4. Anhang (Marit Plohmann) - Eventkultur.lab
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<strong>Anhang</strong> 3: Vorstudie 2<br />
Experten-Interview mit Herrn Prof. Dr. Eugen Buß<br />
Inhaber des Lehrstuhls für Soziologie und empirische Sozialforschung an der<br />
Universität Stuttgart- Hohenheim<br />
www.soziologie-hohenheim.de<br />
Durchgeführt am Montag, 25.08.2003<br />
(gekürztes und angepasstes Interviewprotokoll)<br />
Frage 1: Sie sprechen in Ihrem Buch „Das emotionale Profil der Deutschen“<br />
von Emotionen und ihren Auswirkungen. In welche gesellschaftliche<br />
Entwicklung können diese eingebettet werden? Woher kommen diese<br />
verstärkten Emotionen?<br />
Es ist seit etwa 10 Jahren zu beobachten, dass die Deutschen ihre Emotionalität<br />
vermehrt in veränderter Form ausdrücken. Dies liegt daran, dass sich das<br />
Zeitverständnis der Deutschen geändert hat.<br />
Früher wurde verstärkt an einem rationalen Lebenserfolg gearbeitet, während man<br />
hingegen die Emotionalität bzw. die Befriedigung ganz bestimmter emotionaler<br />
Bedürfnisse auf einen späteren Zeitpunkt vertagte. Menschen wurden bereits in<br />
der Erziehung darauf trainiert, Erfolg als wichtiger anzusehen als die<br />
augenblicksbezogene Daseinsauffassung. Die Erziehung erfolgte also eher<br />
langfristig, das gegenwärtige Leben wurde in den Dienst eines späteren Erfolges<br />
gestellt. Man war auch eher bereit zu verzichten, nahm sich selbst und seine<br />
aktuellen Bedürfnisse zugunsten des späteren Erfolges eher zurück. Das Leben<br />
war von der Erziehung her systematischer, planbarer und rationaler ausgerichtet.<br />
Heute lebt man eher gegenwartsbewusst und versucht dabei, in das Hier und<br />
Heute möglichst viel hineinzupacken. Dies beinhaltet auch ganz bestimmte<br />
Ausruckschancen und -möglichkeiten. Aus dieser Veränderung und daraus, dass<br />
die Deutschen immer weniger bereit sind, ihre Ansprüche zu vertagen, spielt die<br />
Erfüllung wachsender emotionaler Bedürfnisse eine wachsende Rolle.<br />
A-9