tourismuskonzept grünhaus
tourismuskonzept grünhaus
tourismuskonzept grünhaus
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Fachbereich Wirtschaft und Landschaftsnutzung / Naturschutz<br />
MASTERSTUDIENGANG „NACHHALTIGER TOURISMUS“<br />
MODUL 9: PROJEKTARBEIT<br />
Sommersemester 2003<br />
TOURISMUSKONZEPT GRÜNHAUS<br />
Projektbetreuer: Prof. Dr. Wolfgang Strasdas<br />
Dr. Stefan Röhrscheid (NABU-Stiftung)<br />
Studierende: Synthia Groß (Matrikelnummer.: 620211)<br />
Eberswalde, 11.Juli 2003<br />
Runa Zeppenfeld (Matrikelnummer: 620205)
Tourismuskonzept Grünhaus Inhaltsverzeichnis<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Einleitung 1<br />
2. Methodik 1<br />
3. Die Lausitz 3<br />
3.1 Regionale und administrative Abgrenzung 3<br />
3.2 Der Naturraum 4<br />
3.3 Der Wirtschaftsraum 4<br />
3.4 Die historische Entwicklung der Braunkohlenindustrie<br />
in der Region 4<br />
3.5 Strukturwandel im Lausitzer Braunkohlenrevier 5<br />
3.6 Auswirkungen und Folgeschäden der Bergbaunutzung 6<br />
4. Das Gelände Grünhaus 8<br />
4.1 Der Bergbau 8<br />
4.2 Planerische Grundlagen 8<br />
Seite<br />
4.2.1 Grünhaus = Vorrangfläche für den Naturschutz 8<br />
4.2.2 Grünhaus = Prioritäre Naturschutzfläche 8<br />
4.2.3 Schutzwürdigkeitsgutachten 9<br />
4.3 Situationsanalyse 9<br />
4.3.1 Lage, Größe und Naturraum des Gebietes 9<br />
4.3.2 Charakteristik 10<br />
4.3.3 Besonderheiten 10<br />
4.3.4 Landschaftsbild 11<br />
4.3.5 Infrastruktur 12<br />
4.4 Touristisches Angebot 13<br />
4.5 Historische Analyse 13<br />
4.5.1 Ortsgeschichte 13<br />
4.5.2 Forstgebiet Grünhaus 15<br />
4.5.3 Das alte Naturschutzgebiet Grünhaus 16<br />
I
Tourismuskonzept Grünhaus Inhaltsverzeichnis<br />
5. Marktanalyse 18<br />
5.1 Akteursanalyse 18<br />
5.1.1 Methodik 18<br />
5.1.2 Die Naturschutzakteure 19<br />
5.1.2.1 Die Großschutzgebiete der Region 19<br />
5.1.2.2 Die Arbeit deutscher Naturschutzorganisationen 21<br />
5.1.3 Akteure der Bergbau- und Kulturgeschichte 23<br />
5.1.3.1 IBA – Internationale Bauausstellung Fürst – Pückler<br />
– Land 23<br />
5.1.3.2 Die Regionale Initiative K.A.N.N. 25<br />
5.1.3.3 Lausitzer Zeitreise 26<br />
5.1.3.4 Der Kulturbund e.V. ; Der Finsterwalder Heimatkalender 26<br />
5.1.4 Die touristischen Akteure 26<br />
5.1.4.1 Die Reiseregion Elbe-Elster-Land 27<br />
5.1.4.2 Die Reiseregion Niederlausitz 28<br />
5.1.4.3 Die Reiseregion Spreewald/Teilregion Niederlausitzer<br />
Land 29<br />
5.1.4.4 Die Stadt Cottbus 30<br />
5.1.5 Sonstige Akteure 30<br />
5.1.5.1 Die Lausitz-Initiative und die Regionale Planungs-<br />
gemeinschaft Lausitz-Spreewald 30<br />
5.1.5.2 Die Kommunen 31<br />
5.1.6 Zusammenfassung Akteursanalyse 31<br />
5.2 Nachfrageanalyse 33<br />
5.2.1 Primäranalyse 33<br />
5.2.2 Sekundäranalyse 33<br />
5.3 Trendanalyse 35<br />
6. SWOT – Analyse 37<br />
6.1 Die Stärken – Schwächen – Analyse 37<br />
6.1.1 Stärken 37<br />
6.1.2 Schwächen 38<br />
6.2 Die Chancen – Risiken – Analyse 39<br />
6.2.1 Chancen 39<br />
6.2.2 Risiken 40<br />
II
Tourismuskonzept Grünhaus Inhaltsverzeichnis<br />
7. Leitbild 42<br />
8. Entwicklungsziele 43<br />
9. Handlungsempfehlungen 44<br />
9.1 Handlungsempfehlungen für Szenario 1 44<br />
9.2 Handlungsempfehlungen für Szenario 2 44<br />
10. Fazit 46<br />
Glossar 47<br />
Anhänge 48<br />
Literatur- und Quellenverzeichnis 73<br />
III
Tourismuskonzept Grünhaus Inhaltsverzeichnis<br />
Tabellen / Grafikverzeichnis<br />
Tabelle 1: Braunkohlenförderung (in Mio. Tonnen) 5<br />
Tabelle 2: Bevölkerungsdichte der Landkreise am 31.12.2001 7<br />
Seite<br />
Tabelle 3: Tourismusakteure in der Lausitz 27<br />
Tabelle 4: Akteursmatrix 32<br />
Tabelle 5: Prognostizierte Altersentwicklung Region Lausitz-Spreewald<br />
von 1995 bis 2015 33<br />
Tabelle 6: Bevölkerung 1981 und 2001 nach Verwaltungsbezirken 34<br />
Tabelle 7: Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte 2000 nach<br />
Verwaltungsbezirken und Stellung im Beruf 34<br />
Tabelle 8: Arbeitslosenquote 35<br />
Grafik 1: Themenfelder des Gebietes Grünhaus 17<br />
Grafik 2: Entwicklungsziele 43<br />
IV
Tourismuskonzept Grünhaus Einleitung / Methodik<br />
1. Einleitung<br />
Grünhaus, ein seit 1980 stillgelegtes Braunkohlentagebaugelände in der Lausitz, wird in diesem Jahr<br />
in den Privatbesitz der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe übergehen. Oberstes Ziel ist die Siche-<br />
rung der Flächen für eine naturschutzfachliche Entwicklung. Eine untergeordnete Rolle wird die Ein-<br />
führung eines eingeschränkten Besucherverkehrs spielen.<br />
Die vorliegende Arbeit entstand im Sommersemester 2003 Rahmen einer semesterbegleitenden Pro-<br />
jektarbeit. Ziel der Arbeit war es, dass im Studium erlernte theoretische Wissen über den (nachhalti-<br />
gen) Tourismus auf eine praktische Aufgabe anzuwenden.<br />
Mit dem Projekt Grünhaus entschieden wir uns für ein Thema aus dem Bereich „Entwicklung von na-<br />
turnahem Tourismus in einem Schutzgebiet“. Die Beschäftigung mit der Thematik Freizeit und Erho-<br />
lungsnutzung in den Bergbaufolgelandschaften der Lausitz - dieser mitten im Strukturwandel befindli-<br />
chen Region - erwies sich im Laufe der Arbeit als viel komplexer und verworrener als zunächst ange-<br />
nommen. So war es eine große Herausforderung, im vorgegebenen Zeitrahmen alle Aspekte der Auf-<br />
gabe angemessen zu berücksichtigen, ohne den Blick für das Wesentliche zu verlieren.<br />
2. Methodik<br />
Im Januar 2003 wurde uns das Projekt „Tagebaufolgelandschaft Grünhaus“ erstmalig von Dr. Stefan<br />
Röhrscheid, Mitglied der Stiftung Nationales Naturerbe des Naturschutzbundes Deutschland (NABU),<br />
mit der Bitte eine Analyse des örtlichen und regionalen Tourismuspotentials durchzuführen, vorge-<br />
stellt. Nachdem uns das betreffende Gelände detaillierter, mit den Nutzungsvorstellungen des NABU<br />
präsentiert wurde, begannen wir unsererseits ein so genanntes ‚Brainstorming’ zu dem entsprechen-<br />
den Thema durchzuführen. Im Mittelpunkt standen Fragen wie: Was wollen wir erarbeiten? Worauf<br />
läuft es hinaus? Wie sollen wir vorgehen?.<br />
Nach einer erneuten Absprache mit Dr. Stefan Röhrscheid sowie unserem Betreuer Prof. Dr. Wolf-<br />
gang Strasdas einigten wir uns dann auf die Durchführung einer touristischen Machbarkeitsstudie für<br />
das Gebiet. In diesem Zusammenhang erstellten wir uns einen Zeitplan für die weitere Vorgehenswei-<br />
se und versuchten die Frage zu klären: Was beinhaltet eine Machbarkeitsstudie? Hierfür nutzten wir<br />
diverse Vorlesungsunterlagen und Sekundärliteratur, u. a. vom Büro für Tourismus- und Erholungs-<br />
planung (BTE).<br />
Nach dem Anlesen und einer weiteren Absprache mit Prof. Dr. Strasdas wurde deutlich, dass es kein<br />
einheitliches Bearbeitungsschema für eine Machbarkeitsstudie gibt. Daraufhin stellten wir uns erneut<br />
die Frage, was wir tatsächlich untersuchen sollen und entschieden uns für die Bearbeitung einer Tou-<br />
rismuskonzeption. Für die weitere Vorgehensweise stellten wir in Anlehnung an die verwendete Se-<br />
kundärliteratur unsere folgenden eigenen Analyseschritte auf:<br />
1. Situationsanalyse des Untersuchungsraums<br />
2. Marktanalyse<br />
3. SWOT – Analyse<br />
4. Leitbild<br />
5. Entwicklungsziele<br />
1
Tourismuskonzept Grünhaus Einleitung / Methodik<br />
6. Handlungsempfehlungen<br />
7. Fazit<br />
Für die Bearbeitung wählten wir einen Mix aus Primär- und Sekundäranalyse. Nachdem wir uns im<br />
Rahmen einer Ortsbegehung mit dem Gebiet Grünhaus vertraut gemacht hatten, führten wir diverse<br />
Expertengespräche durch und nahmen Kontakt zu hilfreichen Organisationen und Vereinen auf.<br />
Mit den Informationen aus der Feldforschung, der Gespräche und der Auswertung von Broschüren,<br />
Literatur und Internetveröffentlichungen arbeiteten wir systematisch an der Konzeption. Nachdem wir<br />
uns mit der Region und dem Gelände vertraut gemacht hatten, führten wir eine Marktanalyse Akteurs-<br />
, Nachfrager- und Trendanalyse) durch. Anhand der so gewonnen Ergebnisse vollzogen wir eine<br />
SWOT – Analyse, wo wir die Stärken und Schwächen des Gebietes sowie die Chancen und Risiken<br />
der Region herausarbeiteten. Die daraus gewonnenen Resultate nutzten wir für die Erstellung eines<br />
Leitbildes, der Entwicklungsziele und letztendlich gaben wir Handlungsempfehlungen für die Weiterentwicklung<br />
des Geländes Grünhaus.<br />
2
Tourismuskonzept Grünhaus Die Lausitz<br />
3. Die Lausitz<br />
3.1 Regionale und administrative Abgrenzung<br />
Da uns die Region Lausitz zu Beginn unserer Arbeit ein vollkommen unbekannter Raum war, machten<br />
wir uns zunächst mit ihren wichtigsten Daten und Fakten vertraut. Hierbei beschäftigten wir uns so-<br />
wohl mit dem Natur- und Wirtschaftsraum als auch mit der Problematik der Auflösung des homogenen<br />
Raums Lausitz in diverse Verwaltungs- und Fremdenverkehrsgebiete nach der Wiedervereinigung.<br />
Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts wurde die Lausitz als einheitliche Region aufgefasst, die in zwei<br />
Verwaltungsbezirke untergliedert war: die Mark Lausitz im Norden und die Mark Meissen im Süden,<br />
die Trennungslinie bildete die Schwarze Elster. Mit der Zeit setzten sich die Bezeichnungen Nieder-<br />
lausitz für den nördlichen und Oberlausitz für den südlichen Bereich durch.<br />
Das Projektgebiet ‚Grünhaus’ liegt in der Region der Niederlausitz, die sich zu beiden Seiten der unte-<br />
ren Spree bis zur Lausitzer Neiße, heute die Grenze zu Polen, erstreckt (REINHARDT 2001,<br />
S.12)(siehe Anhang, Karte1).<br />
Die Lausitz ist eine extrem periphere Region, die am südlichen Rand des Norddeutschen Tieflandes<br />
im äußersten Osten sowohl der Bundesrepublik Deutschland als auch (bis Mai 2004) der Europäi-<br />
schen Union gelegen ist. Die Entfernung zu Berlin beträgt ca. 100 km, zum Verdichtungsraum Dres-<br />
den sind es ca. 70 km. Auch wenn die Lausitz außer natürlichen Grenzen, keine klare Abgrenzungen<br />
besitzt, verteilt sie sich zu ca. zwei Drittel auf den Südosten Brandenburgs und zu etwa ein Drittel auf<br />
den Nordosten Sachsens (REINHARDT 2001, S. 18). Die wichtigste Industrieregion der Lausitz ist das<br />
„Lausitzer Braunkohlenrevier“.<br />
Zu DDR-Zeiten war das nördliche Gebiet „Niederlausitz“ dem Bezirk Cottbus zugeteilt, die südlicher<br />
gelegene „Oberlausitz“ gehörte zum Bezirk Dresden. Mit der Wiedervereinigung 1990 wurde „eine<br />
strukturell zusammengehörige Region mit zahlreichen historischen Verflechtungen und Pendlerbezie-<br />
hungen“ auf verschiedene Bundesländer und Landkreise aufgeteilt und damit völlig zerrissen (REIN-<br />
HARDT 2001, S. 18ff).<br />
So findet man Teile der Lausitz heute unter den folgenden Verwaltungseinheiten:<br />
Brandenburg<br />
� der Osten des Elbe-Elster-Kreises,<br />
� der südliche Teil des Landkreises Dahme-Spreewald,<br />
� der Kreis Oberspreewald-Lausitz,<br />
� der Kreis Spree-Neiße,<br />
� die Stadt Cottbus,<br />
die zusammen die Planungsregion Lausitz-Spreewald bilden.<br />
Sachsen<br />
� das nördliche Gebiet des Kreises Kamenz,<br />
� Teile des Niederschlesischen Oberlausitzkreises,<br />
� die Stadt Hoyerswerda,<br />
die zusammen die Planungsregion Oberlausitz-Niederschlesien bilden (BEU 2001, S. 74 ff.).<br />
3
Tourismuskonzept Grünhaus Die Lausitz<br />
3.2 Der Naturraum<br />
Die Lausitz ist ein eiszeitlich überprägtes, ursprünglich slawisches Siedlungsgebiet. Die Abgrenzung<br />
des Raumes Niederlausitz definiert sich nach den Braunkohlevorkommen und nicht nach der<br />
Landschaft. Die Region umfasst ca. 6700km² mit 770.000 Einwohnern (UMWELTBUNDESAMT 1994,<br />
S.7). Landschaftskundlich betrachtet liegt die Niederlausitz im Übergangsbereich vom<br />
nordostdeutschen Tiefland zum ostsächsichen Hügel- und Bergland. Die Niederlausitz setzt sich aus<br />
mehreren Großlandschaften zusammen:<br />
- im Nordwesten befinden sich kleine Teile des Hohen Fläming und der Mitteldeutschen Platte<br />
und Niederung,<br />
- im Nordosten befindet sich der Spreewald und das Ostbrandenburgische Heide- und<br />
Seengebiet,<br />
- über den Mittelteil erstreckt sich das Lausitzer Becken- und Heideland, in welchem sich das<br />
Projektgebiet ‚Grünhaus’ befindet<br />
- im Südwesten durchzieht sich das Elbe-Mulde Tiefland und<br />
- im Südosten liegt die Oberlausitzer Heidelandschaft (UMWELTBUNDESAMT 1994, S.7).<br />
Naturräumlich gliedert sich die Niederlausitz in das Baruther Urstromtal im Norden und das Lausitzer<br />
Urstromtal im Süden, getrennt durch den stärker reliefierten Niederlausitzer Grenzwall<br />
(UMWELTBUNDESAMT 1994, S.7).<br />
Die Ablagerungen der Eiszeit hinterließen vorwiegend Sand-, lehmige Sand- und sandige Lehmbö-<br />
den, die den Waldreichtum der Region, aber auch die geringe Fruchtbarkeit der Äcker erklären. Das<br />
leicht kontinentale Westwind-Klima der Lausitz ist durch heiße, trockene Sommer und kalte Winter<br />
charakterisiert, dessen Wirkung im Sommer durch die dunklen Tagebauflächen und das flache Land<br />
mit nur wenigen Wasserkörpern verstärkt wird (REINHART 2001, S.23).<br />
3.3 Der Wirtschaftsraum<br />
Neben dem Rheinischen Braunkohlenrevier in Nordrhein-Westfalen (etwa 35 Mrd. t Fördermenge bis<br />
heute) und dem Mitteldeutschen Braunkohlenrevier um die Stadt Leipzig (Sachsen/Sachsen-Anhalt<br />
mit etwa 9 Mrd. t Fördermenge) zählt das Lausitzer Braunkohlenrevier (etwa 13 Mrd. t) zu den drei<br />
bedeutendsten Braunkohletagebaugebieten Deutschlands. In den drei Regionen wurden 98% der<br />
deutschen Braunkohle gewonnen (PFLUG 1998, S. 6ff.).<br />
30% der Arbeitnehmer waren bis 1989 in der Braunkohlen- und Energiewirtschaft tätig. Vier<br />
Großkraftwerke sowie Zuliefer- und Folgebetriebe (Schwermaschinenbau, chem. Industrie) prägten<br />
das Bild. Weitere Schwerpunkte waren die Textil- und die Glasindustrie sowie die Landwirtschaft.<br />
Der starke Rückgang der Braunkohlenförderung (bis 1992 um 54%) und damit gekoppelt der Zuliefer-<br />
und Folgebetriebe, der weitgehende Zusammenbruch der Textil- und Glasindustrie und der<br />
Landwirtschaft sowie Rationalisierungsmaßnahmen führten zu einem starken Beschäftigungsabbau<br />
(UMWELTBUNDESAMT 1994, S.9).<br />
3.4 Die historische Entwicklung der Braunkohlenindustrie in der Region<br />
In einem alten sorbischen Lied heißt es „Gott schuf die Lausitz und der Teufel gab die Kohle dazu“.<br />
Die Braunkohle war der Auslöser für eine grundlegende Umgestaltung der Region. Braunkohlebagger<br />
4
Tourismuskonzept Grünhaus Die Lausitz<br />
fraßen sich durch die traditionelle Lausitzer Kulturlandschaft, gingen über Dörfer hinweg und schufen<br />
tiefe Löcher, wo einst Hügel und Wälder waren. Allein im Raum Lauchhammer-Finsterwalde wurden<br />
seit 1840 110km² Kulturlandschaft abgebaggert und umgelagert (NABU 2001, S.1).<br />
Erste Braunkohlenfunde wurden bereits 1789 bei Lauchhammer gemacht. In den folgenden Jahrzehn-<br />
ten entwickelte sich die Braunkohle zum preisgünstigen Brennstoff für die in der Lausitz angesiedelten<br />
Industrien (v. a. Glas- und Textilindustrie) (REINHART 2001, S.21). Bis zum Zweiten Weltkrieg hatte<br />
sich daraus eine ganze Industriebranche um die Braunkohle entwickelt (Tagebaue, Brikettfabriken,<br />
Kokereien etc.), die zum wichtigsten Arbeitgeber der Region geworden war, und tausende Arbeiter in<br />
das bis dahin dünnbesiedelte Gebiet zog. Es entstanden Werkssiedlungen und Industriedörfer (IBA<br />
1999, S. 8).<br />
1957 beschloss der Ministerrat der DDR, den Bezirk Cottbus zum Kohle - und Energiezentrum auszu-<br />
bauen. Die Braunkohle wurde zum wichtigsten Energieträger des Landes. Die Abbaugebiete fraßen<br />
sich immer tiefer in die Landschaft ein. Bis 1990 waren 8% der Gesamtfläche des ehemaligen Bezir-<br />
kes Cottbus durch den Bergbau in Anspruch genommen worden (REINHART 2001, S.21).<br />
Da das Geld für die Rekultivierung stillgelegter Tagebaue zu DDR – Zeiten fehlte, entwickelten sich<br />
weite Teile der Region zu riesigen „Mondlandschaften“. Bis 1993 wurden aus diesem Grund 77 Dörfer<br />
gänzlich und 47 teilweise abgebrochen; die Zahl der dabei amtlich registrierten Umsiedler betrug ins-<br />
gesamt 14.466 (REINHART 2001, S. 22).<br />
Die Einstellung der Bevölkerung zum Braunkohlentagebau war wohl angesichts dieser Tatsachen<br />
eher ambivalent. Einerseits zerstörte er massiv die Landschaft und die Natur, andererseits war er der<br />
Hauptarbeitgeber in einer vollkommen monostrukurierten Region, die für das wirtschaftliche Überle-<br />
ben der DDR herausragende Bedeutung hatte.<br />
3.5 Strukturwandel im Lausitzer Braunkohlenrevier<br />
Mit der Wiedervereinigung verlor die Braunkohle ihre Bedeutung als Energieträger. Die meisten Anla-<br />
gen wurden stillgelegt, die verbliebenen Tagebaue, Brikett- und Verarbeitungsbetriebe wurden unter<br />
dem Dach der Lausitzer Braunkohlen AG (LAUBAG) vereint. Von den 17 Tagebauen, die 1989 noch<br />
in Betrieb waren, wurden nur die 5 lukrativsten weitergeführt. Entsprechend ging die Fördermenge von<br />
183 Mio. Tonnen 1989 auf 50 Mio. Tonnen im Jahr 1999 zurück (siehe Tabelle1).<br />
Tab. 1: Braunkohlenförderung (in Mio. Tonnen)<br />
Jahr 1870 1900 1931 1960 1989 1999<br />
Fördermenge O,4 9,7 20,5 30,0 183,0 50,0<br />
Quelle: REINHART 2001, S.27<br />
Die Zahl der Bergbaubeschäftigten sank von ca. 79.000 im Jahr 1989 auf 5.723 im Februar 2001.<br />
Auch die Übernahme einiger Arbeiter in die Abwicklungsgesellschaft für die stillgelegten Tagebauflä-<br />
chen (Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbaugesellschaft (LMBV)) konnte die einsetzende Massenar-<br />
beitslosigkeit nicht bremsen. Bis heute liegen die Arbeitslosenzahlen der Landkreise in der Region<br />
stabil bei ca. 20 - 23 % (LDSB 2002, S.14).<br />
So befindet sich das Lausitzer Braunkohlenrevier in einem Strukturwandel, der zwar auf den ersten<br />
Blick ähnlich dem des Ruhrgebietes in den 80er/90er Jahren des letzten Jahrhunderts erscheint, der<br />
5
Tourismuskonzept Grünhaus Die Lausitz<br />
in seiner Komplexität und Schwierigkeit die Wandlung des Ruhrgebiets jedoch um einiges übertrifft.<br />
Viele Rahmenbedingungen in der Lausitz sind ungünstiger: eine extrem monostrukturierte Wirtschaft,<br />
die dünne Besiedlung, die massive Abwanderung gerade der jungen Bevölkerung, die hohen Arbeits-<br />
losenzahlen bei einer extrem peripheren Lage etc.. Hinzu kommen die ökologischen Altlasten und<br />
eine völlig verwüstete Landschaft, die nur mit hohem finanziellen Aufwand und planerischem Geschick<br />
erfolgreich neu gestaltet werden kann.<br />
„Zurückgeblieben sind eine ökologische Zerstörung und Belastung von immensem Ausmaß, die<br />
zugleich ein ganzes Bündel an sozialen, ökonomischen und siedlungsstrukturellen Problemen im<br />
Schlepptau hinter sich her zog. Zurückgeblieben ist auch ein gebrochenes Selbstbewusstsein in der<br />
Bevölkerung, die in den (größtenteils bereits ausgeräumten) Trümmern ihrer Vergangenheit steht und<br />
nur wenig Zukunftsperspektiven ausmacht“ (REINHART 2001, S.32).<br />
3.6 Auswirkungen und Folgeschäden der Bergbaunutzung<br />
Bis in die 70er Jahre standen die Abbauvorgänge in einem ausgewogenen Verhältnis zu den Rekulti-<br />
vierungsleistungen. In den Folgejahren wurden die Förderleistungen ständig erhöht und zurück blie-<br />
ben großflächige Landschaftszerstörungen, verbunden mit gravierenden Belastungen von Boden,<br />
Wasser, Luft, Vegetation und Tierwelt.<br />
Alle stillgelegten Braunkohlentagebaue der ehemaligen DDR gingen bzw. gehen in die Hand der Lau-<br />
sitzer und Mitteldeutschen Bergbauverwaltungsgesellschaft (LMBV) über, die die Sanierungsplanung<br />
und –durchführung im Rahmen des Bundesberggesetzes übernimmt. Neben der Wiederherstellung<br />
der Bodenqualität, der Regulierung des Wasserhaushalts und der Wasserqualität, ist sie verantwort-<br />
lich für die Stabilisierung der Böschungsflächen gegen „Setzungsfließen“. Hat sie ihre Aufgaben er-<br />
füllt, werden die Flächen „aus dem Bergrecht entlassen“ und veräußert. Gleiches geschieht derzeit mit<br />
dem Untersuchungsgebiet „Grünhaus“.<br />
Mit dem Ende des aktiven Bergbaus soll das Grundwasser wieder aufsteigen und sich in den Tage-<br />
baurestlöchern sammeln. Geplant ist die Flutung von 27 ehemaligen Tagebauen, so dass eine zusätz-<br />
liche Wasserfläche von 130 Mio. km² in der Lausitz entstehen wird, welche Auswirkung auch auf das<br />
regionale Klima haben wird.<br />
Der Prozess der Umnutzung der alten Tagebaulandschaften, u.a. zu Erholungslandschaften, steht<br />
noch an seinem Anfang. Die Zugehörigkeit zu zwei Bundesländern und diversen Landkreisen er-<br />
schwert dabei die Koordination regionalpolitischer Strategien.<br />
So entwickelte sich die Idee der Ausrichtung einer Internationalen Bauausstellung (IBA), die den Um-<br />
gestaltungsprozess der mit 5.000 km² „größten Landschaftsbaustelle Europas“ längerfristig begleiten<br />
und fördern sollte.<br />
Erst in den nächsten drei Jahrzehnten, wenn eine Vielzahl der alten Tagebaulöcher ihren endgültigen<br />
Wasserstand erreicht haben werden, wird sich zeigen, wie sich diese, auf dem Reisbrett geplanten,<br />
Gebiete in der Realität bewähren. Landschaftsplanung und Gestaltung bei einer solchen<br />
Flächendimension mit so wenig Vorgaben durch die vorhandenen Gegebenheiten, birgt die Gefahr<br />
der Entstehung von Sterilität, dem Fehlen von Authentischem, von Geborgenheit und Gemütlichkeit in<br />
sich. Oft entstehen Raumstrukturen, die von der Öffentlichkeit nicht angenommen, genutzt und somit<br />
auch nicht belebt werden.<br />
6
Tourismuskonzept Grünhaus Die Lausitz<br />
Ein spezielles Problem der Region ist dabei die dünne Besiedlung (siehe Tabelle 2). Der Bedarf der<br />
lokalen Bevölkerung an Erholungsflächen ist in dem geplanten Ausmaß nicht vorhanden, und wird bei<br />
