Download Vortrag - 470 KB - Evangelische Bildungswerk im Landkreis
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Bei einer Begegnung von zwei Menschen kann man sich folgendes Szenario vorstellen: Da<br />
sitzen zwei beieinander und reden miteinander. Nennen wir sie Peter und Paul und zählen<br />
wir die Figurationen nach, die dabei mit <strong>im</strong> Spiel sind. Da sind erst einmal der Peter, wie er<br />
dem Paul erscheinen will, und der Paul wie er dem Peter erscheinen will. Sodann der Peter,<br />
wie er dem Paul wirklich erscheint, Pauls Bild von Peter also, das <strong>im</strong> Allgemeinen keineswegs<br />
mit dem von Peter gewünschten übereinst<strong>im</strong>men wird, und vice versa. Dazu noch Peter, wie<br />
er sich selbst, und Paul, wie er sich selbst erscheint. Zu guter Letzt noch der leibliche Peter<br />
und der leibliche Paul. Zwei lebendige Personen und sechs gespenstische Scheingestalten,<br />
die sich in das Gespräch der beiden mischen. (Nach Martin Buber)<br />
So verhält es sich zwangsläufig auch be<strong>im</strong> Dialog der Religionen. Wer repräsentiert eine Religion<br />
mit welcher Vollmacht? Wer ist denn ein Christ, der <strong>im</strong> Dialog von Christentum und Islam<br />
das Christentum vertreten könnte? Und umgekehrt, wer der ideale Moslem? Wenigstens<br />
ein klein wenig weiterhelfen soll eine sachkritische Bemühung um wesentliche Gehalte<br />
von Religionen und deren bedingte Gestaltungen.<br />
Ich will einen Versuch machen, angesichts der sogenannten Weltreligionen auf einige<br />
Grundsätzliche Aspekte hinzuweisen und dabei auch die Position der kritischen Vernunft <strong>im</strong><br />
Blick behalten. Vorab müssen wir uns darüber <strong>im</strong> Klaren sein, dass eine nominelle Zugehörigkeit<br />
keine reale Verbundenheit mit der Sache bedeutet. Man kann sich Christ nennen, <strong>im</strong><br />
soziologischen oder juristischen Sinn schon allein kraft der Taufe, ohne in irgendeiner Weise<br />
die Lebensbewegung Jesu Christi mitzuvollziehen. Etwaige Lippenbekenntnisse setzen allerdings<br />
<strong>im</strong>merhin dies voraus, dass es so etwas gibt wie eine Identifikationsmöglichkeit. Ob<br />
man hinter dem eigenen Anspruch zurückbleibt oder ihn einzuholen vermag, ist ja zunächst<br />
ein persönliches Problem. (Bist du Christ – wenn ja, warum nicht?... Muss der Wegweiser<br />
den Weg gehen?)<br />
Um die komplexe Lage nicht allzu kompliziert erscheinen zu lassen, schlage ich vor, drei<br />
Ideenkreise zu unterscheiden, was das Verhältnis zum Unbedingten angeht bzw. das Denken<br />
des Unbedingten. Hier unterscheide ich das biblische Denken, den Islam und – exemplarisch<br />
für den Osten – den Buddhismus.<br />
Dabei geht es mir erst einmal um die Architektur, den Bauplan oder zumindest die Fundamente<br />
dreier Typen von Heilsangeboten, die strukturell unterschiedliche Phänomene darstellen:<br />
1. Die biblische „Religion“ der Gottesliebe<br />
2. Der strenge Monotheismus (Islam)<br />
3. Der Buddhismus in der Gestalt, wie er <strong>im</strong> Westen in Erscheinung tritt, nämlich als eine<br />
Spiritualität ohne personale Beziehung zum Unbedingten.<br />
In herkömmlicher Weise fasst man die sogenannten Offenbarungsreligionen oder<br />
abrahamitischen Religionen zusammen und differenziert dann in Judentum, Christentum,<br />
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