Tagungsband low.pdf (1.9 MB) - (ESF) im Land Bremen
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Freie Hansestadt <strong>Bremen</strong><br />
Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit,<br />
Jugend und Soziales<br />
gefördert von:<br />
EUROPÄISCHE UNION<br />
Europäischer Sozialfonds<br />
Tagungsdokumentation<br />
Gender Mainstreaming<br />
Zwischenbilanz und Perspektiven<br />
Fachtagung <strong>im</strong> Rahmen<br />
des Europäischen Sozialfonds<br />
am 13. April 2005 in <strong>Bremen</strong>
Impressum<br />
Titel:<br />
Tagungsdokumentation<br />
Gender Mainstreaming<br />
Zwischenbilanz und Perspektiven<br />
Fachtagung <strong>im</strong> Rahmen des Europäischen Sozialfonds<br />
am 13. April 2005 in <strong>Bremen</strong><br />
Herausgeber:<br />
Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales<br />
der Freien Hansestadt <strong>Bremen</strong><br />
Contrescarpe 72<br />
D-28195 <strong>Bremen</strong><br />
http://www.bremen.de/arbeitssenator<br />
Bearbeitung:<br />
Referat 15: Europäischer Sozialfonds, Europäische Angelegenheiten<br />
Referatsleitung: Hildegard Jansen<br />
Tagungsteam:<br />
Rudolf Antonijevic<br />
Thorsten Armstroff<br />
Gerda Höptner-Jantsch<br />
Rolf Meyer<br />
Susanne Kirst<br />
Kontakt:<br />
Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales<br />
Thorsten Armstroff<br />
Contrescarpe 72<br />
D-28195 <strong>Bremen</strong><br />
fon ++ 421–361- 6340<br />
fax ++ 421– 361-18187<br />
Thorsten.Armstroff@Arbeit.<strong>Bremen</strong>.de<br />
Layout: axent, Ines Hillmann, <strong>Bremen</strong><br />
Druck: Perspektiven Offsetdruck GmbH, <strong>Bremen</strong><br />
Redaktionsschluss: <strong>Bremen</strong>, Juni 2005
5 Vorwort<br />
6 Einleitung<br />
8 Hintergrund, Stellenwert und Konzeption der Tagung<br />
13 Dokumentation der Eröffnungsreden<br />
26 Beiträge aus den thematischen Foren<br />
52 Good Practices von gendergerechten Mainstreamingprojekten und frauenspezifischer Förderung<br />
100 Abschluss der Fachtagung. Umsetzung von Gender Mainstreaming in der bremischen Verwaltung<br />
102 Anlagen<br />
13 Grußwort von Senatorin Karin Röpke<br />
14 H. Clark: Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong>, Zwischenbilanz und Perspektiven aus europäischer Sicht<br />
20 G. Winkler: Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong>, Zwischenbilanz und Perspektiven aus Sicht des<br />
Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit<br />
26 Forum I: Möglichkeiten und Grenzen der unterschiedlichen Implementierungsstrategien<br />
26 C. Langhoff: Erfahrungen mit der Implementierung eines strukturfondsübergreifenden<br />
Gender-Mainstreaming-Ansatzes in Brandenburg<br />
31 T. Wendt: Die österreichische Koordinationsstelle für Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />
34 A. Rösgen: Erfahrungen mit der Implementierungsstrategie in Baden-Württemberg<br />
40 Forum II: Zwischenbilanz und Umsetzungs ergebnisse auf Programmebene<br />
40 G. Walter: Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong>, Ergebnisse aus der Halbzeitbewertung und der Arbeiten<br />
am „update“ der Halbzeitbewertung<br />
47 M. Kathmann: Arbeitsgruppe Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong> Ziel 3<br />
50 P. Rogge: Gender Mainstreaming in der <strong>ESF</strong>-Programmumsetzung<br />
52 Vorbemerkungen zum Thema Good Practice und Gender Mainstreaming<br />
54 Beiträge Forum III: Good Practices von gendergerechten Mainstreamingprojekten<br />
und frauenspezifischer Förderung<br />
54 G. Husel: Das Ada-Lovelace-Projekt – ein Mentorinnen-Netzwerk zur Förderung von Frauen<br />
in Technik<br />
und Naturwissenschaft<br />
58 M. Michel: IT-<strong>Land</strong>Frauen. Die Strategien der <strong>Land</strong>Frauen <strong>im</strong> Medienzeitalter<br />
62 P.-J. Regener: Manage the difference – Fit für den globalen Markt durch zukunftsorientierte und<br />
familienbewusste Personalpolitik<br />
66 Good practice-Messe<br />
66 Das Förderprojekt Familienbewusste Arbeitswelt<br />
69 IT-<strong>Land</strong>Frauen. Strategien <strong>im</strong> Medienzeitalter<br />
72 Berlin-Brandenburger Väterinitiative e.V.<br />
76 Blended Learning für mitarbeitende Frauen in kleinen und mittleren Unternehmen<br />
78 Hamburg: Profiling, Arbeit, Qualifikation und Integration<br />
82 Das hessische <strong>ESF</strong>-Programm „Betriebliche Ausbildungsplätze für allein erziehende Mütter<br />
in Teilzeit“<br />
84 Gleichstellung und Umsetzung von Gender Mainstreaming in Mecklenburg-Vorpommern<br />
87 Teilzeitausbildung für junge alleinerziehende Mütter<br />
89 Manage the Difference<br />
90 Modellprojekt. Neue Ansprechwege von Frauen für IT- Berufe<br />
92 Die <strong>Land</strong>esinitiative Sachsen-Anhalt: Fujogi – future jobs for girls<br />
96 Schlesig-Holstein-weit: Frau und Beruf an der Schnittstelle<br />
97 Weiterbildung für Frauen und Männer in der Elternzeit. Euro-Schulen Erfurt<br />
102 Good practice-Liste (alle präsentierten Projekte)<br />
103 ReferentInnen und ModeratorInnen<br />
104 TeilnehmerInnen-Liste<br />
112 Tagungsflyer<br />
114 Kurzfassung GM-Leitfaden BMFSFJ<br />
Inhalt<br />
3
Gender Mainstreaming soll einen Paradigmenwechsel<br />
in der Gleichstellungspolitik markieren. Die Umsetzung<br />
von Gender Mainstreaming ist seit dem Amsterdamer<br />
Vertrag der Europäischen Union von 1997 und den Beschlüssen<br />
der Bundesregierung und der Bundesländer<br />
für die öffentliche Verwaltung bindend.<br />
In der aktuellen Programmplanungsperiode (2000 bis<br />
2006) der EU-Strukturfonds hat die Kommission der<br />
Europäischen Gemeinschaften gemeinsam mit den<br />
Mitgliedstaaten der Förderung der Chancengleichheit<br />
zwischen Frauen und Männern eine herausgehobene<br />
Bedeutung zugeschrieben, um der nach wie vor signifikanten<br />
Benachteiligung von Frauen entgegenzuwirken.<br />
Dieses Ziel soll durch eine Doppelstrategie von Mainstreamingmaßnahmen<br />
und Frauenförderpolitik erreicht<br />
werden.<br />
Bereits bei der Planung und Umsetzung bis hin zur Auswertung<br />
aller Projekte und Maßnahmen, die <strong>im</strong> Rahmen<br />
des Europäischen Sozialfonds gefördert werden, müssen<br />
seit dem Jahr 2000 die spezifischen Lebenssituationen<br />
und Interessen von Frauen und Männern berücksichtigt<br />
werden.<br />
Die <strong>im</strong> Jahr 2003 durchgeführten Halbzeitbewertungen<br />
der EU-Strukturfonds zeigten, dass noch intensive Anstrengungen<br />
notwendig sind, um die Doppelstrategie<br />
des Gender Mainstreaming flächendeckend und strukturell<br />
zu verankern und umzusetzen.<br />
Zielsetzung der Gender Mainstreaming-Fachtagung war<br />
es, erstmals bundesweit eine Bestandsaufnahme der<br />
Implementierungs- und Umsetzungserfolge sowie auch<br />
der noch zu bewältigenden Probleme vorzunehmen,<br />
verbunden mit einer Diskussion über die Perspektiven<br />
des Gender Mainstreaming.<br />
In drei Foren wurden die Erfahrungen mit den unterschiedlichen<br />
Implementierungsstrategien von Gender<br />
Mainstreaming und eine Zwischenbilanz der bisher<br />
vorliegenden Ergebnisse der Umsetzung auf Programmebene<br />
sowie die Umsetzung auf Projektebene anhand<br />
von good practice-Beispielen diskutiert. Zum Abschluss<br />
der Fachtagung hat der Präsident des Senats der Freien<br />
Hansestadt <strong>Bremen</strong>, Herr Bürgermeister Dr. Henning<br />
Scherf, die Beschlüsse zur und den Umsetzungsstand<br />
der Implementierung von Gender Mainstreaming in der<br />
bremischen Verwaltung vorgestellt.<br />
Karin Röpke<br />
Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und<br />
Soziales<br />
Vorwort<br />
5
6<br />
Einleitung<br />
Hildegard Jansen. Senator für Arbeit, Frauen, Gesund-<br />
heit, Jugend und Soziales, <strong>Bremen</strong>. Referatsleiterin Eu-<br />
ropäische Angelegenheiten, Europäischer Sozialfonds<br />
Die nachstehend dokumentierte Fachtagung stand un-<br />
ter einem guten Stern. Die erste erfreuliche Nachricht:<br />
Es gab über 200 Anmeldungen aus dem gesamten Bundesgebiet<br />
und 15 <strong>ESF</strong>-geförderte Projekte waren bereit<br />
Ihre Arbeit auf der Fachtagung zu präsentieren! Die<br />
zweite erfreuliche Nachricht: Es gab keine Programmänderung!<br />
Alle <strong>im</strong> Tagungsflyer genannten Personen<br />
haben, wie geplant, ihren Beitrag zu der Tagung<br />
geleistet! Dafür gilt ihnen ein herzliches Dankeschön!<br />
Dieser Dank gilt ebenso dem Tagungsteam, der Akademie<br />
Überlingen, dem Museum Weserburg und allen<br />
anderen, die zum Gelingen der Tagung und dieser Tagungsdokumentation<br />
beigetragen haben.<br />
Der vorliegende <strong>Tagungsband</strong> versteht sich einerseits<br />
als Dokumentation der Fachtagung Gender Mainstreaming<br />
<strong>im</strong> Rahmen des Europäischen Sozialfonds, die am<br />
14. April 2005 in <strong>Bremen</strong> stattfand, andererseits finden<br />
sich neben der Dokumentation der Eröffnungsreden<br />
<strong>im</strong> wesentlichen für diese Publikation erstellte Texte<br />
unterschiedlichsten Charakters der Referentinnen und<br />
Referenten der Foren, Kurzbeschreibungen der ausgestellten<br />
Good practice-Projekte sowie Erläuterungen zu<br />
Hintergründen und zur Konzeption der Tagung.<br />
Die Tagungsdokumentation versucht somit die Bestandsaufnahme<br />
der Umsetzung und der Perspektive<br />
von Gender Mainstreaming, wie sie auf der Tagung<br />
behandelt wurden, zu dokumentieren. Auf der Tagung<br />
kamen sehr unterschiedliche Akteurinnen und Akteure<br />
zu Wort, aus Politik und Verwaltung der EU-, Bundes-<br />
und <strong>Land</strong>esebene, von Qualifizierungsträgern und<br />
Beratungsstellen, wie auch verschiedene Expertinnen<br />
und Experten. Ihre verschiedenen Sichtweisen und Perspektiven<br />
versucht der Band zu dokumentieren, ohne<br />
die regen und zum Teil kontroversen Diskussionen der<br />
einzelnen Beiträge <strong>im</strong> Verlauf darstellen zu können.<br />
Die in den einzelnen Beiträgen dargestellten Positionen<br />
werden durch die jeweiligen Autorinnen und Autoren<br />
verantwortet.<br />
Eröffnet wird der Band mit einer Einordnung der Fachtagung<br />
in die Umsetzung des Europäischen Sozialfonds<br />
in der Bundesrepublik Deutschland und kurzen Erläuterung<br />
zur Konzeption der Tagung.<br />
Anschließend sind die Eröffnungsreden dokumentiert,<br />
in denen die Gemeinsamkeiten sowie die unterschiedlichen<br />
Perspektiven auf das Thema Gender Mainstreaming<br />
der verschiedenen Ebenen Europäische Kommission,<br />
Bund und <strong>Land</strong> zum Tragen kommen.<br />
Frau Senatorin Röpke bezeichnete Gender Mainstreaming<br />
in ihrer Begrüßungsrede als „zentrale gesellschaftliche<br />
Aufgabe“ und verwies auf den langen Atem,<br />
über den alle Beteiligten bei der Verfolgung des Zieles<br />
der Geschlechtergerechtigkeit verfügen müssen. Dabei<br />
stellte sie noch einmal deutlich heraus, „Gender<br />
Mainstreaming bedeutet den Abschied von der Idee<br />
geschlechtsneutraler Politik“.
Diese Auffassung vertrat auch Frau Clark von der EU-<br />
Kommission und verwies in ihrem Beitrag darauf, dass<br />
das Geschlechterverhältnis eine soziale Frage ist: „In<br />
einer geschlechterstrukturierten Realität kann es keine<br />
geschlechtsneutralen Maßnahmen geben.“<br />
Herr Winkler vom Bundesministerium für Wirtschaft<br />
und Arbeit (BMWA) stellte in seinem Redebeitrag, als<br />
für die Umsetzung des Europäischen Sozialfonds insgesamt<br />
Verantwortlicher, die Zwischenbilanz und die<br />
Perspektiven aus Sicht des BMWA dar.<br />
Insgesamt wurde schon durch die Eröffnungsbeiträge<br />
deutlich, dass in der künftigen Förderphase – ab 2007<br />
– Gender Mainstreaming weiterhin eine wichtige und<br />
wesentliche Rolle spielen wird.<br />
Die Dokumentation der Foren I und II bringt der Leserin<br />
und dem Leser einerseits die unterschiedlichen<br />
Implementierungsstrategien näher und andererseits<br />
die Bewertung der Zwischenbilanz der Umsetzungsergebnisse<br />
auf Programmebene. Großes Interesse fand<br />
auch das Forum III, in dem sehr unterschiedliche Good<br />
practice-Projekte vorgestellt wurden. Die in der begleitenden<br />
Ausstellung präsentierten Projekte boten dem<br />
interessierten Publikum sehr gute Möglichkeiten sich<br />
von der Qualität von Gender Mainstreaming-Maßnahmen<br />
in der Bundesrepublik zu überzeugen.<br />
Als sogenanntes Abschluss-high-light, auch <strong>im</strong> Sinne<br />
des top-down-Ansatzes beendete der Top-Mann des<br />
<strong>Land</strong>es <strong>Bremen</strong>, der Präsident des Senats der Freien<br />
Hansestadt <strong>Bremen</strong>, Herr Bürgermeister Dr. Henning<br />
Scherf, die Fachtagung mit den folgenden Worten seines<br />
Schlussbeitrages:<br />
„Wir machen nicht nur Gender Mainstreaming,<br />
wir brauchen es auch!“<br />
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine interessante<br />
Lektüre der vorliegenden Tagungsdokumentation.<br />
Einleitung<br />
7
8 Konzeption der Tagung<br />
Thorsten Armstroff. Senator für Arbeit, Frauen,<br />
Gesundheit, Jugend und Soziales, <strong>Bremen</strong>. Referent <strong>im</strong><br />
Referat Europäischer Sozialfonds, Europäische Angelegenheiten.<br />
In der aktuellen Programmplanungsperiode (2000<br />
bis 2006ff.) der EU-Strukturfonds hat die Kommission<br />
der Europäischen Gemeinschaften (KOM) gemeinsam<br />
mit den EU-Mitgliedstaaten der Förderung der<br />
Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern als<br />
Querschnittsziel eine herausgehobene Bedeutung zugeschrieben,<br />
um der nach wie vor signifikanten Benachteiligung<br />
von Frauen entgegenzuwirken. Dieses<br />
Ziel soll durch eine Doppelstrategie von frauenspezifischer<br />
Förderung und Mainstreamingmaßnahmen<br />
verfolgt werden. Diese Doppelstrategie firmiert unter<br />
dem Titel Gender Mainstreaming. Naturgemäß kommt<br />
dem Europäischen Sozialfonds (<strong>ESF</strong>) dabei, mit seiner<br />
personenfokussierten Förderpolitik, neben den anderen<br />
Strukturfonds (EFRE, EAGFL und FIAF) eine offensichtliche<br />
und somit zentrale Rolle zu, wenngleich<br />
auch weiterhin Anstrengungen unternommen werden<br />
müssen, um das Ziel der geschlechtsspezifischen<br />
Chancengleichheit, durch die finanziell nicht weniger<br />
gewichtigen Strukturfonds EFRE und EAGFL deutlicher<br />
und besser zu verfolgen.<br />
Im Rahmen der <strong>im</strong> Jahre 2003 durchgeführten Halbzeitbewertungen<br />
der EU-Strukturfonds wurde u.a. auch die<br />
Implementierung und Umsetzung der Doppelstrategie<br />
Gender Mainstreaming bewertet. Dabei zeigte sich,<br />
dass punktuelle und zusätzliche Aspekte der EU-Förderpolitik<br />
auf das Ziel der Förderung der Chancengleichheit<br />
zwischen Frauen und Männern verweisen und dass<br />
noch intensive Anstrengungen notwendig sind, um<br />
die Doppelstrategie Gender Mainstreaming flächendeckend<br />
und strukturell zu verankern und umzusetzen.<br />
Die Doppelstrategie Gender Mainstreaming geht davon<br />
aus, dass Nichts zusätzlich gemacht, sondern das Bisherige<br />
anders gemacht werden muss, um eine gendergerechte<br />
Förderpolitik durchzusetzen – dies schließt<br />
ausdrücklich auch die Bevorzugung von Frauen durch<br />
frauenspezifische Projekte ein.<br />
Hintergrund, Stellenwert und Konzeption<br />
der Tagung<br />
Als eine Folge der Halbzeitbewertung wurde eine<br />
Bund-Länder-Arbeitsgruppe Gender Mainstreaming zur<br />
<strong>ESF</strong>-Umsetzung eingerichtet. Das Bundesland <strong>Bremen</strong><br />
wurde in diesem Zusammenhang gebeten, eine <strong>ESF</strong>-<br />
Fachtagung zum Thema vorzubereiten und auszurichten.<br />
Ziel<br />
Das Ziel dieser <strong>im</strong> April 2005 durchgeführten Tagung<br />
war es, erstmals bundesweit eine Bestandsaufnahme<br />
der Implementierungs- und Umsetzungserfolge sowie<br />
–defizite vorzunehmen, verbunden mit einer Diskussion<br />
der Bedeutung des Zieles Chancengleichheit zwischen<br />
Frauen und Männern in der nächsten Programmplanungsperiode<br />
(2007 bis 2013). Dabei sollte sich die<br />
Tagung thematisch auf die aktuelle und zukünftige<br />
Umsetzung des <strong>ESF</strong> sowohl in den neuen Bundesländern<br />
(Ziel 1) als auch in den alten Bundesländern (Ziel 3)<br />
beziehen. Es wurden Vertreterinnen und Vertreter der<br />
Europäischen Kommission (KOM), des Bundes (BMWA<br />
und BMFAFJ), der Bundesländer, von <strong>ESF</strong>-Trägern (Qualifizierungs-,<br />
Beschäftigungs- und Beratungsträger) und<br />
aus sonstigen am Thema Gender Mainstreaming interessierten<br />
Einrichtungen eingeladen. Der Charakter der<br />
Tagung und der einzelnen Beiträge sollte dem Spannungsfeld<br />
zwischen der Bestandsaufnahme des positiv<br />
Erreichten und der Rolle des <strong>ESF</strong> dabei sowie den noch<br />
zu bewältigenden Problemen gerecht werden.
Konzept<br />
Das Konzept der <strong>ESF</strong>-Fachtagung Gender Mainstreaming<br />
unterscheidet sich von bisherigen Tagungen zum<br />
Thema Gender Mainstreaming vor allem durch die folgenden<br />
Aspekte:<br />
1. Es handelte sich um eine Tagung <strong>im</strong> Rahmen einer<br />
Reihe von <strong>ESF</strong>-Tagungen, beginnend mit dem <strong>ESF</strong>-<br />
Kongress in Berlin (November 2003). Die Tagung<br />
hatte also einen expliziten Fokus auf die Planung,<br />
Steuerung und Umsetzung des Europäischen Sozialfonds<br />
in der Bundesrepublik Deutschland. Hierdurch<br />
wurde auch die Bedeutung des <strong>ESF</strong> für die Arbeitsmarkt-<br />
und Beschäftigungspolitik in der Bundesrepublik<br />
Deutschland zum Ausdruck gebracht, was auch<br />
u.a. durch die Beteiligung des Präsidenten des Senats<br />
der Freien Hansestadt <strong>Bremen</strong>, Herrn Bürgermeister<br />
Scherf, und von Frau Senatorin Röpke deutlich<br />
wurde.<br />
2. Die Tagung war nicht regional sondern bundesweit<br />
ausgerichtet, wobei die regionale Vielfalt ein<br />
wesentlicher Konzeptbestandteil war: Es wurde bei<br />
der Konzeption u.a. auch darauf geachtet, dass die<br />
Tagung sowohl auf die alten Bundesländer (<strong>ESF</strong>-Ziel<br />
3) als auch auf die neuen Bundesländer (<strong>ESF</strong>-Ziel 1)<br />
ausgerichtet war und darüber hinaus auch bundesweite<br />
Aktivitäten einbezog. Dadurch konnte erstmals<br />
eine gesamtdeutsche Bestandsaufnahme zum<br />
Thema vorgenommen werden. Die gesamtdeutsche<br />
Ausrichtung fand nicht nur auf der Tagung selbst<br />
durch die Referntinnen und Referenten sowie Projektpräsentationen,<br />
sondern auch bei dem Treffen<br />
der Bund-Länder-AG Gender Mainstreaming 1 <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />
am Vortag seinen Ausdruck, an der Vertreterinnen<br />
und Vertreter aus den neuen und den alten Bundesländern<br />
teilgenommen haben.<br />
3. Das Tagungskonzept integrierte die wesentlichen<br />
Akteure des Europäischen Sozialfonds: Projektträger,<br />
die Bundesländer, den Bund und die EU-Kommission,<br />
aber auch zivilgesellschaftliche Akteure. Dieser integrierte,<br />
partnerschaftliche Ansatz bot einerseits die<br />
Möglichkeit, erstmals eine politische Bewertung der<br />
bisherigen Umsetzung von Gender Mainstreaming<br />
für den Mitgliedstaat Bundesrepublik Deutschland<br />
vornehmen zu können und andererseits, die Vielfalt<br />
von good practice aber auch Defizite der bisherigen<br />
Umsetzung aufzuzeigen. Nicht zuletzt bot die<br />
Tagung auch erstmals die Gelegenheit zur breiten<br />
Diskussion zum Thema zwischen Personen der Planungs-<br />
und Steuerungs- sowie Umsetzungsebene.<br />
Konzeption der Tagung<br />
4. Sämtliche strukturellen Aspekte des Themas wurden<br />
durch die Tagung abgedeckt:<br />
a. Die Veränderung von Strukturen und Verfahren<br />
durch die Implementierung von Gender Mainstreaming,<br />
d.h. die Einführung der geschlechtsspezifischen<br />
Perspektive in Planungs- und Umsetzungsprozesse<br />
sowie<br />
b. die Förderung der Chancengleichheit von Frauen<br />
und Männern durch eine veränderte Mainstreamförderpraxis<br />
und durch frauenspezifische Förderansätze.<br />
5. Konzeptionell basierte die Tagung auf einem starken<br />
Praxisbezug. Die auf der Tagung vorgestellten vielfältigen<br />
Praxisansätze aus den Bereichen Implementierung<br />
und Projektförderung können die Diskussionen<br />
um good practice von Gender Mainstreaming<br />
bereichern und Akteurinnen und Akteuren vielfältige<br />
Anregungen geben.<br />
6. Die Tagung hat für die Bewertung der bisherigen<br />
Erfolge und Defizite bei der Umsetzung von Gender<br />
Mainstreaming vielfältige Praxisansätze präsentiert,<br />
sodass die Planungen für die EU-Förderperiode ab<br />
dem Jahre 2007 davon profitieren können.<br />
Zusammengefasst kann gesagt werden, dass mit der<br />
ersten bundesweiten <strong>ESF</strong>-Fachtagung zum Thema Gender<br />
Mainstreaming eine bisherige Lücke bezüglich der<br />
Querschnittsaufgabe Gender Mainstreaming und des<br />
Querschnittsziels Chancengleichheit zwischen Frauen<br />
und Männern geschlossen werden konnte.<br />
1 Es gibt zwei Bund-Länder-AG zum Thema in der<br />
Bundesrepublik Deutschland, da diese an die<br />
Umsetzungsstrukturen des <strong>ESF</strong> gekoppelt sind:<br />
Für die Ziel 1-Länder (neue Bundesländer) die AG<br />
Chancengleichheit in den EU-Strukturfonds und für<br />
die Ziel 3-Länder (alte Bundesländer) die AG Gender<br />
Mainstreaming. Beides sind Arbeitsgruppen der<br />
Begleitausschüsse – der politischen Steuerungsgremien<br />
der EU-Strukturfonds.<br />
9
10<br />
Konzeption der Tagung<br />
Struktur<br />
Die Struktur des Tagungskonzeptes und der inhaltliche<br />
Ablauf sind folgend dokumentiert.<br />
Um den methodischen Nachteil von Tagungen – zu<br />
wenig Raum und Zeit für Diskussion und informellen<br />
Austausch – auszugleichen, fanden am Vortag zwei<br />
Veranstaltungen statt:<br />
1. Ein gemeinsames Treffen von VertreterInnen der<br />
zwei Bund-Länder-Arbeitsgruppen zum Thema Gender<br />
Mainstreaming und Chancengleichheit. Auf diesem<br />
Treffen wurden u.a. der unterschiedliche Umsetzungsstand<br />
von Gender Mainstreaming in den<br />
Bundesländern und auf der Bundesebene sowie die<br />
aktuellen Planungen zur neuen Förderperiode der<br />
EU-Strukturfonds ab dem Jahre 2007 unter dem Fokus<br />
des Ziels der Chancengleichheit zwischen Frauen<br />
und Männern diskutiert. Als Praxisbeispiel fand<br />
eine Präsentation des Gender-Institut Sachsen-Anhalt<br />
(http://www.g-i-s-a.de) statt.<br />
2. Am Vorabend der Tagung fand ein informelles Treffen<br />
mit kultureller Umrahmung (Kurzführung durch<br />
das Museum Weserburg) und Imbiss statt. Dort war<br />
Raum und Zeit zum Gedanken- und Erfahrungsaustausch<br />
für die Mitglieder der Bund-Länder-Arbeitsgruppen<br />
zum Thema sowie für die am Vorabend angereisten<br />
Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer.<br />
Die Tagung selbst bestand aus drei Teilen und einem<br />
Rahmenprogramm:<br />
1. gemeinsamer Einführungsteil: Gender Mainstreaming<br />
<strong>im</strong> <strong>ESF</strong>; Zwischenbilanz und Perspektiven,<br />
2. drei thematisch getrennte Foren:<br />
a. Erfahrungen mit unterschiedlichen Implementierungsstrategien,<br />
b. Zwischenbilanz der Umsetzung,<br />
c. Good practice der Förderpraxis und<br />
3. gemeinsamer Schlussteil: Umsetzung des Gender<br />
Mainstreaming in der bremischen Verwaltung.<br />
4. Eine Projektmesse bildete das Rahmenprogramm<br />
der Tagung.<br />
Für das leibliche Wohlergehen der Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer sorgte das Tagungscatering der aus<br />
<strong>ESF</strong>-Mitteln geförderten Akademie Überlingen.<br />
Einführungsteil<br />
Der von Frau Jansen, <strong>ESF</strong>-Fondsverwalterin des <strong>Land</strong>es<br />
<strong>Bremen</strong>, moderierte Einführungsteil am Vormittag<br />
stand unter der Überschrift „Gender Mainstreaming <strong>im</strong><br />
<strong>ESF</strong>; Zwischenbilanz und Perspektiven“. Hier wurde die<br />
politische Bewertung des bisher Erreichten sowie ein<br />
Ausblick auf die Zukunft aus Länder-, Bundes- und EU-<br />
Sicht vorgenommen. Frau Röpke, Senatorin für Arbeit,<br />
Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales der Freien<br />
Hansestadt <strong>Bremen</strong>, eröffnete die Tagung mit einem<br />
Grußwort und verwies darin auf bisher Erreichtes und<br />
aktuelle Anstrengungen <strong>im</strong> <strong>Land</strong>e <strong>Bremen</strong>. Die Zwischenbilanz<br />
und Perspektive aus Europäischer Sicht<br />
stellte Hélène Clark, Abteilungsleiterin bei der Europäischen<br />
Kommission (Generaldirektion Beschäftigung),<br />
dar. Günter Winkler, Referatsleiter für den Europäischen<br />
Sozialfonds (Bundesministerium für Arbeit und<br />
Wirtschaft), komplettierte den Einführungsteil durch<br />
die Sicht des <strong>ESF</strong>-Fondsverwalters auf die Umsetzung in<br />
der Bundesrepublik Deutschland.<br />
Thematische Foren<br />
Der Nachmittag stand <strong>im</strong> Zeichen dreier moderierter,<br />
thematischer Foren, deren Schwerpunkt die Präsentation<br />
von Beiträgen war, die aber auch die Möglichkeit<br />
zu Diskussionen gaben. Es wurde aus methodischen<br />
Gründen auf eine Berichterstattung aus den Foren für<br />
das Plenum verzichtet, da sich dieses Konzept allzu oft<br />
als unproduktiv gezeigt hat.
Forum I<br />
Das von Frau Hauffe, <strong>Land</strong>esbeauftragte für Frauen des<br />
<strong>Land</strong>es <strong>Bremen</strong>, moderierte Forum I stand unter der<br />
Überschrift „Erfahrungen mit unterschiedlichen Implementierungsstrategien“.<br />
Dort wurden verschiedene<br />
Erfahrungen mit unterschiedlichen Ansätzen aus einem<br />
neuen Bundesland (Brandenburg), einem alten Bundesland<br />
(Baden-Württemberg) und aus dem benachbarten<br />
Österreich, exemplarisch für einen EU-Mitgliedstaat,<br />
vorgestellt. Die drei vorgestellten Ansätze sind auch<br />
inhaltlich exemplarisch. Es wurden Möglichkeiten und<br />
Grenzen der unterschiedlichen Implementierungsstrategien<br />
aufgezeigt, um Anregungen von good practice-<br />
Ansätzen für die zukünftige Umsetzung des <strong>ESF</strong>,<br />
v.a. aber für die Planung der nächsten Förderperiode<br />
zu geben.<br />
Frau Christel Langhoff, Referentin für Frauenförderung<br />
und Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt und <strong>im</strong><br />
Beruf (Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und<br />
Frauen des <strong>Land</strong>es Brandenburg), stellte u.a. die während<br />
der Planungsphase für die aktuelle Förderperiode<br />
durchgeführte Machbarkeitsstudie vor, die erstmals<br />
die Möglichkeiten für eine integrierte Implementierung<br />
und Umsetzung der Doppelstrategie Gender Mainstreaming<br />
in allen drei EU-Strukturfonds (<strong>ESF</strong>, EFRE und EA-<br />
GFL) aufgezeigt hat.<br />
Österreich hat in Vorbereitung auf die aktuelle Programmplanungsperiode<br />
<strong>im</strong> Vorfeld verschiedene<br />
Studien zur Gemeinschaftspolitik Chancengleichheit<br />
zwischen Frauen und Männern durchgeführt (u.a. <strong>ESF</strong>-<br />
Schwerpunktevaluierungen, Machbarkeitsstudie) und<br />
als Konsequenz auf Ebene des Mitgliedstaates eine Unterstützungsstruktur<br />
zur Implementierung und Umsetzung<br />
der Doppelstrategie Gender Mainstreaming (GeM)<br />
eingerichtet. Frau Tosca Wendt von der Koordinationsstelle<br />
für Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong> (Wien) stellte<br />
diese Unterstützungsstruktur und die bisherigen Erfahrungen<br />
mit dieser vor.<br />
Baden-Württemberg hat für die zweite Hälfte des <strong>ESF</strong>-<br />
Förderzeitraumes (ab 2004) eine Unterstützungsstruktur<br />
zur Implementierung und Umsetzung der<br />
Doppelstrategie Gender Mainstreaming beauftragt<br />
(<strong>ESF</strong>-gefördertes Projekt „Gender Mainstreaming <strong>im</strong><br />
Europäischen Sozialfonds“. Frau Rösgen, Geschäftsführerin<br />
von proInnovation, stellte diese Unterstützungsstruktur<br />
vor.<br />
Forum II<br />
Konzeption der Tagung<br />
In dem von Klaus Müller, Referent bei der Europäischen<br />
Kommission (Generaldirektion Beschäftigung), moderierten<br />
Forum II wurden die bisher vorliegenden <strong>ESF</strong>-<br />
Umsetzungsergebnisse, unter der Fragestellung der<br />
Zielerreichung der Förderung der Chancengleichheit<br />
zwischen Frauen und Männern und unter der Überschrift<br />
„Zwischenbilanz der Umsetzung“, präsentiert<br />
und diskutiert. Die dort vorgenommene Gesamtbewertung<br />
bezog sich auf die Bundesrepublik Deutschland.<br />
Als Konsequenz der Ergebnisse der Halbzeitbewertungen<br />
wurde vom Ziel 3-Begleitausschuss eine Bund-<br />
Länder-Arbeitsgruppe Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />
eingerichtet, um die Möglichkeiten einer verbesserten<br />
Implementierung und Umsetzung der Doppelstrategie<br />
Gender Mainstreaming zu eruieren. Maria Kathmann,<br />
Sprecherin der Arbeitsgruppe sowie Mitglied des Ziel<br />
3-Begleitausschusses und stellvertretende Vorsitzende<br />
des Deutschen Frauenrat e.V. berichtete engagiert über<br />
die Grundlage der AG sowie über deren bisherige und<br />
geplante Arbeit.<br />
Die Institute RWI (Essen) und söstra (Berlin) waren mit<br />
der Halbzeitbewertung der Umsetzungsergebnisse Ziel<br />
3 und des operationellen Programms des Bundes Ziel 1<br />
beauftragt. Im Rahmen der Halbzeitbewertung haben<br />
sie u.a. auch die Umsetzungsergebnisse der <strong>ESF</strong>-Förderungen<br />
in den alten und neuen Ländern sowie die<br />
Umsetzung der Bundesagentur für Arbeit und der Bundesministerien<br />
unter dem Fokus der Chancengleichheit<br />
zwischen Frauen und Männern untersucht. Herr<br />
Walter, Verantwortlicher für die Querschnittsaufgabe<br />
Gender Mainstreaming <strong>im</strong> Evaluationsteam, stellte in<br />
seinem Beitrag ausgewählte Forschungsergebnisse und<br />
Schlussfolgerungen zum Thema vor.<br />
Im Jahre 2002 hat das BMFSFJ u.a. die Durchführung<br />
von Gender-Trainings in den Bundesländern und die<br />
wissenschaftliche Begleitung dieser beauftragt. Als ein<br />
Ergebnis ist ein Leitfaden „Gender Mainstreaming <strong>im</strong><br />
Europäischen Sozialfonds“ 2 erarbeitet worden. Inhaltlicher<br />
Schwerpunkt des Beitrages von Dr. Philipp Rogge<br />
(Bundesministerium für Frauen, Senioren Familie und<br />
Jugend) war die Einschätzung der <strong>ESF</strong>-Umsetzungsergebnisse<br />
auf Programmebene, unter Berücksichtigung<br />
der Aktivitäten des BMFSFJ, sowie ein Ausblick auf die<br />
Förderpolitik ab dem Jahre 2007.<br />
2 Die Kurzfassung des Leitfadens ist<br />
<strong>im</strong> Anhang dieses <strong>Tagungsband</strong>es<br />
dokumentiert.<br />
11
12<br />
Konzeption der Tagung<br />
Forum III<br />
Das von Katja Barloschky, Geschäftsführerin der Bremer<br />
Arbeit GmbH, moderierte Forum III ging der Frage<br />
nach, was als good practice zum Thema Gender<br />
Mainstreaming auf der Umsetzungs-, sprich Projektebene<br />
angesehen werden kann. Dieses Forum stellte<br />
somit eine Ergänzung zum Forum II dar, in dem good<br />
practice-Ansätze für die Implementierung von Gender<br />
Mainstreaming vorgestellt wurden und bot andererseits<br />
die Möglichkeit, drei Projekte ausführlicher zu präsentieren,<br />
als es <strong>im</strong> Rahmen der begleitenden Projektausstellung<br />
zur Tagung möglich war. Bei der Planung und<br />
Umsetzung von konkreten Projekten finden sich einerseits<br />
die nach wie vor notwendigen frauenspezifischen<br />
Projekte, die durch positive Diskr<strong>im</strong>inierung einer identifizierten,<br />
konkreten Benachteiligung von Frauen aktiv<br />
entgegenwirken sollen. Allerdings gibt es nach wie<br />
vor Wissensdefizite zur gendergerechten Planung und<br />
Umsetzung von Mainstreamingprojekten. Die Auswahl<br />
der drei präsentierten, sehr unterschiedlichen Projekte<br />
fand ebenso in Abst<strong>im</strong>mung mit den Fachverantwortlichen<br />
der Länder und des Bundes statt wie auch die<br />
begleitende Projektausstellung.<br />
Exemplarisch für die vielfältigen Mentoringansätze stellte<br />
Frau Husel (Universität Koblenz) das Ada-Lovelace-<br />
Projekt vor, ein Mentoringnetzwerk zur Förderung von<br />
Frauen in Technik und Naturwissenschaft aus Rheinland-Pfalz.<br />
Das bundesweite Projekt „IT-<strong>Land</strong>Frauen,<br />
die Strategie der <strong>Land</strong>Frauen <strong>im</strong> Medienzeitalter“ wurde<br />
von Frau Dr. Michael (Deutscher <strong>Land</strong>Frauenverband<br />
e.V.) vorgestellt. Exemplarisch für jene Förderansätze,<br />
die auf eine geschlechterspezifische Personalpolitik<br />
von Unternehmen und den Zusammenhang zwischen<br />
Geschlechtergerechtigkeit und Wettbewerbsfähigkeit<br />
von Unternehmen avisieren, steht das niedersächsische<br />
Projekt „Manage the difference – Fit für den globalen<br />
Markt durch zukunftsorientierte und familienbewußte<br />
Personalpolitik“, das von Frau Regener, Geschäftsführerin<br />
der RubiCon GmbH, vorgestellt wurde.<br />
Rahmenprogramm<br />
Um der Vielfalt der thematischen sowie regionalen<br />
Förderpraxis unter dem Fokus des Querschnittszieles<br />
Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern zumindest<br />
soweit gerecht zu werden, wie dies <strong>im</strong> Rahmen<br />
einer Tagung möglich ist, stellten sich <strong>im</strong> Rahmenprogramm<br />
der Tagung verschiedenste als good practice<br />
ausgewählte Projekte vor.<br />
Abschluss der Tagung<br />
Zum Abschluss der Tagung gab der Präsident des Senats<br />
der Freien Hansestadt <strong>Bremen</strong>, Herr Bürgermeister<br />
Dr. Henning Scherf, einen Überblick über die bisherige<br />
Umsetzung von Gender Mainstreaming in der bremischen<br />
Verwaltung.
Sehr geehrte Frau Clark und Herr Winkler,<br />
sehr geehrte Damen und Herren,<br />
die Verwirklichung der Chancengleichheit zwischen<br />
Frauen und Männern ist eine der zentralen gesellschaftlichen<br />
Aufgaben. Mit der Verankerung des Gender<br />
Mainstreaming-Prinzips hat das Bemühen um eine geschlechtergerechte<br />
Gesellschaft neue Impulse erhalten.<br />
Auf absehbare Zeit werden frauenfördernde Maßnahmen<br />
daneben notwendig bleiben.<br />
Seit der 4. Weltkonferenz in Peking 1995 wird Gender<br />
Mainstreaming in europäischen und internationalen Bereichen<br />
praktiziert. Die Anwendung des Gender Mainstreaming<br />
ist seit dem Inkrafttreten des Amsterdamer<br />
Vertrages Bestandteil der Politik der Europäischen Union.<br />
Damit ist es für die Mitgliedstaaten verpflichtend.<br />
Gender Mainstreaming bedeutet den Abschied von der<br />
Idee geschlechtsneutraler Politik. Es verpflichtet alle<br />
Akteure, die an der Gestaltung politischer Konzepte<br />
und Maßnahmen beteiligt sind, sich an den tatsächlichen<br />
Bedürfnissen von Frauen und Männern zu orientieren.<br />
Dem Gender Mainstreaming liegt die Erfahrung<br />
zugrunde, dass sich vordergründig geschlechtsneutral<br />
angelegte Maßnahmen sehr unterschiedlich auf die Geschlechter<br />
auswirken können.<br />
Im <strong>Land</strong> <strong>Bremen</strong> gibt es einen Senatsbeschluss zur Implementierung<br />
des Gender Mainstreaming auf allen Ebenen<br />
der bremischen Verwaltung. Bürgermeister Dr. Henning<br />
Scherf wird heute Nachmittag darüber berichten.<br />
In die Europäischen Strukturfonds wurden für die Förderperiode<br />
2000-2006 erstmals gezielte Vorgaben zur<br />
Beachtung des Gender Mainstreaming aufgenommen.<br />
Wesentliches Ziel der EU-Förderung ist der Ausgleich<br />
von Ungleichgewichten und Benachteiligungen der Bürger.<br />
Dazu gehören auch die Chancen-Ungleichheiten<br />
von Frauen und Männern. Das Gender Mainstreaming-<br />
Prinzip soll bei der Umsetzung des <strong>ESF</strong> eine herausgehobene<br />
Rolle spielen. Hélène Clark und Günter Winkler<br />
werden dieses Thema aus europäischer und deutscher<br />
Perspektive beleuchten.<br />
Eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche<br />
Umsetzung ist die Entwicklung von Gender-Kompetenz<br />
Dokumentation der Eröffnungsreden<br />
Karin Röpke<br />
Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit,<br />
Jugend und Soziales, <strong>Bremen</strong><br />
bei den <strong>ESF</strong>-Programm- und Projekt-Verantwortlichen.<br />
Mit Beginn der neuen Förderperiode wurden <strong>im</strong> <strong>Land</strong><br />
<strong>Bremen</strong> viele umfangreiche Gender-Trainings für Projektträger<br />
und andere arbeitsmarktrelevante Akteure<br />
durchgeführt. Wir führen mehrere Pilotprojekte zur<br />
Implementierung des Gender Mainstreaming in der<br />
bremischen Verwaltung durch. Eines davon ist z.B. das<br />
Pilotprojekt zur Einführung des Gender Mainstreaming<br />
in die Bremer Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik.<br />
Im Beschäftigungspolitischen Aktionsprogramm (BAP)<br />
werden alle arbeitsmarktpolitischen Mittel – also auch<br />
die <strong>ESF</strong>-Mittel – gebündelt. Im letzten Herbst wurde<br />
dazu eine exemplarische Gender Mainstreaming-Bewertung<br />
eines Wettbewerbsaufrufs extern vergeben.<br />
Ergebnis: Es besteht weiterer Verbesserungsbedarf<br />
auf allen Verfahrensebenen. Konkrete Schritte, wie z.B.<br />
die Doppelstrategie Gender Mainstreaming zukünftig<br />
besser in die Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik<br />
des <strong>Land</strong>es integriert werden kann, wurden empfohlen.<br />
Weiterhin wurde vorgeschlagen, überprüfbare Chancengleichheits-Ziele<br />
mit Zeithorizonten zu definieren.<br />
Es wurde schon begonnen, neue Wettbewerbsaufrufe<br />
nach den Empfehlungen des Gutachtens zu erweitern.<br />
Das hat zu einer signifikant besseren Antragslage be<strong>im</strong><br />
letzten Wettbewerbsaufruf zu Strukturhilfen geführt.<br />
Für eine flächendeckende Gleichstellung von Frauen<br />
und Männern ist noch viel zu tun. Die heutige bundesweite<br />
Gender-Fachtagung soll ein Betrag dazu sein.<br />
Die Erfahrungen mit den unterschiedlichen Implementierungsstrategien<br />
von Gender Mainstreaming werden<br />
Sie diskutieren, auch die Erfahrungen mit der Umsetzung<br />
auf Projektebene.<br />
Oskar Wilde hatte die Zeichen der Zeit erkannt, als er<br />
formulierte: „Der wachsende Einfluss der Frauen ist das<br />
einzig Beruhigende an unserem politischen Leben.“ Ich<br />
sehe das auch so und stelle fest, dass dieser politische<br />
Prozess aber noch nicht so weit gediehen ist, dass ich<br />
mich beruhigt zurück lehnen könnte. Langer Atem ist<br />
weiterhin gefragt.<br />
Ich wünsche Ihnen eine anregende und produktive Tagung.<br />
(Es gilt das gesprochene Wort.)<br />
Grußwort<br />
13
14 Dokumentation der Eröffnungsreden<br />
Hélène Clark. Europäische Kommission, Brüssel.<br />
Abteilungsleiterin Europäischer Sozialfonds, Generaldirektion<br />
Beschäftigung und Soziales<br />
Sehr geehrte Frau Senatorin!<br />
Sehr geehrte Damen und Herren!<br />
Ich möchte mich für die freundliche Einladung bedanken,<br />
hier an dieser <strong>ESF</strong>-Fachtagung zu Gender Mainstreaming<br />
aus europäischer Sicht zu sprechen.<br />
Ich möchte mich dafür bedanken, dass Sie in <strong>Bremen</strong><br />
die Organisation und Ausrichtung dieser bundesweiten<br />
Tagung übernommen haben, denn damit ist doch<br />
<strong>im</strong>mer eine Menge Arbeit verbunden.<br />
In Brüssel stellen wir <strong>im</strong>mer wieder erfreut fest, wie<br />
einfallsreich, engagiert und wirkungsvoll <strong>Bremen</strong> den<br />
<strong>ESF</strong> umsetzt. Das ist vor allem Frau Senatorin und Frau<br />
Jansen und ihrem Team zu verdanken, die ja auch die<br />
heutige Veranstaltung vorbereitet haben.<br />
Ich werde in meinen Ausführungen zunächst auf die<br />
Notwendigkeit der Umsetzung zur Strategie Gender<br />
Mainstreaming auf EU-Ebene eingehen, dabei den Begriff<br />
des Gender Mainstreaming durchleuchten, und<br />
weiter der Frage nachgehen, wie denn die EU Gender<br />
Mainstreaming fördert? Insbesondere mit Hilfe der<br />
Strukturfonds. Und schließlich wird Sie interessieren,<br />
wie denn die Kommission die deutschen Erfahrungen<br />
bewertet?<br />
Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />
Zwischenbilanz und Perspektiven aus<br />
europäischer Sicht<br />
Warum brauchen wir<br />
Gender Mainstreaming in der EU?<br />
Nach wie vor gibt es erhebliche Unterschiede zwischen<br />
Frauen und Männern am Arbeitsmarkt und damit auch<br />
<strong>im</strong> Sozialbereich. Diese lassen sich zum einen über die<br />
unterschiedliche Erwerbsorientierung von Frauen und<br />
Männern und zum anderen über die indirekte Diskr<strong>im</strong>inierung<br />
von Frauen durch scheinbar neutrale Politiken<br />
und Maßnahmen erklären.<br />
Sehen Sie selbst anhand konkreter Daten:<br />
– Die Beschäftigungsquote der Frauen in der EU liegt<br />
16 Prozentpunkte unter jener der Männer: Nur 55 %<br />
aller Frauen <strong>im</strong> erwerbsfähigen Alter gegenüber<br />
71 % Männern sind erwerbstätig. In Deutschland<br />
liegen die vergleichbaren Daten bei 59 % für Frauen<br />
und 71 % für Männer. Der Anstieg der Frauenerwerbstätigkeit<br />
ist vor allem auf die Zunahme der Teilzeitarbeit<br />
zurückzuführen.<br />
– Die Arbeitslosenquote von Frauen übersteigt die<br />
der Männer um durchschnittlich 1,2 Prozentpunkte.<br />
Sie betrug <strong>im</strong> Jahr 2003 EU-weit 10 %. In Deutschland<br />
lag dagegen 2003 die Arbeitslosenquote<br />
der Frauen mit 9,2 % unter jener der Männer mit<br />
10%. Die Dominanz der weiblichen Arbeitskräfte<br />
<strong>im</strong> Dienstleistungssektor und damit wiederholt in<br />
Teilzeitarbeitsverhältnissen ist eine Erklärung.<br />
– Das Lohngefälle besteht weiterhin. Im EU-Durchschnitt<br />
verdienen Frauen 15 bis 20 % weniger als<br />
Männer (Eurostat). Deutschland hält hier mit Großbritannien<br />
einen traurigen Rekord: Mit 21 % erreicht<br />
das Lohngefälle den Spitzenwert bei den alten Mitgliedstaaten.<br />
– Auch das Armutsrisiko trifft ungleich stärker allein<br />
erziehende Frauen. In Deutschland mit 35,4 % etwa<br />
dre<strong>im</strong>al häufiger als durchschnittlich (13,5 %).<br />
Diese Geschlechterungleichheiten sind eindeutig nicht<br />
mit dem Europäischen Sozialmodell vereinbar. Darüberhinaus<br />
verhindern sie auch die Ziele der Lissabon<br />
Strategie, mehr Wachstum, mehr Beschäftigung und<br />
mehr sozialen Zusammenhalt zu erreichen.
Beschäftigungspolitische Aktivitäten zum Ausgleich dieser<br />
Benachteiligungen für Frauen auf dem Arbeitsmarkt<br />
haben nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Deshalb<br />
sollte Gender Mainstreaming ganzheitlich ansetzen.<br />
Was verstehen wir eigentlich unter<br />
dem Begriff Gender Mainstreaming?<br />
Der Begriff des Gender Mainstreaming geht auf einen<br />
Beschluss der vierten Weltfrauenkonferenz 1995 in<br />
Peking zurück. Demnach wurde gefordert, bei allen<br />
Planungen, Entscheidungen und Umsetzungen politischer<br />
Maßnahmen die konkreten Auswirkungen dieser<br />
Maßnahmen auf Männer und Frauen zu analysieren, zu<br />
bewerten und zu berücksichtigen.<br />
Gender steht für das soziale Geschlecht, für gesellschaftliche<br />
Geschlechterrollen, Vorstellungen und Erwartungen,<br />
wie Frauen und Männer sein sollen, die sich<br />
demnach innerhalb der Geschichte verändern können<br />
und zwischen den Kulturen unterscheiden.<br />
Mainstream meint in den Hauptstrom bringen. Ein best<strong>im</strong>mtes<br />
Denken und Handeln in Politik, Verwaltung,<br />
etc. wird zu einem selbstverständlichen Handlungsmuster.<br />
Gender Mainstreaming ist demnach als Strategie zu<br />
verstehen, die die Gleichstellung von Frauen und Männern<br />
zum Ziel hat, indem eine geschlechtssensible Perspektive<br />
in alle Aktivitäten und Maßnahmen integriert<br />
wird. Das bedeutet, dass unterschiedliche Situationen<br />
und Bedürfnisse von Frauen und Männern berücksichtigt<br />
und alle Vorhaben auf ihre geschlechtsspezifischen<br />
Wirkungen hin überprüft werden. Alle Maßnahmen<br />
werden so gestaltet, dass sie die Chancengleichheit<br />
fördern.<br />
Unsere Wahrnehmungsmuster, Wertvorstellungen<br />
und persönliche Identität sind nach dem sozialen Geschlecht<br />
strukturiert. Gesellschaft, Wirtschaft und Politik<br />
sind nach unterschiedlichen Rollen und Positionen<br />
von Frauen und Männern organisiert und reproduzieren<br />
diese gleichzeitig. Deshalb ist das Geschlechterverhältnis<br />
eine Frage der sozialen Gerechtigkeit.<br />
Die Erkenntnis von Geschlecht als soziale Kategorie<br />
ist deshalb von großer Bedeutung. Erkennt man diese<br />
Unterschiede als gesellschaftlich „gemachte“, so kann<br />
man diese Unterschiede prinzipiell als veränderbar begreifen.<br />
Dokumentation der Eröffnungsreden<br />
Während isoliert bleibende „Sondermaßnahmen“ für<br />
Frauen zwar unmittelbar viel bewirken, können sie jedoch<br />
nicht zu einer langfristigen strukturellen Veränderung<br />
ausreichend beitragen. Vor allem nicht bei einer<br />
„geschlechtsneutralen“ allgemeinen Politik, die strukturelle<br />
Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern<br />
ignoriert und deshalb reproduziert.<br />
In einer geschlechtsstrukturierten Realität kann es keine<br />
„geschlechtsneutralen“ Maßnahmen geben. Gender<br />
Mainstreaming heißt in einem ersten Schritt die Berücksichtigung<br />
von Unterschieden zwischen Frauen und<br />
Männern zum Ausgleich von Benachteiligungen und in<br />
einem zweiten Schritt den Abbau von ungleichen Strukturen.<br />
Chancengleichheit heißt nicht Gleichbehandlung. Denn<br />
wenn Ungleiche gleich behandelt werden, führt das<br />
nicht zur Gleichheit, sondern setzt Ungleichheit fort.<br />
Wie fördert die EU<br />
Gender Mainstreaming?<br />
In Folge der Weltfrauenkonferenz 1995 und gestützt<br />
auf den Amsterdamer Vertrag von 1997 (1999 in Kraft<br />
getreten) wurde Gender Mainstreaming in der Europäischen<br />
Kommission zu einem gesamtgesellschaftlichen<br />
Konzept verankert.<br />
Nach dem Amsterdamer Vertrag sind alle Mitgliedstaaten<br />
verpflichtet, Gender Mainstreaming einzuführen.<br />
Der Amsterdamer Vertrag schreibt die Gleichbehandlung<br />
von Männern und Frauen ausdrücklich als von<br />
der Gemeinschaft angestrebte Aufgabe (Artikel 2) und<br />
Tätigkeiten (Artikel 3) fest. Bei allen Vorhaben sollen<br />
die unterschiedlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen<br />
von Frauen und Männern und die Auswirkungen auf<br />
Frauen und Männer berücksichtigt werden.<br />
Die praktische Umsetzung des Gender Mainstreaming<br />
ist in der Rahmenstrategie der Gemeinschaft zur Förderung<br />
der Gleichstellung von Frauen und Männern<br />
(2001-2005) dargelegt, die erstmals sämtliche, bisher<br />
mehr oder weniger isolierte Initiativen und Programme<br />
unter einem Dach vereint.<br />
15
16 Dokumentation der Eröffnungsreden<br />
Hélène Clark:<br />
Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong>, Zwischenbilanz und Perspektiven aus europäischer Sicht<br />
Die Europäische Beschäftigungsstrategie und die Eu-<br />
ropäische Strategie zur sozialen Eingliederung tragen<br />
zur Förderung von Chancengleichheit und Gender<br />
Mainstreaming bei. Erst gestern (12.04.2005) wurden<br />
infolge der neuen Lissabon Strategie, wie sie der Europäische<br />
Rat vom 22. und 23. März 2005 verabschiedet<br />
hat, die neuen integrierten Leitlinien für Wachstum und<br />
Beschäftigung von der Kommission vorgelegt.<br />
Gender Mainstreaming wird darin ausdrücklich als essentiell<br />
für mehr Beschäftigung und zur Modernisierung<br />
der Sozialschutzsysteme genannt. Der Rat von Lissabon<br />
hat zudem quantitative Ziele für die Gleichstellungspolitik<br />
vorgegeben. So soll die Beschäftigungsquote von<br />
Frauen bis 2010 auf durchschnittlich 60 % steigen.<br />
Deutschland kann diese Zielvorgabe erreichen.<br />
Die Kommission und der Rat haben in ihrer kürzlich<br />
vorgelegten Analyse der Europäischen Beschäftigungspolitik<br />
Fortschritte bei der Umsetzung der meisten EU-<br />
Empfehlungen festgestellt. In einigen Punkten ist dies<br />
aber erst begrenzt sichtbar, etwa hinsichtlich der Beseitigung<br />
steuerlicher Hindernisse für die Beschäftigung<br />
von Frauen und insbesondere des Mangels an Kinderbetreuung.<br />
Die Erhöhung der Arbeitsmarktbeteiligung steht auch<br />
<strong>im</strong> Vordergrund der europäischen Strategie zur sozialen<br />
Eingliederung. Verknüpft mit der Beschäftigungspolitik,<br />
ist sie ein wirksames Sicherheitsnetz auf nationaler<br />
Ebene.<br />
Die Strukturfonds und insbesondere der <strong>ESF</strong> sind deshalb<br />
als Finanzinstrument zur Umsetzung der Europäischen<br />
Beschäftigungsstrategie besonders geeignet hier<br />
anzusetzen. Gender Mainstreaming ist dabei durchgängiges<br />
Prinzip.<br />
Da <strong>im</strong> Jahr 2000 die Förderperiode der Strukturfonds<br />
anlief, müssten nach der Europäischen Rahmenstrategie<br />
die Mitgliedstaaten bei der Planung, Umsetzung<br />
und Bewertung der mit Strukturfondsmitteln finanzierten<br />
Aktivitäten und Maßnahmen den Gender Mainstreaming-Ansatz<br />
verfolgen. Die EU-Kommission gibt<br />
zwar den Rahmen vor, aber die Mitgliedsländer haben<br />
durchaus Spielräume, ihre eigenen struktur- und arbeitsmarktpolitischen<br />
Strategien zu setzen.<br />
Auch die Europäischen Sozialpartner unterstrichen<br />
erst kürzlich (22.03.2005), bezugnehmend auf die<br />
Rahmenstrategie, die Wichtigkeit einer ganzheitlichen<br />
Strategie und damit auch die Rolle der nationalen Sozialpartner<br />
Maßnahmen zu setzen. Fünf Prioritäten,<br />
gerichtet an die nationalen Sozialpartner, stehen dabei<br />
für die nächsten fünf Jahre <strong>im</strong> Mittelpunkt: Geschlechterrollen,<br />
Frauen in Entscheidungspositionen, Balance<br />
zwischen Arbeit und Privatleben und Gender Pay Gap.<br />
Die neue sozialpolitische Agenda (09.02.2005), die<br />
den Zeitraum bis 2010 abdeckt, ergänzt und unterstützt<br />
die Lissabonner Strategie. Die Agenda spielt eine<br />
Schlüsselrolle bei der Förderung der sozialen D<strong>im</strong>ension<br />
des Wirtschaftswachstums. Neben der Priorität der<br />
Beschäftigung legt die Agenda ihren Fokus auch auf die<br />
Priorität der Bekämpfung der Armut sowie der Förderung<br />
der Chancengleichheit.<br />
Wie Sie wissen, ergänzen die sozialpolitischen Kompetenzen<br />
der Union jene der Mitgliedstaaten. Die Union<br />
verfügt zwar über eine wirkungsvolle Palette von Instrumenten,<br />
die zugleich den Mehrwert der europäischen Politik<br />
gewährleisten, aber auch dem Subsidiaritätsprinzip<br />
entsprechen. Wie eben die Rechtsetzung von Mindeststandards<br />
für die Arbeitsbedingungen <strong>im</strong> Binnenmarkt<br />
oder zur Gleichbehandlung von Frauen und Männern.<br />
Gilt es unter der Priorität Beschäftigung der Agenda unter<br />
anderem die (Wieder-)Eingliederung von Frauen in<br />
den Arbeitsmarkt zu unterstützen, so sollen auch die<br />
Mindesteinkommensregelungen in den Mitgliedstaaten<br />
untersucht werden.<br />
Die Initiative zur Gründung eines Gender-Instituts fällt<br />
ebenfalls unter die Priorität Armut und Chancengleichheit<br />
der Agenda. Das Institut soll unter anderem Lösungsansätze<br />
gegen die Diskr<strong>im</strong>inierungen von Frauen<br />
<strong>im</strong> Erwerbsleben, insbesondere der Lohnunterschiede<br />
erarbeiten.<br />
Auch der <strong>im</strong> Februar veröffentlichte Bericht zur<br />
Gleichstellung von Frau und Mann 2005 sieht die geschlechtsspezifischen<br />
Unterschiede in der EU in den<br />
Bereichen Beschäftigung und Bildung zwar verringert,<br />
das geschlechtsspezifische Lohngefälle jedoch nahezu<br />
unverändert.<br />
Eine weitere Aufgabe des Gender-Instituts soll auch die<br />
Entwicklung von tools sein, um Geschlechtergleichheit<br />
in alle Gemeinschaftspolitiken zu integrieren. Interessensvertreter<br />
und -vertreterinnen sollen Gelegenheit<br />
finden mit Politikern und Politikerinnen sowie Experten<br />
und Expertinnen ihre Erfahrungen auszutauschen.
