Tagungsband low.pdf (1.9 MB) - (ESF) im Land Bremen
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Und weiterhin – das zeigen auch unsere Erfahrungen in<br />
<strong>Bremen</strong> – steht am Anfang vieler Umsetzungs-Projekte<br />
zunächst eine notwendige und manchmal mühsame<br />
Phase der Datenerhebung: Denn viele unserer Erkenntnisse<br />
darüber, wie wir unsere Alten versorgen, unsere<br />
Kinder betreuen oder unterrichten, unsere Bürger bedienen<br />
oder mit Vorschriften beglücken, enthalten nichts<br />
darüber, wie dies bei diesen Menschen als Frauen und<br />
Männern, als Jungen und Mädchen ankommt und bewertet<br />
wird. Wir wissen oft nicht, ob unsere Dienstleistungen<br />
und unser Handeln und unsere Planungen von<br />
Männern und Frauen unterschiedlich beurteilt werden<br />
und wenn ja, wie. Dafür ein Beispiel <strong>im</strong> Zusammenhang<br />
mit der Umgestaltung eines städtischen Grünzuges:<br />
Um eine stärkere Annahme dieses Freiraums zu erreichen,<br />
brauchen wir genauere Kenntnisse aus der<br />
Geschlechterperspektive über Bedarfe, Wünsche und<br />
Nutzungsvorstellungen der einzelnen Bevölkerungsgruppen,<br />
insbesondere auch aus Migrantenfamilien,<br />
die das Freigelände besuchen. Ein besonderes Ziel ist<br />
dabei, dass sich mehr Mädchen mit dem Grünzug identifizieren,<br />
denn damit – so zeigt die Erfahrung – kann<br />
dem Vandalismus entgegen gewirkt werden.<br />
Deshalb also die Befragungen, Datenerhebungen und<br />
deren Auswertung am Anfang der Projekte – auch wenn<br />
das manchmal aussieht wie Arbeitsbeschaffung für Statistiker<br />
und Sozialwissenschaftler. Und weil diese Anfangsarbeit<br />
Personal und Geld erfordert, ist sie oft eine<br />
zusätzliche Hürde.<br />
Der Senat hat <strong>im</strong> übrigen beschlossen, dass alle Ressorts<br />
bei allen Datenerhebungen und Statistiken die<br />
Daten möglichst geschlechterdifferenziert erheben und<br />
auswerten müssen. So soll nach und nach eine Datengrundlage<br />
unter Beachtung der Geschlechterperspektive<br />
entstehen.<br />
Im Bericht des Senators für Finanzen über unseren Personalhaushalt<br />
ist dies beispielsweise schon vorbildhaft<br />
der Fall. Mit Hilfe entsprechender Kennzahlen konnte<br />
ein differenziertes Bild der Entlohnungsstrukturen in<br />
der bremischen Verwaltung gewonnen werden.<br />
Andererseits bedarf es in Sitzungen des Senats noch<br />
<strong>im</strong>mer der Erinnerungen und Ermahnungen von Ulrike<br />
Hauffe an die Ressorts, die geschlechtersensible Datenerhebung<br />
auch wirklich konsequent zu praktizieren.<br />
Und noch ein Beispiel aus einem zwar etwas verborgenen,<br />
sozialpolitisch aber doch sehr wichtigen Bereich:<br />
In der Handhabung des Betreuungsrechts fragen wir<br />
Abschluss der Fachtagung<br />
uns derzeit: Werden Männer und Frauen, die die Hilfe<br />
eines Vormundes brauchen, unterschiedlich betreut?<br />
Und gibt es unter der Geschlechterperspektive Unterschiede<br />
bei den Betreurinnen und Betreuern, betreuen<br />
sie unterschiedlich, wird ihre Arbeit je nach Geschlecht<br />
unterschiedlich vergütet? Müssen das Betreuungsrecht<br />
und seine Handhabung vielleicht geändert werden? Die<br />
Ergebnisse der laufenden Studie werden uns dazu Antworten<br />
liefern.<br />
<strong>Bremen</strong> ist dabei, die Geschlechterpersepktive, die Sensibilität<br />
für die (mögliche) Unterschiedlichkeit <strong>im</strong> Planen<br />
und Handeln unserer Verwaltung in den Mainstream<br />
seiner Arbeit einließen zu lassen. Wir haben angefangen<br />
und ich denke, wir sind auf einem guten Weg.<br />
Und weil wir ja aus Einsicht in das Notwendige das<br />
Gender Mainstreaming als top-down-Prozess organisiert<br />
haben, möchte ich für den Senat mit Nachdruck<br />
sagen:<br />
Wir machen nicht nur Gender Mainstreaming,<br />
wir brauchen es.<br />
Es bringt uns näher an die Bürgerinnen und Bürger<br />
unserer Stadt.<br />
Es profiliert unsere Arbeit und macht sie besser.<br />
Und weil damit unsere Ressourcen besser eingesetzt<br />
werden, sparen wir eines Tages<br />
– wer weiß – damit auch Geld.<br />
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.<br />
(Es gilt das gesprochene Wort)<br />
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