diskr<strong>im</strong>inierung und sozialer Ausgrenzung auf dem Arbeitsmarkt<br />

ausgerichtete Strategie. Diese Strategie ist<br />

auf die Ziele der Europäischen Beschäftigungsstrategie<br />

ausgerichtet, darunter fällt auch Chancengleichheit.<br />

Es gibt einige Veröffentlichungen zu Best Practices und<br />

einige <strong>ESF</strong>-Projekte sind auch auf der <strong>ESF</strong>-Website der<br />

Kommission zu finden.<br />

Sie können auf eine Fülle von Maßnahmen und Projekte<br />

stolz sein. Es bleibt aber noch eine Menge zu tun. Vor<br />

allem bei der Schaffung ausreichender Möglichkeiten<br />

der Kinderbetreuung und den Abbau des Lohngefälles<br />

zwischen Männern und Frauen.


Ausblick<br />

In der zukünftigen Förderphase (ab 2007) wird Gender<br />

Mainstreaming eine wichtige Rolle spielen. Die Entwürfe<br />

der allgemeinen und der <strong>ESF</strong>-Verordnungen nennen<br />

die Gleichstellung von Frauen und Männern weiter als<br />

horizontales Ziel der Strukturfondsförderung.<br />

Die <strong>ESF</strong>-Verordnung wird hier am konkretesten und<br />

verlangt, dass die operationellen Programme eine Beschreibung<br />

darüber enthalten sollen, wie die Gleichstellung<br />

von Frauen und Männern <strong>im</strong> Rahmen der<br />

Programmplanung, der Durchführung, der Begleitung<br />

– einschließlich spezifischer Indikatoren – und der Evaluierung<br />

gefördert wird.<br />

Sowohl als horizontales Ziel als auch mit spezifischen<br />

Aktionen soll die nachhaltige Beteiligung und das<br />

Vorankommen von Frauen <strong>im</strong> Erwerbsleben gefördert<br />

werden:<br />

– Die Benachteiligung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt<br />

soll vermindert werden – u.a. durch Eingehen<br />

auf die Ursachen des geschlechtsspezifischen Lohngefälles.<br />

– Zur besseren Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben<br />

soll der Zugang zu Betreuungsdiensten für Kinder<br />

und abhängige Personen verbessert werden.<br />

Die Jahre 2005 und 2006 werden die Jahre sein, in<br />

denen die Ziele und Schwerpunkte für die neuen Programme<br />

formuliert werden. Sie müssen sich daran beteiligen.<br />

Die Diskussionen um die Zukunft der Strukturfonds<br />

sind in vollem Gange. Die heutige Konferenz kann mit<br />

dazu beitragen, die inhaltliche Debatte zu diesem Thema<br />

nach vorne zu bringen.<br />

Ich bin sehr gespannt, welche Ergebnisse die heutigen<br />

Foren auch zu dieser Frage bringen werden.<br />

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit<br />

(Es gilt das gesprochene Wort.)<br />

Dokumentation der Eröffnungsreden<br />

19


20 Dokumentation der Eröffnungsreden<br />

Günther Winkler. Bundesministerium für Wirtschaft<br />

und Arbeit, Bonn. Referatsleiter Europäischer Sozialfonds<br />

Sehr geehrte Frau Senatorin Karin Röpke,<br />

sehr geehrte Frau Hélène Clark,<br />

sehr geehrte Damen und Herren,<br />

wie bereits in den einführenden Worten von Frau Senatorin<br />

Röpke sowie den Ausführungen von Frau Clark<br />

dargestellt, leisten die Strukturfonds, insbesondere<br />

aber der <strong>ESF</strong>, einen wichtigen Beitrag zu den gemeinschaftlichen<br />

und nationalen Politiken <strong>im</strong> Bereich der<br />

Gleichstellung der Geschlechter.<br />

In Deutschland sind <strong>im</strong> Rahmen der <strong>ESF</strong>-Programme<br />

von Bund und Ländern für den Förderzeitraum 2000-<br />

2006 insgesamt ca. 1,15 Mrd. Euro für den Förderschwerpunkt<br />

„Chancengleichheit“ eingeplant, was rd.<br />

10 Prozent der gesamten <strong>ESF</strong>-Mittel ausmacht.<br />

Darüber hinaus ist entsprechend der in der <strong>ESF</strong>-Verordnung<br />

vorgesehenen „Doppelstrategie“ natürlich auch in<br />

allen anderen Förderschwerpunkten der Gender Mainstreaming-Gedanke<br />

mit einbezogen. Dies entspricht<br />

auch der Europäischen Beschäftigungsstrategie (EBS),<br />

deren Ziel es ist, die geschlechtsspezifischen Unterschiede<br />

<strong>im</strong> Beschäftigungsbereich bis 2010 abzubauen.<br />

Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

Zwischenbilanz und Perspektiven<br />

aus Sicht des Bundesministeriums für<br />

Wirtschaft und Arbeit<br />

Ein Ziel der EBS ist es, die Frauenbeschäftigungsquote<br />

in Europa von derzeit ca. 55,1 Prozent auf 60 Prozent<br />

bis zum Jahr 2010 zu erhöhen. Deutschland ist diesem<br />

Ziel bereits sehr nahe. Seit 1998 ist die Erwerbstätigenquote<br />

der Frauen <strong>im</strong> Vergleich zu derjenigen der Männer<br />

gestiegen. Sie liegt derzeit bei etwa 58,8 Prozent<br />

und hat somit das EU-Ziel für 2010 schon fast erreicht.<br />

Deutlich geringer als bei den Männern ist die Arbeitslosenquote<br />

von Frauen in Deutschland. 2004 betrug sie<br />

10,8 Prozent und ist damit <strong>im</strong> Vergleich zu 2003 konstant<br />

geblieben. Die Arbeitslosenquote der Männer lag<br />

in 2004 bei rd. 12,5 Prozent und hat sich gegenüber<br />

2003 noch einmal geringfügig um 0,1 Prozentpunkte<br />

erhöht.<br />

Neben dem Ziel der beschäftigungspolitischen Leitlinien,<br />

die Erwerbsquote von Frauen bis zum Jahr 2010<br />

anzuheben, sollen auch die geschlechterspezifischen<br />

Lohnunterschiede abgebaut werden. Eine Studie des<br />

Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)<br />

zum Thema des geschlechtsspezifischen Lohngefälles<br />

zeigt, dass die Gehälter der Frauen in Deutschland<br />

insgesamt um 21 Prozent unter denen der Männer liegen.<br />

Der Lohn von Frauen beträgt also <strong>im</strong> Durchschnitt<br />

in Deutschland etwa 79 Prozent des Bruttolohns von<br />

Männern. Positiver sieht es aus, wenn man die relativen<br />

Löhne von Frauen bei gleicher Qualifikation, gleicher<br />

Berufserfahrung und gleichem Alter <strong>im</strong> gleichen Betrieb,<br />

also in einer sog. Job-Zelle betrachtet. Der verbleibende<br />

Lohnunterschied beträgt nach der IAB-Studie<br />

aber auch hier noch <strong>im</strong>mer 12 Prozent.<br />

Die Gründe hierfür sind vielfältiger Natur. So ist ein<br />

Hauptgrund die hierarchische Struktur, die Männern<br />

bessere Aufstiegschancen ermöglicht. Ein weiterer wesentlicher<br />

Grund liegt darin, dass Frauen häufiger familienbedingte<br />

Erwerbsunterbrechungen aufweisen. Mit<br />

zunehmender Dauer der Elternzeit verringern sich aber<br />

die Karrierechancen für Frauen, und als Folge nehmen<br />

die Lohnungleichheiten zu.


Bei der Lösung dieses Problems kann der <strong>ESF</strong> allerdings<br />

nur sehr eingeschränkt Hilfe leisten; so beispielsweise<br />

durch Förderung von Kinderbetreuungskosten während<br />

Qualifizierungsmaßnahmen.<br />

Um die Lohnunterschiede zu beseitigen, sind in erster<br />

Linie die Sozialpartner, die Unternehmen und die Politik<br />

gefragt.<br />

Um eine erste Zwischenbilanz über den Erfolg und die<br />

Qualität der bisherigen Programmdurchführung zu<br />

ziehen, wurden <strong>im</strong> Jahr 2003 die Halbzeitbewertungen<br />

der verschiedenen Programme (OP‘s und des EPPD‘s)<br />

durchgeführt.<br />

Für das Querschnittsziel „Chancengleichheit“ konnten<br />

hieraus insbesondere zwei Erkenntnisse gezogen werden:<br />

1. Gender Mainstreaming ist als einzige politische Querschnittsaufgabe<br />

sowohl be<strong>im</strong> Bund, wie auch bei<br />

den Ländern in den Strukturen und Verfahren der<br />

Programmumsetzung verankert. Dem Gender Mainstreaming<br />

wird somit <strong>im</strong> Vergleich zu den anderen<br />

Querschnittsaufgaben ein besonderes Gewicht beigemessen.<br />

2. Die in den Programmen formulierten Gender-Strategien<br />

wurden bisher zufriedenstellend erreicht.<br />

Die Untersuchungen der Förderergebnisse der <strong>ESF</strong>-<br />

Interventionen des Bundes insgesamt wie auch die<br />

praktische Durchsetzung der Querschnittsziele haben<br />

gezeigt, dass auch künftig eine gezielte Beratung regionaler<br />

– vor allem aber auch betrieblicher – Akteure<br />

erforderlich sein wird, um weitere Fortschritte der praktischen<br />

Implementierung des Gedankens des Gender<br />

Mainstreaming erzielen zu können.<br />

Ein Schwerpunkt der Aktivitäten in den Bundes- und Länderfondsverwaltungen<br />

liegt daher auf der Sensibilisierung<br />

der verschiedensten Akteure zu diesem Thema.<br />

Die Länder beispielsweise haben Gender-Seminare und<br />

Gender-Trainings für die Verantwortlichen aus den Verwaltungsbehörden<br />

sowie für die Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter von projektführenden Trägern organisiert.<br />

So hat <strong>Bremen</strong> <strong>im</strong> Anschluss an die Gender-Seminarreihe<br />

des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen<br />

und Jugend <strong>im</strong> Jahr 2003 eine Gender Mainstreaming<br />

Trainingsreihe für alle wesentlichen Akteure erfolgreich<br />

umgesetzt. Insgesamt wurden damit 122 Akteure über<br />

Gender Mainstreaming informiert.<br />

Dokumentation der Eröffnungsreden<br />

In Hessen haben beispielsweise <strong>im</strong> Sinne der „Top-<br />

Down-Strategie“ die Führungskräfte des Ministeriums<br />

an einer entsprechenden Fortbildung teilgenommen.<br />

Die Erfahrungen aus solchen Seminaren zeigen aber<br />

auch, dass in der Regel die Anzahl der Männer, die an<br />

solchen Seminaren teilnehmen, noch zu gering ist. Insoweit<br />

ist es auch nachvollziehbar, dass der Evaluationsbericht<br />

empfiehlt, auch weiterhin alle wichtigen Akteure<br />

entsprechend zu sensibilisieren, zu informieren<br />

und durch Trainingsmaßnahmen zu qualifizieren.<br />

Auch besteht Bedarf nach stärkeren praxis- und umsetzungsorientierten<br />

Themenschwerpunkten, zum Beispiel<br />

auf die tägliche Projektarbeit bezogen. Wichtig<br />

nach Ansicht der Evaluatoren ist auch, dass das Querschnittsziel<br />

der Chancengleichheit nach Möglichkeit in<br />

das Antrags- und Bewilligungsverfahren mit aufgenommen<br />

wird.<br />

So ist zum Beispiel <strong>im</strong> Programm „Lokales Kapital für<br />

soziale Zwecke“ (LOS) Gender Mainstreaming ein fester<br />

Bestandteil in allen Förderabschnitten. Bei den <strong>im</strong><br />

Jahr 2003 durchgeführten LOS-Konzeptwettbewerben<br />

war die Beachtung von Gender Mainstreaming ein<br />

wesentliches Kriterium für die Bewertung der Anträge.<br />

Die Darstellungen des Handlungskonzepts mussten<br />

unter Berücksichtigung der geschlechterspezifischen<br />

Bedarfe formuliert werden. Alle Träger mussten darstellen,<br />

welche Zielsetzung sie mit ihrem Mikroprojekt<br />

in Bezug auf die Gleichstellung von Frauen explizit verfolgen.<br />

Eine sinnvolle Ergänzung für die Implementierung<br />

von Gender Mainstreaming in das Antrags- und Bewilligungsverfahren<br />

sind Arbeitshilfen, die sowohl die<br />

Konzeption, wie auch die Auswahl von Projekten unterstützen.<br />

Viele Bundesländer bieten bereits jetzt entsprechende<br />

Leitfäden und Arbeitshilfen an. So sind zum Beispiel in<br />

Bayern alle Projektträger verpflichtet, den Aspekt des<br />

Gender Mainstreaming in die Projektkonzeption und<br />

Projektdurchführung zu integrieren und dies in der<br />

Projektbeschreibung auszuführen. Als Hilfestellung erhalten<br />

die Projektträger ein Merkblatt mit der Beschreibung<br />

des Gender Mainstreaming-Aspekts einschließlich<br />

zielgerichteter Fragen.<br />

21


22 Dokumentation der Eröffnungsreden<br />

Günter Winkler: Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong>,<br />

Zwischenbilanz und Perspektiven aus Sicht des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit<br />

1 siehe Kurzfassung<br />

<strong>im</strong> Anhang<br />

In Brandenburg wurde als Arbeitshilfe zur Planung und<br />

Weiterentwicklung des „<strong>Land</strong>esprogramms Qualifizierung<br />

und Arbeit in Brandenburg“ eine Anleitung zur<br />

Anwendung des Gender Mainstreaming-Prinzips entwickelt.<br />

Damit soll erreicht werden, dass möglichst alle<br />

künftigen neuen bzw. weiterentwickelten Förderungen<br />

<strong>im</strong> <strong>Land</strong>esprogramm einen aktiven Beitrag zur Gleichstellung<br />

und Chancengerechtigkeit von Frauen und<br />

Männern leisten.<br />

Ein weiteres Beispiel ist der vom Bundesministerium<br />

für Familie, Senioren, Frauen und Jugend herausgegebene<br />

„Leitfaden zur Implementierung und Umsetzung<br />

von Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong>“ 1 . Der in einigen<br />

Gremien bereits vorgestellte Leitfaden richtet sich an<br />

diejenigen, die mit der Planung, Steuerung, Umsetzung<br />

und Begleitung der <strong>ESF</strong>-Programme befasst sind, also<br />

an die<br />

– Fondsverwaltungen,<br />

– die programmumsetzenden Stellen,<br />

– die Mitglieder der Begleitausschüsse und<br />

– die Evaluierungsinstitute.<br />

Der Leitfaden basiert auf dem <strong>ESF</strong>-Verfahren von der<br />

Programmplanung bis hin zur Evaluierung und bietet<br />

Hilfestellungen zu den jeweils maßgeblichen Fragen<br />

und Instrumenten anhand von verschiedenen Impulsfragen.<br />

So beispielsweise <strong>im</strong> Verfahrensschritt der Umsetzung,<br />

ob<br />

– dem Projektantrag eine geschlechterdifferenzierte<br />

Analyse der Ausgangslage zu Grunde liegt,<br />

– welche Daten und Informationen dabei ausgewertet<br />

wurden,<br />

– oder wurden fachspezifische Gender-Kompetenzen<br />

in die Konzeptentwicklung einbezogen.<br />

Der Leitfaden zeigt zudem Kontrollmechanismen auf<br />

und formuliert die verschiedenen Möglichkeiten der Ergebnissicherung.<br />

Relevant wäre bei diesem Beispiel <strong>im</strong><br />

Rahmen der Ergebnissicherung, ob die Verwaltung eine<br />

langfristig angelegte und verbindliche Gender Mainstreaming-Strategie<br />

entwickelt hat.<br />

Hervorzuheben ist auch, dass <strong>im</strong> Zusammenhang mit<br />

der Verbreitung von Gender-Kompetenzen in vielen<br />

Bundesländern <strong>Land</strong>esfrauenräte oder ähnliche Beiräte<br />

bei der Konzeption und der Auswahl von Projekten beraten.<br />

Ein Beispiel dafür ist Niedersachsen, das die Umsetzung<br />

des Ziels 3 über einen <strong>Land</strong>esbegleitausschuss<br />

sowie über regionale Beiräte auf Ebene der Bezirksregierungen<br />

begleitet. Die Belange von Frauen werden<br />

dort über den <strong>Land</strong>esfrauenrat eingebracht.<br />

Ähnlich wird auch in Baden-Württemberg und in NRW<br />

verfahren. In Berlin und in Mecklenburg-Vorpommern<br />

werden die Interventionen von einem „Gender-Beirat“<br />

begleitet, die fondsübergreifend die Mitglieder des Begleitausschusses<br />

bei der Implementierung und Durchführung<br />

des Gender Mainstreaming bei den Strukturfondsinterventionen<br />

beraten.<br />

Kennzeichnend für die Gender-Beiräte ist Ihre Zusammensetzung<br />

aus Vertreterinnen und Vertretern<br />

– der Verwaltung,<br />

– der Nichtregierungsorganisationen,<br />

– der Gewerkschaften,<br />

– der Wissenschaft und<br />

– der Parteien.<br />

Diese Kenntnisse und Kompetenzen auf dem Gebiet<br />

der Chancengleichheit haben entscheidenden Anteil<br />

am Erfolg eines Programms oder eines Projektes.<br />

Hier in <strong>Bremen</strong> wurde vom Senat ein Konzept zur Verankerung<br />

des Gender Mainstreaming in der Bremer<br />

Verwaltung beschlossen. Im Rahmen dieses Konzeptes<br />

finden zweijährige Pilotprojekte statt. Eines dieser Projekte<br />

ist das Pilotprojekt zur Implementierung des Prinzips<br />

des Gender Mainstreaming in das Beschäftigungspolitische<br />

Aktionsprogramm des <strong>Land</strong>es. Dieses Ziel<br />

soll in <strong>Bremen</strong> zum Beispiel erreicht werden durch:<br />

– Ad-hoc-Abfragen,<br />

– eine exemplarische Bewertung der Vergabepraxis,<br />

– geschlechtsspezifische Datenauswertungen,<br />

– Diskussionen der Methoden und Ergebnisse,<br />

– die Erarbeitung eines Masterplans zur Implementirung,<br />

– Workshops und<br />

– die Einrichtung einer Steuerungsgruppe.


Auch aus den Jahresberichten wird deutlich, dass <strong>ESF</strong>geförderte<br />

Projekte erheblich dazu beigetragen haben,<br />

die EU-Querschnittsziele zu erreichen. Der quantitative<br />

Aspekt der Chancengleichheit soll über die angemessene<br />

Beteiligung von Frauen an allen Fördermaßnahmen<br />

gewährleistet werden. Dies bedeutet, dass der Anteil<br />

der geförderten Frauen ihrem Anteil an den Arbeitslosen<br />

entsprechen soll. Dieses Ziel wurde noch nicht<br />

flächendeckend erreicht. In den Ziel 3-Gebieten lag der<br />

Förderanteil der Frauen über deren Anteil an der Arbeitslosigkeit,<br />

in den Ziel 1-Gebieten noch unter ihrem<br />

Anteil an der Arbeitslosigkeit.<br />

Im Jugendsofortprogramm der Bundesregierung hingegen<br />

lag der Anteil der geförderten Frauen sowohl <strong>im</strong><br />

Ziel 3-Gebiet wie auch <strong>im</strong> Ziel 1-Gebiet leicht über ihrem<br />

Anteil an allen arbeitslosen Jugendlichen.<br />

Lassen Sie mich nun beispielhaft einige Maßnahmen<br />

vorstellen, die seitens der Bundesländer und des Bundes<br />

aus <strong>ESF</strong>-Mitteln gefördert werden:<br />

Das <strong>Land</strong> Thüringen hat die Maßnahme „Perspektiven<br />

für Hochschulabsolventinnen in Thüringen“ aufgelegt.<br />

Gefördert werden hier junge, hoch ausgebildete Frauen<br />

an der Schwelle vom Studium zum Beruf. Studentinnen<br />

und Absolventinnen werden <strong>im</strong> Rahmen dieses Projektes<br />

verschiedene Möglichkeiten geboten, soziale Kompetenzen<br />

zu schulen und, was besonders wichtig ist,<br />

Unternehmenskontakte zu potentiellen Arbeitgebern<br />

aufzubauen. Durch den Praxisbezug dieses Projektes<br />

können die Unternehmen selbst einen Beitrag zur bedarfsgerechten<br />

Ausbildung und Qualifizierung junger<br />

Menschen leisten. Mit dieser Maßnahme soll insbesondere<br />

dem überproportionalen Wegzug junger hoch<br />

ausgebildeter Frauen in Thüringen entgegengewirkt<br />

werden, da diese Abwanderung aus den neuen Bundesländern<br />

in die alten Bundesländer ein großes Problem<br />

mit negativer Langzeitwirkung für diese Bundesländer<br />

darstellt, da sich daraus erhebliche Standortnachteile<br />

für mögliche Industrieansiedlungen ergeben. Insbesondere,<br />

wenn es um innovative Unternehmensansiedlungen<br />

mit einem hohen Bedarf an gut ausgebildeten<br />

Personen geht.<br />

Dokumentation der Eröffnungsreden<br />

Das <strong>Land</strong> Sachsen-Anhalt beschäftigt sich beispielsweise<br />

in seinem Modellprojekt „GENDER-Like“ mit der Entwicklung<br />

neuer Beschäftigungspotentiale insbesondere<br />

für Berufsrückkehrer und Berufsrückkehrerinnen. Hier<br />

sollen Modelle zur effizienten Gestaltung der Übergänge<br />

zwischen der Erwerbstätigkeit, Zeiten der beruflichen<br />

Bildung sowie der Familienphase gemeinsam mit<br />

den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) entwickelt<br />

werden. Alle Projektaktivitäten sind darauf ausgerichtet,<br />

Berufsrückkehrern und Berufsrückkehrerinnen<br />

aus der Elternzeit oder längerer Arbeitslosigkeit einen<br />

Wiedereinstieg in das Berufsleben zu ermöglichen. Erreicht<br />

werden soll dies u.a. durch die Förderung der<br />

Vereinbarkeit von Familie und Beruf, zum Beispiel<br />

durch Einführung flexibler Arbeitszeitmodelle oder Alternativen<br />

bei der Kinderbetreuung.<br />

Das Projekt soll auf den Abschluss von Betriebsvereinbarungen<br />

hinwirken. Erreicht werden soll dies durch<br />

Workshops und Beratungen der Unternehmen, d.h. der<br />

Unternehmensleitungen und der Betriebsräte.<br />

Auf Bundesebene möchte ich Ihnen ebenfalls zwei Projekte<br />

vorstellen.<br />

Als erstes das Projekt „IT <strong>Land</strong>frauen“ des Bundesministeriums<br />

für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.<br />

Dieses Projekt wurde 2002 zusammen mit dem Deutschen<br />

<strong>Land</strong>Frauenverband e.V. als Projektträger gestartet.<br />

Das Projekt konzentriert sich auf Frauen aus dem<br />

ländlichen Raum und hat unter anderem zum Ziel, die<br />

Teilnehmerinnen als Multiplikatoren zu qualifizieren,<br />

die insbesondere EDV-Schnupperkurse, spezielle PC-<br />

Schulungen oder Kurse rund um das Internet anbieten<br />

sollen. Darüber hinaus sind weitere Ziele des Projektes<br />

die Unterstützung bei der Existenzgründung sowie<br />

die Eröffnung neuer Perspektiven für die Vermarktung<br />

landwirtschaftlicher Produkte und Dienstleistungen. Ergänzend<br />

hierzu wurde <strong>im</strong> Rahmen des Projekts zudem<br />

ein Internetportal für Existenzgründerinnen <strong>im</strong> ländlichem<br />

Raum, sowie Internetseiten zur Direktvermarktung<br />

eingerichtet. Ein ähnliches Projekt führt auch das<br />

<strong>Land</strong> Niedersachsen durch.<br />

23


24 Dokumentation der Eröffnungsreden<br />

Günter Winkler: Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong>,<br />

Zwischenbilanz und Perspektiven aus Sicht des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit<br />

Als weiteres Beispiel möchte ich noch das Bundesprogramm<br />

XENOS ansprechen. XENOS ist ein Programm<br />

gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Diskr<strong>im</strong>inierung.<br />

In diesem Programm wurden bisher 18 spezifische<br />

Frauenprojekte bewilligt. Diese Projekte wenden<br />

sich mit ihren spezifischen Anliegen insbesondere an<br />

junge Auszubildende und an Berufsrückkehrerinnen.<br />

So beispielsweise an musl<strong>im</strong>ische Frauen, um deren<br />

Einstellungschancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern.<br />

Erreicht werden soll dies dadurch, dass Ausbilder<br />

oder die für die Einstellung Verantwortlichen aus den<br />

Betrieben eingeladen werden, um an Fortbildungsmaßnahmen<br />

zum Themenbereich Islam und Musl<strong>im</strong>e teilzunehmen.<br />

Ein weiteres Anliegen bei diesem Personenkreis ist das<br />

Abbauen von Vorurteilen seitens der musl<strong>im</strong>ischen<br />

Frauen gegen die häufig als fern erlebte deutsche Gesellschaft.<br />

Ein wichtiges Programm zur Unterstützung des Gender<br />

Mainstreaming-Gedankens ist natürlich auch die<br />

Gemeinschaftsinitiative EQUAL. Im Rahmen von EQUAL<br />

befasst sich der Themenbereich „Chancengleichheit“<br />

mit der Förderung der Vereinbarkeit von Familie und<br />

Beruf, der Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt<br />

und dem Abbau geschlechterspezifischer Diskrepanzen.<br />

Hierzu sind sehr interessante Entwicklungspartnerschaften<br />

vorzuweisen.<br />

Ein Beispiel hierfür ist die Entwicklungspartnerschaft<br />

„REchoke“ in Brandenburg. Diese Entwicklungspartnerschaft<br />

besitzt 11 Teilprojekte und möchte der vorab<br />

bereits erwähnten Abwanderung von jungen Menschen<br />

mit und ohne Familie aus den ländlichen Regionen<br />

des <strong>Land</strong>es Brandenburg entgegenwirken. Ziel ist es,<br />

die Vereinbarkeit von Familie und Beruf <strong>im</strong> <strong>Land</strong> Brandenburg<br />

zu verbessern, sowie regionale Unternehmen<br />

mit neuen arbeitsorganisatorischen Ansätzen wettbewerbsfähiger<br />

zu machen.<br />

Zielgruppen dieser Entwicklungspartnerschaft sind insbesondere<br />

das Management und die Angestellten der<br />

KMU in den ländlichen Regionen, sowie Personen in<br />

Elternzeit, arbeitslose Wiedereinsteiger und Wiedereinsteigerinnen<br />

und Existenzgründer und Existenzgründerinnen.<br />

Die Schwerpunkte der Aktivitäten liegen neben einer<br />

breiten Öffentlichkeitsarbeit bei der beispielhaften<br />

Einführung von Modellen familienfreundlicher Arbeitsorganisationen<br />

in KMU sowie in der Entwicklung ganzheitlicher<br />

Coachingmodelle für einen Wiedereinstieg in<br />

den Beruf. Auch bestehende Rahmenbedingungen wie<br />

zum Beispiel die Öffnungszeiten für Kindertagesstätten<br />

sind ein zentrales Thema.<br />

Neben der Arbeit der einzelnen Entwicklungspartnerschaften<br />

und Einzelprojekte leisten auch die verschiedenen<br />

thematischen Netzwerke gute Arbeit. Unter anderem<br />

konstituierte sich Ende 2002 das thematische<br />

Netzwerk „Gender Mainstreaming“.<br />

Im Rahmen von EQUAL insgesamt wurden beispielsweise<br />

<strong>im</strong> Jahr 2003 rd. 59.000 Teilnehmer gefördert,<br />

davon waren rd. 31.000 Frauen.<br />

Meine Damen und Herren,<br />

damit möchte ich meine Ausführungen zur Zwischenbilanz<br />

der <strong>ESF</strong>- Förderung der Chancengleichheit abschließen.<br />

Ich glaube es ist deutlich geworden, dass der<br />

<strong>ESF</strong> eine wichtiges Instrument bei der Verwirklichung<br />

des Gender Mainstreaming-Gedankens in Deutschland<br />

ist. Daran wird sich auch in der Zukunft, also in der<br />

Förderperiode 2007 bis 2013 nichts ändern.


Lassen Sie mich daher noch einen kurzen Ausblick auf<br />

die nächste Förderperiode machen.<br />

Sie wissen alle, dass zur Zeit die Verhandlungen über<br />

die neuen Strukturfondsverordnungen laufen. Ziel ist<br />

es, die Verhandlungen möglichst bis zum Ende der Luxemburger<br />

Präsidentschaft – also bis Ende Juni 2005<br />

– abzuschließen. Daher sind alle Akteure, also die Mitgliedstaaten,<br />

die Präsidentschaft und die Kommission<br />

bemüht, Fortschritte bei den Verhandlungen zu erzielen.<br />

Ob das ehrgeizige Ziel zu erreichen ist, bleibt abzuwarten.<br />

Ich persönlich bin aber zur Zeit noch opt<strong>im</strong>istisch.<br />

Der Gender Mainstreaming-Gedanke ist in den Verordnungen<br />

wieder fest verankert, so dass auch in der zukünftigen<br />

Förderperiode hierzu Programme und Maßnahmen<br />

aus dem <strong>ESF</strong> gefördert werden können.<br />

Allerdings muss auch klar sein, dass für den <strong>ESF</strong> insgesamt<br />

weniger Mittel in dem Förderzeitraum zur Verfügung<br />

stehen, so dass sich dies natürlich auch mehr<br />

oder weniger stark auf die einzelnen Förderschwerpunkte<br />

auswirken wird.<br />

(Es gilt das gesprochene Wort.)<br />

Dokumentation der Eröffnungsreden<br />

25


26 Beiträge aus den thematischen Foren<br />

Forum I Möglichkeiten und Grenzen der<br />

unterschiedlichen Implementierungsstrategien<br />

Christel Langhoff. Ministerium für Arbeit, Soziales,<br />

Gesundheit und Familie des <strong>Land</strong>es Brandenburg.<br />

Referentin für Frauenförderung und Chancengleichheit<br />

in Arbeit und Wirtschaft<br />

Die Bremer Initiative einer landesweiten Fachtagung<br />

zur Umsetzung von Gender Mainstreaming <strong>im</strong> Europäischen<br />

Sozialfonds kommt für uns in Brandenburg genau<br />

zum richtigen Zeitpunkt. Zum einen haben die Planungen<br />

für die neue Strukturfondsförderperiode in den<br />

Fondsverwaltungen bereits begonnen – die Steuerung<br />

in Sachen Gender Mainstreaming steht jetzt an – andererseits<br />

werden jetzt die neuen Bedingungen festgelegt<br />

und die Weichen zur Durchführung des Strukturfonds-<br />

Mitteleinsatzes gestellt. Für die weitere Verankerung<br />

von Gender Mainstrea<strong>im</strong>ing in den Ländern ist es entscheidend,<br />

welche Bedeutung dem Thema gleicher<br />

Teilhabechancen von Frauen und Männern in der Europäischen<br />

Wirtschafts- und Beschäftigungsstrategie bis<br />

hin zum Controlling beigemessen wird. Der fachliche<br />

Austausch ist wichtig und notwendig.<br />

Ich bedanke mich sehr herzlich bei den Bremer Kolleginnen<br />

und Kollegen für die Einladung, an der Fachtagung<br />

mitzuwirken. Ich gestehe einen gewissen Heißhunger<br />

auf den fachlichen Austausch. Der kommt in<br />

meinem Arbeitsalltag viel zu kurz – und ich könnte mir<br />

vorstellen, dass es vielen von Ihnen ebenso geht.<br />

Erfahrungen mit der Implementierung<br />

eines strukturfondsübergreifenden<br />

Gender Mainstreaming-Ansatzes<br />

in Brandenburg<br />

Ich bin <strong>im</strong> Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit<br />

und Familie des <strong>Land</strong>es Brandenburg (MASGF) als<br />

Referentin für Frauenförderung und Chancengleichheit<br />

in Arbeit und Wirtschaft tätig. Zu meinen Aufgaben gehört<br />

die Implementierung von Gender Mainstreaming<br />

<strong>im</strong> <strong>ESF</strong> und in Kooperation mit den anderen Strukturfonds.<br />

Zuvor war ich sechs Jahre lang die persönliche<br />

Referentin von Regine Hildebrandt. Die Zusammenarbeit<br />

mit dieser engagierten Ministerin prägt mein Verwaltungshandeln<br />

bis heute.<br />

Erfahrungen mit einem strukturfondsübergreifenden<br />

Genderansatz<br />

Ich möchte Ihnen berichten, welche Erfahrungen wir in<br />

Brandenburg mit der Implementierung eines strukturfondsübergreifenden<br />

Gender Mainstreaming-Ansatzes<br />

gemacht haben. Es soll darum gehen, welche Methoden,<br />

Instrumente und Verfahren wir gewählt haben,<br />

wie sich der Implementierungsprozess bisher gestaltet<br />

hat und welche Faktoren dabei eine besondere Rolle<br />

gespielt haben und noch spielen.<br />

Die Anwendung von Gender Mainstreaming als Prinzip<br />

und Strategie zur Durchsetzung von Geschlechtergerechtigkeit<br />

und zur Überwindung der strukturellen<br />

Benachteiligungen von Frauen ist erklärtes Ziel der<br />

Brandenburger Koalitionsregierung. Wir befinden uns<br />

bei der systematischen Implementierung von Gender<br />

Mainstreaming mitten in einem Prozess, der in dieser<br />

Strukturfonds-Förderperiode nicht abgeschlossen sein<br />

wird. Den ersten Meilenstein auf dem Weg zum politischen<br />

Konsens in Brandenburg setzte <strong>im</strong> Jahr 1997<br />

die damalige Arbeitsministerin Dr. Regine Hildebrandt.<br />

Im Rahmen einer Arbeitsklausur mit dem Wirtschaftsministerium<br />

und externen Expertinnen und Experten<br />

wurden Ansatzpunkte für mehr Chancengleichheit in<br />

der Brandenburger Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik<br />

herausgearbeitet.


Machbarkeitsstudie für ein integriertes<br />

Konzept<br />

Mit der systematischen Implementierung von Gender<br />

Mainstreaming in den Strukturfonds haben wir konzeptionell<br />

1999 begonnen. Brüssel hatte kurzfristig<br />

Technische-Hilfe-Mittel des Europäischen Fonds für<br />

regionale Entwicklung (EFRE) für Studienvorhaben in<br />

speziellen Themenfeldern zur Verfügung gestellt.<br />

Wir haben uns in der Abteilung Arbeit darauf verständigt,<br />

uns an das Thema zu wagen und mit Hilfe<br />

des Finanzangebots durch die EU-Kommission eine<br />

Machbarkeitsstudie zum Thema Gender Mainstreaming<br />

in der Strukturfondsförderung des <strong>Land</strong>es Brandenburg<br />

in Auftrag zu geben. Es war innerhalb der<br />

<strong>Land</strong>esverwaltung eher eine buttom-up-Initiative – mit<br />

allen Vorteilen und Nachteilen. Das wird mir <strong>im</strong> Rückblick<br />

besonders deutlich und ich werde darauf noch<br />

eingehen.<br />

Ziel der Studie war es, Informationen und Entscheidungshilfen<br />

für die <strong>Land</strong>esregierung zu erhalten. Wie<br />

könnte die Beschäftigungswirksamkeit der Strukturfonds<br />

durch Beachtung von GM opt<strong>im</strong>iert werden? Welches<br />

sind die geeigneten Handlungsfelder? Wie können<br />

die Arbeitsmarktbelange von Frauen besser berücksichtigt<br />

werden? Mit welchen Indikatoren könnte der<br />

Erfolg ausgemacht und bewertet werden?<br />

Grundlage für das Vorhaben bildeten die Vorschriften<br />

in den Verordnungen zu den Fonds. Diese Vorschriften<br />

waren entscheidend für den Kooperationswillen der<br />

Fondsverwaltungen für den EFRE und den Europäischen<br />

Ausgleichs- und Garantiefonds für die <strong>Land</strong>wirtschaft<br />

(EAGFL). Insbesondere die Durchführungsvorschriften<br />

in Bezug auf die Verwaltungs- und Kontrollsysteme bei<br />

den Strukturfondsinterventionen sind der entscheidende<br />

Hebel. Denn danach sind die Länder verpflichtet, die<br />

Auswirkungen auf die Gleichberechtigung darzustellen.<br />

Der zwischen den Fonds eingeleitete Kommunikationsprozess<br />

war ein entscheidender Effekt des Projekts. Die<br />

Fondsverwaltungen wurden am gesamten Prozess beteiligt<br />

und konnten ihr Eigeninteresse bereits <strong>im</strong> Auswahlprozess<br />

platzieren. Die Akzeptanz für das Vorhaben<br />

war zunächst gut. Später <strong>im</strong> Projektverlauf zeigte<br />

sich, dass die Fondsverwaltungen weniger an Grundsatzfragen<br />

und Implementierungsstrategien zum Gender<br />

Mainstreaming interessiert waren. Ihre Hoffnung<br />

war es vielmehr, schnellstmöglich zu ersten handhabbaren<br />

Indikatoren zu kommen.<br />

Beiträge aus den thematischen Foren<br />

Diese Hoffnung hat sich <strong>im</strong> Projektverlauf nicht in der<br />

erwarteten Weise erfüllt. Das führte, das muss ich <strong>im</strong><br />

Rückblick sagen, zur Gefährdung der Implementierungsphase.<br />

Es waren in den gemeinsamen Beratungen<br />

nicht mehr die Entscheidungsträger selbst vertreten.<br />

Damit wurden Verabredungen über nächste Schritte<br />

und über Verantwortlichkeiten schwierig und zäh. Diese<br />

Erfahrung lehrte uns: Die Verständigung über Erwartungen<br />

der Kooperationspartner an das gemeinsame<br />

Vorhaben ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor und ihre<br />

Erfüllung muss <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Blick bleiben.<br />

Die Studienergebnisse wurden nach einem längeren Abwägungsprozess<br />

in unserem Hause in vollem Umfang<br />

veröffentlicht 1 . Die Analyseergebnisse der bisherigen<br />

Implementierung von GM in den einzelnen Fonds waren<br />

nicht gerade rosig. Die Studie leistete einen deutlichen<br />

Beitrag zur kritischen Reflexion der bisherigen<br />

Förderinstrumente hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf<br />

Frauen und Männer. Sie führt deutlich vor Augen, dass<br />

Nichtbeachtung von Geschlechtergerechtigkeit zur<br />

Reproduktion bestehender Benachteiligungen führen<br />

kann. Die Studie enthält folgende Empfehlungen:<br />

– die politische Willensbekundung (top down)<br />

– die Definition verbindlicher Ziele<br />

– ein auf die Ziele bezogenes Controlling<br />

– die Schaffung einer internen personellen Struktur<br />

– die Nutzung externer Ressourcen<br />

(Gendertraining, Beratung, Forschung)<br />

Der Studienbegleitprozess bewirkte eine erste Verständigung<br />

bei den Fondsverwaltungen über den Genderansatz.<br />

Das war ein wichtiges Ergebnis.<br />

Bildung einer fondsübergreifenden<br />

Arbeitsgruppe<br />

Es bestand durch die EU-Durchführungsbest<strong>im</strong>mungen<br />

weiterhin der Druck, den Erfolg zur Chancengleichheit<br />

darzustellen und dafür geeignete Indikatoren zu<br />

best<strong>im</strong>men. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden,<br />

gelang es, eine feste Struktur zu installieren und unter<br />

Federführung des MASGF die interministerielle Arbeitsgruppe<br />

„Chancengleichheit in den Strukturfonds“<br />

zu bilden.<br />

1 Meseke, H. und Armstroff, T., MASGF (Hrsg):<br />

Machbarkeitsstudie Gender Mainstreaming<br />

in der Strukturförderung des <strong>Land</strong>es<br />

Brandenburg. Potsdam, 2001<br />

27


28 Beiträge aus den thematischen Foren<br />

Forum I Möglichkeiten und Grenzen der<br />

unterschiedlichen Implementierungsstrategien<br />

In der AG sind die Strukturfondsverwaltungen, die Ver-<br />

waltungsbehörde und Gleichstellungsexpertinnen aus<br />

den Bereichen Arbeit und Gleichstellung des MASGF<br />

vertreten. Die Leitung übernahm die Vertreterin der<br />

Gleichstellungsabteilung, zugleich Mitglied <strong>im</strong> OP-<br />

Begleitausschuss. Die EU hatte für die Förderperiode<br />

2000-2006 vorgeschrieben, dass in den OP-Begleitausschüssen<br />

Gleichstellungsexperten zu beteiligen sind.<br />

Diese Vorschrift ist ein gewichtiger top-down-Ansatz<br />

<strong>im</strong> GM-Umsetzungsprozess.<br />

Die AG wurde <strong>im</strong> März 2003 vom OP-Begleitausschuss<br />

bestätigt. Sie n<strong>im</strong>mt Steuerungsaufgaben für eine verstärkte<br />

Umsetzung der Chancengleichheit zwischen<br />

Frauen und Männern wahr und soll ein handhabbares<br />

Bewertungs- und Kontrollsystem entwickeln, das für<br />

die nächste Förderperiode in den Fonds etabliert werden<br />

soll.<br />

Die <strong>ESF</strong>-Fondsverwaltung hat die Unterstützung der AG<br />

durch Technische Hilfe ermöglicht. Dies ist eine ganz<br />

entscheidende Ressource für die Arbeit der AG. Ohne<br />

sie könnten die AG-Mitglieder ihre Aufgaben neben<br />

dem Alltagsgeschäft nicht bewältigen.<br />

Das erste Vorhaben der AG war ein gemeinsames Papier<br />

über fondsübergreifende Indikatoren zur Bewertung<br />

der Wirksamkeit in Bezug auf die Chancengleichheit<br />

nach dem Gender Mainstreaming-Prinzip. Wesentliche<br />

grundlegende Erkenntnisse aus der Studie wurden aufgenommen.<br />

Das Papier wurde <strong>im</strong> Verlauf eines halben<br />

Jahres diskutiert und abgest<strong>im</strong>mt und schließlich vom<br />

OP-Begleitausschuss zur Kenntnis genommen. Die AG<br />

wurde beauftragt, ihre Aufgaben auf dieser Grundlage<br />

fortzuführen.<br />

Die besondere Bedeutung für dieses erste Projekt liegt<br />

in der gelungenen Verständigung über die fondsübergreifenden<br />

Gleichstellungsziele. Sie wurden aus dem<br />

Operationellen Programm des <strong>Land</strong>es Brandenburg für<br />

die Förderperiode 2000-2006 abgeleitet:<br />

– ausgewogene Teilhabe von Frauen und Männern am<br />

Arbeitsmarkt, Stärkung der Frauenerwerbstätigkeit,<br />

Abbau der geschlechtsspezifischen Spaltung auf<br />

dem Arbeitsmarkt und <strong>im</strong> Beruf (horizontale und<br />

vertikale Segregation),<br />

– gleiche Chancen von Frauen und Männern in<br />

der allgemeinen und beruflichen Bildung,<br />

insbesondere <strong>im</strong> Hinblick auf die Erlangung von<br />

Kompetenzen zur Sicherung von langfristigen<br />

Erwerbskarrieren,<br />

– ausgewogene Teilhabe von Frauen und Männern an<br />

der Gründung und am Wachstum von Unternehmen,<br />

– bessere Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit,<br />

– Stärkung der Beteiligung von Frauen in Entscheidungsprozessen.<br />

Die zur Wirkungs- und Erfolgsmessung ermittelten Indikatoren<br />

sind unter den AG-Mitgliedern jedoch bis heute<br />

umstritten. Sie beruhen auf einem Vorschlag, der nicht<br />

von den Fondsverwaltungen selbst entwickelt worden<br />

war. Ich sehe darin die entscheidende Ursache für den<br />

Dissens. Vielmehr wurde jetzt in der AG die Frage laut,<br />

ob handhabbare Indikatoren denn überhaupt fondsübergreifend<br />

formuliert werden können oder jeweils<br />

fondsspezifisch formuliert werden müssten.<br />

Entwicklung eines Leitfadens<br />

für Bewilligungsstellen<br />

Im Ergebnis der Diskussionen hat sich die AG dafür ausgesprochen,<br />

fondsübergreifende Genderindikatoren<br />

zunächst auf der Umsetzungsebene zu erproben. Eine<br />

angemessene Berücksichtigung der Chancengleichheit<br />

in bereits bestehende Richtlinien zu integrieren, wie es<br />

in der Studie empfohlen worden war, wurde mehrheitlich<br />

in der AG nicht für machbar gehalten. Daher wurde<br />

zunächst ein Leitfaden für Bewilligungsstellen mit einem<br />

Fragebogen für Projektträger entwickelt, der an je<br />

einer Modell-Richtlinie der drei Fonds erprobt werden<br />

soll. Die Abst<strong>im</strong>mung über den Leitfaden war ein langwieriger<br />

Prozess, denn das Ziel fondsübergreifender<br />

Indikatoren sollte nicht aufgegeben werden.<br />

Die AG hat die Einführung des Leitfadens mit einer<br />

Gender-Schulung verbunden und die Ausschreibungskriterien<br />

untereinander abgest<strong>im</strong>mt und festgelegt.<br />

Die Schulungen wurden fondsspezifisch durchgeführt,<br />

jedoch unter Beteiligung sowohl der Programmebene<br />

als auch der Bewilligungs- und Beratungsebene. Dies


wurde von den Beteiligten durchweg als sehr positiv be-<br />

wertet. Die Schulungen haben bei den Bewilligungsstel-<br />

len eine erhöhte Motivation bewirkt, den Gender Main-<br />

streaming-Umsetzungsprozess aktiv mitzugestalten.<br />

Im Rahmen der Schulungen wurde der Leitfaden für die<br />

Bewilligungsstellen auf seine Handhabbarkeit hin überprüft.<br />

Hier zeigte sich, dass für Richtlinien, die pr<strong>im</strong>är<br />

Investitionen fördern, andere Genderindikatoren von<br />

Interesse waren als für die Richtlinien, die auf die Qualifizierung<br />

des Personals in Unternehmen zielen. Dennoch<br />

ist es gelungen, einen Stammkatalog von fondsübergreifenden<br />

Fragestellungen festzulegen. Dadurch<br />

ist die Vergleichbarkeit der Befragungsergebnisse für<br />

alle drei Modellrichtlinien ermöglicht worden. Ziel ist<br />

es, zu handhabbaren gleichstellungsförderlichen Förderansätzen<br />

in der Brandenburger Wirtschafts- und<br />

Qualifizierungsförderung zu gelangen und praxistaugliche<br />

Indikatoren abzuleiten, die in der neuen Förderperiode<br />

ab 2007 für die Strukturfonds zur Anwendung<br />

kommen sollen.<br />

Bedeutung der Strukturfonds-<br />

Halbzeitbewertung für die weitere<br />

Prozessgestaltung<br />

Die Mid-term-Evaluatoren hatten die Umsetzung des<br />

Querschnittsthemas der Chancengleichheit für alle drei<br />

Fonds untersucht und konkrete Handlungsbedarfe ermittelt.<br />

Erforderlich sind danach:<br />

– die weitere Entwicklung inhaltlicher und konzeptioneller<br />

Grundlagen zur Formulierung von Förderzielen<br />

und Strategien,<br />

– die Konkretisierung und Operationalisierung der Ziele<br />

in den Schwerpunkten und Maßnahmen,<br />

– mehr Klarheit und Transparenz in der Kategorisierung<br />

der Auswirkungen auf die Gleichbehandlung<br />

von Frauen und Männern,<br />

– die Entwicklung genderspezifischer Projektauswahlkriterien<br />

und die Integration in das Antrags- und Bewilligungsverfahren<br />

und in das Monitoring,<br />

– Opt<strong>im</strong>ierung der Steuerungsinstrumente, Integration<br />

von Gleichstellungskriterien in die Förderrichtlinien,<br />

– Kontinuierliche Weiterentwicklung des Begleitsystems<br />

zur Analyse und Bewertung der Auswirkungen<br />

der Förderung auf die Chancengleichheit,<br />

– die Verbesserung der Datengrundlagen,<br />

Beiträge aus den thematischen Foren<br />

– die Bereitstellung von Mitteln zur Analyse geschlechtsspezifischer<br />

Themen und für die Sensibilisierung<br />

und den Kompetenzaufbau bei den<br />

Akteuren durch Schulungen, Workshops, Bestpractice-Transfer,<br />

– die Weiterentwicklung von Arbeitshilfen wie Leitfäden,<br />

Checklisten, Analysen.<br />

Die Mid-termin-Evaluierung steckt den kurz- und mittelfristigen<br />

Rahmen für das zu realisierende Aufgabenspektrum<br />

der AG ab. Wir stehen in der AG zurzeit an<br />

dem Punkt, die nächsten Aufgaben abzustecken. Von<br />

entscheidender Bedeutung werden die Vorgaben der<br />

<strong>Land</strong>esregierung und die EU-Vorgaben für die künftige<br />

Förderperiode sein.<br />

Zusammenfassung der<br />

wesentlichen Erfolgsfaktoren<br />

– Klarheit über die Erwartungen der Kooperationspartner<br />

und diese bedienen.<br />

– Man darf es Fondsverwaltungen und Programmverantwortlichen<br />

nicht ersparen, sich<br />

mit der Ermittlung von Gender-Indikatoren<br />

selbst zu befassen, aber: mit Professionalität.<br />

Dafür bedarf es Unterstützung und Übung.<br />

– Schriftliche Arbeitshilfen und Leitfäden sind<br />

wichtig. Sie reichen aber nicht aus, sondern<br />

müssen kommuniziert werden. Gender <strong>im</strong><br />

Verwaltungsalltag bedarf der Kommunikation.<br />

Es ist ein kreativer Prozess, darin liegen<br />

erhebliche Potentiale.<br />

– Frühzeitige Einbeziehung der Umsetzungsebene<br />

auch in die fachliche Diskussion und<br />

Abst<strong>im</strong>mung über Gender-Implementierungsstrategien<br />

ist effektiv und zeitsparend.<br />

– Fondsspezifische Gender-Schulungen gemeinsam<br />

für die Programm- und Bewilligungsebenen<br />

haben sich bewährt.<br />

– Die Schulungen müssen einen deutlichen Praxisbezug<br />

haben. Es hat sich als motivierend<br />

erwiesen, die Schulungen mit einem Lernprojekt<br />

zu verbinden, das umgehend in die Praxis<br />

umzusetzen ist.<br />

– Gender-Implementierung braucht Ressourcen<br />

für Organisation, Koordinierung, Dokumentation<br />

und für konzeptionelle Erstentwürfe.<br />

„nebenbei“ <strong>im</strong> Alltagsgeschäft ist das nicht zu<br />

leisten!<br />

29


30 Beiträge aus den thematischen Foren<br />

Forum I Möglichkeiten und Grenzen der<br />

unterschiedlichen Implementierungsstrategien<br />

Bedeutung einer verbindlichen<br />

Top-down-Strategie auf allen Ebenen<br />

Was wir bisher in Brandenburg bei der systematischen<br />

Verankerung von Gender Mainstreaming in den Strukturfonds<br />

erreicht haben, verdanken wir den stringenten<br />

Zielen und Vorgaben der EU bis hin zu den Verwaltungsund<br />

Kontrollsystemen und wir verdanken es einzelnen<br />

engagierten und kompromissbereiten Personen in den<br />

Fondsverwaltungen.<br />

Einen Kabinettbeschluss zur Verankerung von Gender<br />

Mainstreaming gibt es in Brandenburg noch nicht. Aber<br />

wir haben inzwischen eine deutliche Vorgabe durch<br />

den Koalitionsvertrag vom Oktober letzten Jahres.<br />

Danach sind strukturelle Benachteiligungen von Frauen<br />

abzubauen und Gender Mainstreaming als Prinzip<br />

und Strategie von Geschlechtergerechtigkeit muss in<br />

allen Bereichen der <strong>Land</strong>esverwaltung zur Anwendung<br />

kommen. Die Zuständigkeit für die Gender-Implementierung<br />

als Querschnittsaufgabe wurde dem MASGF zugewiesen.<br />

Die Hausleitung strebt die Verabschiedung<br />

der Gender-Strategie für die <strong>Land</strong>esverwaltung noch <strong>im</strong><br />

Jahr 2005 an.<br />

Von entscheidender Bedeutung für den weiteren Gender-Implementierungsprozess<br />

be<strong>im</strong> Strukturfondseinsatz<br />

wird die künftige EU-Wirtschafts-, Struktur- und<br />

Beschäftigungspolitik sein. Es wäre ein Rückschritt,<br />

wenn das Ziel der Chancengleichheit von Frauen und<br />

Männern und seine Umsetzung mit Hilfe der Gender<br />

Mainstreaming-Doppelstrategie nicht die Relevanz für<br />

die wirtschafts- und beschäftigungspolitischen Leitlinien<br />

und die künftige Strukturfondsförderung erhält, die<br />

ihr bisher beigemessen wurde. Noch ist die Herstellung<br />

von Geschlechtergerechtigkeit kein Selbstläufer in den<br />

Ländern. Sie muss als Prinzip in den Durchführungsverordnungen<br />

fest verankert werden bzw. bleiben. „Geht<br />

nicht – gibt’s nicht!“ würde Regine Hildebrandt heute<br />

die Verantwortlichen ermahnen.<br />

Vielen Dank.<br />

(Es gilt das gesprochene Wort.)


