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medtropoleAktuelles aus der Klinik für einweisende Ärzte - Asklepios

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Die Drogeneffekte lassen sich in Wirkungsbereiche<br />

unterteilen:<br />

■ Sedierung (wie sie z. B. Opiate und<br />

Opioide, insbeson<strong>der</strong>e aber GABA-erge<br />

Substanzen wie Benzodiazepine vermitteln)<br />

mit dem Ziel <strong>der</strong> Stressvermeidung<br />

■ Stimulation (z. B. Amphetamine,<br />

Kokain) als Steigerung des Selbstkompetenzerlebens<br />

■ „Psycholyse“ im Sinne <strong>der</strong> psychotischen<br />

Dissoziation des Erlebens auf <strong>der</strong><br />

Suche nach einer an<strong>der</strong>en Welt (Effekte,<br />

die vor allem Halluzinogene wie LSD<br />

o<strong>der</strong> Meskalin bewirken können)<br />

In therapeutischer Hinsicht erfor<strong>der</strong>t die<br />

komplexe Erlebens- und Verhaltensdynamik<br />

von Menschen mit Suchtproblemen<br />

vor dem Hintergrund <strong>der</strong> Bor<strong>der</strong>line-Persönlichkeitsstörung<br />

ein beson<strong>der</strong>s umsichtiges<br />

therapeutisches Vorgehen. Die Komplexität<br />

und Dynamik des komorbiden<br />

Störungsbildes erfor<strong>der</strong>n es, die Beziehung<br />

zu den Patienten flexibler zu gestalten, als<br />

es beim Umgang mit Suchtpatienten ohne<br />

diese Störung üblich ist.<br />

Spezifisches Therapieangebot<br />

Die Therapie einer Störung soll an den<br />

Ursachen <strong>aus</strong>gerichtet sein. Für Persönlichkeitsstörung<br />

und Sucht gibt es ein solch<br />

spezifisches Behandlungsangebot in<br />

Deutschland sehr selten. Deshalb hat die II.<br />

psychiatrische Fachabteilung Persönlichkeitsstörungen/Trauma<br />

<strong>der</strong> <strong>Asklepios</strong> <strong>Klinik</strong><br />

Nord – Ochsenzoll im Dezember 2009<br />

eine weitere spezifische Station <strong>für</strong> Patienten<br />

mit den Diagnosen „Persönlichkeitsstörung<br />

und Sucht“ (PSY 45) eröffnet. Hier<br />

kommen in einem multiprofessionellen<br />

Team tiefenpsychologische sowie verhaltens<br />

therapeutische Elemente zum Einsatz,<br />

um individuell dem Patienten, seinen Problemen<br />

und Krisen gerecht zu werden.<br />

Ein spezifisches Behandlungskonzept dieser<br />

Klientel beinhaltet neben einer Entzugstherapie<br />

auch spezifische Therapieverfahren<br />

wie Übertragungsfokussierte Psychotherapie<br />

(TFP), Mentalisierungsbasierte Therapie<br />

(MBT) o<strong>der</strong> Dialektisch-Behaviorale<br />

Therapie (DBT).<br />

Der motivationale Aspekt <strong>der</strong> DBT er scheint<br />

vor dem Hintergrund häufiger Therapie -<br />

abbrüche unter spezifischen Therapie -<br />

bedingungen von beson<strong>der</strong>er Bedeutung.<br />

Übereinstimmend zeigen alle bislang<br />

publizierten Studien zur Wirksamkeit <strong>der</strong><br />

DBT im Vergleich mit an<strong>der</strong>en Behandlun-<br />

Psychiatrie<br />

gen eine hochsignifikant bessere Therapie-<br />

Compliance. [10] Neben strukturellen Aspekten<br />

(Einbindung in Gruppen- und Einzeltherapie)<br />

spielt sicherlich die therapeutische<br />

Haltung auch bei diesem Aspekt eine we -<br />

sentliche Rolle.<br />

In <strong>der</strong> TFP werden die Wahrnehmungsverzerrungen<br />

im Hier und Jetzt <strong>der</strong> therapeutischen<br />

Übertragungsbeziehung in Form<br />

typischer internalisierter dominanter<br />

Objektdyaden identifiziert und bearbeitet.<br />

Durch intensives Klären, wie<strong>der</strong>holtes Aufzeigen<br />

von Wi<strong>der</strong>sprüchen und metaphorische<br />

Deutungen gewinnt <strong>der</strong> Patient in <strong>der</strong><br />

Interaktion mit dem Therapeuten an Re -<br />

flektionsvermögen und Fähigkeiten zur<br />

Integration des Selbstkonzepts und des<br />

Konzepts von An<strong>der</strong>en sowie zur Integration<br />

abgespaltener Affekte.<br />

Clarkin et al. verglichen in einer randomisierten<br />

und kontrollierten Studie an 90 Bor<strong>der</strong>line-Patienten<br />

TFP mit <strong>der</strong> DBT und<br />

supportiven Therapie nach Rockland<br />

(STP). [11] Alle drei Therapien zeigten Verbesserungen<br />

in vielen Bereichen (Depression,<br />

Angst, allgemeines Funktionieren,<br />

soziale Anpassung). TFP und DBT bewirkten<br />

signifikante Verbesserungen <strong>der</strong> Suizidalität,<br />

TFP und STP erreichten Verbesserungen<br />

in Teilbereichen von Wut und<br />

Impulsivität und nur durch TFP kam es zu<br />

einer Vermin<strong>der</strong>ung von Reizbarkeit sowie<br />

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