Sobald das Europäische Parlament und der Rat seine<br />
Bestätigung gegeben haben, kann die Arbeit dieser<br />
neuen Einrichtung 2007 aufgenommen werden. Bis<br />
2013 soll ein Budget von 52,5 Millionen Euro von der<br />
EU zur Verfügung gestellt werden.<br />
Wie sieht nun der Beitrag der<br />
Strukturfonds aus?<br />
Mit der Strategie Gender Mainstreaming gesprochen,<br />
stellen sich in allen Planungs- und Entscheidungsschritten<br />
<strong>im</strong>mer die folgenden Fragen:<br />
– Wie sieht das Geschlechterverhältnis in dem<br />
betreffenden Bereich aus?<br />
– Wie wirkt sich das geplante Vorhaben auf die<br />
Situation von Frauen und Männern aus?<br />
– Wie kann ein Beitrag zur Förderung der Gleichstellung<br />
geleistet werden?<br />
Auf Maßnahmenebene in den Programmen des Europäischen<br />
Sozialfonds bedeutet das unter anderem, dass<br />
Frauen und Männern gleiche Zugangs- und Teilhabechancen<br />
garantiert werden. Darüber hinaus aber Frauen<br />
wie Männer auch gleich von den Maßnahmen profitieren<br />
können. Für einen positiven Erfolg sind hierfür<br />
vier Schritte notwendig:<br />
1. die Analyse,<br />
2. die Ziele,<br />
3. die Umsetzung und<br />
4. die Evaluierung,<br />
womit wir wieder bei Punkt eins fortsetzen können. Ein<br />
unendlicher Kreislauf also.<br />
Da für die meisten von Ihnen die Strukturfonds kein<br />
Neuland sind, möchte ich meinen Fokus wie angekündigt<br />
auf Erfahrungen, Evaluierungen und Beispiele legen.<br />
Vorweg dennoch einige Eckdaten:<br />
– Seit 1957 unterstützt der <strong>ESF</strong> Maßnahmen zur<br />
Verhinderung und Bekämpfung der Arbeitslosigkeit,<br />
zur Entwicklung der Humanressourcen und der<br />
sozialen Integration in den Arbeitsmarkt.<br />
– Im Zeitraum 2000-2006 werden in Deutschland<br />
insgesamt 29,8 Mrd. Euro aus <strong>ESF</strong>, EFRE, EAGFL<br />
und FIAF zur Verfügung gestellt.<br />
– Mit dem Gender Mainstreaming-Ansatz in den<br />
Strukturfonds sollen nachhaltige Anstrengungen<br />
unternommen werden, Ungleichheiten zwischen<br />
Frauen und Männern zu überwinden. Sie erinnern<br />
sich an meine Ausführungen zu Beginn.<br />
Dokumentation der Eröffnungsreden<br />
Wir können bereits auf Fortschritte der Programme<br />
2000-2006 gegenüber dem vorhergehenden Planungszeitraum<br />
schauen. Ich möchte Ihnen einige Beispiele<br />
nennen, an denen Sie einen umfassenderen Ansatz zur<br />
Förderung der Gleichstellung erkennen können:<br />
– Die unterschiedliche sozioökonomische Situation<br />
von Frauen und Männern wurde z.B. eingehender<br />
untersucht, wenn auch noch nicht umfassende<br />
Strategien mit konkreten Zielen und Vorgaben damit<br />
Hand in Hand gehen.<br />
– Indikatoren für die Begleitung und Bewertung wurden<br />
verbessert. Eine entscheidende Voraussetzung<br />
(für Gleichstellungsindikatoren) ist nach Artikel 36<br />
der Allgemeinen Verordnung die systematische Aufschlüsselung<br />
der Daten nach Geschlecht.<br />
Geeignete Gleichstellungsindikatoren erfordern mehr<br />
als nur Prozentzahlen zur Beteiligung von Frauen und<br />
Männern an Maßnahmen <strong>im</strong> Rahmen des Projekts. Sie<br />
reichen nicht aus, um Ergebnisse oder Auswirkungen<br />
zu messen. So ist beispielsweise denkbar, dass sehr<br />
viel mehr Frauen als Männer an verschiedenen allgemeinen<br />
und beruflichen Bildungsmaßnahmen teilnehmen.<br />
Doch wenn die Frauen kürzere Kurse absolvieren<br />
und geringere Qualifikationen erwerben, tragen diese<br />
Maßnahmen in Ergebnis und Wirkung nicht zur Gleichstellung<br />
von Frauen und Männern bei.<br />
– Nachahmenswert ist es auch, wenn mehrere Fonds<br />
zusammenwirken: wie z.B. in Irland zur Förderung<br />
der Kinderbetreuung. <strong>ESF</strong> Mittel werden zur Qualitätssteigerung<br />
und Fortbildung des Personals eingesetzt.<br />
EFRE Mittel zur Förderung der Betreuungseinrichtungen.<br />
– Organisationen, die mit Gleichstellung befasst sind,<br />
werden oder sollten zumindest in alle Phasen der<br />
Programme einbezogen werden. Vielleicht kennen<br />
einige von Ihnen den „Gender-Beirat“ in Berlin.<br />
17
18 Dokumentation der Eröffnungsreden<br />
Hélène Clark:<br />
Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong>, Zwischenbilanz und Perspektiven aus europäischer Sicht<br />
Wie bewertet die EU Kommission<br />
die deutschen Erfahrungen?<br />
Chancengleichheit als Querschnittsziel gehört zu den<br />
Innovationen der laufenden Förderphase. Vorbilder<br />
und Erfahrungen gab es wenige, so dass man sich auf<br />
unterschiedlichen Wegen dem Ziel näherte.<br />
– Mit der Umsetzung von Gender Mainstreaming in<br />
den Strukturfonds Deutschlands wurde daher weitgehend<br />
Neuland beschritten. In verschiedenen<br />
Bundesländern wurden Konzepte zur Implementierung<br />
oder Begleitstrukturen entwickelt. Auch<br />
auf Bundesebene wurden Ansätze verwirklicht.<br />
Das BMFSFJ hat hier eine wichtige Koordinierungsfunktion.<br />
– Die Entwicklung von Gender-Kriterien blieb nicht nur<br />
Theorie, sondern wurde ein wichtiges Kriterium der<br />
Projektförderung, wie <strong>im</strong> <strong>ESF</strong> BA-Programm.<br />
– Unter den Instrumenten sind insbesondere Checklisten<br />
verbreitet. Die verwendeten Checklisten versuchen<br />
das allgemeine Ziel zu operationalisieren wie<br />
zum Beispiel:<br />
– Inwieweit werden <strong>im</strong> Projekt die Zielsetzungen des<br />
Gender Mainstreaming formuliert?<br />
– Welche Gleichstellungsziele sollen erreicht werden?<br />
– Welche Wirkungen werden für das Ziel der Gleichstellung<br />
erwartet?<br />
– Verfügt der Projektträger über Erfahrungen mit<br />
diesen Projekten?<br />
– Darüber hinaus wurden mit „Gender-Trainings“ auch<br />
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen qualifiziert, die<br />
für die Projektentwicklung und Durchführung verantwortlich<br />
sind. Sowohl auf <strong>Land</strong>es- wie auch auf<br />
Bundesebene wurden zusätzliche Veranstaltungen<br />
angeboten.<br />
– Inhaltlich konzentrierte sich das Thema Gender<br />
Mainstreaming auf die Stellung der Frau <strong>im</strong> Berufsleben<br />
und auf dem Arbeitsmarkt. Der <strong>ESF</strong> unterstützte<br />
am stärksten dieses Querschnittsziel.<br />
Die anderen Fonds fühlten sich zum Teil nicht zuständig.<br />
– Es wäre wünschenswert, wenn auch die anderen<br />
Fonds sich hier stärker engagierten. Auch könnte die<br />
Länderkooperation – über die Strukturfonds hinaus<br />
– zu einem besseren Verständnis und einer besseren<br />
Verankerung gleichstellungspolitischer Anliegen<br />
führen.<br />
Schluss<br />
Wichtig für alle Akteure und Akteurinnen ist, die <strong>im</strong><br />
Rahmen der vergangenen Programmperiode gesammelten<br />
Erfahrungen und Best Practices zu kennen und<br />
zu nutzen.<br />
Zu den Best Practices gehören z.B. Projekte aus der Gemeinschaftsinitiative<br />
NOW mit den Arbeiten zu Unternehmensgründungen<br />
von Frauen und zum Abbau der<br />
geschlechtsspezifischen Unterschiede auf dem Arbeitsmarkt.<br />
Nennenswert ist auch die Beteiligung des <strong>ESF</strong> an der<br />
Durchführung der Gemeinschaftsinitiative EQUAL mit<br />
2,85 Mrd. Euro. EQUAL ist eine auf die Bekämpfung von<br />
Diskr<strong>im</strong>inierung und sozialer Ausgrenzung auf dem Arbeitsmarkt<br />
ausgerichtete Strategie. Diese Strategie ist<br />
auf die Ziele der Europäischen Beschäftigungsstrategie<br />
ausgerichtet, darunter fällt auch Chancengleichheit.<br />
Es gibt einige Veröffentlichungen zu Best Practices und<br />
einige <strong>ESF</strong>-Projekte sind auch auf der <strong>ESF</strong>-Website der<br />
Kommission zu finden.<br />
Sie können auf eine Fülle von Maßnahmen und Projekte<br />
stolz sein. Es bleibt aber noch eine Menge zu tun. Vor<br />
allem bei der Schaffung ausreichender Möglichkeiten<br />
der Kinderbetreuung und den Abbau des Lohngefälles<br />
zwischen Männern und Frauen.
Ausblick<br />
In der zukünftigen Förderphase (ab 2007) wird Gender<br />
Mainstreaming eine wichtige Rolle spielen. Die Entwürfe<br />
der allgemeinen und der <strong>ESF</strong>-Verordnungen nennen<br />
die Gleichstellung von Frauen und Männern weiter als<br />
horizontales Ziel der Strukturfondsförderung.<br />
Die <strong>ESF</strong>-Verordnung wird hier am konkretesten und<br />
verlangt, dass die operationellen Programme eine Beschreibung<br />
darüber enthalten sollen, wie die Gleichstellung<br />
von Frauen und Männern <strong>im</strong> Rahmen der<br />
Programmplanung, der Durchführung, der Begleitung<br />
– einschließlich spezifischer Indikatoren – und der Evaluierung<br />
gefördert wird.<br />
Sowohl als horizontales Ziel als auch mit spezifischen<br />
Aktionen soll die nachhaltige Beteiligung und das<br />
Vorankommen von Frauen <strong>im</strong> Erwerbsleben gefördert<br />
werden:<br />
– Die Benachteiligung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt<br />
soll vermindert werden – u.a. durch Eingehen<br />
auf die Ursachen des geschlechtsspezifischen Lohngefälles.<br />
– Zur besseren Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben<br />
soll der Zugang zu Betreuungsdiensten für Kinder<br />
und abhängige Personen verbessert werden.<br />
Die Jahre 2005 und 2006 werden die Jahre sein, in<br />
denen die Ziele und Schwerpunkte für die neuen Programme<br />
formuliert werden. Sie müssen sich daran beteiligen.<br />
Die Diskussionen um die Zukunft der Strukturfonds<br />
sind in vollem Gange. Die heutige Konferenz kann mit<br />
dazu beitragen, die inhaltliche Debatte zu diesem Thema<br />
nach vorne zu bringen.<br />
Ich bin sehr gespannt, welche Ergebnisse die heutigen<br />
Foren auch zu dieser Frage bringen werden.<br />
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit<br />
(Es gilt das gesprochene Wort.)<br />
Dokumentation der Eröffnungsreden<br />
19
20 Dokumentation der Eröffnungsreden<br />
Günther Winkler. Bundesministerium für Wirtschaft<br />
und Arbeit, Bonn. Referatsleiter Europäischer Sozialfonds<br />
Sehr geehrte Frau Senatorin Karin Röpke,<br />
sehr geehrte Frau Hélène Clark,<br />
sehr geehrte Damen und Herren,<br />
wie bereits in den einführenden Worten von Frau Senatorin<br />
Röpke sowie den Ausführungen von Frau Clark<br />
dargestellt, leisten die Strukturfonds, insbesondere<br />
aber der <strong>ESF</strong>, einen wichtigen Beitrag zu den gemeinschaftlichen<br />
und nationalen Politiken <strong>im</strong> Bereich der<br />
Gleichstellung der Geschlechter.<br />
In Deutschland sind <strong>im</strong> Rahmen der <strong>ESF</strong>-Programme<br />
von Bund und Ländern für den Förderzeitraum 2000-<br />
2006 insgesamt ca. 1,15 Mrd. Euro für den Förderschwerpunkt<br />
„Chancengleichheit“ eingeplant, was rd.<br />
10 Prozent der gesamten <strong>ESF</strong>-Mittel ausmacht.<br />
Darüber hinaus ist entsprechend der in der <strong>ESF</strong>-Verordnung<br />
vorgesehenen „Doppelstrategie“ natürlich auch in<br />
allen anderen Förderschwerpunkten der Gender Mainstreaming-Gedanke<br />
mit einbezogen. Dies entspricht<br />
auch der Europäischen Beschäftigungsstrategie (EBS),<br />
deren Ziel es ist, die geschlechtsspezifischen Unterschiede<br />
<strong>im</strong> Beschäftigungsbereich bis 2010 abzubauen.<br />
Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />
Zwischenbilanz und Perspektiven<br />
aus Sicht des Bundesministeriums für<br />
Wirtschaft und Arbeit<br />
Ein Ziel der EBS ist es, die Frauenbeschäftigungsquote<br />
in Europa von derzeit ca. 55,1 Prozent auf 60 Prozent<br />
bis zum Jahr 2010 zu erhöhen. Deutschland ist diesem<br />
Ziel bereits sehr nahe. Seit 1998 ist die Erwerbstätigenquote<br />
der Frauen <strong>im</strong> Vergleich zu derjenigen der Männer<br />
gestiegen. Sie liegt derzeit bei etwa 58,8 Prozent<br />
und hat somit das EU-Ziel für 2010 schon fast erreicht.<br />
Deutlich geringer als bei den Männern ist die Arbeitslosenquote<br />
von Frauen in Deutschland. 2004 betrug sie<br />
10,8 Prozent und ist damit <strong>im</strong> Vergleich zu 2003 konstant<br />
geblieben. Die Arbeitslosenquote der Männer lag<br />
in 2004 bei rd. 12,5 Prozent und hat sich gegenüber<br />
2003 noch einmal geringfügig um 0,1 Prozentpunkte<br />
erhöht.<br />
Neben dem Ziel der beschäftigungspolitischen Leitlinien,<br />
die Erwerbsquote von Frauen bis zum Jahr 2010<br />
anzuheben, sollen auch die geschlechterspezifischen<br />
Lohnunterschiede abgebaut werden. Eine Studie des<br />
Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)<br />
zum Thema des geschlechtsspezifischen Lohngefälles<br />
zeigt, dass die Gehälter der Frauen in Deutschland<br />
insgesamt um 21 Prozent unter denen der Männer liegen.<br />
Der Lohn von Frauen beträgt also <strong>im</strong> Durchschnitt<br />
in Deutschland etwa 79 Prozent des Bruttolohns von<br />
Männern. Positiver sieht es aus, wenn man die relativen<br />
Löhne von Frauen bei gleicher Qualifikation, gleicher<br />
Berufserfahrung und gleichem Alter <strong>im</strong> gleichen Betrieb,<br />
also in einer sog. Job-Zelle betrachtet. Der verbleibende<br />
Lohnunterschied beträgt nach der IAB-Studie<br />
aber auch hier noch <strong>im</strong>mer 12 Prozent.<br />
Die Gründe hierfür sind vielfältiger Natur. So ist ein<br />
Hauptgrund die hierarchische Struktur, die Männern<br />
bessere Aufstiegschancen ermöglicht. Ein weiterer wesentlicher<br />
Grund liegt darin, dass Frauen häufiger familienbedingte<br />
Erwerbsunterbrechungen aufweisen. Mit<br />
zunehmender Dauer der Elternzeit verringern sich aber<br />
die Karrierechancen für Frauen, und als Folge nehmen<br />
die Lohnungleichheiten zu.
Bei der Lösung dieses Problems kann der <strong>ESF</strong> allerdings<br />
nur sehr eingeschränkt Hilfe leisten; so beispielsweise<br />
durch Förderung von Kinderbetreuungskosten während<br />
Qualifizierungsmaßnahmen.<br />
Um die Lohnunterschiede zu beseitigen, sind in erster<br />
Linie die Sozialpartner, die Unternehmen und die Politik<br />
gefragt.<br />
Um eine erste Zwischenbilanz über den Erfolg und die<br />
Qualität der bisherigen Programmdurchführung zu<br />
ziehen, wurden <strong>im</strong> Jahr 2003 die Halbzeitbewertungen<br />
der verschiedenen Programme (OP‘s und des EPPD‘s)<br />
durchgeführt.<br />
Für das Querschnittsziel „Chancengleichheit“ konnten<br />
hieraus insbesondere zwei Erkenntnisse gezogen werden:<br />
1. Gender Mainstreaming ist als einzige politische Querschnittsaufgabe<br />
sowohl be<strong>im</strong> Bund, wie auch bei<br />
den Ländern in den Strukturen und Verfahren der<br />
Programmumsetzung verankert. Dem Gender Mainstreaming<br />
wird somit <strong>im</strong> Vergleich zu den anderen<br />
Querschnittsaufgaben ein besonderes Gewicht beigemessen.<br />
2. Die in den Programmen formulierten Gender-Strategien<br />
wurden bisher zufriedenstellend erreicht.<br />
Die Untersuchungen der Förderergebnisse der <strong>ESF</strong>-<br />
Interventionen des Bundes insgesamt wie auch die<br />
praktische Durchsetzung der Querschnittsziele haben<br />
gezeigt, dass auch künftig eine gezielte Beratung regionaler<br />
– vor allem aber auch betrieblicher – Akteure<br />
erforderlich sein wird, um weitere Fortschritte der praktischen<br />
Implementierung des Gedankens des Gender<br />
Mainstreaming erzielen zu können.<br />
Ein Schwerpunkt der Aktivitäten in den Bundes- und Länderfondsverwaltungen<br />
liegt daher auf der Sensibilisierung<br />
der verschiedensten Akteure zu diesem Thema.<br />
Die Länder beispielsweise haben Gender-Seminare und<br />
Gender-Trainings für die Verantwortlichen aus den Verwaltungsbehörden<br />
sowie für die Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter von projektführenden Trägern organisiert.<br />
So hat <strong>Bremen</strong> <strong>im</strong> Anschluss an die Gender-Seminarreihe<br />
des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen<br />
und Jugend <strong>im</strong> Jahr 2003 eine Gender Mainstreaming<br />
Trainingsreihe für alle wesentlichen Akteure erfolgreich<br />
umgesetzt. Insgesamt wurden damit 122 Akteure über<br />
Gender Mainstreaming informiert.<br />
Dokumentation der Eröffnungsreden<br />
In Hessen haben beispielsweise <strong>im</strong> Sinne der „Top-<br />
Down-Strategie“ die Führungskräfte des Ministeriums<br />
an einer entsprechenden Fortbildung teilgenommen.<br />
Die Erfahrungen aus solchen Seminaren zeigen aber<br />
auch, dass in der Regel die Anzahl der Männer, die an<br />
solchen Seminaren teilnehmen, noch zu gering ist. Insoweit<br />
ist es auch nachvollziehbar, dass der Evaluationsbericht<br />
empfiehlt, auch weiterhin alle wichtigen Akteure<br />
entsprechend zu sensibilisieren, zu informieren<br />
und durch Trainingsmaßnahmen zu qualifizieren.<br />
Auch besteht Bedarf nach stärkeren praxis- und umsetzungsorientierten<br />
Themenschwerpunkten, zum Beispiel<br />
auf die tägliche Projektarbeit bezogen. Wichtig<br />
nach Ansicht der Evaluatoren ist auch, dass das Querschnittsziel<br />
der Chancengleichheit nach Möglichkeit in<br />
das Antrags- und Bewilligungsverfahren mit aufgenommen<br />
wird.<br />
So ist zum Beispiel <strong>im</strong> Programm „Lokales Kapital für<br />
soziale Zwecke“ (LOS) Gender Mainstreaming ein fester<br />
Bestandteil in allen Förderabschnitten. Bei den <strong>im</strong><br />
Jahr 2003 durchgeführten LOS-Konzeptwettbewerben<br />
war die Beachtung von Gender Mainstreaming ein<br />
wesentliches Kriterium für die Bewertung der Anträge.<br />
Die Darstellungen des Handlungskonzepts mussten<br />
unter Berücksichtigung der geschlechterspezifischen<br />
Bedarfe formuliert werden. Alle Träger mussten darstellen,<br />
welche Zielsetzung sie mit ihrem Mikroprojekt<br />
in Bezug auf die Gleichstellung von Frauen explizit verfolgen.<br />
Eine sinnvolle Ergänzung für die Implementierung<br />
von Gender Mainstreaming in das Antrags- und Bewilligungsverfahren<br />
sind Arbeitshilfen, die sowohl die<br />
Konzeption, wie auch die Auswahl von Projekten unterstützen.<br />
Viele Bundesländer bieten bereits jetzt entsprechende<br />
Leitfäden und Arbeitshilfen an. So sind zum Beispiel in<br />
Bayern alle Projektträger verpflichtet, den Aspekt des<br />
Gender Mainstreaming in die Projektkonzeption und<br />
Projektdurchführung zu integrieren und dies in der<br />
Projektbeschreibung auszuführen. Als Hilfestellung erhalten<br />
die Projektträger ein Merkblatt mit der Beschreibung<br />
des Gender Mainstreaming-Aspekts einschließlich<br />
zielgerichteter Fragen.<br />
21
22 Dokumentation der Eröffnungsreden<br />
Günter Winkler: Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong>,<br />
Zwischenbilanz und Perspektiven aus Sicht des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit<br />
1 siehe Kurzfassung<br />
<strong>im</strong> Anhang<br />
In Brandenburg wurde als Arbeitshilfe zur Planung und<br />
Weiterentwicklung des „<strong>Land</strong>esprogramms Qualifizierung<br />
und Arbeit in Brandenburg“ eine Anleitung zur<br />
Anwendung des Gender Mainstreaming-Prinzips entwickelt.<br />
Damit soll erreicht werden, dass möglichst alle<br />
künftigen neuen bzw. weiterentwickelten Förderungen<br />
<strong>im</strong> <strong>Land</strong>esprogramm einen aktiven Beitrag zur Gleichstellung<br />
und Chancengerechtigkeit von Frauen und<br />
Männern leisten.<br />
Ein weiteres Beispiel ist der vom Bundesministerium<br />
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend herausgegebene<br />
„Leitfaden zur Implementierung und Umsetzung<br />
von Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong>“ 1 . Der in einigen<br />
Gremien bereits vorgestellte Leitfaden richtet sich an<br />
diejenigen, die mit der Planung, Steuerung, Umsetzung<br />
und Begleitung der <strong>ESF</strong>-Programme befasst sind, also<br />
an die<br />
– Fondsverwaltungen,<br />
– die programmumsetzenden Stellen,<br />
– die Mitglieder der Begleitausschüsse und<br />
– die Evaluierungsinstitute.<br />
Der Leitfaden basiert auf dem <strong>ESF</strong>-Verfahren von der<br />
Programmplanung bis hin zur Evaluierung und bietet<br />
Hilfestellungen zu den jeweils maßgeblichen Fragen<br />
und Instrumenten anhand von verschiedenen Impulsfragen.<br />
So beispielsweise <strong>im</strong> Verfahrensschritt der Umsetzung,<br />
ob<br />
– dem Projektantrag eine geschlechterdifferenzierte<br />
Analyse der Ausgangslage zu Grunde liegt,<br />
– welche Daten und Informationen dabei ausgewertet<br />
wurden,<br />
– oder wurden fachspezifische Gender-Kompetenzen<br />
in die Konzeptentwicklung einbezogen.<br />
Der Leitfaden zeigt zudem Kontrollmechanismen auf<br />
und formuliert die verschiedenen Möglichkeiten der Ergebnissicherung.<br />
Relevant wäre bei diesem Beispiel <strong>im</strong><br />
Rahmen der Ergebnissicherung, ob die Verwaltung eine<br />
langfristig angelegte und verbindliche Gender Mainstreaming-Strategie<br />
entwickelt hat.<br />
Hervorzuheben ist auch, dass <strong>im</strong> Zusammenhang mit<br />
der Verbreitung von Gender-Kompetenzen in vielen<br />
Bundesländern <strong>Land</strong>esfrauenräte oder ähnliche Beiräte<br />
bei der Konzeption und der Auswahl von Projekten beraten.<br />
Ein Beispiel dafür ist Niedersachsen, das die Umsetzung<br />
des Ziels 3 über einen <strong>Land</strong>esbegleitausschuss<br />
sowie über regionale Beiräte auf Ebene der Bezirksregierungen<br />
begleitet. Die Belange von Frauen werden<br />
dort über den <strong>Land</strong>esfrauenrat eingebracht.<br />
Ähnlich wird auch in Baden-Württemberg und in NRW<br />
verfahren. In Berlin und in Mecklenburg-Vorpommern<br />
werden die Interventionen von einem „Gender-Beirat“<br />
begleitet, die fondsübergreifend die Mitglieder des Begleitausschusses<br />
bei der Implementierung und Durchführung<br />
des Gender Mainstreaming bei den Strukturfondsinterventionen<br />
beraten.<br />
Kennzeichnend für die Gender-Beiräte ist Ihre Zusammensetzung<br />
aus Vertreterinnen und Vertretern<br />
– der Verwaltung,<br />
– der Nichtregierungsorganisationen,<br />
– der Gewerkschaften,<br />
– der Wissenschaft und<br />
– der Parteien.<br />
Diese Kenntnisse und Kompetenzen auf dem Gebiet<br />
der Chancengleichheit haben entscheidenden Anteil<br />
am Erfolg eines Programms oder eines Projektes.<br />
Hier in <strong>Bremen</strong> wurde vom Senat ein Konzept zur Verankerung<br />
des Gender Mainstreaming in der Bremer<br />
Verwaltung beschlossen. Im Rahmen dieses Konzeptes<br />
finden zweijährige Pilotprojekte statt. Eines dieser Projekte<br />
ist das Pilotprojekt zur Implementierung des Prinzips<br />
des Gender Mainstreaming in das Beschäftigungspolitische<br />
Aktionsprogramm des <strong>Land</strong>es. Dieses Ziel<br />
soll in <strong>Bremen</strong> zum Beispiel erreicht werden durch:<br />
– Ad-hoc-Abfragen,<br />
– eine exemplarische Bewertung der Vergabepraxis,<br />
– geschlechtsspezifische Datenauswertungen,<br />
– Diskussionen der Methoden und Ergebnisse,<br />
– die Erarbeitung eines Masterplans zur Implementirung,<br />
– Workshops und<br />
– die Einrichtung einer Steuerungsgruppe.
Auch aus den Jahresberichten wird deutlich, dass <strong>ESF</strong>geförderte<br />
Projekte erheblich dazu beigetragen haben,<br />
die EU-Querschnittsziele zu erreichen. Der quantitative<br />
Aspekt der Chancengleichheit soll über die angemessene<br />
Beteiligung von Frauen an allen Fördermaßnahmen<br />
gewährleistet werden. Dies bedeutet, dass der Anteil<br />
der geförderten Frauen ihrem Anteil an den Arbeitslosen<br />
entsprechen soll. Dieses Ziel wurde noch nicht<br />
flächendeckend erreicht. In den Ziel 3-Gebieten lag der<br />
Förderanteil der Frauen über deren Anteil an der Arbeitslosigkeit,<br />
in den Ziel 1-Gebieten noch unter ihrem<br />
Anteil an der Arbeitslosigkeit.<br />
Im Jugendsofortprogramm der Bundesregierung hingegen<br />
lag der Anteil der geförderten Frauen sowohl <strong>im</strong><br />
Ziel 3-Gebiet wie auch <strong>im</strong> Ziel 1-Gebiet leicht über ihrem<br />
Anteil an allen arbeitslosen Jugendlichen.<br />
Lassen Sie mich nun beispielhaft einige Maßnahmen<br />
vorstellen, die seitens der Bundesländer und des Bundes<br />
aus <strong>ESF</strong>-Mitteln gefördert werden:<br />
Das <strong>Land</strong> Thüringen hat die Maßnahme „Perspektiven<br />
für Hochschulabsolventinnen in Thüringen“ aufgelegt.<br />
Gefördert werden hier junge, hoch ausgebildete Frauen<br />
an der Schwelle vom Studium zum Beruf. Studentinnen<br />
und Absolventinnen werden <strong>im</strong> Rahmen dieses Projektes<br />
verschiedene Möglichkeiten geboten, soziale Kompetenzen<br />
zu schulen und, was besonders wichtig ist,<br />
Unternehmenskontakte zu potentiellen Arbeitgebern<br />
aufzubauen. Durch den Praxisbezug dieses Projektes<br />
können die Unternehmen selbst einen Beitrag zur bedarfsgerechten<br />
Ausbildung und Qualifizierung junger<br />
Menschen leisten. Mit dieser Maßnahme soll insbesondere<br />
dem überproportionalen Wegzug junger hoch<br />
ausgebildeter Frauen in Thüringen entgegengewirkt<br />
werden, da diese Abwanderung aus den neuen Bundesländern<br />
in die alten Bundesländer ein großes Problem<br />
mit negativer Langzeitwirkung für diese Bundesländer<br />
darstellt, da sich daraus erhebliche Standortnachteile<br />
für mögliche Industrieansiedlungen ergeben. Insbesondere,<br />
wenn es um innovative Unternehmensansiedlungen<br />
mit einem hohen Bedarf an gut ausgebildeten<br />
Personen geht.<br />
Dokumentation der Eröffnungsreden<br />
Das <strong>Land</strong> Sachsen-Anhalt beschäftigt sich beispielsweise<br />
in seinem Modellprojekt „GENDER-Like“ mit der Entwicklung<br />
neuer Beschäftigungspotentiale insbesondere<br />
für Berufsrückkehrer und Berufsrückkehrerinnen. Hier<br />
sollen Modelle zur effizienten Gestaltung der Übergänge<br />
zwischen der Erwerbstätigkeit, Zeiten der beruflichen<br />
Bildung sowie der Familienphase gemeinsam mit<br />
den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) entwickelt<br />
werden. Alle Projektaktivitäten sind darauf ausgerichtet,<br />
Berufsrückkehrern und Berufsrückkehrerinnen<br />
aus der Elternzeit oder längerer Arbeitslosigkeit einen<br />
Wiedereinstieg in das Berufsleben zu ermöglichen. Erreicht<br />
werden soll dies u.a. durch die Förderung der<br />
Vereinbarkeit von Familie und Beruf, zum Beispiel<br />
durch Einführung flexibler Arbeitszeitmodelle oder Alternativen<br />
bei der Kinderbetreuung.<br />
Das Projekt soll auf den Abschluss von Betriebsvereinbarungen<br />
hinwirken. Erreicht werden soll dies durch<br />
Workshops und Beratungen der Unternehmen, d.h. der<br />
Unternehmensleitungen und der Betriebsräte.<br />
Auf Bundesebene möchte ich Ihnen ebenfalls zwei Projekte<br />
vorstellen.<br />
Als erstes das Projekt „IT <strong>Land</strong>frauen“ des Bundesministeriums<br />
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.<br />
Dieses Projekt wurde 2002 zusammen mit dem Deutschen<br />
<strong>Land</strong>Frauenverband e.V. als Projektträger gestartet.<br />
Das Projekt konzentriert sich auf Frauen aus dem<br />
ländlichen Raum und hat unter anderem zum Ziel, die<br />
Teilnehmerinnen als Multiplikatoren zu qualifizieren,<br />
die insbesondere EDV-Schnupperkurse, spezielle PC-<br />
Schulungen oder Kurse rund um das Internet anbieten<br />
sollen. Darüber hinaus sind weitere Ziele des Projektes<br />
die Unterstützung bei der Existenzgründung sowie<br />
die Eröffnung neuer Perspektiven für die Vermarktung<br />
landwirtschaftlicher Produkte und Dienstleistungen. Ergänzend<br />
hierzu wurde <strong>im</strong> Rahmen des Projekts zudem<br />
ein Internetportal für Existenzgründerinnen <strong>im</strong> ländlichem<br />
Raum, sowie Internetseiten zur Direktvermarktung<br />
eingerichtet. Ein ähnliches Projekt führt auch das<br />
<strong>Land</strong> Niedersachsen durch.<br />
23
24 Dokumentation der Eröffnungsreden<br />
Günter Winkler: Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong>,<br />
Zwischenbilanz und Perspektiven aus Sicht des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit<br />
Als weiteres Beispiel möchte ich noch das Bundesprogramm<br />
XENOS ansprechen. XENOS ist ein Programm<br />
gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Diskr<strong>im</strong>inierung.<br />
In diesem Programm wurden bisher 18 spezifische<br />
Frauenprojekte bewilligt. Diese Projekte wenden<br />
sich mit ihren spezifischen Anliegen insbesondere an<br />
junge Auszubildende und an Berufsrückkehrerinnen.<br />
So beispielsweise an musl<strong>im</strong>ische Frauen, um deren<br />
Einstellungschancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern.<br />
Erreicht werden soll dies dadurch, dass Ausbilder<br />
oder die für die Einstellung Verantwortlichen aus den<br />
Betrieben eingeladen werden, um an Fortbildungsmaßnahmen<br />
zum Themenbereich Islam und Musl<strong>im</strong>e teilzunehmen.<br />
Ein weiteres Anliegen bei diesem Personenkreis ist das<br />
Abbauen von Vorurteilen seitens der musl<strong>im</strong>ischen<br />
Frauen gegen die häufig als fern erlebte deutsche Gesellschaft.<br />
Ein wichtiges Programm zur Unterstützung des Gender<br />
Mainstreaming-Gedankens ist natürlich auch die<br />
Gemeinschaftsinitiative EQUAL. Im Rahmen von EQUAL<br />
befasst sich der Themenbereich „Chancengleichheit“<br />
mit der Förderung der Vereinbarkeit von Familie und<br />
Beruf, der Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt<br />
und dem Abbau geschlechterspezifischer Diskrepanzen.<br />
Hierzu sind sehr interessante Entwicklungspartnerschaften<br />
vorzuweisen.<br />
Ein Beispiel hierfür ist die Entwicklungspartnerschaft<br />
„REchoke“ in Brandenburg. Diese Entwicklungspartnerschaft<br />
besitzt 11 Teilprojekte und möchte der vorab<br />
bereits erwähnten Abwanderung von jungen Menschen<br />
mit und ohne Familie aus den ländlichen Regionen<br />
des <strong>Land</strong>es Brandenburg entgegenwirken. Ziel ist es,<br />
die Vereinbarkeit von Familie und Beruf <strong>im</strong> <strong>Land</strong> Brandenburg<br />
zu verbessern, sowie regionale Unternehmen<br />
mit neuen arbeitsorganisatorischen Ansätzen wettbewerbsfähiger<br />
zu machen.<br />
Zielgruppen dieser Entwicklungspartnerschaft sind insbesondere<br />
das Management und die Angestellten der<br />
KMU in den ländlichen Regionen, sowie Personen in<br />
Elternzeit, arbeitslose Wiedereinsteiger und Wiedereinsteigerinnen<br />
und Existenzgründer und Existenzgründerinnen.<br />
Die Schwerpunkte der Aktivitäten liegen neben einer<br />
breiten Öffentlichkeitsarbeit bei der beispielhaften<br />
Einführung von Modellen familienfreundlicher Arbeitsorganisationen<br />
in KMU sowie in der Entwicklung ganzheitlicher<br />
Coachingmodelle für einen Wiedereinstieg in<br />
den Beruf. Auch bestehende Rahmenbedingungen wie<br />
zum Beispiel die Öffnungszeiten für Kindertagesstätten<br />
sind ein zentrales Thema.<br />
Neben der Arbeit der einzelnen Entwicklungspartnerschaften<br />
und Einzelprojekte leisten auch die verschiedenen<br />
thematischen Netzwerke gute Arbeit. Unter anderem<br />
konstituierte sich Ende 2002 das thematische<br />
Netzwerk „Gender Mainstreaming“.<br />
Im Rahmen von EQUAL insgesamt wurden beispielsweise<br />
<strong>im</strong> Jahr 2003 rd. 59.000 Teilnehmer gefördert,<br />
davon waren rd. 31.000 Frauen.<br />
Meine Damen und Herren,<br />
damit möchte ich meine Ausführungen zur Zwischenbilanz<br />
der <strong>ESF</strong>- Förderung der Chancengleichheit abschließen.<br />
Ich glaube es ist deutlich geworden, dass der<br />
<strong>ESF</strong> eine wichtiges Instrument bei der Verwirklichung<br />
des Gender Mainstreaming-Gedankens in Deutschland<br />
ist. Daran wird sich auch in der Zukunft, also in der<br />
Förderperiode 2007 bis 2013 nichts ändern.
Lassen Sie mich daher noch einen kurzen Ausblick auf<br />
die nächste Förderperiode machen.<br />
Sie wissen alle, dass zur Zeit die Verhandlungen über<br />
die neuen Strukturfondsverordnungen laufen. Ziel ist<br />
es, die Verhandlungen möglichst bis zum Ende der Luxemburger<br />
Präsidentschaft – also bis Ende Juni 2005<br />
– abzuschließen. Daher sind alle Akteure, also die Mitgliedstaaten,<br />
die Präsidentschaft und die Kommission<br />
bemüht, Fortschritte bei den Verhandlungen zu erzielen.<br />
Ob das ehrgeizige Ziel zu erreichen ist, bleibt abzuwarten.<br />
Ich persönlich bin aber zur Zeit noch opt<strong>im</strong>istisch.<br />
Der Gender Mainstreaming-Gedanke ist in den Verordnungen<br />
wieder fest verankert, so dass auch in der zukünftigen<br />
Förderperiode hierzu Programme und Maßnahmen<br />
aus dem <strong>ESF</strong> gefördert werden können.<br />
Allerdings muss auch klar sein, dass für den <strong>ESF</strong> insgesamt<br />
weniger Mittel in dem Förderzeitraum zur Verfügung<br />
stehen, so dass sich dies natürlich auch mehr<br />
oder weniger stark auf die einzelnen Förderschwerpunkte<br />
auswirken wird.<br />
(Es gilt das gesprochene Wort.)<br />
Dokumentation der Eröffnungsreden<br />
25
26 Beiträge aus den thematischen Foren<br />
Forum I Möglichkeiten und Grenzen der<br />
unterschiedlichen Implementierungsstrategien<br />
Christel Langhoff. Ministerium für Arbeit, Soziales,<br />
Gesundheit und Familie des <strong>Land</strong>es Brandenburg.<br />
Referentin für Frauenförderung und Chancengleichheit<br />
in Arbeit und Wirtschaft<br />
Die Bremer Initiative einer landesweiten Fachtagung<br />
zur Umsetzung von Gender Mainstreaming <strong>im</strong> Europäischen<br />
Sozialfonds kommt für uns in Brandenburg genau<br />
zum richtigen Zeitpunkt. Zum einen haben die Planungen<br />
für die neue Strukturfondsförderperiode in den<br />
Fondsverwaltungen bereits begonnen – die Steuerung<br />
in Sachen Gender Mainstreaming steht jetzt an – andererseits<br />
werden jetzt die neuen Bedingungen festgelegt<br />
und die Weichen zur Durchführung des Strukturfonds-<br />
Mitteleinsatzes gestellt. Für die weitere Verankerung<br />
von Gender Mainstrea<strong>im</strong>ing in den Ländern ist es entscheidend,<br />
welche Bedeutung dem Thema gleicher<br />
Teilhabechancen von Frauen und Männern in der Europäischen<br />
Wirtschafts- und Beschäftigungsstrategie bis<br />
hin zum Controlling beigemessen wird. Der fachliche<br />
Austausch ist wichtig und notwendig.<br />
Ich bedanke mich sehr herzlich bei den Bremer Kolleginnen<br />
und Kollegen für die Einladung, an der Fachtagung<br />
mitzuwirken. Ich gestehe einen gewissen Heißhunger<br />
auf den fachlichen Austausch. Der kommt in<br />
meinem Arbeitsalltag viel zu kurz – und ich könnte mir<br />
vorstellen, dass es vielen von Ihnen ebenso geht.<br />
Erfahrungen mit der Implementierung<br />
eines strukturfondsübergreifenden<br />
Gender Mainstreaming-Ansatzes<br />
in Brandenburg<br />
Ich bin <strong>im</strong> Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit<br />
und Familie des <strong>Land</strong>es Brandenburg (MASGF) als<br />
Referentin für Frauenförderung und Chancengleichheit<br />
in Arbeit und Wirtschaft tätig. Zu meinen Aufgaben gehört<br />
die Implementierung von Gender Mainstreaming<br />
<strong>im</strong> <strong>ESF</strong> und in Kooperation mit den anderen Strukturfonds.<br />
Zuvor war ich sechs Jahre lang die persönliche<br />
Referentin von Regine Hildebrandt. Die Zusammenarbeit<br />
mit dieser engagierten Ministerin prägt mein Verwaltungshandeln<br />
bis heute.<br />
Erfahrungen mit einem strukturfondsübergreifenden<br />
Genderansatz<br />
Ich möchte Ihnen berichten, welche Erfahrungen wir in<br />
Brandenburg mit der Implementierung eines strukturfondsübergreifenden<br />
Gender Mainstreaming-Ansatzes<br />
gemacht haben. Es soll darum gehen, welche Methoden,<br />
Instrumente und Verfahren wir gewählt haben,<br />
wie sich der Implementierungsprozess bisher gestaltet<br />
hat und welche Faktoren dabei eine besondere Rolle<br />
gespielt haben und noch spielen.<br />
Die Anwendung von Gender Mainstreaming als Prinzip<br />
und Strategie zur Durchsetzung von Geschlechtergerechtigkeit<br />
und zur Überwindung der strukturellen<br />
Benachteiligungen von Frauen ist erklärtes Ziel der<br />
Brandenburger Koalitionsregierung. Wir befinden uns<br />
bei der systematischen Implementierung von Gender<br />
Mainstreaming mitten in einem Prozess, der in dieser<br />
Strukturfonds-Förderperiode nicht abgeschlossen sein<br />
wird. Den ersten Meilenstein auf dem Weg zum politischen<br />
Konsens in Brandenburg setzte <strong>im</strong> Jahr 1997<br />
die damalige Arbeitsministerin Dr. Regine Hildebrandt.<br />
Im Rahmen einer Arbeitsklausur mit dem Wirtschaftsministerium<br />
und externen Expertinnen und Experten<br />
wurden Ansatzpunkte für mehr Chancengleichheit in<br />
der Brandenburger Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik<br />
herausgearbeitet.
Machbarkeitsstudie für ein integriertes<br />
Konzept<br />
Mit der systematischen Implementierung von Gender<br />
Mainstreaming in den Strukturfonds haben wir konzeptionell<br />
1999 begonnen. Brüssel hatte kurzfristig<br />
Technische-Hilfe-Mittel des Europäischen Fonds für<br />
regionale Entwicklung (EFRE) für Studienvorhaben in<br />
speziellen Themenfeldern zur Verfügung gestellt.<br />
Wir haben uns in der Abteilung Arbeit darauf verständigt,<br />
uns an das Thema zu wagen und mit Hilfe<br />
des Finanzangebots durch die EU-Kommission eine<br />
Machbarkeitsstudie zum Thema Gender Mainstreaming<br />
in der Strukturfondsförderung des <strong>Land</strong>es Brandenburg<br />
in Auftrag zu geben. Es war innerhalb der<br />
<strong>Land</strong>esverwaltung eher eine buttom-up-Initiative – mit<br />
allen Vorteilen und Nachteilen. Das wird mir <strong>im</strong> Rückblick<br />
besonders deutlich und ich werde darauf noch<br />
eingehen.<br />
Ziel der Studie war es, Informationen und Entscheidungshilfen<br />
für die <strong>Land</strong>esregierung zu erhalten. Wie<br />
könnte die Beschäftigungswirksamkeit der Strukturfonds<br />
durch Beachtung von GM opt<strong>im</strong>iert werden? Welches<br />
sind die geeigneten Handlungsfelder? Wie können<br />
die Arbeitsmarktbelange von Frauen besser berücksichtigt<br />
werden? Mit welchen Indikatoren könnte der<br />
Erfolg ausgemacht und bewertet werden?<br />
Grundlage für das Vorhaben bildeten die Vorschriften<br />
in den Verordnungen zu den Fonds. Diese Vorschriften<br />
waren entscheidend für den Kooperationswillen der<br />
Fondsverwaltungen für den EFRE und den Europäischen<br />
Ausgleichs- und Garantiefonds für die <strong>Land</strong>wirtschaft<br />
(EAGFL). Insbesondere die Durchführungsvorschriften<br />
in Bezug auf die Verwaltungs- und Kontrollsysteme bei<br />
den Strukturfondsinterventionen sind der entscheidende<br />
Hebel. Denn danach sind die Länder verpflichtet, die<br />
Auswirkungen auf die Gleichberechtigung darzustellen.<br />
Der zwischen den Fonds eingeleitete Kommunikationsprozess<br />
war ein entscheidender Effekt des Projekts. Die<br />
Fondsverwaltungen wurden am gesamten Prozess beteiligt<br />
und konnten ihr Eigeninteresse bereits <strong>im</strong> Auswahlprozess<br />
platzieren. Die Akzeptanz für das Vorhaben<br />
war zunächst gut. Später <strong>im</strong> Projektverlauf zeigte<br />
sich, dass die Fondsverwaltungen weniger an Grundsatzfragen<br />
und Implementierungsstrategien zum Gender<br />
Mainstreaming interessiert waren. Ihre Hoffnung<br />
war es vielmehr, schnellstmöglich zu ersten handhabbaren<br />
Indikatoren zu kommen.<br />
Beiträge aus den thematischen Foren<br />
Diese Hoffnung hat sich <strong>im</strong> Projektverlauf nicht in der<br />
erwarteten Weise erfüllt. Das führte, das muss ich <strong>im</strong><br />
Rückblick sagen, zur Gefährdung der Implementierungsphase.<br />
Es waren in den gemeinsamen Beratungen<br />
nicht mehr die Entscheidungsträger selbst vertreten.<br />
Damit wurden Verabredungen über nächste Schritte<br />
und über Verantwortlichkeiten schwierig und zäh. Diese<br />
Erfahrung lehrte uns: Die Verständigung über Erwartungen<br />
der Kooperationspartner an das gemeinsame<br />
Vorhaben ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor und ihre<br />
Erfüllung muss <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Blick bleiben.<br />
Die Studienergebnisse wurden nach einem längeren Abwägungsprozess<br />
in unserem Hause in vollem Umfang<br />
veröffentlicht 1 . Die Analyseergebnisse der bisherigen<br />
Implementierung von GM in den einzelnen Fonds waren<br />
nicht gerade rosig. Die Studie leistete einen deutlichen<br />
Beitrag zur kritischen Reflexion der bisherigen<br />
Förderinstrumente hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf<br />
Frauen und Männer. Sie führt deutlich vor Augen, dass<br />
Nichtbeachtung von Geschlechtergerechtigkeit zur<br />
Reproduktion bestehender Benachteiligungen führen<br />
kann. Die Studie enthält folgende Empfehlungen:<br />
– die politische Willensbekundung (top down)<br />
– die Definition verbindlicher Ziele<br />
– ein auf die Ziele bezogenes Controlling<br />
– die Schaffung einer internen personellen Struktur<br />
– die Nutzung externer Ressourcen<br />
(Gendertraining, Beratung, Forschung)<br />
Der Studienbegleitprozess bewirkte eine erste Verständigung<br />
bei den Fondsverwaltungen über den Genderansatz.<br />
Das war ein wichtiges Ergebnis.<br />
Bildung einer fondsübergreifenden<br />
Arbeitsgruppe<br />
Es bestand durch die EU-Durchführungsbest<strong>im</strong>mungen<br />
weiterhin der Druck, den Erfolg zur Chancengleichheit<br />
darzustellen und dafür geeignete Indikatoren zu<br />
best<strong>im</strong>men. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden,<br />
gelang es, eine feste Struktur zu installieren und unter<br />
Federführung des MASGF die interministerielle Arbeitsgruppe<br />
„Chancengleichheit in den Strukturfonds“<br />
zu bilden.<br />
1 Meseke, H. und Armstroff, T., MASGF (Hrsg):<br />
Machbarkeitsstudie Gender Mainstreaming<br />
in der Strukturförderung des <strong>Land</strong>es<br />
Brandenburg. Potsdam, 2001<br />
27
28 Beiträge aus den thematischen Foren<br />
Forum I Möglichkeiten und Grenzen der<br />
unterschiedlichen Implementierungsstrategien<br />
In der AG sind die Strukturfondsverwaltungen, die Ver-<br />
waltungsbehörde und Gleichstellungsexpertinnen aus<br />
den Bereichen Arbeit und Gleichstellung des MASGF<br />
vertreten. Die Leitung übernahm die Vertreterin der<br />
Gleichstellungsabteilung, zugleich Mitglied <strong>im</strong> OP-<br />
Begleitausschuss. Die EU hatte für die Förderperiode<br />
2000-2006 vorgeschrieben, dass in den OP-Begleitausschüssen<br />
Gleichstellungsexperten zu beteiligen sind.<br />
Diese Vorschrift ist ein gewichtiger top-down-Ansatz<br />
<strong>im</strong> GM-Umsetzungsprozess.<br />
Die AG wurde <strong>im</strong> März 2003 vom OP-Begleitausschuss<br />
bestätigt. Sie n<strong>im</strong>mt Steuerungsaufgaben für eine verstärkte<br />
Umsetzung der Chancengleichheit zwischen<br />
Frauen und Männern wahr und soll ein handhabbares<br />
Bewertungs- und Kontrollsystem entwickeln, das für<br />
die nächste Förderperiode in den Fonds etabliert werden<br />
soll.<br />
Die <strong>ESF</strong>-Fondsverwaltung hat die Unterstützung der AG<br />
durch Technische Hilfe ermöglicht. Dies ist eine ganz<br />
entscheidende Ressource für die Arbeit der AG. Ohne<br />
sie könnten die AG-Mitglieder ihre Aufgaben neben<br />
dem Alltagsgeschäft nicht bewältigen.<br />
Das erste Vorhaben der AG war ein gemeinsames Papier<br />
über fondsübergreifende Indikatoren zur Bewertung<br />
der Wirksamkeit in Bezug auf die Chancengleichheit<br />
nach dem Gender Mainstreaming-Prinzip. Wesentliche<br />
grundlegende Erkenntnisse aus der Studie wurden aufgenommen.<br />
Das Papier wurde <strong>im</strong> Verlauf eines halben<br />
Jahres diskutiert und abgest<strong>im</strong>mt und schließlich vom<br />
OP-Begleitausschuss zur Kenntnis genommen. Die AG<br />
wurde beauftragt, ihre Aufgaben auf dieser Grundlage<br />
fortzuführen.<br />
Die besondere Bedeutung für dieses erste Projekt liegt<br />
in der gelungenen Verständigung über die fondsübergreifenden<br />
Gleichstellungsziele. Sie wurden aus dem<br />
Operationellen Programm des <strong>Land</strong>es Brandenburg für<br />
die Förderperiode 2000-2006 abgeleitet:<br />
– ausgewogene Teilhabe von Frauen und Männern am<br />
Arbeitsmarkt, Stärkung der Frauenerwerbstätigkeit,<br />
Abbau der geschlechtsspezifischen Spaltung auf<br />
dem Arbeitsmarkt und <strong>im</strong> Beruf (horizontale und<br />
vertikale Segregation),<br />
– gleiche Chancen von Frauen und Männern in<br />
der allgemeinen und beruflichen Bildung,<br />
insbesondere <strong>im</strong> Hinblick auf die Erlangung von<br />
Kompetenzen zur Sicherung von langfristigen<br />
Erwerbskarrieren,<br />
– ausgewogene Teilhabe von Frauen und Männern an<br />
der Gründung und am Wachstum von Unternehmen,<br />
– bessere Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit,<br />
– Stärkung der Beteiligung von Frauen in Entscheidungsprozessen.<br />
Die zur Wirkungs- und Erfolgsmessung ermittelten Indikatoren<br />
sind unter den AG-Mitgliedern jedoch bis heute<br />
umstritten. Sie beruhen auf einem Vorschlag, der nicht<br />
von den Fondsverwaltungen selbst entwickelt worden<br />
war. Ich sehe darin die entscheidende Ursache für den<br />
Dissens. Vielmehr wurde jetzt in der AG die Frage laut,<br />
ob handhabbare Indikatoren denn überhaupt fondsübergreifend<br />
formuliert werden können oder jeweils<br />
fondsspezifisch formuliert werden müssten.<br />
Entwicklung eines Leitfadens<br />
für Bewilligungsstellen<br />
Im Ergebnis der Diskussionen hat sich die AG dafür ausgesprochen,<br />
fondsübergreifende Genderindikatoren<br />
zunächst auf der Umsetzungsebene zu erproben. Eine<br />
angemessene Berücksichtigung der Chancengleichheit<br />
in bereits bestehende Richtlinien zu integrieren, wie es<br />
in der Studie empfohlen worden war, wurde mehrheitlich<br />
in der AG nicht für machbar gehalten. Daher wurde<br />
zunächst ein Leitfaden für Bewilligungsstellen mit einem<br />
Fragebogen für Projektträger entwickelt, der an je<br />
einer Modell-Richtlinie der drei Fonds erprobt werden<br />
soll. Die Abst<strong>im</strong>mung über den Leitfaden war ein langwieriger<br />
Prozess, denn das Ziel fondsübergreifender<br />
Indikatoren sollte nicht aufgegeben werden.<br />
Die AG hat die Einführung des Leitfadens mit einer<br />
Gender-Schulung verbunden und die Ausschreibungskriterien<br />
untereinander abgest<strong>im</strong>mt und festgelegt.<br />
Die Schulungen wurden fondsspezifisch durchgeführt,<br />
jedoch unter Beteiligung sowohl der Programmebene<br />
als auch der Bewilligungs- und Beratungsebene. Dies
wurde von den Beteiligten durchweg als sehr positiv be-<br />
wertet. Die Schulungen haben bei den Bewilligungsstel-<br />
len eine erhöhte Motivation bewirkt, den Gender Main-<br />
streaming-Umsetzungsprozess aktiv mitzugestalten.<br />
Im Rahmen der Schulungen wurde der Leitfaden für die<br />
Bewilligungsstellen auf seine Handhabbarkeit hin überprüft.<br />
Hier zeigte sich, dass für Richtlinien, die pr<strong>im</strong>är<br />
Investitionen fördern, andere Genderindikatoren von<br />
Interesse waren als für die Richtlinien, die auf die Qualifizierung<br />
des Personals in Unternehmen zielen. Dennoch<br />
ist es gelungen, einen Stammkatalog von fondsübergreifenden<br />
Fragestellungen festzulegen. Dadurch<br />
ist die Vergleichbarkeit der Befragungsergebnisse für<br />
alle drei Modellrichtlinien ermöglicht worden. Ziel ist<br />
es, zu handhabbaren gleichstellungsförderlichen Förderansätzen<br />
in der Brandenburger Wirtschafts- und<br />
Qualifizierungsförderung zu gelangen und praxistaugliche<br />
Indikatoren abzuleiten, die in der neuen Förderperiode<br />
ab 2007 für die Strukturfonds zur Anwendung<br />
kommen sollen.<br />
Bedeutung der Strukturfonds-<br />
Halbzeitbewertung für die weitere<br />
Prozessgestaltung<br />
Die Mid-term-Evaluatoren hatten die Umsetzung des<br />
Querschnittsthemas der Chancengleichheit für alle drei<br />
Fonds untersucht und konkrete Handlungsbedarfe ermittelt.<br />
Erforderlich sind danach:<br />
– die weitere Entwicklung inhaltlicher und konzeptioneller<br />
Grundlagen zur Formulierung von Förderzielen<br />
und Strategien,<br />
– die Konkretisierung und Operationalisierung der Ziele<br />
in den Schwerpunkten und Maßnahmen,<br />
– mehr Klarheit und Transparenz in der Kategorisierung<br />
der Auswirkungen auf die Gleichbehandlung<br />
von Frauen und Männern,<br />
– die Entwicklung genderspezifischer Projektauswahlkriterien<br />
und die Integration in das Antrags- und Bewilligungsverfahren<br />
und in das Monitoring,<br />
– Opt<strong>im</strong>ierung der Steuerungsinstrumente, Integration<br />
von Gleichstellungskriterien in die Förderrichtlinien,<br />
– Kontinuierliche Weiterentwicklung des Begleitsystems<br />
zur Analyse und Bewertung der Auswirkungen<br />
der Förderung auf die Chancengleichheit,<br />
– die Verbesserung der Datengrundlagen,<br />
Beiträge aus den thematischen Foren<br />
– die Bereitstellung von Mitteln zur Analyse geschlechtsspezifischer<br />
Themen und für die Sensibilisierung<br />
und den Kompetenzaufbau bei den<br />
Akteuren durch Schulungen, Workshops, Bestpractice-Transfer,<br />
– die Weiterentwicklung von Arbeitshilfen wie Leitfäden,<br />
Checklisten, Analysen.<br />
Die Mid-termin-Evaluierung steckt den kurz- und mittelfristigen<br />
Rahmen für das zu realisierende Aufgabenspektrum<br />
der AG ab. Wir stehen in der AG zurzeit an<br />
dem Punkt, die nächsten Aufgaben abzustecken. Von<br />
entscheidender Bedeutung werden die Vorgaben der<br />
<strong>Land</strong>esregierung und die EU-Vorgaben für die künftige<br />
Förderperiode sein.<br />
Zusammenfassung der<br />
wesentlichen Erfolgsfaktoren<br />
– Klarheit über die Erwartungen der Kooperationspartner<br />
und diese bedienen.<br />
– Man darf es Fondsverwaltungen und Programmverantwortlichen<br />
nicht ersparen, sich<br />
mit der Ermittlung von Gender-Indikatoren<br />
selbst zu befassen, aber: mit Professionalität.<br />
Dafür bedarf es Unterstützung und Übung.<br />
– Schriftliche Arbeitshilfen und Leitfäden sind<br />
wichtig. Sie reichen aber nicht aus, sondern<br />
müssen kommuniziert werden. Gender <strong>im</strong><br />
Verwaltungsalltag bedarf der Kommunikation.<br />
Es ist ein kreativer Prozess, darin liegen<br />
erhebliche Potentiale.<br />
– Frühzeitige Einbeziehung der Umsetzungsebene<br />
auch in die fachliche Diskussion und<br />
Abst<strong>im</strong>mung über Gender-Implementierungsstrategien<br />
ist effektiv und zeitsparend.<br />
– Fondsspezifische Gender-Schulungen gemeinsam<br />
für die Programm- und Bewilligungsebenen<br />
haben sich bewährt.<br />
– Die Schulungen müssen einen deutlichen Praxisbezug<br />
haben. Es hat sich als motivierend<br />
erwiesen, die Schulungen mit einem Lernprojekt<br />
zu verbinden, das umgehend in die Praxis<br />
umzusetzen ist.<br />
– Gender-Implementierung braucht Ressourcen<br />
für Organisation, Koordinierung, Dokumentation<br />
und für konzeptionelle Erstentwürfe.<br />
„nebenbei“ <strong>im</strong> Alltagsgeschäft ist das nicht zu<br />
leisten!<br />
29
30 Beiträge aus den thematischen Foren<br />
Forum I Möglichkeiten und Grenzen der<br />
unterschiedlichen Implementierungsstrategien<br />
Bedeutung einer verbindlichen<br />
Top-down-Strategie auf allen Ebenen<br />
Was wir bisher in Brandenburg bei der systematischen<br />
Verankerung von Gender Mainstreaming in den Strukturfonds<br />
erreicht haben, verdanken wir den stringenten<br />
Zielen und Vorgaben der EU bis hin zu den Verwaltungsund<br />
Kontrollsystemen und wir verdanken es einzelnen<br />
engagierten und kompromissbereiten Personen in den<br />
Fondsverwaltungen.<br />
Einen Kabinettbeschluss zur Verankerung von Gender<br />
Mainstreaming gibt es in Brandenburg noch nicht. Aber<br />
wir haben inzwischen eine deutliche Vorgabe durch<br />
den Koalitionsvertrag vom Oktober letzten Jahres.<br />
Danach sind strukturelle Benachteiligungen von Frauen<br />
abzubauen und Gender Mainstreaming als Prinzip<br />
und Strategie von Geschlechtergerechtigkeit muss in<br />
allen Bereichen der <strong>Land</strong>esverwaltung zur Anwendung<br />
kommen. Die Zuständigkeit für die Gender-Implementierung<br />
als Querschnittsaufgabe wurde dem MASGF zugewiesen.<br />
Die Hausleitung strebt die Verabschiedung<br />
der Gender-Strategie für die <strong>Land</strong>esverwaltung noch <strong>im</strong><br />
Jahr 2005 an.<br />
Von entscheidender Bedeutung für den weiteren Gender-Implementierungsprozess<br />
be<strong>im</strong> Strukturfondseinsatz<br />
wird die künftige EU-Wirtschafts-, Struktur- und<br />
Beschäftigungspolitik sein. Es wäre ein Rückschritt,<br />
wenn das Ziel der Chancengleichheit von Frauen und<br />
Männern und seine Umsetzung mit Hilfe der Gender<br />
Mainstreaming-Doppelstrategie nicht die Relevanz für<br />
die wirtschafts- und beschäftigungspolitischen Leitlinien<br />
und die künftige Strukturfondsförderung erhält, die<br />
ihr bisher beigemessen wurde. Noch ist die Herstellung<br />
von Geschlechtergerechtigkeit kein Selbstläufer in den<br />
Ländern. Sie muss als Prinzip in den Durchführungsverordnungen<br />
fest verankert werden bzw. bleiben. „Geht<br />
nicht – gibt’s nicht!“ würde Regine Hildebrandt heute<br />
die Verantwortlichen ermahnen.<br />
Vielen Dank.<br />
(Es gilt das gesprochene Wort.)