Tosca Wendt. Koordinationsstelle für Gender Main-<br />

streaming, Wien<br />

Die österreichische Koordinationsstelle<br />

für Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

Die Koordinationsstelle für Gender Mainstreaming <strong>im</strong><br />

<strong>ESF</strong>, kurz GeM-Koordinationsstelle, wurde <strong>im</strong> Oktober<br />

2000 von L&R Sozialforschung <strong>im</strong> Auftrag des Bundesministeriums<br />

für Wirtschaft und Arbeit eingerichtet.<br />

Zentrale Aufgabe des GeM-Teams ist es, die Umsetzung<br />

von Gender Mainstreaming <strong>im</strong> Europäischen Sozialfonds<br />

(<strong>ESF</strong>) in Österreich zu unterstützen.<br />

Mit den Mitteln des Europäischen Sozialfonds werden<br />

arbeitsmarkt- und beschäftigungspolitische Maßnahmen<br />

von der Europäischen Kommission gefördert, die<br />

von nationalen Stellen kofinanziert, konzipiert und<br />

umgesetzt werden. In Österreich sind dies das Arbeitsmarktservice<br />

und die Bundessozialämter, die Bundesministerien<br />

für Wirtschaft und Arbeit, für Bildung, Wissenschaft<br />

und Kultur sowie für Soziale Sicherheit und<br />

Generationen und außerdem die <strong>Land</strong>esverwaltungen<br />

<strong>im</strong> Rahmen der Territorialen Beschäftigungspakte.<br />

Die GeM-Koordinationsstelle arbeitet sowohl auf Bundesebene,<br />

als auch auf <strong>Land</strong>es- und regionaler Ebene<br />

eng mit diesen AkteurInnen der österreichischen Arbeitsmarktpolitik<br />

zusammen. Die Angebote der GeM-<br />

Koordinationsstelle richten sich darüber hinaus an<br />

Projektträger, die arbeitsmarkt- und bildungspolitische<br />

Maßnahmen umsetzen, sowie an interessierte Personen<br />

und Organisationen aus den Bereichen Gleichstellungs-,<br />

Beschäftigungs- und Arbeitsmarktpolitik.<br />

Außerdem kooperiert die GeM-Koordinationsstelle mit<br />

dem Bundesministerium für Gesundheit und Frauen,<br />

der Koordinationsstelle der Beschäftigungspakte<br />

Österreichs sowie dem EQUAL-Büro Österreich.<br />

Beiträge aus den thematischen Foren<br />

Ziel der GeM-Koordinationsstelle ist es, die Umsetzung<br />

von Gender Mainstreaming in den Maßnahmen des<br />

Europäischen Sozialfonds und <strong>im</strong> weiteren Sinn in der<br />

österreichischen Arbeitsmarktpolitik voran zu bringen.<br />

Ein wesentlicher Beitrag der GeM-Koordinationsstelle<br />

dazu ist die Unterstützung der arbeitsmarktpolitischen<br />

AkteurInnen, die Etablierung einer tragfähigen Netzwerkstruktur<br />

sowie der Aufbau und die Vertiefung des<br />

Gender Mainstreaming-Know Hows bei den relevanten<br />

Institutionen.<br />

Die GeM-Koordinationsstelle ist<br />

– Impulsgeberin für die Umsetzung von Gender<br />

Mainstreaming in der österreichischen<br />

Arbeitsmarktpolitik,<br />

– Ansprechstelle rund um das Thema Gender<br />

Mainstreaming,<br />

– eine Fachstelle, die qualitative Standards und<br />

praktikable Methoden der Gender Mainstreaming-Umsetzung<br />

entwickelt, Beratung durch<br />

Expertinnen bietet und fundierte Materialien<br />

zur Verfügung stellt,<br />

– eine zentrale Drehscheibe in Österreich<br />

für die Bündelung, Verarbeitung und den<br />

Transfer von Informationen und Know How<br />

zu Gender Mainstreaming unter Anbindung<br />

zur EU und den EU-Mitgliedsstaaten,<br />

– ein Knotenpunkt bei der Vernetzung der<br />

arbeitsmarktpolitischen AkteurInnen zum<br />

Thema Gender Mainstreaming auf regionaler<br />

wie auf Bundesebene.<br />

Die Angebote der GeM-Koordinationsstelle zur Unterstützung<br />

der Gender Mainstreaming Umsetzung basieren<br />

auf den 3 Säulen<br />

– Information und Wissen,<br />

– Vernetzung und Kooperation sowie<br />

– Beratung und Entwicklung.<br />

31


32 Beiträge aus den thematischen Foren<br />

Forum I Möglichkeiten und Grenzen der<br />

unterschiedlichen Implementierungsstrategien<br />

Information und Wissen<br />

Die GeM-WebSite www.gem.or.at ist eine viel besuchte<br />

Informationsplattform zum Thema Gender Mainstreaming.<br />

Hier finden sich neben Informationen über die<br />

Aktivitäten der GeM-Koordinationsstelle alle GeM-Materialien<br />

zum Downloaden, eine umfassende Literaturdatenbank<br />

und eine gut sortierte Linksammlung rund<br />

um das Thema Gender Mainstreaming sowie Neuigkeiten<br />

und Veranstaltungshinweise.<br />

Viermal <strong>im</strong> Jahr erscheint der GeM-InfoLetter und 14tägig<br />

informiert das GeM-NewsMail über Neuigkeiten und<br />

Veranstaltungstermine. Die GenderTraining-Datenbank<br />

bietet einen Überblick über Angebote und AnbieterInnen<br />

von Schulungen und Gender-Trainings.<br />

Darüber hinaus stehen die GeM-Koordinatorinnen jederzeit<br />

für Auskünfte und Hilfe per Telefon oder Email<br />

zur Verfügung.<br />

Vernetzung und Kooperation<br />

Die Vernetzung und der persönliche Erfahrungsaustausch<br />

sind eine wichtige Unterstützung der Gender<br />

Mainstreaming-Umsetzung. Die GeM-Koordinationsstelle<br />

veranstaltet dazu in allen Bundesländern und auf<br />

Bundesebene GeM-RoundTables. Die mit der <strong>ESF</strong>-Umsetzung<br />

und den Territorialen Beschäftigungspakten<br />

befassten AkteurInnen werden eingeladen, sich auszutauschen<br />

und gemeinsam die Umsetzung von Gender<br />

Mainstreaming weiter zu entwickeln.<br />

In den GeM-ArbeitsPlattformen diskutieren arbeitsmarktpolitische<br />

AkteurInnen praktische Umsetzungsfragen<br />

und entwickeln dazu gemeinsam Materialien zur<br />

Unterstützung der Gender Mainstreaming-Umsetzung.<br />

Zum Beispiel haben VertreterInnen der österreichischen<br />

Beschäftigungspakte (TEP) in der TEPGEM-Plattform ein<br />

gemeinsames Gender Mainstreaming-Strategiepapier<br />

ausgearbeitet.<br />

Die GeM-Koordinationsstelle steht in Österreich als<br />

wichtige Drehscheibe zum Thema Gender Mainstreaming<br />

zur Verfügung und ist auch um internationale<br />

Vernetzung bemüht.<br />

Beratung und Entwicklung<br />

Die GeM-Koordinationsstelle hat umfangreiche Materialien<br />

zur Umsetzung von Gender Mainstreaming entwickelt,<br />

die auf der GeM-WebSite zur Verfügung stehen.<br />

Darunter die GeM-ToolBox, die eine Reihe von Leitfäden<br />

zur praktischen Umsetzung von Gender Mainstreaming<br />

enthält.<br />

In den GeM-ThemenForen werden Informationen zu<br />

ausgewählten Themen aufbereitet sowie Seminare und<br />

Workshops veranstaltet.<br />

Den mit der <strong>ESF</strong>-Umsetzung befassten Institutionen in<br />

Österreich bietet die GeM-Koordinationsstelle Fachberatung<br />

sowie Vorträge für Tagungen, Seminare und<br />

Sitzungen an.<br />

Umsetzungserfahrungen der<br />

GeM-Koordinationsstelle für<br />

Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

Rückwirkend betrachtet hat es sich nicht nur als hilfreich<br />

erwiesen, eine Stützstruktur zur Implementierung<br />

von Gender Maisntreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong> zu etablieren, sondern<br />

es kann gesagt werden, dass diese Stützstruktur<br />

zu einer deutlichen Erhöhung der Qualität geführt hat.<br />

Besonders hervorzuheben sind hierbei die Bereiche der<br />

Vernetzung und der inhaltlichen Bündelung relevanter<br />

Themen, des Wissenstransfers und der Beratung.<br />

Durch die zahlreichen Angebote sich thematisch und<br />

regional zu vernetzen, ist nicht nur ein Austausch von<br />

Erfahrungen erfolgt, sondern es haben sich Synergien<br />

gebildet, die sich in konkreten Projekten niedergeschlagen<br />

haben. Durch die Vernetzungen wird der GeM-Koordinationsstelle<br />

auch rückgemeldet, welche Themen für<br />

die Umsetzung relevant sind, die in konkreten Veranstaltungen<br />

aufgegriffen werden. Im Austausch mit ExpertInnen<br />

erfolgt dadurch ein Wissenstransfer, der sich<br />

positiv auf die Qualität der Umsetzungen auswirkt.<br />

Aber auch die Entwicklungen <strong>im</strong> <strong>ESF</strong>, etwa in Bezug auf<br />

die Strukturfondsreform, werden schnell und unbürokratisch<br />

von der GeM-Koordinationsstelle an die AkteurInnen<br />

weitergeleitet. Dadurch können Unsicherheiten<br />

vermieden und schnelle Reaktionen erfolgen.


Die von der GeM-Koordinationsstelle durchgeführten<br />

Beratungen zeigten, dass ein großer Bedarf an methodischer<br />

Unterstützung für die Umsetzung von Gender<br />

Mainstreaming besteht. Daher wurde als wesentliches<br />

Produkt der Qualitätssicherung von der GeM die 4 GeM-<br />

Schritte-Methode als Methode der Prozessgestaltung<br />

entwickelt. Diese dient dazu die Umsetzung von GM in<br />

arbeitsmarkpolitischen Programmen und Projekten zu<br />

unterstützen. Sie strukturiert die systematische Einbeziehung<br />

der Gleichstellungsperspektive in ein Aufgabenfeld<br />

wie folgt:<br />

1. Gender-Analyse<br />

Wahrnehmen und Analysieren geschlechtstypischer<br />

Fragestellungen und Ungleichheiten<br />

<strong>im</strong> jeweiligen Bereich.<br />

2. Gleichstellungsziele<br />

Abgeleitet aus der Gender-Analyse werden<br />

möglichst konkrete und überprüfbare Gleichstellungsziele<br />

festgelegt und formuliert.<br />

3. Gleichstellungsprüfung<br />

Im dritten Schritt werden die Vorhaben auf<br />

mögliche geschlechtstypische Wirkungen hin<br />

überprüft und so gestaltet, dass sie zu den<br />

Gleichstellungszielen beitragen.<br />

4. Evaluierung<br />

Die Ergebnisse und Fortschritte werden hinsichtlich<br />

der gesetzten Gleichstellungsziele<br />

überprüft.<br />

Als notwenig zeigt sich auch, dass es, um Gender Mainstreaming<br />

erfolgreich – etwa mit der 4 Schritte-Methode<br />

– <strong>im</strong>plementieren zu können, der Gender-Kompetenz<br />

bedarf: Diese wird von der GeM-Koordinationsstelle auf<br />

mindestens drei Ebenen verortet: Wissen – Erkennen<br />

– Handeln (Bahrgehr/Steinbacher, Institut Im Kontext,<br />

2002):<br />

– Wissen um gesellschaftliche Konstruktionen von<br />

Ungleichverhältnissen in Bezug auf die Kategorie<br />

Geschlecht.<br />

– Erkennen der Diskr<strong>im</strong>inierungsstrukturen und<br />

welche Rolle die eigenen Werte, Normen und<br />

Einstellungen spielen.<br />

– Handeln resultiert aus dem Wissen und Erkennen<br />

<strong>im</strong> Changemanagementprozess.<br />

Beiträge aus den thematischen Foren<br />

Ebenso ist ein Controlling notwendig. Dies ist insbesondere<br />

in Hinblick darauf, dass Gender Mainstreaming<br />

oft noch von dem persönlichen Engagement einzelner<br />

Personen abhängt, notwendig und auch um die z.T.<br />

bereits etablierten Qualitätsstandards sichern zu können.<br />

GeM-Koordinationsstelle<br />

Liniengasse 2a/1<br />

1060 Wien<br />

Tel: ++43/(0)1/595 40 40-16<br />

office@gem.or.at<br />

www.gem.or.at<br />

33


34 Beiträge aus den thematischen Foren<br />

Forum I Möglichkeiten und Grenzen der<br />

unterschiedlichen Implementierungsstrategien<br />

Dr. Anne Rösgen. Geschäftsführerin proInnovation<br />

GmbH, Stuttgart<br />

Vorbemerkungen<br />

Zunächst erhalten Sie Informationen über Besonder-<br />

heiten der Umsetzung des <strong>ESF</strong> in Baden-Württemberg<br />

(BW), die zum Verständnis des Projektes notwendig<br />

sind. Dann gebe ich einen Überblick über Konzept und<br />

Stand der Umsetzung des Projektes. Der Schwerpunkt<br />

des Vortrags liegt aber auf dem WIE: was verstehen wir<br />

unter Coaching und wie funktioniert es? Wie von den<br />

VeranstalterInnen gewünscht, ende ich mit Schlussfolgerungen<br />

für die neue Förderperiode.<br />

Besonderheit der Umsetzung des <strong>ESF</strong><br />

in BW: die Regionalisierung<br />

BW ist ein großes <strong>Land</strong> mit sehr unterschiedlichen<br />

regionalen Gegebenheiten, ja sogar Gegensätzen<br />

– man vergleiche z.B. die (ehemalige) Industriestadt MA<br />

und einen <strong>Land</strong>kreis am Bodensee. Vor diesem Hintergrund<br />

wurde zu dieser Förderperiode die Mittelvergabe<br />

<strong>im</strong> <strong>ESF</strong> regionalisiert. Es wurden mehr als 50 regionale<br />

<strong>ESF</strong>-AK gebildet aus: Stadt- und <strong>Land</strong>kreisen, Kammern,<br />

Sozialpartnern, Arbeitsagenturen, Kontaktstellen Frau<br />

& Beruf bzw. kommunalen Frauenbeauftragten; aber<br />

auch Verbände der freien Wohlfahrtspflege, Schulen,<br />

Weiterbildungsträger, außerschulische Jugendbildung,<br />

diese aber nur <strong>im</strong> Bereich des Sozialministeriums (SM).<br />

Erfahrungen mit der Implementierungsstrategie<br />

in Baden-Württemberg<br />

Die Fondsverwaltung liegt be<strong>im</strong> SM, das Mittelvolumen<br />

beträgt für 2000-2006: 230 Mio €, davon werden<br />

69 Mio € vom Wirtschaftsministerium (WM) bewirtschaftet<br />

(Mummert Consulting 2004). Die <strong>ESF</strong>-AK vergeben<br />

fast 90% der Mittel und übernehmen somit einen großen<br />

Teil der Programmverantwortung – eine schwierige<br />

Aufgabe. Das <strong>Land</strong> BW übertrug dem <strong>ESF</strong>-AK mit der<br />

Regionalisierung folgende Aufgaben:<br />

– Projektauswahl <strong>im</strong> Rahmen der regionalen Mittelkontingente,<br />

– Stärkung des regionalen Verantwortungsbewusstseins<br />

für die Arbeitsmarktpolitik unter Berücksichtigung<br />

der regionalen Arbeitsmarktsituation,<br />

– Intensivere Einbindung der Arbeitgeberseite zur<br />

Erhöhung der Vermittlungschancen,<br />

– Erhöhung der Bedarfsgerechtigkeit der Maßnahmen,<br />

– Sicherstellung der Kofinanzierung vor Ort,<br />

– Verbesserung der Wirtschaftlichkeit des Mitteleinsatzes,<br />

– Netzwerkbildung der arbeitsmarktrelevanten<br />

Akteure in den Regionen und der Träger zur<br />

Konzeptumsetzung.<br />

(Mummert Consulting, 2004).<br />

Gleichzeitig mit der Übernahme der Mittelvergabe durch<br />

die regionalen AK kam die ebenfalls neue Anforderung<br />

der Umsetzung von Gender Mainstreaming (GeM) auf<br />

sie zu, es wurde zumindest generell <strong>im</strong> „Gemeinsamen<br />

Leitfaden der Ministerien“ so verankert.<br />

Das Sozialministerium wurde <strong>im</strong> Hinblick auf GeM früh<br />

unterstützend tätig mit<br />

– Informationsveranstaltungen und Material zu GeM,<br />

– Workshops (für Träger, AK, Bewilligungsbehörden...),<br />

– Leitfäden und Antragsbestandteilen zu GeM.<br />

ABER: auch danach hielten die Klagen über fehlende<br />

GeM-Kompetenz an, Vielen war alles zu unkonkret, es<br />

wurden Beispiele gefordert etc. Außerdem wurde deutlich,<br />

dass die Instrumente (Leitfäden etc.) nicht konsequent<br />

angewendet wurden, die Anträge waren nicht<br />

wirklich gegendert....


Daher wurde unser Projekt als zentrales <strong>Land</strong>esprojekt<br />

aufgelegt, mit einer Laufzeit 2004–2007. Man will genauer<br />

erfahren, was die Probleme <strong>im</strong> einzelnen sind,<br />

konkreter unterstützen, gezielter fortbilden, die Instrumente<br />

tatsächlich einsetzen, deren Handhabung<br />

üben, sie ggf. weiterentwickeln. Erklärtes Ziel ist es,<br />

die Handlungskompetenz der AkteurInnen soweit zu<br />

entwickeln, dass das Querschnittsziel „Gleichstellung<br />

von Frauen und Männern“ mit dem Konzept des GeM<br />

systematisch umgesetzt wird.<br />

Überblick über das Konzept und den<br />

Stand der Umsetzung<br />

Phasen der Projektentwicklung<br />

Die folgenden 4 Phasen sind für uns zum alles strukturierenden<br />

Element geworden (<strong>im</strong> eigenen Projekt aber<br />

auch für die Tätigkeit der Modell-AK können sie handlungsleitend<br />

sein), ebenso für die Projektentwicklung<br />

vor Ort. Sie sind üblich in Veränderungsprozessen aber<br />

auch <strong>im</strong> Projektmanagement, viele von Ihnen kennen<br />

sie auch als die „4 Schritte-Methode“ aus Österreich.<br />

Phase 1<br />

April ‘04 – September ‘04<br />

Analyse der Ausgangslage &<br />

Ermittlung des Handlungsbedarfs<br />

– ExpertInnengespräche<br />

– Dokumentenanalyse<br />

– Konstituierung des Beirats<br />

– Auswahl der Modell - AK<br />

Phase 2<br />

Oktober ‘04 – Dezember ‘04<br />

Ziele und Umsetzungskonzept<br />

– Ziel- und Konzepentwicklung mit den Modell-AK<br />

– Erweiterung des Beirats<br />

– 1. Fachtagung am 21.10.04<br />

Phase 3<br />

Januar ‘05 – Dezember ‘06<br />

Durchführung<br />

– Coaching der Modell-AK<br />

– Entwicklung und Umsetzung von<br />

GeM-Methoden und -Instrumenten<br />

– Transfer<br />

Phase 4<br />

Januar ‘07 – Juni ‘07<br />

Auswertung<br />

– Transfer<br />

Beiträge aus den thematischen Foren<br />

Was bisher geschah<br />

In der ersten Phase unseres Projektes ging es um die<br />

Analyse der Ausgangsbedingungen und die Konkretisierung<br />

des Handlungsbedarfes <strong>im</strong> Hinblick auf das<br />

Ziel der weiteren systematischen Umsetzung von GeM<br />

<strong>im</strong> <strong>ESF</strong>. Natürlich hatten wir schon vorher Hypothesen<br />

über den Stand der Dinge und die Probleme bei der<br />

Umsetzung und diese waren ja auch Grundlage der<br />

Antragsstellung und Bewilligung. Nun galt es, diese<br />

Einschätzungen zu überprüfen und vor allem zu konkretisieren.<br />

Dazu mussten die Ausgangsbedingungen<br />

auf der Ebene von <strong>ESF</strong>-Arbeitskreisen, Trägern und<br />

„sonstigen“ <strong>ESF</strong>-AkteurInnen noch einmal genauer betrachtet<br />

werden. Um den Stand der Umsetzung in BW<br />

aber besser beurteilen zu können, haben wir uns auch<br />

auf EU- und Bundesebene, in anderen Mitgliedsstaaten<br />

und Bundesländern <strong>im</strong> Hinblick auf die Umsetzung von<br />

GeM <strong>im</strong> <strong>ESF</strong> umgesehen.<br />

Bei der Dokumentenanalyse haben wir u.a. folgende<br />

Materialien herangezogen:<br />

– Mitteilung EU-KOM zur Halbzeitbewertung,<br />

– Programmevaluation <strong>ESF</strong> auf Bundesebene,<br />

– Tagungen: GeM <strong>im</strong> <strong>ESF</strong> in Österreich und in der<br />

Kinder- und Jugendhilfe,<br />

– Studie des IAB bei der Bundesagentur für Arbeit,<br />

– Projektbeschreibungen,<br />

– Instrumente: Leitfäden und Checklisten aller Art,<br />

– Internetrecherche, Hintergrundliteratur etc.<br />

Die ExpertInnengespräche haben wir mit Mitgliedern<br />

von <strong>ESF</strong>-AK und Trägern, den Ministerien, der L-Bank,<br />

mit der Beratungsagentur <strong>ESF</strong>-Scout und den Sozialpartnern<br />

geführt.<br />

Für uns war es sehr überraschend, wie sehr sich die<br />

Einschätzungen auf der EU-Ebene, auf der nationalen<br />

Ebene und in der Region und denen Anderer und den<br />

Ansichten der ExpertInnen und dem, was die Projektbeschreibungen<br />

aufzeigen, ähneln. Daraus ergibt sich,<br />

dass die Umsetzung in Baden-Württemberg mit den<br />

gleichen Problemen konfrontiert ist wie anderswo und<br />

somit die in der Projektumsetzung zu erwartenden Erfahrungen<br />

und Erkenntnisse auch für andere von Interesse<br />

sein könnten.<br />

35


36 Beiträge aus den thematischen Foren<br />

Forum I Möglichkeiten und Grenzen der<br />

unterschiedlichen Implementierungsstrategien<br />

Am Ende der Phase 1 haben wir folgenden Handlungsbedarf<br />

abgeleitet:<br />

– geschlechterdifferenzierte Arbeitsmarkt- und<br />

Wirtschaftsanalysen als Grundlage für Konzepte und<br />

geschlechtssensible Ermittlung von Zielgruppen<br />

fehlen,<br />

– Doppelstrategie und gleichstellungspolitische Ziele<br />

sind unklar, GeM wird als Frauenförderung missverstanden,<br />

– Gestaltung von Maßnahmen ist meist nicht geschlechtersensibel,<br />

– Männer sind als Akteure und Zielgruppe von Gleichstellungspolitik<br />

zuwenig einbezogen,<br />

– Verfahren sind zu verbessern, Verbindlichkeit ist zu<br />

erhöhen,<br />

– Gender (Mainstreaming)-Kompetenz ist dringend<br />

weiter zu entwickeln.<br />

So oder ähnlich wird der Handlungsbedarf überall beschrieben<br />

und stellt somit auch eine Schlussfolgerung<br />

für die nächste Förderperiode dar.<br />

Handlungsfelder des Projektes<br />

Coaching<br />

Modell AK<br />

Beirat<br />

Prozess-<br />

•GeM Kompetenz<br />

begleitung<br />

•Anwendung von<br />

Instrumenten<br />

•GeM in der eigenen Organisation<br />

•Evaluation und Qualitätssicherung<br />

•Verbesserung der Projektauswahl,<br />

Sicherung der Förderfähigkeit der Projekte<br />

•Geschlechtsspezifische Analyse des<br />

regionalen Arbeitsmarktes und<br />

geschlechtersensible Ermittlung von<br />

Zielgruppen<br />

Übergreifende<br />

Handlungsfelder<br />

•Fallbeispiele<br />

und Fallstudien<br />

•Fachtagungen<br />

und Foren<br />

•Website<br />

•Newsletter<br />

•Handreichungen<br />

•...<br />

proInnovation GmbH Dr. Anne Rösgen 2<br />

Arbeitsweisen und Handlungsfelder<br />

Es muss systematischer und konkreter werden – da<br />

waren sich alle einig. Man müsste die <strong>ESF</strong>-AkteurInnen<br />

in ihrem Alltagshandeln in Bezug auf die Umsetzung<br />

von GeM unterstützen. Aber wie? Mit allen über 50<br />

<strong>ESF</strong>-Arbeitskreisen und den Hunderten von Trägern<br />

und Projekten zu arbeiten, in einem so großen <strong>Land</strong><br />

– das schien zu keinem Zeitpunkt eine realistische Perspektive.<br />

Also wollten wir exemplarisch vorgehen und<br />

mit ausgewählten AK die nächsten Schritte tun. Für die<br />

Durchführung mit Modell-AK (MAK) sprachen weitere<br />

Argumente: Wir sind zwar die Gender-ExpertInnen aber<br />

nicht die ExpertInnen für die konkreten Probleme der<br />

Umsetzung vor Ort. Überall da, wo ExpertInnen sagen<br />

„wie es geht“ bekommen sie zur Antwort: „bei uns ist<br />

das alles anders“ oder „das fänden wir auch alles schön,<br />

aber unter unseren Rahmenbedingungen lässt sich<br />

das leider nicht umsetzen“. Daher haben die Modell-<br />

Arbeitskreise vor allem die Aufgabe, zunächst selbst<br />

zu lernen und auszuprobieren, wie es gehen kann und<br />

dann darüber allen anderen zu berichten.<br />

<strong>ESF</strong> Scout/<br />

L - Bank<br />

Mummert<br />

SozialWirtschafts-<br />

Consulting<br />

ministeriumministerium LAG Frauenbeauftragter/<br />

Gender Team<br />

Kontaktstellen<br />

proInnovation<br />

Beirat<br />

Frau & Beruf<br />

GmbH<br />

Prozessbegleitung<br />

Modell-AK<br />

ES Modell-AK<br />

MA-SM Modell-AK<br />

Träger/<br />

Projekte<br />

Träger/<br />

KA<br />

Projekte<br />

Träger/<br />

Projekte<br />

Modell-AK<br />

HD<br />

Träger/<br />

Projekte<br />

Regionale Arbeitsmarkt- und<br />

Beschäftigungspolitik<br />

Modell-AK<br />

MA-WM<br />

Träger/<br />

Projekte<br />

Transfer<br />

proInnovation GmbH Dr. Anne Rösgen 3<br />

Die Modell-AK wurden durch Ausschreibung/Interes-<br />

sensbekundung mit den oben genannten Inhalten aus-<br />

gewählt (ES, MA, MA, HD, KA). Wie Sie sehen, ergeben<br />

die Bedarfe alle zusammen wieder ein vollständiges<br />

Arbeitsprogramm zur Implementierung von GeM. Daher<br />

stellte sich sofort die Frage nach der Koordinierung<br />

der verschiedenen Aktivitäten und hier kommt unser<br />

wichtigstes Gremium, der Beirat Prozessbegleitung, ins<br />

Spiel. Im Beirat sind alle wesentlichen AkteurInnen Mitglied,<br />

er tagt bisher ca. ¼-jährlich (halbtags). Er ist das<br />

Nadelöhr, durch das das Kamel durch muss: Wir gehen<br />

davon aus, was hier nicht „verdaulich“ ist, das können<br />

wir erst recht nicht von den anderen AkteurInnen erwarten.<br />

Sehr wichtig ist uns die Einbindung aller in die<br />

Aufgabe des Transfers.


„Das Neue ist unbekannt und<br />

lernend zu erfinden“<br />

Coaching als Methode zum Lernen<br />

in Handlungssituationen<br />

Die Wahl von Coaching als zentrale Arbeitsmethode<br />

geht auf eine langjährige Beschäftigung mit der Frage,<br />

wie sich Handlungskompetenzen entwickeln lassen zurück.<br />

Wir haben uns mit mehreren Modellen von Handlungskompetenz<br />

befasst und uns für die folgenden<br />

D<strong>im</strong>ensionen entschieden (vgl. IAT):<br />

– Wissen: als kognitive Disposition, die alle Kompetenzbereiche<br />

umfasst,<br />

– Können: Erfahrungs- und Anwendungsd<strong>im</strong>ension<br />

auf der Basis der kognitiven Dispositionen,<br />

– Wollen: Ebene der Einstellung, Werthaltungen und<br />

Motivation,<br />

– Dürfen: Ebene der Rahmenbedingungen.<br />

Umgang mit hemmenden und Gestaltung<br />

fördernden Rahmenbedingungen<br />

Auf die „Kompetenzdebatte“ kann ich in diesem Zusammenhang<br />

nicht näher eingehen. Kurz gesagt wurde<br />

vor einigen Jahren deutlich, dass klassische Weiterbildung<br />

häufig „ohne Anwendungserfolg“ bleibt, d.h. der<br />

Transfer in den beruflichen Alltag gelingt nicht. Dies<br />

gilt erst recht in Veränderungsprozessen, bei denen es<br />

gleich ein zweifaches Dilemma gibt: zum einen steht<br />

das entsprechende Wissen, das benötigt wird, nicht<br />

einfach zur Verfügung und zum anderen drängen die<br />

Umsetzungsnotwendigkeiten. Ein Kollege hat es so formuliert:<br />

„Die Zeit für Bildung fehlt nach Jahren, nach<br />

Tagen und nach Stunden“ (R. Schulz).<br />

Deutlich ist, dass traditionelle Bildung wenig geeignet<br />

ist, um Handlungskompetenzen zu entwickeln, aber irgendwann<br />

wurde uns klar, dass es nicht nur „andere<br />

Bildung“ braucht, sondern auch „Anderes als Bildung“,<br />

nämlich ganz neue Lernformen:<br />

– Lernen findet problemlösend und prozesshaft statt,<br />

prozessbegleitend, und projektintegriert, auch als<br />

„reflektierende Verarbeitung“.<br />

– Es gibt ein anderes Verhältnis von institutionalisiertem<br />

und selbstorganisiertem informellen Lernen<br />

(klassische Bildung wird teilweise eingebettet und<br />

teilweise abgelöst durch andere Kompetenzentwicklungsprozesse).<br />

Beiträge aus den thematischen Foren<br />

Übertragen auf den Prozess der Umsetzung von GeM<br />

<strong>im</strong> <strong>ESF</strong> heißt dies: Die Mitglieder der <strong>ESF</strong>-Arbeitskreise<br />

müssen ständig Anträge sichten, bewilligen oder ablehnen<br />

und währenddessen lernen, wie GeM umzusetzen<br />

ist. Bisher haben sie die Einschätzung der Anträge<br />

oft den Frauenbeauftragten überlassen – ein Grund,<br />

warum GeM bisher nicht „aus der Frauenecke“ heraus<br />

kam. Vielen, auch den Gutwilligen ist aber nicht einmal<br />

klar, was eigentlich gelernt werden müsste und wo und<br />

wie man die entsprechenden Kompetenzen entwickeln<br />

könnte – dies wollen wir mit unserem Ansatz von Einzel-<br />

und Gruppencoaching erfahrbar machen.<br />

Einzel- und Gruppencoaching<br />

Ausgangspunkt ist das Alltagshandeln der AkteurInnen,<br />

d.h. ihre bisherige Praxis, gegebene Strukturen<br />

und die (unterschiedliche) GeM-Kompetenz. Ein erster<br />

Schritt ist die Reflexion: Wie ist die GeM-Kompetenz in<br />

Bezug auf den Praxiszusammenhang – hier: Entscheidung<br />

über Projekte entwickelt? Dem wird das Anforderungsprofil<br />

gegenübergestellt: Was beinhaltet GeM<br />

Kompetenz? und weitere Lernmöglichkeiten werden<br />

vorgestellt.<br />

Beispiel 1:<br />

Einzelcoaching mit den <strong>ESF</strong>-AK-Geschäftsführungen<br />

(GF)<br />

Oft übernehmen die GF die Rolle, die eingehenden<br />

Anträge zu sichten und dem AK eine Einschätzung<br />

zu präsentieren. Die meisten unserer Modell-AK-GF<br />

haben schon an Einführungsveranstaltungen zu GeM<br />

teilgenommen, sind sich aber in der Umsetzung und<br />

Bewertung der Anträge noch unsicher, möchten herausfinden,<br />

wo sie stehen. Sie wollen die Träger besser<br />

beraten können, die anderen Mitglieder des AK für das<br />

Thema sensibilisieren. Das Gender-Team von proInnovation<br />

GmbH unterstützt sie dabei auf Wunsch mit einem<br />

Einzelcoaching.<br />

Beispiel 2:<br />

Gruppencoaching<br />

Auch hier geht es darum, die Anträge besser einschätzen<br />

und sorgfältiger auswählen können, die GeM Instrumente<br />

selbst auszuprobieren/anzuwenden. Hier<br />

finden wir SEHR unterschiedliche Voraussetzungen<br />

<strong>im</strong> Hinblick auf Gender (Mainstreaming)-Kompetenz,<br />

daher arbeiten wir mit einem Workshop Konzept. Zunächst<br />

gibt es einen (kurzen) Input zu GeM, ein zentrales<br />

GeM-Instrument wird an einem Beispiel (möglichst<br />

real existierende Anträge) vorgestellt. Es schließt sich<br />

eine Gruppenarbeit ann bei der die Anwendung des<br />

Instruments geübt und eine Bewertung (ebenfalls von<br />

37


38 Beiträge aus den thematischen Foren<br />

Forum I Möglichkeiten und Grenzen der<br />

unterschiedlichen Implementierungsstrategien<br />

konkreten Anträgen) versucht wird. Die Ergebnisse<br />

werden anschließend von den Gruppen präsentiert, es<br />

gibt eine kollegiale Beratung und ein Feed-back vom<br />

Gender-Team. Zum Abschluss stellen wir vor, was unter<br />

Gender (Mainstreaming)-Kompetenz zu verstehen<br />

ist. Dieses Gruppencoaching-Konzept hat sich bisher<br />

bereits <strong>im</strong> Beirat Prozessbegleitung und in einem Modell-AK<br />

bewährt.<br />

Wichtig: Es darf auf keinen Fall der Eindruck entstehen,<br />

es handele sich hier um eine Art Schnellkurs: „GeM in 3<br />

Stunden“. Einzel- und Gruppencoaching sind nur erste<br />

Schritte, die allerdings aufzeigen, woran weiter zu arbeiten<br />

ist. Das beinhaltet auch das Bereitstellen weiterer<br />

Lernmöglichkeiten und damit komme ich zu<br />

Beispiel 3:<br />

Fachtagungen der besonderen Art<br />

Bei unserem Tagungskonzept – und die erste Fachtagung<br />

am 21.10.04 erreichte <strong>im</strong>merhin 130 AkteurInnen<br />

– nähern wir uns dann sozusagen von der anderen<br />

Seite her, vom Gegenstand, von den Problemen bei der<br />

Umsetzung von GeM. Bei der ersten Tagung ging es<br />

z.B. um die konkreten Fragen: Wie bekommen wir GeM<br />

„raus aus der Frauenecke“; wie schaffen wir es, Männer<br />

als Zielgruppe aber auch als Akteure anzusprechen;<br />

welche Fehlinterpretationen von GeM gibt es und was<br />

hat das für Folgen: Wie ist der konkrete Handlungsbedarf<br />

auf den verschiedenen Ebenen <strong>im</strong> Verfahren?<br />

Hierzu gab es am Vormittag Inputs und am Nachmittag<br />

Gesprächskreise, die die Themen noch einmal aufgegriffen<br />

haben unter der Fragestellung:<br />

• Wie stellen sich diese Probleme bei uns konkret dar?<br />

• Welche Lösungsansätze sehen wir?<br />

Ich möchte Sie gerne zu unserer zweiten Fachtagung<br />

einladen, die am 2.6.05 in Stuttgart <strong>im</strong> Haus der Wirtschaft<br />

stattfindet (bitte sehen Sie dazu den Newsletter<br />

Nr. 3 oder unter www.gendermainstreaming-esfbw.de).<br />

Diesmal gehen wir von Projektbeschreibungen<br />

aus, die zeigen, dass Grundfragen des GeM, wie die<br />

zum Verhältnis von „pragmatischen“ und „strategischen“<br />

Bedürfnissen, nicht verstanden sind; Kenntnisse<br />

über die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung und<br />

ihre aktuellen Veränderungen fehlen; die Frage nach<br />

den notwendigen Neuorientierungen der Männer und<br />

Männlichkeiten noch <strong>im</strong>mer unklar sind. Wir arbeiten<br />

wieder nach dem bewährten Konzept mit Inputs am<br />

Vormittag und Gesprächskreisen am Nachmittag.<br />

Anforderungen an ein Gender-Team<br />

Wir möchten darauf hinweisen, dass die Anforderungen<br />

an die Coaches, also an die LernbegleiterInnen<br />

<strong>im</strong> prozessorientierten und problemlösenden Lernen<br />

weit höher sind als in Bildungsveranstaltungen. Die<br />

Situationen und Anforderungen sind weniger vorhersehbar<br />

und planbar. Gender-ExpertInnen müssen be<strong>im</strong><br />

Coaching nicht nur über vielfältige GeM-Umsetzungserfahrungen,<br />

eine hohe Methodenkompetenz und Einfühlungsvermögen<br />

verfügen, sondern all dies situativ<br />

mobilisieren können!<br />

Notwendig sind auch solche Kompetenzen (und die<br />

haben wir <strong>im</strong> Team): Prozessgestaltung/Organisationsberatung,<br />

Supervision, Erfahrungen mit anderen gleichstellungspolitischen<br />

Ansätzen, fit sein <strong>im</strong> <strong>ESF</strong> und in<br />

der europäischen Beschäftigungsstrategie etc..<br />

Ausblick auf die weitere Projektarbeit<br />

Natürlich werden wir das Coaching fortsetzen: vor Ort,<br />

bedürfnis- und bedarfsorientiert. Die zweite Fachtagung<br />

am 2.6.05 greift mit dem Thema „Der <strong>ESF</strong> – nur<br />

ein Spiegel geschlechtsspezifischer Muster?“ wieder<br />

entscheidende Probleme der Umsetzung von GeM <strong>im</strong><br />

<strong>ESF</strong> auf.<br />

Wenn ich jetzt unsere Website erwähne, werden Sie<br />

denken, dass dies ja lediglich zum üblichen Standard<br />

heutiger Projektarbeit gehört. Allerdings versuchen<br />

wir, auch hier so konkret wie möglich an den Problemen<br />

der AkteurInnen zu sein, indem wir beispielsweise<br />

eine Sektion FAQ (häufig gestellte Fragen) entwickeln<br />

und an anderer Stelle konkrete Fallbeispiele vorstellen.<br />

Zudem arbeiten wir mit – umfangreicheren – Fallstudien.<br />

Die erste wird <strong>im</strong> Rahmen eines Teilprojektes in<br />

Kooperation mit dem Institut für Mittelstandsforschung<br />

der Universität Mannhe<strong>im</strong> (ifm) entwickelt: „Geschlechterdifferenzierende<br />

Arbeitsmarktanalyse in ausgewählten<br />

Regionen“ und greift damit ein Grundproblem des<br />

GeM auf, nämlich dass es an handhabbaren (für <strong>ESF</strong>-AK)<br />

Analysen des regionalen Bedarfes fehlt, auf deren Basis<br />

eine gendersensible Auswahl von Zielgruppen möglich<br />

wäre.


Schlussfolgerungen für die neue Förderperiode<br />

Die Schlussfolgerungen ergeben sich aus dem ermittelten<br />

Handlungsbedarf. Dies stellt sich für Baden-<br />

Württemberg wie folgt dar:<br />

1. Nötig sind auf <strong>Land</strong>esebene und regional eine geschlechtsspezifische<br />

Analyse der Ausgangbedingungen<br />

und eine geschlechtssensible Ermittlung von<br />

Zielgruppen. Aus der Analyse sind auf den verschiedenen<br />

Ebenen gleichstellungspolitische Ziele abzuleiten<br />

.<br />

2. Das Verfahren von Antragstellung, Projektauswahl<br />

und Verlaufskontrolle ist in dem Sinne zu qualifizieren,<br />

dass GeM auf allen Ebenen eine größere Verbindlichkeit<br />

erhält. Dazu brauchen die AkteurInnen<br />

Unterstützung und Ressourcen.<br />

3. Ein Schlüssel ist die Handlungskompetenz der AkteurInnen,<br />

die systematisch entwickelt werden muss.<br />

Nach den bisherigen Erfahrungen ist ein Coaching-<br />

Begleitprojekt dazu ein tauglicher Ansatz.<br />

Es braucht also nicht NUR Kompetenzentwicklung, gefordert<br />

sind auch Entschlossenheit und Konsequenzen<br />

der Programmverantwortlichen, nicht nur in Baden-<br />

Württemberg. Wir hoffen, dass die EU Kommission weiterhin<br />

ein Motor für die Umsetzung von GeM in Europa<br />

ist. Wir wünschen uns aber auch hier mehr Konsequenz,<br />

ggf. auch Sanktionen. Denn die Halbzeitbewertung der<br />

EU-KOM zeigt ja, dass trotz eindeutiger Vorgaben oft<br />

keine ex ante-Evaluierung stattfand, die Programme<br />

meist keine gleichstellungspolitischen Ziele enthalten,<br />

die Verfahren nicht sicherstellen, dass der Aspekt der<br />

Geschlechtergleichstellung bei der Auswahl, Begleitung<br />

und Bewertung der Projekt eine ausschlaggebende Rolle<br />

spielt.<br />

Damit wird der <strong>ESF</strong> den Anforderungen nicht gerecht:<br />

„Das Hauptproblem, das sich <strong>im</strong> vorangegangenen Programmplanungszeitraum<br />

abzeichnete, dass nämlich<br />

viele Maßnahmen bestehende geschlechtsspezifische<br />

Muster und die geschlechtsspezifische Segregation<br />

verstärken, setzt sich <strong>im</strong> aktuellen Programmplanungszeitraum<br />

fort.“<br />

Dies sollte sich in der nächsten Förderperiode nicht<br />

wiederholen!<br />

Beiträge aus den thematischen Foren<br />

Literatur und Material<br />

<strong>Land</strong> Baden-Württemberg (2000): Gemeinsamer Leitfaden<br />

des Sozialministeriums, des Wirtschaftsministeriums,<br />

des Kultusministeriums, des Ministeriums Ländlicher<br />

Raum und des Wissenschaftsministeriums für die<br />

Förderung aus dem Europäischen Sozialfonds – Ziel 3<br />

– in der Förderperiode 2000 – 2006, Stuttgart.<br />

Sozialministerium und Wirtschaftsministerium Baden-<br />

Württemberg und Mummert Consulting AG – Projekt<br />

<strong>ESF</strong> Scout (2003): Präsentation des <strong>Land</strong>es Baden-<br />

Württemberg be<strong>im</strong> ersten bundesweiten <strong>ESF</strong> Kongress<br />

am 10./11. November in Berlin.<br />

Institut für Arbeit und Technik <strong>im</strong> Wissenschaftszentrum<br />

NRW (IAT) (1999): Gestaltungswissen für betriebliche<br />

Reorganisationsprozesse, Gelsenkirchen.<br />

www.gendermainstreaming-esf-bw.de.<br />

39


40 Beiträge aus den thematischen Foren<br />

Forum II: Zwischenbilanz und Umsetzungsergebnisse<br />

auf Programmebene<br />

Gerd Walter. söstra Berlin, Mitglied des <strong>ESF</strong>-Evaluations-<br />

teams Ziel 3 und OP Ziel 1 des Bundes.<br />

Kontext und Fragestellungen<br />

Im Rahmen der Halbzeitbewertung des <strong>ESF</strong> <strong>im</strong> EPPD Ziel<br />

3 und <strong>im</strong> OP Ziel 1 des Bundes wurden u.a. die Querschnittsziele<br />

auf ihre Relevanz in der Durchführung und<br />

auf ihre Wirkungen untersucht. Im Folgenden möchte<br />

ich die wichtigsten Ergebnisse aus der Halbzeitbewertung<br />

und den laufenden Evaluationsarbeiten vorstellen.<br />

Drei Fragen stehen dabei <strong>im</strong> Mittelpunkt:<br />

1. Was wurde mit dem <strong>ESF</strong> für die Chancengleichheit<br />

zwischen den Geschlechtern erreicht?<br />

2. Welche Probleme gibt es noch zu lösen?<br />

3. Und welche Empfehlungen lassen sich aus den<br />

empirischen Befunden der Evaluation ableiten?<br />

Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />

Ergebnisse aus der Halbzeitbewertung<br />

und der Arbeiten am „update“<br />

der Halbzeitbewertung<br />

Die Halbzeitbewertung hat den weitgehend offenen und<br />

unbest<strong>im</strong>mten begrifflichen Rahmen der Querschnittsziele<br />

in den Programmdokumenten der EU und des Bundes<br />

deutlich gemacht. Die Fondsverwaltungen sowohl<br />

des Bundes als auch der Länder waren deswegen in der<br />

ersten Hälfte der Förderperiode hauptsächlich damit<br />

beschäftigt, die Querschnittsziele zu interpretieren und<br />

eigene landes- und programmspezifische Akzente bei<br />

der Auswahl und Gewichtung der Querschnittsziele zu<br />

setzen. Der Schwerpunkt der Aktivitäten und Initiativen<br />

auf der Bundes- und <strong>Land</strong>esebene lag auf der Entwicklung<br />

von Umsetzungsmechanismen, die zu einer stärkeren<br />

Verankerung der horizontalen Ziele <strong>im</strong> Rahmen<br />

der Programmdurchführung beitragen sollten. Dabei<br />

wurde zweierlei deutlich:<br />

1. Das Querschnittsziel der Chancengleichheit und das<br />

Verfahren des Gender Mainstreaming ist mit Abstand<br />

am klarsten konturiert und am stärksten bei der Umsetzung<br />

berücksichtigt.<br />

2. Es gibt große Unterschiede in der Berücksichtigung<br />

der Querschnittsziele <strong>im</strong> Vergleich zwischen den<br />

Bundesländern (<strong>im</strong> Ziel 3) und zwischen den verschiedenen<br />

Programmen <strong>im</strong> OP des Bundes (Ziel 1).<br />

Dass <strong>im</strong> Rahmen des Mainstreamingprozesses sowohl<br />

analytische Instrumente als auch Bildungs- und Beratungsinstrumente<br />

entwickelt und – wenn auch in unterschiedlicher<br />

Intensität – in den Ländern eingeführt wurden,<br />

ist als Erfolg zu werten. Auf diese Weise konnte<br />

die geschlechtsspezifische Datenerhebung verbessert<br />

und Gender-Kriterien in Antragsprüfungsverfahren,<br />

Checklisten, Bewertungsraster, und Qualitätsstandards<br />

eingeführt werden. Mittels Gender-Seminaren, Leitfäden,<br />

Arbeitshilfen und anderen Informationsmaterialien<br />

wurde eine Reihe von Entscheidungsträgern für<br />

die Gender-Problematik sensibilisiert. Damit wurden<br />

Grundlagen geschaffen, um die Gender-Problematik in<br />

Steuerungsgremien und –beiräten in Förderentscheidungen<br />

zu berücksichtigen.


