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tourismuskonzept grünhaus

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Fachbereich Wirtschaft und Landschaftsnutzung / Naturschutz<br />

MASTERSTUDIENGANG „NACHHALTIGER TOURISMUS“<br />

MODUL 9: PROJEKTARBEIT<br />

Sommersemester 2003<br />

TOURISMUSKONZEPT GRÜNHAUS<br />

Projektbetreuer: Prof. Dr. Wolfgang Strasdas<br />

Dr. Stefan Röhrscheid (NABU-Stiftung)<br />

Studierende: Synthia Groß (Matrikelnummer.: 620211)<br />

Eberswalde, 11.Juli 2003<br />

Runa Zeppenfeld (Matrikelnummer: 620205)


Tourismuskonzept Grünhaus Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1. Einleitung 1<br />

2. Methodik 1<br />

3. Die Lausitz 3<br />

3.1 Regionale und administrative Abgrenzung 3<br />

3.2 Der Naturraum 4<br />

3.3 Der Wirtschaftsraum 4<br />

3.4 Die historische Entwicklung der Braunkohlenindustrie<br />

in der Region 4<br />

3.5 Strukturwandel im Lausitzer Braunkohlenrevier 5<br />

3.6 Auswirkungen und Folgeschäden der Bergbaunutzung 6<br />

4. Das Gelände Grünhaus 8<br />

4.1 Der Bergbau 8<br />

4.2 Planerische Grundlagen 8<br />

Seite<br />

4.2.1 Grünhaus = Vorrangfläche für den Naturschutz 8<br />

4.2.2 Grünhaus = Prioritäre Naturschutzfläche 8<br />

4.2.3 Schutzwürdigkeitsgutachten 9<br />

4.3 Situationsanalyse 9<br />

4.3.1 Lage, Größe und Naturraum des Gebietes 9<br />

4.3.2 Charakteristik 10<br />

4.3.3 Besonderheiten 10<br />

4.3.4 Landschaftsbild 11<br />

4.3.5 Infrastruktur 12<br />

4.4 Touristisches Angebot 13<br />

4.5 Historische Analyse 13<br />

4.5.1 Ortsgeschichte 13<br />

4.5.2 Forstgebiet Grünhaus 15<br />

4.5.3 Das alte Naturschutzgebiet Grünhaus 16<br />

I


Tourismuskonzept Grünhaus Inhaltsverzeichnis<br />

5. Marktanalyse 18<br />

5.1 Akteursanalyse 18<br />

5.1.1 Methodik 18<br />

5.1.2 Die Naturschutzakteure 19<br />

5.1.2.1 Die Großschutzgebiete der Region 19<br />

5.1.2.2 Die Arbeit deutscher Naturschutzorganisationen 21<br />

5.1.3 Akteure der Bergbau- und Kulturgeschichte 23<br />

5.1.3.1 IBA – Internationale Bauausstellung Fürst – Pückler<br />

– Land 23<br />

5.1.3.2 Die Regionale Initiative K.A.N.N. 25<br />

5.1.3.3 Lausitzer Zeitreise 26<br />

5.1.3.4 Der Kulturbund e.V. ; Der Finsterwalder Heimatkalender 26<br />

5.1.4 Die touristischen Akteure 26<br />

5.1.4.1 Die Reiseregion Elbe-Elster-Land 27<br />

5.1.4.2 Die Reiseregion Niederlausitz 28<br />

5.1.4.3 Die Reiseregion Spreewald/Teilregion Niederlausitzer<br />

Land 29<br />

5.1.4.4 Die Stadt Cottbus 30<br />

5.1.5 Sonstige Akteure 30<br />

5.1.5.1 Die Lausitz-Initiative und die Regionale Planungs-<br />

gemeinschaft Lausitz-Spreewald 30<br />

5.1.5.2 Die Kommunen 31<br />

5.1.6 Zusammenfassung Akteursanalyse 31<br />

5.2 Nachfrageanalyse 33<br />

5.2.1 Primäranalyse 33<br />

5.2.2 Sekundäranalyse 33<br />

5.3 Trendanalyse 35<br />

6. SWOT – Analyse 37<br />

6.1 Die Stärken – Schwächen – Analyse 37<br />

6.1.1 Stärken 37<br />

6.1.2 Schwächen 38<br />

6.2 Die Chancen – Risiken – Analyse 39<br />

6.2.1 Chancen 39<br />

6.2.2 Risiken 40<br />

II


Tourismuskonzept Grünhaus Inhaltsverzeichnis<br />

7. Leitbild 42<br />

8. Entwicklungsziele 43<br />

9. Handlungsempfehlungen 44<br />

9.1 Handlungsempfehlungen für Szenario 1 44<br />

9.2 Handlungsempfehlungen für Szenario 2 44<br />

10. Fazit 46<br />

Glossar 47<br />

Anhänge 48<br />

Literatur- und Quellenverzeichnis 73<br />

III


Tourismuskonzept Grünhaus Inhaltsverzeichnis<br />

Tabellen / Grafikverzeichnis<br />

Tabelle 1: Braunkohlenförderung (in Mio. Tonnen) 5<br />

Tabelle 2: Bevölkerungsdichte der Landkreise am 31.12.2001 7<br />

Seite<br />

Tabelle 3: Tourismusakteure in der Lausitz 27<br />

Tabelle 4: Akteursmatrix 32<br />

Tabelle 5: Prognostizierte Altersentwicklung Region Lausitz-Spreewald<br />

von 1995 bis 2015 33<br />

Tabelle 6: Bevölkerung 1981 und 2001 nach Verwaltungsbezirken 34<br />

Tabelle 7: Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte 2000 nach<br />

Verwaltungsbezirken und Stellung im Beruf 34<br />

Tabelle 8: Arbeitslosenquote 35<br />

Grafik 1: Themenfelder des Gebietes Grünhaus 17<br />

Grafik 2: Entwicklungsziele 43<br />

IV


Tourismuskonzept Grünhaus Einleitung / Methodik<br />

1. Einleitung<br />

Grünhaus, ein seit 1980 stillgelegtes Braunkohlentagebaugelände in der Lausitz, wird in diesem Jahr<br />

in den Privatbesitz der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe übergehen. Oberstes Ziel ist die Siche-<br />

rung der Flächen für eine naturschutzfachliche Entwicklung. Eine untergeordnete Rolle wird die Ein-<br />

führung eines eingeschränkten Besucherverkehrs spielen.<br />

Die vorliegende Arbeit entstand im Sommersemester 2003 Rahmen einer semesterbegleitenden Pro-<br />

jektarbeit. Ziel der Arbeit war es, dass im Studium erlernte theoretische Wissen über den (nachhalti-<br />

gen) Tourismus auf eine praktische Aufgabe anzuwenden.<br />

Mit dem Projekt Grünhaus entschieden wir uns für ein Thema aus dem Bereich „Entwicklung von na-<br />

turnahem Tourismus in einem Schutzgebiet“. Die Beschäftigung mit der Thematik Freizeit und Erho-<br />

lungsnutzung in den Bergbaufolgelandschaften der Lausitz - dieser mitten im Strukturwandel befindli-<br />

chen Region - erwies sich im Laufe der Arbeit als viel komplexer und verworrener als zunächst ange-<br />

nommen. So war es eine große Herausforderung, im vorgegebenen Zeitrahmen alle Aspekte der Auf-<br />

gabe angemessen zu berücksichtigen, ohne den Blick für das Wesentliche zu verlieren.<br />

2. Methodik<br />

Im Januar 2003 wurde uns das Projekt „Tagebaufolgelandschaft Grünhaus“ erstmalig von Dr. Stefan<br />

Röhrscheid, Mitglied der Stiftung Nationales Naturerbe des Naturschutzbundes Deutschland (NABU),<br />

mit der Bitte eine Analyse des örtlichen und regionalen Tourismuspotentials durchzuführen, vorge-<br />

stellt. Nachdem uns das betreffende Gelände detaillierter, mit den Nutzungsvorstellungen des NABU<br />

präsentiert wurde, begannen wir unsererseits ein so genanntes ‚Brainstorming’ zu dem entsprechen-<br />

den Thema durchzuführen. Im Mittelpunkt standen Fragen wie: Was wollen wir erarbeiten? Worauf<br />

läuft es hinaus? Wie sollen wir vorgehen?.<br />

Nach einer erneuten Absprache mit Dr. Stefan Röhrscheid sowie unserem Betreuer Prof. Dr. Wolf-<br />

gang Strasdas einigten wir uns dann auf die Durchführung einer touristischen Machbarkeitsstudie für<br />

das Gebiet. In diesem Zusammenhang erstellten wir uns einen Zeitplan für die weitere Vorgehenswei-<br />

se und versuchten die Frage zu klären: Was beinhaltet eine Machbarkeitsstudie? Hierfür nutzten wir<br />

diverse Vorlesungsunterlagen und Sekundärliteratur, u. a. vom Büro für Tourismus- und Erholungs-<br />

planung (BTE).<br />

Nach dem Anlesen und einer weiteren Absprache mit Prof. Dr. Strasdas wurde deutlich, dass es kein<br />

einheitliches Bearbeitungsschema für eine Machbarkeitsstudie gibt. Daraufhin stellten wir uns erneut<br />

die Frage, was wir tatsächlich untersuchen sollen und entschieden uns für die Bearbeitung einer Tou-<br />

rismuskonzeption. Für die weitere Vorgehensweise stellten wir in Anlehnung an die verwendete Se-<br />

kundärliteratur unsere folgenden eigenen Analyseschritte auf:<br />

1. Situationsanalyse des Untersuchungsraums<br />

2. Marktanalyse<br />

3. SWOT – Analyse<br />

4. Leitbild<br />

5. Entwicklungsziele<br />

1


Tourismuskonzept Grünhaus Einleitung / Methodik<br />

6. Handlungsempfehlungen<br />

7. Fazit<br />

Für die Bearbeitung wählten wir einen Mix aus Primär- und Sekundäranalyse. Nachdem wir uns im<br />

Rahmen einer Ortsbegehung mit dem Gebiet Grünhaus vertraut gemacht hatten, führten wir diverse<br />

Expertengespräche durch und nahmen Kontakt zu hilfreichen Organisationen und Vereinen auf.<br />

Mit den Informationen aus der Feldforschung, der Gespräche und der Auswertung von Broschüren,<br />

Literatur und Internetveröffentlichungen arbeiteten wir systematisch an der Konzeption. Nachdem wir<br />

uns mit der Region und dem Gelände vertraut gemacht hatten, führten wir eine Marktanalyse Akteurs-<br />

, Nachfrager- und Trendanalyse) durch. Anhand der so gewonnen Ergebnisse vollzogen wir eine<br />

SWOT – Analyse, wo wir die Stärken und Schwächen des Gebietes sowie die Chancen und Risiken<br />

der Region herausarbeiteten. Die daraus gewonnenen Resultate nutzten wir für die Erstellung eines<br />

Leitbildes, der Entwicklungsziele und letztendlich gaben wir Handlungsempfehlungen für die Weiterentwicklung<br />

des Geländes Grünhaus.<br />

2


Tourismuskonzept Grünhaus Die Lausitz<br />

3. Die Lausitz<br />

3.1 Regionale und administrative Abgrenzung<br />

Da uns die Region Lausitz zu Beginn unserer Arbeit ein vollkommen unbekannter Raum war, machten<br />

wir uns zunächst mit ihren wichtigsten Daten und Fakten vertraut. Hierbei beschäftigten wir uns so-<br />

wohl mit dem Natur- und Wirtschaftsraum als auch mit der Problematik der Auflösung des homogenen<br />

Raums Lausitz in diverse Verwaltungs- und Fremdenverkehrsgebiete nach der Wiedervereinigung.<br />

Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts wurde die Lausitz als einheitliche Region aufgefasst, die in zwei<br />

Verwaltungsbezirke untergliedert war: die Mark Lausitz im Norden und die Mark Meissen im Süden,<br />

die Trennungslinie bildete die Schwarze Elster. Mit der Zeit setzten sich die Bezeichnungen Nieder-<br />

lausitz für den nördlichen und Oberlausitz für den südlichen Bereich durch.<br />

Das Projektgebiet ‚Grünhaus’ liegt in der Region der Niederlausitz, die sich zu beiden Seiten der unte-<br />

ren Spree bis zur Lausitzer Neiße, heute die Grenze zu Polen, erstreckt (REINHARDT 2001,<br />

S.12)(siehe Anhang, Karte1).<br />

Die Lausitz ist eine extrem periphere Region, die am südlichen Rand des Norddeutschen Tieflandes<br />

im äußersten Osten sowohl der Bundesrepublik Deutschland als auch (bis Mai 2004) der Europäi-<br />

schen Union gelegen ist. Die Entfernung zu Berlin beträgt ca. 100 km, zum Verdichtungsraum Dres-<br />

den sind es ca. 70 km. Auch wenn die Lausitz außer natürlichen Grenzen, keine klare Abgrenzungen<br />

besitzt, verteilt sie sich zu ca. zwei Drittel auf den Südosten Brandenburgs und zu etwa ein Drittel auf<br />

den Nordosten Sachsens (REINHARDT 2001, S. 18). Die wichtigste Industrieregion der Lausitz ist das<br />

„Lausitzer Braunkohlenrevier“.<br />

Zu DDR-Zeiten war das nördliche Gebiet „Niederlausitz“ dem Bezirk Cottbus zugeteilt, die südlicher<br />

gelegene „Oberlausitz“ gehörte zum Bezirk Dresden. Mit der Wiedervereinigung 1990 wurde „eine<br />

strukturell zusammengehörige Region mit zahlreichen historischen Verflechtungen und Pendlerbezie-<br />

hungen“ auf verschiedene Bundesländer und Landkreise aufgeteilt und damit völlig zerrissen (REIN-<br />

HARDT 2001, S. 18ff).<br />

So findet man Teile der Lausitz heute unter den folgenden Verwaltungseinheiten:<br />

Brandenburg<br />

� der Osten des Elbe-Elster-Kreises,<br />

� der südliche Teil des Landkreises Dahme-Spreewald,<br />

� der Kreis Oberspreewald-Lausitz,<br />

� der Kreis Spree-Neiße,<br />

� die Stadt Cottbus,<br />

die zusammen die Planungsregion Lausitz-Spreewald bilden.<br />

Sachsen<br />

� das nördliche Gebiet des Kreises Kamenz,<br />

� Teile des Niederschlesischen Oberlausitzkreises,<br />

� die Stadt Hoyerswerda,<br />

die zusammen die Planungsregion Oberlausitz-Niederschlesien bilden (BEU 2001, S. 74 ff.).<br />

3


Tourismuskonzept Grünhaus Die Lausitz<br />

3.2 Der Naturraum<br />

Die Lausitz ist ein eiszeitlich überprägtes, ursprünglich slawisches Siedlungsgebiet. Die Abgrenzung<br />

des Raumes Niederlausitz definiert sich nach den Braunkohlevorkommen und nicht nach der<br />

Landschaft. Die Region umfasst ca. 6700km² mit 770.000 Einwohnern (UMWELTBUNDESAMT 1994,<br />

S.7). Landschaftskundlich betrachtet liegt die Niederlausitz im Übergangsbereich vom<br />

nordostdeutschen Tiefland zum ostsächsichen Hügel- und Bergland. Die Niederlausitz setzt sich aus<br />

mehreren Großlandschaften zusammen:<br />

- im Nordwesten befinden sich kleine Teile des Hohen Fläming und der Mitteldeutschen Platte<br />

und Niederung,<br />

- im Nordosten befindet sich der Spreewald und das Ostbrandenburgische Heide- und<br />

Seengebiet,<br />

- über den Mittelteil erstreckt sich das Lausitzer Becken- und Heideland, in welchem sich das<br />

Projektgebiet ‚Grünhaus’ befindet<br />

- im Südwesten durchzieht sich das Elbe-Mulde Tiefland und<br />

- im Südosten liegt die Oberlausitzer Heidelandschaft (UMWELTBUNDESAMT 1994, S.7).<br />

Naturräumlich gliedert sich die Niederlausitz in das Baruther Urstromtal im Norden und das Lausitzer<br />

Urstromtal im Süden, getrennt durch den stärker reliefierten Niederlausitzer Grenzwall<br />

(UMWELTBUNDESAMT 1994, S.7).<br />

Die Ablagerungen der Eiszeit hinterließen vorwiegend Sand-, lehmige Sand- und sandige Lehmbö-<br />

den, die den Waldreichtum der Region, aber auch die geringe Fruchtbarkeit der Äcker erklären. Das<br />

leicht kontinentale Westwind-Klima der Lausitz ist durch heiße, trockene Sommer und kalte Winter<br />

charakterisiert, dessen Wirkung im Sommer durch die dunklen Tagebauflächen und das flache Land<br />

mit nur wenigen Wasserkörpern verstärkt wird (REINHART 2001, S.23).<br />

3.3 Der Wirtschaftsraum<br />

Neben dem Rheinischen Braunkohlenrevier in Nordrhein-Westfalen (etwa 35 Mrd. t Fördermenge bis<br />

heute) und dem Mitteldeutschen Braunkohlenrevier um die Stadt Leipzig (Sachsen/Sachsen-Anhalt<br />

mit etwa 9 Mrd. t Fördermenge) zählt das Lausitzer Braunkohlenrevier (etwa 13 Mrd. t) zu den drei<br />

bedeutendsten Braunkohletagebaugebieten Deutschlands. In den drei Regionen wurden 98% der<br />

deutschen Braunkohle gewonnen (PFLUG 1998, S. 6ff.).<br />

30% der Arbeitnehmer waren bis 1989 in der Braunkohlen- und Energiewirtschaft tätig. Vier<br />

Großkraftwerke sowie Zuliefer- und Folgebetriebe (Schwermaschinenbau, chem. Industrie) prägten<br />

das Bild. Weitere Schwerpunkte waren die Textil- und die Glasindustrie sowie die Landwirtschaft.<br />

Der starke Rückgang der Braunkohlenförderung (bis 1992 um 54%) und damit gekoppelt der Zuliefer-<br />

und Folgebetriebe, der weitgehende Zusammenbruch der Textil- und Glasindustrie und der<br />

Landwirtschaft sowie Rationalisierungsmaßnahmen führten zu einem starken Beschäftigungsabbau<br />

(UMWELTBUNDESAMT 1994, S.9).<br />

3.4 Die historische Entwicklung der Braunkohlenindustrie in der Region<br />

In einem alten sorbischen Lied heißt es „Gott schuf die Lausitz und der Teufel gab die Kohle dazu“.<br />

Die Braunkohle war der Auslöser für eine grundlegende Umgestaltung der Region. Braunkohlebagger<br />

4


Tourismuskonzept Grünhaus Die Lausitz<br />

fraßen sich durch die traditionelle Lausitzer Kulturlandschaft, gingen über Dörfer hinweg und schufen<br />

tiefe Löcher, wo einst Hügel und Wälder waren. Allein im Raum Lauchhammer-Finsterwalde wurden<br />

seit 1840 110km² Kulturlandschaft abgebaggert und umgelagert (NABU 2001, S.1).<br />

Erste Braunkohlenfunde wurden bereits 1789 bei Lauchhammer gemacht. In den folgenden Jahrzehn-<br />

ten entwickelte sich die Braunkohle zum preisgünstigen Brennstoff für die in der Lausitz angesiedelten<br />

Industrien (v. a. Glas- und Textilindustrie) (REINHART 2001, S.21). Bis zum Zweiten Weltkrieg hatte<br />

sich daraus eine ganze Industriebranche um die Braunkohle entwickelt (Tagebaue, Brikettfabriken,<br />

Kokereien etc.), die zum wichtigsten Arbeitgeber der Region geworden war, und tausende Arbeiter in<br />

das bis dahin dünnbesiedelte Gebiet zog. Es entstanden Werkssiedlungen und Industriedörfer (IBA<br />

1999, S. 8).<br />

1957 beschloss der Ministerrat der DDR, den Bezirk Cottbus zum Kohle - und Energiezentrum auszu-<br />

bauen. Die Braunkohle wurde zum wichtigsten Energieträger des Landes. Die Abbaugebiete fraßen<br />

sich immer tiefer in die Landschaft ein. Bis 1990 waren 8% der Gesamtfläche des ehemaligen Bezir-<br />

kes Cottbus durch den Bergbau in Anspruch genommen worden (REINHART 2001, S.21).<br />

Da das Geld für die Rekultivierung stillgelegter Tagebaue zu DDR – Zeiten fehlte, entwickelten sich<br />

weite Teile der Region zu riesigen „Mondlandschaften“. Bis 1993 wurden aus diesem Grund 77 Dörfer<br />

gänzlich und 47 teilweise abgebrochen; die Zahl der dabei amtlich registrierten Umsiedler betrug ins-<br />

gesamt 14.466 (REINHART 2001, S. 22).<br />

Die Einstellung der Bevölkerung zum Braunkohlentagebau war wohl angesichts dieser Tatsachen<br />

eher ambivalent. Einerseits zerstörte er massiv die Landschaft und die Natur, andererseits war er der<br />

Hauptarbeitgeber in einer vollkommen monostrukurierten Region, die für das wirtschaftliche Überle-<br />

ben der DDR herausragende Bedeutung hatte.<br />

3.5 Strukturwandel im Lausitzer Braunkohlenrevier<br />

Mit der Wiedervereinigung verlor die Braunkohle ihre Bedeutung als Energieträger. Die meisten Anla-<br />

gen wurden stillgelegt, die verbliebenen Tagebaue, Brikett- und Verarbeitungsbetriebe wurden unter<br />

dem Dach der Lausitzer Braunkohlen AG (LAUBAG) vereint. Von den 17 Tagebauen, die 1989 noch<br />

in Betrieb waren, wurden nur die 5 lukrativsten weitergeführt. Entsprechend ging die Fördermenge von<br />

183 Mio. Tonnen 1989 auf 50 Mio. Tonnen im Jahr 1999 zurück (siehe Tabelle1).<br />

Tab. 1: Braunkohlenförderung (in Mio. Tonnen)<br />

Jahr 1870 1900 1931 1960 1989 1999<br />

Fördermenge O,4 9,7 20,5 30,0 183,0 50,0<br />

Quelle: REINHART 2001, S.27<br />

Die Zahl der Bergbaubeschäftigten sank von ca. 79.000 im Jahr 1989 auf 5.723 im Februar 2001.<br />

Auch die Übernahme einiger Arbeiter in die Abwicklungsgesellschaft für die stillgelegten Tagebauflä-<br />

chen (Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbaugesellschaft (LMBV)) konnte die einsetzende Massenar-<br />

beitslosigkeit nicht bremsen. Bis heute liegen die Arbeitslosenzahlen der Landkreise in der Region<br />

stabil bei ca. 20 - 23 % (LDSB 2002, S.14).<br />

So befindet sich das Lausitzer Braunkohlenrevier in einem Strukturwandel, der zwar auf den ersten<br />

Blick ähnlich dem des Ruhrgebietes in den 80er/90er Jahren des letzten Jahrhunderts erscheint, der<br />

5


Tourismuskonzept Grünhaus Die Lausitz<br />

in seiner Komplexität und Schwierigkeit die Wandlung des Ruhrgebiets jedoch um einiges übertrifft.<br />

Viele Rahmenbedingungen in der Lausitz sind ungünstiger: eine extrem monostrukturierte Wirtschaft,<br />

die dünne Besiedlung, die massive Abwanderung gerade der jungen Bevölkerung, die hohen Arbeits-<br />

losenzahlen bei einer extrem peripheren Lage etc.. Hinzu kommen die ökologischen Altlasten und<br />

eine völlig verwüstete Landschaft, die nur mit hohem finanziellen Aufwand und planerischem Geschick<br />

erfolgreich neu gestaltet werden kann.<br />

„Zurückgeblieben sind eine ökologische Zerstörung und Belastung von immensem Ausmaß, die<br />

zugleich ein ganzes Bündel an sozialen, ökonomischen und siedlungsstrukturellen Problemen im<br />

Schlepptau hinter sich her zog. Zurückgeblieben ist auch ein gebrochenes Selbstbewusstsein in der<br />

Bevölkerung, die in den (größtenteils bereits ausgeräumten) Trümmern ihrer Vergangenheit steht und<br />

nur wenig Zukunftsperspektiven ausmacht“ (REINHART 2001, S.32).<br />

3.6 Auswirkungen und Folgeschäden der Bergbaunutzung<br />

Bis in die 70er Jahre standen die Abbauvorgänge in einem ausgewogenen Verhältnis zu den Rekulti-<br />

vierungsleistungen. In den Folgejahren wurden die Förderleistungen ständig erhöht und zurück blie-<br />

ben großflächige Landschaftszerstörungen, verbunden mit gravierenden Belastungen von Boden,<br />

Wasser, Luft, Vegetation und Tierwelt.<br />

Alle stillgelegten Braunkohlentagebaue der ehemaligen DDR gingen bzw. gehen in die Hand der Lau-<br />

sitzer und Mitteldeutschen Bergbauverwaltungsgesellschaft (LMBV) über, die die Sanierungsplanung<br />

und –durchführung im Rahmen des Bundesberggesetzes übernimmt. Neben der Wiederherstellung<br />

der Bodenqualität, der Regulierung des Wasserhaushalts und der Wasserqualität, ist sie verantwort-<br />

lich für die Stabilisierung der Böschungsflächen gegen „Setzungsfließen“. Hat sie ihre Aufgaben er-<br />

füllt, werden die Flächen „aus dem Bergrecht entlassen“ und veräußert. Gleiches geschieht derzeit mit<br />

dem Untersuchungsgebiet „Grünhaus“.<br />

Mit dem Ende des aktiven Bergbaus soll das Grundwasser wieder aufsteigen und sich in den Tage-<br />

baurestlöchern sammeln. Geplant ist die Flutung von 27 ehemaligen Tagebauen, so dass eine zusätz-<br />

liche Wasserfläche von 130 Mio. km² in der Lausitz entstehen wird, welche Auswirkung auch auf das<br />

regionale Klima haben wird.<br />

Der Prozess der Umnutzung der alten Tagebaulandschaften, u.a. zu Erholungslandschaften, steht<br />

noch an seinem Anfang. Die Zugehörigkeit zu zwei Bundesländern und diversen Landkreisen er-<br />

schwert dabei die Koordination regionalpolitischer Strategien.<br />

So entwickelte sich die Idee der Ausrichtung einer Internationalen Bauausstellung (IBA), die den Um-<br />

gestaltungsprozess der mit 5.000 km² „größten Landschaftsbaustelle Europas“ längerfristig begleiten<br />

und fördern sollte.<br />

Erst in den nächsten drei Jahrzehnten, wenn eine Vielzahl der alten Tagebaulöcher ihren endgültigen<br />

Wasserstand erreicht haben werden, wird sich zeigen, wie sich diese, auf dem Reisbrett geplanten,<br />

Gebiete in der Realität bewähren. Landschaftsplanung und Gestaltung bei einer solchen<br />

Flächendimension mit so wenig Vorgaben durch die vorhandenen Gegebenheiten, birgt die Gefahr<br />

der Entstehung von Sterilität, dem Fehlen von Authentischem, von Geborgenheit und Gemütlichkeit in<br />

sich. Oft entstehen Raumstrukturen, die von der Öffentlichkeit nicht angenommen, genutzt und somit<br />

auch nicht belebt werden.<br />

6


Tourismuskonzept Grünhaus Die Lausitz<br />

Ein spezielles Problem der Region ist dabei die dünne Besiedlung (siehe Tabelle 2). Der Bedarf der<br />

lokalen Bevölkerung an Erholungsflächen ist in dem geplanten Ausmaß nicht vorhanden, und wird bei<br />

stetiger Überalterung weiter abnehmen. Es muß also gefragt werden, wie die Flächen einer sinnvollen<br />

Nutzung zugeführt werden können, die auch aus wirtschaftlicher Sicht für die Region ein Gewinn wären.<br />

Tabelle 2 : Bevölkerungsdichte der Landkreise am 31.12.2001<br />

Landkreis Einwohner je km²<br />

Elbe-Elster 68<br />

Oberspreewald-Lausitz 117<br />

Spree-Neiße 91<br />

Zum Vergleich:<br />

Land Brandenburg 88<br />

Deutschland gesamt 230<br />

(Quelle: LDSB 2002, S. 31)<br />

Da sich viele Kommunen einen wirtschaftlichen Aufschwung durch den Aufbau einer touristischen<br />