Tosca Wendt. Koordinationsstelle für Gender Main-<br />
streaming, Wien<br />
Die österreichische Koordinationsstelle<br />
für Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />
Die Koordinationsstelle für Gender Mainstreaming <strong>im</strong><br />
<strong>ESF</strong>, kurz GeM-Koordinationsstelle, wurde <strong>im</strong> Oktober<br />
2000 von L&R Sozialforschung <strong>im</strong> Auftrag des Bundesministeriums<br />
für Wirtschaft und Arbeit eingerichtet.<br />
Zentrale Aufgabe des GeM-Teams ist es, die Umsetzung<br />
von Gender Mainstreaming <strong>im</strong> Europäischen Sozialfonds<br />
(<strong>ESF</strong>) in Österreich zu unterstützen.<br />
Mit den Mitteln des Europäischen Sozialfonds werden<br />
arbeitsmarkt- und beschäftigungspolitische Maßnahmen<br />
von der Europäischen Kommission gefördert, die<br />
von nationalen Stellen kofinanziert, konzipiert und<br />
umgesetzt werden. In Österreich sind dies das Arbeitsmarktservice<br />
und die Bundessozialämter, die Bundesministerien<br />
für Wirtschaft und Arbeit, für Bildung, Wissenschaft<br />
und Kultur sowie für Soziale Sicherheit und<br />
Generationen und außerdem die <strong>Land</strong>esverwaltungen<br />
<strong>im</strong> Rahmen der Territorialen Beschäftigungspakte.<br />
Die GeM-Koordinationsstelle arbeitet sowohl auf Bundesebene,<br />
als auch auf <strong>Land</strong>es- und regionaler Ebene<br />
eng mit diesen AkteurInnen der österreichischen Arbeitsmarktpolitik<br />
zusammen. Die Angebote der GeM-<br />
Koordinationsstelle richten sich darüber hinaus an<br />
Projektträger, die arbeitsmarkt- und bildungspolitische<br />
Maßnahmen umsetzen, sowie an interessierte Personen<br />
und Organisationen aus den Bereichen Gleichstellungs-,<br />
Beschäftigungs- und Arbeitsmarktpolitik.<br />
Außerdem kooperiert die GeM-Koordinationsstelle mit<br />
dem Bundesministerium für Gesundheit und Frauen,<br />
der Koordinationsstelle der Beschäftigungspakte<br />
Österreichs sowie dem EQUAL-Büro Österreich.<br />
Beiträge aus den thematischen Foren<br />
Ziel der GeM-Koordinationsstelle ist es, die Umsetzung<br />
von Gender Mainstreaming in den Maßnahmen des<br />
Europäischen Sozialfonds und <strong>im</strong> weiteren Sinn in der<br />
österreichischen Arbeitsmarktpolitik voran zu bringen.<br />
Ein wesentlicher Beitrag der GeM-Koordinationsstelle<br />
dazu ist die Unterstützung der arbeitsmarktpolitischen<br />
AkteurInnen, die Etablierung einer tragfähigen Netzwerkstruktur<br />
sowie der Aufbau und die Vertiefung des<br />
Gender Mainstreaming-Know Hows bei den relevanten<br />
Institutionen.<br />
Die GeM-Koordinationsstelle ist<br />
– Impulsgeberin für die Umsetzung von Gender<br />
Mainstreaming in der österreichischen<br />
Arbeitsmarktpolitik,<br />
– Ansprechstelle rund um das Thema Gender<br />
Mainstreaming,<br />
– eine Fachstelle, die qualitative Standards und<br />
praktikable Methoden der Gender Mainstreaming-Umsetzung<br />
entwickelt, Beratung durch<br />
Expertinnen bietet und fundierte Materialien<br />
zur Verfügung stellt,<br />
– eine zentrale Drehscheibe in Österreich<br />
für die Bündelung, Verarbeitung und den<br />
Transfer von Informationen und Know How<br />
zu Gender Mainstreaming unter Anbindung<br />
zur EU und den EU-Mitgliedsstaaten,<br />
– ein Knotenpunkt bei der Vernetzung der<br />
arbeitsmarktpolitischen AkteurInnen zum<br />
Thema Gender Mainstreaming auf regionaler<br />
wie auf Bundesebene.<br />
Die Angebote der GeM-Koordinationsstelle zur Unterstützung<br />
der Gender Mainstreaming Umsetzung basieren<br />
auf den 3 Säulen<br />
– Information und Wissen,<br />
– Vernetzung und Kooperation sowie<br />
– Beratung und Entwicklung.<br />
31
32 Beiträge aus den thematischen Foren<br />
Forum I Möglichkeiten und Grenzen der<br />
unterschiedlichen Implementierungsstrategien<br />
Information und Wissen<br />
Die GeM-WebSite www.gem.or.at ist eine viel besuchte<br />
Informationsplattform zum Thema Gender Mainstreaming.<br />
Hier finden sich neben Informationen über die<br />
Aktivitäten der GeM-Koordinationsstelle alle GeM-Materialien<br />
zum Downloaden, eine umfassende Literaturdatenbank<br />
und eine gut sortierte Linksammlung rund<br />
um das Thema Gender Mainstreaming sowie Neuigkeiten<br />
und Veranstaltungshinweise.<br />
Viermal <strong>im</strong> Jahr erscheint der GeM-InfoLetter und 14tägig<br />
informiert das GeM-NewsMail über Neuigkeiten und<br />
Veranstaltungstermine. Die GenderTraining-Datenbank<br />
bietet einen Überblick über Angebote und AnbieterInnen<br />
von Schulungen und Gender-Trainings.<br />
Darüber hinaus stehen die GeM-Koordinatorinnen jederzeit<br />
für Auskünfte und Hilfe per Telefon oder Email<br />
zur Verfügung.<br />
Vernetzung und Kooperation<br />
Die Vernetzung und der persönliche Erfahrungsaustausch<br />
sind eine wichtige Unterstützung der Gender<br />
Mainstreaming-Umsetzung. Die GeM-Koordinationsstelle<br />
veranstaltet dazu in allen Bundesländern und auf<br />
Bundesebene GeM-RoundTables. Die mit der <strong>ESF</strong>-Umsetzung<br />
und den Territorialen Beschäftigungspakten<br />
befassten AkteurInnen werden eingeladen, sich auszutauschen<br />
und gemeinsam die Umsetzung von Gender<br />
Mainstreaming weiter zu entwickeln.<br />
In den GeM-ArbeitsPlattformen diskutieren arbeitsmarktpolitische<br />
AkteurInnen praktische Umsetzungsfragen<br />
und entwickeln dazu gemeinsam Materialien zur<br />
Unterstützung der Gender Mainstreaming-Umsetzung.<br />
Zum Beispiel haben VertreterInnen der österreichischen<br />
Beschäftigungspakte (TEP) in der TEPGEM-Plattform ein<br />
gemeinsames Gender Mainstreaming-Strategiepapier<br />
ausgearbeitet.<br />
Die GeM-Koordinationsstelle steht in Österreich als<br />
wichtige Drehscheibe zum Thema Gender Mainstreaming<br />
zur Verfügung und ist auch um internationale<br />
Vernetzung bemüht.<br />
Beratung und Entwicklung<br />
Die GeM-Koordinationsstelle hat umfangreiche Materialien<br />
zur Umsetzung von Gender Mainstreaming entwickelt,<br />
die auf der GeM-WebSite zur Verfügung stehen.<br />
Darunter die GeM-ToolBox, die eine Reihe von Leitfäden<br />
zur praktischen Umsetzung von Gender Mainstreaming<br />
enthält.<br />
In den GeM-ThemenForen werden Informationen zu<br />
ausgewählten Themen aufbereitet sowie Seminare und<br />
Workshops veranstaltet.<br />
Den mit der <strong>ESF</strong>-Umsetzung befassten Institutionen in<br />
Österreich bietet die GeM-Koordinationsstelle Fachberatung<br />
sowie Vorträge für Tagungen, Seminare und<br />
Sitzungen an.<br />
Umsetzungserfahrungen der<br />
GeM-Koordinationsstelle für<br />
Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />
Rückwirkend betrachtet hat es sich nicht nur als hilfreich<br />
erwiesen, eine Stützstruktur zur Implementierung<br />
von Gender Maisntreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong> zu etablieren, sondern<br />
es kann gesagt werden, dass diese Stützstruktur<br />
zu einer deutlichen Erhöhung der Qualität geführt hat.<br />
Besonders hervorzuheben sind hierbei die Bereiche der<br />
Vernetzung und der inhaltlichen Bündelung relevanter<br />
Themen, des Wissenstransfers und der Beratung.<br />
Durch die zahlreichen Angebote sich thematisch und<br />
regional zu vernetzen, ist nicht nur ein Austausch von<br />
Erfahrungen erfolgt, sondern es haben sich Synergien<br />
gebildet, die sich in konkreten Projekten niedergeschlagen<br />
haben. Durch die Vernetzungen wird der GeM-Koordinationsstelle<br />
auch rückgemeldet, welche Themen für<br />
die Umsetzung relevant sind, die in konkreten Veranstaltungen<br />
aufgegriffen werden. Im Austausch mit ExpertInnen<br />
erfolgt dadurch ein Wissenstransfer, der sich<br />
positiv auf die Qualität der Umsetzungen auswirkt.<br />
Aber auch die Entwicklungen <strong>im</strong> <strong>ESF</strong>, etwa in Bezug auf<br />
die Strukturfondsreform, werden schnell und unbürokratisch<br />
von der GeM-Koordinationsstelle an die AkteurInnen<br />
weitergeleitet. Dadurch können Unsicherheiten<br />
vermieden und schnelle Reaktionen erfolgen.
Die von der GeM-Koordinationsstelle durchgeführten<br />
Beratungen zeigten, dass ein großer Bedarf an methodischer<br />
Unterstützung für die Umsetzung von Gender<br />
Mainstreaming besteht. Daher wurde als wesentliches<br />
Produkt der Qualitätssicherung von der GeM die 4 GeM-<br />
Schritte-Methode als Methode der Prozessgestaltung<br />
entwickelt. Diese dient dazu die Umsetzung von GM in<br />
arbeitsmarkpolitischen Programmen und Projekten zu<br />
unterstützen. Sie strukturiert die systematische Einbeziehung<br />
der Gleichstellungsperspektive in ein Aufgabenfeld<br />
wie folgt:<br />
1. Gender-Analyse<br />
Wahrnehmen und Analysieren geschlechtstypischer<br />
Fragestellungen und Ungleichheiten<br />
<strong>im</strong> jeweiligen Bereich.<br />
2. Gleichstellungsziele<br />
Abgeleitet aus der Gender-Analyse werden<br />
möglichst konkrete und überprüfbare Gleichstellungsziele<br />
festgelegt und formuliert.<br />
3. Gleichstellungsprüfung<br />
Im dritten Schritt werden die Vorhaben auf<br />
mögliche geschlechtstypische Wirkungen hin<br />
überprüft und so gestaltet, dass sie zu den<br />
Gleichstellungszielen beitragen.<br />
4. Evaluierung<br />
Die Ergebnisse und Fortschritte werden hinsichtlich<br />
der gesetzten Gleichstellungsziele<br />
überprüft.<br />
Als notwenig zeigt sich auch, dass es, um Gender Mainstreaming<br />
erfolgreich – etwa mit der 4 Schritte-Methode<br />
– <strong>im</strong>plementieren zu können, der Gender-Kompetenz<br />
bedarf: Diese wird von der GeM-Koordinationsstelle auf<br />
mindestens drei Ebenen verortet: Wissen – Erkennen<br />
– Handeln (Bahrgehr/Steinbacher, Institut Im Kontext,<br />
2002):<br />
– Wissen um gesellschaftliche Konstruktionen von<br />
Ungleichverhältnissen in Bezug auf die Kategorie<br />
Geschlecht.<br />
– Erkennen der Diskr<strong>im</strong>inierungsstrukturen und<br />
welche Rolle die eigenen Werte, Normen und<br />
Einstellungen spielen.<br />
– Handeln resultiert aus dem Wissen und Erkennen<br />
<strong>im</strong> Changemanagementprozess.<br />
Beiträge aus den thematischen Foren<br />
Ebenso ist ein Controlling notwendig. Dies ist insbesondere<br />
in Hinblick darauf, dass Gender Mainstreaming<br />
oft noch von dem persönlichen Engagement einzelner<br />
Personen abhängt, notwendig und auch um die z.T.<br />
bereits etablierten Qualitätsstandards sichern zu können.<br />
GeM-Koordinationsstelle<br />
Liniengasse 2a/1<br />
1060 Wien<br />
Tel: ++43/(0)1/595 40 40-16<br />
office@gem.or.at<br />
www.gem.or.at<br />
33
34 Beiträge aus den thematischen Foren<br />
Forum I Möglichkeiten und Grenzen der<br />
unterschiedlichen Implementierungsstrategien<br />
Dr. Anne Rösgen. Geschäftsführerin proInnovation<br />
GmbH, Stuttgart<br />
Vorbemerkungen<br />
Zunächst erhalten Sie Informationen über Besonder-<br />
heiten der Umsetzung des <strong>ESF</strong> in Baden-Württemberg<br />
(BW), die zum Verständnis des Projektes notwendig<br />
sind. Dann gebe ich einen Überblick über Konzept und<br />
Stand der Umsetzung des Projektes. Der Schwerpunkt<br />
des Vortrags liegt aber auf dem WIE: was verstehen wir<br />
unter Coaching und wie funktioniert es? Wie von den<br />
VeranstalterInnen gewünscht, ende ich mit Schlussfolgerungen<br />
für die neue Förderperiode.<br />
Besonderheit der Umsetzung des <strong>ESF</strong><br />
in BW: die Regionalisierung<br />
BW ist ein großes <strong>Land</strong> mit sehr unterschiedlichen<br />
regionalen Gegebenheiten, ja sogar Gegensätzen<br />
– man vergleiche z.B. die (ehemalige) Industriestadt MA<br />
und einen <strong>Land</strong>kreis am Bodensee. Vor diesem Hintergrund<br />
wurde zu dieser Förderperiode die Mittelvergabe<br />
<strong>im</strong> <strong>ESF</strong> regionalisiert. Es wurden mehr als 50 regionale<br />
<strong>ESF</strong>-AK gebildet aus: Stadt- und <strong>Land</strong>kreisen, Kammern,<br />
Sozialpartnern, Arbeitsagenturen, Kontaktstellen Frau<br />
& Beruf bzw. kommunalen Frauenbeauftragten; aber<br />
auch Verbände der freien Wohlfahrtspflege, Schulen,<br />
Weiterbildungsträger, außerschulische Jugendbildung,<br />
diese aber nur <strong>im</strong> Bereich des Sozialministeriums (SM).<br />
Erfahrungen mit der Implementierungsstrategie<br />
in Baden-Württemberg<br />
Die Fondsverwaltung liegt be<strong>im</strong> SM, das Mittelvolumen<br />
beträgt für 2000-2006: 230 Mio €, davon werden<br />
69 Mio € vom Wirtschaftsministerium (WM) bewirtschaftet<br />
(Mummert Consulting 2004). Die <strong>ESF</strong>-AK vergeben<br />
fast 90% der Mittel und übernehmen somit einen großen<br />
Teil der Programmverantwortung – eine schwierige<br />
Aufgabe. Das <strong>Land</strong> BW übertrug dem <strong>ESF</strong>-AK mit der<br />
Regionalisierung folgende Aufgaben:<br />
– Projektauswahl <strong>im</strong> Rahmen der regionalen Mittelkontingente,<br />
– Stärkung des regionalen Verantwortungsbewusstseins<br />
für die Arbeitsmarktpolitik unter Berücksichtigung<br />
der regionalen Arbeitsmarktsituation,<br />
– Intensivere Einbindung der Arbeitgeberseite zur<br />
Erhöhung der Vermittlungschancen,<br />
– Erhöhung der Bedarfsgerechtigkeit der Maßnahmen,<br />
– Sicherstellung der Kofinanzierung vor Ort,<br />
– Verbesserung der Wirtschaftlichkeit des Mitteleinsatzes,<br />
– Netzwerkbildung der arbeitsmarktrelevanten<br />
Akteure in den Regionen und der Träger zur<br />
Konzeptumsetzung.<br />
(Mummert Consulting, 2004).<br />
Gleichzeitig mit der Übernahme der Mittelvergabe durch<br />
die regionalen AK kam die ebenfalls neue Anforderung<br />
der Umsetzung von Gender Mainstreaming (GeM) auf<br />
sie zu, es wurde zumindest generell <strong>im</strong> „Gemeinsamen<br />
Leitfaden der Ministerien“ so verankert.<br />
Das Sozialministerium wurde <strong>im</strong> Hinblick auf GeM früh<br />
unterstützend tätig mit<br />
– Informationsveranstaltungen und Material zu GeM,<br />
– Workshops (für Träger, AK, Bewilligungsbehörden...),<br />
– Leitfäden und Antragsbestandteilen zu GeM.<br />
ABER: auch danach hielten die Klagen über fehlende<br />
GeM-Kompetenz an, Vielen war alles zu unkonkret, es<br />
wurden Beispiele gefordert etc. Außerdem wurde deutlich,<br />
dass die Instrumente (Leitfäden etc.) nicht konsequent<br />
angewendet wurden, die Anträge waren nicht<br />
wirklich gegendert....
Daher wurde unser Projekt als zentrales <strong>Land</strong>esprojekt<br />
aufgelegt, mit einer Laufzeit 2004–2007. Man will genauer<br />
erfahren, was die Probleme <strong>im</strong> einzelnen sind,<br />
konkreter unterstützen, gezielter fortbilden, die Instrumente<br />
tatsächlich einsetzen, deren Handhabung<br />
üben, sie ggf. weiterentwickeln. Erklärtes Ziel ist es,<br />
die Handlungskompetenz der AkteurInnen soweit zu<br />
entwickeln, dass das Querschnittsziel „Gleichstellung<br />
von Frauen und Männern“ mit dem Konzept des GeM<br />
systematisch umgesetzt wird.<br />
Überblick über das Konzept und den<br />
Stand der Umsetzung<br />
Phasen der Projektentwicklung<br />
Die folgenden 4 Phasen sind für uns zum alles strukturierenden<br />
Element geworden (<strong>im</strong> eigenen Projekt aber<br />
auch für die Tätigkeit der Modell-AK können sie handlungsleitend<br />
sein), ebenso für die Projektentwicklung<br />
vor Ort. Sie sind üblich in Veränderungsprozessen aber<br />
auch <strong>im</strong> Projektmanagement, viele von Ihnen kennen<br />
sie auch als die „4 Schritte-Methode“ aus Österreich.<br />
Phase 1<br />
April ‘04 – September ‘04<br />
Analyse der Ausgangslage &<br />
Ermittlung des Handlungsbedarfs<br />
– ExpertInnengespräche<br />
– Dokumentenanalyse<br />
– Konstituierung des Beirats<br />
– Auswahl der Modell - AK<br />
Phase 2<br />
Oktober ‘04 – Dezember ‘04<br />
Ziele und Umsetzungskonzept<br />
– Ziel- und Konzepentwicklung mit den Modell-AK<br />
– Erweiterung des Beirats<br />
– 1. Fachtagung am 21.10.04<br />
Phase 3<br />
Januar ‘05 – Dezember ‘06<br />
Durchführung<br />
– Coaching der Modell-AK<br />
– Entwicklung und Umsetzung von<br />
GeM-Methoden und -Instrumenten<br />
– Transfer<br />
Phase 4<br />
Januar ‘07 – Juni ‘07<br />
Auswertung<br />
– Transfer<br />
Beiträge aus den thematischen Foren<br />
Was bisher geschah<br />
In der ersten Phase unseres Projektes ging es um die<br />
Analyse der Ausgangsbedingungen und die Konkretisierung<br />
des Handlungsbedarfes <strong>im</strong> Hinblick auf das<br />
Ziel der weiteren systematischen Umsetzung von GeM<br />
<strong>im</strong> <strong>ESF</strong>. Natürlich hatten wir schon vorher Hypothesen<br />
über den Stand der Dinge und die Probleme bei der<br />
Umsetzung und diese waren ja auch Grundlage der<br />
Antragsstellung und Bewilligung. Nun galt es, diese<br />
Einschätzungen zu überprüfen und vor allem zu konkretisieren.<br />
Dazu mussten die Ausgangsbedingungen<br />
auf der Ebene von <strong>ESF</strong>-Arbeitskreisen, Trägern und<br />
„sonstigen“ <strong>ESF</strong>-AkteurInnen noch einmal genauer betrachtet<br />
werden. Um den Stand der Umsetzung in BW<br />
aber besser beurteilen zu können, haben wir uns auch<br />
auf EU- und Bundesebene, in anderen Mitgliedsstaaten<br />
und Bundesländern <strong>im</strong> Hinblick auf die Umsetzung von<br />
GeM <strong>im</strong> <strong>ESF</strong> umgesehen.<br />
Bei der Dokumentenanalyse haben wir u.a. folgende<br />
Materialien herangezogen:<br />
– Mitteilung EU-KOM zur Halbzeitbewertung,<br />
– Programmevaluation <strong>ESF</strong> auf Bundesebene,<br />
– Tagungen: GeM <strong>im</strong> <strong>ESF</strong> in Österreich und in der<br />
Kinder- und Jugendhilfe,<br />
– Studie des IAB bei der Bundesagentur für Arbeit,<br />
– Projektbeschreibungen,<br />
– Instrumente: Leitfäden und Checklisten aller Art,<br />
– Internetrecherche, Hintergrundliteratur etc.<br />
Die ExpertInnengespräche haben wir mit Mitgliedern<br />
von <strong>ESF</strong>-AK und Trägern, den Ministerien, der L-Bank,<br />
mit der Beratungsagentur <strong>ESF</strong>-Scout und den Sozialpartnern<br />
geführt.<br />
Für uns war es sehr überraschend, wie sehr sich die<br />
Einschätzungen auf der EU-Ebene, auf der nationalen<br />
Ebene und in der Region und denen Anderer und den<br />
Ansichten der ExpertInnen und dem, was die Projektbeschreibungen<br />
aufzeigen, ähneln. Daraus ergibt sich,<br />
dass die Umsetzung in Baden-Württemberg mit den<br />
gleichen Problemen konfrontiert ist wie anderswo und<br />
somit die in der Projektumsetzung zu erwartenden Erfahrungen<br />
und Erkenntnisse auch für andere von Interesse<br />
sein könnten.<br />
35
36 Beiträge aus den thematischen Foren<br />
Forum I Möglichkeiten und Grenzen der<br />
unterschiedlichen Implementierungsstrategien<br />
Am Ende der Phase 1 haben wir folgenden Handlungsbedarf<br />
abgeleitet:<br />
– geschlechterdifferenzierte Arbeitsmarkt- und<br />
Wirtschaftsanalysen als Grundlage für Konzepte und<br />
geschlechtssensible Ermittlung von Zielgruppen<br />
fehlen,<br />
– Doppelstrategie und gleichstellungspolitische Ziele<br />
sind unklar, GeM wird als Frauenförderung missverstanden,<br />
– Gestaltung von Maßnahmen ist meist nicht geschlechtersensibel,<br />
– Männer sind als Akteure und Zielgruppe von Gleichstellungspolitik<br />
zuwenig einbezogen,<br />
– Verfahren sind zu verbessern, Verbindlichkeit ist zu<br />
erhöhen,<br />
– Gender (Mainstreaming)-Kompetenz ist dringend<br />
weiter zu entwickeln.<br />
So oder ähnlich wird der Handlungsbedarf überall beschrieben<br />
und stellt somit auch eine Schlussfolgerung<br />
für die nächste Förderperiode dar.<br />
Handlungsfelder des Projektes<br />
Coaching<br />
Modell AK<br />
Beirat<br />
Prozess-<br />
•GeM Kompetenz<br />
begleitung<br />
•Anwendung von<br />
Instrumenten<br />
•GeM in der eigenen Organisation<br />
•Evaluation und Qualitätssicherung<br />
•Verbesserung der Projektauswahl,<br />
Sicherung der Förderfähigkeit der Projekte<br />
•Geschlechtsspezifische Analyse des<br />
regionalen Arbeitsmarktes und<br />
geschlechtersensible Ermittlung von<br />
Zielgruppen<br />
Übergreifende<br />
Handlungsfelder<br />
•Fallbeispiele<br />
und Fallstudien<br />
•Fachtagungen<br />
und Foren<br />
•Website<br />
•Newsletter<br />
•Handreichungen<br />
•...<br />
proInnovation GmbH Dr. Anne Rösgen 2<br />
Arbeitsweisen und Handlungsfelder<br />
Es muss systematischer und konkreter werden – da<br />
waren sich alle einig. Man müsste die <strong>ESF</strong>-AkteurInnen<br />
in ihrem Alltagshandeln in Bezug auf die Umsetzung<br />
von GeM unterstützen. Aber wie? Mit allen über 50<br />
<strong>ESF</strong>-Arbeitskreisen und den Hunderten von Trägern<br />
und Projekten zu arbeiten, in einem so großen <strong>Land</strong><br />
– das schien zu keinem Zeitpunkt eine realistische Perspektive.<br />
Also wollten wir exemplarisch vorgehen und<br />
mit ausgewählten AK die nächsten Schritte tun. Für die<br />
Durchführung mit Modell-AK (MAK) sprachen weitere<br />
Argumente: Wir sind zwar die Gender-ExpertInnen aber<br />
nicht die ExpertInnen für die konkreten Probleme der<br />
Umsetzung vor Ort. Überall da, wo ExpertInnen sagen<br />
„wie es geht“ bekommen sie zur Antwort: „bei uns ist<br />
das alles anders“ oder „das fänden wir auch alles schön,<br />
aber unter unseren Rahmenbedingungen lässt sich<br />
das leider nicht umsetzen“. Daher haben die Modell-<br />
Arbeitskreise vor allem die Aufgabe, zunächst selbst<br />
zu lernen und auszuprobieren, wie es gehen kann und<br />
dann darüber allen anderen zu berichten.<br />
<strong>ESF</strong> Scout/<br />
L - Bank<br />
Mummert<br />
SozialWirtschafts-<br />
Consulting<br />
ministeriumministerium LAG Frauenbeauftragter/<br />
Gender Team<br />
Kontaktstellen<br />
proInnovation<br />
Beirat<br />
Frau & Beruf<br />
GmbH<br />
Prozessbegleitung<br />
Modell-AK<br />
ES Modell-AK<br />
MA-SM Modell-AK<br />
Träger/<br />
Projekte<br />
Träger/<br />
KA<br />
Projekte<br />
Träger/<br />
Projekte<br />
Modell-AK<br />
HD<br />
Träger/<br />
Projekte<br />
Regionale Arbeitsmarkt- und<br />
Beschäftigungspolitik<br />
Modell-AK<br />
MA-WM<br />
Träger/<br />
Projekte<br />
Transfer<br />
proInnovation GmbH Dr. Anne Rösgen 3<br />
Die Modell-AK wurden durch Ausschreibung/Interes-<br />
sensbekundung mit den oben genannten Inhalten aus-<br />
gewählt (ES, MA, MA, HD, KA). Wie Sie sehen, ergeben<br />
die Bedarfe alle zusammen wieder ein vollständiges<br />
Arbeitsprogramm zur Implementierung von GeM. Daher<br />
stellte sich sofort die Frage nach der Koordinierung<br />
der verschiedenen Aktivitäten und hier kommt unser<br />
wichtigstes Gremium, der Beirat Prozessbegleitung, ins<br />
Spiel. Im Beirat sind alle wesentlichen AkteurInnen Mitglied,<br />
er tagt bisher ca. ¼-jährlich (halbtags). Er ist das<br />
Nadelöhr, durch das das Kamel durch muss: Wir gehen<br />
davon aus, was hier nicht „verdaulich“ ist, das können<br />
wir erst recht nicht von den anderen AkteurInnen erwarten.<br />
Sehr wichtig ist uns die Einbindung aller in die<br />
Aufgabe des Transfers.
„Das Neue ist unbekannt und<br />
lernend zu erfinden“<br />
Coaching als Methode zum Lernen<br />
in Handlungssituationen<br />
Die Wahl von Coaching als zentrale Arbeitsmethode<br />
geht auf eine langjährige Beschäftigung mit der Frage,<br />
wie sich Handlungskompetenzen entwickeln lassen zurück.<br />
Wir haben uns mit mehreren Modellen von Handlungskompetenz<br />
befasst und uns für die folgenden<br />
D<strong>im</strong>ensionen entschieden (vgl. IAT):<br />
– Wissen: als kognitive Disposition, die alle Kompetenzbereiche<br />
umfasst,<br />
– Können: Erfahrungs- und Anwendungsd<strong>im</strong>ension<br />
auf der Basis der kognitiven Dispositionen,<br />
– Wollen: Ebene der Einstellung, Werthaltungen und<br />
Motivation,<br />
– Dürfen: Ebene der Rahmenbedingungen.<br />
Umgang mit hemmenden und Gestaltung<br />
fördernden Rahmenbedingungen<br />
Auf die „Kompetenzdebatte“ kann ich in diesem Zusammenhang<br />
nicht näher eingehen. Kurz gesagt wurde<br />
vor einigen Jahren deutlich, dass klassische Weiterbildung<br />
häufig „ohne Anwendungserfolg“ bleibt, d.h. der<br />
Transfer in den beruflichen Alltag gelingt nicht. Dies<br />
gilt erst recht in Veränderungsprozessen, bei denen es<br />
gleich ein zweifaches Dilemma gibt: zum einen steht<br />
das entsprechende Wissen, das benötigt wird, nicht<br />
einfach zur Verfügung und zum anderen drängen die<br />
Umsetzungsnotwendigkeiten. Ein Kollege hat es so formuliert:<br />
„Die Zeit für Bildung fehlt nach Jahren, nach<br />
Tagen und nach Stunden“ (R. Schulz).<br />
Deutlich ist, dass traditionelle Bildung wenig geeignet<br />
ist, um Handlungskompetenzen zu entwickeln, aber irgendwann<br />
wurde uns klar, dass es nicht nur „andere<br />
Bildung“ braucht, sondern auch „Anderes als Bildung“,<br />
nämlich ganz neue Lernformen:<br />
– Lernen findet problemlösend und prozesshaft statt,<br />
prozessbegleitend, und projektintegriert, auch als<br />
„reflektierende Verarbeitung“.<br />
– Es gibt ein anderes Verhältnis von institutionalisiertem<br />
und selbstorganisiertem informellen Lernen<br />
(klassische Bildung wird teilweise eingebettet und<br />
teilweise abgelöst durch andere Kompetenzentwicklungsprozesse).<br />
Beiträge aus den thematischen Foren<br />
Übertragen auf den Prozess der Umsetzung von GeM<br />
<strong>im</strong> <strong>ESF</strong> heißt dies: Die Mitglieder der <strong>ESF</strong>-Arbeitskreise<br />
müssen ständig Anträge sichten, bewilligen oder ablehnen<br />
und währenddessen lernen, wie GeM umzusetzen<br />
ist. Bisher haben sie die Einschätzung der Anträge<br />
oft den Frauenbeauftragten überlassen – ein Grund,<br />
warum GeM bisher nicht „aus der Frauenecke“ heraus<br />
kam. Vielen, auch den Gutwilligen ist aber nicht einmal<br />
klar, was eigentlich gelernt werden müsste und wo und<br />
wie man die entsprechenden Kompetenzen entwickeln<br />
könnte – dies wollen wir mit unserem Ansatz von Einzel-<br />
und Gruppencoaching erfahrbar machen.<br />
Einzel- und Gruppencoaching<br />
Ausgangspunkt ist das Alltagshandeln der AkteurInnen,<br />
d.h. ihre bisherige Praxis, gegebene Strukturen<br />
und die (unterschiedliche) GeM-Kompetenz. Ein erster<br />
Schritt ist die Reflexion: Wie ist die GeM-Kompetenz in<br />
Bezug auf den Praxiszusammenhang – hier: Entscheidung<br />
über Projekte entwickelt? Dem wird das Anforderungsprofil<br />
gegenübergestellt: Was beinhaltet GeM<br />
Kompetenz? und weitere Lernmöglichkeiten werden<br />
vorgestellt.<br />
Beispiel 1:<br />
Einzelcoaching mit den <strong>ESF</strong>-AK-Geschäftsführungen<br />
(GF)<br />
Oft übernehmen die GF die Rolle, die eingehenden<br />
Anträge zu sichten und dem AK eine Einschätzung<br />
zu präsentieren. Die meisten unserer Modell-AK-GF<br />
haben schon an Einführungsveranstaltungen zu GeM<br />
teilgenommen, sind sich aber in der Umsetzung und<br />
Bewertung der Anträge noch unsicher, möchten herausfinden,<br />
wo sie stehen. Sie wollen die Träger besser<br />
beraten können, die anderen Mitglieder des AK für das<br />
Thema sensibilisieren. Das Gender-Team von proInnovation<br />
GmbH unterstützt sie dabei auf Wunsch mit einem<br />
Einzelcoaching.<br />
Beispiel 2:<br />
Gruppencoaching<br />
Auch hier geht es darum, die Anträge besser einschätzen<br />
und sorgfältiger auswählen können, die GeM Instrumente<br />
selbst auszuprobieren/anzuwenden. Hier<br />
finden wir SEHR unterschiedliche Voraussetzungen<br />
<strong>im</strong> Hinblick auf Gender (Mainstreaming)-Kompetenz,<br />
daher arbeiten wir mit einem Workshop Konzept. Zunächst<br />
gibt es einen (kurzen) Input zu GeM, ein zentrales<br />
GeM-Instrument wird an einem Beispiel (möglichst<br />
real existierende Anträge) vorgestellt. Es schließt sich<br />
eine Gruppenarbeit ann bei der die Anwendung des<br />
Instruments geübt und eine Bewertung (ebenfalls von<br />
37
38 Beiträge aus den thematischen Foren<br />
Forum I Möglichkeiten und Grenzen der<br />
unterschiedlichen Implementierungsstrategien<br />
konkreten Anträgen) versucht wird. Die Ergebnisse<br />
werden anschließend von den Gruppen präsentiert, es<br />
gibt eine kollegiale Beratung und ein Feed-back vom<br />
Gender-Team. Zum Abschluss stellen wir vor, was unter<br />
Gender (Mainstreaming)-Kompetenz zu verstehen<br />
ist. Dieses Gruppencoaching-Konzept hat sich bisher<br />
bereits <strong>im</strong> Beirat Prozessbegleitung und in einem Modell-AK<br />
bewährt.<br />
Wichtig: Es darf auf keinen Fall der Eindruck entstehen,<br />
es handele sich hier um eine Art Schnellkurs: „GeM in 3<br />
Stunden“. Einzel- und Gruppencoaching sind nur erste<br />
Schritte, die allerdings aufzeigen, woran weiter zu arbeiten<br />
ist. Das beinhaltet auch das Bereitstellen weiterer<br />
Lernmöglichkeiten und damit komme ich zu<br />
Beispiel 3:<br />
Fachtagungen der besonderen Art<br />
Bei unserem Tagungskonzept – und die erste Fachtagung<br />
am 21.10.04 erreichte <strong>im</strong>merhin 130 AkteurInnen<br />
– nähern wir uns dann sozusagen von der anderen<br />
Seite her, vom Gegenstand, von den Problemen bei der<br />
Umsetzung von GeM. Bei der ersten Tagung ging es<br />
z.B. um die konkreten Fragen: Wie bekommen wir GeM<br />
„raus aus der Frauenecke“; wie schaffen wir es, Männer<br />
als Zielgruppe aber auch als Akteure anzusprechen;<br />
welche Fehlinterpretationen von GeM gibt es und was<br />
hat das für Folgen: Wie ist der konkrete Handlungsbedarf<br />
auf den verschiedenen Ebenen <strong>im</strong> Verfahren?<br />
Hierzu gab es am Vormittag Inputs und am Nachmittag<br />
Gesprächskreise, die die Themen noch einmal aufgegriffen<br />
haben unter der Fragestellung:<br />
• Wie stellen sich diese Probleme bei uns konkret dar?<br />
• Welche Lösungsansätze sehen wir?<br />
Ich möchte Sie gerne zu unserer zweiten Fachtagung<br />
einladen, die am 2.6.05 in Stuttgart <strong>im</strong> Haus der Wirtschaft<br />
stattfindet (bitte sehen Sie dazu den Newsletter<br />
Nr. 3 oder unter www.gendermainstreaming-esfbw.de).<br />
Diesmal gehen wir von Projektbeschreibungen<br />
aus, die zeigen, dass Grundfragen des GeM, wie die<br />
zum Verhältnis von „pragmatischen“ und „strategischen“<br />
Bedürfnissen, nicht verstanden sind; Kenntnisse<br />
über die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung und<br />
ihre aktuellen Veränderungen fehlen; die Frage nach<br />
den notwendigen Neuorientierungen der Männer und<br />
Männlichkeiten noch <strong>im</strong>mer unklar sind. Wir arbeiten<br />
wieder nach dem bewährten Konzept mit Inputs am<br />
Vormittag und Gesprächskreisen am Nachmittag.<br />
Anforderungen an ein Gender-Team<br />
Wir möchten darauf hinweisen, dass die Anforderungen<br />
an die Coaches, also an die LernbegleiterInnen<br />
<strong>im</strong> prozessorientierten und problemlösenden Lernen<br />
weit höher sind als in Bildungsveranstaltungen. Die<br />
Situationen und Anforderungen sind weniger vorhersehbar<br />
und planbar. Gender-ExpertInnen müssen be<strong>im</strong><br />
Coaching nicht nur über vielfältige GeM-Umsetzungserfahrungen,<br />
eine hohe Methodenkompetenz und Einfühlungsvermögen<br />
verfügen, sondern all dies situativ<br />
mobilisieren können!<br />
Notwendig sind auch solche Kompetenzen (und die<br />
haben wir <strong>im</strong> Team): Prozessgestaltung/Organisationsberatung,<br />
Supervision, Erfahrungen mit anderen gleichstellungspolitischen<br />
Ansätzen, fit sein <strong>im</strong> <strong>ESF</strong> und in<br />
der europäischen Beschäftigungsstrategie etc..<br />
Ausblick auf die weitere Projektarbeit<br />
Natürlich werden wir das Coaching fortsetzen: vor Ort,<br />
bedürfnis- und bedarfsorientiert. Die zweite Fachtagung<br />
am 2.6.05 greift mit dem Thema „Der <strong>ESF</strong> – nur<br />
ein Spiegel geschlechtsspezifischer Muster?“ wieder<br />
entscheidende Probleme der Umsetzung von GeM <strong>im</strong><br />
<strong>ESF</strong> auf.<br />
Wenn ich jetzt unsere Website erwähne, werden Sie<br />
denken, dass dies ja lediglich zum üblichen Standard<br />
heutiger Projektarbeit gehört. Allerdings versuchen<br />
wir, auch hier so konkret wie möglich an den Problemen<br />
der AkteurInnen zu sein, indem wir beispielsweise<br />
eine Sektion FAQ (häufig gestellte Fragen) entwickeln<br />
und an anderer Stelle konkrete Fallbeispiele vorstellen.<br />
Zudem arbeiten wir mit – umfangreicheren – Fallstudien.<br />
Die erste wird <strong>im</strong> Rahmen eines Teilprojektes in<br />
Kooperation mit dem Institut für Mittelstandsforschung<br />
der Universität Mannhe<strong>im</strong> (ifm) entwickelt: „Geschlechterdifferenzierende<br />
Arbeitsmarktanalyse in ausgewählten<br />
Regionen“ und greift damit ein Grundproblem des<br />
GeM auf, nämlich dass es an handhabbaren (für <strong>ESF</strong>-AK)<br />
Analysen des regionalen Bedarfes fehlt, auf deren Basis<br />
eine gendersensible Auswahl von Zielgruppen möglich<br />
wäre.
Schlussfolgerungen für die neue Förderperiode<br />
Die Schlussfolgerungen ergeben sich aus dem ermittelten<br />
Handlungsbedarf. Dies stellt sich für Baden-<br />
Württemberg wie folgt dar:<br />
1. Nötig sind auf <strong>Land</strong>esebene und regional eine geschlechtsspezifische<br />
Analyse der Ausgangbedingungen<br />
und eine geschlechtssensible Ermittlung von<br />
Zielgruppen. Aus der Analyse sind auf den verschiedenen<br />
Ebenen gleichstellungspolitische Ziele abzuleiten<br />
.<br />
2. Das Verfahren von Antragstellung, Projektauswahl<br />
und Verlaufskontrolle ist in dem Sinne zu qualifizieren,<br />
dass GeM auf allen Ebenen eine größere Verbindlichkeit<br />
erhält. Dazu brauchen die AkteurInnen<br />
Unterstützung und Ressourcen.<br />
3. Ein Schlüssel ist die Handlungskompetenz der AkteurInnen,<br />
die systematisch entwickelt werden muss.<br />
Nach den bisherigen Erfahrungen ist ein Coaching-<br />
Begleitprojekt dazu ein tauglicher Ansatz.<br />
Es braucht also nicht NUR Kompetenzentwicklung, gefordert<br />
sind auch Entschlossenheit und Konsequenzen<br />
der Programmverantwortlichen, nicht nur in Baden-<br />
Württemberg. Wir hoffen, dass die EU Kommission weiterhin<br />
ein Motor für die Umsetzung von GeM in Europa<br />
ist. Wir wünschen uns aber auch hier mehr Konsequenz,<br />
ggf. auch Sanktionen. Denn die Halbzeitbewertung der<br />
EU-KOM zeigt ja, dass trotz eindeutiger Vorgaben oft<br />
keine ex ante-Evaluierung stattfand, die Programme<br />
meist keine gleichstellungspolitischen Ziele enthalten,<br />
die Verfahren nicht sicherstellen, dass der Aspekt der<br />
Geschlechtergleichstellung bei der Auswahl, Begleitung<br />
und Bewertung der Projekt eine ausschlaggebende Rolle<br />
spielt.<br />
Damit wird der <strong>ESF</strong> den Anforderungen nicht gerecht:<br />
„Das Hauptproblem, das sich <strong>im</strong> vorangegangenen Programmplanungszeitraum<br />
abzeichnete, dass nämlich<br />
viele Maßnahmen bestehende geschlechtsspezifische<br />
Muster und die geschlechtsspezifische Segregation<br />
verstärken, setzt sich <strong>im</strong> aktuellen Programmplanungszeitraum<br />
fort.“<br />
Dies sollte sich in der nächsten Förderperiode nicht<br />
wiederholen!<br />
Beiträge aus den thematischen Foren<br />
Literatur und Material<br />
<strong>Land</strong> Baden-Württemberg (2000): Gemeinsamer Leitfaden<br />
des Sozialministeriums, des Wirtschaftsministeriums,<br />
des Kultusministeriums, des Ministeriums Ländlicher<br />
Raum und des Wissenschaftsministeriums für die<br />
Förderung aus dem Europäischen Sozialfonds – Ziel 3<br />
– in der Förderperiode 2000 – 2006, Stuttgart.<br />
Sozialministerium und Wirtschaftsministerium Baden-<br />
Württemberg und Mummert Consulting AG – Projekt<br />
<strong>ESF</strong> Scout (2003): Präsentation des <strong>Land</strong>es Baden-<br />
Württemberg be<strong>im</strong> ersten bundesweiten <strong>ESF</strong> Kongress<br />
am 10./11. November in Berlin.<br />
Institut für Arbeit und Technik <strong>im</strong> Wissenschaftszentrum<br />
NRW (IAT) (1999): Gestaltungswissen für betriebliche<br />
Reorganisationsprozesse, Gelsenkirchen.<br />
www.gendermainstreaming-esf-bw.de.<br />
39
40 Beiträge aus den thematischen Foren<br />
Forum II: Zwischenbilanz und Umsetzungsergebnisse<br />
auf Programmebene<br />
Gerd Walter. söstra Berlin, Mitglied des <strong>ESF</strong>-Evaluations-<br />
teams Ziel 3 und OP Ziel 1 des Bundes.<br />
Kontext und Fragestellungen<br />
Im Rahmen der Halbzeitbewertung des <strong>ESF</strong> <strong>im</strong> EPPD Ziel<br />
3 und <strong>im</strong> OP Ziel 1 des Bundes wurden u.a. die Querschnittsziele<br />
auf ihre Relevanz in der Durchführung und<br />
auf ihre Wirkungen untersucht. Im Folgenden möchte<br />
ich die wichtigsten Ergebnisse aus der Halbzeitbewertung<br />
und den laufenden Evaluationsarbeiten vorstellen.<br />
Drei Fragen stehen dabei <strong>im</strong> Mittelpunkt:<br />
1. Was wurde mit dem <strong>ESF</strong> für die Chancengleichheit<br />
zwischen den Geschlechtern erreicht?<br />
2. Welche Probleme gibt es noch zu lösen?<br />
3. Und welche Empfehlungen lassen sich aus den<br />
empirischen Befunden der Evaluation ableiten?<br />
Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong><br />
Ergebnisse aus der Halbzeitbewertung<br />
und der Arbeiten am „update“<br />
der Halbzeitbewertung<br />
Die Halbzeitbewertung hat den weitgehend offenen und<br />
unbest<strong>im</strong>mten begrifflichen Rahmen der Querschnittsziele<br />
in den Programmdokumenten der EU und des Bundes<br />
deutlich gemacht. Die Fondsverwaltungen sowohl<br />
des Bundes als auch der Länder waren deswegen in der<br />
ersten Hälfte der Förderperiode hauptsächlich damit<br />
beschäftigt, die Querschnittsziele zu interpretieren und<br />
eigene landes- und programmspezifische Akzente bei<br />
der Auswahl und Gewichtung der Querschnittsziele zu<br />
setzen. Der Schwerpunkt der Aktivitäten und Initiativen<br />
auf der Bundes- und <strong>Land</strong>esebene lag auf der Entwicklung<br />
von Umsetzungsmechanismen, die zu einer stärkeren<br />
Verankerung der horizontalen Ziele <strong>im</strong> Rahmen<br />
der Programmdurchführung beitragen sollten. Dabei<br />
wurde zweierlei deutlich:<br />
1. Das Querschnittsziel der Chancengleichheit und das<br />
Verfahren des Gender Mainstreaming ist mit Abstand<br />
am klarsten konturiert und am stärksten bei der Umsetzung<br />
berücksichtigt.<br />
2. Es gibt große Unterschiede in der Berücksichtigung<br />
der Querschnittsziele <strong>im</strong> Vergleich zwischen den<br />
Bundesländern (<strong>im</strong> Ziel 3) und zwischen den verschiedenen<br />
Programmen <strong>im</strong> OP des Bundes (Ziel 1).<br />
Dass <strong>im</strong> Rahmen des Mainstreamingprozesses sowohl<br />
analytische Instrumente als auch Bildungs- und Beratungsinstrumente<br />
entwickelt und – wenn auch in unterschiedlicher<br />
Intensität – in den Ländern eingeführt wurden,<br />
ist als Erfolg zu werten. Auf diese Weise konnte<br />
die geschlechtsspezifische Datenerhebung verbessert<br />
und Gender-Kriterien in Antragsprüfungsverfahren,<br />
Checklisten, Bewertungsraster, und Qualitätsstandards<br />
eingeführt werden. Mittels Gender-Seminaren, Leitfäden,<br />
Arbeitshilfen und anderen Informationsmaterialien<br />
wurde eine Reihe von Entscheidungsträgern für<br />
die Gender-Problematik sensibilisiert. Damit wurden<br />
Grundlagen geschaffen, um die Gender-Problematik in<br />
Steuerungsgremien und –beiräten in Förderentscheidungen<br />
zu berücksichtigen.
Allerdings sind diese Standards nicht flächendeckend<br />
verwirklicht. Zwischen einzelnen Bundesländern und<br />
zwischen verschiedenen Ressorts innerhalb der Länder<br />
gibt es große Unterschiede in der Gewichtung des<br />
Querschnittsziels. Der dominante Eindruck aus den Expertengesprächen<br />
ist: Das Gender Mainstreaming strukturiert<br />
nicht Angebot und Auswahl von Projekten, sondern<br />
umgekehrt: Die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt<br />
und das Projektangebot best<strong>im</strong>men Interpretation und<br />
Umgang mit dem Querschnittsziel. Mit anderen Worten:<br />
das Chancengleichheitsziel wird pragmatisch und<br />
opportunistisch den fachlichen Zielen von Maßnahmen<br />
und Projekten untergeordnet. Ein Gender-Monitoring<br />
besteht erst in Ansätzen, entsprechende Indikatoren<br />
sind in verschiedenen Ländern in der Be- und Erarbeitung.<br />
Die Projektauswahl- und Bewilligungsverfahren<br />
entsprechen bisher nur vereinzelt den <strong>im</strong> Gender-Ansatz<br />
geforderten Bedingungen.<br />
Betrachtet man jedoch einzelne Instrumente der Arbeitsmarktpolitik<br />
genauer unter der Frage nach dem<br />
Anteil von Frauen in Maßnahmen und Projekten und<br />
deren Verbleib nach Abschluss der Maßnahme, zeigt<br />
sich ein widersprüchliches Bild: Trotz nach wie vor vorhandener<br />
Defizite auf der Ebene der Mainstreaming-<br />
Verfahren sind Frauen in einzelnen Instrumenten der<br />
Arbeitsmarktpolitik – zumindest auf der statistischen<br />
Ebene – in jeweils angemessenem Umfang vertreten.<br />
Dieses Paradox soll <strong>im</strong> Folgenden etwas differenzierter<br />
analysiert werden.<br />
Relevanz der Querschnittsziele<br />
in Projekten<br />
Die Auswertung der Stammblätter nach der Relevanz<br />
der Querschnittsziele bestätigt die Eindrücke aus den<br />
Expertengesprächen mit relevanten Entscheidungsträgern,<br />
wonach das Chancengleichheitsziel zwar formal<br />
und institutionell in Richtlinien, Leitfäden, Entscheidungshilfen<br />
usw. verankert ist, in der konkreten Praxis<br />
aber als „weiches“ Ziel nachrangig behandelt wird.<br />
Zwar wird deutlich, dass <strong>im</strong> Vergleich zu den Zielen<br />
der lokalen Entwicklung und dem Umweltschutz das<br />
Chancengleichheitsziel am meisten beachtet wird. Allerdings<br />
sind nur 18% aller Projekte von den Entscheidungsträgern<br />
als „echte“ chancengleichheitsorientierte<br />
Querschnittsprojekte bewertet worden. In diesen Fällen<br />
ist das Chancengleichheitsziel ein horizontales Ziel,<br />
das neben fachlichen und instrumentenspezifischen<br />
Zielen „auch“ berücksichtigt wurde.<br />
100%<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
Beiträge aus den thematischen Foren<br />
53<br />
18<br />
4<br />
64<br />
4<br />
8<br />
25 24 24<br />
Chancengleichheit Lokale Entwicklung Umweltschutz<br />
Abb. 1: <strong>ESF</strong>-Stammblätter, Anteil der querschnittsorientierten Projekten<br />
an allen Projekten. Quelle: eigene Darstellung<br />
71<br />
2<br />
2<br />
neutral<br />
auch<br />
hauptsächlich<br />
keine Angaben<br />
41
42 Beiträge aus den thematischen Foren<br />
Forum II: Zwischenbilanz und Umsetzungsergebnisse<br />
auf Programmebene<br />
Frauenanteile in <strong>ESF</strong>-Politikbereichen<br />
und arbeitsmarktpolitischen Instrumenten<br />
Betrachtet man sich dagegen die Jahresberichte, zeigt<br />
sich ein anderes Bild. Demnach sind in nahezu allen<br />
Politikbereichen Frauen entsprechend ihren Anteilen<br />
an den jeweiligen statistischen Bezugsgrößen repräsentiert:<br />
<strong>ESF</strong>-Ziel 3-Politikbereiche und<br />
Maßnahmen<br />
A: Aktive und präventive Arbeitsmarktpolitik<br />
MN1: Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit<br />
und Verhinderung<br />
der Langzeitarbeitslosigkeit bei<br />
Jugendlichen<br />
MN 2: Verhinderung von Langzeitarbeitslosigkeit<br />
bei Erwachsenen<br />
B: Gesellschaft ohne Ausgrenzung<br />
C: Berufliche und allgemeine<br />
Bildung, lebenslanges Lernen<br />
D: Anpassungsfähigkeit und<br />
Unternehmergeist<br />
MN 7: Berufliche Weiterbildung,<br />
Information/Beratung...<br />
MN 8: Kurzarbeit und Qualifikation<br />
MN 9: Förderung des Unternehmergeistes<br />
Frauenanteil<br />
37%<br />
Abb. 2: Frauenanteile in Politikbereichen und Maßnahmen<br />
Quelle: <strong>ESF</strong> Jahresbericht 2003, eigene Zusammenstellung<br />
Referenzmaßstab<br />
32% Anteil junger Frauen<br />
an jugendlicher<br />
Arbeitsloser: 37%<br />
46% Anteil an Arbeitslosen<br />
insgesamt: 42%<br />
42% Anteil Frauen an LZA:<br />
42%<br />
50% Anteil Frauen an<br />
Arbeitslosen insgesamt:<br />
42%<br />
39% Beschäftigungsanteil<br />
Frauen: 44%<br />
27% Beschäftigungsanteil<br />
Frauen: 44%<br />
10% Beschäftigungsanteil<br />
Frauen: 44%<br />
Die Abweichungen in Maßnahme 9 sind kein Ausdruck<br />
einer geschlechterspezifischen Benachteiligung von<br />
Frauen, sondern die Folge spezifischer Zuordnungen<br />
von Projekten zu Maßnahmen: Tatsächlich wurde der<br />
überwiegende Teil der Projekte, die Frauen bei der<br />
Existenzgründung unterstützen, <strong>im</strong> Politikbereich E<br />
(Chancengleichheit) durchgeführt. Von Maßnahme 8<br />
(Kurzarbeit und Qualifizierung) sind v.a. männerdominierte<br />
Berufe in „alten“ Branchen wie dem Bergbau,<br />
der Stahlindustrie, Werften oder der Textil- und Bekleidungsindustrie<br />
betroffen. Die Unterschiede zwischen<br />
Frauenanteil und Referenzmaßstab sind in diesem Fall<br />
v.a. auf geschlechtertypische horizontale Segregationsmechanismen<br />
und einer Benachteiligung von Männern<br />
zurück zu führen. 1 Folgt man dieser Darstellung, so<br />
sind Frauen in fast allen Maßnahmen entweder überrepräsentiert<br />
oder nur leicht unterrepräsentiert.<br />
Interessante Ergebnisse liefern auch die Analysen ausgewählter<br />
arbeitsmarktpolitischer Instrumente aus der<br />
von RWI und SÖSTRA durchgeführten Teilnehmerbefragung.<br />
Nachfolgende Abbildung zeigt die Ergebnisse der<br />
Analyse des Verbleibs von Männern und Frauen 6 Monate<br />
nach einer Weiterbildung für Arbeitslose. (Abb.3)<br />
Frauen mit und ohne Kinder sind demzufolge nicht nur<br />
in einem geringeren Maß von Arbeitslosigkeit nach der<br />
Maßnahme betroffen als Männer, sie finden auch öfter<br />
als Männer eine ungeförderte Beschäftigung nach der<br />
Maßnahme. Betrachtet man sich die Art der Tätigkeit,<br />
welche Frauen und Männer nach einer Weiterbildung<br />
für Arbeitslose angenommen haben, ergibt sich für<br />
Frauen wiederum ein positiver Befund. (Abb.4)<br />
Aus dem zwar nur kleinen Anteil von 35 % aller Frauen,<br />
die nach einer Weiterbildungsmaßnahme eine ungeförderte<br />
Beschäftigung gefunden haben, (mit und ohne<br />
Kinder, n= 684) haben über die Hälfte (52 %) eine Tätigkeit<br />
als qualifizierte Angestellte angenommen. Nur 14 %<br />
arbeiten in einfachen Tätigkeiten und ebenso viele als<br />
ungelernte Kräfte.<br />
Von den Männern dagegen haben nur 27 % nach der<br />
Weiterbildung eine ungeförderte Beschäftigung gefunden.<br />
Von diesen arbeiten nur 25 % in qualifizierten Angestelltenverhältnissen.<br />
Dagegen sind 21 % als Facharbeiter<br />
und 20 % als ungelernte Kräfte beschäftigt.<br />
1 Die aktuellen Kurzarbeiterzahlen aus der Statistik der Bundesanstalt<br />
für Arbeit für April 2005 machen ein deutliches Gefälle<br />
zwischen kurzarbeitenden Männern und Frauen deutlich. Im<br />
ausgewählten Berichtsmonat waren 121.654 Männer und<br />
37.227 Frauen von Kurzarbeit betroffen. Dies entspricht einer<br />
Relation von 77 % zu 33 % und erklärt die Abweichung in<br />
Maßnahme 8 als Folge einer geschlechterspezifischen Benachteiligung<br />
von Männern.