Allerdings sind diese Standards nicht flächendeckend<br />

verwirklicht. Zwischen einzelnen Bundesländern und<br />

zwischen verschiedenen Ressorts innerhalb der Länder<br />

gibt es große Unterschiede in der Gewichtung des<br />

Querschnittsziels. Der dominante Eindruck aus den Expertengesprächen<br />

ist: Das Gender Mainstreaming strukturiert<br />

nicht Angebot und Auswahl von Projekten, sondern<br />

umgekehrt: Die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt<br />

und das Projektangebot best<strong>im</strong>men Interpretation und<br />

Umgang mit dem Querschnittsziel. Mit anderen Worten:<br />

das Chancengleichheitsziel wird pragmatisch und<br />

opportunistisch den fachlichen Zielen von Maßnahmen<br />

und Projekten untergeordnet. Ein Gender-Monitoring<br />

besteht erst in Ansätzen, entsprechende Indikatoren<br />

sind in verschiedenen Ländern in der Be- und Erarbeitung.<br />

Die Projektauswahl- und Bewilligungsverfahren<br />

entsprechen bisher nur vereinzelt den <strong>im</strong> Gender-Ansatz<br />

geforderten Bedingungen.<br />

Betrachtet man jedoch einzelne Instrumente der Arbeitsmarktpolitik<br />

genauer unter der Frage nach dem<br />

Anteil von Frauen in Maßnahmen und Projekten und<br />

deren Verbleib nach Abschluss der Maßnahme, zeigt<br />

sich ein widersprüchliches Bild: Trotz nach wie vor vorhandener<br />

Defizite auf der Ebene der Mainstreaming-<br />

Verfahren sind Frauen in einzelnen Instrumenten der<br />

Arbeitsmarktpolitik – zumindest auf der statistischen<br />

Ebene – in jeweils angemessenem Umfang vertreten.<br />

Dieses Paradox soll <strong>im</strong> Folgenden etwas differenzierter<br />

analysiert werden.<br />

Relevanz der Querschnittsziele<br />

in Projekten<br />

Die Auswertung der Stammblätter nach der Relevanz<br />

der Querschnittsziele bestätigt die Eindrücke aus den<br />

Expertengesprächen mit relevanten Entscheidungsträgern,<br />

wonach das Chancengleichheitsziel zwar formal<br />

und institutionell in Richtlinien, Leitfäden, Entscheidungshilfen<br />

usw. verankert ist, in der konkreten Praxis<br />

aber als „weiches“ Ziel nachrangig behandelt wird.<br />

Zwar wird deutlich, dass <strong>im</strong> Vergleich zu den Zielen<br />

der lokalen Entwicklung und dem Umweltschutz das<br />

Chancengleichheitsziel am meisten beachtet wird. Allerdings<br />

sind nur 18% aller Projekte von den Entscheidungsträgern<br />

als „echte“ chancengleichheitsorientierte<br />

Querschnittsprojekte bewertet worden. In diesen Fällen<br />

ist das Chancengleichheitsziel ein horizontales Ziel,<br />

das neben fachlichen und instrumentenspezifischen<br />

Zielen „auch“ berücksichtigt wurde.<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

Beiträge aus den thematischen Foren<br />

53<br />

18<br />

4<br />

64<br />

4<br />

8<br />

25 24 24<br />

Chancengleichheit Lokale Entwicklung Umweltschutz<br />

Abb. 1: <strong>ESF</strong>-Stammblätter, Anteil der querschnittsorientierten Projekten<br />

an allen Projekten. Quelle: eigene Darstellung<br />

71<br />

2<br />

2<br />

neutral<br />

auch<br />

hauptsächlich<br />

keine Angaben<br />

41


42 Beiträge aus den thematischen Foren<br />

Forum II: Zwischenbilanz und Umsetzungsergebnisse<br />

auf Programmebene<br />

Frauenanteile in <strong>ESF</strong>-Politikbereichen<br />

und arbeitsmarktpolitischen Instrumenten<br />

Betrachtet man sich dagegen die Jahresberichte, zeigt<br />

sich ein anderes Bild. Demnach sind in nahezu allen<br />

Politikbereichen Frauen entsprechend ihren Anteilen<br />

an den jeweiligen statistischen Bezugsgrößen repräsentiert:<br />

<strong>ESF</strong>-Ziel 3-Politikbereiche und<br />

Maßnahmen<br />

A: Aktive und präventive Arbeitsmarktpolitik<br />

MN1: Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit<br />

und Verhinderung<br />

der Langzeitarbeitslosigkeit bei<br />

Jugendlichen<br />

MN 2: Verhinderung von Langzeitarbeitslosigkeit<br />

bei Erwachsenen<br />

B: Gesellschaft ohne Ausgrenzung<br />

C: Berufliche und allgemeine<br />

Bildung, lebenslanges Lernen<br />

D: Anpassungsfähigkeit und<br />

Unternehmergeist<br />

MN 7: Berufliche Weiterbildung,<br />

Information/Beratung...<br />

MN 8: Kurzarbeit und Qualifikation<br />

MN 9: Förderung des Unternehmergeistes<br />

Frauenanteil<br />

37%<br />

Abb. 2: Frauenanteile in Politikbereichen und Maßnahmen<br />

Quelle: <strong>ESF</strong> Jahresbericht 2003, eigene Zusammenstellung<br />

Referenzmaßstab<br />

32% Anteil junger Frauen<br />

an jugendlicher<br />

Arbeitsloser: 37%<br />

46% Anteil an Arbeitslosen<br />

insgesamt: 42%<br />

42% Anteil Frauen an LZA:<br />

42%<br />

50% Anteil Frauen an<br />

Arbeitslosen insgesamt:<br />

42%<br />

39% Beschäftigungsanteil<br />

Frauen: 44%<br />

27% Beschäftigungsanteil<br />

Frauen: 44%<br />

10% Beschäftigungsanteil<br />

Frauen: 44%<br />

Die Abweichungen in Maßnahme 9 sind kein Ausdruck<br />

einer geschlechterspezifischen Benachteiligung von<br />

Frauen, sondern die Folge spezifischer Zuordnungen<br />

von Projekten zu Maßnahmen: Tatsächlich wurde der<br />

überwiegende Teil der Projekte, die Frauen bei der<br />

Existenzgründung unterstützen, <strong>im</strong> Politikbereich E<br />

(Chancengleichheit) durchgeführt. Von Maßnahme 8<br />

(Kurzarbeit und Qualifizierung) sind v.a. männerdominierte<br />

Berufe in „alten“ Branchen wie dem Bergbau,<br />

der Stahlindustrie, Werften oder der Textil- und Bekleidungsindustrie<br />

betroffen. Die Unterschiede zwischen<br />

Frauenanteil und Referenzmaßstab sind in diesem Fall<br />

v.a. auf geschlechtertypische horizontale Segregationsmechanismen<br />

und einer Benachteiligung von Männern<br />

zurück zu führen. 1 Folgt man dieser Darstellung, so<br />

sind Frauen in fast allen Maßnahmen entweder überrepräsentiert<br />

oder nur leicht unterrepräsentiert.<br />

Interessante Ergebnisse liefern auch die Analysen ausgewählter<br />

arbeitsmarktpolitischer Instrumente aus der<br />

von RWI und SÖSTRA durchgeführten Teilnehmerbefragung.<br />

Nachfolgende Abbildung zeigt die Ergebnisse der<br />

Analyse des Verbleibs von Männern und Frauen 6 Monate<br />

nach einer Weiterbildung für Arbeitslose. (Abb.3)<br />

Frauen mit und ohne Kinder sind demzufolge nicht nur<br />

in einem geringeren Maß von Arbeitslosigkeit nach der<br />

Maßnahme betroffen als Männer, sie finden auch öfter<br />

als Männer eine ungeförderte Beschäftigung nach der<br />

Maßnahme. Betrachtet man sich die Art der Tätigkeit,<br />

welche Frauen und Männer nach einer Weiterbildung<br />

für Arbeitslose angenommen haben, ergibt sich für<br />

Frauen wiederum ein positiver Befund. (Abb.4)<br />

Aus dem zwar nur kleinen Anteil von 35 % aller Frauen,<br />

die nach einer Weiterbildungsmaßnahme eine ungeförderte<br />

Beschäftigung gefunden haben, (mit und ohne<br />

Kinder, n= 684) haben über die Hälfte (52 %) eine Tätigkeit<br />

als qualifizierte Angestellte angenommen. Nur 14 %<br />

arbeiten in einfachen Tätigkeiten und ebenso viele als<br />

ungelernte Kräfte.<br />

Von den Männern dagegen haben nur 27 % nach der<br />

Weiterbildung eine ungeförderte Beschäftigung gefunden.<br />

Von diesen arbeiten nur 25 % in qualifizierten Angestelltenverhältnissen.<br />

Dagegen sind 21 % als Facharbeiter<br />

und 20 % als ungelernte Kräfte beschäftigt.<br />

1 Die aktuellen Kurzarbeiterzahlen aus der Statistik der Bundesanstalt<br />

für Arbeit für April 2005 machen ein deutliches Gefälle<br />

zwischen kurzarbeitenden Männern und Frauen deutlich. Im<br />

ausgewählten Berichtsmonat waren 121.654 Männer und<br />

37.227 Frauen von Kurzarbeit betroffen. Dies entspricht einer<br />

Relation von 77 % zu 33 % und erklärt die Abweichung in<br />

Maßnahme 8 als Folge einer geschlechterspezifischen Benachteiligung<br />

von Männern.


Dieser Befund legt die Schlussfolgerung nahe, dass<br />

Männer in Maßnahmen für Arbeitslose stärker auf gewerbliche<br />

Facharbeiterberufe orientiert sind und offenkundig<br />

in deutlich geringerem Anteil als Frauen die<br />

Weiterbildung dazu nutzen können, eine qualifizierte<br />

Beschäftigung zu finden. Sie befinden sich damit in<br />

sehr viel riskanteren Erwerbsformen und Tätigkeitsbereichen<br />

als Frauen: Ungelernte Kräfte und gewerbliche<br />

Facharbeiter sind von den Erosionsprozessen der Industriearbeit<br />

besonders stark betroffen.<br />

Offen bleibt, inwieweit Frauen die Weiterbildung tatsächlich<br />

besser nutzen konnten. Dass sie sehr viel öfter<br />

als Männer qualifizierte Angestelltentätigkeiten ergreifen,<br />

bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Berufsfelder<br />

zukunftsfähiger sind, als die der Männer. Offen bleibt<br />

auch, ob die Maßnahmen und die anschließenden Tätigkeiten<br />

geschlechtertypische Segregationsmechanismen<br />

fort schreiben oder den Frauen neue berufliche Handlungsperspektiven<br />

erschließen. Eine Auswertung aller<br />

Maßnahmen auf die Frage, was Männer und Frauen danach<br />

für Arbeitsverhältnisse angetreten haben, ergibt<br />

jedenfalls eine relativ klassische Verteilung von weiblicher<br />

Teilzeit- und männlicher Vollzeitarbeit. Insgesamt<br />

aber deutet der obige Befund eher auf ein Problem der<br />

Männer hin: Im Segment einfacher Qualifikationen und<br />

Tätigkeiten gelingt es ihnen offenbar in geringerem<br />

Ausmaß als Frauen, in höherwertige, qualifiziertere<br />

und weniger riskante Tätigkeitsfelder vorzudringen.<br />

Männer mit Kinder<br />

Männer ohne Kinder<br />

Frauen mit Kinder<br />

Frauen ohne Kinder<br />

32<br />

40<br />

44<br />

48<br />

Beiträge aus den thematischen Foren<br />

Art der Tätigkeit nach der Weiterbildungsmaßnahme für Arbeitslose<br />

Männer<br />

Frauen<br />

Abb. 3: Verbleib 6 Monate nach Weiterbildung für Arbeitslose. Quelle: eigene Berechnungen<br />

8<br />

4<br />

8<br />

14<br />

20<br />

Abb. 4. Quelle: eigene Berechnungen<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

Arbeitslos geförderte Beschäftigung Weiterbildung<br />

Erziehungsurlaub<br />

Sonstiges<br />

ungeförderte Beschäftigung Selbstständiger<br />

8<br />

10<br />

12<br />

9<br />

12<br />

13<br />

9<br />

12<br />

1<br />

0<br />

0<br />

19<br />

13<br />

16<br />

14<br />

9<br />

14<br />

21 1 14<br />

52<br />

25 5 1 3<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

2<br />

Auszubildender Un-, Angelernter<br />

Facharbeiter Meister<br />

Angestellter, einfache Tätigkeiten Angestellter, qualifizierte Tätigkeiten<br />

Angestellter, leitende Tätigkeiten Beamter<br />

Selbstständiger Mithelfender Familienangehöriger<br />

He<strong>im</strong>arbeiter<br />

10<br />

4<br />

7<br />

19<br />

16<br />

12<br />

10<br />

2<br />

43


44 Beiträge aus den thematischen Foren<br />

Männer ohne Kinder<br />

Männer mit Kinder<br />

Frauen ohne Kinder<br />

Frauen mit Kinder<br />

Forum II: Zwischenbilanz und Umsetzungsergebnisse<br />

auf Programmebene<br />

13<br />

25<br />

1<br />

Die Bildungsdefizite der <strong>ESF</strong>-geförderten Männer wer-<br />

den auch in der Auswertung von Maßnahmen zur Be-<br />

rufsorientierung und –vorbereitung (BO/BV) deutlich.<br />

Männliche Schulabgänger sind in sehr viel höherem<br />

Ausmaß als Frauen von Arbeitslosigkeit betroffen und<br />

sie ergreifen sehr viel weniger als Frauen die Chance<br />

auf eine weiterführende Bildung nach der Schule. Allerdings<br />

muss bei dieser Auswertung berücksichtigt<br />

werden, dass ein hoher Anteil der Männer nach dem<br />

Schulabschluss zum Wehr- oder Zivildienst eingezogen<br />

wird. (Abb.5)<br />

Die Auswertung anderer arbeitsmarktpolitischer Instrumente<br />

<strong>im</strong> Rahmen der Teilnehmerbefragung ergab<br />

zwar keine weiteren signifikant positiven Befunde für<br />

Frauen, aber auch keine Hinweise auf eine Benachteiligung<br />

von Frauen. Die Analyse des Verbleibs von Teilnehmenden<br />

an Maßnahmen zur Qualifizierung in Beschäftigung<br />

zeigen z.B. kaum Unterschiede zwischen<br />

den Geschlechtern (Abb.6).<br />

35<br />

39<br />

1<br />

2<br />

3<br />

50<br />

20<br />

20<br />

52<br />

02<br />

0 3<br />

1 3<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Arbeitslos geförderte Beschäftigung Weiterbildung<br />

Erziehungsurlaub ungeförderte Beschäftigung Sonstiges<br />

42<br />

01<br />

Abb. 5: Verbleib 6 Monate nach einer BO/BV-Maßnahme<br />

35<br />

31<br />

20<br />

Männer mit Kinder<br />

Männer ohne Kinder<br />

Frauen mit Kinder<br />

Frauen ohne Kinder<br />

3<br />

3 2 1<br />

5<br />

7<br />

3<br />

10<br />

8<br />

111<br />

5<br />

Schlussfolgerungen<br />

Im Bereich der einfachen Schulabschlüsse und gering<br />

qualifizierten Tätigkeiten verweisen die empirischen Befunde<br />

auf ein deutliches Anpassungsproblem der Männer<br />

an die Herausforderungen des Strukturwandels. Sie<br />

können Qualifizierungen nicht <strong>im</strong> selben Ausmaß wie<br />

Frauen zur Verbesserung ihres Erwerbstatus nutzen.<br />

Die in den Maßnahmen erfassten männlichen Teilnehmer<br />

halten überwiegend am Leitbild der gewerblichen<br />

Facharbeit fest; ein Bereich, der von den Erosionsprozessen<br />

der Industrie in Deutschland besonders stark<br />

betroffen ist. Für arbeitslose Frauen führen Weiterbildungsmaßnahmen<br />

zwar auch nur zu einem geringen<br />

Teil in eine ungeförderte Beschäftigung. Dennoch ist<br />

ihr Anteil höher als der der Männer. Um geschlechtertypische<br />

horizontale Segregationsmechanismen abzubauen,<br />

sollte verstärkt darauf geachtet werden, dass<br />

männliche Arbeitslose nicht nur Anpassungsqualifizierungen<br />

in riskanten Berufsfeldern vornehmen. Wichtiger<br />

wäre, dass ihnen – ähnlich wie Frauen – Möglichkeiten<br />

angeboten werden, die aus geschlechtertypischen<br />

Berufswahlfallen heraus helfen.<br />

Ein Problem bei der Interpretation dieser Befunde ist,<br />

dass kaum Rückschlüsse von der Präsenz der Frauen<br />

in Maßnahmen auf die Strategie des Gender Mainstreaming<br />

zu ziehen sind. Ob ihre relativ bessere Entwicklung<br />

in Maßnahmen und auf dem Arbeitsmarkt auf veränderte<br />

Gender-Strategien zurückzuführen sind, kann<br />

mit diesen empirischen Befunden nicht geklärt werden.<br />

Angesichts der geringen Bedeutung, die dem Chancengleichheitsziel<br />

bei Entscheidungen über Projekten zu<br />

kommt (vgl. Abb. 1), erscheint es aber angebracht, die<br />

Erklärung dafür nicht in strategischen Veränderungen<br />

6<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Arbeitslos Geförderte Beschäftigung Qualifizierungsmaßnahme<br />

Erziehungsurlaub<br />

Sonstiges<br />

Selbstständig Im selben/anderen Betrieb<br />

85<br />

85<br />

85<br />

83<br />

Abb.7: Verbleib 6 Monate nach einer Qualifizierung in Beschäftigung<br />

Quelle: eigene Berechnungen


der <strong>ESF</strong>-Interventionen sondern in strukturellen Ent-<br />

wicklungen des Arbeitsmarktes zu suchen. Der Schluss<br />

liegt nahe, dass Frauen von den Tertiärisierungsprozessen<br />

der Wirtschaft anders betroffen sind als Männer.<br />

Frauen können Qualifizierungen offenkundig eher als<br />

Männer dazu nutzen, um aus dem Segment einfacher<br />

und gering entlohnter Tätigkeiten herauszukommen.<br />

Allerdings landen sie dabei überwiegend in Teilzeitverhältnissen.<br />

Zumindest dieser empirische Befund lässt<br />

Zweifel daran, ob sie nach den Maßnahmen auch geschlechtertypische<br />

horizontale und vertikale Segmentationen<br />

durchbrechen und in neue Berufs- und Tätigkeitsfelder<br />

sowie in Arbeitsverhältnisse vordringen, die<br />

ihnen nachhaltigere berufliche Perspektiven auf dem<br />

Arbeitsmarkt erschließen.<br />

Offen bleibt auch die Frage, ob Entscheidungen für<br />

die Förderung von Frauen durch den <strong>ESF</strong> nur pragmatischer<br />

oder eher strategischer Natur sind. Dienen sie<br />

nur dazu, eine aktuelle Krisensituation zu überbrücken<br />

und ihre individuelle Situation zu verbessern oder sind<br />

sie auch geeignet, strukturelle Ungleichgewichte zwischen<br />

den Geschlechtern auf dem Arbeitsmarkt zu verringern?<br />

Zu den strukturellen Ungleichgewichten zählt<br />

insbesondere, dass Frauen wegen familiärer Bindungen<br />

sehr viel mehr als Männer auf Teilzeittätigkeiten<br />

zurück greifen und deswegen Nachteile in der beruflichen<br />

Entwicklung und in der Bezahlung in Kauf nehmen<br />

müssen. Eine vertiefende Analyse dieser Fragen wird<br />

<strong>im</strong> Rahme des „Updates“ zur Halbzeitbewertung vorgenommen.<br />

In diesem Kontext können auch die Ergebnisse<br />

der zweiten Befragungsrunde von Teilnehmenden in<br />

<strong>ESF</strong>-Maßnahmen ausgewertet werden.<br />

Beiträge aus den thematischen Foren<br />

Empfehlungen<br />

Auch wenn das Chancengleichheitsziel unter den Querschnittszielen<br />

am deutlichsten akzentuiert und differenziert<br />

ist, bleiben in der praktischen Umsetzung<br />

der Interventionen <strong>im</strong>mer noch viele inhaltliche und<br />

formale Unklarheiten, die dazu führen, dass das Gender<br />

Mainstreaming als nachrangig empfunden und <strong>im</strong><br />

Konflikt mit fachlichen oder instrumentenspezifischen<br />

Zielen „abgewählt“ wird. Handlungsbedarf besteht insbesondere<br />

bei der Klärung von Zielen: Chancengleichheitsziele<br />

beziehen sich oft nur auf frauenspezifische<br />

Maßnahmen. Sie werden dann nicht als horizontale<br />

Aufgabe verstanden, die auf alle Maßnahmen und Projekte<br />

anzuwenden sind, sondern nur auf Maßnahmen<br />

des Politikbereichs E.<br />

Probleme ergeben sich aber auch aus der unklaren Wertigkeit<br />

und Rangfolge der Zielbest<strong>im</strong>mungen von Politikbereich<br />

E, dem allgemeinen Grundsatz des Gender<br />

Mainstreaming und dem Querschnittsziel der Chancengleichheit.<br />

Die unklare Beziehung zwischen Querschnitts- und Projektzielen<br />

führt zu einer relativ geringen Steuerungswirkung<br />

bei der Projektauswahl. Gender Mainstreaming<br />

wird als frei wählbares und nicht als obligatorisches Kriterium<br />

interpretiert und flexibel an die Logik der Nachfrage<br />

aus der Wirtschaft und an das Angebot der regional<br />

unterschiedlichen Trägerlandschaft angepasst. Es<br />

dient bestenfalls als Orientierungshilfe, nicht aber als<br />

Auswahlfilter für Projekte.<br />

Nach wie vor wird das Mainstreaming als neue Form der<br />

Frauenförderung missverstanden. Möglicherweise können<br />

aber die empirischen Befunde aus der Evaluation<br />

dazu beitragen, dass auch den spezifischen Problemen<br />

von Männern mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird.<br />

Um die Umsetzung der Interventionen zu vereinfachen<br />

und die Verfahren für die Entscheidungsverantwortlichen<br />

übersichtlicher zu gestalten, haben wir vorgeschlagen,<br />

die Zahl der Querschnittsziele zu halbieren<br />

und „nur“ noch Chancengleichheit und lokale Entwicklung<br />

auf ihre Berücksichtigung in Maßnahmen und Projekten<br />

zu überprüfen. Diese beiden Querschnittsziele<br />

lassen sich am ehesten mit den Strukturen und mit der<br />

Logik der Arbeitsmarktpolitik vereinbaren. Außerdem<br />

treffen sie zentrale Schwerpunkte der Europäischen<br />

Beschäftigungsstrategie: Die Beschäftigungsquote der<br />

Frauen soll erhöht und lokale und regionale Disparitäten<br />

in der Gemeinschaft sollen ausgeglichen werden.<br />

45


46 Beiträge aus den thematischen Foren<br />

Forum II: Zwischenbilanz und Umsetzungsergebnisse<br />

auf Programmebene<br />

Ein zweiter Vorschlag konzentriert sich auf die Verbes-<br />

serung der Steuerungsinstrumente. Unter der Über-<br />

schrift „von pragmatischen zu strategischen Entschei-<br />

dungen“ sollen<br />

– gleichstellungspolitische Ziele in Programmen und<br />

Förderrichtlinien konkretisiert werden,<br />

– Ziele zur Verbesserung der Projektauswahl konkretisiert<br />

und operationalisiert werden,<br />

– Kriterien und Indikatoren zur Messung / Bewertung<br />

der Mainstreaming-Ergebnisse entwickelt werden<br />

und<br />

– stärkere Anreize zur Entwicklung geschlechtersensibler<br />

Projekte gegeben werden (z.B. durch klare<br />

Anforderungen in den Förderrichtlinien, durch<br />

Wettbewerbe und Zielvereinbarungen).<br />

Der dritte Vorschlag zielt auf eine Fortführung und Ausweitung<br />

der Sensibilisierungs- und Informationsstrategie<br />

durch weitere Seminare, Schulungen mit stärkerem<br />

Praxisbezug, einem Transfer vorbildlicher Projekte und<br />

der Weiterentwicklung von Arbeits- und Entscheidungshilfen.<br />

Noch eine abschließende Bemerkung: Dass Frauen<br />

nach <strong>ESF</strong>-Maßnahmen überwiegend in Teilzeitarbeit<br />

unter kommen, kann nicht dem <strong>ESF</strong> angelastet werden.<br />

Die Interventionen haben auf das spätere Arbeitssuchverhalten<br />

der Frauen und auf die strukturellen Möglichkeiten<br />

und Barrieren des Arbeitsmarktes keinen direkten<br />

Einfluss. Teilzeitarbeit ist jedoch überwiegend in<br />

einfachen und mittleren Segmenten des Arbeitsmarktes<br />

verbreitet. In höher qualifizierten und bezahlten<br />

Bereichen wird von allen Mitarbeitern i.d.R. die volle<br />

Arbeitsleistung verlangt. Eine vertiefende Analyse der<br />

<strong>ESF</strong>-Interventionen wird daher u.a. der Frage nach gehen,<br />

welche Qualifikationen Frauen in welchen Arbeitsverhältnissen<br />

mitbringen und welche Ansatzpunkte<br />

sich daraus eventuell für eine Förderung von Frauen<br />

in besser und höher qualifizierten Segmenten des Arbeitsmarktes<br />

ergeben.


Maria Kathmann. Stellvertretende Vorsitzende des<br />

Deutschen Frauenrat e.V.<br />

Arbeitsgruppe Gender Mainstreaming<br />

<strong>im</strong> <strong>ESF</strong> Ziel 3<br />

Im Dezember 2003 hat das Bundesministerium für<br />

Wirtschaft und Arbeit dem Begleitausschuss <strong>ESF</strong>-Ziel<br />

3 vorgeschlagen, finanzielle Mittel, die für das Politikfeld<br />

E (Chancengleichheit) vorgesehen waren zum<br />

Politikfeld D (Anpassungsfähigkeit) umzuschichten.<br />

Begründet wurde dieser Vorschlag u.a. damit, dass die<br />

Mittel für Maßnahmen zur Chancengleichheit nicht abfließen<br />

würden, es gäbe zu geringe Kofinanzierungsmöglichkeiten<br />

und außerdem würde man jetzt Gender<br />

Mainstreaming umsetzen. Dieser Vorschlag führte zu<br />

einer längeren Debatte über den Stand der Umsetzung<br />

der Gender Mainstreaming-Strategie. Es wurde kritisch<br />

angemerkt, dass ein Konzept für die Implementierung<br />

nicht vorläge bzw. ein solches nicht bekannt sei. In<br />

dieser Diskussion habe ich mit Unterstützung der Vertreterin<br />

der EU-KOM vorgeschlagen, eine Arbeitsgruppe<br />

einzurichten, die sich dazu Gedanken machen können.<br />

Der Vorschlag wurde ebenfalls von den Vertretern der<br />

Bundesländer <strong>Bremen</strong> und Niedersachsen unterstützt.<br />

Beiträge aus den thematischen Foren<br />

Der Begleitausschuss hat die Einrichtung der Arbeitsgruppe<br />

beschlossen und ich habe mich bereit erklärt<br />

diese zu moderieren.<br />

Im Februar 2004 hat der Begleitausschuss zur Zusammensetzung<br />

der AG beraten und <strong>im</strong> Mai hat die AG die<br />

Arbeit aufgenommen, die Grundlage klar gestellt und<br />

die Ziele und Arbeitsweise festgelegt.<br />

Durch die Formulierung <strong>im</strong> Änderungsantrag (Fassung<br />

vom 19. Dezember 2003), dass sich die AG „mit der<br />

umfassenden Integration des Gender Mainstreaming-<br />

Ansatzes in allen Politikfeldern befasst“, sah sich die<br />

AG gefordert, festzustellen, dass sie „dazu beitragen<br />

wird, die noch bestehenden Defizite <strong>im</strong> Bereich des<br />

Gender Mainstreaming abzubauen“ aber keinesfalls die<br />

Mittelumschichtung kompensieren kann.<br />

Weiterhin hat die Arbeitsgruppe sich auf die Definition<br />

des Gender Mainstreaming der EU-KOM, die maßgebliche<br />

Grundlage, berufen; nämlich, dass Gender Mainstreaming<br />

sich <strong>im</strong>mer auf beide Geschlechter in allen<br />

Politikbereichen bezieht und somit nicht <strong>im</strong> Politikfeld<br />

E bzw. der Maßnahme 10 verortet werden kann, sondern<br />

sich durch alle Politikfelder ziehen muss. Ich zitiere<br />

nun das Grundlagenpapier der AG:<br />

47


48 Beiträge aus den thematischen Foren<br />

Forum II: Zwischenbilanz und Umsetzungsergebnisse<br />

auf Programmebene<br />

Gender Mainstreaming steht nicht <strong>im</strong> Gegensatz<br />

zur Frauenförderung, diese kann ein Bestandteil<br />

einer Gender Mainstreaming-Strategie sein. Eine<br />

Abgrenzung der beiden Handlungsstrategien<br />

wie in der Programmergänzung des EPPD für die<br />

Intervention Ziel 3 vom 30.3.04 (Seite 146 und<br />

148) verkürzt die ausdrückliche Doppelstrategie<br />

(Frauenförderung und Gender Mainstreaming) der<br />

KOM.<br />

Zielsetzung und Arbeitsweise<br />

der Arbeitsgruppe:<br />

1. Die Arbeitsgruppe entwickelt Ideen und Strategien,<br />

wie die Gender Mainstreaming-Strategie<br />

v.a. auch <strong>im</strong> Hinblick auf die kommende Förderperiode<br />

besser genutzt werden kann.<br />

2. Dabei legt die Arbeitsgruppe den Schwerpunkt<br />

auf die Veränderung von Verfahren und<br />

Strukturen zur Implementierung von Gender<br />

Mainstreaming.<br />

3. Die Arbeitsgruppe sieht besonderen Handlungsbedarf<br />

in der Schaffung von Unterstützungsstrukturen<br />

v.a. <strong>im</strong> derzeitigen Politikbereich<br />

„Anpassungsfähigkeit“.<br />

4. Die Arbeitsgruppe wird Empfehlungen für den<br />

Begleitausschuss erarbeiten. Dazu gehören<br />

Überlegungen wie Begleitung und Bewertung<br />

gestaltet werden müssen, damit diese unter<br />

Gender Mainstreaming-Kriterien erfolgen.<br />

Dabei strebt die AG den Austausch und die<br />

Zusammenarbeit mit Arbeitsgruppen der<br />

Ziel-1-Regionen an, die sich mit Gender Mainstreaming<br />

befassen.<br />

5. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe werden durch<br />

ihre Mitarbeit einen direkten Nutzen aus der<br />

AG ziehen, ihre eigene Arbeit bereichern,<br />

indem in jeder AG-Sitzung der Erfahrungsaustausch<br />

über good Practice ein fester Bestandteil<br />

ist.<br />

6. Soweit für die Aufgabenerledigung weitere<br />

Fachkompetenz benötigt wird, kann die AG<br />

weitere ExpertInnen hinzuziehen. Fallen hierfür<br />

Kosten an, die durch das BMWA (Technische<br />

Hilfe des <strong>ESF</strong> und nationale Kofinanzierung) zu<br />

finanzieren wären, ist dies <strong>im</strong> Vorfeld mit dem<br />

BMWA (Referat XB3) abzust<strong>im</strong>men“.<br />

Der Begleitausschuss hat <strong>im</strong> September 2004 dieses<br />

erste Arbeitsergebnis zust<strong>im</strong>mend zur Kenntnis genommen.<br />

Darüber hinaus wurde die Anregung der AG,<br />

in jeder BGA-Sitzung Gender Mainstreaming auf die<br />

Agenda zu setzen, angenommen.<br />

In der Begleitausschusssitzung <strong>im</strong> März diesen Jahres<br />

wurde der <strong>im</strong> Auftrage des BMFSFJ erstellte Leitfaden<br />

zur Implementierung des Gender Mainstreaming präsentiert.<br />

Bezug nehmend auf die Empfehlungen dieses<br />

Leitfadens hatte die Arbeitsgruppe sieben Punkte für<br />

das weitere Vorgehen als Beschlussvorschlag vorgelegt.<br />

Die Präsentation und der Beschlussvorschlag haben <strong>im</strong><br />

Begleitausschuss –freundlich gesagt- zu erheblichen Irritationen<br />

geführt. Diese Reaktionen machen m.E. einiges<br />

deutlich und darauf möchte gleich eingehen.<br />

Zunächst einmal die „aufregenden“ Vorschläge der Arbeitsgruppe<br />

und hierbei nenne ich nur die Kernpunkte:<br />

– Hinsichtlich der Zielsetzung muss die Doppelstrategie<br />

von Gender Mainstreaming als Querschnittsziel<br />

und spezifischer Frauenförderung beibehalten werden.<br />

– Gemäß dem vorgestellten Leitfaden soll Gender<br />

Mainstreaming bei allen Durchführungsphasen der<br />

zukünftigen deutschen <strong>ESF</strong>-Programme ein durchgängiges<br />

Leitprinzip sein.<br />

– Bei der Ex ante-Bewertung erfordert Gender Mainstreaming<br />

die Erhebung und vor allem Analyse und<br />

Bewertung geschlechterspezifischer Daten. Hierbei<br />

kommt es auch darauf an, dass die geschlechtsspezifischen<br />

Problemlagen analysiert und bewertet werden.<br />

– Die Programmverantwortlichen setzen sich dafür ein,<br />

dass darüber hinaus die Wirtschafts- und Strukturdaten<br />

einbezogen werden.<br />

– Bei der Planung und Implementierung ist insbesondere<br />

die Übersetzung der Ex ante-Bewertung in konkrete<br />

<strong>ESF</strong>-Maßnahmen zu opt<strong>im</strong>ieren.<br />

– Monitoring und Evaluierung sollten adäquate Aussagen<br />

liefern <strong>im</strong> Hinblick auf die Auswirkungen der<br />

Maßnahmen auf Frauen und Männer.


Die Debatte dieser Begleitausschusssitzung lässt sich<br />

wie folgt zusammen fassen:<br />

Der Begleitausschuss war nicht geneigt, sich mit den<br />

Vorschlägen der AG inhaltlich und strategisch auseinander<br />

zu setzen. Der Begleitausschuss der jetzigen<br />

Förderperiode könne – so die Begründung – keine Festlegungen<br />

treffen für den Begleitausschuss der kommenden<br />

Förderperiode. Ob diese Sicht der Dinge formal<br />

zutreffend ist, will ich nicht bezweifeln. Bemerkenswert<br />

scheint mir jedenfalls, dass sich der Begleitausschuss<br />

bis zu diesem TOP eingehend mit der kommenden Förderperiode<br />

befasst hatte.<br />

Deshalb werden meines Erachtens nicht nur inhaltliche,<br />

sondern auch strukturelle Probleme sichtbar und die<br />

möchte ich in Form von Thesen darlegen und hier zur<br />

Diskussion stellen.<br />

– Möglicherweise denken Mitglieder des Begleitausschusses,<br />

man könne die Implementierung<br />

des Gender Mainstreaming schlichtweg an eine<br />

AG delegieren. Ein Delegieren der strategischen<br />

Überlegungen an eine AG steht <strong>im</strong> Widerspruch<br />

zum Prinzip des GM. Alle Beteiligten müssen bei<br />

allen Prozessen und Abläufen fragen, ob Männer<br />

und Frauen gleichermaßen berücksichtigt werden<br />

und ob die Prozessergebnisse für Männer und<br />

Frauen gleichermaßen Nutzen bringen.<br />

Zweifelsohne gibt es <strong>im</strong> Begleitausschuss FondsverwalterInnen,<br />

die genau daran ein elementares Interesse<br />

haben. Es scheint aber, dass dieses Interesse<br />

nicht für die Mehrheit zutrifft.<br />

– Die meisten FondsverwalterInnen sind überwiegend<br />

mit der technischen Abwicklung befasst, die programmatischen<br />

und strategischen Überlegungen<br />

treffen andere Fachressorts. In den kleinen Bundesländern<br />

liegt die ressortübergreifende Arbeit sicherlich<br />

dichter beieinander und geht hier mehr „Hand<br />

in Hand“ als in den großen Bundesländern und be<strong>im</strong><br />

Bund.<br />

- Sicherlich haben einige Bundesländer eine durchdachte<br />

Strategie zu Gender Mainstreaming und setzen<br />

diese auch um. Diese Strategien fließen aber<br />

nicht auf Bundesebene zu einer Gesamtstrategie zusammen.<br />

Beiträge aus den thematischen Foren<br />

- Im nationalen Begleitausschuss werden keine strategischen<br />

Debatten über die Ziele, die man mit dem<br />

<strong>ESF</strong> erreichen will, geführt. Hier befasst man sich<br />

vornehmlich mit der technischen Abwicklung. Ob<br />

ausgerechnet am Beispiel des Gender Mainstreaming<br />

eine strategische Debatte zu erreichen ist, hängt<br />

vom Wollen des gesamten Begleitausschusses ab.<br />

– Somit sind der Arbeitsgruppe zwar enge Grenzen<br />

gesetzt, aber wir geben nicht auf. Wir können und<br />

werden Überlegungen anstellen und müssen darauf<br />

vertrauen, dass diese ernsthaft diskutiert werden.<br />

Die AG sieht zwar die Gefahr, dass sie gegenüber der<br />

EU-KOM als „Feigenblatt“ benutzt wird, will aber die<br />

Chancen nutzen, in der GM-Strategie einige Schritte<br />

vorwärt zu kommen.<br />

– Die Arbeitsgruppe ist der Meinung, dass ein Strategiepapier<br />

zu erarbeiten ist, das auf der Grundlage<br />

einer Stärken-Schwächen-Analyse, Ziele definiert und<br />

Lösungen/Maßnahmen aufzeigt. Die Umsetzung<br />

muss durch ein Monitoring überprüft werden.<br />

– Der nationale Begleitausschuss ist gefordert, sich<br />

verbindlich festzulegen. Unverbindliche Empfehlungen<br />

und Allgemeinplätze helfen keinen Schritt weiter.<br />

Ich vermute allerdings, dass dabei noch erheblicher<br />

Diskussionsbedarf über die Chancengleichheitspolitik<br />

für Frauen (Politikfeld E) und über Gender Mainstreaming-Konzept<br />

für alle Politikfelder besteht und<br />

dass das Verhältnis dieser beiden Ansätze zueinander<br />

grundsätzlich noch zu klären ist.<br />

49


50 Beiträge aus den thematischen Foren<br />

Forum II: Zwischenbilanz und Umsetzungsergebnisse<br />

auf Programmebene<br />

Dr. Philipp Rogge. Bundesministerium für Frauen,<br />

Senioren, Familie und Jugend, Berlin<br />

„Implementation Gap“ wäre vielleicht ein passender<br />

Begriff um – in Anlehnung an Gender Pay Gap und<br />

Employment Gap – die Kluft zwischen Anspruch und<br />

Wirklichkeit der Umsetzung von Gender Mainstreaming<br />

am Anfang der laufenden <strong>ESF</strong>-Förderperiode zu<br />

umschreiben.<br />

Diesem Defizit zumindest teilweise abzuhelfen diente<br />

eine bundesweite Seminarreihe des Bundesministeriums<br />

für Familie, Senioren, Frauen und Jugend von 2002<br />

bis 2003. „Gender Mainstreaming in Förderprojekten<br />

der Europäischen Strukturfonds – Von der Strategie<br />

zur Praxis“ nannte sich das Angebot, welches sich an<br />

Verwaltungen und Projektträger auf Bundesebene und<br />

in allen Bundesländern richtete. Aktuell von Interesse<br />

sind vor allem die Ergebnisse der wissenschaftlichen<br />

Begleitung der Seminarreihe. Zudem ist aus der Seminarreihe<br />

ein Leitfaden zu Gender Mainstreaming <strong>im</strong> Europäischen<br />

Sozialfonds entstanden.<br />

Gender Mainstreaming in der<br />

<strong>ESF</strong>-Programmumsetzung<br />

Der Stellenwert von Gender Mainstreaming wurde von<br />

den Bundesländern laut wissenschaftlicher Begleitung<br />

höchst unterschiedlich eingeschätzt. Dabei scheint<br />

der politische Wille das entscheidende Kriterium dafür<br />

zu sein, mit welcher Verbindlichkeit das Thema in die<br />

Strukturförderung integriert wird. Ohne Top-Down-<br />

Handlungsdruck funktioniert Gender Mainstreaming<br />

offenbar nicht: So kann eine kritische Projektauswahl<br />

nach Genderkriterien z.B. daran scheitern, dass Mittel<br />

gebunden werden müssen oder Kofinanzierungszwänge<br />

nur best<strong>im</strong>mte Förderungen zulassen. Personalressourcen<br />

sind gelegentlich zu knapp, um GM nachhaltig<br />

zu verfolgen, manchmal wurde das Thema an Gleichstellungsbeauftragte<br />

delegiert. Hinzu kommt, dass<br />

Unklarheiten über Zielsetzungen und Definitionen bestehen<br />

und dass GM mit spezifischer Frauenförderung<br />

verwechselt wird. Verdeckte oder offene Widerstände<br />

der Adressaten gegen GM mögen ein Übriges tun.<br />

Naturgemäß kann ein zweitägiges Gender-Training diese<br />

Hindernisse nicht vollständig beseitigen. Es zeigte<br />

sich, dass das Gelingen von Gender-Trainings von einer<br />

Reihe von Faktoren abhängig ist: Gender-Trainings<br />

müssen in ein Gesamtkonzept der jeweiligen Zielgruppen<br />

eingebettet und fachpolitisch ausgerichtet sein, sie<br />

sollten prozessbegleitend angelegt werden, eine klare<br />

Zielformulierung enthalten, den Bedarf der Teilnehmenden<br />

aufgreifen und zu konkreten, operationalisierbaren<br />

Vereinbarungen und Handlungen führen.<br />

Der aus der Seminarreihe hervorgegangene Leitfaden<br />

für die Implementierung von Gender Mainstreaming<br />

erläutert in prägnanter und kompakter Form die wesentlichen<br />

Anforderungen von GM auf der „Metaebene“<br />

und richtet sich damit an die Programmsteuerung. Veranschaulicht<br />

an einem idealtypischen Programmzyklus<br />

von der Ex Ante- bis zur Ex Post-Evaluierung werden zu<br />

jedem Verfahrensschritt<br />

a) zentrale genderrelevante Impulsfragen,<br />

b) Kontrollmechanismen und<br />

c) Möglichkeiten einer nachhaltigen<br />

Ergebnissicherung<br />

erläutert.


Neben einer Langfassung <strong>im</strong> Umfang von 23 Seiten gibt<br />

es den Leitfaden auch als siebenseitige, kompr<strong>im</strong>ierte<br />

Zusammenfassung (<strong>im</strong> Anhang dieser Publikation dokumentiert),<br />

beide herunterzuladen von der zentralen Informationsseite<br />

der Bundesregierung zum Thema Gender<br />

Mainstreaming, www.gender-Mainstreaming.net.<br />

Heute ist man durchweg mit Gender Mainstreaming <strong>im</strong><br />

<strong>ESF</strong> wesentlich weiter als noch zu Beginn der Förderperiode,<br />

das wurde auf zahlreichen Fachveranstaltungen<br />

deutlich. Teilweise sind sehr beeindruckend ambitionierte<br />

Bemühungen zum durchgängigen „gendern“ der<br />

<strong>ESF</strong>-Förderung zu beobachten. Schwierig gestaltet sich<br />

gelegentlich noch der Übergang von Schulungen und<br />

Pilotprojekten zur Verwaltungsroutine. Insgesamt kann<br />

man sagen, dass Gender Mainstreaming inzwischen <strong>im</strong><br />

<strong>ESF</strong> zum normalen Handwerkszeug gehört. Laut Evaluation<br />

des EPPD Ziel 3 ist Gender Mainstreaming dasjenige<br />

Querschnittsziel, das <strong>im</strong> <strong>ESF</strong> am besten angenommen<br />

und <strong>im</strong>plementiert wurde.<br />

In der kommenden Förderperiode kann diese Entwicklung<br />

weiter voranschreiten. Auch wenn es noch keinen<br />

zwischen den Mitgliedsstaaten abschließend konsentierten<br />

Verordnungstext gibt: Nach Art. 14 der Allgemeinen<br />

Strukturfondsverordnung und Art. 6 der <strong>ESF</strong>-<br />

VO bleibt es voraussichtlich be<strong>im</strong> hervorgehobenen<br />

Querschnittsziel der Gleichstellung.<br />

Um Gender Mainstreaming endgültig in die Verwaltungsroutine<br />

zu verankern bedarf es dabei noch weiterer<br />

Bemühungen. Ohne beharrlichen Top-Down-Druck<br />

wird es nicht gehen. Die Implementierung wird aber<br />

wesentlich erleichtert, wenn GM als Eigenprogramm<br />

der Verwaltung funktioniert, weil die Handelnden den<br />

Nutzen des Prinzips für ihre eigenen Aufgaben erkennen.<br />

Ähnlich gelang dies <strong>im</strong> benachbarten Politikfeld der<br />

Balance von Familie und Beruf in der Privatwirtschaft.<br />

Betriebswirtschaftliche Untersuchungen <strong>im</strong> Auftrag des<br />

BMFSFJ ergaben, dass sich Maßnahmen zugunsten der<br />

Vereinbarkeit finanziell rechneten, die Unternehmen<br />

also davon profitieren.<br />

Zu überzeugen, dass GM einen qualitativen Mehrwert<br />

für das Verwaltungshandeln bringt, dass am Ende eine<br />

bessere Governance dabei heraus kommt, das bleibt<br />

eine laufende Aufgabe.<br />

Beiträge aus den thematischen Foren<br />

51


52 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />

Thorsten Armstroff<br />

Vorbemerkungen zum Thema Good Practice<br />

und Gender Mainstreaming<br />

Das Konzept best- bzw. good practice stellt einen<br />

wesentlichen Aspekt der EU-Strukturfondspolitik dar.<br />

Good practice als Lernkonzept bzw. Mainstreamingansatz<br />

verstanden, bedeutet <strong>im</strong> konkreten Bezug, dass<br />

Ansätze und Konzepte, die <strong>im</strong> Rahmen der <strong>ESF</strong>-Umsetzung<br />

entwickelt und erprobt wurden sowie diesbezügliche<br />

Erfahrungen möglichst vielen relevanten AkteurInnen<br />

zur Verfügung gestellt werden, um die zukünftige<br />

Förderpraxis zu verbessern. Klassische Instrumente<br />

in diesem Zusammenhang sind verschiedene Ansätze<br />

der Öffentlichkeitsarbeit, aber auch Evaluationen. In<br />

diesem Sinn kann die <strong>ESF</strong>-Fachtagung Gender Mainstreaming<br />

nicht nur als Instrument zur Identifizierung<br />

und Verbreitung von good practice angesehen werden;<br />

vielmehr bestand ein Ziel der Tagung explizit darin,<br />

good practice zum Thema Gender Mainstreaming in<br />

der <strong>ESF</strong>-Umsetzung in der Bundesrepublik Deutschland<br />

zu identifizieren und zu veröffentlichen.<br />

Somit sahen sich die Organisatorinnen und Organisa-<br />

toren der Tagung diesbezüglich mit einer doppelten<br />

Schwierigkeit konfrontiert:<br />

1. Es gibt bisher keine allgemeingültige Auffassung<br />

dazu, was als good practice von Gender Mainstreaming<br />

anzusehen ist.<br />

2. Es gab bisher keine systematische Identifizierung<br />

von good practice von Gender Mainstreaming bei der<br />

<strong>ESF</strong>-Umsetzung in der Bundesrepublik Deutschland.<br />

Ausgehend von der Überlegung, dass Gender Mainstreaming<br />

als Querschnittsaufgabe aus drei Teilen bestehend<br />

verstanden werden kann, wurde good practice<br />

zum Thema Gender Mainstreaming ebenfalls aus drei<br />

Teilen bestehend interpretiert. Dementsprechend wurden<br />

in den folgenden drei Bereichen von Gender Mainstreaming<br />

good practices gesucht:<br />

1. bei der Implementierungspraxis der Doppelstrategie<br />

Gender Mainstreaming,<br />

2. bei der Mainstreamförderpraxis des <strong>ESF</strong> und<br />

3. bei der frauenspezifischen Förderpraxis.<br />

Das Gesamtbild, das sich aus diesen drei Teilen ergibt,<br />

ist der Versuch good practice von Gender Mainstreaming<br />

nicht nur auf Struktur- und Verfahrensveränderung<br />

zu fokussieren sondern auch konkrete Förderansätze<br />

und –konzepte, die auf die Chancengleichheit<br />

von Frauen und Männern – das Ziel, das mit der Doppeltstrategie<br />

Gender Mainstreaming verfolgt werden<br />

soll – zu berücksichtigen.<br />

Diesem erweiterten good practice-Ansatz ist eine analytische<br />

Komponente eigen, die konsequent und systematisch<br />

angewendet von der Förderpraxis ausgehend<br />

Rückschlüsse auf die Implementierungsebene gestatten<br />

würde.


Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />

Eine inhaltliche Definition von good practice wurde<br />

nicht vorgenommen; dies bleibt einem zukünftigen<br />

Forschungs- bzw. Evaluationsprojekt vorbehalten. Vielmehr<br />

wurde auf die vielfältigen Vorstellungen von Akteurinnen<br />

und Akteuren zu good practice von Gender<br />

Mainstreaming rekurriert. Die Identifizierung von good<br />

practice erfolgte nach einem zweigeteilten Verfahren:<br />

1. Für die Implementierungspraxis von Gender Mainstreaming<br />

wurde auf das Prozesswissen der Vertreterinnen<br />

und Vertreter in der Bund-Länder-Arbeitsgruppe<br />

Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong> (Ziel 3) und<br />

der Bund-Länder-AG Chancengleichheit in den EU-<br />

Strukturfonds (Ziel 1), auf Vorschläge der Bundesländer<br />

sowie des Bundes und auf Ergebnisse der <strong>ESF</strong>-<br />

Evaluationen zurückgegriffen.<br />

2. Für die Förderpraxis wurde ein mehrstufiges Auswahlverfahren<br />

in Rücksprache mit der <strong>ESF</strong>-Evaluation<br />

durchgeführt, das auf den Vorschlägen der<br />

<strong>ESF</strong>-Fondsverwaltungen der Bundesländer und des<br />

Bundes sowie der Fachverantwortlichen (Gender- und<br />

Frauenbeauftragte des Bereiches) basierte. Dabei<br />

wurden ausgehend von über 30 Projektvorschlägen<br />

aus 13 Bundesländern und des Bundes Projekte als<br />

good practice der Förderpraxis ausgewählt, die sich<br />

entweder <strong>im</strong> Forum III oder <strong>im</strong> Rahmenprogramm<br />

der Tagung präsentierten. Neben Aspekten der regionalen<br />

Repräsentanz wurde auf inhaltliche Vielfalt<br />

der Auswahl geachtet.<br />

Insgesamt gelang es so <strong>im</strong> Rahmen der Tagung 18 als<br />

good practice identifizierte Ansätze zu präsentieren,<br />

drei für den Bereich Implementierung und 15 für die<br />

Förderpraxis. Die ausgewählten Ansätze und Projekte<br />

stehen exemplarisch für die Vielfalt der Implementierungsszenarien<br />

und Förderpraxis der <strong>ESF</strong>-Umsetzung.<br />

Der Umstand, dass kaum Mainstreamingprojekte für<br />

die Tagung vorgeschlagen wurden, sondern hauptsächlich<br />

Projekte der frauenspezifischen Förderung, kann<br />

ebenso als Bestätigung der Ergebnisse der Halbzeitbewertungen<br />

angesehen werden – die neben punktuellen<br />

Erfolgen auf die Defizite bei der systematischen Verfolgung<br />

des Querschnittsziels Chancengleichheit zwischen<br />

Frauen und Männern hinwiesen –, wie der Umstand,<br />

dass hauptsächlich Einzelförderansätze und kaum systematische<br />

Förderansätze vorgeschlagen wurden.<br />

53


54 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />

Beiträge Forum III Good Practices von gendergerechten Mainstreamingprojekten<br />

und frauenspezifischer Förderung<br />

Gaby Husel, Projektkoordination, Universität Koblenz<br />

Geschlechtstypische Berufswahl und<br />

mögliche Ursachen<br />

Trotz eines Abiturientinnenanteils von 53,6 % ist der<br />

Frauenanteil bei den Studienanfängerinnen in den meisten<br />

naturwissenschaftlichen und technischen Fächern<br />

noch sehr niedrig. So lag er 2000 in der Physik bei 22%,<br />

in der Informatik bei 18% und in der Elektrotechnik bei<br />

nur 9% (BLK-Bericht 2002). Nur 14% der Auszubildenden<br />

in den neuen IT-Berufen sind Frauen.<br />

Als mögliche Ursachen der geringen Beteiligung von<br />

Frauen an naturwissenschaftlichen und technischen Fächern<br />

werden vielfach genannt:<br />

– geschlechtsspezifische Leistungsschwerpunkte,<br />

– geschlechtsspezifische Interessen, Einstellungen<br />

und Selbstkonzept,<br />

– enges Berufswahlspektrum und veraltete<br />

Berufsbilder sowie<br />

– fehlende Vorbilder.<br />

Geschlechtsspezifische Leistungsunterschiede zu Ungunsten<br />

der Mädchen haben sich <strong>im</strong> Rahmen der PISA-<br />

Studie für die deutschen SchülerInnen lediglich in der<br />

Mathematik, nicht aber in den Naturwissenschaften<br />

gezeigt. Genauere Analysen weisen zudem darauf hin,<br />

dass die individuelle Leistung in der Mathematik stark<br />

mit dem mathematischen Selbstkonzept zusammenhängt,<br />

welches wiederum bei den Schülerinnen deutlich<br />

negativer ausgeprägt ist als bei den Schülern. Das<br />

Das Ada-Lovelace-Projekt.<br />

Ein Mentorinnen-Netzwerk zur Förderung<br />

von Frauen in Technik und<br />

Naturwissenschaft<br />

Leistungspotential der Mädchen in der Mathematik und<br />

den Naturwissenschaften ist mit dem der Jungen mit<br />

Sicherheit vergleichbar. Problematisch erscheinen die<br />

negativeren Einstellungen der Schülerinnen zu Mathematik,<br />

Technik, Physik und Chemie sowie ihr geringeres<br />

Interesse an diesen Fächern verbunden mit einer<br />

negativeren Selbsteinschätzung ihres Leistungspotentials.<br />

Neben diesen psychologischen Erkenntnissen zeigt<br />

die eigene Erfahrung bei der Arbeit mit Schülerinnen<br />

der Abschlussklassen, dass das Spektrum der ihnen<br />

bekannten naturwissenschaftlichen und technischen<br />

Studiengänge und Berufe noch sehr eng ist und den<br />

mathematischen, technischen und naturwissenschaftlichen<br />

Berufen vielfach ein veraltetes, mit Vorurteilen<br />

belastetes Bild anhaftet. Die Fixierung der Schulabgängerinnen<br />

auf wenige typisch weibliche Berufe wird<br />

durch Zahlen zur konkreten Berufswahl bestätigt. Den<br />

Schülerinnen fehlen zudem Vorbilder von Frauen in<br />

Naturwissenschaft und Technik, sie erleben meist nur<br />

männliche Personen als kompetente Ansprechpartner<br />

für technische und naturwissenschaftliche Fragen. Das<br />

Ada-Lovelace-Projekt setzt zur Förderung von Frauen<br />

in Naturwissenschaft und Technik deshalb bei der Präsentation<br />

weiblicher Vorbilder in Naturwissenschaft<br />

und Technik an sowie bei der Vermittlung positiver<br />

Erfahrungen zur eigenen technischen und naturwissenschaftlichen<br />

Kompetenz.<br />

Ziele des Ada-Lovelace-Projektes<br />

Das Ada-Lovelace-Projekt ist ein Mentorinnennetzwerk,<br />

das sich zum Ziel gesetzt hat, Mädchen und jungen<br />

Frauen die Scheu vor Mathematik, Technik und Naturwissenschaften<br />

zu nehmen. Schülerinnen sollen ermutigt<br />

werden, mathematische, naturwissenschaftliche<br />

und technische Studienfächer und Berufe zu wählen.<br />

Dabei werden die Schülerinnen nicht nur über naturwissenschaftlich-technische<br />

Studiengänge und Berufe<br />

informiert, sie sollen auch <strong>im</strong> Rahmen der vielfältigen<br />

Workshopangebote des Ada-Lovelace-Projektes ihre<br />

eigene technische und naturwissenschaftliche Kompetenz<br />

erfahren und steigern, um so selbstbewusster<br />

an entsprechende Fragestellungen in Schule und Beruf<br />

heran zu gehen.


Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />

Das Ada-Lovelace-Projekt verfolgt neben der direkten<br />

Arbeit mit den Schülerinnen auch das Ziel, die Öffentlichkeit<br />

und das soziale Umfeld der Schülerinnen für die<br />

Situation von Frauen in Naturwissenschaft und Technik<br />

zu sensibilisieren, insbesondere die vielfältigen Chancen<br />

aufzuzeigen, die sich jungen Frauen bieten, wenn<br />

sie ihren naturwissenschaftlich-technischen Interessen<br />

auch beruflich nachgehen. Barrieren, die einer Entscheidung<br />

für einen naturwissenschaftlich-technischen<br />

Beruf <strong>im</strong> Wege stehen, sollen abgebaut werden.<br />

Der Projektname<br />

Namensgeberin des Projektes ist Ada Countess of Lovelace<br />

(1815-1852), Tochter von Annabella Milbanke<br />

und dem englischen Dichter Lord Byron. Ada erhielt<br />

schon früh einen stark naturwissenschaftlich ausgerichteten<br />

Privatunterricht, der ihr Interesse an Mathematik<br />

und Mechanik förderte. Adas Kenntnisse, die für eine<br />

Frau dieser Epoche sehr ungewöhnlich waren, ermöglichten<br />

ihr bereits in jungen Jahren einen angeregten<br />

Briefwechsel mit bekannten Naturwissenschaftlern. So<br />

lernte sie Charles Babbage kennen, einen Mathematiker<br />

und berühmten Erfinder, der mehrere Modelle einer<br />

„Rechenmaschine“ entworfen hatte. Seine „Analytical<br />

Engine“ wird heute als Vorläufer des Computers angesehen.<br />

Neben der Erziehung ihrer drei Kinder widmete<br />

sich Ada mit Leidenschaft der Mathematik. Mit 27 Jahren<br />

übersetzte sie einen Bericht zur „Analytical Engine“<br />

und erweiterte den ursprünglichen Text um das Dreifache.<br />

Zum einen beschäftigte sie sich darin mit der Frage,<br />

welche Probleme mit dieser Rechenmaschine gelöst<br />

werden können. Zum anderen erarbeitete sie Organisationsprinzipien<br />

für Rechenoperationen. Damit schrieb<br />

sie praktisch die ersten Computerprogramme. Zu ihrer<br />

Ehre wurde die 1979 vom US-Verteidigungsministerium<br />

entwickelte Programmiersprache „Ada“ genannt.<br />

Das Mentoring-Konzept<br />

Den Vorbildcharakter, den Ada Lovelace für die Mädchen<br />

und Frauen heute haben kann, greift das Projekt<br />

auf, möchte den Schülerinnen zusätzlich aktuelle, lebensnahe<br />

Vorbilder präsentieren und setzt gezielt<br />

Mentoring-Strategien ein: Studentinnen technischnaturwissenschaftlicher<br />

Studiengänge und Frauen in<br />

technischen Ausbildungsberufen informieren, beraten<br />

und betreuen Schülerinnen der 8. bis 13. Klasse.<br />

Sie gehen in die Schulen, organisieren Projekttage an<br />

Hochschulen und präsentieren sich kleinen Gruppen<br />

von interessierten Schülerinnen als Modelle. Sie informieren<br />

über Studien- und Ausbildungsmöglichkeiten<br />

und erzählen den Schülerinnen die eigene Biografie,<br />

die oftmals in typischer Weise gekennzeichnet ist durch<br />

Phasen der Unsicherheit und Entmutigung. Bei Besuchen<br />

an den Hochschulen überwinden die Schülerinnen<br />

erste Schwellen, wenn sie z.B. Exper<strong>im</strong>ente <strong>im</strong> Labor<br />

durchführen oder ihre eigene Homepage erstellen. Die<br />

Kluft zwischen Schule und Arbeitswelt wird durch gemeinsame<br />

Betriebserkundungen und den Austausch<br />

mit berufstätigen Fachfrauen überbrückt. In welchem<br />

Rahmen auch <strong>im</strong>mer die studentischen Mentorinnen<br />

mit den Schülerinnen in Kontakt treten, es wird ihnen<br />

weitere Beratung und Unterstützung angeboten, so<br />

dass sich individuelle Mentoring-Beziehungen aufbauen<br />

können.<br />

Die Ada-Lovelace-Mentorinnengruppe<br />

Die Ada-Lovelace-Mentorinnengruppen, die sich aus<br />

Studentinnen und/oder Auszubildenden verschiedener<br />

mathematischer, naturwissenschaftlicher und technischer<br />

Studiengänge und Berufe zusammensetzen, sind<br />

rheinland-pfälzischen Hochschulen angegliedert. Die<br />

Mentorinnen werden in ihrer Arbeit, bei der Planung<br />

und Durchführung der Informations- und Mitmachangebote<br />

für die Schülerinnen, durch Koordinatorinnen<br />

und Trainerinnen unterstützt.<br />

Die Koordinatorin einer Ada-Lovelace-Mentorinnengruppe<br />

koordiniert die Aktivitäten am Hochschulstandort,<br />

pflegt die Kontakte zu den, mit dem Projekt<br />

kooperierenden Partnern wie Schulen, Arbeitsämtern<br />

und Betrieben, betreut die finanzielle und verwaltungsmäßige<br />

Abwicklung der Ada-Lovelace-Angebote und<br />

fördert die regionale Öffentlichkeitsarbeit. Sie vertritt<br />

die Ada-Lovelace-Mentorinnengruppe auch gegenüber<br />

der jeweiligen Hochschule, der Projektleitung und den<br />

finanzierenden Ministerien. Die Aufgabe der Koordinatorin<br />

wird sowohl von hauptamtlichen Mitarbeiterinnen<br />

als auch ehrenamtlich von Frauenreferentinnen oder<br />

Professorinnen und Mitarbeiterinnen in naturwissenschaftlich-technischen<br />

Studiengängen übernommen.<br />

55


56 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />

Beiträge Forum III Good Practices von gendergerechten Mainstreamingprojekten<br />

und frauenspezifischer Förderung<br />

Für die Arbeit als Mentorin sind soziale Kompetenzen<br />

erforderlich, die durch die jungen Frauen nicht <strong>im</strong>mer<br />

spontan und selbstverständlich in ihre Arbeit eingebracht<br />

werden können. Deshalb unterstützen pädagogisch<br />

geschulte Fachkräfte, die Trainerinnen, das Ada-<br />

Lovelace-Projekt. Sie bieten den Mentorinnen sowohl<br />

allgemeine Trainings zur Förderung sozialer Kompetenzen<br />

wie Teamfähigkeit, Präsentation und Rhetorik<br />

an, die diese <strong>im</strong> Rahmen ihrer Aufgaben in Schulen, bei<br />

Messepräsentationen und Kursangeboten einsetzen<br />

können, sie richten ihre Schulungen aber auch in Thema<br />

und Konzeption speziell auf die Anforderungen des<br />

Projektes aus. Die Ada-Lovelace-Mentorinnengruppen,<br />

zusammen mit ihrer Koordinatorin und Trainerin, kooperieren<br />

regional mit, für die Berufswahlorientierung<br />

relevanten Institutionen und Bezugspersonen, wie dem<br />

Arbeitsamt, Ausbildungsbetrieben für gewerblich-technische<br />

und informationstechnische Ausbildungsberufe,<br />

Schulen, LehrerInnen und Eltern und nicht zuletzt mit<br />

den Hochschulen.<br />

Die Projektangebote<br />

Die Ada-Lovelace-Mentorinnen bieten an den Hochschulen<br />

in Rheinland-Pfalz, je nach dem dortigen Studienangebot<br />

und den individuellen Kompetenzen, eine breite<br />

Palette an Veranstaltungen an den Hochschulen und<br />

in den Schulen an, z.B. Schulbesuche, Computerkurse,<br />

Exper<strong>im</strong>entiertage, Roboterkurse, (technische) Workshops,<br />

Projekttage in den Ferien, Schnupperstudien,<br />

Betriebsbesichtigungen und vieles mehr. Im Folgenden<br />

seien einige Angebote beispielhaft näher beschrieben:<br />

Schulbesuche<br />

Die Mentorinnen oder Koordinatorinnen nehmen Kontakt<br />

zu den regionalen Gymnasien auf (Auszubildende<br />

naturwissenschaftlich-technischer Berufe gehen auch<br />

in die Haupt- und Realschulen) und vereinbaren Termine<br />

für einen Schulbesuch. An einem Schulbesuch<br />

nehmen in der Regel reine Mädchengruppen aus einer<br />

oder mehreren Schulklassen teil. Die Mentorinnen<br />

besuchen die Schülerinnen zu zweit oder zu dritt und<br />

stellen sich selbst und ihren jeweiligen Studiengang<br />

vor. Große Bedeutung hat die Vorstellung der eigenen<br />

Person der Mentorinnen, die hier berichten, wie sie<br />

sich für ihr Studienfach oder ihren Ausbildungsberuf<br />

entschieden haben und welche Erfahrungen sie mit ihrer<br />

Studienfach- oder Berufswahl gemacht haben. Die<br />

Schülerinnen können die Mentorinnen so als „Vorbilder“<br />

wahrnehmen, die ihre Studien- und Berufswahl an<br />

ihren Begabungen, Interessen und den guten Arbeitsmarktchancen<br />

ausgerichtet haben und dabei oftmals<br />

Hindernisse überwinden und Mut zeigen mussten. Die<br />

Mentorinnen bieten den Schülerinnen die Teilnahme an<br />

weiteren Ada-Lovelace-Angeboten an und ermutigen<br />

sie, sich bei Bedarf weiter von den Mentorinnen beraten<br />

zu lassen und den Kontakt zum Projekt zu halten.<br />

Workshops<br />

Mentorinnen des Ada-Lovelace-Projektes haben – entsprechend<br />

ihrer vielfältigen Studiengänge – viele verschiedene<br />

Schülerinnen-Workshops entwickelt (Statikworkshop,<br />

Löten, Internetworkshop, Logik-Workshop,<br />

Mathematik <strong>im</strong> Alltag, Computer-Hardware-Workshop<br />

etc.). In der Regel handelt es sich dabei um ein Angebot,<br />

das ein bis zwei Stunden in Anspruch n<strong>im</strong>mt und<br />

in das Informationsangebot an Hochschultagen, Schülerinnen-Technik-Tagen<br />

oder „Tagen der offenen Tür“<br />

integriert wird.<br />

Die Projektgeschichte, -standorte und<br />

-finanzierung<br />

Das Ada-Lovelace-Projekt wurde 1997 an der Universität<br />

Koblenz-<strong>Land</strong>au, Campus Koblenz gegründet. Die wissenschaftliche<br />

Leitung liegt seitdem bei Frau Prof. Dr.<br />

Elisabeth Sander am Psychologischen Institut der Universität<br />

Koblenz-<strong>Land</strong>au, Campus Koblenz. Die Zentrale<br />

Koordinierungsstelle mit hochschulübergreifenden<br />

Aufgaben der Koordination und Öffentlichkeitsarbeit ist<br />

ebenfalls hier angesiedelt. Seit 1997 hat sich das Ada-<br />

Lovelace-Projekt kontinuierlich an alle Hochschulen in<br />

Rheinland-Pfalz mit naturwissenschaftlich-technischen<br />

Studiengängen ausgedehnt. Seit dem Jahr 2000 werden


Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />

auch Auszubildende naturwissenschaftlicher und tech-<br />

nischer Berufe als Mentorinnen gewonnen und für ihre<br />

Arbeit <strong>im</strong> Ada-Lovelace-Projekt geschult, so dass sie<br />

den Schülerinnen gezielt ihre Ausbildungsberufe, häufig<br />

sind dies die neuen IT-Berufe, vorstellen können.<br />

Das Ada-Lovelace-Projekt wird finanziert aus <strong>Land</strong>esmitteln<br />

des <strong>Land</strong>es Rheinland-Pfalz und aus Mitteln des<br />

Europäischen Sozialfonds. Im Einzelnen sind dies: Das<br />

Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend, das Ministerium<br />

für Arbeit, Soziales und Gesundheit, das Ministerium<br />

für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und<br />

Kultur sowie das <strong>Land</strong>esarbeitsamt Rheinland-Pfalz-<br />

Saarland. Hinzu kommen Sponsoren, die insbesondere<br />

die Öffentlichkeitsarbeit des Projektes unterstützen.<br />

Ergebnisse der Projektarbeit<br />

Seit 1997 beteiligten sich mehr als 300 Mentorinnen<br />

am Ada-Lovelace-Projekt, die mehr als 48.000 Schülerinnen<br />

in Schulen, an Hochschulen sowie auf Berufsund<br />

Hochschulinformationsmessen angesprochen haben.<br />

Die intensive Öffentlichkeitsarbeit hat das Ada-Lovelace-Projekt<br />

und seine Ziele über die Grenzen des<br />

<strong>Land</strong>es Rheinland-Pfalz hinaus bekannt gemacht sowie<br />

Eltern, Lehrer und Betriebe für die Situation von Frauen<br />

in Naturwissenschaft und Technik sensibilisiert. Diese<br />

Öffentlichkeitsarbeit wird unterstützt durch a) die jährliche<br />

Veröffentlichung des Ada-Lovelace-Schulkalenders,<br />

der zu Beginn eines jeden Schuljahres nützliche<br />

Informationen zu naturwissenschaftlich-technischen<br />

Studiengängen in Rheinland-Pfalz und Beratungsangeboten<br />

des Arbeitsamtes mit Berufsbiografien von Frauen<br />

aus Naturwissenschaft und Technik kombiniert; b)<br />

die Ada-Lovelace-Schriftenreihe, in der einzelne Aspekte,<br />

Ergebnisse und Erfahrungen der Projektarbeit für<br />

ein interessiertes Publikum veröffentlicht werden.<br />

Evaluationsstudien zu einzelnen Aspekten der Projektarbeit<br />

zeigen die positive Resonanz der Schülerinnen auf<br />

das Projektangebot sowie den Erfolg des geschlechtsspezifischen<br />

Angebotes für Erstsemesterstudentinnen<br />

auf. Eine Befragung von Schülerinnen nach Ada-Lovelace-Schulbesuchen<br />

bestätigte, dass durch diese Informationsveranstaltung<br />

das Berufswahlspektrum der<br />

Schülerinnen erweitert werden konnte.<br />

Betrachtet man den Frauenanteil in den mathematischnaturwissenschaftlich-technischen<br />

Studiengängen an<br />

rheinland-pfälzischen Hochschulen <strong>im</strong> WS 01/02 (20,6%)<br />

<strong>im</strong> Vergleich zu jenem <strong>im</strong> WS 96/97 (15,5%), bevor das<br />

Ada-Lovelace-Projekt startete, so wird ein deutlicher<br />

Anstieg bei der Beteiligung junger Frauen in solchen<br />

Studiengängen sichtbar. Dieser ist auf vielfältige und<br />

komplexe Ursachen zurückzuführen und nicht allein<br />

der Arbeit des Ada-Lovelace-Projektes zuzuschreiben.<br />

Letztere hat jedoch mit Sicherheit diese positive Entwicklung<br />

direkt und auch indirekt unterstützt.<br />

57


58 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />

Beiträge Forum III Good Practices von gendergerechten Mainstreamingprojekten<br />

und frauenspezifischer Förderung<br />

Dr. Monika Michael. Projektleiterin IT-<strong>Land</strong>Frauen<br />

Deutscher <strong>Land</strong>Frauenverband e.V.<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

Projekte von Frauenverbänden beschäftigen sich naturgemäß<br />

mit Themen der Frauenförderung und Gleichstellungspolitik.<br />

Das ist auch bei dem Projekt „IT-<strong>Land</strong>-<br />

Frauen“ der Fall. Im Laufe unserer Projektarbeit sind<br />

wir aber <strong>im</strong>mer wieder auf für Frauen wichtige Themen<br />

gestoßen, die bei genauer Betrachtung auch für Männer<br />

und insbesondere Familien positive Effekte mit sich<br />

bringen. Das betrifft z.B. die Teilhabe von Frauen an<br />

Einkommen und Erwerb, die Erlangung von Medienkompetenz<br />

und die Gestaltung des demografischen<br />

Wandels <strong>im</strong> ländlichen Raum. Während der Projektarbeit<br />

haben wir <strong>im</strong>mer die Situation <strong>im</strong> ländlichem Raum<br />

und die der dort lebenden Familien vor Augen gehabt.<br />

So gesehen konnten wir Gender Mainstreaming <strong>im</strong> Projekt<br />

leben und umsetzen. Das Projekt IT-<strong>Land</strong>Frauen<br />

entspricht der Doppelstrategie von Gender Mainstreaming<br />

und ist hinsichtlich der Ziele und Umsetzungsstrategien<br />

genderkonform.<br />

IT-<strong>Land</strong>Frauen.<br />

Die Strategien der <strong>Land</strong>Frauen<br />

<strong>im</strong> Medienzeitalter<br />

Zielstellungen und Inhalt des Projekts<br />

Der Deutsche <strong>Land</strong>Frauenverband e. V. (dlv) ist Projektträger<br />

und mit 550.000 Mitgliedern, 22 <strong>Land</strong>esverbänden,<br />

430 Kreisvereinen und über 12.000 Ortsvereinen<br />

der größte Frauenverband in Deutschland. <strong>Land</strong>Frauen<br />

sind in den Dörfern und Regionen eine unverzichtbare<br />

gesellschaftliche Kraft. Innerhalb des Verbandes wird<br />

Weiterbildung groß geschrieben, so zum Beispiel zu<br />

aktuellen gesellschafts- und sozialpolitischen Themen,<br />

zur Agrarpolitik, zur Unternehmensführung sowie in<br />

den Bereichen Hauswirtschaft und Gesundheit. Mit dem<br />

Projekt IT-<strong>Land</strong>Frauen sind nun auch die Themen Computer<br />

und Internet fester Bestandteil der Bildungsprogramme<br />

geworden.<br />

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen<br />

und Jugend sowie der Europäische Sozialfonds fördern<br />

die Projektarbeit des dlv zum Thema Neue Medien seit<br />

2002. Bis 2004 lief das Modellprojekt „IT-<strong>Land</strong>Frauen<br />

– Neue Medien für <strong>Land</strong>Frauen“. Das visionäre Ziel war<br />

hoch gesetzt: Alle <strong>Land</strong>Frauen müssen aktive Onlinerinnen<br />

werden. Sie sollen motiviert und befähigt werden,<br />

das Internet in Beruf und Alltag zu ihrem Vorteil zu<br />

nutzen und die Inhalte mitzugestalten – also Medienkompetenz<br />

erwerben und einsetzen. Inzwischen gibt<br />

es einen verbandsweiten Konsens: „Medienkompetenz<br />

ist künftig genauso wichtig wie Lesen und Schreiben“.<br />

Die Bilanz des <strong>im</strong> Projekt Erreichten ist überaus positiv<br />

und übertrifft alle Erwartungen. Aber es ergaben sich<br />

auch neue weiterführende Zielstellungen, zu denen wir<br />

ein Folgeprojekt 2005 bis 2006 konzipiert haben, das<br />

unmittelbar am Erreichten ansetzt und gleichfalls vom<br />

BMFSFJ und dem <strong>ESF</strong> gefördert wird.<br />

Für die Umsetzung der Projektidee haben wir ein Dreisäulenmodell<br />

entwickelt, aus dem innovative Instrumente<br />

hervor gingen, mit denen wir viele <strong>Land</strong>Frauen<br />

ins Netz locken und vom Nutzen der Neuen Medien<br />

begeistern konnten.


Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />

Erste Säule ist die Qualifizierung von 44 <strong>Land</strong>Frauen<br />

aus ganz Deutschland zu IT-<strong>Land</strong>Frauen. Im Ergebnis<br />

können diese nun Webseiten für <strong>Land</strong>Frauen erstellen<br />

und sind für die Zielgruppe ideale Dozentinnen und<br />

Beraterinnen rund um das Thema Internet. In dieser<br />

Funktion sind sie zugleich Multiplikatorinnen, denn sie<br />

geben anwendungsbereites Wissen weiter und bauen<br />

Ängste ab. Das Erfolgsgehe<strong>im</strong>nis dafür ist einfach: IT-<br />

<strong>Land</strong>Frauen sprechen die „Sprache“ ihrer Kundinnen!<br />

Die zweite Säule ist das <strong>Land</strong>Portal – der virtuelle Marktplatz<br />

speziell für <strong>Land</strong>Frauenunternehmerinnen und<br />

deren Angebote, wie z. B. Urlaub auf dem Bauernhof,<br />

Direktvermarktung oder Gästebetreuung.<br />

In der dritten Säule geht es schließlich um die IT-Infrastruktur<br />

des Verbandes, mit der vor allem die Kommunikation<br />

verbessert wurde. Auch hierbei haben die<br />

IT-<strong>Land</strong>Frauen eine zentrale Funktion. Sie sind als Spezialistinnen<br />

in Weiterbildungsmaßnahmen integriert<br />

und beraten das Vereinsmanagement.<br />

Im Folgeprojekt wollen wir nun die geschaffenen Instrumente<br />

schärfen. Außerdem geht es um Breitenwirkungen<br />

innerhalb und außerhalb des Verbandes. Die Projektarbeit<br />

verteilt sich jetzt auf drei Handlungsfelder:<br />

– Weil der Rückzug von Dienstleistern und Versorgern,<br />

wie Banken, Post und Bahn aus dem ländlichen Raum<br />

nicht hinnehmbar ist, wollen wir gemeinsam mit den<br />

Akteuren Offensivstrategien entwickeln und die Beteiligten<br />

als Partner an den Tisch holen. Insbesondere<br />

geht es um die Frage, ob mit den neuen Medien<br />

Ersatzlösungen möglich sind.<br />

– Gleichzeitig haben wir <strong>im</strong> Verband eine Internetoffensive<br />

gestartet. Dazu gehört z. B. die Arbeit mit<br />

Newslettern.<br />

– Schließlich wollen wir das <strong>Land</strong>Portal zur Plattform<br />

ausbauen.<br />

Der Beitrag des Projektes<br />

zur Gendergerechtigkeit<br />

Die folgenden Beispiele sollen zeigen, wie das Projekt<br />

IT-<strong>Land</strong>Frauen zur Gendergerechtigkeit beiträgt.<br />

Das Qualifizierungsmodell - Frauen lernen anders.<br />

Die Qualifizierung bestand aus 8 Präsenzseminaren, in<br />

denen bis in die Nächte hinein gelernt, diskutiert und<br />

probiert wurde. Dazwischen lagen Selbstlernphasen,<br />

für die ein virtuelles Klassenz<strong>im</strong>mer installiert wurde.<br />

In den Seminaren war wenig Zeit zu Übungen und Vertiefungen,<br />

deshalb hat sich fast zwangsweise ein Netzwerk<br />

gebildet, in dem man sich gegenseitig half und<br />

Kenntnisse und Probleme austauschte. Um gleiche Ausgangsbedingungen<br />

zu schaffen, erhielten die Teilnehmerinnen<br />

Notebooks und Software zur Nutzung. Bedingung<br />

waren darüber hinaus ein häuslicher Arbeitsplatz,<br />

frei verfügbare Zeit bis etwa 20 Wochenstunden sowie<br />

Akzeptanz und Unterstützung durch die Familie.<br />

Mit dieser Bildungsform haben wir viele neue Erfahrungen<br />

gesammelt. Bewährt hat sich z.B., dass es in den<br />

Vereinen vor Ort viele Testmöglichkeiten gab. So haben<br />

die IT-<strong>Land</strong>Frauen <strong>im</strong> Rahmen von Hausaufgaben neue<br />

Websites für ihre Orts-, Kreis-, oder <strong>Land</strong>esverbände<br />

erstellt. Auch konnten sie sich und das Projekt in den<br />

Vereinen präsentieren. Eine gute Schule waren auch<br />

Verbraucher- und Fachmessen zur Akquise von potenziellen<br />

Kunden.<br />

Von der Methodik her gibt es ähnliche interessante Erkenntnisse.<br />

So haben wir bewusst Erfolgsdruck erzeugt<br />

und von Anfang an deutlich kommuniziert, dass die<br />

Weiterbildung weder Spaß ist noch der Selbstverwirklichung<br />

dient. Viel Wert wurde auf Problemlösungsstrategien<br />

sowie Teamarbeit gelegt. Die Vereinbarkeit<br />

von Berufstätigkeit, Familie, Hof und Ehrenamt war<br />

damit weitgehend gesichert. Bei den Teilnehmerinnen<br />

selbst ist dieses Konzept gut angekommen. Frauen<br />

lernen gern <strong>im</strong> Team und brauchen den Austausch<br />

untereinander und hinterfragen den Nutzen einzelner<br />

Bildungsmodule. Sie können sich gut in ihre potenziellen<br />

Kunden hineinversetzen und gehen die Dinge von<br />

der praktischen Seite an. Die ersten selbst gestalteten<br />

Homepages spornten zum Weitermachen an und beseitigten<br />

Selbstzweifel. Die bei der Weiterbildung so hart<br />

erkämpfte Frauenspezifik war letzten Endes die Basis<br />

59


60 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />

Beiträge Forum III Good Practices von gendergerechten Mainstreamingprojekten<br />

und frauenspezifischer Förderung<br />

für den Erfolg des Projekts und seine Nachhaltigkeit:<br />

Alle haben durchgehalten, 75% sind heute noch aktiv<br />

und setzen das Gelernte <strong>im</strong> Sinne der Projektziele um,<br />

wirken als Multiplikatorinnen in den Verbänden und<br />

haben sich neue Existenzen aufgebaut. Recht gibt uns<br />

auch der Markt <strong>im</strong> ländlichen Raum, inzwischen wird<br />

nachgefragt, was IT-<strong>Land</strong>Frauen anbieten und das nicht<br />

nur von Frauen.<br />

Das heißt aber auch, weil dieses Qualifizierungsmodell<br />

und die Herangehensweise erfolgreich waren, sind die<br />

Erfahrungen nutzbar und übertragbar, unabhängig davon,<br />

ob es Frauen oder Männer betrifft.<br />

IT-<strong>Land</strong>Frauen als Dozentinnen<br />

Inzwischen haben sich die IT-<strong>Land</strong>Frauen selbst zu erfahrenen<br />

Dozentinnen entwickelt. Vor allem für Einsteigerseminare<br />

mit niederschwelligen Angeboten werden<br />

sie gern gebucht, nicht nur von <strong>Land</strong>Frauen. Beispiele<br />

sind Start- und Klick-Kurse in Baden-Württemberg oder<br />

die sogenannten (W)internet- und (I)cecafés in Niedersachsen.<br />

Eine IT-<strong>Land</strong>Frau hat sich auf ihren Bauernhof<br />

ein Computerkabinett eingerichtet. Ihre individuell<br />

gestalteten Kurse werden sehr gut angenommen. Ursprünglich<br />

für <strong>Land</strong>Frauen gedacht, kommen die Männer<br />

jetzt mit, weil die lockere Atmosphäre und das<br />

einfühlsame genau an den Bedarf angepasste Training<br />

überzeugt. Es gibt viele ähnliche Beispiele, wo IT-<strong>Land</strong>-<br />

Frauen mit ihrer Persönlichkeit als <strong>Land</strong>Frau, dem neu<br />

erworbenen Know-how und vor allem mit viel Einfühlvermögen<br />

für Zufriedenheit bei den Kursteilnehmer/innen<br />

sorgen. Das Projektziel Frauen <strong>im</strong> ländlichen Raum<br />

Medienkompetenz zu vermitteln und mentale Barrieren<br />

abzubauen, wird damit gut erfüllt. Manche Frauen<br />

können nun mit ihren Partnern und Kindern mithalten,<br />

andere motivieren ihre Männer, sich ebenfalls weiterzubilden.<br />

So hat das unter frauenspezifischen Aspekten<br />

Konzipierte am Ende für beide Geschlechter Nutzen.<br />

Mit den Neuen Medien Einkommen erzielen<br />

Unser Projekt hat eine starke beschäftigungspolitische<br />

Komponente. Von den IT-<strong>Land</strong>Frauen selbst sind inzwischen<br />

viele selbstständig, alle erzielen damit Einkommen,<br />

wenn auch in unterschiedlicher Intensität und<br />

Höhe. Gleichzeitig tragen sie als Multiplikatorinnen<br />

Wissen in den Verband und erzeugen so neuen Bedarf<br />

und bringen den Markt in Gang. Allerdings war das ein<br />

sehr langwieriger Prozess. Erst jetzt, also fast drei Jahre<br />

nach der Qualifikation, kommt bei vielen der Durchbruch.<br />

Selbstfindung und Markterschließung haben Zeit<br />

gekostet. Die These, dass Frauen anders gründen, hat<br />

sich hier bestätigt: Klein anfangen, prozessorientiert,<br />

nicht auf schnelle Erfolge aus und alles <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Einklang<br />

mit familiären Verpflichtungen. Der Verbandshintergrund<br />

wirkte dabei unterstützend und motivierend.<br />

Besondere Beachtung verdienen hierbei die bei <strong>Land</strong>-<br />

Frauen üblichen Einkommenskombinationen. Dabei<br />

wird die Arbeit <strong>im</strong> landwirtschaftlichen Betrieb mit<br />

anderen Tätigkeiten kombiniert, z. B. mit Urlaub auf<br />

dem Bauernhof oder mit dem Hofladen. Es gibt Tagesmütter,<br />

Gästeführerinnen und verschiedene Serviceangebote<br />

rund um Haus und Haushalt. Diese Kombinationen<br />

werden <strong>im</strong>mer vielfältiger, mit Computerkursen<br />

und Webdesign werden dem nun neue Geschäftsfelder<br />

hinzugefügt, was die IT-<strong>Land</strong>Frauen <strong>im</strong> Einzelnen beweisen.<br />

Es gibt Studien, wonach in manchen Regionen<br />

Frauen mit diesen Einkommenskombinationen bereits<br />

erheblich zum Familieneinkommen beitragen, obwohl<br />

diese oft nur den Status eines Zu- oder Nebenerwerbs<br />

besitzen. Das Interessante dabei ist, dass viele Frauen<br />

damit gut umgehen können, weil es ihrer Lebensweise<br />

<strong>im</strong> ländlichen Raum entgegen kommt. Sie können sich<br />

zeitlich und saisonal einrichten, zu Hause arbeiten und<br />

alles mit Familienaufgaben und der Tätigkeit auf den<br />

Höfen in Einklang bringen. Sieht man die Entwicklung<br />

<strong>im</strong> ländlichen Raum realistisch, so wird wohl in Zukunft<br />

kein Weg an diesen flexiblen Arbeitsformen vorbei führen.<br />

Allerdings fehlt heute noch die gesellschaftliche<br />

Anerkennung dafür. Noch <strong>im</strong>mer steht der Vollerwerb<br />

<strong>im</strong> Mittelpunkt, so unsere Erfahrungen. Wir können uns<br />

gut vorstellen, dass diese flexiblen Formen der Arbeit<br />

in Zukunft auch in anderen Branchen interessant werden<br />

und daraus vielleicht sogar ein Zukunftsmodell der<br />

Beschäftigung wird.<br />

Auf die Inhalte des Internets Einfluss nehmen<br />

Eine zentrale Frage <strong>im</strong> Projekt war die nach den Inhalten<br />

des Internets, wie Informationen, Know-how oder<br />

Serviceangebote. Sind diese interessant genug, um<br />

<strong>Land</strong>Frauen ins Internet zu locken? Wie kann man Frauen<br />

begeistern, wenn die Werbung für die neuen Medien<br />

hauptsächlich Spaß mit schnellem Surfen verspricht<br />

und Spiele sich fast schon zum Kulturgut entwickeln?<br />

Für viele Frauen ist deshalb vieles <strong>im</strong> Netz uninteressant<br />

und ohne Nutzen. Die Lösung heißt: Wenn es zu<br />

wenig zielgruppenspezifische Inhalte für Frauen gibt,<br />

dann müssen wir sie eben selbst generieren. Allein mithilfe<br />

der IT-<strong>Land</strong>Frauen sind in kurzer Zeit weit über<br />

200 neue Homepages entstanden. Im Folgeprojekt wol-


Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />

len wir jetzt entsprechende Instrumente schaffen, um<br />

noch mehr Vereine ins Netz zu bringen, z. B. durch ein<br />

Baukastensystem für Homepages. Gleichzeitig setzen<br />

wir auf Gruppendynamik und positiven Wettbewerb<br />

zwischen den Vereinen.<br />

Eine förderliche Rolle spielt in diesem Zusammenhang<br />

auch das <strong>Land</strong>Portal, unser virtueller Marktplatz für alle<br />

Angebote von <strong>Land</strong>Frauen. Es ist als Durchgangsportal<br />

konzipiert, das heißt, Nutzer und Nutzerinnen sollen<br />

direkt zu den Angeboten der <strong>Land</strong>Frauen geleitet werden.<br />

Inzwischen hat etwa die Hälfte der Anbieterinnen<br />

eine eigene Homepage. Für viele Anbieterinnen war<br />

oder ist das <strong>Land</strong>Portal die erste eigene Adresse <strong>im</strong><br />

Netz, was auch mit Stolz verbunden ist.<br />

Es geht aber nicht nur um ein Mehr an Homepages<br />

mit zielgruppenspezifischen Inhalten, eine große Rolle<br />

spielt auch die Gestaltung und das Design. Frauen nehmen<br />

Informationen anders auf. Bekannt ist z. B., dass<br />

Männer besser mit Bilder zu überzeugen sind, Frauen<br />

mehr mit Text. Auch die Lesbarkeit und die Struktur<br />

spielt eine Rolle. Im Projekt sind wir darauf gestoßen,<br />

konnten das Thema aber nicht vertiefen. Trainer behaupten<br />

beispielsweise gern, dass ein Bild mehr als<br />

tausend Worte sagt. Wie wirkt das aber bei Seiten, die<br />

hauptsächlich Frauen anschauen? Fest steht, die von<br />

den Frauen gestalteten Seiten kommen gut an, auch<br />

wenn sie vielleicht technisch und designmäßig nicht<br />

<strong>im</strong>mer vollkommen sind. Wichtig sind klare Strukturen,<br />

Lesbarkeit und die Botschaft, die gut und deutlich herüberkommen<br />

muss.<br />

IT-Anwendungen am Nutzen messen<br />

Nicht die Möglichkeit des schnellen Surfens beeindruckt<br />

<strong>Land</strong>Frauen vom Sinn der neuen Medienwelt, sondern<br />

der Nutzen. Wenn dieser offensichtlich ist, sind Frauen<br />

durchaus bereit, sich damit zu beschäftigen, zu lernen<br />

und auch zu investieren. Ein solches Türöffnerthema<br />

war z. B. der Vereins-Manager, eine Software zur Vereinsverwaltung,<br />

die wir verbandsweit eingeführt haben.<br />

Der Nutzen liegt auf der Hand und viele <strong>Land</strong>Frauen<br />

haben inzwischen Gefallen daran gefunden. Wir haben<br />

über die IT-<strong>Land</strong>Frauen Schulungen organisiert und so<br />

erreicht, dass sich viele <strong>Land</strong>Frauen erstmals an den<br />

Computer setzten.<br />

Im neuen Projekt gehen wir noch ein Stück weiter: Wir<br />

suchen weitere „Türöffnerthemen“ zu Internet und<br />

Computer und bilden noch mehr Multiplikatorinnen<br />

aus. Diese Themen müssen den „Nerv“ der <strong>Land</strong>Frauen<br />

treffen. Bildbearbeitung und der Umgang mit der Digitalkamera,<br />

vielleicht auch die Internettelefonie könnten<br />

ein solches Thema sein.<br />

Ausblick<br />

In diesen Vortrag zum Projekt IT-<strong>Land</strong>Frauen sind viel<br />

Informationen über den Deutschen <strong>Land</strong>Frauenverband<br />

mit eingeflossen und das nicht ohne Grund. Verbandsund<br />

Projektarbeit gehen ineinander über. Der Verband<br />

profitiert einerseits vom Projekt, denn es stärkt seine<br />

Positionen in der Öffentlichkeit. Vor allem der Nutzen<br />

für die Mitglieder selbst ist spürbar, weil sie praktische<br />

Unterstützung für ihre Lebenssituationen bekommen.<br />

Andererseits wären aber die Projektergebnisse ohne<br />

den Verband mit all seinen Potenzialen und Strukturen<br />

nicht möglich gewesen. Vieles läuft <strong>im</strong> Ehrenamt, also<br />

ohne Bezahlung. Dieses ehrenamtliche Engagement,<br />

ohne das wir ein solches großes Projekt niemals hätten<br />

realisieren können, ist eine beachtliche Quelle für Innovation<br />

und Kreativität, ja auch für Verlässlichkeit und<br />

Nachhaltigkeit. Das zu nutzen, ist wohl das Gebot der<br />

Stunde, wenn es um künftige Förderprojekte geht.<br />

Wir denken, wir haben mit unserer Projektarbeit bewiesen,<br />

dass Medienkompetenz eine wichtige Voraussetzung<br />

ist, um Gendergerechtigkeit herzustellen. Dafür<br />

gibt es aber keinen Selbstlauf. Noch gibt es viele Barrieren,<br />

besonders <strong>im</strong> ländlichen Raum. Wenn Post, Sparkasse<br />

oder Behörden sich zurückziehen, bleibt oft nur<br />

eine Online-Lösung als Alternative. Das geht aber nur<br />

gemeinsam mit den Betroffenen.<br />

Neben der Gendergerechtigkeit gibt es aber auch noch<br />

andere Ebenen von Gerechtigkeit, die genauso wichtig<br />

sind und uns als Verband sehr am Herzen liegen. Das<br />

sind die unterschiedlichen Lebensbedingungen in Stadt<br />

und <strong>Land</strong>, die Gerechtigkeit zwischen den Generationen<br />

und für Familien. All diese Fragen spielten <strong>im</strong> Projekt<br />

eine Rolle – wir konnten und wollten in der Praxis<br />

diese Themen nicht voneinander losgelöst betrachten.<br />

Und das wünschen wir uns auch von Politik und Verwaltung<br />

dieses <strong>Land</strong>es.<br />

Demnächst wird der Abschlussbericht des Projektes<br />

„IT-<strong>Land</strong>Frauen“ als Download auf der Internetseite des<br />

BMFSFJ allen Interessenten zur Verfügung stehen. Gern<br />

geben wir die Erfahrungen weiter und stellen die Ergebnisse<br />

zur Diskussion.<br />

61


62 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />

Beiträge Forum III Good Practices von gendergerechten Mainstreamingprojekten<br />

und frauenspezifischer Förderung<br />

Ein <strong>ESF</strong>-Projekt (FIFA) aus Hannover, Niedersachsen.<br />

Projektleitung: Petra-Johanna Regner, RubiCon GmbH,<br />

Gesellschaft für Organisations- und Personalentwicklung,<br />

Hannover<br />

MANAGE THE DIFFERENCE<br />

Fit für den globalen Markt durch<br />

zukunftsorientierte und familienbewusste<br />

Personalpolitik<br />

Einführung<br />

In Deutschland setzen Unternehmen Frauen nach wie<br />

vor zurückhaltend für anspruchsvolle, für eine Karriere<br />

relevante Stellen ein. Einmal in Führungspositionen<br />

werden sie eher sehr viel kritischer beobachtet und beurteilt<br />

als ihre männlichen Kollegen. Starre Rollenbilder<br />

und nach wie vor vorhandene Vorurteile gegenüber<br />

Frauen in Führungspositionen wirken auf aufstiegswillige<br />

Frauen eher demotivierend als ermutigend. Personalberaterinnen<br />

sprechen von einem Karrieredilemma.<br />

Frauen wird unterstellt, sie seien wegen ihrer potenziellen<br />

Familienorientierung weniger bereit Führungsverantwortung<br />

zu übernehmen, während gleichzeitig die<br />

Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Familie<br />

und Karriere fehlen. Als Folge entscheiden sich <strong>im</strong>mer<br />

mehr gut qualifizierte Frauen gegen Kinder oder ihr<br />

Know How geht während der „Kinderzeit“ für lange Zeit<br />

dem Arbeitsmarkt verloren. Deutschland stöhnt unter<br />

der kommenden demographischen Entwicklung auf<br />

und Unternehmen klagen schon heute über fehlende,<br />

auch für den internationalen Markt geeignete, kompetente<br />

Fach- und Führungskräfte.<br />

Ziele des Programms<br />

MANAGE THE DIFFERENCE<br />

Mit dem Programm MANAGE THE DIFFERENCE wollen<br />

wir einen Beitrag zur Lösung dieses Dilemmas leisten.<br />

Wir verbinden die Interessen von Unternehmen, Verwaltungen<br />

und ihren Führungskräften einerseits und die<br />

Interessen der engagierten Frauen andererseits.<br />

Ziel ist es, Frauen mit und ohne Kinder mehr Chancen<br />

und Möglichkeiten auf interessante, anspruchsvolle und<br />

für eine Karriere relevante Positionen zu eröffnen und<br />

für Unternehmen den Nutzen einer familienbewussten<br />

Personalpolitik sichtbar zu machen.


Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />

Mit MANAGE THE DIFFERENCE wenden wir uns gezielt<br />

an Unternehmen und Kommunen der Regionen Hannover,<br />

Braunschweig, Peine und Goslar als Teile der<br />

Metropolregion Europa. Wir setzen damit zwei Vorläuferprogramme<br />

fort: Das Europäische Mentoringprojekt<br />

„StepUpNow“ und das Projekt „Crossmentoring in<br />

Wirtschaft und Verwaltung der Region Hannover“. Mit<br />

beiden Programmen konnten wir erfolgreich in großen<br />

und kleinen Unternehmen und Verwaltungen überwiegend<br />

männliche Führungs- und Personalverantwortliche<br />

als Promotoren für eine personenorientierte Förderung<br />

von Frauen für Führungspositionen gewinnen. Zudem<br />

ist es durch Tagungen, Vernetzungen und andere Informationswege<br />

gelungen, Mentoring als Personalentwicklungsinstrument<br />

für Chancengleichheit in Niedersachsen<br />

und darüber hinaus zu verbreiten. MANAGE THE<br />

DIFFERENCE erweitertet diesen erfolgreichen Ansatz<br />

mit unternehmensbezogenen Modellen zur Vereinbarkeit<br />

von Familie und Beruf, der Einbeziehung von (Ehe-)<br />

Partnern und männlichen Nachwuchskräften und dem<br />

Ausbau von interkultureller (Diversity-) Kompetenz.<br />

Effekte des Programms<br />

MANAGE THE DIFFERENCE<br />

Wie gelingt das in dem Programm? Durch den systemischen<br />

Win-Win-Ansatz. Unterschiedliche Zielgruppen<br />

des Programms haben auf sehr unterschiedliche Weise<br />

einen Gewinn durch MANAGE THE DIFFERENCE.<br />

– Engagierte weibliche Nachwuchskräfte werden <strong>im</strong><br />

Unternehmen mit ihrer Kompetenz wahrgenommen<br />

und können sich mit Unterstützung durch das<br />

Unternehmen entwickeln. Frauen wird Mut gemacht,<br />

interkulturelle Managementkompetenzen auszubauen,<br />

sie einzubringen und Führungsverantwortung<br />

zu übernehmen.<br />

– Männliche Nachwuchskräfte werden bestärkt, selbst<br />

einen aktiven Elternpart zu übernehmen. Die „Double<br />

Couple Career“ wird als gemeinsame Aufgabe<br />

verstanden und gemanagt.<br />

– Führungskräfte werden für die Potenziale und das<br />

Karrieredilemma der weiblichen Nachwuchskräfte<br />

sensibilisiert und so zu aktiven Unterstützern.<br />

Darüber hinaus festigen sie <strong>im</strong> Austausch und in<br />

Vernetzung mit Führungskräften aus anderen Unternehmen<br />

ihre Beratungskompetenzen.<br />

– Unternehmen entwickeln <strong>im</strong> Verbund Lösungen zur<br />

Vereinbarkeit von Familie und Beruf und sichern<br />

sich so das Know How der Frauen mit Kindern. Sie<br />

sind wettbewerbsfähiger durch den Ausbau von<br />

interkultureller Kompetenz und durch den Erfahrungstransfer<br />

zwischen Generationen, Hierarchien<br />

und Unternehmen.<br />

Beteiligte Kooperationspartner<br />

und Unternehmen<br />

Die RubiCon GmbH kooperiert als Projektträgerin unternehmens-<br />

und regionsübergreifend mit Kooperationspartnern<br />

in Wirtschaft und Kommunen sowie mit<br />

drei der 15 Koordinierungsstellen zur beruflichen und<br />

betrieblichen Förderung von Frauen des <strong>Land</strong>es Niedersachsen.<br />

In MANAGE THE DIFFERENCE engagieren sich 21 Unternehmen<br />

(davon 9 Großunternehmen und 12 Klein- und<br />

Mittelständische Unternehmen) sowie 4 kommunale<br />

Verwaltungen.<br />

Maßnahmen<br />

Die Ziele des Programms werden in unterschiedlichen<br />

Maßnahmen und mit verschiedenen Zielgruppen umgesetzt.<br />

Dazu gehören Qualifizierungsmaßnahmen, Crossmentoring,<br />

Beratungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen,<br />

Kosten-Nutzen-Analysen sowie Vernetzungs- und<br />

Austauschforen für Führungs- und Nachwuchskräfte,<br />

für Personalverantwortliche, für Multiplikatoren/innen<br />

über die beteiligten Unternehmen hinaus.<br />

63


64 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />

Beiträge Forum III Good Practices von gendergerechten Mainstreamingprojekten<br />

und frauenspezifischer Förderung<br />

Qualifizierung <strong>im</strong> interkulturellen<br />

Management und <strong>im</strong> Coaching<br />

Überwiegend weibliche Nachwuchskräfte qualifizieren<br />

sich zu interkulturellen Projektleiter/innen und setzen<br />

das Gelernte in Praxisprojekten ihres jeweiligen Unternehmens<br />

oder ihrer jeweiligen Kommune um. In Diversity-Trainings<br />

und <strong>im</strong> thematischen Austausch mit<br />

Praktikern aus dem In- und Ausland stärken sie ihre<br />

Kompetenz mit interkulturellen Herausforderungen in<br />

und außerhalb der Unternehmen professionell umzugehen.<br />

Als Mentoren und Mentorinnen tätige Führungskräfte<br />

erweitern ihr theoretisches Wissen <strong>im</strong> Coaching und<br />

setzen dieses Wissen <strong>im</strong> Mentoring ein.<br />

Crossmentoring als Know How-Transfer zwischen<br />

Hierarchien und Unternehmen<br />

Erfahrende Führungskräfte begleiten als Mentoren und<br />

Mentorinnen die Nachwuchskräfte aus einem anderen<br />

Unternehmen bei der Umsetzung der internen Projekte<br />

und in der beruflichen Entwicklung. Der Vorteil dabei<br />

ist, dass beide von dieser Lernpartnerschaft profitieren.<br />

Praxis, Theorie und Erfahrungswissen werden durch<br />

das Mentoring sehr effektiv miteinander verbunden.<br />

Entwicklung von zukunftsorientierter, familienbewusster<br />

Personalpolitik<br />

Ergänzt werden die o.g. Maßnahmen durch ein flankierendes<br />

Angebot von Beratungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen<br />

zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf,<br />

insbesondere für Führungsverantwortliche. Entsprechende<br />

Kosten-Nutzen-Analysen von ausgewählten<br />

Unternehmen gehören ebenso dazu, wie die aktive Vernetzung<br />

zum Thema Kinderbetreuungsmaßnahmen.<br />

In einem Partnerworkshop zum Thema Double Couple<br />

Carreer setzten sich die Nachwuchskräfte und ihre<br />

Partner und Partnerinnen mit Familien- und Karriereplanung<br />

auseinander.<br />

Vernetzung und Austausch<br />

Vernetzungs- und Austauschforen sowie Tagungen bieten<br />

Unternehmen und Verwaltungen in den Regionen<br />

Hannover, Braunschweig, Peine und Goslar Informationen<br />

und Austausch zu Themen aus dem internationalen<br />

Management. Die Themen werden mit den Unternehmen<br />

gemeinsam festgelegt.<br />

Erste Erfahrungen<br />

Die erste Fachtagung <strong>im</strong> März 2005 zum Thema wurde<br />

von Ministerin Frau von der Leyen, Niedersächsisches<br />

Ministerium für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit,<br />

eröffnet.<br />

Während dieser Fachtagung diskutierten die Teilnehmenden<br />

mit Experten und Expertinnen aus Wirtschaft,<br />

Politik und Wissenschaft und formulierten Erwartungen<br />

an das Programm. Die Unternehmen und die Kooperationspartner<br />

nutzten die Gelegenheit sich dem Forum<br />

zu präsentieren und so konnten die ersten Austauschkontakte<br />

entstehen.<br />

Die Qualifizierungen haben begonnen und die Crossmentoringpartnerschaften<br />

haben sich gefunden. Es hat<br />

sich bereits ein Unternehmen für die Kosten-Nutzen-<br />

Analyse für eine familienfreundliche Personalpolitik<br />

gemeldet. Die ersten Austauschforen finden <strong>im</strong> September<br />

statt.<br />

Wir werden häufig gefragt, wieso sich so viele in dem<br />

Programm engagieren. In unseren zahlreichen Gesprächen<br />

mit Unternehmen wurden uns sehr unterschiedliche<br />

Motive genannt. Der interkulturelle Aspekt fand<br />

Zust<strong>im</strong>mung, der Erfahrungstransfer zwischen Generationen,<br />

ebenso die vernetzte Zusammenarbeit mit anderen<br />

Unternehmen und Kommunen. Besonders wurde<br />

auch der Aspekt Vereinbarkeit Familie und Beruf genannt.<br />

Wir sind vernetzt mit dem Bündnis für Familie in<br />

der Region und nutzen entsprechende Synergien. Viele<br />

Unternehmen haben sich bereits in Tagungen oder<br />

über die Kooperationspartner/-innen oder vorherige<br />

Projektbeteiligte vorab informiert. Dadurch hat sich<br />

bereits herumgesprochen, wie sinnvoll ein solches Programm<br />

ist.


Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />

Und erste Rückmeldungen zeigen bereits heute, dass<br />

die guten Ansätze der Vorläuferprogramme fortgesetzt<br />

werden können. Es sind schon hoffnungsvolle Synergien<br />

und vielfältige Vernetzungsgruppen entstanden.<br />

Das freut uns und das fordert uns. Der Koordinierungsund<br />

Betreuungsaufwand für eine so große Anzahl von<br />

Organisationen in einem großen Gebiet ist sehr hoch,<br />

aber er zahlt sich aus.<br />

In der Zwischenbilanz Anfang 2006 werden die Erfahrungen<br />

der ersten Hälfte ausgewertet und erste Ergebnisse<br />

für weitere Interessierte gezeigt. Wir informieren<br />

Sie gern.<br />

Petra-Johanna Regner<br />

Geschäftsführerin<br />

Projektträgerschaft und Kontakt:<br />

RubiCon GmbH, Gesellschaft für Organisations- und<br />

Personalentwicklung<br />

Heinrich-Kümmel-Straße 8,<br />

30169 Hannover<br />

T 0511 – 979 18 91,<br />

F 0511 – 979 18 92<br />

info@rubicon-online.de<br />

www.rubicon-online.de<br />

65


66 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />

Good practice-Messe<br />

Das Förderprojekt Familienbewusste Arbeitswelt<br />

Durch eine umsetzungsorientierte Beratung von Unternehmen<br />

soll die Einführung von familienbewussten<br />

Maßnahmen erreicht werden. Diese Beratung ist für<br />

Klein- und Mittelbetriebe in Bayern bis zu 10 Tage kostenlos.<br />

Beratungsfelder in den Unternehmen<br />

– Flexible, familiengerechte Arbeitszeiten<br />

(z. B. Teizeit, Langzeit, Sabbatical)<br />

– Mobile Arbeitsformen<br />

(z. B. Telearbeit)<br />

– Effiziente Arbeitsorganisation<br />

– Kompetenzentwicklung von Führungskräften<br />

– Personal- und Teamentwicklung<br />

– Weiterentwicklung der Unternehmenskultur<br />

– Service für Familien<br />

(z.B. Kinderbetreuung, Alltagshilfen, Pflege von<br />

älteren Angehörigen)<br />

Ausgangsinteressen und Ziele flexibler<br />

Arbeitszeitgestaltung<br />

Vereinbarkeit<br />

Familie, Beruf<br />

und Karriere<br />

Teilzeit<br />

Gesellschaft<br />

Familie<br />

MitarbeiterInnen<br />

Unternehmen<br />

Ziel<br />

Transparenz<br />

und Planbarkeit ökomisch Wirtschaftlichkeit<br />

und sozial<br />

Lebensphasen-<br />

ausgewogen<br />

Kundenorientierung<br />

orientierung<br />

attraktiver<br />

Arbeitsplatz Anpassung an<br />

Schwankungen<br />

Partnerschaft<br />

Amortisation<br />

der Aus- und<br />

Weiterbildung<br />

Das Projekt „Familienbewusste Arbeitswelt – Betriebliche Beratung“<br />

ist eine Initiative des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit<br />

und Sozialordnung, Familie und Frauen, der Vereinigung der Bayerischen<br />

Wirtschaft und des Verbandes der Bayerischen Metall- und<br />

Elektro-Industrie e.V. Die Kofinanzierung erfolgt durch den Europäischen<br />

Sozialfonds. Laufzeit: Januar 2003 – Dezember 2006.<br />

© Fauth-Herkner & Partner<br />

Die Beratungsstellen entwickeln und realisieren in enger<br />

Zusammenarbeit mit den Unternehmen innovative,<br />

maßgeschneiderte Konzepte mit denen sich Arbeitsund<br />

Lebenswelten sinnvoll vereinbaren lassen.<br />

Nutzen für die Unternehmen<br />

– Wettbewerbs- und Innovationsvorsprung bei der<br />

Gewinnung von Fachkräften<br />

– Verbesserung von Mitarbeiterbindung, Firmen<strong>im</strong>age<br />

und Personalmarketing<br />

– Reduktion von Fehlzeiten, Fluktuation und Personalsuchanzeigen<br />

– Bedarfsorientierter Personaleinsatz<br />

– Verbesserung des Führungsverhaltens und der<br />

Teamentwicklung<br />

Zwischenbilanz Mai 2005<br />

Seit Projektbeginn <strong>im</strong> Frühjahr 2003 haben bereits 110<br />

bayerische Unternehmen der verschiedensten Branchen<br />

(z.B. Dienstleistung, Handel, Produktion, Montage, Maschinenbau<br />

und Automobil, <strong>Land</strong>maschinen, Elektrobranche,<br />

Handwerk, Medien, Metallverarbeitung, Getränkeindustrie<br />

Pflege- und Non-Profit-Bereich) von der<br />

Möglichkeit Gebrauch gemacht, sich kostenlos beraten<br />

zu lassen. Dabei wurden über 5000 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter erreicht.<br />

Aufgaben der Beratungsstellen für die betriebliche Beratung<br />

Sensibilisierung der Öffentlichkeit<br />

und Betriebe<br />

Anregung durch Praxisbeispiele,<br />

Info-Materialien, Presseartikel und<br />

Internet<br />

Erkennen der Win-Win-Situation<br />

Aufzeigen des breiten<br />

Handlungsspektrums<br />

Abbau vorhandener Barrieren<br />

Gemeinsame Erarbeitung von<br />

systematischen Lösungen<br />

Einführung von innovativen<br />

Arbeitszeitmodellen und<br />

Opt<strong>im</strong>ierung der<br />

Arbeitsorganisation<br />

Beschäftigungssicherung, -<br />

förderung<br />

Effizientes und<br />

interessengerechtes<br />

Personalmanagement<br />

Erhöhung der Teilzeitquoten und<br />

Telearbeitsplätze<br />

Berücksichtigung und Analyse der<br />

Gender-Aspekte<br />

Veränderung der<br />

Unternehmenskultur<br />

Unterstützung bei der praktischen<br />

Umsetzung<br />

Ansprechpartner bei Fragen und<br />

Konflikten (Hotline)<br />

© Fauth-Herkner & Partner


Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />

Der Schwerpunkt der Beratungen liegt in vielen Unter-<br />

nehmen bei der Arbeitszeit und der Arbeitsorganisation.<br />

Oft wird in den betrieblichen Workshops von Geschäftsführung<br />

und Mitarbeitern/innen auch der Bereich Führung<br />

und Zusammenarbeit thematisiert. Es wird <strong>im</strong>mer<br />

deutlicher, wie wichtig die Unternehmenskultur ist, damit<br />

praxistaugliche Lösungen für die Vereinbarkeit von<br />

Erwerbstätigkeit und Beruf gefunden und umgesetzt<br />

werden können. Ein weiteres wichtiges Handlungsfeld<br />

ist die Organisation der Kinderbetreuung.<br />

Nutzen und Erfolge des ersten Beratungsprojektes<br />

dieser Art in Deutschland sprechen für sich: Nicht nur<br />

die Mitarbeiter/innen äußern große Zufriedenheit mit<br />

den Fortschritten bei der Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit<br />

und Familie z.B. in Form von mehr Flexibilität<br />

und Mobilität, mehr Zeitsouveränität bei der Ausgestaltung<br />

des Arbeitsplatzes bis hin zu der Möglichkeit<br />

überhaupt Beruf und Familie miteinander verbinden zu<br />

können. Auch die Betriebe profitieren unmittelbar von<br />

Verbesserungen der Arbeitsorganisation und der Personaleinsatzplanung.<br />

Mehr Sensibilität und Klarheit in der<br />

Führung wirkt sich ebenfalls positiv auf Betriebskl<strong>im</strong>a<br />

und Produktivität aus. Flexible Arbeitsformen trugen in<br />

einigen Betrieben zum Erhalt bzw. von Schaffung von<br />

Arbeitsstellen bei.<br />

Durch die Reduzierung von Stoßzeiten, den Abbau von<br />

Überstunden und die Opt<strong>im</strong>ierung der Arbeitsabläufe<br />

kann Stress abgebaut und das Personal bedarfsorientierter<br />

eingesetzt werden. Die Verbesserung der internen<br />

Information und Kommunikation wirkt sich nicht<br />

nur positiv auf die Arbeitszufriedenheit, sondern auch<br />

auf die Leistungsbereitschaft der Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter aus. Nicht zuletzt erhalten die beratenen<br />

Unternehmen einen wichtigen Wettbewerbsvorsprung<br />

bei der Gewinnung von Fachkräften.<br />

Gründe für die Teilnahme am Förderprojekt<br />

sehr wichtig wichtig weniger wichtig unwichtig<br />

Erhöhung der Mitarbeitermotivation<br />

Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

Opt<strong>im</strong>ierung der Organisation<br />

Bedarforientierter Personaleinsatz<br />

Grundlage für Führungskräfte- u. Teamentwicklung<br />

Erwartung von Produktivitätszuwachs<br />

Senkung der Krankheits- und Fluktuationsquote<br />

Öffentlichkeitswirksamkeit<br />

Bessere Gewinnung von Fachkräften<br />

Familienfreundliche Angebote<br />

Veränderung der Unternehmenskultur<br />

Umsetzung von mobilen Arbeitsformen<br />

Andere<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

Durch das Einbeziehen der Beschäftigten können die<br />

unterschiedlichen Anforderungen und Perspektiven<br />

des jeweiligen Unternehmens berücksichtigt und interessengerechte<br />

Lösungen entwickelt werden.<br />

Ergebnisse<br />

– Beratung von 110 Unternehmen bis Mai 2005<br />

– Etablierung einer Kinderbetreuung <strong>im</strong> Gewerbegebiet<br />

TA in Nürnberg seit 2005<br />

– Homepage www.work-life.de mit Praxisbeispiele,<br />

Checklisten, Ergebnissen<br />

(300 bis 500 Besucher monatlich; mehr als 6.400<br />

gezählte Besucher)<br />

– Vielzahl an öffentlichkeitswirksamen<br />

Veranstaltungen<br />

– Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (Zeitungen,<br />

Zeitschriften, Radio, Fernsehen)<br />

– Dokumentation der Praxisbeispiele seit<br />

November 2004<br />

Hindernisse für familienfreundliche Maßnahmen <strong>im</strong><br />

Betrieb<br />

© Fauth-Herkner & Partner<br />

Kosten<br />

Arbeitsrechtliche Probleme<br />

Informationsdefizit <strong>im</strong> Hinblick<br />

auf die Möglichkeiten<br />

Informationsdefizit über die Wünsche<br />

der Beschäftigten<br />

Meinung, dass Beruf und Familie<br />

nichts miteinander zu tun haben<br />

Befürchtung von<br />

Produktivitäts-Rückgang<br />

Man kennt die Auswirkungen nicht<br />

Management steht nicht dahinter<br />

großes Hindernis Hindernis Hürde kein Problem<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

© Fauth-Herkner & Partner<br />

67


68 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />

Good practice-Messe<br />

Verteilung der beratenen Unternehmen nach<br />

Branchen<br />

Pflegedienste<br />

Metallverarbeitung<br />

Brauereien<br />

Anlagenbau<br />

Bausteine der Beratung<br />

Infogespräch<br />

Workshops/Seminare<br />

Maschinenbau<br />

5%<br />

Großhandel<br />

Beleuchtungstechnik<br />

Check-up/Stärken-Schwächen-Profil<br />

Mitarbeiterbefragungen<br />

Umsetzungsbegleitung<br />

Training<br />

Altenhe<strong>im</strong>e<br />

Soziale<br />

Einrichtungen<br />

16%<br />

Produktion<br />

25%<br />

Bekleidung<br />

Einzelhandel<br />

17%<br />

Dienstleistung<br />

37%<br />

Metzgerei<br />

Labore<br />

Übersetzer<br />

Apotheken<br />

Beratungen<br />

Personaldienstleistungen<br />

Leasingfirmen<br />

© Fauth-Herkner & Partner<br />

© Fauth-Herkner & Partner<br />

Interessierte Unternehmen und Journalisten können<br />

Informationen auch auf der Homepage des Förderpro-<br />

jektes „Familienbewusste Arbeitswelt – Betriebliche<br />

Beratung“ unter www.work-life.de abrufen. Dort finden<br />

sich neben der Darstellung des Beratungsangebotes<br />

unter anderem eine Checkliste für eine familienbewusste<br />

Arbeitswelt, best-practice-Beispiele in Unternehmen,<br />

Veranstaltungshinweise, eine Verlinkung zu Projektpartnern<br />

und themenbezogene Texte, Veröffentlichungen<br />

und Dokumentationen.<br />

Ansprechpartner/innen für die Beratung<br />

Allen bayerischen Unternehmen stehen bewährte Partner<br />

zur Verfügung, die jederzeit gerne ein Informationsgespräch<br />

und die Beratung durchführen.<br />

Zentrale Servicenummer zum Ortstarif<br />

0180 / 13 663 47, Kompetenzzentrum Work-Life<br />

www.work-life.de<br />

Im Regierungsbezirk Schwaben unterstützt die bfz<br />

gGmbH Standort Augsburg die Unternehmen bei der<br />

betrieblichen Gestaltung einer familienbewussten Arbeitswelt.<br />

Darüber hinaus ist das bfz Augsburg auf die<br />

bayernweite Firmenberatung zum Thema „Kinderbetreuung“<br />

spezialisiert.<br />

Sandra Stenger<br />

Tel. 08 21 / 40 80 2-211<br />

E-Mail: info@a.bfz.de<br />

Im Regierungsbezirk Mittelfranken hilft die bws Ansbach<br />

GmbH den Unternehmen bei der betrieblichen Gestaltung<br />

einer familienbewussten Arbeitswelt. Darüber<br />

hinaus berät die bws Ansbach seit Jahren Frauen in der<br />

Beratungsstelle „Frau & Beruf“.<br />

Andrea Herzog<br />

Tel. 09 81 / 97 12 3-0<br />

E-Mail: work-life@bws-ansbach.de<br />

In allen anderen bayerischen Regierungsbezirken hat<br />

das Kompetenzzentrum work-life die Firma Fauth-Herkner<br />

& Partner in München mit der Umsetzungsberatung<br />

beauftragt. Hier begleitet sie ein Expertenteam mit<br />

über 20-jähriger Praxiserfahrung.<br />

Gottfried Müller, Angela Fauth-Herkner,<br />

Stefanie Wiebrock<br />

Tel. 0 89 / 74 91 42-0


Förderung<br />

Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />

Die Projektarbeit wird gefördert durch das Bundesmi-<br />

nisterium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />

und den Europäischen Sozialfonds. Aufgrund der regionalen<br />

Struktur des Verbandes sowie der unterschiedlichen<br />

Fördersätze für Ziel 1- und Ziel 3-Gebiete in<br />

Deutschland kommen die Fördermittel etwa zu gleichen<br />

Teilen vom Bund und der EU. Flankiert wird die<br />

Finanzierung durch den gezielten Einsatz der Potenziale<br />

der Verbandes (ehrenamtliches Engagement, Organisationsstruktur,<br />

Mitgliederbindung, Verbandsleben<br />

und –Know-how) sowie die Einbeziehung des unternehmerischen<br />

Engagements der Teilnehmerinnen in der<br />

Umsetzungsphase des Projektes. Damit werden in das<br />

Förderprojekt Elemente einer Public Private Partnership<br />

integriert.<br />

Projektarbeit<br />

Titel Laufzeit<br />

Modellprojekt IT-<strong>Land</strong>Frauen 01/2002<br />

Neue Medien bis<br />

für <strong>Land</strong>frauen 12/2004<br />

Folgeprojekt IT-<strong>Land</strong>Frauen<br />

Die Strategien<br />

der <strong>Land</strong>frauen<br />

<strong>im</strong> Medienzeitalter<br />

IT-<strong>Land</strong>Frauen. Strategien <strong>im</strong> Medienzeitalter<br />

Mit 550.000 Mitgliedern ist der dlv der größte<br />

Frauenverband Deutschlands. Er ist deutschlandweit<br />

in 22 <strong>Land</strong>esverbänden, 430 Kreisvereinen<br />

und über 12.000 Ortsvereinen organisiert. Der dlv<br />

vertritt die Interessen aller Frauen, die <strong>im</strong> ländlichen<br />

Raum leben und arbeiten. Träger: Deutscher <strong>Land</strong>Frauenverband e. V. (dlv)<br />

01/205<br />

bis<br />

02/2006<br />

Projektziel<br />

<strong>Land</strong>Frauen engagieren sich auf vielfältige Weise für die<br />

Entwicklung des ländlichen Raums. Ihre Produkte und<br />

Dienstleistungen sind bei Verbrauchern und Verbraucherinnen<br />

gefragt. Um dieses sowohl ehrenamtliche als<br />

auch unternehmerische Engagement <strong>im</strong> Medienzeitalter<br />

effizient fortsetzen zu können, müssen <strong>Land</strong>Frauen<br />

für die neuen Medien sensibilisiert werden und mit<br />

Computer und Internet in Beruf und Alltag umgehen<br />

können. Mit der Projektarbeit sollen Zugangsbarrieren<br />

abgebaut und Anschübe gegeben werden, das Internet<br />

für die eigene Erwerbstätigkeit sowie für die Aktivitäten<br />

<strong>im</strong> Verband zu nutzen.<br />

Projektidee und Umsetzung<br />

<strong>Land</strong>Frauenarbeit wird durch ehrenamtliches wie auch<br />

durch unternehmerisches Engagement charakterisiert.<br />

Der Projektansatz setzt auf diese Kombination. Denn<br />

<strong>Land</strong>Frauenvereine bieten einen idealen Raum, um<br />

das Internet gemeinsam zu erobern. Gleichzeitig müssen<br />

sich die vom strukturellen Wandel stark betroffen<br />

<strong>Land</strong>Frauenunternehmerinnen neue Wege der Vermarktung<br />

suchen. Durch die Projektförderung sollten<br />

insbesondere eigenen Potenziale und Selbsthilfekräfte<br />

aktiviert werden. Dazu wurden innovative Instrumente<br />

entwickelt und erprobt, die für einen solchen Anschub<br />

sorgten:<br />

1. IT-<strong>Land</strong>Frauen<br />

Insgesamt 44 <strong>Land</strong>Frauen wurden in einer modellhaften<br />

Weiterbildung zu Spezialistinnen für Internet und<br />

Neue Medien qualifiziert. Mit dem erworbenen Wissen<br />

begleiten sie <strong>Land</strong>Frauen bei den ersten Schritten <strong>im</strong><br />

Netz, helfen die nützlichen Seiten der neuen Medien zu<br />

entdecken und sprechen die „gleiche Sprache“ wie ihre<br />

Auftraggeberinnen. Mit ihrem Know-how als Webdesig-<br />

69


70 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />

Good practice-Messe<br />

nerinnen und Dozentinnen rund um<br />

Computer und Internet wirken sie<br />

<strong>im</strong> Verband als Multiplikatorin-<br />

nen, sind aber zugleich auch<br />

Unternehmerinnen bzw. Exis-<br />

tenzgründerinnen in eigener<br />

Verantwortung. Inzwischen<br />

greifen <strong>Land</strong>Frauen und ihre<br />

Vereine gern auf die Angebote<br />

der IT-<strong>Land</strong>Frauen zurück.<br />

Viele haben sich mit Computer<br />

und Internet neue Existenzen aufgebaut.<br />

Gern kombinieren sie auch<br />

die „IT-<strong>Land</strong>Frau“ mit anderen schon vorher<br />

ausgeübten Tätigkeiten in der <strong>Land</strong>wirtschaft oder auf<br />

den bäuerlichen Familienbetrieben. Aus der Projektarbeit<br />

heraus sind so auch neue flexible Arbeitsformen<br />

entstanden, die besonders gut mit der Familienarbeit<br />

von Frauen zu vereinbaren sind.<br />

2. www.<strong>Land</strong>Portal.de<br />

Ergebnis des Projektes ist das Internet-<strong>Land</strong>Portal als<br />

virtueller Marktplatz für Produkte und Serviceleistungen<br />

von <strong>Land</strong>Frauen. Mit fast 800 Angeboten dokumentiert<br />

es die Vielfalt der <strong>Land</strong>Frauenarbeit und überträgt das<br />

gute Image der <strong>Land</strong>Frauen auf deren unternehmerische<br />

Tätigkeit. Die Produktpalette reicht von Urlaub auf<br />

dem Bauernhof, über Hofläden und Hofcafés bis zum<br />

Service rund um Haus und Haushalt. Auch Geschenkideen<br />

und <strong>Land</strong>Frauenkochbücher sind aufgelistet. Viele<br />

<strong>Land</strong>Frauenanbieterinnen nutzen damit das Internet<br />

als Marketinginstrument und werden ermutigt, den<br />

eigenen Webauftritt in Auftrag zu geben. Zugleich ist<br />

so eine Plattform entstanden, die diese überwiegend<br />

als Neben- oder Zuerwerb gestalteten Beschäftigungen<br />

dokumentiert und in die Öffentlichkeit bringt. Im verbleibenden<br />

Projektverlauf wird das <strong>Land</strong>Portal weiter<br />

als Plattform ausgebaut.<br />

3. Verbandskommunikation und<br />

IT-Infrastruktur<br />

Von Beginn an wurden die <strong>Land</strong>esverbände des dlv<br />

als aktive Partner in die Projektarbeit einbezogen. Mit<br />

dem Wirken der IT-<strong>Land</strong>Frauen und einer breit angelegten<br />

Öffentlichkeitsarbeit auf allen Verbandsebenen<br />

entstand ein positives Kl<strong>im</strong>a und eine von Neugier geprägte<br />

Erwartungshaltung den Neuen Medien gegenüber.<br />

Für viele <strong>Land</strong>Frauen war das Anstoß, sich damit<br />

zu beschäftigen und Vorträge und Einsteigerkurse zu<br />

besuchen. In kurzer Zeit entstanden weit über 200<br />

neue Homepages, mit deren zielgruppenspezifischen<br />

Inhalten das Netz auch für die Nonlinerinnen unter den<br />

<strong>Land</strong>Frauen interessant wurde.<br />

Für die Verwaltung der Vereine wurde bundesweit eine<br />

spezielle Software, der Vereins-Manager eingeführt. IT-<br />

<strong>Land</strong>Frauen beraten und unterstützen die Vereine dabei.<br />

Als überzeugendes Argument für den Nutzen von<br />

Computer und neuen Medien erfüllt der Vereins-Manager<br />

damit zugleich eine Türöffnerfunktion.<br />

4. Weitere Instrumente <strong>im</strong> Folgeprojekt<br />

Trotz positiver Bilanz des Modellprojektes gibt es keinen<br />

Stillstand, denn die Ansprüche der <strong>Land</strong>Frauen an<br />

die Neuen Medien sind klarer und differenzierter geworden.<br />

Aus der Erkenntnis heraus, dass Medienkompetenz<br />

genau so wichtig wie Lesen und Schreiben ist,<br />

müssen die geschaffenen Instrumente geschärft werden<br />

und neue innovative Instrumente ins Spiel gebracht<br />

werden. Beispiele sind die Arbeit mit Newslettern und<br />

ein Baukastensystem für Homepages.<br />

In einem weiteren Schwerpunkt der Projektarbeit geht<br />

es um Offensivstrategien und innovative Lösungen, wie<br />

die Infrastruktur <strong>im</strong> ländlichen Raum erhalten bzw. mit<br />

IT-Ersatzlösungen kompensiert werden kann. Hierzu<br />

sucht der dlv das Gespräch mit Dienstleistern und Versorgern,<br />

die sich auf Kosten der Lebensqualität <strong>im</strong>mer<br />

mehr aus dem ländlichen Raum zurückziehen.


Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />

Weitere Informationen zum Projekt<br />

www.<strong>Land</strong>Frauen.info<br />

mit umfassenden Informationen zur Arbeit des Deutschen<br />

<strong>Land</strong>Frauenverband.<br />

Aktuelle Positionspapiere, Pressemitteilungen und<br />

Dokumente der Öffentlichkeitsarbeit können heruntergeladen<br />

werden.<br />

www.<strong>Land</strong>Portal.de<br />

– der virtuelle Marktplatz von Produkten und Dienstleistungen<br />

der <strong>Land</strong>Frauen.<br />

Ähnlich wie in den „gelben Seiten“ sind wichtige Kontaktdaten<br />

der <strong>Land</strong>Frauenunternehmerinnen aufgelistet.<br />

Bei fast der Hälfte führen Links zur eigenen Homepage.<br />

User/innen können nach Produktkategorien<br />

oder nach regionaler Verteilung suchen. <strong>Land</strong>Frauen<br />

können ihre Produkte selbst eintragen und bei Bedarf<br />

editieren.<br />

www.IT-<strong>Land</strong>Frauen.de<br />

mit Informationen zum Projekt und News aus der<br />

Arbeit der IT-<strong>Land</strong>Frauen.<br />

Hier und <strong>im</strong> <strong>Land</strong>Portal finden Interessenten Links und<br />

Adressen der IT-<strong>Land</strong>Frauen.<br />

Der Abschlussbericht des Projektes kann be<strong>im</strong> BMFSFJ<br />

(www.bmfsfj.de) heruntergeladen werden. Hier werden<br />

die innovativen Förderansätze, die erzielten Ergebnisse<br />

und gewonnenen Erkenntnisse ausführlich diskutiert<br />

und wissenschaftlich bewertet. Erstellt wurde der Bericht<br />

vom Institut SÖSTRA (www.soestra.de), der wissenschaftlichen<br />

Beratung des Projektes.<br />

Deutscher <strong>Land</strong>Frauenverband e.V. (dlv)<br />

Reinhardtstraße 18<br />

10117 Berlin<br />

Telefon: 030 / 31 80 20 29<br />

Fax: 030 / 31 01 78 31<br />

Info@<strong>Land</strong>Frauen.info<br />

Ansprechpartnerin für das Projekt IT-<strong>Land</strong>Frauen<br />

Dr. Monika Michael<br />

Michael@<strong>Land</strong>Frauen.info<br />

71


72 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />

Good practice-Messe<br />

Berlin–Brandenburger Väterinitiative e.V.<br />

In der heutigen Zeit, die durch soziale Probleme, hohe<br />

Scheidungsraten, allein erziehende Elternteile und zunehmende<br />

Gewaltbereitschaft bei den Kindern und Jugendlichen<br />

geprägt ist, kommt es darauf an, dass sich<br />

beide Elternteile ihrer Verantwortung für die Kinder bewusst<br />

werden und sie auch tatsächlich ausfüllen.<br />

Dies gilt besonders für Väter, die überwiegend durch<br />

Beruf und Karriere noch <strong>im</strong>mer wenig erleb- und greifbar<br />

für die Kinder sind. Kinder wollen und brauchen<br />

aber auch sie – <strong>im</strong> Alltag in der Freizeit und als Vorbild.<br />

Als Mitglied <strong>im</strong> Diakonischen Werk Berlin–Brandenburgschlesische<br />

Oberlausitz e.V. und Träger der freien Jugendhilfe<br />

hat der Verein seit seinem Bestehen verschiedene<br />

Projekte und Angebote zur Bildung, Beratung und<br />

Unterstützung von Vätern in Alltags- und Trennungskonflikten<br />

sowie auf dem Gebiet der Öffentlichkeitsarbeit<br />

zur Vater(Eltern)–Kind–Thematik initiiert und entwickelt.<br />

Dabei geht es vor allem darum,<br />

– das Selbstverständnis von Vätern zu fördern;<br />

– die Vater-Kind-Beziehung in Gesellschaft und Familie<br />

aufzuwerten;<br />

– Trennungskonflikte <strong>im</strong> Interesse der Kinder zu<br />

entschärfen;<br />

– unter präventivem Aspekt traditionell geprägte<br />

Geschlechterrollen und -bilder<br />

aufbrechen zu helfen.<br />

Gerade zur Untersetzung des letztgenannten Aspektes<br />

hat der Verein ein Projekt „Magnete auf zwei Beinen“<br />

oder Männer in Kindereinrichtungen betreut, das wir<br />

vom 15.08.2003 bis zum 14.08.2004 <strong>im</strong> Rahmen einer<br />

Qualifizierungs-ABM für 14 junge Männer in Zusammenarbeit<br />

mit der Agentur für Arbeit Cottbus und 10<br />

Cottbuser Kindereinrichtungen durchgeführt haben.<br />

Die Maßnahme wurde vom Europäischen Sozialfonds<br />

und von der Agentur für Arbeit Cottbus <strong>im</strong> Rahmen des<br />

Jugendsonderprogrammes (JuSoPro) gefördert.<br />

Der Verein ist <strong>im</strong> Oktober 1992 angetreten, um<br />

mit seiner Arbeit die Wahrnehmung gemeinsamer<br />

Verantwortung zum Wohle der Kinder – insbesondere<br />

aus der Sicht von Vätern – auf vielfältige<br />

Weise zu fördern.<br />

Mit dieser Maßnahme ging es uns darum, vor dem<br />

Hintergrund hoher Jugendarbeitslosigkeit ein Angebot<br />

für arbeitslose junge Männer zu schaffen zur beruflichen<br />

Neuorientierung in sozialen Berufsfeldern,<br />

in denen überwiegend Frauen tätig sind. Es war nicht<br />

beabsichtigt, die jungen Männer auf einen Weg zum<br />

Erzieher oder „Kindergärtner“ zu bringen oder gar<br />

auszubilden!<br />

Das Projekt entstand vor dem Hintergrund folgender<br />

sozialer Gegebenheiten:<br />

– zunehmende Freisetzung von Arbeitskräften in<br />

traditionell männlich dominierten Branchen<br />

(Anstieg der Arbeitslosigkeit von Männern zwischen<br />

1998 und 2003 um 11,4 %, Rückgang bei Frauen<br />

um 1,4 %),<br />

– mangelnde berufliche Perspektiven für Jugendliche<br />

in der Region Südbrandenburg, besonders für<br />

männliche, mit und ohne Abschluss (2002 betrug<br />

der Anteil der Männer an der Jugendarbeitslosigkeit<br />

in Brandenburg 61 %.),<br />

– fehlende männliche Vorbilder und Bezugspersonen<br />

in Kindertagesstätten und Grundschulen<br />

(Anteil der weiblichen Beschäftigten zwischen<br />

90 und 95 %)<br />

Teilnehmer am Projekt waren 14 junge, vorher arbeitslos<br />

gemeldete Männer <strong>im</strong> Alter zwischen 20 und 25<br />

Jahren aus Cottbus und Umgebung, mehrheitlich mit<br />

Abschlüssen in handwerklichen und Bauberufen. Einige<br />

haben Zivildienst absolviert. Zwei von ihnen sind bereits<br />

Vater eines Kindes, mit dem sie zusammenleben.<br />

Sie wurden während der 12 Monate sozialpädagogisch<br />

von einem entsprechend ausgebildeten, männlichen<br />

Kollegen betreut.<br />

Bestandteil der Maßnahme war eine theoretische Qualifizierung<br />

mit einem Gesamtumfang von 624 Stunden.<br />

Den praktischen Anteil absolvierten die jungen Männer,<br />

einzeln oder zu zweit, in 10 Cottbuser Kindereinrichtungen<br />

in freier Trägerschaft. Einige Einrichtungen sind<br />

an speziellen Brandenburger Bildungsprogrammen<br />

(z.B. 10-Stufen-Programm-Bildung) beteiligt.


Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />

Zielstellungen des Projektes<br />

– Motivierung junger, arbeitsloser Männer für eine<br />

berufliche Neuorientierung,<br />

– Kennenlernen sozialer Berufsfelder, die überwie-<br />

gend frauendominiert sind („Männer in Frauenberufe“<br />

als Beitrag zur Entwicklung von Chancengleichheit/Gender<br />

Mainstreaming),<br />

– Freisetzung individueller Ressourcen und Förderung<br />

sozialer Kompetenzen der Teilnehmer durch die<br />

Beschäftigung mit Kindern,<br />

– Anwesenheit von „Alltagsmännern“ in öffentlichen<br />

Sozialisations- und Erziehungsräumen für Kinder<br />

bei der Herausbildung ihrer (männlichen und<br />

weiblichen) Identität.<br />

Arbeitsaufgaben der Teilnehmer<br />

– sich über soziale Berufsfelder, grundlegende<br />

Aspekte sozialer Arbeit und deren gesetzliche<br />

Grundlagen orientieren,<br />

– sich Grundwissen über die Arbeit in Kindereinrichtungen<br />

sowie praktische Erfahrungen <strong>im</strong> Umgang<br />

mit Kindern verschiedenen Alters aneignen,<br />

– zusätzliche, Alltagswissen erweiternde und<br />

Kreativität fördernde Beschäftigungsangebote für<br />

die Kinder initiieren und durchführen,<br />

– Unterstützung <strong>im</strong> Tagesbetrieb der Einrichtung<br />

geben als „fürsorgliche“ männliche Vorbilder und<br />

Bezugspersonen.<br />

Ergebnisse und Erfahrungen zur<br />

Nützlichkeit und nachhaltigen Wirkung<br />

des Einsatzes der Teilnehmer<br />

Für die beteiligten jungen Männer haben sich in Bezug<br />

auf ihre persönliche Entwicklung und Situation völlig<br />

neue Perspektiven eröffnet.<br />

Sie wären ohne das Angebot, an dieser ABM teilzunehmen<br />

kaum oder gar nicht darauf gekommen, sich in<br />

sozialen Berufen zu orientieren oder gar Erzieher zu<br />

werden. (Lediglich Altenpfleger war für zwei von ihnen<br />

eine überlegenswerte Alternative.)<br />

Da kommt man bei der Berufswahl ja<br />

gar nicht drauf. M., 21 Jahre<br />

Wenn das Arbeitsamt das nicht angeboten<br />

hätte, wär` ich gar nicht auf die<br />

Idee gekommen, auf Soziales zu gehen.<br />

D., 25 Jahre<br />

Fast alle sind mit Motivation und Neugier in das Projekt<br />

eingestiegen. Viele ihrer individuellen Ressourcen und<br />

Talente konnten in der Arbeit mit den Kindern abgefordert<br />

und genutzt werden, wie z.B. handwerkliche und<br />

sportliche Fähigkeiten, Computerwissen, Hilfestellung<br />

bei den Hausaufgaben der Hortkinder, Organisationsund<br />

schauspielerisches Talent.<br />

Sie selbst fühlen sich gereifter, verantwortungsbewusster<br />

und durch die Akzeptanz der Kinder bestätigt und<br />

aufgewertet.<br />

Für eine spätere Rolle als Vater sehen die jungen Männer<br />

viele Vorteile und ein ganz anderes Herangehen als<br />

vorher. Einige junge Männer meinten sogar, dass ihr<br />

Kinderwunsch positiv bestärkt worden sei. Die beiden<br />

jungen Väter haben ein gestärktes Selbstverständnis<br />

und mehr Sicherheit be<strong>im</strong> praktischen Umgang mit ihrer<br />

Vaterrolle gewonnen.<br />

Für die beteiligten Kindereinrichtungen hat sich nach<br />

weitgehend übereinst<strong>im</strong>menden Äußerungen der Kita-<br />

Leiterinnen eine Bereicherung ihrer Arbeit und Angebote<br />

durch die Präsenz beider Geschlechter <strong>im</strong> Kita-Alltag<br />

ergeben.<br />

Die meisten Teams standen dem Einsatz der jungen<br />

Männer in ihrer Einrichtung von Anfang an positiv und<br />

aufgeschlossen gegenüber. Einige Kitas haben Erfahrungen<br />

mit dem Einsatz von Praktikanten – auch vereinzelt<br />

männlichen – und Zivildienstleistenden. Vorbehalte<br />

gab es kaum, auch nicht in der Richtung, dass womöglich<br />

jetzt Männer noch die letzten Frauenarbeitsplätze<br />

wegnähmen. Vielmehr wurde eingeschätzt, dass die Ergänzung<br />

der Arbeit durch männliche Sichtweisen <strong>im</strong> Interesse<br />

der Kinder notwendig sei, dass auch die „weibliche<br />

Routine“ dabei kritisch hinterfragt würde.(Frau S.<br />

und Frau R.)<br />

73


74 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />

Good practice-Messe<br />

Männer bringen manchmal mehr<br />

Lockerheit und Sachlichkeit, wenn<br />

wir Frauen zu emotional reagieren.<br />

Frau L.<br />

Es kommt einfach ein anderer Drive<br />

rein, der den Kindern, vor allem den<br />

Jungen, gut tut. Frau R.<br />

Für die Kinder ist das toll! Es ist eine<br />

Bereicherung und bringt mehr Normalität<br />

in die Kita. Frau K.<br />

Die Freiräume für die Kinder werden<br />

größer durch den anderen Umgang<br />

mit ihnen. Man muss zur Kenntnis<br />

nehmen, dass Männer halt anders<br />

sind und sollte andere Lösungen akzeptieren.<br />

Frau F.<br />

Die Kinder haben ausschließlich positiv und begeistert<br />

auf die jungen Männer reagiert. So berichteten viele Eltern<br />

in der Einrichtung, dass ihre Kinder zu Hause oft<br />

davon erzählt hätten, was sie alles mit den jungen Männern<br />

zusammen machen würden. Die Zust<strong>im</strong>mung der<br />

Eltern wuchs in dem Maße, wie sie gemerkt haben, dass<br />

es ihren Kindern gut damit geht. So manches kleine<br />

Mädchen wollte den jungen Mann, der in ihrer Gruppe<br />

arbeitete, am liebsten heiraten. Aber auch die Jungen<br />

suchten Nähe und Zuwendung.<br />

Eine Kita-Leiterin brachte es auf den Punkt: „Die Kinder<br />

lieben unsere jungen Männer. Die tägliche Praxis zeigt,<br />

wie die Kinder sie annehmen.“ (Frau B.)<br />

Die Teilnehmer selbst äußerten übereinst<strong>im</strong>mend, dass<br />

sie von den Kindern <strong>im</strong>mer umlagert werden, wenn sie<br />

in die Einrichtung kommen und dass die Kinder sie vermissen,<br />

wenn sie „zur Schule“, d.h. zur theoretischen<br />

Qualifizierung sind.<br />

Kindern kann auf diese Weise sehr direkt vermittelt werden:<br />

Ihr seid auch Männersache! Männer können sich<br />

genauso gut um euch kümmern wie Frauen. Durch das<br />

Vorhandensein von Bezugspersonen und Gesprächspartnern<br />

beiderlei Geschlechts in den Einrichtungen<br />

ergeben sich für die Kinder vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten.<br />

Das bleibt auf lange Sicht nicht ohne<br />

Einfluss auf zukünftige Einstellungen.<br />

Es deuten sich zaghafte Veränderungen des öffentlichen<br />

Bewusstseins in Bezug auf die Zuschreibung weiblicher<br />

und männlicher Rollen bei der Kinderbetreuung<br />

an. Befragungen ergaben in keinem Falle abwertende<br />

Bemerkungen, sondern eher Zust<strong>im</strong>mung und Anerkennung,<br />

vor allem von den Müttern und Freundinnen<br />

der Teilnehmer, aber auch von den Kumpels.<br />

„Die Rückmeldung der Eltern war durchgängig positiv.<br />

Sie waren erstaunt und überrascht. Aber man muss mit<br />

den Eltern darüber reden…“ (Frau F.)<br />

„Sie haben erst gestutzt. Aber die Kinder hätten zu Hause<br />

viel davon erzählt. Man muss die Eltern mitnehmen.“<br />

(Frau G.)<br />

„Die Eltern sagen nichts, wenn sie merken, dass es den<br />

Kindern gut damit geht…“ (Frau R.)<br />

Ansatzpunkte zeigen sich für eine Aufwertung traditionell<br />

weiblicher Berufe. Die jungen Männer äußerten<br />

große Anerkennung für den Beruf einer Erzieherin.<br />

Hab‘ am Anfang auch gedacht: Naja, so spielen mit<br />

den Kindern… Aber das ist ja echt ein<br />

Knochenjob!<br />

T., 23 Jahre.<br />

Bei der anonymen schriftlichen Befragung<br />

kamen u.a. folgende Einschätzungen:<br />

Ich hätte nie gedacht, dass das so anstrengend<br />

sein kann. Da bist du ja den<br />

ganzen Tag gefordert und hast so viel<br />

Verantwortung.<br />

Das ist eine körperliche und geistige<br />

Anstrengung...<br />

Ich sehe die Person der Erzieherin mit<br />

viel mehr Respekt an, weil ich genau<br />

weiß, welche Ansprüche Kinder haben.<br />

…ist in vielen Schichten ein unterschätzter<br />

Beruf!<br />

Befragt nach mangelnder Anerkennung dieses Berufes<br />

in Form relativ geringer Bezahlung, was allgemein als<br />

motivationshemmend bei Männern angesehen wird,<br />

meinte die Mehrheit unserer Teilnehmer, dass dies eigentlich<br />

kein Grund sei, diesen Beruf nicht zu erlernen.<br />

Denn „auf dem Bau wirst du auch schlecht bezahlt, vielleicht<br />

sogar noch schlechter.“ (D., 25 Jahre)


Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />

Ein Teilnehmer äußerte eine Einschätzung, die Überle-<br />

gungen herausfordert, stärker auf ideelle Faktoren und<br />

praktisches Ausprobieren bei der Berufswahl von jungen<br />

Menschen zu setzen, gerade wenn es um die Arbeit<br />

mit Kindern geht:<br />

Im Kindergarten – das ist ein Beruf, in<br />

den muss man sich ‘reinleben. Das ist<br />

nicht etwas, was man auf einmal lernen<br />

kann. Das ist ‘ne Lebenseinstellung!<br />

Es gehört ‘ne best<strong>im</strong>mte Lebenseinstellung<br />

dazu, um Kindergärtner<br />

zu werden… D., 22<br />

Das größte Problem bei der Durchführung der Maßnahme<br />

bestand und besteht aus heutiger Sicht auf Seiten<br />

der jungen Männer darin, dass es eben nur eine befristete<br />

Tätigkeit für ein Jahr war und für die Zeit danach<br />

keine klare Perspektive gegeben war, wie es weitergeht.<br />

Es gab viele Ansätze, wo die Teilnehmer bestärkt<br />

und angeregt wurden, sich für ihre berufliche Zukunft<br />

selbst zu engagieren und sich bietende Möglichkeiten<br />

zu nutzen.<br />

Zehn der vierzehn jungen Männer haben sich be<strong>im</strong><br />

Oberstufenzentrum Cottbus für eine Ausbildung zum<br />

Erzieher beworben. Man hat ihnen nicht einmal eine<br />

Antwort oder schriftliche Ablehnung zukommen lassen,<br />

obwohl zu Beginn des Projektes durchaus Interesse<br />

für die Ausbildung von Männern zum Erzieher signalisiert<br />

worden ist. Solch ein Vorgehen ist zu kritisieren,<br />

weil an dieser Stelle gerade die Institutionen, denen<br />

junge Menschen anvertraut sind, um sie auszubilden,<br />

in besonderer Verantwortung stehen, sich ihnen zuzuwenden.<br />

Bei der Agentur für Arbeit in Cottbus hatten die Teilnehmer<br />

<strong>im</strong> April/Mai 2004 individuelle Beratungsgespräche,<br />

die jedoch eher fruchtlos blieben. Vielmehr<br />

wurde darauf hingewiesen, dass es ja bereits genug<br />

arbeitslose Erzieherinnen gäbe…<br />

Wenn die Fragestellung zugrunde gelegt wird, ob eine<br />

solche Maßnahme geeignet ist, junge Männer an soziale<br />

Berufsfelder, respektive den Erzieherberuf heranzuführen,<br />

kann das eindeutig mit „Ja“ beantwortet werden.<br />

Ein solches Herangehen ist geeignet, um Interesse und<br />

Motivation zu wecken, vor allem vor dem Hintergrund,<br />

dass die jungen Männer selbst eingeschätzt haben,<br />

dass ihre beruflichen Perspektiven in der Region eher<br />

schlecht aussehen.<br />

Sie sehen sehr klar, dass sie in ihren erlernten Berufen,<br />

die überwiegend traditionell männliche sind (Handwerk,<br />

Baubranche), zukünftig wenig Chancen haben,<br />

überhaupt Fuß zu fassen. Das betrifft auch diejenigen,<br />

die noch keinen Berufsabschluss haben. Ihnen ist weitgehend<br />

klar, dass es <strong>im</strong>mer schwieriger wird, ihre ursprünglichen<br />

beruflichen Wünsche umzusetzen.<br />

Zu konstatieren ist ebenfalls, dass es durch die Inhalte<br />

der Maßnahme gelungen ist, bei jungen Männern soziale<br />

Kompetenzen zu fördern und/oder ausprägen zu<br />

helfen. Gerade die Arbeit mit Kindern erfordert Ernsthaftigkeit,<br />

Zuverlässigkeit, Verantwortungsgefühl und<br />

Kommunikationsfähigkeit. Durch die Zuwendung und<br />

Rückmeldungen der Kinder wurde bei den Projektteilnehmern<br />

vor allem auch die emotionale Ebene angesprochen<br />

(und abverlangt), was ihnen in dieser Form<br />

mit Sicherheit bisher kaum begegnet ist. Ihr Selbstwertgefühl<br />

wurde gestärkt durch die allseitige Anerkennung<br />

ihrer Tätigkeit. Sie fühlen sich sehr aufgewertet und<br />

können das als positive Lebenserfahrung mitnehmen.<br />

Eine Kita-Leiterin fasste es sehr treffend zusammen: „Sie<br />

haben dadurch umfassend eine Anerkennung erfahren,<br />

die sie so in ihrer bisherigen schulischen und beruflichen<br />

Laufbahn noch nie erfahren haben und wahrscheinlich<br />

auch nicht so schnell erfahren hätten…“<br />

Bei zukünftigen Maßnahmen dieser Art muss vermieden<br />

werden, dass die Motivation für einen neuen beruflichen<br />

Weg, die die Teilnehmer <strong>im</strong> Rahmen dieser<br />

Tätigkeit entwickelt haben, wieder verloren geht, weil<br />

sich <strong>im</strong> Anschluss an die Maßnahme keine für sie greifbare<br />

Perspektive ergibt.<br />

75


76 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />

Good practice-Messe<br />

Blended Learning für mitarbeitende Frauen in kleinen<br />

und mittleren Unternehmen<br />

Dieses Projekt wird durch die Europäische Union (<strong>ESF</strong>) und vom Senator<br />

für Arbeit, Frauen, Jugend und Gesundheit der Freien Hansestadt <strong>Bremen</strong><br />

mit Mitteln aus dem <strong>Land</strong>esprogramm „bremen in t.i.m.e“ gefördert.<br />

In vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen,<br />

die nach ihrer Gründung langsam gewachsen sind,<br />

müssen die Frauen bzw. Partnerinnen der meist männlichen<br />

Unternehmer ab einer best<strong>im</strong>mten Betriebsgröße<br />

aus Kostengründen <strong>im</strong> Unternehmen mitarbeiten. Dabei<br />

übernehmen sie neben ihren familiären Verpflichtungen<br />

meist alle anfallenden bürotechnischen und<br />

kaufmännischen Aufgaben, auch wenn sie aus ganz<br />

anderen Berufsfeldern kommen. Zeit für die Aneignung<br />

betriebswirtschaftlicher Kenntnisse oder moderner<br />

Kommunikationstechniken bleibt kaum. Passende Weiterbildungsangebote<br />

sind entweder in nächster Nähe<br />

gar nicht zu finden, oder wenn sie existieren, oft mit<br />

einer hohen zeitlichen Belastung verbunden, die sich<br />

mit der Doppelbelastung mitarbeitender Frauen nicht<br />

in Einklang bringen lässt.<br />

Kann das Unternehmen aus Insolvenz- oder anderen<br />

schwerwiegenden Gründen nicht mehr weitergeführt<br />

werden, stehen die mitarbeitenden Frauen häufig mit<br />

leeren Händen da, weil sie ihre durch die Praxis erworbenen<br />

Qualifikationen nicht nachweisen können.<br />

Das Projekt ermöglicht mitarbeitenden Frauen über<br />

einen Zeitraum von max. anderthalb Jahren eine ortsund<br />

zeitunabhängige Fortbildung <strong>im</strong> kaufmännischen<br />

und EDV-Bereich sowie in Englisch. Dies geschieht mit<br />

Hilfe von Lernprogrammen, betreuenden Tutorinnen,<br />

einem virtuellen Arbeitsplatz bei der Lernplattform<br />

www.teleakademie-bremerhaven.de und einem monatlich<br />

stattfindenden Präsenztermin, der vor allem dem<br />

direkten Kontakt der mitlernenden Frauen untereinander<br />

und mit den Tutorinnen dient als auch die Gelegenheit<br />

bietet, offene Fragen und Probleme zu klären, die<br />

einer synchronen Kommunikation bedürfen.


Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />

Mögliche Qualifizierungsinhalte<br />

Lerninhalt<br />

– Grundlagen der EDV<br />

– Windows<br />

– Internet und e-mailing<br />

– Textverarbeitung Grundlagen mit Word<br />

– Textverarbeitung für Fortgeschrittene mit Word<br />

(bereitet bei Bedarf auch auf die Prüfung ECDL Advanced Textverarbeitung<br />

vor)<br />

– Tabellenkalkulation Grundlagen mit Excel<br />

– Tabellenkalkulation für Fortgeschrittene mit Excel<br />

(bereitet bei Bedarf auch auf die Prüfung ECDL Advanced<br />

Tabellenkalkulation vor)<br />

– Einführung in die Datenbankverwaltung<br />

mit Access<br />

– Datenbankverwaltung für Fortgeschrittene mit Access<br />

für Fortgeschrittene<br />

– Präsentationsgrafik mit PowerPoint<br />

– Büroorganisation mit Outlook - Grundlagen<br />

– Büroorganisation mit Outlook - Fortgeschrittene<br />

– Tastaturtraining<br />

– Web-Design für EinsteigerInnen<br />

– Photoshop Grundlagen<br />

– Photoshop für Fortgeschrittene<br />

– Adobe Acrobat<br />

– Grafik, Schrift, Layout<br />

– Projektmanagement mit MS Project<br />

Englisch<br />

– Englisch für Anfänger<br />

– Englisch für mittlere Kenntnisse<br />

– Englisch für Fortgeschrittene<br />

– Business English<br />

– Technisches Englisch<br />

– Telefonieren auf Englisch<br />

– Rechtschreibtraining: neue deutsche<br />

Rechtschreibung<br />

– easy business – der leichte Weg zur<br />

Betriebswirtschaft<br />

– Einführung in die Buchhaltungsgrundlagen<br />

– Kosten- und Leistungsrechnung<br />

– DATEV<br />

– Kaufmännisches Rechnen: Dreisatz, Prozentrechnung,<br />

Zinsrechnung<br />

– Zeitmanagement<br />

– Recht (Arbeits-, Sozialversicherungs-, Steuer-, Privatund<br />

Prozessrecht, rechtliche Getaltung des Betriebs)<br />

...und vieles mehr<br />

Seminardauer<br />

Das Projekt begann am 1.7.2004 und endet am<br />

30.3.2006. In diesem Zeitraum können die Teilnehmerinnen<br />

je nach Bedarf in Monatspaketen Lerninhalte<br />

buchen.<br />

Unterrichtszeiten<br />

Die individuellen Lernzeiten legen die Teilnehmerinnen<br />

selbst fest, einmal <strong>im</strong> Monat wird ein Treffen der Teilnehmerinnen<br />

mit den Tutorinnen angeboten.<br />

Klausuren und Abschlussprüfung<br />

– Teilnahmebescheinigung mit Lehrgangsinhalt und<br />

Dauer<br />

– Bei entsprechender Vorbereitung: ECDL, ECDL Start<br />

oder ECDL Advanced und/oder Europäischer Wirtschaftsführerschein<br />

(EBDL)<br />

– Bürokauffrau als externe Kandidatin<br />

Teilnehmerinnenkreis<br />

Das Projekt wendet sich an mitarbeitende Frauen in<br />

kleinen und mittleren Unternehmen, vorrangig aus der<br />

Region Bremerhaven, in Einzelfällen auch aus der Region<br />

<strong>Bremen</strong>.<br />

Beginn<br />

Laufender Einstieg<br />

Informationen, Beratung,<br />

Anmeldung<br />

Wirtschafts- und Sozialakademie<br />

der Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong> gGmbH<br />

Hafenstr. 126 - 128<br />

27576 Bremerhaven<br />

Wenn Sie Fragen haben, wenden Sie sich bitte an<br />

Frau Uehrke, fon (04 71) 5 95-28,<br />

Frau Rippien, fon (04 71) 5 95-21<br />

77


78 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />

Good practice-Messe<br />

Hamburg: Profiling, Arbeit, Qualifikation und Integration<br />

Im Hamburger Frauenstrafvollzug auf Hahnöfersand<br />

haben Berufsvorbereitung und Qualifizierung einen<br />

hohen Stellenwert. Den inhaftierten Frauen wird ermöglicht,<br />

sich in verschiedenen Arbeits- und Qualifizierungsfeldern<br />

fundiert weiterzubilden. Im Projekt<br />

„Profiling, Arbeit, Qualifikation und Integration“ wird<br />

dies durch den stufenweisen Aufbau von persönlichen,<br />

sozialen und fachlichen Fähigkeiten gewährleistet. Ein<br />

spezifisches Fördersystem versucht die unterschiedlichen<br />

Voraussetzungen und Neigungen der Teilnehmerinnen<br />

zu berücksichtigen.<br />

Die Zielgruppe sind erwachsene Frauen aus dem Hamburger<br />

Raum, die rechtskräftig zur Verbüßung einer<br />

Straftat verurteilt wurden. In der Teilanstalt sind bis zu<br />

95 Frauen aufgrund unterschiedlicher Delikte und mit<br />

verschiedenen Straflängen inhaftiert.<br />

Etwa 21% der Inhaftierten sind Nicht-Deutsche, 69%<br />

haben Erfahrungen mit legalem wie illegalem Drogenkonsum.<br />

Rund 67% haben einen Schulabschluss und<br />

etwa 56% haben eine abgeschlossenen bzw. eine angebrochenen<br />

Berufsausbildung. Gleichwohl verfügen 90%<br />

der Insassinnen über zum Teil mehrjährige Erwerbserfahrung,<br />

zumeist aus Anlernberufen oder unsteten Arbeitsverhältnissen.<br />

Mit diesem Projekt soll die Arbeitsmarktfähigkeit der<br />

Insassinnen schrittweise und individuell hergestellt und<br />

entwickelt werden, so dass sie noch während oder nach<br />

der Haft in ein Beschäftigungsverhältnis vermittelt werden<br />

können. Flankierend werden die zu Entlassenden<br />

in tragfähige Wohn- und/oder Betreuungsverhältnisse<br />

gebracht. Besonderes Ziel ist hierbei die Stabilisierung<br />

und Erhöhung der Anzahl der Vermittlungen in und die<br />

Stabilisierung und Erhöhung der Haltequote in den vermittelten<br />

Settings bezogen auf die jeweilig betreuten<br />

Frauen.<br />

Die genannten Ziele sollen durch ein flexibles, intern<br />

und extern vernetztes Vorgehen erreicht werden. Dabei<br />

wird der Rahmen der traditionellen Straffälligenhilfe<br />

erheblich erweitert und modernen Bedürfnissen angepasst.<br />

Es ist folgendes Modell eines Fördersystems vorgesehen:<br />

EINGANGSMODUL<br />

für alle Teilnehmerinnen<br />

Das Ziel des Eingangsmoduls ist es, gemeinsam mit<br />

den Teilnehmerinnen einen zunächst internen Qualifizierungsplan<br />

aufzustellen. Als Einsatzmöglichkeiten<br />

bieten sich, je nach individuellem Vermögen, folgende<br />

Bereiche an:


Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />

QUALIFIZIERUNGSMODUL BEREICH G<br />

Grundkompetenzen<br />

Hierzu gehört das arbeitstherapeutische Angebot,<br />

Deutsch als Fremdsprache, Trainingseinheiten zu den<br />

Themen Bewerbung, Gesprächsführung und Erwerb<br />

von sozialen Kompetenzen.<br />

– Die Arbeitstherapie wendet sich an Frauen, die noch<br />

nicht in der Lage sind, den Anforderungen der übrigen<br />

Angebote zu genügen. Sie werden hier an die<br />

Erfordernisse von Arbeitsprozessen herangeführt,<br />

gleichzeitig wird durch überwiegend handwerkliche<br />

Aufgabenstellungen Motorik und Konzentrationsvermögen<br />

geschult.<br />

– Im Kurs Deutsch als Fremdsprache werden sprachliche<br />

Fähigkeiten als Voraussetzung für eine Arbeitsaufnahme<br />

erworben. Bei Bedarf gibt es auch ein Angebot<br />

zur Alphabetisierung.<br />

QUALIFIZIERUNGSMODUL BEREICH A<br />

Allgemeinbildung<br />

Hierzu gehören die Angebote der schulischen Ausbildung,<br />

die Alphabetisierung sowie die Berufsvorbereitung.<br />

– In der Schultherapie werden soziale Kompetenzen<br />

erworben, psychosoziale Stabilität entwickelt, sowie<br />

Lücken in der Schulbildung bearbeitet.<br />

QUALIFIZIERUNGMODUL BEREICH B<br />

Betriebe<br />

Hierzu gehören die Küche, die Gärtnerei, die <strong>Land</strong>schaftspflege,<br />

die Hausfunktionstätigkeiten (Haus- und<br />

Gebäudereinigung), die Hauswirtschaft, die <strong>Land</strong>wirtschaft,<br />

sowie die Berufsfindung und die Vollausbildung.<br />

– Die in der Küche beschäftigten Frauen erfüllen einen<br />

hohen quantitativen Anspruch bei gleichzeitiger<br />

Qualifizierung. Unter Anleitung bereiten sie täglich<br />

ca. 500 Mahlzeiten für Mitarbeiter/innen und Gefangene<br />

der Anstalt zu.<br />

– In der Gärtnerei gewinnen die Frauen praktische Fertigkeiten<br />

und Fähigkeiten in den Bereichen Blumen<br />

und Zierpflanzen und Gemüseanbau.<br />

– Die <strong>Land</strong>schaftspflege ist für das gesamte Freigelände<br />

der Anstalt zuständig. Hier geht es insbesondere<br />

um <strong>Land</strong>schaftsgestaltung, Gehölz- und Baumschnitt,<br />

Rasenpflege, Teichanlage und allgemeine<br />

Pflegearbeiten des Geländes.<br />

– Hausfunktionstätigkeiten – eine Justizvollzugsanstalt<br />

ist ein sich in vielen Bereichen selbstversorgendes<br />

System. Dementsprechend gibt es eine Reihe von Be-<br />

trieben, die den Betrieb und das Funktionieren einer<br />

Anstalt gewährleisten. U. a. sind hier die Haus- und<br />

Funktionstätigkeiten zu erwähnen. Sie beinhalten u.<br />

a. allgemeine Reinigungstätigkeiten (Haus- und Gebäudereinigung),<br />

Textilreinigung, Herrichtung von<br />

Veranstaltungsräumen, Essenausgabe für Mitgefangene.<br />

Diese Betriebe bieten wichtige Arbeitsplätze<br />

für die Insassinnen.<br />

– In der <strong>Land</strong>wirtschaft müssen 150 Milchkühe und<br />

ihre Kälber tagtäglich versorgt werden. Eine Tätigkeit,<br />

die u. a. Zuverlässigkeit und Verantwortungsbewusstsein<br />

erfordert. Es steht hier nicht der berufsqualifizierende<br />

Aspekt <strong>im</strong> Vordergrund, jedoch kann<br />

die Arbeit in der <strong>Land</strong>wirtschaft innerhalb des Fördersystems<br />

als eine stabilisierende Station für Frauen<br />

mit psychischen Problemen und mit einer Suchtmittelgefährdung<br />

angesehen werden. Bei Interesse<br />

von Seiten der Frauen ist es auch möglich Teilqualifikationen<br />

aus diesem Berufsbereich zu erwerben.<br />

– BV und VA – die gute Kooperation mit der Jugendhaftanstalt<br />

macht es möglich, interessierten Frauen<br />

die Teilnahme an der Berufsfindung bzw. an einer<br />

Vollausbildung zu ermöglichen. Es handelt sich hierbei<br />

ausschließlich um gewerbliche Berufe in den Bereichen<br />

Farbe, Holz, Metall und Bau.<br />

QUALIFIZIERUNGMODUL BEREICH C<br />

Computerbildung<br />

Hierzu gehören die Call Center-Qualifizierung und das<br />

EDV-Angebot.<br />

– In der Call Center Qualifizierung werden die Teilnehmerinnen<br />

u. a. in den Bereichen Kommunikationsfähigkeit,<br />

sprachlichem Ausdruck, Teamfähigkeit und<br />

Belastbarkeit geschult. Das Angebot wendet sich an<br />

Frauen mit der Zielperspektive, als Call Center-Agent<br />

auf dem ersten Arbeitsmarkt vermittelt zu werden. In<br />

einem geplanten Call Center soll es zukünftig auch<br />

möglich sein, die erlernten Fähigkeiten praktisch anzuwenden.<br />

– In der EDV-Qualifizierung werden fundierte Computerkenntnisse<br />

vermittelt. Schwerpunkt ist der<br />

Umgang mit unterschiedlicher aktueller Anwendersoftware<br />

und spezielle EDV-Qualifikationen für den<br />

kaufmännischen Bereich.<br />

– Es besteht die Möglichkeit, den Europäischen Computerführerschein<br />

zu erlangen. Zukünftig wird es<br />

auch möglich sein, mit Hilfe des Internets, Lern- und<br />

Arbeitsangebote wahrzunehmen.<br />

79


80 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />

Good practice-Messe<br />

Integration in das Berufsleben erfordert die Zusammenarbeit<br />

mit den Kooperationspartnern<br />

in den Bereichen<br />

Arbeit<br />

Wohnen<br />

Gesundheit<br />

Migration<br />

Vernetzung<br />

Integration<br />

BERATUNGSMODUL<br />

für alle Teilnehmerinnen<br />

Das Beratungsmodul ist für den betreuten Übergang<br />

in Bildungs- bzw. Beschäftigungsstrukturen außerhalb<br />

der Anstalt zuständig.<br />

Begleitend zur Teilnahme an den Projektmodulen können<br />

sich die Frauen auf Hahnöfersand von der Betriebskontakterin<br />

beraten lassen. Schwerpunkt hierfür ist<br />

eine individuelle Beschäftigungs- und/oder Qualifizierungsberatung.<br />

Inhalte sind u. a.:<br />

- Zuweisungsmöglichkeiten bei Ansprüchen an die<br />

Bundesagentur für Arbeit oder das Sozialamt,<br />

- Informationen über das Nachholen von Schulabschlüssen,<br />

Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten,<br />

- Erfordernisse des Arbeitsmarktes, Unterstützung bei<br />

der Zusammenstellung von Bewerbungsunterlagen,<br />

- Bewerbungstraining,<br />

- Hilfe bei der Recherche nach einem Praktikumsplatz<br />

und/oder einem Arbeitsplatz auf dem ersten Arbeitsmarkt,<br />

- Informationen und Kontaktaufnahme zu zusätzlichen<br />

Beratungsstellen außerhalb der Anstalt.<br />

Im Verlauf der Beratung sollen die Frauen bei der Entwicklung<br />

einer Zukunftsperspektive für die Zeit nach<br />

der Entlassung unterstützt werden. Ziel ist die Integration<br />

in das Berufsleben.<br />

Akquisition und Betriebskontakte<br />

Zum Gelingen der beruflichen Eingliederung sind die inhaftierten<br />

Frauen von den Angeboten auf dem Arbeitsmarkt<br />

abhängig. Entsprechend müssen kontinuierlich<br />

Kontakte zu Betrieben, die eine Anschlussfähigkeit zu<br />

den Qualifizierungsangeboten bieten, hergestellt und<br />

gehalten werden. Besonders der frauenspezifische Arbeitsmarkt<br />

muss beobachtet werden. Akquisition ist<br />

fester Bestandteil der Arbeit! Ein Schwerpunkt ist, das<br />

Projekt in seiner Vielfältigkeit vorzustellen. Dies gelingt<br />

u. a. durch:<br />

– Firmenbesuche und Gegenbesuche,<br />

– Besuch von Messen und Informationsveranstaltungen.


Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />

Interesse wecken, Vorurteile abbauen<br />

und potenzielle Arbeitgeber gewinnen!<br />

Hierbei gelingt es <strong>im</strong>mer wieder, feste AnsprechpartnerInnen<br />

in Unternehmen zu gewinnen und durch regelmäßigen<br />

Kontakt zu halten. Die Betriebskontakterin<br />

kann als Mittlerin zwischen den Frauen und den neuen<br />

Arbeitgebern fungieren.<br />

Kooperation und Netzwerk<br />

Zur Realisierung der Perspektiven ist die Zusammenarbeit<br />

mit<br />

– den Arbeitsagenturen,<br />

– den Sozialämtern,<br />

– anderen Bildungsträgern,<br />

– externen und internen Mitarbeiter/innen der Anstalt,<br />

– Einrichtungen der Frauenförderung,<br />

– Therapieeinrichtungen,<br />

– Trägern der Straffälligenhilfe,<br />

u. a. nötig.<br />

Die Kontaktaufnahme bereits während der Haft hilft<br />

– Schwellenängste abzubauen,<br />

– die passgenaue Beratungsstelle zu finden,<br />

– die Kontakte nutzbringend zu intensivieren.<br />

Dieses Netzwerk von Hilfseinrichtungen und Anlaufund<br />

Beratungsstellen soll ein Arbeits-, Betreuungs- und<br />

Beratungssetting für die Haftentlassenen darstellen.<br />

Ziel soll der Aufbau eines sozial tragenden Netzwerkes<br />

nach der Entlassung mit Anschlussperspektiven und<br />

Vermittlung in den Arbeitsmarkt sein.<br />

Am Projekt ist als Kooperationspartner Integrationshilfen<br />

e. V. in Hamburg beteiligt.<br />

Das Projekt hat <strong>im</strong> deutschen Frauenstrafvollzug<br />

Modellcharakter und wird vom 01.01.2004 bis zum<br />

31.12.2006 aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds<br />

sowie der Justizbehörde der Freien und Hansestadt<br />

Hamburg finanziert.<br />

Noch in eigener Sache!<br />

Wir, die Gefangenen – die Frauen aus der Justizvollzugsanstalt<br />

Hahnöfersand – freuen uns, dass wir an<br />

diesem Europa-Projekt mitwirken dürfen. Wir sind stolz<br />

darauf, dass unser Engagement bisher Ansehen und<br />

Anerkennung gefunden hat und hoffentlich weiter finden<br />

wird. Eine Unterstützung – in welcher Form auch<br />

<strong>im</strong>mer – würde uns sehr erfreuen und vor allem zum<br />

Weitermachen anspornen.<br />

Die Frauen<br />

Justizbehörde Hamburg<br />

Justizvollzugsanstalt Hahnöfersand<br />

- Teilanstalt für Frauen -<br />

21635 Jork<br />

Ansprechpartner:<br />

Projektleitung:<br />

Frau Dr. Regina Nanninga<br />

Tel.: (040) 428 36 - 413<br />

Fax: (040) 428 36 - 444<br />

Regina.Nanninga@justiz.hamburg.de<br />

Leiter der Teilanstalt:<br />

Herr Werner Marwede<br />

Tel.: (040) 428 36 - 400<br />

Fax: (040) 428 36 - 444<br />

Werner.Marwede@justiz.hamburg.de<br />

Betriebskontakterin:<br />

Frau Maike Kleber<br />

Tel.: (040) 428 36 - 426<br />

Fax: (040) 428 36 - 444<br />

81


82 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />

Good practice-Messe<br />

Das hessische <strong>ESF</strong>-Programm<br />

Betriebliche Ausbildungsplätze für allein erziehende<br />

Mütter in Teilzeit<br />

Der Träger<br />

Die Selbsthilfe <strong>im</strong> Taunus e.V. (SiT) ist ein gemeinnütziger<br />

Verein, der sich die berufliche und soziale Wiedereingliederung<br />

arbeitsloser und ehemals süchtiger Menschen<br />

durch Beschäftigung und Qualifizierung zum Ziel<br />

gesetzt hat. Die SiT ist als Beschäftigungsgesellschaft<br />

und Dienstleistungsunternehmen u.a. für den Main-<br />

Taunus-Kreis und seine Kommunen tätig.<br />

Seit über 20 Jahren ist der Leitgedanke „Hilfe zur Selbsthilfe“<br />

ein wesentliches Kernstück der Arbeit in der SiT.<br />

Die erfolgreiche Vermittlungsarbeit der SiT basiert unter<br />

anderem auf folgenden Integrationsinstrumenten:<br />

– Beratung, Profiling, Potenzanalyse durch erfahrene<br />

Integrationsfachkräfte<br />

– arbeitsmarktnahe Qualifizierung<br />

– passgenaue Vermittlung in berufliche Ausbildung<br />

und in Beschäftigung<br />

– vermittlungsorientierte Zeitarbeit<br />

– Personal Service Agentur<br />

– bedarfsorientierte Betreuung der Firmen<br />

Das Konzept<br />

Das EU-geförderte Modellprojekt „Betriebliche Ausbildungsplätze<br />

für allein erziehende Mütter in Teilzeit“<br />

wird seit 2000 von der SiT durchgeführt.<br />

Das Projekt richtet sich an junge Frauen, die vor Schuloder<br />

Berufsabschluss Mütter werden und dadurch nicht<br />

in das aktuelle Ausbildungssystem integrierbar sind.<br />

Diese jungen Frauen gelten unter den Bedingungen<br />

des Arbeitsmarktes als Problemgruppe mit erhöhtem<br />

Förderbedarf. Sie haben es besonders schwer, in der<br />

ohnehin schlechten Ausbildungsmarktsituation einen<br />

Ausbildungsplatz zu finden.<br />

Selbsthilfe <strong>im</strong> Taunus e.V. (SiT)<br />

Ohne speziell auf ihre Lebenssituation abgest<strong>im</strong>mten<br />

Angebote haben sie kaum eine Chance, die Grundlagen<br />

für eine eigenständige Existenzsicherung und langfristige<br />

Lebensplanung zu schaffen. Betreuungsangebote<br />

für Kinder vor dem Kindergartenalter und später <strong>im</strong><br />

Grundschulalter sind nur vereinzelt vorhanden. Die<br />

Betreuungszeiten der Kindereinrichtungen sind wenig<br />

deckungsgleich mit den zeitlichen Vorgaben einer Vollzeitausbildung.<br />

Das Projekt will den daraus resultierenden Folgen wie<br />

Ausgrenzung aus dem Arbeitsmarkt sowie Dauerarbeitslosigkeit<br />

mit oftmals langfristigem Sozialhilfebezug<br />

mit den bekannten Konsequenzen für die Lebensqualität<br />

von Müttern und Kindern, entgegen wirken.<br />

Teilnehmen können junge, allein erziehende Mütter bis<br />

27 Jahren, die noch keine abgeschlossene Berufsausbildung<br />

nachweisen können. Der Wohnsitz sollte sich<br />

<strong>im</strong> Main-Taunus-Kreis befinden und es muss eine Ausbildungseignung<br />

vorliegen. Bei Bewerberinnen ohne<br />

Schulabschluss wird <strong>im</strong> Hinblick auf den Ausbildungsmarkt<br />

das Nachholen des Hauptschulabschlusses organisiert.<br />

Das Projekt ermöglicht den Abschluss einer anerkannten<br />

betrieblichen Berufsausbildung in Teilzeit; d.h. in<br />

30 Wochenstunden. In dieser Ausbildungszeit enthalten<br />

ist der reguläre Besuch der Berufsschule. Betriebe,<br />

die sich bereit erklären eine allein erziehende junge<br />

Mutter in Teilzeit auszubilden, erhalten einen monatlichen<br />

Ausbildungskostenzuschuss. Dieser wird gestaffelt<br />

gezahlt und beläuft sich auf 150 € <strong>im</strong> ersten Ausbildungsjahr,<br />

130 € und 100 € <strong>im</strong> zweiten und dritten<br />

Ausbildungsjahr.<br />

Die teilnehmenden Frauen werden vor und während<br />

der Dauer der gesamten Ausbildung sozialpädagogisch<br />

betreut und fachlich begleitet.


Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />

Daraus ergeben sich folgende Aufgabenbereiche:<br />

– Akquise der Ausbildungsbetriebe<br />

– Beratung der Betriebe und Ausarbeitung der Kooperation<br />

mit der SiT<br />

– Akquise und Auswahl geeigneter Teilnehmerinnen<br />

– Erstellen qualifizierter Bewerbungsunterlagen<br />

– Vorbereitung der Teilnehmerinnen auf die Ausbildung<br />

durch Praktika und Lernseminare<br />

– Erarbeitung von individuellen Kinderbetreuungsmodellen<br />

und deren finanziellen Absicherung<br />

– Akquise von Tagesmüttern und Regelbetreuungsangeboten<br />

– Sicherung der Finanzangelegenheiten der Teilnehmerinnen<br />

in Zusammenarbeit mit den jeweiligen<br />

Behörden<br />

– Installieren von Stütz- und Förderunterricht<br />

– Beratung und Betreuung der Teilnehmerinnen bei<br />

allen anliegenden persönlichen Problemlagen<br />

– Kontinuierliche psychosoziale Stabilisierung der<br />

Frauen<br />

– Gruppenveranstaltungen mit und ohne Kinder zur<br />

Reflexion der Ausbildungssituation und zur Schaffung<br />

von Netzwerken untereinander<br />

– Moderation regelmäßiger Gespräche in den Betrieben<br />

mit den Ausbildern und der Auszubildenden<br />

– Kontakt zu den Berufsschulen<br />

Zahlen<br />

Die SiT hat bisher 80 Teilnehmerinnen in eine Teilzeitausbildung<br />

vermittelt, davon 68 <strong>im</strong> Rahmen der <strong>ESF</strong>-<br />

Förderung, 12 Teilnehmerinnen wurden über den Main-<br />

Taunus-Kreis finanziert.<br />

34 Frauen haben ihre Prüfungen bestanden, davon 10<br />

mit einem vorgezogenen Abschluss.<br />

21 Frauen wurden vom Ausbildungsbetrieb übernommen,<br />

3 Teilnehmerinnen fanden einen neuen Arbeitgeber,<br />

2 Frauen bekamen nach der bestandenen Ausbildung<br />

ein weiteres Kind und eine Teilnehmerin begann<br />

nach der Prüfung eine Weiterbildung.<br />

Zurzeit befinden sich 21 junge Mütter in einer Teilzeitausbildung.<br />

Bisher wurde in 25 unterschiedliche Ausbildungsberufe<br />

vermittelt wie z.B. Arzthelferin, Bürokauffrau, Fachkraft<br />

für Schutz und Sicherheit, Gärtnerin, Justizfachangestellte,<br />

Kauffrau <strong>im</strong> Einzelhandel, Reiseverkehrskauffrau,<br />

Speditionskauffrau, Verwaltungsfachangestellte,<br />

Zahntechnikerin u.s.w.<br />

Ergebnisse<br />

Für das Modellprojekt konnten Großunternehmen wie<br />

die Deutsche Telekom, IKEA und der AvD (Automobilclub<br />

von Deutschland) gewonnen werden. Auch die Öffentliche<br />

Verwaltung (Main-Taunus-Kreis, Amtsgericht<br />

Frankfurt, Statistisches Bundesamt Wiesbaden) nahm<br />

die Teilzeitausbildung mit in ihre Ausbildungsstruktur<br />

auf. Aufgrund der positiven Erfahrungen werden diese<br />

Unternehmen auch zukünftig weitere Ausbildungsplätze<br />

in Teilzeit zur Verfügung stellen.<br />

In den letzten beiden Jahren n<strong>im</strong>mt die Teilnahme der<br />

kleinen und mittelständischen Betriebe zu. Dies liegt<br />

unter anderem daran, dass hier seltener Einstellungstests<br />

durchlaufen werden müssen, die für die Bewerberinnen<br />

mit <strong>im</strong>mer schlechter werdenden schulischen<br />

Voraussetzungen ein frühes Ausscheiden aus dem Bewerbungsverfahren<br />

bedeuten. Für diese Frauen ist ein<br />

vorgeschaltetes Praktikum eine sehr gute Möglichkeit,<br />

ihre individuellen Potentiale wie Verantwortungsgefühl,<br />

Organisationstalent, Belastbarkeit, Motivation, Sozialkompetenz<br />

etc. unter Beweis zu stellen. Mit Hilfe des<br />

Stützunterrichts können sie während der Ausbildung<br />

den lückenhaften Schulstoff aufarbeiten.<br />

Das Modellprojekt der Teilzeitausbildung stellt für allein<br />

erziehende Mütter eine einmalige Chance dar, Kindererziehung<br />

und Berufsausbildung zu vereinbaren.<br />

Es dient der Sicherung der eigenständigen Existenz der<br />

Frauen und deren Kindern und entlastet langfristig den<br />

öffentlichen Haushalt.<br />

Des Weiteren werden Betriebe ermuntert, zusätzliche<br />

Ausbildungsplätze zu schaffen und damit einen Beitrag<br />

gegen die Jugendarbeitslosigkeit zu leisten.<br />

Ansprechperson:<br />

Monika Fuchs<br />

Leiterin Berufliche Integration<br />

fon 06192 / 2060-314<br />

fax 06192 / 2060-302<br />

m.fuchs@sit-taunus.de<br />

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84 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />

Good practice-Messe<br />

Gleichstellung und Umsetzung<br />

von Gender Mainstreaming in Mecklenburg-Vorpommern<br />

Blixx – Bildung lebt ihre<br />

Geschlechter (CJD Waren/Müritz)<br />

GM und Bildung<br />

(BilSE Institut Güstrow)<br />

Window<br />

(BBS Start GmbH)<br />

technik4girls<br />

(ATI Westmecklenburg)<br />

Berufe haben (k)ein Geschlecht<br />

(Frauenbildungsnetz M-V e. V.)(landesweit)<br />

Volkshochschule und GM<br />

(VHS Verband M-V)<br />

GM-NETZWERK-MV<br />

GM <strong>im</strong> kommunalen<br />

Handeln (ISA CONSULT GmbH)<br />

GM-CONSULT-MV<br />

(FBN M-V e. V)<br />

High Power Teams<br />

(BilSE Instutut Güstrow)<br />

Pro Gender in Westmecklenburg<br />

(Agentur der Wirtschaft)<br />

GM in d. Ernährungsindustrie<br />

in MV (THALES Informationssystem GmbH)<br />

Als erstes Bundesland hat Mecklenburg-Vorpommern<br />

vor drei Jahren ein „Aktionsprogramm zur Implementierung<br />

von Gender Mainstreaming“ <strong>im</strong> Rahmen des Arbeitsmarkt-<br />

und Strukturentwicklungsprogramms (ASP<br />

MV) gestartet.<br />

Die Umsetzung des Aktionsprogramms erfolgt seit<br />

Herbst 2002 in zehn Einzelprojekten und einem Begleitprojekt.<br />

Die zehn Einzelprojekte und das Begleitprojekt<br />

haben sich in einem Netzwerk zusammengeschlossen,<br />

um die Kräfte zu bündeln und regelmäßig Erfahrungen<br />

und Informationen austauschen zu können.


Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />

Aufgaben und Ziele des GM-Netzwerkes-MV<br />

– Austausch und Verbreitung von Erfahrungen, Kenntnissen<br />

und Informationen<br />

– Bündelung und Entwicklung von fachlichen und<br />

sozialen Kompetenzen<br />

– Schaffung von Kontakten innerhalb und außerhalb<br />

des Netzwerks<br />

– Gegenseitige Unterstützung bei der Qualitätssicherung<br />

der Projektumsetzung<br />

– Sensibilisierung für Gleichstellung und Gender Mainstreaming<br />

– Nutzung des Netzwerks als Plattform für Rückkopplung<br />

und eigene Weiterbildung<br />

– Sichtbarmachen der beteiligten Projekte in der<br />

Öffentlichkeit (Medien, Internet u. a.)<br />

– Stärkung des Vertrauens in die eigene Arbeit<br />

– u.a.<br />

Die Einzelprojekte haben die Aufgabe, Gender Mainstreaming<br />

(GM) in verschiedenen gesellschaftlichen<br />

Bereichen in Mecklenburg-Vorpommern konkret umzusetzen.<br />

Sie sind <strong>im</strong> wesentlichen in drei gesellschaftlichen<br />

Bereichen angesiedelt:<br />

– in der Wirtschaft,<br />

– in Organisationen und in der Verwaltung<br />

von Kommunen und<br />

– in der Bildung .<br />

Das Spektrum der Träger und Projektpartnerschaften<br />

umfasst u.a. Bildungseinrichtungen Unternehmen, Vereine<br />

und Verbände, wissenschaftliche Institute und Einrichtungen,<br />

Kommunen und freiberuflich Tätige.<br />

Gemeinsam Gleichstellung gestalten –<br />

ist das Begleitprojekt.<br />

Das Begleitprojekt unterstützt und begleitet die Netzwerkpartnerinnen<br />

und -partner bei der Implementierung<br />

von Gender Mainstreaming.<br />

Aufgaben und Struktur des Begleitprojektes<br />

– Vermittlung von Wissen und Erfahrungen in der<br />

Gleichstellungsarbeit unter Nutzung nationaler und<br />

internationaler Kompetenzen (Workshops, Entwicklung<br />

von Bildungsangeboten, projektbezogene<br />

Beratungen etc.)<br />

– Aufbau eines Informationspools (Basisliteratur,<br />

Adressen-Pool von Fachleuten, Aktuelles auf der<br />

Website etc.) und einer Gleichstellungsinfothek (GIT)<br />

– Aufbau und Koordination eines Netzwerkes<br />

– Sensibilisierung, Öffentlichkeitsarbeit, Lobby (Website,<br />

Vorträge, Publikationen)<br />

– Beobachtung der Entwicklung von Gleichstellung<br />

vor allem <strong>im</strong> europäischen Raum und Überprüfen<br />

der Übertragbarkeit der Umsetzung von GM auf<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

– Öffentlichkeitsarbeit<br />

Im Begleitprojekt arbeiten drei Kolleginnen als Kernteam,<br />

die unterstützt werden von freien Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern, studentischen Hilfskräften sowie<br />

Praktikanten und Praktikantinnen mit unterschiedlichen<br />

fachlichen Kompetenzen.<br />

Träger von GM-Consult-MV ist das Frauenbildungsnetz<br />

Mecklenburg-Vorpommern e.V. Als strategisches<br />

Ideen- und Beratungsgremium wurde ein Lenkungsausschuss,<br />

in dem entscheidende Arbeitsmarktpartner<br />

und –partnerinnen (Arbeitsministerium, Frauen- und<br />

Gleichstellungsbeauftragte, Bundesagentur für Arbeit,<br />

Vereinigung der Unternehmerverbände, DGB, <strong>Land</strong>esfrauenrat)<br />

vertreten sind, geschaffen.<br />

Angebot von Leistungen auch außerhalb des Netzwerks<br />

– Vorträge, Workshops, Ausbildungsseminare<br />

– Beratung und Begleitung bei der Umsetzung<br />

von GM<br />

– Theoretisches Know-How, praktische Informationen<br />

und News zum Thema Gleichstellung und GM<br />

(nationale und internationale, insbesondere<br />

schwedische und andere nordeuropäische)<br />

– Studien und Publikationen<br />

– Flying Experts<br />

Die Website von GM-Consult-MV www.gm-consult.org<br />

ist zugleich auch die Website des Netzwerkes. Hier finden<br />

Sie die folgenden Rubriken:<br />

– Aktuelles,<br />

– GM-Consult-MV,<br />

– Gleichstellungslexikon,<br />

– Gleichstellungschronologie,<br />

– Publikationen & Links,<br />

– Impressum,<br />

– GM-Netzwerk-MV.<br />

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86 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />

Good practice-Messe<br />

Publikationen, die <strong>im</strong> Rahmen des<br />

Projektes GM-Consult-MV erarbeitet wurden<br />

– Rück-Blick<br />

Blick zurück nach vorn<br />

Dezember 2004<br />

– Durch-Blick<br />

Gemeinsam gestalten, gemeinsam verstehen<br />

Juni 2004<br />

– Doppel-Blick<br />

Männlich, Weiblich, Menschlich<br />

Februar 2004<br />

– Ein-Blick<br />

1+1=2,5<br />

Mai 2003<br />

– In Mecklenburg-Vorpommern gemeinsam<br />

Gleichstellung gestalten<br />

Dokumentation zur Fachtagung am 10.11.2003<br />

– Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />

aus der Sicht von Männern in der<br />

Bundesrepublik Deutschland und Schweden<br />

Karl-Heinz Michalek<br />

-Arbeitsmaterial-, 2003<br />

– Männern und Gender Mainstreaming<br />

Dr. Detlev Wahl, 2003<br />

– Gleichstellung – eine zutiefst menschliche<br />

Angelegenheit<br />

Thorsten Laxvik<br />

-Arbeitsmaterial- , übersetzt aus dem Schwedischen<br />

von Prof. Dr. Brigitte Stepanek, 2004<br />

– Mädchen und Jungen in der Jugendarbeit<br />

in Mecklenburg-Vorpommern<br />

Anspruch / Realität / Perspektiven<br />

Dokumentation der Arbeitstagung vom 27. Oktober<br />

2004<br />

– u.a.<br />

Ansprechpartnerinnen von GM-Consult-MV<br />

Dr. Petra Krull<br />

fon 0381-37 58 646<br />

Prof. Dr. Brigitte Stepanek<br />

fon 0381-37 58 647<br />

Die Laufzeit des Projektes: 15.09.2002 – 15.07.2005<br />

(Verlängerungsantrag bis Ende 2005 wurde gestellt)


Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />

Teilzeitausbildung für junge alleinerziehende Mütter<br />

TaF<br />

Teilzeitausbildung für alleinerziehende Frauen<br />

Mit Beginn des Ausbildungsjahres 2001 startete in<br />

Hannover das Ausbildungsprojekt mit Modellcharakter:<br />

TaF - Teilzeitausbildung für alleinerziehende Frauen.<br />

In Zusammenarbeit mit der Stadt Hannover, der EU und<br />

den Kammern (IHK und HWK) bietet TaF eine dreijährige<br />

duale Ausbildung in Teilzeit an, um jungen alleinerziehenden<br />

Müttern eine neue Perspektive zu bieten.<br />

Durch die Durchführung einer Teilzeitausbildung (75%<br />

= 6 Stunden täglich) wird es den Frauen erleichtert ihre<br />

Berufsausbildung und die Betreuung der Kinder miteinander<br />

zu vereinbaren.<br />

Gerade die Zielgruppe der alleinerziehenden Sozialhilfeempfängerinnen<br />

gilt als kaum vermittelbar und erscheint<br />

nur in der Sozialhilfestatistik. Das Fehlen einer<br />

Berufsausbildung erschwert ihnen den Zugang zur Erwerbstätigkeit,<br />

so dass sie bei der Versorgung für sich<br />

und ihre Kinder dauerhaft auf Sozialhilfeleistungen<br />

angewiesen sind. Diese Frauen wollen arbeiten, haben<br />

aber bisher keinerlei Chancen dafür erhalten.<br />

Das Projekt „Teilzeitausbildung für Frauen“ bietet interessierten<br />

Betrieben die Möglichkeit der Ausbildung in<br />

einem Lernortverbund an. Dabei wird an drei Lernorten<br />

ausgebildet:<br />

SINA e.V.<br />

in Zusammenarbeit mit der Stadt Hannover,<br />

der EU, der IHK und HWK<br />

– Bei TaF/ SINA e.V. werden die jungen Frauen durch<br />

spezielle Trainings individuell gefördert.<br />

– Die praktische Ausbildung erfolgt zu mindestens<br />

zwei Dritteln be<strong>im</strong> jeweiligen Kooperationspartner.<br />

– Der fachtheoretische Teil findet in der Berufsschule<br />

statt.<br />

Die Auszubildenden werden nach Tarif bezahlt, wovon<br />

die Betriebe ca. 50% übernehmen. Vor dem Ausbildungsstart<br />

wird in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt<br />

ein Lehrgang durchgeführt, der interessierte Frauen<br />

auf die zukünftige Ausbildung vorbereitet. Dieser<br />

findet <strong>im</strong> Frühjahr statt.<br />

Auszubildende<br />

Was macht TaF eigentlich? TaF möchte jungen Frauen<br />

mit Kind dabei helfen, eine Perspektive für ihre Zukunft<br />

zu finden, in dem sie die Chance auf eine Berufsausbildung<br />

erhalten.<br />

Wer kann teilnehmen?<br />

Alleinerziehende Frauen <strong>im</strong> Alter von 21 bis 27 Jahren,<br />

die <strong>im</strong> Sozialhilfebezug stehen, über mindestens einen<br />

Hauptschulabschluss und gute Deutschkenntnisse<br />

verfügen. Das Sozialamt prüft, ob die Grundvoraussetzungen<br />

erfüllt sind, um zu der Feststellungsmaßnahme<br />

(eine Maßnahme des Arbeitsamtes) eingeladen zu werden.<br />

Wenn die Kinderbetreuung noch unklar ist, wird<br />

TaF bei der Regelung behilflich sein.<br />

Die Feststellungsmaßnahme<br />

Aufgabe der Feststellungsmaßnahme ist es, die Frauen<br />

kennen zu lernen und einzuschätzen, ob die Frauen<br />

wirklich in der Lage sind, eine Ausbildung durchzuführen.<br />

Sind sie zuverlässig, motiviert und stark genug?<br />

Verfügen sie über ausreichende schulische Fähigkeiten?<br />

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88 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />

Good practice-Messe<br />

...“Aber auch für uns Frauen ist die FM eine gute Sache.<br />

Neben dem Kennen lernen, können wir uns daran gewöhnen,<br />

wieder mehrere Stunden Unterricht zu haben<br />

und nicht nur für die Kinder und den Haushalt da zu<br />

sein. Wir erhalten u.a. eine Einführung in die Grundkenntnisse<br />

des PCs, erstellen ein Selbstprofil, werden<br />

an die Rechtschreibung erinnert, auf die zukünftige<br />

Ausbildung vorbereitet. … Und nicht zu vergessen, das<br />

zweiwöchige Betriebspraktikum, bei dem wir praktische<br />

Einblicke in unsere Berufswahl erhalten. Übrigens auch<br />

bei den Bewerbungen werden wir unterstützt!“...<br />

Die Ausbildung<br />

Haben die Teilnehmerinnen sich als „qualifiziert“ erwiesen,<br />

kann die dreijährige Ausbildung beginnen. Die<br />

tägliche Arbeitszeit beträgt sechs Stunden. Je nach Berufswahl,<br />

besuchen die Teilnehmerinnen ein bis zwei<br />

mal in der Woche die Berufsschule.<br />

...“TaF steht in dauernder Verbindung zu den Betrieben<br />

und den Berufsschulen. Wenn wir also mal Fragen oder<br />

Probleme haben, z. B. <strong>im</strong> Bezug auf Ämter oder in der<br />

Schule, können wir diese mit TaF besprechen und es<br />

wird gemeinsam versucht, eine Lösung zu finden. Aber<br />

auch bei Schwierigkeiten unabhängig von der Ausbildung<br />

ist TaF für uns da.“...<br />

Zusatzunterricht<br />

Der Zusatzunterricht findet 14-tägig zwei Stunden am<br />

Nachmittag statt. Hier können die Frauen aus einem<br />

umfangreichen Angebot von fachspezifischen Unterrichtsinhalten<br />

die Themen auswählen, bei denen sie<br />

Unterstützung benötigen. Ebenso finden regelmäßige<br />

Blockwochen mit berufsspezifischen Unterrichtsinhalten<br />

bei TaF statt.<br />

Ausbildungsvergütung<br />

Neben der Ausbildungsvergütung, für die zur Hälfte<br />

der Betrieb und zur anderen Hälfte die Stadt Hannover<br />

aufkommt, können die Teilnehmerinnen Berufsausbildungsbeihilfe,<br />

Wohngeld, Kindergeld und ggf. (Halb-)<br />

Waisenrente oder auch ergänzende Sozialhilfe beantragen.<br />

Betriebe<br />

Das Projekt „Teilzeitausbildung für Frauen“ bietet interessierten<br />

Betrieben die Möglichkeit der Ausbildung in<br />

einem Lernortverbund an. Das Lernortverbundsystem<br />

stellt sicher, dass Ausbildungsinhalte <strong>im</strong> Rahmen der<br />

Teilzeitausbildung nicht verkürzt werden, sondern reduzierte<br />

Ausbildungszeit durch kompr<strong>im</strong>ierten Unterricht<br />

ausgeglichen wird. Die wöchentliche Arbeitszeit<br />

von 30 Stunden teilt sich auf in:<br />

– fachpraktische Ausbildung in dem Ausbildungsbetrieb<br />

und<br />

– theoretische Ausbildung in der Berufsschule und<br />

auf die Ausbildungszeit von drei Jahren verteilte<br />

berufsbezogene Qualifikation in Form von Unterrichtsblöcken<br />

bei TaF/ SINA e.V.<br />

In diesem Verbund können auch Betriebe ohne Ausbildereignung<br />

bzw. Kleinstbetriebe, die ausbildungsrelevante<br />

Unternehmensbereiche ausgelagert haben,<br />

künftige Mitarbeiterinnen selbst ausbilden und qualifizieren.<br />

Die fehlenden Ausbildungsinhalte werden bei<br />

Sina e.V. ergänzend vermittelt. SINA e.V. koordiniert<br />

die Ausbildung und übern<strong>im</strong>mt Verwaltungsaufgaben<br />

wie z.B. Anmeldung bei der IHK und zu den Prüfungen,<br />

etc. Darüber hinaus erhalten die Auszubildenden Unterstützung<br />

bei der Organisation der Kinderbetreuung,<br />

Klärung finanzieller Fragen, Vorbereitung von Prüfungen<br />

und Problemen in der Berufsschule, dem Betrieb<br />

oder <strong>im</strong> persönlichen Bereich. Dies verringert nicht nur<br />

die „Ausfallzeiten“ während der Ausbildung, sondern<br />

wirkt auch Ausbildungsabbrüchen entgegen.<br />

Für die 3-jährige Ausbildung (z.B. Bürokauffrau, Kauffrau<br />

für Bürokommunikation, Kauffrau <strong>im</strong> Einzelhandel,<br />

u.a.) sucht TaF/ SINA e.V. noch Kooperationsbetriebe.<br />

Betriebe, die sich in der Teilzeitausbildung engagieren,<br />

haben den Vorteil, dass sie einen Zuschuss zur Ausbildungsvergütung<br />

erhalten.<br />

Kontakt<br />

SINA e.V.<br />

Soziale Integration Neue Arbeit e.V.<br />

Nordfelder Reihe 23<br />

30159 Hannover<br />

fon 0511 - 16 98130/ 183/ 9893<br />

Info-TaF@sina-hannover.de


Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />

Fit für den globalen Markt durch zukunftsorientierte<br />

und familienbewusste Personalpolitik<br />

Projektleitung<br />

Petra-Johanna Regner<br />

RubiCon GmbH, Gesellschaft für Organisations- und<br />

Personalentwicklung<br />

Förderung<br />

Europäischer Sozialfonds<br />

FIFA Förderung zur Integration von Frauen auf dem Arbeitsmarkt<br />

des <strong>Land</strong>es Niedersachsen<br />

Kooperationspartner<br />

– Pro Hannover Region<br />

– Europaregion Hannover<br />

– Koordinierungsstelle Frau und Beruf<br />

Region Hannover<br />

– Koordinierungsstelle Frau und Wirtschaft<br />

<strong>Land</strong>kreis Goslar<br />

– Betrieblicher Verbund Frau und Beruf<br />

Braunschweig<br />

– <strong>Land</strong>kreis Peine<br />

Beteiligte Unternehmen<br />

9 Großunternehmen, 12 Klein- und Mittelständische<br />

Unternehmen (KMU), 4 kommunale Verwaltungen<br />

Projektbeschreibung<br />

Das Programm Manage the Difference bietet Unternehmen<br />

und ihren Mitarbeiterinnen die Verbindung von<br />

Kompetenzerweiterung für den globalen Wettbewerb<br />

mit Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und<br />

Beruf. Dafür kooperiert der Projektträger, die RubiCon<br />

GmbH, unternehmens- und regionsübergreifend mit<br />

Kooperationspartnern in Wirtschaft und Kommunen<br />

sowie mit drei von 15 Koordinierungsstellen zur beruflichen<br />

und betrieblichen Förderung von Frauen des<br />

<strong>Land</strong>es Niedersachsen.<br />

Projektziele<br />

MANAGE THE DIFFERENCE<br />

Die Chancen für Frauen in Aufstiegs- und Führungspositionen<br />

zu verbessern und in den Unternehmen für eine<br />

familienbewusste Personalpolitik zu werben, durch:<br />

RubiCon GmbH<br />

– Entwicklung von Managementkompetenz für<br />

weibliche Nachwuchskräfte<br />

– Entwicklung von interkultureller Kompetenz<br />

in Unternehmen und Verwaltungen<br />

– Austausch zwischen Unternehmenskulturen<br />

– Erfahrungstransfer zwischen Generationen,<br />

Hierarchien und Unternehmen<br />

– Entwicklung von Modellen und Lösungen<br />

zur Vereinbarkeit Karriere und Familie<br />

Maßnahmen<br />

– Qualifizierung interkulturelles Projektmanagement<br />

In Manage the Difference qualifizieren sich<br />

32 überwiegend weibliche Nachwuchskräfte in<br />

17 Monaten zur interkulturellen Projektmanagerin.<br />

Coachingqualifizierung für Mentoren und<br />

Mentorinnen.<br />

– Crossmentoring<br />

In ihren Aufgaben als Projektleiterinnen stehen<br />

ihnen Mentoren und Mentorinnen aus 21 Unternehmen<br />

und 4 Verwaltungen unterstützend zur<br />

Seite.<br />

– Vereinbarkeit Karriere und Beruf<br />

Ergänzt werden die Maßnahmen durch ein flankierendes<br />

Angebot von Beratungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen<br />

zur Vereinbarkeit von Familie<br />

und Beruf, insbesondere für Führungsverantwortliche<br />

sowie Partnerworkshops.<br />

– Austausch<br />

zwischen Unternehmen und Verwaltungen in den<br />

Regionen Hannover, Braunschweig, Peine und<br />

Goslar.<br />

Projektträgerschaft<br />

RubiCon GmbH, Gesellschaft für Organisations- und<br />

Personalentwicklung<br />

Heinrich-Kümmel-Straße 8<br />

30169 Hannover<br />

T 0511 – 979 18 91<br />

F 0511 – 979 18 92<br />

info@rubicon-online.de<br />

www.rubicon-online.de<br />

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90 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />

Good practice-Messe<br />

Modellprojekt.<br />

Neue Ansprechwege von Frauen für IT- Berufe<br />

Modellprojekt zur Erhöhung des Frauenanteils<br />

in der Aus- und Fortbildung<br />

für IT-Berufe in der Stadt Hamm<br />

Projektträger<br />

Forschungsinstitut Arbeit, Bildung, Partizipation e.V.<br />

Institut an der Ruhr-Universität Bochum<br />

Münsterstr. 13-15, 45657 Recklinghausen<br />

Projektleitung<br />

Dr. Karin Derichs-Kunstmann<br />

Bereich Frauen- und Geschlechterforschung <strong>im</strong> FIAB<br />

Projektbearbeitung<br />

Dr. Karin Derichs-Kunstmann<br />

Ursula Wendler-Boeck M.A.<br />

in Kooperation mit<br />

Gesellschaft für Projekttierungs- und<br />

Dienstleistungsmanagement mbH (gpdm)<br />

Sibylle Petry<br />

Roger Voigtländer<br />

Breslauer Str. 31, 33098 Paderborn<br />

Laufzeit<br />

15. August 2002 bis 30. April 2004<br />

Förderung<br />

Ziel 3-Projekt <strong>im</strong> Politikfeld D der <strong>ESF</strong>-kofinanzierten<br />

Arbeitsmarktpolitik<br />

Kontakt<br />

karin.derichs-kunstmann@ruhr-uni-bochum.de<br />

http://www.ruhr-uni-bochum.de/fiab/<br />

Sechs Einrichtungen der beruflichen Aus- und Weiterbildung<br />

der Region Hamm haben gemeinsam mit dem<br />

FiAB daran gearbeitet, Gender Mainstreaming als Querschnittsaufgabe<br />

in ihrer Organisation umzusetzen und<br />

neue Ansprechwege für Frauen in IT-Berufen zu erproben.<br />

Fokus der <strong>im</strong> Projektantrag geplanten Ziele war<br />

die Verbesserung der Zugangschancen von Frauen zu<br />

IT-Berufen und die Erhöhung der Beteiligung von Frauen<br />

an Umschulungen und Fortbildungen für IT-Berufe.<br />

Am Beginn des Projektes war das Kernstück der Arbeit<br />

die Ausrichtung auf eine geschlechterdifferenzierte<br />

Kunden- und Serviceorientierung, um die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Bildungsträger zu stärken.<br />

Im Verlauf des Projektes haben sich die arbeitsmarkt-,<br />

sozial- und weiterbildungspolitischen Rahmenbedingungen<br />

spätestens ab Jahresbeginn 2003 grundlegend<br />

geändert. In Anbetracht der daraus resultierenden akuten<br />

Krisensituation waren die Bildungsträger gefordert,<br />

Lösungen für ihre zukünftige Unternehmensentwicklung<br />

zu finden und eine weitgehende Arbeitsplatzsicherung<br />

der eigenen Beschäftigten zu gewährleisten.<br />

Gendersensible Reorganisationsprozesse bei den sechs<br />

beteiligten Bildungseinrichtungen rückten in den Mittelpunkt<br />

der Projektarbeit.<br />

Gemeinsam mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der<br />

sechs Bildungsträger, der Kommunalstelle Frau und Beruf<br />

in Hamm und dem Regionalsekretariat in der Wirtschaftsförderung<br />

Hamm konnte das Projekt erfolgreich<br />

durchgeführt und abgeschlossen werden.<br />

Ergebnis des Projektes ist die Broschüre „FiT für Gender<br />

Mainstreaming in der beruflichen Aus- und Weiterbildung“.<br />

Autorinnen der Broschüre sind Karin Derichs-<br />

Kunstmann und Ursula Wender-Boeck mit einem Beitrag<br />

von Sibylle Petry.<br />

Mit dieser Publikation soll ein Einblick in Hintergründe<br />

und Vorgehensweisen bei der geschlechtersensiblen<br />

Gestaltung von Reorganisationsprozessen gegeben<br />

werden. Berichte über die Arbeit in den Genderzirkeln<br />

bei vier der beteiligten Bildungseinrichtungen sollen<br />

die Vielfalt der Gestaltungsansätze vorstellen. Auf dieser<br />

Grundlage werden Empfehlungen dafür entwickelt,


Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />

wie in den verschiedenen Handlungsfeldern innerhalb<br />

von Bildungseinrichtungen die Implementierung von<br />

Gender Mainstreaming erfolgen kann. Abschließend<br />

werden in einem Serviceteil Literaturhinweise und Internetadressen<br />

zusammen gestellt.<br />

Die Veröffentlichung richtet sich an Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter bei Bildungseinrichtungen, die Gender<br />

Mainstreaming in ihrer Organisation umsetzen wollen,<br />

ebenso wie an sie unterstützende Beraterinnen und<br />

Berater. Sie soll ihnen Anregungen und Ideen für ihre<br />

Arbeit geben.<br />

„FiT für Gender Mainstreaming in der beruflichen Ausund<br />

Weiterbildung“ kann als <strong>pdf</strong>-Datei von der Webseite<br />

des FIAB heruntergeladen werden:<br />

http://www.ruhr-uni-bochum.de/fiab/<strong>pdf</strong>/onlinetexte/<br />

mfgbd6.<strong>pdf</strong><br />

91


92 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />

Good practice-Messe<br />

Die <strong>Land</strong>esinitiative Sachsen-Anhalt<br />

Die <strong>Land</strong>esregierung in Sachsen-Anhalt will junge<br />

Frauen ermutigen, sich neue Felder und Möglichkeiten<br />

bei der Berufswahl zu erschließen und ihre Fähigkeiten<br />

und Talente speziell <strong>im</strong> technisch-naturwissenschaftlichen<br />

Bereich stärker zu nutzen.<br />

Darüber hinaus sollen die Unternehmen <strong>im</strong> <strong>Land</strong> sensibilisiert<br />

werden, geeignete Rahmenbedingungen zu<br />

schaffen, um Perspektiven für Mädchen und junge<br />

Frauen zu eröffnen.<br />

Aus diesem Grund hat das <strong>Land</strong> Sachsen-Anhalt ein<br />

bundesweit einmaliges Programm, die <strong>Land</strong>esinitiative<br />

„future jobs for girls - Perspektiven für Mädchen und<br />

junge Frauen in Sachsen-Anhalt“, konzipiert und umgesetzt.<br />

Ziel ist es, Schritt für Schritt ein Netzwerk zu entwickeln,<br />

um Mädchen und junge Frauen für zukunftsorientierte<br />

Ausbildungen und Berufen zu interessieren,<br />

ihnen auf ihrem Weg Unterstützung zu geben und<br />

letztendlich berufliche Perspektiven <strong>im</strong> <strong>Land</strong> Sachsen-<br />

Anhalt zu eröffnen.<br />

Mit den nachfolgend beschriebenen Maßnahmen und<br />

Projekten wird ein Bogen gespannt, um Schülerinnen<br />

über Auszubildende, Studentinnen und Absolventinnen<br />

bis hin zu jungen Berufsanfängerinnen in beruflicher<br />

Hinsicht aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und<br />

des <strong>Land</strong>es Sachsen-Anhalt zu fördern.<br />

Das Projekt „double Stepp“ wird über das An-Institut<br />

der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg METOP,<br />

das Praktikantinnenprojekt und das Tutorinnenprojekt<br />

werden über die Deutsche Angestellten-Akademie Halle<br />

realisiert.<br />

Fujogi – future jobs for girls<br />

Die Internetplattform fujogi<br />

Die Internetplattform „fujogi“ (future jobs for girls),<br />

die seit 31. August 2001 freigeschaltet ist, dient der<br />

beruflichen Orientierung und ist speziell für Mädchen<br />

und junge Frauen in Sachsen-Anhalt entwickelt worden.<br />

Auf den WEB-Seiten werden zukunftsorientierte Ausbildungsberufe<br />

und Studienrichtungen vorgestellt.<br />

Dazu wurden Auszubildende und Studentinnen interviewt,<br />

die über ihre ganz persönlichen Erfahrungen<br />

berichten. Darüber hinaus gibt es z. B. nützliche Bewerbungstipps,<br />

Vorstellung weiterer Projekte zur Berufsorientierung<br />

und ein Forum.<br />

double step 1<br />

Lust auf Technik?<br />

double step 1 unterstützt Schülerinnen, die sich für<br />

einen technisch-naturwissenschaftlichen Beruf interessieren,<br />

be<strong>im</strong> Start in Studium oder Berufsausbildung.<br />

Schülerinnen können in zukunftsorientierte Studiengänge<br />

und Berufe hineinschnuppern, von Profis lernen und<br />

dabei möglicherweise den passenden Beruf finden.<br />

double step 1 bietet zwei Module an:<br />

Modul 1: Informationsveranstaltungen<br />

an Schulen in Sachsen-Anhalt<br />

Ab November 2003 gehen Studentinnen an Gymnasien,<br />

Gesamt- oder Sekundarschulen, um Schülerinnen über<br />

das Projekt und über Berufsorientierung allgemein zu<br />

informieren. Dort geben sie nützliche Tipps und Infos<br />

zur Berufsfindung und Berufsorientierung und stellen<br />

die Internetplattform www.fujogi.de vor.<br />

Die Schülerinnen haben hier die Chance, viele Fragen<br />

los zu werden und sich über verschiedene zukunftsorientierte<br />

Berufsbilder schlau zu machen. Dort können<br />

sie sich auch für eine Teilnahme <strong>im</strong> Girls-Technik-Club<br />

bewerben.


Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />

Modul 2: Girls-Technik-Clubs<br />

Diese Clubs werden für jeweils vier Monate gebildet.<br />

Unter dem Motto Girls meet Students treffen sich dort<br />

Schülerinnen (Mentees) mit Studentinnen aus technisch-naturwissenschaftlichen<br />

Studiengängen und Auszubildenden<br />

aus entsprechenden Lehrberufen (Mentorinnen).<br />

Die Studentinnen und Azubis berichten über ihre persönlichen<br />

Erfahrungen in der Ausbildung und auch<br />

über ihre Motive zur Berufswahl. In Technik-Schnupperkursen<br />

können sich die Schülerinnen außerdem selbst<br />

ausprobieren. Gemeinsam mit den Studentinnen und<br />

Azubis bauen und programmieren die Schülerinnen<br />

z. B. Roboter oder sind bei interessanten Laborexper<strong>im</strong>enten<br />

dabei.<br />

Technik live bietet den Schülerinnen Einblicke in den<br />

Universitätsalltag und in Berufsbildende Schulen. Außerdem<br />

können die Schülerinnen an Exkursionen z.B.<br />

zum Buga-Turm, zum Wasserstraßenkreuz oder zum<br />

Flughafen Leipzig-Halle teilnehmen.<br />

Die Teilnahme am Girls-Technik-Club und die Tipps der<br />

„älteren Semester“ machen die Schülerinnen fit, um den<br />

passenden technisch-naturwissenschaftlichen Studiengang<br />

oder Beruf zu finden.<br />

Mentorinnen sind Studentinnen und Azubis, die an<br />

zehn Trainingstagen auf ihre Mitwirkung <strong>im</strong> Projekt<br />

vorbereitet werden. Trainingsinhalte sind z.B. Grundlagen<br />

der Kommunikation, Moderation, Präsentation<br />

und Einführung in die Technik-Schnupperkurse, darüber<br />

hinaus erhalten sie eine Aufwandsentschädigung.<br />

Weitere Informationen gibt es auch <strong>im</strong> Internet unter<br />

www.fujogi.de.<br />

FrauenPraktikum<br />

„... ja, ja – Frauen und Technik“ – wer hat diesen Ausspruch<br />

nicht schon ´mal gehört?!<br />

Wie oft sehen sich Frauen mit diesem Ausspruch konfrontiert<br />

– und wieviele Beispiele für Frauen und Technik<br />

existieren? Es gibt sie, diese Beispiele – nur leider<br />

sind sie oftmals nicht bekannt.<br />

Der Prozentsatz der Frauen, die sich für ein natur- bzw.<br />

ingenieurwissenschaftliches Studium entscheiden,<br />

liegt <strong>im</strong> <strong>Land</strong> Sachsen-Anhalt <strong>im</strong> Durchschnitt bei nur<br />

ca. 27%. Studienrichtungen wie Biologie und Chemie<br />

weichen zwar <strong>im</strong> allgemeinen nach oben davon ab<br />

– Studienrichtungen wie bspw. Verfahrenstechnik und<br />

Informatik liegen allerdings oftmals weit darunter.<br />

Wir wissen, auch junge Frauen sind daran interessiert<br />

zu erfahren, was sich beispielsweise hinter den Begriffen<br />

Umweltanalytik, Nanopartikel, Bionik etc. verbirgt.<br />

Aber es existieren dennoch Rahmenbedingungen, die<br />

eine Entscheidung für einen technischen Beruf oder<br />

eine natur- bzw. ingenieurwissenschaftliche Studienrichtung<br />

erschweren.<br />

Immer noch gibt es Lehrer, die Schülerinnen von der<br />

Wahl des Unterrichtsfaches Physik <strong>im</strong> Abi-Leistungskurssystem<br />

mit dem Hinweis „mach doch lieber Bio<br />

– das PASST besser zu Dir“ abraten.<br />

Im Rahmen einer Initiative des Ministeriums für Gesundheit<br />

und Soziales des <strong>Land</strong>es Sachsen-Anhalt werden<br />

Abiturientinnen durch die DAA-Halle Intensiv-Praktika<br />

angeboten, die ihnen die Möglichkeit geben, unbegründete<br />

Schwellenängste vor einem Studium in den Naturund<br />

Ingenieurwissenschaften abzubauen, Begabungen<br />

zu erkennen und zu fördern, Zweifel und Unklarheiten<br />

über den Inhalt und Einsatzmöglichkeiten nach einem<br />

solchen Studium aus dem Weg zu räumen.<br />

Wir wollen mit diesem Projekt Anstoß geben, Abiturientinnen<br />

Berührungsängste vor natur- und ingenieurwissenschaftlichen<br />

Studiengängen zu nehmen.<br />

Die Abiturientinnen können aus einer nahezu unüberschaubaren<br />

Vielzahl von Themen wählen und damit<br />

ihren ersten Wissensdurst stillen, wobei sie sicherlich<br />

Gefahr laufen, vom Feuer der Wissenschaft erfasst zu<br />

werden. ;-))<br />

In einem Zeitraum von 2 Monaten erproben sich die<br />

Abiturientinnen mit fachlicher Begleitung konkret an<br />

einem Projekt <strong>im</strong> natur- bzw. ingenieurwissenschaftlichen<br />

Bereich. So können evtl. falsche Vorstellungen der<br />

Studieninhalte und Berufsbilder bereits vor Aufnahme<br />

eines Studiums korrigiert und evtl. auch einem späteren<br />

Abbruch vorgebeugt werden.<br />

In diesem Jahr wird das Projekt bereits zum 6. Mal<br />

durchgeführt. In den bisherigen Durchläufen nutzten<br />

mehr als 500 Abiturientinnen dieses Praktikum - zum<br />

einen zur Bestätigung ihres Studienwunsches - zum anderen<br />

dazu, existierende Zweifel in der Wahl der Studienrichtung<br />

aus dem Weg zu räumen.<br />

93


94 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />

Good practice-Messe<br />

Es tut den Abiturientinnen sehr gut, einmal mehr als<br />

nur einen Tag oder eine Woche zu erfahren, was zu<br />

einem Studium der Natur- bzw. Ingenieurwissenschaften<br />

gehört.<br />

Parallel dazu wurde ein 2. Projekt ins Leben gerufen,<br />

das <strong>im</strong> Studium selbst ansetzt.<br />

Tutorienprojekt<br />

Dieses Projekt richtet sich insbesondere an Studienanfängerinnen<br />

aber auch an Studentinnen jüngerer und<br />

älterer Semester natur- und ingenieurwissenschaftlicher<br />

Studiengänge gleichermaßen. Es gilt, die Attraktivität<br />

dieser Studiengänge für Frauen zu erhöhen, den<br />

Anteil der Studienabrecherinnen zu vermindern und<br />

die Möglichkeiten für einen erfolgreichen Abschluss zu<br />

erweitern. Gleichzeitig soll das Selbstbewusstsein der<br />

Studentinnen gestärkt, die Zusammenarbeit untereinander<br />

gefördert und Freiräume geschaffen werden, in<br />

denen Frauen voneinander und miteinander lernen und<br />

sich austauschen können.<br />

Wer selbst als Frau einmal ein natur- oder ingenieurwissenschaftliches<br />

Studium absolviert hat, kann sich<br />

sicherlich an volle Hörsäle mit vorwiegend männlichen<br />

Studenten erinnern - an die Wirren des Anfangs, daran,<br />

dass man sich erst einmal orientieren musste – sich<br />

in der vermeindlichen Männerwelt zurechtfinden, den<br />

Campus, die Struktur und Organisation der Uni oder<br />

Hochschule durchschauen und die Hürden des Studienbeginns<br />

nehmen musste.<br />

Fragen wie: „Welche Bücher kaufe ich mir nun wirklich?<br />

Woher erhalte ich ein Skript zur entsprechenden Vorlesungsreihe?<br />

Wo sitzt der StuRa? Wo kann ich BaFöG<br />

beantragen? usw. usw. ... kreisen in den Köpfen und<br />

beeinträchtigen manchmal den eigentlichen Studienablauf<br />

doch ganz erheblich.<br />

Vielen wäre in dieser Zeit eine helfende Hand – ein<br />

nützlicher Tip – recht gewesen, hätte man dann doch<br />

die Energie, die man für die Grundorganisation des Studiums<br />

hergeben musste, für die eigentlichen Studieninhalte<br />

nutzen können ...<br />

Dazu kommen Zweifel am eigenen Geschlecht – man<br />

könne sich ja evtl. vor den männlichen Kommilitonen<br />

blamieren, man müsse sich beweisen, sich unter erhöhten<br />

Erfolgsdruck stellen, weil man ja bestehende Vorurteile<br />

widerlegen möchte ... das kann sich durchaus<br />

auch auf die Gefühlswelt zwischen den StudentInnen<br />

auswirken – und das nicht <strong>im</strong>mer förderlich ...<br />

Schon bei Studienbeginn soll den Studentinnen, die sich<br />

für ein Studium in natur- oder ingenieurwissenschaftlichen<br />

Fachrichtungen entschieden haben, deshalb das<br />

Gefühl gegeben werden, die richtige Wahl getroffen zu<br />

haben. Sie erhalten jede Form der Unterstützung, sei<br />

es bei der Planung der Vorlesungen und Seminare, bei<br />

den ersten Kontakten zu stofflichen Grundlagen und<br />

zur neuen sozialen Umwelt.<br />

Durch dieses „Tutorienprojekt“ sollen für junge Frauen<br />

in einem natur- bzw. ingenieurwissenschaftlichen<br />

Studiengang Freiräume geschaffen werden, in denen<br />

sie sich -und das auch und vor allem einmal ohne den<br />

Einfluss und die Teilnahme der männlichen Welt - ausprobieren,<br />

testen, üben, orientieren und finden – voneinander<br />

und miteinander lernen können. Hier können<br />

die jungen Frauen frei von Gefühlen zur männlichen<br />

Welt, die die eigene Sicht auf die Dinge schon einmal<br />

verwischen können, sagen, was sie bewegt, welche Probleme<br />

sie lösen möchten und überlegen, welches der<br />

beste Weg zur Lösung ist – ohne die Einwendungen der<br />

männlichen Mitstudenten.<br />

Die Studienanfängerinnen können in diesem Tutorium<br />

einen Anlaufpunkt zur Lösung fachlicher als auch organisatorischer/sozialer<br />

Probleme finden – die älteren<br />

Studentinnen können sich in der Tätigkeit als Tutorin<br />

zusätzliche Kompetenzen für sich und für ihren späteren<br />

Aufgaben- und Einsatzbereich erwerben.<br />

Dieses Projekt startete <strong>im</strong> März 2002 zum 1. Mal und<br />

bis zum heutigen Zeitpunkt wurden Tutorien durchgeführt,<br />

die sowohl den teilnehmenden Studentinnen als<br />

auch den Tutorinnen selbst großen Nutzen brachten.<br />

Es existieren bereits positive Effekte / Synergien zwischen<br />

allen Teilprojekten.<br />

Einige der jungen Frauen, die Teilnehmerin <strong>im</strong> Frauenpraktikum<br />

waren, sind bereits als Tutorin <strong>im</strong> Tutorienprojekt<br />

oder als Mentorin in double Step tätig.<br />

Das Tutorienprojekt wird wie das Praktikumsprojekt<br />

durch das Ministerium für Gesundheit und Soziales<br />

des <strong>Land</strong>es Sachsen-Anhalt und die Europäische Union<br />

finanziert und an und mit den Universitäten und Hochschulen<br />

des <strong>Land</strong>es Sachsen-Anhalt unter der Projektleitung<br />

der Deutschen Angestellten-Akademie Halle /<br />

Saale durchgeführt und umgesetzt.


Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />

Weitere Informationen<br />

– zum Frauenpraktikum unter<br />

www.frauenpraktikum.de<br />

– zum Tutorienprojekt unter<br />

www.tutorinnen.de.<br />

Kontakt<br />

Deutsche Angestellten-Akademie Halle / Saale<br />

Merseburger Straße 237<br />

06130 Halle / Saale<br />

fon 0345 / 13687-202<br />

fax 0345 / 13687-150<br />

christiane.rietz@daa-bw.de<br />

Projektleitung<br />

Christiane Rietz<br />

Frauen & Technik –<br />

...das geht sehr wohl ! ! !<br />

double step 2<br />

Technik und Kompetenz<br />

In double step 2 werden in Anlehnung an das erfolgreich<br />

verlaufene Modell-Projekt „Frauen ins Management in<br />

Sachsen-Anhalt“ je zwei Shadow- und Top-Sequenzen<br />

durchgeführt. Absolventinnen, Studentinnen und junge<br />

Berufsanfängerinnen erhalten realistische Einblicke in<br />

die Berufs- und Führungspraxis und können auf diesem<br />

Weg die Vielfalt beruflicher Perspektiven kennen lernen<br />

und die Chancen für den Berufseinstieg wahrnehmen.<br />

Für die Mentees soll sich durch das Programm ein<br />

Netzwerk zur Förderung und Vermittlung von jungen<br />

Frauen entwickeln und sie sollen zum Knüpfen eigener<br />

Netzwerke und Beziehungen angeregt werden.<br />

Shadows<br />

Shadows sind Absolventinnen oder Studentinnen (ab<br />

dem 7. Semester) eines zukunfts-orientierten Studienganges<br />

an einer Universität oder Fachhochschule des<br />

<strong>Land</strong>es. Sie können in diesem Projekt erste Berufs- und<br />

Führungserfahrungen sammeln und gleichzeitig ihre<br />

Kompetenzen erweitern.<br />

Das Projekt bietet:<br />

– ein 6-monatiges Praktikum in Unternehmen an<br />

der Seite von berufs- und führungserfahrenen<br />

MentorInnen,<br />

– ein begleitendes Trainingsprogramm zur Entwicklung<br />

überfachlicher Kompetenzen<br />

(wie Gruppen- und Teamarbeit, Projektmanagement,<br />

Kommunikation, Work-Life-Balance etc.),<br />

– ein individuelles Coaching zur Berufswegplanung,<br />

– ein begleitendes Transfer- und Diskursprogramm<br />

mit Workshops, Präsentationen, Gesprächsrunden<br />

etc. und<br />

– eine Aufwandsentschädigung in der Zeit des<br />

Praktikums.<br />

1. Sequenz: Start April 04<br />

2. Sequenz: Start April 05<br />

Tops<br />

Tops sind Berufsanfängerinnen mit akademischem<br />

Abschluss in einem zukunfts-orientierten, insbesondere<br />

technisch- naturwissenschaftlichen Beruf. Sie streben<br />

Führungspositionen an und können von den Berufsund<br />

Lebenserfahrungen einer Mentorin profitieren.<br />

Das Projekt bietet:<br />

– die Vermittlung von direkten Beziehungen zu<br />

berufserfahrenen Frauen als Mentorinnen,<br />

– ein begleitendes Trainingsprogramm zur Entwicklung<br />

überfachlicher Kompetenzen,<br />

(wie Gruppen- und Teamarbeit, Projektmanagement,<br />

Kommunikation, Work-Life-Balance etc.),<br />

– ein individuelles Coaching zur Berufswegplanung,<br />

– ein begleitendes Transfer- und Diskursprogramm<br />

mit Workshops, Präsentationen,<br />

Gesprächsrunden etc.<br />

1. Sequenz: Start Dezember 03<br />

2. Sequenz: Start Dezember 04<br />

Die Aufnahme in das Mentoring-Programm<br />

erfolgt auf der Grundlage einer eingereichten Bewerbung,<br />

eines Aufnahmegesprächs und eines Auswahlverfahrens.<br />

Weitere Informationen<br />

gibt es auch <strong>im</strong> Internet unter<br />

www.double-step.de.<br />

95


96 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />

Good practice-Messe<br />

Schleswig-Holstein-weit:<br />

Frau und Beruf<br />

an der Schnittstelle<br />

Gestartet 1989 mit einem Bundes-Modellprojekt und<br />

weiterentwickelt, so dass es seit 1996 ein flächendeckendes<br />

Beratungs-Angebot gibt: 12 Beratungsstellen-<br />

in den Kreisen und Städten und 1x speziell für Bäuerinnen<br />

landesweit.<br />

Neben der Beratung von Frauen (Langzeitarbeitslosen,<br />

Berufsrückkehrerinnen, Erziehungsurlauberinnen<br />

– Einzeln, in Gruppen sowohl in der Beratungsstelle als<br />

auch <strong>im</strong> Beratungsmobil in kleineren Orten) ist es Aufgabe<br />

von FRAU & BERUF strukturpolitisch zu wirken.<br />

Ziel ist, die Chancen von Frauen auf dem Arbeitsmarkt<br />

zu verbessern. Die Beratungsstellen sind aktiv, um<br />

Wirtschaftsförderung, Kammern, Weiterbildungs- und<br />

Beschäftigungsträger und Betriebe für die besonderen<br />

Erwerbsbedingungen von Frauen zu sensibilisieren und<br />

sie zu einer gezielten Förderung von Frauen anzuregen.<br />

Die Beraterinnen verstehen sich diesbezüglich als<br />

Kooperationspartnerinnen und Impulsgeberinnen. Es<br />

werden konkrete Projekte initiiert und (oft in Kooperation)<br />

durchgeführt, um die spezifischen Erwerbsbedingungen<br />

von Frauen zu erleichtern.<br />

Unterstützt werden die strukturpolitischen Aktivitäten<br />

durch Öffentlichkeitsarbeit. Durch die Vermittlung von<br />

Fachwissen sollen einerseits die Frauen und andererseits<br />

die Akteure des Arbeitsmarktes über spezifische<br />

Themen und Entwicklungen informiert werden. Ziel<br />

ist es, neue Themenstellungen <strong>im</strong> Bewusstsein der<br />

Öffentlichkeit zu verankern, um eine Veränderung zu<br />

bewirken. Darüberhinaus gibt es eine Vernetzung auf<br />

<strong>Land</strong>esebene (LAG der Beratungsstellen) und Mitarbeit<br />

auf Bundesebene (BAG FRAU&BERUF).<br />

Im Rahmen der für alle geltenden Kernaufgaben haben<br />

sich die Beratungsstellen auf best<strong>im</strong>mte Zielgruppen<br />

bzw. auf best<strong>im</strong>mte Themen spezialisiert. Diese Spezialisierung<br />

ergibt sich aus den Rückmeldungen der<br />

ratsuchenden Frauen bzw. aus der von den Beratungsstellen<br />

durchgeführten Regionalanalyse zu den Gegebenheiten<br />

vor Ort. Darüber haben sich die Beraterinnen<br />

zu Expertinnen entwickelt und über die Jahre ein<br />

engmaschiges Kooperationsnetz geflochten. So sind<br />

tragfähige Strukturen gewachsen, die Voraussetzung<br />

für eine effektive Arbeit sind.<br />

Qualitätssicherung und Erfolgskontrolle erfolgt durch<br />

eine (landes- und bundesweit veröffentlichte) Selbstevaluation.<br />

Voraussetzung für eine engagierte und fundierte Arbeit<br />

ist die finanzielle Absicherung, sie erfolgt über <strong>Land</strong>esmittel,<br />

teils kommunale Zuschüsse und Mittel aus dem<br />

Europäischen Sozialfond.<br />

– für die LAG FRAU & BERUF –<br />

Doris Schneider<br />

FRAU & BERUF Steinburg<br />

Bahnhofstr. 27<br />

25524 Itzehoe<br />

Anke Cornelius-Heide<br />

FRAU & BERUF Dithmarschen<br />

Marschstr.30a<br />

25704 Meldorf


Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />

Weiterbildung für Frauen und Männer in der Elternzeit<br />

(Berufsrückkehrer/-innen)<br />

Ausgangssituation<br />

Die Elternzeit ist ein wichtiger Lebensabschnitt für jun-<br />

ge Mütter bzw. Väter, in dem sie viele komplett neue<br />

Erfahrungen sammeln. Dabei kommt es häufig vor,<br />

dass berufliche Erfahrungen und Kenntnisse in den<br />

Hintergrund treten. Nutzen die Mütter bzw. Väter die<br />

Möglichkeit einer mehrjährigen Elternzeit, entsprechen<br />

ihr Berufswissen und die diesbezüglichen Fähigkeiten<br />

nicht mehr den aktuellen Anforderungen, so dass ein<br />

Fortbestehen eines Arbeitsverhältnisses in Frage stehen<br />

kann.<br />

Mütter und Väter stellen als Berufsrückkehrer/-innen<br />

jedoch ein hoch motiviertes Arbeitskräftepotenzial dar.<br />

Sie verfügen über vielfältige Erfahrungen, die sie als<br />

Fachkräfte in Unternehmen einbringen können. Wenn<br />

sie darüber hinaus bereits während ihrer Elternzeit beginnen,<br />

ihre Qualifikationen zu aktualisieren, kann das<br />

ihre Chancen auf Erhalt des von ihnen gewünschten Arbeitsverhältnisses<br />

<strong>im</strong>mens erhöhen. Zudem erweitern<br />

sie bereits während der Elternzeit ihren Horizont und<br />

richten ihre Kraft auch auf den eigenen beruflichen Wiedereinstieg.<br />

Wie kam es zum Projekt?<br />

Die Euro-Schulen in Thüringen haben das Projekt zur<br />

Förderung aus Mitteln des <strong>ESF</strong> beantragt. So startete<br />

das Projekt „Elternzeit“ <strong>im</strong> Herbst 2003 in Thüringen an<br />

6 Standorten: in Altenburg, Erfurt, Gera, Jena, Pößneck<br />

und Saalfeld.<br />

Zielgruppe<br />

Das Qualifizierungsangebot richtet sich an Frauen und<br />

Männer, die in ungekündigten Arbeitsverhältnissen stehen<br />

und die Elternzeit ununterbrochen und länger als<br />

ein Jahr in Anspruch nehmen.<br />

Sie können die Elternzeit nutzen, um sich in dieser Phase<br />

gezielt auf die Rückkehr in das Erwerbsleben vorzubereiten.<br />

Die Teilnehmer/-innen haben keine Ansprüche auf Förderung<br />

nach SGB III. Sie stehen dem Arbeitsmarkt wöchentlich<br />

weniger als 15 Stunden zur Verfügung.<br />

Ziel<br />

Berufsrückkehrer/-innen werden durch gezielte modulare<br />

Wissensvermittlung an die aktuellen Erfordernisse<br />

ihrer Branche bzw. ihres vorhandenen oder zukünftigen<br />

Arbeitsplatzes herangebracht. Der Wiedereinstieg<br />

in das Erwerbsleben wird opt<strong>im</strong>al vorbereitet.<br />

Die erworbenen Qualifikationen und Kompetenzen<br />

werden den Teilnehmer/-innen mit einem Zertifikat der<br />

Euro-Schulen Erfurt bestätigt.<br />

97


98 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />

Good practice-Messe<br />

Inhalt und Ablauf<br />

Inhaltlich richtet sich die Maßnahme auf die Entwick-<br />

lung, Festigung, Vertiefung und Erweiterung von fachli-<br />

chen und sozialen Kompetenzen, die in der Berufs- und<br />

Arbeitswelt grundlegend in nahezu jedem Beruf benötigt<br />

werden.<br />

Organisatorisch gewährleistet das Modulsystem eine<br />

anforderungsgerechte Nutzung.<br />

Dabei kann nicht nur eine teilnehmerbezogene Inhaltsauswahl<br />

erfolgen, sondern die gesamte Lehrgangsorganisation<br />

an die Teilnehmerwünsche und -bedürfnisse<br />

angepasst werden.<br />

Besonderen Stellenwert erhält das Modulsystem durch<br />

die unkomplizierte Integration konkreter Qualifizierungsforderungen<br />

bestehender oder zukünftiger Arbeitgeber.<br />

Zur Erhaltung bzw. Erweiterung der Qualifikation und<br />

des Kontaktes der Berufsrückkehrer/-innen zur bisherigen<br />

beruflichen Tätigkeit werden je nach individuellen<br />

Voraussetzungen spezifische Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote<br />

in Abst<strong>im</strong>mung mit dem Arbeitgeber<br />

durchgeführt.<br />

Die Qualifizierungszeiten sind familienfreundlich gestaltet<br />

(zwe<strong>im</strong>al wöchentlich vormittags von 8.00 Uhr<br />

bis 12 Uhr).<br />

Das Bildungsangebot wird von Anfang an mit einer<br />

Beratung zur Unterbringung der Kinder während der<br />

Kurszeiten verknüpft.<br />

Neben der Qualifizierung erfolgt eine sozialpädagogische<br />

Begleitung, die bei der Erfassung und Lösung<br />

möglicher Probleme, wie z. B. Organisation der Kinderbetreuung,<br />

Mobilität, Management aller familiären<br />

und beruflichen Aufgaben, unterstützt und damit den<br />

beruflichen Wiedereinstieg erleichtert.<br />

Modularer Qualifizierungsplan<br />

Der <strong>im</strong> Folgenden dargestellte modulare Qualifizierungsplan<br />

ist ein Modell, das entsprechend den Vorstellungen<br />

von Arbeitgebern und natürlich der Teilnehmer/-innen<br />

schnell verändert und ergänzt werden<br />

kann.<br />

Modul 1<br />

Selbstkompetenztraining<br />

– Selbsteinschätzung/Berufliche Orientierung<br />

– Zeitmanagement<br />

– Erstellen schriftlicher Bewerbungsunterlagen<br />

– Gesprächstraining<br />

Modul 2<br />

Neue deutsche Rechtschreibung<br />

– Grundsätze der neuen Rechtschreibregelung,<br />

Einzelregelungen, Anwendungsübungen<br />

Modul 3<br />

Englisch / Wirtschaftsenglisch<br />

– Sprachliche Grundlagen<br />

– Allgemeine Konversation<br />

– Wirtschaftsenglisch<br />

Modul 4<br />

Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

incl. ECDL<br />

– Grundlagen der Informationstechnik<br />

– Computerbenutzung und Betriebssystem WINDOWS<br />

2000<br />

– Textverarbeitung WORD 2000<br />

– Tabellenkalkulation EXCEL 2000<br />

– Internet, Informations- und Kommunikationsnetze<br />

Modul 5<br />

Betriebswirtschaftliche Grundlagen<br />

– Buchführung<br />

– Jahresabschluss<br />

– Kosten- und Leistungsrechnung<br />

Modul 6<br />

Marketing-Praxis<br />

– Marketinginstrumente<br />

– Informationsrecherche, Präsentation<br />

– Kundenorientierung, Kundendienst


Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />

Modul 7<br />

Personalwirtschaft<br />

– Personalentwicklung <strong>im</strong> Unternehmen<br />

– Interne und externe Personalrekrutierung, Formen<br />

der Erwerbsarbeit<br />

– Arbeitsrecht, Kündigungs- und Mutterschutz<br />

– Ausgestaltung von Arbeitsverträgen<br />

Modul 8<br />

Sozialrecht<br />

– Grundlagen der Sozialgesetzgebung/Sozialgeset–<br />

bücher<br />

– Erziehungsgeldgesetz<br />

– Kindergeldgesetz<br />

Durchführung<br />

Momentan wird das Projekt an 4 Thüringer Standorten<br />

durchgeführt, u.a. 20 Teilnehmerinnen in Erfurt. Die<br />

Euro-Schulen waren bei der Organisation der Kinderbetreuung<br />

behilflich, Unterrichtszeiten und spezifische<br />

Unterrichtsinhalte werden an die Bedürfnisse der Teilnehmerinnen<br />

angepasst. Die Teilnehmerinnen sind mit<br />

Engagement und Begeisterung bei der Sache und nutzen<br />

diese heute nahezu unglaubliche Möglichkeit, sich<br />

kostenfrei weiterzubilden, um einen Wiedereinstieg ins<br />

Berufsleben zu erleichtern.<br />

Insgesamt findet das Projekt großen Anklang, es gibt<br />

bereits weitere Nachfragen zu neuen Kursbeginnen.<br />

99


100 Abschluss der Fachtagung<br />

Herr Bürgermeister Dr. Scherf<br />

Gleich zu Beginn zwei Bitten um Verständnis:<br />

1. Ich empfinde das Wort „Gender Mainstreaming“ als<br />

unhandlich und seine abgeleiteten, teilweise in die<br />

deutsche Sprache überführten Unter-Begriffe als Wort-<br />

Ungetüme. Bitte sehen Sie es mir nach, wenn ich mich<br />

nicht <strong>im</strong>mer dieser Terminologie bediene. Ich will <strong>im</strong><br />

Folgenden hin und wieder lieber von „Geschlechterperspektive“<br />

oder „Geschlechtersicht“ reden, wenn es<br />

um die „Genderperspektive“ geht.<br />

2. Der Titel meines Vortrages <strong>im</strong> Programmheft klingt so<br />

hölzern, dass ich, wäre ich Teilnehmer, nie zu solch<br />

einem Programmpunkt gehen würde. Bitte gewähren<br />

Sie mir die Freiheit, keinen braven Sachstandsbericht<br />

abzuliefern, sondern aus ausgewählten Bereichen<br />

der bremischen Verwaltung zu berichten und zwar<br />

mit Blick auf die Probleme be<strong>im</strong> Umgang mit dieser<br />

neuen Geschlechterperspektive.<br />

Seit dem Jahr 2002 sind wir an dem Thema Gender<br />

Mainstreaming dran. Und seit Mitte 2003 sind wir dabei,<br />

ein vom Senat beschlossenes Konzept zur Verankerung<br />

der Geschlechterperspektive in der bremischen<br />

Verwaltung umzusetzen. Wir tun dies zunächst in Pilotprojekten<br />

in ausgewählten Bereichen:<br />

Beispiel Kindergärten<br />

In einem Pilotprojekt versuchen wir, den Anteil an<br />

männlichem Betreuungspersonal in unseren KiTas zu<br />

erhöhen. Hier soll – ausnahmsweise – die Dominanz<br />

der Frauen gemildert werden, da die Kinder auch männliche<br />

Identifikationsfiguren brauchen.<br />

Beispiel Beratung bei Existenzgründungen<br />

In <strong>Bremen</strong> werden 37 Prozent der Existenzgründungen<br />

von Frauen unternommen (<strong>im</strong> Bund sind es 27%). Bekannt<br />

ist, dass Frauen oft „anders gründen“ als Männer.<br />

Sie brauchen dementsprechend eine andere Beratung:<br />

Die Lebensumstände, aus denen heraus sie ein Unternehmen<br />

gründen, unterscheiden sich oft gravierend<br />

Umsetzung von Gender Mainstreaming<br />

in der bremischen Verwaltung<br />

von der Lebenssituation, in der Männer zu Gründern<br />

werden. In <strong>Bremen</strong> haben wir unsere Existenzgründerberatung<br />

darauf eingestellt und unsere Förderpraxis<br />

entsprechend flexibilisiert (Projekt „B.E.G.IN.“).<br />

Die Erfahrung hat gezeigt: Eine Sensibilität für die Geschlechterperspektive<br />

und eine daraus folgende Beachtung<br />

dieser Sichtweise wächst nicht von unten in<br />

eine Organisation hinein. Sie ist nur über die Spitzen<br />

der Hierarchien auf Ressort-, Verwaltungs-, Ämter- und<br />

Betriebsebenen einzuführen – top-down. Und es muss<br />

in den Verwaltungseinheiten Spezialistinnen und Spezialisten<br />

für dieses Unterfangen geben, die mit Hilfe<br />

von Pilotprojekten das Thema angehen; es sind die sogenannten<br />

– Achtung Wort-Ungeheuer – Gender-Beauftragten.<br />

Sie sollen die Leitungen bei diesem top-down-<br />

Prozess unterstützen.<br />

Und diese Gender-Beauftragten haben wir in <strong>Bremen</strong> in<br />

der Hierarchie auch relativ weit oben platziert: Sie sind<br />

Referats- oder Abteilungsleiter, freigestellt sind sie dafür<br />

natürlich nicht.<br />

Pilotprojekte, Gender-Beauftragte in den Verwaltungen,<br />

eine ressortübergreifende Arbeitsgruppe – dies alles<br />

macht deutlich, dass die Einführung und Einübung einer<br />

geschlechterspezifischen Sicht- und Handlungsweise<br />

nicht einfach ist.<br />

Obendrein stehen am Anfang vieler der begonnenen Pilotprojekte<br />

noch zwei zusätzliche Probleme: Außer den<br />

wirklichen Gender-Experten hatten viele der Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer an den Projekten zuvor keine<br />

Ahnung von oder gar Erfahrungen mit Gender Mainstreaming.<br />

<strong>Bremen</strong> bietet in seinem Ausbildungs- und Fortbildungszentrum<br />

des Senators für Finanzen zwar entsprechende<br />

allgemeine Fortbildungen an, dennoch betreten<br />

die Teilnehmer der Pilotprojekte in der Regel Neuland.


Und weiterhin – das zeigen auch unsere Erfahrungen in<br />

<strong>Bremen</strong> – steht am Anfang vieler Umsetzungs-Projekte<br />

zunächst eine notwendige und manchmal mühsame<br />

Phase der Datenerhebung: Denn viele unserer Erkenntnisse<br />

darüber, wie wir unsere Alten versorgen, unsere<br />

Kinder betreuen oder unterrichten, unsere Bürger bedienen<br />

oder mit Vorschriften beglücken, enthalten nichts<br />

darüber, wie dies bei diesen Menschen als Frauen und<br />

Männern, als Jungen und Mädchen ankommt und bewertet<br />

wird. Wir wissen oft nicht, ob unsere Dienstleistungen<br />

und unser Handeln und unsere Planungen von<br />

Männern und Frauen unterschiedlich beurteilt werden<br />

und wenn ja, wie. Dafür ein Beispiel <strong>im</strong> Zusammenhang<br />

mit der Umgestaltung eines städtischen Grünzuges:<br />

Um eine stärkere Annahme dieses Freiraums zu erreichen,<br />

brauchen wir genauere Kenntnisse aus der<br />

Geschlechterperspektive über Bedarfe, Wünsche und<br />

Nutzungsvorstellungen der einzelnen Bevölkerungsgruppen,<br />

insbesondere auch aus Migrantenfamilien,<br />

die das Freigelände besuchen. Ein besonderes Ziel ist<br />

dabei, dass sich mehr Mädchen mit dem Grünzug identifizieren,<br />

denn damit – so zeigt die Erfahrung – kann<br />

dem Vandalismus entgegen gewirkt werden.<br />

Deshalb also die Befragungen, Datenerhebungen und<br />

deren Auswertung am Anfang der Projekte – auch wenn<br />

das manchmal aussieht wie Arbeitsbeschaffung für Statistiker<br />

und Sozialwissenschaftler. Und weil diese Anfangsarbeit<br />

Personal und Geld erfordert, ist sie oft eine<br />

zusätzliche Hürde.<br />

Der Senat hat <strong>im</strong> übrigen beschlossen, dass alle Ressorts<br />

bei allen Datenerhebungen und Statistiken die<br />

Daten möglichst geschlechterdifferenziert erheben und<br />

auswerten müssen. So soll nach und nach eine Datengrundlage<br />

unter Beachtung der Geschlechterperspektive<br />

entstehen.<br />

Im Bericht des Senators für Finanzen über unseren Personalhaushalt<br />

ist dies beispielsweise schon vorbildhaft<br />

der Fall. Mit Hilfe entsprechender Kennzahlen konnte<br />

ein differenziertes Bild der Entlohnungsstrukturen in<br />

der bremischen Verwaltung gewonnen werden.<br />

Andererseits bedarf es in Sitzungen des Senats noch<br />

<strong>im</strong>mer der Erinnerungen und Ermahnungen von Ulrike<br />

Hauffe an die Ressorts, die geschlechtersensible Datenerhebung<br />

auch wirklich konsequent zu praktizieren.<br />

Und noch ein Beispiel aus einem zwar etwas verborgenen,<br />

sozialpolitisch aber doch sehr wichtigen Bereich:<br />

In der Handhabung des Betreuungsrechts fragen wir<br />

Abschluss der Fachtagung<br />

uns derzeit: Werden Männer und Frauen, die die Hilfe<br />

eines Vormundes brauchen, unterschiedlich betreut?<br />

Und gibt es unter der Geschlechterperspektive Unterschiede<br />

bei den Betreurinnen und Betreuern, betreuen<br />

sie unterschiedlich, wird ihre Arbeit je nach Geschlecht<br />

unterschiedlich vergütet? Müssen das Betreuungsrecht<br />

und seine Handhabung vielleicht geändert werden? Die<br />

Ergebnisse der laufenden Studie werden uns dazu Antworten<br />

liefern.<br />

<strong>Bremen</strong> ist dabei, die Geschlechterpersepktive, die Sensibilität<br />

für die (mögliche) Unterschiedlichkeit <strong>im</strong> Planen<br />

und Handeln unserer Verwaltung in den Mainstream<br />

seiner Arbeit einließen zu lassen. Wir haben angefangen<br />

und ich denke, wir sind auf einem guten Weg.<br />

Und weil wir ja aus Einsicht in das Notwendige das<br />

Gender Mainstreaming als top-down-Prozess organisiert<br />

haben, möchte ich für den Senat mit Nachdruck<br />

sagen:<br />

Wir machen nicht nur Gender Mainstreaming,<br />

wir brauchen es.<br />

Es bringt uns näher an die Bürgerinnen und Bürger<br />

unserer Stadt.<br />

Es profiliert unsere Arbeit und macht sie besser.<br />

Und weil damit unsere Ressourcen besser eingesetzt<br />

werden, sparen wir eines Tages<br />

– wer weiß – damit auch Geld.<br />

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.<br />

(Es gilt das gesprochene Wort)<br />

101


102 Anlagen<br />

Good practice-Liste (alle präsentierten Projekte)<br />

Projekttitel Träger Ansprechpartner/in E-Mail<br />

Ada-Lovelace-Projekt<br />

Mentorinnen-Netzwerk<br />

für Frauen in Technik und<br />

Naturwissenschaft“<br />

IT-<strong>Land</strong>Frauen<br />

Strategien der <strong>Land</strong>Frauen<br />

<strong>im</strong> Medienzeitalter<br />

Manage the Difference<br />

Fit für den globalen Markt<br />

Coaching Begleitprojekt<br />

“Gender Mainstreaming <strong>im</strong><br />

<strong>ESF</strong> in Baden-Württemberg“<br />

NAF-IT<br />

neue Ansprechwege für<br />

Frauen in IT-Berufen<br />

Familienbewußte<br />

Arbeitswelt<br />

Weiterbildung für Männer<br />

und Frauen in Elternzeit<br />

Profiling, Arbeit, Qualifikation<br />

und Integration<br />

Projektpräsentation <strong>im</strong> Forum III<br />

Universität Koblenz Gaby Husel husel@uni-koblenz.de<br />

Deutscher <strong>Land</strong>Frauenverband<br />

e.V. (dlv)<br />

Berlin<br />

RubiCon GmbH<br />

Hannover<br />

proInnovation GmbH<br />

Stuttgart<br />

Dr. Monika Michael michael@landfrauen.info<br />

Petra-Johanna<br />

Regner<br />

Projektpräsentation <strong>im</strong> Forum I<br />

Projektpräsentation <strong>im</strong> Foyer<br />

Forschungsinstitut Arbeit,<br />

Bildung, Partizipation e.V. (FIAB)<br />

Bochum<br />

Fauth-Herkner & Partner<br />

München<br />

Euro-Schulen<br />

Erfurt<br />

JVA Hahnöfersand<br />

Hamburg<br />

future jobs for girls Deutsche Angestellten-Akademie<br />

Halle<br />

TaF<br />

Teilzeitausbildung für<br />

alleinerziehende Frauen<br />

SINA<br />

Soziale Integration Neue Arbeit<br />

e.V.<br />

Hannover<br />

blended learning Wirtschafts- und Sozialakademie,<br />

Bremerhaven<br />

Männer in KITA Berlin-Brandenburger<br />

Väterinitiative e.V.<br />

Cottbus<br />

gm-consult GM-Consult<br />

Rostock<br />

Programm:<br />

Betriebliche Ausbildungsplätze<br />

für alleinerziehende<br />

Mütter<br />

Beratungsstelle<br />

Frau und Beruf<br />

IT-<strong>Land</strong>Frauen<br />

Strategien der <strong>Land</strong>Frauen<br />

<strong>im</strong> Medienzeitalter<br />

Manage the Difference<br />

Fit für den globalen Markt<br />

FAB gGmbH<br />

für Frauen Arbeit Bildung;<br />

Echzell<br />

SIT - Selbsthilfe <strong>im</strong> Taunus e.V.<br />

Hofhe<strong>im</strong><br />

Beratungsstelle Frau & Beruf<br />

Kreisvolkshochschulverein<br />

Itzehoe<br />

Deutscher <strong>Land</strong>Frauenverband<br />

e.V. (dlv)<br />

Berlin<br />

RubiCon GmbH<br />

Hannover<br />

regner@rubicon-online.de<br />

Dr. Anne Rösgen roesgen.anne@r-online.de<br />

Karin<br />

Derichs-Kunstmann<br />

Frau<br />

Fauth-Herkner<br />

karin.derichs-kunstmann<br />

@ruhr-uni-bochum.de<br />

a.epp@arbeitswelt.de<br />

Ulrike Jaeger ujaeger@eso-erfurt.de<br />

Regina Nanninga r.nanninga-jva@t-online.de<br />

Christiane Rietz Christiane.Rietz@daa-bw.de<br />

www.fujogi.de<br />

Imke Schubert Imke.Schubert<br />

@Sina-hannover.de<br />

Rippien S.Rippien@wisoak.de<br />

Jürgen Schlicker schlicker@vaeterinitiative.org<br />

cottbus@vaeterinitiative.org<br />

Frau Prof. Stefanek step@gm-consult.org<br />

Ulrike Lass<br />

Frau Fuchs<br />

ulrike.lass@fab-wetterau.de<br />

M.Fuchs@SIT-Taunus.de“<br />

Doris Schneider frau-und-beruf-BEA@t-online.<br />

de<br />

Dr. Monika<br />

Michael<br />

Petra-Johanna<br />

Regner<br />

michael@landfrauen.info<br />

regner@rubicon-online.de


Name Funktion Institution E-Mail<br />

Eingangsblock<br />

Karin Röpke Senatorin Senator für Arbeit,<br />

Frauen, Gesundheit,<br />

Jugend und Soziales<br />

Hélène Clark Abteilungsleiterin Europäische Kommission,<br />

Generaldirektion<br />

EMPL/C/2<br />

Günter Winkler Referatsleiter Bundesministerium für<br />

Wirtschaft und Arbeit<br />

Hildegard Jansen Referatsleiterin<br />

Europäischer<br />

Sozialfonds<br />

„Senator für Arbeit,<br />

Frauen, Gesundheit,<br />

Jugend und Soziales“<br />

Anlagen<br />

ReferentInnen und ModeratorInnen<br />

karin.roepke@arbeit.bremen.de Begrüßung<br />

helene.clark@cec.eu.int Referentin<br />

guenter.winkler@bmwa.bund.de Referent<br />

hildegard.jansen@arbeit.bremen.de Moderatorin<br />

Forum I Möglichkeiten und Grenzen der unterschiedlichen Implementierungsstrategien<br />

Christel Langhoff Referentin für Frauenförderung<br />

und<br />

Chancengleichheit in<br />

Arbeit und Wirtschaft<br />

Ministerium für Arbeit,<br />

Soziales, Gesundheit<br />

und Familie<br />

<strong>Land</strong> Brandenburg<br />

Tosca Wendt Koordinatorin GeM-Koordinationsstelle<br />

christel.langhoff@masgf.brandenburg.de<br />

Referntin<br />

wendt@gem.or.at Referentin<br />

Dr. Anne Rösgen Referentin proInnovation GmbH roesgen.anne@t-online.de Referentin<br />

Ulrike Hauffe <strong>Land</strong>esbeauftragte<br />

für Frauen des <strong>Land</strong>es<br />

<strong>Bremen</strong><br />

Gerd Walter Programmevaluator<br />

Ziel 3 und Ziel 1<br />

Maria Kathmann Sprecherin des GM-<br />

AK des <strong>ESF</strong>-Ziel 3-<br />

Begleitausschusses<br />

Bremische Zentralstelle<br />

für die Verwirklichung<br />

der Gleichberechtigung<br />

der Frau (ZGF)<br />

ulrike.hauffe@frauen.bremen.de Moderatorin<br />

Forum II Zwischenbilanz und Umsetzungsergebnisse auf Programmebene<br />

SÖSTRA - Institut für<br />

Sozialökonomische<br />

Strukturanalysen<br />

Dr. Philipp Rogge Referent Bundesministerium<br />

für Frauen, Senioren,<br />

Familie und Jugend<br />

Klaus Müller Referent Europäische Kommission,<br />

Generaldirektion<br />

EMPL/C/2<br />

walter@soestra.de Referent<br />

Deutscher Frauenrat e.V. maria.kathmann@bvv.dgb.de Referentin<br />

Forum III Good Practice-Beispiele<br />

philipp-laurenz.rogge@bmfsfj.<br />

bund.de<br />

Referent<br />

klaus.mueller@cec.eu.int Moderator<br />

Gaby Husel Projektkoordinatorin Universität Koblenz husel@uni-koblenz.de Referentin<br />

Dr. Monika Michael Projektleiterin Deutscher <strong>Land</strong>Frauenverband<br />

e.V. (dlv)<br />

Petra-Johanna<br />

Regner<br />

Geschäftsführerin RubiCon GmbH<br />

Hannover<br />

michael@landfrauen.info Referentin<br />

regner@rubicon-online.de Referentin<br />

Katja Barloschky Geschäftsführerin Bremer Arbeit GmbH katja.barloschky@bremerarbeit.de Moderatorin<br />

Abschlußplenum: Stand der Implementierung von Gender Mainstreaming in der bremischen Verwaltung<br />

Bürgermeister<br />

Dr. Henning Scherf<br />

Präsident des Senats<br />

der Freien Hansestadt<br />

<strong>Bremen</strong><br />

Freie Hansestadt<br />

<strong>Bremen</strong>, Senatskanzlei<br />

christine.breckner@sk.bremen-de<br />

103


104<br />

TeilnehmerInnen-Liste<br />

Name, Vorname Institution Adresse E-Mail<br />

Adebahr, Marion BBV - Bremer Bootsbau Vegesack<br />

GmbH<br />

Albrecht, Mechthild Frau & Arbeit <strong>im</strong> Kirchlichen Dienst<br />

in der Arbeitswelt<br />

Schulkenstr./Tor Fähr<br />

28755 <strong>Bremen</strong><br />

Hollerallee 75<br />

28209 <strong>Bremen</strong><br />

Albrecht, Uta Gneisenaustr. 117<br />

28201 <strong>Bremen</strong><br />

Andresen, Mona Ministerium für Wirtschaft, Arbeit<br />

und Verkehr des <strong>Land</strong>es Schleswig-<br />

Holstein<br />

Düsternbrooker Weg 94<br />

24105 Kiel<br />

Anthe, Karl-Heinz Besselstr. 52<br />

28203 <strong>Bremen</strong><br />

Apel, Lutz alz - Arbeit und Lernzentrum e. V. Bernhardtring 9<br />

28777 <strong>Bremen</strong><br />

Auf dem Berge, Flora Frauenbeauftragte<br />

Stadt Nienburg/Weser<br />

Marktplatz 1<br />

31582 Nienburg<br />

Barloschky,Katja Bremer Arbeit GmbH Langenstraße 38-42<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Bartels, Monika AWO, Kreisverband <strong>Bremen</strong> Am Wall 113<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Barthelmeh, Kurt Ministerium für Arbeit, Soziales,<br />

Familie und Gesundheit<br />

Becker, Angelika Gleichstellungsbeauftragte<br />

Samtgemeinde Hagen<br />

Beier, Editha Gleichstellungsbeauftragte<br />

Stadt Magdeburg<br />

Berg-von-Lüdinghausen,<br />

Margret<br />

Business and Professional<br />

omen Bremerhaven e.V.<br />

Bauhofstr. 9<br />

55116 Mainz<br />

Amtsplatz 3<br />

27628 Hagen<br />

Am Markt 1<br />

39090 Magdeburg<br />

Spadener Str. 58 c<br />

27578 Bremerhaven<br />

Bernhard, Claudia Bremer Arbeit GmbH Langenstraße 38-42<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Bertrand, Jana Deutscher <strong>Land</strong>Frauenverband e. V. Reinhardstr. 18<br />

10117 Berlin<br />

Bleyer-Rex, Iris Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong> Bürgerstr. 1<br />

28199 <strong>Bremen</strong><br />

Borchers, Hannelore SINA - Diakonisches Werk<br />

Soziale Integration Neue Arbeit<br />

Nordfelder Reihe 23<br />

30159 Hannover<br />

Brammsen, Ute bequa GmbH Flensburg Schiffbrücke 43 - 45<br />

24939 Flensburg<br />

Bränsmann, Christa Mütterzentrum Tenever e. V. Neuwieder Str. 17<br />

28325 <strong>Bremen</strong><br />

Braun, Judith Compass GmbH Grünenstr. 120<br />

28199 <strong>Bremen</strong><br />

Dr. Bredow, Antje QualiNETZ Beratung und<br />

Forschung GmbH Duisburg<br />

Brunken, Ulrike Paritätisches Bildungswerk<br />

Institut für soziale & interkulturelle<br />

Weiterbildung<br />

Buchelt, Andrea web concept<br />

Strategisches Marketing und<br />

Gründungscoaching<br />

Bügener, Alexandra Bundesministerium für Wirtschaft<br />

und Arbeit<br />

Schulstr. 10<br />

33142 Büren<br />

Faulenstr. 31<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Elsasser Str. 1<br />

28211 <strong>Bremen</strong><br />

Villemombler Str. 76<br />

53123 Bonn<br />

Busch-Oellerich, Kristine Besselstr. 72<br />

28203 <strong>Bremen</strong><br />

Clark, Hélène „Europäische Kommission<br />

GD EMPL/C/2“<br />

200, Rue de la Loi<br />

B-1049 Brüssel<br />

bbv-gmbh@arcor.de<br />

frau-und-arbeit@kirche-bremen.de<br />

uta.albrecht@t-online.de<br />

mona.andresen@w<strong>im</strong>i.landsh.de<br />

karl-heinz.anthe@t-online.de<br />

l.apel@alz-bremen.de<br />

frauenbeauftragte@nienburg.de<br />

katja.barloschky@bremerarbeit.de<br />

m.bartels@awo-bremen.de<br />

Kurt.Barthelmeh@masfg.rlp.de<br />

frauenbeauftragte@hagen-cux.de<br />

beier@stadt.magdeburg.de<br />

mbv.luedinghausen@t-online.de<br />

claudia.bernhard@bremerarbeit.de<br />

Bertrand@<strong>Land</strong>frauen.info<br />

Bleyer-Rex<br />

@arbeitnehmerkammer.de<br />

hborchers@sina-hannover.de<br />

ute.brammsen@bequa.de<br />

muetterzentrum-tenever@gmx.de<br />

judith.braun@compass-bremen.de<br />

bredow@uni-duisburg.de<br />

info@pbwbremen.de<br />

abuchelt@t-online.de<br />

alexandra.buegener<br />

@bmwa.bund.de<br />

kbuschoellerich@hotmail.com<br />

helene.clark@cec.eu.int


Name, Vorname Institution Adresse E-Mail<br />

Claus, Silvia BRAS e. V. Burgdammer Str. 68<br />

28717 <strong>Bremen</strong><br />

Conrad, Christa Berlin-Brandenburger<br />

Väterinitiative e.V.<br />

Cornelius-Heide, Anke Beratungsstelle Frau & Beruf<br />

Kreisvolkshochschulverein<br />

Itzehoe<br />

Schopenhauer Str. 9<br />

03050 Cottbus<br />

Bahnhofstr. 27<br />

25524 Itzehoe<br />

Dahm, Gerlinde InvestitionBank Hessen AG Abraham-Lincoln-Str. 38-42<br />

65189 Wiesbaden<br />

Davids, Bernhard Friedehorst Vereinigte Anstalten<br />

der Inneren Mission e.V.<br />

Rotdornallee 64<br />

28717 <strong>Bremen</strong><br />

De Millas, Fritz Mütterzentrum Osterholz-Tenever Ludwigshafener Str. 2B<br />

28325 <strong>Bremen</strong><br />

Derichs-Kunstmann,<br />

Karin<br />

Forschungsinstitut Arbeit, Bildung,<br />

Partizipation e. V. (FIAB) Bochum<br />

Münsterstr. 13-15<br />

45657 Recklinghausen<br />

Deuschel, Angelika Amt für Jugend und Familie Stadthaus 1<br />

27576 Bremerhaven<br />

Dorlöchter, Peter ÖkoNet gGmbH Oslebshauser <strong>Land</strong>str.30<br />

28239 <strong>Bremen</strong><br />

Dr. Endl, Hans Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong> Bürgerstr. 1<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Eritt, Jürgen Institut für Wissenstransfer<br />

an der Universität <strong>Bremen</strong> GmbH<br />

Am Fallturm 1<br />

28359 <strong>Bremen</strong><br />

Faber, Sabine Egestorff-Stiftung Stiftungsweg 2<br />

28325 <strong>Bremen</strong><br />

Fangmann, Christel FEAV - Frauen-, Erwerbs- und<br />

Ausbildungsverein<br />

Carl-Ronning-Str. 2<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Fauth-Herkner, Angela Fauth-Herkner & Partner Wolfratshauser Str. 203a<br />