Infrastruktur (Badestrände, Jachthäfen, Freizeitparks etc.) erhoffen, werden sich wenig Gedanken<br />

über eine mögliche Nutzung und Präsentation der derzeitigen „Zwischenlandschaften“ gemacht. Die<br />

Idee, die Landschaften der natürlichen Sukzession zu überlassen, trifft erst recht nur auf wenig Verständnis.<br />

„Der Umgestaltungsprozess an sich wird nicht als Chance für eine touristische Vermarktung<br />

gesehen und die Hoffnung oft ausschließlich auf den Zustand nach beendeter Sanierung gesetzt.“<br />

(BEU 2001, S. 117).<br />

Die Aufarbeitung der Industriegeschichte der Lausitz kann helfen, der regionalen Bevölkerung ein<br />

Stück Selbstbewusstsein wiederzugeben. Auch für die zukünftigen Generationen ist es wichtig, die<br />

Geschichte des Lausitzer Braunkohlenreviers in der DDR zu dokumentieren, um die besondere Situation<br />

der Region besser verstehen zu können.<br />

Das ehemalige Lausitzer Braunkohlenrevier ist noch aus DDR-Zeiten mit einem Negativimage<br />

behaftet. Das Ruhrgebiet hat vorgemacht, wie ein “Revier” den Strukturwandel von einer Industrie- hin<br />

zu einer Dienstleistungs- und Hochtechnologieregion erfolgreich gestalten kann. Begleitet von einem<br />

geschickten Marketing, hat es das ihm anhaftende Image positiv verwandelt. Es bleibt abzuwarten ob<br />

sich gleiches auch in der Lausitz erreichen läßt.<br />

7


Tourismuskonzept Grünhaus Das Gelände Grünhaus<br />

4. Das Gelände Grünhaus<br />

4.1 Der Bergbau<br />

Das Projektgebiet Grünhaus zählt zu einem der insgesamt 17 aufgeschlossenen Tagebaue im Raum<br />

Lauchhammer, zu dem Tagebau Kleinleipisch. Die Geschichte des Tagebaues Kleinleipisch nahm<br />

1911 mit der Aufschlußbaggerung ihren Anfang. Die Kohleförderung begann im Jahr 1912. 1931 wur-<br />

de der Tagebau mit einer Förderbrücke ausgerüstet. 1976 mussten die damals 45 Einwohner von<br />

Grünhaus schließlich ihren Heimatort verlassen, da im Zuge des Bergbaus die Ortschaft abgebaggert<br />

wurde. Schon 4 Jahre später, am 27. August 1980, nach Erreichen der Endstellung verließ der letzte<br />

Kohlezug die Grube.<br />

4.2 Planerische Grundlagen<br />

4.2.1 Grünhaus = Vorrangfläche für den Naturschutz<br />

Wie bereits erwähnt, übernahm nach der Wiedervereinigung Deutschlands die Lausitzer und Mittel-<br />

deutsche Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) als Rechtsnachfolgerin der Braunkohlenkombinate<br />

die Verantwortung der ostdeutschen Braunkohlentagebaue. Im Raumordnungsplan des Landes Bran-<br />

denburg wurden die Art und der Umfang der Wiedernutzbarmachung festgelegt. In den Plänen der<br />

Raumplanung und in den Abschlussbetriebsplänen der LMBV wurden unter anderem Vorrangflächen<br />

für eine Naturschutznutzung ausgewiesen (HENNEK und UNSELT 2002, S.25).<br />

Die Sanierungsplanung sieht in den zu sanierenden Tagebauflächen so genannte „Renaturierungs-<br />

und Sukzessionsflächen“ bzw. „Vorrangflächen für Arten- und Biotopschutz“ vor. Die Ausweisung von<br />

Vorranggebieten für den Naturschutz in den Sanierungsplänen und die Einrichtung von großflächigen<br />

Schutzgebieten in der Bergbaufolgelandschaft kann einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der ökolo-<br />

gischen Leistungsfähigkeit dieser „Lebensräume aus zweiter Hand“ leisten. Das Gebiet Grünhaus<br />

wurde als besonders wertvoll eingestuft. Einen Kernbereich des zukünftigen Naturschutzgebietes<br />

„Bergbaufolgelandschaft Grünhaus“ stellt der bereits 1989/90 als Naturschutzvorrangfläche gestaltete<br />

Bereich des ehemaligen Tagebaus Kleinleipisch dar, in dem auch die 1975 überbaggerte Ortschaft<br />

Grünhaus lag (www.niederlausitzerheidelandschaft.de/Artenvielfalt.htm, Stand 04/2003).<br />

4.2.2 Grünhaus = Prioritäre Naturschutzfläche<br />

Das Landesumweltamt Brandenburg (LUA) in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Landwirt-<br />

schaft, Umweltschutz und Raumordnung (MLUR) des Landes Brandenburg und dem Bundesamt für<br />

Naturschutz (BfN) setzt sich seit 2000 verstärkt für die Belange des Naturschutzes in den Bergbaufol-<br />

gelandschaften Südbrandenburgs ein (Landesumweltamt Brandenburg (LUA) 2002, S.3). In diesem<br />

Zusammenhang wurden 33 „Prioritäre Naturschutzflächen“ herausgearbeitet, darunter mit der Listen-<br />

Nr.06 ‚Grünhaus-Koyne’ mit einer Größe von 1888ha (Landesumweltamt Brandenburg (LUA) 2002,<br />

S.6).<br />

8


Tourismuskonzept Grünhaus Das Gelände Grünhaus<br />

Für die Bestimmung der „Prioritären Naturschutzflächen“ wurden Flächenkonzeptionen des LUA, der<br />

unteren Naturschutzbehörden der Landkreise, des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) und der<br />

LMBV einbezogen (Landesumweltamt Brandenburg (LUA) 2002, S.5).<br />

Die LMBV erarbeitete hierfür in enger Zusammenarbeit mit den Umweltministerien der Länder sowie<br />

dem BfN eine Auswahl ökologisch wertvoller Kerngebiete zur Erreichung von Naturschutzzielen. Die-<br />

se Liste wurde durch das Fachgutachten der LUA ergänzt.<br />

Insgesamt wurden durch die LMBV 30 Gebiete in Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt ausge-<br />

wählt. Zu den 11 „ökologisch wertvollen“ Flächen im Land Brandenburg zählt auch das Gebiet „Grün-<br />

haus-Koyne“ (LMBV-Nr. BN001), dem größten unzerschnittenen „ökologisch wertvollen“ Gebiet Bran-<br />

denburgs (www.lmbv.de, Stand 04/2003). Die LMBV ist auf der Suche nach neuen Eigentümern für<br />

dieses Flächen, um diese zielgerichtet naturschutzfachlich zu entwickeln (www.lmbv.de, Stand<br />

04/2003).<br />

Die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe wurde durch das Gutachten des Landesumweltamtes Bran-<br />

denburg auf die Größe und das immense Entwicklungspotential der Fläche Grünhaus im Jahr 2001<br />

aufmerksam und entschloss sich diese Flächen zu erwerben.<br />

4.2.3 Schutzwürdigkeitsgutachten<br />

In einem Schutzwürdigkeitsgutachten der LMBV wurde „…die Schutzwürdigkeit des geplanten NSGs<br />

aufgrund der Größe, Unzerschnittenheit, der siedlungs- und verkehrsfernen Lage, den aktuell vor-<br />

kommenden Biotoptypen, Arten und Biozönosen in hoher Biotop- und Strukturvielfalt sowie den zu<br />

erwartenden potentiellen Biotoptypen, Arten, Biozönosen und Funktionen, die durch Sukzession oder<br />

gezielte Maßnahmen noch wirksam werden oder werden können….“ bestätigt (HENNEK und UNSELT<br />

2002, S.74).<br />

Das Gutachten über die prioritäre Naturschutzfläche ‚Grünhaus’ ist eine Argumentationshilfe bei Ab-<br />

sprachen bezüglich Sanierungsabsichten mit der LMBV.<br />

Bereits 1990 erfolgte eine einstweilige Sicherung der ersten 200ha von insgesamt 1888ha Fläche,<br />

bestehend aus einer kulturfeindlichen, tertiären Brückenkippe, einer Hochkippe mit Geschiebemergel-<br />

abdeckung und 2 Restlochseen, als Naturschutzgebiet (LANDECK 2000, S.18).<br />

4.3 Situationsanalyse<br />

4.3.1 Lage, Größe und Naturraum des Gebietes<br />

Das Projektgebiet Grünhaus liegt im Landkreis Elbe-Elster, zwischen den Orten Finsterwalde und<br />

Lauchhammer, nördlich des Ortsteils Grünwalde. Das Gelände befindet sich zudem im östlichen<br />

Randbereich des Naturparks „Niederlausitzer Heidelandschaft“.<br />

Das geplante 1888 ha große Naturschutzgebiet liegt an der Westgrenze des Niederlausitzer Braun-<br />

kohlenreviers und bildet damit die westliche „Eintrittspforte“ der Bergbaufolgelandschaft. Das Gebiet<br />

erstreckt sich mit einer Länge von ca. 6km und einer maximalen Breite von 3,5km von Norden nach<br />

Süden. An der größten Längsausdehnung hat es direkten Kontakt zu älteren Kippenflächen, was sich<br />

günstig auf die Wiederansiedlung der heimischen Flora und Fauna auswirkt (HENNEK und UNSELT<br />

2002, S.26).<br />

9


Tourismuskonzept Grünhaus Das Gelände Grünhaus<br />

4.3.2 Charakteristik<br />

Im Rahmen eines Flurbereinigungsverfahrens werden derzeit diverse Aufforstungsmaßnahmen, vor-<br />

rangig am Rande des Gebietes, durchgeführt. Auf dem gesamten Gelände wurden nach Grundlage<br />

der LMBV bereits breite Windschutzstreifen und Hecken gepflanzt.<br />

Die Sanierungsarbeiten werden sich mindestens bis zum endgültigen Grundwasseranstieg 2010 hin-<br />

ziehen. Insgesamt werden 268 ha Wasserfläche entstehen. Die Sanierung des Gebietes ist bis heute<br />

zu etwa 70% abgeschlossen. Entstehende Arten- und Biotoptypenmosaike werden zu einer hohen<br />

Arten- und Formenmannigfaltigkeit führen (www.lmbv.de, Stand 04/2003).<br />

Bei dem geplanten Naturschutzgebiet „Bergbaufolgelandschaft Grünhaus“ handelt es sich um ein<br />

Komplexbiotop. Neben durch den Bergbau entstandenen tertiären Brückenkippen, quartären Absetz-<br />

hochschüttungen und Böschungen, uferfernen Steilböschungen und Sandrohbodenzonen, Ufer- und<br />

Flachwasserzonen, offenen Röhrichtbiotopen sind auch Wald- und Grasflächen vorhanden. Diese<br />

unterschiedlichen Standortverhältnisse stellen bergbauspezifische Habitate dar, welche gefährdeten<br />

und vom Aussterben bedrohten Arten eine Ansiedlung im Gewässer- und Feuchtbereich sowie auf<br />

grundwasserfernen Kippenflächen ermöglicht. Ein teilweise noch naturnaher Waldkomplex (Grünhau-<br />

ser Forst) schließt sich im Nordwesten an das geplante Naturschutzgebiet an (www.lmbv.de, Stand<br />

04/2003).<br />

4.3.3 Besonderheiten<br />

Die großflächige Unzerschnittenheit des Gebietes stellt die besondere Bedeutung der Fläche dar. In<br />

den Restlöchern haben sich große Röhrichtbestände entwickelt, in denen eine interessante Vogelfau-<br />

na (z.B. Kranich als Brutvogel) Lebensraum gefunden hat. Auf den terrestrischen Flächen mit weiten<br />

Rohbödenarealen wurden viele seltene Insektenarten nachgewiesen. Zugleich werden sich weitere<br />

Lebensräume für seltene Schilfbrüter und Watvögel herausbilden (www.lmbv.de, Stand 04/2003). Die<br />

bereits vorhandenen und sich stetig weiterentwickelnden Flachwasser- und Uferbereiche, stellen im<br />

Zusammenhang mit den vielen offenen Freiflächen der Umgebung, einen von überregionaler Bedeu-<br />

tung wichtigen Rast- und Schlafplatz der Kraniche dar. Auf ihrem Herbstzug konnten bereits vor 12<br />

Jahren über 1600 Kraniche im Gebiet beobachtet werden (LANDECK 2000, S.24).<br />

Der besondere naturschutzfachliche Wert besteht aus einem Verbund aus Gewässer- und Feuchtöko-<br />

systemen im Komplex mit nährstoffarmen Offenlandbiotopen (HENNEK und UNSELT 2002, S.26).<br />

Am Tag der Artenvielfalt (16.-17.06.2001) veranstaltet von der Zeitschrift GEO, sind im Projektgebiet<br />

über 1300 Arten gezählt worden. Hierbei handelt es sich größtenteils um Insekten und andere Kleinst-<br />

tiere.<br />

Kreisende Greifvögel, wie z.B. Rohrweihen, können heute schon über den Restlöchern entdeckt wer-<br />

den. Der Biber wird entlang der Gewässerufer mit Weidengebüschen erwartet. Nistmöglichkeiten für<br />

Eisvögel und Uferseeschwalben bieten die in Deutschland selten gewordenen Steilböschungen. Auf<br />

den angrenzenden Flächen können sich natürliche Wälder mit einer hohen Strukturfähigkeit entwi-<br />

ckeln (NABU 2001, S.2).<br />

Die Beobachtbarkeit von Tieren ist nur bedingt gegeben. Hierbei handelt sich hauptsächlich um Vögel<br />

in der Kernzone des Gebietes. Das Gebiet Grünhaus bietet eine faszinierende Wildnis der Zukunft.<br />

Die voranschreitende natürliche Sukzession bietet einen stetigen Wandel der Landschaft auf eine<br />

besondere ungelenkte Weise, wie sie in Deutschland heute nur noch selten zugelassen wird. Die in<br />

10


Tourismuskonzept Grünhaus Das Gelände Grünhaus<br />

diesem Zusammenhang entstehenden Zwischenlandschaften besitzen einen hohen Stellenwert aus<br />

der Sicht des Naturschutzes und bieten dem Besucher des Geländes die einmalige Möglichkeit, die<br />

Entwicklung natürlicher Lebensräume hautnah zu erleben.<br />

4.3.4 Landschaftsbild<br />

Eingangsbereich<br />

Das sich dem Besucher darbietende Landschaftsbild des Geländes ist für Laien nur bedingt attraktiv.<br />

Gerade im Eingangsbereich breitet sich vor dem Besucher eine relativ eintönige Landschaft aus. Auf<br />

der Nordseite befinden sich derzeit noch monotone landwirtschaftliche Flächen, deren abgesenktes<br />

Zentrum zukünftig mit Wasser gespeist wird, damit sich eine Verbindung zu den Restlochseen im<br />

Hauptgebiet entwickelt.<br />

Am Eingang des Gebietes, wo der NABU eine Aussichtsplattform plant, wird sich das Gelände noch<br />

stark verändern. Gegenwärtig ist das dortige Restloch (Langer See) nur teilweise mit Wasser gefüllt,<br />

so dass scharfe Kanten den oberen Teil des Wasserbereiches begrenzen. Im Zusammenhang mit den<br />

andauernden Flutungsmaßnahmen werden diese markanten Bereiche verschwinden. Durch die groß-<br />

flächigen Veränderungen gehen kleine Landschaftsstrukturen verloren und der Erlebnis- und Entde-<br />

ckungswert der Landschaft reduziert sich weiter.<br />

Das gesamte Gebiet ist ein verhältnismäßig kleiner Tagebau mit insgesamt wenigen außergewöhnli-<br />

chen, bizarren Landschaftsformen; eine typische Bergbaufolgelandschaft ohne auffällige Besonderhei-<br />

ten. Erschwerend kommt hinzu, dass gerade die landschaftlich reizvolleren Bereiche in der Kernzone<br />

des Gebietes liegen, die der NABU zukünftig nur im Rahmen fachkundiger Führungen zugänglich<br />

machen möchte. Hier findet man eine eindrucksvolle Hochkippe.<br />

Kernzone<br />

Auf dem Plateau der Hochkippe stellen die von der LMBV aufgeschütteten Findlingshaufen sowie die<br />

weiße Sanddüne einen optischen Reiz dar. Der Blick vom Hochkippenstandort Richtung Süden führt<br />

über zwei sich bereits füllende Restlöcher (Heide - See und Koyne – See) mit der sich entwickelnden<br />

Ufervegetation (siehe Anhang, Foto 1). Gegenwärtig befinden sich hier Halden mit ausgeprägten fas-<br />

zinierenden Rippenstrukturen, welche jedoch in naher Zukunft im Rahmen der Sanierungsarbeiten<br />

abgetragen werden.<br />

Von der Kante der Hochkippe hat der Besucher außerdem Sicht auf den Gedenkstein der ehemaligen<br />

Ortschaft Grünhaus. Der Blick nach Norden führt über landwirtschaftliche Flächen, welche nicht Eigen-<br />

tum des NABU werden, aber trotzdem wichtige Kranichsammelplätze darstellen. Grünhaus konnte<br />

sich nur aufgrund der vielen umliegenden freien Landwirtschaftsflächen zu einem Kranichrastplatz mit<br />

so hohem Stellenwert entwickeln. Abends und über Nacht ziehen sich die Kraniche in das ungestörte<br />

Feuchtgebiet des Naturschutzgebietes Grünhaus zurück.<br />

Aufgrund der Weitläufigkeit des Gebietes sind genaue Tierbeobachtungen nur stark eingeschränkt<br />

möglich. Für detaillierte Beobachtungen sind Ferngläser bzw. Spektive unabdingbar.<br />

In ständiger Sichtweite befindet sich die 5km entfernte Förderbrücke F60 des nördlich gelegenen Or-<br />

tes Lichterfeld. Sie stellt eine besondere Sichtachse dar und dient somit als wesentliche Orientie-<br />

rungshilfe.<br />

11


Tourismuskonzept Grünhaus Das Gelände Grünhaus<br />

Die Landschaft, und damit das Gebiet Grünhaus, befinden sich im Umbruch. Die gegenwärtig existie-<br />

renden Landschaftsformen sind einmalig und nur von kurzer Dauer. Diese so genannten Zwischen-<br />

landschaften sind etwas besonderes, einzigartiges, was dem Besucher als unbedingt sehenswertes<br />

vermittelt werden muss.<br />

4.3.5 Infrastruktur<br />

Verkehrsanbindungen<br />

Das Gebiet liegt ca. 17km südwestlich von der Autobahn A 13 (Berlin-Dresden) entfernt, Ausfahrt<br />

Großräschen. Eine eindeutige Beschilderung zum Projektgebiet existiert noch nicht, ist aber dringend<br />

notwendig. Der Weg von der Autobahn führt durch die Ortschaft Lichterfeld.<br />

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist das Gelände nicht erreichbar. Die nächsten DB-Bahnhöfe sind<br />

Finsterwalde (10km nördlich) und Lauchhammer (15km südlich). Um mit dem Fahrrad in das Gebiet<br />

zu gelangen, besteht z. Zt. nur der Weg über die Landstrasse (L60), welche teilweise stark befahren<br />

ist.<br />

Nähe zum nächsten Ort<br />

Ca. 5km nördlich des Geländes befindet sich in Lichterfeld, das im letzten Jahr eröffnete Besucher-<br />

bergwerk F60, mit angeschlossener Versorgungseinrichtung (Cafeteria). Südlich von Grünhaus befin-<br />

det sich in ca. 4km Entfernung der Stadtteil Lauchhammer - Grünwalde. Beide naheliegenden Ort-<br />

schaften sind bisher nur über die Landstraße L60 zu erreichen.<br />

Nähe zu einem Touristenzentrum<br />

In unmittelbarer Entfernung liegt der Besuchermagnet des Vorjahres, die Förderbrücke F60. Südlich<br />

liegt Grünewalde, ein Stadtteil von Lauchhammer, mit dem Grünewalder Lauch (ca. 6km entfernt),<br />

einem Erholungs- und Badesee.<br />

Für wen wäre Grünhaus attraktiv?<br />

Das Gebiet eignet sich besonders für Besucher aus der Region. Für Besucher aus den größeren<br />

Städten der Umgebung, wie Dresden (70km) oder Berlin (100km) wäre die Entfernung für einen Ta-<br />

gesausflug zu weit. Grünhaus besitzt bisher kein erkennbares Alleinstellungsmerkmal. Es bietet spe-<br />

ziell für Naturinteressierte, vor allem für Ornithologen ein ausgiebiges Potential. Im Rahmen von Um-<br />

weltbildungsmaßnahmen für Gruppen oder Individualisten ist Grünhaus ein Musterbeispiel für die<br />

Beobachtung natürlicher Sukzession. Es kann als Freilandlabor dienen.<br />

Wege-Infrastruktur<br />

Die Entfernung zwischen Hauptstrasse und der geplanten Besucherplattform, mit Überblick über den<br />

entstehenden Langen-See, beträgt ca. 3km. Als Verbindung besteht gegenwärtig ein unbefestigter<br />

Wirtschaftsweg, welcher als Wanderweg wenig geeignet ist, da er sehr breit und gerade durch ein<br />

ebenes monotones Gelände führt.<br />

Bisher ist eine Wegeführung bis zum ersten Aussichtspunkt vorhanden, die sich bis in das Kerngebiet<br />

zur Hochkippe zieht. Hierbei handelt es sich ebenfalls um Arbeits- und Wirtschaftswege.<br />

12


Tourismuskonzept Grünhaus Das Gelände Grünhaus<br />

Rad-, Wasser- und Reitwege<br />

Die östlich am Gebiet entlang führende Landstraße L60 ist als Radwanderweg ausgewiesen. Im Ge-<br />

biet sind bisher keine Radwege geplant. Nordwestlich bei Pechhütte endet ein Radweg, sowie süd-<br />

westlich bei Staupitz. Wasserwanderwege sowie Reitwege sind nicht vorhanden und auch nicht in<br />

Planung. Zwei Reitwege enden zum einen am Nordwest-Ende des Gebietes und zum anderen am<br />

südlichen Ende.<br />

4.4 Touristisches Angebot<br />

Vorhanden<br />

In der Touristeninformation des Landkreises Elbe-Elster sowie in der Naturparkverwaltung kann der<br />

Tourist persönlich Auskünfte zum Gelände, Broschüren, Karten und weiteres Informationsmaterial<br />

bekommen. Beide Informationsstellen befinden sich im ca. 40 km entfernten Bad Liebenwerda. Sinn-<br />

voll wäre eine Kooperation mit dem Besucherbergwerk F60 im 5 km entfernten Lichterfeld.<br />

In Planung<br />

Von Seiten des NABU soll nur der vordere Teil des Projektgebietes für die Öffentlichkeit, in Form ei-<br />

nes ca. 8-10km langen Rundweges, zugänglich gemacht werden. Genaue Pläne für die Gestaltung<br />

sind noch nicht vorhanden. Der Seerand wird nicht begehbar sein, und es kann kein permanenter<br />

Blick auf den See gewährleistet werden.<br />

Um die Störungen im Gebiet so gering wie möglich zu halten, wäre es aus Naturschutzsicht wün-<br />

schenswert, dass die Großzahl der Besucher lediglich die Aussichtsplattformen ansteuern. Ein Lehr-<br />

pfad mit Informationsschildern ist nicht geplant. Ein so genannter Schilderwald sollte in diesem Gebiet<br />

vermieden werden (THIELEMANN mdl. 04/2003).<br />

Die infrastrukturelle Verbindung zum Besucherbergwerk F60, ist gegenwärtig durch eine Landstrasse<br />

gegeben. Im Zusammenhang mit der Flutung des angrenzenden Bergheider Sees, ist die Verbindung<br />

nach Grünhaus durch einen Wander- und Radweg geplant.<br />

Auf den landwirtschaftlichen Nutzflächen im Norden des Geländes befindet sich bereits ein Arbeits-<br />

weg, welcher zukünftig mit dem Ortsausgang in Lichterfeld verbunden werden könnte, und somit als<br />

weiterer nördlicher Zufahrtsweg dienen könnte.<br />

Insgesamt sind 2-3 Aussichtsplattformen an der Ostflanke für Besucher geplant. Anbieten würde sich<br />

der südlichste Punkt im Gelände, welcher einen faszinierenden Blick über den Langen See bietet.<br />

Nachteil des Standorts ist die Kompostierungsanlage in unmittelbarer Nachbarschaft.<br />

In Zukunft sind Führungen in das Gebiet geplant, sowie ein mehrtägiges Angebot für Naturinteressier-<br />

te zur Zeit des Kranich – Herbstzuges.<br />

4.5 Historische Analyse des Gebietes Grünhaus<br />

4.5.1 Ortsgeschichte<br />

Die Gegend um Grünhaus ist sehr geschichtsträchtig nicht allein durch die ehemalig gleichnamige<br />

Ortschaft. Der Grünhauser Forst, als Teil eines komplexen Waldgebietes, war ein altbekanntes könig-<br />

13


Tourismuskonzept Grünhaus Das Gelände Grünhaus<br />

liches Jagdrevier für das Auerwild. Im Folgenden soll näher auf die traditionsreiche Geschichte der<br />

Region eingegangen werden.<br />

Der Ort Grünhaus war umgeben von großen Laub- und Nadelwaldgebieten, die im Zuge des Braun-<br />

kohlenbergbaus mehr und mehr devastiert wurden. Höhenzüge, kleine Schluchten und zahlreiche<br />

Niederungen bestimmten das Landschaftsbild (JUNGRICHTER 1994, S.6).<br />

Der erste Karteneintrag von Grünhaus kann auf das Jahr 1590 zurückdatiert werden. Im Jahr 1663<br />

entstanden die ersten Häuser in Grünhaus und im gleichen Zuge ein kleines Gasthaus. Zu dieser Zeit<br />

gehörte es mit einer Försterei mit Vorwerk und einer Pechhütte zu Kursachsen. 1740 ließ der sächsi-<br />

sche König August der Starke die alten Gebäude abreißen und ein neues Jagdschloß erbauen, das<br />

„Grüne Palais“ (HERRMANN 1999, S.5). Nach dem Wiener Kongreß 1815 verlor Sachsen das Territo-<br />

rium an Preußen und es entstand administrativ die ‚Preußische Oberförsterei Grünhaus’. Die entstan-<br />

denen Gehöfte wurden im Fachwerkstil erbaut (BARTH 1994, S.70).<br />

Nach dem Einstellen der Pechsiederei 1867 wurde im Laufe der nächsten Jahre mit dem Gastwirt-<br />

schaftsbetrieb begonnen. Viele Grünhauser Bürger waren über Generationen in der Forstwirtschaft<br />

beschäftigt. Später waren die meisten Einwohner im Braunkohlenbergbau bzw. im Eisenwerk Lauch-<br />

hammer beschäftigt. Mit Beginn der Industrialisierung entwickelte sich in der Gegend zunehmend der<br />

Ausflugsverkehr (BARTH 1994, S.68).<br />

Viele Ansichtskarten bezeugen, dass auch gerade Grünhaus ein beliebtes Ausflugsziel war. Typische<br />

Slogans und Werbeschriften der Zeit warben mit: 1. stiller Heide- Waldromantik und 2. „Schönster,<br />

mitten im Staatsforst Grünhaus gelegener Ausflugsort der ganzen Umgebung, für Familien, Vereine,<br />

Schulen usw., Spielgelegenheiten für Kinder. Für Erholungsbedürftige schöne Fremdenzimmer mit<br />

und ohne Pension. Billigste Preise.“ (POETZSCH 1998, S.13).<br />

In der Erinnerungsschrift von 1994 des Heimatvereins „Finsterwalder Heimatkalender e.V.“ wird die<br />

ehemalige Grünhauser Gegend gelobt: „Die herrliche Waldumgebung mit idyllischen Wanderpfaden,<br />

urwüchsigen Naturschutzgebieten, knorrigem Hochwald und dichten Fichtenschonungen, vom Dachs<br />

durchbohrten Bergformationen, uralte Eichen und grünende Birken am Wegesrand..., so wie es in<br />