Dieser Befund legt die Schlussfolgerung nahe, dass<br />
Männer in Maßnahmen für Arbeitslose stärker auf gewerbliche<br />
Facharbeiterberufe orientiert sind und offenkundig<br />
in deutlich geringerem Anteil als Frauen die<br />
Weiterbildung dazu nutzen können, eine qualifizierte<br />
Beschäftigung zu finden. Sie befinden sich damit in<br />
sehr viel riskanteren Erwerbsformen und Tätigkeitsbereichen<br />
als Frauen: Ungelernte Kräfte und gewerbliche<br />
Facharbeiter sind von den Erosionsprozessen der Industriearbeit<br />
besonders stark betroffen.<br />
Offen bleibt, inwieweit Frauen die Weiterbildung tatsächlich<br />
besser nutzen konnten. Dass sie sehr viel öfter<br />
als Männer qualifizierte Angestelltentätigkeiten ergreifen,<br />
bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Berufsfelder<br />
zukunftsfähiger sind, als die der Männer. Offen bleibt<br />
auch, ob die Maßnahmen und die anschließenden Tätigkeiten<br />
geschlechtertypische Segregationsmechanismen<br />
fort schreiben oder den Frauen neue berufliche Handlungsperspektiven<br />
erschließen. Eine Auswertung aller<br />
Maßnahmen auf die Frage, was Männer und Frauen danach<br />
für Arbeitsverhältnisse angetreten haben, ergibt<br />
jedenfalls eine relativ klassische Verteilung von weiblicher<br />
Teilzeit- und männlicher Vollzeitarbeit. Insgesamt<br />
aber deutet der obige Befund eher auf ein Problem der<br />
Männer hin: Im Segment einfacher Qualifikationen und<br />
Tätigkeiten gelingt es ihnen offenbar in geringerem<br />
Ausmaß als Frauen, in höherwertige, qualifiziertere<br />
und weniger riskante Tätigkeitsfelder vorzudringen.<br />
Männer mit Kinder<br />
Männer ohne Kinder<br />
Frauen mit Kinder<br />
Frauen ohne Kinder<br />
32<br />
40<br />
44<br />
48<br />
Beiträge aus den thematischen Foren<br />
Art der Tätigkeit nach der Weiterbildungsmaßnahme für Arbeitslose<br />
Männer<br />
Frauen<br />
Abb. 3: Verbleib 6 Monate nach Weiterbildung für Arbeitslose. Quelle: eigene Berechnungen<br />
8<br />
4<br />
8<br />
14<br />
20<br />
Abb. 4. Quelle: eigene Berechnungen<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Arbeitslos geförderte Beschäftigung Weiterbildung<br />
Erziehungsurlaub<br />
Sonstiges<br />
ungeförderte Beschäftigung Selbstständiger<br />
8<br />
10<br />
12<br />
9<br />
12<br />
13<br />
9<br />
12<br />
1<br />
0<br />
0<br />
19<br />
13<br />
16<br />
14<br />
9<br />
14<br />
21 1 14<br />
52<br />
25 5 1 3<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
2<br />
Auszubildender Un-, Angelernter<br />
Facharbeiter Meister<br />
Angestellter, einfache Tätigkeiten Angestellter, qualifizierte Tätigkeiten<br />
Angestellter, leitende Tätigkeiten Beamter<br />
Selbstständiger Mithelfender Familienangehöriger<br />
He<strong>im</strong>arbeiter<br />
10<br />
4<br />
7<br />
19<br />
16<br />
12<br />
10<br />
2<br />
43
44 Beiträge aus den thematischen Foren<br />
Männer ohne Kinder<br />
Männer mit Kinder<br />
Frauen ohne Kinder<br />
Frauen mit Kinder<br />
Forum II: Zwischenbilanz und Umsetzungsergebnisse<br />
auf Programmebene<br />
13<br />
25<br />
1<br />
Die Bildungsdefizite der <strong>ESF</strong>-geförderten Männer wer-<br />
den auch in der Auswertung von Maßnahmen zur Be-<br />
rufsorientierung und –vorbereitung (BO/BV) deutlich.<br />
Männliche Schulabgänger sind in sehr viel höherem<br />
Ausmaß als Frauen von Arbeitslosigkeit betroffen und<br />
sie ergreifen sehr viel weniger als Frauen die Chance<br />
auf eine weiterführende Bildung nach der Schule. Allerdings<br />
muss bei dieser Auswertung berücksichtigt<br />
werden, dass ein hoher Anteil der Männer nach dem<br />
Schulabschluss zum Wehr- oder Zivildienst eingezogen<br />
wird. (Abb.5)<br />
Die Auswertung anderer arbeitsmarktpolitischer Instrumente<br />
<strong>im</strong> Rahmen der Teilnehmerbefragung ergab<br />
zwar keine weiteren signifikant positiven Befunde für<br />
Frauen, aber auch keine Hinweise auf eine Benachteiligung<br />
von Frauen. Die Analyse des Verbleibs von Teilnehmenden<br />
an Maßnahmen zur Qualifizierung in Beschäftigung<br />
zeigen z.B. kaum Unterschiede zwischen<br />
den Geschlechtern (Abb.6).<br />
35<br />
39<br />
1<br />
2<br />
3<br />
50<br />
20<br />
20<br />
52<br />
02<br />
0 3<br />
1 3<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Arbeitslos geförderte Beschäftigung Weiterbildung<br />
Erziehungsurlaub ungeförderte Beschäftigung Sonstiges<br />
42<br />
01<br />
Abb. 5: Verbleib 6 Monate nach einer BO/BV-Maßnahme<br />
35<br />
31<br />
20<br />
Männer mit Kinder<br />
Männer ohne Kinder<br />
Frauen mit Kinder<br />
Frauen ohne Kinder<br />
3<br />
3 2 1<br />
5<br />
7<br />
3<br />
10<br />
8<br />
111<br />
5<br />
Schlussfolgerungen<br />
Im Bereich der einfachen Schulabschlüsse und gering<br />
qualifizierten Tätigkeiten verweisen die empirischen Befunde<br />
auf ein deutliches Anpassungsproblem der Männer<br />
an die Herausforderungen des Strukturwandels. Sie<br />
können Qualifizierungen nicht <strong>im</strong> selben Ausmaß wie<br />
Frauen zur Verbesserung ihres Erwerbstatus nutzen.<br />
Die in den Maßnahmen erfassten männlichen Teilnehmer<br />
halten überwiegend am Leitbild der gewerblichen<br />
Facharbeit fest; ein Bereich, der von den Erosionsprozessen<br />
der Industrie in Deutschland besonders stark<br />
betroffen ist. Für arbeitslose Frauen führen Weiterbildungsmaßnahmen<br />
zwar auch nur zu einem geringen<br />
Teil in eine ungeförderte Beschäftigung. Dennoch ist<br />
ihr Anteil höher als der der Männer. Um geschlechtertypische<br />
horizontale Segregationsmechanismen abzubauen,<br />
sollte verstärkt darauf geachtet werden, dass<br />
männliche Arbeitslose nicht nur Anpassungsqualifizierungen<br />
in riskanten Berufsfeldern vornehmen. Wichtiger<br />
wäre, dass ihnen – ähnlich wie Frauen – Möglichkeiten<br />
angeboten werden, die aus geschlechtertypischen<br />
Berufswahlfallen heraus helfen.<br />
Ein Problem bei der Interpretation dieser Befunde ist,<br />
dass kaum Rückschlüsse von der Präsenz der Frauen<br />
in Maßnahmen auf die Strategie des Gender Mainstreaming<br />
zu ziehen sind. Ob ihre relativ bessere Entwicklung<br />
in Maßnahmen und auf dem Arbeitsmarkt auf veränderte<br />
Gender-Strategien zurückzuführen sind, kann<br />
mit diesen empirischen Befunden nicht geklärt werden.<br />
Angesichts der geringen Bedeutung, die dem Chancengleichheitsziel<br />
bei Entscheidungen über Projekten zu<br />
kommt (vgl. Abb. 1), erscheint es aber angebracht, die<br />
Erklärung dafür nicht in strategischen Veränderungen<br />
6<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Arbeitslos Geförderte Beschäftigung Qualifizierungsmaßnahme<br />
Erziehungsurlaub<br />
Sonstiges<br />
Selbstständig Im selben/anderen Betrieb<br />
85<br />
85<br />
85<br />
83<br />
Abb.7: Verbleib 6 Monate nach einer Qualifizierung in Beschäftigung<br />
Quelle: eigene Berechnungen
der <strong>ESF</strong>-Interventionen sondern in strukturellen Ent-<br />
wicklungen des Arbeitsmarktes zu suchen. Der Schluss<br />
liegt nahe, dass Frauen von den Tertiärisierungsprozessen<br />
der Wirtschaft anders betroffen sind als Männer.<br />
Frauen können Qualifizierungen offenkundig eher als<br />
Männer dazu nutzen, um aus dem Segment einfacher<br />
und gering entlohnter Tätigkeiten herauszukommen.<br />
Allerdings landen sie dabei überwiegend in Teilzeitverhältnissen.<br />
Zumindest dieser empirische Befund lässt<br />
Zweifel daran, ob sie nach den Maßnahmen auch geschlechtertypische<br />
horizontale und vertikale Segmentationen<br />
durchbrechen und in neue Berufs- und Tätigkeitsfelder<br />
sowie in Arbeitsverhältnisse vordringen, die<br />
ihnen nachhaltigere berufliche Perspektiven auf dem<br />
Arbeitsmarkt erschließen.<br />
Offen bleibt auch die Frage, ob Entscheidungen für<br />
die Förderung von Frauen durch den <strong>ESF</strong> nur pragmatischer<br />
oder eher strategischer Natur sind. Dienen sie<br />
nur dazu, eine aktuelle Krisensituation zu überbrücken<br />
und ihre individuelle Situation zu verbessern oder sind<br />
sie auch geeignet, strukturelle Ungleichgewichte zwischen<br />
den Geschlechtern auf dem Arbeitsmarkt zu verringern?<br />
Zu den strukturellen Ungleichgewichten zählt<br />
insbesondere, dass Frauen wegen familiärer Bindungen<br />
sehr viel mehr als Männer auf Teilzeittätigkeiten<br />
zurück greifen und deswegen Nachteile in der beruflichen<br />
Entwicklung und in der Bezahlung in Kauf nehmen<br />
müssen. Eine vertiefende Analyse dieser Fragen wird<br />
<strong>im</strong> Rahme des „Updates“ zur Halbzeitbewertung vorgenommen.<br />
In diesem Kontext können auch die Ergebnisse<br />
der zweiten Befragungsrunde von Teilnehmenden in<br />
<strong>ESF</strong>-Maßnahmen ausgewertet werden.<br />
Beiträge aus den thematischen Foren<br />
Empfehlungen<br />
Auch wenn das Chancengleichheitsziel unter den Querschnittszielen<br />
am deutlichsten akzentuiert und differenziert<br />
ist, bleiben in der praktischen Umsetzung<br />
der Interventionen <strong>im</strong>mer noch viele inhaltliche und<br />
formale Unklarheiten, die dazu führen, dass das Gender<br />
Mainstreaming als nachrangig empfunden und <strong>im</strong><br />
Konflikt mit fachlichen oder instrumentenspezifischen<br />
Zielen „abgewählt“ wird. Handlungsbedarf besteht insbesondere<br />
bei der Klärung von Zielen: Chancengleichheitsziele<br />
beziehen sich oft nur auf frauenspezifische<br />
Maßnahmen. Sie werden dann nicht als horizontale<br />
Aufgabe verstanden, die auf alle Maßnahmen und Projekte<br />
anzuwenden sind, sondern nur auf Maßnahmen<br />
des Politikbereichs E.<br />
Probleme ergeben sich aber auch aus der unklaren Wertigkeit<br />
und Rangfolge der Zielbest<strong>im</strong>mungen von Politikbereich<br />
E, dem allgemeinen Grundsatz des Gender<br />
Mainstreaming und dem Querschnittsziel der Chancengleichheit.<br />
Die unklare Beziehung zwischen Querschnitts- und Projektzielen<br />
führt zu einer relativ geringen Steuerungswirkung<br />
bei der Projektauswahl. Gender Mainstreaming<br />
wird als frei wählbares und nicht als obligatorisches Kriterium<br />
interpretiert und flexibel an die Logik der Nachfrage<br />
aus der Wirtschaft und an das Angebot der regional<br />
unterschiedlichen Trägerlandschaft angepasst. Es<br />
dient bestenfalls als Orientierungshilfe, nicht aber als<br />
Auswahlfilter für Projekte.<br />
Nach wie vor wird das Mainstreaming als neue Form der<br />
Frauenförderung missverstanden. Möglicherweise können<br />
aber die empirischen Befunde aus der Evaluation<br />
dazu beitragen, dass auch den spezifischen Problemen<br />
von Männern mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird.<br />
Um die Umsetzung der Interventionen zu vereinfachen<br />
und die Verfahren für die Entscheidungsverantwortlichen<br />
übersichtlicher zu gestalten, haben wir vorgeschlagen,<br />
die Zahl der Querschnittsziele zu halbieren<br />
und „nur“ noch Chancengleichheit und lokale Entwicklung<br />
auf ihre Berücksichtigung in Maßnahmen und Projekten<br />
zu überprüfen. Diese beiden Querschnittsziele<br />
lassen sich am ehesten mit den Strukturen und mit der<br />
Logik der Arbeitsmarktpolitik vereinbaren. Außerdem<br />
treffen sie zentrale Schwerpunkte der Europäischen<br />
Beschäftigungsstrategie: Die Beschäftigungsquote der<br />
Frauen soll erhöht und lokale und regionale Disparitäten<br />
in der Gemeinschaft sollen ausgeglichen werden.<br />
45
46 Beiträge aus den thematischen Foren<br />
Forum II: Zwischenbilanz und Umsetzungsergebnisse<br />
auf Programmebene<br />
Ein zweiter Vorschlag konzentriert sich auf die Verbes-<br />
serung der Steuerungsinstrumente. Unter der Über-<br />
schrift „von pragmatischen zu strategischen Entschei-<br />
dungen“ sollen<br />
– gleichstellungspolitische Ziele in Programmen und<br />
Förderrichtlinien konkretisiert werden,<br />
– Ziele zur Verbesserung der Projektauswahl konkretisiert<br />
und operationalisiert werden,<br />
– Kriterien und Indikatoren zur Messung / Bewertung<br />
der Mainstreaming-Ergebnisse entwickelt werden<br />
und<br />
– stärkere Anreize zur Entwicklung geschlechtersensibler<br />
Projekte gegeben werden (z.B. durch klare<br />
Anforderungen in den Förderrichtlinien, durch<br />
Wettbewerbe und Zielvereinbarungen).<br />
Der dritte Vorschlag zielt auf eine Fortführung und Ausweitung<br />
der Sensibilisierungs- und Informationsstrategie<br />
durch weitere Seminare, Schulungen mit stärkerem<br />
Praxisbezug, einem Transfer vorbildlicher Projekte und<br />
der Weiterentwicklung von Arbeits- und Entscheidungshilfen.<br />
Noch eine abschließende Bemerkung: Dass Frauen<br />
nach <strong>ESF</strong>-Maßnahmen überwiegend in Teilzeitarbeit<br />
unter kommen, kann nicht dem <strong>ESF</strong> angelastet werden.<br />
Die Interventionen haben auf das spätere Arbeitssuchverhalten<br />
der Frauen und auf die strukturellen Möglichkeiten<br />
und Barrieren des Arbeitsmarktes keinen direkten<br />
Einfluss. Teilzeitarbeit ist jedoch überwiegend in<br />
einfachen und mittleren Segmenten des Arbeitsmarktes<br />
verbreitet. In höher qualifizierten und bezahlten<br />
Bereichen wird von allen Mitarbeitern i.d.R. die volle<br />
Arbeitsleistung verlangt. Eine vertiefende Analyse der<br />
<strong>ESF</strong>-Interventionen wird daher u.a. der Frage nach gehen,<br />
welche Qualifikationen Frauen in welchen Arbeitsverhältnissen<br />
mitbringen und welche Ansatzpunkte<br />
sich daraus eventuell für eine Förderung von Frauen<br />
in besser und höher qualifizierten Segmenten des Arbeitsmarktes<br />
ergeben.
Maria Kathmann. Stellvertretende Vorsitzende des<br />
Deutschen Frauenrat e.V.<br />
Arbeitsgruppe Gender Mainstreaming<br />
<strong>im</strong> <strong>ESF</strong> Ziel 3<br />
Im Dezember 2003 hat das Bundesministerium für<br />
Wirtschaft und Arbeit dem Begleitausschuss <strong>ESF</strong>-Ziel<br />
3 vorgeschlagen, finanzielle Mittel, die für das Politikfeld<br />
E (Chancengleichheit) vorgesehen waren zum<br />
Politikfeld D (Anpassungsfähigkeit) umzuschichten.<br />
Begründet wurde dieser Vorschlag u.a. damit, dass die<br />
Mittel für Maßnahmen zur Chancengleichheit nicht abfließen<br />
würden, es gäbe zu geringe Kofinanzierungsmöglichkeiten<br />
und außerdem würde man jetzt Gender<br />
Mainstreaming umsetzen. Dieser Vorschlag führte zu<br />
einer längeren Debatte über den Stand der Umsetzung<br />
der Gender Mainstreaming-Strategie. Es wurde kritisch<br />
angemerkt, dass ein Konzept für die Implementierung<br />
nicht vorläge bzw. ein solches nicht bekannt sei. In<br />
dieser Diskussion habe ich mit Unterstützung der Vertreterin<br />
der EU-KOM vorgeschlagen, eine Arbeitsgruppe<br />
einzurichten, die sich dazu Gedanken machen können.<br />
Der Vorschlag wurde ebenfalls von den Vertretern der<br />
Bundesländer <strong>Bremen</strong> und Niedersachsen unterstützt.<br />
Beiträge aus den thematischen Foren<br />
Der Begleitausschuss hat die Einrichtung der Arbeitsgruppe<br />
beschlossen und ich habe mich bereit erklärt<br />
diese zu moderieren.<br />
Im Februar 2004 hat der Begleitausschuss zur Zusammensetzung<br />
der AG beraten und <strong>im</strong> Mai hat die AG die<br />
Arbeit aufgenommen, die Grundlage klar gestellt und<br />
die Ziele und Arbeitsweise festgelegt.<br />
Durch die Formulierung <strong>im</strong> Änderungsantrag (Fassung<br />
vom 19. Dezember 2003), dass sich die AG „mit der<br />
umfassenden Integration des Gender Mainstreaming-<br />
Ansatzes in allen Politikfeldern befasst“, sah sich die<br />
AG gefordert, festzustellen, dass sie „dazu beitragen<br />
wird, die noch bestehenden Defizite <strong>im</strong> Bereich des<br />
Gender Mainstreaming abzubauen“ aber keinesfalls die<br />
Mittelumschichtung kompensieren kann.<br />
Weiterhin hat die Arbeitsgruppe sich auf die Definition<br />
des Gender Mainstreaming der EU-KOM, die maßgebliche<br />
Grundlage, berufen; nämlich, dass Gender Mainstreaming<br />
sich <strong>im</strong>mer auf beide Geschlechter in allen<br />
Politikbereichen bezieht und somit nicht <strong>im</strong> Politikfeld<br />
E bzw. der Maßnahme 10 verortet werden kann, sondern<br />
sich durch alle Politikfelder ziehen muss. Ich zitiere<br />
nun das Grundlagenpapier der AG:<br />
47
48 Beiträge aus den thematischen Foren<br />
Forum II: Zwischenbilanz und Umsetzungsergebnisse<br />
auf Programmebene<br />
Gender Mainstreaming steht nicht <strong>im</strong> Gegensatz<br />
zur Frauenförderung, diese kann ein Bestandteil<br />
einer Gender Mainstreaming-Strategie sein. Eine<br />
Abgrenzung der beiden Handlungsstrategien<br />
wie in der Programmergänzung des EPPD für die<br />
Intervention Ziel 3 vom 30.3.04 (Seite 146 und<br />
148) verkürzt die ausdrückliche Doppelstrategie<br />
(Frauenförderung und Gender Mainstreaming) der<br />
KOM.<br />
Zielsetzung und Arbeitsweise<br />
der Arbeitsgruppe:<br />
1. Die Arbeitsgruppe entwickelt Ideen und Strategien,<br />
wie die Gender Mainstreaming-Strategie<br />
v.a. auch <strong>im</strong> Hinblick auf die kommende Förderperiode<br />
besser genutzt werden kann.<br />
2. Dabei legt die Arbeitsgruppe den Schwerpunkt<br />
auf die Veränderung von Verfahren und<br />
Strukturen zur Implementierung von Gender<br />
Mainstreaming.<br />
3. Die Arbeitsgruppe sieht besonderen Handlungsbedarf<br />
in der Schaffung von Unterstützungsstrukturen<br />
v.a. <strong>im</strong> derzeitigen Politikbereich<br />
„Anpassungsfähigkeit“.<br />
4. Die Arbeitsgruppe wird Empfehlungen für den<br />
Begleitausschuss erarbeiten. Dazu gehören<br />
Überlegungen wie Begleitung und Bewertung<br />
gestaltet werden müssen, damit diese unter<br />
Gender Mainstreaming-Kriterien erfolgen.<br />
Dabei strebt die AG den Austausch und die<br />
Zusammenarbeit mit Arbeitsgruppen der<br />
Ziel-1-Regionen an, die sich mit Gender Mainstreaming<br />
befassen.<br />
5. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe werden durch<br />
ihre Mitarbeit einen direkten Nutzen aus der<br />
AG ziehen, ihre eigene Arbeit bereichern,<br />
indem in jeder AG-Sitzung der Erfahrungsaustausch<br />
über good Practice ein fester Bestandteil<br />
ist.<br />
6. Soweit für die Aufgabenerledigung weitere<br />
Fachkompetenz benötigt wird, kann die AG<br />
weitere ExpertInnen hinzuziehen. Fallen hierfür<br />
Kosten an, die durch das BMWA (Technische<br />
Hilfe des <strong>ESF</strong> und nationale Kofinanzierung) zu<br />
finanzieren wären, ist dies <strong>im</strong> Vorfeld mit dem<br />
BMWA (Referat XB3) abzust<strong>im</strong>men“.<br />
Der Begleitausschuss hat <strong>im</strong> September 2004 dieses<br />
erste Arbeitsergebnis zust<strong>im</strong>mend zur Kenntnis genommen.<br />
Darüber hinaus wurde die Anregung der AG,<br />
in jeder BGA-Sitzung Gender Mainstreaming auf die<br />
Agenda zu setzen, angenommen.<br />
In der Begleitausschusssitzung <strong>im</strong> März diesen Jahres<br />
wurde der <strong>im</strong> Auftrage des BMFSFJ erstellte Leitfaden<br />
zur Implementierung des Gender Mainstreaming präsentiert.<br />
Bezug nehmend auf die Empfehlungen dieses<br />
Leitfadens hatte die Arbeitsgruppe sieben Punkte für<br />
das weitere Vorgehen als Beschlussvorschlag vorgelegt.<br />
Die Präsentation und der Beschlussvorschlag haben <strong>im</strong><br />
Begleitausschuss –freundlich gesagt- zu erheblichen Irritationen<br />
geführt. Diese Reaktionen machen m.E. einiges<br />
deutlich und darauf möchte gleich eingehen.<br />
Zunächst einmal die „aufregenden“ Vorschläge der Arbeitsgruppe<br />
und hierbei nenne ich nur die Kernpunkte:<br />
– Hinsichtlich der Zielsetzung muss die Doppelstrategie<br />
von Gender Mainstreaming als Querschnittsziel<br />
und spezifischer Frauenförderung beibehalten werden.<br />
– Gemäß dem vorgestellten Leitfaden soll Gender<br />
Mainstreaming bei allen Durchführungsphasen der<br />
zukünftigen deutschen <strong>ESF</strong>-Programme ein durchgängiges<br />
Leitprinzip sein.<br />
– Bei der Ex ante-Bewertung erfordert Gender Mainstreaming<br />
die Erhebung und vor allem Analyse und<br />
Bewertung geschlechterspezifischer Daten. Hierbei<br />
kommt es auch darauf an, dass die geschlechtsspezifischen<br />
Problemlagen analysiert und bewertet werden.<br />
– Die Programmverantwortlichen setzen sich dafür ein,<br />
dass darüber hinaus die Wirtschafts- und Strukturdaten<br />
einbezogen werden.<br />
– Bei der Planung und Implementierung ist insbesondere<br />
die Übersetzung der Ex ante-Bewertung in konkrete<br />
<strong>ESF</strong>-Maßnahmen zu opt<strong>im</strong>ieren.<br />
– Monitoring und Evaluierung sollten adäquate Aussagen<br />
liefern <strong>im</strong> Hinblick auf die Auswirkungen der<br />
Maßnahmen auf Frauen und Männer.
Die Debatte dieser Begleitausschusssitzung lässt sich<br />
wie folgt zusammen fassen:<br />
Der Begleitausschuss war nicht geneigt, sich mit den<br />
Vorschlägen der AG inhaltlich und strategisch auseinander<br />
zu setzen. Der Begleitausschuss der jetzigen<br />
Förderperiode könne – so die Begründung – keine Festlegungen<br />
treffen für den Begleitausschuss der kommenden<br />
Förderperiode. Ob diese Sicht der Dinge formal<br />
zutreffend ist, will ich nicht bezweifeln. Bemerkenswert<br />
scheint mir jedenfalls, dass sich der Begleitausschuss<br />
bis zu diesem TOP eingehend mit der kommenden Förderperiode<br />
befasst hatte.<br />
Deshalb werden meines Erachtens nicht nur inhaltliche,<br />
sondern auch strukturelle Probleme sichtbar und die<br />
möchte ich in Form von Thesen darlegen und hier zur<br />
Diskussion stellen.<br />
– Möglicherweise denken Mitglieder des Begleitausschusses,<br />
man könne die Implementierung<br />
des Gender Mainstreaming schlichtweg an eine<br />
AG delegieren. Ein Delegieren der strategischen<br />
Überlegungen an eine AG steht <strong>im</strong> Widerspruch<br />
zum Prinzip des GM. Alle Beteiligten müssen bei<br />
allen Prozessen und Abläufen fragen, ob Männer<br />
und Frauen gleichermaßen berücksichtigt werden<br />
und ob die Prozessergebnisse für Männer und<br />
Frauen gleichermaßen Nutzen bringen.<br />
Zweifelsohne gibt es <strong>im</strong> Begleitausschuss FondsverwalterInnen,<br />
die genau daran ein elementares Interesse<br />
haben. Es scheint aber, dass dieses Interesse<br />
nicht für die Mehrheit zutrifft.<br />
– Die meisten FondsverwalterInnen sind überwiegend<br />
mit der technischen Abwicklung befasst, die programmatischen<br />
und strategischen Überlegungen<br />
treffen andere Fachressorts. In den kleinen Bundesländern<br />
liegt die ressortübergreifende Arbeit sicherlich<br />
dichter beieinander und geht hier mehr „Hand<br />
in Hand“ als in den großen Bundesländern und be<strong>im</strong><br />
Bund.<br />
- Sicherlich haben einige Bundesländer eine durchdachte<br />
Strategie zu Gender Mainstreaming und setzen<br />
diese auch um. Diese Strategien fließen aber<br />
nicht auf Bundesebene zu einer Gesamtstrategie zusammen.<br />
Beiträge aus den thematischen Foren<br />
- Im nationalen Begleitausschuss werden keine strategischen<br />
Debatten über die Ziele, die man mit dem<br />
<strong>ESF</strong> erreichen will, geführt. Hier befasst man sich<br />
vornehmlich mit der technischen Abwicklung. Ob<br />
ausgerechnet am Beispiel des Gender Mainstreaming<br />
eine strategische Debatte zu erreichen ist, hängt<br />
vom Wollen des gesamten Begleitausschusses ab.<br />
– Somit sind der Arbeitsgruppe zwar enge Grenzen<br />
gesetzt, aber wir geben nicht auf. Wir können und<br />
werden Überlegungen anstellen und müssen darauf<br />
vertrauen, dass diese ernsthaft diskutiert werden.<br />
Die AG sieht zwar die Gefahr, dass sie gegenüber der<br />
EU-KOM als „Feigenblatt“ benutzt wird, will aber die<br />
Chancen nutzen, in der GM-Strategie einige Schritte<br />
vorwärt zu kommen.<br />
– Die Arbeitsgruppe ist der Meinung, dass ein Strategiepapier<br />
zu erarbeiten ist, das auf der Grundlage<br />
einer Stärken-Schwächen-Analyse, Ziele definiert und<br />
Lösungen/Maßnahmen aufzeigt. Die Umsetzung<br />
muss durch ein Monitoring überprüft werden.<br />
– Der nationale Begleitausschuss ist gefordert, sich<br />
verbindlich festzulegen. Unverbindliche Empfehlungen<br />
und Allgemeinplätze helfen keinen Schritt weiter.<br />
Ich vermute allerdings, dass dabei noch erheblicher<br />
Diskussionsbedarf über die Chancengleichheitspolitik<br />
für Frauen (Politikfeld E) und über Gender Mainstreaming-Konzept<br />
für alle Politikfelder besteht und<br />
dass das Verhältnis dieser beiden Ansätze zueinander<br />
grundsätzlich noch zu klären ist.<br />
49
50 Beiträge aus den thematischen Foren<br />
Forum II: Zwischenbilanz und Umsetzungsergebnisse<br />
auf Programmebene<br />
Dr. Philipp Rogge. Bundesministerium für Frauen,<br />
Senioren, Familie und Jugend, Berlin<br />
„Implementation Gap“ wäre vielleicht ein passender<br />
Begriff um – in Anlehnung an Gender Pay Gap und<br />
Employment Gap – die Kluft zwischen Anspruch und<br />
Wirklichkeit der Umsetzung von Gender Mainstreaming<br />
am Anfang der laufenden <strong>ESF</strong>-Förderperiode zu<br />
umschreiben.<br />
Diesem Defizit zumindest teilweise abzuhelfen diente<br />
eine bundesweite Seminarreihe des Bundesministeriums<br />
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend von 2002<br />
bis 2003. „Gender Mainstreaming in Förderprojekten<br />
der Europäischen Strukturfonds – Von der Strategie<br />
zur Praxis“ nannte sich das Angebot, welches sich an<br />
Verwaltungen und Projektträger auf Bundesebene und<br />
in allen Bundesländern richtete. Aktuell von Interesse<br />
sind vor allem die Ergebnisse der wissenschaftlichen<br />
Begleitung der Seminarreihe. Zudem ist aus der Seminarreihe<br />
ein Leitfaden zu Gender Mainstreaming <strong>im</strong> Europäischen<br />
Sozialfonds entstanden.<br />
Gender Mainstreaming in der<br />
<strong>ESF</strong>-Programmumsetzung<br />
Der Stellenwert von Gender Mainstreaming wurde von<br />
den Bundesländern laut wissenschaftlicher Begleitung<br />
höchst unterschiedlich eingeschätzt. Dabei scheint<br />
der politische Wille das entscheidende Kriterium dafür<br />
zu sein, mit welcher Verbindlichkeit das Thema in die<br />
Strukturförderung integriert wird. Ohne Top-Down-<br />
Handlungsdruck funktioniert Gender Mainstreaming<br />
offenbar nicht: So kann eine kritische Projektauswahl<br />
nach Genderkriterien z.B. daran scheitern, dass Mittel<br />
gebunden werden müssen oder Kofinanzierungszwänge<br />
nur best<strong>im</strong>mte Förderungen zulassen. Personalressourcen<br />
sind gelegentlich zu knapp, um GM nachhaltig<br />
zu verfolgen, manchmal wurde das Thema an Gleichstellungsbeauftragte<br />
delegiert. Hinzu kommt, dass<br />
Unklarheiten über Zielsetzungen und Definitionen bestehen<br />
und dass GM mit spezifischer Frauenförderung<br />
verwechselt wird. Verdeckte oder offene Widerstände<br />
der Adressaten gegen GM mögen ein Übriges tun.<br />
Naturgemäß kann ein zweitägiges Gender-Training diese<br />
Hindernisse nicht vollständig beseitigen. Es zeigte<br />
sich, dass das Gelingen von Gender-Trainings von einer<br />
Reihe von Faktoren abhängig ist: Gender-Trainings<br />
müssen in ein Gesamtkonzept der jeweiligen Zielgruppen<br />
eingebettet und fachpolitisch ausgerichtet sein, sie<br />
sollten prozessbegleitend angelegt werden, eine klare<br />
Zielformulierung enthalten, den Bedarf der Teilnehmenden<br />
aufgreifen und zu konkreten, operationalisierbaren<br />
Vereinbarungen und Handlungen führen.<br />
Der aus der Seminarreihe hervorgegangene Leitfaden<br />
für die Implementierung von Gender Mainstreaming<br />
erläutert in prägnanter und kompakter Form die wesentlichen<br />
Anforderungen von GM auf der „Metaebene“<br />
und richtet sich damit an die Programmsteuerung. Veranschaulicht<br />
an einem idealtypischen Programmzyklus<br />
von der Ex Ante- bis zur Ex Post-Evaluierung werden zu<br />
jedem Verfahrensschritt<br />
a) zentrale genderrelevante Impulsfragen,<br />
b) Kontrollmechanismen und<br />
c) Möglichkeiten einer nachhaltigen<br />
Ergebnissicherung<br />
erläutert.
Neben einer Langfassung <strong>im</strong> Umfang von 23 Seiten gibt<br />
es den Leitfaden auch als siebenseitige, kompr<strong>im</strong>ierte<br />
Zusammenfassung (<strong>im</strong> Anhang dieser Publikation dokumentiert),<br />
beide herunterzuladen von der zentralen Informationsseite<br />
der Bundesregierung zum Thema Gender<br />
Mainstreaming, www.gender-Mainstreaming.net.<br />
Heute ist man durchweg mit Gender Mainstreaming <strong>im</strong><br />
<strong>ESF</strong> wesentlich weiter als noch zu Beginn der Förderperiode,<br />
das wurde auf zahlreichen Fachveranstaltungen<br />
deutlich. Teilweise sind sehr beeindruckend ambitionierte<br />
Bemühungen zum durchgängigen „gendern“ der<br />
<strong>ESF</strong>-Förderung zu beobachten. Schwierig gestaltet sich<br />
gelegentlich noch der Übergang von Schulungen und<br />
Pilotprojekten zur Verwaltungsroutine. Insgesamt kann<br />
man sagen, dass Gender Mainstreaming inzwischen <strong>im</strong><br />
<strong>ESF</strong> zum normalen Handwerkszeug gehört. Laut Evaluation<br />
des EPPD Ziel 3 ist Gender Mainstreaming dasjenige<br />
Querschnittsziel, das <strong>im</strong> <strong>ESF</strong> am besten angenommen<br />
und <strong>im</strong>plementiert wurde.<br />
In der kommenden Förderperiode kann diese Entwicklung<br />
weiter voranschreiten. Auch wenn es noch keinen<br />
zwischen den Mitgliedsstaaten abschließend konsentierten<br />
Verordnungstext gibt: Nach Art. 14 der Allgemeinen<br />
Strukturfondsverordnung und Art. 6 der <strong>ESF</strong>-<br />
VO bleibt es voraussichtlich be<strong>im</strong> hervorgehobenen<br />
Querschnittsziel der Gleichstellung.<br />
Um Gender Mainstreaming endgültig in die Verwaltungsroutine<br />
zu verankern bedarf es dabei noch weiterer<br />
Bemühungen. Ohne beharrlichen Top-Down-Druck<br />
wird es nicht gehen. Die Implementierung wird aber<br />
wesentlich erleichtert, wenn GM als Eigenprogramm<br />
der Verwaltung funktioniert, weil die Handelnden den<br />
Nutzen des Prinzips für ihre eigenen Aufgaben erkennen.<br />
Ähnlich gelang dies <strong>im</strong> benachbarten Politikfeld der<br />
Balance von Familie und Beruf in der Privatwirtschaft.<br />
Betriebswirtschaftliche Untersuchungen <strong>im</strong> Auftrag des<br />
BMFSFJ ergaben, dass sich Maßnahmen zugunsten der<br />
Vereinbarkeit finanziell rechneten, die Unternehmen<br />
also davon profitieren.<br />
Zu überzeugen, dass GM einen qualitativen Mehrwert<br />
für das Verwaltungshandeln bringt, dass am Ende eine<br />
bessere Governance dabei heraus kommt, das bleibt<br />
eine laufende Aufgabe.<br />
Beiträge aus den thematischen Foren<br />
51
52 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />
Thorsten Armstroff<br />
Vorbemerkungen zum Thema Good Practice<br />
und Gender Mainstreaming<br />
Das Konzept best- bzw. good practice stellt einen<br />
wesentlichen Aspekt der EU-Strukturfondspolitik dar.<br />
Good practice als Lernkonzept bzw. Mainstreamingansatz<br />
verstanden, bedeutet <strong>im</strong> konkreten Bezug, dass<br />
Ansätze und Konzepte, die <strong>im</strong> Rahmen der <strong>ESF</strong>-Umsetzung<br />
entwickelt und erprobt wurden sowie diesbezügliche<br />
Erfahrungen möglichst vielen relevanten AkteurInnen<br />
zur Verfügung gestellt werden, um die zukünftige<br />
Förderpraxis zu verbessern. Klassische Instrumente<br />
in diesem Zusammenhang sind verschiedene Ansätze<br />
der Öffentlichkeitsarbeit, aber auch Evaluationen. In<br />
diesem Sinn kann die <strong>ESF</strong>-Fachtagung Gender Mainstreaming<br />
nicht nur als Instrument zur Identifizierung<br />
und Verbreitung von good practice angesehen werden;<br />
vielmehr bestand ein Ziel der Tagung explizit darin,<br />
good practice zum Thema Gender Mainstreaming in<br />
der <strong>ESF</strong>-Umsetzung in der Bundesrepublik Deutschland<br />
zu identifizieren und zu veröffentlichen.<br />
Somit sahen sich die Organisatorinnen und Organisa-<br />
toren der Tagung diesbezüglich mit einer doppelten<br />
Schwierigkeit konfrontiert:<br />
1. Es gibt bisher keine allgemeingültige Auffassung<br />
dazu, was als good practice von Gender Mainstreaming<br />
anzusehen ist.<br />
2. Es gab bisher keine systematische Identifizierung<br />
von good practice von Gender Mainstreaming bei der<br />
<strong>ESF</strong>-Umsetzung in der Bundesrepublik Deutschland.<br />
Ausgehend von der Überlegung, dass Gender Mainstreaming<br />
als Querschnittsaufgabe aus drei Teilen bestehend<br />
verstanden werden kann, wurde good practice<br />
zum Thema Gender Mainstreaming ebenfalls aus drei<br />
Teilen bestehend interpretiert. Dementsprechend wurden<br />
in den folgenden drei Bereichen von Gender Mainstreaming<br />
good practices gesucht:<br />
1. bei der Implementierungspraxis der Doppelstrategie<br />
Gender Mainstreaming,<br />
2. bei der Mainstreamförderpraxis des <strong>ESF</strong> und<br />
3. bei der frauenspezifischen Förderpraxis.<br />
Das Gesamtbild, das sich aus diesen drei Teilen ergibt,<br />
ist der Versuch good practice von Gender Mainstreaming<br />
nicht nur auf Struktur- und Verfahrensveränderung<br />
zu fokussieren sondern auch konkrete Förderansätze<br />
und –konzepte, die auf die Chancengleichheit<br />
von Frauen und Männern – das Ziel, das mit der Doppeltstrategie<br />
Gender Mainstreaming verfolgt werden<br />
soll – zu berücksichtigen.<br />
Diesem erweiterten good practice-Ansatz ist eine analytische<br />
Komponente eigen, die konsequent und systematisch<br />
angewendet von der Förderpraxis ausgehend<br />
Rückschlüsse auf die Implementierungsebene gestatten<br />
würde.
Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />
Eine inhaltliche Definition von good practice wurde<br />
nicht vorgenommen; dies bleibt einem zukünftigen<br />
Forschungs- bzw. Evaluationsprojekt vorbehalten. Vielmehr<br />
wurde auf die vielfältigen Vorstellungen von Akteurinnen<br />
und Akteuren zu good practice von Gender<br />
Mainstreaming rekurriert. Die Identifizierung von good<br />
practice erfolgte nach einem zweigeteilten Verfahren:<br />
1. Für die Implementierungspraxis von Gender Mainstreaming<br />
wurde auf das Prozesswissen der Vertreterinnen<br />
und Vertreter in der Bund-Länder-Arbeitsgruppe<br />
Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong> (Ziel 3) und<br />
der Bund-Länder-AG Chancengleichheit in den EU-<br />
Strukturfonds (Ziel 1), auf Vorschläge der Bundesländer<br />
sowie des Bundes und auf Ergebnisse der <strong>ESF</strong>-<br />
Evaluationen zurückgegriffen.<br />
2. Für die Förderpraxis wurde ein mehrstufiges Auswahlverfahren<br />
in Rücksprache mit der <strong>ESF</strong>-Evaluation<br />
durchgeführt, das auf den Vorschlägen der<br />
<strong>ESF</strong>-Fondsverwaltungen der Bundesländer und des<br />
Bundes sowie der Fachverantwortlichen (Gender- und<br />
Frauenbeauftragte des Bereiches) basierte. Dabei<br />
wurden ausgehend von über 30 Projektvorschlägen<br />
aus 13 Bundesländern und des Bundes Projekte als<br />
good practice der Förderpraxis ausgewählt, die sich<br />
entweder <strong>im</strong> Forum III oder <strong>im</strong> Rahmenprogramm<br />
der Tagung präsentierten. Neben Aspekten der regionalen<br />
Repräsentanz wurde auf inhaltliche Vielfalt<br />
der Auswahl geachtet.<br />
Insgesamt gelang es so <strong>im</strong> Rahmen der Tagung 18 als<br />
good practice identifizierte Ansätze zu präsentieren,<br />
drei für den Bereich Implementierung und 15 für die<br />
Förderpraxis. Die ausgewählten Ansätze und Projekte<br />
stehen exemplarisch für die Vielfalt der Implementierungsszenarien<br />
und Förderpraxis der <strong>ESF</strong>-Umsetzung.<br />
Der Umstand, dass kaum Mainstreamingprojekte für<br />
die Tagung vorgeschlagen wurden, sondern hauptsächlich<br />
Projekte der frauenspezifischen Förderung, kann<br />
ebenso als Bestätigung der Ergebnisse der Halbzeitbewertungen<br />
angesehen werden – die neben punktuellen<br />
Erfolgen auf die Defizite bei der systematischen Verfolgung<br />
des Querschnittsziels Chancengleichheit zwischen<br />
Frauen und Männern hinwiesen –, wie der Umstand,<br />
dass hauptsächlich Einzelförderansätze und kaum systematische<br />
Förderansätze vorgeschlagen wurden.<br />
53
54 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />
Beiträge Forum III Good Practices von gendergerechten Mainstreamingprojekten<br />
und frauenspezifischer Förderung<br />
Gaby Husel, Projektkoordination, Universität Koblenz<br />
Geschlechtstypische Berufswahl und<br />
mögliche Ursachen<br />
Trotz eines Abiturientinnenanteils von 53,6 % ist der<br />
Frauenanteil bei den Studienanfängerinnen in den meisten<br />
naturwissenschaftlichen und technischen Fächern<br />
noch sehr niedrig. So lag er 2000 in der Physik bei 22%,<br />
in der Informatik bei 18% und in der Elektrotechnik bei<br />
nur 9% (BLK-Bericht 2002). Nur 14% der Auszubildenden<br />
in den neuen IT-Berufen sind Frauen.<br />
Als mögliche Ursachen der geringen Beteiligung von<br />
Frauen an naturwissenschaftlichen und technischen Fächern<br />
werden vielfach genannt:<br />
– geschlechtsspezifische Leistungsschwerpunkte,<br />
– geschlechtsspezifische Interessen, Einstellungen<br />
und Selbstkonzept,<br />
– enges Berufswahlspektrum und veraltete<br />
Berufsbilder sowie<br />
– fehlende Vorbilder.<br />
Geschlechtsspezifische Leistungsunterschiede zu Ungunsten<br />
der Mädchen haben sich <strong>im</strong> Rahmen der PISA-<br />
Studie für die deutschen SchülerInnen lediglich in der<br />
Mathematik, nicht aber in den Naturwissenschaften<br />
gezeigt. Genauere Analysen weisen zudem darauf hin,<br />
dass die individuelle Leistung in der Mathematik stark<br />
mit dem mathematischen Selbstkonzept zusammenhängt,<br />
welches wiederum bei den Schülerinnen deutlich<br />
negativer ausgeprägt ist als bei den Schülern. Das<br />
Das Ada-Lovelace-Projekt.<br />
Ein Mentorinnen-Netzwerk zur Förderung<br />
von Frauen in Technik und<br />
Naturwissenschaft<br />
Leistungspotential der Mädchen in der Mathematik und<br />
den Naturwissenschaften ist mit dem der Jungen mit<br />
Sicherheit vergleichbar. Problematisch erscheinen die<br />
negativeren Einstellungen der Schülerinnen zu Mathematik,<br />
Technik, Physik und Chemie sowie ihr geringeres<br />
Interesse an diesen Fächern verbunden mit einer<br />
negativeren Selbsteinschätzung ihres Leistungspotentials.<br />
Neben diesen psychologischen Erkenntnissen zeigt<br />
die eigene Erfahrung bei der Arbeit mit Schülerinnen<br />
der Abschlussklassen, dass das Spektrum der ihnen<br />
bekannten naturwissenschaftlichen und technischen<br />
Studiengänge und Berufe noch sehr eng ist und den<br />
mathematischen, technischen und naturwissenschaftlichen<br />
Berufen vielfach ein veraltetes, mit Vorurteilen<br />
belastetes Bild anhaftet. Die Fixierung der Schulabgängerinnen<br />
auf wenige typisch weibliche Berufe wird<br />
durch Zahlen zur konkreten Berufswahl bestätigt. Den<br />
Schülerinnen fehlen zudem Vorbilder von Frauen in<br />
Naturwissenschaft und Technik, sie erleben meist nur<br />
männliche Personen als kompetente Ansprechpartner<br />
für technische und naturwissenschaftliche Fragen. Das<br />
Ada-Lovelace-Projekt setzt zur Förderung von Frauen<br />
in Naturwissenschaft und Technik deshalb bei der Präsentation<br />
weiblicher Vorbilder in Naturwissenschaft<br />
und Technik an sowie bei der Vermittlung positiver<br />
Erfahrungen zur eigenen technischen und naturwissenschaftlichen<br />
Kompetenz.<br />
Ziele des Ada-Lovelace-Projektes<br />
Das Ada-Lovelace-Projekt ist ein Mentorinnennetzwerk,<br />
das sich zum Ziel gesetzt hat, Mädchen und jungen<br />
Frauen die Scheu vor Mathematik, Technik und Naturwissenschaften<br />
zu nehmen. Schülerinnen sollen ermutigt<br />
werden, mathematische, naturwissenschaftliche<br />
und technische Studienfächer und Berufe zu wählen.<br />
Dabei werden die Schülerinnen nicht nur über naturwissenschaftlich-technische<br />
Studiengänge und Berufe<br />
informiert, sie sollen auch <strong>im</strong> Rahmen der vielfältigen<br />
Workshopangebote des Ada-Lovelace-Projektes ihre<br />
eigene technische und naturwissenschaftliche Kompetenz<br />
erfahren und steigern, um so selbstbewusster<br />
an entsprechende Fragestellungen in Schule und Beruf<br />
heran zu gehen.
Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />
Das Ada-Lovelace-Projekt verfolgt neben der direkten<br />
Arbeit mit den Schülerinnen auch das Ziel, die Öffentlichkeit<br />
und das soziale Umfeld der Schülerinnen für die<br />
Situation von Frauen in Naturwissenschaft und Technik<br />
zu sensibilisieren, insbesondere die vielfältigen Chancen<br />
aufzuzeigen, die sich jungen Frauen bieten, wenn<br />
sie ihren naturwissenschaftlich-technischen Interessen<br />
auch beruflich nachgehen. Barrieren, die einer Entscheidung<br />
für einen naturwissenschaftlich-technischen<br />
Beruf <strong>im</strong> Wege stehen, sollen abgebaut werden.<br />
Der Projektname<br />
Namensgeberin des Projektes ist Ada Countess of Lovelace<br />
(1815-1852), Tochter von Annabella Milbanke<br />
und dem englischen Dichter Lord Byron. Ada erhielt<br />
schon früh einen stark naturwissenschaftlich ausgerichteten<br />
Privatunterricht, der ihr Interesse an Mathematik<br />
und Mechanik förderte. Adas Kenntnisse, die für eine<br />
Frau dieser Epoche sehr ungewöhnlich waren, ermöglichten<br />
ihr bereits in jungen Jahren einen angeregten<br />
Briefwechsel mit bekannten Naturwissenschaftlern. So<br />
lernte sie Charles Babbage kennen, einen Mathematiker<br />
und berühmten Erfinder, der mehrere Modelle einer<br />
„Rechenmaschine“ entworfen hatte. Seine „Analytical<br />
Engine“ wird heute als Vorläufer des Computers angesehen.<br />
Neben der Erziehung ihrer drei Kinder widmete<br />
sich Ada mit Leidenschaft der Mathematik. Mit 27 Jahren<br />
übersetzte sie einen Bericht zur „Analytical Engine“<br />
und erweiterte den ursprünglichen Text um das Dreifache.<br />
Zum einen beschäftigte sie sich darin mit der Frage,<br />
welche Probleme mit dieser Rechenmaschine gelöst<br />
werden können. Zum anderen erarbeitete sie Organisationsprinzipien<br />
für Rechenoperationen. Damit schrieb<br />
sie praktisch die ersten Computerprogramme. Zu ihrer<br />
Ehre wurde die 1979 vom US-Verteidigungsministerium<br />
entwickelte Programmiersprache „Ada“ genannt.<br />
Das Mentoring-Konzept<br />
Den Vorbildcharakter, den Ada Lovelace für die Mädchen<br />
und Frauen heute haben kann, greift das Projekt<br />
auf, möchte den Schülerinnen zusätzlich aktuelle, lebensnahe<br />
Vorbilder präsentieren und setzt gezielt<br />
Mentoring-Strategien ein: Studentinnen technischnaturwissenschaftlicher<br />
Studiengänge und Frauen in<br />
technischen Ausbildungsberufen informieren, beraten<br />
und betreuen Schülerinnen der 8. bis 13. Klasse.<br />
Sie gehen in die Schulen, organisieren Projekttage an<br />
Hochschulen und präsentieren sich kleinen Gruppen<br />
von interessierten Schülerinnen als Modelle. Sie informieren<br />
über Studien- und Ausbildungsmöglichkeiten<br />
und erzählen den Schülerinnen die eigene Biografie,<br />
die oftmals in typischer Weise gekennzeichnet ist durch<br />
Phasen der Unsicherheit und Entmutigung. Bei Besuchen<br />
an den Hochschulen überwinden die Schülerinnen<br />
erste Schwellen, wenn sie z.B. Exper<strong>im</strong>ente <strong>im</strong> Labor<br />
durchführen oder ihre eigene Homepage erstellen. Die<br />
Kluft zwischen Schule und Arbeitswelt wird durch gemeinsame<br />
Betriebserkundungen und den Austausch<br />
mit berufstätigen Fachfrauen überbrückt. In welchem<br />
Rahmen auch <strong>im</strong>mer die studentischen Mentorinnen<br />
mit den Schülerinnen in Kontakt treten, es wird ihnen<br />
weitere Beratung und Unterstützung angeboten, so<br />
dass sich individuelle Mentoring-Beziehungen aufbauen<br />
können.<br />
Die Ada-Lovelace-Mentorinnengruppe<br />
Die Ada-Lovelace-Mentorinnengruppen, die sich aus<br />
Studentinnen und/oder Auszubildenden verschiedener<br />
mathematischer, naturwissenschaftlicher und technischer<br />
Studiengänge und Berufe zusammensetzen, sind<br />
rheinland-pfälzischen Hochschulen angegliedert. Die<br />
Mentorinnen werden in ihrer Arbeit, bei der Planung<br />
und Durchführung der Informations- und Mitmachangebote<br />
für die Schülerinnen, durch Koordinatorinnen<br />
und Trainerinnen unterstützt.<br />
Die Koordinatorin einer Ada-Lovelace-Mentorinnengruppe<br />
koordiniert die Aktivitäten am Hochschulstandort,<br />
pflegt die Kontakte zu den, mit dem Projekt<br />
kooperierenden Partnern wie Schulen, Arbeitsämtern<br />
und Betrieben, betreut die finanzielle und verwaltungsmäßige<br />
Abwicklung der Ada-Lovelace-Angebote und<br />
fördert die regionale Öffentlichkeitsarbeit. Sie vertritt<br />
die Ada-Lovelace-Mentorinnengruppe auch gegenüber<br />
der jeweiligen Hochschule, der Projektleitung und den<br />
finanzierenden Ministerien. Die Aufgabe der Koordinatorin<br />
wird sowohl von hauptamtlichen Mitarbeiterinnen<br />
als auch ehrenamtlich von Frauenreferentinnen oder<br />
Professorinnen und Mitarbeiterinnen in naturwissenschaftlich-technischen<br />
Studiengängen übernommen.<br />
55
56 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />
Beiträge Forum III Good Practices von gendergerechten Mainstreamingprojekten<br />
und frauenspezifischer Förderung<br />
Für die Arbeit als Mentorin sind soziale Kompetenzen<br />
erforderlich, die durch die jungen Frauen nicht <strong>im</strong>mer<br />
spontan und selbstverständlich in ihre Arbeit eingebracht<br />
werden können. Deshalb unterstützen pädagogisch<br />
geschulte Fachkräfte, die Trainerinnen, das Ada-<br />
Lovelace-Projekt. Sie bieten den Mentorinnen sowohl<br />
allgemeine Trainings zur Förderung sozialer Kompetenzen<br />
wie Teamfähigkeit, Präsentation und Rhetorik<br />
an, die diese <strong>im</strong> Rahmen ihrer Aufgaben in Schulen, bei<br />
Messepräsentationen und Kursangeboten einsetzen<br />
können, sie richten ihre Schulungen aber auch in Thema<br />
und Konzeption speziell auf die Anforderungen des<br />
Projektes aus. Die Ada-Lovelace-Mentorinnengruppen,<br />
zusammen mit ihrer Koordinatorin und Trainerin, kooperieren<br />
regional mit, für die Berufswahlorientierung<br />
relevanten Institutionen und Bezugspersonen, wie dem<br />
Arbeitsamt, Ausbildungsbetrieben für gewerblich-technische<br />
und informationstechnische Ausbildungsberufe,<br />
Schulen, LehrerInnen und Eltern und nicht zuletzt mit<br />
den Hochschulen.<br />
Die Projektangebote<br />
Die Ada-Lovelace-Mentorinnen bieten an den Hochschulen<br />
in Rheinland-Pfalz, je nach dem dortigen Studienangebot<br />
und den individuellen Kompetenzen, eine breite<br />
Palette an Veranstaltungen an den Hochschulen und<br />
in den Schulen an, z.B. Schulbesuche, Computerkurse,<br />
Exper<strong>im</strong>entiertage, Roboterkurse, (technische) Workshops,<br />
Projekttage in den Ferien, Schnupperstudien,<br />
Betriebsbesichtigungen und vieles mehr. Im Folgenden<br />
seien einige Angebote beispielhaft näher beschrieben:<br />
Schulbesuche<br />
Die Mentorinnen oder Koordinatorinnen nehmen Kontakt<br />
zu den regionalen Gymnasien auf (Auszubildende<br />
naturwissenschaftlich-technischer Berufe gehen auch<br />
in die Haupt- und Realschulen) und vereinbaren Termine<br />
für einen Schulbesuch. An einem Schulbesuch<br />
nehmen in der Regel reine Mädchengruppen aus einer<br />
oder mehreren Schulklassen teil. Die Mentorinnen<br />
besuchen die Schülerinnen zu zweit oder zu dritt und<br />
stellen sich selbst und ihren jeweiligen Studiengang<br />
vor. Große Bedeutung hat die Vorstellung der eigenen<br />
Person der Mentorinnen, die hier berichten, wie sie<br />
sich für ihr Studienfach oder ihren Ausbildungsberuf<br />
entschieden haben und welche Erfahrungen sie mit ihrer<br />
Studienfach- oder Berufswahl gemacht haben. Die<br />
Schülerinnen können die Mentorinnen so als „Vorbilder“<br />
wahrnehmen, die ihre Studien- und Berufswahl an<br />
ihren Begabungen, Interessen und den guten Arbeitsmarktchancen<br />
ausgerichtet haben und dabei oftmals<br />
Hindernisse überwinden und Mut zeigen mussten. Die<br />
Mentorinnen bieten den Schülerinnen die Teilnahme an<br />
weiteren Ada-Lovelace-Angeboten an und ermutigen<br />
sie, sich bei Bedarf weiter von den Mentorinnen beraten<br />
zu lassen und den Kontakt zum Projekt zu halten.<br />
Workshops<br />
Mentorinnen des Ada-Lovelace-Projektes haben – entsprechend<br />
ihrer vielfältigen Studiengänge – viele verschiedene<br />
Schülerinnen-Workshops entwickelt (Statikworkshop,<br />
Löten, Internetworkshop, Logik-Workshop,<br />
Mathematik <strong>im</strong> Alltag, Computer-Hardware-Workshop<br />
etc.). In der Regel handelt es sich dabei um ein Angebot,<br />
das ein bis zwei Stunden in Anspruch n<strong>im</strong>mt und<br />
in das Informationsangebot an Hochschultagen, Schülerinnen-Technik-Tagen<br />
oder „Tagen der offenen Tür“<br />
integriert wird.<br />
Die Projektgeschichte, -standorte und<br />
-finanzierung<br />
Das Ada-Lovelace-Projekt wurde 1997 an der Universität<br />
Koblenz-<strong>Land</strong>au, Campus Koblenz gegründet. Die wissenschaftliche<br />
Leitung liegt seitdem bei Frau Prof. Dr.<br />
Elisabeth Sander am Psychologischen Institut der Universität<br />
Koblenz-<strong>Land</strong>au, Campus Koblenz. Die Zentrale<br />
Koordinierungsstelle mit hochschulübergreifenden<br />
Aufgaben der Koordination und Öffentlichkeitsarbeit ist<br />
ebenfalls hier angesiedelt. Seit 1997 hat sich das Ada-<br />
Lovelace-Projekt kontinuierlich an alle Hochschulen in<br />
Rheinland-Pfalz mit naturwissenschaftlich-technischen<br />
Studiengängen ausgedehnt. Seit dem Jahr 2000 werden
Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />
auch Auszubildende naturwissenschaftlicher und tech-<br />
nischer Berufe als Mentorinnen gewonnen und für ihre<br />
Arbeit <strong>im</strong> Ada-Lovelace-Projekt geschult, so dass sie<br />
den Schülerinnen gezielt ihre Ausbildungsberufe, häufig<br />
sind dies die neuen IT-Berufe, vorstellen können.<br />
Das Ada-Lovelace-Projekt wird finanziert aus <strong>Land</strong>esmitteln<br />
des <strong>Land</strong>es Rheinland-Pfalz und aus Mitteln des<br />
Europäischen Sozialfonds. Im Einzelnen sind dies: Das<br />
Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend, das Ministerium<br />
für Arbeit, Soziales und Gesundheit, das Ministerium<br />
für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und<br />
Kultur sowie das <strong>Land</strong>esarbeitsamt Rheinland-Pfalz-<br />
Saarland. Hinzu kommen Sponsoren, die insbesondere<br />
die Öffentlichkeitsarbeit des Projektes unterstützen.<br />
Ergebnisse der Projektarbeit<br />
Seit 1997 beteiligten sich mehr als 300 Mentorinnen<br />
am Ada-Lovelace-Projekt, die mehr als 48.000 Schülerinnen<br />
in Schulen, an Hochschulen sowie auf Berufsund<br />
Hochschulinformationsmessen angesprochen haben.<br />
Die intensive Öffentlichkeitsarbeit hat das Ada-Lovelace-Projekt<br />
und seine Ziele über die Grenzen des<br />
<strong>Land</strong>es Rheinland-Pfalz hinaus bekannt gemacht sowie<br />
Eltern, Lehrer und Betriebe für die Situation von Frauen<br />
in Naturwissenschaft und Technik sensibilisiert. Diese<br />
Öffentlichkeitsarbeit wird unterstützt durch a) die jährliche<br />
Veröffentlichung des Ada-Lovelace-Schulkalenders,<br />
der zu Beginn eines jeden Schuljahres nützliche<br />
Informationen zu naturwissenschaftlich-technischen<br />
Studiengängen in Rheinland-Pfalz und Beratungsangeboten<br />
des Arbeitsamtes mit Berufsbiografien von Frauen<br />
aus Naturwissenschaft und Technik kombiniert; b)<br />
die Ada-Lovelace-Schriftenreihe, in der einzelne Aspekte,<br />
Ergebnisse und Erfahrungen der Projektarbeit für<br />
ein interessiertes Publikum veröffentlicht werden.<br />
Evaluationsstudien zu einzelnen Aspekten der Projektarbeit<br />
zeigen die positive Resonanz der Schülerinnen auf<br />
das Projektangebot sowie den Erfolg des geschlechtsspezifischen<br />
Angebotes für Erstsemesterstudentinnen<br />
auf. Eine Befragung von Schülerinnen nach Ada-Lovelace-Schulbesuchen<br />
bestätigte, dass durch diese Informationsveranstaltung<br />
das Berufswahlspektrum der<br />
Schülerinnen erweitert werden konnte.<br />
Betrachtet man den Frauenanteil in den mathematischnaturwissenschaftlich-technischen<br />
Studiengängen an<br />
rheinland-pfälzischen Hochschulen <strong>im</strong> WS 01/02 (20,6%)<br />
<strong>im</strong> Vergleich zu jenem <strong>im</strong> WS 96/97 (15,5%), bevor das<br />
Ada-Lovelace-Projekt startete, so wird ein deutlicher<br />
Anstieg bei der Beteiligung junger Frauen in solchen<br />
Studiengängen sichtbar. Dieser ist auf vielfältige und<br />
komplexe Ursachen zurückzuführen und nicht allein<br />
der Arbeit des Ada-Lovelace-Projektes zuzuschreiben.<br />
Letztere hat jedoch mit Sicherheit diese positive Entwicklung<br />
direkt und auch indirekt unterstützt.<br />
57
58 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />
Beiträge Forum III Good Practices von gendergerechten Mainstreamingprojekten<br />
und frauenspezifischer Förderung<br />
Dr. Monika Michael. Projektleiterin IT-<strong>Land</strong>Frauen<br />
Deutscher <strong>Land</strong>Frauenverband e.V.<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
Projekte von Frauenverbänden beschäftigen sich naturgemäß<br />
mit Themen der Frauenförderung und Gleichstellungspolitik.<br />
Das ist auch bei dem Projekt „IT-<strong>Land</strong>-<br />
Frauen“ der Fall. Im Laufe unserer Projektarbeit sind<br />
wir aber <strong>im</strong>mer wieder auf für Frauen wichtige Themen<br />
gestoßen, die bei genauer Betrachtung auch für Männer<br />
und insbesondere Familien positive Effekte mit sich<br />
bringen. Das betrifft z.B. die Teilhabe von Frauen an<br />
Einkommen und Erwerb, die Erlangung von Medienkompetenz<br />
und die Gestaltung des demografischen<br />
Wandels <strong>im</strong> ländlichen Raum. Während der Projektarbeit<br />
haben wir <strong>im</strong>mer die Situation <strong>im</strong> ländlichem Raum<br />
und die der dort lebenden Familien vor Augen gehabt.<br />
So gesehen konnten wir Gender Mainstreaming <strong>im</strong> Projekt<br />
leben und umsetzen. Das Projekt IT-<strong>Land</strong>Frauen<br />
entspricht der Doppelstrategie von Gender Mainstreaming<br />
und ist hinsichtlich der Ziele und Umsetzungsstrategien<br />
genderkonform.<br />
IT-<strong>Land</strong>Frauen.<br />
Die Strategien der <strong>Land</strong>Frauen<br />
<strong>im</strong> Medienzeitalter<br />
Zielstellungen und Inhalt des Projekts<br />
Der Deutsche <strong>Land</strong>Frauenverband e. V. (dlv) ist Projektträger<br />
und mit 550.000 Mitgliedern, 22 <strong>Land</strong>esverbänden,<br />
430 Kreisvereinen und über 12.000 Ortsvereinen<br />
der größte Frauenverband in Deutschland. <strong>Land</strong>Frauen<br />
sind in den Dörfern und Regionen eine unverzichtbare<br />
gesellschaftliche Kraft. Innerhalb des Verbandes wird<br />
Weiterbildung groß geschrieben, so zum Beispiel zu<br />
aktuellen gesellschafts- und sozialpolitischen Themen,<br />
zur Agrarpolitik, zur Unternehmensführung sowie in<br />
den Bereichen Hauswirtschaft und Gesundheit. Mit dem<br />
Projekt IT-<strong>Land</strong>Frauen sind nun auch die Themen Computer<br />
und Internet fester Bestandteil der Bildungsprogramme<br />
geworden.<br />
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen<br />
und Jugend sowie der Europäische Sozialfonds fördern<br />
die Projektarbeit des dlv zum Thema Neue Medien seit<br />
2002. Bis 2004 lief das Modellprojekt „IT-<strong>Land</strong>Frauen<br />
– Neue Medien für <strong>Land</strong>Frauen“. Das visionäre Ziel war<br />
hoch gesetzt: Alle <strong>Land</strong>Frauen müssen aktive Onlinerinnen<br />
werden. Sie sollen motiviert und befähigt werden,<br />
das Internet in Beruf und Alltag zu ihrem Vorteil zu<br />
nutzen und die Inhalte mitzugestalten – also Medienkompetenz<br />
erwerben und einsetzen. Inzwischen gibt<br />
es einen verbandsweiten Konsens: „Medienkompetenz<br />
ist künftig genauso wichtig wie Lesen und Schreiben“.<br />
Die Bilanz des <strong>im</strong> Projekt Erreichten ist überaus positiv<br />
und übertrifft alle Erwartungen. Aber es ergaben sich<br />
auch neue weiterführende Zielstellungen, zu denen wir<br />
ein Folgeprojekt 2005 bis 2006 konzipiert haben, das<br />
unmittelbar am Erreichten ansetzt und gleichfalls vom<br />
BMFSFJ und dem <strong>ESF</strong> gefördert wird.<br />
Für die Umsetzung der Projektidee haben wir ein Dreisäulenmodell<br />
entwickelt, aus dem innovative Instrumente<br />
hervor gingen, mit denen wir viele <strong>Land</strong>Frauen<br />
ins Netz locken und vom Nutzen der Neuen Medien<br />
begeistern konnten.
Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />
Erste Säule ist die Qualifizierung von 44 <strong>Land</strong>Frauen<br />
aus ganz Deutschland zu IT-<strong>Land</strong>Frauen. Im Ergebnis<br />
können diese nun Webseiten für <strong>Land</strong>Frauen erstellen<br />
und sind für die Zielgruppe ideale Dozentinnen und<br />
Beraterinnen rund um das Thema Internet. In dieser<br />
Funktion sind sie zugleich Multiplikatorinnen, denn sie<br />
geben anwendungsbereites Wissen weiter und bauen<br />
Ängste ab. Das Erfolgsgehe<strong>im</strong>nis dafür ist einfach: IT-<br />
<strong>Land</strong>Frauen sprechen die „Sprache“ ihrer Kundinnen!<br />
Die zweite Säule ist das <strong>Land</strong>Portal – der virtuelle Marktplatz<br />
speziell für <strong>Land</strong>Frauenunternehmerinnen und<br />
deren Angebote, wie z. B. Urlaub auf dem Bauernhof,<br />
Direktvermarktung oder Gästebetreuung.<br />
In der dritten Säule geht es schließlich um die IT-Infrastruktur<br />
des Verbandes, mit der vor allem die Kommunikation<br />
verbessert wurde. Auch hierbei haben die<br />
IT-<strong>Land</strong>Frauen eine zentrale Funktion. Sie sind als Spezialistinnen<br />
in Weiterbildungsmaßnahmen integriert<br />
und beraten das Vereinsmanagement.<br />
Im Folgeprojekt wollen wir nun die geschaffenen Instrumente<br />
schärfen. Außerdem geht es um Breitenwirkungen<br />
innerhalb und außerhalb des Verbandes. Die Projektarbeit<br />
verteilt sich jetzt auf drei Handlungsfelder:<br />
– Weil der Rückzug von Dienstleistern und Versorgern,<br />
wie Banken, Post und Bahn aus dem ländlichen Raum<br />
nicht hinnehmbar ist, wollen wir gemeinsam mit den<br />
Akteuren Offensivstrategien entwickeln und die Beteiligten<br />
als Partner an den Tisch holen. Insbesondere<br />
geht es um die Frage, ob mit den neuen Medien<br />
Ersatzlösungen möglich sind.<br />
– Gleichzeitig haben wir <strong>im</strong> Verband eine Internetoffensive<br />
gestartet. Dazu gehört z. B. die Arbeit mit<br />
Newslettern.<br />
– Schließlich wollen wir das <strong>Land</strong>Portal zur Plattform<br />
ausbauen.<br />
Der Beitrag des Projektes<br />
zur Gendergerechtigkeit<br />
Die folgenden Beispiele sollen zeigen, wie das Projekt<br />
IT-<strong>Land</strong>Frauen zur Gendergerechtigkeit beiträgt.<br />
Das Qualifizierungsmodell - Frauen lernen anders.<br />
Die Qualifizierung bestand aus 8 Präsenzseminaren, in<br />
denen bis in die Nächte hinein gelernt, diskutiert und<br />
probiert wurde. Dazwischen lagen Selbstlernphasen,<br />
für die ein virtuelles Klassenz<strong>im</strong>mer installiert wurde.<br />
In den Seminaren war wenig Zeit zu Übungen und Vertiefungen,<br />
deshalb hat sich fast zwangsweise ein Netzwerk<br />
gebildet, in dem man sich gegenseitig half und<br />
Kenntnisse und Probleme austauschte. Um gleiche Ausgangsbedingungen<br />
zu schaffen, erhielten die Teilnehmerinnen<br />
Notebooks und Software zur Nutzung. Bedingung<br />
waren darüber hinaus ein häuslicher Arbeitsplatz,<br />
frei verfügbare Zeit bis etwa 20 Wochenstunden sowie<br />
Akzeptanz und Unterstützung durch die Familie.<br />
Mit dieser Bildungsform haben wir viele neue Erfahrungen<br />
gesammelt. Bewährt hat sich z.B., dass es in den<br />
Vereinen vor Ort viele Testmöglichkeiten gab. So haben<br />
die IT-<strong>Land</strong>Frauen <strong>im</strong> Rahmen von Hausaufgaben neue<br />
Websites für ihre Orts-, Kreis-, oder <strong>Land</strong>esverbände<br />
erstellt. Auch konnten sie sich und das Projekt in den<br />
Vereinen präsentieren. Eine gute Schule waren auch<br />
Verbraucher- und Fachmessen zur Akquise von potenziellen<br />
Kunden.<br />
Von der Methodik her gibt es ähnliche interessante Erkenntnisse.<br />
So haben wir bewusst Erfolgsdruck erzeugt<br />
und von Anfang an deutlich kommuniziert, dass die<br />
Weiterbildung weder Spaß ist noch der Selbstverwirklichung<br />
dient. Viel Wert wurde auf Problemlösungsstrategien<br />
sowie Teamarbeit gelegt. Die Vereinbarkeit<br />
von Berufstätigkeit, Familie, Hof und Ehrenamt war<br />
damit weitgehend gesichert. Bei den Teilnehmerinnen<br />
selbst ist dieses Konzept gut angekommen. Frauen<br />
lernen gern <strong>im</strong> Team und brauchen den Austausch<br />
untereinander und hinterfragen den Nutzen einzelner<br />
Bildungsmodule. Sie können sich gut in ihre potenziellen<br />
Kunden hineinversetzen und gehen die Dinge von<br />
der praktischen Seite an. Die ersten selbst gestalteten<br />
Homepages spornten zum Weitermachen an und beseitigten<br />
Selbstzweifel. Die bei der Weiterbildung so hart<br />
erkämpfte Frauenspezifik war letzten Endes die Basis<br />
59
60 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />
Beiträge Forum III Good Practices von gendergerechten Mainstreamingprojekten<br />
und frauenspezifischer Förderung<br />
für den Erfolg des Projekts und seine Nachhaltigkeit:<br />
Alle haben durchgehalten, 75% sind heute noch aktiv<br />
und setzen das Gelernte <strong>im</strong> Sinne der Projektziele um,<br />
wirken als Multiplikatorinnen in den Verbänden und<br />
haben sich neue Existenzen aufgebaut. Recht gibt uns<br />
auch der Markt <strong>im</strong> ländlichen Raum, inzwischen wird<br />
nachgefragt, was IT-<strong>Land</strong>Frauen anbieten und das nicht<br />
nur von Frauen.<br />
Das heißt aber auch, weil dieses Qualifizierungsmodell<br />
und die Herangehensweise erfolgreich waren, sind die<br />
Erfahrungen nutzbar und übertragbar, unabhängig davon,<br />
ob es Frauen oder Männer betrifft.<br />
IT-<strong>Land</strong>Frauen als Dozentinnen<br />
Inzwischen haben sich die IT-<strong>Land</strong>Frauen selbst zu erfahrenen<br />
Dozentinnen entwickelt. Vor allem für Einsteigerseminare<br />
mit niederschwelligen Angeboten werden<br />
sie gern gebucht, nicht nur von <strong>Land</strong>Frauen. Beispiele<br />
sind Start- und Klick-Kurse in Baden-Württemberg oder<br />
die sogenannten (W)internet- und (I)cecafés in Niedersachsen.<br />
Eine IT-<strong>Land</strong>Frau hat sich auf ihren Bauernhof<br />
ein Computerkabinett eingerichtet. Ihre individuell<br />
gestalteten Kurse werden sehr gut angenommen. Ursprünglich<br />
für <strong>Land</strong>Frauen gedacht, kommen die Männer<br />
jetzt mit, weil die lockere Atmosphäre und das<br />
einfühlsame genau an den Bedarf angepasste Training<br />
überzeugt. Es gibt viele ähnliche Beispiele, wo IT-<strong>Land</strong>-<br />
Frauen mit ihrer Persönlichkeit als <strong>Land</strong>Frau, dem neu<br />
erworbenen Know-how und vor allem mit viel Einfühlvermögen<br />
für Zufriedenheit bei den Kursteilnehmer/innen<br />
sorgen. Das Projektziel Frauen <strong>im</strong> ländlichen Raum<br />
Medienkompetenz zu vermitteln und mentale Barrieren<br />
abzubauen, wird damit gut erfüllt. Manche Frauen<br />
können nun mit ihren Partnern und Kindern mithalten,<br />
andere motivieren ihre Männer, sich ebenfalls weiterzubilden.<br />
So hat das unter frauenspezifischen Aspekten<br />
Konzipierte am Ende für beide Geschlechter Nutzen.<br />
Mit den Neuen Medien Einkommen erzielen<br />
Unser Projekt hat eine starke beschäftigungspolitische<br />
Komponente. Von den IT-<strong>Land</strong>Frauen selbst sind inzwischen<br />
viele selbstständig, alle erzielen damit Einkommen,<br />
wenn auch in unterschiedlicher Intensität und<br />
Höhe. Gleichzeitig tragen sie als Multiplikatorinnen<br />
Wissen in den Verband und erzeugen so neuen Bedarf<br />
und bringen den Markt in Gang. Allerdings war das ein<br />
sehr langwieriger Prozess. Erst jetzt, also fast drei Jahre<br />
nach der Qualifikation, kommt bei vielen der Durchbruch.<br />
Selbstfindung und Markterschließung haben Zeit<br />
gekostet. Die These, dass Frauen anders gründen, hat<br />
sich hier bestätigt: Klein anfangen, prozessorientiert,<br />
nicht auf schnelle Erfolge aus und alles <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Einklang<br />
mit familiären Verpflichtungen. Der Verbandshintergrund<br />
wirkte dabei unterstützend und motivierend.<br />
Besondere Beachtung verdienen hierbei die bei <strong>Land</strong>-<br />
Frauen üblichen Einkommenskombinationen. Dabei<br />
wird die Arbeit <strong>im</strong> landwirtschaftlichen Betrieb mit<br />
anderen Tätigkeiten kombiniert, z. B. mit Urlaub auf<br />
dem Bauernhof oder mit dem Hofladen. Es gibt Tagesmütter,<br />
Gästeführerinnen und verschiedene Serviceangebote<br />
rund um Haus und Haushalt. Diese Kombinationen<br />
werden <strong>im</strong>mer vielfältiger, mit Computerkursen<br />
und Webdesign werden dem nun neue Geschäftsfelder<br />
hinzugefügt, was die IT-<strong>Land</strong>Frauen <strong>im</strong> Einzelnen beweisen.<br />
Es gibt Studien, wonach in manchen Regionen<br />
Frauen mit diesen Einkommenskombinationen bereits<br />
erheblich zum Familieneinkommen beitragen, obwohl<br />
diese oft nur den Status eines Zu- oder Nebenerwerbs<br />
besitzen. Das Interessante dabei ist, dass viele Frauen<br />
damit gut umgehen können, weil es ihrer Lebensweise<br />
<strong>im</strong> ländlichen Raum entgegen kommt. Sie können sich<br />
zeitlich und saisonal einrichten, zu Hause arbeiten und<br />
alles mit Familienaufgaben und der Tätigkeit auf den<br />
Höfen in Einklang bringen. Sieht man die Entwicklung<br />
<strong>im</strong> ländlichen Raum realistisch, so wird wohl in Zukunft<br />
kein Weg an diesen flexiblen Arbeitsformen vorbei führen.<br />
Allerdings fehlt heute noch die gesellschaftliche<br />
Anerkennung dafür. Noch <strong>im</strong>mer steht der Vollerwerb<br />
<strong>im</strong> Mittelpunkt, so unsere Erfahrungen. Wir können uns<br />
gut vorstellen, dass diese flexiblen Formen der Arbeit<br />
in Zukunft auch in anderen Branchen interessant werden<br />
und daraus vielleicht sogar ein Zukunftsmodell der<br />
Beschäftigung wird.<br />
Auf die Inhalte des Internets Einfluss nehmen<br />
Eine zentrale Frage <strong>im</strong> Projekt war die nach den Inhalten<br />
des Internets, wie Informationen, Know-how oder<br />
Serviceangebote. Sind diese interessant genug, um<br />
<strong>Land</strong>Frauen ins Internet zu locken? Wie kann man Frauen<br />
begeistern, wenn die Werbung für die neuen Medien<br />
hauptsächlich Spaß mit schnellem Surfen verspricht<br />
und Spiele sich fast schon zum Kulturgut entwickeln?<br />
Für viele Frauen ist deshalb vieles <strong>im</strong> Netz uninteressant<br />
und ohne Nutzen. Die Lösung heißt: Wenn es zu<br />
wenig zielgruppenspezifische Inhalte für Frauen gibt,<br />
dann müssen wir sie eben selbst generieren. Allein mithilfe<br />
der IT-<strong>Land</strong>Frauen sind in kurzer Zeit weit über<br />
200 neue Homepages entstanden. Im Folgeprojekt wol-
Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />
len wir jetzt entsprechende Instrumente schaffen, um<br />
noch mehr Vereine ins Netz zu bringen, z. B. durch ein<br />
Baukastensystem für Homepages. Gleichzeitig setzen<br />
wir auf Gruppendynamik und positiven Wettbewerb<br />
zwischen den Vereinen.<br />
Eine förderliche Rolle spielt in diesem Zusammenhang<br />
auch das <strong>Land</strong>Portal, unser virtueller Marktplatz für alle<br />
Angebote von <strong>Land</strong>Frauen. Es ist als Durchgangsportal<br />
konzipiert, das heißt, Nutzer und Nutzerinnen sollen<br />
direkt zu den Angeboten der <strong>Land</strong>Frauen geleitet werden.<br />
Inzwischen hat etwa die Hälfte der Anbieterinnen<br />
eine eigene Homepage. Für viele Anbieterinnen war<br />
oder ist das <strong>Land</strong>Portal die erste eigene Adresse <strong>im</strong><br />
Netz, was auch mit Stolz verbunden ist.<br />
Es geht aber nicht nur um ein Mehr an Homepages<br />
mit zielgruppenspezifischen Inhalten, eine große Rolle<br />
spielt auch die Gestaltung und das Design. Frauen nehmen<br />
Informationen anders auf. Bekannt ist z. B., dass<br />
Männer besser mit Bilder zu überzeugen sind, Frauen<br />
mehr mit Text. Auch die Lesbarkeit und die Struktur<br />
spielt eine Rolle. Im Projekt sind wir darauf gestoßen,<br />
konnten das Thema aber nicht vertiefen. Trainer behaupten<br />
beispielsweise gern, dass ein Bild mehr als<br />
tausend Worte sagt. Wie wirkt das aber bei Seiten, die<br />
hauptsächlich Frauen anschauen? Fest steht, die von<br />
den Frauen gestalteten Seiten kommen gut an, auch<br />
wenn sie vielleicht technisch und designmäßig nicht<br />
<strong>im</strong>mer vollkommen sind. Wichtig sind klare Strukturen,<br />
Lesbarkeit und die Botschaft, die gut und deutlich herüberkommen<br />
muss.<br />
IT-Anwendungen am Nutzen messen<br />
Nicht die Möglichkeit des schnellen Surfens beeindruckt<br />
<strong>Land</strong>Frauen vom Sinn der neuen Medienwelt, sondern<br />
der Nutzen. Wenn dieser offensichtlich ist, sind Frauen<br />
durchaus bereit, sich damit zu beschäftigen, zu lernen<br />
und auch zu investieren. Ein solches Türöffnerthema<br />
war z. B. der Vereins-Manager, eine Software zur Vereinsverwaltung,<br />
die wir verbandsweit eingeführt haben.<br />
Der Nutzen liegt auf der Hand und viele <strong>Land</strong>Frauen<br />
haben inzwischen Gefallen daran gefunden. Wir haben<br />
über die IT-<strong>Land</strong>Frauen Schulungen organisiert und so<br />
erreicht, dass sich viele <strong>Land</strong>Frauen erstmals an den<br />
Computer setzten.<br />
Im neuen Projekt gehen wir noch ein Stück weiter: Wir<br />
suchen weitere „Türöffnerthemen“ zu Internet und<br />
Computer und bilden noch mehr Multiplikatorinnen<br />
aus. Diese Themen müssen den „Nerv“ der <strong>Land</strong>Frauen<br />
treffen. Bildbearbeitung und der Umgang mit der Digitalkamera,<br />
vielleicht auch die Internettelefonie könnten<br />
ein solches Thema sein.<br />
Ausblick<br />
In diesen Vortrag zum Projekt IT-<strong>Land</strong>Frauen sind viel<br />
Informationen über den Deutschen <strong>Land</strong>Frauenverband<br />
mit eingeflossen und das nicht ohne Grund. Verbandsund<br />
Projektarbeit gehen ineinander über. Der Verband<br />
profitiert einerseits vom Projekt, denn es stärkt seine<br />
Positionen in der Öffentlichkeit. Vor allem der Nutzen<br />
für die Mitglieder selbst ist spürbar, weil sie praktische<br />
Unterstützung für ihre Lebenssituationen bekommen.<br />
Andererseits wären aber die Projektergebnisse ohne<br />
den Verband mit all seinen Potenzialen und Strukturen<br />
nicht möglich gewesen. Vieles läuft <strong>im</strong> Ehrenamt, also<br />
ohne Bezahlung. Dieses ehrenamtliche Engagement,<br />
ohne das wir ein solches großes Projekt niemals hätten<br />
realisieren können, ist eine beachtliche Quelle für Innovation<br />
und Kreativität, ja auch für Verlässlichkeit und<br />
Nachhaltigkeit. Das zu nutzen, ist wohl das Gebot der<br />
Stunde, wenn es um künftige Förderprojekte geht.<br />
Wir denken, wir haben mit unserer Projektarbeit bewiesen,<br />
dass Medienkompetenz eine wichtige Voraussetzung<br />
ist, um Gendergerechtigkeit herzustellen. Dafür<br />
gibt es aber keinen Selbstlauf. Noch gibt es viele Barrieren,<br />
besonders <strong>im</strong> ländlichen Raum. Wenn Post, Sparkasse<br />
oder Behörden sich zurückziehen, bleibt oft nur<br />
eine Online-Lösung als Alternative. Das geht aber nur<br />
gemeinsam mit den Betroffenen.<br />
Neben der Gendergerechtigkeit gibt es aber auch noch<br />
andere Ebenen von Gerechtigkeit, die genauso wichtig<br />
sind und uns als Verband sehr am Herzen liegen. Das<br />
sind die unterschiedlichen Lebensbedingungen in Stadt<br />
und <strong>Land</strong>, die Gerechtigkeit zwischen den Generationen<br />
und für Familien. All diese Fragen spielten <strong>im</strong> Projekt<br />
eine Rolle – wir konnten und wollten in der Praxis<br />
diese Themen nicht voneinander losgelöst betrachten.<br />
Und das wünschen wir uns auch von Politik und Verwaltung<br />
dieses <strong>Land</strong>es.<br />
Demnächst wird der Abschlussbericht des Projektes<br />
„IT-<strong>Land</strong>Frauen“ als Download auf der Internetseite des<br />
BMFSFJ allen Interessenten zur Verfügung stehen. Gern<br />
geben wir die Erfahrungen weiter und stellen die Ergebnisse<br />
zur Diskussion.<br />
61
62 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />
Beiträge Forum III Good Practices von gendergerechten Mainstreamingprojekten<br />
und frauenspezifischer Förderung<br />
Ein <strong>ESF</strong>-Projekt (FIFA) aus Hannover, Niedersachsen.<br />
Projektleitung: Petra-Johanna Regner, RubiCon GmbH,<br />
Gesellschaft für Organisations- und Personalentwicklung,<br />
Hannover<br />
MANAGE THE DIFFERENCE<br />
Fit für den globalen Markt durch<br />
zukunftsorientierte und familienbewusste<br />
Personalpolitik<br />
Einführung<br />
In Deutschland setzen Unternehmen Frauen nach wie<br />
vor zurückhaltend für anspruchsvolle, für eine Karriere<br />
relevante Stellen ein. Einmal in Führungspositionen<br />
werden sie eher sehr viel kritischer beobachtet und beurteilt<br />
als ihre männlichen Kollegen. Starre Rollenbilder<br />
und nach wie vor vorhandene Vorurteile gegenüber<br />
Frauen in Führungspositionen wirken auf aufstiegswillige<br />
Frauen eher demotivierend als ermutigend. Personalberaterinnen<br />
sprechen von einem Karrieredilemma.<br />
Frauen wird unterstellt, sie seien wegen ihrer potenziellen<br />
Familienorientierung weniger bereit Führungsverantwortung<br />
zu übernehmen, während gleichzeitig die<br />
Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Familie<br />
und Karriere fehlen. Als Folge entscheiden sich <strong>im</strong>mer<br />
mehr gut qualifizierte Frauen gegen Kinder oder ihr<br />
Know How geht während der „Kinderzeit“ für lange Zeit<br />
dem Arbeitsmarkt verloren. Deutschland stöhnt unter<br />
der kommenden demographischen Entwicklung auf<br />
und Unternehmen klagen schon heute über fehlende,<br />
auch für den internationalen Markt geeignete, kompetente<br />
Fach- und Führungskräfte.<br />
Ziele des Programms<br />
MANAGE THE DIFFERENCE<br />
Mit dem Programm MANAGE THE DIFFERENCE wollen<br />
wir einen Beitrag zur Lösung dieses Dilemmas leisten.<br />
Wir verbinden die Interessen von Unternehmen, Verwaltungen<br />
und ihren Führungskräften einerseits und die<br />
Interessen der engagierten Frauen andererseits.<br />
Ziel ist es, Frauen mit und ohne Kinder mehr Chancen<br />
und Möglichkeiten auf interessante, anspruchsvolle und<br />
für eine Karriere relevante Positionen zu eröffnen und<br />
für Unternehmen den Nutzen einer familienbewussten<br />
Personalpolitik sichtbar zu machen.
Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />
Mit MANAGE THE DIFFERENCE wenden wir uns gezielt<br />
an Unternehmen und Kommunen der Regionen Hannover,<br />
Braunschweig, Peine und Goslar als Teile der<br />
Metropolregion Europa. Wir setzen damit zwei Vorläuferprogramme<br />
fort: Das Europäische Mentoringprojekt<br />
„StepUpNow“ und das Projekt „Crossmentoring in<br />
Wirtschaft und Verwaltung der Region Hannover“. Mit<br />
beiden Programmen konnten wir erfolgreich in großen<br />
und kleinen Unternehmen und Verwaltungen überwiegend<br />
männliche Führungs- und Personalverantwortliche<br />
als Promotoren für eine personenorientierte Förderung<br />
von Frauen für Führungspositionen gewinnen. Zudem<br />
ist es durch Tagungen, Vernetzungen und andere Informationswege<br />
gelungen, Mentoring als Personalentwicklungsinstrument<br />
für Chancengleichheit in Niedersachsen<br />
und darüber hinaus zu verbreiten. MANAGE THE<br />
DIFFERENCE erweitertet diesen erfolgreichen Ansatz<br />
mit unternehmensbezogenen Modellen zur Vereinbarkeit<br />
von Familie und Beruf, der Einbeziehung von (Ehe-)<br />
Partnern und männlichen Nachwuchskräften und dem<br />
Ausbau von interkultureller (Diversity-) Kompetenz.<br />
Effekte des Programms<br />
MANAGE THE DIFFERENCE<br />
Wie gelingt das in dem Programm? Durch den systemischen<br />
Win-Win-Ansatz. Unterschiedliche Zielgruppen<br />
des Programms haben auf sehr unterschiedliche Weise<br />
einen Gewinn durch MANAGE THE DIFFERENCE.<br />
– Engagierte weibliche Nachwuchskräfte werden <strong>im</strong><br />
Unternehmen mit ihrer Kompetenz wahrgenommen<br />
und können sich mit Unterstützung durch das<br />
Unternehmen entwickeln. Frauen wird Mut gemacht,<br />
interkulturelle Managementkompetenzen auszubauen,<br />
sie einzubringen und Führungsverantwortung<br />
zu übernehmen.<br />
– Männliche Nachwuchskräfte werden bestärkt, selbst<br />
einen aktiven Elternpart zu übernehmen. Die „Double<br />
Couple Career“ wird als gemeinsame Aufgabe<br />
verstanden und gemanagt.<br />
– Führungskräfte werden für die Potenziale und das<br />
Karrieredilemma der weiblichen Nachwuchskräfte<br />
sensibilisiert und so zu aktiven Unterstützern.<br />
Darüber hinaus festigen sie <strong>im</strong> Austausch und in<br />
Vernetzung mit Führungskräften aus anderen Unternehmen<br />
ihre Beratungskompetenzen.<br />
– Unternehmen entwickeln <strong>im</strong> Verbund Lösungen zur<br />
Vereinbarkeit von Familie und Beruf und sichern<br />
sich so das Know How der Frauen mit Kindern. Sie<br />
sind wettbewerbsfähiger durch den Ausbau von<br />
interkultureller Kompetenz und durch den Erfahrungstransfer<br />
zwischen Generationen, Hierarchien<br />
und Unternehmen.<br />
Beteiligte Kooperationspartner<br />
und Unternehmen<br />
Die RubiCon GmbH kooperiert als Projektträgerin unternehmens-<br />
und regionsübergreifend mit Kooperationspartnern<br />
in Wirtschaft und Kommunen sowie mit<br />
drei der 15 Koordinierungsstellen zur beruflichen und<br />
betrieblichen Förderung von Frauen des <strong>Land</strong>es Niedersachsen.<br />
In MANAGE THE DIFFERENCE engagieren sich 21 Unternehmen<br />
(davon 9 Großunternehmen und 12 Klein- und<br />
Mittelständische Unternehmen) sowie 4 kommunale<br />
Verwaltungen.<br />
Maßnahmen<br />
Die Ziele des Programms werden in unterschiedlichen<br />
Maßnahmen und mit verschiedenen Zielgruppen umgesetzt.<br />
Dazu gehören Qualifizierungsmaßnahmen, Crossmentoring,<br />
Beratungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen,<br />
Kosten-Nutzen-Analysen sowie Vernetzungs- und<br />
Austauschforen für Führungs- und Nachwuchskräfte,<br />
für Personalverantwortliche, für Multiplikatoren/innen<br />
über die beteiligten Unternehmen hinaus.<br />
63
64 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />
Beiträge Forum III Good Practices von gendergerechten Mainstreamingprojekten<br />
und frauenspezifischer Förderung<br />
Qualifizierung <strong>im</strong> interkulturellen<br />
Management und <strong>im</strong> Coaching<br />
Überwiegend weibliche Nachwuchskräfte qualifizieren<br />
sich zu interkulturellen Projektleiter/innen und setzen<br />
das Gelernte in Praxisprojekten ihres jeweiligen Unternehmens<br />
oder ihrer jeweiligen Kommune um. In Diversity-Trainings<br />
und <strong>im</strong> thematischen Austausch mit<br />
Praktikern aus dem In- und Ausland stärken sie ihre<br />
Kompetenz mit interkulturellen Herausforderungen in<br />
und außerhalb der Unternehmen professionell umzugehen.<br />
Als Mentoren und Mentorinnen tätige Führungskräfte<br />
erweitern ihr theoretisches Wissen <strong>im</strong> Coaching und<br />
setzen dieses Wissen <strong>im</strong> Mentoring ein.<br />
Crossmentoring als Know How-Transfer zwischen<br />
Hierarchien und Unternehmen<br />
Erfahrende Führungskräfte begleiten als Mentoren und<br />
Mentorinnen die Nachwuchskräfte aus einem anderen<br />
Unternehmen bei der Umsetzung der internen Projekte<br />
und in der beruflichen Entwicklung. Der Vorteil dabei<br />
ist, dass beide von dieser Lernpartnerschaft profitieren.<br />
Praxis, Theorie und Erfahrungswissen werden durch<br />
das Mentoring sehr effektiv miteinander verbunden.<br />
Entwicklung von zukunftsorientierter, familienbewusster<br />
Personalpolitik<br />
Ergänzt werden die o.g. Maßnahmen durch ein flankierendes<br />
Angebot von Beratungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen<br />
zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf,<br />
insbesondere für Führungsverantwortliche. Entsprechende<br />
Kosten-Nutzen-Analysen von ausgewählten<br />
Unternehmen gehören ebenso dazu, wie die aktive Vernetzung<br />
zum Thema Kinderbetreuungsmaßnahmen.<br />
In einem Partnerworkshop zum Thema Double Couple<br />
Carreer setzten sich die Nachwuchskräfte und ihre<br />
Partner und Partnerinnen mit Familien- und Karriereplanung<br />
auseinander.<br />
Vernetzung und Austausch<br />
Vernetzungs- und Austauschforen sowie Tagungen bieten<br />
Unternehmen und Verwaltungen in den Regionen<br />
Hannover, Braunschweig, Peine und Goslar Informationen<br />
und Austausch zu Themen aus dem internationalen<br />
Management. Die Themen werden mit den Unternehmen<br />
gemeinsam festgelegt.<br />
Erste Erfahrungen<br />
Die erste Fachtagung <strong>im</strong> März 2005 zum Thema wurde<br />
von Ministerin Frau von der Leyen, Niedersächsisches<br />
Ministerium für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit,<br />
eröffnet.<br />
Während dieser Fachtagung diskutierten die Teilnehmenden<br />
mit Experten und Expertinnen aus Wirtschaft,<br />
Politik und Wissenschaft und formulierten Erwartungen<br />
an das Programm. Die Unternehmen und die Kooperationspartner<br />
nutzten die Gelegenheit sich dem Forum<br />
zu präsentieren und so konnten die ersten Austauschkontakte<br />
entstehen.<br />
Die Qualifizierungen haben begonnen und die Crossmentoringpartnerschaften<br />
haben sich gefunden. Es hat<br />
sich bereits ein Unternehmen für die Kosten-Nutzen-<br />
Analyse für eine familienfreundliche Personalpolitik<br />
gemeldet. Die ersten Austauschforen finden <strong>im</strong> September<br />
statt.<br />
Wir werden häufig gefragt, wieso sich so viele in dem<br />
Programm engagieren. In unseren zahlreichen Gesprächen<br />
mit Unternehmen wurden uns sehr unterschiedliche<br />
Motive genannt. Der interkulturelle Aspekt fand<br />
Zust<strong>im</strong>mung, der Erfahrungstransfer zwischen Generationen,<br />
ebenso die vernetzte Zusammenarbeit mit anderen<br />
Unternehmen und Kommunen. Besonders wurde<br />
auch der Aspekt Vereinbarkeit Familie und Beruf genannt.<br />
Wir sind vernetzt mit dem Bündnis für Familie in<br />
der Region und nutzen entsprechende Synergien. Viele<br />
Unternehmen haben sich bereits in Tagungen oder<br />
über die Kooperationspartner/-innen oder vorherige<br />
Projektbeteiligte vorab informiert. Dadurch hat sich<br />
bereits herumgesprochen, wie sinnvoll ein solches Programm<br />
ist.
Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />
Und erste Rückmeldungen zeigen bereits heute, dass<br />
die guten Ansätze der Vorläuferprogramme fortgesetzt<br />
werden können. Es sind schon hoffnungsvolle Synergien<br />
und vielfältige Vernetzungsgruppen entstanden.<br />
Das freut uns und das fordert uns. Der Koordinierungsund<br />
Betreuungsaufwand für eine so große Anzahl von<br />
Organisationen in einem großen Gebiet ist sehr hoch,<br />
aber er zahlt sich aus.<br />
In der Zwischenbilanz Anfang 2006 werden die Erfahrungen<br />
der ersten Hälfte ausgewertet und erste Ergebnisse<br />
für weitere Interessierte gezeigt. Wir informieren<br />
Sie gern.<br />
Petra-Johanna Regner<br />
Geschäftsführerin<br />
Projektträgerschaft und Kontakt:<br />
RubiCon GmbH, Gesellschaft für Organisations- und<br />
Personalentwicklung<br />
Heinrich-Kümmel-Straße 8,<br />
30169 Hannover<br />
T 0511 – 979 18 91,<br />
F 0511 – 979 18 92<br />
info@rubicon-online.de<br />
www.rubicon-online.de<br />
65
66 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />
Good practice-Messe<br />
Das Förderprojekt Familienbewusste Arbeitswelt<br />
Durch eine umsetzungsorientierte Beratung von Unternehmen<br />
soll die Einführung von familienbewussten<br />
Maßnahmen erreicht werden. Diese Beratung ist für<br />
Klein- und Mittelbetriebe in Bayern bis zu 10 Tage kostenlos.<br />
Beratungsfelder in den Unternehmen<br />
– Flexible, familiengerechte Arbeitszeiten<br />
(z. B. Teizeit, Langzeit, Sabbatical)<br />
– Mobile Arbeitsformen<br />
(z. B. Telearbeit)<br />
– Effiziente Arbeitsorganisation<br />
– Kompetenzentwicklung von Führungskräften<br />
– Personal- und Teamentwicklung<br />
– Weiterentwicklung der Unternehmenskultur<br />
– Service für Familien<br />
(z.B. Kinderbetreuung, Alltagshilfen, Pflege von<br />
älteren Angehörigen)<br />
Ausgangsinteressen und Ziele flexibler<br />
Arbeitszeitgestaltung<br />
Vereinbarkeit<br />
Familie, Beruf<br />
und Karriere<br />
Teilzeit<br />
Gesellschaft<br />
Familie<br />
MitarbeiterInnen<br />
Unternehmen<br />
Ziel<br />
Transparenz<br />
und Planbarkeit ökomisch Wirtschaftlichkeit<br />
und sozial<br />
Lebensphasen-<br />
ausgewogen<br />
Kundenorientierung<br />
orientierung<br />
attraktiver<br />
Arbeitsplatz Anpassung an<br />
Schwankungen<br />
Partnerschaft<br />
Amortisation<br />
der Aus- und<br />
Weiterbildung<br />
Das Projekt „Familienbewusste Arbeitswelt – Betriebliche Beratung“<br />
ist eine Initiative des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit<br />
und Sozialordnung, Familie und Frauen, der Vereinigung der Bayerischen<br />
Wirtschaft und des Verbandes der Bayerischen Metall- und<br />
Elektro-Industrie e.V. Die Kofinanzierung erfolgt durch den Europäischen<br />
Sozialfonds. Laufzeit: Januar 2003 – Dezember 2006.<br />
© Fauth-Herkner & Partner<br />
Die Beratungsstellen entwickeln und realisieren in enger<br />
Zusammenarbeit mit den Unternehmen innovative,<br />
maßgeschneiderte Konzepte mit denen sich Arbeitsund<br />
Lebenswelten sinnvoll vereinbaren lassen.<br />
Nutzen für die Unternehmen<br />
– Wettbewerbs- und Innovationsvorsprung bei der<br />
Gewinnung von Fachkräften<br />
– Verbesserung von Mitarbeiterbindung, Firmen<strong>im</strong>age<br />
und Personalmarketing<br />
– Reduktion von Fehlzeiten, Fluktuation und Personalsuchanzeigen<br />
– Bedarfsorientierter Personaleinsatz<br />
– Verbesserung des Führungsverhaltens und der<br />
Teamentwicklung<br />
Zwischenbilanz Mai 2005<br />
Seit Projektbeginn <strong>im</strong> Frühjahr 2003 haben bereits 110<br />
bayerische Unternehmen der verschiedensten Branchen<br />
(z.B. Dienstleistung, Handel, Produktion, Montage, Maschinenbau<br />
und Automobil, <strong>Land</strong>maschinen, Elektrobranche,<br />
Handwerk, Medien, Metallverarbeitung, Getränkeindustrie<br />
Pflege- und Non-Profit-Bereich) von der<br />
Möglichkeit Gebrauch gemacht, sich kostenlos beraten<br />
zu lassen. Dabei wurden über 5000 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter erreicht.<br />
Aufgaben der Beratungsstellen für die betriebliche Beratung<br />
Sensibilisierung der Öffentlichkeit<br />
und Betriebe<br />
Anregung durch Praxisbeispiele,<br />
Info-Materialien, Presseartikel und<br />
Internet<br />
Erkennen der Win-Win-Situation<br />
Aufzeigen des breiten<br />
Handlungsspektrums<br />
Abbau vorhandener Barrieren<br />
Gemeinsame Erarbeitung von<br />
systematischen Lösungen<br />
Einführung von innovativen<br />
Arbeitszeitmodellen und<br />
Opt<strong>im</strong>ierung der<br />
Arbeitsorganisation<br />
Beschäftigungssicherung, -<br />
förderung<br />
Effizientes und<br />
interessengerechtes<br />
Personalmanagement<br />
Erhöhung der Teilzeitquoten und<br />
Telearbeitsplätze<br />
Berücksichtigung und Analyse der<br />
Gender-Aspekte<br />
Veränderung der<br />
Unternehmenskultur<br />
Unterstützung bei der praktischen<br />
Umsetzung<br />
Ansprechpartner bei Fragen und<br />
Konflikten (Hotline)<br />
© Fauth-Herkner & Partner
Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />
Der Schwerpunkt der Beratungen liegt in vielen Unter-<br />
nehmen bei der Arbeitszeit und der Arbeitsorganisation.<br />
Oft wird in den betrieblichen Workshops von Geschäftsführung<br />
und Mitarbeitern/innen auch der Bereich Führung<br />
und Zusammenarbeit thematisiert. Es wird <strong>im</strong>mer<br />
deutlicher, wie wichtig die Unternehmenskultur ist, damit<br />
praxistaugliche Lösungen für die Vereinbarkeit von<br />
Erwerbstätigkeit und Beruf gefunden und umgesetzt<br />
werden können. Ein weiteres wichtiges Handlungsfeld<br />
ist die Organisation der Kinderbetreuung.<br />
Nutzen und Erfolge des ersten Beratungsprojektes<br />
dieser Art in Deutschland sprechen für sich: Nicht nur<br />
die Mitarbeiter/innen äußern große Zufriedenheit mit<br />
den Fortschritten bei der Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit<br />
und Familie z.B. in Form von mehr Flexibilität<br />
und Mobilität, mehr Zeitsouveränität bei der Ausgestaltung<br />
des Arbeitsplatzes bis hin zu der Möglichkeit<br />
überhaupt Beruf und Familie miteinander verbinden zu<br />
können. Auch die Betriebe profitieren unmittelbar von<br />
Verbesserungen der Arbeitsorganisation und der Personaleinsatzplanung.<br />
Mehr Sensibilität und Klarheit in der<br />
Führung wirkt sich ebenfalls positiv auf Betriebskl<strong>im</strong>a<br />
und Produktivität aus. Flexible Arbeitsformen trugen in<br />
einigen Betrieben zum Erhalt bzw. von Schaffung von<br />
Arbeitsstellen bei.<br />
Durch die Reduzierung von Stoßzeiten, den Abbau von<br />
Überstunden und die Opt<strong>im</strong>ierung der Arbeitsabläufe<br />
kann Stress abgebaut und das Personal bedarfsorientierter<br />
eingesetzt werden. Die Verbesserung der internen<br />
Information und Kommunikation wirkt sich nicht<br />
nur positiv auf die Arbeitszufriedenheit, sondern auch<br />
auf die Leistungsbereitschaft der Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter aus. Nicht zuletzt erhalten die beratenen<br />
Unternehmen einen wichtigen Wettbewerbsvorsprung<br />
bei der Gewinnung von Fachkräften.<br />
Gründe für die Teilnahme am Förderprojekt<br />
sehr wichtig wichtig weniger wichtig unwichtig<br />
Erhöhung der Mitarbeitermotivation<br />
Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
Opt<strong>im</strong>ierung der Organisation<br />
Bedarforientierter Personaleinsatz<br />
Grundlage für Führungskräfte- u. Teamentwicklung<br />
Erwartung von Produktivitätszuwachs<br />
Senkung der Krankheits- und Fluktuationsquote<br />
Öffentlichkeitswirksamkeit<br />
Bessere Gewinnung von Fachkräften<br />
Familienfreundliche Angebote<br />
Veränderung der Unternehmenskultur<br />
Umsetzung von mobilen Arbeitsformen<br />
Andere<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Durch das Einbeziehen der Beschäftigten können die<br />
unterschiedlichen Anforderungen und Perspektiven<br />
des jeweiligen Unternehmens berücksichtigt und interessengerechte<br />
Lösungen entwickelt werden.<br />
Ergebnisse<br />
– Beratung von 110 Unternehmen bis Mai 2005<br />
– Etablierung einer Kinderbetreuung <strong>im</strong> Gewerbegebiet<br />
TA in Nürnberg seit 2005<br />
– Homepage www.work-life.de mit Praxisbeispiele,<br />
Checklisten, Ergebnissen<br />
(300 bis 500 Besucher monatlich; mehr als 6.400<br />
gezählte Besucher)<br />
– Vielzahl an öffentlichkeitswirksamen<br />
Veranstaltungen<br />
– Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (Zeitungen,<br />
Zeitschriften, Radio, Fernsehen)<br />
– Dokumentation der Praxisbeispiele seit<br />
November 2004<br />
Hindernisse für familienfreundliche Maßnahmen <strong>im</strong><br />
Betrieb<br />
© Fauth-Herkner & Partner<br />
Kosten<br />
Arbeitsrechtliche Probleme<br />
Informationsdefizit <strong>im</strong> Hinblick<br />
auf die Möglichkeiten<br />
Informationsdefizit über die Wünsche<br />
der Beschäftigten<br />
Meinung, dass Beruf und Familie<br />
nichts miteinander zu tun haben<br />
Befürchtung von<br />
Produktivitäts-Rückgang<br />
Man kennt die Auswirkungen nicht<br />
Management steht nicht dahinter<br />
großes Hindernis Hindernis Hürde kein Problem<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
© Fauth-Herkner & Partner<br />
67
68 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />
Good practice-Messe<br />
Verteilung der beratenen Unternehmen nach<br />
Branchen<br />
Pflegedienste<br />
Metallverarbeitung<br />
Brauereien<br />
Anlagenbau<br />
Bausteine der Beratung<br />
Infogespräch<br />
Workshops/Seminare<br />
Maschinenbau<br />
5%<br />
Großhandel<br />
Beleuchtungstechnik<br />
Check-up/Stärken-Schwächen-Profil<br />
Mitarbeiterbefragungen<br />
Umsetzungsbegleitung<br />
Training<br />
Altenhe<strong>im</strong>e<br />
Soziale<br />
Einrichtungen<br />
16%<br />
Produktion<br />
25%<br />
Bekleidung<br />
Einzelhandel<br />
17%<br />
Dienstleistung<br />
37%<br />
Metzgerei<br />
Labore<br />
Übersetzer<br />
Apotheken<br />
Beratungen<br />
Personaldienstleistungen<br />
Leasingfirmen<br />
© Fauth-Herkner & Partner<br />
© Fauth-Herkner & Partner<br />
Interessierte Unternehmen und Journalisten können<br />
Informationen auch auf der Homepage des Förderpro-<br />
jektes „Familienbewusste Arbeitswelt – Betriebliche<br />
Beratung“ unter www.work-life.de abrufen. Dort finden<br />
sich neben der Darstellung des Beratungsangebotes<br />
unter anderem eine Checkliste für eine familienbewusste<br />
Arbeitswelt, best-practice-Beispiele in Unternehmen,<br />
Veranstaltungshinweise, eine Verlinkung zu Projektpartnern<br />
und themenbezogene Texte, Veröffentlichungen<br />
und Dokumentationen.<br />
Ansprechpartner/innen für die Beratung<br />
Allen bayerischen Unternehmen stehen bewährte Partner<br />
zur Verfügung, die jederzeit gerne ein Informationsgespräch<br />
und die Beratung durchführen.<br />
Zentrale Servicenummer zum Ortstarif<br />
0180 / 13 663 47, Kompetenzzentrum Work-Life<br />
www.work-life.de<br />
Im Regierungsbezirk Schwaben unterstützt die bfz<br />
gGmbH Standort Augsburg die Unternehmen bei der<br />
betrieblichen Gestaltung einer familienbewussten Arbeitswelt.<br />
Darüber hinaus ist das bfz Augsburg auf die<br />
bayernweite Firmenberatung zum Thema „Kinderbetreuung“<br />
spezialisiert.<br />
Sandra Stenger<br />
Tel. 08 21 / 40 80 2-211<br />
E-Mail: info@a.bfz.de<br />
Im Regierungsbezirk Mittelfranken hilft die bws Ansbach<br />
GmbH den Unternehmen bei der betrieblichen Gestaltung<br />
einer familienbewussten Arbeitswelt. Darüber<br />
hinaus berät die bws Ansbach seit Jahren Frauen in der<br />
Beratungsstelle „Frau & Beruf“.<br />
Andrea Herzog<br />
Tel. 09 81 / 97 12 3-0<br />
E-Mail: work-life@bws-ansbach.de<br />
In allen anderen bayerischen Regierungsbezirken hat<br />
das Kompetenzzentrum work-life die Firma Fauth-Herkner<br />
& Partner in München mit der Umsetzungsberatung<br />
beauftragt. Hier begleitet sie ein Expertenteam mit<br />
über 20-jähriger Praxiserfahrung.<br />
Gottfried Müller, Angela Fauth-Herkner,<br />
Stefanie Wiebrock<br />
Tel. 0 89 / 74 91 42-0
Förderung<br />
Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />
Die Projektarbeit wird gefördert durch das Bundesmi-<br />
nisterium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />
und den Europäischen Sozialfonds. Aufgrund der regionalen<br />
Struktur des Verbandes sowie der unterschiedlichen<br />
Fördersätze für Ziel 1- und Ziel 3-Gebiete in<br />
Deutschland kommen die Fördermittel etwa zu gleichen<br />
Teilen vom Bund und der EU. Flankiert wird die<br />
Finanzierung durch den gezielten Einsatz der Potenziale<br />
der Verbandes (ehrenamtliches Engagement, Organisationsstruktur,<br />
Mitgliederbindung, Verbandsleben<br />
und –Know-how) sowie die Einbeziehung des unternehmerischen<br />
Engagements der Teilnehmerinnen in der<br />
Umsetzungsphase des Projektes. Damit werden in das<br />
Förderprojekt Elemente einer Public Private Partnership<br />
integriert.<br />
Projektarbeit<br />
Titel Laufzeit<br />
Modellprojekt IT-<strong>Land</strong>Frauen 01/2002<br />
Neue Medien bis<br />
für <strong>Land</strong>frauen 12/2004<br />
Folgeprojekt IT-<strong>Land</strong>Frauen<br />
Die Strategien<br />
der <strong>Land</strong>frauen<br />
<strong>im</strong> Medienzeitalter<br />
IT-<strong>Land</strong>Frauen. Strategien <strong>im</strong> Medienzeitalter<br />
Mit 550.000 Mitgliedern ist der dlv der größte<br />
Frauenverband Deutschlands. Er ist deutschlandweit<br />
in 22 <strong>Land</strong>esverbänden, 430 Kreisvereinen<br />
und über 12.000 Ortsvereinen organisiert. Der dlv<br />
vertritt die Interessen aller Frauen, die <strong>im</strong> ländlichen<br />
Raum leben und arbeiten. Träger: Deutscher <strong>Land</strong>Frauenverband e. V. (dlv)<br />
01/205<br />
bis<br />
02/2006<br />
Projektziel<br />
<strong>Land</strong>Frauen engagieren sich auf vielfältige Weise für die<br />
Entwicklung des ländlichen Raums. Ihre Produkte und<br />
Dienstleistungen sind bei Verbrauchern und Verbraucherinnen<br />
gefragt. Um dieses sowohl ehrenamtliche als<br />
auch unternehmerische Engagement <strong>im</strong> Medienzeitalter<br />
effizient fortsetzen zu können, müssen <strong>Land</strong>Frauen<br />
für die neuen Medien sensibilisiert werden und mit<br />
Computer und Internet in Beruf und Alltag umgehen<br />
können. Mit der Projektarbeit sollen Zugangsbarrieren<br />
abgebaut und Anschübe gegeben werden, das Internet<br />
für die eigene Erwerbstätigkeit sowie für die Aktivitäten<br />
<strong>im</strong> Verband zu nutzen.<br />
Projektidee und Umsetzung<br />
<strong>Land</strong>Frauenarbeit wird durch ehrenamtliches wie auch<br />
durch unternehmerisches Engagement charakterisiert.<br />
Der Projektansatz setzt auf diese Kombination. Denn<br />
<strong>Land</strong>Frauenvereine bieten einen idealen Raum, um<br />
das Internet gemeinsam zu erobern. Gleichzeitig müssen<br />
sich die vom strukturellen Wandel stark betroffen<br />
<strong>Land</strong>Frauenunternehmerinnen neue Wege der Vermarktung<br />
suchen. Durch die Projektförderung sollten<br />
insbesondere eigenen Potenziale und Selbsthilfekräfte<br />
aktiviert werden. Dazu wurden innovative Instrumente<br />
entwickelt und erprobt, die für einen solchen Anschub<br />
sorgten:<br />
1. IT-<strong>Land</strong>Frauen<br />
Insgesamt 44 <strong>Land</strong>Frauen wurden in einer modellhaften<br />
Weiterbildung zu Spezialistinnen für Internet und<br />
Neue Medien qualifiziert. Mit dem erworbenen Wissen<br />
begleiten sie <strong>Land</strong>Frauen bei den ersten Schritten <strong>im</strong><br />
Netz, helfen die nützlichen Seiten der neuen Medien zu<br />
entdecken und sprechen die „gleiche Sprache“ wie ihre<br />
Auftraggeberinnen. Mit ihrem Know-how als Webdesig-<br />
69
70 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />
Good practice-Messe<br />
nerinnen und Dozentinnen rund um<br />
Computer und Internet wirken sie<br />
<strong>im</strong> Verband als Multiplikatorin-<br />
nen, sind aber zugleich auch<br />
Unternehmerinnen bzw. Exis-<br />
tenzgründerinnen in eigener<br />
Verantwortung. Inzwischen<br />
greifen <strong>Land</strong>Frauen und ihre<br />
Vereine gern auf die Angebote<br />
der IT-<strong>Land</strong>Frauen zurück.<br />
Viele haben sich mit Computer<br />
und Internet neue Existenzen aufgebaut.<br />
Gern kombinieren sie auch<br />
die „IT-<strong>Land</strong>Frau“ mit anderen schon vorher<br />
ausgeübten Tätigkeiten in der <strong>Land</strong>wirtschaft oder auf<br />
den bäuerlichen Familienbetrieben. Aus der Projektarbeit<br />
heraus sind so auch neue flexible Arbeitsformen<br />
entstanden, die besonders gut mit der Familienarbeit<br />
von Frauen zu vereinbaren sind.<br />
2. www.<strong>Land</strong>Portal.de<br />
Ergebnis des Projektes ist das Internet-<strong>Land</strong>Portal als<br />
virtueller Marktplatz für Produkte und Serviceleistungen<br />
von <strong>Land</strong>Frauen. Mit fast 800 Angeboten dokumentiert<br />
es die Vielfalt der <strong>Land</strong>Frauenarbeit und überträgt das<br />
gute Image der <strong>Land</strong>Frauen auf deren unternehmerische<br />
Tätigkeit. Die Produktpalette reicht von Urlaub auf<br />
dem Bauernhof, über Hofläden und Hofcafés bis zum<br />
Service rund um Haus und Haushalt. Auch Geschenkideen<br />
und <strong>Land</strong>Frauenkochbücher sind aufgelistet. Viele<br />
<strong>Land</strong>Frauenanbieterinnen nutzen damit das Internet<br />
als Marketinginstrument und werden ermutigt, den<br />
eigenen Webauftritt in Auftrag zu geben. Zugleich ist<br />
so eine Plattform entstanden, die diese überwiegend<br />
als Neben- oder Zuerwerb gestalteten Beschäftigungen<br />
dokumentiert und in die Öffentlichkeit bringt. Im verbleibenden<br />
Projektverlauf wird das <strong>Land</strong>Portal weiter<br />
als Plattform ausgebaut.<br />
3. Verbandskommunikation und<br />
IT-Infrastruktur<br />
Von Beginn an wurden die <strong>Land</strong>esverbände des dlv<br />
als aktive Partner in die Projektarbeit einbezogen. Mit<br />
dem Wirken der IT-<strong>Land</strong>Frauen und einer breit angelegten<br />
Öffentlichkeitsarbeit auf allen Verbandsebenen<br />
entstand ein positives Kl<strong>im</strong>a und eine von Neugier geprägte<br />
Erwartungshaltung den Neuen Medien gegenüber.<br />
Für viele <strong>Land</strong>Frauen war das Anstoß, sich damit<br />
zu beschäftigen und Vorträge und Einsteigerkurse zu<br />
besuchen. In kurzer Zeit entstanden weit über 200<br />
neue Homepages, mit deren zielgruppenspezifischen<br />
Inhalten das Netz auch für die Nonlinerinnen unter den<br />
<strong>Land</strong>Frauen interessant wurde.<br />
Für die Verwaltung der Vereine wurde bundesweit eine<br />
spezielle Software, der Vereins-Manager eingeführt. IT-<br />
<strong>Land</strong>Frauen beraten und unterstützen die Vereine dabei.<br />
Als überzeugendes Argument für den Nutzen von<br />
Computer und neuen Medien erfüllt der Vereins-Manager<br />
damit zugleich eine Türöffnerfunktion.<br />
4. Weitere Instrumente <strong>im</strong> Folgeprojekt<br />
Trotz positiver Bilanz des Modellprojektes gibt es keinen<br />
Stillstand, denn die Ansprüche der <strong>Land</strong>Frauen an<br />
die Neuen Medien sind klarer und differenzierter geworden.<br />
Aus der Erkenntnis heraus, dass Medienkompetenz<br />
genau so wichtig wie Lesen und Schreiben ist,<br />
müssen die geschaffenen Instrumente geschärft werden<br />
und neue innovative Instrumente ins Spiel gebracht<br />
werden. Beispiele sind die Arbeit mit Newslettern und<br />
ein Baukastensystem für Homepages.<br />
In einem weiteren Schwerpunkt der Projektarbeit geht<br />
es um Offensivstrategien und innovative Lösungen, wie<br />
die Infrastruktur <strong>im</strong> ländlichen Raum erhalten bzw. mit<br />
IT-Ersatzlösungen kompensiert werden kann. Hierzu<br />
sucht der dlv das Gespräch mit Dienstleistern und Versorgern,<br />
die sich auf Kosten der Lebensqualität <strong>im</strong>mer<br />
mehr aus dem ländlichen Raum zurückziehen.
Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />
Weitere Informationen zum Projekt<br />
www.<strong>Land</strong>Frauen.info<br />
mit umfassenden Informationen zur Arbeit des Deutschen<br />
<strong>Land</strong>Frauenverband.<br />
Aktuelle Positionspapiere, Pressemitteilungen und<br />
Dokumente der Öffentlichkeitsarbeit können heruntergeladen<br />
werden.<br />
www.<strong>Land</strong>Portal.de<br />
– der virtuelle Marktplatz von Produkten und Dienstleistungen<br />
der <strong>Land</strong>Frauen.<br />
Ähnlich wie in den „gelben Seiten“ sind wichtige Kontaktdaten<br />
der <strong>Land</strong>Frauenunternehmerinnen aufgelistet.<br />
Bei fast der Hälfte führen Links zur eigenen Homepage.<br />
User/innen können nach Produktkategorien<br />
oder nach regionaler Verteilung suchen. <strong>Land</strong>Frauen<br />
können ihre Produkte selbst eintragen und bei Bedarf<br />
editieren.<br />
www.IT-<strong>Land</strong>Frauen.de<br />
mit Informationen zum Projekt und News aus der<br />
Arbeit der IT-<strong>Land</strong>Frauen.<br />
Hier und <strong>im</strong> <strong>Land</strong>Portal finden Interessenten Links und<br />
Adressen der IT-<strong>Land</strong>Frauen.<br />
Der Abschlussbericht des Projektes kann be<strong>im</strong> BMFSFJ<br />
(www.bmfsfj.de) heruntergeladen werden. Hier werden<br />
die innovativen Förderansätze, die erzielten Ergebnisse<br />
und gewonnenen Erkenntnisse ausführlich diskutiert<br />
und wissenschaftlich bewertet. Erstellt wurde der Bericht<br />
vom Institut SÖSTRA (www.soestra.de), der wissenschaftlichen<br />
Beratung des Projektes.<br />
Deutscher <strong>Land</strong>Frauenverband e.V. (dlv)<br />
Reinhardtstraße 18<br />
10117 Berlin<br />
Telefon: 030 / 31 80 20 29<br />
Fax: 030 / 31 01 78 31<br />
Info@<strong>Land</strong>Frauen.info<br />
Ansprechpartnerin für das Projekt IT-<strong>Land</strong>Frauen<br />
Dr. Monika Michael<br />
Michael@<strong>Land</strong>Frauen.info<br />
71
72 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />
Good practice-Messe<br />
Berlin–Brandenburger Väterinitiative e.V.<br />
In der heutigen Zeit, die durch soziale Probleme, hohe<br />
Scheidungsraten, allein erziehende Elternteile und zunehmende<br />
Gewaltbereitschaft bei den Kindern und Jugendlichen<br />
geprägt ist, kommt es darauf an, dass sich<br />
beide Elternteile ihrer Verantwortung für die Kinder bewusst<br />
werden und sie auch tatsächlich ausfüllen.<br />
Dies gilt besonders für Väter, die überwiegend durch<br />
Beruf und Karriere noch <strong>im</strong>mer wenig erleb- und greifbar<br />
für die Kinder sind. Kinder wollen und brauchen<br />
aber auch sie – <strong>im</strong> Alltag in der Freizeit und als Vorbild.<br />
Als Mitglied <strong>im</strong> Diakonischen Werk Berlin–Brandenburgschlesische<br />
Oberlausitz e.V. und Träger der freien Jugendhilfe<br />
hat der Verein seit seinem Bestehen verschiedene<br />
Projekte und Angebote zur Bildung, Beratung und<br />
Unterstützung von Vätern in Alltags- und Trennungskonflikten<br />
sowie auf dem Gebiet der Öffentlichkeitsarbeit<br />
zur Vater(Eltern)–Kind–Thematik initiiert und entwickelt.<br />
Dabei geht es vor allem darum,<br />
– das Selbstverständnis von Vätern zu fördern;<br />
– die Vater-Kind-Beziehung in Gesellschaft und Familie<br />
aufzuwerten;<br />
– Trennungskonflikte <strong>im</strong> Interesse der Kinder zu<br />
entschärfen;<br />
– unter präventivem Aspekt traditionell geprägte<br />
Geschlechterrollen und -bilder<br />
aufbrechen zu helfen.<br />
Gerade zur Untersetzung des letztgenannten Aspektes<br />
hat der Verein ein Projekt „Magnete auf zwei Beinen“<br />
oder Männer in Kindereinrichtungen betreut, das wir<br />
vom 15.08.2003 bis zum 14.08.2004 <strong>im</strong> Rahmen einer<br />
Qualifizierungs-ABM für 14 junge Männer in Zusammenarbeit<br />
mit der Agentur für Arbeit Cottbus und 10<br />
Cottbuser Kindereinrichtungen durchgeführt haben.<br />
Die Maßnahme wurde vom Europäischen Sozialfonds<br />
und von der Agentur für Arbeit Cottbus <strong>im</strong> Rahmen des<br />
Jugendsonderprogrammes (JuSoPro) gefördert.<br />
Der Verein ist <strong>im</strong> Oktober 1992 angetreten, um<br />
mit seiner Arbeit die Wahrnehmung gemeinsamer<br />
Verantwortung zum Wohle der Kinder – insbesondere<br />
aus der Sicht von Vätern – auf vielfältige<br />
Weise zu fördern.<br />
Mit dieser Maßnahme ging es uns darum, vor dem<br />
Hintergrund hoher Jugendarbeitslosigkeit ein Angebot<br />
für arbeitslose junge Männer zu schaffen zur beruflichen<br />
Neuorientierung in sozialen Berufsfeldern,<br />
in denen überwiegend Frauen tätig sind. Es war nicht<br />
beabsichtigt, die jungen Männer auf einen Weg zum<br />
Erzieher oder „Kindergärtner“ zu bringen oder gar<br />
auszubilden!<br />
Das Projekt entstand vor dem Hintergrund folgender<br />
sozialer Gegebenheiten:<br />
– zunehmende Freisetzung von Arbeitskräften in<br />
traditionell männlich dominierten Branchen<br />
(Anstieg der Arbeitslosigkeit von Männern zwischen<br />
1998 und 2003 um 11,4 %, Rückgang bei Frauen<br />
um 1,4 %),<br />
– mangelnde berufliche Perspektiven für Jugendliche<br />
in der Region Südbrandenburg, besonders für<br />
männliche, mit und ohne Abschluss (2002 betrug<br />
der Anteil der Männer an der Jugendarbeitslosigkeit<br />
in Brandenburg 61 %.),<br />
– fehlende männliche Vorbilder und Bezugspersonen<br />
in Kindertagesstätten und Grundschulen<br />
(Anteil der weiblichen Beschäftigten zwischen<br />
90 und 95 %)<br />
Teilnehmer am Projekt waren 14 junge, vorher arbeitslos<br />
gemeldete Männer <strong>im</strong> Alter zwischen 20 und 25<br />
Jahren aus Cottbus und Umgebung, mehrheitlich mit<br />
Abschlüssen in handwerklichen und Bauberufen. Einige<br />
haben Zivildienst absolviert. Zwei von ihnen sind bereits<br />
Vater eines Kindes, mit dem sie zusammenleben.<br />
Sie wurden während der 12 Monate sozialpädagogisch<br />
von einem entsprechend ausgebildeten, männlichen<br />
Kollegen betreut.<br />
Bestandteil der Maßnahme war eine theoretische Qualifizierung<br />
mit einem Gesamtumfang von 624 Stunden.<br />
Den praktischen Anteil absolvierten die jungen Männer,<br />
einzeln oder zu zweit, in 10 Cottbuser Kindereinrichtungen<br />
in freier Trägerschaft. Einige Einrichtungen sind<br />
an speziellen Brandenburger Bildungsprogrammen<br />
(z.B. 10-Stufen-Programm-Bildung) beteiligt.
Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />
Zielstellungen des Projektes<br />
– Motivierung junger, arbeitsloser Männer für eine<br />
berufliche Neuorientierung,<br />
– Kennenlernen sozialer Berufsfelder, die überwie-<br />
gend frauendominiert sind („Männer in Frauenberufe“<br />
als Beitrag zur Entwicklung von Chancengleichheit/Gender<br />
Mainstreaming),<br />
– Freisetzung individueller Ressourcen und Förderung<br />
sozialer Kompetenzen der Teilnehmer durch die<br />
Beschäftigung mit Kindern,<br />
– Anwesenheit von „Alltagsmännern“ in öffentlichen<br />
Sozialisations- und Erziehungsräumen für Kinder<br />
bei der Herausbildung ihrer (männlichen und<br />
weiblichen) Identität.<br />
Arbeitsaufgaben der Teilnehmer<br />
– sich über soziale Berufsfelder, grundlegende<br />
Aspekte sozialer Arbeit und deren gesetzliche<br />
Grundlagen orientieren,<br />
– sich Grundwissen über die Arbeit in Kindereinrichtungen<br />
sowie praktische Erfahrungen <strong>im</strong> Umgang<br />
mit Kindern verschiedenen Alters aneignen,<br />
– zusätzliche, Alltagswissen erweiternde und<br />
Kreativität fördernde Beschäftigungsangebote für<br />
die Kinder initiieren und durchführen,<br />
– Unterstützung <strong>im</strong> Tagesbetrieb der Einrichtung<br />
geben als „fürsorgliche“ männliche Vorbilder und<br />
Bezugspersonen.<br />
Ergebnisse und Erfahrungen zur<br />
Nützlichkeit und nachhaltigen Wirkung<br />
des Einsatzes der Teilnehmer<br />
Für die beteiligten jungen Männer haben sich in Bezug<br />
auf ihre persönliche Entwicklung und Situation völlig<br />
neue Perspektiven eröffnet.<br />
Sie wären ohne das Angebot, an dieser ABM teilzunehmen<br />
kaum oder gar nicht darauf gekommen, sich in<br />
sozialen Berufen zu orientieren oder gar Erzieher zu<br />
werden. (Lediglich Altenpfleger war für zwei von ihnen<br />
eine überlegenswerte Alternative.)<br />
Da kommt man bei der Berufswahl ja<br />
gar nicht drauf. M., 21 Jahre<br />
Wenn das Arbeitsamt das nicht angeboten<br />
hätte, wär` ich gar nicht auf die<br />
Idee gekommen, auf Soziales zu gehen.<br />
D., 25 Jahre<br />
Fast alle sind mit Motivation und Neugier in das Projekt<br />
eingestiegen. Viele ihrer individuellen Ressourcen und<br />
Talente konnten in der Arbeit mit den Kindern abgefordert<br />
und genutzt werden, wie z.B. handwerkliche und<br />
sportliche Fähigkeiten, Computerwissen, Hilfestellung<br />
bei den Hausaufgaben der Hortkinder, Organisationsund<br />
schauspielerisches Talent.<br />
Sie selbst fühlen sich gereifter, verantwortungsbewusster<br />
und durch die Akzeptanz der Kinder bestätigt und<br />
aufgewertet.<br />
Für eine spätere Rolle als Vater sehen die jungen Männer<br />
viele Vorteile und ein ganz anderes Herangehen als<br />
vorher. Einige junge Männer meinten sogar, dass ihr<br />
Kinderwunsch positiv bestärkt worden sei. Die beiden<br />
jungen Väter haben ein gestärktes Selbstverständnis<br />
und mehr Sicherheit be<strong>im</strong> praktischen Umgang mit ihrer<br />
Vaterrolle gewonnen.<br />
Für die beteiligten Kindereinrichtungen hat sich nach<br />
weitgehend übereinst<strong>im</strong>menden Äußerungen der Kita-<br />
Leiterinnen eine Bereicherung ihrer Arbeit und Angebote<br />
durch die Präsenz beider Geschlechter <strong>im</strong> Kita-Alltag<br />
ergeben.<br />
Die meisten Teams standen dem Einsatz der jungen<br />
Männer in ihrer Einrichtung von Anfang an positiv und<br />
aufgeschlossen gegenüber. Einige Kitas haben Erfahrungen<br />
mit dem Einsatz von Praktikanten – auch vereinzelt<br />
männlichen – und Zivildienstleistenden. Vorbehalte<br />
gab es kaum, auch nicht in der Richtung, dass womöglich<br />
jetzt Männer noch die letzten Frauenarbeitsplätze<br />
wegnähmen. Vielmehr wurde eingeschätzt, dass die Ergänzung<br />
der Arbeit durch männliche Sichtweisen <strong>im</strong> Interesse<br />
der Kinder notwendig sei, dass auch die „weibliche<br />
Routine“ dabei kritisch hinterfragt würde.(Frau S.<br />
und Frau R.)<br />
73
74 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />
Good practice-Messe<br />
Männer bringen manchmal mehr<br />
Lockerheit und Sachlichkeit, wenn<br />
wir Frauen zu emotional reagieren.<br />
Frau L.<br />
Es kommt einfach ein anderer Drive<br />
rein, der den Kindern, vor allem den<br />
Jungen, gut tut. Frau R.<br />
Für die Kinder ist das toll! Es ist eine<br />
Bereicherung und bringt mehr Normalität<br />
in die Kita. Frau K.<br />
Die Freiräume für die Kinder werden<br />
größer durch den anderen Umgang<br />
mit ihnen. Man muss zur Kenntnis<br />
nehmen, dass Männer halt anders<br />
sind und sollte andere Lösungen akzeptieren.<br />
Frau F.<br />
Die Kinder haben ausschließlich positiv und begeistert<br />
auf die jungen Männer reagiert. So berichteten viele Eltern<br />
in der Einrichtung, dass ihre Kinder zu Hause oft<br />
davon erzählt hätten, was sie alles mit den jungen Männern<br />
zusammen machen würden. Die Zust<strong>im</strong>mung der<br />
Eltern wuchs in dem Maße, wie sie gemerkt haben, dass<br />
es ihren Kindern gut damit geht. So manches kleine<br />
Mädchen wollte den jungen Mann, der in ihrer Gruppe<br />
arbeitete, am liebsten heiraten. Aber auch die Jungen<br />
suchten Nähe und Zuwendung.<br />
Eine Kita-Leiterin brachte es auf den Punkt: „Die Kinder<br />
lieben unsere jungen Männer. Die tägliche Praxis zeigt,<br />
wie die Kinder sie annehmen.“ (Frau B.)<br />
Die Teilnehmer selbst äußerten übereinst<strong>im</strong>mend, dass<br />
sie von den Kindern <strong>im</strong>mer umlagert werden, wenn sie<br />
in die Einrichtung kommen und dass die Kinder sie vermissen,<br />
wenn sie „zur Schule“, d.h. zur theoretischen<br />
Qualifizierung sind.<br />
Kindern kann auf diese Weise sehr direkt vermittelt werden:<br />
Ihr seid auch Männersache! Männer können sich<br />
genauso gut um euch kümmern wie Frauen. Durch das<br />
Vorhandensein von Bezugspersonen und Gesprächspartnern<br />
beiderlei Geschlechts in den Einrichtungen<br />
ergeben sich für die Kinder vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten.<br />
Das bleibt auf lange Sicht nicht ohne<br />
Einfluss auf zukünftige Einstellungen.<br />
Es deuten sich zaghafte Veränderungen des öffentlichen<br />
Bewusstseins in Bezug auf die Zuschreibung weiblicher<br />
und männlicher Rollen bei der Kinderbetreuung<br />
an. Befragungen ergaben in keinem Falle abwertende<br />
Bemerkungen, sondern eher Zust<strong>im</strong>mung und Anerkennung,<br />
vor allem von den Müttern und Freundinnen<br />
der Teilnehmer, aber auch von den Kumpels.<br />
„Die Rückmeldung der Eltern war durchgängig positiv.<br />
Sie waren erstaunt und überrascht. Aber man muss mit<br />
den Eltern darüber reden…“ (Frau F.)<br />
„Sie haben erst gestutzt. Aber die Kinder hätten zu Hause<br />
viel davon erzählt. Man muss die Eltern mitnehmen.“<br />
(Frau G.)<br />
„Die Eltern sagen nichts, wenn sie merken, dass es den<br />
Kindern gut damit geht…“ (Frau R.)<br />
Ansatzpunkte zeigen sich für eine Aufwertung traditionell<br />
weiblicher Berufe. Die jungen Männer äußerten<br />
große Anerkennung für den Beruf einer Erzieherin.<br />
Hab‘ am Anfang auch gedacht: Naja, so spielen mit<br />
den Kindern… Aber das ist ja echt ein<br />
Knochenjob!<br />
T., 23 Jahre.<br />
Bei der anonymen schriftlichen Befragung<br />
kamen u.a. folgende Einschätzungen:<br />
Ich hätte nie gedacht, dass das so anstrengend<br />
sein kann. Da bist du ja den<br />
ganzen Tag gefordert und hast so viel<br />
Verantwortung.<br />
Das ist eine körperliche und geistige<br />
Anstrengung...<br />
Ich sehe die Person der Erzieherin mit<br />
viel mehr Respekt an, weil ich genau<br />
weiß, welche Ansprüche Kinder haben.<br />
…ist in vielen Schichten ein unterschätzter<br />
Beruf!<br />
Befragt nach mangelnder Anerkennung dieses Berufes<br />
in Form relativ geringer Bezahlung, was allgemein als<br />
motivationshemmend bei Männern angesehen wird,<br />
meinte die Mehrheit unserer Teilnehmer, dass dies eigentlich<br />
kein Grund sei, diesen Beruf nicht zu erlernen.<br />
Denn „auf dem Bau wirst du auch schlecht bezahlt, vielleicht<br />
sogar noch schlechter.“ (D., 25 Jahre)
Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />
Ein Teilnehmer äußerte eine Einschätzung, die Überle-<br />
gungen herausfordert, stärker auf ideelle Faktoren und<br />
praktisches Ausprobieren bei der Berufswahl von jungen<br />
Menschen zu setzen, gerade wenn es um die Arbeit<br />
mit Kindern geht:<br />
Im Kindergarten – das ist ein Beruf, in<br />
den muss man sich ‘reinleben. Das ist<br />
nicht etwas, was man auf einmal lernen<br />
kann. Das ist ‘ne Lebenseinstellung!<br />
Es gehört ‘ne best<strong>im</strong>mte Lebenseinstellung<br />
dazu, um Kindergärtner<br />
zu werden… D., 22<br />
Das größte Problem bei der Durchführung der Maßnahme<br />
bestand und besteht aus heutiger Sicht auf Seiten<br />
der jungen Männer darin, dass es eben nur eine befristete<br />
Tätigkeit für ein Jahr war und für die Zeit danach<br />
keine klare Perspektive gegeben war, wie es weitergeht.<br />
Es gab viele Ansätze, wo die Teilnehmer bestärkt<br />
und angeregt wurden, sich für ihre berufliche Zukunft<br />
selbst zu engagieren und sich bietende Möglichkeiten<br />
zu nutzen.<br />
Zehn der vierzehn jungen Männer haben sich be<strong>im</strong><br />
Oberstufenzentrum Cottbus für eine Ausbildung zum<br />
Erzieher beworben. Man hat ihnen nicht einmal eine<br />
Antwort oder schriftliche Ablehnung zukommen lassen,<br />
obwohl zu Beginn des Projektes durchaus Interesse<br />
für die Ausbildung von Männern zum Erzieher signalisiert<br />
worden ist. Solch ein Vorgehen ist zu kritisieren,<br />
weil an dieser Stelle gerade die Institutionen, denen<br />
junge Menschen anvertraut sind, um sie auszubilden,<br />
in besonderer Verantwortung stehen, sich ihnen zuzuwenden.<br />
Bei der Agentur für Arbeit in Cottbus hatten die Teilnehmer<br />
<strong>im</strong> April/Mai 2004 individuelle Beratungsgespräche,<br />
die jedoch eher fruchtlos blieben. Vielmehr<br />
wurde darauf hingewiesen, dass es ja bereits genug<br />
arbeitslose Erzieherinnen gäbe…<br />
Wenn die Fragestellung zugrunde gelegt wird, ob eine<br />
solche Maßnahme geeignet ist, junge Männer an soziale<br />
Berufsfelder, respektive den Erzieherberuf heranzuführen,<br />
kann das eindeutig mit „Ja“ beantwortet werden.<br />
Ein solches Herangehen ist geeignet, um Interesse und<br />
Motivation zu wecken, vor allem vor dem Hintergrund,<br />
dass die jungen Männer selbst eingeschätzt haben,<br />
dass ihre beruflichen Perspektiven in der Region eher<br />
schlecht aussehen.<br />
Sie sehen sehr klar, dass sie in ihren erlernten Berufen,<br />
die überwiegend traditionell männliche sind (Handwerk,<br />
Baubranche), zukünftig wenig Chancen haben,<br />
überhaupt Fuß zu fassen. Das betrifft auch diejenigen,<br />
die noch keinen Berufsabschluss haben. Ihnen ist weitgehend<br />
klar, dass es <strong>im</strong>mer schwieriger wird, ihre ursprünglichen<br />
beruflichen Wünsche umzusetzen.<br />
Zu konstatieren ist ebenfalls, dass es durch die Inhalte<br />
der Maßnahme gelungen ist, bei jungen Männern soziale<br />
Kompetenzen zu fördern und/oder ausprägen zu<br />
helfen. Gerade die Arbeit mit Kindern erfordert Ernsthaftigkeit,<br />
Zuverlässigkeit, Verantwortungsgefühl und<br />
Kommunikationsfähigkeit. Durch die Zuwendung und<br />
Rückmeldungen der Kinder wurde bei den Projektteilnehmern<br />
vor allem auch die emotionale Ebene angesprochen<br />
(und abverlangt), was ihnen in dieser Form<br />
mit Sicherheit bisher kaum begegnet ist. Ihr Selbstwertgefühl<br />
wurde gestärkt durch die allseitige Anerkennung<br />
ihrer Tätigkeit. Sie fühlen sich sehr aufgewertet und<br />
können das als positive Lebenserfahrung mitnehmen.<br />
Eine Kita-Leiterin fasste es sehr treffend zusammen: „Sie<br />
haben dadurch umfassend eine Anerkennung erfahren,<br />
die sie so in ihrer bisherigen schulischen und beruflichen<br />
Laufbahn noch nie erfahren haben und wahrscheinlich<br />
auch nicht so schnell erfahren hätten…“<br />
Bei zukünftigen Maßnahmen dieser Art muss vermieden<br />
werden, dass die Motivation für einen neuen beruflichen<br />
Weg, die die Teilnehmer <strong>im</strong> Rahmen dieser<br />
Tätigkeit entwickelt haben, wieder verloren geht, weil<br />
sich <strong>im</strong> Anschluss an die Maßnahme keine für sie greifbare<br />
Perspektive ergibt.<br />
75
76 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />
Good practice-Messe<br />
Blended Learning für mitarbeitende Frauen in kleinen<br />
und mittleren Unternehmen<br />
Dieses Projekt wird durch die Europäische Union (<strong>ESF</strong>) und vom Senator<br />
für Arbeit, Frauen, Jugend und Gesundheit der Freien Hansestadt <strong>Bremen</strong><br />
mit Mitteln aus dem <strong>Land</strong>esprogramm „bremen in t.i.m.e“ gefördert.<br />
In vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen,<br />
die nach ihrer Gründung langsam gewachsen sind,<br />
müssen die Frauen bzw. Partnerinnen der meist männlichen<br />
Unternehmer ab einer best<strong>im</strong>mten Betriebsgröße<br />
aus Kostengründen <strong>im</strong> Unternehmen mitarbeiten. Dabei<br />
übernehmen sie neben ihren familiären Verpflichtungen<br />
meist alle anfallenden bürotechnischen und<br />
kaufmännischen Aufgaben, auch wenn sie aus ganz<br />
anderen Berufsfeldern kommen. Zeit für die Aneignung<br />
betriebswirtschaftlicher Kenntnisse oder moderner<br />
Kommunikationstechniken bleibt kaum. Passende Weiterbildungsangebote<br />
sind entweder in nächster Nähe<br />
gar nicht zu finden, oder wenn sie existieren, oft mit<br />
einer hohen zeitlichen Belastung verbunden, die sich<br />
mit der Doppelbelastung mitarbeitender Frauen nicht<br />
in Einklang bringen lässt.<br />
Kann das Unternehmen aus Insolvenz- oder anderen<br />
schwerwiegenden Gründen nicht mehr weitergeführt<br />
werden, stehen die mitarbeitenden Frauen häufig mit<br />
leeren Händen da, weil sie ihre durch die Praxis erworbenen<br />
Qualifikationen nicht nachweisen können.<br />
Das Projekt ermöglicht mitarbeitenden Frauen über<br />
einen Zeitraum von max. anderthalb Jahren eine ortsund<br />
zeitunabhängige Fortbildung <strong>im</strong> kaufmännischen<br />
und EDV-Bereich sowie in Englisch. Dies geschieht mit<br />
Hilfe von Lernprogrammen, betreuenden Tutorinnen,<br />
einem virtuellen Arbeitsplatz bei der Lernplattform<br />
www.teleakademie-bremerhaven.de und einem monatlich<br />
stattfindenden Präsenztermin, der vor allem dem<br />
direkten Kontakt der mitlernenden Frauen untereinander<br />
und mit den Tutorinnen dient als auch die Gelegenheit<br />
bietet, offene Fragen und Probleme zu klären, die<br />
einer synchronen Kommunikation bedürfen.
Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />
Mögliche Qualifizierungsinhalte<br />
Lerninhalt<br />
– Grundlagen der EDV<br />
– Windows<br />
– Internet und e-mailing<br />
– Textverarbeitung Grundlagen mit Word<br />
– Textverarbeitung für Fortgeschrittene mit Word<br />
(bereitet bei Bedarf auch auf die Prüfung ECDL Advanced Textverarbeitung<br />
vor)<br />
– Tabellenkalkulation Grundlagen mit Excel<br />
– Tabellenkalkulation für Fortgeschrittene mit Excel<br />
(bereitet bei Bedarf auch auf die Prüfung ECDL Advanced<br />
Tabellenkalkulation vor)<br />
– Einführung in die Datenbankverwaltung<br />
mit Access<br />
– Datenbankverwaltung für Fortgeschrittene mit Access<br />
für Fortgeschrittene<br />
– Präsentationsgrafik mit PowerPoint<br />
– Büroorganisation mit Outlook - Grundlagen<br />
– Büroorganisation mit Outlook - Fortgeschrittene<br />
– Tastaturtraining<br />
– Web-Design für EinsteigerInnen<br />
– Photoshop Grundlagen<br />
– Photoshop für Fortgeschrittene<br />
– Adobe Acrobat<br />
– Grafik, Schrift, Layout<br />
– Projektmanagement mit MS Project<br />
Englisch<br />
– Englisch für Anfänger<br />
– Englisch für mittlere Kenntnisse<br />
– Englisch für Fortgeschrittene<br />
– Business English<br />
– Technisches Englisch<br />
– Telefonieren auf Englisch<br />
– Rechtschreibtraining: neue deutsche<br />
Rechtschreibung<br />
– easy business – der leichte Weg zur<br />
Betriebswirtschaft<br />
– Einführung in die Buchhaltungsgrundlagen<br />
– Kosten- und Leistungsrechnung<br />
– DATEV<br />
– Kaufmännisches Rechnen: Dreisatz, Prozentrechnung,<br />
Zinsrechnung<br />
– Zeitmanagement<br />
– Recht (Arbeits-, Sozialversicherungs-, Steuer-, Privatund<br />
Prozessrecht, rechtliche Getaltung des Betriebs)<br />
...und vieles mehr<br />
Seminardauer<br />
Das Projekt begann am 1.7.2004 und endet am<br />
30.3.2006. In diesem Zeitraum können die Teilnehmerinnen<br />
je nach Bedarf in Monatspaketen Lerninhalte<br />
buchen.<br />
Unterrichtszeiten<br />
Die individuellen Lernzeiten legen die Teilnehmerinnen<br />
selbst fest, einmal <strong>im</strong> Monat wird ein Treffen der Teilnehmerinnen<br />
mit den Tutorinnen angeboten.<br />
Klausuren und Abschlussprüfung<br />
– Teilnahmebescheinigung mit Lehrgangsinhalt und<br />
Dauer<br />
– Bei entsprechender Vorbereitung: ECDL, ECDL Start<br />
oder ECDL Advanced und/oder Europäischer Wirtschaftsführerschein<br />
(EBDL)<br />
– Bürokauffrau als externe Kandidatin<br />
Teilnehmerinnenkreis<br />
Das Projekt wendet sich an mitarbeitende Frauen in<br />
kleinen und mittleren Unternehmen, vorrangig aus der<br />
Region Bremerhaven, in Einzelfällen auch aus der Region<br />
<strong>Bremen</strong>.<br />
Beginn<br />
Laufender Einstieg<br />
Informationen, Beratung,<br />
Anmeldung<br />
Wirtschafts- und Sozialakademie<br />
der Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong> gGmbH<br />
Hafenstr. 126 - 128<br />
27576 Bremerhaven<br />
Wenn Sie Fragen haben, wenden Sie sich bitte an<br />
Frau Uehrke, fon (04 71) 5 95-28,<br />
Frau Rippien, fon (04 71) 5 95-21<br />
77
78 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />
Good practice-Messe<br />
Hamburg: Profiling, Arbeit, Qualifikation und Integration<br />
Im Hamburger Frauenstrafvollzug auf Hahnöfersand<br />
haben Berufsvorbereitung und Qualifizierung einen<br />
hohen Stellenwert. Den inhaftierten Frauen wird ermöglicht,<br />
sich in verschiedenen Arbeits- und Qualifizierungsfeldern<br />
fundiert weiterzubilden. Im Projekt<br />
„Profiling, Arbeit, Qualifikation und Integration“ wird<br />
dies durch den stufenweisen Aufbau von persönlichen,<br />
sozialen und fachlichen Fähigkeiten gewährleistet. Ein<br />
spezifisches Fördersystem versucht die unterschiedlichen<br />
Voraussetzungen und Neigungen der Teilnehmerinnen<br />
zu berücksichtigen.<br />
Die Zielgruppe sind erwachsene Frauen aus dem Hamburger<br />
Raum, die rechtskräftig zur Verbüßung einer<br />
Straftat verurteilt wurden. In der Teilanstalt sind bis zu<br />
95 Frauen aufgrund unterschiedlicher Delikte und mit<br />
verschiedenen Straflängen inhaftiert.<br />
Etwa 21% der Inhaftierten sind Nicht-Deutsche, 69%<br />
haben Erfahrungen mit legalem wie illegalem Drogenkonsum.<br />
Rund 67% haben einen Schulabschluss und<br />
etwa 56% haben eine abgeschlossenen bzw. eine angebrochenen<br />
Berufsausbildung. Gleichwohl verfügen 90%<br />
der Insassinnen über zum Teil mehrjährige Erwerbserfahrung,<br />
zumeist aus Anlernberufen oder unsteten Arbeitsverhältnissen.<br />
Mit diesem Projekt soll die Arbeitsmarktfähigkeit der<br />
Insassinnen schrittweise und individuell hergestellt und<br />
entwickelt werden, so dass sie noch während oder nach<br />
der Haft in ein Beschäftigungsverhältnis vermittelt werden<br />
können. Flankierend werden die zu Entlassenden<br />
in tragfähige Wohn- und/oder Betreuungsverhältnisse<br />
gebracht. Besonderes Ziel ist hierbei die Stabilisierung<br />
und Erhöhung der Anzahl der Vermittlungen in und die<br />
Stabilisierung und Erhöhung der Haltequote in den vermittelten<br />
Settings bezogen auf die jeweilig betreuten<br />
Frauen.<br />
Die genannten Ziele sollen durch ein flexibles, intern<br />
und extern vernetztes Vorgehen erreicht werden. Dabei<br />
wird der Rahmen der traditionellen Straffälligenhilfe<br />
erheblich erweitert und modernen Bedürfnissen angepasst.<br />
Es ist folgendes Modell eines Fördersystems vorgesehen:<br />
EINGANGSMODUL<br />
für alle Teilnehmerinnen<br />
Das Ziel des Eingangsmoduls ist es, gemeinsam mit<br />
den Teilnehmerinnen einen zunächst internen Qualifizierungsplan<br />
aufzustellen. Als Einsatzmöglichkeiten<br />
bieten sich, je nach individuellem Vermögen, folgende<br />
Bereiche an:
Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />
QUALIFIZIERUNGSMODUL BEREICH G<br />
Grundkompetenzen<br />
Hierzu gehört das arbeitstherapeutische Angebot,<br />
Deutsch als Fremdsprache, Trainingseinheiten zu den<br />
Themen Bewerbung, Gesprächsführung und Erwerb<br />
von sozialen Kompetenzen.<br />
– Die Arbeitstherapie wendet sich an Frauen, die noch<br />
nicht in der Lage sind, den Anforderungen der übrigen<br />
Angebote zu genügen. Sie werden hier an die<br />
Erfordernisse von Arbeitsprozessen herangeführt,<br />
gleichzeitig wird durch überwiegend handwerkliche<br />
Aufgabenstellungen Motorik und Konzentrationsvermögen<br />
geschult.<br />
– Im Kurs Deutsch als Fremdsprache werden sprachliche<br />
Fähigkeiten als Voraussetzung für eine Arbeitsaufnahme<br />
erworben. Bei Bedarf gibt es auch ein Angebot<br />
zur Alphabetisierung.<br />
QUALIFIZIERUNGSMODUL BEREICH A<br />
Allgemeinbildung<br />
Hierzu gehören die Angebote der schulischen Ausbildung,<br />
die Alphabetisierung sowie die Berufsvorbereitung.<br />
– In der Schultherapie werden soziale Kompetenzen<br />
erworben, psychosoziale Stabilität entwickelt, sowie<br />
Lücken in der Schulbildung bearbeitet.<br />
QUALIFIZIERUNGMODUL BEREICH B<br />
Betriebe<br />
Hierzu gehören die Küche, die Gärtnerei, die <strong>Land</strong>schaftspflege,<br />
die Hausfunktionstätigkeiten (Haus- und<br />
Gebäudereinigung), die Hauswirtschaft, die <strong>Land</strong>wirtschaft,<br />
sowie die Berufsfindung und die Vollausbildung.<br />
– Die in der Küche beschäftigten Frauen erfüllen einen<br />
hohen quantitativen Anspruch bei gleichzeitiger<br />
Qualifizierung. Unter Anleitung bereiten sie täglich<br />
ca. 500 Mahlzeiten für Mitarbeiter/innen und Gefangene<br />
der Anstalt zu.<br />
– In der Gärtnerei gewinnen die Frauen praktische Fertigkeiten<br />
und Fähigkeiten in den Bereichen Blumen<br />
und Zierpflanzen und Gemüseanbau.<br />
– Die <strong>Land</strong>schaftspflege ist für das gesamte Freigelände<br />
der Anstalt zuständig. Hier geht es insbesondere<br />
um <strong>Land</strong>schaftsgestaltung, Gehölz- und Baumschnitt,<br />
Rasenpflege, Teichanlage und allgemeine<br />
Pflegearbeiten des Geländes.<br />
– Hausfunktionstätigkeiten – eine Justizvollzugsanstalt<br />
ist ein sich in vielen Bereichen selbstversorgendes<br />
System. Dementsprechend gibt es eine Reihe von Be-<br />
trieben, die den Betrieb und das Funktionieren einer<br />
Anstalt gewährleisten. U. a. sind hier die Haus- und<br />
Funktionstätigkeiten zu erwähnen. Sie beinhalten u.<br />
a. allgemeine Reinigungstätigkeiten (Haus- und Gebäudereinigung),<br />
Textilreinigung, Herrichtung von<br />
Veranstaltungsräumen, Essenausgabe für Mitgefangene.<br />
Diese Betriebe bieten wichtige Arbeitsplätze<br />
für die Insassinnen.<br />
– In der <strong>Land</strong>wirtschaft müssen 150 Milchkühe und<br />
ihre Kälber tagtäglich versorgt werden. Eine Tätigkeit,<br />
die u. a. Zuverlässigkeit und Verantwortungsbewusstsein<br />
erfordert. Es steht hier nicht der berufsqualifizierende<br />
Aspekt <strong>im</strong> Vordergrund, jedoch kann<br />
die Arbeit in der <strong>Land</strong>wirtschaft innerhalb des Fördersystems<br />
als eine stabilisierende Station für Frauen<br />
mit psychischen Problemen und mit einer Suchtmittelgefährdung<br />
angesehen werden. Bei Interesse<br />
von Seiten der Frauen ist es auch möglich Teilqualifikationen<br />
aus diesem Berufsbereich zu erwerben.<br />
– BV und VA – die gute Kooperation mit der Jugendhaftanstalt<br />
macht es möglich, interessierten Frauen<br />
die Teilnahme an der Berufsfindung bzw. an einer<br />
Vollausbildung zu ermöglichen. Es handelt sich hierbei<br />
ausschließlich um gewerbliche Berufe in den Bereichen<br />
Farbe, Holz, Metall und Bau.<br />
QUALIFIZIERUNGMODUL BEREICH C<br />
Computerbildung<br />
Hierzu gehören die Call Center-Qualifizierung und das<br />
EDV-Angebot.<br />
– In der Call Center Qualifizierung werden die Teilnehmerinnen<br />
u. a. in den Bereichen Kommunikationsfähigkeit,<br />
sprachlichem Ausdruck, Teamfähigkeit und<br />
Belastbarkeit geschult. Das Angebot wendet sich an<br />
Frauen mit der Zielperspektive, als Call Center-Agent<br />
auf dem ersten Arbeitsmarkt vermittelt zu werden. In<br />
einem geplanten Call Center soll es zukünftig auch<br />
möglich sein, die erlernten Fähigkeiten praktisch anzuwenden.<br />
– In der EDV-Qualifizierung werden fundierte Computerkenntnisse<br />
vermittelt. Schwerpunkt ist der<br />
Umgang mit unterschiedlicher aktueller Anwendersoftware<br />
und spezielle EDV-Qualifikationen für den<br />
kaufmännischen Bereich.<br />
– Es besteht die Möglichkeit, den Europäischen Computerführerschein<br />
zu erlangen. Zukünftig wird es<br />
auch möglich sein, mit Hilfe des Internets, Lern- und<br />
Arbeitsangebote wahrzunehmen.<br />
79
80 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />
Good practice-Messe<br />
Integration in das Berufsleben erfordert die Zusammenarbeit<br />
mit den Kooperationspartnern<br />
in den Bereichen<br />
Arbeit<br />
Wohnen<br />
Gesundheit<br />
Migration<br />
Vernetzung<br />
Integration<br />
BERATUNGSMODUL<br />
für alle Teilnehmerinnen<br />
Das Beratungsmodul ist für den betreuten Übergang<br />
in Bildungs- bzw. Beschäftigungsstrukturen außerhalb<br />
der Anstalt zuständig.<br />
Begleitend zur Teilnahme an den Projektmodulen können<br />
sich die Frauen auf Hahnöfersand von der Betriebskontakterin<br />
beraten lassen. Schwerpunkt hierfür ist<br />
eine individuelle Beschäftigungs- und/oder Qualifizierungsberatung.<br />
Inhalte sind u. a.:<br />
- Zuweisungsmöglichkeiten bei Ansprüchen an die<br />
Bundesagentur für Arbeit oder das Sozialamt,<br />
- Informationen über das Nachholen von Schulabschlüssen,<br />
Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten,<br />
- Erfordernisse des Arbeitsmarktes, Unterstützung bei<br />
der Zusammenstellung von Bewerbungsunterlagen,<br />
- Bewerbungstraining,<br />
- Hilfe bei der Recherche nach einem Praktikumsplatz<br />
und/oder einem Arbeitsplatz auf dem ersten Arbeitsmarkt,<br />
- Informationen und Kontaktaufnahme zu zusätzlichen<br />
Beratungsstellen außerhalb der Anstalt.<br />
Im Verlauf der Beratung sollen die Frauen bei der Entwicklung<br />
einer Zukunftsperspektive für die Zeit nach<br />
der Entlassung unterstützt werden. Ziel ist die Integration<br />
in das Berufsleben.<br />
Akquisition und Betriebskontakte<br />
Zum Gelingen der beruflichen Eingliederung sind die inhaftierten<br />
Frauen von den Angeboten auf dem Arbeitsmarkt<br />
abhängig. Entsprechend müssen kontinuierlich<br />
Kontakte zu Betrieben, die eine Anschlussfähigkeit zu<br />
den Qualifizierungsangeboten bieten, hergestellt und<br />
gehalten werden. Besonders der frauenspezifische Arbeitsmarkt<br />
muss beobachtet werden. Akquisition ist<br />
fester Bestandteil der Arbeit! Ein Schwerpunkt ist, das<br />
Projekt in seiner Vielfältigkeit vorzustellen. Dies gelingt<br />
u. a. durch:<br />
– Firmenbesuche und Gegenbesuche,<br />
– Besuch von Messen und Informationsveranstaltungen.
Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />
Interesse wecken, Vorurteile abbauen<br />
und potenzielle Arbeitgeber gewinnen!<br />
Hierbei gelingt es <strong>im</strong>mer wieder, feste AnsprechpartnerInnen<br />
in Unternehmen zu gewinnen und durch regelmäßigen<br />
Kontakt zu halten. Die Betriebskontakterin<br />
kann als Mittlerin zwischen den Frauen und den neuen<br />
Arbeitgebern fungieren.<br />
Kooperation und Netzwerk<br />
Zur Realisierung der Perspektiven ist die Zusammenarbeit<br />
mit<br />
– den Arbeitsagenturen,<br />
– den Sozialämtern,<br />
– anderen Bildungsträgern,<br />
– externen und internen Mitarbeiter/innen der Anstalt,<br />
– Einrichtungen der Frauenförderung,<br />
– Therapieeinrichtungen,<br />
– Trägern der Straffälligenhilfe,<br />
u. a. nötig.<br />
Die Kontaktaufnahme bereits während der Haft hilft<br />
– Schwellenängste abzubauen,<br />
– die passgenaue Beratungsstelle zu finden,<br />
– die Kontakte nutzbringend zu intensivieren.<br />
Dieses Netzwerk von Hilfseinrichtungen und Anlaufund<br />
Beratungsstellen soll ein Arbeits-, Betreuungs- und<br />
Beratungssetting für die Haftentlassenen darstellen.<br />
Ziel soll der Aufbau eines sozial tragenden Netzwerkes<br />
nach der Entlassung mit Anschlussperspektiven und<br />
Vermittlung in den Arbeitsmarkt sein.<br />
Am Projekt ist als Kooperationspartner Integrationshilfen<br />
e. V. in Hamburg beteiligt.<br />
Das Projekt hat <strong>im</strong> deutschen Frauenstrafvollzug<br />
Modellcharakter und wird vom 01.01.2004 bis zum<br />
31.12.2006 aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds<br />
sowie der Justizbehörde der Freien und Hansestadt<br />
Hamburg finanziert.<br />
Noch in eigener Sache!<br />
Wir, die Gefangenen – die Frauen aus der Justizvollzugsanstalt<br />
Hahnöfersand – freuen uns, dass wir an<br />
diesem Europa-Projekt mitwirken dürfen. Wir sind stolz<br />
darauf, dass unser Engagement bisher Ansehen und<br />
Anerkennung gefunden hat und hoffentlich weiter finden<br />
wird. Eine Unterstützung – in welcher Form auch<br />
<strong>im</strong>mer – würde uns sehr erfreuen und vor allem zum<br />
Weitermachen anspornen.<br />
Die Frauen<br />
Justizbehörde Hamburg<br />
Justizvollzugsanstalt Hahnöfersand<br />
- Teilanstalt für Frauen -<br />
21635 Jork<br />
Ansprechpartner:<br />
Projektleitung:<br />
Frau Dr. Regina Nanninga<br />
Tel.: (040) 428 36 - 413<br />
Fax: (040) 428 36 - 444<br />
Regina.Nanninga@justiz.hamburg.de<br />
Leiter der Teilanstalt:<br />
Herr Werner Marwede<br />
Tel.: (040) 428 36 - 400<br />
Fax: (040) 428 36 - 444<br />
Werner.Marwede@justiz.hamburg.de<br />
Betriebskontakterin:<br />
Frau Maike Kleber<br />
Tel.: (040) 428 36 - 426<br />
Fax: (040) 428 36 - 444<br />
81
82 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />
Good practice-Messe<br />
Das hessische <strong>ESF</strong>-Programm<br />
Betriebliche Ausbildungsplätze für allein erziehende<br />
Mütter in Teilzeit<br />
Der Träger<br />
Die Selbsthilfe <strong>im</strong> Taunus e.V. (SiT) ist ein gemeinnütziger<br />
Verein, der sich die berufliche und soziale Wiedereingliederung<br />
arbeitsloser und ehemals süchtiger Menschen<br />
durch Beschäftigung und Qualifizierung zum Ziel<br />
gesetzt hat. Die SiT ist als Beschäftigungsgesellschaft<br />
und Dienstleistungsunternehmen u.a. für den Main-<br />
Taunus-Kreis und seine Kommunen tätig.<br />
Seit über 20 Jahren ist der Leitgedanke „Hilfe zur Selbsthilfe“<br />
ein wesentliches Kernstück der Arbeit in der SiT.<br />
Die erfolgreiche Vermittlungsarbeit der SiT basiert unter<br />
anderem auf folgenden Integrationsinstrumenten:<br />
– Beratung, Profiling, Potenzanalyse durch erfahrene<br />
Integrationsfachkräfte<br />
– arbeitsmarktnahe Qualifizierung<br />
– passgenaue Vermittlung in berufliche Ausbildung<br />
und in Beschäftigung<br />
– vermittlungsorientierte Zeitarbeit<br />
– Personal Service Agentur<br />
– bedarfsorientierte Betreuung der Firmen<br />
Das Konzept<br />
Das EU-geförderte Modellprojekt „Betriebliche Ausbildungsplätze<br />
für allein erziehende Mütter in Teilzeit“<br />
wird seit 2000 von der SiT durchgeführt.<br />
Das Projekt richtet sich an junge Frauen, die vor Schuloder<br />
Berufsabschluss Mütter werden und dadurch nicht<br />
in das aktuelle Ausbildungssystem integrierbar sind.<br />
Diese jungen Frauen gelten unter den Bedingungen<br />
des Arbeitsmarktes als Problemgruppe mit erhöhtem<br />
Förderbedarf. Sie haben es besonders schwer, in der<br />
ohnehin schlechten Ausbildungsmarktsituation einen<br />
Ausbildungsplatz zu finden.<br />
Selbsthilfe <strong>im</strong> Taunus e.V. (SiT)<br />
Ohne speziell auf ihre Lebenssituation abgest<strong>im</strong>mten<br />
Angebote haben sie kaum eine Chance, die Grundlagen<br />
für eine eigenständige Existenzsicherung und langfristige<br />
Lebensplanung zu schaffen. Betreuungsangebote<br />
für Kinder vor dem Kindergartenalter und später <strong>im</strong><br />
Grundschulalter sind nur vereinzelt vorhanden. Die<br />
Betreuungszeiten der Kindereinrichtungen sind wenig<br />
deckungsgleich mit den zeitlichen Vorgaben einer Vollzeitausbildung.<br />
Das Projekt will den daraus resultierenden Folgen wie<br />
Ausgrenzung aus dem Arbeitsmarkt sowie Dauerarbeitslosigkeit<br />
mit oftmals langfristigem Sozialhilfebezug<br />
mit den bekannten Konsequenzen für die Lebensqualität<br />
von Müttern und Kindern, entgegen wirken.<br />
Teilnehmen können junge, allein erziehende Mütter bis<br />
27 Jahren, die noch keine abgeschlossene Berufsausbildung<br />
nachweisen können. Der Wohnsitz sollte sich<br />
<strong>im</strong> Main-Taunus-Kreis befinden und es muss eine Ausbildungseignung<br />
vorliegen. Bei Bewerberinnen ohne<br />
Schulabschluss wird <strong>im</strong> Hinblick auf den Ausbildungsmarkt<br />
das Nachholen des Hauptschulabschlusses organisiert.<br />
Das Projekt ermöglicht den Abschluss einer anerkannten<br />
betrieblichen Berufsausbildung in Teilzeit; d.h. in<br />
30 Wochenstunden. In dieser Ausbildungszeit enthalten<br />
ist der reguläre Besuch der Berufsschule. Betriebe,<br />
die sich bereit erklären eine allein erziehende junge<br />
Mutter in Teilzeit auszubilden, erhalten einen monatlichen<br />
Ausbildungskostenzuschuss. Dieser wird gestaffelt<br />
gezahlt und beläuft sich auf 150 € <strong>im</strong> ersten Ausbildungsjahr,<br />
130 € und 100 € <strong>im</strong> zweiten und dritten<br />
Ausbildungsjahr.<br />
Die teilnehmenden Frauen werden vor und während<br />
der Dauer der gesamten Ausbildung sozialpädagogisch<br />
betreut und fachlich begleitet.
Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />
Daraus ergeben sich folgende Aufgabenbereiche:<br />
– Akquise der Ausbildungsbetriebe<br />
– Beratung der Betriebe und Ausarbeitung der Kooperation<br />
mit der SiT<br />
– Akquise und Auswahl geeigneter Teilnehmerinnen<br />
– Erstellen qualifizierter Bewerbungsunterlagen<br />
– Vorbereitung der Teilnehmerinnen auf die Ausbildung<br />
durch Praktika und Lernseminare<br />
– Erarbeitung von individuellen Kinderbetreuungsmodellen<br />
und deren finanziellen Absicherung<br />
– Akquise von Tagesmüttern und Regelbetreuungsangeboten<br />
– Sicherung der Finanzangelegenheiten der Teilnehmerinnen<br />
in Zusammenarbeit mit den jeweiligen<br />
Behörden<br />
– Installieren von Stütz- und Förderunterricht<br />
– Beratung und Betreuung der Teilnehmerinnen bei<br />
allen anliegenden persönlichen Problemlagen<br />
– Kontinuierliche psychosoziale Stabilisierung der<br />
Frauen<br />
– Gruppenveranstaltungen mit und ohne Kinder zur<br />
Reflexion der Ausbildungssituation und zur Schaffung<br />
von Netzwerken untereinander<br />
– Moderation regelmäßiger Gespräche in den Betrieben<br />
mit den Ausbildern und der Auszubildenden<br />
– Kontakt zu den Berufsschulen<br />
Zahlen<br />
Die SiT hat bisher 80 Teilnehmerinnen in eine Teilzeitausbildung<br />
vermittelt, davon 68 <strong>im</strong> Rahmen der <strong>ESF</strong>-<br />
Förderung, 12 Teilnehmerinnen wurden über den Main-<br />
Taunus-Kreis finanziert.<br />
34 Frauen haben ihre Prüfungen bestanden, davon 10<br />
mit einem vorgezogenen Abschluss.<br />
21 Frauen wurden vom Ausbildungsbetrieb übernommen,<br />
3 Teilnehmerinnen fanden einen neuen Arbeitgeber,<br />
2 Frauen bekamen nach der bestandenen Ausbildung<br />
ein weiteres Kind und eine Teilnehmerin begann<br />
nach der Prüfung eine Weiterbildung.<br />
Zurzeit befinden sich 21 junge Mütter in einer Teilzeitausbildung.<br />
Bisher wurde in 25 unterschiedliche Ausbildungsberufe<br />
vermittelt wie z.B. Arzthelferin, Bürokauffrau, Fachkraft<br />
für Schutz und Sicherheit, Gärtnerin, Justizfachangestellte,<br />
Kauffrau <strong>im</strong> Einzelhandel, Reiseverkehrskauffrau,<br />
Speditionskauffrau, Verwaltungsfachangestellte,<br />
Zahntechnikerin u.s.w.<br />
Ergebnisse<br />
Für das Modellprojekt konnten Großunternehmen wie<br />
die Deutsche Telekom, IKEA und der AvD (Automobilclub<br />
von Deutschland) gewonnen werden. Auch die Öffentliche<br />
Verwaltung (Main-Taunus-Kreis, Amtsgericht<br />
Frankfurt, Statistisches Bundesamt Wiesbaden) nahm<br />
die Teilzeitausbildung mit in ihre Ausbildungsstruktur<br />
auf. Aufgrund der positiven Erfahrungen werden diese<br />
Unternehmen auch zukünftig weitere Ausbildungsplätze<br />
in Teilzeit zur Verfügung stellen.<br />
In den letzten beiden Jahren n<strong>im</strong>mt die Teilnahme der<br />
kleinen und mittelständischen Betriebe zu. Dies liegt<br />
unter anderem daran, dass hier seltener Einstellungstests<br />
durchlaufen werden müssen, die für die Bewerberinnen<br />
mit <strong>im</strong>mer schlechter werdenden schulischen<br />
Voraussetzungen ein frühes Ausscheiden aus dem Bewerbungsverfahren<br />
bedeuten. Für diese Frauen ist ein<br />
vorgeschaltetes Praktikum eine sehr gute Möglichkeit,<br />
ihre individuellen Potentiale wie Verantwortungsgefühl,<br />
Organisationstalent, Belastbarkeit, Motivation, Sozialkompetenz<br />
etc. unter Beweis zu stellen. Mit Hilfe des<br />
Stützunterrichts können sie während der Ausbildung<br />
den lückenhaften Schulstoff aufarbeiten.<br />
Das Modellprojekt der Teilzeitausbildung stellt für allein<br />
erziehende Mütter eine einmalige Chance dar, Kindererziehung<br />
und Berufsausbildung zu vereinbaren.<br />
Es dient der Sicherung der eigenständigen Existenz der<br />
Frauen und deren Kindern und entlastet langfristig den<br />
öffentlichen Haushalt.<br />
Des Weiteren werden Betriebe ermuntert, zusätzliche<br />
Ausbildungsplätze zu schaffen und damit einen Beitrag<br />
gegen die Jugendarbeitslosigkeit zu leisten.<br />
Ansprechperson:<br />
Monika Fuchs<br />
Leiterin Berufliche Integration<br />
fon 06192 / 2060-314<br />
fax 06192 / 2060-302<br />
m.fuchs@sit-taunus.de<br />
83
84 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />
Good practice-Messe<br />
Gleichstellung und Umsetzung<br />
von Gender Mainstreaming in Mecklenburg-Vorpommern<br />
Blixx – Bildung lebt ihre<br />
Geschlechter (CJD Waren/Müritz)<br />
GM und Bildung<br />
(BilSE Institut Güstrow)<br />
Window<br />
(BBS Start GmbH)<br />
technik4girls<br />
(ATI Westmecklenburg)<br />
Berufe haben (k)ein Geschlecht<br />
(Frauenbildungsnetz M-V e. V.)(landesweit)<br />
Volkshochschule und GM<br />
(VHS Verband M-V)<br />
GM-NETZWERK-MV<br />
GM <strong>im</strong> kommunalen<br />
Handeln (ISA CONSULT GmbH)<br />
GM-CONSULT-MV<br />
(FBN M-V e. V)<br />
High Power Teams<br />
(BilSE Instutut Güstrow)<br />
Pro Gender in Westmecklenburg<br />
(Agentur der Wirtschaft)<br />
GM in d. Ernährungsindustrie<br />
in MV (THALES Informationssystem GmbH)<br />
Als erstes Bundesland hat Mecklenburg-Vorpommern<br />
vor drei Jahren ein „Aktionsprogramm zur Implementierung<br />
von Gender Mainstreaming“ <strong>im</strong> Rahmen des Arbeitsmarkt-<br />
und Strukturentwicklungsprogramms (ASP<br />
MV) gestartet.<br />
Die Umsetzung des Aktionsprogramms erfolgt seit<br />
Herbst 2002 in zehn Einzelprojekten und einem Begleitprojekt.<br />
Die zehn Einzelprojekte und das Begleitprojekt<br />
haben sich in einem Netzwerk zusammengeschlossen,<br />
um die Kräfte zu bündeln und regelmäßig Erfahrungen<br />
und Informationen austauschen zu können.
Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />
Aufgaben und Ziele des GM-Netzwerkes-MV<br />
– Austausch und Verbreitung von Erfahrungen, Kenntnissen<br />
und Informationen<br />
– Bündelung und Entwicklung von fachlichen und<br />
sozialen Kompetenzen<br />
– Schaffung von Kontakten innerhalb und außerhalb<br />
des Netzwerks<br />
– Gegenseitige Unterstützung bei der Qualitätssicherung<br />
der Projektumsetzung<br />
– Sensibilisierung für Gleichstellung und Gender Mainstreaming<br />
– Nutzung des Netzwerks als Plattform für Rückkopplung<br />
und eigene Weiterbildung<br />
– Sichtbarmachen der beteiligten Projekte in der<br />
Öffentlichkeit (Medien, Internet u. a.)<br />
– Stärkung des Vertrauens in die eigene Arbeit<br />
– u.a.<br />
Die Einzelprojekte haben die Aufgabe, Gender Mainstreaming<br />
(GM) in verschiedenen gesellschaftlichen<br />
Bereichen in Mecklenburg-Vorpommern konkret umzusetzen.<br />
Sie sind <strong>im</strong> wesentlichen in drei gesellschaftlichen<br />
Bereichen angesiedelt:<br />
– in der Wirtschaft,<br />
– in Organisationen und in der Verwaltung<br />
von Kommunen und<br />
– in der Bildung .<br />
Das Spektrum der Träger und Projektpartnerschaften<br />
umfasst u.a. Bildungseinrichtungen Unternehmen, Vereine<br />
und Verbände, wissenschaftliche Institute und Einrichtungen,<br />
Kommunen und freiberuflich Tätige.<br />
Gemeinsam Gleichstellung gestalten –<br />
ist das Begleitprojekt.<br />
Das Begleitprojekt unterstützt und begleitet die Netzwerkpartnerinnen<br />
und -partner bei der Implementierung<br />
von Gender Mainstreaming.<br />
Aufgaben und Struktur des Begleitprojektes<br />
– Vermittlung von Wissen und Erfahrungen in der<br />
Gleichstellungsarbeit unter Nutzung nationaler und<br />
internationaler Kompetenzen (Workshops, Entwicklung<br />
von Bildungsangeboten, projektbezogene<br />
Beratungen etc.)<br />
– Aufbau eines Informationspools (Basisliteratur,<br />
Adressen-Pool von Fachleuten, Aktuelles auf der<br />
Website etc.) und einer Gleichstellungsinfothek (GIT)<br />
– Aufbau und Koordination eines Netzwerkes<br />
– Sensibilisierung, Öffentlichkeitsarbeit, Lobby (Website,<br />
Vorträge, Publikationen)<br />
– Beobachtung der Entwicklung von Gleichstellung<br />
vor allem <strong>im</strong> europäischen Raum und Überprüfen<br />
der Übertragbarkeit der Umsetzung von GM auf<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
– Öffentlichkeitsarbeit<br />
Im Begleitprojekt arbeiten drei Kolleginnen als Kernteam,<br />
die unterstützt werden von freien Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern, studentischen Hilfskräften sowie<br />
Praktikanten und Praktikantinnen mit unterschiedlichen<br />
fachlichen Kompetenzen.<br />
Träger von GM-Consult-MV ist das Frauenbildungsnetz<br />
Mecklenburg-Vorpommern e.V. Als strategisches<br />
Ideen- und Beratungsgremium wurde ein Lenkungsausschuss,<br />
in dem entscheidende Arbeitsmarktpartner<br />
und –partnerinnen (Arbeitsministerium, Frauen- und<br />
Gleichstellungsbeauftragte, Bundesagentur für Arbeit,<br />
Vereinigung der Unternehmerverbände, DGB, <strong>Land</strong>esfrauenrat)<br />
vertreten sind, geschaffen.<br />
Angebot von Leistungen auch außerhalb des Netzwerks<br />
– Vorträge, Workshops, Ausbildungsseminare<br />
– Beratung und Begleitung bei der Umsetzung<br />
von GM<br />
– Theoretisches Know-How, praktische Informationen<br />
und News zum Thema Gleichstellung und GM<br />
(nationale und internationale, insbesondere<br />
schwedische und andere nordeuropäische)<br />
– Studien und Publikationen<br />
– Flying Experts<br />
Die Website von GM-Consult-MV www.gm-consult.org<br />
ist zugleich auch die Website des Netzwerkes. Hier finden<br />
Sie die folgenden Rubriken:<br />
– Aktuelles,<br />
– GM-Consult-MV,<br />
– Gleichstellungslexikon,<br />
– Gleichstellungschronologie,<br />
– Publikationen & Links,<br />
– Impressum,<br />
– GM-Netzwerk-MV.<br />
85
86 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />
Good practice-Messe<br />
Publikationen, die <strong>im</strong> Rahmen des<br />
Projektes GM-Consult-MV erarbeitet wurden<br />
– Rück-Blick<br />
Blick zurück nach vorn<br />
Dezember 2004<br />
– Durch-Blick<br />
Gemeinsam gestalten, gemeinsam verstehen<br />
Juni 2004<br />
– Doppel-Blick<br />
Männlich, Weiblich, Menschlich<br />
Februar 2004<br />
– Ein-Blick<br />
1+1=2,5<br />
Mai 2003<br />
– In Mecklenburg-Vorpommern gemeinsam<br />
Gleichstellung gestalten<br />
Dokumentation zur Fachtagung am 10.11.2003<br />
– Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />
aus der Sicht von Männern in der<br />
Bundesrepublik Deutschland und Schweden<br />
Karl-Heinz Michalek<br />
-Arbeitsmaterial-, 2003<br />
– Männern und Gender Mainstreaming<br />
Dr. Detlev Wahl, 2003<br />
– Gleichstellung – eine zutiefst menschliche<br />
Angelegenheit<br />
Thorsten Laxvik<br />
-Arbeitsmaterial- , übersetzt aus dem Schwedischen<br />
von Prof. Dr. Brigitte Stepanek, 2004<br />
– Mädchen und Jungen in der Jugendarbeit<br />
in Mecklenburg-Vorpommern<br />
Anspruch / Realität / Perspektiven<br />
Dokumentation der Arbeitstagung vom 27. Oktober<br />
2004<br />
– u.a.<br />
Ansprechpartnerinnen von GM-Consult-MV<br />
Dr. Petra Krull<br />
fon 0381-37 58 646<br />
Prof. Dr. Brigitte Stepanek<br />
fon 0381-37 58 647<br />
Die Laufzeit des Projektes: 15.09.2002 – 15.07.2005<br />
(Verlängerungsantrag bis Ende 2005 wurde gestellt)
Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />
Teilzeitausbildung für junge alleinerziehende Mütter<br />
TaF<br />
Teilzeitausbildung für alleinerziehende Frauen<br />
Mit Beginn des Ausbildungsjahres 2001 startete in<br />
Hannover das Ausbildungsprojekt mit Modellcharakter:<br />
TaF - Teilzeitausbildung für alleinerziehende Frauen.<br />
In Zusammenarbeit mit der Stadt Hannover, der EU und<br />
den Kammern (IHK und HWK) bietet TaF eine dreijährige<br />
duale Ausbildung in Teilzeit an, um jungen alleinerziehenden<br />
Müttern eine neue Perspektive zu bieten.<br />
Durch die Durchführung einer Teilzeitausbildung (75%<br />
= 6 Stunden täglich) wird es den Frauen erleichtert ihre<br />
Berufsausbildung und die Betreuung der Kinder miteinander<br />
zu vereinbaren.<br />
Gerade die Zielgruppe der alleinerziehenden Sozialhilfeempfängerinnen<br />
gilt als kaum vermittelbar und erscheint<br />
nur in der Sozialhilfestatistik. Das Fehlen einer<br />
Berufsausbildung erschwert ihnen den Zugang zur Erwerbstätigkeit,<br />
so dass sie bei der Versorgung für sich<br />
und ihre Kinder dauerhaft auf Sozialhilfeleistungen<br />
angewiesen sind. Diese Frauen wollen arbeiten, haben<br />
aber bisher keinerlei Chancen dafür erhalten.<br />
Das Projekt „Teilzeitausbildung für Frauen“ bietet interessierten<br />
Betrieben die Möglichkeit der Ausbildung in<br />
einem Lernortverbund an. Dabei wird an drei Lernorten<br />
ausgebildet:<br />
SINA e.V.<br />
in Zusammenarbeit mit der Stadt Hannover,<br />
der EU, der IHK und HWK<br />
– Bei TaF/ SINA e.V. werden die jungen Frauen durch<br />
spezielle Trainings individuell gefördert.<br />
– Die praktische Ausbildung erfolgt zu mindestens<br />
zwei Dritteln be<strong>im</strong> jeweiligen Kooperationspartner.<br />
– Der fachtheoretische Teil findet in der Berufsschule<br />
statt.<br />
Die Auszubildenden werden nach Tarif bezahlt, wovon<br />
die Betriebe ca. 50% übernehmen. Vor dem Ausbildungsstart<br />
wird in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt<br />
ein Lehrgang durchgeführt, der interessierte Frauen<br />
auf die zukünftige Ausbildung vorbereitet. Dieser<br />
findet <strong>im</strong> Frühjahr statt.<br />
Auszubildende<br />
Was macht TaF eigentlich? TaF möchte jungen Frauen<br />
mit Kind dabei helfen, eine Perspektive für ihre Zukunft<br />
zu finden, in dem sie die Chance auf eine Berufsausbildung<br />
erhalten.<br />
Wer kann teilnehmen?<br />
Alleinerziehende Frauen <strong>im</strong> Alter von 21 bis 27 Jahren,<br />
die <strong>im</strong> Sozialhilfebezug stehen, über mindestens einen<br />
Hauptschulabschluss und gute Deutschkenntnisse<br />
verfügen. Das Sozialamt prüft, ob die Grundvoraussetzungen<br />
erfüllt sind, um zu der Feststellungsmaßnahme<br />
(eine Maßnahme des Arbeitsamtes) eingeladen zu werden.<br />
Wenn die Kinderbetreuung noch unklar ist, wird<br />
TaF bei der Regelung behilflich sein.<br />
Die Feststellungsmaßnahme<br />
Aufgabe der Feststellungsmaßnahme ist es, die Frauen<br />
kennen zu lernen und einzuschätzen, ob die Frauen<br />
wirklich in der Lage sind, eine Ausbildung durchzuführen.<br />
Sind sie zuverlässig, motiviert und stark genug?<br />
Verfügen sie über ausreichende schulische Fähigkeiten?<br />
87
88 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />
Good practice-Messe<br />
...“Aber auch für uns Frauen ist die FM eine gute Sache.<br />
Neben dem Kennen lernen, können wir uns daran gewöhnen,<br />
wieder mehrere Stunden Unterricht zu haben<br />
und nicht nur für die Kinder und den Haushalt da zu<br />
sein. Wir erhalten u.a. eine Einführung in die Grundkenntnisse<br />
des PCs, erstellen ein Selbstprofil, werden<br />
an die Rechtschreibung erinnert, auf die zukünftige<br />
Ausbildung vorbereitet. … Und nicht zu vergessen, das<br />
zweiwöchige Betriebspraktikum, bei dem wir praktische<br />
Einblicke in unsere Berufswahl erhalten. Übrigens auch<br />
bei den Bewerbungen werden wir unterstützt!“...<br />
Die Ausbildung<br />
Haben die Teilnehmerinnen sich als „qualifiziert“ erwiesen,<br />
kann die dreijährige Ausbildung beginnen. Die<br />
tägliche Arbeitszeit beträgt sechs Stunden. Je nach Berufswahl,<br />
besuchen die Teilnehmerinnen ein bis zwei<br />
mal in der Woche die Berufsschule.<br />
...“TaF steht in dauernder Verbindung zu den Betrieben<br />
und den Berufsschulen. Wenn wir also mal Fragen oder<br />
Probleme haben, z. B. <strong>im</strong> Bezug auf Ämter oder in der<br />
Schule, können wir diese mit TaF besprechen und es<br />
wird gemeinsam versucht, eine Lösung zu finden. Aber<br />
auch bei Schwierigkeiten unabhängig von der Ausbildung<br />
ist TaF für uns da.“...<br />
Zusatzunterricht<br />
Der Zusatzunterricht findet 14-tägig zwei Stunden am<br />
Nachmittag statt. Hier können die Frauen aus einem<br />
umfangreichen Angebot von fachspezifischen Unterrichtsinhalten<br />
die Themen auswählen, bei denen sie<br />
Unterstützung benötigen. Ebenso finden regelmäßige<br />
Blockwochen mit berufsspezifischen Unterrichtsinhalten<br />
bei TaF statt.<br />
Ausbildungsvergütung<br />
Neben der Ausbildungsvergütung, für die zur Hälfte<br />
der Betrieb und zur anderen Hälfte die Stadt Hannover<br />
aufkommt, können die Teilnehmerinnen Berufsausbildungsbeihilfe,<br />
Wohngeld, Kindergeld und ggf. (Halb-)<br />
Waisenrente oder auch ergänzende Sozialhilfe beantragen.<br />
Betriebe<br />
Das Projekt „Teilzeitausbildung für Frauen“ bietet interessierten<br />
Betrieben die Möglichkeit der Ausbildung in<br />
einem Lernortverbund an. Das Lernortverbundsystem<br />
stellt sicher, dass Ausbildungsinhalte <strong>im</strong> Rahmen der<br />
Teilzeitausbildung nicht verkürzt werden, sondern reduzierte<br />
Ausbildungszeit durch kompr<strong>im</strong>ierten Unterricht<br />
ausgeglichen wird. Die wöchentliche Arbeitszeit<br />
von 30 Stunden teilt sich auf in:<br />
– fachpraktische Ausbildung in dem Ausbildungsbetrieb<br />
und<br />
– theoretische Ausbildung in der Berufsschule und<br />
auf die Ausbildungszeit von drei Jahren verteilte<br />
berufsbezogene Qualifikation in Form von Unterrichtsblöcken<br />
bei TaF/ SINA e.V.<br />
In diesem Verbund können auch Betriebe ohne Ausbildereignung<br />
bzw. Kleinstbetriebe, die ausbildungsrelevante<br />
Unternehmensbereiche ausgelagert haben,<br />
künftige Mitarbeiterinnen selbst ausbilden und qualifizieren.<br />
Die fehlenden Ausbildungsinhalte werden bei<br />
Sina e.V. ergänzend vermittelt. SINA e.V. koordiniert<br />
die Ausbildung und übern<strong>im</strong>mt Verwaltungsaufgaben<br />
wie z.B. Anmeldung bei der IHK und zu den Prüfungen,<br />
etc. Darüber hinaus erhalten die Auszubildenden Unterstützung<br />
bei der Organisation der Kinderbetreuung,<br />
Klärung finanzieller Fragen, Vorbereitung von Prüfungen<br />
und Problemen in der Berufsschule, dem Betrieb<br />
oder <strong>im</strong> persönlichen Bereich. Dies verringert nicht nur<br />
die „Ausfallzeiten“ während der Ausbildung, sondern<br />
wirkt auch Ausbildungsabbrüchen entgegen.<br />
Für die 3-jährige Ausbildung (z.B. Bürokauffrau, Kauffrau<br />
für Bürokommunikation, Kauffrau <strong>im</strong> Einzelhandel,<br />
u.a.) sucht TaF/ SINA e.V. noch Kooperationsbetriebe.<br />
Betriebe, die sich in der Teilzeitausbildung engagieren,<br />
haben den Vorteil, dass sie einen Zuschuss zur Ausbildungsvergütung<br />
erhalten.<br />
Kontakt<br />
SINA e.V.<br />
Soziale Integration Neue Arbeit e.V.<br />
Nordfelder Reihe 23<br />
30159 Hannover<br />
fon 0511 - 16 98130/ 183/ 9893<br />
Info-TaF@sina-hannover.de
Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />
Fit für den globalen Markt durch zukunftsorientierte<br />
und familienbewusste Personalpolitik<br />
Projektleitung<br />
Petra-Johanna Regner<br />
RubiCon GmbH, Gesellschaft für Organisations- und<br />
Personalentwicklung<br />
Förderung<br />
Europäischer Sozialfonds<br />
FIFA Förderung zur Integration von Frauen auf dem Arbeitsmarkt<br />
des <strong>Land</strong>es Niedersachsen<br />
Kooperationspartner<br />
– Pro Hannover Region<br />
– Europaregion Hannover<br />
– Koordinierungsstelle Frau und Beruf<br />
Region Hannover<br />
– Koordinierungsstelle Frau und Wirtschaft<br />
<strong>Land</strong>kreis Goslar<br />
– Betrieblicher Verbund Frau und Beruf<br />
Braunschweig<br />
– <strong>Land</strong>kreis Peine<br />
Beteiligte Unternehmen<br />
9 Großunternehmen, 12 Klein- und Mittelständische<br />
Unternehmen (KMU), 4 kommunale Verwaltungen<br />
Projektbeschreibung<br />
Das Programm Manage the Difference bietet Unternehmen<br />
und ihren Mitarbeiterinnen die Verbindung von<br />
Kompetenzerweiterung für den globalen Wettbewerb<br />
mit Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und<br />
Beruf. Dafür kooperiert der Projektträger, die RubiCon<br />
GmbH, unternehmens- und regionsübergreifend mit<br />
Kooperationspartnern in Wirtschaft und Kommunen<br />
sowie mit drei von 15 Koordinierungsstellen zur beruflichen<br />
und betrieblichen Förderung von Frauen des<br />
<strong>Land</strong>es Niedersachsen.<br />
Projektziele<br />
MANAGE THE DIFFERENCE<br />
Die Chancen für Frauen in Aufstiegs- und Führungspositionen<br />
zu verbessern und in den Unternehmen für eine<br />
familienbewusste Personalpolitik zu werben, durch:<br />
RubiCon GmbH<br />
– Entwicklung von Managementkompetenz für<br />
weibliche Nachwuchskräfte<br />
– Entwicklung von interkultureller Kompetenz<br />
in Unternehmen und Verwaltungen<br />
– Austausch zwischen Unternehmenskulturen<br />
– Erfahrungstransfer zwischen Generationen,<br />
Hierarchien und Unternehmen<br />
– Entwicklung von Modellen und Lösungen<br />
zur Vereinbarkeit Karriere und Familie<br />
Maßnahmen<br />
– Qualifizierung interkulturelles Projektmanagement<br />
In Manage the Difference qualifizieren sich<br />
32 überwiegend weibliche Nachwuchskräfte in<br />
17 Monaten zur interkulturellen Projektmanagerin.<br />
Coachingqualifizierung für Mentoren und<br />
Mentorinnen.<br />
– Crossmentoring<br />
In ihren Aufgaben als Projektleiterinnen stehen<br />
ihnen Mentoren und Mentorinnen aus 21 Unternehmen<br />
und 4 Verwaltungen unterstützend zur<br />
Seite.<br />
– Vereinbarkeit Karriere und Beruf<br />
Ergänzt werden die Maßnahmen durch ein flankierendes<br />
Angebot von Beratungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen<br />
zur Vereinbarkeit von Familie<br />
und Beruf, insbesondere für Führungsverantwortliche<br />
sowie Partnerworkshops.<br />
– Austausch<br />
zwischen Unternehmen und Verwaltungen in den<br />
Regionen Hannover, Braunschweig, Peine und<br />
Goslar.<br />
Projektträgerschaft<br />
RubiCon GmbH, Gesellschaft für Organisations- und<br />
Personalentwicklung<br />
Heinrich-Kümmel-Straße 8<br />
30169 Hannover<br />
T 0511 – 979 18 91<br />
F 0511 – 979 18 92<br />
info@rubicon-online.de<br />
www.rubicon-online.de<br />
89
90 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />
Good practice-Messe<br />
Modellprojekt.<br />
Neue Ansprechwege von Frauen für IT- Berufe<br />
Modellprojekt zur Erhöhung des Frauenanteils<br />
in der Aus- und Fortbildung<br />
für IT-Berufe in der Stadt Hamm<br />
Projektträger<br />
Forschungsinstitut Arbeit, Bildung, Partizipation e.V.<br />
Institut an der Ruhr-Universität Bochum<br />
Münsterstr. 13-15, 45657 Recklinghausen<br />
Projektleitung<br />
Dr. Karin Derichs-Kunstmann<br />
Bereich Frauen- und Geschlechterforschung <strong>im</strong> FIAB<br />
Projektbearbeitung<br />
Dr. Karin Derichs-Kunstmann<br />
Ursula Wendler-Boeck M.A.<br />
in Kooperation mit<br />
Gesellschaft für Projekttierungs- und<br />
Dienstleistungsmanagement mbH (gpdm)<br />
Sibylle Petry<br />
Roger Voigtländer<br />
Breslauer Str. 31, 33098 Paderborn<br />
Laufzeit<br />
15. August 2002 bis 30. April 2004<br />
Förderung<br />
Ziel 3-Projekt <strong>im</strong> Politikfeld D der <strong>ESF</strong>-kofinanzierten<br />
Arbeitsmarktpolitik<br />
Kontakt<br />
karin.derichs-kunstmann@ruhr-uni-bochum.de<br />
http://www.ruhr-uni-bochum.de/fiab/<br />
Sechs Einrichtungen der beruflichen Aus- und Weiterbildung<br />
der Region Hamm haben gemeinsam mit dem<br />
FiAB daran gearbeitet, Gender Mainstreaming als Querschnittsaufgabe<br />
in ihrer Organisation umzusetzen und<br />
neue Ansprechwege für Frauen in IT-Berufen zu erproben.<br />
Fokus der <strong>im</strong> Projektantrag geplanten Ziele war<br />
die Verbesserung der Zugangschancen von Frauen zu<br />
IT-Berufen und die Erhöhung der Beteiligung von Frauen<br />
an Umschulungen und Fortbildungen für IT-Berufe.<br />
Am Beginn des Projektes war das Kernstück der Arbeit<br />
die Ausrichtung auf eine geschlechterdifferenzierte<br />
Kunden- und Serviceorientierung, um die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Bildungsträger zu stärken.<br />
Im Verlauf des Projektes haben sich die arbeitsmarkt-,<br />
sozial- und weiterbildungspolitischen Rahmenbedingungen<br />
spätestens ab Jahresbeginn 2003 grundlegend<br />
geändert. In Anbetracht der daraus resultierenden akuten<br />
Krisensituation waren die Bildungsträger gefordert,<br />
Lösungen für ihre zukünftige Unternehmensentwicklung<br />
zu finden und eine weitgehende Arbeitsplatzsicherung<br />
der eigenen Beschäftigten zu gewährleisten.<br />
Gendersensible Reorganisationsprozesse bei den sechs<br />
beteiligten Bildungseinrichtungen rückten in den Mittelpunkt<br />
der Projektarbeit.<br />
Gemeinsam mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der<br />
sechs Bildungsträger, der Kommunalstelle Frau und Beruf<br />
in Hamm und dem Regionalsekretariat in der Wirtschaftsförderung<br />
Hamm konnte das Projekt erfolgreich<br />
durchgeführt und abgeschlossen werden.<br />
Ergebnis des Projektes ist die Broschüre „FiT für Gender<br />
Mainstreaming in der beruflichen Aus- und Weiterbildung“.<br />
Autorinnen der Broschüre sind Karin Derichs-<br />
Kunstmann und Ursula Wender-Boeck mit einem Beitrag<br />
von Sibylle Petry.<br />
Mit dieser Publikation soll ein Einblick in Hintergründe<br />
und Vorgehensweisen bei der geschlechtersensiblen<br />
Gestaltung von Reorganisationsprozessen gegeben<br />
werden. Berichte über die Arbeit in den Genderzirkeln<br />
bei vier der beteiligten Bildungseinrichtungen sollen<br />
die Vielfalt der Gestaltungsansätze vorstellen. Auf dieser<br />
Grundlage werden Empfehlungen dafür entwickelt,
Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />
wie in den verschiedenen Handlungsfeldern innerhalb<br />
von Bildungseinrichtungen die Implementierung von<br />
Gender Mainstreaming erfolgen kann. Abschließend<br />
werden in einem Serviceteil Literaturhinweise und Internetadressen<br />
zusammen gestellt.<br />
Die Veröffentlichung richtet sich an Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter bei Bildungseinrichtungen, die Gender<br />
Mainstreaming in ihrer Organisation umsetzen wollen,<br />
ebenso wie an sie unterstützende Beraterinnen und<br />
Berater. Sie soll ihnen Anregungen und Ideen für ihre<br />
Arbeit geben.<br />
„FiT für Gender Mainstreaming in der beruflichen Ausund<br />
Weiterbildung“ kann als <strong>pdf</strong>-Datei von der Webseite<br />
des FIAB heruntergeladen werden:<br />
http://www.ruhr-uni-bochum.de/fiab/<strong>pdf</strong>/onlinetexte/<br />
mfgbd6.<strong>pdf</strong><br />
91
92 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />
Good practice-Messe<br />
Die <strong>Land</strong>esinitiative Sachsen-Anhalt<br />
Die <strong>Land</strong>esregierung in Sachsen-Anhalt will junge<br />
Frauen ermutigen, sich neue Felder und Möglichkeiten<br />
bei der Berufswahl zu erschließen und ihre Fähigkeiten<br />
und Talente speziell <strong>im</strong> technisch-naturwissenschaftlichen<br />
Bereich stärker zu nutzen.<br />
Darüber hinaus sollen die Unternehmen <strong>im</strong> <strong>Land</strong> sensibilisiert<br />
werden, geeignete Rahmenbedingungen zu<br />
schaffen, um Perspektiven für Mädchen und junge<br />
Frauen zu eröffnen.<br />
Aus diesem Grund hat das <strong>Land</strong> Sachsen-Anhalt ein<br />
bundesweit einmaliges Programm, die <strong>Land</strong>esinitiative<br />
„future jobs for girls - Perspektiven für Mädchen und<br />
junge Frauen in Sachsen-Anhalt“, konzipiert und umgesetzt.<br />
Ziel ist es, Schritt für Schritt ein Netzwerk zu entwickeln,<br />
um Mädchen und junge Frauen für zukunftsorientierte<br />
Ausbildungen und Berufen zu interessieren,<br />
ihnen auf ihrem Weg Unterstützung zu geben und<br />
letztendlich berufliche Perspektiven <strong>im</strong> <strong>Land</strong> Sachsen-<br />
Anhalt zu eröffnen.<br />
Mit den nachfolgend beschriebenen Maßnahmen und<br />
Projekten wird ein Bogen gespannt, um Schülerinnen<br />
über Auszubildende, Studentinnen und Absolventinnen<br />
bis hin zu jungen Berufsanfängerinnen in beruflicher<br />
Hinsicht aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und<br />
des <strong>Land</strong>es Sachsen-Anhalt zu fördern.<br />
Das Projekt „double Stepp“ wird über das An-Institut<br />
der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg METOP,<br />
das Praktikantinnenprojekt und das Tutorinnenprojekt<br />
werden über die Deutsche Angestellten-Akademie Halle<br />
realisiert.<br />
Fujogi – future jobs for girls<br />
Die Internetplattform fujogi<br />
Die Internetplattform „fujogi“ (future jobs for girls),<br />
die seit 31. August 2001 freigeschaltet ist, dient der<br />
beruflichen Orientierung und ist speziell für Mädchen<br />
und junge Frauen in Sachsen-Anhalt entwickelt worden.<br />
Auf den WEB-Seiten werden zukunftsorientierte Ausbildungsberufe<br />
und Studienrichtungen vorgestellt.<br />
Dazu wurden Auszubildende und Studentinnen interviewt,<br />
die über ihre ganz persönlichen Erfahrungen<br />
berichten. Darüber hinaus gibt es z. B. nützliche Bewerbungstipps,<br />
Vorstellung weiterer Projekte zur Berufsorientierung<br />
und ein Forum.<br />
double step 1<br />
Lust auf Technik?<br />
double step 1 unterstützt Schülerinnen, die sich für<br />
einen technisch-naturwissenschaftlichen Beruf interessieren,<br />
be<strong>im</strong> Start in Studium oder Berufsausbildung.<br />
Schülerinnen können in zukunftsorientierte Studiengänge<br />
und Berufe hineinschnuppern, von Profis lernen und<br />
dabei möglicherweise den passenden Beruf finden.<br />
double step 1 bietet zwei Module an:<br />
Modul 1: Informationsveranstaltungen<br />
an Schulen in Sachsen-Anhalt<br />
Ab November 2003 gehen Studentinnen an Gymnasien,<br />
Gesamt- oder Sekundarschulen, um Schülerinnen über<br />
das Projekt und über Berufsorientierung allgemein zu<br />
informieren. Dort geben sie nützliche Tipps und Infos<br />
zur Berufsfindung und Berufsorientierung und stellen<br />
die Internetplattform www.fujogi.de vor.<br />
Die Schülerinnen haben hier die Chance, viele Fragen<br />
los zu werden und sich über verschiedene zukunftsorientierte<br />
Berufsbilder schlau zu machen. Dort können<br />
sie sich auch für eine Teilnahme <strong>im</strong> Girls-Technik-Club<br />
bewerben.
Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />
Modul 2: Girls-Technik-Clubs<br />
Diese Clubs werden für jeweils vier Monate gebildet.<br />
Unter dem Motto Girls meet Students treffen sich dort<br />
Schülerinnen (Mentees) mit Studentinnen aus technisch-naturwissenschaftlichen<br />
Studiengängen und Auszubildenden<br />
aus entsprechenden Lehrberufen (Mentorinnen).<br />
Die Studentinnen und Azubis berichten über ihre persönlichen<br />
Erfahrungen in der Ausbildung und auch<br />
über ihre Motive zur Berufswahl. In Technik-Schnupperkursen<br />
können sich die Schülerinnen außerdem selbst<br />
ausprobieren. Gemeinsam mit den Studentinnen und<br />
Azubis bauen und programmieren die Schülerinnen<br />
z. B. Roboter oder sind bei interessanten Laborexper<strong>im</strong>enten<br />
dabei.<br />
Technik live bietet den Schülerinnen Einblicke in den<br />
Universitätsalltag und in Berufsbildende Schulen. Außerdem<br />
können die Schülerinnen an Exkursionen z.B.<br />
zum Buga-Turm, zum Wasserstraßenkreuz oder zum<br />
Flughafen Leipzig-Halle teilnehmen.<br />
Die Teilnahme am Girls-Technik-Club und die Tipps der<br />
„älteren Semester“ machen die Schülerinnen fit, um den<br />
passenden technisch-naturwissenschaftlichen Studiengang<br />
oder Beruf zu finden.<br />
Mentorinnen sind Studentinnen und Azubis, die an<br />
zehn Trainingstagen auf ihre Mitwirkung <strong>im</strong> Projekt<br />
vorbereitet werden. Trainingsinhalte sind z.B. Grundlagen<br />
der Kommunikation, Moderation, Präsentation<br />
und Einführung in die Technik-Schnupperkurse, darüber<br />
hinaus erhalten sie eine Aufwandsentschädigung.<br />
Weitere Informationen gibt es auch <strong>im</strong> Internet unter<br />
www.fujogi.de.<br />
FrauenPraktikum<br />
„... ja, ja – Frauen und Technik“ – wer hat diesen Ausspruch<br />
nicht schon ´mal gehört?!<br />
Wie oft sehen sich Frauen mit diesem Ausspruch konfrontiert<br />
– und wieviele Beispiele für Frauen und Technik<br />
existieren? Es gibt sie, diese Beispiele – nur leider<br />
sind sie oftmals nicht bekannt.<br />
Der Prozentsatz der Frauen, die sich für ein natur- bzw.<br />
ingenieurwissenschaftliches Studium entscheiden,<br />
liegt <strong>im</strong> <strong>Land</strong> Sachsen-Anhalt <strong>im</strong> Durchschnitt bei nur<br />
ca. 27%. Studienrichtungen wie Biologie und Chemie<br />
weichen zwar <strong>im</strong> allgemeinen nach oben davon ab<br />
– Studienrichtungen wie bspw. Verfahrenstechnik und<br />
Informatik liegen allerdings oftmals weit darunter.<br />
Wir wissen, auch junge Frauen sind daran interessiert<br />
zu erfahren, was sich beispielsweise hinter den Begriffen<br />
Umweltanalytik, Nanopartikel, Bionik etc. verbirgt.<br />
Aber es existieren dennoch Rahmenbedingungen, die<br />
eine Entscheidung für einen technischen Beruf oder<br />
eine natur- bzw. ingenieurwissenschaftliche Studienrichtung<br />
erschweren.<br />
Immer noch gibt es Lehrer, die Schülerinnen von der<br />
Wahl des Unterrichtsfaches Physik <strong>im</strong> Abi-Leistungskurssystem<br />
mit dem Hinweis „mach doch lieber Bio<br />
– das PASST besser zu Dir“ abraten.<br />
Im Rahmen einer Initiative des Ministeriums für Gesundheit<br />
und Soziales des <strong>Land</strong>es Sachsen-Anhalt werden<br />
Abiturientinnen durch die DAA-Halle Intensiv-Praktika<br />
angeboten, die ihnen die Möglichkeit geben, unbegründete<br />
Schwellenängste vor einem Studium in den Naturund<br />
Ingenieurwissenschaften abzubauen, Begabungen<br />
zu erkennen und zu fördern, Zweifel und Unklarheiten<br />
über den Inhalt und Einsatzmöglichkeiten nach einem<br />
solchen Studium aus dem Weg zu räumen.<br />
Wir wollen mit diesem Projekt Anstoß geben, Abiturientinnen<br />
Berührungsängste vor natur- und ingenieurwissenschaftlichen<br />
Studiengängen zu nehmen.<br />
Die Abiturientinnen können aus einer nahezu unüberschaubaren<br />
Vielzahl von Themen wählen und damit<br />
ihren ersten Wissensdurst stillen, wobei sie sicherlich<br />
Gefahr laufen, vom Feuer der Wissenschaft erfasst zu<br />
werden. ;-))<br />
In einem Zeitraum von 2 Monaten erproben sich die<br />
Abiturientinnen mit fachlicher Begleitung konkret an<br />
einem Projekt <strong>im</strong> natur- bzw. ingenieurwissenschaftlichen<br />
Bereich. So können evtl. falsche Vorstellungen der<br />
Studieninhalte und Berufsbilder bereits vor Aufnahme<br />
eines Studiums korrigiert und evtl. auch einem späteren<br />
Abbruch vorgebeugt werden.<br />
In diesem Jahr wird das Projekt bereits zum 6. Mal<br />
durchgeführt. In den bisherigen Durchläufen nutzten<br />
mehr als 500 Abiturientinnen dieses Praktikum - zum<br />
einen zur Bestätigung ihres Studienwunsches - zum anderen<br />
dazu, existierende Zweifel in der Wahl der Studienrichtung<br />
aus dem Weg zu räumen.<br />
93
94 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />
Good practice-Messe<br />
Es tut den Abiturientinnen sehr gut, einmal mehr als<br />
nur einen Tag oder eine Woche zu erfahren, was zu<br />
einem Studium der Natur- bzw. Ingenieurwissenschaften<br />
gehört.<br />
Parallel dazu wurde ein 2. Projekt ins Leben gerufen,<br />
das <strong>im</strong> Studium selbst ansetzt.<br />
Tutorienprojekt<br />
Dieses Projekt richtet sich insbesondere an Studienanfängerinnen<br />
aber auch an Studentinnen jüngerer und<br />
älterer Semester natur- und ingenieurwissenschaftlicher<br />
Studiengänge gleichermaßen. Es gilt, die Attraktivität<br />
dieser Studiengänge für Frauen zu erhöhen, den<br />
Anteil der Studienabrecherinnen zu vermindern und<br />
die Möglichkeiten für einen erfolgreichen Abschluss zu<br />
erweitern. Gleichzeitig soll das Selbstbewusstsein der<br />
Studentinnen gestärkt, die Zusammenarbeit untereinander<br />
gefördert und Freiräume geschaffen werden, in<br />
denen Frauen voneinander und miteinander lernen und<br />
sich austauschen können.<br />
Wer selbst als Frau einmal ein natur- oder ingenieurwissenschaftliches<br />
Studium absolviert hat, kann sich<br />
sicherlich an volle Hörsäle mit vorwiegend männlichen<br />
Studenten erinnern - an die Wirren des Anfangs, daran,<br />
dass man sich erst einmal orientieren musste – sich<br />
in der vermeindlichen Männerwelt zurechtfinden, den<br />
Campus, die Struktur und Organisation der Uni oder<br />
Hochschule durchschauen und die Hürden des Studienbeginns<br />
nehmen musste.<br />
Fragen wie: „Welche Bücher kaufe ich mir nun wirklich?<br />
Woher erhalte ich ein Skript zur entsprechenden Vorlesungsreihe?<br />
Wo sitzt der StuRa? Wo kann ich BaFöG<br />
beantragen? usw. usw. ... kreisen in den Köpfen und<br />
beeinträchtigen manchmal den eigentlichen Studienablauf<br />
doch ganz erheblich.<br />
Vielen wäre in dieser Zeit eine helfende Hand – ein<br />
nützlicher Tip – recht gewesen, hätte man dann doch<br />
die Energie, die man für die Grundorganisation des Studiums<br />
hergeben musste, für die eigentlichen Studieninhalte<br />
nutzen können ...<br />
Dazu kommen Zweifel am eigenen Geschlecht – man<br />
könne sich ja evtl. vor den männlichen Kommilitonen<br />
blamieren, man müsse sich beweisen, sich unter erhöhten<br />
Erfolgsdruck stellen, weil man ja bestehende Vorurteile<br />
widerlegen möchte ... das kann sich durchaus<br />
auch auf die Gefühlswelt zwischen den StudentInnen<br />
auswirken – und das nicht <strong>im</strong>mer förderlich ...<br />
Schon bei Studienbeginn soll den Studentinnen, die sich<br />
für ein Studium in natur- oder ingenieurwissenschaftlichen<br />
Fachrichtungen entschieden haben, deshalb das<br />
Gefühl gegeben werden, die richtige Wahl getroffen zu<br />
haben. Sie erhalten jede Form der Unterstützung, sei<br />
es bei der Planung der Vorlesungen und Seminare, bei<br />
den ersten Kontakten zu stofflichen Grundlagen und<br />
zur neuen sozialen Umwelt.<br />
Durch dieses „Tutorienprojekt“ sollen für junge Frauen<br />
in einem natur- bzw. ingenieurwissenschaftlichen<br />
Studiengang Freiräume geschaffen werden, in denen<br />
sie sich -und das auch und vor allem einmal ohne den<br />
Einfluss und die Teilnahme der männlichen Welt - ausprobieren,<br />
testen, üben, orientieren und finden – voneinander<br />
und miteinander lernen können. Hier können<br />
die jungen Frauen frei von Gefühlen zur männlichen<br />
Welt, die die eigene Sicht auf die Dinge schon einmal<br />
verwischen können, sagen, was sie bewegt, welche Probleme<br />
sie lösen möchten und überlegen, welches der<br />
beste Weg zur Lösung ist – ohne die Einwendungen der<br />
männlichen Mitstudenten.<br />
Die Studienanfängerinnen können in diesem Tutorium<br />
einen Anlaufpunkt zur Lösung fachlicher als auch organisatorischer/sozialer<br />
Probleme finden – die älteren<br />
Studentinnen können sich in der Tätigkeit als Tutorin<br />
zusätzliche Kompetenzen für sich und für ihren späteren<br />
Aufgaben- und Einsatzbereich erwerben.<br />
Dieses Projekt startete <strong>im</strong> März 2002 zum 1. Mal und<br />
bis zum heutigen Zeitpunkt wurden Tutorien durchgeführt,<br />
die sowohl den teilnehmenden Studentinnen als<br />
auch den Tutorinnen selbst großen Nutzen brachten.<br />
Es existieren bereits positive Effekte / Synergien zwischen<br />
allen Teilprojekten.<br />
Einige der jungen Frauen, die Teilnehmerin <strong>im</strong> Frauenpraktikum<br />
waren, sind bereits als Tutorin <strong>im</strong> Tutorienprojekt<br />
oder als Mentorin in double Step tätig.<br />
Das Tutorienprojekt wird wie das Praktikumsprojekt<br />
durch das Ministerium für Gesundheit und Soziales<br />
des <strong>Land</strong>es Sachsen-Anhalt und die Europäische Union<br />
finanziert und an und mit den Universitäten und Hochschulen<br />
des <strong>Land</strong>es Sachsen-Anhalt unter der Projektleitung<br />
der Deutschen Angestellten-Akademie Halle /<br />
Saale durchgeführt und umgesetzt.
Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />
Weitere Informationen<br />
– zum Frauenpraktikum unter<br />
www.frauenpraktikum.de<br />
– zum Tutorienprojekt unter<br />
www.tutorinnen.de.<br />
Kontakt<br />
Deutsche Angestellten-Akademie Halle / Saale<br />
Merseburger Straße 237<br />
06130 Halle / Saale<br />
fon 0345 / 13687-202<br />
fax 0345 / 13687-150<br />
christiane.rietz@daa-bw.de<br />
Projektleitung<br />
Christiane Rietz<br />
Frauen & Technik –<br />
...das geht sehr wohl ! ! !<br />
double step 2<br />
Technik und Kompetenz<br />
In double step 2 werden in Anlehnung an das erfolgreich<br />
verlaufene Modell-Projekt „Frauen ins Management in<br />
Sachsen-Anhalt“ je zwei Shadow- und Top-Sequenzen<br />
durchgeführt. Absolventinnen, Studentinnen und junge<br />
Berufsanfängerinnen erhalten realistische Einblicke in<br />
die Berufs- und Führungspraxis und können auf diesem<br />
Weg die Vielfalt beruflicher Perspektiven kennen lernen<br />
und die Chancen für den Berufseinstieg wahrnehmen.<br />
Für die Mentees soll sich durch das Programm ein<br />
Netzwerk zur Förderung und Vermittlung von jungen<br />
Frauen entwickeln und sie sollen zum Knüpfen eigener<br />
Netzwerke und Beziehungen angeregt werden.<br />
Shadows<br />
Shadows sind Absolventinnen oder Studentinnen (ab<br />
dem 7. Semester) eines zukunfts-orientierten Studienganges<br />
an einer Universität oder Fachhochschule des<br />
<strong>Land</strong>es. Sie können in diesem Projekt erste Berufs- und<br />
Führungserfahrungen sammeln und gleichzeitig ihre<br />
Kompetenzen erweitern.<br />
Das Projekt bietet:<br />
– ein 6-monatiges Praktikum in Unternehmen an<br />
der Seite von berufs- und führungserfahrenen<br />
MentorInnen,<br />
– ein begleitendes Trainingsprogramm zur Entwicklung<br />
überfachlicher Kompetenzen<br />
(wie Gruppen- und Teamarbeit, Projektmanagement,<br />
Kommunikation, Work-Life-Balance etc.),<br />
– ein individuelles Coaching zur Berufswegplanung,<br />
– ein begleitendes Transfer- und Diskursprogramm<br />
mit Workshops, Präsentationen, Gesprächsrunden<br />
etc. und<br />
– eine Aufwandsentschädigung in der Zeit des<br />
Praktikums.<br />
1. Sequenz: Start April 04<br />
2. Sequenz: Start April 05<br />
Tops<br />
Tops sind Berufsanfängerinnen mit akademischem<br />
Abschluss in einem zukunfts-orientierten, insbesondere<br />
technisch- naturwissenschaftlichen Beruf. Sie streben<br />
Führungspositionen an und können von den Berufsund<br />
Lebenserfahrungen einer Mentorin profitieren.<br />
Das Projekt bietet:<br />
– die Vermittlung von direkten Beziehungen zu<br />
berufserfahrenen Frauen als Mentorinnen,<br />
– ein begleitendes Trainingsprogramm zur Entwicklung<br />
überfachlicher Kompetenzen,<br />
(wie Gruppen- und Teamarbeit, Projektmanagement,<br />
Kommunikation, Work-Life-Balance etc.),<br />
– ein individuelles Coaching zur Berufswegplanung,<br />
– ein begleitendes Transfer- und Diskursprogramm<br />
mit Workshops, Präsentationen,<br />
Gesprächsrunden etc.<br />
1. Sequenz: Start Dezember 03<br />
2. Sequenz: Start Dezember 04<br />
Die Aufnahme in das Mentoring-Programm<br />
erfolgt auf der Grundlage einer eingereichten Bewerbung,<br />
eines Aufnahmegesprächs und eines Auswahlverfahrens.<br />
Weitere Informationen<br />
gibt es auch <strong>im</strong> Internet unter<br />
www.double-step.de.<br />
95
96 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />
Good practice-Messe<br />
Schleswig-Holstein-weit:<br />
Frau und Beruf<br />
an der Schnittstelle<br />
Gestartet 1989 mit einem Bundes-Modellprojekt und<br />
weiterentwickelt, so dass es seit 1996 ein flächendeckendes<br />
Beratungs-Angebot gibt: 12 Beratungsstellen-<br />
in den Kreisen und Städten und 1x speziell für Bäuerinnen<br />
landesweit.<br />
Neben der Beratung von Frauen (Langzeitarbeitslosen,<br />
Berufsrückkehrerinnen, Erziehungsurlauberinnen<br />
– Einzeln, in Gruppen sowohl in der Beratungsstelle als<br />
auch <strong>im</strong> Beratungsmobil in kleineren Orten) ist es Aufgabe<br />
von FRAU & BERUF strukturpolitisch zu wirken.<br />
Ziel ist, die Chancen von Frauen auf dem Arbeitsmarkt<br />
zu verbessern. Die Beratungsstellen sind aktiv, um<br />
Wirtschaftsförderung, Kammern, Weiterbildungs- und<br />
Beschäftigungsträger und Betriebe für die besonderen<br />
Erwerbsbedingungen von Frauen zu sensibilisieren und<br />
sie zu einer gezielten Förderung von Frauen anzuregen.<br />
Die Beraterinnen verstehen sich diesbezüglich als<br />
Kooperationspartnerinnen und Impulsgeberinnen. Es<br />
werden konkrete Projekte initiiert und (oft in Kooperation)<br />
durchgeführt, um die spezifischen Erwerbsbedingungen<br />
von Frauen zu erleichtern.<br />
Unterstützt werden die strukturpolitischen Aktivitäten<br />
durch Öffentlichkeitsarbeit. Durch die Vermittlung von<br />
Fachwissen sollen einerseits die Frauen und andererseits<br />
die Akteure des Arbeitsmarktes über spezifische<br />
Themen und Entwicklungen informiert werden. Ziel<br />
ist es, neue Themenstellungen <strong>im</strong> Bewusstsein der<br />
Öffentlichkeit zu verankern, um eine Veränderung zu<br />
bewirken. Darüberhinaus gibt es eine Vernetzung auf<br />
<strong>Land</strong>esebene (LAG der Beratungsstellen) und Mitarbeit<br />
auf Bundesebene (BAG FRAU&BERUF).<br />
Im Rahmen der für alle geltenden Kernaufgaben haben<br />
sich die Beratungsstellen auf best<strong>im</strong>mte Zielgruppen<br />
bzw. auf best<strong>im</strong>mte Themen spezialisiert. Diese Spezialisierung<br />
ergibt sich aus den Rückmeldungen der<br />
ratsuchenden Frauen bzw. aus der von den Beratungsstellen<br />
durchgeführten Regionalanalyse zu den Gegebenheiten<br />
vor Ort. Darüber haben sich die Beraterinnen<br />
zu Expertinnen entwickelt und über die Jahre ein<br />
engmaschiges Kooperationsnetz geflochten. So sind<br />
tragfähige Strukturen gewachsen, die Voraussetzung<br />
für eine effektive Arbeit sind.<br />
Qualitätssicherung und Erfolgskontrolle erfolgt durch<br />
eine (landes- und bundesweit veröffentlichte) Selbstevaluation.<br />
Voraussetzung für eine engagierte und fundierte Arbeit<br />
ist die finanzielle Absicherung, sie erfolgt über <strong>Land</strong>esmittel,<br />
teils kommunale Zuschüsse und Mittel aus dem<br />
Europäischen Sozialfond.<br />
– für die LAG FRAU & BERUF –<br />
Doris Schneider<br />
FRAU & BERUF Steinburg<br />
Bahnhofstr. 27<br />
25524 Itzehoe<br />
Anke Cornelius-Heide<br />
FRAU & BERUF Dithmarschen<br />
Marschstr.30a<br />
25704 Meldorf
Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />
Weiterbildung für Frauen und Männer in der Elternzeit<br />
(Berufsrückkehrer/-innen)<br />
Ausgangssituation<br />
Die Elternzeit ist ein wichtiger Lebensabschnitt für jun-<br />
ge Mütter bzw. Väter, in dem sie viele komplett neue<br />
Erfahrungen sammeln. Dabei kommt es häufig vor,<br />
dass berufliche Erfahrungen und Kenntnisse in den<br />
Hintergrund treten. Nutzen die Mütter bzw. Väter die<br />
Möglichkeit einer mehrjährigen Elternzeit, entsprechen<br />
ihr Berufswissen und die diesbezüglichen Fähigkeiten<br />
nicht mehr den aktuellen Anforderungen, so dass ein<br />
Fortbestehen eines Arbeitsverhältnisses in Frage stehen<br />
kann.<br />
Mütter und Väter stellen als Berufsrückkehrer/-innen<br />
jedoch ein hoch motiviertes Arbeitskräftepotenzial dar.<br />
Sie verfügen über vielfältige Erfahrungen, die sie als<br />
Fachkräfte in Unternehmen einbringen können. Wenn<br />
sie darüber hinaus bereits während ihrer Elternzeit beginnen,<br />
ihre Qualifikationen zu aktualisieren, kann das<br />
ihre Chancen auf Erhalt des von ihnen gewünschten Arbeitsverhältnisses<br />
<strong>im</strong>mens erhöhen. Zudem erweitern<br />
sie bereits während der Elternzeit ihren Horizont und<br />
richten ihre Kraft auch auf den eigenen beruflichen Wiedereinstieg.<br />
Wie kam es zum Projekt?<br />
Die Euro-Schulen in Thüringen haben das Projekt zur<br />
Förderung aus Mitteln des <strong>ESF</strong> beantragt. So startete<br />
das Projekt „Elternzeit“ <strong>im</strong> Herbst 2003 in Thüringen an<br />
6 Standorten: in Altenburg, Erfurt, Gera, Jena, Pößneck<br />
und Saalfeld.<br />
Zielgruppe<br />
Das Qualifizierungsangebot richtet sich an Frauen und<br />
Männer, die in ungekündigten Arbeitsverhältnissen stehen<br />
und die Elternzeit ununterbrochen und länger als<br />
ein Jahr in Anspruch nehmen.<br />
Sie können die Elternzeit nutzen, um sich in dieser Phase<br />
gezielt auf die Rückkehr in das Erwerbsleben vorzubereiten.<br />
Die Teilnehmer/-innen haben keine Ansprüche auf Förderung<br />
nach SGB III. Sie stehen dem Arbeitsmarkt wöchentlich<br />
weniger als 15 Stunden zur Verfügung.<br />
Ziel<br />
Berufsrückkehrer/-innen werden durch gezielte modulare<br />
Wissensvermittlung an die aktuellen Erfordernisse<br />
ihrer Branche bzw. ihres vorhandenen oder zukünftigen<br />
Arbeitsplatzes herangebracht. Der Wiedereinstieg<br />
in das Erwerbsleben wird opt<strong>im</strong>al vorbereitet.<br />
Die erworbenen Qualifikationen und Kompetenzen<br />
werden den Teilnehmer/-innen mit einem Zertifikat der<br />
Euro-Schulen Erfurt bestätigt.<br />
97
98 Good Practices Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung<br />
Good practice-Messe<br />
Inhalt und Ablauf<br />
Inhaltlich richtet sich die Maßnahme auf die Entwick-<br />
lung, Festigung, Vertiefung und Erweiterung von fachli-<br />
chen und sozialen Kompetenzen, die in der Berufs- und<br />
Arbeitswelt grundlegend in nahezu jedem Beruf benötigt<br />
werden.<br />
Organisatorisch gewährleistet das Modulsystem eine<br />
anforderungsgerechte Nutzung.<br />
Dabei kann nicht nur eine teilnehmerbezogene Inhaltsauswahl<br />
erfolgen, sondern die gesamte Lehrgangsorganisation<br />
an die Teilnehmerwünsche und -bedürfnisse<br />
angepasst werden.<br />
Besonderen Stellenwert erhält das Modulsystem durch<br />
die unkomplizierte Integration konkreter Qualifizierungsforderungen<br />
bestehender oder zukünftiger Arbeitgeber.<br />
Zur Erhaltung bzw. Erweiterung der Qualifikation und<br />
des Kontaktes der Berufsrückkehrer/-innen zur bisherigen<br />
beruflichen Tätigkeit werden je nach individuellen<br />
Voraussetzungen spezifische Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote<br />
in Abst<strong>im</strong>mung mit dem Arbeitgeber<br />
durchgeführt.<br />
Die Qualifizierungszeiten sind familienfreundlich gestaltet<br />
(zwe<strong>im</strong>al wöchentlich vormittags von 8.00 Uhr<br />
bis 12 Uhr).<br />
Das Bildungsangebot wird von Anfang an mit einer<br />
Beratung zur Unterbringung der Kinder während der<br />
Kurszeiten verknüpft.<br />
Neben der Qualifizierung erfolgt eine sozialpädagogische<br />
Begleitung, die bei der Erfassung und Lösung<br />
möglicher Probleme, wie z. B. Organisation der Kinderbetreuung,<br />
Mobilität, Management aller familiären<br />
und beruflichen Aufgaben, unterstützt und damit den<br />
beruflichen Wiedereinstieg erleichtert.<br />
Modularer Qualifizierungsplan<br />
Der <strong>im</strong> Folgenden dargestellte modulare Qualifizierungsplan<br />
ist ein Modell, das entsprechend den Vorstellungen<br />
von Arbeitgebern und natürlich der Teilnehmer/-innen<br />
schnell verändert und ergänzt werden<br />
kann.<br />
Modul 1<br />
Selbstkompetenztraining<br />
– Selbsteinschätzung/Berufliche Orientierung<br />
– Zeitmanagement<br />
– Erstellen schriftlicher Bewerbungsunterlagen<br />
– Gesprächstraining<br />
Modul 2<br />
Neue deutsche Rechtschreibung<br />
– Grundsätze der neuen Rechtschreibregelung,<br />
Einzelregelungen, Anwendungsübungen<br />
Modul 3<br />
Englisch / Wirtschaftsenglisch<br />
– Sprachliche Grundlagen<br />
– Allgemeine Konversation<br />
– Wirtschaftsenglisch<br />
Modul 4<br />
Informations- und Kommunikationstechnologien<br />
incl. ECDL<br />
– Grundlagen der Informationstechnik<br />
– Computerbenutzung und Betriebssystem WINDOWS<br />
2000<br />
– Textverarbeitung WORD 2000<br />
– Tabellenkalkulation EXCEL 2000<br />
– Internet, Informations- und Kommunikationsnetze<br />
Modul 5<br />
Betriebswirtschaftliche Grundlagen<br />
– Buchführung<br />
– Jahresabschluss<br />
– Kosten- und Leistungsrechnung<br />
Modul 6<br />
Marketing-Praxis<br />
– Marketinginstrumente<br />
– Informationsrecherche, Präsentation<br />
– Kundenorientierung, Kundendienst
Gendergerechte Mainstreamingprojekte und frauenspezifische Förderung Good Practices<br />
Modul 7<br />
Personalwirtschaft<br />
– Personalentwicklung <strong>im</strong> Unternehmen<br />
– Interne und externe Personalrekrutierung, Formen<br />
der Erwerbsarbeit<br />
– Arbeitsrecht, Kündigungs- und Mutterschutz<br />
– Ausgestaltung von Arbeitsverträgen<br />
Modul 8<br />
Sozialrecht<br />
– Grundlagen der Sozialgesetzgebung/Sozialgeset–<br />
bücher<br />
– Erziehungsgeldgesetz<br />
– Kindergeldgesetz<br />
Durchführung<br />
Momentan wird das Projekt an 4 Thüringer Standorten<br />
durchgeführt, u.a. 20 Teilnehmerinnen in Erfurt. Die<br />
Euro-Schulen waren bei der Organisation der Kinderbetreuung<br />
behilflich, Unterrichtszeiten und spezifische<br />
Unterrichtsinhalte werden an die Bedürfnisse der Teilnehmerinnen<br />
angepasst. Die Teilnehmerinnen sind mit<br />
Engagement und Begeisterung bei der Sache und nutzen<br />
diese heute nahezu unglaubliche Möglichkeit, sich<br />
kostenfrei weiterzubilden, um einen Wiedereinstieg ins<br />
Berufsleben zu erleichtern.<br />
Insgesamt findet das Projekt großen Anklang, es gibt<br />
bereits weitere Nachfragen zu neuen Kursbeginnen.<br />
99
100 Abschluss der Fachtagung<br />
Herr Bürgermeister Dr. Scherf<br />
Gleich zu Beginn zwei Bitten um Verständnis:<br />
1. Ich empfinde das Wort „Gender Mainstreaming“ als<br />
unhandlich und seine abgeleiteten, teilweise in die<br />
deutsche Sprache überführten Unter-Begriffe als Wort-<br />
Ungetüme. Bitte sehen Sie es mir nach, wenn ich mich<br />
nicht <strong>im</strong>mer dieser Terminologie bediene. Ich will <strong>im</strong><br />
Folgenden hin und wieder lieber von „Geschlechterperspektive“<br />
oder „Geschlechtersicht“ reden, wenn es<br />
um die „Genderperspektive“ geht.<br />
2. Der Titel meines Vortrages <strong>im</strong> Programmheft klingt so<br />
hölzern, dass ich, wäre ich Teilnehmer, nie zu solch<br />
einem Programmpunkt gehen würde. Bitte gewähren<br />
Sie mir die Freiheit, keinen braven Sachstandsbericht<br />
abzuliefern, sondern aus ausgewählten Bereichen<br />
der bremischen Verwaltung zu berichten und zwar<br />
mit Blick auf die Probleme be<strong>im</strong> Umgang mit dieser<br />
neuen Geschlechterperspektive.<br />
Seit dem Jahr 2002 sind wir an dem Thema Gender<br />
Mainstreaming dran. Und seit Mitte 2003 sind wir dabei,<br />
ein vom Senat beschlossenes Konzept zur Verankerung<br />
der Geschlechterperspektive in der bremischen<br />
Verwaltung umzusetzen. Wir tun dies zunächst in Pilotprojekten<br />
in ausgewählten Bereichen:<br />
Beispiel Kindergärten<br />
In einem Pilotprojekt versuchen wir, den Anteil an<br />
männlichem Betreuungspersonal in unseren KiTas zu<br />
erhöhen. Hier soll – ausnahmsweise – die Dominanz<br />
der Frauen gemildert werden, da die Kinder auch männliche<br />
Identifikationsfiguren brauchen.<br />
Beispiel Beratung bei Existenzgründungen<br />
In <strong>Bremen</strong> werden 37 Prozent der Existenzgründungen<br />
von Frauen unternommen (<strong>im</strong> Bund sind es 27%). Bekannt<br />
ist, dass Frauen oft „anders gründen“ als Männer.<br />
Sie brauchen dementsprechend eine andere Beratung:<br />
Die Lebensumstände, aus denen heraus sie ein Unternehmen<br />
gründen, unterscheiden sich oft gravierend<br />
Umsetzung von Gender Mainstreaming<br />
in der bremischen Verwaltung<br />
von der Lebenssituation, in der Männer zu Gründern<br />
werden. In <strong>Bremen</strong> haben wir unsere Existenzgründerberatung<br />
darauf eingestellt und unsere Förderpraxis<br />
entsprechend flexibilisiert (Projekt „B.E.G.IN.“).<br />
Die Erfahrung hat gezeigt: Eine Sensibilität für die Geschlechterperspektive<br />
und eine daraus folgende Beachtung<br />
dieser Sichtweise wächst nicht von unten in<br />
eine Organisation hinein. Sie ist nur über die Spitzen<br />
der Hierarchien auf Ressort-, Verwaltungs-, Ämter- und<br />
Betriebsebenen einzuführen – top-down. Und es muss<br />
in den Verwaltungseinheiten Spezialistinnen und Spezialisten<br />
für dieses Unterfangen geben, die mit Hilfe<br />
von Pilotprojekten das Thema angehen; es sind die sogenannten<br />
– Achtung Wort-Ungeheuer – Gender-Beauftragten.<br />
Sie sollen die Leitungen bei diesem top-down-<br />
Prozess unterstützen.<br />
Und diese Gender-Beauftragten haben wir in <strong>Bremen</strong> in<br />
der Hierarchie auch relativ weit oben platziert: Sie sind<br />
Referats- oder Abteilungsleiter, freigestellt sind sie dafür<br />
natürlich nicht.<br />
Pilotprojekte, Gender-Beauftragte in den Verwaltungen,<br />
eine ressortübergreifende Arbeitsgruppe – dies alles<br />
macht deutlich, dass die Einführung und Einübung einer<br />
geschlechterspezifischen Sicht- und Handlungsweise<br />
nicht einfach ist.<br />
Obendrein stehen am Anfang vieler der begonnenen Pilotprojekte<br />
noch zwei zusätzliche Probleme: Außer den<br />
wirklichen Gender-Experten hatten viele der Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer an den Projekten zuvor keine<br />
Ahnung von oder gar Erfahrungen mit Gender Mainstreaming.<br />
<strong>Bremen</strong> bietet in seinem Ausbildungs- und Fortbildungszentrum<br />
des Senators für Finanzen zwar entsprechende<br />
allgemeine Fortbildungen an, dennoch betreten<br />
die Teilnehmer der Pilotprojekte in der Regel Neuland.
