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Download Vortrag - 470 KB - Evangelische Bildungswerk im Landkreis

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Unabhängigkeit und nicht zu Bindung; zu Verminderung weltlichen Gewinns und nicht zu<br />

seiner Vermehrung; zu Einfachheit und nicht zu Habgier; zu Zufriedenheit und nicht zu Unzufriedenheit;<br />

zu Einsamkeit und nicht zu Geselligkeit; zu Leistung und nicht zu Schlaffheit; zu<br />

Freude am Guten und nicht zu Freude am Bösen - von solcher Lehre kannst du mit Best<strong>im</strong>mtheit<br />

sagen: Das ist die Regel. Das ist die Lehre. Das ist des Meisters Botschaft.«<br />

Im Laufe der Entwicklung des Buddhismus wurde dieser Pragmatismus noch deutlicher. Seine<br />

Anhänger erkannten, dass alles, was man in Worten ausdrückt, zuletzt falsch ist - falsch<br />

schon allein deshalb, weil man es in Worte fasst. »Wer redet, weiß nicht; wer weiß, redet<br />

nicht.« Nur das edle Schweigen verletzt die Wahrheit nicht. Wenn man überhaupt spricht -<br />

und es ist erstaunlich, wie viel die Anhänger des edlen Schweigens zu sagen hatten -, so lässt<br />

es sich nur rechtfertigen durch Rücksicht auf die Schwachen. Anders ausgedrückt, man benützt<br />

Worte, weil sie möglicherweise anderen, auf einer niedrigeren geistigen Stufe Stehenden<br />

bei ihrer Fortentwicklung helfen könnten.<br />

Die Lehre ist in erster Linie ein Heilmittel. Der Buddha ist ein Arzt. Genau wie der Arzt <strong>im</strong>stande<br />

sein muss, die verschiedenen Krankheiten zu best<strong>im</strong>men, wie er ihre Ursachen erkennen<br />

und die notwendigen Heil- und Gegenmittel wissen und anzuwenden verstehen<br />

muss, so hat auch der Buddha die »Vier edlen Wahrheiten« gelehrt: den Umfang des Leidens,<br />

seinen Ursprung, seine Überwindung und den Weg, der zu seiner Überwindung führt.<br />

Isoliert man aber die Worte Buddhas von der Aufgabe, die sie erfüllen sollen, so verlieren sie<br />

alle Kraft und Bedeutung. Gegenstand buddhistischer Lehren ist es also vor allem, wie die<br />

unheilvoll wirkenden Denk- und Verhaltensmuster verringert und schließlich völlig abgebaut<br />

werden können. Insofern kommt dem Buddhismus therapeutische Funktion zu und in dieser<br />

Interpretation ist Buddhismus eine uralte Form der Psychotherapie.<br />

Dies erinnert alles sehr stark an die stoische Philosophie, mit der die frühen Christen zu konkurrieren<br />

begannen und weshalb das Christentum – eben als Lebensform, Praxis und Weg –<br />

sich als wahre Philosophie ausgewiesen hat. Die Stoa war Philosophie als Lebensform mit<br />

dem Ziel, die Meeresstille des Geistes zu ermöglichen und Medizin des Geistes zu sein, Philosophie,<br />

die eine Einladung und Einweisung war, weise zu werden.<br />

Die Kontroverse zwischen Christen und Buddhisten um das Verständnis der Letzten Wirklichkeit<br />

ist dreht sich um die Frage: personal oder <strong>im</strong>personal? Mit Klarheit hat dies Walpola<br />

Rahula, ein Gelehrter und Mönch von hohem Rang, zum Ausdruck gebracht: „Es ist besser,<br />

aufrichtig zu sagen, dass man an einen Atman oder an ein Selbst glaubt. Man mag auch seiner<br />

Meinung Ausdruck geben, dass Buddha sich völlig geirrt habe, wenn er das Dasein eines<br />

Atman leugnete. Gewiss ist aber niemandem ein Dienst damit erwiesen, wenn man versucht,<br />

in den Buddhismus eine Vorstellung hineinzutragen, die Buddha niemals angenommen haben<br />

würde, soweit wir das aus den vorhandenen Originaltexten entnehmen können.“ Von<br />

Buddha heißt es schließlich selbst: „Stellt euch eine Seelenlehre vor, ihr Mönche, durch deren<br />

Annahme Sorge, Wehklage, Leiden, Not und Trübsal nicht entstehen würden! Kennt ihr<br />

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