„Märkische Heide“ besungen wird, alles das war hier!“ (BARTH 1994, S.68).<br />

Um die Jahrhundertwende reichte das alte kleine Gasthaus nicht mehr aus und es wurde ein großer<br />

attraktiver Gasthof im Landhaus – Fachwerkbaustil mit Tanzsaal und Vereinszimmer errichtet und im<br />

Jahre 1909 unter dem Namen „Waldschlösschen“ eröffnet.<br />

Das „Waldschlösschen“, später umbenannt in „Gasthof zum Auerhahn“, etablierte sich zu einem rich-<br />

tigen Besucher – Anziehungspunkt der Region. Dem Besucher wurde einiges geboten. So gab es<br />

nicht nur einen Rundlauf, einen Kinderspielplatz, eine Kegelbahn, einen Schießstand, sondern auch<br />

eine Fasanen- und Eichhörnchenschau, die für Abwechslung sorgten. Im Saal als auch auf der Frei-<br />

tanzfläche im Biergarten konnte getanzt werden. Fast jede Woche fanden Betriebsfeiern statt. Pfings-<br />

ten und Himmelfahrt waren die Höhepunkte im Jahr. Eine besondere Spezialität war die hauseigene<br />

Biermarke, das Auerhahn-Bier.<br />

1950 wurde das Gasthaus „Zum Auerhahn“ geschlossen und einige Jahre später verbrachten dort die<br />

ersten Kinder ihre Schulferien. Bis zum Ende der Besiedlung 1975 wurde das Gasthaus als Kinderfe-<br />

rienlager „Gustav Carvus“ genutzt (BARTH 1994, S.68).<br />

Der „Sechsarmige Wegweiser“ bei Lauchhammer kennzeichnete die wichtigsten Wanderrouten der<br />

Umgebung. Zu allen Jahreszeiten wurde dieser Wegestern befahren von Kutschen, von Fahrrädern<br />

14


Tourismuskonzept Grünhaus Das Gelände Grünhaus<br />

und bewandert von Ausflüglern, welche sogar mit Ausflugsbussen in die Gegend gefahren wurden<br />

(BARTH 1994, S.69).<br />

An dem alten Verkehrsweg Finsterwalde – Grünhaus, der „Grünhauser Straße“ liegt östlich eine große<br />

Niederung. An dieser Stelle befand sich ehemals ein großer Teich, der Mahlens - Teich. An der Stelle,<br />

wo sich Weg und Teichabfluss treffen, sind der Rest einer alten Steinbrücke und Teile des alten Weh-<br />

res noch erhalten. Vor rund 50 Jahren war dieser Teich ein beliebter Badesee. (ROTHE 1994, S.57).<br />

Der ‚Gliech’, jahrzehntelang ein bedeutendes Wanderziel, nördlich von Grünhaus fiel ebenfalls den<br />

Tagebauarbeiten zum Opfer. Schon im Jahre 1875 wurde hier mit dem Abbau der Kohle begonnen.<br />

Ab 1883 lag der Betrieb tot, nur der Kessel einer Lokomotive ragte an einer flachen Stelle aus dem<br />

Wasser hervor. Bis vor ca. 20 Jahren war das Gelände geprägt von sandiger Heide und langsam ver-<br />

landenden Tümpeln mit seltenen Wasser- und Sumpfpflanzen. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte<br />

entwickelte sich der Gliech zu einem typischen Beispiel für die Rückeroberung eines vom Menschen<br />

vorübergehend benutzten Gebietes durch die Natur (PEDRO 1994, S.41).<br />

Die Einwohnerzahl des Ortes schwankte im Laufe der Jahrhunderte zwischen 17 und 135 Einwoh-<br />

nern. Zum Zeitpunkt der Abbaggerung 1975 bestand der Ort aus 17 Häusern mit 45 Einwohnern, die<br />

den anrückenden Abraum-Braunkohlebaggern weichen mussten (BARTH 1994, S.63ff). Die Familien<br />

wurden nach Finsterwalde, Sorno, Staupitz, Senftenberg und Doberlug-Kirchhain umgesiedelt<br />

(HERRMANN 1999, S.6). Bei der Umsiedlung gingen die Mitarbeiter des Lausitzer Braunkohlenbe-<br />

triebes recht rigide mit den Bewohnern des Ortes um. Zwar durften Wünsche zur Wohnungs- und<br />

Hausgröße und des Ortes geäußert werden, Entschädigungen finanzieller Arte gab es aber keine.<br />

Lediglich das Baumaterial der abgerissenen Häuser stand den Familien kostenlos zur Verfügung.<br />

4.5.2 Forstgebiet Grünhaus<br />

„Wer die alte Dresdner Straße, von Finsterwalde kommend, in der Richtung Mückenberg entlangwan-<br />

dert, gelangt über Nehesdorf und Nehesdorfer Pechhütte durch einen herrlichen Hochwald mit schö-<br />

nem Unterholz nach 10 km Wegstrecke in eine Waldlichtung zur Oberförsterei Grünhaus.“ (JUNG-<br />

RICHTER 1994, S.6).<br />

Das Grünhauser Waldgebiet lag auf dem Rücken des Niederlausitzer Grenzwalls. Die höchste Erhe-<br />

bung bildeten die, nach den ehemals vorhanden Auerochsen benannten, Ochsenberge mit einer Höhe<br />

von 173m ü. NN, welche im Zuge des Bergaus überbaggert wurden. In den Amtswaldungen befanden<br />

sich südlich von Grünhaus bis zum Ende des 30jährigen Krieges die Walddörfer, Sorge, Wergen und<br />

Langendorf, deren Ruinen bis zur Devastierung der Flächen zu finden waren. 1800 wurde die Förste-<br />

rei Grünhaus zur Oberförsterei erhoben. Mitte des 19. Jh. wurde das preußische Herrscherhaus auf<br />

die Auerhahnbalz im Grünhauser Revier aufmerksam. Seit dem war das Gebiet um Grünhaus ein<br />

berühmtes königliches Auerhahnjagdrevier. Zu den Jagdgästen zählte neben vielen Prinzen auch<br />

inkognito Napoleon III. (JUNGRICHTER 1994, S.13). 1928 fiel der Gutsbesitz Grünhaus-Forst der<br />

Stadtgemeinde Finsterwalde zu. Der Forst umfasste damals eine Fläche von ca. 3642 ha (UNKEN-<br />

STEIN 1994, S.17)<br />

Der Wolf war in der Gegend ebenfalls heimisch und relativ häufig anzutreffen. Nach ihm wurden zwei<br />

Berge in der Umgebung genannt, welche beliebte Ausflugsziele waren, jedoch genauso dem Bergbau<br />

zum Opfer fielen (ROTHE 1999, S.10).<br />

15


Tourismuskonzept Grünhaus Das Gelände Grünhaus<br />

4.5.3 Das alte Naturschutzgebiet Grünhaus<br />

Bereits 1939 wurden 23,5 ha Fläche in der Nähe von Grünhaus unter Schutz gestellt. Die Landschaft<br />

gehört zum „Niederlausitzer Randhügel“. Einzigartig waren dort die Vorkommen der Lausitzer Tief-<br />

landfichte (Picea abies) und der Weißtanne (Abies alba), welche dort das nördlichste Vorkommen in<br />

ihrer Verbreitung hatte. Trotz der Ausweisung wurden Teile des Naturschutzgebietes vom Braunkoh-<br />

lentagebau überbaggert. Nach der Wende veranlasste die Lausitzer Braunkohle Aktiengesellschaft<br />

(LAUBAG) die Ausweisung neuer Bereiche zum Naturschutzgebiet, um vor allem das natürliche nörd-<br />

lichste Vorkommen der Weißtanne zu erhalten und somit ihren Bestand zu sichern (RICHTER 1994,<br />

S.49). Mit der Neugestaltung des neu eingerichteten Naturschutzgebietes von 200 ha Größe wurde<br />

1991 begonnen (RICHTER 1994, S.49).<br />

Für die Gestaltung des Gebietes sind das Forschungsinstitut für Bergbaufolgelandschaften Finster-<br />

walde (FIB) und das Umweltamt Finsterwalde verantwortlich. Ziel ihrer Arbeit ist es, im Rahmen einer<br />

Rekultivierung die standorttypische Flora und Fauna der Lausitzer Heidelandschaft wiederherzustel-<br />

len. Größere Flachwasserzonen sollen nach dem Anstieg des Grundwassers als Rast- und Schlaf-<br />

platz für Kraniche und Zugvögel während ihrer Herbst- und Frühjahrswanderung dienen.<br />

FAZIT FÜR PROJEKT GRÜNHAUS<br />

Das Gebiet Grünhaus ist ein besonderer Naturraum, welcher sich derzeit im Umbruch und Wandel<br />

befindet. Über die nächsten Jahrzehnte werden sich immer wieder neue Landschaftsformen entwi-<br />

ckeln. Durch das Zulassen der natürlichen Sukzession auf den Flächen, ist die kommende Entwick-<br />

lung mit dem sich darbietenden Landschaftsbild schwer abschätzbar. Der hohe naturschutzfachliche<br />

Wert liegt u. a. in der Unzerschnittenheit des Geländes und der zum Teil bereits vorhandenen und<br />

noch zu erwartenden Artenvielfalt der Flora und Fauna. Von besonderer überregionaler Bedeutung<br />

sind die weiten Röhrichtbestände der Flachwasserbereiche, welche dem Kranich während seines<br />

Frühjahres- und Herbstzuges als Schlafplatz dienen. Zu dieser Zeit kann der Kranich in großer Anzahl<br />

beobachtet werde.<br />

Durch die recht einseitige Entwicklung des Geländes bietet es zwar für ein spezielles Fachpublikum<br />

aus dem Bereich Naturschutz (v. a. Ornithologen) ein immenses Spektrum, stellt aber für die breite<br />

Öffentlichkeit der Region keine Einzigartigkeit dar. Das Gelände ist eines von vielen Tagebaugebieten<br />

der Lausitz. Für den Großteil der lokalen Bevölkerung sind die vielen offen gelassenen Tagebaue<br />

zudem mit einem Negativimage behaftet (Umsiedlung von Ortschaften, großräumige Landschaftszer-<br />

störung etc.).<br />

Die große Hoffnung der Bevölkerung bezieht sich auf den Zeitpunkt der Fertigstellung der Sanie-<br />

rungsarbeiten durch die LMBV, wenn aus vielen Tagebaurestlöchern Seen entstanden sind, verbun-<br />

den mit neuen Erholungslandschaften. In diesem Zusammenhang erhofft sich die Region, nach dem<br />

wirtschaftlichen Einbruch mit Beendigung des Bergbaubetriebes, einen neuen ökonomischen Auf-<br />

schwung. Dieser Prozess wird jedoch erst nach mindestens 10 Jahren eintreten, sobald die Flutung<br />

der Restlöcher beendet ist, und die neuen Seen eine angemessene Wasserqualität erreicht haben.<br />

Doch der Weg dahin ist lang. Wichtig ist daher, dass gerade die einmaligen Zwischenlandschaften<br />

genutzt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.<br />

Die ehemalige Ortschaft Grünhaus teilt ihr Schicksal mit vielen Orten der Lausitzer Gegend. Zu Zeiten<br />

des aktiven Bergbaus musste es für die Ausdehnung der Kohleförderung weichen. Die Einwohner<br />

16


Tourismuskonzept Grünhaus Das Gelände Grünhaus<br />

wurden umgesiedelt und der Ort überbaggert. Mit der Aufarbeitung der Geschichte der Ortschaft<br />

Grünhaus und einem einfühlsamen offensiven Umgang mit dem Thema Bergbau kann ein Stück dazu<br />

beigetragen werden, dass die die Region prägende Vergangenheit nicht vergessen wird. Damit könnte<br />

der NABU dazu beitragen, die regionale Identität der Bevölkerung zu stärken und das Negativimage<br />

des Bergbaus abzubauen.<br />

Durch eine Kombination aus Altem und Neuen, Ortsgeschichte + Bergbau + Naturschutz, besetzt das<br />

Gebiet Grünhaus drei der regionspezifischsten Themenfelder (siehe Grafik 1).<br />

Grafik 1: Themenfelder des Gebietes Grünhaus<br />

(Quelle: Eigener Entwurf)<br />

Bergbau<br />

Ortsgeschichte<br />

Bergbaugeschichte<br />

Ortsgeschichte<br />

Geschichte der Lausitz<br />

Strukturwandel<br />

Zukunftsperspektiven<br />

Grünhaus<br />

Natur<br />

Wildnis<br />

Umweltbildung<br />

Erlebnispädagogik<br />

Ornithologie<br />

Natur-, Artenschutz<br />

Naturerfahrung<br />

Prozessschutz<br />

Natürliche Sukzession<br />

Mit Hilfe der behutsamen Ausarbeitung dieser drei Bereiche hat das Gebiet Grünhaus die Chance sich<br />

zu einer Besonderheit der Region zu entwickeln. So ließe sich neben dem Fachpublikum auch die<br />

lokale Bevölkerung ansprechen, und ein Angebot mit eventuell überregionaler Bedeutung entwickeln.<br />

Für die folgenden Analysen wurden v. a. die drei Bereiche der Ortsgeschichte, des Bergbaus und des<br />

Naturschutzes berücksichtigt.<br />

17


Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />

5. Marktanalyse<br />

Im Rahmen der Marktanalyse erarbeiteten wir zunächst eine Zusammenstellung der für uns wichtigs-<br />

ten Akteure in der Lausitz und prüften, in wie weit sie eine Konkurrenz für Grünhaus darstellen bzw. in<br />

wie weit eine Kooperationen sinnvoll und möglich wäre. In einem zweiten Schritt analysierten wir die<br />

Struktur der potentiellen Nachfragergruppen eines Angebotes „Grünhaus“. Schließlich beschäftigten<br />

wir uns mit Prognosen zur Entwicklung der Tourismusbranche in den kommenden Jahren, und ihre<br />

Bedeutung für die Ausgestaltung eines zukünftigen Produktes „Grünhaus“.<br />

Die wichtigsten Erkenntnisse der Marktanalyse flossen dann, zusammen mit den Erkenntnissen aus<br />

den Kapiteln 1-4, in die sich anschließende SWOT-Analyse (Kapitel 6) ein.<br />

5.1 Akteursanalyse<br />

Ziel der Akteursanalyse war es, alle Akteure herauszufiltern, die durch ihre Arbeit mögliche Konkurren-<br />

ten oder auch potentielle Kooperationspartner für das Grünhaus-Projekt sein könnten. Gleichzeitig<br />

beschäftigten wir uns auch mit dem möglichen Einfluß planerischer Vorhaben oder staatlicher Image-<br />

Kampagnen auf Grünhaus.<br />

Die im folgenden vorgestellten Akteure sind nur eine Auswahl derer, die uns wichtig erschienen. Mit<br />

der Auflistung erheben wir keinen Anspruch auf Vollständigkeit. In einer Region, die sich in einem<br />

derart dynamischen Wandlungsprozeß befindet, treten immer wieder neue Akteure dazu, andere zie-<br />

hen sich zurück. Auf diese Weise verändern sich auch Konkurrenz- oder Kooperationsmöglichkeiten<br />

zwischen den einzelnen Akteuren beständig.<br />

5.1.1 Methodik<br />

Um sich einen Überblick über den Status Quo der Region zu verschaffen, wurde ein Mix aus Primär-<br />

und Sekundäranalyse gewählt. Neben Expertengesprächen mit Entscheidungsträgern vor Ort (Pri-<br />

märanalyse), werteten wir Planungs- und Marketingkonzepte, Werbematerial, Internet-Seiten und<br />

wissenschaftliche Literatur, die sich in irgendeiner Weise mit den Schlagworten „Lausitz“, „Bergbauge-<br />

schichte“ oder „Natur“ beschäftigten, auf ihre Relevanz für Grünhaus aus (Sekundäranalyse; nicht alle<br />

für die Analyse verwendeten Informationsquellen sind im Text gekennzeichnet, sieh hierfür auch Lite-<br />

ratur- und Quellenverzeichnis).<br />

Da „Grünhaus“ nicht als ein touristisches Projekt definiert werden kann, ja der Tourismus sogar nur<br />

eine nachrangige Rolle spielen soll, wurden die folgenden Akteursgruppen betrachtet:<br />

• Naturschutzakteur,<br />

• Akteure der Bergbau- und Kulturgeschichte,<br />

• Touristische Akteure,<br />

• Sonstige Akteure.<br />

Die ausgewählten sechzehn Akteure werden im folgenden kurz mit ihren Themenschwerpunkten,<br />

ihrem Angebot im Bereich „Bergbau“, „Ortsgeschichte“ und/oder „Naturerlebnis“ und ihrer Vermark-<br />

tungsweise vorgestellt. Am Ende eines jeden Abschnitts erfolgt eine Beurteilung über die Bedeutung<br />

des Akteurs für Grünhaus. Die Analyse schließt mit einer Akteursmatrix ab.<br />

18


Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />

5.1.2 Die Naturschutzakteure<br />

Mit dem Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft und dem Naturpark Niederlausitzer Landrücken<br />

liegen zwei der insgesamt fünfzehn Großschutzgebiete des Landes Brandenburg in der Region um<br />

Grünhaus. Neben diesen staatlichen Naturschutzakteuren sind aber auch Naturschutzverbände und<br />

Umweltstiftungen engagiert. Wie in Kapitel 4 bereits beschrieben, ist das Projekt „Grünhaus“ selbst<br />

einer Initiative eines Naturschutzvereins entsprungen. Um die Stellung des NABU in der Region bes-<br />

ser einschätzen zu können, haben wir uns daher auch mit der Arbeit vergleichbarer Akteure beschäf-<br />

tigt.<br />

5.1.2.1 Die Großschutzgebiete der Region<br />

Die Großschutzgebiete in Brandenburg werden von der „Landesanstalt für Großschutzgebiete“<br />

(LAGS) verwaltet, die dem Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Raumordnung des Landes<br />

(MLUR) untersteht. Das Gelände Grünhaus gehört offiziell zum Naturpark Niederlausitzer Heideland-<br />

schaft. Da aber auch der nördlicher gelegene Naturpark Niederlausitzer Landrücken zum ehemaligen<br />

Lausitzer Braunkohlenrevier zählt, haben wir beide Parks analysiert.<br />

Der Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft<br />

Der Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft ist der südlichste Naturpark Brandenburgs, an der<br />

Grenze zu Sachsen. Er liegt zu 95 % im Landkreis Elbe-Elster und rund 5 % ragen in den Landkreis<br />

Oberspreewald–Lausitz hinein (GSGB 2003).<br />

Herz des Naturparks ist der ehemalige Truppenübungsplatz Bad Liebenwerda (heute Naturschutzge-<br />

biet Prösa), eines der größten unzerschnittenen Traubeneichenwaldgebiete Deutschlands. Nur im<br />

östlichen Teil des Parks ist die Landschaft vom Braunkohlentagebau noch sichtbar überprägt. Hier<br />

befindet sich das Gelände Grünhaus.<br />

Der Naturpark konzentriert sich in seiner Besucherarbeit auf keine thematischen Schwerpunkte. Alles,<br />

was irgendwie für einen Touristen interessant sein könnte, findet im Informationsmaterial Erwähnung<br />

(z.B. altes Handwerk, Museen verschiedenster Thematiken, eine Brikettfabrik, eine Wassermühle, ein<br />

pomologischer Garten, diverse Naturlehrpfade, Torf und Niedermoorgebiete). Das Auerhuhn, das<br />

früher auch in den Wäldern um Grünhaus in großer Zahl vorhanden war, ist das Wappentier des<br />

Großschutzgebietes. 1994 rief der Naturpark ein Projekt zur Rettung des Auerhuhns ins Leben. Das<br />

Wegenetz der fast 300 km ausgeschilderten Rad- und Wanderwege konzentriert sich auf das Zentrum<br />

des Parks, der Ostrand wird nur selten gestreift.<br />

Die Angebote im Bereich Bergbau/Industriegeschichte beschränken sich auf die historische Brikettfab-<br />

rik Louise in Domsdorf, die Broschüre „Trittsteine der Bergbaugeschichte“, in der der Besucher einiges<br />

über die Bedeutung und Verbreitung von Rohstoffen wie Raseneisenerz, Grauwacke, Torf, Ton und<br />

Kohle erfahren kann, und neun Veranstaltungen zum Thema Bergbau im Jahresprogramm des Natur-<br />

parks. Allein fünf dieser Veranstaltungen sind eine vom NABU organisierte Wanderung über das Ge-<br />

lände Grünhaus. Bei den anderen vier Angeboten handelt es sich um:<br />

• die Radtour „Zeitzeugen der Bergbaugeschichte“ (Veranstalter: Naturpark + Sparkasse Elbe-<br />

Elster)<br />

• den Dia-Vortrag „Auf den Spuren des Schwarzen Goldes“ (Veranstalter: Heimatverein Dober-<br />

lug-Kirchhain)<br />

19


Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />

• Die Radtour „Bergbau-Natur-Erholung“ (Veranstalter: Naturwacht)<br />

• Die Wanderung: „Brikettfabrik Louise – ihr Umfeld einst und jetzt“ (Veranstalter: zwei lokale<br />

Heimatvereine).<br />

In der in Zusammenarbeit von LAGS und TourismusMarketing Brandenburg (TMB) herausgegebenen<br />

Broschüre „Lust auf Natour“ hat keine der fünf vorgestellten Angebote im Naturpark einen Bezug zum<br />

Thema Bergbau.<br />

Der Naturpark hat kein richtiges Informationszentrum. Interessierte Besucher können sich an die Ver-<br />

waltung in Bad Liebenwerda, an einen der zwei Stützpunkte der Naturwacht in Plessa und Domsdorf,<br />

oder an eine der Tourismusinformationsstellen in Elsterwerda oder Bad Liebenwerda wenden. In sei-<br />

ner Vermarktung arbeitet er mit dem Tourismusverband Elbe-Elster zusammen.<br />

FAZIT FÜR PROJEKT GRÜNHAUS<br />

Grünhaus gehört zum Gelände des Naturparks. Eine Kooperation ist daher eigentlich naheliegend und<br />

von Seiten der Naturparkverwaltung auch erwünscht. Das Marketing des Naturparks, mit einer weiten<br />

Streuung von Themen und Angeboten, wird Grünhaus beim Markteintritt allerdings nicht förderlich<br />

sein. Es besteht die Gefahr, daß Grünhaus in der Fülle der Informationen untergeht. Das Thema<br />

Bergbau ist kein wirklicher Schwerpunkt in der Arbeit des Naturparks. Die vereinzelten Angebote stel-<br />

len keine direkte Konkurrenz dar. Der NABU kann frei agieren, sein Angebot wird immer eine Ergän-<br />

zung zum vorhandenen Parkangebot sein.<br />

Der Naturpark Niederlausitzer Landrücken<br />

Der Naturpark Niederlausitzer Landrücken befindet sich nördlich des Naturparks Niederlausitzer Hei-<br />

delandschaft. Er erstreckt sich über vier Landkreise: Landkreis Dahme –Spreewald (48 %), Landkreis<br />

Oberspreewald –Lausitz (33 %), Landkreis Elbe –Elster (12 %) und Landkreis Teltow – Fläming (7 %).<br />

(www.brandenburg.de Stand 05/2003). Etwa 15 % der Naturparkfläche sind durch den ehemaligen<br />

Abbau der Braunkohle geprägt.<br />

Der Naturpark Niederlausitzer Landrücken geht in seiner Präsentation ganz offensiv mit seinem Tage-<br />

bergbau-Erbe um. Er lädt die Besucher ein, sich dieser „Mondlandschaft“ einmal mit ganz anderen<br />

Augen zu nähern. Der beständige Wandel wird als etwas faszinierendes und einmaliges vermarktet.<br />

Mit der Art der Angebotspräsentation wird das Gefühl vermittelt, daß man die Landschaft unbedingt<br />

gesehen haben muß, bevor sie in ihrer heutigen Form verschwunden sein wird. Bei der zu entdecken-<br />

den Flora und Fauna wird vor allem der Artenreichtum beobachtbarer Vögel herausgestellt. Die Fülle<br />

von Angeboten im Bereich Bergbau, Naturerlebnis und Kranichbeobachtung richten sich nicht nur an<br />

Wanderer, Radfahrer und ornithologisch Interessierte, auch für Angler und Badegäste ist der Park<br />

offen. Zu den wichtigsten umworbenen Angeboten des Naturpark zählen:<br />

• das von der Heinz-Sielmann-Stiftung geführte, bisher kostenlos besuchbare Naturparkzent-<br />

rum Wanninchen, am Rande des ehemaligen Tagebaus Schlabendorf Süd (siehe hierzu auch<br />

Abschnitt 5.1.2.2),<br />

• der Ort Fürstlich Drehna, der mit Wasserschloss und Landschaftspark Teil eines Projektes der<br />

Internationalen Bauausstellung (IBA) ist (siehe hierzu Abschnitt 5.1.3.1),<br />

• ein neu errichteter Bauernhof im Lehmfachwerkbaustil („Höllberghof“) bei Langengrassau mit<br />

einer Dauerausstellung über Naturschutz und historische Landnutzung,<br />

20


Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />

• ein Kranichrastplatz in der Nähe von Luckau mit Beobachtungsturm, der auf Initiative des NA-<br />

BU und mit Unterstützung des MLUR nahe Freesdorf errichtet wurde. Der 15 m hohe Turm<br />

bietet auf seiner Plattform bis zu 40 Personen Platz und kann jederzeit kostenlos besucht<br />

werden. In den Herbstmonaten können von hier ungestört bis zu 4000 Kraniche beobachtet<br />

werden. Gleichzeitig kann der Anflug zehntausender Gänse auf ihre Schlafplätze beobachtet<br />

werden (MLUR 2003 + GSGB 2003a).<br />

Auf einem 17 km langen „Naturerlebnisweg“ für Radfahrer und Wanderer sind diese Besucher-<br />

Highlights des Naturparks miteinander verbunden worden. In der Broschüre „Lust auf Natour“ sind<br />

zwei der drei angebotenen Touren zum Thema Bergbauerkundung. Der Naturpark arbeitet in seiner<br />

Vermarktung sowohl mit der Heinz-Sielmann-Stiftung als auch mit dem Tourismusverband Niederlau-<br />

sitz (TVNL), dem Tourismusverband Niederlausitzer Land und der IBA zusammen.<br />

FAZIT FÜR PROJEKT GRÜNHAUS<br />

Der Naturpark stellt eine außerordentliche Konkurrenz dar, von der es sich gilt, thematisch abzuset-<br />

zen. Mit einem Besucherzentrum, einem attraktiven Beobachtungsturm und einem verbindenden Na-<br />

turerlebnisweg verfügt er schon heute über ein sehr ausgefeiltes Angebot für bergbaulich-interessierte<br />

und naturerlebnisorientierte Besucher. In der Vermarktung arbeitet er mit einer Reihe von Kooperati-<br />

onspartnern zusammen. Aufgrund des gemeinsamen Anliegens, in einer Bergbaufolgelandschaft eine<br />

natürliche Sukzession zu ermöglichen, sind langfristig gesehen Kooperationen oder Netzwerke durch-<br />

aus denkbar.<br />

5.1.2.2 Die Arbeit deutscher Naturschutzorganisationen<br />

Mit der Wiedervereinigung Deutschlands wurden eine ganze Reihe von Konversionsflächen und<br />

Bergbausanierungsflächen auf Bund und Länder übertragen. Durch ihre oft lange Abgeschiedenheit,<br />

relative Unzerschnittenheit und Großflächigkeit haben manche dieser Gebiete einen hohen Natur-<br />

schutzwert entwickelt. „Zur Sicherung des nationalen Naturerbes“ wurden in den letzten Jahren zahl-<br />

reiche dieser Flächen von Naturschutzverbänden und –stiftungen erworben, um eine unkontrollierte<br />

private Nachnutzung zu verhindern.<br />

So kaufte z.B. der BUND fast 1000 ha Fläche im ehemaligen Braunkohlentagebau Goitzsche in Sach-<br />

sen-Anhalt. Im Bereich der Braunkohlentagebaulandschaften Südbrandenburgs wird der NABU mit<br />

finanzieller Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), in diesem Jahr ein Areal im<br />