stetiger Überalterung weiter abnehmen. Es muß also gefragt werden, wie die Flächen einer sinnvollen<br />
Nutzung zugeführt werden können, die auch aus wirtschaftlicher Sicht für die Region ein Gewinn wären.<br />
Tabelle 2 : Bevölkerungsdichte der Landkreise am 31.12.2001<br />
Landkreis Einwohner je km²<br />
Elbe-Elster 68<br />
Oberspreewald-Lausitz 117<br />
Spree-Neiße 91<br />
Zum Vergleich:<br />
Land Brandenburg 88<br />
Deutschland gesamt 230<br />
(Quelle: LDSB 2002, S. 31)<br />
Da sich viele Kommunen einen wirtschaftlichen Aufschwung durch den Aufbau einer touristischen<br />
Infrastruktur (Badestrände, Jachthäfen, Freizeitparks etc.) erhoffen, werden sich wenig Gedanken<br />
über eine mögliche Nutzung und Präsentation der derzeitigen „Zwischenlandschaften“ gemacht. Die<br />
Idee, die Landschaften der natürlichen Sukzession zu überlassen, trifft erst recht nur auf wenig Verständnis.<br />
„Der Umgestaltungsprozess an sich wird nicht als Chance für eine touristische Vermarktung<br />
gesehen und die Hoffnung oft ausschließlich auf den Zustand nach beendeter Sanierung gesetzt.“<br />
(BEU 2001, S. 117).<br />
Die Aufarbeitung der Industriegeschichte der Lausitz kann helfen, der regionalen Bevölkerung ein<br />
Stück Selbstbewusstsein wiederzugeben. Auch für die zukünftigen Generationen ist es wichtig, die<br />
Geschichte des Lausitzer Braunkohlenreviers in der DDR zu dokumentieren, um die besondere Situation<br />
der Region besser verstehen zu können.<br />
Das ehemalige Lausitzer Braunkohlenrevier ist noch aus DDR-Zeiten mit einem Negativimage<br />
behaftet. Das Ruhrgebiet hat vorgemacht, wie ein “Revier” den Strukturwandel von einer Industrie- hin<br />
zu einer Dienstleistungs- und Hochtechnologieregion erfolgreich gestalten kann. Begleitet von einem<br />
geschickten Marketing, hat es das ihm anhaftende Image positiv verwandelt. Es bleibt abzuwarten ob<br />
sich gleiches auch in der Lausitz erreichen läßt.<br />
7
Tourismuskonzept Grünhaus Das Gelände Grünhaus<br />
4. Das Gelände Grünhaus<br />
4.1 Der Bergbau<br />
Das Projektgebiet Grünhaus zählt zu einem der insgesamt 17 aufgeschlossenen Tagebaue im Raum<br />
Lauchhammer, zu dem Tagebau Kleinleipisch. Die Geschichte des Tagebaues Kleinleipisch nahm<br />
1911 mit der Aufschlußbaggerung ihren Anfang. Die Kohleförderung begann im Jahr 1912. 1931 wur-<br />
de der Tagebau mit einer Förderbrücke ausgerüstet. 1976 mussten die damals 45 Einwohner von<br />
Grünhaus schließlich ihren Heimatort verlassen, da im Zuge des Bergbaus die Ortschaft abgebaggert<br />
wurde. Schon 4 Jahre später, am 27. August 1980, nach Erreichen der Endstellung verließ der letzte<br />
Kohlezug die Grube.<br />
4.2 Planerische Grundlagen<br />
4.2.1 Grünhaus = Vorrangfläche für den Naturschutz<br />
Wie bereits erwähnt, übernahm nach der Wiedervereinigung Deutschlands die Lausitzer und Mittel-<br />
deutsche Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) als Rechtsnachfolgerin der Braunkohlenkombinate<br />
die Verantwortung der ostdeutschen Braunkohlentagebaue. Im Raumordnungsplan des Landes Bran-<br />
denburg wurden die Art und der Umfang der Wiedernutzbarmachung festgelegt. In den Plänen der<br />
Raumplanung und in den Abschlussbetriebsplänen der LMBV wurden unter anderem Vorrangflächen<br />
für eine Naturschutznutzung ausgewiesen (HENNEK und UNSELT 2002, S.25).<br />
Die Sanierungsplanung sieht in den zu sanierenden Tagebauflächen so genannte „Renaturierungs-<br />
und Sukzessionsflächen“ bzw. „Vorrangflächen für Arten- und Biotopschutz“ vor. Die Ausweisung von<br />
Vorranggebieten für den Naturschutz in den Sanierungsplänen und die Einrichtung von großflächigen<br />
Schutzgebieten in der Bergbaufolgelandschaft kann einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der ökolo-<br />
gischen Leistungsfähigkeit dieser „Lebensräume aus zweiter Hand“ leisten. Das Gebiet Grünhaus<br />
wurde als besonders wertvoll eingestuft. Einen Kernbereich des zukünftigen Naturschutzgebietes<br />
„Bergbaufolgelandschaft Grünhaus“ stellt der bereits 1989/90 als Naturschutzvorrangfläche gestaltete<br />
Bereich des ehemaligen Tagebaus Kleinleipisch dar, in dem auch die 1975 überbaggerte Ortschaft<br />
Grünhaus lag (www.niederlausitzerheidelandschaft.de/Artenvielfalt.htm, Stand 04/2003).<br />
4.2.2 Grünhaus = Prioritäre Naturschutzfläche<br />
Das Landesumweltamt Brandenburg (LUA) in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Landwirt-<br />
schaft, Umweltschutz und Raumordnung (MLUR) des Landes Brandenburg und dem Bundesamt für<br />
Naturschutz (BfN) setzt sich seit 2000 verstärkt für die Belange des Naturschutzes in den Bergbaufol-<br />
gelandschaften Südbrandenburgs ein (Landesumweltamt Brandenburg (LUA) 2002, S.3). In diesem<br />
Zusammenhang wurden 33 „Prioritäre Naturschutzflächen“ herausgearbeitet, darunter mit der Listen-<br />
Nr.06 ‚Grünhaus-Koyne’ mit einer Größe von 1888ha (Landesumweltamt Brandenburg (LUA) 2002,<br />
S.6).<br />
8
Tourismuskonzept Grünhaus Das Gelände Grünhaus<br />
Für die Bestimmung der „Prioritären Naturschutzflächen“ wurden Flächenkonzeptionen des LUA, der<br />
unteren Naturschutzbehörden der Landkreise, des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) und der<br />
LMBV einbezogen (Landesumweltamt Brandenburg (LUA) 2002, S.5).<br />
Die LMBV erarbeitete hierfür in enger Zusammenarbeit mit den Umweltministerien der Länder sowie<br />
dem BfN eine Auswahl ökologisch wertvoller Kerngebiete zur Erreichung von Naturschutzzielen. Die-<br />
se Liste wurde durch das Fachgutachten der LUA ergänzt.<br />
Insgesamt wurden durch die LMBV 30 Gebiete in Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt ausge-<br />
wählt. Zu den 11 „ökologisch wertvollen“ Flächen im Land Brandenburg zählt auch das Gebiet „Grün-<br />
haus-Koyne“ (LMBV-Nr. BN001), dem größten unzerschnittenen „ökologisch wertvollen“ Gebiet Bran-<br />
denburgs (www.lmbv.de, Stand 04/2003). Die LMBV ist auf der Suche nach neuen Eigentümern für<br />
dieses Flächen, um diese zielgerichtet naturschutzfachlich zu entwickeln (www.lmbv.de, Stand<br />
04/2003).<br />
Die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe wurde durch das Gutachten des Landesumweltamtes Bran-<br />
denburg auf die Größe und das immense Entwicklungspotential der Fläche Grünhaus im Jahr 2001<br />
aufmerksam und entschloss sich diese Flächen zu erwerben.<br />
4.2.3 Schutzwürdigkeitsgutachten<br />
In einem Schutzwürdigkeitsgutachten der LMBV wurde „…die Schutzwürdigkeit des geplanten NSGs<br />
aufgrund der Größe, Unzerschnittenheit, der siedlungs- und verkehrsfernen Lage, den aktuell vor-<br />
kommenden Biotoptypen, Arten und Biozönosen in hoher Biotop- und Strukturvielfalt sowie den zu<br />
erwartenden potentiellen Biotoptypen, Arten, Biozönosen und Funktionen, die durch Sukzession oder<br />
gezielte Maßnahmen noch wirksam werden oder werden können….“ bestätigt (HENNEK und UNSELT<br />
2002, S.74).<br />
Das Gutachten über die prioritäre Naturschutzfläche ‚Grünhaus’ ist eine Argumentationshilfe bei Ab-<br />
sprachen bezüglich Sanierungsabsichten mit der LMBV.<br />
Bereits 1990 erfolgte eine einstweilige Sicherung der ersten 200ha von insgesamt 1888ha Fläche,<br />
bestehend aus einer kulturfeindlichen, tertiären Brückenkippe, einer Hochkippe mit Geschiebemergel-<br />
abdeckung und 2 Restlochseen, als Naturschutzgebiet (LANDECK 2000, S.18).<br />
4.3 Situationsanalyse<br />
4.3.1 Lage, Größe und Naturraum des Gebietes<br />
Das Projektgebiet Grünhaus liegt im Landkreis Elbe-Elster, zwischen den Orten Finsterwalde und<br />
Lauchhammer, nördlich des Ortsteils Grünwalde. Das Gelände befindet sich zudem im östlichen<br />
Randbereich des Naturparks „Niederlausitzer Heidelandschaft“.<br />
Das geplante 1888 ha große Naturschutzgebiet liegt an der Westgrenze des Niederlausitzer Braun-<br />
kohlenreviers und bildet damit die westliche „Eintrittspforte“ der Bergbaufolgelandschaft. Das Gebiet<br />
erstreckt sich mit einer Länge von ca. 6km und einer maximalen Breite von 3,5km von Norden nach<br />
Süden. An der größten Längsausdehnung hat es direkten Kontakt zu älteren Kippenflächen, was sich<br />
günstig auf die Wiederansiedlung der heimischen Flora und Fauna auswirkt (HENNEK und UNSELT<br />
2002, S.26).<br />
9
Tourismuskonzept Grünhaus Das Gelände Grünhaus<br />
4.3.2 Charakteristik<br />
Im Rahmen eines Flurbereinigungsverfahrens werden derzeit diverse Aufforstungsmaßnahmen, vor-<br />
rangig am Rande des Gebietes, durchgeführt. Auf dem gesamten Gelände wurden nach Grundlage<br />
der LMBV bereits breite Windschutzstreifen und Hecken gepflanzt.<br />
Die Sanierungsarbeiten werden sich mindestens bis zum endgültigen Grundwasseranstieg 2010 hin-<br />
ziehen. Insgesamt werden 268 ha Wasserfläche entstehen. Die Sanierung des Gebietes ist bis heute<br />
zu etwa 70% abgeschlossen. Entstehende Arten- und Biotoptypenmosaike werden zu einer hohen<br />
Arten- und Formenmannigfaltigkeit führen (www.lmbv.de, Stand 04/2003).<br />
Bei dem geplanten Naturschutzgebiet „Bergbaufolgelandschaft Grünhaus“ handelt es sich um ein<br />
Komplexbiotop. Neben durch den Bergbau entstandenen tertiären Brückenkippen, quartären Absetz-<br />
hochschüttungen und Böschungen, uferfernen Steilböschungen und Sandrohbodenzonen, Ufer- und<br />
Flachwasserzonen, offenen Röhrichtbiotopen sind auch Wald- und Grasflächen vorhanden. Diese<br />
unterschiedlichen Standortverhältnisse stellen bergbauspezifische Habitate dar, welche gefährdeten<br />
und vom Aussterben bedrohten Arten eine Ansiedlung im Gewässer- und Feuchtbereich sowie auf<br />
grundwasserfernen Kippenflächen ermöglicht. Ein teilweise noch naturnaher Waldkomplex (Grünhau-<br />
ser Forst) schließt sich im Nordwesten an das geplante Naturschutzgebiet an (www.lmbv.de, Stand<br />
04/2003).<br />
4.3.3 Besonderheiten<br />
Die großflächige Unzerschnittenheit des Gebietes stellt die besondere Bedeutung der Fläche dar. In<br />
den Restlöchern haben sich große Röhrichtbestände entwickelt, in denen eine interessante Vogelfau-<br />
na (z.B. Kranich als Brutvogel) Lebensraum gefunden hat. Auf den terrestrischen Flächen mit weiten<br />
Rohbödenarealen wurden viele seltene Insektenarten nachgewiesen. Zugleich werden sich weitere<br />
Lebensräume für seltene Schilfbrüter und Watvögel herausbilden (www.lmbv.de, Stand 04/2003). Die<br />
bereits vorhandenen und sich stetig weiterentwickelnden Flachwasser- und Uferbereiche, stellen im<br />
Zusammenhang mit den vielen offenen Freiflächen der Umgebung, einen von überregionaler Bedeu-<br />
tung wichtigen Rast- und Schlafplatz der Kraniche dar. Auf ihrem Herbstzug konnten bereits vor 12<br />
Jahren über 1600 Kraniche im Gebiet beobachtet werden (LANDECK 2000, S.24).<br />
Der besondere naturschutzfachliche Wert besteht aus einem Verbund aus Gewässer- und Feuchtöko-<br />
systemen im Komplex mit nährstoffarmen Offenlandbiotopen (HENNEK und UNSELT 2002, S.26).<br />
Am Tag der Artenvielfalt (16.-17.06.2001) veranstaltet von der Zeitschrift GEO, sind im Projektgebiet<br />
über 1300 Arten gezählt worden. Hierbei handelt es sich größtenteils um Insekten und andere Kleinst-<br />
tiere.<br />
Kreisende Greifvögel, wie z.B. Rohrweihen, können heute schon über den Restlöchern entdeckt wer-<br />
den. Der Biber wird entlang der Gewässerufer mit Weidengebüschen erwartet. Nistmöglichkeiten für<br />
Eisvögel und Uferseeschwalben bieten die in Deutschland selten gewordenen Steilböschungen. Auf<br />
den angrenzenden Flächen können sich natürliche Wälder mit einer hohen Strukturfähigkeit entwi-<br />
ckeln (NABU 2001, S.2).<br />
Die Beobachtbarkeit von Tieren ist nur bedingt gegeben. Hierbei handelt sich hauptsächlich um Vögel<br />
in der Kernzone des Gebietes. Das Gebiet Grünhaus bietet eine faszinierende Wildnis der Zukunft.<br />
Die voranschreitende natürliche Sukzession bietet einen stetigen Wandel der Landschaft auf eine<br />
besondere ungelenkte Weise, wie sie in Deutschland heute nur noch selten zugelassen wird. Die in<br />
10
Tourismuskonzept Grünhaus Das Gelände Grünhaus<br />
diesem Zusammenhang entstehenden Zwischenlandschaften besitzen einen hohen Stellenwert aus<br />
der Sicht des Naturschutzes und bieten dem Besucher des Geländes die einmalige Möglichkeit, die<br />
Entwicklung natürlicher Lebensräume hautnah zu erleben.<br />
4.3.4 Landschaftsbild<br />
Eingangsbereich<br />
Das sich dem Besucher darbietende Landschaftsbild des Geländes ist für Laien nur bedingt attraktiv.<br />
Gerade im Eingangsbereich breitet sich vor dem Besucher eine relativ eintönige Landschaft aus. Auf<br />
der Nordseite befinden sich derzeit noch monotone landwirtschaftliche Flächen, deren abgesenktes<br />
Zentrum zukünftig mit Wasser gespeist wird, damit sich eine Verbindung zu den Restlochseen im<br />
Hauptgebiet entwickelt.<br />
Am Eingang des Gebietes, wo der NABU eine Aussichtsplattform plant, wird sich das Gelände noch<br />
stark verändern. Gegenwärtig ist das dortige Restloch (Langer See) nur teilweise mit Wasser gefüllt,<br />
so dass scharfe Kanten den oberen Teil des Wasserbereiches begrenzen. Im Zusammenhang mit den<br />
andauernden Flutungsmaßnahmen werden diese markanten Bereiche verschwinden. Durch die groß-<br />
flächigen Veränderungen gehen kleine Landschaftsstrukturen verloren und der Erlebnis- und Entde-<br />
ckungswert der Landschaft reduziert sich weiter.<br />
Das gesamte Gebiet ist ein verhältnismäßig kleiner Tagebau mit insgesamt wenigen außergewöhnli-<br />
chen, bizarren Landschaftsformen; eine typische Bergbaufolgelandschaft ohne auffällige Besonderhei-<br />
ten. Erschwerend kommt hinzu, dass gerade die landschaftlich reizvolleren Bereiche in der Kernzone<br />
des Gebietes liegen, die der NABU zukünftig nur im Rahmen fachkundiger Führungen zugänglich<br />
machen möchte. Hier findet man eine eindrucksvolle Hochkippe.<br />
Kernzone<br />
Auf dem Plateau der Hochkippe stellen die von der LMBV aufgeschütteten Findlingshaufen sowie die<br />
weiße Sanddüne einen optischen Reiz dar. Der Blick vom Hochkippenstandort Richtung Süden führt<br />
über zwei sich bereits füllende Restlöcher (Heide - See und Koyne – See) mit der sich entwickelnden<br />
Ufervegetation (siehe Anhang, Foto 1). Gegenwärtig befinden sich hier Halden mit ausgeprägten fas-<br />
zinierenden Rippenstrukturen, welche jedoch in naher Zukunft im Rahmen der Sanierungsarbeiten<br />
abgetragen werden.<br />
Von der Kante der Hochkippe hat der Besucher außerdem Sicht auf den Gedenkstein der ehemaligen<br />
Ortschaft Grünhaus. Der Blick nach Norden führt über landwirtschaftliche Flächen, welche nicht Eigen-<br />
tum des NABU werden, aber trotzdem wichtige Kranichsammelplätze darstellen. Grünhaus konnte<br />
sich nur aufgrund der vielen umliegenden freien Landwirtschaftsflächen zu einem Kranichrastplatz mit<br />
so hohem Stellenwert entwickeln. Abends und über Nacht ziehen sich die Kraniche in das ungestörte<br />
Feuchtgebiet des Naturschutzgebietes Grünhaus zurück.<br />
Aufgrund der Weitläufigkeit des Gebietes sind genaue Tierbeobachtungen nur stark eingeschränkt<br />
möglich. Für detaillierte Beobachtungen sind Ferngläser bzw. Spektive unabdingbar.<br />
In ständiger Sichtweite befindet sich die 5km entfernte Förderbrücke F60 des nördlich gelegenen Or-<br />
tes Lichterfeld. Sie stellt eine besondere Sichtachse dar und dient somit als wesentliche Orientie-<br />
rungshilfe.<br />
11
Tourismuskonzept Grünhaus Das Gelände Grünhaus<br />
Die Landschaft, und damit das Gebiet Grünhaus, befinden sich im Umbruch. Die gegenwärtig existie-<br />
renden Landschaftsformen sind einmalig und nur von kurzer Dauer. Diese so genannten Zwischen-<br />
landschaften sind etwas besonderes, einzigartiges, was dem Besucher als unbedingt sehenswertes<br />
vermittelt werden muss.<br />
4.3.5 Infrastruktur<br />
Verkehrsanbindungen<br />
Das Gebiet liegt ca. 17km südwestlich von der Autobahn A 13 (Berlin-Dresden) entfernt, Ausfahrt<br />
Großräschen. Eine eindeutige Beschilderung zum Projektgebiet existiert noch nicht, ist aber dringend<br />
notwendig. Der Weg von der Autobahn führt durch die Ortschaft Lichterfeld.<br />
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist das Gelände nicht erreichbar. Die nächsten DB-Bahnhöfe sind<br />
Finsterwalde (10km nördlich) und Lauchhammer (15km südlich). Um mit dem Fahrrad in das Gebiet<br />
zu gelangen, besteht z. Zt. nur der Weg über die Landstrasse (L60), welche teilweise stark befahren<br />
ist.<br />
Nähe zum nächsten Ort<br />
Ca. 5km nördlich des Geländes befindet sich in Lichterfeld, das im letzten Jahr eröffnete Besucher-<br />
bergwerk F60, mit angeschlossener Versorgungseinrichtung (Cafeteria). Südlich von Grünhaus befin-<br />
det sich in ca. 4km Entfernung der Stadtteil Lauchhammer - Grünwalde. Beide naheliegenden Ort-<br />
schaften sind bisher nur über die Landstraße L60 zu erreichen.<br />
Nähe zu einem Touristenzentrum<br />
In unmittelbarer Entfernung liegt der Besuchermagnet des Vorjahres, die Förderbrücke F60. Südlich<br />
liegt Grünewalde, ein Stadtteil von Lauchhammer, mit dem Grünewalder Lauch (ca. 6km entfernt),<br />
einem Erholungs- und Badesee.<br />
Für wen wäre Grünhaus attraktiv?<br />
Das Gebiet eignet sich besonders für Besucher aus der Region. Für Besucher aus den größeren<br />
Städten der Umgebung, wie Dresden (70km) oder Berlin (100km) wäre die Entfernung für einen Ta-<br />
gesausflug zu weit. Grünhaus besitzt bisher kein erkennbares Alleinstellungsmerkmal. Es bietet spe-<br />
ziell für Naturinteressierte, vor allem für Ornithologen ein ausgiebiges Potential. Im Rahmen von Um-<br />
weltbildungsmaßnahmen für Gruppen oder Individualisten ist Grünhaus ein Musterbeispiel für die<br />
Beobachtung natürlicher Sukzession. Es kann als Freilandlabor dienen.<br />
Wege-Infrastruktur<br />
Die Entfernung zwischen Hauptstrasse und der geplanten Besucherplattform, mit Überblick über den<br />
entstehenden Langen-See, beträgt ca. 3km. Als Verbindung besteht gegenwärtig ein unbefestigter<br />
Wirtschaftsweg, welcher als Wanderweg wenig geeignet ist, da er sehr breit und gerade durch ein<br />
ebenes monotones Gelände führt.<br />
Bisher ist eine Wegeführung bis zum ersten Aussichtspunkt vorhanden, die sich bis in das Kerngebiet<br />
zur Hochkippe zieht. Hierbei handelt es sich ebenfalls um Arbeits- und Wirtschaftswege.<br />
12
Tourismuskonzept Grünhaus Das Gelände Grünhaus<br />
Rad-, Wasser- und Reitwege<br />
Die östlich am Gebiet entlang führende Landstraße L60 ist als Radwanderweg ausgewiesen. Im Ge-<br />
biet sind bisher keine Radwege geplant. Nordwestlich bei Pechhütte endet ein Radweg, sowie süd-<br />
westlich bei Staupitz. Wasserwanderwege sowie Reitwege sind nicht vorhanden und auch nicht in<br />
Planung. Zwei Reitwege enden zum einen am Nordwest-Ende des Gebietes und zum anderen am<br />
südlichen Ende.<br />
4.4 Touristisches Angebot<br />
Vorhanden<br />
In der Touristeninformation des Landkreises Elbe-Elster sowie in der Naturparkverwaltung kann der<br />
Tourist persönlich Auskünfte zum Gelände, Broschüren, Karten und weiteres Informationsmaterial<br />
bekommen. Beide Informationsstellen befinden sich im ca. 40 km entfernten Bad Liebenwerda. Sinn-<br />
voll wäre eine Kooperation mit dem Besucherbergwerk F60 im 5 km entfernten Lichterfeld.<br />
In Planung<br />
Von Seiten des NABU soll nur der vordere Teil des Projektgebietes für die Öffentlichkeit, in Form ei-<br />
nes ca. 8-10km langen Rundweges, zugänglich gemacht werden. Genaue Pläne für die Gestaltung<br />
sind noch nicht vorhanden. Der Seerand wird nicht begehbar sein, und es kann kein permanenter<br />
Blick auf den See gewährleistet werden.<br />
Um die Störungen im Gebiet so gering wie möglich zu halten, wäre es aus Naturschutzsicht wün-<br />
schenswert, dass die Großzahl der Besucher lediglich die Aussichtsplattformen ansteuern. Ein Lehr-<br />
pfad mit Informationsschildern ist nicht geplant. Ein so genannter Schilderwald sollte in diesem Gebiet<br />
vermieden werden (THIELEMANN mdl. 04/2003).<br />
Die infrastrukturelle Verbindung zum Besucherbergwerk F60, ist gegenwärtig durch eine Landstrasse<br />
gegeben. Im Zusammenhang mit der Flutung des angrenzenden Bergheider Sees, ist die Verbindung<br />
nach Grünhaus durch einen Wander- und Radweg geplant.<br />
Auf den landwirtschaftlichen Nutzflächen im Norden des Geländes befindet sich bereits ein Arbeits-<br />
weg, welcher zukünftig mit dem Ortsausgang in Lichterfeld verbunden werden könnte, und somit als<br />
weiterer nördlicher Zufahrtsweg dienen könnte.<br />
Insgesamt sind 2-3 Aussichtsplattformen an der Ostflanke für Besucher geplant. Anbieten würde sich<br />
der südlichste Punkt im Gelände, welcher einen faszinierenden Blick über den Langen See bietet.<br />
Nachteil des Standorts ist die Kompostierungsanlage in unmittelbarer Nachbarschaft.<br />
In Zukunft sind Führungen in das Gebiet geplant, sowie ein mehrtägiges Angebot für Naturinteressier-<br />
te zur Zeit des Kranich – Herbstzuges.<br />
4.5 Historische Analyse des Gebietes Grünhaus<br />
4.5.1 Ortsgeschichte<br />
Die Gegend um Grünhaus ist sehr geschichtsträchtig nicht allein durch die ehemalig gleichnamige<br />
Ortschaft. Der Grünhauser Forst, als Teil eines komplexen Waldgebietes, war ein altbekanntes könig-<br />
13
Tourismuskonzept Grünhaus Das Gelände Grünhaus<br />
liches Jagdrevier für das Auerwild. Im Folgenden soll näher auf die traditionsreiche Geschichte der<br />
Region eingegangen werden.<br />
Der Ort Grünhaus war umgeben von großen Laub- und Nadelwaldgebieten, die im Zuge des Braun-<br />
kohlenbergbaus mehr und mehr devastiert wurden. Höhenzüge, kleine Schluchten und zahlreiche<br />
Niederungen bestimmten das Landschaftsbild (JUNGRICHTER 1994, S.6).<br />
Der erste Karteneintrag von Grünhaus kann auf das Jahr 1590 zurückdatiert werden. Im Jahr 1663<br />
entstanden die ersten Häuser in Grünhaus und im gleichen Zuge ein kleines Gasthaus. Zu dieser Zeit<br />
