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Tagungsband low.pdf (1.9 MB) - (ESF) im Land Bremen

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der <strong>ESF</strong>-Interventionen sondern in strukturellen Ent-<br />

wicklungen des Arbeitsmarktes zu suchen. Der Schluss<br />

liegt nahe, dass Frauen von den Tertiärisierungsprozessen<br />

der Wirtschaft anders betroffen sind als Männer.<br />

Frauen können Qualifizierungen offenkundig eher als<br />

Männer dazu nutzen, um aus dem Segment einfacher<br />

und gering entlohnter Tätigkeiten herauszukommen.<br />

Allerdings landen sie dabei überwiegend in Teilzeitverhältnissen.<br />

Zumindest dieser empirische Befund lässt<br />

Zweifel daran, ob sie nach den Maßnahmen auch geschlechtertypische<br />

horizontale und vertikale Segmentationen<br />

durchbrechen und in neue Berufs- und Tätigkeitsfelder<br />

sowie in Arbeitsverhältnisse vordringen, die<br />

ihnen nachhaltigere berufliche Perspektiven auf dem<br />

Arbeitsmarkt erschließen.<br />

Offen bleibt auch die Frage, ob Entscheidungen für<br />

die Förderung von Frauen durch den <strong>ESF</strong> nur pragmatischer<br />

oder eher strategischer Natur sind. Dienen sie<br />

nur dazu, eine aktuelle Krisensituation zu überbrücken<br />

und ihre individuelle Situation zu verbessern oder sind<br />

sie auch geeignet, strukturelle Ungleichgewichte zwischen<br />

den Geschlechtern auf dem Arbeitsmarkt zu verringern?<br />

Zu den strukturellen Ungleichgewichten zählt<br />

insbesondere, dass Frauen wegen familiärer Bindungen<br />

sehr viel mehr als Männer auf Teilzeittätigkeiten<br />

zurück greifen und deswegen Nachteile in der beruflichen<br />

Entwicklung und in der Bezahlung in Kauf nehmen<br />

müssen. Eine vertiefende Analyse dieser Fragen wird<br />

<strong>im</strong> Rahme des „Updates“ zur Halbzeitbewertung vorgenommen.<br />

In diesem Kontext können auch die Ergebnisse<br />

der zweiten Befragungsrunde von Teilnehmenden in<br />

<strong>ESF</strong>-Maßnahmen ausgewertet werden.<br />

Beiträge aus den thematischen Foren<br />

Empfehlungen<br />

Auch wenn das Chancengleichheitsziel unter den Querschnittszielen<br />

am deutlichsten akzentuiert und differenziert<br />

ist, bleiben in der praktischen Umsetzung<br />

der Interventionen <strong>im</strong>mer noch viele inhaltliche und<br />

formale Unklarheiten, die dazu führen, dass das Gender<br />

Mainstreaming als nachrangig empfunden und <strong>im</strong><br />

Konflikt mit fachlichen oder instrumentenspezifischen<br />

Zielen „abgewählt“ wird. Handlungsbedarf besteht insbesondere<br />

bei der Klärung von Zielen: Chancengleichheitsziele<br />

beziehen sich oft nur auf frauenspezifische<br />

Maßnahmen. Sie werden dann nicht als horizontale<br />

Aufgabe verstanden, die auf alle Maßnahmen und Projekte<br />

anzuwenden sind, sondern nur auf Maßnahmen<br />

des Politikbereichs E.<br />

Probleme ergeben sich aber auch aus der unklaren Wertigkeit<br />

und Rangfolge der Zielbest<strong>im</strong>mungen von Politikbereich<br />

E, dem allgemeinen Grundsatz des Gender<br />

Mainstreaming und dem Querschnittsziel der Chancengleichheit.<br />

Die unklare Beziehung zwischen Querschnitts- und Projektzielen<br />

führt zu einer relativ geringen Steuerungswirkung<br />

bei der Projektauswahl. Gender Mainstreaming<br />

wird als frei wählbares und nicht als obligatorisches Kriterium<br />

interpretiert und flexibel an die Logik der Nachfrage<br />

aus der Wirtschaft und an das Angebot der regional<br />

unterschiedlichen Trägerlandschaft angepasst. Es<br />

dient bestenfalls als Orientierungshilfe, nicht aber als<br />

Auswahlfilter für Projekte.<br />

Nach wie vor wird das Mainstreaming als neue Form der<br />

Frauenförderung missverstanden. Möglicherweise können<br />

aber die empirischen Befunde aus der Evaluation<br />

dazu beitragen, dass auch den spezifischen Problemen<br />

von Männern mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird.<br />

Um die Umsetzung der Interventionen zu vereinfachen<br />

und die Verfahren für die Entscheidungsverantwortlichen<br />

übersichtlicher zu gestalten, haben wir vorgeschlagen,<br />

die Zahl der Querschnittsziele zu halbieren<br />

und „nur“ noch Chancengleichheit und lokale Entwicklung<br />

auf ihre Berücksichtigung in Maßnahmen und Projekten<br />

zu überprüfen. Diese beiden Querschnittsziele<br />

lassen sich am ehesten mit den Strukturen und mit der<br />

Logik der Arbeitsmarktpolitik vereinbaren. Außerdem<br />

treffen sie zentrale Schwerpunkte der Europäischen<br />

Beschäftigungsstrategie: Die Beschäftigungsquote der<br />

Frauen soll erhöht und lokale und regionale Disparitäten<br />

in der Gemeinschaft sollen ausgeglichen werden.<br />

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