Sanierungsplanbereich Lauchhammer 1 kaufen, zu dem auch das Projektgebiet Grünhaus zählt (LUA<br />

2002, S.6).<br />

Schon im Jahr 2000 kaufte die Heinz-Sielman-Stiftung südöstlich von Luckau im Landkreis Dahme-<br />

Spreewald 770ha Brachflächen im ehemaligen Tagebau Schlabendorf - Süd. Ziel der Heinz-Sielmann-<br />

Stiftung ist es, Naturschutz und (Erholungs)Nutzung an einem Ort in Einklang zu bringen. Bis zum<br />

Jahr 2010 soll hier, das Heinz-Sielmann-Naturreservat Wanninchen mit ca. 2700 ha naturschutzge-<br />

recht sanierter Seen- und Trockenrasenlandschaft entstehen (u.a. mit dem 640 ha großen Schlaben-<br />

dorfer See), das einen wertvollen Lebensraum für gefährdete und bedrohte Tierarten bieten soll. Der<br />

größte Teil der Flächen ist seit 1997 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Die Wasserflächen und Ufer<br />

sollen zahlreichen Vögeln, wie z.B. dem Schwarzstorch und Kranich als ungestörte Rast-, Brut- und<br />

Nahrungsplätze dienen. Das „Arche Noah -Projekt“ der Sielmann Stiftung engagiert sich für Überle-<br />

21


Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />

bensräume für Tiere und Pflanzen der „Roten Liste“ (www.wanninchen.de tvw-fs.html, Stand<br />

05/2003).<br />

Zu Wanninchen zählt heute ein einzig verbliebener Bauernhof, des durch den Bergbau 1985 abgetra-<br />

genen Ortes. Heute findet man hier den Hauptsitz und Stützpunkt der Naturwacht des Naturparkes<br />

Niederlausitzer Landrücken, sowie ein Informationszentrum. Zu dem Gelände gehören außerdem ein<br />

Rosengarten, ein regionaltypischer Bauern- und Gemüsegarten, ein Obstsortenlehrpfad, eine Herde<br />

Skudden, eine Herde Moorschnucken, einige Hausziegen, verschiedene Geflügelarten, Volieren zur<br />

Aufnahme verletzter Tiere und ein Findlingsgarten. Von einem Beobachtungsturm kann der Besucher<br />

auf den Stand der natürlichen Sukzession der Bergbaufolgelandschaft blicken. Der das gesamte Ge-<br />

biet umfassende Tagebaurundweg ermöglicht einen Überblick der sich entwickelnden Landschaft.<br />

Das Heinz-Sielmann-Naturparkzentrum Wanninchen bietet neben Seminaren und Erlebnistouren in<br />

der integrierten Naturschule auch ein Naturerlebnisprogramm für Kinder und Jugendliche an.<br />

(www.wanninchen.de Stand 05/2003). Darüber hinaus ist das Zentrum Basis für wissenschaftliche<br />

Beobachtungen der einmaligen Wiederbesiedlungsprozesse. Die Forschungsergebnisse können spä-<br />

ter für Konzepte vergleichbarer Projekte in Abbaugebieten genutzt werden. Durch seine Lage ist das<br />

Areal auch für Berliner Tagesausflügler attraktiv.<br />

Abschließend sei noch auf ein ganz neues Projekt in Sachsen hingewiesen. Im ehemaligen Braun-<br />

kohlentagebau Spreetal bei Hoyerswerda, soll auf einer Fläche von ca. 27 000 ha ein neuer Habitat-<br />

komplex für zahlreiche seltene oder vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten entstehen. Das<br />

Bundesumweltministerium stellt 8 Millionen Euro Bundesmittel für dieses bislang in Deutschland ein-<br />

malige Naturschutzgroßprojekt zur Verfügung. Projektträger des über zehn Jahre laufenden Vorha-<br />

bens ist in diesem Fall keine Umweltstiftung sondern ein privates Unternehmen, die Lausitzer Seen-<br />

land GmbH. Ein Ziel des Projektes ist es, mit dem Vorurteil aufzuräumen, dass Bergbaufolgeland-<br />

schaften ohne menschliches Zutun für lange Zeit Wüsten bleiben. Bereits heute haben sich seltene<br />

Vogelarten, wie Wiedehopf, Raubwürger und Heidelerche angesiedelt. Mit dem Wiederanstieg des<br />

Grundwassers und der Seenbildung wird unter anderem die Ansiedlung des Seeadlers erwartet<br />

(www.lonline.de/region/sachsen Stand 05/2003)<br />

FAZIT FÜR PROJEKT GRÜNHAUS<br />

In den neuen Bundesländern ist der Ankauf von wertvollen Flächen für den Naturschutz durch Um-<br />

weltverbände zu einer weit verbreiteten Strategie des Umweltschutzes geworden. Der NABU ist mit<br />

dem Projekt Grünhaus „einer von vielen“. Zusammen mit anderen Projekten ließe sich durchaus ein<br />

Netzwerk für ein gemeinsames, kooperatives Marketing bilden. Gerade mit dem unmittelbaren Nach-<br />

barn, der Heinz-Sielmann-Stiftung sollte mittelbar eine Marketing-Kooperation angedacht werden.<br />

Thematisch stellt die Arbeit der Heinz-Sielmann-Stiftung die größte Konkurrenz dar, von der es sich<br />

abzusetzen gilt.<br />

Wird das Projekt „Spreetal“ in Sachsen ein Erfolg, könnte auch hier langfristig ein großer Konkurrent<br />

heranwachsen. Mit einer zehnfach größeren Fläche als Grünhaus, übertrifft es alle bisherigen Dimen-<br />

sionen privatisierter Naturschutzgelände in Bergbaufolgelandschaften. Allein diese Tatsache könnte<br />

es für Besucher interessant machen.<br />

22


Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />

5.1.3 Akteure der Bergbau- und Kulturgeschichte<br />

Im Rahmen unserer Untersuchung stießen wir auf eine ganze Reihe von Akteuren, die sich mit dem<br />

historischen Erbe der Lausitz beschäftigten. Eine übergeordnete und zum Teil auch koordinierende<br />

Rolle nimmt dabei die Internationale Bauausstellung Fürst-Pückler-Land (IBA) ein. Wegen ihrer her-<br />

ausragenden Bedeutung für das Gelingen des Wandlungsprozesses in der Lausitz, haben wir der IBA<br />

in Abschnitt 5.1.3.1 eine ausgedehntere Analyse gewidmet. Die Abschnitte 5.1.3.2 – 5.1.3.4 zeigen,<br />

daß aber auch kleinere Akteure und Initiativen als mögliche Konkurrenz oder Kooperation für das Pro-<br />

jekt Grünhaus von Interesse sein könnten.<br />

5.1.3.1 IBA – Internationale Bauausstellung Fürst – Pückler – Land<br />

Mit der IBA Fürst-Pückler-Land sollte ein regionalpolitisches Instrument zur Begleitung des Umwand-<br />

lungsprozesses der Lausitzer Bergbaufolgelandschaft geschaffen werden, daß die Region unabhän-<br />

gig von den administrativen Grenzen als zusammengehörigen Raum betrachtet (REINHART 2001. S.<br />

45).<br />

Initiatoren sind die Landkreise Elbe-Elster, Dahme-Spreewald, Oberspreewald-Lausitz, Spree-Neiße<br />

sowie die Stadt Cottbus. Mit Fördermitteln des Landes Brandenburg wurde die „Gesellschaft IBA<br />

Fürst-Pückler-Land mbH“ mit Sitz in Großräschen gegründet.<br />

Themenschwerpunkte der Bauaustellung sind die Bereiche: Neue Flächen – Neue Landschaften,<br />

Tourismus, Industriekultur, Baukultur und Neue Arbeit – Neue Energie. Die IBA organisiert neben<br />

regionalen Arbeitskreisen und Kooperationsinitiativen auch nationale und internationale Erfahrungs-<br />

und Erlebnisaustausche, besonders mit Regionen in Mittel– und Osteuropa, die von ähnlich gelager-<br />

ten Problemen betroffen sind. Darüber hinaus will man sich das Können und die Kreativität von Wis-<br />

senschaftlern, Planern, Gestaltern, Künstlern und auch Studenten verschiedenster Fachrichtungen für<br />

den Strukturwandlungsprozess der Lausitz zu Nutze machen. In der Region wird die Arbeit der IBA mit<br />

der Hoffnung verbunden, der Lausitz zu einem neuen Selbstbewusstsein und zu neuem Image zu<br />

verhelfen (REINHART 2001, S.45).<br />

Vier der derzeit insgesamt zehn IBA-Projekte haben wir, da sie entweder thematische oder räumliche<br />

Überschneidungen mit dem Projekt „Grünhaus“ haben, näher analysiert.<br />

IBA-Projektgebiet 2 „Lauchhammer-Klettwitz“, Thema „Industriekultur“<br />

Das Gelände Grünhaus grenzt unmittelbar an das IBA-Projekt „Lauchhammer-Klettwitz“ mit dem O-<br />

berthema „Industriekultur“. Im Rahmen dieses Projektes wird derzeit an den folgenden Initiativen ge-<br />

arbeitet:<br />

• Besucherbergwerk F60<br />

• Grüne Mitte und Kokereigelände Lauchhammer (Umwandlung eines alten Kokerei-Geländes<br />

in einen Industrie-Landschaftspark)<br />

• Kraftwerk Plessa.<br />

Das Besucherbergwerk F60 liegt nur wenige Kilometer nördlich vom NABU-Gelände in der Gemein-<br />

de Lichterfeld. Die Eröffnung der noch aus DDR-Zeiten stammenden Abraumförderbrücke als Touris-<br />

tenattraktion im Jahr 2002, war der Auftakt zur Entstehung der „Erlebnislandschaft Bergheider See“.<br />

Zur Zeit wird der Tagebau Bergheider See zwar noch vom Allrad Adventure Club Lauchhammer für<br />

Off-Road-Touren genutzt. Doch mit der 2001 begonnenen Flutung wird bis zum Jahre 2007 ein etwa<br />

23


Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />

340 ha großer See entstehen, an dessen Ostufer eine konventionelle touristische Nutzung geplant ist,<br />

mit Badestränden, Hüttendörfern, Campingplätzen und einer Jugendherberge. Daß direkt an Grün-<br />

haus grenzende Westufer soll hingegen dem Naturschutz vorbehalten bleiben. Außer einer verstärk-<br />

ten Nutzung der angrenzenden Landstraße, sind daher kaum Störungen für Grünhaus zu erwarten. In<br />

wie weit man umgekehrt von der neuen Erlebnislandschaft Bergheider See profitieren kann, wird von<br />

Kooperationen mit den sich neu ansiedenden Akteuren abhängen.<br />

IBA-Projekt 5 „Lausitzer Seenkette“<br />

Zwischen Hoyerswerda und Senftenberg werden bis 2015 neun Tagebaurestlöcher (ca. 7.000 Hektar<br />

Fläche) geflutet und durch schiffbare Kanäle miteinander verbunden werden. Ziel ist die Entwicklung<br />

eines einmaligen Spektrums an Sport-, Erholungs-, Arbeits- und Wohnmöglichkeiten auf dem Wasser<br />

und an Land. Die Idee zu diesem Projekt stammt noch aus DDR-Zeiten. Der 1973 eingeweihte Senf-<br />

tenberger See ist das bisher einzig realisierte Werk.<br />

IBA-Projekt 6 „Seese-Schlabendorf, Thema: „Vorindustrielle Kultur+Nachindustrielle Natur“<br />

Im Gebiet des Naturpark Niederlausitzer Landrücken, in der Nähe des Geländes der Heinz-Sielmann-<br />

Stiftung, findet das IBA-Projekt „Seese-Schlabendorf“ mit dem Thema „Vorindustrielle Kul-<br />

tur+Nachindustrielle Natur“ statt. Durch das Teil-Thema „Nachindustrielle Natur“ ist es für Grünhaus<br />

als Konkurrent einzustufen. Die IBA arbeitet hier an den Initiativen „Kulturlandschaft Fürstlich Drehna“<br />

mit dem Kultursommer „Sinnlich Drehna“ und an der „Slawenburg Raddusch“.<br />

Direkt an den Ort Fürstlich Drehna (historischem Ortskern, Wasserschloß, Landschaftspark) stoßen<br />

vom Braunkohlentagebau devastierte Landschaften. Die sich hieraus ergebenden kontrastreichen<br />

Landschaftsbilder, waren der Ausgangspunkt für das 1998 von der IBA gestartete Projekt. In Zusam-<br />

menarbeit mit der LMBV, Heimatvereinen und der Brandenburger Schlösser GmbH wurde der zur<br />

Hälfte durch den Bergbau zerstörte Landschaftspark wieder neu gestaltet. Mittlerweile zieht das Pro-<br />

jekt viele Gäste in die Gegend, um das besondere Ensemble zu besuchen. Veranstaltungen wie der<br />

Kultursommer Sinnlich Drehna sollen weitere Aufmerksamkeit auf das Projekt lenken, und Angebote<br />

für die Bevölkerung schaffen.<br />

Im Mai 2003 wurde die Slawenburg in Raddusch mit der Dauerausstellung „Archäologie in der Nieder-<br />

lausitz“ eröffnet, bei der der Besucher eine Zeitreise durch die 10 000jährige Kulturgeschichte der<br />

Region unternehmen kann. Die Slawenburg ist ein originalgetreuer Nachbau einer slawischen Flucht-<br />

burg, die an diesem Ort vor ca. 1000 Jahren gestanden hat, und dem Stamm der Lusizi gehörte, der<br />

der Lausitz ihren Namen gab. Im Inneren beherbergt der Burgwall moderne Räumlichkeiten. Daraus<br />

ergibt sich die Besonderheit des Projektes: das Spannungsfeld zwischen Alt und Neu. Der Eintritt<br />

kostet ab Ende Mai für Erwachsenen mit Führung 5,50€ (www.iba-fuerst-pueckler-land.de, Stand<br />

05/2003).<br />

IBA-Projekt: Fürst-Pückler-Rad- und Kutschweg<br />

Der Fürst-Pückler-Rad- und Kutschweg soll nicht nur in die Vergangenheit des gleichnamigen Fürsten<br />

führen, sondern auch einen Eindruck von den vielen Gesichtern der Lausitzer Landschaft im Wandel,<br />

vor allem denen der Tagebaufolgelandschaften geben (www.iba-see.de Stand 05/2003). Ausgehend<br />

24


Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />

von der Stadt Cottbus führt der Weg Richtung Osten zum Pückler Park in Bad Muskau, Richtung Wes-<br />

ten endet er an der Slawenburg Raddusch.<br />

IBA-Touren<br />

Die IBA veranstaltet eine ganze Reihe von Führungen und Touren durch die Bergbaufolgelandschaft.<br />

Die Veranstaltungen variieren sowohl in ihrer thematischen Ausrichtung als auch in ihrer Länge. Bei<br />

der großen Rundtour „Vom größten Werkzeug Europas bis zur 1000jährigen Geschichte der Slawen“<br />

wird z.B. auch die F60 in der Nähe von Grünhaus besucht.<br />

IBA-Werbung<br />

Die IBA setzt eine Vielzahl von Marketinginstrumenten ein. Neben einem Internet-Auftritt, einer Zeit-<br />

schrift („see“) und diversen Faltblättern, arbeitet sie bei der Vermarktung mit den Naturschutz- und<br />

Tourismusakteuren in ihren Projektgebieten zusammen. In Kooperation mit der Deutschen Bahn (DB<br />

Regio Berlin/Brandenburg) und dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg wurde nicht nur ein kleines<br />

IBA-Faltblatt veröffentlicht, die IBA ist auch in der Broschüre „Streifzüge“ (gemeinsame Ausflugsbro-<br />

schüre der DB Regio Berlin/Brandenburg, Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg und Verkehrsgesell-<br />

schaft Mecklenburg-Vorpommern) als lohnenswertes Ausflugsziel aufgenommen. Beide Veröffentli-<br />

chungen sind in vielen Reisezentren der Deutschen Bahn in Berlin/Brandenburg sowie in vielen Regi-<br />

onalexpress-Zügen erhältlich.<br />

FAZIT FÜR PROJEKT GRÜNHAUS<br />

Die IBA wird bis 2010 einen immensen Einfluß auf die Lausitz haben. Neben der Initialisierung von<br />

Netzwerken und Kooperationen, werden eine ganze Reihe attraktiver Angebote bzw. Anziehungs-<br />

punkte für die Bewohner und Besucher der Region geschaffen werden. Viele der oben beschriebenen<br />

Projekte stellen aufgrund ihrer Attraktivität eine hohe Konkurrenz für Grünhaus dar. Entwickelt sich<br />

z.B. die Lausitzer Seenkette zu einem Besuchermagneten, wird das neben Grünhaus neu entstehen-<br />

de Naherholungsgebiet „Bergheider See“ stark unter Druck geraten. Auf diese Weise würde auch die<br />

Aufmerksamkeit von Grünhaus abgelenkt. Auch von dem weit nördlich von unserem Projektgebiet<br />

gelegenen Fürst-Pückler-Rad- und Kutschweg kann Grünhaus nicht profitieren, vielmehr zieht der<br />

Weg Radfahrer aus der Region um Grünhaus weg.<br />

Das derzeitige Angebot von Grünhaus (Naturerlebnis) hat keine thematische Überschneidung mit den<br />

bisherigen IBA-Initiativen. Grünhaus kann sich also den größten und einflußreichsten Akteur der Regi-<br />

on nicht zu Nutze machen. Die Aufbereitung der Ortsgeschichte von Grünhaus, könnte eine Brücke<br />

zur Zusammenarbeit mit der IBA schaffen. Wenn der NABU ein Thema aufbereitet, was sich in die<br />

Arbeit der IBA einfügt, ist langfristig eine Kooperation mit der IBA und außerdem Integration in eine<br />

der vielen IBA-Touren vorstellbar.<br />

5.1.3.2 Die Regionale Initiative K.A.N.N.<br />

Im Februar 2002 hat sich im Raum Lauchhammer ein Netzwerk aus bestehenden Initiativen und Ver-<br />

einen gegründet. Die von der IBA mitangestoßene regionale Initiative K.A.N.N. will ein „Netz für Kultur<br />

und Arbeit in der Neuen Niederlausitz“ sein. Ziel ist es, durch die Vernetzung der bestehenden Aktivi-<br />

täten die Kräfte zu bündeln und neue Kooperationen anzustoßen (Stichwort: Synergieeffekte).<br />

25


Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />

Die Kooperationsvereinbarung zwischen den Netzwerkpartnern wurde am 29.04.2003 unterzeichnet.<br />

Die Kooperation beschäftigt sich vor allem mit der Thematik, ob Kultur Arbeit schaffen kann. Als Vor-<br />

bild wird u.a. das Projekt „Völklinger Hütte“ im Saarland gesehen.<br />

Mitglieder der Initiative sind neben der IBA das Technisches Denkmal Brikettfabrik Louise, der Förder-<br />

verein Besucherbergwerk F60 e.V., das Industrie-Denkmal und Industrie-Museum Kraftwerk Plessa,<br />

der Traditionsverein Braunkohle Lauchhammer e.V., die Lausitzer Wege e.V., der Heimatverein<br />

Grünwalde e.V. und die Stiftung Kunstgussmuseum Lauchhammer.<br />

FAZIT FÜR PROJEKT GRÜNHAUS<br />

Grünhaus hat derzeit thematisch keinen Bezug zu dieser Initiative. Weder beschäftigt es sich mit dem<br />

Thema Kultur, noch schafft der NABU mit seinem Vorhaben neue Arbeitsplätze in der Region. Arbeitet<br />

der NABU allerdings mehr mit dem Thema Dorfgeschichte, wäre eine Kooperation vielleicht sinnvoll.<br />

5.1.3.3 Lausitzer Zeitreise<br />

Westlich des Ortes Kostebrau, ca. 12 km südöstlich des Gebietes Grünhaus gelegen, plant der Verein<br />

Lausitzer Wege e.V. an dem Angebot „Lausitzer Zeitreise“, einem großflächigen Siedlungsprojekt mit<br />

dem die Initiatoren zukünftig Besuchern einen Zeitsprung in die urgeschichtliche Entwicklung ermögli-<br />

chen wollen (www.braunkohle.net, Stand 05/2003).<br />

FAZIT FÜR PROJEKT GRÜNHAUS<br />

Sollte das Projekt realisiert werden, stellt es eine große Konkurrenz zum Projekt Grünhaus dar. Die<br />

Arbeit des Vereins sollte daher unbedingt weiter beobachtet werden. Gegebenenfalls sollte man sich<br />

den Akteur als Kooperationspartner zu nutze machen.<br />

5.1.3.4 Der Finsterwalder Heimatkalender<br />

Schon seit 1989 arbeitet der Finsterwalder Heimatkalender e.V. die Geschichte des Ortes Grünhaus<br />

auf. In den 90er Jahren erschienen eine Reihe von Vereinsschriften zu diesem Thema (z.B. das 1994<br />

veröffentlichte Sonderheft „Erinnerungsschrift Grünhaus“). Die auf diese Weise zusammengetragenen<br />

Informationen und Bilder über die Orts- und Regionsgeschichte sind von immensen Wert für eine<br />

mögliche Geschichtsaufarbeitung des NABU-Geländes. Auch für Ortsfremde ließe sich aus diesem<br />

Material auf anschauliche und interessante Art die Geschichte des Ortes Grünhaus darstellen.<br />

FAZIT FÜR PROJEKT GRÜNHAUS<br />

Besteht von Seiten des NABU Interesse an einer Aufarbeitung der Ortsgeschichte, so wird dieser<br />

Heimatverein ein sehr wertvoller Kooperationspartner sein. Die ehemaligen Grünhauser Bürger veran-<br />

stalten bis heute in unregelmäßigen Abständen Wiedersehenstreffen. Vielleicht läßt sich auch mit<br />

ihnen eine Zusammenarbeit herstellen.<br />

5.1.4 Die touristischen Akteure<br />

Nicht nur auf Verwaltungsebene ist die Region Lausitz völlig zersplittert, auch als Reiseregion wird sie<br />

nicht einheitlich vermarktet. Das brandenburgische Wirtschaftsministerium hat das Land in zwölf Rei-<br />

26


Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />

seregionen unterteilt. Für das ehemalige Lausitzer Braunkohlenrevier hatte diese Entscheidung zur<br />

Folge, daß es auf drei verschiede Reiseregionen aufgespalten wurde.<br />

Die Reiseregion Niederlausitz umfaßt den größten Teil der Braunkohlenregion. Die Randregionen des<br />

Reviers sind im nordwestlichen Teil dem „Elbe-Elster–Land“ und im Nordosten der „Stadt Cottbus“<br />

bzw. dem „Spreewald“ zugeordnet. Die weiter südlich gelegene „Oberlausitz“ gehört heute zum Frei-<br />

staat Sachsen, und wird hier vom Tourismusverband Oberlausitz-Niederschlesien vermarktet (siehe<br />

Tabelle 3). Das Untersuchungsgebiet „Grünhaus“ liegt am östlichen Rand der Reiseregion Elbe-Elster,<br />

direkt an der Grenze zur Reiseregion Niederlausitz.<br />

Da die Lausitz zu DDR-Zeiten eine monostrukturierte Industrieregion war, kann der Tourismus hier auf<br />

keinerlei Traditionen oder Erfahrungen mit dem Fremdenverkehrswesen zurückgreifen. So zeichnen<br />

sich die Reiseregionen hier bis heute durch geringe Übernachtungszahlen aus. Im Jahr 2001 fielen<br />

z.B. nur 2,4% aller Übernachtungen im Land Brandenburg auf die Reiseregion Elbe-Elster-Land und<br />

3,6% auf die Reiseregion Niederlausitz. Damit sind die beiden Regionen die „Schlusslichter“ unter<br />

allen Ferienregionen Brandenburgs. Auch die Auslastungsquote der Übernachtungsbetriebe der bei-<br />

den Regionen lag im Jahr 2001 unter dem Landesdurchschnitt von 34,5% (Elbe-Elster-Land: 28,8%/<br />

Niederlausitz: 20,6%) (alle Zahlen LBDS, S. 331ff.).<br />

Tabelle 3: Tourismusakteure in der Lausitz<br />

Gebiet Offizieller Tourismusvertreter<br />

In Brandenburg<br />

Land Brandenburg Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH<br />

Reiseregion Elbe-Elster-Kreis Tourismusverband Elbe-Elster e.V.<br />

Reiseregion Niederlausitz Tourismusverband Niederlausitz e.V.<br />

Reiseregion Spreewald<br />

Teilregion Niederlausitzer Land<br />

Stadt Cottbus CottbusService<br />

In Sachsen<br />

Fremdenverkehrsverband Niederlausitz Land<br />

Oberlausitz-Niederschlesien Tourismusverband Oberlausitz-Niederschlesien e.V<br />

Marketing-GmbH Oberlausitz-Niederschlesien 1)<br />

1) (kein Bezug zum Bergbau in der Vermarktung, daher keine weitere Recherche)<br />

(Quelle: Eigene Darstellung)<br />

5.1.4.1 Die Reiseregion Elbe-Elster-Land<br />

Die Reiseregion ist identisch mit dem Landkreis Elbe-Elster. Da der Landkreis weder eine naturräumli-<br />

che noch eine historisch gewachsene Einheit repräsentiert, bleibt die Abgrenzung als eigenständige<br />

Reiseregion dem Außenstehenden unverständlich.<br />

Eine Analyse des derzeit vermarkteten Angebotes (siehe Anhang XI) zeigte zudem deutlich, daß die<br />

Reiseregion kein Angebot von überregionaler Bedeutung aufweist. Es fehlt die Herausarbeitung eines<br />

Alleinstellungsmerkmals bzw. eines klaren Images. Stattdessen wird mit allem geworben, was touris-<br />

tisch irgendwie von Interesse sein könnte. Eine solche Art der Außendarstellung verursacht hohe<br />

Streueffekte. Ein Leitbild für das Tourismuskonzept der Region fehlt oder ist falsch definiert. Der Tou-<br />

rismusverband beschäftigt sich nur peripher mit dem Thema Bergbaugeschichte; große erlebbare<br />

27


Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />

Tagebaulandschaften fehlen. Außer einer gut erhaltenen Brikettfabrik, die heute ein Museum ist, gibt<br />

es kein touristisches Hightlight zum Thema Bergbau.<br />

Bisher wurde weder eine Tourismuspotentialstudie noch eine Gästebefragung durchgeführt. Die Defi-<br />

nition der Zielgruppen beruht allein auf Vermutungen. Der Tourismusverband arbeitet in der Vermark-<br />

tung mit dem Naturpark zusammen, es besteht aber noch großer Handlungsbedarf hinsichtlich der<br />

Erarbeitung eines einheitlichen Außenmarketings.<br />

FAZIT FÜR PROJEKT GRÜNHAUS<br />

Das Projektgebiet liegt in einer unterentwickelten Ferienregion des Landes Brandenburgs, die kaum<br />

mit dem Thema Bergbau arbeitet. Diese Situation bietet Grünhaus zwar die Chance, ein neues Ange-<br />

bot innerhalb des Landkreises auf den Markt zu bringen, angesichts der diffusen Marketingarbeit des<br />

Tourismusverbandes besteht aber die Gefahr, daß Grünhaus in der Reiseregion einfach untergeht.<br />

Eine erfolgsversprechende Zusammenarbeit ist daher derzeit kaum zu erwarten. Es empfiehlt sich mit<br />

dem im folgenden vorgestellten Tourismusverband Niederlausitz zu kooperieren, der stark mit dem<br />

Thema Bergbau arbeitet.<br />

5.1.4.2 Die Reiseregion Niederlausitz<br />

Die Reiseregion ist ein Zusammenschluß aus Teilen der Landkreise Oberspreewald-Lausitz und<br />