81479 München<br />

Flügel, Petra Der Senator für Bildung<br />

und Wissenschaft<br />

Frauenbeauftragte Schule<br />

Friedrich-Albers, Eva Wirtschafts- und Sozialakademie der<br />

Angestelltenkammer <strong>Bremen</strong> GmbH<br />

Rembertiring 8-12<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Bertha-von-Suttner-Str.17<br />

28207 <strong>Bremen</strong><br />

Fuchs, Elisabeth eicif-group Postfach 72 22 34<br />

76341 Eggenstein<br />

Fuchs, Ingo eicif-group Postfach 72 22 34<br />

76341 Eggenstein<br />

Fuchs, Monika SIT - Selbsthilfe <strong>im</strong> Taunus e. V. Feldstraße 1<br />

65719 Hofhe<strong>im</strong><br />

Gattow, Dagmar BAgIS Süd<br />

Bremer Arbeitsgemeinschaft für<br />

Integration und Soziales<br />

Gerlich, Anette Berufsfortbildungswerk<br />

Gemeinnützige Bildungseinrichtung<br />

des DGB GmbH (bfw)<br />

Zweigniederlassung <strong>Bremen</strong><br />

Neuenlander Str. 10<br />

28199 <strong>Bremen</strong><br />

Oststr. 37<br />

27572 Bremerhaven<br />

Gessner, Birgit Kohlhöker Str. 6<br />

28203 <strong>Bremen</strong><br />

Gläser, Irmtrud Gesamtpersonalrat <strong>Bremen</strong> Knochenhauerstr. 20-25<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

große Macke, Agatha Frauenbeauftragte<br />

Stadt Syke<br />

Kirchstr. 4<br />

28857 Syke<br />

Gruetzmann, Albert Bremer Innovations-Agentur Langenstr. 2 - 4<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

claus@bras-bremen.de<br />

frau-und-beruf-BEA@t-online.de<br />

gerlinde.dahm@ibh-hessen.de<br />

Davids@friedehorst.de<br />

demillas@capito.com<br />

karin.derichs-kunstmann@ruhruni-bochum.de<br />

adeuschel@tiscalinet.de<br />

gri.bremen@t-online.de<br />

endl@arbeitnehmerkammer.de<br />

eritt@ifw.uni-bremen.de<br />

koehler@egestorff-stiftung.de<br />

fangmann@feav-bremen.de<br />

a.epp@arbeitswelt.de<br />

petra.fluegel@bildung.bremen.de<br />

E.Friedrich-Albers@wisoak.de<br />

gender@eicif-group.de<br />

gender@eicif-group.de<br />

m.fuchs@SIT-Taunus.de<br />

Dagmar.Gattow@arbeitsagentur.de<br />

gerlich@bfw-bremerhaven.de<br />

birgessner@web.de<br />

irmtrud.glaeser@gpr.bremen.de<br />

mackea@syke.de<br />

albert.gruetzmann@bia-bremen.de<br />

105


106<br />

Name, Vorname Institution Adresse E-Mail<br />

Grützmacher, Frauke Der Senator für Bildung und Wissenschaft,<br />

Frauenbeauftragte Schule<br />

Rembertiring 8-12<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Grzech-Sukalo, Hiltraud AWiS-consult Industriehof 5<br />

26133 Oldenburg<br />

Habeck, Heike Senator für Arbeit, Frauen,<br />

Gesundheit, Jugend und Soziales<br />

des <strong>Land</strong>es <strong>Bremen</strong><br />

Bahnhofsplatz 29<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Hachmeister, Alexandra INCI e. V. Zeisstr. 22-28<br />

22765 Hamburg<br />

Hammer, Gerlinde Institut Arbeit und Wirtschaft<br />

Universität <strong>Bremen</strong><br />

Celsiusstr./FVG-Mitte<br />

28359 <strong>Bremen</strong><br />

Hanisch, Monika Berufsfortbildungswerk <strong>Bremen</strong> Be<strong>im</strong> Sattelhof 14<br />

28309 <strong>Bremen</strong><br />

Hänisch, Viola Euro-Schulen Erfurt Bahnhofstraße 44<br />

99084 Erfurt<br />

Hannemann, Nicole Hessisches Sozialministerium Dostojewskistr. 4<br />

65187 Wiesbaden<br />

Hauffe, Ulrike Bremische Zentralstelle für die<br />

Verwirklichung die Gleichstellung<br />

der Frau<br />

Hausen, Gabriele Sozialministerium<br />

Baden-Württemberg<br />

Hecht-El Minshawi,<br />

Béatrice<br />

Knochenhauerstr. 20-25<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Schellingstr. 15<br />

70174 Stuttgart<br />

interkultur Sielwall 67<br />

28203 <strong>Bremen</strong><br />

Hessling, Angelika Verein für Recycling und Umweltschutz<br />

<strong>Bremen</strong>-West e.V.<br />

Hillmann, Ines axent - Agentur für Werbung und<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Dr. Hirsch, Silke Bayerisches Staatsministerium für<br />

Arbeit und Sozialordnung, Familie<br />

und Frauen<br />

Lindenhofstr. 36<br />

28237 <strong>Bremen</strong><br />

Goebenstr. 8<br />

28209 <strong>Bremen</strong><br />

Winzerer Str. 9<br />

80797 München<br />

Höfers, Petra Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong> Bürgerstr. 1<br />

28199 <strong>Bremen</strong><br />

Hoge, Annegret Agentur für Arbeit Gr<strong>im</strong>sbystr. 1<br />

27570 Bremerhaven<br />

Huesmann, Wiltrud AfJ e.V. - Kinder- und Jugendhilfe<br />

<strong>Bremen</strong><br />

Buntentorsteinweg 369<br />

28201 <strong>Bremen</strong><br />

Husel, Gaby Universität Koblenz Universitätsstr. 1<br />

56070 Koblenz<br />

Jaeger, Ulrike Euro-Schulen Erfurt Bahnhofstraße 44<br />

99084 Erfurt<br />

Janssen, Theresia Verein Quartier e. V. Friesenstr. 73<br />

28203 <strong>Bremen</strong><br />

Janzon, Elke WaBeQ<br />

Waller Beschäftigungs- und<br />

Qualifizierungs gGmbH<br />

Jung, Elke Senator für Arbeit, Frauen,<br />

Gesundheit, Jugend und Soziales<br />

des <strong>Land</strong>es <strong>Bremen</strong><br />

Waller Heerstr. 56<br />

28217 <strong>Bremen</strong><br />

Contrescarpe 72<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Kaap, Marlis Bremerhavener Arbeit GmbH Friedrich-Ebert-Straße 6<br />

27570 Bremerhaven<br />

Kania, Margrit Senator für Arbeit, Frauen,<br />

Gesundheit, Jugend und Soziales des<br />

<strong>Land</strong>es <strong>Bremen</strong><br />

Bahnhofsplatz 29<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Käser, Petra Agentur für Arbeit <strong>Bremen</strong> Doventorsteinweg 48-52<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

frauke.gruetzmacher<br />

@bildung.bremen.de<br />

grzech-sukalo@awis-consult.de<br />

heike.habeck@soziales.bremen.de<br />

alexandrahachmeister@gmx.net<br />

ghammer@uni-bremen.de<br />

monika.hanisch@bfwbremen.de<br />

vhaenisch@eso-erfurt.de<br />

n.hannemann@hsm.hessen.de<br />

ulrike.hauffe@frauen.bremen.de<br />

Hausen@sm.bwl.de<br />

b.Hecht@interkultur.info<br />

Recyclingboerse@compuserve.com<br />

info@axentesetzen.de<br />

silke.hirsch@stmas.bayern.de<br />

hoefers@arbeitnehmerkammer.de<br />

annegret.hoge@arbeitsamt.de<br />

w.huesmann@afj-jugendhilfe.de<br />

husel@uni-koblenz.de<br />

ujaeger@eso-erfurt.de<br />

e.janzon@wabeq.de<br />

elke.jung@soziales.bremen.de<br />

m.kaap@brag-bremerhaven.de<br />

margrit.kania@soziales.bremen.de


Name, Vorname Institution Adresse E-Mail<br />

Kathmann, Maria Deutscher Frauenrat e. V. Henriette-Herz-Platz 2<br />

10178 Berlin<br />

Dr. Kayser, Ruth Senator für Arbeit, Frauen,<br />

Gesundheit, Jugend und Soziales<br />

des <strong>Land</strong>es <strong>Bremen</strong><br />

Bahnhofsplatz 29<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Kedenburg, Sonja Besselstr. 8<br />

28203 <strong>Bremen</strong><br />

Keiner, Monika WaBeQ – Waller Beschäftigungs- und<br />

Qualifizierungs gGmbH<br />

Waller Heerstr. 56<br />

28217 <strong>Bremen</strong><br />

maria.kathmann@bvv.dgb.de<br />

ruth.kayser@arbeit.bremen.de<br />

sonjakedenburg@web.de<br />

m.keiner@wabeq.de<br />

Kiesling, Barbara Förderwerk <strong>Bremen</strong> e. V. Knochenhauerstr. 20-25<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Kiesling@foerderwerk-bremen.de<br />

Kleber, Maike JVA Hahnöfersand Hamburg 21635 Jork maike.Kleber@justiz.hamburg.de<br />

Klingberg, Tina Der Senator für Bau, Umwelt und<br />

Verkehr<br />

Ansgaritorstr. 2<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Dr. Kluge, Susann Harzburger Str. 14<br />

28205 <strong>Bremen</strong><br />

Knuth, Jutta Institut Arbeit und Wirtschaft<br />

Universität <strong>Bremen</strong><br />

Celsiusstr./FVG-Mitte<br />

28359 <strong>Bremen</strong><br />

Koch, Mareike Gustav-Freytag-Str. 51<br />

28201 <strong>Bremen</strong><br />

Kodra, Dorothee Johann Daniel Lawaetz-Stiftung Neumühlen 16-20<br />

22763 Hamburg<br />

Dr. Kodré, Petra Bremer Arbeit GmbH Langenstraße 38-42<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Korte, Heinz-Gerd Stadtteil Schule e. V. Elsflether Str. 29<br />

28219 <strong>Bremen</strong><br />

Kotte, Monica ZIB <strong>im</strong> Arbeitsförderungszentrum Deichstr. 29<br />

27568 Bremerhaven<br />

Krieger, Renate Frau & Arbeit<br />

<strong>im</strong> Kirchlichen Dienst in der<br />

Arbeitswelt<br />

Kröning, Elke Bevollmächtigte der Freien<br />

Hansestadt <strong>Bremen</strong> be<strong>im</strong> Bund<br />

und für Europa<br />

EU-Abteilung<br />

Krüger, Ines Bayerisches Staatsministerium für<br />

Arbeit und Sozialordnung, Familie<br />

und Frauen<br />

Hollerallee 75<br />

28209 <strong>Bremen</strong><br />

Ansgaritorstr. 22<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Winzerer Str. 9<br />

80797 München<br />

Dr. <strong>Land</strong>schulze, Maren Frau & Beruf Susannenstraße 4<br />

20357 Hamburg<br />

Langhoff, Christel Ministerium für Arbeit, Soziales,<br />

Gesundheit und Familie des <strong>Land</strong>es<br />

Brandenburg<br />

Lass, Ulrike FAB gGmbH für Frauen Arbeit<br />

Bildung<br />

Lenk, Monika LaBIB mbH - <strong>Land</strong>esgesellschaft für<br />

Integration und Beschäftigung mbH<br />

Heinrich-Mann-Allee 103<br />

14473 Potsdam<br />

Am Sauerborn 11<br />

61209 Echzell<br />

Günther-Wagner-Allee 16<br />

30177 Hannover<br />

Lennarz, Annette Mütterzentrum Huchting e. V. Amersfoorter Str. 8<br />

28259 <strong>Bremen</strong><br />

Lidl, Barbara Bayerisches Staatsministerium für<br />

Arbeit und Sozialordnung, Familie<br />

und Frauen<br />

Lohmann, Aenne Frauenbeauftragte Schulen<br />

Magistrat Bremerhaven<br />

Winzerer Str. 9<br />

80797 München<br />

Hinrich-Schmalfeldt-Str.<br />

27576 Bremerhaven<br />

Lossau, Petra KiTa <strong>Bremen</strong> Faulenstr. 31<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

t.klingberg@t-online.de<br />

susann.kluge@web.de<br />

jknuth@uni-bremen.de<br />

kodra@lawaetz.de<br />

petra.kodre@bremerarbeit.de<br />

sts.bremen@surfeu.de<br />

monica.kotte@afznet.de<br />

frau-und-arbeit@kirche-bremen.de<br />

elke.kroening@europa.bremen.de<br />

ines.krueger@stmas.bayern.de<br />

mlandschulze@yahoo.de<br />

christel.langhoff<br />

@masgf.brandenburg.de<br />

ulrike.lass@fab-wetterau.de<br />

elkahira@t-online.de<br />

Barbara.Lidl@stmas.bayern.de<br />

FB-Schulen<br />

@magistrat.bremerhaven.de<br />

petra.lossau@kita.bremen.de<br />

107


108<br />

Name, Vorname Institution Adresse E-Mail<br />

Lücke-Will, Wolfgang Bremerhavener Arbeit GmbH Friedrich-Elbert-Str. 6<br />

27570 Bremerhaven<br />

Lutschkowski, Margareta<br />

Institut Arbeit und Wirtschaft Parkallee 39<br />

28209 <strong>Bremen</strong><br />

Lüttringhaus, Maria Bildungszentrum der Wirtschaft<br />

<strong>im</strong> Unterwesergebiet e.V.<br />

Mädler, S<strong>im</strong>one Thüringer Ministerium für Wirtschaft,<br />

Technologie und Arbeit<br />

Mahlberg-Wilson,<br />

Elisabeth<br />

A.d. Schleifmühle 64<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Max-Reger-Str. 4-8<br />

99096 Erfurt<br />

Akademie für Arbeit und Politik Parkallee 39<br />

28209 <strong>Bremen</strong><br />

Mehrkens, Runhild Johann Daniel Lawaetz-Stiftung Neumühlen 16-20<br />

22763 Hamburg<br />

Meißner, Katja WfG<br />

Bremer Wirtschaftsförderung GmbH<br />

Melinkat, Brigitte Bremische Zentralstelle für die<br />

Verwirklichung der Gleichstellung<br />

der Frau<br />

Langenstr. 2-4<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Knochenhauerstr. 20-25<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Mertens, Walter Senator für Justiz und Verfassung Richtweg 16-22<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Meseke, Henriette Compass GmbH Grünenstr. 120<br />

28199 <strong>Bremen</strong><br />

Dr. Michael, Monika Deutscher <strong>Land</strong>Frauenverband e.V. Reinhardstr. 18<br />

10117 Berlin<br />

Milatovic, Regina Projekt „femina technica“<br />

Hochschule <strong>Bremen</strong><br />

Minner, Ingrid Senator für Arbeit, Frauen,<br />

Gesundheit, Jugend und Soziales<br />

des <strong>Land</strong>es <strong>Bremen</strong><br />

Mühlenberg, Birgit Ministerium der Finanzen<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Neustadtswall 30<br />

28199 <strong>Bremen</strong><br />

Contrescarpe 72<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Editharing 40<br />

39108 Magdeburg<br />

Müller, Henrike Universität <strong>Bremen</strong>, FB 08 Enrique-Schmidt-Str. 9<br />

28359 <strong>Bremen</strong><br />

Müller, Klaus Europäische Kommission<br />

GD EMPL/C/2<br />

200, Rue de la Loi<br />

B-1049 Brüssel<br />

w.luecke.will<br />

@brag-bremerhaven.de<br />

luettringhaus.BWU@t-online.de<br />

s<strong>im</strong>one.maedler@th-online.de<br />

emahlberg@aap.uni-bremen.de<br />

mehrkens@lawaetz.de<br />

meissner@wfg-bremen.de<br />

brigitte.melinkat<br />

@frauen.bremen.de<br />

walter.mertens@justiz.bremen.de<br />

henriette.meseke<br />

@compass-bremen.de<br />

michael@<strong>Land</strong>frauen.info<br />

milatov@hs-bremen.de<br />

Ingrid.minner@soziales.bremen.de<br />

muehlenberg@mf.lsa-net.de<br />

henmue@uni-bremen.de<br />

klaus.mueller@cec.eu.int<br />

Müller, S<strong>im</strong>one Johann Daniel Lawaetz-Stiftung Am Felde 2<br />

22765 Hamburg<br />

s.mueller@lawaetz.de<br />

Dr. Nanninga, Regina JVA Hahnöfersand Hamburg 21635 Jork regina.nanninga<br />

@justiz.hamburg.de<br />

Nasseri, Hamide Senator für Arbeit, Frauen,<br />

Gesundheit, Jugend und Soziales<br />

des <strong>Land</strong>es <strong>Bremen</strong><br />

Contrescarpe 73<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Nerz, Conny LidiceHaus <strong>Bremen</strong> A.d. hohen Ufer 118/120<br />

28759 <strong>Bremen</strong><br />

Neu, Bernadette BORDA <strong>Bremen</strong> Overseas Research<br />

and Development Association<br />

Industriestr. 20<br />

28199 <strong>Bremen</strong><br />

Niemann, Heike GRI - Gröpelinger Recycling Initiative Oslebshauser <strong>Land</strong>str. 30<br />

28239 <strong>Bremen</strong><br />

Ohrt, Heike Frauen in Arbeit und Wirtschaft e.V. Knochenhauerstr. 20-25<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Overesch, Andrea alz<br />

Arbeitslosenzentrum <strong>Bremen</strong><br />

Pape, Susanne Senator für Finanzen<br />

Ref. 23 - Personalentwicklung<br />

Bernhardtring 9<br />

28777 <strong>Bremen</strong><br />

Doventorscontrescarpe<br />

172C<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Hamide.Nasseri@arbeit.bremen.de<br />

cnerz@jugendinfo.de<br />

neu@borda.de<br />

hniemann<br />

@recycling-hoefe-bremen.de<br />

faw@nord-com.net<br />

a.overesch@alz-bremen.de<br />

susanne.pape<br />

@finanzen.bremen.de


Name, Vorname Institution Adresse E-Mail<br />

Petersen, Andreas Berufsfortbildungswerk Gemeinnützige<br />

Bildungseinrichtung des DGB<br />

GmbH (bfw), Zweigniederlassung<br />

Niedersachsen-<strong>Bremen</strong><br />

Philipp, Annett Sozialministerium<br />

Baden-Württemberg<br />

Plate, Susanne Senator für Arbeit, Frauen,<br />

Gesundheit, Jugend und Soziales<br />

des <strong>Land</strong>es <strong>Bremen</strong><br />

Polzin, Gabriele <strong>Land</strong>esverband Evangelischer Tageseinrichtungen<br />

für Kinder<br />

Pyrges, Rita Senator für Arbeit, Frauen,<br />

Gesundheit, Jugend und Soziales des<br />

<strong>Land</strong>es <strong>Bremen</strong><br />

Oststr. 37<br />

27572 Bremerhaven<br />

Schellingstr. 15<br />

70174 Stuttgart<br />

Contrescarpe 72<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Slevogtstr. 52<br />

28209 <strong>Bremen</strong><br />

Contrescarpe 72<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Razavi, Mitra De Colores e.V. Wandschneider Str. 6<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Razavi, Shahriyar De Colores e.V. Wandschneider Str. 6<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Reblin, Anita Agentur für Arbeit <strong>Bremen</strong> Doventorsteinweg 48-52<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Regner, Petra-Johanna RubiCon GmbH Heinrich-Kümmel-Str. 8<br />

30169 Hannover<br />

Reichel, Iris Verein Quartier e. V. Wielandstr. 7<br />

28203 <strong>Bremen</strong><br />

Riemer, Marion Niedersächsisches Ministerium<br />

für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr<br />

Rietz, Christiane Deutsche Angestellten-Akademie<br />

Halle<br />

Riggers, Marita Ministerium für Soziales, Frauen,<br />

Familie und Gesundheit<br />

Friedrichswall 1<br />

30159 Hannover<br />

Merseburger Str. 237<br />

06130 Halle/Saale<br />

Gustav-Bratke-Allee 2<br />

30169 Hannover<br />

Rippien, Susanne Wirtschafts- und Sozialakademie Hafenstr. 126-128<br />

27576 Bremerhaven<br />

Dr. Rogge,<br />

Philipp Laurenz<br />

Bundesministerium für Familie,<br />

Senioren, Frauen und Jugend<br />

Roloff, Doris Ministerium für Wirtschaft,<br />

Arbeit und Verkehr<br />

des <strong>Land</strong>es Schleswig-Holstein<br />

Romanova, Galina Bremische Zentralstelle für die<br />

Verwirklichung der Gleichstellung<br />

der Frau<br />

Röpke, Karin Senatorin für Arbeit, Frauen,<br />

Gesundheit, Jugend und Soziales des<br />

<strong>Land</strong>es <strong>Bremen</strong><br />

Taubenstr. 42/43<br />

10117 Berlin<br />

Düsternbrooker Weg 94<br />

24105 Kiel<br />

Knochenhauerstr. 20-25<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Contrescarpe 72<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Rösch, Christiane Sparkasse <strong>Bremen</strong> Am Brill 1-3<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Dr. Rösgen, Anne proInnovation GmbH Leinfeldener Str. 66<br />

70597 Stuttgart<br />

Ruhnau, Erwin Schulzengasse 5<br />

37290 Meißner<br />

Rüthemann, Gisela Arbeitsförderungs-Zentrum<br />

<strong>im</strong> <strong>Land</strong>e <strong>Bremen</strong> GmbH<br />

Deichstr. 29<br />

27568 Bremerhaven<br />

Dr. Saupe, Angelika Worpsweder Str. 19<br />

28215 <strong>Bremen</strong><br />

Dr. Scherf, Henning Präsident des Senats<br />

der Freien Hansestadt <strong>Bremen</strong><br />

Am Markt 21<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

petersen@bfw-bremerhaven.de<br />

philipp@sm.bwl.de<br />

susanne.plate<br />

@soziales.bremen.de<br />

gpolzin@kirche-bremen.de<br />

rita.pyrges@soziales.bremen.de<br />

razavi_mitra@yahoo.com<br />

razavi_mitra@yahoo.com<br />

bremen.bca@arbeitsagentur.de<br />

regner@rubicon-online.de<br />

iris_reichel@web.de<br />

Marion.Riemer<br />

@mw.niedersachsen.de<br />

Christiane.Rietz@daa-bw.de<br />

marita.riggers<br />

@ms.niedersachsen.de<br />

s.rippien@wisoak.de<br />

philipp-laurenz.rogge<br />

@bmfsfj.bund.de<br />

doris.roloff@w<strong>im</strong>i.landsh.de<br />

galina.romanova<br />

@mail.uni-oldenburg.de<br />

karin.röpke@arbeit.bremen.de<br />

christiane.roesch<br />

@sparkasse-bremen.de<br />

roesgen.anne@t-online.de<br />

erwin.ruhnau@t-online.de<br />

gisela.ruethemann@afznet.de<br />

christine.breckner@sk.bremen.de<br />

109


110<br />

Name, Vorname Institution Adresse E-Mail<br />

Schleining, Irina Bremer Arbeit GmbH Langenstraße 38-42<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Schlicker, Jürgen Berlin-Brandenburger<br />

Väterinitiative e.V.<br />

Schneider, Doris Beratungsstelle Frau & Beruf<br />

Kreisvolkshochschulverein<br />

Itzehoe<br />

Schopenhauer Str. 9<br />

03050 Cottbus<br />

Bahnhofstr. 27<br />

25524 Itzehoe<br />

Schulz, Martina <strong>Land</strong>Frauenverein <strong>Bremen</strong> Wasserhorst 2<br />

28719 <strong>Bremen</strong><br />

Schumpp, Gertrud Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Hanseatenhof 5<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Schwarz, Gisela SPD Reutlinger Weg 20<br />

28215 <strong>Bremen</strong><br />

Semrau-Pogorzelski,<br />

Anke<br />

Universität <strong>Bremen</strong> Bibliothekstr. 1<br />

28359 <strong>Bremen</strong><br />

Sendner, Hanne Herderstr. 86<br />

28203 <strong>Bremen</strong><br />

Siegmund, Renate Förderwerk <strong>Bremen</strong> e. V. Knochenhauerstr. 20-25<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Söhle, Bettina Universität <strong>Bremen</strong>, FB 3<br />

Projekt ROBOT<br />

Bibliothekstr. 1<br />

28359 <strong>Bremen</strong><br />

Spiegel, Susanne Projekt Quer Hillmannplatz 6<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Steinrücke, Margareta Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong> Bürgerstr. 1<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Stelljes, Yvonne Senator für Arbeit, Frauen,<br />

Gesundheit, Jugend und Soziales<br />

des <strong>Land</strong>es <strong>Bremen</strong><br />

Stenzel-Rhinow, Cornelia<br />

Prof. Dr. Stepanek,<br />

Brigitte<br />

Institut für Unternehmenskultur/<br />

Wirtschaftsethik/Kulturmanagement<br />

GM-Consult<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Bahnhofsplatz 29<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Stresemannstr. 46<br />

28207 <strong>Bremen</strong><br />

Heiligengeisthof 3<br />

18055 Rostock<br />

Dr. Thiessen, Barbara Universität <strong>Bremen</strong> FB 11 Grazerstr. 2 b<br />

28359 <strong>Bremen</strong><br />

Thorn, Helga Bremische Zentralstelle für die<br />

Verwirklichung der Gleichstellung<br />

der Frau<br />

Knochenhauerstr. 20-25<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Tralau, Tanja RubiCon GmbH Heinrich-Kümmel-Str. 8<br />

30169 Hannover<br />

Traub, Regina LaBIB mbH - <strong>Land</strong>esgesellschaft für<br />

Integration und Beschäftigung mbH<br />

Günther-Wagner-Allee 16<br />

30177 Hannover<br />

Dr. Turkowsky, Anja Bremer Innovations-Agentur Langenstr. 2-4<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Twellmeyer, Ulla Ministerium für Wirtschaft und Arbeit<br />

Saarland, Referat E6<br />

Umbach, Ingrid Bildungswerk des<br />

Deutschen Hausfrauenbundes<br />

Vial, Nicole Ministerium für Wirtschaft und Arbeit<br />

des <strong>Land</strong>es Nordrhein-Westfalen<br />

Franz-Josef-Röder-<br />

Str. 23<br />

66119 Saarbrücken<br />

Seering 17<br />

28870 Ottersberg<br />

Horionplatz 1<br />

40213 Düsseldorf<br />

Vogl, Britta PlusPunkt GmbH Nagelsweg 10<br />

20097 Hamburg<br />

Dr. von Oehsen, Elke Bildungszentrum der Wirtschaft<br />

<strong>im</strong> Unterwesergebiet e. V. (BWU)<br />

Walter, Gerd SÖSTRA – Institut für Sozialökonomische<br />

Strukturanalysen<br />

A.d. Schleifmühle 64<br />

28203 <strong>Bremen</strong><br />

Torstr. 178<br />

10115 Berlin<br />

irina.schleining@bremerarbeit.de<br />

schlicker@vaeterinitiative.org<br />

frau-und-beruf-BEA@t-online.de<br />

it@martina-schulz.net<br />

gertrud.schumpp<br />

@umwelt.bremen.de<br />

gschwarz@nwn.de<br />

asemrau@uni-bremen.de<br />

siegmund<br />

@foerderwerk-bremen.de<br />

soehle@tzi.de<br />

burgdorff-quer.bremen<br />

@t-online.de<br />

steinruecke<br />

@arbeitnehmerkammer.de<br />

yvonne.stelljes<br />

@soziales.bremen.de<br />

connystenzel@compuserve.de<br />

step@gm-consult.org<br />

bth@uni-bremen.de<br />

helga.thorn@frauen.bremen.de<br />

traub@labib.de<br />

Turkowsky@bia-bremen.de<br />

u.twellmeyer<br />

@wirtschaft.saarland.de<br />

Ingrid@dieUmbachs.de<br />

nicole.vial@mwa.nrw.de<br />

vogl@pluspunkt.info<br />

VonOehsen.BWU@t-online.de<br />

walter@soestra.de


Name, Vorname Institution Adresse E-Mail<br />

Walter, Thorben Bundesverband Kleinwüchsige<br />

Menschen<br />

Weiermann, Claudia plan-werkStadt<br />

büro für stadtplanung & beratung<br />

Dr. Weller, Ines Zentrum für feministische Studien<br />

Universität <strong>Bremen</strong><br />

Hillmannplatz 6<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Carl-Schurz-Str. 32<br />

28209 <strong>Bremen</strong><br />

Postfach 33 04 40<br />

28334 <strong>Bremen</strong><br />

Wendt, Tosca GeM-Koodinationsstelle Liniengasse 2a/1<br />

A-1060 Wien<br />

Wesemann, Günther Senator für Bildung und<br />

Wissenschaft<br />

Westphal, Claus-M. AfJ e.V. - Kinder- und Jugendhilfe<br />

<strong>Bremen</strong><br />

Wienstroer, Dieter Senator für Arbeit, Frauen,<br />

Gesundheit, Jugend und Soziales<br />

des <strong>Land</strong>es <strong>Bremen</strong><br />

Rembertiring 8-12<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Buntentorsteinweg 369<br />

28201 <strong>Bremen</strong><br />

Contrescarpe 72<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Winkels, Cordula Bremer Arbeit GmbH Langenstr. 38-42<br />

28195 <strong>Bremen</strong><br />

Winkler, Günter Bundesministerium für Wirtschaft<br />

und Arbeit - Referat XB3<br />

Winter, Lucia Bundesministerium für Wirtschaft<br />

und Arbeit<br />

Villemombler Str. 76<br />

53123 Bonn<br />

Villemombler Str. 76<br />

53123 Bonn<br />

Wucherpfennig, Eva Studentin, Universität Göttingen Petrosilienstr. 7<br />

37073 Göttingen<br />

info@bkmf.de<br />

weiermann@plan-werkstadt.de<br />

weller@uni-bremen.de<br />

wendt@gem.or.at<br />

guenther.wesemann<br />

@bildung.bremen.de<br />

cm.westphal@afj-jugendhilfe.de<br />

dieter.wienstroer<br />

@soziales.bremen.de<br />

cordula.winkels@bremerarbeit.de<br />

guenter.winkler@bmwa.bund.de<br />

lucia.winter@bmwa.bund.de<br />

evawucherpfennig@gmx.de<br />

111


112 Anlagen<br />

ng am 13. April 2005<br />

streaming<br />

und Perspektiven<br />

Einladungsflyer<br />

reaming soll einen Paradigmen-<br />

Gleichstellungspolitik markieren.<br />

von Gender Mainstreaming ist<br />

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end und Soziales<br />

2, 28195 <strong>Bremen</strong><br />

usanne Kirst<br />

-2172, fax 0421/361-18187<br />

beit.bremen.de<br />

Freie Hansestadt <strong>Bremen</strong><br />

Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit,<br />

Jugend und Soziales<br />

Die Fachtagung wird gefördert von:<br />

Fachtagung <strong>im</strong> Rahmen des<br />

Europäischen Sozialfonds<br />

Gender Mainstreaming<br />

Zwischenbilanz und Perspektiven<br />

Mittwoch, 13. April 2005<br />

10:00 - 16:00 Uhr<br />

World Trade Center<br />

Birkenstraße 15<br />

<strong>Bremen</strong>


Sehr geehrte Damen und Herren!<br />

Ich lade Sie herzlich zur <strong>ESF</strong>-Gender Mainstreaming-Fachtagung<br />

in <strong>Bremen</strong> ein.<br />

Zielsetzung der Fachtagung ist es, erstmals<br />

bundesweit eine Bestandsaufnahme der Implementierungs-<br />

und Umsetzungserfolge sowie<br />

auch der noch zu bewältigenden Probleme<br />

vorzunehmen, verbunden mit einer Diskussion<br />

über die Perspektiven des Gender Mainstreaming.<br />

In drei Foren sollen die Erfahrungen mit den<br />

unterschiedlichen Implementierungsstrategien<br />

von Gender Mainstreaming und eine Zwischenbilanz<br />

der bisher vorliegenden Ergebnisse der<br />

Umsetzung auf Programmebene diskutiert<br />

sowie die Umsetzung auf Projektebene anhand<br />

von good practise-Beispielen illustriert werden.<br />

Zum Abschluss der Fachtagung wird der<br />

Präsident des Senats der Freien Hansestadt<br />

<strong>Bremen</strong>, Herr Bürgermeister Dr. Henning Scherf,<br />

die Beschlüsse zur und den Umsetzungsstand<br />

der Implementierung von Gender Mainstreaming<br />

in der bremischen Verwaltung vorstellen.<br />

Ich wünsche Ihnen eine anregende Diskussion<br />

zur Zwischenbilanz und Perspektiven der<br />

Doppelstrategie Gender Mainstreaming.<br />

Karin Röpke<br />

Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit,<br />

Jugend und Soziales, <strong>Bremen</strong><br />

<strong>ESF</strong>-Fachtagung<br />

Gender Mainstreaming<br />

Zwischenbilanz und Perspektiven<br />

10.00 – 10.30 Uhr<br />

Anmeldung und Projektpräsentationen<br />

10.30 bis 12.00 Uhr<br />

Grußwort<br />

Senatorin Karin Röpke<br />

Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit,<br />

Jugend und Soziales, <strong>Bremen</strong><br />

Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong>,<br />

Zwischenbilanz und Perspektiven aus<br />

Europäischer Sicht<br />

Heléne Clark<br />

Abteilungsleiterin Europäischer Sozialfonds,<br />

Generaldirektion Beschäftigung,<br />

Soziales und Chancengleichheit<br />

Europäische Kommission, Brüssel<br />

Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong>,<br />

Zwischenbilanz und Perspektiven aus<br />

Sicht des Bundesministeriums für<br />

Wirtschaft und Arbeit<br />

Günter Winkler<br />

Referatsleiter Europäischer Sozialfonds<br />

Bundesministerium für Wirtschaft und<br />

Arbeit, Bonn<br />

Moderation<br />

Hildegard Jansen<br />

Referatsleiterin Europäischer Sozialfonds<br />

Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit,<br />

Jugend und Soziales, <strong>Bremen</strong><br />

12.00 bis 13.00 Uhr<br />

Mittagspause und Projektpräsentationen<br />

© axent, Ines Hillmann<br />

Forum I<br />

Forum II<br />

<strong>ESF</strong>-Fachtagung am 13. April 2005<br />

Gender Mainstreaming<br />

Zwischenbilanz und Perspektiven<br />

Gender Mainstreaming soll einen Paradigmenwechsel<br />

in der Gleichstellungspolitik markieren.<br />

Die Umsetzung von Gender Mainstreaming ist<br />

seit dem Amsterdamer Vertrag der Europäischen<br />

Union von 1997 und den Beschlüssen der Bundesregierung<br />

und der Bundesländer für die öffentliche<br />

Verwaltung bindend.<br />

In der aktuellen Programmplanungsperiode (2000<br />

bis 2006) der EU-Strukturfonds hat die Kommission<br />

der Europäischen Gemeinschaften gemeinsam<br />

mit den Mitgliedstaaten der Förderung der Chancengleichheit<br />

zwischen Frauen und Männern eine<br />

herausgehobene Bedeutung zugeschrieben, um<br />

der nach wie vor signifikanten Benachteiligung<br />

von Frauen entgegenzuwirken. Dieses Ziel soll<br />

durch eine Doppelstrategie von Mainstreamingmaßnahmen<br />

und Frauenförderpolitik erreicht<br />

werden.<br />

Von der Planung über die Umsetzung bis hin zur<br />

Auswertung aller Projekte und Maßnahmen, die<br />

<strong>im</strong> Rahmen des Europäischen Sozialfonds gefördert<br />

werden, müssen seit dem Jahr 2000 die spezifischen<br />

Lebenssituationen und Interessen von<br />

Frauen und Männern berücksichtigt werden.<br />

Die <strong>im</strong> Jahr 2003 durchgeführten Halbzeitbewertungen<br />

der EU-Strukturfonds zeigten, dass noch<br />

intensive Anstrengungen notwendig sind, um die<br />

Doppelstrategie des Gender Mainstreaming flächendeckend<br />

und strukturell zu verankern und<br />

umzusetzen.<br />

Veranstalter Senator für Arbeit, Frauen,<br />

Gesundheit, Jugend und Soziales<br />

Contrescarpe 72, 28195 <strong>Bremen</strong><br />

Information Susanne Kirst<br />

fon 0421/361-2172, fax 0421/361-18187<br />

<strong>ESF</strong>Gender@arbeit.bremen.de<br />

Fachforen<br />

13.00 bis 15.00 Uhr<br />

Möglichkeiten und Grenzen<br />

der unterschiedlichen<br />

Implementierungsstrategien<br />

Christel Langhoff<br />

Ministerium für Arbeit, Soziales,<br />

Gesundheit und Frauen, <strong>Land</strong><br />

Brandenburg, Potsdam<br />

Tosca Wendt<br />

Koordinationsstelle für Gender<br />

Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong>, Wien<br />

Dr. Anne Rösgen<br />

ProInnovation GmbH, Stuttgart<br />

Moderation<br />

Ulrike Hauffe<br />

<strong>Land</strong>esbeauftragte für Frauen<br />

des <strong>Land</strong>es <strong>Bremen</strong><br />

Zwischenbilanz und<br />

Umsetzungsergebnisse<br />

auf Programmebene<br />

Gerd Walter<br />

Institut für Sozialökonomische<br />

Strukturanalysen (Söstra), Berlin<br />

Maria Kathmann<br />

Deutscher Frauenrat e.V., Berlin<br />

Dr. Philipp Rogge<br />

Bundesministerium für Frauen, Senioren,<br />

Familie und Jugend, Berlin<br />

Moderation<br />

Klaus Müller<br />

Referent, Generaldirektion Beschäftigung,<br />

Soziales und Chancengleichheit<br />

Europäische Kommission, Brüssel<br />

Freie Hansestadt <strong>Bremen</strong><br />

Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit,<br />

Jugend und Soziales<br />

Die Fachtagung wird gefördert von:<br />

Anlagen<br />

Fachtagung <strong>im</strong> Rahmen des<br />

Europäischen Sozialfonds<br />

Gender Mainstreaming<br />

Forum III<br />

Zwischenbilanz und Perspektiven<br />

Mittwoch, 13. April 2005<br />

10:00 - 16:00 Uhr<br />

World Trade Center<br />

Birkenstraße 15<br />

<strong>Bremen</strong><br />

Good Practise-Beispiele von<br />

gendergerechten Mainstreamprojekten<br />

und frauenspezifischer Förderung<br />

Vorstellung von drei Projekten<br />

aus verschiedenen Bundesländern<br />

Moderation<br />

Katja Barloschky<br />

Geschäftsführerin, Bremer Arbeit GmbH<br />

15.00 bis 15.30 Uhr<br />

Kaffeepause<br />

15.30 bis 16.00 Uhr<br />

Stand der Implementierung von<br />

Gender Mainstreaming in der<br />

bremischen Verwaltung<br />

Bürgermeister Dr. Henning Scherf<br />

Präsident des Senats der Freien Hansestadt<br />

<strong>Bremen</strong><br />

Begleitend stellen sich sic verschiedene<br />

<strong>ESF</strong>-geförderte Projekte <strong>im</strong> Foyer vor.<br />

Abendveranstaltung am 12. April 2005<br />

Für Teilnehmende der <strong>ESF</strong>-Fachtagung, die<br />

am Vorabend anreisen, ist eine Führung<br />

durch das Museum Weserburg mit anschließender<br />

Gelegenheit zum informellen<br />

Austausch vorgesehen.<br />

Treffpunkt:<br />

Weserburg <strong>Bremen</strong>, Teerhof 20, 18:00 Uhr<br />

113


K u r z f a s s u n g d e s L e i t f a d e n s<br />

zur I m p l e m e n t i e r u n g<br />

und U m s e t z u n g<br />

von G e n d e r M a i n s t r e a m i n g<br />

<strong>im</strong> Europäischen Sozialfonds.


Kurzfassung des Leitfadens zur Implementierung und Umsetzung von<br />

Gender Mainstreaming <strong>im</strong> Europäischen Sozialfonds<br />

Zielsetzung des Leitfadens<br />

Der Leitfaden richtet sich vor allem an die Ebene der politisch-administrativen Steuerung,<br />

der Planung, Umsetzung, Begleitung und Bewertung von <strong>ESF</strong>- Programmen.<br />

Adressaten/-innen sind damit Mitarbeiter/-innen der Fondsverwaltungen, programmumsetzender<br />

Stellen und Technischer-Hilfe-Einrichtungen, Mitglieder der <strong>ESF</strong>-Begleitausschüsse<br />

und Evaluierungsinstitute auf Bundes- und <strong>Land</strong>esebene.<br />

Entlang der Verfahrensschritte in einem <strong>ESF</strong>-Programmzyklus gibt der Leitfaden allgemeine<br />

Hilfestellungen zu den jeweils maßgeblichen Fragen und Instrumenten. Zu<br />

einzelnen <strong>ESF</strong>-Maßnahmen äußert sich dieser Leitfaden nicht, insoweit wird auf fachspezifische<br />

Veröffentlichungen verwiesen.<br />

Der Leitfaden betont die Notwendigkeit der Doppelstrategie und somit einerseits spezifische<br />

Maßnahmen zur Frauenförderung beizubehalten und andererseits die Geschlechtergerechtigkeit<br />

integral zu behandeln. Ferner wird die Kategorie der Gleichstellungsneutralität<br />

als kontraproduktiv für die Implementierung von Gender<br />

Mainstreaming identifiziert.<br />

Eckpunkte des Leitfadens<br />

Die sieben Verfahrensschritte<br />

Der GM-Leitfaden basiert auf dem <strong>ESF</strong>-Verfahren von der Programmplanung bis hin<br />

zur Evaluierung, die <strong>im</strong> Folgenden idealtypisch in einer aufeinander aufbauenden<br />

Reihenfolge skizziert werden. Zu jedem Verfahrensschritt werden<br />

a) Impulsfragen,<br />

b) Kontrollmechanismen und<br />

c) Möglichkeiten der Ergebnissicherung formuliert.<br />

2


Kurzfassung des Leitfadens zur Implementierung und Umsetzung von<br />

Gender Mainstreaming <strong>im</strong> Europäischen Sozialfonds<br />

Gender <strong>im</strong> <strong>ESF</strong>-Programmzyklus:<br />

Evaluierung<br />

Begleitung<br />

Sozioökonomische<br />

Analyse<br />

Gender<br />

Mainstreaming<br />

Umsetzung<br />

Diese jeweiligen Fragestellungen können – und sollen – <strong>im</strong> Sinne eines „living docu-<br />

ment“ in der konkreten Arbeit ergänzt, präzisiert oder verändert werden. Sie geben<br />

Impulse und bieten Möglichkeiten der Reflexion.<br />

Die Verfahrensschritte <strong>im</strong> Einzelnen<br />

1. Sozio-ökonomische Analyse<br />

Zielsetzung<br />

Implementierung<br />

Planung &<br />

Operationalisierung<br />

Die sozio-ökonomische Analyse ist Bestandteil eines Programmplanungsdokuments.<br />

Innerhalb dieser Analyse ist unter GM-Gesichtspunkten zu gewährleisten, dass Informationen<br />

und Daten durchgängig geschlechtssensibel und/oder geschlechterdifferenziert<br />

interpretiert werden.<br />

Hierbei sind nicht nur die personenbezogenen Informationen unter dem Gender-<br />

Fokus zu betrachten. Auch <strong>im</strong> Rahmen allgemeiner Aussagen über wirtschafts- und<br />

arbeitsmarktpolitische Entwicklungen (z. B. SWOT-Analysen) ist darauf zu achten,<br />

dass Sachverhalte, Trends und Wirkungsabschätzungen nicht vermeintlich „geschlechtsneutral“<br />

ausfallen.<br />

3


Kurzfassung des Leitfadens zur Implementierung und Umsetzung von<br />

Gender Mainstreaming <strong>im</strong> Europäischen Sozialfonds<br />

2. Die Zielsetzung<br />

Im Rahmen der Zielsetzungen einer Programmplanung ist die Berücksichtigung der<br />

Doppelstrategie von GM einerseits und Frauenförderung andererseits von besonderer,<br />

durch EU-Dokumente regelmäßig betonter Bedeutung. Es gilt drei parallele Zielformulierungen<br />

innerhalb der Programmplanungen vorzunehmen:<br />

erstens: die Ziele bezüglich der spezifischen Frauenförderung (z. B.: Entwicklung<br />

und Ausbau der Frauenberatungsstrukturen);<br />

zweitens: die Ziele bezüglich des integralen Ansatzes zur Chancengleichheit von<br />

Frauen und Männern (z. B.: Abbau der horizontalen und vertikalen Segregation auf<br />

dem Arbeitsmarkt);<br />

drittens: die übergreifenden Zielsetzungen bezüglich der strategischen GM-Vorhaben<br />

auf der Steuerungsebene (z . B.: Beteiligung von Frauen und Männern an Entscheidungsprozessen).<br />

3. Planung und Operationalisierung<br />

Der Verfahrensschritt der Planung und Operationalisierung bewegt sich auf der Ebene<br />

der Dokumentenerstellung. Zielsetzungen werden mit Instrumenten, Budgets<br />

und Ressourcen verknüpft. Funktionen, Verantwortlichkeiten und Indikatoren werden<br />

festgelegt und schließlich alles in einem Programmplanungsdokument zusammengefasst.<br />

Für die Implementierung von Gender Mainstreaming ist die Planung und Operationalisierung<br />

ein äußerst relevanter Verfahrensschritt. Hier zeigt sich, ob und in welcher<br />

Verbindlichkeit die D<strong>im</strong>ension der Geschlechtergerechtigkeit Berücksichtigung findet,<br />

ob adäquate Schlussfolgerungen aus den vorhergehenden Programmphasen (Analyse<br />

und Zielsetzung) gezogen werden, die sowohl für die Strukturen und Tätigkeiten der<br />

beteiligten Administration als auch für die Endbegünstigten und die Träger arbeitsmarktpolitischer<br />

Projekte von Bedeutung sind.<br />

4. Implementierung<br />

Die lmplementierung eines Programms kennzeichnet den Abschluss der Erstellung<br />

eines Programmplanungsdokuments, deren Abnahme durch den Begleitausschuss<br />

und zugleich den tatsächlichen Beginn der Aktivitäten. Hier geht es zum Beispiel darum,<br />

ob das Monitoringsystem unter Gender-Mainstreaming-Gesichtspunkten<br />

(weiter-) entwickelt wird.<br />

4


Kurzfassung des Leitfadens zur Implementierung und Umsetzung von<br />

Gender Mainstreaming <strong>im</strong> Europäischen Sozialfonds<br />

5. Umsetzung<br />

Der Verfahrensschritt der Umsetzung stellt die Phase der Prüfung, Bewilligung und<br />

des Beginns der konkreten Projekte und Maßnahmen dar. Neben der Tatsache, dass<br />

diese Phase von großem Zeitdruck geprägt ist, treten in ihr verschiedene Widersprüche<br />

und Zielkonflikte bezüglich der Kompatibilität von GM mit der <strong>ESF</strong>-<strong>im</strong>manenten<br />

Logik und den Systemen der Kofinanzierung sowie z. B dem Mittelbindungsdruck auf.<br />

Der Fokus des Leitfadens richtet sich hier auf die grundlegende Frage, ob dem Prüfungs-<br />

und Bewilligungsverfahren eine kohärente und langfristige GM-Strategie zugrunde<br />

liegt. Die Impulsfragen beziehen sich sowohl auf die Anforderungen an die<br />

Träger als auch auf die notwendigen verbindlichen Vorgaben der Verwaltung.<br />

6. Begleitung<br />

Die Implementierung von Gender Mainstreaming <strong>im</strong> Begleitsystem der <strong>ESF</strong>-Interventionen<br />

muss sich einerseits auf die Steuerungsinstanzen und andererseits auf das Monitoringsystem<br />

beziehen. Hierfür sind unterschiedliche Fragen bzw. Initiativen zu ergreifen:<br />

In welcher Form manifestiert sich der Stellenwert von Gender Mainstreaming<br />

innerhalb des Begleitausschusses? Wird bei der Beauftragung Dritter Gender Mainstreaming<br />

als relevantes Kriterium der Auftragsvergabe aufgeführt? Wer überprüft<br />

die adäquate Berücksichtigung von Gender Mainstreaming innerhalb der Steuerungsgremien?<br />

Ist das Monitoringsystem geeignet, Informationen zur Chancengleichheit<br />

zwischen den Geschlechtern zu liefern? Wird bei der Erstellung der Jahresberichte<br />

die Chancengleichheit von Frauen und Männern integral berücksichtigt?<br />

7. Evaluierung<br />

Eine Programmevaluierung muss grundsätzlich die hier vorgenommene Darstellung<br />

der Verfahrensschritte einer Programm<strong>im</strong>plementierung und -umsetzung als elementaren<br />

Bestandteil nachvollziehen und auf ihre Kohärenz und Wirksamkeit hin überprüfen.<br />

Häufig zu beobachten ist, dass AuftraggeberInnen und AuftragnehmerInnen<br />

von Evaluierungen das Thema Chancengleichheit eher additiv abhandeln bzw. marginalisieren.<br />

Hier ist also zu fragen: Wird bei der Vergabe von Evaluationsaufträgen<br />

Gender Mainstreaming als integraler Untersuchungsansatz gefordert? Welche Gewichtung<br />

erhält Gender Mainstreaming innerhalb des Auftrages? Wer begutachtet<br />

die jeweiligen Angebote? Wird hierbei dezidiert Gender-Expertise einbezogen?<br />

5


Kurzfassung des Leitfadens zur Implementierung und Umsetzung von<br />

Gender Mainstreaming <strong>im</strong> Europäischen Sozialfonds<br />

Fokussierung der <strong>ESF</strong>-Programmevaluationen auf<br />

Gender Mainstreaming<br />

Schließlich unterbreitet der Leitfaden den Vorschlag, dass <strong>im</strong> Auftrag der Begleitausschüsse<br />

die Evaluierungsstellen bei der Aktualisierung der Halbzeitbewertung das<br />

Thema Gender Mainstreaming und Chancengleichheit von Frauen und Männern<br />

schwerpunktmäßig behandeln. Dies bedeutet, dass keine gesonderten Berichte erstellt<br />

werden, sondern dass die vorgesehenen Untersuchungen den Fokus der Chancengleichheit<br />

einnehmen. Gegenstand der Untersuchung könnte z. B. sein, dass die<br />

relevanten arbeitsmarktpolitischen Akteure, <strong>ESF</strong>-Bewilligungsstellen und Unterstützungsstrukturen<br />

dahingehend befragt werden,<br />

welche Bedarfe und Defizite bezüglich der geschlechtsspezifischen Diskrepanzen<br />

auf dem Arbeitsmarkt festgestellt wurden,<br />

welche Ziele bezüglich Gender Mainstreaming und Chancengleichheit anvisiert<br />

wurden,<br />

mit welchem Mittel- und Instrumenteneinsatz die Zielerreichung erfolgte,<br />

welche Ergebnisse zu verzeichnen sind und<br />

in welcher Form sich die veränderten arbeitsmarktpolitischen Rahmenbedingungen<br />

ausgewirkt haben.<br />

Eine solche Schwerpunktsetzung der <strong>ESF</strong>-Programmevaluierung kann wertvolle Hinweise<br />

und vor allem Impulse für weitere Implementierungen und Umsetzungen von<br />

Gender Mainstreaming <strong>im</strong> Rahmen des <strong>ESF</strong> liefern. Zudem könnte flankierend ein<br />

öffentlicher Diskurs über die aktuelle Situation von Frauen <strong>im</strong> Vergleich zu Männern<br />

auf dem Arbeitsmarkt geführt werden, Chancen und Risiken ausgelotet und insbesondere<br />

der Beitrag des <strong>ESF</strong> für zukünftige geschlechtergerechte arbeitsmarktpolitische<br />

Interventionen in der Bundesrepublik identifiziert werden.<br />

6


I m p r e s s u m :<br />

Herausgeber:<br />

Bundesministerium<br />

für Familie, Senioren, Frauen<br />

und Jugend<br />

11018 Berlin<br />

Internet: www.bmfsfj.de<br />

Autorin:<br />

Henriette Meseke<br />

COMPASS <strong>Bremen</strong> GmbH<br />

Stand:<br />

Januar 2005<br />

Gestaltung:<br />

KIWI GmbH, Osnabrück<br />

Dieses PDF ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit der<br />

Bundesregierung; es wird kostenlos abgegeben und ist<br />

nicht zum Verkauf best<strong>im</strong>mt.<br />

Für weitere Fragen nutzen Sie unser<br />

Servicetelefon: 0 18 01/90 70 50*<br />

Fax: 0 18 88/5 55 44 00<br />

Montag–Donnerstag 7–19 Uhr<br />

* nur Anrufe aus dem Festnetz, 9–18 Uhr 4,6 Cent,<br />

sonst 2,5 Cent pro angefangene Minute

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