gehörte es mit einer Försterei mit Vorwerk und einer Pechhütte zu Kursachsen. 1740 ließ der sächsi-<br />
sche König August der Starke die alten Gebäude abreißen und ein neues Jagdschloß erbauen, das<br />
„Grüne Palais“ (HERRMANN 1999, S.5). Nach dem Wiener Kongreß 1815 verlor Sachsen das Territo-<br />
rium an Preußen und es entstand administrativ die ‚Preußische Oberförsterei Grünhaus’. Die entstan-<br />
denen Gehöfte wurden im Fachwerkstil erbaut (BARTH 1994, S.70).<br />
Nach dem Einstellen der Pechsiederei 1867 wurde im Laufe der nächsten Jahre mit dem Gastwirt-<br />
schaftsbetrieb begonnen. Viele Grünhauser Bürger waren über Generationen in der Forstwirtschaft<br />
beschäftigt. Später waren die meisten Einwohner im Braunkohlenbergbau bzw. im Eisenwerk Lauch-<br />
hammer beschäftigt. Mit Beginn der Industrialisierung entwickelte sich in der Gegend zunehmend der<br />
Ausflugsverkehr (BARTH 1994, S.68).<br />
Viele Ansichtskarten bezeugen, dass auch gerade Grünhaus ein beliebtes Ausflugsziel war. Typische<br />
Slogans und Werbeschriften der Zeit warben mit: 1. stiller Heide- Waldromantik und 2. „Schönster,<br />
mitten im Staatsforst Grünhaus gelegener Ausflugsort der ganzen Umgebung, für Familien, Vereine,<br />
Schulen usw., Spielgelegenheiten für Kinder. Für Erholungsbedürftige schöne Fremdenzimmer mit<br />
und ohne Pension. Billigste Preise.“ (POETZSCH 1998, S.13).<br />
In der Erinnerungsschrift von 1994 des Heimatvereins „Finsterwalder Heimatkalender e.V.“ wird die<br />
ehemalige Grünhauser Gegend gelobt: „Die herrliche Waldumgebung mit idyllischen Wanderpfaden,<br />
urwüchsigen Naturschutzgebieten, knorrigem Hochwald und dichten Fichtenschonungen, vom Dachs<br />
durchbohrten Bergformationen, uralte Eichen und grünende Birken am Wegesrand..., so wie es in<br />
„Märkische Heide“ besungen wird, alles das war hier!“ (BARTH 1994, S.68).<br />
Um die Jahrhundertwende reichte das alte kleine Gasthaus nicht mehr aus und es wurde ein großer<br />
attraktiver Gasthof im Landhaus – Fachwerkbaustil mit Tanzsaal und Vereinszimmer errichtet und im<br />
Jahre 1909 unter dem Namen „Waldschlösschen“ eröffnet.<br />
Das „Waldschlösschen“, später umbenannt in „Gasthof zum Auerhahn“, etablierte sich zu einem rich-<br />
tigen Besucher – Anziehungspunkt der Region. Dem Besucher wurde einiges geboten. So gab es<br />
nicht nur einen Rundlauf, einen Kinderspielplatz, eine Kegelbahn, einen Schießstand, sondern auch<br />
eine Fasanen- und Eichhörnchenschau, die für Abwechslung sorgten. Im Saal als auch auf der Frei-<br />
tanzfläche im Biergarten konnte getanzt werden. Fast jede Woche fanden Betriebsfeiern statt. Pfings-<br />
ten und Himmelfahrt waren die Höhepunkte im Jahr. Eine besondere Spezialität war die hauseigene<br />
Biermarke, das Auerhahn-Bier.<br />
1950 wurde das Gasthaus „Zum Auerhahn“ geschlossen und einige Jahre später verbrachten dort die<br />
ersten Kinder ihre Schulferien. Bis zum Ende der Besiedlung 1975 wurde das Gasthaus als Kinderfe-<br />
rienlager „Gustav Carvus“ genutzt (BARTH 1994, S.68).<br />
Der „Sechsarmige Wegweiser“ bei Lauchhammer kennzeichnete die wichtigsten Wanderrouten der<br />
Umgebung. Zu allen Jahreszeiten wurde dieser Wegestern befahren von Kutschen, von Fahrrädern<br />
14
Tourismuskonzept Grünhaus Das Gelände Grünhaus<br />
und bewandert von Ausflüglern, welche sogar mit Ausflugsbussen in die Gegend gefahren wurden<br />
(BARTH 1994, S.69).<br />
An dem alten Verkehrsweg Finsterwalde – Grünhaus, der „Grünhauser Straße“ liegt östlich eine große<br />
Niederung. An dieser Stelle befand sich ehemals ein großer Teich, der Mahlens - Teich. An der Stelle,<br />
wo sich Weg und Teichabfluss treffen, sind der Rest einer alten Steinbrücke und Teile des alten Weh-<br />
res noch erhalten. Vor rund 50 Jahren war dieser Teich ein beliebter Badesee. (ROTHE 1994, S.57).<br />
Der ‚Gliech’, jahrzehntelang ein bedeutendes Wanderziel, nördlich von Grünhaus fiel ebenfalls den<br />
Tagebauarbeiten zum Opfer. Schon im Jahre 1875 wurde hier mit dem Abbau der Kohle begonnen.<br />
Ab 1883 lag der Betrieb tot, nur der Kessel einer Lokomotive ragte an einer flachen Stelle aus dem<br />
Wasser hervor. Bis vor ca. 20 Jahren war das Gelände geprägt von sandiger Heide und langsam ver-<br />
landenden Tümpeln mit seltenen Wasser- und Sumpfpflanzen. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte<br />
entwickelte sich der Gliech zu einem typischen Beispiel für die Rückeroberung eines vom Menschen<br />
vorübergehend benutzten Gebietes durch die Natur (PEDRO 1994, S.41).<br />
Die Einwohnerzahl des Ortes schwankte im Laufe der Jahrhunderte zwischen 17 und 135 Einwoh-<br />
nern. Zum Zeitpunkt der Abbaggerung 1975 bestand der Ort aus 17 Häusern mit 45 Einwohnern, die<br />
den anrückenden Abraum-Braunkohlebaggern weichen mussten (BARTH 1994, S.63ff). Die Familien<br />
wurden nach Finsterwalde, Sorno, Staupitz, Senftenberg und Doberlug-Kirchhain umgesiedelt<br />
(HERRMANN 1999, S.6). Bei der Umsiedlung gingen die Mitarbeiter des Lausitzer Braunkohlenbe-<br />
triebes recht rigide mit den Bewohnern des Ortes um. Zwar durften Wünsche zur Wohnungs- und<br />
Hausgröße und des Ortes geäußert werden, Entschädigungen finanzieller Arte gab es aber keine.<br />
Lediglich das Baumaterial der abgerissenen Häuser stand den Familien kostenlos zur Verfügung.<br />
4.5.2 Forstgebiet Grünhaus<br />
„Wer die alte Dresdner Straße, von Finsterwalde kommend, in der Richtung Mückenberg entlangwan-<br />
dert, gelangt über Nehesdorf und Nehesdorfer Pechhütte durch einen herrlichen Hochwald mit schö-<br />
nem Unterholz nach 10 km Wegstrecke in eine Waldlichtung zur Oberförsterei Grünhaus.“ (JUNG-<br />
RICHTER 1994, S.6).<br />
Das Grünhauser Waldgebiet lag auf dem Rücken des Niederlausitzer Grenzwalls. Die höchste Erhe-<br />
bung bildeten die, nach den ehemals vorhanden Auerochsen benannten, Ochsenberge mit einer Höhe<br />
von 173m ü. NN, welche im Zuge des Bergaus überbaggert wurden. In den Amtswaldungen befanden<br />
sich südlich von Grünhaus bis zum Ende des 30jährigen Krieges die Walddörfer, Sorge, Wergen und<br />
Langendorf, deren Ruinen bis zur Devastierung der Flächen zu finden waren. 1800 wurde die Förste-<br />
rei Grünhaus zur Oberförsterei erhoben. Mitte des 19. Jh. wurde das preußische Herrscherhaus auf<br />
die Auerhahnbalz im Grünhauser Revier aufmerksam. Seit dem war das Gebiet um Grünhaus ein<br />
berühmtes königliches Auerhahnjagdrevier. Zu den Jagdgästen zählte neben vielen Prinzen auch<br />
inkognito Napoleon III. (JUNGRICHTER 1994, S.13). 1928 fiel der Gutsbesitz Grünhaus-Forst der<br />
Stadtgemeinde Finsterwalde zu. Der Forst umfasste damals eine Fläche von ca. 3642 ha (UNKEN-<br />
STEIN 1994, S.17)<br />
Der Wolf war in der Gegend ebenfalls heimisch und relativ häufig anzutreffen. Nach ihm wurden zwei<br />
Berge in der Umgebung genannt, welche beliebte Ausflugsziele waren, jedoch genauso dem Bergbau<br />
zum Opfer fielen (ROTHE 1999, S.10).<br />
15
Tourismuskonzept Grünhaus Das Gelände Grünhaus<br />
4.5.3 Das alte Naturschutzgebiet Grünhaus<br />
Bereits 1939 wurden 23,5 ha Fläche in der Nähe von Grünhaus unter Schutz gestellt. Die Landschaft<br />
gehört zum „Niederlausitzer Randhügel“. Einzigartig waren dort die Vorkommen der Lausitzer Tief-<br />
landfichte (Picea abies) und der Weißtanne (Abies alba), welche dort das nördlichste Vorkommen in<br />
ihrer Verbreitung hatte. Trotz der Ausweisung wurden Teile des Naturschutzgebietes vom Braunkoh-<br />
lentagebau überbaggert. Nach der Wende veranlasste die Lausitzer Braunkohle Aktiengesellschaft<br />
(LAUBAG) die Ausweisung neuer Bereiche zum Naturschutzgebiet, um vor allem das natürliche nörd-<br />
lichste Vorkommen der Weißtanne zu erhalten und somit ihren Bestand zu sichern (RICHTER 1994,<br />
S.49). Mit der Neugestaltung des neu eingerichteten Naturschutzgebietes von 200 ha Größe wurde<br />
1991 begonnen (RICHTER 1994, S.49).<br />
Für die Gestaltung des Gebietes sind das Forschungsinstitut für Bergbaufolgelandschaften Finster-<br />
walde (FIB) und das Umweltamt Finsterwalde verantwortlich. Ziel ihrer Arbeit ist es, im Rahmen einer<br />
Rekultivierung die standorttypische Flora und Fauna der Lausitzer Heidelandschaft wiederherzustel-<br />
len. Größere Flachwasserzonen sollen nach dem Anstieg des Grundwassers als Rast- und Schlaf-<br />
platz für Kraniche und Zugvögel während ihrer Herbst- und Frühjahrswanderung dienen.<br />
FAZIT FÜR PROJEKT GRÜNHAUS<br />
Das Gebiet Grünhaus ist ein besonderer Naturraum, welcher sich derzeit im Umbruch und Wandel<br />
befindet. Über die nächsten Jahrzehnte werden sich immer wieder neue Landschaftsformen entwi-<br />
ckeln. Durch das Zulassen der natürlichen Sukzession auf den Flächen, ist die kommende Entwick-<br />
lung mit dem sich darbietenden Landschaftsbild schwer abschätzbar. Der hohe naturschutzfachliche<br />
Wert liegt u. a. in der Unzerschnittenheit des Geländes und der zum Teil bereits vorhandenen und<br />
noch zu erwartenden Artenvielfalt der Flora und Fauna. Von besonderer überregionaler Bedeutung<br />
sind die weiten Röhrichtbestände der Flachwasserbereiche, welche dem Kranich während seines<br />
Frühjahres- und Herbstzuges als Schlafplatz dienen. Zu dieser Zeit kann der Kranich in großer Anzahl<br />
beobachtet werde.<br />
Durch die recht einseitige Entwicklung des Geländes bietet es zwar für ein spezielles Fachpublikum<br />
aus dem Bereich Naturschutz (v. a. Ornithologen) ein immenses Spektrum, stellt aber für die breite<br />
Öffentlichkeit der Region keine Einzigartigkeit dar. Das Gelände ist eines von vielen Tagebaugebieten<br />
der Lausitz. Für den Großteil der lokalen Bevölkerung sind die vielen offen gelassenen Tagebaue<br />
zudem mit einem Negativimage behaftet (Umsiedlung von Ortschaften, großräumige Landschaftszer-<br />
störung etc.).<br />
Die große Hoffnung der Bevölkerung bezieht sich auf den Zeitpunkt der Fertigstellung der Sanie-<br />
rungsarbeiten durch die LMBV, wenn aus vielen Tagebaurestlöchern Seen entstanden sind, verbun-<br />
den mit neuen Erholungslandschaften. In diesem Zusammenhang erhofft sich die Region, nach dem<br />
wirtschaftlichen Einbruch mit Beendigung des Bergbaubetriebes, einen neuen ökonomischen Auf-<br />
schwung. Dieser Prozess wird jedoch erst nach mindestens 10 Jahren eintreten, sobald die Flutung<br />
der Restlöcher beendet ist, und die neuen Seen eine angemessene Wasserqualität erreicht haben.<br />
Doch der Weg dahin ist lang. Wichtig ist daher, dass gerade die einmaligen Zwischenlandschaften<br />
genutzt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.<br />
Die ehemalige Ortschaft Grünhaus teilt ihr Schicksal mit vielen Orten der Lausitzer Gegend. Zu Zeiten<br />
des aktiven Bergbaus musste es für die Ausdehnung der Kohleförderung weichen. Die Einwohner<br />
16
Tourismuskonzept Grünhaus Das Gelände Grünhaus<br />
wurden umgesiedelt und der Ort überbaggert. Mit der Aufarbeitung der Geschichte der Ortschaft<br />
Grünhaus und einem einfühlsamen offensiven Umgang mit dem Thema Bergbau kann ein Stück dazu<br />
beigetragen werden, dass die die Region prägende Vergangenheit nicht vergessen wird. Damit könnte<br />
der NABU dazu beitragen, die regionale Identität der Bevölkerung zu stärken und das Negativimage<br />
des Bergbaus abzubauen.<br />
Durch eine Kombination aus Altem und Neuen, Ortsgeschichte + Bergbau + Naturschutz, besetzt das<br />
Gebiet Grünhaus drei der regionspezifischsten Themenfelder (siehe Grafik 1).<br />
Grafik 1: Themenfelder des Gebietes Grünhaus<br />
(Quelle: Eigener Entwurf)<br />
Bergbau<br />
Ortsgeschichte<br />
Bergbaugeschichte<br />
Ortsgeschichte<br />
Geschichte der Lausitz<br />
Strukturwandel<br />
Zukunftsperspektiven<br />
Grünhaus<br />
Natur<br />
Wildnis<br />
Umweltbildung<br />
Erlebnispädagogik<br />
Ornithologie<br />
Natur-, Artenschutz<br />
Naturerfahrung<br />
Prozessschutz<br />
Natürliche Sukzession<br />
Mit Hilfe der behutsamen Ausarbeitung dieser drei Bereiche hat das Gebiet Grünhaus die Chance sich<br />
zu einer Besonderheit der Region zu entwickeln. So ließe sich neben dem Fachpublikum auch die<br />
lokale Bevölkerung ansprechen, und ein Angebot mit eventuell überregionaler Bedeutung entwickeln.<br />
Für die folgenden Analysen wurden v. a. die drei Bereiche der Ortsgeschichte, des Bergbaus und des<br />
Naturschutzes berücksichtigt.<br />
17
Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />
5. Marktanalyse<br />
Im Rahmen der Marktanalyse erarbeiteten wir zunächst eine Zusammenstellung der für uns wichtigs-<br />
ten Akteure in der Lausitz und prüften, in wie weit sie eine Konkurrenz für Grünhaus darstellen bzw. in<br />
wie weit eine Kooperationen sinnvoll und möglich wäre. In einem zweiten Schritt analysierten wir die<br />
Struktur der potentiellen Nachfragergruppen eines Angebotes „Grünhaus“. Schließlich beschäftigten<br />
wir uns mit Prognosen zur Entwicklung der Tourismusbranche in den kommenden Jahren, und ihre<br />
Bedeutung für die Ausgestaltung eines zukünftigen Produktes „Grünhaus“.<br />
Die wichtigsten Erkenntnisse der Marktanalyse flossen dann, zusammen mit den Erkenntnissen aus<br />
den Kapiteln 1-4, in die sich anschließende SWOT-Analyse (Kapitel 6) ein.<br />
5.1 Akteursanalyse<br />
Ziel der Akteursanalyse war es, alle Akteure herauszufiltern, die durch ihre Arbeit mögliche Konkurren-<br />
ten oder auch potentielle Kooperationspartner für das Grünhaus-Projekt sein könnten. Gleichzeitig<br />
beschäftigten wir uns auch mit dem möglichen Einfluß planerischer Vorhaben oder staatlicher Image-<br />
Kampagnen auf Grünhaus.<br />
Die im folgenden vorgestellten Akteure sind nur eine Auswahl derer, die uns wichtig erschienen. Mit<br />
der Auflistung erheben wir keinen Anspruch auf Vollständigkeit. In einer Region, die sich in einem<br />
derart dynamischen Wandlungsprozeß befindet, treten immer wieder neue Akteure dazu, andere zie-<br />
hen sich zurück. Auf diese Weise verändern sich auch Konkurrenz- oder Kooperationsmöglichkeiten<br />
zwischen den einzelnen Akteuren beständig.<br />
5.1.1 Methodik<br />
Um sich einen Überblick über den Status Quo der Region zu verschaffen, wurde ein Mix aus Primär-<br />
und Sekundäranalyse gewählt. Neben Expertengesprächen mit Entscheidungsträgern vor Ort (Pri-<br />
märanalyse), werteten wir Planungs- und Marketingkonzepte, Werbematerial, Internet-Seiten und<br />
wissenschaftliche Literatur, die sich in irgendeiner Weise mit den Schlagworten „Lausitz“, „Bergbauge-<br />
schichte“ oder „Natur“ beschäftigten, auf ihre Relevanz für Grünhaus aus (Sekundäranalyse; nicht alle<br />
für die Analyse verwendeten Informationsquellen sind im Text gekennzeichnet, sieh hierfür auch Lite-<br />
ratur- und Quellenverzeichnis).<br />
Da „Grünhaus“ nicht als ein touristisches Projekt definiert werden kann, ja der Tourismus sogar nur<br />
eine nachrangige Rolle spielen soll, wurden die folgenden Akteursgruppen betrachtet:<br />
• Naturschutzakteur,<br />
• Akteure der Bergbau- und Kulturgeschichte,<br />
• Touristische Akteure,<br />
• Sonstige Akteure.<br />
Die ausgewählten sechzehn Akteure werden im folgenden kurz mit ihren Themenschwerpunkten,<br />
ihrem Angebot im Bereich „Bergbau“, „Ortsgeschichte“ und/oder „Naturerlebnis“ und ihrer Vermark-<br />
tungsweise vorgestellt. Am Ende eines jeden Abschnitts erfolgt eine Beurteilung über die Bedeutung<br />
des Akteurs für Grünhaus. Die Analyse schließt mit einer Akteursmatrix ab.<br />
18
Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />
5.1.2 Die Naturschutzakteure<br />
Mit dem Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft und dem Naturpark Niederlausitzer Landrücken<br />
liegen zwei der insgesamt fünfzehn Großschutzgebiete des Landes Brandenburg in der Region um<br />
Grünhaus. Neben diesen staatlichen Naturschutzakteuren sind aber auch Naturschutzverbände und<br />
Umweltstiftungen engagiert. Wie in Kapitel 4 bereits beschrieben, ist das Projekt „Grünhaus“ selbst<br />
einer Initiative eines Naturschutzvereins entsprungen. Um die Stellung des NABU in der Region bes-<br />
ser einschätzen zu können, haben wir uns daher auch mit der Arbeit vergleichbarer Akteure beschäf-<br />
tigt.<br />
5.1.2.1 Die Großschutzgebiete der Region<br />
Die Großschutzgebiete in Brandenburg werden von der „Landesanstalt für Großschutzgebiete“<br />
(LAGS) verwaltet, die dem Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Raumordnung des Landes<br />
(MLUR) untersteht. Das Gelände Grünhaus gehört offiziell zum Naturpark Niederlausitzer Heideland-<br />
schaft. Da aber auch der nördlicher gelegene Naturpark Niederlausitzer Landrücken zum ehemaligen<br />
Lausitzer Braunkohlenrevier zählt, haben wir beide Parks analysiert.<br />
Der Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft<br />
Der Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft ist der südlichste Naturpark Brandenburgs, an der<br />
Grenze zu Sachsen. Er liegt zu 95 % im Landkreis Elbe-Elster und rund 5 % ragen in den Landkreis<br />
Oberspreewald–Lausitz hinein (GSGB 2003).<br />
Herz des Naturparks ist der ehemalige Truppenübungsplatz Bad Liebenwerda (heute Naturschutzge-<br />
biet Prösa), eines der größten unzerschnittenen Traubeneichenwaldgebiete Deutschlands. Nur im<br />
östlichen Teil des Parks ist die Landschaft vom Braunkohlentagebau noch sichtbar überprägt. Hier<br />
befindet sich das Gelände Grünhaus.<br />
Der Naturpark konzentriert sich in seiner Besucherarbeit auf keine thematischen Schwerpunkte. Alles,<br />
was irgendwie für einen Touristen interessant sein könnte, findet im Informationsmaterial Erwähnung<br />
(z.B. altes Handwerk, Museen verschiedenster Thematiken, eine Brikettfabrik, eine Wassermühle, ein<br />
pomologischer Garten, diverse Naturlehrpfade, Torf und Niedermoorgebiete). Das Auerhuhn, das<br />
früher auch in den Wäldern um Grünhaus in großer Zahl vorhanden war, ist das Wappentier des<br />
Großschutzgebietes. 1994 rief der Naturpark ein Projekt zur Rettung des Auerhuhns ins Leben. Das<br />
Wegenetz der fast 300 km ausgeschilderten Rad- und Wanderwege konzentriert sich auf das Zentrum<br />
des Parks, der Ostrand wird nur selten gestreift.<br />
Die Angebote im Bereich Bergbau/Industriegeschichte beschränken sich auf die historische Brikettfab-<br />
rik Louise in Domsdorf, die Broschüre „Trittsteine der Bergbaugeschichte“, in der der Besucher einiges<br />
über die Bedeutung und Verbreitung von Rohstoffen wie Raseneisenerz, Grauwacke, Torf, Ton und<br />
Kohle erfahren kann, und neun Veranstaltungen zum Thema Bergbau im Jahresprogramm des Natur-<br />
parks. Allein fünf dieser Veranstaltungen sind eine vom NABU organisierte Wanderung über das Ge-<br />
lände Grünhaus. Bei den anderen vier Angeboten handelt es sich um:<br />
• die Radtour „Zeitzeugen der Bergbaugeschichte“ (Veranstalter: Naturpark + Sparkasse Elbe-<br />
Elster)<br />
• den Dia-Vortrag „Auf den Spuren des Schwarzen Goldes“ (Veranstalter: Heimatverein Dober-<br />
lug-Kirchhain)<br />
19
Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />
• Die Radtour „Bergbau-Natur-Erholung“ (Veranstalter: Naturwacht)<br />
• Die Wanderung: „Brikettfabrik Louise – ihr Umfeld einst und jetzt“ (Veranstalter: zwei lokale<br />
Heimatvereine).<br />
In der in Zusammenarbeit von LAGS und TourismusMarketing Brandenburg (TMB) herausgegebenen<br />
Broschüre „Lust auf Natour“ hat keine der fünf vorgestellten Angebote im Naturpark einen Bezug zum<br />
Thema Bergbau.<br />
Der Naturpark hat kein richtiges Informationszentrum. Interessierte Besucher können sich an die Ver-<br />
waltung in Bad Liebenwerda, an einen der zwei Stützpunkte der Naturwacht in Plessa und Domsdorf,<br />
oder an eine der Tourismusinformationsstellen in Elsterwerda oder Bad Liebenwerda wenden. In sei-<br />
ner Vermarktung arbeitet er mit dem Tourismusverband Elbe-Elster zusammen.<br />
FAZIT FÜR PROJEKT GRÜNHAUS<br />
Grünhaus gehört zum Gelände des Naturparks. Eine Kooperation ist daher eigentlich naheliegend und<br />
von Seiten der Naturparkverwaltung auch erwünscht. Das Marketing des Naturparks, mit einer weiten<br />
Streuung von Themen und Angeboten, wird Grünhaus beim Markteintritt allerdings nicht förderlich<br />
sein. Es besteht die Gefahr, daß Grünhaus in der Fülle der Informationen untergeht. Das Thema<br />
Bergbau ist kein wirklicher Schwerpunkt in der Arbeit des Naturparks. Die vereinzelten Angebote stel-<br />
len keine direkte Konkurrenz dar. Der NABU kann frei agieren, sein Angebot wird immer eine Ergän-<br />
zung zum vorhandenen Parkangebot sein.<br />
Der Naturpark Niederlausitzer Landrücken<br />
Der Naturpark Niederlausitzer Landrücken befindet sich nördlich des Naturparks Niederlausitzer Hei-<br />
delandschaft. Er erstreckt sich über vier Landkreise: Landkreis Dahme –Spreewald (48 %), Landkreis<br />
Oberspreewald –Lausitz (33 %), Landkreis Elbe –Elster (12 %) und Landkreis Teltow – Fläming (7 %).<br />
(www.brandenburg.de Stand 05/2003). Etwa 15 % der Naturparkfläche sind durch den ehemaligen<br />
Abbau der Braunkohle geprägt.<br />
Der Naturpark Niederlausitzer Landrücken geht in seiner Präsentation ganz offensiv mit seinem Tage-<br />
bergbau-Erbe um. Er lädt die Besucher ein, sich dieser „Mondlandschaft“ einmal mit ganz anderen<br />
Augen zu nähern. Der beständige Wandel wird als etwas faszinierendes und einmaliges vermarktet.<br />
Mit der Art der Angebotspräsentation wird das Gefühl vermittelt, daß man die Landschaft unbedingt<br />
gesehen haben muß, bevor sie in ihrer heutigen Form verschwunden sein wird. Bei der zu entdecken-<br />
den Flora und Fauna wird vor allem der Artenreichtum beobachtbarer Vögel herausgestellt. Die Fülle<br />
von Angeboten im Bereich Bergbau, Naturerlebnis und Kranichbeobachtung richten sich nicht nur an<br />
Wanderer, Radfahrer und ornithologisch Interessierte, auch für Angler und Badegäste ist der Park<br />
