Download Vortrag - 470 KB - Evangelische Bildungswerk im Landkreis
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Auch der Buddhismus stellt keine intellektuelle Herausforderung dar. Mit moderner Naturwissenschaft<br />
ist er völlig kompatibel. Die Vernunft spielt eine läuternde Rolle. Des Übernatürlichen<br />
bedarf der Buddhismus nicht. Daher stellt der Buddhismus <strong>im</strong> Westen - unverbraucht<br />
und historisch unbelastet – ein sehr ansprechendes Heilsangebot dar. Er spricht den<br />
Einzelnen an und liefert eine Art Anleitung zum Selbstmanagement. Das macht ihn anschlussfähig<br />
angesichts des Freiheitsbewusstseins und des neuzeitlichen Individualismus,<br />
zumal wenn Freiheit vor allem negativ durch Selbstbest<strong>im</strong>mung und Kritik aller Autorität,<br />
zumal der kirchlichen Autorität, auftritt.<br />
Religiöse Sehnsucht in einer durch die Wissenschaften entzauberten Welt können viele<br />
Menschen nicht durch aufgeklärte säkulare Vernunftorientierung überwinden. Zumal auch<br />
Vernunft durch die Krise von Wissenschaft und Technik, aber zumindest die einseitige<br />
Zweckrationalität, diskreditiert scheint. Da bietet sich eine Lebensform an, die spirituellen<br />
Bedürfnissen so entgegenkommt, dass Selbstbest<strong>im</strong>mung und religiöses Empfinden ohne<br />
Widerspruch verbunden werden können.<br />
Der auf westliche Bedürfnisse und unsere Mentalität hin zurechtgelegte Buddhismus besticht<br />
durch Toleranz, die allerdings auch einer gewissen Denkfaulheit entgegenkommen<br />
kann, sowie durch strenge Gerechtigkeit seines Karma-Gedankens, der wiederum dem gehe<strong>im</strong>en<br />
Neid entgegenkommt, - anders als die Rechtfertigung aus Gnade jedenfalls, die voraussetzt,<br />
dass man sich etwas schenken lassen können muss. Der Gedanke der Wiedergeburt<br />
wird oft so ausgelegt, dass man noch ein Mehr an Leben erhält – allerdings völlig gegen<br />
die Intention dieses Gedankens <strong>im</strong> Buddhismus! Die Möglichkeit, aus der Endlichkeit auszubrechen,<br />
kann positiv aufgenommen werden und den Verlust der Hoffnung auf versöhntes<br />
ewiges Leben ersetzen. In unserer verplanten, durchrationalisierten Welt weckt der Buddhismus<br />
den Sinn für die kontemplativen, zweckfreien D<strong>im</strong>ensionen des Lebens – zumal mit<br />
einer Spiritualität der Absichtslosigkeit. Diese Spiritualität n<strong>im</strong>mt auch den Körper als Medium<br />
ernst. Mit konkreten Psycho-Techniken wer-den effizient persönlich nachprüfbare Erfahrungen<br />
erschlossen, die den Buddhismus - undogmatisch - bestätigen. Es gibt Platz für neue<br />
Riten und spirituelle Disziplin, die in unserer Tradition ausgehöhlt, als Leerformeln erscheinen.<br />
Im Ganzen erscheint östliche Spiritualität also erholsam einfach und friedlich. Sie bietet<br />
offenbar an, was die gestressten Zeitgenossen brauchen. Die Alternative, auf den Gekreuzigten<br />
zu schauen, sein eigenes Kreuz auf sich zu nehmen und die Nachfolge anzutreten, die<br />
politischen Konsequenzen zu ziehen und nicht in Maria, sondern in Marta ein reifes Christentum<br />
zu sehen – das erscheint alles andere als zeitgeistkonform.<br />
Vergleicht man Religionen, übrigens unter Inanspruchnahme der Vernunft – wie sonst? -,<br />
dann zeigt sich die Stärke der Vernunft. Doch wird sie deshalb schon dem Glauben gerecht?<br />
Es hängt davon ab, von welcher Vernunft und von welchem Glauben die Rede ist. Begegnung<br />
führt <strong>im</strong>mer wieder zur Vertiefung des Selbstverständnisses, <strong>im</strong> interreligiösen Dialog wie<br />
be<strong>im</strong> Verhältnis von Glaube und Vernunft. Schon deshalb ist das Fragen und das Kopfzerbrechen<br />
be<strong>im</strong> Suchen nach Antworten aller Mühe wert – vernünftig betrachtet…<br />
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