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Download Vortrag - 470 KB - Evangelische Bildungswerk im Landkreis

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ensvaters Abraham, der ganz und gar Einzelner vor Gott war <strong>im</strong> Bewusstsein, dass er<br />

menschlich gesehen Mörder ist, wenn er tut, was ihm befohlen ist. Ich kann jetzt nicht in die<br />

Auslegung und Auslegungsgeschichte einsteigen – die Geschichte soll nur das Problem anzeigen,<br />

ob man dann noch von Gottes Gottsein spricht, wenn man Gott nur sagen lassen<br />

darf, was unser moralisches Empfinden oder die praktische Vernunft zu billigen vermögen.<br />

Zumindest haben das kritische Denken der „natürlichen“ Vernunft, zu der jeder Mensch Zugang<br />

hat, und die Religiosität, die auf einen geschichtlichen Ursprung zurückgeht, einen unterschiedlichen<br />

Status. Vernünftiger Glaube sucht sein Verstehen. Aber lässt sich das der<br />

Offenbarung zu verdankende Geglaubte einhegen in die Grenzen der Vernunft. Darf allein<br />

für wahr gehalten werden, was einsichtig ist? Wie kritisch ist die Vernunft hier gegen sich<br />

selbst? Hat Kant nicht die Grenzen der Vernunft zu ziehen versucht, um dem Glauben Platz<br />

zu schaffen? Aber welchem? Und wie glaubwürdig sind die Geltungsansprüche der religiösen<br />

Überlieferung?<br />

Diese Problemstellung wird nun noch um einiges komplexer, wenn man die Frage nach den<br />

Möglichkeiten des interreligiösen Dialogs hinzun<strong>im</strong>mt. Der Dialog zwischen Vertretern verschiedener<br />

Religionsgemeinschaften und Glaubensrichtungen ist eingebettet in den interkulturellen<br />

Dialog. Dieser steht vor dem Problem, dass das Dialogverständnis der jeweils anderen<br />

Kultur ein je anderes sein kann. Man muss sich lösen von der Idee des fairen Dialogs der<br />

Kulturen und zuerst einmal von Kulturen des Dialogs ausgehen. Denn eine Kultur als dialogfähiger<br />

oder besonders dialogwillig auszuzeichnen, ist nur möglich, wenn man ein best<strong>im</strong>mtes<br />

Dialogverständnis voraussetzt. Zudem gibt nicht jede Kultur dem Dialog und dem Dialogischen<br />

denselben Stellenwert. Es gibt vielerorts die Vorstellung, dass der Dialog Zeichen der<br />

Schwäche sei oder dass ein Dialogprozess die Wahrheit der Überlieferung zersetze. Über<br />

Wahrheiten, heißt es, st<strong>im</strong>me man nicht ab. Über Meinungen diskutiert man, über Weisheiten<br />

sinnt man. Jenen gehört der Dialog, diesen der Monolog. Aristoteles meinte, wer die<br />

Eltern nicht ehre, dem hülfen keine Argumente, der verdiene vielmehr Schläge...<br />

So geht also der Weg vom Dialog der Kulturen zu unterschiedlichen Kulturen des Dialogs –<br />

und damit steht man wieder vor der Frage der Grundlage der Anerkennung des anderen als<br />

anderen. Für uns erscheint es die äußerste Möglichkeit, Fremdes so gut es eben geht, in seiner<br />

Fremdheit und als Fremdes in seiner Anderheit zu verstehen. Aber die Tendenz des<br />

Verstehenwollens geht doch selber schon dahin, es der eigenen Perspektive einzuordnen.<br />

Ein „Ich verstehe“ ist oft nur der Ausdruck eines Verrechnens ins Eigene.<br />

Ein kirchlicher sozialisierter Christ tut sich schwer, zu fassen, wie es ist, Buddhist zu sein.<br />

Aber ein religionsfrei aufgewachsener Mensch hat es nicht deshalb leichter, weil er nicht erst<br />

von den eigenen Prägungen Abstand nehmen lernen muss. Es mangelt ihm überdies vielleicht<br />

der Sinn für die Symbolwelt, den Ritus und den Kult. Aber wäre nicht vielleicht gerade<br />

eine Religiosität, die von einer Konkretisierung z.B. <strong>im</strong> Sozialen absieht, die wahre Religion?<br />

Was überhaupt ist Religion? Und wie unterscheidet sich „Religion haben“ von „religiös sein“,<br />

von spiritueller Praxis oder von einem Leben in Frömmigkeit?<br />

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