offen. Zu den wichtigsten umworbenen Angeboten des Naturpark zählen:<br />
• das von der Heinz-Sielmann-Stiftung geführte, bisher kostenlos besuchbare Naturparkzent-<br />
rum Wanninchen, am Rande des ehemaligen Tagebaus Schlabendorf Süd (siehe hierzu auch<br />
Abschnitt 5.1.2.2),<br />
• der Ort Fürstlich Drehna, der mit Wasserschloss und Landschaftspark Teil eines Projektes der<br />
Internationalen Bauausstellung (IBA) ist (siehe hierzu Abschnitt 5.1.3.1),<br />
• ein neu errichteter Bauernhof im Lehmfachwerkbaustil („Höllberghof“) bei Langengrassau mit<br />
einer Dauerausstellung über Naturschutz und historische Landnutzung,<br />
20
Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />
• ein Kranichrastplatz in der Nähe von Luckau mit Beobachtungsturm, der auf Initiative des NA-<br />
BU und mit Unterstützung des MLUR nahe Freesdorf errichtet wurde. Der 15 m hohe Turm<br />
bietet auf seiner Plattform bis zu 40 Personen Platz und kann jederzeit kostenlos besucht<br />
werden. In den Herbstmonaten können von hier ungestört bis zu 4000 Kraniche beobachtet<br />
werden. Gleichzeitig kann der Anflug zehntausender Gänse auf ihre Schlafplätze beobachtet<br />
werden (MLUR 2003 + GSGB 2003a).<br />
Auf einem 17 km langen „Naturerlebnisweg“ für Radfahrer und Wanderer sind diese Besucher-<br />
Highlights des Naturparks miteinander verbunden worden. In der Broschüre „Lust auf Natour“ sind<br />
zwei der drei angebotenen Touren zum Thema Bergbauerkundung. Der Naturpark arbeitet in seiner<br />
Vermarktung sowohl mit der Heinz-Sielmann-Stiftung als auch mit dem Tourismusverband Niederlau-<br />
sitz (TVNL), dem Tourismusverband Niederlausitzer Land und der IBA zusammen.<br />
FAZIT FÜR PROJEKT GRÜNHAUS<br />
Der Naturpark stellt eine außerordentliche Konkurrenz dar, von der es sich gilt, thematisch abzuset-<br />
zen. Mit einem Besucherzentrum, einem attraktiven Beobachtungsturm und einem verbindenden Na-<br />
turerlebnisweg verfügt er schon heute über ein sehr ausgefeiltes Angebot für bergbaulich-interessierte<br />
und naturerlebnisorientierte Besucher. In der Vermarktung arbeitet er mit einer Reihe von Kooperati-<br />
onspartnern zusammen. Aufgrund des gemeinsamen Anliegens, in einer Bergbaufolgelandschaft eine<br />
natürliche Sukzession zu ermöglichen, sind langfristig gesehen Kooperationen oder Netzwerke durch-<br />
aus denkbar.<br />
5.1.2.2 Die Arbeit deutscher Naturschutzorganisationen<br />
Mit der Wiedervereinigung Deutschlands wurden eine ganze Reihe von Konversionsflächen und<br />
Bergbausanierungsflächen auf Bund und Länder übertragen. Durch ihre oft lange Abgeschiedenheit,<br />
relative Unzerschnittenheit und Großflächigkeit haben manche dieser Gebiete einen hohen Natur-<br />
schutzwert entwickelt. „Zur Sicherung des nationalen Naturerbes“ wurden in den letzten Jahren zahl-<br />
reiche dieser Flächen von Naturschutzverbänden und –stiftungen erworben, um eine unkontrollierte<br />
private Nachnutzung zu verhindern.<br />
So kaufte z.B. der BUND fast 1000 ha Fläche im ehemaligen Braunkohlentagebau Goitzsche in Sach-<br />
sen-Anhalt. Im Bereich der Braunkohlentagebaulandschaften Südbrandenburgs wird der NABU mit<br />
finanzieller Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), in diesem Jahr ein Areal im<br />
Sanierungsplanbereich Lauchhammer 1 kaufen, zu dem auch das Projektgebiet Grünhaus zählt (LUA<br />
2002, S.6).<br />
Schon im Jahr 2000 kaufte die Heinz-Sielman-Stiftung südöstlich von Luckau im Landkreis Dahme-<br />
Spreewald 770ha Brachflächen im ehemaligen Tagebau Schlabendorf - Süd. Ziel der Heinz-Sielmann-<br />
Stiftung ist es, Naturschutz und (Erholungs)Nutzung an einem Ort in Einklang zu bringen. Bis zum<br />
Jahr 2010 soll hier, das Heinz-Sielmann-Naturreservat Wanninchen mit ca. 2700 ha naturschutzge-<br />
recht sanierter Seen- und Trockenrasenlandschaft entstehen (u.a. mit dem 640 ha großen Schlaben-<br />
dorfer See), das einen wertvollen Lebensraum für gefährdete und bedrohte Tierarten bieten soll. Der<br />
größte Teil der Flächen ist seit 1997 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Die Wasserflächen und Ufer<br />
sollen zahlreichen Vögeln, wie z.B. dem Schwarzstorch und Kranich als ungestörte Rast-, Brut- und<br />
Nahrungsplätze dienen. Das „Arche Noah -Projekt“ der Sielmann Stiftung engagiert sich für Überle-<br />
21
Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />
bensräume für Tiere und Pflanzen der „Roten Liste“ (www.wanninchen.de tvw-fs.html, Stand<br />
05/2003).<br />
Zu Wanninchen zählt heute ein einzig verbliebener Bauernhof, des durch den Bergbau 1985 abgetra-<br />
genen Ortes. Heute findet man hier den Hauptsitz und Stützpunkt der Naturwacht des Naturparkes<br />
Niederlausitzer Landrücken, sowie ein Informationszentrum. Zu dem Gelände gehören außerdem ein<br />
Rosengarten, ein regionaltypischer Bauern- und Gemüsegarten, ein Obstsortenlehrpfad, eine Herde<br />
Skudden, eine Herde Moorschnucken, einige Hausziegen, verschiedene Geflügelarten, Volieren zur<br />
Aufnahme verletzter Tiere und ein Findlingsgarten. Von einem Beobachtungsturm kann der Besucher<br />
auf den Stand der natürlichen Sukzession der Bergbaufolgelandschaft blicken. Der das gesamte Ge-<br />
biet umfassende Tagebaurundweg ermöglicht einen Überblick der sich entwickelnden Landschaft.<br />
Das Heinz-Sielmann-Naturparkzentrum Wanninchen bietet neben Seminaren und Erlebnistouren in<br />
der integrierten Naturschule auch ein Naturerlebnisprogramm für Kinder und Jugendliche an.<br />
(www.wanninchen.de Stand 05/2003). Darüber hinaus ist das Zentrum Basis für wissenschaftliche<br />
Beobachtungen der einmaligen Wiederbesiedlungsprozesse. Die Forschungsergebnisse können spä-<br />
ter für Konzepte vergleichbarer Projekte in Abbaugebieten genutzt werden. Durch seine Lage ist das<br />
Areal auch für Berliner Tagesausflügler attraktiv.<br />
Abschließend sei noch auf ein ganz neues Projekt in Sachsen hingewiesen. Im ehemaligen Braun-<br />
kohlentagebau Spreetal bei Hoyerswerda, soll auf einer Fläche von ca. 27 000 ha ein neuer Habitat-<br />
komplex für zahlreiche seltene oder vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten entstehen. Das<br />
Bundesumweltministerium stellt 8 Millionen Euro Bundesmittel für dieses bislang in Deutschland ein-<br />
malige Naturschutzgroßprojekt zur Verfügung. Projektträger des über zehn Jahre laufenden Vorha-<br />
bens ist in diesem Fall keine Umweltstiftung sondern ein privates Unternehmen, die Lausitzer Seen-<br />
land GmbH. Ein Ziel des Projektes ist es, mit dem Vorurteil aufzuräumen, dass Bergbaufolgeland-<br />
schaften ohne menschliches Zutun für lange Zeit Wüsten bleiben. Bereits heute haben sich seltene<br />
Vogelarten, wie Wiedehopf, Raubwürger und Heidelerche angesiedelt. Mit dem Wiederanstieg des<br />
Grundwassers und der Seenbildung wird unter anderem die Ansiedlung des Seeadlers erwartet<br />
(www.lonline.de/region/sachsen Stand 05/2003)<br />
FAZIT FÜR PROJEKT GRÜNHAUS<br />
In den neuen Bundesländern ist der Ankauf von wertvollen Flächen für den Naturschutz durch Um-<br />
weltverbände zu einer weit verbreiteten Strategie des Umweltschutzes geworden. Der NABU ist mit<br />
dem Projekt Grünhaus „einer von vielen“. Zusammen mit anderen Projekten ließe sich durchaus ein<br />
Netzwerk für ein gemeinsames, kooperatives Marketing bilden. Gerade mit dem unmittelbaren Nach-<br />
barn, der Heinz-Sielmann-Stiftung sollte mittelbar eine Marketing-Kooperation angedacht werden.<br />
Thematisch stellt die Arbeit der Heinz-Sielmann-Stiftung die größte Konkurrenz dar, von der es sich<br />
abzusetzen gilt.<br />
Wird das Projekt „Spreetal“ in Sachsen ein Erfolg, könnte auch hier langfristig ein großer Konkurrent<br />
heranwachsen. Mit einer zehnfach größeren Fläche als Grünhaus, übertrifft es alle bisherigen Dimen-<br />
sionen privatisierter Naturschutzgelände in Bergbaufolgelandschaften. Allein diese Tatsache könnte<br />
es für Besucher interessant machen.<br />
22
Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />
5.1.3 Akteure der Bergbau- und Kulturgeschichte<br />
Im Rahmen unserer Untersuchung stießen wir auf eine ganze Reihe von Akteuren, die sich mit dem<br />
historischen Erbe der Lausitz beschäftigten. Eine übergeordnete und zum Teil auch koordinierende<br />
Rolle nimmt dabei die Internationale Bauausstellung Fürst-Pückler-Land (IBA) ein. Wegen ihrer her-<br />
ausragenden Bedeutung für das Gelingen des Wandlungsprozesses in der Lausitz, haben wir der IBA<br />
in Abschnitt 5.1.3.1 eine ausgedehntere Analyse gewidmet. Die Abschnitte 5.1.3.2 – 5.1.3.4 zeigen,<br />
daß aber auch kleinere Akteure und Initiativen als mögliche Konkurrenz oder Kooperation für das Pro-<br />
jekt Grünhaus von Interesse sein könnten.<br />
5.1.3.1 IBA – Internationale Bauausstellung Fürst – Pückler – Land<br />
Mit der IBA Fürst-Pückler-Land sollte ein regionalpolitisches Instrument zur Begleitung des Umwand-<br />
lungsprozesses der Lausitzer Bergbaufolgelandschaft geschaffen werden, daß die Region unabhän-<br />
gig von den administrativen Grenzen als zusammengehörigen Raum betrachtet (REINHART 2001. S.<br />
45).<br />
Initiatoren sind die Landkreise Elbe-Elster, Dahme-Spreewald, Oberspreewald-Lausitz, Spree-Neiße<br />
sowie die Stadt Cottbus. Mit Fördermitteln des Landes Brandenburg wurde die „Gesellschaft IBA<br />
Fürst-Pückler-Land mbH“ mit Sitz in Großräschen gegründet.<br />
Themenschwerpunkte der Bauaustellung sind die Bereiche: Neue Flächen – Neue Landschaften,<br />
Tourismus, Industriekultur, Baukultur und Neue Arbeit – Neue Energie. Die IBA organisiert neben<br />
regionalen Arbeitskreisen und Kooperationsinitiativen auch nationale und internationale Erfahrungs-<br />
und Erlebnisaustausche, besonders mit Regionen in Mittel– und Osteuropa, die von ähnlich gelager-<br />
ten Problemen betroffen sind. Darüber hinaus will man sich das Können und die Kreativität von Wis-<br />
senschaftlern, Planern, Gestaltern, Künstlern und auch Studenten verschiedenster Fachrichtungen für<br />
den Strukturwandlungsprozess der Lausitz zu Nutze machen. In der Region wird die Arbeit der IBA mit<br />
der Hoffnung verbunden, der Lausitz zu einem neuen Selbstbewusstsein und zu neuem Image zu<br />
verhelfen (REINHART 2001, S.45).<br />
Vier der derzeit insgesamt zehn IBA-Projekte haben wir, da sie entweder thematische oder räumliche<br />
Überschneidungen mit dem Projekt „Grünhaus“ haben, näher analysiert.<br />
IBA-Projektgebiet 2 „Lauchhammer-Klettwitz“, Thema „Industriekultur“<br />
Das Gelände Grünhaus grenzt unmittelbar an das IBA-Projekt „Lauchhammer-Klettwitz“ mit dem O-<br />
berthema „Industriekultur“. Im Rahmen dieses Projektes wird derzeit an den folgenden Initiativen ge-<br />
arbeitet:<br />
• Besucherbergwerk F60<br />
• Grüne Mitte und Kokereigelände Lauchhammer (Umwandlung eines alten Kokerei-Geländes<br />
in einen Industrie-Landschaftspark)<br />
• Kraftwerk Plessa.<br />
Das Besucherbergwerk F60 liegt nur wenige Kilometer nördlich vom NABU-Gelände in der Gemein-<br />
de Lichterfeld. Die Eröffnung der noch aus DDR-Zeiten stammenden Abraumförderbrücke als Touris-<br />
tenattraktion im Jahr 2002, war der Auftakt zur Entstehung der „Erlebnislandschaft Bergheider See“.<br />
Zur Zeit wird der Tagebau Bergheider See zwar noch vom Allrad Adventure Club Lauchhammer für<br />
Off-Road-Touren genutzt. Doch mit der 2001 begonnenen Flutung wird bis zum Jahre 2007 ein etwa<br />
23
Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />
340 ha großer See entstehen, an dessen Ostufer eine konventionelle touristische Nutzung geplant ist,<br />
mit Badestränden, Hüttendörfern, Campingplätzen und einer Jugendherberge. Daß direkt an Grün-<br />
haus grenzende Westufer soll hingegen dem Naturschutz vorbehalten bleiben. Außer einer verstärk-<br />
ten Nutzung der angrenzenden Landstraße, sind daher kaum Störungen für Grünhaus zu erwarten. In<br />
wie weit man umgekehrt von der neuen Erlebnislandschaft Bergheider See profitieren kann, wird von<br />
Kooperationen mit den sich neu ansiedenden Akteuren abhängen.<br />
IBA-Projekt 5 „Lausitzer Seenkette“<br />
Zwischen Hoyerswerda und Senftenberg werden bis 2015 neun Tagebaurestlöcher (ca. 7.000 Hektar<br />
Fläche) geflutet und durch schiffbare Kanäle miteinander verbunden werden. Ziel ist die Entwicklung<br />
eines einmaligen Spektrums an Sport-, Erholungs-, Arbeits- und Wohnmöglichkeiten auf dem Wasser<br />
und an Land. Die Idee zu diesem Projekt stammt noch aus DDR-Zeiten. Der 1973 eingeweihte Senf-<br />
tenberger See ist das bisher einzig realisierte Werk.<br />
IBA-Projekt 6 „Seese-Schlabendorf, Thema: „Vorindustrielle Kultur+Nachindustrielle Natur“<br />
Im Gebiet des Naturpark Niederlausitzer Landrücken, in der Nähe des Geländes der Heinz-Sielmann-<br />
Stiftung, findet das IBA-Projekt „Seese-Schlabendorf“ mit dem Thema „Vorindustrielle Kul-<br />
tur+Nachindustrielle Natur“ statt. Durch das Teil-Thema „Nachindustrielle Natur“ ist es für Grünhaus<br />
als Konkurrent einzustufen. Die IBA arbeitet hier an den Initiativen „Kulturlandschaft Fürstlich Drehna“<br />
mit dem Kultursommer „Sinnlich Drehna“ und an der „Slawenburg Raddusch“.<br />
Direkt an den Ort Fürstlich Drehna (historischem Ortskern, Wasserschloß, Landschaftspark) stoßen<br />
vom Braunkohlentagebau devastierte Landschaften. Die sich hieraus ergebenden kontrastreichen<br />
Landschaftsbilder, waren der Ausgangspunkt für das 1998 von der IBA gestartete Projekt. In Zusam-<br />
menarbeit mit der LMBV, Heimatvereinen und der Brandenburger Schlösser GmbH wurde der zur<br />
Hälfte durch den Bergbau zerstörte Landschaftspark wieder neu gestaltet. Mittlerweile zieht das Pro-<br />
jekt viele Gäste in die Gegend, um das besondere Ensemble zu besuchen. Veranstaltungen wie der<br />
Kultursommer Sinnlich Drehna sollen weitere Aufmerksamkeit auf das Projekt lenken, und Angebote<br />
für die Bevölkerung schaffen.<br />
Im Mai 2003 wurde die Slawenburg in Raddusch mit der Dauerausstellung „Archäologie in der Nieder-<br />
lausitz“ eröffnet, bei der der Besucher eine Zeitreise durch die 10 000jährige Kulturgeschichte der<br />
Region unternehmen kann. Die Slawenburg ist ein originalgetreuer Nachbau einer slawischen Flucht-<br />
burg, die an diesem Ort vor ca. 1000 Jahren gestanden hat, und dem Stamm der Lusizi gehörte, der<br />
der Lausitz ihren Namen gab. Im Inneren beherbergt der Burgwall moderne Räumlichkeiten. Daraus<br />
ergibt sich die Besonderheit des Projektes: das Spannungsfeld zwischen Alt und Neu. Der Eintritt<br />
kostet ab Ende Mai für Erwachsenen mit Führung 5,50€ (www.iba-fuerst-pueckler-land.de, Stand<br />
05/2003).<br />
IBA-Projekt: Fürst-Pückler-Rad- und Kutschweg<br />
Der Fürst-Pückler-Rad- und Kutschweg soll nicht nur in die Vergangenheit des gleichnamigen Fürsten<br />
führen, sondern auch einen Eindruck von den vielen Gesichtern der Lausitzer Landschaft im Wandel,<br />
vor allem denen der Tagebaufolgelandschaften geben (www.iba-see.de Stand 05/2003). Ausgehend<br />
24
Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />
von der Stadt Cottbus führt der Weg Richtung Osten zum Pückler Park in Bad Muskau, Richtung Wes-<br />
ten endet er an der Slawenburg Raddusch.<br />
IBA-Touren<br />
Die IBA veranstaltet eine ganze Reihe von Führungen und Touren durch die Bergbaufolgelandschaft.<br />
Die Veranstaltungen variieren sowohl in ihrer thematischen Ausrichtung als auch in ihrer Länge. Bei<br />
der großen Rundtour „Vom größten Werkzeug Europas bis zur 1000jährigen Geschichte der Slawen“<br />
wird z.B. auch die F60 in der Nähe von Grünhaus besucht.<br />
IBA-Werbung<br />
Die IBA setzt eine Vielzahl von Marketinginstrumenten ein. Neben einem Internet-Auftritt, einer Zeit-<br />
schrift („see“) und diversen Faltblättern, arbeitet sie bei der Vermarktung mit den Naturschutz- und<br />
Tourismusakteuren in ihren Projektgebieten zusammen. In Kooperation mit der Deutschen Bahn (DB<br />
Regio Berlin/Brandenburg) und dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg wurde nicht nur ein kleines<br />
IBA-Faltblatt veröffentlicht, die IBA ist auch in der Broschüre „Streifzüge“ (gemeinsame Ausflugsbro-<br />
schüre der DB Regio Berlin/Brandenburg, Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg und Verkehrsgesell-<br />
schaft Mecklenburg-Vorpommern) als lohnenswertes Ausflugsziel aufgenommen. Beide Veröffentli-<br />
chungen sind in vielen Reisezentren der Deutschen Bahn in Berlin/Brandenburg sowie in vielen Regi-<br />
onalexpress-Zügen erhältlich.<br />
FAZIT FÜR PROJEKT GRÜNHAUS<br />
Die IBA wird bis 2010 einen immensen Einfluß auf die Lausitz haben. Neben der Initialisierung von<br />
Netzwerken und Kooperationen, werden eine ganze Reihe attraktiver Angebote bzw. Anziehungs-<br />
punkte für die Bewohner und Besucher der Region geschaffen werden. Viele der oben beschriebenen<br />
Projekte stellen aufgrund ihrer Attraktivität eine hohe Konkurrenz für Grünhaus dar. Entwickelt sich<br />
z.B. die Lausitzer Seenkette zu einem Besuchermagneten, wird das neben Grünhaus neu entstehen-<br />
de Naherholungsgebiet „Bergheider See“ stark unter Druck geraten. Auf diese Weise würde auch die<br />
Aufmerksamkeit von Grünhaus abgelenkt. Auch von dem weit nördlich von unserem Projektgebiet<br />
gelegenen Fürst-Pückler-Rad- und Kutschweg kann Grünhaus nicht profitieren, vielmehr zieht der<br />
Weg Radfahrer aus der Region um Grünhaus weg.<br />
Das derzeitige Angebot von Grünhaus (Naturerlebnis) hat keine thematische Überschneidung mit den<br />
bisherigen IBA-Initiativen. Grünhaus kann sich also den größten und einflußreichsten Akteur der Regi-<br />
on nicht zu Nutze machen. Die Aufbereitung der Ortsgeschichte von Grünhaus, könnte eine Brücke<br />
zur Zusammenarbeit mit der IBA schaffen. Wenn der NABU ein Thema aufbereitet, was sich in die<br />
Arbeit der IBA einfügt, ist langfristig eine Kooperation mit der IBA und außerdem Integration in eine<br />
der vielen IBA-Touren vorstellbar.<br />
5.1.3.2 Die Regionale Initiative K.A.N.N.<br />
Im Februar 2002 hat sich im Raum Lauchhammer ein Netzwerk aus bestehenden Initiativen und Ver-<br />
einen gegründet. Die von der IBA mitangestoßene regionale Initiative K.A.N.N. will ein „Netz für Kultur<br />
und Arbeit in der Neuen Niederlausitz“ sein. Ziel ist es, durch die Vernetzung der bestehenden Aktivi-<br />
täten die Kräfte zu bündeln und neue Kooperationen anzustoßen (Stichwort: Synergieeffekte).<br />
25
Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />
Die Kooperationsvereinbarung zwischen den Netzwerkpartnern wurde am 29.04.2003 unterzeichnet.<br />
Die Kooperation beschäftigt sich vor allem mit der Thematik, ob Kultur Arbeit schaffen kann. Als Vor-<br />
bild wird u.a. das Projekt „Völklinger Hütte“ im Saarland gesehen.<br />
Mitglieder der Initiative sind neben der IBA das Technisches Denkmal Brikettfabrik Louise, der Förder-<br />
verein Besucherbergwerk F60 e.V., das Industrie-Denkmal und Industrie-Museum Kraftwerk Plessa,<br />
der Traditionsverein Braunkohle Lauchhammer e.V., die Lausitzer Wege e.V., der Heimatverein<br />
Grünwalde e.V. und die Stiftung Kunstgussmuseum Lauchhammer.<br />
FAZIT FÜR PROJEKT GRÜNHAUS<br />
Grünhaus hat derzeit thematisch keinen Bezug zu dieser Initiative. Weder beschäftigt es sich mit dem<br />
Thema Kultur, noch schafft der NABU mit seinem Vorhaben neue Arbeitsplätze in der Region. Arbeitet<br />
der NABU allerdings mehr mit dem Thema Dorfgeschichte, wäre eine Kooperation vielleicht sinnvoll.<br />
5.1.3.3 Lausitzer Zeitreise<br />
Westlich des Ortes Kostebrau, ca. 12 km südöstlich des Gebietes Grünhaus gelegen, plant der Verein<br />
Lausitzer Wege e.V. an dem Angebot „Lausitzer Zeitreise“, einem großflächigen Siedlungsprojekt mit<br />
dem die Initiatoren zukünftig Besuchern einen Zeitsprung in die urgeschichtliche Entwicklung ermögli-<br />
chen wollen (www.braunkohle.net, Stand 05/2003).<br />
FAZIT FÜR PROJEKT GRÜNHAUS<br />
Sollte das Projekt realisiert werden, stellt es eine große Konkurrenz zum Projekt Grünhaus dar. Die<br />
Arbeit des Vereins sollte daher unbedingt weiter beobachtet werden. Gegebenenfalls sollte man sich<br />
den Akteur als Kooperationspartner zu nutze machen.<br />
5.1.3.4 Der Finsterwalder Heimatkalender<br />
Schon seit 1989 arbeitet der Finsterwalder Heimatkalender e.V. die Geschichte des Ortes Grünhaus<br />
auf. In den 90er Jahren erschienen eine Reihe von Vereinsschriften zu diesem Thema (z.B. das 1994<br />
veröffentlichte Sonderheft „Erinnerungsschrift Grünhaus“). Die auf diese Weise zusammengetragenen<br />
Informationen und Bilder über die Orts- und Regionsgeschichte sind von immensen Wert für eine<br />
mögliche Geschichtsaufarbeitung des NABU-Geländes. Auch für Ortsfremde ließe sich aus diesem<br />
Material auf anschauliche und interessante Art die Geschichte des Ortes Grünhaus darstellen.<br />
FAZIT FÜR PROJEKT GRÜNHAUS<br />
Besteht von Seiten des NABU Interesse an einer Aufarbeitung der Ortsgeschichte, so wird dieser<br />
Heimatverein ein sehr wertvoller Kooperationspartner sein. Die ehemaligen Grünhauser Bürger veran-<br />
stalten bis heute in unregelmäßigen Abständen Wiedersehenstreffen. Vielleicht läßt sich auch mit<br />
ihnen eine Zusammenarbeit herstellen.<br />
5.1.4 Die touristischen Akteure<br />
Nicht nur auf Verwaltungsebene ist die Region Lausitz völlig zersplittert, auch als Reiseregion wird sie<br />
nicht einheitlich vermarktet. Das brandenburgische Wirtschaftsministerium hat das Land in zwölf Rei-<br />
26
Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />
seregionen unterteilt. Für das ehemalige Lausitzer Braunkohlenrevier hatte diese Entscheidung zur<br />
Folge, daß es auf drei verschiede Reiseregionen aufgespalten wurde.<br />
Die Reiseregion Niederlausitz umfaßt den größten Teil der Braunkohlenregion. Die Randregionen des<br />
Reviers sind im nordwestlichen Teil dem „Elbe-Elster–Land“ und im Nordosten der „Stadt Cottbus“<br />
