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Fachhochschule Eberswalde * Fachbereich: Wirtschaft/

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teilung des Jahreszyklus in zwei Regen- und zwei Trockenzeiten (Hauptregenzeit von Februar bis Mai).<br />

Die Tage beginnen immer früh (Sonnenaufgang ca. um 04:30 Ortszeit) und enden bei Sonnenuntergang<br />

(ca. 18:00 im Durchschnitt). Die ergiebigen Regenfälle und der durch vulkanische Asche angereicherte<br />

Boden ermöglichen im allgemeinen gute Ernten für die lokale Bevölkerung (Durchschnittliche Niederschlagsmenge:<br />

787 mm/Jahr). Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 22,8 Grad Celsius.<br />

3.2.3 Bevölkerung und <strong>Wirtschaft</strong><br />

Obwohl der grössere Teil der Bevölkerung nach wie vor auf dem Land lebt (ca. 94%), ist seit Jahrzehnten<br />

ein ungebrochener Trend zur Verstädterung festzustellen. Schätzungen zufolge lebt ca. eine Million der<br />

insgesamt acht Millionen Ruander (Stand 2004) in der Hauptstadt Kigali im Zentrum des Landes. Bedeutende<br />

Anteile entfallen auch auf die Städte Butare (im Süden, Nähe burundische Grenze), Ruhengeri,<br />

Gisenyi (im Osten, Nähe kongolesische Grenze) und Kibuye (im Westen, Nähe tanzanische Grenze).<br />

Seit Menschengedenken lebt die Bevölkerung Ruandas grösstenteils von der Landwirtschaft. Traditionell<br />

leben viele vom Land- und Gartenbau (angebaut werden u.a Kaffee, Tee, Bananen, Tabak), andere von<br />

der Tierhaltung (im wesentlichen Rinderhaltung und Bienenzucht).<br />

3.2.4 Kultur und Geschichte<br />

Die Bevölkerung Ruandas durchlief in den vergangenen 200 Jahren eine stetige Entwicklung der Tribalisierung,<br />

die insbesondere im 20. Jahrhundert in der wohl grössten Tragödie des Landes gipfelte: dem<br />

Genozid von 1994.<br />

Die kulturhistorische und ethnologische Forschung hat im Versuch die Ursprünge dieses Konfliktes zu<br />

ergründen, mittlerweile zwei Hauptursachen identifiziert:<br />

1. Die zunehmende Stratifizierung der Gesellschaft unter den Tutsi-Königen:<br />

Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts bildete sich unter der Herrschaft des Fürsten Rwabugiri eines der ersten<br />

Grosskönigreiche Ostafrikas heraus. Rwabugiri unterwarf zahlreiche benachbarte Fürsten und verleibte<br />

deren Herrschaftsgebiet in das seinige ein. Zur Kontrolle dieses neuen Reiches etablierte er eine Elite von<br />

Beamten und Vasallen, die im Rahmen einer Klientelbeziehung direkt vom König bzw. von seinen<br />

lokalen Vertretern abhängig waren. Das Patron – Klient – Verhältnis wurde durch Landtransfer aber insbesondere<br />

durch Leihgabe von Rindern („ubuhake“-Klientelismus) in beiden Richtungen reguliert. Dadurch<br />

erhielten v.a. reiche Viehbesitzer aus der sozialen Schicht der „Tutsi“ einen Zugang zu den höheren<br />

und einflussreicheren „Beamten-„posten. Eine zunehmende Stratifizierung der Gesellschaft zwischen<br />

„arm“ und „reich“, zwischen vieh(reichen) „Tutsi“ und vieh(armen) „Tutsi“ bzw. vorwiegend im Landbau<br />

tätigen „Hutu“ war die Folge. Wichtig ist es jedoch festzuhalten, dass bis weit ins 20. Jh. hinein<br />

„ubuhake“ eine Durchlässigkeit zwischen den sozialen Schichten noch möglich machte. So konnten<br />

„Hutu“ auch „Tutsi“ werden z.B. durch Heirat.<br />

2. Die Ethnisierung während der Kolonialzeit<br />

Im „Kielwasser“ der Berliner Konferenz von 1886 und der daraus resultierenden Festlegung kolonialer<br />

Grenzverläufe in Afrika wuchs im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhundert das Interesse des Deutschen<br />

Kaiserreiches an seinem Protektorat „Ruanda“. Seit Beginn der 1890er Jahre wurde eine kleine<br />

militärische und administrative Präsenz von Bujumbura (der Hauptstadt des heutigen Burundi) aus etabliert.<br />

Kurz darauf wurde das Gebiet Teil der Kolonie „Deutsch-Ostafrika“, welche die Territorien der<br />

heutigen Staaten Tanzania, Ruanda und Burundi umfasste. Die neue Kolonialmacht folgte in puncto<br />

Administration dem britischen Vorbild der „indirect rule“ und pflanzte dem bereits vorhandenen Tutsi-<br />

Elite-System eine personell recht schwache europäische Verwaltung auf. Während dieser Zeit, aber v.a.<br />

während der anschliessenden belgischen Kolonialperiode, wurden das zunehmend stratifizierte Sozial-<br />

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