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Download Vortrag - 470 KB - Evangelische Bildungswerk im Landkreis

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Islam. Ich möchte die aus christlicher Sicht gegebene Einheit von biblischem Gottesglauben<br />

in seiner Gänze vom Gottdenken <strong>im</strong> Islam unterscheiden.<br />

Dies führt sogleich zu einer grundlegenden Schwierigkeit <strong>im</strong> Verhältnis von Judentum und<br />

Christentum. Denn das Verhältnis ist nicht einfach reziprok. Bei der vorgeschlagenen Sicht<br />

müssen sich Juden gerade dann vereinnahmt sehen, wenn Christen, die damit eigentlich<br />

eine Brücke bauen wollen, die jüdischen Wurzeln des Christentums betonen. Christlicherseits<br />

mag es verbindend sein, zu betonen, dass Jesus doch Jude war. In jüdischen Augen ist<br />

es aber ein Ärgernis, die Geschichte so zu lesen, dass die Synagoge das Vorspiel zur Kirche<br />

darstellt. Für das Judentum ist das Christentum bestenfalls eine zu weltgeschichtlicher Bedeutung<br />

gekommene Sekte oder aber die „Erfindung“ des Paulus. Es ist für die ihre Glaubensgeschichte<br />

kein Problem, dass es die Christenheit gibt. Für das Christentum sieht die<br />

Sache anders aus. Warum gibt es noch – heilsgeschichtlich gewollt – die jüdische Religion,<br />

wenn sich das Judentum doch hätte aufheben lassen sollen ins Christliche? Wird eine Entsprechung<br />

von altem und neuem Bund vorausgesetzt, kann die Geschichte Gottes mit Israel<br />

zur Geschichte der Christen gerechnet werden. Das bedeutet aber Enteignung der Juden,<br />

was ihre Geschichte mit Gott betrifft. Auf dem Boden der Schrift ließe sich, so wie das schon<br />

binnenchristlich möglich ist, zwar mit den Rabbinen und jüdischen Theologen streiten, denn<br />

die ist beiden gemeinsam. Aber gerade das Verständnis der Schrift konstituiert ja die Differenz.<br />

Deshalb scheint mir die Idee des Religionsfriedens durch Dialog – etwa der Exegeten –<br />

völlig illusorisch und sachlich ein falscher Ansatz. Sollte sich zeigen, dass es ein gemeinsames<br />

Ethos gibt, ist auch damit nichts gewonnen. Wenn ich als Christ nicht tue, was ich in der Konsequenz<br />

meines Glaubens soll, werde ich es nicht deshalb tun, weil es in der Konsequenz<br />

auch einer anderen Glaubensauffassung liegt. Um recht zu handeln braucht man nicht das<br />

Bewusstsein, dass ein Gebot mit Geboten anderer Religionen übereinst<strong>im</strong>mt. Allenfalls fragt<br />

man sich vernünftigerweise, ob eine Max<strong>im</strong>e überhaupt verpflichtenden Charakter hat.<br />

Anders wiederum sieht es in der Auseinandersetzung beider biblischen Glaubensformationen<br />

mit dem Islam aus. Thomas von Aquin beanspruchte auch hier die Vernunft. Interessanterweise<br />

ist es so, dass der Islam viel vernünftiger ist bzw. weniger Zumutungen an den Intellekt<br />

stellt als das christliche Dogma, sei es vor allem das der Christuswirklichkeit und <strong>im</strong> Zusammenhang<br />

damit die Lehre von der Dreifaltigkeit Gottes.<br />

Es kommt in der Theorie wie in der Praxis bei Mehrfachbeziehungen (in der Politik: multilateral)<br />

zu unterschiedlichen Koalitionen, wobei Themen zurücktreten werden, die in der direkten<br />

Beziehung (bilateral) Streitpunkte darstellen.<br />

Die Sache wird aber nun noch schwieriger dadurch, dass es ja Angehörige von Weltreligionen<br />

in allen Kulturkreisen gibt. Wie gesagt: die jeweilige Inkulturation einer Religionsform hat<br />

Rückwirkungen auf die geschichtliche Gestalt einer Religion, so wie eine Religion eine Kultur<br />

langfristig verändert. Nach dem Eintritt des Christentums in die Antike kann man von einer<br />

Inkubationszeit sprechen. Erst waren christliche Inhalte zu denken. Erst als mit der Zeit dabei<br />

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