bzw. dem „Spreewald“ zugeordnet. Die weiter südlich gelegene „Oberlausitz“ gehört heute zum Frei-<br />
staat Sachsen, und wird hier vom Tourismusverband Oberlausitz-Niederschlesien vermarktet (siehe<br />
Tabelle 3). Das Untersuchungsgebiet „Grünhaus“ liegt am östlichen Rand der Reiseregion Elbe-Elster,<br />
direkt an der Grenze zur Reiseregion Niederlausitz.<br />
Da die Lausitz zu DDR-Zeiten eine monostrukturierte Industrieregion war, kann der Tourismus hier auf<br />
keinerlei Traditionen oder Erfahrungen mit dem Fremdenverkehrswesen zurückgreifen. So zeichnen<br />
sich die Reiseregionen hier bis heute durch geringe Übernachtungszahlen aus. Im Jahr 2001 fielen<br />
z.B. nur 2,4% aller Übernachtungen im Land Brandenburg auf die Reiseregion Elbe-Elster-Land und<br />
3,6% auf die Reiseregion Niederlausitz. Damit sind die beiden Regionen die „Schlusslichter“ unter<br />
allen Ferienregionen Brandenburgs. Auch die Auslastungsquote der Übernachtungsbetriebe der bei-<br />
den Regionen lag im Jahr 2001 unter dem Landesdurchschnitt von 34,5% (Elbe-Elster-Land: 28,8%/<br />
Niederlausitz: 20,6%) (alle Zahlen LBDS, S. 331ff.).<br />
Tabelle 3: Tourismusakteure in der Lausitz<br />
Gebiet Offizieller Tourismusvertreter<br />
In Brandenburg<br />
Land Brandenburg Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH<br />
Reiseregion Elbe-Elster-Kreis Tourismusverband Elbe-Elster e.V.<br />
Reiseregion Niederlausitz Tourismusverband Niederlausitz e.V.<br />
Reiseregion Spreewald<br />
Teilregion Niederlausitzer Land<br />
Stadt Cottbus CottbusService<br />
In Sachsen<br />
Fremdenverkehrsverband Niederlausitz Land<br />
Oberlausitz-Niederschlesien Tourismusverband Oberlausitz-Niederschlesien e.V<br />
Marketing-GmbH Oberlausitz-Niederschlesien 1)<br />
1) (kein Bezug zum Bergbau in der Vermarktung, daher keine weitere Recherche)<br />
(Quelle: Eigene Darstellung)<br />
5.1.4.1 Die Reiseregion Elbe-Elster-Land<br />
Die Reiseregion ist identisch mit dem Landkreis Elbe-Elster. Da der Landkreis weder eine naturräumli-<br />
che noch eine historisch gewachsene Einheit repräsentiert, bleibt die Abgrenzung als eigenständige<br />
Reiseregion dem Außenstehenden unverständlich.<br />
Eine Analyse des derzeit vermarkteten Angebotes (siehe Anhang XI) zeigte zudem deutlich, daß die<br />
Reiseregion kein Angebot von überregionaler Bedeutung aufweist. Es fehlt die Herausarbeitung eines<br />
Alleinstellungsmerkmals bzw. eines klaren Images. Stattdessen wird mit allem geworben, was touris-<br />
tisch irgendwie von Interesse sein könnte. Eine solche Art der Außendarstellung verursacht hohe<br />
Streueffekte. Ein Leitbild für das Tourismuskonzept der Region fehlt oder ist falsch definiert. Der Tou-<br />
rismusverband beschäftigt sich nur peripher mit dem Thema Bergbaugeschichte; große erlebbare<br />
27
Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />
Tagebaulandschaften fehlen. Außer einer gut erhaltenen Brikettfabrik, die heute ein Museum ist, gibt<br />
es kein touristisches Hightlight zum Thema Bergbau.<br />
Bisher wurde weder eine Tourismuspotentialstudie noch eine Gästebefragung durchgeführt. Die Defi-<br />
nition der Zielgruppen beruht allein auf Vermutungen. Der Tourismusverband arbeitet in der Vermark-<br />
tung mit dem Naturpark zusammen, es besteht aber noch großer Handlungsbedarf hinsichtlich der<br />
Erarbeitung eines einheitlichen Außenmarketings.<br />
FAZIT FÜR PROJEKT GRÜNHAUS<br />
Das Projektgebiet liegt in einer unterentwickelten Ferienregion des Landes Brandenburgs, die kaum<br />
mit dem Thema Bergbau arbeitet. Diese Situation bietet Grünhaus zwar die Chance, ein neues Ange-<br />
bot innerhalb des Landkreises auf den Markt zu bringen, angesichts der diffusen Marketingarbeit des<br />
Tourismusverbandes besteht aber die Gefahr, daß Grünhaus in der Reiseregion einfach untergeht.<br />
Eine erfolgsversprechende Zusammenarbeit ist daher derzeit kaum zu erwarten. Es empfiehlt sich mit<br />
dem im folgenden vorgestellten Tourismusverband Niederlausitz zu kooperieren, der stark mit dem<br />
Thema Bergbau arbeitet.<br />
5.1.4.2 Die Reiseregion Niederlausitz<br />
Die Reiseregion ist ein Zusammenschluß aus Teilen der Landkreise Oberspreewald-Lausitz und<br />
Spree-Neiße. Für die Reiseregion ist der Braunkohlentagebau das touristische Alleinstellungsmerkmal<br />
nach dem sich die Gesamtstrategie ausrichtet. Mit dem Werbeslogan „Eine Ferienregion im Umbruch“<br />
geht der Tourismusverband offensiv mit der Tatsache um, daß sich die zu vermarktende Region mit-<br />
ten im Strukturwandel befindet.<br />
Im Marketingkonzept 2003 des Tourismusverbands Niederlausitz (TVNL) werden die Bereiche „Rad-<br />
fahren“, „Industriekultur/Tagebau“, „Naturerlebnis“ und „Wassertourismus“ als Vermarktungsschwer-<br />
punkte definiert (TVNL 2003, S. 4). Mit der Konzentration auf diese Themen versucht man, Streuver-<br />
luste zu vermeiden. Da die TourismusMarketingBrandenburg (TMB) in diesem Jahr in der Vermark-<br />
tung des Landes Brandenburg auf Kultur-, Wellness- und Gesundheitstourismus setzt, werden auch<br />
diese Themen vom TVNL beworben, was eine Summe von sechs zu vermarktenden Themen ergibt.<br />
Zudem wird schon heute mit der in den nächsten fünfzehn Jahren entstehenden größten zusammen-<br />
hängenden Seenlandschaft Europas „Lausitzer Seenkette“ geworben. Für ein profiliertes Außenmar-<br />
keting erscheint uns die Anzahl und Vielfalt der Themen noch zu hoch.<br />
Zwei Angebote in der Region fanden bei unserer Analyse unser besonderes Interesse:<br />
• Das Produkt „Niederlausitzer Bergbautour“, ein 300km langer Radweg durch das ehemalige Lau-<br />
sitzer Braunkohlenrevier, ist ein Versuch, auch die derzeitige „Zwischenlandschaft“ schon touris-<br />
tisch zu nutzen. Im Rahmen eines Pauschalarrangements (buchbar beim TVNL) können Interes-<br />
sierte die Strecke innerhalb von sieben Tagen umrunden. Auf dem Weg zur F60 fährt der Radfah-<br />
rer am Rande des Grünhaus-Geländes vorbei.<br />
• Bei der „Reise durch die Erd–Ge–Schichte – der „Grand Canyon“ der Niederlausitz“ werden Re-<br />
kultivierungsflächen der Bergbaufolgelandschaft Schlabendorf erkundet. Zu Beginn der Tour er-<br />
folgt eine Videovorführung zur Entwicklung der Sanierungsgebiete. Bei dem anschließenden<br />
Rundgang entlang des Kippenrandes von Fürstlich Drehna über die Orte Bergen, Wanninchen,<br />
Schlabendorf und Zinnitz mit Aussichtspunkten und Informationstafeln, erhält der Besucher einen<br />
28
Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />
Überblick über die laufenden Sanierungsarbeiten und die Entwicklung der Sukzessionsflächen.<br />
Außerdem haben die Teilnehmer Gelegenheit, den „Findlingspark Zinnitz“ mit seinem Lehrpfad zu<br />
besuchen (TVNL 2003a).<br />
Während das erste Angebot sicherlich Möglichkeiten bietet, Grünhaus in das Produkt zu integrieren,<br />
deutet daß zweite Angebot ein weiteres Mal auf die starke Konkurrenz der Region um den Naturpark<br />
Niederlausitzer Landrücken hin.<br />
Der TVNL sieht in seiner Marketingarbeit der letzten Jahren einen deutlichen Beitrag zur Schaffung<br />
eines positiven Images bzw. eines einheitlichen Auftritts für das Reisegebiet Niederlausitz (TVNL<br />
2003, S. 9). Eine permanente Gästebefragung von Juli 2001 bis Juni 2002 machte dem Verband deut-<br />
lich, daß der größte Quellmarkt für die Niederlausitz in unmittelbarer Nähe liegt. Darüber hinaus wer-<br />
den aber auch die Berliner Tages- und Kurzreisentouristen in den kommenden Jahren als potentielle<br />
Quellgruppe intensiver umworben, v.a. in Form von Promotionsveranstaltungen, Medienpartnerschaf-<br />
ten und der Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn (Region Punkt) (TVNL 2003, S. 10). In Koope-<br />
ration mit der Deutschen Bahn wurde in diesem Jahr ein kleines Faltblatt herausgebracht „Niederlau-<br />
sitz-Sonne Brandenburgs“ in dem die Ferienregion kurz vorgestellt wird. Das Faltblatt ist in vielen Rei-<br />
sezentren der Bahn in Brandenburg und Berlin erhältlich.<br />
FAZIT FÜR PROJEKT GRÜNHAUS<br />
Angesichts der Tatsache, daß der Tourismusverband Niederlausitz die Themenschwerpunkte Naturer-<br />
lebnis und Tagebau/Industriekultur stark umwirbt und das Gelände Grünhaus an der Grenze zu die-<br />
sem Tourismusverband liegt, sollte in jedem Fall eine Kooperation angedacht werden. Konkret er-<br />
scheint eine Einbindung in das Angebot „Niederlausitzer Bergbautour“ als erster Schritt sehr sinnvoll.<br />
5.1.4.3 Die Reiseregion Spreewald/Teilregion Niederlausitzer Land<br />
Die im Norden des ehemaligen Lausitzer Braunkohlenrevier gelegene Reiseregion Spreewald arbeitet<br />
selbst nicht mit dem Thema Bergbau/Industriekultur. Lediglich die im Süden des Gebietes gelegene<br />
Teilregion Niederlausitzer Land, vertreten durch den Tourismusverband Niederlausitzer Land e.V.<br />
(TVNLL) in Luckau vermarktet Angebote zum Thema Bergbau und Naturerleben.<br />
Da sich die Region mit dem Naturpark Niederlausitzer Land z.T. deckt, werden auch von diesem Tou-<br />
rismusverband der schon erwähnte Höllberghof, der Vogelbeobachtungsturm bei Freesdorf, der IBA-<br />
Projektort Fürstlich Drehna sowie die Bergbaufolgelandschaft um das Heinz-Sielmann-<br />
Naturparkzentrum Wanninchen umworben.<br />
FAZIT FÜR PROJEKT GRÜNHAUS<br />
Mit der Arbeit des Tourismusverbandes wird die Konkurrenz in der Region um den Naturpark Nieder-<br />
lausitzer Landrücken noch verstärkt. Eine Kooperation ist in keiner Weise möglich. Der Verband ist im<br />
Internet unter der Adresse www.niederlausitz.com zu finden. Da der viel größere Tourismusverband<br />
Niederlausitz die Adresse www.niederlausitz.de verwendet, kann die konkurrierende Marketingarbeit<br />
der beiden Akteure allerdings als nicht optimal eingestuft werden.<br />
29
Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />
5.1.4.4 Die Stadt Cottbus<br />
In der Broschüre „Cottbus erleben“ – Touristische Angebote 2003“ der Congress, Messe & Touristik<br />
Cottbus GmbH (CMT), wird auch das Cottbusser Umland vorgestellt. Vier Angebote beschäftigen sich<br />
dabei mit dem Thema Bergbau/Industriekultur:<br />
• Besucherbergwerk F60<br />
• Tagebau-Aussichtspunkt Cottbus-Schlichow (Einblick in den aktiven Tagebau)<br />
• Tagebau-Aussichtspunkt Bärenbrücker Höhe (Blick auf rekultivierte Bergbaufolgelandschaft<br />
der alten Tagebaue Jänschwalde und Cottbus-Nord)<br />
• ganztägige, begleitete Selbstfahrer-Tour mit Geländewagen durch einen ehemaligen Tagebau<br />
in der Niederlausitz.<br />
Ziel der CMT Cottubs ist es, dem Besucher die Möglichkeit zu geben, „faszinierende Einblicke in die<br />
größte Tagebaulandschaft Europas“ zu geben (CMT 2003, S. 34).<br />
FAZIT FÜR PROJEKT GRÜNHAUS<br />
Die CRM Cottbus arbeitet in ihrer Vermarktung stark mit allen Facetten des Braunkohlentagebaus.<br />
Keines der Angebote ist mit Grünhaus vergleichbar. Bei einem entsprechenden Produkt (z.B. im<br />
Rahmen einer Rundfahrt ab/bis Cottbus) wäre eine Kooperation durchaus denkbar und sinnvoll. Auch<br />
Cottbusser selbst kann man durch geschickte Medienarbeit vielleicht zu einem Besuch in Grünhaus<br />
anregen.<br />
5.1.5 Sonstige Akteure<br />
5.1.5.1 Die Lausitz-Initiative und die Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald<br />
Im Auftrag der Wirtschaftsministerien der Bundesländer Brandenburg und Sachsen beschäftigt sich<br />
die „Lausitz-Initiative“ mit länderübergreifenden Fragen in der Region Lausitz (BEU 2001, S. 45).<br />
Durch die Schaffung eines für die Tourismus- und Freizeitwirtschaft attraktiven Gebietes, v.a. durch<br />
die Realisierung der größten Seenlandschaft Europas („Lausitzer Seenkette“) erhofft sich die Initiative<br />
einen Beitrag zur Verbesserung des Images der Lausitz. Die IBA „Fürst-Pückler-Land“ und die Mo-<br />
torsportanlage „Lausitzring“, sollen außerdem wesentliche Impulse für die Struktur- und Arbeitsmarkt-<br />
entwicklung auf regionaler und lokaler Ebene geben. Die Akteure dieser Initiative sind die Landkreise<br />
und kreisfreien Städte der Region sowie eine Vielzahl von in die Arbeit einbezogenen Institutionen,<br />
wie die Zweckverbände, Wirtschaftsfördergesellschaften, Stiftungen, Verbände, Unternehmen, Verei-<br />
nigungen Fachministerien und die Industrie- und Handelskammer (BEU 2001, S. 45).<br />
Schon 1999 wurde von der Gemeinsamen Landesplanung Berlin-Brandenburg in Zusammenarbeit mit<br />
den brandenburgischen Landkreisen Dahme-Spreewald, Spree-Neiße, Elbe-Elster, Oberspreewald-<br />
Lausitz sowie der Stadt Cottbus und der Planungsregion Lausitz-Spreewald eine Regionale Agenda<br />
Lausitz-Spreewald erstellt, an der auch polnische Akteure beteiligt sind.<br />
Man stellte fest, daß sich die Gesamtregion nach außen deutlicher positionieren und mehr Kooperati-<br />
onen untereinander anstreben muß, um sich im Wettbewerb der Regionen innerhalb Europas behaup-<br />
ten und entwickeln zu können. Die damals schon angelaufenen Projekte IBA und die „Lausitzinitiative"<br />
der Länder Sachsen und Brandenburg wurden explizit begrüßt, als ein Schritt in die richtige Richtung.<br />
Die Regionale Agenda verständigte sich auf folgendes Leitbild:<br />
30
Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />
„Die Region Lausitz-Spreewald ist eine wichtige innovative Energieregion mit bedeutenden Unterneh-<br />
mensstandorten und bekannt als deutsch-polnische Bildungsbrücke. In der vom industriellen Umbruch<br />
geprägten Region werden die touristischen Attraktionspotentiale vernetzt und mit dem Schutz des<br />
Naturraums in Einklang gebracht„ (MLUR 1999, S. 15).<br />
FAZIT FÜR PROJEKT GRÜNHAUS<br />
Generell übt jede Initiative, die im Tourismus einen Beitrag zur Bewältigung des Strukturwandels sieht,<br />
direkt oder indirekt einen positiven Einfluß auf das Projekt Grünhaus aus.<br />
5.1.5.2 Die Kommunen<br />
In der Region um Grünhaus existiert bereits die gemeindeübergreifende Zielvorstellung, ein Verbund-<br />
system touristischer Wege (Wander-, Rad-, Kutsch- und Reitwege sowie ein Wasserwegenetz) zu<br />
schaffen. Auch die Verbesserung der touristischen Infrastruktur ist Ziel der gemeinsamen Arbeit.<br />
FAZIT FÜR PROJEKT GRÜNHAUS<br />
Eine gemeinsame Wegeplanung der Kommunen ist für die Randlage des Geländes Grünhaus vorteil-<br />
haft. Es besteht die Chance, gerade auch im Rahmen der Entstehung des Erholungsgebietes „Berg-<br />
heider See“, daß Grünhaus eine gute Anbindung an das touristische Wegenetz erhält, die einen Be-<br />
such auch ohne Auto attraktiv macht.<br />
5.1.6 Zusammenfassung Akteursanalyse<br />
Unsere Analyse hat gezeigt, daß schon eine ganze Reihe Akteure in der Region Angebote zum The-<br />
ma Bergbau und Naturerlebnis entwickelt haben. Gerade die Region Naturpark Niederlausitzer Land-<br />
rücken mit den IBA-Projekten „Seese-Schlabendorf“ und „Fürst-Pückler-Rad- und Kutschweg“ sowie<br />
das Gelände der Heinz-Sielmann-Stiftung sind ein starker, gut aufgestellter Konkurrent für Grünhaus,<br />
in nur ca. 40 km Entfernung. Insgesamt ist diese Region in der touristischen Entwicklung schon „einen<br />
Schritt weiter“ als die Region um Grünhaus.<br />
Mit der F60, dem Erholungsgebiet Bergheider See und dem IBA-Projekt Lauchhammer als direkte<br />
Nachbarn, besteht die Möglichkeit ein Gegengewicht zu den nördlichen Nachbarn zu schaffen. Die<br />
Arbeit des „zuständigen“ Naturparks Niederlausitzer Heidelandschaft und des Fremdenverkehrsver-<br />
bandes Elbe-Elster, mit ihren diffusen Marketingstrategien, und keinem thematischen Schwerpunkt im<br />
Bereich Bergbau, wird Grünhaus beim Markteintritt nicht förderlich sein. Die Möglichkeit der Zusam-<br />
menarbeit mit dem viel professioneller arbeitenden Tourismusverband Niederlausitz sollte daher noch<br />
vor Markteintritt abgeklärt werden.<br />
Mit der Lausitzer Seenlandschaft wird in den kommenden Jahren einer neuer, sehr starker Besucher-<br />
magnet in einer Bergbaufolgelandschaft östlich von Grünhaus entstehen. Die unmittelbaren Folgen<br />
dieser neuen Marktsituation sind für Grünhaus heute noch nicht einschätzbar.<br />
Wir stellten fest, daß sich die Akteure nicht nach Ausschlussverfahren einfach den Kategorien „Kon-<br />
kurrent“ oder „Kooperationspartner“ zuordnen lassen. Vielmehr eignen sich bei längerer Überlegung<br />
gerade auch Konkurrenten als potentielle Netzwerkpartner.<br />
Generell wird es das Gebiet Grünhaus nicht leicht haben, sich auf dem ‚Markt der Tagebaufolgeland-<br />
schaft’ zu etablieren. Um Besucher in das Gebiet zu lenken ist eine besondere Inszenierung des Ge-<br />
31
Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />
ländes notwendig. Die reine Darstellung des „hohen Naturschutzpotentials“ wird nicht ausreichen, um<br />
die Allgemeinheit zu einem Besuch anzuregen.<br />
Positiv ist anzumerken, wie viele Initiativen und Akteure an der Herausarbeitung eine Lausitz-Images<br />
arbeiten. Der naturnahe Tourismus in den neugestalteten und entstandenen Bergbaufolgelandschaf-<br />
ten wird dabei ausdrücklich, als wichtiger Beitrag zum Strukturwandel angesehen.<br />
Tabelle 4: Akteursmatrix<br />
Akteur: Kooperation/Netzwerk Konkurrenz<br />
Naturschutzakteure<br />
NP Niederlausitzer Heidelandschaft �<br />
NP Niederlausitzer Landrücken<br />
�<br />
Heinz-Sielmann-Stiftung ☺ �<br />
Braunkohlentagebau Spreetal � �<br />
Bergbau-/Kulturgeschichte<br />
IBA-Projekt „Lauchhammer-Klettwitz“,<br />
Thema „Industriekultur“<br />
IBA-Projekt „Seese-Schlabendorf<br />
Thema:<br />
„Vorindustrielle Kultur+Nachindustrielle Natur“<br />
� �<br />
IBA-Projekt Lausitzer Seenkette<br />
�<br />
IBA-Projekt Fürst-Pückler-Rad- und Kutschweg<br />
�<br />
Die Regionale Initiative K.A.N.N. � �<br />
Lausitzer Zeitreise ☺ �<br />
Der Finsterwalder Heimatkalender ☺<br />
Tourismus<br />
Die Reiseregion Elbe-Elster-Kreis �<br />
Die Reiseregion Niederlausitz ☺ �<br />
Die Reiseregion Spreewald/<br />
Teilregion Niederlausitzer Land �<br />
Die Stadt Cottbus ☺<br />
Sonstige<br />
Die Lausitz-Initiative � �<br />
Die Regionale Planungsgemeinschaft Lausitz-Spreewald � �<br />
Die Kommunen ☺<br />
Erklärung: ☺ Kooperationen sinnvoll/möglich<br />
� weder Vorteile, noch Nachteile zu erwarten<br />
� als Konkurrenz einzustufen<br />
(Quelle: Eigene Darstellung)<br />
�<br />
32
Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />
5.2 Nachfrageanalyse<br />
5.2.1 Primäranalyse<br />
Im Rahmen der Nachfrageanalyse versuchten wir potentielle Nachfragegruppen für ein Angebot<br />
Grünhaus herauszuarbeiten. Mit Hilfe einer Primäranalyse werteten wir dabei zunächst die Struktur<br />
der bisherigen Besuchergruppen aus. Da eine Gästebefragung im Rahmen dieser Arbeit zeitlich nicht<br />
möglich war, beschränkten wir uns auf ein Expertengespräch mit Dr. Stefan Röhrscheid von der NA-<br />
BU-Stiftung (s. Anhang XII).<br />
In diesem Jahr bietet der NABU fünf kostenlose Wanderungen an, die sowohl im Veranstaltungska-<br />
lender des Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft als auch in der lokalen Presse veröffentlicht<br />
werden. Anfragen von Gruppen gibt es bisher nicht.<br />
An den zwei, bis zum Zeitpunkt des Gespräches durchgeführten Wanderungen, hatten zusammen 25<br />
Personen teilgenommen. Die Besucher waren laut Beobachtung des Exkursionsleiters mehrheitlich<br />
der Altersgruppe 50+ zuzuordnen. Sie alle kamen aus den beiden Landkreisen Oberpreewald-Lausitz<br />
und Landkreis Elbe-Elster, vor allem aus den Städten Finsterwalde und Lauchhammer.<br />
Beide Wanderungen führten bis in die Kernzone zur Hochkippe von der aus man einen Blick auf den<br />
Erinnerungsstein des Ortes Grünhaus hat. Die Führungen dauerten insgesamt ca. 3 1/2 Stunden. Der<br />
Exkursionsleiter hatte den Eindruck, daß die Besucher naturkundliche Laien waren. Die meisten wa-<br />
ren aus „Neugier“ gekommen. Sie wollten mit eigenen Augen sehen, wie es auf dem Gelände heute<br />
aussieht. Einer der Teilnehmer empfand den Weg zur Hochkippe als zu lang. Ansonsten wurden keine<br />
konkreten Aussagen zur Zufriedenheit gegenüber dem Exkursionsleiter getroffen.<br />
Die Vermarktung des Geländes erfolgt bisher über die NABU-Stiftung (Vorträge, Internet, Broschüren),<br />
durch Medienarbeit (Zeitungsartikel in Natur+Kosmos, Niederlausitzer Rundschau) und in Kooperation<br />
mit dem Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft (Aufnahme in das Veranstaltungsprogramm).<br />
Da die Meinung der Besucher immense Bedeutung für eine erfolgreiche Produktgestaltung hat, ist ein<br />
Gästefragebogen sehr anzuraten (siehe Kapitel 9 Handlungsempfehlungen).<br />
5.2.2 Sekundäranalyse<br />
Mit Hilfe einer Sekundäranalyse betrachteten wir in einem zweiten Schritt die Bevölkerungsstruktur der<br />
Region, die bisher den Hauptteil der Besucher ausmachte. Mit Hilfe statistischer Daten versuchten wir,<br />
das Verhalten der potentiellen Zielgruppen einzuschätzen. Auch wenn die so gewonnenen Ergebnisse<br />
nur begrenzt übertragbar sind, lassen sich an ihnen einige Tendenzen ablesen. Die Bevölkerung in<br />
der Region zeichnet sich durch die folgenden Kennzeichen aus:<br />
Zunehmende Überalterung<br />
Tabelle 5: Prognostizierte Altersentwicklung Region Lausitz-Spreewald von 1995 bis 2015<br />
Jahr unter 15 Jahre 15 bis 64 Jahre 65 und älter<br />
1995 16,6 % 69,4% 14,0%<br />
2015 11,5% 68,2% 20,3%.<br />
(Quelle: Eigene Darstellung, nach BARSCH 1999, Anhang 2)<br />
33
Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />
Tabelle 5 zeigt eine Zunahme der über 65 Jährigen um fast 7% innerhalb eines Zeitraums von 20<br />
Jahren. Der Anteil an Kindern und Jugendlichen unter 15 Jahren wird um 5,1% sinken. Die Überalte-<br />
rung in der Region wird sich in den nächsten Jahren also deutlich verstärken. Die potentiellen Besu-<br />
cher von Grünhaus werden demnach zunehmend ältere Menschen und weniger Familien sein. Mit der<br />
gezielten Ansprache von Schulklassen und Studierendengruppen könnte diesem Trend allerdings<br />
