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Download Vortrag - 470 KB - Evangelische Bildungswerk im Landkreis

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eine christliche Denkform sich bildete, kam sozusagen eine Synthese zustande, die man eine<br />

christliche Kultur nennen durfte. Zu Verwerfungen hinsichtlich des Ideals führen aber auch<br />

Ungleichzeitigkeiten: Würden wir beispielsweise Zeugen eines Gesprächs zwischen einem<br />

vietnamesischen Christen und einem kanadischen Moslem, könnten wir sehen, wie kulturelle<br />

Identitäten die religiösen Identitäten in den Individuen selber nochmals brechen. Wir alle<br />

sind Kinder unserer Zeit. Aber nicht nur unserer Zeit, auch unserer Lebenswelten und unserer<br />

„Routen“, ja vielleicht Routinen… So ist ein Euro-Islam nicht der Islam Arabiens. Je näher<br />

man zusieht, umso schwieriger wird das allgemeine Verhandeln der Sache, denn trotz der<br />

kulturellen Traditionen gibt es zuwiderlaufende Ströme. So wird die aufgeklärte Frömmigkeit<br />

einer Musl<strong>im</strong>a an der Universität in Istanbul sich sehr unterscheiden vom Glauben einer<br />

Frau, die ihrem Mann von der türkischen Schwarzmeerküste nach Dortmund gefolgt ist und<br />

auch nach 30 Jahre ohne Deutsch gelernt zu haben bleiben wird. Sie und ihre Töchter leben<br />

wohl trotz derselben Religionszugehörigkeit auch religiös in unterschiedlichen Welten. Auch<br />

hat z.B. die Inbrunst der Frömmigkeit nichts mit dem Bildungsgrad zu tun.<br />

Trotz allem braucht es auch den Blick auf Grundzüge und Konturen, damit die Besonderheiten<br />

ihrerseits recht verortet werden können. Auch wenn es fast nur Ausnahmen geben sollte,<br />

sind Ausnahmen doch <strong>im</strong> bezogen auf die Regel, und sei es, dass die Ausnahmen die Regel<br />

sind.<br />

Wir werden <strong>im</strong>mer wieder auf die Frage des Idealtypischen stoßen, was aber schon deshalb<br />

schwierig ist, weil es ja um Phänomene geht, die <strong>im</strong> Wandel begriffen sind. Selbst wenn es so<br />

ist, dass es die Wahrheit gibt, so muss sie sich zu verschiedenen Zeit in den verschiedenen<br />

Horizonten der jeweiligen Epochen darstellen. Wer ist ein wahrer Christ? (Witz: Ein Jude will<br />

konvertieren. Seine christliche Freunde erfahren davon und er wird gefragt, ob er denn lieber<br />

evangelisch oder katholisch werden wolle. Seine Antwort: „Wenn schon, dann richtig!“ -<br />

Ich vermute, dass Sie in großer Mehrheit darauf tippen, dass er die römisch-katholische<br />

Form des Christseins <strong>im</strong> Auge hatte.) Wer ein idealer Moslem? Nietzsche behauptete, es<br />

habe nur einen Christen gegeben – und der starb am Kreuz. Von der Buddha-Natur wird gesagt,<br />

sie sei jedem Menschen innerlich. Wie tritt der innere Mensch in Erscheinung? Zu Beginn<br />

war die Rede von der Sonderentwicklung des Verhältnisses von Vernunft und Offenbarung,<br />

von Wissen und Glaube – gibt es Vergleichbares in anderen Religionen?<br />

Der zentrale Inhalt des biblischen Glaubens ist Gott selbst. Die Ausrichtung auf den einen<br />

unendlichen Gott macht den Menschen der Unendlichkeit fähig, und darin besteht seine<br />

Freiheit. Er ist nicht mehr irgendwelchen, stets eingeschränkten Mächten unterworfen, nicht<br />

unter sie »versklavt«. Gott offenbart sich dem Menschen dementsprechend als Befreier:<br />

»Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus dem Ägypterlande, dem Sklavenhause, herausgeführt<br />

hat. Du sollst keine anderen Götter haben als mich!« (Dt 5,6f.) Die Anbetung des einen Gottes<br />

befreit den Menschen von allen möglichen Götzen und Mächten der Welt. Seine Freiheit<br />

hängt damit an dieser Transzendenzfähigkeit. Aber nur wenn sein Transzendieren ein ent-<br />

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