Spree-Neiße. Für die Reiseregion ist der Braunkohlentagebau das touristische Alleinstellungsmerkmal<br />

nach dem sich die Gesamtstrategie ausrichtet. Mit dem Werbeslogan „Eine Ferienregion im Umbruch“<br />

geht der Tourismusverband offensiv mit der Tatsache um, daß sich die zu vermarktende Region mit-<br />

ten im Strukturwandel befindet.<br />

Im Marketingkonzept 2003 des Tourismusverbands Niederlausitz (TVNL) werden die Bereiche „Rad-<br />

fahren“, „Industriekultur/Tagebau“, „Naturerlebnis“ und „Wassertourismus“ als Vermarktungsschwer-<br />

punkte definiert (TVNL 2003, S. 4). Mit der Konzentration auf diese Themen versucht man, Streuver-<br />

luste zu vermeiden. Da die TourismusMarketingBrandenburg (TMB) in diesem Jahr in der Vermark-<br />

tung des Landes Brandenburg auf Kultur-, Wellness- und Gesundheitstourismus setzt, werden auch<br />

diese Themen vom TVNL beworben, was eine Summe von sechs zu vermarktenden Themen ergibt.<br />

Zudem wird schon heute mit der in den nächsten fünfzehn Jahren entstehenden größten zusammen-<br />

hängenden Seenlandschaft Europas „Lausitzer Seenkette“ geworben. Für ein profiliertes Außenmar-<br />

keting erscheint uns die Anzahl und Vielfalt der Themen noch zu hoch.<br />

Zwei Angebote in der Region fanden bei unserer Analyse unser besonderes Interesse:<br />

• Das Produkt „Niederlausitzer Bergbautour“, ein 300km langer Radweg durch das ehemalige Lau-<br />

sitzer Braunkohlenrevier, ist ein Versuch, auch die derzeitige „Zwischenlandschaft“ schon touris-<br />

tisch zu nutzen. Im Rahmen eines Pauschalarrangements (buchbar beim TVNL) können Interes-<br />

sierte die Strecke innerhalb von sieben Tagen umrunden. Auf dem Weg zur F60 fährt der Radfah-<br />

rer am Rande des Grünhaus-Geländes vorbei.<br />

• Bei der „Reise durch die Erd–Ge–Schichte – der „Grand Canyon“ der Niederlausitz“ werden Re-<br />

kultivierungsflächen der Bergbaufolgelandschaft Schlabendorf erkundet. Zu Beginn der Tour er-<br />

folgt eine Videovorführung zur Entwicklung der Sanierungsgebiete. Bei dem anschließenden<br />

Rundgang entlang des Kippenrandes von Fürstlich Drehna über die Orte Bergen, Wanninchen,<br />

Schlabendorf und Zinnitz mit Aussichtspunkten und Informationstafeln, erhält der Besucher einen<br />

28


Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />

Überblick über die laufenden Sanierungsarbeiten und die Entwicklung der Sukzessionsflächen.<br />

Außerdem haben die Teilnehmer Gelegenheit, den „Findlingspark Zinnitz“ mit seinem Lehrpfad zu<br />

besuchen (TVNL 2003a).<br />

Während das erste Angebot sicherlich Möglichkeiten bietet, Grünhaus in das Produkt zu integrieren,<br />

deutet daß zweite Angebot ein weiteres Mal auf die starke Konkurrenz der Region um den Naturpark<br />

Niederlausitzer Landrücken hin.<br />

Der TVNL sieht in seiner Marketingarbeit der letzten Jahren einen deutlichen Beitrag zur Schaffung<br />

eines positiven Images bzw. eines einheitlichen Auftritts für das Reisegebiet Niederlausitz (TVNL<br />

2003, S. 9). Eine permanente Gästebefragung von Juli 2001 bis Juni 2002 machte dem Verband deut-<br />

lich, daß der größte Quellmarkt für die Niederlausitz in unmittelbarer Nähe liegt. Darüber hinaus wer-<br />

den aber auch die Berliner Tages- und Kurzreisentouristen in den kommenden Jahren als potentielle<br />

Quellgruppe intensiver umworben, v.a. in Form von Promotionsveranstaltungen, Medienpartnerschaf-<br />

ten und der Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn (Region Punkt) (TVNL 2003, S. 10). In Koope-<br />

ration mit der Deutschen Bahn wurde in diesem Jahr ein kleines Faltblatt herausgebracht „Niederlau-<br />

sitz-Sonne Brandenburgs“ in dem die Ferienregion kurz vorgestellt wird. Das Faltblatt ist in vielen Rei-<br />

sezentren der Bahn in Brandenburg und Berlin erhältlich.<br />

FAZIT FÜR PROJEKT GRÜNHAUS<br />

Angesichts der Tatsache, daß der Tourismusverband Niederlausitz die Themenschwerpunkte Naturer-<br />

lebnis und Tagebau/Industriekultur stark umwirbt und das Gelände Grünhaus an der Grenze zu die-<br />

sem Tourismusverband liegt, sollte in jedem Fall eine Kooperation angedacht werden. Konkret er-<br />

scheint eine Einbindung in das Angebot „Niederlausitzer Bergbautour“ als erster Schritt sehr sinnvoll.<br />

5.1.4.3 Die Reiseregion Spreewald/Teilregion Niederlausitzer Land<br />

Die im Norden des ehemaligen Lausitzer Braunkohlenrevier gelegene Reiseregion Spreewald arbeitet<br />

selbst nicht mit dem Thema Bergbau/Industriekultur. Lediglich die im Süden des Gebietes gelegene<br />

Teilregion Niederlausitzer Land, vertreten durch den Tourismusverband Niederlausitzer Land e.V.<br />

(TVNLL) in Luckau vermarktet Angebote zum Thema Bergbau und Naturerleben.<br />

Da sich die Region mit dem Naturpark Niederlausitzer Land z.T. deckt, werden auch von diesem Tou-<br />

rismusverband der schon erwähnte Höllberghof, der Vogelbeobachtungsturm bei Freesdorf, der IBA-<br />

Projektort Fürstlich Drehna sowie die Bergbaufolgelandschaft um das Heinz-Sielmann-<br />

Naturparkzentrum Wanninchen umworben.<br />

FAZIT FÜR PROJEKT GRÜNHAUS<br />

Mit der Arbeit des Tourismusverbandes wird die Konkurrenz in der Region um den Naturpark Nieder-<br />

lausitzer Landrücken noch verstärkt. Eine Kooperation ist in keiner Weise möglich. Der Verband ist im<br />

Internet unter der Adresse www.niederlausitz.com zu finden. Da der viel größere Tourismusverband<br />

Niederlausitz die Adresse www.niederlausitz.de verwendet, kann die konkurrierende Marketingarbeit<br />

der beiden Akteure allerdings als nicht optimal eingestuft werden.<br />

29


Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />

5.1.4.4 Die Stadt Cottbus<br />

In der Broschüre „Cottbus erleben“ – Touristische Angebote 2003“ der Congress, Messe & Touristik<br />

Cottbus GmbH (CMT), wird auch das Cottbusser Umland vorgestellt. Vier Angebote beschäftigen sich<br />

dabei mit dem Thema Bergbau/Industriekultur:<br />

• Besucherbergwerk F60<br />

• Tagebau-Aussichtspunkt Cottbus-Schlichow (Einblick in den aktiven Tagebau)<br />

• Tagebau-Aussichtspunkt Bärenbrücker Höhe (Blick auf rekultivierte Bergbaufolgelandschaft<br />

der alten Tagebaue Jänschwalde und Cottbus-Nord)<br />

• ganztägige, begleitete Selbstfahrer-Tour mit Geländewagen durch einen ehemaligen Tagebau<br />

in der Niederlausitz.<br />

Ziel der CMT Cottubs ist es, dem Besucher die Möglichkeit zu geben, „faszinierende Einblicke in die<br />

größte Tagebaulandschaft Europas“ zu geben (CMT 2003, S. 34).<br />

FAZIT FÜR PROJEKT GRÜNHAUS<br />

Die CRM Cottbus arbeitet in ihrer Vermarktung stark mit allen Facetten des Braunkohlentagebaus.<br />

Keines der Angebote ist mit Grünhaus vergleichbar. Bei einem entsprechenden Produkt (z.B. im<br />

Rahmen einer Rundfahrt ab/bis Cottbus) wäre eine Kooperation durchaus denkbar und sinnvoll. Auch<br />

Cottbusser selbst kann man durch geschickte Medienarbeit vielleicht zu einem Besuch in Grünhaus<br />

anregen.<br />

5.1.5 Sonstige Akteure<br />

5.1.5.1 Die Lausitz-Initiative und die Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald<br />

Im Auftrag der Wirtschaftsministerien der Bundesländer Brandenburg und Sachsen beschäftigt sich<br />

die „Lausitz-Initiative“ mit länderübergreifenden Fragen in der Region Lausitz (BEU 2001, S. 45).<br />

Durch die Schaffung eines für die Tourismus- und Freizeitwirtschaft attraktiven Gebietes, v.a. durch<br />

die Realisierung der größten Seenlandschaft Europas („Lausitzer Seenkette“) erhofft sich die Initiative<br />

einen Beitrag zur Verbesserung des Images der Lausitz. Die IBA „Fürst-Pückler-Land“ und die Mo-<br />

torsportanlage „Lausitzring“, sollen außerdem wesentliche Impulse für die Struktur- und Arbeitsmarkt-<br />

entwicklung auf regionaler und lokaler Ebene geben. Die Akteure dieser Initiative sind die Landkreise<br />

und kreisfreien Städte der Region sowie eine Vielzahl von in die Arbeit einbezogenen Institutionen,<br />

wie die Zweckverbände, Wirtschaftsfördergesellschaften, Stiftungen, Verbände, Unternehmen, Verei-<br />

nigungen Fachministerien und die Industrie- und Handelskammer (BEU 2001, S. 45).<br />

Schon 1999 wurde von der Gemeinsamen Landesplanung Berlin-Brandenburg in Zusammenarbeit mit<br />

den brandenburgischen Landkreisen Dahme-Spreewald, Spree-Neiße, Elbe-Elster, Oberspreewald-<br />

Lausitz sowie der Stadt Cottbus und der Planungsregion Lausitz-Spreewald eine Regionale Agenda<br />

Lausitz-Spreewald erstellt, an der auch polnische Akteure beteiligt sind.<br />

Man stellte fest, daß sich die Gesamtregion nach außen deutlicher positionieren und mehr Kooperati-<br />

onen untereinander anstreben muß, um sich im Wettbewerb der Regionen innerhalb Europas behaup-<br />

ten und entwickeln zu können. Die damals schon angelaufenen Projekte IBA und die „Lausitzinitiative"<br />

der Länder Sachsen und Brandenburg wurden explizit begrüßt, als ein Schritt in die richtige Richtung.<br />

Die Regionale Agenda verständigte sich auf folgendes Leitbild:<br />

30


Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />

„Die Region Lausitz-Spreewald ist eine wichtige innovative Energieregion mit bedeutenden Unterneh-<br />

mensstandorten und bekannt als deutsch-polnische Bildungsbrücke. In der vom industriellen Umbruch<br />

geprägten Region werden die touristischen Attraktionspotentiale vernetzt und mit dem Schutz des<br />

Naturraums in Einklang gebracht„ (MLUR 1999, S. 15).<br />

FAZIT FÜR PROJEKT GRÜNHAUS<br />

Generell übt jede Initiative, die im Tourismus einen Beitrag zur Bewältigung des Strukturwandels sieht,<br />

direkt oder indirekt einen positiven Einfluß auf das Projekt Grünhaus aus.<br />

5.1.5.2 Die Kommunen<br />

In der Region um Grünhaus existiert bereits die gemeindeübergreifende Zielvorstellung, ein Verbund-<br />

system touristischer Wege (Wander-, Rad-, Kutsch- und Reitwege sowie ein Wasserwegenetz) zu<br />

schaffen. Auch die Verbesserung der touristischen Infrastruktur ist Ziel der gemeinsamen Arbeit.<br />

FAZIT FÜR PROJEKT GRÜNHAUS<br />

Eine gemeinsame Wegeplanung der Kommunen ist für die Randlage des Geländes Grünhaus vorteil-<br />

haft. Es besteht die Chance, gerade auch im Rahmen der Entstehung des Erholungsgebietes „Berg-<br />

heider See“, daß Grünhaus eine gute Anbindung an das touristische Wegenetz erhält, die einen Be-<br />

such auch ohne Auto attraktiv macht.<br />

5.1.6 Zusammenfassung Akteursanalyse<br />

Unsere Analyse hat gezeigt, daß schon eine ganze Reihe Akteure in der Region Angebote zum The-<br />

ma Bergbau und Naturerlebnis entwickelt haben. Gerade die Region Naturpark Niederlausitzer Land-<br />

rücken mit den IBA-Projekten „Seese-Schlabendorf“ und „Fürst-Pückler-Rad- und Kutschweg“ sowie<br />

das Gelände der Heinz-Sielmann-Stiftung sind ein starker, gut aufgestellter Konkurrent für Grünhaus,<br />

in nur ca. 40 km Entfernung. Insgesamt ist diese Region in der touristischen Entwicklung schon „einen<br />

Schritt weiter“ als die Region um Grünhaus.<br />

Mit der F60, dem Erholungsgebiet Bergheider See und dem IBA-Projekt Lauchhammer als direkte<br />

Nachbarn, besteht die Möglichkeit ein Gegengewicht zu den nördlichen Nachbarn zu schaffen. Die<br />

Arbeit des „zuständigen“ Naturparks Niederlausitzer Heidelandschaft und des Fremdenverkehrsver-<br />

bandes Elbe-Elster, mit ihren diffusen Marketingstrategien, und keinem thematischen Schwerpunkt im<br />

Bereich Bergbau, wird Grünhaus beim Markteintritt nicht förderlich sein. Die Möglichkeit der Zusam-<br />

menarbeit mit dem viel professioneller arbeitenden Tourismusverband Niederlausitz sollte daher noch<br />

vor Markteintritt abgeklärt werden.<br />

Mit der Lausitzer Seenlandschaft wird in den kommenden Jahren einer neuer, sehr starker Besucher-<br />

magnet in einer Bergbaufolgelandschaft östlich von Grünhaus entstehen. Die unmittelbaren Folgen<br />

dieser neuen Marktsituation sind für Grünhaus heute noch nicht einschätzbar.<br />

Wir stellten fest, daß sich die Akteure nicht nach Ausschlussverfahren einfach den Kategorien „Kon-<br />

kurrent“ oder „Kooperationspartner“ zuordnen lassen. Vielmehr eignen sich bei längerer Überlegung<br />

gerade auch Konkurrenten als potentielle Netzwerkpartner.<br />

Generell wird es das Gebiet Grünhaus nicht leicht haben, sich auf dem ‚Markt der Tagebaufolgeland-<br />

schaft’ zu etablieren. Um Besucher in das Gebiet zu lenken ist eine besondere Inszenierung des Ge-<br />

31


Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />

ländes notwendig. Die reine Darstellung des „hohen Naturschutzpotentials“ wird nicht ausreichen, um<br />

die Allgemeinheit zu einem Besuch anzuregen.<br />

Positiv ist anzumerken, wie viele Initiativen und Akteure an der Herausarbeitung eine Lausitz-Images<br />

arbeiten. Der naturnahe Tourismus in den neugestalteten und entstandenen Bergbaufolgelandschaf-<br />

ten wird dabei ausdrücklich, als wichtiger Beitrag zum Strukturwandel angesehen.<br />

Tabelle 4: Akteursmatrix<br />

Akteur: Kooperation/Netzwerk Konkurrenz<br />

Naturschutzakteure<br />

NP Niederlausitzer Heidelandschaft �<br />

NP Niederlausitzer Landrücken<br />

�<br />

Heinz-Sielmann-Stiftung ☺ �<br />

Braunkohlentagebau Spreetal � �<br />

Bergbau-/Kulturgeschichte<br />

IBA-Projekt „Lauchhammer-Klettwitz“,<br />

Thema „Industriekultur“<br />

IBA-Projekt „Seese-Schlabendorf<br />

Thema:<br />

„Vorindustrielle Kultur+Nachindustrielle Natur“<br />

� �<br />

IBA-Projekt Lausitzer Seenkette<br />

�<br />

IBA-Projekt Fürst-Pückler-Rad- und Kutschweg<br />

�<br />

Die Regionale Initiative K.A.N.N. � �<br />

Lausitzer Zeitreise ☺ �<br />

Der Finsterwalder Heimatkalender ☺<br />

Tourismus<br />

Die Reiseregion Elbe-Elster-Kreis �<br />

Die Reiseregion Niederlausitz ☺ �<br />

Die Reiseregion Spreewald/<br />

Teilregion Niederlausitzer Land �<br />

Die Stadt Cottbus ☺<br />

Sonstige<br />

Die Lausitz-Initiative � �<br />

Die Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald � �<br />

Die Kommunen ☺<br />

Erklärung: ☺ Kooperationen sinnvoll/möglich<br />

� weder Vorteile, noch Nachteile zu erwarten<br />

� als Konkurrenz einzustufen<br />

(Quelle: Eigene Darstellung)<br />

�<br />

32


Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />

5.2 Nachfrageanalyse<br />

5.2.1 Primäranalyse<br />

Im Rahmen der Nachfrageanalyse versuchten wir potentielle Nachfragegruppen für ein Angebot<br />

Grünhaus herauszuarbeiten. Mit Hilfe einer Primäranalyse werteten wir dabei zunächst die Struktur<br />

der bisherigen Besuchergruppen aus. Da eine Gästebefragung im Rahmen dieser Arbeit zeitlich nicht<br />

möglich war, beschränkten wir uns auf ein Expertengespräch mit Dr. Stefan Röhrscheid von der NA-<br />

BU-Stiftung (s. Anhang XII).<br />

In diesem Jahr bietet der NABU fünf kostenlose Wanderungen an, die sowohl im Veranstaltungska-<br />

lender des Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft als auch in der lokalen Presse veröffentlicht<br />

werden. Anfragen von Gruppen gibt es bisher nicht.<br />

An den zwei, bis zum Zeitpunkt des Gespräches durchgeführten Wanderungen, hatten zusammen 25<br />

Personen teilgenommen. Die Besucher waren laut Beobachtung des Exkursionsleiters mehrheitlich<br />

der Altersgruppe 50+ zuzuordnen. Sie alle kamen aus den beiden Landkreisen Oberpreewald-Lausitz<br />

und Landkreis Elbe-Elster, vor allem aus den Städten Finsterwalde und Lauchhammer.<br />

Beide Wanderungen führten bis in die Kernzone zur Hochkippe von der aus man einen Blick auf den<br />

Erinnerungsstein des Ortes Grünhaus hat. Die Führungen dauerten insgesamt ca. 3 1/2 Stunden. Der<br />

Exkursionsleiter hatte den Eindruck, daß die Besucher naturkundliche Laien waren. Die meisten wa-<br />

ren aus „Neugier“ gekommen. Sie wollten mit eigenen Augen sehen, wie es auf dem Gelände heute<br />

aussieht. Einer der Teilnehmer empfand den Weg zur Hochkippe als zu lang. Ansonsten wurden keine<br />

konkreten Aussagen zur Zufriedenheit gegenüber dem Exkursionsleiter getroffen.<br />

Die Vermarktung des Geländes erfolgt bisher über die NABU-Stiftung (Vorträge, Internet, Broschüren),<br />

durch Medienarbeit (Zeitungsartikel in Natur+Kosmos, Niederlausitzer Rundschau) und in Kooperation<br />

mit dem Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft (Aufnahme in das Veranstaltungsprogramm).<br />

Da die Meinung der Besucher immense Bedeutung für eine erfolgreiche Produktgestaltung hat, ist ein<br />

Gästefragebogen sehr anzuraten (siehe Kapitel 9 Handlungsempfehlungen).<br />

5.2.2 Sekundäranalyse<br />

Mit Hilfe einer Sekundäranalyse betrachteten wir in einem zweiten Schritt die Bevölkerungsstruktur der<br />

Region, die bisher den Hauptteil der Besucher ausmachte. Mit Hilfe statistischer Daten versuchten wir,<br />

das Verhalten der potentiellen Zielgruppen einzuschätzen. Auch wenn die so gewonnenen Ergebnisse<br />

nur begrenzt übertragbar sind, lassen sich an ihnen einige Tendenzen ablesen. Die Bevölkerung in<br />

der Region zeichnet sich durch die folgenden Kennzeichen aus:<br />

Zunehmende Überalterung<br />

Tabelle 5: Prognostizierte Altersentwicklung Region Lausitz-Spreewald von 1995 bis 2015<br />

Jahr unter 15 Jahre 15 bis 64 Jahre 65 und älter<br />

1995 16,6 % 69,4% 14,0%<br />

2015 11,5% 68,2% 20,3%.<br />

(Quelle: Eigene Darstellung, nach BARSCH 1999, Anhang 2)<br />

33


Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />

Tabelle 5 zeigt eine Zunahme der über 65 Jährigen um fast 7% innerhalb eines Zeitraums von 20<br />

Jahren. Der Anteil an Kindern und Jugendlichen unter 15 Jahren wird um 5,1% sinken. Die Überalte-<br />

rung in der Region wird sich in den nächsten Jahren also deutlich verstärken. Die potentiellen Besu-<br />

cher von Grünhaus werden demnach zunehmend ältere Menschen und weniger Familien sein. Mit der<br />

gezielten Ansprache von Schulklassen und Studierendengruppen könnte diesem Trend allerdings<br />

entgegengewirkt werden.<br />

Abnehmende Bevölkerungszahlen<br />

Tabelle 6: Bevölkerung 1981 und 2001 nach Verwaltungsbezirken<br />

Verwaltungsbezirk Einwohner 1981 Einwohner 2001 Saldo<br />

Elbe-Elster 149 216 129 066 - 20 150<br />

Oberspreewald-Lausitz 175 957 141 959 - 33 998<br />

Spree-Neiße 168 260 151 100 - 17 160<br />

Stadt Cottbus 122 936 105 954 - 16 982<br />

(Quelle: Eigene Darstellung, alle Zahlen: LDSB 2002, S.32)<br />

Tabelle 6 zeigt deutlich den Bevölkerungsverlust durch Abwanderung und Überalterung in der Lausitz<br />

in den letzten 20 Jahren. Auch die Städte um das Projekt Grünhaus, haben große Einwohnerverluste<br />

hinnehmen müssen (Finsterwalde: - 5166 EW, und Lauchhammer: - 6826 EW) (LDSB 2002, S.33ff).<br />

Bei gleichbleibend angespannter Wirtschaftslage, wird sich dieser Trend in absehbarer Zeit nicht deut-<br />

lich verändern. Das Projekt liegt demnach in einer Region mit abnehmenden Einwohnerzahlen bei<br />

gleichzeitiger Überalterung der verbleibenden Bevölkerung.<br />

Hoher Anteil an Arbeitern<br />

Sehr auffällig ist auch der hohe Anteil an Arbeitern unter den männlichen sozialversicherungspflichti-<br />

gen Beschäftigten der Region.<br />

Tabelle 7: Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte 2000 nach Verwaltungsbezirken und Stellung im Beruf:<br />

Verwaltungsbezirk Arbeitnehmer ges. Männlich davon Arbeiter in %<br />

Elbe-Elster 35 365 18 961 14 041 74 %<br />

Oberspreewald-<br />

Lausitz<br />

40 781 21 845 15 349 70,3 %<br />

Spree-Neiße 43 021 24 264 18 151 74,8 %<br />

Stadt Cottbus 52 391 24 507 14 064 57,4 %<br />

Land Brandenburg 799 831 419 626 284 876 67,9 %<br />

(Quelle: Eigene Darstellung, alle Zahlen berechnet nach: LDSB (2002), S.201)<br />

Die Dominanz des Arbeiter-Milieus unter der Bevölkerung sollte bei der Präsentation des Produktes<br />

Berücksichtigung finden, da sie sich durch den hohen Anteil an älterer Bevölkerung (ehemalige Kum-<br />

pels etc.) noch verstärkt. Eine einfache, klar verständliche Sprache ohne Fremdwörter und eine einfa-<br />

che Präsentation der Fakten und Geschichte sollte hier Anwendung finden, um die Besucher bei einer<br />

Führung auch wirklich zu erreichen Da viele ehemalige Arbeiter direkt oder indirekt im Bergbau be-<br />

34


Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />

schäftigt gewesen sind oder waren, sollte die Wiedergabe der Geschehnisse behutsam und für jede<br />

Seite akzeptabel sein.<br />

Überdurchschnittliche Arbeitslosenquote<br />

Die Arbeitslosenquote der drei Landkreise liegt über dem Landesdurchschnitt:<br />

Tabelle 8: Arbeitslosenquote<br />

Elbe Elster: 22.3%<br />

Oberspreewald Lausitz: 23.5%<br />

Spree Neiße: 19.5%<br />

Brandenburg 18.6%<br />

(Quelle: Eigene Darstellung, alle Zahlen: LDSB (2002), S.200)<br />

Die hohe Zahl der Arbeitslosen hat direkten Einfluß auf die Finanzkraft potentieller Besucher. Dies<br />

muß bei der Preiskalkulation eines Angebotes unbedingt berücksichtigt werden.<br />

Einstellung der Bevölkerung zum Thema Bergbaufolgelandschaften<br />

Bei einer Umfrage der Universität Potsdam zum Thema Bergbaufolgelandschaft und Erholungsnut-<br />

zung aus dem Jahr 1999 gaben 85% der Befragten an, sich schon Gedanken zur Zukunft der Berg-<br />

baufolgelandschaften gemacht zu haben. 69% lehnten es ab, die Flächen sich selbst zu überlassen.<br />

Über 80% der Befragten erhofften sich, spätestens nach zehn Jahren die entstandenen Folgeland-<br />

schaften persönlich nutzen zu können (BARSCH 1999, S. 27).<br />

FAZIT FÜR PROJEKT GRÜNHAUS<br />

Die regionale Bevölkerung, als eine der wichtigsten potentiellen Nachfragegruppen des Projektes, ist<br />

durch eine zunehmende Überalterung gekennzeichnet. Der hohe Anteil an Arbeitern unter den Be-<br />

schäftigten läßt auf einen geringeren Bildungsgrad schließen. Die Zahl der Arbeitslosen liegt über dem<br />

Landesdurchschnitt. Die natürliche Sukzession hat unter der Bevölkerung nur eine geringe Akzeptanz.<br />

Es besteht der Wunsch, die Bergbauflächen in den nächsten Jahren wieder nutzen zu können.<br />

Angesichts dieser Ergebnisse schlagen wir vor, neben der regionalen Bevölkerung auch speziell an<br />

dem Thema Naturschutz/natürliche Sukzession Interessierte anzusprechen. Neben Angeboten für<br />

Ornithologen und naturinteressierten Laien, sollte auch über die Partnerschaft mit Schulen aus der<br />

Region (Umweltbildung) sowie mit den „grünen Fachbereichen“ von Hochschulen (Freilandlabor,<br />

Forschungsprojekte etc.) nachgedacht werden.<br />

5.3 Trendanalyse<br />

Trendanalysen treffen Voraussagen zu Veränderungen in den Strukturen, Einstellungen und Verhal-<br />

ten potentieller Gäste. Da diese Veränderungen die Rahmenbedingungen eines Projektes stark beein-<br />

flussen, stellen sie eine große Hilfe bei der Planung eines touristischen Angebotes dar.<br />

Heutzutage sind Trends immer kurzlebiger. Dadurch sind sie nicht nur schwieriger vorauszusagen, sie<br />

besitzen auch weniger Aussagekraft darüber, ob sich eine Investition rentieren wird. Daher ist es vor-<br />

35


Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />

teilhafter Angebote zu entwickeln, die die besonderen Vorteile eines Gebietes mit den aktuellen oder<br />

vorhersehbaren Trends der Nachfrage verknüpfen (LEADER II).<br />

Die Ergebnisse unserer Trendanalyse beruhen auf der Sekundärquelle LEADER II, die in einfacher<br />

und kurzer Form auf die wichtigsten Trends einging. Laut dieser Untersuchung wird sich die Nachfra-<br />

ge in den kommenden dreißig Jahren folgendermaßen verändern:<br />

• steigende Überalterung der Bevölkerung,<br />

• zunehmendes Interesse an Umwelt und Gesundheit,<br />

• weg vom Massentourismus hin zu differenzierten Angeboten,<br />

• widersprüchliches Verbraucherverhalten: gleichzeitiger Konsum von Billig-Snacks Gourmet-<br />