entgegengewirkt werden.<br />
Abnehmende Bevölkerungszahlen<br />
Tabelle 6: Bevölkerung 1981 und 2001 nach Verwaltungsbezirken<br />
Verwaltungsbezirk Einwohner 1981 Einwohner 2001 Saldo<br />
Elbe-Elster 149 216 129 066 - 20 150<br />
Oberspreewald-Lausitz 175 957 141 959 - 33 998<br />
Spree-Neiße 168 260 151 100 - 17 160<br />
Stadt Cottbus 122 936 105 954 - 16 982<br />
(Quelle: Eigene Darstellung, alle Zahlen: LDSB 2002, S.32)<br />
Tabelle 6 zeigt deutlich den Bevölkerungsverlust durch Abwanderung und Überalterung in der Lausitz<br />
in den letzten 20 Jahren. Auch die Städte um das Projekt Grünhaus, haben große Einwohnerverluste<br />
hinnehmen müssen (Finsterwalde: - 5166 EW, und Lauchhammer: - 6826 EW) (LDSB 2002, S.33ff).<br />
Bei gleichbleibend angespannter Wirtschaftslage, wird sich dieser Trend in absehbarer Zeit nicht deut-<br />
lich verändern. Das Projekt liegt demnach in einer Region mit abnehmenden Einwohnerzahlen bei<br />
gleichzeitiger Überalterung der verbleibenden Bevölkerung.<br />
Hoher Anteil an Arbeitern<br />
Sehr auffällig ist auch der hohe Anteil an Arbeitern unter den männlichen sozialversicherungspflichti-<br />
gen Beschäftigten der Region.<br />
Tabelle 7: Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte 2000 nach Verwaltungsbezirken und Stellung im Beruf:<br />
Verwaltungsbezirk Arbeitnehmer ges. Männlich davon Arbeiter in %<br />
Elbe-Elster 35 365 18 961 14 041 74 %<br />
Oberspreewald-<br />
Lausitz<br />
40 781 21 845 15 349 70,3 %<br />
Spree-Neiße 43 021 24 264 18 151 74,8 %<br />
Stadt Cottbus 52 391 24 507 14 064 57,4 %<br />
Land Brandenburg 799 831 419 626 284 876 67,9 %<br />
(Quelle: Eigene Darstellung, alle Zahlen berechnet nach: LDSB (2002), S.201)<br />
Die Dominanz des Arbeiter-Milieus unter der Bevölkerung sollte bei der Präsentation des Produktes<br />
Berücksichtigung finden, da sie sich durch den hohen Anteil an älterer Bevölkerung (ehemalige Kum-<br />
pels etc.) noch verstärkt. Eine einfache, klar verständliche Sprache ohne Fremdwörter und eine einfa-<br />
che Präsentation der Fakten und Geschichte sollte hier Anwendung finden, um die Besucher bei einer<br />
Führung auch wirklich zu erreichen Da viele ehemalige Arbeiter direkt oder indirekt im Bergbau be-<br />
34
Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />
schäftigt gewesen sind oder waren, sollte die Wiedergabe der Geschehnisse behutsam und für jede<br />
Seite akzeptabel sein.<br />
Überdurchschnittliche Arbeitslosenquote<br />
Die Arbeitslosenquote der drei Landkreise liegt über dem Landesdurchschnitt:<br />
Tabelle 8: Arbeitslosenquote<br />
Elbe Elster: 22.3%<br />
Oberspreewald Lausitz: 23.5%<br />
Spree Neiße: 19.5%<br />
Brandenburg 18.6%<br />
(Quelle: Eigene Darstellung, alle Zahlen: LDSB (2002), S.200)<br />
Die hohe Zahl der Arbeitslosen hat direkten Einfluß auf die Finanzkraft potentieller Besucher. Dies<br />
muß bei der Preiskalkulation eines Angebotes unbedingt berücksichtigt werden.<br />
Einstellung der Bevölkerung zum Thema Bergbaufolgelandschaften<br />
Bei einer Umfrage der Universität Potsdam zum Thema Bergbaufolgelandschaft und Erholungsnut-<br />
zung aus dem Jahr 1999 gaben 85% der Befragten an, sich schon Gedanken zur Zukunft der Berg-<br />
baufolgelandschaften gemacht zu haben. 69% lehnten es ab, die Flächen sich selbst zu überlassen.<br />
Über 80% der Befragten erhofften sich, spätestens nach zehn Jahren die entstandenen Folgeland-<br />
schaften persönlich nutzen zu können (BARSCH 1999, S. 27).<br />
FAZIT FÜR PROJEKT GRÜNHAUS<br />
Die regionale Bevölkerung, als eine der wichtigsten potentiellen Nachfragegruppen des Projektes, ist<br />
durch eine zunehmende Überalterung gekennzeichnet. Der hohe Anteil an Arbeitern unter den Be-<br />
schäftigten läßt auf einen geringeren Bildungsgrad schließen. Die Zahl der Arbeitslosen liegt über dem<br />
Landesdurchschnitt. Die natürliche Sukzession hat unter der Bevölkerung nur eine geringe Akzeptanz.<br />
Es besteht der Wunsch, die Bergbauflächen in den nächsten Jahren wieder nutzen zu können.<br />
Angesichts dieser Ergebnisse schlagen wir vor, neben der regionalen Bevölkerung auch speziell an<br />
dem Thema Naturschutz/natürliche Sukzession Interessierte anzusprechen. Neben Angeboten für<br />
Ornithologen und naturinteressierten Laien, sollte auch über die Partnerschaft mit Schulen aus der<br />
Region (Umweltbildung) sowie mit den „grünen Fachbereichen“ von Hochschulen (Freilandlabor,<br />
Forschungsprojekte etc.) nachgedacht werden.<br />
5.3 Trendanalyse<br />
Trendanalysen treffen Voraussagen zu Veränderungen in den Strukturen, Einstellungen und Verhal-<br />
ten potentieller Gäste. Da diese Veränderungen die Rahmenbedingungen eines Projektes stark beein-<br />
flussen, stellen sie eine große Hilfe bei der Planung eines touristischen Angebotes dar.<br />
Heutzutage sind Trends immer kurzlebiger. Dadurch sind sie nicht nur schwieriger vorauszusagen, sie<br />
besitzen auch weniger Aussagekraft darüber, ob sich eine Investition rentieren wird. Daher ist es vor-<br />
35
Tourismuskonzept Grünhaus Marktanalyse<br />
teilhafter Angebote zu entwickeln, die die besonderen Vorteile eines Gebietes mit den aktuellen oder<br />
vorhersehbaren Trends der Nachfrage verknüpfen (LEADER II).<br />
Die Ergebnisse unserer Trendanalyse beruhen auf der Sekundärquelle LEADER II, die in einfacher<br />
und kurzer Form auf die wichtigsten Trends einging. Laut dieser Untersuchung wird sich die Nachfra-<br />
ge in den kommenden dreißig Jahren folgendermaßen verändern:<br />
• steigende Überalterung der Bevölkerung,<br />
• zunehmendes Interesse an Umwelt und Gesundheit,<br />
• weg vom Massentourismus hin zu differenzierten Angeboten,<br />
• widersprüchliches Verbraucherverhalten: gleichzeitiger Konsum von Billig-Snacks Gourmet-<br />
Essen, Last-Minute-Reisen Luxus Kreuzfahrten etc.,<br />
• Reiseentscheidungen werden immer spontaner getroffen,<br />
• steigende Zahl von Kurzreisen,<br />
• steigende Freizeitmobilität,<br />
zunehmendes Bedürfnis nach Ruhe und Naturerleben in einer intakten Umwelt (LEADER II).<br />
FAZIT FÜR PROJEKT GRÜNHAUS<br />
Die Zielgruppe der älteren Gäste gewinnt an Bedeutung. Das Bedürfnis nach Ruhe und Naturerleben<br />
in intakter Umwelt wird steigen. Dies bestätigen unsere statistischen Daten der Region. Der Markt wird<br />
schnelllebiger, die Nachfragewünsche immer individueller. So werden sich immer wieder kurzfristig<br />
neue Marktlücken ergeben. Die Mobilität und das Zeitbudget für Freizeit wird bei steigender Zahl der<br />
Rentner zunehmen. Die körperliche Belastbarkeit der einzelnen Besucher wird sinken.<br />
36
Tourismuskonzept Grünhaus SWOT – Analyse<br />
6. SWOT – Analyse<br />
Die SWOT - Analyse ermöglichte uns die Stärken (strengths) und Schwächen (weaknesses) des Ge-<br />
ländes Grünhaus herauszustellen, sowie die Chancen (opportunities) und Risiken (threats) für die<br />
Region um das Gelände Grünhaus zu erarbeiten. Hierbei konzentrierten wir uns vor allem auf die<br />
räumliche Komponente.<br />
6.1 Die Stärken – Schwächen - Analyse<br />
Die Stärken – Schwächen – Analyse ist ein Teil der SWOT – Analyse. Mit Hilfe der Stärken – Schwä-<br />
chen – Analyse schafften wir eine Grundlage für die zukünftige touristische Entwicklung des Gebietes<br />
Grünhaus und den damit zusammenhängenden Handlungsempfehlungen.<br />
6.1.1 Stärken<br />
NABU<br />
⇒<br />
NABU kann unabhängig agieren, da er eine gemeinnützige Organisation ist; Gelingen des<br />
Projektes ist nicht abhängig von Einnahmen aus dem Tourismus.<br />
Thema: Dorfgeschichte/Bergbau<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
Themen ‚Dorfgeschichte’ und ‚Bergbau’ sind emotional aufbereitbar; Thema ‚Dorfgeschichte’<br />
ist zudem ein innovatives Produkt.<br />
Zeugen der Bergbaugeschichte, wie Rohre und Strommasten sind noch vorhanden und bilden<br />
Blickfänge. Sie lockern das Landschaftsbild auf und verdeutlichen die Geschichte des ehema-<br />
ligen Bergbaus.<br />
Thematische Führungen.<br />
Geschichte des ehemaligen Ortes Grünhaus ist interessant und traditionsreich. Mit der Ge-<br />
schichtsaufarbeitung werden unterschiedliche Klientels angesprochen.<br />
Aktiver Heimatverein, der sich um die Aufarbeitung der Geschichte kümmert.<br />
Thema: Natur/Wildnis<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
Seit über 20 Jahren ungestörte Naturentwicklung auf dem Gelände.<br />
Viele Zwischenstadien der Habitatentwicklung beobachtbar.<br />
Auf dem Gelände sind unterschiedliche Sukzessionsstadien vorzufinden.<br />
Zum Herbst- und Frühjahrszug bietet es den Kranichen ein Rast- und Schlafplatz mit überre-<br />
gionaler Bedeutung (südlichster Rastplatz Brandenburgs).<br />
Im Rahmen des Prozessschutzes als „Freilandlabor“ nutzbar.<br />
Interessantes Gelände für Umweltbildungsmaßnahmen für (Hoch)Schulgruppen.<br />
Gebiet besitzt hohe Bedeutung für wissenschaftlich interessierte Besucher.<br />
Zu erwartende „Wiederholungsbesucher“, da Landschaft im ständigen Wandel.<br />
Das Gebiet kann sich ungestört entwickeln, da die zu erwartenden Besucherzahlen gering<br />
ausfallen werden.<br />
37
Tourismuskonzept Grünhaus SWOT – Analyse<br />
6.1.2 Schwächen<br />
NABU<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
Da es eine gemeinnützige Organisation ist, fehlt die Kontrolle über Rentabilität (Finanzierung<br />
über Spenden und Fördermittel).<br />
Imageproblem, da Verein von außen kommt und in der Region keine Arbeitsplätze schafft,<br />
aber Flächeneigentümer wird. Bisher findet zu wenig Kooperation mit der Region statt.<br />
Nur eine Person für das Projekt angestellt, die alle anfallenden Arbeiten koordiniert und erle-<br />
digt (Akquisition, Verwaltung, Kontakte knüpfen und pflegen in der Region).<br />
Konflikt: Naturschutz Wirtschaftlichkeit<br />
Neuartiges Projekt, kaum Erfahrung diesbezüglich vorhanden.<br />
Gebiet allgemein<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
Im Vergleich zu anderen Tagebauaufschlüssen handelt sich bei dem Gebiet Grünhaus um ei-<br />
nen relativ kleinen, wenig spektakulären Tagebau; es fehlt eine Unique Selling Proposition<br />
(USP) / ein Alleinstellungsmerkmal.<br />
Es ist noch keine touristische Infrastruktur vorhanden:<br />
o Bisherige Erschließung und Wegenetzführung für Besucher uninteressant und mono-<br />
ton (Wirtschafts- und Arbeitswege)<br />
o Momentane Wegeführung ist nicht für Wanderer geeignet (zu breite, eintönige Wege).<br />
o Zurzeit sind noch keine Ausschilderungen und Verweise auf das Gebiet existent.<br />
o Es besteht keine Einbindung in das Radwegenetz und keine Anbindung an den Öf-<br />
fentlichen Personennahverkehr (ÖPNV).<br />
Das Naturerlebnis ist für Durchschnittstouristen nur bedingt attraktiv.<br />
o In Zukunft wird das Gebiet so gut wie keine besonders spektakulären Aussichten<br />
(scienic views) aufweisen können.<br />
o Das Gelände ist weit einsichtbar, d.h. es existieren keine Nischen, welche das Gebiet<br />
erleb- und entdeckbar machen würden.<br />
o Es existieren keine Sichtachsen, es fehlen Blickfänger (sog. „eyecatcher“).<br />
Bis jetzt besteht kein touristisches Nutzungskonzept (klares Besucher- und Wegekonzept) für<br />
das Gebiet.<br />
Das strikte Naturschutzkonzept schränkt touristische Nutzung ein.<br />
Thema: Dorfgeschichte/Bergbau<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
Der Ort Grünhaus ist einer von vielen überbaggerten Orten in der Umgebung. Die Tatsache<br />
allein stellt keine große Besonderheit in der Region dar.<br />
Auf dem Gelände sind kaum Industriedenkmäler oder Zeugnisse des Dorfes vorhanden: es<br />
fehlt die Gelegenheit das Gelände emotional zu erfahren, zu erleben.<br />
Lange Wanderstrecken unvorteilhaft, da eingeschränkte Mobilität älterer Besucher.<br />
38
Tourismuskonzept Grünhaus SWOT – Analyse<br />
Thema: Natur/Wildnis<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
Momentan befindet sich nur wenig Vegetation in dem Gebiet. Da vorwiegend phytotoxische<br />
Böden vorherrschen, benötigt die Vegetationsentwicklung eine lange Anlaufzeit.<br />
Das Gebiet wird in Zukunft nur saisonal (während des Vogelzuges) besonders attraktiv sein.<br />
Die Entwicklung und das Aussehen des Geländes sind unberechenbar, es ist bisher keine<br />
Endgültigkeit absehbar.<br />
Das Gebiet ist derzeit nur für Spezialisten interessant.<br />
Tierbeobachtungen sind aufgrund der großen Entfernungen nicht ohne Hilfsmittel möglich.<br />
6.2 Chancen – Risiken – Analyse<br />
Mit Hilfe der Chancen – Risiken – Analyse arbeiteten wir die Chancen und Risiken für das Gebiet<br />
Grünhaus in Bezug auf die Region um das Gelände heraus. Grundlage unserer Betrachtung war das<br />
Vorlesungsscript von Prof. Dr. Gerd Peters, das die wesentlichen Aspekte der Chancen – Risiken –<br />
Analyse aufzählt. Aufgrund dessen untersuchten wir die Bereiche: Umfeld-, Konkurrenz-, Kunden- und<br />
Marktsituation.<br />
6.2.1 Chancen<br />
Markt- / Konkurrenzsituation<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
Etablierung als Nischentourismus–Angebot in der Region<br />
o Verknüpfung von Naturschutz (Umweltbildung) mit Aufarbeitung der deutschen, nicht<br />
slawischen, Siedlungsgeschichte wäre ein neues Produkt auf dem Tourismusmarkt in<br />
der Region.<br />
o Kein Sättigungsgrad vorhanden.<br />
Kooperation / Vernetzung mit anderen Akteuren in der Region:<br />
o Naturparkverwaltung; Naturschutzgruppen und –verbände<br />
o Gemeinsame Vermarktung mit gleichartigen Projekten<br />
o Heimatverein „Finsterwalder Heimatkalender“ e.V.<br />
o Besucherbergwerk F60 (gemeinsame Bergbaugeschichte)<br />
o Zukünftige Jugendherberge „Bergheider See“<br />
Marketing – Effekt für den NABU in der Region möglich (Imageeffekt, mehr Mitglieder und<br />
Förderer)<br />
Zunehmende Individualisierung der Gesellschaft verlangt zunehmende Segmentierung des<br />
Angebots, eröffnet ständig neue Marktnischen<br />
Themen Natur und Gesundheit sind im Aufwind<br />
Ruhige Erholungsformen gewinnen an Beliebtheit<br />
Umfeldsituation<br />
⇒<br />
Durch die Aufbereitung der Orts- und Bergbaugeschichte kann das Projekt einen Beitrag zur<br />
Stärkung der regionalen Identität (Selbstbewusstsein) und Akzeptanz leisten<br />
39
Tourismuskonzept Grünhaus SWOT – Analyse<br />
⇒<br />
Politische Rahmenbedingungen:<br />
o Fördermittel abrufbar, da EU, Bundes- und Landesregierung positive Einstellung zum<br />
Naturschutz besitzen.<br />
o Bundesnaturschutzgesetz weist Naturschutz auch Aufgabe der Sicherung von Erho-<br />
lungsmöglichkeiten zu.<br />
Nachfrager- / Kundensituation<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
6.2.2 Risiken<br />
Mit dem Segment der Tagestouristen (v. a. aus der Region) arbeiten, da Landkreise keine<br />
Destinationen für Übernachtungsgäste sind<br />
Die zu erwartenden Freizeitbesucher des Erholungsgebietes „Bergheider See“ sind potentielle<br />
Besucher für Grünhaus<br />
Abgewanderte Besucher, die neugierig sind was aus ihrer alten Heimat geworden ist, wie sie<br />
sich verändert hat, was geplant ist.<br />
Markt- / Konkurrenzsituation<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
Konkurrenz anderer Tourismusprojekte in unmittelbarer Umgebung:<br />
o F60,<br />
o Entstehung der „Lausitzer Seenkette“,<br />
o Zukünftig: „Lausitzer Zeitreise“ in der Nähe von Kostebrau.<br />
Starke Konkurrenz:<br />
o Vom gut aufgestellten Naturpark Niederlausitzer Landrücken (Borcheltsturm = kosten-<br />
loser Kranichbeobachtungsturm), Naturerlebniszentrum der Heinz Sielmann Stiftung<br />
am Tagebau Schlabendorf Süd,<br />
o Von touristischen Angeboten mit spektakulärerer Flora, Fauna, reizvollerem Land-<br />
schaftsbild,<br />
o Von der Kulturlandschaft in Fürstlich Drehna<br />
Kein thematischer Bezug zu den derzeitigen Initiativen der Region (z.B. K.A.N.N.; IBA)<br />
Vermarktung:<br />
o Arbeit des Naturparks Niederlausitzer Heidelandschaft und Tourismusverbandes Elbe<br />
– Elster (kein offensiver Umgang mit dem Thema Bergbau, mangelnde Identifikation<br />
mit der Vergangenheit)<br />
o Arbeit der Tourismus - Marketing Brandenburg (TMB) kontraproduktiv für Themen des<br />
Geländes<br />
Abgrenzung der Reiseregionen (zu viele, unglückliche Grenzen)<br />
Mangelnde Finanzkraft der öffentlichen Hand, Unternehmen, privaten Haushalte (Stichwort:<br />
Spender, Sponsoren etc.)<br />
Kooperationsbereitschaft mit anderen Akteuren in der Region stark abhängig von Zwischen-<br />
menschlichem -> unberechenbar<br />
Schnelllebigkeit des Marktes, ständige Nachfrage nach neuen Produkten/Themen<br />
40
Tourismuskonzept Grünhaus SWOT – Analyse<br />
Umfeldsituation<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
Nicht vorhandene Kooperation zwischen den Tourismusverbänden Elbe – Elster und Niederlausitz,<br />
Unvereinbarkeit ihrer touristischen Leitbilder<br />
‚Niederlausitz’ bzw. ‚Lausitz’ sind nicht als Tourismusregion bekannt<br />
Grenzlage zwischen zwei Kreisen / Tourismusverbänden<br />
Wirtschaftliche Situation der Region, mangelndes Wachstum, Gefahr der Rezession<br />
Ständige Akquisition von Fördermitteln zur Finanzierung des Projekts ist zeit- und kostenintensiv<br />
und macht langfristige Planungen schwierig<br />
Kunden- / Nachfragersituation<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
Negativimage des Bergbaus<br />
Bevölkerungsstruktur: Überalterung (eingeschränkte Mobilität, Aussterben der Zeitzeugen),<br />
Abwanderung, geringer Bildungsgrad<br />
Wirtschaftliche Situation: hohe Arbeitslosigkeit, geringe Kaufkraft, mangelnde Finanzkraft pri-<br />
vater Haushalte<br />
Niedrige Übernachtungszahlen-> kaum Touristen von außerhalb<br />
41
Tourismuskonzept Grünhaus Leitbild<br />
7. Leitbild<br />
Das Gebiet Grünhaus war in der Region bekannt und beliebt als idyllischer Ausflugsort mit einer tradi-<br />
tionsreichen Oberförsterei. Die ausgedehnten Wälder dienten nicht nur zur Erholung, sondern auch<br />
als königliches Jagdrevier. Durch den Ende des 19. Jh. einsetzenden großflächigen Braunkohletage-<br />
bau wurden alle Zeugen dieser Vergangenheit vernichtet.<br />
Als eine der vielen Bergbaufolgelandschaften ist das Gebiet Grünhaus vom Landesumweltamt Bran-<br />
denburg als eine besonders wertvolle Fläche in Hinblick auf die naturschutzfachliche Entwicklung<br />
eingestuft worden. Die Stiftung Nationales Naturerbe des Naturschutzbundes Deutschland (NABU)<br />
strebt aufgrund der Einzigartigkeit des Entwicklungspotentials des Gebietes den käuflichen Erwerb<br />
dieser Fläche an. Um den Besuchern die Besonderheit der Naturentwicklung in Form der natürlichen<br />
Sukzession zugänglich zu machen, möchte der NABU ein Teil des Geländes öffentlich begehbar ges-<br />
talten, sowie über gelenkte Maßnahmen Interessierten einen tieferen Einblick in das Gebiet und des-<br />
sen Entwicklung gewähren.<br />
Für die nachhaltige Entwicklung einer Region ist es notwendig, sich auch mit der Geschichte der Re-<br />
gion auseinanderzusetzen: „Nur wer die Geschichte kennt, kann die Gegenwart verstehen.“ Die Auf-<br />
arbeitung der Historie kann zur Wiederfindung der regionalen Identität beitragen und einen Anstoß zur<br />
Zusammenarbeit verschiedener Akteure in der Region geben.<br />
Deshalb ist es erstrebenswert auf dem Gelände Grünhaus eine Kombination aus Naturschutz, Orts-<br />
geschichte und Bergbau herzustellen. Dieses Ziel sollte in der Zusammenarbeit mit der lokalen Bevöl-<br />
kerung vor Ort und fachlicher Betreuung durch- und umgesetzt werden. Durch die Aufarbeitung der<br />
Geschichte bietet sich die Chance das Negativimage des Bergbaus zu überwinden.<br />
„Ziel ist, die Unverwechselbarkeit dieses Landschaftstyps zu einem touristischen Markenzeichen zu<br />
entwickeln und die regionale Identität zu stärken.“ (GERSTNER et al. 2001, S.12).<br />
Das Gebiet Grünhaus steht für Naturschutz, Orts- und Bergbaugeschichte. Mit einem für jedermann<br />
verständlichen und ansprechenden Angebot lädt es den Besucher ein, diese Themen hier zu erleben.<br />
Gleichzeitig leistet es mit seiner Arbeit einen Beitrag zur Stärkung der regionalen Identität.<br />
42
Tourismuskonzept Grünhaus Entwicklungsziele<br />
8. Entwicklungsziele<br />
Für die zukünftige Entwicklung der Bergbaufolgelandschaft Grünhaus in Hinsicht auf die touristische<br />
Nutzung wurden von uns zwei Entwicklungslinien erarbeitet. Im folgenden Schema wird die jeweilig zu<br />
erwartende Zielgruppe mit der absehbaren Nutzung dargestellt (siehe Grafik 2). Beide Szenarien wer-<br />
den bei der Erstellung der Handlungsempfehlungen erneut aufgegriffen und mit Inhalten gefüllt. Unse-<br />
re Ziele sollen als Grundlage für die Koordination der einzelnen Handlungsempfehlungen dienen.<br />
Grafik 2: Entwicklungsziele<br />
Zielgruppe<br />
Szenario 1<br />
IST – Zustand belassen /<br />
Natürliche Sukzession /<br />
� Forscher<br />
Prozessschutz<br />
� Wissenschaftler<br />
� Ornithologen<br />
� Naturinteressierte Nischentou-<br />
risten<br />
� Flächenpaten<br />
� Auf Umweltbildung bezogene<br />
Nutzung<br />
Besuchergruppen (Kinder-, Ju-<br />
gend-, Hochschulgruppen)<br />
� „Freilandlabor“<br />
� Tierbeobachtungen, speziell<br />
Vogelbeobachtungen<br />
� Prozessschutz, insbesondere<br />
Erkundung der Sukzessi-<br />
onsstadien (Landschaft im<br />
Wandel)<br />
� Umweltbildung<br />
(Quelle: Eigener Entwurf)<br />
IST - Zustand<br />
Szenario 2<br />
IST – Zustand durch bauliche und<br />
gestalterische Maßnahmen aufwerten/<br />
Zielgruppe<br />
Themenpräsentation /<br />
Natürliche Sukzession<br />
� Zielgruppen aus Szenario 1 plus:<br />
� Lokale Bevölkerung<br />
� Ältere Bevölkerung (50+)<br />
� Nischentouristen<br />
� IBA - Interessierte<br />
� Kultur – Interessierte<br />
� Historisch Interessierte<br />
� Radfahrer, Wanderer<br />
Nutzung<br />
� Nutzungen aus Szenario 1 plus:<br />
� „stille“ Erholung (Rad fahren,<br />
wandern)<br />
� Informationsgewinnung über die<br />