Und weiterhin – das zeigen auch unsere Erfahrungen in<br />
<strong>Bremen</strong> – steht am Anfang vieler Umsetzungs-Projekte<br />
zunächst eine notwendige und manchmal mühsame<br />
Phase der Datenerhebung: Denn viele unserer Erkenntnisse<br />
darüber, wie wir unsere Alten versorgen, unsere<br />
Kinder betreuen oder unterrichten, unsere Bürger bedienen<br />
oder mit Vorschriften beglücken, enthalten nichts<br />
darüber, wie dies bei diesen Menschen als Frauen und<br />
Männern, als Jungen und Mädchen ankommt und bewertet<br />
wird. Wir wissen oft nicht, ob unsere Dienstleistungen<br />
und unser Handeln und unsere Planungen von<br />
Männern und Frauen unterschiedlich beurteilt werden<br />
und wenn ja, wie. Dafür ein Beispiel <strong>im</strong> Zusammenhang<br />
mit der Umgestaltung eines städtischen Grünzuges:<br />
Um eine stärkere Annahme dieses Freiraums zu erreichen,<br />
brauchen wir genauere Kenntnisse aus der<br />
Geschlechterperspektive über Bedarfe, Wünsche und<br />
Nutzungsvorstellungen der einzelnen Bevölkerungsgruppen,<br />
insbesondere auch aus Migrantenfamilien,<br />
die das Freigelände besuchen. Ein besonderes Ziel ist<br />
dabei, dass sich mehr Mädchen mit dem Grünzug identifizieren,<br />
denn damit – so zeigt die Erfahrung – kann<br />
dem Vandalismus entgegen gewirkt werden.<br />
Deshalb also die Befragungen, Datenerhebungen und<br />
deren Auswertung am Anfang der Projekte – auch wenn<br />
das manchmal aussieht wie Arbeitsbeschaffung für Statistiker<br />
und Sozialwissenschaftler. Und weil diese Anfangsarbeit<br />
Personal und Geld erfordert, ist sie oft eine<br />
zusätzliche Hürde.<br />
Der Senat hat <strong>im</strong> übrigen beschlossen, dass alle Ressorts<br />
bei allen Datenerhebungen und Statistiken die<br />
Daten möglichst geschlechterdifferenziert erheben und<br />
auswerten müssen. So soll nach und nach eine Datengrundlage<br />
unter Beachtung der Geschlechterperspektive<br />
entstehen.<br />
Im Bericht des Senators für Finanzen über unseren Personalhaushalt<br />
ist dies beispielsweise schon vorbildhaft<br />
der Fall. Mit Hilfe entsprechender Kennzahlen konnte<br />
ein differenziertes Bild der Entlohnungsstrukturen in<br />
der bremischen Verwaltung gewonnen werden.<br />
Andererseits bedarf es in Sitzungen des Senats noch<br />
<strong>im</strong>mer der Erinnerungen und Ermahnungen von Ulrike<br />
Hauffe an die Ressorts, die geschlechtersensible Datenerhebung<br />
auch wirklich konsequent zu praktizieren.<br />
Und noch ein Beispiel aus einem zwar etwas verborgenen,<br />
sozialpolitisch aber doch sehr wichtigen Bereich:<br />
In der Handhabung des Betreuungsrechts fragen wir<br />
Abschluss der Fachtagung<br />
uns derzeit: Werden Männer und Frauen, die die Hilfe<br />
eines Vormundes brauchen, unterschiedlich betreut?<br />
Und gibt es unter der Geschlechterperspektive Unterschiede<br />
bei den Betreurinnen und Betreuern, betreuen<br />
sie unterschiedlich, wird ihre Arbeit je nach Geschlecht<br />
unterschiedlich vergütet? Müssen das Betreuungsrecht<br />
und seine Handhabung vielleicht geändert werden? Die<br />
Ergebnisse der laufenden Studie werden uns dazu Antworten<br />
liefern.<br />
<strong>Bremen</strong> ist dabei, die Geschlechterpersepktive, die Sensibilität<br />
für die (mögliche) Unterschiedlichkeit <strong>im</strong> Planen<br />
und Handeln unserer Verwaltung in den Mainstream<br />
seiner Arbeit einließen zu lassen. Wir haben angefangen<br />
und ich denke, wir sind auf einem guten Weg.<br />
Und weil wir ja aus Einsicht in das Notwendige das<br />
Gender Mainstreaming als top-down-Prozess organisiert<br />
haben, möchte ich für den Senat mit Nachdruck<br />
sagen:<br />
Wir machen nicht nur Gender Mainstreaming,<br />
wir brauchen es.<br />
Es bringt uns näher an die Bürgerinnen und Bürger<br />
unserer Stadt.<br />
Es profiliert unsere Arbeit und macht sie besser.<br />
Und weil damit unsere Ressourcen besser eingesetzt<br />
werden, sparen wir eines Tages<br />
– wer weiß – damit auch Geld.<br />
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.<br />
(Es gilt das gesprochene Wort)<br />
101
102 Anlagen<br />
Good practice-Liste (alle präsentierten Projekte)<br />
Projekttitel Träger Ansprechpartner/in E-Mail<br />
Ada-Lovelace-Projekt<br />
Mentorinnen-Netzwerk<br />
für Frauen in Technik und<br />
Naturwissenschaft“<br />
IT-<strong>Land</strong>Frauen<br />
Strategien der <strong>Land</strong>Frauen<br />
<strong>im</strong> Medienzeitalter<br />
Manage the Difference<br />
Fit für den globalen Markt<br />
Coaching Begleitprojekt<br />
“Gender Mainstreaming <strong>im</strong><br />
<strong>ESF</strong> in Baden-Württemberg“<br />
NAF-IT<br />
neue Ansprechwege für<br />
Frauen in IT-Berufen<br />
Familienbewußte<br />
Arbeitswelt<br />
Weiterbildung für Männer<br />
und Frauen in Elternzeit<br />
Profiling, Arbeit, Qualifikation<br />
und Integration<br />
Projektpräsentation <strong>im</strong> Forum III<br />
Universität Koblenz Gaby Husel husel@uni-koblenz.de<br />
Deutscher <strong>Land</strong>Frauenverband<br />
e.V. (dlv)<br />
Berlin<br />
RubiCon GmbH<br />
Hannover<br />
proInnovation GmbH<br />
Stuttgart<br />
Dr. Monika Michael michael@landfrauen.info<br />
Petra-Johanna<br />
Regner<br />
Projektpräsentation <strong>im</strong> Forum I<br />
Projektpräsentation <strong>im</strong> Foyer<br />
Forschungsinstitut Arbeit,<br />
Bildung, Partizipation e.V. (FIAB)<br />
Bochum<br />
Fauth-Herkner & Partner<br />
München<br />
Euro-Schulen<br />
Erfurt<br />
JVA Hahnöfersand<br />
Hamburg<br />
future jobs for girls Deutsche Angestellten-Akademie<br />
Halle<br />
TaF<br />
Teilzeitausbildung für<br />
alleinerziehende Frauen<br />
SINA<br />
Soziale Integration Neue Arbeit<br />
e.V.<br />
Hannover<br />
blended learning Wirtschafts- und Sozialakademie,<br />
Bremerhaven<br />
Männer in KITA Berlin-Brandenburger<br />
Väterinitiative e.V.<br />
Cottbus<br />
gm-consult GM-Consult<br />
Rostock<br />
Programm:<br />
Betriebliche Ausbildungsplätze<br />
für alleinerziehende<br />
Mütter<br />
Beratungsstelle<br />
Frau und Beruf<br />
IT-<strong>Land</strong>Frauen<br />
Strategien der <strong>Land</strong>Frauen<br />
<strong>im</strong> Medienzeitalter<br />
Manage the Difference<br />
Fit für den globalen Markt<br />
FAB gGmbH<br />
für Frauen Arbeit Bildung;<br />
Echzell<br />
SIT - Selbsthilfe <strong>im</strong> Taunus e.V.<br />
Hofhe<strong>im</strong><br />
Beratungsstelle Frau & Beruf<br />
Kreisvolkshochschulverein<br />
Itzehoe<br />
Deutscher <strong>Land</strong>Frauenverband<br />
e.V. (dlv)<br />
Berlin<br />
RubiCon GmbH<br />
Hannover<br />
regner@rubicon-online.de<br />
Dr. Anne Rösgen roesgen.anne@r-online.de<br />
Karin<br />
Derichs-Kunstmann<br />
Frau<br />
Fauth-Herkner<br />
karin.derichs-kunstmann<br />
@ruhr-uni-bochum.de<br />
a.epp@arbeitswelt.de<br />
Ulrike Jaeger ujaeger@eso-erfurt.de<br />
Regina Nanninga r.nanninga-jva@t-online.de<br />
Christiane Rietz Christiane.Rietz@daa-bw.de<br />
www.fujogi.de<br />
Imke Schubert Imke.Schubert<br />
@Sina-hannover.de<br />
Rippien S.Rippien@wisoak.de<br />
Jürgen Schlicker schlicker@vaeterinitiative.org<br />
cottbus@vaeterinitiative.org<br />
Frau Prof. Stefanek step@gm-consult.org<br />
Ulrike Lass<br />
Frau Fuchs<br />
ulrike.lass@fab-wetterau.de<br />
M.Fuchs@SIT-Taunus.de“<br />
Doris Schneider frau-und-beruf-BEA@t-online.<br />
de<br />
Dr. Monika<br />
Michael<br />
Petra-Johanna<br />
Regner<br />
michael@landfrauen.info<br />
regner@rubicon-online.de
Name Funktion Institution E-Mail<br />
Eingangsblock<br />
Karin Röpke Senatorin Senator für Arbeit,<br />
Frauen, Gesundheit,<br />
Jugend und Soziales<br />
Hélène Clark Abteilungsleiterin Europäische Kommission,<br />
Generaldirektion<br />
EMPL/C/2<br />
Günter Winkler Referatsleiter Bundesministerium für<br />
Wirtschaft und Arbeit<br />
Hildegard Jansen Referatsleiterin<br />
Europäischer<br />
Sozialfonds<br />
„Senator für Arbeit,<br />
Frauen, Gesundheit,<br />
Jugend und Soziales“<br />
Anlagen<br />
ReferentInnen und ModeratorInnen<br />
karin.roepke@arbeit.bremen.de Begrüßung<br />
helene.clark@cec.eu.int Referentin<br />
guenter.winkler@bmwa.bund.de Referent<br />
hildegard.jansen@arbeit.bremen.de Moderatorin<br />
Forum I Möglichkeiten und Grenzen der unterschiedlichen Implementierungsstrategien<br />
Christel Langhoff Referentin für Frauenförderung<br />
und<br />
Chancengleichheit in<br />
Arbeit und Wirtschaft<br />
Ministerium für Arbeit,<br />
Soziales, Gesundheit<br />
und Familie<br />
<strong>Land</strong> Brandenburg<br />
Tosca Wendt Koordinatorin GeM-Koordinationsstelle<br />
christel.langhoff@masgf.brandenburg.de<br />
Referntin<br />
wendt@gem.or.at Referentin<br />
Dr. Anne Rösgen Referentin proInnovation GmbH roesgen.anne@t-online.de Referentin<br />
Ulrike Hauffe <strong>Land</strong>esbeauftragte<br />
für Frauen des <strong>Land</strong>es<br />
<strong>Bremen</strong><br />
Gerd Walter Programmevaluator<br />
Ziel 3 und Ziel 1<br />
Maria Kathmann Sprecherin des GM-<br />
AK des <strong>ESF</strong>-Ziel 3-<br />
Begleitausschusses<br />
Bremische Zentralstelle<br />
für die Verwirklichung<br />
der Gleichberechtigung<br />
der Frau (ZGF)<br />
ulrike.hauffe@frauen.bremen.de Moderatorin<br />
Forum II Zwischenbilanz und Umsetzungsergebnisse auf Programmebene<br />
SÖSTRA - Institut für<br />
Sozialökonomische<br />
Strukturanalysen<br />
Dr. Philipp Rogge Referent Bundesministerium<br />
für Frauen, Senioren,<br />
Familie und Jugend<br />
Klaus Müller Referent Europäische Kommission,<br />
Generaldirektion<br />
EMPL/C/2<br />
walter@soestra.de Referent<br />
Deutscher Frauenrat e.V. maria.kathmann@bvv.dgb.de Referentin<br />
Forum III Good Practice-Beispiele<br />
philipp-laurenz.rogge@bmfsfj.<br />
bund.de<br />
Referent<br />
klaus.mueller@cec.eu.int Moderator<br />
Gaby Husel Projektkoordinatorin Universität Koblenz husel@uni-koblenz.de Referentin<br />
Dr. Monika Michael Projektleiterin Deutscher <strong>Land</strong>Frauenverband<br />
e.V. (dlv)<br />
Petra-Johanna<br />
Regner<br />
Geschäftsführerin RubiCon GmbH<br />
Hannover<br />
michael@landfrauen.info Referentin<br />
regner@rubicon-online.de Referentin<br />
Katja Barloschky Geschäftsführerin Bremer Arbeit GmbH katja.barloschky@bremerarbeit.de Moderatorin<br />
Abschlußplenum: Stand der Implementierung von Gender Mainstreaming in der bremischen Verwaltung<br />
Bürgermeister<br />
Dr. Henning Scherf<br />
Präsident des Senats<br />
der Freien Hansestadt<br />
<strong>Bremen</strong><br />
Freie Hansestadt<br />
<strong>Bremen</strong>, Senatskanzlei<br />
christine.breckner@sk.bremen-de<br />
103
104<br />
TeilnehmerInnen-Liste<br />
Name, Vorname Institution Adresse E-Mail<br />
Adebahr, Marion BBV - Bremer Bootsbau Vegesack<br />
GmbH<br />
Albrecht, Mechthild Frau & Arbeit <strong>im</strong> Kirchlichen Dienst<br />
in der Arbeitswelt<br />
Schulkenstr./Tor Fähr<br />
28755 <strong>Bremen</strong><br />
Hollerallee 75<br />
28209 <strong>Bremen</strong><br />
Albrecht, Uta Gneisenaustr. 117<br />
28201 <strong>Bremen</strong><br />
Andresen, Mona Ministerium für Wirtschaft, Arbeit<br />
und Verkehr des <strong>Land</strong>es Schleswig-<br />
Holstein<br />
Düsternbrooker Weg 94<br />
24105 Kiel<br />
Anthe, Karl-Heinz Besselstr. 52<br />
28203 <strong>Bremen</strong><br />
Apel, Lutz alz - Arbeit und Lernzentrum e. V. Bernhardtring 9<br />
28777 <strong>Bremen</strong><br />
Auf dem Berge, Flora Frauenbeauftragte<br />
Stadt Nienburg/Weser<br />
Marktplatz 1<br />
31582 Nienburg<br />
Barloschky,Katja Bremer Arbeit GmbH Langenstraße 38-42<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Bartels, Monika AWO, Kreisverband <strong>Bremen</strong> Am Wall 113<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Barthelmeh, Kurt Ministerium für Arbeit, Soziales,<br />
Familie und Gesundheit<br />
Becker, Angelika Gleichstellungsbeauftragte<br />
Samtgemeinde Hagen<br />
Beier, Editha Gleichstellungsbeauftragte<br />
Stadt Magdeburg<br />
Berg-von-Lüdinghausen,<br />
Margret<br />
Business and Professional<br />
omen Bremerhaven e.V.<br />
Bauhofstr. 9<br />
55116 Mainz<br />
Amtsplatz 3<br />
27628 Hagen<br />
Am Markt 1<br />
39090 Magdeburg<br />
Spadener Str. 58 c<br />
27578 Bremerhaven<br />
Bernhard, Claudia Bremer Arbeit GmbH Langenstraße 38-42<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Bertrand, Jana Deutscher <strong>Land</strong>Frauenverband e. V. Reinhardstr. 18<br />
10117 Berlin<br />
Bleyer-Rex, Iris Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong> Bürgerstr. 1<br />
28199 <strong>Bremen</strong><br />
Borchers, Hannelore SINA - Diakonisches Werk<br />
Soziale Integration Neue Arbeit<br />
Nordfelder Reihe 23<br />
30159 Hannover<br />
Brammsen, Ute bequa GmbH Flensburg Schiffbrücke 43 - 45<br />
24939 Flensburg<br />
Bränsmann, Christa Mütterzentrum Tenever e. V. Neuwieder Str. 17<br />
28325 <strong>Bremen</strong><br />
Braun, Judith Compass GmbH Grünenstr. 120<br />
28199 <strong>Bremen</strong><br />
Dr. Bredow, Antje QualiNETZ Beratung und<br />
Forschung GmbH Duisburg<br />
Brunken, Ulrike Paritätisches Bildungswerk<br />
Institut für soziale & interkulturelle<br />
Weiterbildung<br />
Buchelt, Andrea web concept<br />
Strategisches Marketing und<br />
Gründungscoaching<br />
Bügener, Alexandra Bundesministerium für Wirtschaft<br />
und Arbeit<br />
Schulstr. 10<br />
33142 Büren<br />
Faulenstr. 31<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Elsasser Str. 1<br />
28211 <strong>Bremen</strong><br />
Villemombler Str. 76<br />
53123 Bonn<br />
Busch-Oellerich, Kristine Besselstr. 72<br />
28203 <strong>Bremen</strong><br />
Clark, Hélène „Europäische Kommission<br />
GD EMPL/C/2“<br />
200, Rue de la Loi<br />
B-1049 Brüssel<br />
bbv-gmbh@arcor.de<br />
frau-und-arbeit@kirche-bremen.de<br />
uta.albrecht@t-online.de<br />
mona.andresen@w<strong>im</strong>i.landsh.de<br />
karl-heinz.anthe@t-online.de<br />
l.apel@alz-bremen.de<br />
frauenbeauftragte@nienburg.de<br />
katja.barloschky@bremerarbeit.de<br />
m.bartels@awo-bremen.de<br />
Kurt.Barthelmeh@masfg.rlp.de<br />
frauenbeauftragte@hagen-cux.de<br />
beier@stadt.magdeburg.de<br />
mbv.luedinghausen@t-online.de<br />
claudia.bernhard@bremerarbeit.de<br />
Bertrand@<strong>Land</strong>frauen.info<br />
Bleyer-Rex<br />
@arbeitnehmerkammer.de<br />
hborchers@sina-hannover.de<br />
ute.brammsen@bequa.de<br />
muetterzentrum-tenever@gmx.de<br />
judith.braun@compass-bremen.de<br />
bredow@uni-duisburg.de<br />
info@pbwbremen.de<br />
abuchelt@t-online.de<br />
alexandra.buegener<br />
@bmwa.bund.de<br />
kbuschoellerich@hotmail.com<br />
helene.clark@cec.eu.int
Name, Vorname Institution Adresse E-Mail<br />
Claus, Silvia BRAS e. V. Burgdammer Str. 68<br />
28717 <strong>Bremen</strong><br />
Conrad, Christa Berlin-Brandenburger<br />
Väterinitiative e.V.<br />
Cornelius-Heide, Anke Beratungsstelle Frau & Beruf<br />
Kreisvolkshochschulverein<br />
Itzehoe<br />
Schopenhauer Str. 9<br />
03050 Cottbus<br />
Bahnhofstr. 27<br />
25524 Itzehoe<br />
Dahm, Gerlinde InvestitionBank Hessen AG Abraham-Lincoln-Str. 38-42<br />
65189 Wiesbaden<br />
Davids, Bernhard Friedehorst Vereinigte Anstalten<br />
der Inneren Mission e.V.<br />
Rotdornallee 64<br />
28717 <strong>Bremen</strong><br />
De Millas, Fritz Mütterzentrum Osterholz-Tenever Ludwigshafener Str. 2B<br />
28325 <strong>Bremen</strong><br />
Derichs-Kunstmann,<br />
Karin<br />
Forschungsinstitut Arbeit, Bildung,<br />
Partizipation e. V. (FIAB) Bochum<br />
Münsterstr. 13-15<br />
45657 Recklinghausen<br />
Deuschel, Angelika Amt für Jugend und Familie Stadthaus 1<br />
27576 Bremerhaven<br />
Dorlöchter, Peter ÖkoNet gGmbH Oslebshauser <strong>Land</strong>str.30<br />
28239 <strong>Bremen</strong><br />
Dr. Endl, Hans Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong> Bürgerstr. 1<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Eritt, Jürgen Institut für Wissenstransfer<br />
an der Universität <strong>Bremen</strong> GmbH<br />
Am Fallturm 1<br />
28359 <strong>Bremen</strong><br />
Faber, Sabine Egestorff-Stiftung Stiftungsweg 2<br />
28325 <strong>Bremen</strong><br />
Fangmann, Christel FEAV - Frauen-, Erwerbs- und<br />
Ausbildungsverein<br />
Carl-Ronning-Str. 2<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Fauth-Herkner, Angela Fauth-Herkner & Partner Wolfratshauser Str. 203a<br />
81479 München<br />
Flügel, Petra Der Senator für Bildung<br />
und Wissenschaft<br />
Frauenbeauftragte Schule<br />
Friedrich-Albers, Eva Wirtschafts- und Sozialakademie der<br />
Angestelltenkammer <strong>Bremen</strong> GmbH<br />
Rembertiring 8-12<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Bertha-von-Suttner-Str.17<br />
28207 <strong>Bremen</strong><br />
Fuchs, Elisabeth eicif-group Postfach 72 22 34<br />
76341 Eggenstein<br />
Fuchs, Ingo eicif-group Postfach 72 22 34<br />
76341 Eggenstein<br />
Fuchs, Monika SIT - Selbsthilfe <strong>im</strong> Taunus e. V. Feldstraße 1<br />
65719 Hofhe<strong>im</strong><br />
Gattow, Dagmar BAgIS Süd<br />
Bremer Arbeitsgemeinschaft für<br />
Integration und Soziales<br />
Gerlich, Anette Berufsfortbildungswerk<br />
Gemeinnützige Bildungseinrichtung<br />
des DGB GmbH (bfw)<br />
Zweigniederlassung <strong>Bremen</strong><br />
Neuenlander Str. 10<br />
28199 <strong>Bremen</strong><br />
Oststr. 37<br />
27572 Bremerhaven<br />
Gessner, Birgit Kohlhöker Str. 6<br />
28203 <strong>Bremen</strong><br />
Gläser, Irmtrud Gesamtpersonalrat <strong>Bremen</strong> Knochenhauerstr. 20-25<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
große Macke, Agatha Frauenbeauftragte<br />
Stadt Syke<br />
Kirchstr. 4<br />
28857 Syke<br />
Gruetzmann, Albert Bremer Innovations-Agentur Langenstr. 2 - 4<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
claus@bras-bremen.de<br />
frau-und-beruf-BEA@t-online.de<br />
gerlinde.dahm@ibh-hessen.de<br />
Davids@friedehorst.de<br />
demillas@capito.com<br />
karin.derichs-kunstmann@ruhruni-bochum.de<br />
adeuschel@tiscalinet.de<br />
gri.bremen@t-online.de<br />
endl@arbeitnehmerkammer.de<br />
eritt@ifw.uni-bremen.de<br />
koehler@egestorff-stiftung.de<br />
fangmann@feav-bremen.de<br />
a.epp@arbeitswelt.de<br />
petra.fluegel@bildung.bremen.de<br />
E.Friedrich-Albers@wisoak.de<br />
gender@eicif-group.de<br />
gender@eicif-group.de<br />
m.fuchs@SIT-Taunus.de<br />
Dagmar.Gattow@arbeitsagentur.de<br />
gerlich@bfw-bremerhaven.de<br />
birgessner@web.de<br />
irmtrud.glaeser@gpr.bremen.de<br />
mackea@syke.de<br />
albert.gruetzmann@bia-bremen.de<br />
105
106<br />
Name, Vorname Institution Adresse E-Mail<br />
Grützmacher, Frauke Der Senator für Bildung und Wissenschaft,<br />
Frauenbeauftragte Schule<br />
Rembertiring 8-12<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Grzech-Sukalo, Hiltraud AWiS-consult Industriehof 5<br />
26133 Oldenburg<br />
Habeck, Heike Senator für Arbeit, Frauen,<br />
Gesundheit, Jugend und Soziales<br />
des <strong>Land</strong>es <strong>Bremen</strong><br />
Bahnhofsplatz 29<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Hachmeister, Alexandra INCI e. V. Zeisstr. 22-28<br />
22765 Hamburg<br />
Hammer, Gerlinde Institut Arbeit und Wirtschaft<br />
Universität <strong>Bremen</strong><br />
Celsiusstr./FVG-Mitte<br />
28359 <strong>Bremen</strong><br />
Hanisch, Monika Berufsfortbildungswerk <strong>Bremen</strong> Be<strong>im</strong> Sattelhof 14<br />
28309 <strong>Bremen</strong><br />
Hänisch, Viola Euro-Schulen Erfurt Bahnhofstraße 44<br />
99084 Erfurt<br />
Hannemann, Nicole Hessisches Sozialministerium Dostojewskistr. 4<br />
65187 Wiesbaden<br />
Hauffe, Ulrike Bremische Zentralstelle für die<br />
Verwirklichung die Gleichstellung<br />
der Frau<br />
Hausen, Gabriele Sozialministerium<br />
Baden-Württemberg<br />
Hecht-El Minshawi,<br />
Béatrice<br />
Knochenhauerstr. 20-25<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Schellingstr. 15<br />
70174 Stuttgart<br />
interkultur Sielwall 67<br />
28203 <strong>Bremen</strong><br />
Hessling, Angelika Verein für Recycling und Umweltschutz<br />
<strong>Bremen</strong>-West e.V.<br />
Hillmann, Ines axent - Agentur für Werbung und<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Dr. Hirsch, Silke Bayerisches Staatsministerium für<br />
Arbeit und Sozialordnung, Familie<br />
und Frauen<br />
Lindenhofstr. 36<br />
28237 <strong>Bremen</strong><br />
Goebenstr. 8<br />
28209 <strong>Bremen</strong><br />
Winzerer Str. 9<br />
80797 München<br />
Höfers, Petra Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong> Bürgerstr. 1<br />
28199 <strong>Bremen</strong><br />
Hoge, Annegret Agentur für Arbeit Gr<strong>im</strong>sbystr. 1<br />
27570 Bremerhaven<br />
Huesmann, Wiltrud AfJ e.V. - Kinder- und Jugendhilfe<br />
<strong>Bremen</strong><br />
Buntentorsteinweg 369<br />
28201 <strong>Bremen</strong><br />
Husel, Gaby Universität Koblenz Universitätsstr. 1<br />
56070 Koblenz<br />
Jaeger, Ulrike Euro-Schulen Erfurt Bahnhofstraße 44<br />
99084 Erfurt<br />
Janssen, Theresia Verein Quartier e. V. Friesenstr. 73<br />
28203 <strong>Bremen</strong><br />
Janzon, Elke WaBeQ<br />
Waller Beschäftigungs- und<br />
Qualifizierungs gGmbH<br />
Jung, Elke Senator für Arbeit, Frauen,<br />
Gesundheit, Jugend und Soziales<br />
des <strong>Land</strong>es <strong>Bremen</strong><br />
Waller Heerstr. 56<br />
28217 <strong>Bremen</strong><br />
Contrescarpe 72<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Kaap, Marlis Bremerhavener Arbeit GmbH Friedrich-Ebert-Straße 6<br />
27570 Bremerhaven<br />
Kania, Margrit Senator für Arbeit, Frauen,<br />
Gesundheit, Jugend und Soziales des<br />
<strong>Land</strong>es <strong>Bremen</strong><br />
Bahnhofsplatz 29<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Käser, Petra Agentur für Arbeit <strong>Bremen</strong> Doventorsteinweg 48-52<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
frauke.gruetzmacher<br />
@bildung.bremen.de<br />
grzech-sukalo@awis-consult.de<br />
heike.habeck@soziales.bremen.de<br />
alexandrahachmeister@gmx.net<br />
ghammer@uni-bremen.de<br />
monika.hanisch@bfwbremen.de<br />
vhaenisch@eso-erfurt.de<br />
n.hannemann@hsm.hessen.de<br />
ulrike.hauffe@frauen.bremen.de<br />
Hausen@sm.bwl.de<br />
b.Hecht@interkultur.info<br />
Recyclingboerse@compuserve.com<br />
info@axentesetzen.de<br />
silke.hirsch@stmas.bayern.de<br />
hoefers@arbeitnehmerkammer.de<br />
annegret.hoge@arbeitsamt.de<br />
w.huesmann@afj-jugendhilfe.de<br />
husel@uni-koblenz.de<br />
ujaeger@eso-erfurt.de<br />
e.janzon@wabeq.de<br />
elke.jung@soziales.bremen.de<br />
m.kaap@brag-bremerhaven.de<br />
margrit.kania@soziales.bremen.de
Name, Vorname Institution Adresse E-Mail<br />
Kathmann, Maria Deutscher Frauenrat e. V. Henriette-Herz-Platz 2<br />
10178 Berlin<br />
Dr. Kayser, Ruth Senator für Arbeit, Frauen,<br />
Gesundheit, Jugend und Soziales<br />
des <strong>Land</strong>es <strong>Bremen</strong><br />
Bahnhofsplatz 29<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Kedenburg, Sonja Besselstr. 8<br />
28203 <strong>Bremen</strong><br />
Keiner, Monika WaBeQ – Waller Beschäftigungs- und<br />
Qualifizierungs gGmbH<br />
Waller Heerstr. 56<br />
28217 <strong>Bremen</strong><br />
maria.kathmann@bvv.dgb.de<br />
ruth.kayser@arbeit.bremen.de<br />
sonjakedenburg@web.de<br />
m.keiner@wabeq.de<br />
Kiesling, Barbara Förderwerk <strong>Bremen</strong> e. V. Knochenhauerstr. 20-25<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Kiesling@foerderwerk-bremen.de<br />
Kleber, Maike JVA Hahnöfersand Hamburg 21635 Jork maike.Kleber@justiz.hamburg.de<br />
Klingberg, Tina Der Senator für Bau, Umwelt und<br />
Verkehr<br />
Ansgaritorstr. 2<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Dr. Kluge, Susann Harzburger Str. 14<br />
28205 <strong>Bremen</strong><br />
Knuth, Jutta Institut Arbeit und Wirtschaft<br />
Universität <strong>Bremen</strong><br />
Celsiusstr./FVG-Mitte<br />
28359 <strong>Bremen</strong><br />
Koch, Mareike Gustav-Freytag-Str. 51<br />
28201 <strong>Bremen</strong><br />
Kodra, Dorothee Johann Daniel Lawaetz-Stiftung Neumühlen 16-20<br />
22763 Hamburg<br />
Dr. Kodré, Petra Bremer Arbeit GmbH Langenstraße 38-42<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Korte, Heinz-Gerd Stadtteil Schule e. V. Elsflether Str. 29<br />
28219 <strong>Bremen</strong><br />
Kotte, Monica ZIB <strong>im</strong> Arbeitsförderungszentrum Deichstr. 29<br />
27568 Bremerhaven<br />
Krieger, Renate Frau & Arbeit<br />
<strong>im</strong> Kirchlichen Dienst in der<br />
Arbeitswelt<br />
Kröning, Elke Bevollmächtigte der Freien<br />
Hansestadt <strong>Bremen</strong> be<strong>im</strong> Bund<br />
und für Europa<br />
EU-Abteilung<br />
Krüger, Ines Bayerisches Staatsministerium für<br />
Arbeit und Sozialordnung, Familie<br />
und Frauen<br />
Hollerallee 75<br />
28209 <strong>Bremen</strong><br />
Ansgaritorstr. 22<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Winzerer Str. 9<br />
80797 München<br />
Dr. <strong>Land</strong>schulze, Maren Frau & Beruf Susannenstraße 4<br />
20357 Hamburg<br />
Langhoff, Christel Ministerium für Arbeit, Soziales,<br />
Gesundheit und Familie des <strong>Land</strong>es<br />
Brandenburg<br />
Lass, Ulrike FAB gGmbH für Frauen Arbeit<br />
Bildung<br />
Lenk, Monika LaBIB mbH - <strong>Land</strong>esgesellschaft für<br />
Integration und Beschäftigung mbH<br />
Heinrich-Mann-Allee 103<br />
14473 Potsdam<br />
Am Sauerborn 11<br />
61209 Echzell<br />
Günther-Wagner-Allee 16<br />
30177 Hannover<br />
Lennarz, Annette Mütterzentrum Huchting e. V. Amersfoorter Str. 8<br />
28259 <strong>Bremen</strong><br />
Lidl, Barbara Bayerisches Staatsministerium für<br />
Arbeit und Sozialordnung, Familie<br />
und Frauen<br />
Lohmann, Aenne Frauenbeauftragte Schulen<br />
Magistrat Bremerhaven<br />
Winzerer Str. 9<br />
80797 München<br />
Hinrich-Schmalfeldt-Str.<br />
27576 Bremerhaven<br />
Lossau, Petra KiTa <strong>Bremen</strong> Faulenstr. 31<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
t.klingberg@t-online.de<br />
susann.kluge@web.de<br />
jknuth@uni-bremen.de<br />
kodra@lawaetz.de<br />
petra.kodre@bremerarbeit.de<br />
sts.bremen@surfeu.de<br />
monica.kotte@afznet.de<br />
frau-und-arbeit@kirche-bremen.de<br />
elke.kroening@europa.bremen.de<br />
ines.krueger@stmas.bayern.de<br />
mlandschulze@yahoo.de<br />
christel.langhoff<br />
@masgf.brandenburg.de<br />
ulrike.lass@fab-wetterau.de<br />
elkahira@t-online.de<br />
Barbara.Lidl@stmas.bayern.de<br />
FB-Schulen<br />
@magistrat.bremerhaven.de<br />
petra.lossau@kita.bremen.de<br />
107
108<br />
Name, Vorname Institution Adresse E-Mail<br />
Lücke-Will, Wolfgang Bremerhavener Arbeit GmbH Friedrich-Elbert-Str. 6<br />
27570 Bremerhaven<br />
Lutschkowski, Margareta<br />
Institut Arbeit und Wirtschaft Parkallee 39<br />
28209 <strong>Bremen</strong><br />
Lüttringhaus, Maria Bildungszentrum der Wirtschaft<br />
<strong>im</strong> Unterwesergebiet e.V.<br />
Mädler, S<strong>im</strong>one Thüringer Ministerium für Wirtschaft,<br />
Technologie und Arbeit<br />
Mahlberg-Wilson,<br />
Elisabeth<br />
A.d. Schleifmühle 64<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Max-Reger-Str. 4-8<br />
99096 Erfurt<br />
Akademie für Arbeit und Politik Parkallee 39<br />
28209 <strong>Bremen</strong><br />
Mehrkens, Runhild Johann Daniel Lawaetz-Stiftung Neumühlen 16-20<br />
22763 Hamburg<br />
Meißner, Katja WfG<br />
Bremer Wirtschaftsförderung GmbH<br />
Melinkat, Brigitte Bremische Zentralstelle für die<br />
Verwirklichung der Gleichstellung<br />
der Frau<br />
Langenstr. 2-4<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Knochenhauerstr. 20-25<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Mertens, Walter Senator für Justiz und Verfassung Richtweg 16-22<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Meseke, Henriette Compass GmbH Grünenstr. 120<br />
28199 <strong>Bremen</strong><br />
Dr. Michael, Monika Deutscher <strong>Land</strong>Frauenverband e.V. Reinhardstr. 18<br />
10117 Berlin<br />
Milatovic, Regina Projekt „femina technica“<br />
Hochschule <strong>Bremen</strong><br />
Minner, Ingrid Senator für Arbeit, Frauen,<br />
Gesundheit, Jugend und Soziales<br />
des <strong>Land</strong>es <strong>Bremen</strong><br />
Mühlenberg, Birgit Ministerium der Finanzen<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Neustadtswall 30<br />
28199 <strong>Bremen</strong><br />
Contrescarpe 72<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Editharing 40<br />
39108 Magdeburg<br />
Müller, Henrike Universität <strong>Bremen</strong>, FB 08 Enrique-Schmidt-Str. 9<br />
28359 <strong>Bremen</strong><br />
Müller, Klaus Europäische Kommission<br />
GD EMPL/C/2<br />
200, Rue de la Loi<br />
B-1049 Brüssel<br />
w.luecke.will<br />
@brag-bremerhaven.de<br />
luettringhaus.BWU@t-online.de<br />
s<strong>im</strong>one.maedler@th-online.de<br />
emahlberg@aap.uni-bremen.de<br />
mehrkens@lawaetz.de<br />
meissner@wfg-bremen.de<br />
brigitte.melinkat<br />
@frauen.bremen.de<br />
walter.mertens@justiz.bremen.de<br />
henriette.meseke<br />
@compass-bremen.de<br />
michael@<strong>Land</strong>frauen.info<br />
milatov@hs-bremen.de<br />
Ingrid.minner@soziales.bremen.de<br />
muehlenberg@mf.lsa-net.de<br />
henmue@uni-bremen.de<br />
klaus.mueller@cec.eu.int<br />
Müller, S<strong>im</strong>one Johann Daniel Lawaetz-Stiftung Am Felde 2<br />
22765 Hamburg<br />
s.mueller@lawaetz.de<br />
Dr. Nanninga, Regina JVA Hahnöfersand Hamburg 21635 Jork regina.nanninga<br />
@justiz.hamburg.de<br />
Nasseri, Hamide Senator für Arbeit, Frauen,<br />
Gesundheit, Jugend und Soziales<br />
des <strong>Land</strong>es <strong>Bremen</strong><br />
Contrescarpe 73<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Nerz, Conny LidiceHaus <strong>Bremen</strong> A.d. hohen Ufer 118/120<br />
28759 <strong>Bremen</strong><br />
Neu, Bernadette BORDA <strong>Bremen</strong> Overseas Research<br />
and Development Association<br />
Industriestr. 20<br />
28199 <strong>Bremen</strong><br />
Niemann, Heike GRI - Gröpelinger Recycling Initiative Oslebshauser <strong>Land</strong>str. 30<br />
28239 <strong>Bremen</strong><br />
Ohrt, Heike Frauen in Arbeit und Wirtschaft e.V. Knochenhauerstr. 20-25<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Overesch, Andrea alz<br />
Arbeitslosenzentrum <strong>Bremen</strong><br />
Pape, Susanne Senator für Finanzen<br />
Ref. 23 - Personalentwicklung<br />
Bernhardtring 9<br />
28777 <strong>Bremen</strong><br />
Doventorscontrescarpe<br />
172C<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Hamide.Nasseri@arbeit.bremen.de<br />
cnerz@jugendinfo.de<br />
neu@borda.de<br />
hniemann<br />
@recycling-hoefe-bremen.de<br />
faw@nord-com.net<br />
a.overesch@alz-bremen.de<br />
susanne.pape<br />
@finanzen.bremen.de
Name, Vorname Institution Adresse E-Mail<br />
Petersen, Andreas Berufsfortbildungswerk Gemeinnützige<br />
Bildungseinrichtung des DGB<br />
GmbH (bfw), Zweigniederlassung<br />
Niedersachsen-<strong>Bremen</strong><br />
Philipp, Annett Sozialministerium<br />
Baden-Württemberg<br />
Plate, Susanne Senator für Arbeit, Frauen,<br />
Gesundheit, Jugend und Soziales<br />
des <strong>Land</strong>es <strong>Bremen</strong><br />
Polzin, Gabriele <strong>Land</strong>esverband Evangelischer Tageseinrichtungen<br />
für Kinder<br />
Pyrges, Rita Senator für Arbeit, Frauen,<br />
Gesundheit, Jugend und Soziales des<br />
<strong>Land</strong>es <strong>Bremen</strong><br />
Oststr. 37<br />
27572 Bremerhaven<br />
Schellingstr. 15<br />
70174 Stuttgart<br />
Contrescarpe 72<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Slevogtstr. 52<br />
28209 <strong>Bremen</strong><br />
Contrescarpe 72<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Razavi, Mitra De Colores e.V. Wandschneider Str. 6<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Razavi, Shahriyar De Colores e.V. Wandschneider Str. 6<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Reblin, Anita Agentur für Arbeit <strong>Bremen</strong> Doventorsteinweg 48-52<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Regner, Petra-Johanna RubiCon GmbH Heinrich-Kümmel-Str. 8<br />
30169 Hannover<br />
Reichel, Iris Verein Quartier e. V. Wielandstr. 7<br />
28203 <strong>Bremen</strong><br />
Riemer, Marion Niedersächsisches Ministerium<br />
für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr<br />
Rietz, Christiane Deutsche Angestellten-Akademie<br />
Halle<br />
Riggers, Marita Ministerium für Soziales, Frauen,<br />
Familie und Gesundheit<br />
Friedrichswall 1<br />
30159 Hannover<br />
Merseburger Str. 237<br />
06130 Halle/Saale<br />
Gustav-Bratke-Allee 2<br />
30169 Hannover<br />
Rippien, Susanne Wirtschafts- und Sozialakademie Hafenstr. 126-128<br />
27576 Bremerhaven<br />
Dr. Rogge,<br />
Philipp Laurenz<br />
Bundesministerium für Familie,<br />
Senioren, Frauen und Jugend<br />
Roloff, Doris Ministerium für Wirtschaft,<br />
Arbeit und Verkehr<br />
des <strong>Land</strong>es Schleswig-Holstein<br />
Romanova, Galina Bremische Zentralstelle für die<br />
Verwirklichung der Gleichstellung<br />
der Frau<br />
Röpke, Karin Senatorin für Arbeit, Frauen,<br />
Gesundheit, Jugend und Soziales des<br />
<strong>Land</strong>es <strong>Bremen</strong><br />
Taubenstr. 42/43<br />
10117 Berlin<br />
Düsternbrooker Weg 94<br />
24105 Kiel<br />
Knochenhauerstr. 20-25<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Contrescarpe 72<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Rösch, Christiane Sparkasse <strong>Bremen</strong> Am Brill 1-3<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Dr. Rösgen, Anne proInnovation GmbH Leinfeldener Str. 66<br />
70597 Stuttgart<br />
Ruhnau, Erwin Schulzengasse 5<br />
37290 Meißner<br />
Rüthemann, Gisela Arbeitsförderungs-Zentrum<br />
<strong>im</strong> <strong>Land</strong>e <strong>Bremen</strong> GmbH<br />
Deichstr. 29<br />
27568 Bremerhaven<br />
Dr. Saupe, Angelika Worpsweder Str. 19<br />
28215 <strong>Bremen</strong><br />
Dr. Scherf, Henning Präsident des Senats<br />
der Freien Hansestadt <strong>Bremen</strong><br />
Am Markt 21<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
petersen@bfw-bremerhaven.de<br />
philipp@sm.bwl.de<br />
susanne.plate<br />
@soziales.bremen.de<br />
gpolzin@kirche-bremen.de<br />
rita.pyrges@soziales.bremen.de<br />
razavi_mitra@yahoo.com<br />
razavi_mitra@yahoo.com<br />
bremen.bca@arbeitsagentur.de<br />
regner@rubicon-online.de<br />
iris_reichel@web.de<br />
Marion.Riemer<br />
@mw.niedersachsen.de<br />
Christiane.Rietz@daa-bw.de<br />
marita.riggers<br />
@ms.niedersachsen.de<br />
s.rippien@wisoak.de<br />
philipp-laurenz.rogge<br />
@bmfsfj.bund.de<br />
doris.roloff@w<strong>im</strong>i.landsh.de<br />
galina.romanova<br />
@mail.uni-oldenburg.de<br />
karin.röpke@arbeit.bremen.de<br />
christiane.roesch<br />
@sparkasse-bremen.de<br />
roesgen.anne@t-online.de<br />
erwin.ruhnau@t-online.de<br />
gisela.ruethemann@afznet.de<br />
christine.breckner@sk.bremen.de<br />
109
110<br />
Name, Vorname Institution Adresse E-Mail<br />
Schleining, Irina Bremer Arbeit GmbH Langenstraße 38-42<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Schlicker, Jürgen Berlin-Brandenburger<br />
Väterinitiative e.V.<br />
Schneider, Doris Beratungsstelle Frau & Beruf<br />
Kreisvolkshochschulverein<br />
Itzehoe<br />
Schopenhauer Str. 9<br />
03050 Cottbus<br />
Bahnhofstr. 27<br />
25524 Itzehoe<br />
Schulz, Martina <strong>Land</strong>Frauenverein <strong>Bremen</strong> Wasserhorst 2<br />
28719 <strong>Bremen</strong><br />
Schumpp, Gertrud Senator für Bau, Umwelt und Verkehr Hanseatenhof 5<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Schwarz, Gisela SPD Reutlinger Weg 20<br />
28215 <strong>Bremen</strong><br />
Semrau-Pogorzelski,<br />
Anke<br />
Universität <strong>Bremen</strong> Bibliothekstr. 1<br />
28359 <strong>Bremen</strong><br />
Sendner, Hanne Herderstr. 86<br />
28203 <strong>Bremen</strong><br />
Siegmund, Renate Förderwerk <strong>Bremen</strong> e. V. Knochenhauerstr. 20-25<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Söhle, Bettina Universität <strong>Bremen</strong>, FB 3<br />
Projekt ROBOT<br />
Bibliothekstr. 1<br />
28359 <strong>Bremen</strong><br />
Spiegel, Susanne Projekt Quer Hillmannplatz 6<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Steinrücke, Margareta Arbeitnehmerkammer <strong>Bremen</strong> Bürgerstr. 1<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Stelljes, Yvonne Senator für Arbeit, Frauen,<br />
Gesundheit, Jugend und Soziales<br />
des <strong>Land</strong>es <strong>Bremen</strong><br />
Stenzel-Rhinow, Cornelia<br />
Prof. Dr. Stepanek,<br />
Brigitte<br />
Institut für Unternehmenskultur/<br />
Wirtschaftsethik/Kulturmanagement<br />
GM-Consult<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Bahnhofsplatz 29<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Stresemannstr. 46<br />
28207 <strong>Bremen</strong><br />
Heiligengeisthof 3<br />
18055 Rostock<br />
Dr. Thiessen, Barbara Universität <strong>Bremen</strong> FB 11 Grazerstr. 2 b<br />
28359 <strong>Bremen</strong><br />
Thorn, Helga Bremische Zentralstelle für die<br />
Verwirklichung der Gleichstellung<br />
der Frau<br />
Knochenhauerstr. 20-25<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Tralau, Tanja RubiCon GmbH Heinrich-Kümmel-Str. 8<br />
30169 Hannover<br />
Traub, Regina LaBIB mbH - <strong>Land</strong>esgesellschaft für<br />
Integration und Beschäftigung mbH<br />
Günther-Wagner-Allee 16<br />
30177 Hannover<br />
Dr. Turkowsky, Anja Bremer Innovations-Agentur Langenstr. 2-4<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Twellmeyer, Ulla Ministerium für Wirtschaft und Arbeit<br />
Saarland, Referat E6<br />
Umbach, Ingrid Bildungswerk des<br />
Deutschen Hausfrauenbundes<br />
Vial, Nicole Ministerium für Wirtschaft und Arbeit<br />
des <strong>Land</strong>es Nordrhein-Westfalen<br />
Franz-Josef-Röder-<br />
Str. 23<br />
66119 Saarbrücken<br />
Seering 17<br />
28870 Ottersberg<br />
Horionplatz 1<br />
40213 Düsseldorf<br />
Vogl, Britta PlusPunkt GmbH Nagelsweg 10<br />
20097 Hamburg<br />
Dr. von Oehsen, Elke Bildungszentrum der Wirtschaft<br />
<strong>im</strong> Unterwesergebiet e. V. (BWU)<br />
Walter, Gerd SÖSTRA – Institut für Sozialökonomische<br />
Strukturanalysen<br />
A.d. Schleifmühle 64<br />
28203 <strong>Bremen</strong><br />
Torstr. 178<br />
10115 Berlin<br />
irina.schleining@bremerarbeit.de<br />
schlicker@vaeterinitiative.org<br />
frau-und-beruf-BEA@t-online.de<br />
it@martina-schulz.net<br />
gertrud.schumpp<br />
@umwelt.bremen.de<br />
gschwarz@nwn.de<br />
asemrau@uni-bremen.de<br />
siegmund<br />
@foerderwerk-bremen.de<br />
soehle@tzi.de<br />
burgdorff-quer.bremen<br />
@t-online.de<br />
steinruecke<br />
@arbeitnehmerkammer.de<br />
yvonne.stelljes<br />
@soziales.bremen.de<br />
connystenzel@compuserve.de<br />
step@gm-consult.org<br />
bth@uni-bremen.de<br />
helga.thorn@frauen.bremen.de<br />
traub@labib.de<br />
Turkowsky@bia-bremen.de<br />
u.twellmeyer<br />
@wirtschaft.saarland.de<br />
Ingrid@dieUmbachs.de<br />
nicole.vial@mwa.nrw.de<br />
vogl@pluspunkt.info<br />
VonOehsen.BWU@t-online.de<br />
walter@soestra.de
Name, Vorname Institution Adresse E-Mail<br />
Walter, Thorben Bundesverband Kleinwüchsige<br />
Menschen<br />
Weiermann, Claudia plan-werkStadt<br />
büro für stadtplanung & beratung<br />
Dr. Weller, Ines Zentrum für feministische Studien<br />
Universität <strong>Bremen</strong><br />
Hillmannplatz 6<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Carl-Schurz-Str. 32<br />
28209 <strong>Bremen</strong><br />
Postfach 33 04 40<br />
28334 <strong>Bremen</strong><br />
Wendt, Tosca GeM-Koodinationsstelle Liniengasse 2a/1<br />
A-1060 Wien<br />
Wesemann, Günther Senator für Bildung und<br />
Wissenschaft<br />
Westphal, Claus-M. AfJ e.V. - Kinder- und Jugendhilfe<br />
<strong>Bremen</strong><br />
Wienstroer, Dieter Senator für Arbeit, Frauen,<br />
Gesundheit, Jugend und Soziales<br />
des <strong>Land</strong>es <strong>Bremen</strong><br />
Rembertiring 8-12<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Buntentorsteinweg 369<br />
28201 <strong>Bremen</strong><br />
Contrescarpe 72<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Winkels, Cordula Bremer Arbeit GmbH Langenstr. 38-42<br />
28195 <strong>Bremen</strong><br />
Winkler, Günter Bundesministerium für Wirtschaft<br />
und Arbeit - Referat XB3<br />
Winter, Lucia Bundesministerium für Wirtschaft<br />
und Arbeit<br />
Villemombler Str. 76<br />
53123 Bonn<br />
Villemombler Str. 76<br />
53123 Bonn<br />
Wucherpfennig, Eva Studentin, Universität Göttingen Petrosilienstr. 7<br />
37073 Göttingen<br />
info@bkmf.de<br />
weiermann@plan-werkstadt.de<br />
weller@uni-bremen.de<br />
wendt@gem.or.at<br />
guenther.wesemann<br />
@bildung.bremen.de<br />
cm.westphal@afj-jugendhilfe.de<br />
dieter.wienstroer<br />
@soziales.bremen.de<br />
cordula.winkels@bremerarbeit.de<br />
guenter.winkler@bmwa.bund.de<br />
lucia.winter@bmwa.bund.de<br />
evawucherpfennig@gmx.de<br />
111
112 Anlagen<br />
ng am 13. April 2005<br />
streaming<br />
und Perspektiven<br />
Einladungsflyer<br />
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Gleichstellungspolitik markieren.<br />
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end und Soziales<br />
2, 28195 <strong>Bremen</strong><br />
usanne Kirst<br />
-2172, fax 0421/361-18187<br />
beit.bremen.de<br />
Freie Hansestadt <strong>Bremen</strong><br />
Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit,<br />
Jugend und Soziales<br />
Die Fachtagung wird gefördert von:<br />
Fachtagung <strong>im</strong> Rahmen des<br />
Europäischen Sozialfonds<br />
Gender Mainstreaming<br />
Zwischenbilanz und Perspektiven<br />
Mittwoch, 13. April 2005<br />
10:00 - 16:00 Uhr<br />
World Trade Center<br />
Birkenstraße 15<br />
<strong>Bremen</strong>
Sehr geehrte Damen und Herren!<br />
Ich lade Sie herzlich zur <strong>ESF</strong>-Gender Mainstreaming-Fachtagung<br />
in <strong>Bremen</strong> ein.<br />
Zielsetzung der Fachtagung ist es, erstmals<br />
bundesweit eine Bestandsaufnahme der Implementierungs-<br />
und Umsetzungserfolge sowie<br />
auch der noch zu bewältigenden Probleme<br />
vorzunehmen, verbunden mit einer Diskussion<br />
über die Perspektiven des Gender Mainstreaming.<br />
In drei Foren sollen die Erfahrungen mit den<br />
unterschiedlichen Implementierungsstrategien<br />
von Gender Mainstreaming und eine Zwischenbilanz<br />
der bisher vorliegenden Ergebnisse der<br />
Umsetzung auf Programmebene diskutiert<br />
sowie die Umsetzung auf Projektebene anhand<br />
von good practise-Beispielen illustriert werden.<br />
Zum Abschluss der Fachtagung wird der<br />
Präsident des Senats der Freien Hansestadt<br />
<strong>Bremen</strong>, Herr Bürgermeister Dr. Henning Scherf,<br />
die Beschlüsse zur und den Umsetzungsstand<br />
der Implementierung von Gender Mainstreaming<br />
in der bremischen Verwaltung vorstellen.<br />
Ich wünsche Ihnen eine anregende Diskussion<br />
zur Zwischenbilanz und Perspektiven der<br />
Doppelstrategie Gender Mainstreaming.<br />
Karin Röpke<br />
Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit,<br />
Jugend und Soziales, <strong>Bremen</strong><br />
<strong>ESF</strong>-Fachtagung<br />
Gender Mainstreaming<br />
Zwischenbilanz und Perspektiven<br />
10.00 – 10.30 Uhr<br />
Anmeldung und Projektpräsentationen<br />
10.30 bis 12.00 Uhr<br />
Grußwort<br />
Senatorin Karin Röpke<br />
Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit,<br />
Jugend und Soziales, <strong>Bremen</strong><br />
Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong>,<br />
Zwischenbilanz und Perspektiven aus<br />
Europäischer Sicht<br />
Heléne Clark<br />
Abteilungsleiterin Europäischer Sozialfonds,<br />
Generaldirektion Beschäftigung,<br />
Soziales und Chancengleichheit<br />
Europäische Kommission, Brüssel<br />
Gender Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong>,<br />
Zwischenbilanz und Perspektiven aus<br />
Sicht des Bundesministeriums für<br />
Wirtschaft und Arbeit<br />
Günter Winkler<br />
Referatsleiter Europäischer Sozialfonds<br />
Bundesministerium für Wirtschaft und<br />
Arbeit, Bonn<br />
Moderation<br />
Hildegard Jansen<br />
Referatsleiterin Europäischer Sozialfonds<br />
Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit,<br />
Jugend und Soziales, <strong>Bremen</strong><br />
12.00 bis 13.00 Uhr<br />
Mittagspause und Projektpräsentationen<br />
© axent, Ines Hillmann<br />
Forum I<br />
Forum II<br />
<strong>ESF</strong>-Fachtagung am 13. April 2005<br />
Gender Mainstreaming<br />
Zwischenbilanz und Perspektiven<br />
Gender Mainstreaming soll einen Paradigmenwechsel<br />
in der Gleichstellungspolitik markieren.<br />
Die Umsetzung von Gender Mainstreaming ist<br />
seit dem Amsterdamer Vertrag der Europäischen<br />
Union von 1997 und den Beschlüssen der Bundesregierung<br />
und der Bundesländer für die öffentliche<br />
Verwaltung bindend.<br />
In der aktuellen Programmplanungsperiode (2000<br />
bis 2006) der EU-Strukturfonds hat die Kommission<br />
der Europäischen Gemeinschaften gemeinsam<br />
mit den Mitgliedstaaten der Förderung der Chancengleichheit<br />
zwischen Frauen und Männern eine<br />
herausgehobene Bedeutung zugeschrieben, um<br />
der nach wie vor signifikanten Benachteiligung<br />
von Frauen entgegenzuwirken. Dieses Ziel soll<br />
durch eine Doppelstrategie von Mainstreamingmaßnahmen<br />
und Frauenförderpolitik erreicht<br />
werden.<br />
Von der Planung über die Umsetzung bis hin zur<br />
Auswertung aller Projekte und Maßnahmen, die<br />
<strong>im</strong> Rahmen des Europäischen Sozialfonds gefördert<br />
werden, müssen seit dem Jahr 2000 die spezifischen<br />
Lebenssituationen und Interessen von<br />
Frauen und Männern berücksichtigt werden.<br />
Die <strong>im</strong> Jahr 2003 durchgeführten Halbzeitbewertungen<br />
der EU-Strukturfonds zeigten, dass noch<br />
intensive Anstrengungen notwendig sind, um die<br />
Doppelstrategie des Gender Mainstreaming flächendeckend<br />
und strukturell zu verankern und<br />
umzusetzen.<br />
Veranstalter Senator für Arbeit, Frauen,<br />
Gesundheit, Jugend und Soziales<br />
Contrescarpe 72, 28195 <strong>Bremen</strong><br />
Information Susanne Kirst<br />
fon 0421/361-2172, fax 0421/361-18187<br />
<strong>ESF</strong>Gender@arbeit.bremen.de<br />
Fachforen<br />
13.00 bis 15.00 Uhr<br />
Möglichkeiten und Grenzen<br />
der unterschiedlichen<br />
Implementierungsstrategien<br />
Christel Langhoff<br />
Ministerium für Arbeit, Soziales,<br />
Gesundheit und Frauen, <strong>Land</strong><br />
Brandenburg, Potsdam<br />
Tosca Wendt<br />
Koordinationsstelle für Gender<br />
Mainstreaming <strong>im</strong> <strong>ESF</strong>, Wien<br />
Dr. Anne Rösgen<br />
ProInnovation GmbH, Stuttgart<br />
Moderation<br />
Ulrike Hauffe<br />
<strong>Land</strong>esbeauftragte für Frauen<br />
des <strong>Land</strong>es <strong>Bremen</strong><br />
Zwischenbilanz und<br />
Umsetzungsergebnisse<br />
auf Programmebene<br />
Gerd Walter<br />
Institut für Sozialökonomische<br />
Strukturanalysen (Söstra), Berlin<br />
Maria Kathmann<br />
Deutscher Frauenrat e.V., Berlin<br />
Dr. Philipp Rogge<br />
Bundesministerium für Frauen, Senioren,<br />
Familie und Jugend, Berlin<br />
Moderation<br />
Klaus Müller<br />
Referent, Generaldirektion Beschäftigung,<br />
Soziales und Chancengleichheit<br />
Europäische Kommission, Brüssel<br />
Freie Hansestadt <strong>Bremen</strong><br />
Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit,<br />
Jugend und Soziales<br />
Die Fachtagung wird gefördert von:<br />
Anlagen<br />
Fachtagung <strong>im</strong> Rahmen des<br />
Europäischen Sozialfonds<br />
Gender Mainstreaming<br />
Forum III<br />
Zwischenbilanz und Perspektiven<br />
Mittwoch, 13. April 2005<br />
10:00 - 16:00 Uhr<br />
World Trade Center<br />
Birkenstraße 15<br />
<strong>Bremen</strong><br />
Good Practise-Beispiele von<br />
gendergerechten Mainstreamprojekten<br />
und frauenspezifischer Förderung<br />
Vorstellung von drei Projekten<br />
aus verschiedenen Bundesländern<br />
Moderation<br />
Katja Barloschky<br />
Geschäftsführerin, Bremer Arbeit GmbH<br />
15.00 bis 15.30 Uhr<br />
Kaffeepause<br />
15.30 bis 16.00 Uhr<br />
Stand der Implementierung von<br />
Gender Mainstreaming in der<br />
bremischen Verwaltung<br />
Bürgermeister Dr. Henning Scherf<br />
Präsident des Senats der Freien Hansestadt<br />
<strong>Bremen</strong><br />
Begleitend stellen sich sic verschiedene<br />
<strong>ESF</strong>-geförderte Projekte <strong>im</strong> Foyer vor.<br />
Abendveranstaltung am 12. April 2005<br />
Für Teilnehmende der <strong>ESF</strong>-Fachtagung, die<br />
am Vorabend anreisen, ist eine Führung<br />
durch das Museum Weserburg mit anschließender<br />
Gelegenheit zum informellen<br />
Austausch vorgesehen.<br />
Treffpunkt:<br />
Weserburg <strong>Bremen</strong>, Teerhof 20, 18:00 Uhr<br />
113
K u r z f a s s u n g d e s L e i t f a d e n s<br />
zur I m p l e m e n t i e r u n g<br />
und U m s e t z u n g<br />
von G e n d e r M a i n s t r e a m i n g<br />
<strong>im</strong> Europäischen Sozialfonds.
Kurzfassung des Leitfadens zur Implementierung und Umsetzung von<br />
Gender Mainstreaming <strong>im</strong> Europäischen Sozialfonds<br />
Zielsetzung des Leitfadens<br />
Der Leitfaden richtet sich vor allem an die Ebene der politisch-administrativen Steuerung,<br />
der Planung, Umsetzung, Begleitung und Bewertung von <strong>ESF</strong>- Programmen.<br />
Adressaten/-innen sind damit Mitarbeiter/-innen der Fondsverwaltungen, programmumsetzender<br />
Stellen und Technischer-Hilfe-Einrichtungen, Mitglieder der <strong>ESF</strong>-Begleitausschüsse<br />
und Evaluierungsinstitute auf Bundes- und <strong>Land</strong>esebene.<br />
Entlang der Verfahrensschritte in einem <strong>ESF</strong>-Programmzyklus gibt der Leitfaden allgemeine<br />
Hilfestellungen zu den jeweils maßgeblichen Fragen und Instrumenten. Zu<br />
einzelnen <strong>ESF</strong>-Maßnahmen äußert sich dieser Leitfaden nicht, insoweit wird auf fachspezifische<br />
Veröffentlichungen verwiesen.<br />
Der Leitfaden betont die Notwendigkeit der Doppelstrategie und somit einerseits spezifische<br />
Maßnahmen zur Frauenförderung beizubehalten und andererseits die Geschlechtergerechtigkeit<br />
integral zu behandeln. Ferner wird die Kategorie der Gleichstellungsneutralität<br />
als kontraproduktiv für die Implementierung von Gender<br />
Mainstreaming identifiziert.<br />
Eckpunkte des Leitfadens<br />
Die sieben Verfahrensschritte<br />
Der GM-Leitfaden basiert auf dem <strong>ESF</strong>-Verfahren von der Programmplanung bis hin<br />
zur Evaluierung, die <strong>im</strong> Folgenden idealtypisch in einer aufeinander aufbauenden<br />
Reihenfolge skizziert werden. Zu jedem Verfahrensschritt werden<br />
a) Impulsfragen,<br />
b) Kontrollmechanismen und<br />
c) Möglichkeiten der Ergebnissicherung formuliert.<br />
2
Kurzfassung des Leitfadens zur Implementierung und Umsetzung von<br />
Gender Mainstreaming <strong>im</strong> Europäischen Sozialfonds<br />
Gender <strong>im</strong> <strong>ESF</strong>-Programmzyklus:<br />
Evaluierung<br />
Begleitung<br />
Sozioökonomische<br />
Analyse<br />
Gender<br />
Mainstreaming<br />
Umsetzung<br />
Diese jeweiligen Fragestellungen können – und sollen – <strong>im</strong> Sinne eines „living docu-<br />
ment“ in der konkreten Arbeit ergänzt, präzisiert oder verändert werden. Sie geben<br />
Impulse und bieten Möglichkeiten der Reflexion.<br />
Die Verfahrensschritte <strong>im</strong> Einzelnen<br />
1. Sozio-ökonomische Analyse<br />
Zielsetzung<br />
Implementierung<br />
Planung &<br />
Operationalisierung<br />
Die sozio-ökonomische Analyse ist Bestandteil eines Programmplanungsdokuments.<br />
Innerhalb dieser Analyse ist unter GM-Gesichtspunkten zu gewährleisten, dass Informationen<br />
und Daten durchgängig geschlechtssensibel und/oder geschlechterdifferenziert<br />
interpretiert werden.<br />
Hierbei sind nicht nur die personenbezogenen Informationen unter dem Gender-<br />
Fokus zu betrachten. Auch <strong>im</strong> Rahmen allgemeiner Aussagen über wirtschafts- und<br />
arbeitsmarktpolitische Entwicklungen (z. B. SWOT-Analysen) ist darauf zu achten,<br />
dass Sachverhalte, Trends und Wirkungsabschätzungen nicht vermeintlich „geschlechtsneutral“<br />
ausfallen.<br />
3
Kurzfassung des Leitfadens zur Implementierung und Umsetzung von<br />
Gender Mainstreaming <strong>im</strong> Europäischen Sozialfonds<br />
2. Die Zielsetzung<br />
Im Rahmen der Zielsetzungen einer Programmplanung ist die Berücksichtigung der<br />
Doppelstrategie von GM einerseits und Frauenförderung andererseits von besonderer,<br />
durch EU-Dokumente regelmäßig betonter Bedeutung. Es gilt drei parallele Zielformulierungen<br />
innerhalb der Programmplanungen vorzunehmen:<br />
erstens: die Ziele bezüglich der spezifischen Frauenförderung (z. B.: Entwicklung<br />
und Ausbau der Frauenberatungsstrukturen);<br />
zweitens: die Ziele bezüglich des integralen Ansatzes zur Chancengleichheit von<br />
Frauen und Männern (z. B.: Abbau der horizontalen und vertikalen Segregation auf<br />
dem Arbeitsmarkt);<br />
drittens: die übergreifenden Zielsetzungen bezüglich der strategischen GM-Vorhaben<br />
auf der Steuerungsebene (z . B.: Beteiligung von Frauen und Männern an Entscheidungsprozessen).<br />
3. Planung und Operationalisierung<br />
Der Verfahrensschritt der Planung und Operationalisierung bewegt sich auf der Ebene<br />
der Dokumentenerstellung. Zielsetzungen werden mit Instrumenten, Budgets<br />
und Ressourcen verknüpft. Funktionen, Verantwortlichkeiten und Indikatoren werden<br />
festgelegt und schließlich alles in einem Programmplanungsdokument zusammengefasst.<br />
Für die Implementierung von Gender Mainstreaming ist die Planung und Operationalisierung<br />
ein äußerst relevanter Verfahrensschritt. Hier zeigt sich, ob und in welcher<br />
Verbindlichkeit die D<strong>im</strong>ension der Geschlechtergerechtigkeit Berücksichtigung findet,<br />
ob adäquate Schlussfolgerungen aus den vorhergehenden Programmphasen (Analyse<br />
und Zielsetzung) gezogen werden, die sowohl für die Strukturen und Tätigkeiten der<br />
beteiligten Administration als auch für die Endbegünstigten und die Träger arbeitsmarktpolitischer<br />
Projekte von Bedeutung sind.<br />
4. Implementierung<br />
Die lmplementierung eines Programms kennzeichnet den Abschluss der Erstellung<br />
eines Programmplanungsdokuments, deren Abnahme durch den Begleitausschuss<br />
und zugleich den tatsächlichen Beginn der Aktivitäten. Hier geht es zum Beispiel darum,<br />
ob das Monitoringsystem unter Gender-Mainstreaming-Gesichtspunkten<br />
(weiter-) entwickelt wird.<br />
4
Kurzfassung des Leitfadens zur Implementierung und Umsetzung von<br />
Gender Mainstreaming <strong>im</strong> Europäischen Sozialfonds<br />
5. Umsetzung<br />
Der Verfahrensschritt der Umsetzung stellt die Phase der Prüfung, Bewilligung und<br />
des Beginns der konkreten Projekte und Maßnahmen dar. Neben der Tatsache, dass<br />
diese Phase von großem Zeitdruck geprägt ist, treten in ihr verschiedene Widersprüche<br />
und Zielkonflikte bezüglich der Kompatibilität von GM mit der <strong>ESF</strong>-<strong>im</strong>manenten<br />
Logik und den Systemen der Kofinanzierung sowie z. B dem Mittelbindungsdruck auf.<br />
Der Fokus des Leitfadens richtet sich hier auf die grundlegende Frage, ob dem Prüfungs-<br />
und Bewilligungsverfahren eine kohärente und langfristige GM-Strategie zugrunde<br />
liegt. Die Impulsfragen beziehen sich sowohl auf die Anforderungen an die<br />
Träger als auch auf die notwendigen verbindlichen Vorgaben der Verwaltung.<br />
6. Begleitung<br />
Die Implementierung von Gender Mainstreaming <strong>im</strong> Begleitsystem der <strong>ESF</strong>-Interventionen<br />
muss sich einerseits auf die Steuerungsinstanzen und andererseits auf das Monitoringsystem<br />
beziehen. Hierfür sind unterschiedliche Fragen bzw. Initiativen zu ergreifen:<br />
In welcher Form manifestiert sich der Stellenwert von Gender Mainstreaming<br />
innerhalb des Begleitausschusses? Wird bei der Beauftragung Dritter Gender Mainstreaming<br />
als relevantes Kriterium der Auftragsvergabe aufgeführt? Wer überprüft<br />
die adäquate Berücksichtigung von Gender Mainstreaming innerhalb der Steuerungsgremien?<br />
Ist das Monitoringsystem geeignet, Informationen zur Chancengleichheit<br />
zwischen den Geschlechtern zu liefern? Wird bei der Erstellung der Jahresberichte<br />
die Chancengleichheit von Frauen und Männern integral berücksichtigt?<br />
7. Evaluierung<br />
Eine Programmevaluierung muss grundsätzlich die hier vorgenommene Darstellung<br />
der Verfahrensschritte einer Programm<strong>im</strong>plementierung und -umsetzung als elementaren<br />
Bestandteil nachvollziehen und auf ihre Kohärenz und Wirksamkeit hin überprüfen.<br />
Häufig zu beobachten ist, dass AuftraggeberInnen und AuftragnehmerInnen<br />
von Evaluierungen das Thema Chancengleichheit eher additiv abhandeln bzw. marginalisieren.<br />
Hier ist also zu fragen: Wird bei der Vergabe von Evaluationsaufträgen<br />
Gender Mainstreaming als integraler Untersuchungsansatz gefordert? Welche Gewichtung<br />
erhält Gender Mainstreaming innerhalb des Auftrages? Wer begutachtet<br />
die jeweiligen Angebote? Wird hierbei dezidiert Gender-Expertise einbezogen?<br />
5
Kurzfassung des Leitfadens zur Implementierung und Umsetzung von<br />
Gender Mainstreaming <strong>im</strong> Europäischen Sozialfonds<br />
Fokussierung der <strong>ESF</strong>-Programmevaluationen auf<br />
Gender Mainstreaming<br />
Schließlich unterbreitet der Leitfaden den Vorschlag, dass <strong>im</strong> Auftrag der Begleitausschüsse<br />
die Evaluierungsstellen bei der Aktualisierung der Halbzeitbewertung das<br />
Thema Gender Mainstreaming und Chancengleichheit von Frauen und Männern<br />
schwerpunktmäßig behandeln. Dies bedeutet, dass keine gesonderten Berichte erstellt<br />
werden, sondern dass die vorgesehenen Untersuchungen den Fokus der Chancengleichheit<br />
einnehmen. Gegenstand der Untersuchung könnte z. B. sein, dass die<br />
relevanten arbeitsmarktpolitischen Akteure, <strong>ESF</strong>-Bewilligungsstellen und Unterstützungsstrukturen<br />
dahingehend befragt werden,<br />
welche Bedarfe und Defizite bezüglich der geschlechtsspezifischen Diskrepanzen<br />
auf dem Arbeitsmarkt festgestellt wurden,<br />
welche Ziele bezüglich Gender Mainstreaming und Chancengleichheit anvisiert<br />
wurden,<br />
mit welchem Mittel- und Instrumenteneinsatz die Zielerreichung erfolgte,<br />
welche Ergebnisse zu verzeichnen sind und<br />
in welcher Form sich die veränderten arbeitsmarktpolitischen Rahmenbedingungen<br />
ausgewirkt haben.<br />
Eine solche Schwerpunktsetzung der <strong>ESF</strong>-Programmevaluierung kann wertvolle Hinweise<br />
und vor allem Impulse für weitere Implementierungen und Umsetzungen von<br />
Gender Mainstreaming <strong>im</strong> Rahmen des <strong>ESF</strong> liefern. Zudem könnte flankierend ein<br />
öffentlicher Diskurs über die aktuelle Situation von Frauen <strong>im</strong> Vergleich zu Männern<br />
auf dem Arbeitsmarkt geführt werden, Chancen und Risiken ausgelotet und insbesondere<br />
der Beitrag des <strong>ESF</strong> für zukünftige geschlechtergerechte arbeitsmarktpolitische<br />
Interventionen in der Bundesrepublik identifiziert werden.<br />
6
I m p r e s s u m :<br />
Herausgeber:<br />
Bundesministerium<br />
für Familie, Senioren, Frauen<br />
und Jugend<br />
11018 Berlin<br />
Internet: www.bmfsfj.de<br />
Autorin:<br />
Henriette Meseke<br />
COMPASS <strong>Bremen</strong> GmbH<br />
Stand:<br />
Januar 2005<br />
Gestaltung:<br />
KIWI GmbH, Osnabrück<br />
Dieses PDF ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit der<br />
Bundesregierung; es wird kostenlos abgegeben und ist<br />
nicht zum Verkauf best<strong>im</strong>mt.<br />
Für weitere Fragen nutzen Sie unser<br />
Servicetelefon: 0 18 01/90 70 50*<br />
Fax: 0 18 88/5 55 44 00<br />
Montag–Donnerstag 7–19 Uhr<br />
* nur Anrufe aus dem Festnetz, 9–18 Uhr 4,6 Cent,<br />
sonst 2,5 Cent pro angefangene Minute