Essen, Last-Minute-Reisen Luxus Kreuzfahrten etc.,<br />

• Reiseentscheidungen werden immer spontaner getroffen,<br />

• steigende Zahl von Kurzreisen,<br />

• steigende Freizeitmobilität,<br />

zunehmendes Bedürfnis nach Ruhe und Naturerleben in einer intakten Umwelt (LEADER II).<br />

FAZIT FÜR PROJEKT GRÜNHAUS<br />

Die Zielgruppe der älteren Gäste gewinnt an Bedeutung. Das Bedürfnis nach Ruhe und Naturerleben<br />

in intakter Umwelt wird steigen. Dies bestätigen unsere statistischen Daten der Region. Der Markt wird<br />

schnelllebiger, die Nachfragewünsche immer individueller. So werden sich immer wieder kurzfristig<br />

neue Marktlücken ergeben. Die Mobilität und das Zeitbudget für Freizeit wird bei steigender Zahl der<br />

Rentner zunehmen. Die körperliche Belastbarkeit der einzelnen Besucher wird sinken.<br />

36


Tourismuskonzept Grünhaus SWOT – Analyse<br />

6. SWOT – Analyse<br />

Die SWOT - Analyse ermöglichte uns die Stärken (strengths) und Schwächen (weaknesses) des Ge-<br />

ländes Grünhaus herauszustellen, sowie die Chancen (opportunities) und Risiken (threats) für die<br />

Region um das Gelände Grünhaus zu erarbeiten. Hierbei konzentrierten wir uns vor allem auf die<br />

räumliche Komponente.<br />

6.1 Die Stärken – Schwächen - Analyse<br />

Die Stärken – Schwächen – Analyse ist ein Teil der SWOT – Analyse. Mit Hilfe der Stärken – Schwä-<br />

chen – Analyse schafften wir eine Grundlage für die zukünftige touristische Entwicklung des Gebietes<br />

Grünhaus und den damit zusammenhängenden Handlungsempfehlungen.<br />

6.1.1 Stärken<br />

NABU<br />

⇒<br />

NABU kann unabhängig agieren, da er eine gemeinnützige Organisation ist; Gelingen des<br />

Projektes ist nicht abhängig von Einnahmen aus dem Tourismus.<br />

Thema: Dorfgeschichte/Bergbau<br />

⇒<br />

⇒<br />

⇒<br />

⇒<br />

⇒<br />

Themen ‚Dorfgeschichte’ und ‚Bergbau’ sind emotional aufbereitbar; Thema ‚Dorfgeschichte’<br />

ist zudem ein innovatives Produkt.<br />

Zeugen der Bergbaugeschichte, wie Rohre und Strommasten sind noch vorhanden und bilden<br />

Blickfänge. Sie lockern das Landschaftsbild auf und verdeutlichen die Geschichte des ehema-<br />

ligen Bergbaus.<br />

Thematische Führungen.<br />

Geschichte des ehemaligen Ortes Grünhaus ist interessant und traditionsreich. Mit der Ge-<br />

schichtsaufarbeitung werden unterschiedliche Klientels angesprochen.<br />

Aktiver Heimatverein, der sich um die Aufarbeitung der Geschichte kümmert.<br />

Thema: Natur/Wildnis<br />

⇒<br />

⇒<br />

⇒<br />

⇒<br />

⇒<br />

⇒<br />

⇒<br />

⇒<br />

⇒<br />

Seit über 20 Jahren ungestörte Naturentwicklung auf dem Gelände.<br />

Viele Zwischenstadien der Habitatentwicklung beobachtbar.<br />

Auf dem Gelände sind unterschiedliche Sukzessionsstadien vorzufinden.<br />

Zum Herbst- und Frühjahrszug bietet es den Kranichen ein Rast- und Schlafplatz mit überre-<br />

gionaler Bedeutung (südlichster Rastplatz Brandenburgs).<br />

Im Rahmen des Prozessschutzes als „Freilandlabor“ nutzbar.<br />

Interessantes Gelände für Umweltbildungsmaßnahmen für (Hoch)Schulgruppen.<br />

Gebiet besitzt hohe Bedeutung für wissenschaftlich interessierte Besucher.<br />

Zu erwartende „Wiederholungsbesucher“, da Landschaft im ständigen Wandel.<br />

Das Gebiet kann sich ungestört entwickeln, da die zu erwartenden Besucherzahlen gering<br />

ausfallen werden.<br />

37


Tourismuskonzept Grünhaus SWOT – Analyse<br />

6.1.2 Schwächen<br />

NABU<br />

⇒<br />

⇒<br />

⇒<br />

⇒<br />

⇒<br />

Da es eine gemeinnützige Organisation ist, fehlt die Kontrolle über Rentabilität (Finanzierung<br />

über Spenden und Fördermittel).<br />

Imageproblem, da Verein von außen kommt und in der Region keine Arbeitsplätze schafft,<br />

aber Flächeneigentümer wird. Bisher findet zu wenig Kooperation mit der Region statt.<br />

Nur eine Person für das Projekt angestellt, die alle anfallenden Arbeiten koordiniert und erle-<br />

digt (Akquisition, Verwaltung, Kontakte knüpfen und pflegen in der Region).<br />

Konflikt: Naturschutz Wirtschaftlichkeit<br />

Neuartiges Projekt, kaum Erfahrung diesbezüglich vorhanden.<br />

Gebiet allgemein<br />

⇒<br />

⇒<br />

⇒<br />

⇒<br />

⇒<br />

Im Vergleich zu anderen Tagebauaufschlüssen handelt sich bei dem Gebiet Grünhaus um ei-<br />

nen relativ kleinen, wenig spektakulären Tagebau; es fehlt eine Unique Selling Proposition<br />

(USP) / ein Alleinstellungsmerkmal.<br />

Es ist noch keine touristische Infrastruktur vorhanden:<br />

o Bisherige Erschließung und Wegenetzführung für Besucher uninteressant und mono-<br />

ton (Wirtschafts- und Arbeitswege)<br />

o Momentane Wegeführung ist nicht für Wanderer geeignet (zu breite, eintönige Wege).<br />

o Zurzeit sind noch keine Ausschilderungen und Verweise auf das Gebiet existent.<br />

o Es besteht keine Einbindung in das Radwegenetz und keine Anbindung an den Öf-<br />

fentlichen Personennahverkehr (ÖPNV).<br />

Das Naturerlebnis ist für Durchschnittstouristen nur bedingt attraktiv.<br />

o In Zukunft wird das Gebiet so gut wie keine besonders spektakulären Aussichten<br />

(scienic views) aufweisen können.<br />

o Das Gelände ist weit einsichtbar, d.h. es existieren keine Nischen, welche das Gebiet<br />

erleb- und entdeckbar machen würden.<br />

o Es existieren keine Sichtachsen, es fehlen Blickfänger (sog. „eyecatcher“).<br />

Bis jetzt besteht kein touristisches Nutzungskonzept (klares Besucher- und Wegekonzept) für<br />

das Gebiet.<br />

Das strikte Naturschutzkonzept schränkt touristische Nutzung ein.<br />

Thema: Dorfgeschichte/Bergbau<br />

⇒<br />

⇒<br />

⇒<br />

Der Ort Grünhaus ist einer von vielen überbaggerten Orten in der Umgebung. Die Tatsache<br />

allein stellt keine große Besonderheit in der Region dar.<br />

Auf dem Gelände sind kaum Industriedenkmäler oder Zeugnisse des Dorfes vorhanden: es<br />

fehlt die Gelegenheit das Gelände emotional zu erfahren, zu erleben.<br />

Lange Wanderstrecken unvorteilhaft, da eingeschränkte Mobilität älterer Besucher.<br />

38


Tourismuskonzept Grünhaus SWOT – Analyse<br />

Thema: Natur/Wildnis<br />

⇒<br />

⇒<br />

⇒<br />

⇒<br />

⇒<br />

Momentan befindet sich nur wenig Vegetation in dem Gebiet. Da vorwiegend phytotoxische<br />

Böden vorherrschen, benötigt die Vegetationsentwicklung eine lange Anlaufzeit.<br />

Das Gebiet wird in Zukunft nur saisonal (während des Vogelzuges) besonders attraktiv sein.<br />

Die Entwicklung und das Aussehen des Geländes sind unberechenbar, es ist bisher keine<br />

Endgültigkeit absehbar.<br />

Das Gebiet ist derzeit nur für Spezialisten interessant.<br />

Tierbeobachtungen sind aufgrund der großen Entfernungen nicht ohne Hilfsmittel möglich.<br />

6.2 Chancen – Risiken – Analyse<br />

Mit Hilfe der Chancen – Risiken – Analyse arbeiteten wir die Chancen und Risiken für das Gebiet<br />

Grünhaus in Bezug auf die Region um das Gelände heraus. Grundlage unserer Betrachtung war das<br />

Vorlesungsscript von Prof. Dr. Gerd Peters, das die wesentlichen Aspekte der Chancen – Risiken –<br />

Analyse aufzählt. Aufgrund dessen untersuchten wir die Bereiche: Umfeld-, Konkurrenz-, Kunden- und<br />

Marktsituation.<br />

6.2.1 Chancen<br />

Markt- / Konkurrenzsituation<br />

⇒<br />

⇒<br />

⇒<br />

⇒<br />

⇒<br />

⇒<br />

Etablierung als Nischentourismus–Angebot in der Region<br />

o Verknüpfung von Naturschutz (Umweltbildung) mit Aufarbeitung der deutschen, nicht<br />

slawischen, Siedlungsgeschichte wäre ein neues Produkt auf dem Tourismusmarkt in<br />

der Region.<br />

o Kein Sättigungsgrad vorhanden.<br />

Kooperation / Vernetzung mit anderen Akteuren in der Region:<br />

o Naturparkverwaltung; Naturschutzgruppen und –verbände<br />

o Gemeinsame Vermarktung mit gleichartigen Projekten<br />

o Heimatverein „Finsterwalder Heimatkalender“ e.V.<br />

o Besucherbergwerk F60 (gemeinsame Bergbaugeschichte)<br />

o Zukünftige Jugendherberge „Bergheider See“<br />

Marketing – Effekt für den NABU in der Region möglich (Imageeffekt, mehr Mitglieder und<br />

Förderer)<br />

Zunehmende Individualisierung der Gesellschaft verlangt zunehmende Segmentierung des<br />

Angebots, eröffnet ständig neue Marktnischen<br />

Themen Natur und Gesundheit sind im Aufwind<br />

Ruhige Erholungsformen gewinnen an Beliebtheit<br />

Umfeldsituation<br />

⇒<br />

Durch die Aufbereitung der Orts- und Bergbaugeschichte kann das Projekt einen Beitrag zur<br />

Stärkung der regionalen Identität (Selbstbewusstsein) und Akzeptanz leisten<br />

39


Tourismuskonzept Grünhaus SWOT – Analyse<br />

⇒<br />

Politische Rahmenbedingungen:<br />

o Fördermittel abrufbar, da EU, Bundes- und Landesregierung positive Einstellung zum<br />

Naturschutz besitzen.<br />

o Bundesnaturschutzgesetz weist Naturschutz auch Aufgabe der Sicherung von Erho-<br />

lungsmöglichkeiten zu.<br />

Nachfrager- / Kundensituation<br />

⇒<br />

⇒<br />

⇒<br />

6.2.2 Risiken<br />

Mit dem Segment der Tagestouristen (v. a. aus der Region) arbeiten, da Landkreise keine<br />

Destinationen für Übernachtungsgäste sind<br />

Die zu erwartenden Freizeitbesucher des Erholungsgebietes „Bergheider See“ sind potentielle<br />

Besucher für Grünhaus<br />

Abgewanderte Besucher, die neugierig sind was aus ihrer alten Heimat geworden ist, wie sie<br />

sich verändert hat, was geplant ist.<br />

Markt- / Konkurrenzsituation<br />

⇒<br />

⇒<br />

⇒<br />

⇒<br />

⇒<br />

⇒<br />

⇒<br />

⇒<br />

Konkurrenz anderer Tourismusprojekte in unmittelbarer Umgebung:<br />

o F60,<br />

o Entstehung der „Lausitzer Seenkette“,<br />

o Zukünftig: „Lausitzer Zeitreise“ in der Nähe von Kostebrau.<br />

Starke Konkurrenz:<br />

o Vom gut aufgestellten Naturpark Niederlausitzer Landrücken (Borcheltsturm = kosten-<br />

loser Kranichbeobachtungsturm), Naturerlebniszentrum der Heinz Sielmann Stiftung<br />

am Tagebau Schlabendorf Süd,<br />

o Von touristischen Angeboten mit spektakulärerer Flora, Fauna, reizvollerem Land-<br />

schaftsbild,<br />

o Von der Kulturlandschaft in Fürstlich Drehna<br />

Kein thematischer Bezug zu den derzeitigen Initiativen der Region (z.B. K.A.N.N.; IBA)<br />

Vermarktung:<br />

o Arbeit des Naturparks Niederlausitzer Heidelandschaft und Tourismusverbandes Elbe<br />

– Elster (kein offensiver Umgang mit dem Thema Bergbau, mangelnde Identifikation<br />

mit der Vergangenheit)<br />

o Arbeit der Tourismus - Marketing Brandenburg (TMB) kontraproduktiv für Themen des<br />

Geländes<br />

Abgrenzung der Reiseregionen (zu viele, unglückliche Grenzen)<br />

Mangelnde Finanzkraft der öffentlichen Hand, Unternehmen, privaten Haushalte (Stichwort:<br />

Spender, Sponsoren etc.)<br />

Kooperationsbereitschaft mit anderen Akteuren in der Region stark abhängig von Zwischen-<br />

menschlichem -> unberechenbar<br />

Schnelllebigkeit des Marktes, ständige Nachfrage nach neuen Produkten/Themen<br />

40


Tourismuskonzept Grünhaus SWOT – Analyse<br />

Umfeldsituation<br />

⇒<br />

⇒<br />

⇒<br />

⇒<br />

⇒<br />

Nicht vorhandene Kooperation zwischen den Tourismusverbänden Elbe – Elster und Niederlausitz,<br />

Unvereinbarkeit ihrer touristischen Leitbilder<br />

‚Niederlausitz’ bzw. ‚Lausitz’ sind nicht als Tourismusregion bekannt<br />

Grenzlage zwischen zwei Kreisen / Tourismusverbänden<br />

Wirtschaftliche Situation der Region, mangelndes Wachstum, Gefahr der Rezession<br />

Ständige Akquisition von Fördermitteln zur Finanzierung des Projekts ist zeit- und kostenintensiv<br />

und macht langfristige Planungen schwierig<br />

Kunden- / Nachfragersituation<br />

⇒<br />

⇒<br />

⇒<br />

⇒<br />

Negativimage des Bergbaus<br />

Bevölkerungsstruktur: Überalterung (eingeschränkte Mobilität, Aussterben der Zeitzeugen),<br />

Abwanderung, geringer Bildungsgrad<br />

Wirtschaftliche Situation: hohe Arbeitslosigkeit, geringe Kaufkraft, mangelnde Finanzkraft pri-<br />

vater Haushalte<br />

Niedrige Übernachtungszahlen-> kaum Touristen von außerhalb<br />

41


Tourismuskonzept Grünhaus Leitbild<br />

7. Leitbild<br />

Das Gebiet Grünhaus war in der Region bekannt und beliebt als idyllischer Ausflugsort mit einer tradi-<br />

tionsreichen Oberförsterei. Die ausgedehnten Wälder dienten nicht nur zur Erholung, sondern auch<br />

als königliches Jagdrevier. Durch den Ende des 19. Jh. einsetzenden großflächigen Braunkohletage-<br />

bau wurden alle Zeugen dieser Vergangenheit vernichtet.<br />

Als eine der vielen Bergbaufolgelandschaften ist das Gebiet Grünhaus vom Landesumweltamt Bran-<br />

denburg als eine besonders wertvolle Fläche in Hinblick auf die naturschutzfachliche Entwicklung<br />

eingestuft worden. Die Stiftung Nationales Naturerbe des Naturschutzbundes Deutschland (NABU)<br />

strebt aufgrund der Einzigartigkeit des Entwicklungspotentials des Gebietes den käuflichen Erwerb<br />

dieser Fläche an. Um den Besuchern die Besonderheit der Naturentwicklung in Form der natürlichen<br />

Sukzession zugänglich zu machen, möchte der NABU ein Teil des Geländes öffentlich begehbar ges-<br />

talten, sowie über gelenkte Maßnahmen Interessierten einen tieferen Einblick in das Gebiet und des-<br />

sen Entwicklung gewähren.<br />

Für die nachhaltige Entwicklung einer Region ist es notwendig, sich auch mit der Geschichte der Re-<br />

gion auseinanderzusetzen: „Nur wer die Geschichte kennt, kann die Gegenwart verstehen.“ Die Auf-<br />

arbeitung der Historie kann zur Wiederfindung der regionalen Identität beitragen und einen Anstoß zur<br />

Zusammenarbeit verschiedener Akteure in der Region geben.<br />

Deshalb ist es erstrebenswert auf dem Gelände Grünhaus eine Kombination aus Naturschutz, Orts-<br />

geschichte und Bergbau herzustellen. Dieses Ziel sollte in der Zusammenarbeit mit der lokalen Bevöl-<br />

kerung vor Ort und fachlicher Betreuung durch- und umgesetzt werden. Durch die Aufarbeitung der<br />

Geschichte bietet sich die Chance das Negativimage des Bergbaus zu überwinden.<br />

„Ziel ist, die Unverwechselbarkeit dieses Landschaftstyps zu einem touristischen Markenzeichen zu<br />

entwickeln und die regionale Identität zu stärken.“ (GERSTNER et al. 2001, S.12).<br />

Das Gebiet Grünhaus steht für Naturschutz, Orts- und Bergbaugeschichte. Mit einem für jedermann<br />

verständlichen und ansprechenden Angebot lädt es den Besucher ein, diese Themen hier zu erleben.<br />

Gleichzeitig leistet es mit seiner Arbeit einen Beitrag zur Stärkung der regionalen Identität.<br />

42


Tourismuskonzept Grünhaus Entwicklungsziele<br />

8. Entwicklungsziele<br />

Für die zukünftige Entwicklung der Bergbaufolgelandschaft Grünhaus in Hinsicht auf die touristische<br />

Nutzung wurden von uns zwei Entwicklungslinien erarbeitet. Im folgenden Schema wird die jeweilig zu<br />

erwartende Zielgruppe mit der absehbaren Nutzung dargestellt (siehe Grafik 2). Beide Szenarien wer-<br />

den bei der Erstellung der Handlungsempfehlungen erneut aufgegriffen und mit Inhalten gefüllt. Unse-<br />

re Ziele sollen als Grundlage für die Koordination der einzelnen Handlungsempfehlungen dienen.<br />

Grafik 2: Entwicklungsziele<br />

Zielgruppe<br />

Szenario 1<br />

IST – Zustand belassen /<br />

Natürliche Sukzession /<br />

� Forscher<br />

Prozessschutz<br />

� Wissenschaftler<br />

� Ornithologen<br />

� Naturinteressierte Nischentou-<br />

risten<br />

� Flächenpaten<br />

� Auf Umweltbildung bezogene<br />

Nutzung<br />

Besuchergruppen (Kinder-, Ju-<br />

gend-, Hochschulgruppen)<br />

� „Freilandlabor“<br />

� Tierbeobachtungen, speziell<br />

Vogelbeobachtungen<br />

� Prozessschutz, insbesondere<br />

Erkundung der Sukzessi-<br />

onsstadien (Landschaft im<br />

Wandel)<br />

� Umweltbildung<br />

(Quelle: Eigener Entwurf)<br />

IST - Zustand<br />

Szenario 2<br />

IST – Zustand durch bauliche und<br />

gestalterische Maßnahmen aufwerten/<br />

Zielgruppe<br />

Themenpräsentation /<br />

Natürliche Sukzession<br />

� Zielgruppen aus Szenario 1 plus:<br />

� Lokale Bevölkerung<br />

� Ältere Bevölkerung (50+)<br />

� Nischentouristen<br />

� IBA - Interessierte<br />

� Kultur – Interessierte<br />

� Historisch Interessierte<br />

� Radfahrer, Wanderer<br />

Nutzung<br />

� Nutzungen aus Szenario 1 plus:<br />

� „stille“ Erholung (Rad fahren,<br />

wandern)<br />

� Informationsgewinnung über die<br />

Geschichte des ehemaligen Or-<br />

tes Grünhaus, des Bergbaus und<br />

der voranschreitenden Natur-<br />

entwicklung (Sukzession)<br />

43


Tourismuskonzept Grünhaus Handlungsempfehlungen<br />

9. Handlungsempfehlungen<br />

Aufgrund der durchgeführten SWOT – Analyse stellten wir fest, dass ein großer Handlungsbedarf<br />

besteht, um das Gelände Grünhaus touristisch attraktiv zu gestalten, da ohne Inszenierung nur ein<br />

sehr spezielles Publikum angesprochen werden würde. Zur Optimierung der Nutzung des vorhande-<br />

nen Potentials und für neue gestalterische Methoden, verfassten wir die folgenden Handlungsempfeh-<br />

lungen. Diese sind aufgeteilt in die beiden vorgestellten Szenarien. Die Empfehlungen sind in jeweils<br />

prioritärer Reihenfolge angeordnet und nach räumlichen und sachlichen Aspekten aufgeteilt.<br />

9.1 Handlungsempfehlungen für Szenario 1<br />

Räumliche Ebene<br />

1. Ausbau eines Parkplatzes.<br />

2. Aufstellen von Hinweisschildern an der Hauptstraße sowie in den umliegenden Ortschaften.<br />

3. Erschließung einer groben Wegeführung.<br />

4. Erstellen von Verhaltensregeln (code of conduct).<br />

5. Ökologische Alternative für sanitäre Anlagen finden (Stichwort: Biotoilette).<br />

Sachliche Ebene<br />

1. Vermarktung: Direktangebot an (Hoch)Schulen; Publikationen in Fachzeitschriften.<br />

2. Wegbeschreibung in einer Broschüre veröffentlichen.<br />

3. Angebot von Spenderreisen (Im Herbst zur Zeit des Kranichzuges).<br />

9.2 Handlungsempfehlungen für Szenario 2<br />

Räumliche Ebene<br />

Touristische Infrastruktur naturverträglich gestalten:<br />

1. Ausbau eines Parkplatzes an geplanter Aussichtsplattform im Eingangsbereich.<br />

2. Aufstellen von Hinweisschildern an der Hauptstraße sowie in den umliegenden Ortschaften.<br />

3. Barrierefreier Wegeausbau.<br />

4. Ökologische Alternative für sanitäre Anlagen finden (Stichwort: Biotoilette).<br />

5. Naturnahe Sitzgelegenheiten schaffen, z.B. Baumstubben, Findlinge o.ä..<br />

6. Aufstellen von Papierkörben, bzw. Hinweise auf eigenständige Müllmitnahme (Nachteil von<br />

Papierkörben: - Zusätzliche ‚Möblierung’ der Landschaft, - Ausräumen der Papierkörbe durch<br />

Tiere möglich, - Für die regelmäßige Entleerung muß gesorgt sein.)<br />

7. Unterstellmöglichkeiten für schlechtes Wetter schaffen.<br />

8. Aufstellung von Informations- und Erklärungstafeln zu Flora, Fauna, Geologie, Entstehungs-<br />

geschichte, menschliche Nutzung vor, während und nach dem Tagebergbau auf dem Gelände<br />

(am Eingang, an der Besucherplattform, entlang der Wegeführung).<br />

44


Tourismuskonzept Grünhaus Handlungsempfehlungen<br />

9. Zugänglichkeit des Geländes überdenken, evtl. freier Zugang zur Hochkippe. Wege abwechs-<br />

lungsreich und interessant gestalten. Angebote sowohl für Kinder als auch für ältere Menschen<br />

erlebbar und zugänglich machen (Barrierefreiheit, körperliche Belastbarkeit, eingeschränkte<br />

Mobilität). Besucherparkplatz in der Nähe der Hochkippe errichten-> kürzere Wege.<br />

10. Aufstellen von Fernrohren für einen detaillierten Überblick und Tierbeobachtungen, aufgrund<br />

der großen Entfernungen.<br />

11. Ausweisung des geplanten Rundweges mit Zeit- und Kilometerangaben.<br />

12. Erstellung von Verhaltensregeln (code of conduct).<br />

13. Errichtung eines Geschichtspfades der bis zur Hochkippe führt, der sich in die Wildnis des Geländes<br />

einfügt. Auf den Schildern könnte der zeitliche Abriss dargestellt werden oder die verschiedensten<br />

Aspekte beleuchtet werden (Köhlerei, Pechhütte, Auerhuhnjagd, Naturschutz<br />

etc.). Schilder dezent einsetzen, keinen „Schilderwald“ entstehen lassen.<br />

14. Auf der Hochkippe Plexiglas aufstellen, auf denen das alte Dorf Grünhaus projiziert wird. Damit<br />

kann man emotional das alte Dorf wieder auferstehen lassen: „Neue Reise zu dem einst<br />

beliebten Ausflugsort der Region: Grünhaus“.<br />

15. Sichtachsen und Blickfänge aus der Bergbaugeschichte behalten und thematisch verarbeiten.<br />

16. Kooperation und Verknüpfung von IBA – Angeboten mit Grünhaus (Vorbild: Sielmann – Haus<br />

bietet Touren zu Fürstlich Drehna (IBA – Projekt) an).<br />

17. Zwischenlandschaft nutzen, offensiver Umgang mit dem Thema Bergbau auf behutsame Weise.<br />

Sachliche Ebene<br />

1. Vermarktung über Fremdenverkehrsämter, Naturpark, „Lust auf NaTour“, IBA, Kooperation<br />

mit sonstigen touristischen Anbietern in der Niederlausitz und verwandten Projekten.<br />

2. Vermarktung über alle Quellen, die die Zielgruppe ‚regionale Bevölkerung’ erreicht (Radio,<br />

Lokalzeitung, keine sinnlose Hochglanzbroschüre)<br />

3. Partnerschaften mit (Hoch)Schulen suchen (Camps) (Direktmarketing).<br />

4. Intensive Kooperation mit lokalem Heimatverein „Finsterwalder Heimatkalender e.V..<br />

5. Ankopplung an bestehende Produkte, wie (Rad)Wanderwege, Tagesausflugspakete.<br />

6. Benennung der entstehenden Seen nach den ehemaligen Dörfern auf dem Gelände zur Förderung<br />

der regionalen Identität.<br />

7. Internetauftritt, über NABU und eigene Domain und Heimatverein (z.B. www.gruenhaus.de).<br />

8. Regelmäßige Durchführung von Nachfrageranalyse / Gästebefragungen, daraus Profil zusammenstellen<br />

-> Ergebnis: Interessen der Nachfrager (Wünsche, Bedürfnisse) bekannt –<br />

entsprechende Handlung.<br />

9. Regelmäßige Marktanalyse-> auf Veränderungen reagieren (Erneuerung, Inszenierung, Pflege)<br />

(Schnelllebiger Markt-> Gebiet muss immer attraktiv und ansprechend sein. Um Wiederholungsbesucher<br />

zu gewinnen müssen neue Attraktionen geboten werden, z.B. unterschiedliche<br />

thematische Führungen.)<br />

45


Tourismuskonzept Grünhaus Fazit<br />

10. Fazit<br />

Die vorliegende Arbeit hat gezeigt, dass selbst bei Projekten, die auf den ersten Blick touristisch nicht<br />

interessant erscheinen, sich im Laufe einer Analyse durchaus interessante Entwicklungsperspektiven<br />

herausarbeiten lassen. Mit der Kombination aus Altem und Neuem, aus Ortsgeschich-<br />

te+Bergbau+Naturschutz besetzt Grünhaus drei der regionsspezifischsten Themen, womit es durch-<br />

aus breite Besucherschichten erreichen könnte. Da das Projekt noch ganz am Anfang steht, und der<br />

Tourismus nicht zur tragenden Einnahmequelle werden soll, besitzt der NABU die Möglichkeit, ver-<br />

schiedene Angebote zu testen. Auf diese Weise lässt sich herausfiltern, welches Produkt die größte<br />