Geschichte des ehemaligen Or-<br />
tes Grünhaus, des Bergbaus und<br />
der voranschreitenden Natur-<br />
entwicklung (Sukzession)<br />
43
Tourismuskonzept Grünhaus Handlungsempfehlungen<br />
9. Handlungsempfehlungen<br />
Aufgrund der durchgeführten SWOT – Analyse stellten wir fest, dass ein großer Handlungsbedarf<br />
besteht, um das Gelände Grünhaus touristisch attraktiv zu gestalten, da ohne Inszenierung nur ein<br />
sehr spezielles Publikum angesprochen werden würde. Zur Optimierung der Nutzung des vorhande-<br />
nen Potentials und für neue gestalterische Methoden, verfassten wir die folgenden Handlungsempfeh-<br />
lungen. Diese sind aufgeteilt in die beiden vorgestellten Szenarien. Die Empfehlungen sind in jeweils<br />
prioritärer Reihenfolge angeordnet und nach räumlichen und sachlichen Aspekten aufgeteilt.<br />
9.1 Handlungsempfehlungen für Szenario 1<br />
Räumliche Ebene<br />
1. Ausbau eines Parkplatzes.<br />
2. Aufstellen von Hinweisschildern an der Hauptstraße sowie in den umliegenden Ortschaften.<br />
3. Erschließung einer groben Wegeführung.<br />
4. Erstellen von Verhaltensregeln (code of conduct).<br />
5. Ökologische Alternative für sanitäre Anlagen finden (Stichwort: Biotoilette).<br />
Sachliche Ebene<br />
1. Vermarktung: Direktangebot an (Hoch)Schulen; Publikationen in Fachzeitschriften.<br />
2. Wegbeschreibung in einer Broschüre veröffentlichen.<br />
3. Angebot von Spenderreisen (Im Herbst zur Zeit des Kranichzuges).<br />
9.2 Handlungsempfehlungen für Szenario 2<br />
Räumliche Ebene<br />
Touristische Infrastruktur naturverträglich gestalten:<br />
1. Ausbau eines Parkplatzes an geplanter Aussichtsplattform im Eingangsbereich.<br />
2. Aufstellen von Hinweisschildern an der Hauptstraße sowie in den umliegenden Ortschaften.<br />
3. Barrierefreier Wegeausbau.<br />
4. Ökologische Alternative für sanitäre Anlagen finden (Stichwort: Biotoilette).<br />
5. Naturnahe Sitzgelegenheiten schaffen, z.B. Baumstubben, Findlinge o.ä..<br />
6. Aufstellen von Papierkörben, bzw. Hinweise auf eigenständige Müllmitnahme (Nachteil von<br />
Papierkörben: - Zusätzliche ‚Möblierung’ der Landschaft, - Ausräumen der Papierkörbe durch<br />
Tiere möglich, - Für die regelmäßige Entleerung muß gesorgt sein.)<br />
7. Unterstellmöglichkeiten für schlechtes Wetter schaffen.<br />
8. Aufstellung von Informations- und Erklärungstafeln zu Flora, Fauna, Geologie, Entstehungs-<br />
geschichte, menschliche Nutzung vor, während und nach dem Tagebergbau auf dem Gelände<br />
(am Eingang, an der Besucherplattform, entlang der Wegeführung).<br />
44
Tourismuskonzept Grünhaus Handlungsempfehlungen<br />
9. Zugänglichkeit des Geländes überdenken, evtl. freier Zugang zur Hochkippe. Wege abwechs-<br />
lungsreich und interessant gestalten. Angebote sowohl für Kinder als auch für ältere Menschen<br />
erlebbar und zugänglich machen (Barrierefreiheit, körperliche Belastbarkeit, eingeschränkte<br />
Mobilität). Besucherparkplatz in der Nähe der Hochkippe errichten-> kürzere Wege.<br />
10. Aufstellen von Fernrohren für einen detaillierten Überblick und Tierbeobachtungen, aufgrund<br />
der großen Entfernungen.<br />
11. Ausweisung des geplanten Rundweges mit Zeit- und Kilometerangaben.<br />
12. Erstellung von Verhaltensregeln (code of conduct).<br />
13. Errichtung eines Geschichtspfades der bis zur Hochkippe führt, der sich in die Wildnis des Geländes<br />
einfügt. Auf den Schildern könnte der zeitliche Abriss dargestellt werden oder die verschiedensten<br />
Aspekte beleuchtet werden (Köhlerei, Pechhütte, Auerhuhnjagd, Naturschutz<br />
etc.). Schilder dezent einsetzen, keinen „Schilderwald“ entstehen lassen.<br />
14. Auf der Hochkippe Plexiglas aufstellen, auf denen das alte Dorf Grünhaus projiziert wird. Damit<br />
kann man emotional das alte Dorf wieder auferstehen lassen: „Neue Reise zu dem einst<br />
beliebten Ausflugsort der Region: Grünhaus“.<br />
15. Sichtachsen und Blickfänge aus der Bergbaugeschichte behalten und thematisch verarbeiten.<br />
16. Kooperation und Verknüpfung von IBA – Angeboten mit Grünhaus (Vorbild: Sielmann – Haus<br />
bietet Touren zu Fürstlich Drehna (IBA – Projekt) an).<br />
17. Zwischenlandschaft nutzen, offensiver Umgang mit dem Thema Bergbau auf behutsame Weise.<br />
Sachliche Ebene<br />
1. Vermarktung über Fremdenverkehrsämter, Naturpark, „Lust auf NaTour“, IBA, Kooperation<br />
mit sonstigen touristischen Anbietern in der Niederlausitz und verwandten Projekten.<br />
2. Vermarktung über alle Quellen, die die Zielgruppe ‚regionale Bevölkerung’ erreicht (Radio,<br />
Lokalzeitung, keine sinnlose Hochglanzbroschüre)<br />
3. Partnerschaften mit (Hoch)Schulen suchen (Camps) (Direktmarketing).<br />
4. Intensive Kooperation mit lokalem Heimatverein „Finsterwalder Heimatkalender e.V..<br />
5. Ankopplung an bestehende Produkte, wie (Rad)Wanderwege, Tagesausflugspakete.<br />
6. Benennung der entstehenden Seen nach den ehemaligen Dörfern auf dem Gelände zur Förderung<br />
der regionalen Identität.<br />
7. Internetauftritt, über NABU und eigene Domain und Heimatverein (z.B. www.gruenhaus.de).<br />
8. Regelmäßige Durchführung von Nachfrageranalyse / Gästebefragungen, daraus Profil zusammenstellen<br />
-> Ergebnis: Interessen der Nachfrager (Wünsche, Bedürfnisse) bekannt –<br />
entsprechende Handlung.<br />
9. Regelmäßige Marktanalyse-> auf Veränderungen reagieren (Erneuerung, Inszenierung, Pflege)<br />
(Schnelllebiger Markt-> Gebiet muss immer attraktiv und ansprechend sein. Um Wiederholungsbesucher<br />
zu gewinnen müssen neue Attraktionen geboten werden, z.B. unterschiedliche<br />
thematische Führungen.)<br />
45
Tourismuskonzept Grünhaus Fazit<br />
10. Fazit<br />
Die vorliegende Arbeit hat gezeigt, dass selbst bei Projekten, die auf den ersten Blick touristisch nicht<br />
interessant erscheinen, sich im Laufe einer Analyse durchaus interessante Entwicklungsperspektiven<br />
herausarbeiten lassen. Mit der Kombination aus Altem und Neuem, aus Ortsgeschich-<br />
te+Bergbau+Naturschutz besetzt Grünhaus drei der regionsspezifischsten Themen, womit es durch-<br />
aus breite Besucherschichten erreichen könnte. Da das Projekt noch ganz am Anfang steht, und der<br />
Tourismus nicht zur tragenden Einnahmequelle werden soll, besitzt der NABU die Möglichkeit, ver-<br />
schiedene Angebote zu testen. Auf diese Weise lässt sich herausfiltern, welches Produkt die größte<br />
Nachfrage findet. Die derzeitige Zwischenlandschaft des Geländes ist sofort für den Besucherverkehr<br />
nutzbar. Von hieraus lässt sich das Angebot schrittweise weiterentwickeln.<br />
46
Tourismuskonzept Grünhaus Glossar<br />
Glossar<br />
Bergbaufolgelandschaft: Aus der Bergaufsicht entlassene Landschaft<br />
Biotop: Lebensraum mit bestimmten Tier- und Pflanzenarten<br />
Brikettfabrik: Betrieb zur Herstellung von Briketts (in Form gepresste Kohle)<br />
Devastierung: Verwüstung; tiefgreifende, zumeist irreversible Zerstörung<br />
Erosion: Abtragung / Abtransport der obersten Schichten der Erdkruste (Böden, Gesteine) durch<br />
Wasser oder Wind<br />
Fauna: Gesamtheit der Tierarten der Erde oder eines Teilgebietes<br />
Flora: Gesamtheit der Pflanzenarten der Erde oder eines Teilgebietes<br />
Habitat: Lebensraum an dem Organismen einer Art regelmäßig anzutreffen sind<br />
Kokerei: (Anlage zur) Herstellung von Koks (Brennstoff)<br />
Komplexbiotop: Verschiedene Biotoptypen in einem abgrenzbaren Raum<br />
Magerrasen: Nährstoffarme Grasflur<br />
Melioration: Maßnahmen zur nachhaltigen, tiefgründigen Verbesserung der Nutzbarkeit der Böden<br />
Natürliche Sukzession: Entwicklung der Natur / eines Biotops ohne menschliche Einflüsse<br />
Oligothroph: von Trophie: Grad der Versorgung eines Ökosystems mit verfügbaren Nährstoffen –<br />
oligotroph = gering nährstoffversorgt<br />
Pedologie: Bodenkunde<br />
Phytotoxisch: für Pflanzen ungünstige (giftige) Zustände / Eigenschaften<br />
Pomologischer Garten: Obstgarten<br />
Prozessschutz: Schutz der unterschiedlichen einzelnen Entwicklungsstadien während der natürli-<br />
chen Sukzession<br />
Quartär: jüngerer Abschnitt der erdgeschichtlichen Neuzeit (geologisch)<br />
Renaturierung: Überführung menschlich veränderter Lebensräume in einen naturnäheren Zustand<br />
für eine ungestörte / unveränderte Entwicklung der Natur<br />
Rekultivierung: Maßnahmen zur Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit und der Nutzbarkeit stark<br />
veränderter Gebiete für v. a. land- bzw. forstwirtschaftliche Zwecke<br />
Röhricht: Dickicht aus Schilfrohr<br />
Setzungsfließen: Erdrutschung an unstabilen Böschungen und Hängen aufgrund äußerer Einflüsse<br />
Spektiv: stark vergrößerndes Fernrohr<br />
Tertiär: älterer Abschnitt der erdgeschichtlichen Neuzeit (geologisch)<br />
Trockenrasen: Mehr oder weniger geschlossene, nicht oder extensiv genutzte Grasfluren trockener<br />
und sehr trockener flachgründiger Standorte<br />
Vorranggebiet/-fläche: Gebiet, in dem auf Grund raumstruktureller Erfordernisse eine bestimmte<br />
Aufgabe vorrangig vor anderen Aufgaben zu erfüllen ist und in dem alle raumbedeutsamen Planungen<br />
und Maßnahmen mit der vorrangigen Zweckbestimmung vereinbar sein müssen.<br />
Vorwerk: vom landwirtschaftlichen Haupthof getrennter Wirtschaftshof für das Vieh und Ernterträge<br />
(Definitionen nach: ANL 1994, BERTELSMANN 1996; BfN 2002)<br />
47
Tourismuskonzept Grünhaus Anhänge<br />
Anhänge<br />
48
Tourismuskonzept Grünhaus Anhangsverzeichnis<br />
Anhangsverzeichnis<br />
Anhang I: Karte 1 – Lagekarte 50<br />
Seite<br />
Anhang II: Karte 2 – Projektgebiet Grünhaus 51<br />
Anhang III: Historische Fotos 52<br />
Anhang IV: Aktuelle Fotos 55<br />
Anhang V: Ergänzungen zu Kapitel 3.4 – Der Braunkohlenbergbau im<br />
Raum Lauchhammer 58<br />
Anhang VI: Ergänzungen zu Kapitel 4 – Hintergrund zum NABU 60<br />
Anhang VII: Ergänzungen zu Kapitel 4 – Die Bedeutung des Auerwildes<br />
in der Region um Grünhaus 63<br />
Anhang VIII: Ergänzungen zu Kapitel 4.2 – Planerische Grundlagen 65<br />
Anhang IX: Ergänzungen zu Kapitel 4.3 – Natürliche Angebotsfaktoren 66<br />
Anhang X: Ergänzungen zu Kapitel 4.5 – Ortsgeschichte 68<br />
Anhang XI: Ergänzungen zu Kapitel 5.1.4 – Angebotsanalyse<br />
Reiseregion Elbe – Elster – Land und Niederlausitz 69<br />
Anhang XII: Ergänzungen zu Kapitel 5.2.1 – Nachfrageanalyse:<br />
Fragenkatalog-Primäranalyse 71<br />
49
Tourismuskonzept Grünhaus Anhang I<br />
Anhang I: Karte 1<br />
Lagekarte<br />
Das Projektgebiet Grünhaus befindet sich im Süden des Landes Brandenburg, zwi-<br />
schen den Städten Finsterwalde (im Norden) und Lauchhammer (im Süden).<br />
50
Tourismuskonzept Grünhaus Anhang II<br />
Anhang II: Karte 2<br />
Projektgebiet Grünhaus<br />
51
Tourismuskonzept Grünhaus Anhang III<br />
Anhang III<br />
Historische Fotos<br />
Restaurant „Zum Auerhahn“, Grünhaus<br />
später: Restaurant und Pension „Waldschlösschen“, Grünhaus<br />
52
Tourismuskonzept Grünhaus Anhang III<br />
Historische Ortsansicht, Grünhaus<br />
Restaurant Waldschlösschen, Grünhaus<br />
53
Tourismuskonzept Grünhaus Anhang III<br />
Restaurant „Zum Auerhahn“<br />
Quelle historischer Abbildungen: Finsterwalder Heimatkalender e.V.<br />
Biergarten im Restaurant „Zum Auerhahn“<br />
54
Tourismuskonzept Grünhaus Anhang IV<br />
Anhang IV<br />
Aktuelle Fotos<br />
Blick von der Hochkippe<br />
Hochkippe mit Ausblick<br />
55
Tourismuskonzept Grünhaus Anhang IV<br />
Blick auf den Langen See<br />
Bizarre Rippenstrukturen<br />
56
Tourismuskonzept Grünhaus Anhang IV<br />
Steilböschungen<br />
(Quelle aller aktuellen Fotos: Eigenaufnahmen April 2003)<br />
57
Tourismuskonzept Grünhaus Anhang V<br />
Anhang V: Ergänzungen zu Kapitel 3.4<br />
Der Braunkohlenbergbau im Raum Lauchhammer<br />
Mit dem Aufschluss großer Tagebaue, besonders mit der Einführung des Förderbrückenbetriebes und<br />
dem Beginn der großflächigen Grundwasserabsenkung, änderte sich das Bild der Landschaft nach-<br />
haltig. Von 1840 bis zur Gegenwart sind im Förderraum Lauchhammer-Finsterwalde ca. 110km² vom<br />
Braunkohlenabbau beeinflusst worden. Den Hauptanteil daran hatten insgesamt 17 Tagebaue, welche<br />
aufgeschlossen und ausgekohlt worden (PFLUG 1998, S.473).<br />
Durch Bohrungen in tiefere Schichten wurden starke Braunkohlenschichten (Flöz) entdeckt. Das<br />
Lauchhammer-Flöz bildete die Grundlage. Im Westen wurden die Braunkohlenvorkommen durch<br />
Grünhaus, Staupitz und Grünwalde begrenzt. Der Abbau begann im Oberflöz (Lausitzer Flöz) und<br />
erfolgt zunächst in Kleinbetrieben. Mit der allmählich steigenden Nachfrage erschöpften sich bald die<br />
abzubauenden Vorkommen. Der Übergang zum Tiefbau war erforderlich. Bereits in den Jahren 1870-<br />
1875 gab es 22 Gruben, die Kohle förderten. Ende des 19. Jh. begann man ganze Deckgebirge abzu-<br />
tragen und Tagebaugruben aufzuschließen (PFLUG 1998, S.475).<br />
Mit den Brikettfabriken, Kraftwerken und Veredlungsanlagen entstand ein industrieller Schwerpunkt in<br />
der Region Lauchhammer, der über Jahrzehnte positive Entwicklungen in der Wirtschaft und Beschäf-<br />
tigung prägte, aber auch negative Spuren im Natur- und Wasserhaushalt hinterlassen hat<br />
(www.lmbv.de , Stand 04/2003).<br />
Der Anteil des Bezirkes Cottbus an der Energie- und Brennstoffproduktion der DDR lag bei 41,7%.<br />
Zum Zeitpunkt der Wende 1989 waren 20,1% aller Arbeitnehmer oder 47,4% aller Industriebeschäftig-<br />
ten der Kohlen- und Energiewirtschaft zuzuordnen (REINHART 2001, S.25). Der Bezirk Cottbus ver-<br />
zeichnete im September 1990 eine Arbeitslosigkeit von 3,9% (REINHART 2001, S.28).<br />
Im Förderraum Kleinleipisch, Koyne, Grünwalde wurden in den Jahren 1911 – 1978 4247 ha Land in<br />
Anspruch genommen, wovon ca. 700 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche entsprachen und ca. 3300 ha<br />
forstwirtschaftlicher Nutzfläche. Im gesamten Zeitraum des Bergbaubetriebes im Raum Lauchhammer<br />
wurden 11688 ha Land in Anspruch genommen. Bisher wurden 7442 ha rekultiviert. Die Rohkohleför-<br />
derung betrug seit Beginn des Bergbaus ca. 900 Millionen Tonnen (LAUBAG 1994, S.72).<br />
Folgen des Bergbaus<br />
Mit der Wiedervereinigung und dem Übergang zur Marktwirtschaft wandelten sich die Energiepolitik<br />
und damit auch die Energieträgerstruktur. 17 stillgelegt Tagebaue existieren in der Lausitz, davon<br />
liegen 10 im Land Brandenburg und 7 im Freistaat Sachsen. Ein Großteil der aufgelassenen Tage-<br />
baue bleibt der forst- und landwirtschaftlichen Rekultivierung vorbehalten.<br />
Bedingt durch die für eine Nutzung ungünstigen Eigenschaften vieler Standorte, auch durch den Man-<br />
gel an kulturfähigen Substraten entstanden und entstehen in fast allen aufgegebenen Tagebauen auf<br />
rund 20% der ehemaligen Abbaufläche klein- und großflächig spezielle Lebensräume, die dem Natur-<br />
schutz vorbehalten sind. Auf diese Weise erhalten die vielen durch den Braunkohlenbergbau ver-<br />
58
Tourismuskonzept Grünhaus Anhang V<br />
drängten, für die Lausitzer Naturräume typischen Pflanzen- und Tierarten sowie Vegetationsgesell-<br />
schaften, wieder eine neue Heimstatt (PFLUG 1998, S.478).<br />
Verschiedene Entwicklungen und Trends der Landnutzung in der Bergbaufolgelandschaft, schränken<br />
die Möglichkeiten der Regeneration der heimischen Flora und Fauna, und somit der Entstehung exis-<br />
tenzfähiger Populationen, ein. Neben der Herstellung land- und forstwirtschaftlicher Nutzflächen, ist<br />
auch der Naturschutz seit 1980 ein wichtiges Ziel der nachbergbaulichen Landschaftsgestaltung<br />
(www.niederlausitzerheidelandschaft.de/Artenvielfalt.htm, Stand 04/2003).<br />
Um die Regeneration der Floren- und Faunenvielfalt in unbelasteten und ungestörten Kippenland-<br />
schaften zu gewährleisten, mussten Vorrangflächen für den Natur- und Ressourcenschutz gesichert<br />
werden.<br />
Der Bergbau und das Gebiet Grünhaus<br />
Insgesamt wurden 1.060 Mio. m³ Abraum bewegt, 266 Mio. t Rohbraunkohle gefördert und 4.182 ha<br />
Land in Anspruch genommen. Es entstand eine Vielzahl von kleineren Restlöchern und Randschläu-<br />
chen. Hauptabnehmer für die Kohle waren die Brikettfabriken und Kraftwerke um Lauchhammer,<br />
Plessa, Domsdorf und Tröbitz (www.lmbv.de, Stand 04/2003).<br />
Eine der vielen Braunkohlentagebaue im Raum Lauchhammer erhielt den Namen „Koyne“, benannt<br />
nach dem ehemaligen Waldgebiet zwischen Grünhaus und Kleinleipisch. Dieser Tagebau streifte in<br />
den Jahren 1940-43 den südlichen Rand des Ortes Grünhaus bis zur Gaststätte „Zum Auerhahn“ (s.<br />
Historische Analyse) (HERRMANN 2000, S.7).<br />
59
Tourismuskonzept Grünhaus Anhang VI<br />
Anhang VI: Ergänzungen zu Kapitel 4<br />
Hintergrund zum NABU<br />
Flächenkauf<br />
Der Ankauf von Flächen ist ein wichtiger Weg, um wertvolle Lebensräume als Teil unseres nationalen<br />
Naturerbes dauerhaft und zuverlässig zu sichern. Strenge Auflagen zum Schutz gefährdeter Tier- und<br />
Pflanzenarten lassen sich selbst in Naturschutzgebieten oft nur schwer gegen die Interessen von pri-<br />
vaten Grundstückseigentümern durchsetzen. Der Flächenkauf hat im NABU nicht nur lange Tradition -<br />
er ist auch heute noch ein wichtiger Teil seiner Aufgaben. Der NABU besitzt heute bundesweit über<br />
5000 Naturschutzflächen. In ganz Deutschland sind über 220.000 Hektar Schutzgebiete, die gekauft<br />
oder gepachtet oder die durch Absprachen und Betreuungsverträge in die Obhut des NABU gegeben<br />
worden (www.naturerbe.de, Stand 04/2003).<br />
Um was für eine Fläche handelt es sich?<br />
Flächenbeschreibung<br />
LMBV-Nr. BN001 Grünhaus-Koyne (ökologisch wertvolle Fläche Brandenburg)<br />
(www.lmbv.de, Stand 04/2003).<br />
Lage: Sanierungs- bzw. Abschlussbetriebsplan Lauchhammer 1<br />
Verwaltungszugehörigkeit: Landkreis Elbe-Elster, Stadt Finsterwalde, Amt Kleine Elster,<br />
Stadt Lauchhammer<br />
Bergbaugeschichte: Bestandteil des Tagebaus Kleinleipisch und Koyne<br />
Flächengröße: ca. 1200ha, Brückenkippe<br />
Derzeitiger Eigentümer: Größtenteils LMBV<br />
Sanierungsgrad: ca. 70% der Fläche saniert<br />
Bergrechtliche Vorgaben<br />
für Nutzung: Herstellung von Renaturierungsflächen, forst- und landwirtschaftliche<br />
Naturschutzrechtlicher<br />
Flächen, Wasserflächen (Restlochseen)<br />
Status: z. T. im Naturpark „Niederlausitzer Heidelandschaft“ gelegen, Teilflä-<br />
Zugrundeliegendes<br />
chen sind FFH-Gebiet, Ausweisung zum Naturschutzgebiet geplant<br />
Naturschutzfachkonzept: Landesumweltamt Brandenburg / LMBV: Prioritäre Naturschutzflächen<br />
Anstehende<br />
in der Braunkohle-Bergbaufolgelandschaft Südbrandenburgs (Cottbus<br />
2001)<br />
Verwaltungsverfahren: Fläche ist Gegenstand zweier Flurneuordnungsverfahren, ein Plan-<br />
(NABU 2001, Projektblatt).<br />
feststellungsverfahren für den Ausbau der Restlochkette steht an<br />
60
Tourismuskonzept Grünhaus Anhang VI<br />
Warum plant die Stiftung Nationales Naturerbe eine Fläche in der Bergbaufolgelandschaft zu<br />
kaufen?<br />
Die Stiftung hat sich von dem Naturschutzpotential der Fläche beeindrucken lassen, und sie sieht die<br />
Fläche als einen wichtigen Beitrag für die Entwicklung der Region.<br />
Derzeit wird die NABU-Stiftung im Rahmen einer Projektvorphase von der Deutschen Bundesstiftung<br />
Umwelt (DBU) gefördert. Die NABU-Stiftung bemüht sich um die Fortführung dieser Förderung und<br />
bezweckt damit, eine weitere effektivere Begleitung der anstehenden Sanierungen und Verwaltungs-<br />
verfahren zu gewährleisten sowie die Erstellung und Umsetzung eines Gesamtkonzeptes für eine<br />
dauerhafte naturschutzgerechte Entwicklung der Flächen durchführen zu können. Mit finanzieller Un-<br />
terstützung durch die DBU, könnten in Zukunft die Flächen des Gebietes Grünhaus käuflich erworben<br />
werden.<br />
Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten werden alle ehemaligen Bergbauflächen vom derzeitigen<br />
Eigentümer, der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbauverwaltungsgesellschaft (LMBV), privatisiert.<br />
Damit kommen auch die für den Naturschutz reservierten Flächen von Grünhaus in den Verkauf (NA-<br />
BU 2001, Projektblatt).<br />
Bis zum Sommer 2003 sollen die ersten 700ha erworben werden. Neben der Unterstützung der DBU<br />
und den Geldern von Spenden und Flächenpaten werden die Summen der Ausgleichzahlungen von<br />
regionalen Bauinvestoren für den Flächenverbrauch sowie Ausschüttungen des Naturschutzfonds<br />
Brandenburg dafür verwand. Die weiteren Flächen sollen bis 2007 privatisiert sein (NATUR & KOS-<br />
MOS 2003, S.62).<br />
Hauptziele für die Entwicklung des Naturschutzgebietes ‚Grünhaus’<br />
1. Schaffung eines großen Naturschutzgebietes an der Westgrenze des Niederlausitzer Braun-<br />
kohlereviers mit der Funktion als „Eintrittspforte“ für einwandernde Pflanzen- und Tierarten in<br />
die Bergbaufolgelandschaft (Schaffung von Biotopverbund- und Vernetzungsstrukturen).<br />
2. Bereitstellung eines großflächigen Biotoptypen- bzw. Sukzessionsflächenmosaiks auf stabiler<br />
morphologischer und abiotischer Standortgrundlage mit besonderer Eignung als Reprodukti-<br />
onsgebiet für stenöke, stark gefährdete aber auch für verbreitete Arten der Niederlausitz (Er-<br />
haltung von Bereichen mit Steilböschungen und Rohböden, Sicherung natürlicher Entwick-<br />
lungsabfolgen von Pflanzen und Tieren („Prozessschutz“))<br />
3. Schaffung eines großen Kranichrast und -schlafplatzes mit überregionaler Bedeutung.<br />
4. Erprobung effektiver Rekultivierungs- bzw. Renaturierungsmethoden für den Naturschutz in<br />
Bergbaugebieten.<br />
5. Schaffung eines Dauerbeobachtungsfeldes für die Grundlagen- und Anwendungsforschung<br />
zur Gestaltung, Entwicklung und Pflege von „Sekundärbiotopen“.<br />
6. Freizeit, Bildung und Erziehung mit Hilfe eines tangierenden Wanderwegenetzes, Beobach-<br />
