Download Vortrag - 470 KB - Evangelische Bildungswerk im Landkreis
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tum des byzantinischen Reichs verstand. Inzwischen ist eine Reihe weiterer Arbeiten erschienen,<br />
die <strong>im</strong>mer neue Aspekte der frühen Islamgeschichte diskutieren. Die Islamforschung<br />
scheint in Bewegung zu geraten.<br />
Was aber die Thesen Luxenbergs angeht, ist dies die Quintessenz: Luxenberg entwickelt die<br />
detailliert ausgeführte These, dass älteren Teilen des Koran eine in syrisch-aramäischer Sprache<br />
verfasste christliche Urschrift zu Grunde liegt. Syrisch-aramäisch sei in den ersten Jahrhunderten<br />
christlicher Zeitrechnung die dominante Schriftsprache des Nahen Ostens gewesen,<br />
eine Schriftsprache, die verwandt, aber nicht identisch ist mit der späteren arabischen<br />
Konsonantenschrift.<br />
Im östlichen Mesopotamien lebte ein Volk, das sich zum christlichen Glauben bekannte, aber<br />
den Glauben daran, dass Jesus der Sohn Gottes sei, ablehnte, in Jesus nur einen Propheten<br />
sah und so einen entschiedenen Monotheismus vertrat. Dieses Volk wurde <strong>im</strong> dritten Jahrhundert<br />
von den Sassaniden militärisch geschlagen und ins heutige Südwest-Afghanistan<br />
deportiert.<br />
Danach ist offenbar folgendes passiert. Sie saßen dort als Untertanen der Perser ohne Verbindung<br />
zum Rest der syrischen Bevölkerung, und man kann annehmen, dass sie in der Isolation<br />
ihre Theologie weiterentwickelt haben. Sie blieb strukturell erhalten, aber sie hat zum<br />
Beispiel einen Begriff in der Christologie neu erfunden: Muhammad. Das kann man daraus<br />
schließen, dass auf den ersten Münzen, die aus dieser Gegend kommen, Muhammad steht.<br />
„Muhammad“ ist keine totale Neuerung, weil es das arabische Übersetzungswort für „Erwählter“<br />
ist.<br />
Das heißt, dieses christliche arabische Volk entwickelte in der Isolation, also unberührt vom<br />
Kirchenchristentum und seiner Theologie, seine eigenen monotheistischen Glaubensvorstellungen,<br />
seine eigene Theologie, in der der als „Muhammad“ bezeichnete Jesus nur der Prophet<br />
Gottes ist, nicht aber dessen ewig gezeugter „Sohn“. Anfang des siebten Jahrhunderts<br />
zerfiel das Sassanidenreich. Anlässlich dieser Befreiung sind die arabischen Christen aus dem<br />
Nordosten Mesopotamiens nach Süden gezogen und haben dabei ihre Materialien, wahrscheinlich<br />
die Urform der koranischen Materialien, wenn auch in syrischer Sprache, mitgenommen<br />
und haben zunächst Mesopotamien erobert und dann – einer von ihnen –<br />
Abdalmalik – <strong>im</strong> letzten Drittel des siebten Jahrhunderts auch den Westen. Den Weg kann<br />
man an den Münzprägungen, die dann aus dem Nordosten Mesopotamiens zunächst ins<br />
Zentrum und dann bis nach Damaskus und Jerusalem kamen, das dokumentieren.<br />
Bestätigt sich diese These in weiteren Forschungsergebnissen, würde das bedeuten: Der Koran<br />
entstand nicht allein auf der arabischen Halbinsel, nicht in Mekka und Medina – diese<br />
Städte werden übrigens auch nicht explizit <strong>im</strong> Koran genannt – und ist schon gar nicht auf<br />
Offenbarungen zurückzuführen. Zweitens: Der Koran hat seine frühen inhaltlichen Wurzeln in<br />
einer syrisch-christlichen Sekte. Drittens: Als <strong>im</strong> heutigen arabischen Raum ein neues größe-<br />
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