Nachfrage findet. Die derzeitige Zwischenlandschaft des Geländes ist sofort für den Besucherverkehr<br />

nutzbar. Von hieraus lässt sich das Angebot schrittweise weiterentwickeln.<br />

46


Tourismuskonzept Grünhaus Glossar<br />

Glossar<br />

Bergbaufolgelandschaft: Aus der Bergaufsicht entlassene Landschaft<br />

Biotop: Lebensraum mit bestimmten Tier- und Pflanzenarten<br />

Brikettfabrik: Betrieb zur Herstellung von Briketts (in Form gepresste Kohle)<br />

Devastierung: Verwüstung; tiefgreifende, zumeist irreversible Zerstörung<br />

Erosion: Abtragung / Abtransport der obersten Schichten der Erdkruste (Böden, Gesteine) durch<br />

Wasser oder Wind<br />

Fauna: Gesamtheit der Tierarten der Erde oder eines Teilgebietes<br />

Flora: Gesamtheit der Pflanzenarten der Erde oder eines Teilgebietes<br />

Habitat: Lebensraum an dem Organismen einer Art regelmäßig anzutreffen sind<br />

Kokerei: (Anlage zur) Herstellung von Koks (Brennstoff)<br />

Komplexbiotop: Verschiedene Biotoptypen in einem abgrenzbaren Raum<br />

Magerrasen: Nährstoffarme Grasflur<br />

Melioration: Maßnahmen zur nachhaltigen, tiefgründigen Verbesserung der Nutzbarkeit der Böden<br />

Natürliche Sukzession: Entwicklung der Natur / eines Biotops ohne menschliche Einflüsse<br />

Oligothroph: von Trophie: Grad der Versorgung eines Ökosystems mit verfügbaren Nährstoffen –<br />

oligotroph = gering nährstoffversorgt<br />

Pedologie: Bodenkunde<br />

Phytotoxisch: für Pflanzen ungünstige (giftige) Zustände / Eigenschaften<br />

Pomologischer Garten: Obstgarten<br />

Prozessschutz: Schutz der unterschiedlichen einzelnen Entwicklungsstadien während der natürli-<br />

chen Sukzession<br />

Quartär: jüngerer Abschnitt der erdgeschichtlichen Neuzeit (geologisch)<br />

Renaturierung: Überführung menschlich veränderter Lebensräume in einen naturnäheren Zustand<br />

für eine ungestörte / unveränderte Entwicklung der Natur<br />

Rekultivierung: Maßnahmen zur Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit und der Nutzbarkeit stark<br />

veränderter Gebiete für v. a. land- bzw. forstwirtschaftliche Zwecke<br />

Röhricht: Dickicht aus Schilfrohr<br />

Setzungsfließen: Erdrutschung an unstabilen Böschungen und Hängen aufgrund äußerer Einflüsse<br />

Spektiv: stark vergrößerndes Fernrohr<br />

Tertiär: älterer Abschnitt der erdgeschichtlichen Neuzeit (geologisch)<br />

Trockenrasen: Mehr oder weniger geschlossene, nicht oder extensiv genutzte Grasfluren trockener<br />

und sehr trockener flachgründiger Standorte<br />

Vorranggebiet/-fläche: Gebiet, in dem auf Grund raumstruktureller Erfordernisse eine bestimmte<br />

Aufgabe vorrangig vor anderen Aufgaben zu erfüllen ist und in dem alle raumbedeutsamen Planungen<br />

und Maßnahmen mit der vorrangigen Zweckbestimmung vereinbar sein müssen.<br />

Vorwerk: vom landwirtschaftlichen Haupthof getrennter Wirtschaftshof für das Vieh und Ernterträge<br />

(Definitionen nach: ANL 1994, BERTELSMANN 1996; BfN 2002)<br />

47


Tourismuskonzept Grünhaus Anhänge<br />

Anhänge<br />

48


Tourismuskonzept Grünhaus Anhangsverzeichnis<br />

Anhangsverzeichnis<br />

Anhang I: Karte 1 – Lagekarte 50<br />

Seite<br />

Anhang II: Karte 2 – Projektgebiet Grünhaus 51<br />

Anhang III: Historische Fotos 52<br />

Anhang IV: Aktuelle Fotos 55<br />

Anhang V: Ergänzungen zu Kapitel 3.4 – Der Braunkohlenbergbau im<br />

Raum Lauchhammer 58<br />

Anhang VI: Ergänzungen zu Kapitel 4 – Hintergrund zum NABU 60<br />

Anhang VII: Ergänzungen zu Kapitel 4 – Die Bedeutung des Auerwildes<br />

in der Region um Grünhaus 63<br />

Anhang VIII: Ergänzungen zu Kapitel 4.2 – Planerische Grundlagen 65<br />

Anhang IX: Ergänzungen zu Kapitel 4.3 – Natürliche Angebotsfaktoren 66<br />

Anhang X: Ergänzungen zu Kapitel 4.5 – Ortsgeschichte 68<br />

Anhang XI: Ergänzungen zu Kapitel 5.1.4 – Angebotsanalyse<br />

Reiseregion Elbe – Elster – Land und Niederlausitz 69<br />

Anhang XII: Ergänzungen zu Kapitel 5.2.1 – Nachfrageanalyse:<br />

Fragenkatalog-Primäranalyse 71<br />

49


Tourismuskonzept Grünhaus Anhang I<br />

Anhang I: Karte 1<br />

Lagekarte<br />

Das Projektgebiet Grünhaus befindet sich im Süden des Landes Brandenburg, zwi-<br />

schen den Städten Finsterwalde (im Norden) und Lauchhammer (im Süden).<br />

50


Tourismuskonzept Grünhaus Anhang II<br />

Anhang II: Karte 2<br />

Projektgebiet Grünhaus<br />

51


Tourismuskonzept Grünhaus Anhang III<br />

Anhang III<br />

Historische Fotos<br />

Restaurant „Zum Auerhahn“, Grünhaus<br />

später: Restaurant und Pension „Waldschlösschen“, Grünhaus<br />

52


Tourismuskonzept Grünhaus Anhang III<br />

Historische Ortsansicht, Grünhaus<br />

Restaurant Waldschlösschen, Grünhaus<br />

53


Tourismuskonzept Grünhaus Anhang III<br />

Restaurant „Zum Auerhahn“<br />

Quelle historischer Abbildungen: Finsterwalder Heimatkalender e.V.<br />

Biergarten im Restaurant „Zum Auerhahn“<br />

54


Tourismuskonzept Grünhaus Anhang IV<br />

Anhang IV<br />

Aktuelle Fotos<br />

Blick von der Hochkippe<br />

Hochkippe mit Ausblick<br />

55


Tourismuskonzept Grünhaus Anhang IV<br />

Blick auf den Langen See<br />

Bizarre Rippenstrukturen<br />

56


Tourismuskonzept Grünhaus Anhang IV<br />

Steilböschungen<br />

(Quelle aller aktuellen Fotos: Eigenaufnahmen April 2003)<br />

57


Tourismuskonzept Grünhaus Anhang V<br />

Anhang V: Ergänzungen zu Kapitel 3.4<br />

Der Braunkohlenbergbau im Raum Lauchhammer<br />

Mit dem Aufschluss großer Tagebaue, besonders mit der Einführung des Förderbrückenbetriebes und<br />

dem Beginn der großflächigen Grundwasserabsenkung, änderte sich das Bild der Landschaft nach-<br />

haltig. Von 1840 bis zur Gegenwart sind im Förderraum Lauchhammer-Finsterwalde ca. 110km² vom<br />

Braunkohlenabbau beeinflusst worden. Den Hauptanteil daran hatten insgesamt 17 Tagebaue, welche<br />

aufgeschlossen und ausgekohlt worden (PFLUG 1998, S.473).<br />

Durch Bohrungen in tiefere Schichten wurden starke Braunkohlenschichten (Flöz) entdeckt. Das<br />

Lauchhammer-Flöz bildete die Grundlage. Im Westen wurden die Braunkohlenvorkommen durch<br />

Grünhaus, Staupitz und Grünwalde begrenzt. Der Abbau begann im Oberflöz (Lausitzer Flöz) und<br />

erfolgt zunächst in Kleinbetrieben. Mit der allmählich steigenden Nachfrage erschöpften sich bald die<br />

abzubauenden Vorkommen. Der Übergang zum Tiefbau war erforderlich. Bereits in den Jahren 1870-<br />

1875 gab es 22 Gruben, die Kohle förderten. Ende des 19. Jh. begann man ganze Deckgebirge abzu-<br />

tragen und Tagebaugruben aufzuschließen (PFLUG 1998, S.475).<br />

Mit den Brikettfabriken, Kraftwerken und Veredlungsanlagen entstand ein industrieller Schwerpunkt in<br />

der Region Lauchhammer, der über Jahrzehnte positive Entwicklungen in der Wirtschaft und Beschäf-<br />

tigung prägte, aber auch negative Spuren im Natur- und Wasserhaushalt hinterlassen hat<br />

(www.lmbv.de , Stand 04/2003).<br />

Der Anteil des Bezirkes Cottbus an der Energie- und Brennstoffproduktion der DDR lag bei 41,7%.<br />

Zum Zeitpunkt der Wende 1989 waren 20,1% aller Arbeitnehmer oder 47,4% aller Industriebeschäftig-<br />

ten der Kohlen- und Energiewirtschaft zuzuordnen (REINHART 2001, S.25). Der Bezirk Cottbus ver-<br />

zeichnete im September 1990 eine Arbeitslosigkeit von 3,9% (REINHART 2001, S.28).<br />

Im Förderraum Kleinleipisch, Koyne, Grünwalde wurden in den Jahren 1911 – 1978 4247 ha Land in<br />

Anspruch genommen, wovon ca. 700 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche entsprachen und ca. 3300 ha<br />

forstwirtschaftlicher Nutzfläche. Im gesamten Zeitraum des Bergbaubetriebes im Raum Lauchhammer<br />

wurden 11688 ha Land in Anspruch genommen. Bisher wurden 7442 ha rekultiviert. Die Rohkohleför-<br />

derung betrug seit Beginn des Bergbaus ca. 900 Millionen Tonnen (LAUBAG 1994, S.72).<br />

Folgen des Bergbaus<br />

Mit der Wiedervereinigung und dem Übergang zur Marktwirtschaft wandelten sich die Energiepolitik<br />

und damit auch die Energieträgerstruktur. 17 stillgelegt Tagebaue existieren in der Lausitz, davon<br />

liegen 10 im Land Brandenburg und 7 im Freistaat Sachsen. Ein Großteil der aufgelassenen Tage-<br />

baue bleibt der forst- und landwirtschaftlichen Rekultivierung vorbehalten.<br />

Bedingt durch die für eine Nutzung ungünstigen Eigenschaften vieler Standorte, auch durch den Man-<br />

gel an kulturfähigen Substraten entstanden und entstehen in fast allen aufgegebenen Tagebauen auf<br />

rund 20% der ehemaligen Abbaufläche klein- und großflächig spezielle Lebensräume, die dem Natur-<br />

schutz vorbehalten sind. Auf diese Weise erhalten die vielen durch den Braunkohlenbergbau ver-<br />

58


Tourismuskonzept Grünhaus Anhang V<br />

drängten, für die Lausitzer Naturräume typischen Pflanzen- und Tierarten sowie Vegetationsgesell-<br />

schaften, wieder eine neue Heimstatt (PFLUG 1998, S.478).<br />

Verschiedene Entwicklungen und Trends der Landnutzung in der Bergbaufolgelandschaft, schränken<br />

die Möglichkeiten der Regeneration der heimischen Flora und Fauna, und somit der Entstehung exis-<br />

tenzfähiger Populationen, ein. Neben der Herstellung land- und forstwirtschaftlicher Nutzflächen, ist<br />

auch der Naturschutz seit 1980 ein wichtiges Ziel der nachbergbaulichen Landschaftsgestaltung<br />

(www.niederlausitzerheidelandschaft.de/Artenvielfalt.htm, Stand 04/2003).<br />

Um die Regeneration der Floren- und Faunenvielfalt in unbelasteten und ungestörten Kippenland-<br />

schaften zu gewährleisten, mussten Vorrangflächen für den Natur- und Ressourcenschutz gesichert<br />

werden.<br />

Der Bergbau und das Gebiet Grünhaus<br />

Insgesamt wurden 1.060 Mio. m³ Abraum bewegt, 266 Mio. t Rohbraunkohle gefördert und 4.182 ha<br />

Land in Anspruch genommen. Es entstand eine Vielzahl von kleineren Restlöchern und Randschläu-<br />

chen. Hauptabnehmer für die Kohle waren die Brikettfabriken und Kraftwerke um Lauchhammer,<br />

Plessa, Domsdorf und Tröbitz (www.lmbv.de, Stand 04/2003).<br />

Eine der vielen Braunkohlentagebaue im Raum Lauchhammer erhielt den Namen „Koyne“, benannt<br />

nach dem ehemaligen Waldgebiet zwischen Grünhaus und Kleinleipisch. Dieser Tagebau streifte in<br />

den Jahren 1940-43 den südlichen Rand des Ortes Grünhaus bis zur Gaststätte „Zum Auerhahn“ (s.<br />

Historische Analyse) (HERRMANN 2000, S.7).<br />

59


Tourismuskonzept Grünhaus Anhang VI<br />

Anhang VI: Ergänzungen zu Kapitel 4<br />

Hintergrund zum NABU<br />

Flächenkauf<br />

Der Ankauf von Flächen ist ein wichtiger Weg, um wertvolle Lebensräume als Teil unseres nationalen<br />

Naturerbes dauerhaft und zuverlässig zu sichern. Strenge Auflagen zum Schutz gefährdeter Tier- und<br />

Pflanzenarten lassen sich selbst in Naturschutzgebieten oft nur schwer gegen die Interessen von pri-<br />

vaten Grundstückseigentümern durchsetzen. Der Flächenkauf hat im NABU nicht nur lange Tradition -<br />

er ist auch heute noch ein wichtiger Teil seiner Aufgaben. Der NABU besitzt heute bundesweit über<br />

5000 Naturschutzflächen. In ganz Deutschland sind über 220.000 Hektar Schutzgebiete, die gekauft<br />

oder gepachtet oder die durch Absprachen und Betreuungsverträge in die Obhut des NABU gegeben<br />

worden (www.naturerbe.de, Stand 04/2003).<br />

Um was für eine Fläche handelt es sich?<br />

Flächenbeschreibung<br />

LMBV-Nr. BN001 Grünhaus-Koyne (ökologisch wertvolle Fläche Brandenburg)<br />

(www.lmbv.de, Stand 04/2003).<br />

Lage: Sanierungs- bzw. Abschlussbetriebsplan Lauchhammer 1<br />

Verwaltungszugehörigkeit: Landkreis Elbe-Elster, Stadt Finsterwalde, Amt Kleine Elster,<br />

Stadt Lauchhammer<br />

Bergbaugeschichte: Bestandteil des Tagebaus Kleinleipisch und Koyne<br />

Flächengröße: ca. 1200ha, Brückenkippe<br />

Derzeitiger Eigentümer: Größtenteils LMBV<br />

Sanierungsgrad: ca. 70% der Fläche saniert<br />

Bergrechtliche Vorgaben<br />

für Nutzung: Herstellung von Renaturierungsflächen, forst- und landwirtschaftliche<br />

Naturschutzrechtlicher<br />

Flächen, Wasserflächen (Restlochseen)<br />

Status: z. T. im Naturpark „Niederlausitzer Heidelandschaft“ gelegen, Teilflä-<br />

Zugrundeliegendes<br />

chen sind FFH-Gebiet, Ausweisung zum Naturschutzgebiet geplant<br />

Naturschutzfachkonzept: Landesumweltamt Brandenburg / LMBV: Prioritäre Naturschutzflächen<br />

Anstehende<br />

in der Braunkohle-Bergbaufolgelandschaft Südbrandenburgs (Cottbus<br />

2001)<br />

Verwaltungsverfahren: Fläche ist Gegenstand zweier Flurneuordnungsverfahren, ein Plan-<br />

(NABU 2001, Projektblatt).<br />

feststellungsverfahren für den Ausbau der Restlochkette steht an<br />

60


Tourismuskonzept Grünhaus Anhang VI<br />

Warum plant die Stiftung Nationales Naturerbe eine Fläche in der Bergbaufolgelandschaft zu<br />

kaufen?<br />

Die Stiftung hat sich von dem Naturschutzpotential der Fläche beeindrucken lassen, und sie sieht die<br />

Fläche als einen wichtigen Beitrag für die Entwicklung der Region.<br />

Derzeit wird die NABU-Stiftung im Rahmen einer Projektvorphase von der Deutschen Bundesstiftung<br />

Umwelt (DBU) gefördert. Die NABU-Stiftung bemüht sich um die Fortführung dieser Förderung und<br />

bezweckt damit, eine weitere effektivere Begleitung der anstehenden Sanierungen und Verwaltungs-<br />

verfahren zu gewährleisten sowie die Erstellung und Umsetzung eines Gesamtkonzeptes für eine<br />

dauerhafte naturschutzgerechte Entwicklung der Flächen durchführen zu können. Mit finanzieller Un-<br />

terstützung durch die DBU, könnten in Zukunft die Flächen des Gebietes Grünhaus käuflich erworben<br />

werden.<br />

Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten werden alle ehemaligen Bergbauflächen vom derzeitigen<br />

Eigentümer, der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbauverwaltungsgesellschaft (LMBV), privatisiert.<br />

Damit kommen auch die für den Naturschutz reservierten Flächen von Grünhaus in den Verkauf (NA-<br />

BU 2001, Projektblatt).<br />

Bis zum Sommer 2003 sollen die ersten 700ha erworben werden. Neben der Unterstützung der DBU<br />

und den Geldern von Spenden und Flächenpaten werden die Summen der Ausgleichzahlungen von<br />

regionalen Bauinvestoren für den Flächenverbrauch sowie Ausschüttungen des Naturschutzfonds<br />

Brandenburg dafür verwand. Die weiteren Flächen sollen bis 2007 privatisiert sein (NATUR & KOS-<br />

MOS 2003, S.62).<br />

Hauptziele für die Entwicklung des Naturschutzgebietes ‚Grünhaus’<br />

1. Schaffung eines großen Naturschutzgebietes an der Westgrenze des Niederlausitzer Braun-<br />

kohlereviers mit der Funktion als „Eintrittspforte“ für einwandernde Pflanzen- und Tierarten in<br />

die Bergbaufolgelandschaft (Schaffung von Biotopverbund- und Vernetzungsstrukturen).<br />

2. Bereitstellung eines großflächigen Biotoptypen- bzw. Sukzessionsflächenmosaiks auf stabiler<br />

morphologischer und abiotischer Standortgrundlage mit besonderer Eignung als Reprodukti-<br />

onsgebiet für stenöke, stark gefährdete aber auch für verbreitete Arten der Niederlausitz (Er-<br />

haltung von Bereichen mit Steilböschungen und Rohböden, Sicherung natürlicher Entwick-<br />

lungsabfolgen von Pflanzen und Tieren („Prozessschutz“))<br />

3. Schaffung eines großen Kranichrast und -schlafplatzes mit überregionaler Bedeutung.<br />

4. Erprobung effektiver Rekultivierungs- bzw. Renaturierungsmethoden für den Naturschutz in<br />

Bergbaugebieten.<br />

5. Schaffung eines Dauerbeobachtungsfeldes für die Grundlagen- und Anwendungsforschung<br />

zur Gestaltung, Entwicklung und Pflege von „Sekundärbiotopen“.<br />

6. Freizeit, Bildung und Erziehung mit Hilfe eines tangierenden Wanderwegenetzes, Beobach-<br />

tungspunkten und Führungen (NABU 2001, Projektblatt).<br />

Zukünftige Entwicklung<br />

Im zukünftigen Naturschutzgebiet liegt die Seenkette bestehend aus Heide-See, Langer-See und<br />

Koyne-See. Dieses Gebiet dient bereits jetzt jedes Jahr Tausenden von Kranichen als Rast- und<br />

61


Tourismuskonzept Grünhaus Anhang VI<br />

Schlafplatz. Es gilt damit als südlichster Kranichrastplatz mit überregionaler Bedeutung. Die Vernäs-<br />

sungsflächen bei Klettwitz sollen das Habitatangebot für Kraniche erweitern.<br />

Die im Flächenpaket enthaltenden Landwirtschaftsflächen sollen zukünftig durch einen örtlichen Schäfer<br />

genutzt und gepflegt werden.<br />

Durch die Naturschutzflächen Grünhaus wird die Region Lausitz durch eine weitere Facette reicher.<br />

Damit die natürlich ablaufenden Prozesse der dynamischen Landschaftsentstehung für Besucher<br />

erlebbar werden, sollen Teile des Gebietes durch ein Wegenetz erschlossen werden (NABU 2001,<br />

Projektblatt).<br />

62


Tourismuskonzept Grünhaus Anhang VII<br />

Anhang VII: Ergänzungen zu Kapitel 4<br />

Die Bedeutung des Auerwildes in der Region um Grünhaus<br />

Das Auerhuhn<br />

Das Auerhuhn ist das größte unserer einheimischen Raufußhühner. Der Auerhahn erreicht fast die<br />

Größe einer Hausgans (LANDESFORSTANSTALT EBERSWALDE 2000, S.8). Es bevorzugt stille,<br />

zusammenhängende, naturnahe und vor allem lichte Nadel- und Mischwälder auf trockenen bis feuch-<br />

ten Böden. Bis in die jüngste Vergangenheit war die Niederlausitz ein überregional bedeutendes<br />

Rückzugsgebiet des Vogels. Große Bestände waren vor allem im 18. Jh. in den weiten Waldarealen<br />

zu finden. Der schonungslose Abschuss von Balzhähnen dezimierte die Zahl drastisch. Die großflä-<br />

chige Lebensraumzerstörung durch vor allem den Bergbau und militärische Nutzung brachten es so<br />

weit, dass das Auerhuhn heute in der Lausitz vom Aussterben bedroht ist (MÖCKEL et al. 1999,<br />

S.46).<br />

Waldkomplex Grünhaus<br />

Historisch<br />

Der aus dem königlichen Forstrevier Grünhaus hervorgegangene preußische Staatsforst umfasste<br />

5377 ha. Vor der Bergbauüberbaggerung schlossen sich östlich weitere Waldgebiete an, so dass sich<br />

eine historische Gesamtwaldfläche von 16.500 ha ergab. Geprägt waren diese durch Kiefern – Trau-<br />

beneichen- und Kiefern- Waldbestände. Bedingt durch die unterschiedliche Grundwasserversorgung,<br />

wechselte die Waldvegetation stark. Der Wald war flächendeckend mit einer beerenstrauchreichen<br />

Feldschicht ausgestattet mit Inselvorkommen der Lausitzer Tieflandsfichte und der Weißtanne. Die<br />

ursprünglichen Wälder, in ihrer Ausstattung und Größe, boten den idealen Lebensraum für das Auer-<br />

wild (MÖCKEL et al. 1999, S.52).<br />

Aktuell<br />

Vom ursprünglichen Waldkomplex sind ca. 3910 ha erhalten geblieben, dies entspricht nur noch ca.<br />

24% des ehemals kompakten Waldareals. Infolge des Braunkohlebergbaus wurde die Waldfläche<br />

stark reduziert. Nur noch kleinflächig gibt es heidelbeerreiche Altholzbestände. In den 70iger Jahren<br />

wurde der größte Teil des Auerhuhnvorkommens überbaggert. Die Neueinrichtung eines 200 ha gro-<br />

ßen Naturschutzgebietes im Jahr 1991 besitzt mit den großräumigen Freiflächen keine Eignung für<br />

Auerhühner. Trotzdem kommt diesem Gebiet mit dem angrenzenden Wald eine größere Bedeutung<br />

zu, da es als „Trittstein" die Vorkommen der Umgebung räumlich verbindet (MÖCKEL et al. 1999,<br />

S.53).<br />

Das Auerhuhn in Grünhaus<br />

Der Bestand des Auerhuhns umfasste in der Lausitz um 1850 rund 1000 Vögel, welche sich auf 14<br />

Vorkommen entlang des Niederlausitzer Landrückens verteilten. Die fast 50 überlieferten Balzplätze<br />

63


Tourismuskonzept Grünhaus Anhang VII<br />

befanden sich auf einer Waldfläche von über 188.000 ha, zum größten Teil in heidelbeerreichen Traubeneichen-<br />

Altbeständen oder in heidelbeergeprägten, lichten Kiefernalthölzern.<br />

Das Waldgebiet Grünhaus war im 18. und 19. Jh. vermutlich das individuenstärkste Auerhuhnvorkommen<br />

der westlichen Niederlausitz. Für das Jahr 1740 werden drei Balzplätze angegeben. Diese<br />

Plätze wurden nach königlicher Order speziell für die Balzjagd eingesetzt. Der sächsische König August<br />

III. kam alljährlich von 1740 – 1755 zur Auerhahnjagd in das Grünhauser Revier. Zu dieser Zeit<br />

waren mindestens 85 Hähne beobachtet worden. Die Zahl ging jedoch im Laufe der Jahre drastisch<br />

zurück. Die letzten Auerhahnnachweise stammen aus dem Jahr 1986 (MÖCKEL et al. 1999, S.54).<br />

64


Tourismuskonzept Grünhaus Anhang VIII<br />

Anhang VIII: Ergänzungen zu Kapitel 4.2<br />

Planerische Grundlagen<br />

Schutzwürdigkeitsgutachten<br />

Im Auftrag der Gemeinsamen Landesplanung Brandenburg/Berlin (GL9) des Ministeriums für Land-<br />

wirtschaft, Umweltschutz und Raumordnung Brandenburg (MLUR) lässt die LMBV für besonders<br />

wertvolle und schutzbedürftige Flächen in Brandenburg Schutzwürdigkeitsgutachten erstellen. 2001<br />

wurden sechs Schutzwürdigkeitsgutachten prioritärer Naturschutzflächen in der Bergbaufolgeland-<br />

schaft bearbeitet, diese wurden als VA 2b-Maßnahmen (Verwaltungsabkommen zur Beseitigung der<br />

Bergbauschäden) über MLUR-GL9 von der LMBV in Auftrag gegeben. Die fachliche Koordinierung<br />

erfolgte dabei durch die Abteilung Naturschutz. Das Gutachten für das Gebiet Grünhaus ist fertig ge-<br />

stellt (www.lmbv.de, Stand 05/2003).<br />

Ökologischer Sanierungs- und Entwicklungsplan<br />

Der ökologische Sanierungs- und Entwicklungsplan entspricht den Festlegungen des deutschen Eini-<br />

gungsvertrages, wonach für besonders belastete Gebiete der neuen Bundesländer „Ökologische Sa-<br />

nierungs- und Entwicklungspläne“ erarbeitet werden sollen. Ziel dieser Pläne ist es, sowohl für Bund,<br />

Länder und Kreise Grundlagen und Empfehlungen für Maßnahmen zur:<br />

- Abwehr unmittelbarer Gefahren für Mensch und Naturhaushalt,<br />

- Sanierung der Umwelt entsprechend den Standards der alten Bundesländer und der EU und<br />

- ökologisch verträglichen Gestaltungen der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung bereitzu-<br />

stellen (UMWELTBUNDESAMT 1994, S.3).<br />

Ziele der Sanierungsarbeiten:<br />

� Standsichere Gestaltung der verbleibenden Restlochböschungen und Herstellung der Tragfä-<br />

higkeit der Kippenflächen,<br />

� Entwicklung der wasserwirtschaftlichen Verhältnisse,<br />

� Optimierung der Wasser-Land-Verteilung im Sanierungsgebiet,<br />

� Aufwertung bereits rekultivierter Flächen,<br />

� Erhaltung von Lebensräumen für bedrohte Tier- und Pflanzenarten,<br />

� Einbindung der Bergbaufolgelandschaft in die umliegende Landschaft,<br />

� Schaffung von Voraussetzungen für die Entwicklung von Tourismus- und Erholungsgebieten,<br />

� Ausweisung von Industrie- und Gewerbeflächen sowie<br />

� Behandlung/Entsorgung der Altlastverdachtsflächen (www.lmbv.de, Stand 04/2003).<br />

Sanierungsarbeiten sind für die Stabilisierung der Flächen und Böschungen notwendig. Ohne Sanie-<br />

rung kann es zu gefährlichen Sackungen und Rutschungen des Bodens kommen. Die NABU-Stiftung<br />

strebt auf dem Gelände Grünhaus eine naturschutzgerechte Sanierung an (NABU 2001, S.2).<br />

65


Tourismuskonzept Grünhaus Anhang IX<br />

Anhang IX: Ergänzungen zu Kapitel 4.3<br />

Natürliche Angebotsfaktoren<br />

Substratverhältnisse<br />

Im Gebiet Grünhaus handelt es sich um Kipprohböden, zum überwiegenden Teil aus tertiären,<br />

schwach kohlehaltigen Kipp-Kohlesanden bestehend. Es sind vorwiegend skelettfreie Substrate mit<br />

einem sehr geringem wasser- und Nährstoffspeicherungsvermögen.<br />

Die langanhaltende Säurefreisetzung der Tertiärsande führt zu phytotoxischen Reaktionen, die über<br />

mehrere Jahre kein Pflanzenwachstum zulassen. Die auf den Rohböden fehlende Pflanzendecke<br />

begünstigt die Wasser- und Winderosion und führt zu hohen Staubbelastungen in den umliegenden<br />

Ortschaften sowie den land- und forstwirtschaftlichen Flächen.<br />

Die durch die LMBV durchgeführten Meliorationsmaßnahmen (Anpflanzen bzw. Aussäen von<br />

Vegetation) werden Teilbereiche vor der Erosion gesichert und das Ansiedeln neuer Arten erleichtert.<br />

Bereits stattgefundene Gestaltungsmaßnahmen, wie das Anlegen von Findlingshaufen und „Dünen“<br />

lockern das Landschaftsbild auf der Hochkippe im Gebiet Grünhaus auf (PFLUG 1998, S.582).<br />

Wasserverhältnisse<br />

Die entstehenden und bereits entstanden Tümpel und Standgewässer werden stark beeinflusst durch<br />

das säurespendende tertiäre Kippsubstrat, was einen phytotoxischen Zustand verursacht. Die<br />

Prognosen zeigen, dass sie sich zu wertvollen oligothrophen Heideseen entwickeln werden, wie sie<br />

für Brandenburg in diesem Qualitätszustand und Umfang nicht mehr existieren. Insgesamt wird auf<br />

dem Gebiet eine Wasserfläche von 290ha Größe entstehen.<br />

Die extremen pedologischen, klimatischen und hydrologischen Umweltbedingungen sind wichtige<br />

Voraussetzungen für diesen einzigartigen Pionierstandort für die Ansiedlung, Reproduktion und<br />

Ausbreitung stenöker Floren- und Faunenelemente der Lausitzer Kulturlandschaft (LANDECK 2000,<br />

S.17).<br />

Relief<br />

Im Süden weist das Schutzgebiet eine absolute Höhe von 100m über NN auf und steigt nach Norden<br />

auf 117m über NN an. Im mittleren Teil des Gebietes weisen mit 132 bzw. 142m über NN die<br />

Hochkippen die höchsten Erhebungen auf.<br />

Wasserangrenzende Steilböschungen mit bizarren Kantenformen müssen zur Vermeidung von<br />

Abbrüchen und Fließrutschungen durch Sprengungen abgeflacht werden. Die Sprengarbeiten werden<br />

sich in Verbindung mit dem Grundwasseranstieg in mehreren Etappen bis nach 2010 hinziehen. Bis<br />

zum Abschluss dieser Arbeiten bleiben die Uferbereiche auf eine Breite von 200m gesperrt. Es<br />

werden größere Flachwasser- und Flachuferbereiche entstehen. Im Anschluss entstehen mehr als 12<br />

km gehölzfreie Uferlänge, welche für eine ungestörte Sukzession zu erhalten sind. Diese sind wichtig<br />

für den hier brütenden Flussregenpfeifer und mindestens 25 festgestellten Limikolenarten auf dem<br />

Herbstzug, für die dies wichtige Rast- und Durchzugsgebiete sind (PFLUG 1998, S.584).<br />

66


Tourismuskonzept Grünhaus Anhang IX<br />

Tagebaurandgebiete<br />

Das Tagebaurandgebiet wird naturräumlich von der Lausitzer Becken- und Heidelandschaft mit weiten<br />

Talsandflächen, Sanddünen und Heidemooren sowie einer saaleeiszeitlichen Grundmoräne, welche<br />

teilweise von einer Endmoränenstaffel überlegt wird, geprägt. Vorwiegend herrschen arme Kiefernund<br />

Birkenwaldbestände und vereinzelt noch Stieleichen-Birkenwälder vor. Zur Bereicherung des<br />

Landschaftsbildes und zur Erholung der Artenvielfalt in diesem Raum trägt die landwirtschaftliche<br />

Nutzung der armen Sandböden bei (PFLUG 1998, S.585).<br />

Vorhandene Arten<br />

In vorhandenen Vernässungsbereichen ist z.B. der Rundblättrige Sonnentau, eine spezialisierte<br />

Moorart, zu finden. Die Zauneidechse fühlt sich auf den sich stark aufheizenden Offenflächen wohl.<br />

Steinhaufen oder Baumstubben nutzt sie gern als Unterschlupf. Die scheue Kreuzotter ist<br />

insbesondere an Kippenrändern zur gewachsenen Landschaft, an Saumstrukturen und in lockeren<br />

Vorwaldbereichen zu finden. Die Blauflüglige Ödlandschrecke ist ein typischer Bewohner der offenen<br />

Kippenflächen. Ihre Farbenpracht zeigt sie beim „Sprungflug“, ansonsten ist sie ihrer Umgebung<br />

farblich angepasst. In den reifen Magerrasen ist das Insekt des Jahres 2000 finden, die Wespen- oder<br />

Zebraspinne (www.niederlausitzerheidelandschaft.de/Artenvielfalt.htm, Stand 04/2003).<br />

Wegeinfrastruktur<br />

Der Auerhahn, heute ein selten gewordener Vogel war in Kleinleipisch und Grünhaus zu Hause.<br />

Grünhaus lag inmitten herrlicher Hochwälder. Ebenso waldreich war das Gebiet um Kleinleipisch. Ein<br />

Weg führte über Kleinleipisch, die Kleinleipischer Heide und die Koyne nach Grünhaus mit der<br />

Oberförsterei, der von großer Bedeutung für Holztransporte nach Grünhaus war. Über den<br />

Floßgraben ging das Holz zum Holzhof nach Elsterwerda und dann mit Kähnen weiter. Der hier<br />

beschriebene Weg wurde auf einem lokalen Wegweiser verewigt (www.lauchhammer.de, Stand<br />

04/2003).<br />

Dieser neu errichtete Wegweiser ist ca. 3,5 Meter hoch und aus Holz. Er ist als Denkmal errichtet<br />

worden und weitgehend identisch mit dem von 1931. Das bedeutet aber auch, dass der Standort<br />

und die angegebenen Wege und Entfernungen nicht mit der heutigen Wegführung identisch sind. Als<br />

einzig richtige Richtungs- und Entfernungsangabe haben sich die Erbauer erlaubt, den Weg nach<br />

Kleinleipisch auszuweisen. Das Aufstellen am historischen Ort war leider nicht möglich, da dieser<br />

Platz sich etwas südlich, mitten im Wald auf einer Böschung befindet. Damals wie heute befinden sich<br />

zwischen den Entfernungsangaben Symbole, welche auf die Besonderheiten der angegebenen Orte,<br />

deren wirtschaftliche Bedeutung oder landschaftliche Schönheiten hinweisen. Otto Schüler hat diese<br />

nach historischen Vorlagen nachempfunden und in alter, neuer Schönheit gemalt<br />

(www.lauchhammer.de, Stand 04/2003).<br />

67


Tourismuskonzept Grünhaus Anhang X<br />

Anhang X: Ergänzungen zu Kapitel 4.5<br />

Ortsgeschichte<br />

Auf dem Gelände des Braunkohlentagebaus um Grünhaus befanden sich in früher Geschichte drei<br />

weitere dörfliche Siedlungen mit den Namen Sorge, Wergen und Langendorf. Historische<br />

Übermittlungen lassen zwei unterschiedliche Annahmen über das Verschwinden der Orte zu. Auf der<br />

einen Seite wird erzählt, dass diese im Zuge des Dreißigjährigen Krieges vernichtet wurden, auf der<br />

anderen Seite wird angenommen, dass die Pest die Dörfer entvölkerte (JUNGRICHTER 1994, S.6).<br />

Ehemalige Mühlen, der Langendorfer und Grünhauser Pechofen sowie drei Langendorfer<br />

Kohlenmeilerfelder lassen auf eine relativ starke frühdeutsche bis neuzeitliche Besiedlung schliessen<br />

(ROTHE 1994, S.5).<br />

Das älteste Haus von Grünhaus befand sich in der Mitte des Ortes. Es war ein echtes Blockhaus,<br />

welches als Prototyp in der Niederlausitz angesehen wurde (BARTH 1994, S.70).<br />

Neben der Tatsache, dass das große Waldgebiet um Grünhaus ein sehr bekanntes Jagdgebiet für<br />

Auerwild war, ist bekannt, dass bei Grünhaus der Vogelfang betrieben wurde. Bis um 1600 wurden<br />

zahlreiche Vogelarten im Bestand stark dezimiert oder sogar ausgerottet. Der Kurfürst von<br />

Brandenburg verbot den Fang von Nachtigallen im Jahr 1686 (ROTHE 1994, S.56).<br />

Früher konnte das Forstgebiet viele kleine Bäche aufweisen, welche eine bedeutende Menge Wasser<br />

führten. Dies beweisen die ehemals vorhandenen Wasser- und Schneidemühlen. Eine weitere Zahl<br />

kleiner Bäche entwässerten die Sumpfwiesen und Torfstiche (ROTHE 1994, S.59).<br />

Grünhauser Pech-Geschichte/Köhlerei<br />

In der Gegend um Grünhaus gab es eine Reihe von Pechhütten, in denen Pech aus der ehemals<br />

vorkommenden Pechkiefer (einer Unterart der heutigen Gemeinen Kiefer) gewonnen wurde. Einer<br />

dieser Pechöfen stand auf dem Gelände der Gaststätte „Zum Auerhahn“ in Grünhaus. Weitere<br />

Pechöfen befanden sich im Grünhauser Forst, wo zahlreiche Funde erdiger Pechstücke die Stellen<br />

markierten (ROTHE 1994, In: Erinnerungsschrift Grünhaus, S.19).<br />

Das große Waldgebiet um Grünhaus diente auch zur Holzgewinnung. Die Holzköhlerei war relativ<br />

einfach zu betreiben. Das Zersetzen des Holzes erfolgte durch das Erhitzen ohne Luftzutritt, die<br />

sogenannte „trockene Destillation“. Die dadurch gewonnene Holzkohle wurde vielseitig verwand, z.B.<br />

in Dorfschmieden (TÖPFER 1994, In: Erinnerungsschrift Grünhaus, S.52).<br />

Torf<br />

Die großen Torfvorkommen der Region bildeten eine ganze Zeit eine wichtige Arbeitstelle für<br />

Grünhauser Bürger. Der Torf wurde in neun Torfstichen der Umgebung nicht nur für den<br />

Hausgebrauch gestochen, sondern vor allem für die Schmelzerein und Eisenwerke in Lauchhammer.<br />

Noch im Jahre 1875 waren ca. 20 Arbeiter mit dem Torfstechen beschäftigt. Als die<br />

Braunkohlenindustrie Briketts in den Handel brachte wurde das Torfstechen jedoch eingestellt<br />

(ROTHE 1994, S.55).<br />

68


Tourismuskonzept Grünhaus Anhang XI<br />

Anhang XI: Ergänzungen zu Kapitel 5.1.4<br />

Angebotsanalyse Reiseregion Elbe-Elster-Land<br />

Slogan Viel Musik in unberührter Landschaft (Reisejournal Brandenburg),<br />

Elbe-Elster-Land - Kindheitsträume erleben (Eigendarstellung)<br />

Industriedenkmäler: • Brikettfabrik Louise, Domsdorf,<br />

• F60, Lichterfeld<br />

Natur: • Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft,<br />

• Kutschenberg 201m, höchster Berg Brandenburgs,<br />

• Naturlehrpfade,<br />

• Pomologischer Garten,<br />

• Klimaschutzregion (Expo 2000)<br />

Kulturelles Angebot: • Marionettenmuseum, Bad Liebenwerda,<br />

Sport- und Freizeiteinrichtungen:<br />

• Weißgerbermuseum, Doberlug-Kirchhain,<br />

• Zisterzienserklöster in Doberlug-Kirchhain und Mühlberg/Elbe,<br />

• Weinfest in Schlieben (35 Weinkeller, nur zwei Anbauflächen in<br />

Brandenburg),<br />

• Sängerfest in Finsterwalde,<br />

• Mühlenfest und Mühlenradweg (8 Wind- und Wassermühlen)<br />

• Grünwalder Lauch (größter Tagebausee, seit 60er Jahre),<br />

• Bergheider See (geplantes Projekt an F60, wird alle Gewässer<br />

übertreffen),<br />

• Radwege, Reitwege,<br />

• Therme in Bad Liebenwerda (geplant),<br />

• Kurklinik in Bad Liebenwerda für Rheumakranke<br />

(Quelle: Eigene Darstellung; Auswertung des verfügbaren Materials)<br />

69


Tourismuskonzept Grünhaus Anhang XI<br />

Angebotsanalyse Reiseregion Niederlausitz<br />

Slogan Niederlausitz - eine Ferienregion im Umbruch<br />

Industriekultur Internationale Bauausstellung See (IBA See),<br />

Gartenstadt MARGA,<br />

Landschaften des Tagebaus (Führungen<br />

weitere kulturelle Highlights • Textilmuseum, Rosengarten in Forst,<br />

• Hutmuseum in Guben,<br />

• Kunstgussmuseum in Lauchhammer,<br />

• Festung, Schloß, Amphitheater in Senftenberg,<br />

• Schloß in Spremberg,<br />

• Strittmatter Laden (Drehort der Fernsehserie „Der<br />

Laden“), Bohrsdorf<br />

Sport- und Freizeitmöglichkeiten • Niederlausitzer Bergbautour (300km Radweg)<br />

• Eurospeedway Lausitz (Lausitzring)<br />

• Wasserwandern<br />

• Sommerrodelbahn<br />

• Snowtropolis, 160m lange Indoor-Skipiste,<br />

•<br />

Senftenberg (eröffnet am 22. März 2003)<br />

Flugsport (Motor, Segel, Fallschirmspringen etc.)<br />

Natur • Naturpark Niederlausitzer Landrücken<br />

• Naturpark Muskauer Faltenbogen (geplant)<br />

• Lausitzer Seenkette (geplant)<br />

• Entstehung der größten zusammenhängenden<br />

• Seenlandschaft Europas durch Flutung von<br />

• Tagebaulöchern in den nächsten 15 Jahren<br />

• Spremberger Seenlandschaft (Rekultiverung für<br />

Erholungsnutzung aus DDR-Zeiten)<br />

(Quelle: Eigenständige Darstellung; Auswertung des verfügbaren Materials)<br />

70


Tourismuskonzept Grünhaus Anhang XII<br />

Anhang XII: Ergänzungen zu Kapitel 5.2.1<br />

Nachfrageanalyse: Fragenkatalog-Primäranalyse<br />

Wie viele Gäste? Wie werden die Angebote derzeit nachgefragt?<br />

An den zwei angebotenen Wanderungen in diesem Jahr hatten zusammen 25 Personen<br />

teilgenommen.<br />

Zahl der Gruppenanfragen für diese Saison?<br />

Es werden in diesem Jahr drei weitere Termine angeboten; Anfragen von Gruppen gibt es bisher nicht<br />

Welche Nachfragestruktur haben wir?<br />

Welche Gäste (Zielgruppen) sind gekommen?<br />

Wie ist die Alterstruktur der Nachfrager?<br />

Woher (Herkunftsort)?<br />

Aus welchem Grund kamen sie?<br />

Die Besucher waren laut Beobachtung des Exkursionsleiters, Herrn Dr. Röhrscheid, mehrheitlich der<br />

Altersgruppe 50+ zuzuordnen. Sie alle kamen aus den beiden Landkreisen Oberpreewald-Lausitz und<br />

Landkreis Elbe-Elster, vor allem aus den Städten Finsterwalde und Lauchhammer. Dies ist aber auch<br />

nicht weiter verwunderlich, hatte der NABU doch auch nur in der Niederlausitzer Rundschau die<br />

Wandertermine veröffentlicht.<br />

Wo haben sie sich aufgehalten?<br />

Die beiden Wandergruppen waren beide bis in die Kernzone, zur Hochkippe geführt worden, von der<br />

aus man einen Blick auf den Erinnerungsstein für den Ort Grünhaus schauen kann.<br />

Wie lange (Aufenthaltsdauer)?<br />

Die Führungen dauern insgesamt ca. 3 1/2 Stunden.<br />

Wann (Saisonalität)?<br />

Bisher sind die Führungen auf die Jahreszeiten Fürhjahr, Sommer, Herbst beschränkt.<br />

Termine bisher: 04.Mai, 18.Mai, 01.Juni, 15.Juni (Landeswandertag), Oktober<br />

Wieviel Geld haben sie ausgegeben?<br />

Der NABU hat für die Führungen bisher kein Geld genommen<br />

Welche Erwartungen, Motive hatten sie?<br />

Der Exkursionsleiter hatte den Eindruck, daß die Besucher naturkundliche Laien waren. Die meisten<br />

waren aus „Neugier“ gekommen, um mal zu sehen, wie es auf dem Gelände heute aussieht.<br />

Was hat ihnen gut, was weniger gut gefallen?<br />

71


Tourismuskonzept Grünhaus Anhang XII<br />

Einer der Teilnehmer empfand den Weg zur Hochkippe als zu lang und teilte dies auch so dem<br />

Exkursionsleiter mit. Ansonsten wurden keine konkreten Aussagen gegenüber dem Exkursionsleiter<br />

getroffen<br />

Wie vermarkten wir uns (Werbung, Vertrieb, Öffentlichkeitsarbeit)?<br />

Bisher über:<br />

- die NABU-Stiftung (Vorträge, Internet, Broschüren, Zeitungsartikel<br />

(Natur+Kosmos, Niederlausitzer Rundschau)<br />

- den Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft (Aufnahme in das Angebot an<br />

Führungen)<br />

72


Tourismuskonzept Grünhaus Literatur- und Quellenverzeichnis<br />

Literatur- und Quellenverzeichnis<br />

BARSCH, H. u.a. (1999): Entwicklung und Gestaltung von Erholungsgebieten in Bergbaufolgeland-<br />

schaften der Niederlausitz. - (= Potsdamer Geographische Forschungen, Nr. 17), Potsdam<br />

BARTH, G. (1994): Bilder des täglichen Lebens. - (= Finsterwalder Heimatkalender, Sonderheft; 11),<br />

S. 62-70<br />

BAYERISCHE AKADEMIE FÜR NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE (ANL) (1994): Beg-<br />

riffe aus Ökologie, Landnutzung und Umweltschutz. – 3. Aufl., München<br />

BERTELSMANN VERLAG (Hrsg.) (1996): Die neue deutsche Rechtschreibung. - Gütersloh<br />

BEU, A. (2001): Naturerleben und Tourismus in den Bergbaufolgelandschaften des Lausitzer und<br />

Mitteldeutschen Braunkohlenreviers (= Diplomarbeit am Institut für Ökologie, Technische Universität<br />

Berlin). Berlin<br />

BREIDENBACH, R.(2002): Freizeitwirtschaft und Tourismus. – Wiesbaden<br />

BUNDESANSTALT FÜR NATURSCHUTZ (BFN) (1999): Braunkohlenlandschaften haben viel zu bie-<br />

ten – Natur in den neuen Bundesländern. – Faltblatt, Bonn<br />

CARSTENSEN, I. et.al. (1998): Erholung in der Bergbaufolgelandschaft? - Vorstellungen, Erwartun-<br />

gen und Handeln. - (= Potsdamer Geographische Forschungen, Nr. 16), Potsdam<br />

CMT COTTBUS CONGRESS, MESSE &TOURISTIK GMBH (2003): Cottbus erleben – Touristische<br />

Angebote 2003. - Cottbus<br />

GERSTNER, S./ MÜßER, M./ JANSEN, S. (2001): Tourismus und Naturschutz – Ergebnisse eines<br />

Forschungs- und Entwicklungsvorhabens Schwerpunkt Bergbaufolgelandschaften. – Forum Geoöko-<br />

logie, Jg. 12, Heft 2, S. 13-15<br />

GSGB (2003): www.grossschutzgebiete.brandenburg.de/np_nlhl/i_ausflugsziele_10.html, (Stand 05/<br />

2003)<br />

GSGB (2003a): www.grossschutzgebiete.brandenburg.de/np_nllr/i_ausflugsziele_10.html, (Stand 05/<br />

2003)<br />

HAEDRICH, G. et.al. (1998): Tourismus-Management. – 3. Auflage, Berlin, New York<br />

HENNEK,F. und UNSELT,C. (2002): Sicherung von Naturschutzflächen in Bergbaufolgelandschaften.<br />

- Bonn<br />

73


Tourismuskonzept Grünhaus Literatur- und Quellenverzeichnis<br />

HERRMANN, G. (1999): Vor 25 Jahren Devastierung von Grünhaus. – (= Finsterwalder Heimatkalen-<br />

der, Sonderheft, 23), S.5<br />

JUNGRICHTER, R. (1994): Die Oberförsterei Grünhaus. - (= Finsterwalder Heimatkalender, Sonder-<br />

heft; 11), S.6-14<br />

KATZUR, J. (2000): Bergbausanierung - Eine volkswirtschaftlich notwendige Investition. - perspektive<br />

21, Jg. 4, S. Heft 11, S. 16-28.<br />

LANDECK, I./ WIEDEMANN, D. (2000): NSG Grünhaus – Ein geplantes Naturschutzgebiet in der<br />

Bergbaufolgelandschaft. - (= Natur und Landschaft in der Niederlausitz, Nr. 20), S. 3-20<br />

LANDESANSTALT EBERSWALDE (Hrsg.) (2000): Forstwirtschaft im Lebensraum des Auerhahns. –<br />

(=Eberswalde Forstliche Schriftreihe, Band 8). - Eberswalde<br />

LANDESBETRIEB FÜR DATENVERARBEITUNG UND STATISTIK BRANDENBURG (LDSB) (2002):<br />

Statistisches Jahrbuch 2002. - Potsdam<br />

LANDESUMWELTAMT BRANDENBURG (LUA) (2002): Naturschutz in der Bergbaufolgelandschaft –<br />

Fachtagung im Juni 2001. - (= Studien und Tagungsberichte, Band 38). - Cottbus, Potsdam<br />

LEADER II (o.D.): Situationsanalyse des Tourismuspotentials einer Region. – www.rural-<br />

europe.aeidl.be/rural-de/biblio/touris/metho.pdf<br />

MINISTERIUM FÜR LANDWIRTSCHAFT, UMWELTSCHUTZ UND RAUMORDNUNG DES LANDES<br />

BRANDENBURG (MLUR) (Hrsg.) (1999): Regionale Agenda Lausitz-Spreewald.- Potsdam<br />

MINISTERIUM FÜR LANDWIRTSCHAFT, UMWELTSCHUTZ UND RAUMORDNUNG DES LANDES<br />

BRANDENBURG (MLUR) (Hrsg.) (2002): Die Großschutzgebiete Brandenburgs – Einstufung nach<br />

IUCN-Kategorien. – Broschüre (Deutsch/Englisch), Potsdam<br />

MINISTERIUM FÜR LANDWIRTSCHAFT, UMWELTSCHUTZ UND RAUMORDNUNG DES LANDES<br />

BRANDENBURG (MLUR) (Hrsg.) (2003): Lust auf NaTour. – 2. Aufl., Potsdam<br />

MOECKEL, R./ BROZIO, F./ KRAUT, H. (1999): Auerhuhn und Landschaftswandel im Flachland der<br />

Lausitz. – (= Mitte.D.Vereins Sachs. Ornith., 8, Sonderheft 1), S. 202 ff.<br />

NABU-STIFTUNG NATIONALES NATURERBE (NABU) (2001): Brachland der unbegrenzten Mög-<br />

lichkeiten: Ehemaliges Tagebaugebiet Grünhaus. – Faltblatt, Berlin<br />

PEDRO, V (1994): Der Gliech. – (= Finsterwalder Heimatkalender, Sonderheft; 11), S.41-43<br />

74


Tourismuskonzept Grünhaus Literatur- und Quellenverzeichnis<br />

PFLUG, W. (Hrsg.) (1998): Braunkohlentagebau und Rekultivierung – Landschaftsökologie, Folgenut-<br />

zung und Naturschutz. – Berlin, Heidelberg<br />

POETZSCH, J. (1998): Grünhauser Begebenheiten auf Ansichtskarten. – (= Finsterwalder Heimatka-<br />

lender, Sonderheft; 20), S.9-14<br />

RICHTER, K. (1994): Das „alte“ Naturschutzgebiet. – (= Finsterwalder Heimatkalender, Sonderheft;<br />

11), S.47-49<br />

ROTHE, M. (1994): Kleine Episoden – Mahlens-Teich. - (= Finsterwalder Heimatkalender, Sonderheft;<br />

11), S.57<br />

TMB Tourismus-Marketing Brandenburg (2002): Reisejournal 2003 - Gastgeber im Land Brandenburg.<br />

- Potsdam<br />

TMB Tourismus-Marketing Brandenburg (2003): www.reiseland-brandenburg.de/pages/<br />

natur_niederlausitzer_heidelandschaft.html, (Stand 05/2003)<br />

TOURISMUSVERBAND NIEDERLAUSITZ E.V. (TVNL) (Hrsg.) (2003): Marketingplan 2003 des Tou-<br />

rismusverbandes Niederlausitz e.V..- Senftenberg. www.niederlausitz.de/web/top3.ueberuns.htm<br />

TOURISMUSVERBAND NIEDERLAUSITZ E.V. (TVNL) (Hrsg.) (2003a): Niederlausitz eine Ferienre-<br />

gion im Umbruch. - Presseinformation. www.niederlausitz.de/web/top2.presse.htm<br />

UMWELTBUNDESAMT (Hrsg.) (1994): Ökologischer Sanierungs- und Entwicklungsplan Niederlausitz<br />

– Forschungsbericht, Band 1. - Berlin<br />

UNKENSTEIN, H.-D. (1994): Nachtrag zur Oberförsterei. - (= Finsterwalder Heimatkalender, Sonder-<br />

heft; 11), S.17<br />

Internetseiten<br />

www.brandenburg.de/land/mlur/n/sielmann.htm, Stand 05/2003<br />

www.brandenburg.de/land/mlur/n/niederla.htm, Stand 05/2003<br />

www.braunkohle.net, Stand 05/2003<br />

www.grossschutzgebiete.brandenburg.de, Stand 05/2003<br />

www.iba-fuerst-pueckler-land.de, Stand 05/2003<br />

www.iba-see.de Stand 05/2003<br />

www.lauchhammer.de, Stand 04/2003<br />

www.lausitz-stark.de/BevölkerungLausitz.htm, Stand 28.04.03<br />

www.lmbv.de, Stand 04/2003<br />

75


Tourismuskonzept Grünhaus Literatur- und Quellenverzeichnis<br />

www.lonline.de/region/sachsen, Stand 05/2003<br />

www.niederlausitzerheidelandschaft.de/Artenvielfalt.htm, Stand 04/2003<br />

www.wanninchen.de, Stand 05/2003<br />

www.wanninchen.de tvw-fs.html, Stand 05/2003<br />

Expertengespräche<br />

APEL, H., Tourismusverband Elbe-Elster-Land, mdl. am 10.04.2003<br />

ROEHRSCHEID, Stefan Dr., NABU-Stiftung „Nationales Naturerbe“, mehrfach mündlich<br />

ROTHE, Manfred, Mitglied des Vereins „Finsterwalder Heimatkalender“ mündlich am 28.05.2003<br />

Frau SCHABITZ, Mitarbeiterin der Verwaltung des Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft, mdl.<br />

am 10.04.2003<br />

THIELEMANN, Lars, Leiter der Verwaltung des Naturpark Niederlausitzer Heidlandschaft, mdl. am<br />

10.04.2003<br />

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