tungspunkten und Führungen (NABU 2001, Projektblatt).<br />
Zukünftige Entwicklung<br />
Im zukünftigen Naturschutzgebiet liegt die Seenkette bestehend aus Heide-See, Langer-See und<br />
Koyne-See. Dieses Gebiet dient bereits jetzt jedes Jahr Tausenden von Kranichen als Rast- und<br />
61
Tourismuskonzept Grünhaus Anhang VI<br />
Schlafplatz. Es gilt damit als südlichster Kranichrastplatz mit überregionaler Bedeutung. Die Vernäs-<br />
sungsflächen bei Klettwitz sollen das Habitatangebot für Kraniche erweitern.<br />
Die im Flächenpaket enthaltenden Landwirtschaftsflächen sollen zukünftig durch einen örtlichen Schäfer<br />
genutzt und gepflegt werden.<br />
Durch die Naturschutzflächen Grünhaus wird die Region Lausitz durch eine weitere Facette reicher.<br />
Damit die natürlich ablaufenden Prozesse der dynamischen Landschaftsentstehung für Besucher<br />
erlebbar werden, sollen Teile des Gebietes durch ein Wegenetz erschlossen werden (NABU 2001,<br />
Projektblatt).<br />
62
Tourismuskonzept Grünhaus Anhang VII<br />
Anhang VII: Ergänzungen zu Kapitel 4<br />
Die Bedeutung des Auerwildes in der Region um Grünhaus<br />
Das Auerhuhn<br />
Das Auerhuhn ist das größte unserer einheimischen Raufußhühner. Der Auerhahn erreicht fast die<br />
Größe einer Hausgans (LANDESFORSTANSTALT EBERSWALDE 2000, S.8). Es bevorzugt stille,<br />
zusammenhängende, naturnahe und vor allem lichte Nadel- und Mischwälder auf trockenen bis feuch-<br />
ten Böden. Bis in die jüngste Vergangenheit war die Niederlausitz ein überregional bedeutendes<br />
Rückzugsgebiet des Vogels. Große Bestände waren vor allem im 18. Jh. in den weiten Waldarealen<br />
zu finden. Der schonungslose Abschuss von Balzhähnen dezimierte die Zahl drastisch. Die großflä-<br />
chige Lebensraumzerstörung durch vor allem den Bergbau und militärische Nutzung brachten es so<br />
weit, dass das Auerhuhn heute in der Lausitz vom Aussterben bedroht ist (MÖCKEL et al. 1999,<br />
S.46).<br />
Waldkomplex Grünhaus<br />
Historisch<br />
Der aus dem königlichen Forstrevier Grünhaus hervorgegangene preußische Staatsforst umfasste<br />
5377 ha. Vor der Bergbauüberbaggerung schlossen sich östlich weitere Waldgebiete an, so dass sich<br />
eine historische Gesamtwaldfläche von 16.500 ha ergab. Geprägt waren diese durch Kiefern – Trau-<br />
beneichen- und Kiefern- Waldbestände. Bedingt durch die unterschiedliche Grundwasserversorgung,<br />
wechselte die Waldvegetation stark. Der Wald war flächendeckend mit einer beerenstrauchreichen<br />
Feldschicht ausgestattet mit Inselvorkommen der Lausitzer Tieflandsfichte und der Weißtanne. Die<br />
ursprünglichen Wälder, in ihrer Ausstattung und Größe, boten den idealen Lebensraum für das Auer-<br />
wild (MÖCKEL et al. 1999, S.52).<br />
Aktuell<br />
Vom ursprünglichen Waldkomplex sind ca. 3910 ha erhalten geblieben, dies entspricht nur noch ca.<br />
24% des ehemals kompakten Waldareals. Infolge des Braunkohlebergbaus wurde die Waldfläche<br />
stark reduziert. Nur noch kleinflächig gibt es heidelbeerreiche Altholzbestände. In den 70iger Jahren<br />
wurde der größte Teil des Auerhuhnvorkommens überbaggert. Die Neueinrichtung eines 200 ha gro-<br />
ßen Naturschutzgebietes im Jahr 1991 besitzt mit den großräumigen Freiflächen keine Eignung für<br />
Auerhühner. Trotzdem kommt diesem Gebiet mit dem angrenzenden Wald eine größere Bedeutung<br />
zu, da es als „Trittstein" die Vorkommen der Umgebung räumlich verbindet (MÖCKEL et al. 1999,<br />
S.53).<br />
Das Auerhuhn in Grünhaus<br />
Der Bestand des Auerhuhns umfasste in der Lausitz um 1850 rund 1000 Vögel, welche sich auf 14<br />
Vorkommen entlang des Niederlausitzer Landrückens verteilten. Die fast 50 überlieferten Balzplätze<br />
63
Tourismuskonzept Grünhaus Anhang VII<br />
befanden sich auf einer Waldfläche von über 188.000 ha, zum größten Teil in heidelbeerreichen Traubeneichen-<br />
Altbeständen oder in heidelbeergeprägten, lichten Kiefernalthölzern.<br />
Das Waldgebiet Grünhaus war im 18. und 19. Jh. vermutlich das individuenstärkste Auerhuhnvorkommen<br />
der westlichen Niederlausitz. Für das Jahr 1740 werden drei Balzplätze angegeben. Diese<br />
Plätze wurden nach königlicher Order speziell für die Balzjagd eingesetzt. Der sächsische König August<br />
III. kam alljährlich von 1740 – 1755 zur Auerhahnjagd in das Grünhauser Revier. Zu dieser Zeit<br />
waren mindestens 85 Hähne beobachtet worden. Die Zahl ging jedoch im Laufe der Jahre drastisch<br />
zurück. Die letzten Auerhahnnachweise stammen aus dem Jahr 1986 (MÖCKEL et al. 1999, S.54).<br />
64
Tourismuskonzept Grünhaus Anhang VIII<br />
Anhang VIII: Ergänzungen zu Kapitel 4.2<br />
Planerische Grundlagen<br />
Schutzwürdigkeitsgutachten<br />
Im Auftrag der Gemeinsamen Landesplanung Brandenburg/Berlin (GL9) des Ministeriums für Land-<br />
wirtschaft, Umweltschutz und Raumordnung Brandenburg (MLUR) lässt die LMBV für besonders<br />
wertvolle und schutzbedürftige Flächen in Brandenburg Schutzwürdigkeitsgutachten erstellen. 2001<br />
wurden sechs Schutzwürdigkeitsgutachten prioritärer Naturschutzflächen in der Bergbaufolgeland-<br />
schaft bearbeitet, diese wurden als VA 2b-Maßnahmen (Verwaltungsabkommen zur Beseitigung der<br />
Bergbauschäden) über MLUR-GL9 von der LMBV in Auftrag gegeben. Die fachliche Koordinierung<br />
erfolgte dabei durch die Abteilung Naturschutz. Das Gutachten für das Gebiet Grünhaus ist fertig ge-<br />
stellt (www.lmbv.de, Stand 05/2003).<br />
Ökologischer Sanierungs- und Entwicklungsplan<br />
Der ökologische Sanierungs- und Entwicklungsplan entspricht den Festlegungen des deutschen Eini-<br />
gungsvertrages, wonach für besonders belastete Gebiete der neuen Bundesländer „Ökologische Sa-<br />
nierungs- und Entwicklungspläne“ erarbeitet werden sollen. Ziel dieser Pläne ist es, sowohl für Bund,<br />
Länder und Kreise Grundlagen und Empfehlungen für Maßnahmen zur:<br />
- Abwehr unmittelbarer Gefahren für Mensch und Naturhaushalt,<br />
- Sanierung der Umwelt entsprechend den Standards der alten Bundesländer und der EU und<br />
- ökologisch verträglichen Gestaltungen der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung bereitzu-<br />
stellen (UMWELTBUNDESAMT 1994, S.3).<br />
Ziele der Sanierungsarbeiten:<br />
� Standsichere Gestaltung der verbleibenden Restlochböschungen und Herstellung der Tragfä-<br />
higkeit der Kippenflächen,<br />
� Entwicklung der wasserwirtschaftlichen Verhältnisse,<br />
� Optimierung der Wasser-Land-Verteilung im Sanierungsgebiet,<br />
� Aufwertung bereits rekultivierter Flächen,<br />
� Erhaltung von Lebensräumen für bedrohte Tier- und Pflanzenarten,<br />
� Einbindung der Bergbaufolgelandschaft in die umliegende Landschaft,<br />
� Schaffung von Voraussetzungen für die Entwicklung von Tourismus- und Erholungsgebieten,<br />
� Ausweisung von Industrie- und Gewerbeflächen sowie<br />
� Behandlung/Entsorgung der Altlastverdachtsflächen (www.lmbv.de, Stand 04/2003).<br />
Sanierungsarbeiten sind für die Stabilisierung der Flächen und Böschungen notwendig. Ohne Sanie-<br />
rung kann es zu gefährlichen Sackungen und Rutschungen des Bodens kommen. Die NABU-Stiftung<br />
strebt auf dem Gelände Grünhaus eine naturschutzgerechte Sanierung an (NABU 2001, S.2).<br />
65
Tourismuskonzept Grünhaus Anhang IX<br />
Anhang IX: Ergänzungen zu Kapitel 4.3<br />
Natürliche Angebotsfaktoren<br />
Substratverhältnisse<br />
Im Gebiet Grünhaus handelt es sich um Kipprohböden, zum überwiegenden Teil aus tertiären,<br />
schwach kohlehaltigen Kipp-Kohlesanden bestehend. Es sind vorwiegend skelettfreie Substrate mit<br />
einem sehr geringem wasser- und Nährstoffspeicherungsvermögen.<br />
Die langanhaltende Säurefreisetzung der Tertiärsande führt zu phytotoxischen Reaktionen, die über<br />
mehrere Jahre kein Pflanzenwachstum zulassen. Die auf den Rohböden fehlende Pflanzendecke<br />
begünstigt die Wasser- und Winderosion und führt zu hohen Staubbelastungen in den umliegenden<br />
Ortschaften sowie den land- und forstwirtschaftlichen Flächen.<br />
Die durch die LMBV durchgeführten Meliorationsmaßnahmen (Anpflanzen bzw. Aussäen von<br />
Vegetation) werden Teilbereiche vor der Erosion gesichert und das Ansiedeln neuer Arten erleichtert.<br />
Bereits stattgefundene Gestaltungsmaßnahmen, wie das Anlegen von Findlingshaufen und „Dünen“<br />
lockern das Landschaftsbild auf der Hochkippe im Gebiet Grünhaus auf (PFLUG 1998, S.582).<br />
Wasserverhältnisse<br />
Die entstehenden und bereits entstanden Tümpel und Standgewässer werden stark beeinflusst durch<br />
das säurespendende tertiäre Kippsubstrat, was einen phytotoxischen Zustand verursacht. Die<br />
Prognosen zeigen, dass sie sich zu wertvollen oligothrophen Heideseen entwickeln werden, wie sie<br />
für Brandenburg in diesem Qualitätszustand und Umfang nicht mehr existieren. Insgesamt wird auf<br />
dem Gebiet eine Wasserfläche von 290ha Größe entstehen.<br />
Die extremen pedologischen, klimatischen und hydrologischen Umweltbedingungen sind wichtige<br />
Voraussetzungen für diesen einzigartigen Pionierstandort für die Ansiedlung, Reproduktion und<br />
Ausbreitung stenöker Floren- und Faunenelemente der Lausitzer Kulturlandschaft (LANDECK 2000,<br />
S.17).<br />
Relief<br />
Im Süden weist das Schutzgebiet eine absolute Höhe von 100m über NN auf und steigt nach Norden<br />
auf 117m über NN an. Im mittleren Teil des Gebietes weisen mit 132 bzw. 142m über NN die<br />
Hochkippen die höchsten Erhebungen auf.<br />
Wasserangrenzende Steilböschungen mit bizarren Kantenformen müssen zur Vermeidung von<br />
Abbrüchen und Fließrutschungen durch Sprengungen abgeflacht werden. Die Sprengarbeiten werden<br />
sich in Verbindung mit dem Grundwasseranstieg in mehreren Etappen bis nach 2010 hinziehen. Bis<br />
zum Abschluss dieser Arbeiten bleiben die Uferbereiche auf eine Breite von 200m gesperrt. Es<br />
werden größere Flachwasser- und Flachuferbereiche entstehen. Im Anschluss entstehen mehr als 12<br />
km gehölzfreie Uferlänge, welche für eine ungestörte Sukzession zu erhalten sind. Diese sind wichtig<br />
für den hier brütenden Flussregenpfeifer und mindestens 25 festgestellten Limikolenarten auf dem<br />
Herbstzug, für die dies wichtige Rast- und Durchzugsgebiete sind (PFLUG 1998, S.584).<br />
66
Tourismuskonzept Grünhaus Anhang IX<br />
Tagebaurandgebiete<br />
Das Tagebaurandgebiet wird naturräumlich von der Lausitzer Becken- und Heidelandschaft mit weiten<br />
Talsandflächen, Sanddünen und Heidemooren sowie einer saaleeiszeitlichen Grundmoräne, welche<br />
teilweise von einer Endmoränenstaffel überlegt wird, geprägt. Vorwiegend herrschen arme Kiefernund<br />
Birkenwaldbestände und vereinzelt noch Stieleichen-Birkenwälder vor. Zur Bereicherung des<br />
Landschaftsbildes und zur Erholung der Artenvielfalt in diesem Raum trägt die landwirtschaftliche<br />
Nutzung der armen Sandböden bei (PFLUG 1998, S.585).<br />
Vorhandene Arten<br />
In vorhandenen Vernässungsbereichen ist z.B. der Rundblättrige Sonnentau, eine spezialisierte<br />
Moorart, zu finden. Die Zauneidechse fühlt sich auf den sich stark aufheizenden Offenflächen wohl.<br />
Steinhaufen oder Baumstubben nutzt sie gern als Unterschlupf. Die scheue Kreuzotter ist<br />
insbesondere an Kippenrändern zur gewachsenen Landschaft, an Saumstrukturen und in lockeren<br />
Vorwaldbereichen zu finden. Die Blauflüglige Ödlandschrecke ist ein typischer Bewohner der offenen<br />
Kippenflächen. Ihre Farbenpracht zeigt sie beim „Sprungflug“, ansonsten ist sie ihrer Umgebung<br />
farblich angepasst. In den reifen Magerrasen ist das Insekt des Jahres 2000 finden, die Wespen- oder<br />
Zebraspinne (www.niederlausitzerheidelandschaft.de/Artenvielfalt.htm, Stand 04/2003).<br />
Wegeinfrastruktur<br />
Der Auerhahn, heute ein selten gewordener Vogel war in Kleinleipisch und Grünhaus zu Hause.<br />
Grünhaus lag inmitten herrlicher Hochwälder. Ebenso waldreich war das Gebiet um Kleinleipisch. Ein<br />
Weg führte über Kleinleipisch, die Kleinleipischer Heide und die Koyne nach Grünhaus mit der<br />
Oberförsterei, der von großer Bedeutung für Holztransporte nach Grünhaus war. Über den<br />
Floßgraben ging das Holz zum Holzhof nach Elsterwerda und dann mit Kähnen weiter. Der hier<br />
beschriebene Weg wurde auf einem lokalen Wegweiser verewigt (www.lauchhammer.de, Stand<br />
04/2003).<br />
Dieser neu errichtete Wegweiser ist ca. 3,5 Meter hoch und aus Holz. Er ist als Denkmal errichtet<br />
worden und weitgehend identisch mit dem von 1931. Das bedeutet aber auch, dass der Standort<br />
und die angegebenen Wege und Entfernungen nicht mit der heutigen Wegführung identisch sind. Als<br />
einzig richtige Richtungs- und Entfernungsangabe haben sich die Erbauer erlaubt, den Weg nach<br />
Kleinleipisch auszuweisen. Das Aufstellen am historischen Ort war leider nicht möglich, da dieser<br />
Platz sich etwas südlich, mitten im Wald auf einer Böschung befindet. Damals wie heute befinden sich<br />
zwischen den Entfernungsangaben Symbole, welche auf die Besonderheiten der angegebenen Orte,<br />
deren wirtschaftliche Bedeutung oder landschaftliche Schönheiten hinweisen. Otto Schüler hat diese<br />
nach historischen Vorlagen nachempfunden und in alter, neuer Schönheit gemalt<br />
(www.lauchhammer.de, Stand 04/2003).<br />
67
Tourismuskonzept Grünhaus Anhang X<br />
Anhang X: Ergänzungen zu Kapitel 4.5<br />
Ortsgeschichte<br />
Auf dem Gelände des Braunkohlentagebaus um Grünhaus befanden sich in früher Geschichte drei<br />
weitere dörfliche Siedlungen mit den Namen Sorge, Wergen und Langendorf. Historische<br />
Übermittlungen lassen zwei unterschiedliche Annahmen über das Verschwinden der Orte zu. Auf der<br />
einen Seite wird erzählt, dass diese im Zuge des Dreißigjährigen Krieges vernichtet wurden, auf der<br />
anderen Seite wird angenommen, dass die Pest die Dörfer entvölkerte (JUNGRICHTER 1994, S.6).<br />
Ehemalige Mühlen, der Langendorfer und Grünhauser Pechofen sowie drei Langendorfer<br />
Kohlenmeilerfelder lassen auf eine relativ starke frühdeutsche bis neuzeitliche Besiedlung schliessen<br />
(ROTHE 1994, S.5).<br />
Das älteste Haus von Grünhaus befand sich in der Mitte des Ortes. Es war ein echtes Blockhaus,<br />
welches als Prototyp in der Niederlausitz angesehen wurde (BARTH 1994, S.70).<br />
Neben der Tatsache, dass das große Waldgebiet um Grünhaus ein sehr bekanntes Jagdgebiet für<br />
Auerwild war, ist bekannt, dass bei Grünhaus der Vogelfang betrieben wurde. Bis um 1600 wurden<br />
zahlreiche Vogelarten im Bestand stark dezimiert oder sogar ausgerottet. Der Kurfürst von<br />
Brandenburg verbot den Fang von Nachtigallen im Jahr 1686 (ROTHE 1994, S.56).<br />
Früher konnte das Forstgebiet viele kleine Bäche aufweisen, welche eine bedeutende Menge Wasser<br />
führten. Dies beweisen die ehemals vorhandenen Wasser- und Schneidemühlen. Eine weitere Zahl<br />
kleiner Bäche entwässerten die Sumpfwiesen und Torfstiche (ROTHE 1994, S.59).<br />
Grünhauser Pech-Geschichte/Köhlerei<br />
In der Gegend um Grünhaus gab es eine Reihe von Pechhütten, in denen Pech aus der ehemals<br />
vorkommenden Pechkiefer (einer Unterart der heutigen Gemeinen Kiefer) gewonnen wurde. Einer<br />
dieser Pechöfen stand auf dem Gelände der Gaststätte „Zum Auerhahn“ in Grünhaus. Weitere<br />
Pechöfen befanden sich im Grünhauser Forst, wo zahlreiche Funde erdiger Pechstücke die Stellen<br />
markierten (ROTHE 1994, In: Erinnerungsschrift Grünhaus, S.19).<br />
Das große Waldgebiet um Grünhaus diente auch zur Holzgewinnung. Die Holzköhlerei war relativ<br />
einfach zu betreiben. Das Zersetzen des Holzes erfolgte durch das Erhitzen ohne Luftzutritt, die<br />
sogenannte „trockene Destillation“. Die dadurch gewonnene Holzkohle wurde vielseitig verwand, z.B.<br />
in Dorfschmieden (TÖPFER 1994, In: Erinnerungsschrift Grünhaus, S.52).<br />
Torf<br />
Die großen Torfvorkommen der Region bildeten eine ganze Zeit eine wichtige Arbeitstelle für<br />
Grünhauser Bürger. Der Torf wurde in neun Torfstichen der Umgebung nicht nur für den<br />
Hausgebrauch gestochen, sondern vor allem für die Schmelzerein und Eisenwerke in Lauchhammer.<br />
Noch im Jahre 1875 waren ca. 20 Arbeiter mit dem Torfstechen beschäftigt. Als die<br />
Braunkohlenindustrie Briketts in den Handel brachte wurde das Torfstechen jedoch eingestellt<br />
(ROTHE 1994, S.55).<br />
68
Tourismuskonzept Grünhaus Anhang XI<br />
Anhang XI: Ergänzungen zu Kapitel 5.1.4<br />
Angebotsanalyse Reiseregion Elbe-Elster-Land<br />
Slogan Viel Musik in unberührter Landschaft (Reisejournal Brandenburg),<br />
Elbe-Elster-Land - Kindheitsträume erleben (Eigendarstellung)<br />
Industriedenkmäler: • Brikettfabrik Louise, Domsdorf,<br />
• F60, Lichterfeld<br />
Natur: • Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft,<br />
• Kutschenberg 201m, höchster Berg Brandenburgs,<br />
• Naturlehrpfade,<br />
• Pomologischer Garten,<br />
• Klimaschutzregion (Expo 2000)<br />
Kulturelles Angebot: • Marionettenmuseum, Bad Liebenwerda,<br />
Sport- und Freizeiteinrichtungen:<br />
• Weißgerbermuseum, Doberlug-Kirchhain,<br />
• Zisterzienserklöster in Doberlug-Kirchhain und Mühlberg/Elbe,<br />
• Weinfest in Schlieben (35 Weinkeller, nur zwei Anbauflächen in<br />
Brandenburg),<br />
• Sängerfest in Finsterwalde,<br />
• Mühlenfest und Mühlenradweg (8 Wind- und Wassermühlen)<br />
• Grünwalder Lauch (größter Tagebausee, seit 60er Jahre),<br />
• Bergheider See (geplantes Projekt an F60, wird alle Gewässer<br />
übertreffen),<br />
• Radwege, Reitwege,<br />
• Therme in Bad Liebenwerda (geplant),<br />
• Kurklinik in Bad Liebenwerda für Rheumakranke<br />
(Quelle: Eigene Darstellung; Auswertung des verfügbaren Materials)<br />
69
Tourismuskonzept Grünhaus Anhang XI<br />
Angebotsanalyse Reiseregion Niederlausitz<br />
Slogan Niederlausitz - eine Ferienregion im Umbruch<br />
Industriekultur Internationale Bauausstellung See (IBA See),<br />
Gartenstadt MARGA,<br />
Landschaften des Tagebaus (Führungen<br />
weitere kulturelle Highlights • Textilmuseum, Rosengarten in Forst,<br />
• Hutmuseum in Guben,<br />
• Kunstgussmuseum in Lauchhammer,<br />
• Festung, Schloß, Amphitheater in Senftenberg,<br />
• Schloß in Spremberg,<br />
• Strittmatter Laden (Drehort der Fernsehserie „Der<br />
Laden“), Bohrsdorf<br />
Sport- und Freizeitmöglichkeiten • Niederlausitzer Bergbautour (300km Radweg)<br />
• Eurospeedway Lausitz (Lausitzring)<br />
• Wasserwandern<br />
• Sommerrodelbahn<br />
• Snowtropolis, 160m lange Indoor-Skipiste,<br />
•<br />
Senftenberg (eröffnet am 22. März 2003)<br />
Flugsport (Motor, Segel, Fallschirmspringen etc.)<br />
Natur • Naturpark Niederlausitzer Landrücken<br />
• Naturpark Muskauer Faltenbogen (geplant)<br />
• Lausitzer Seenkette (geplant)<br />
• Entstehung der größten zusammenhängenden<br />
• Seenlandschaft Europas durch Flutung von<br />
• Tagebaulöchern in den nächsten 15 Jahren<br />
• Spremberger Seenlandschaft (Rekultiverung für<br />
Erholungsnutzung aus DDR-Zeiten)<br />
(Quelle: Eigenständige Darstellung; Auswertung des verfügbaren Materials)<br />
70
Tourismuskonzept Grünhaus Anhang XII<br />
Anhang XII: Ergänzungen zu Kapitel 5.2.1<br />
Nachfrageanalyse: Fragenkatalog-Primäranalyse<br />
Wie viele Gäste? Wie werden die Angebote derzeit nachgefragt?<br />
An den zwei angebotenen Wanderungen in diesem Jahr hatten zusammen 25 Personen<br />
teilgenommen.<br />
Zahl der Gruppenanfragen für diese Saison?<br />
Es werden in diesem Jahr drei weitere Termine angeboten; Anfragen von Gruppen gibt es bisher nicht<br />
Welche Nachfragestruktur haben wir?<br />
Welche Gäste (Zielgruppen) sind gekommen?<br />
Wie ist die Alterstruktur der Nachfrager?<br />
Woher (Herkunftsort)?<br />
Aus welchem Grund kamen sie?<br />
Die Besucher waren laut Beobachtung des Exkursionsleiters, Herrn Dr. Röhrscheid, mehrheitlich der<br />
Altersgruppe 50+ zuzuordnen. Sie alle kamen aus den beiden Landkreisen Oberpreewald-Lausitz und<br />
Landkreis Elbe-Elster, vor allem aus den Städten Finsterwalde und Lauchhammer. Dies ist aber auch<br />
nicht weiter verwunderlich, hatte der NABU doch auch nur in der Niederlausitzer Rundschau die<br />
Wandertermine veröffentlicht.<br />
Wo haben sie sich aufgehalten?<br />
Die beiden Wandergruppen waren beide bis in die Kernzone, zur Hochkippe geführt worden, von der<br />
aus man einen Blick auf den Erinnerungsstein für den Ort Grünhaus schauen kann.<br />
Wie lange (Aufenthaltsdauer)?<br />
Die Führungen dauern insgesamt ca. 3 1/2 Stunden.<br />
Wann (Saisonalität)?<br />
Bisher sind die Führungen auf die Jahreszeiten Fürhjahr, Sommer, Herbst beschränkt.<br />
Termine bisher: 04.Mai, 18.Mai, 01.Juni, 15.Juni (Landeswandertag), Oktober<br />
Wieviel Geld haben sie ausgegeben?<br />
Der NABU hat für die Führungen bisher kein Geld genommen<br />
Welche Erwartungen, Motive hatten sie?<br />
Der Exkursionsleiter hatte den Eindruck, daß die Besucher naturkundliche Laien waren. Die meisten<br />
waren aus „Neugier“ gekommen, um mal zu sehen, wie es auf dem Gelände heute aussieht.<br />
Was hat ihnen gut, was weniger gut gefallen?<br />
71
Tourismuskonzept Grünhaus Anhang XII<br />
Einer der Teilnehmer empfand den Weg zur Hochkippe als zu lang und teilte dies auch so dem<br />
Exkursionsleiter mit. Ansonsten wurden keine konkreten Aussagen gegenüber dem Exkursionsleiter<br />
getroffen<br />
Wie vermarkten wir uns (Werbung, Vertrieb, Öffentlichkeitsarbeit)?<br />
Bisher über:<br />
- die NABU-Stiftung (Vorträge, Internet, Broschüren, Zeitungsartikel<br />
(Natur+Kosmos, Niederlausitzer Rundschau)<br />
- den Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft (Aufnahme in das Angebot an<br />
Führungen)<br />
72
Tourismuskonzept Grünhaus Literatur- und Quellenverzeichnis<br />
Literatur- und Quellenverzeichnis<br />
BARSCH, H. u.a. (1999): Entwicklung und Gestaltung von Erholungsgebieten in Bergbaufolgeland-<br />
schaften der Niederlausitz. - (= Potsdamer Geographische Forschungen, Nr. 17), Potsdam<br />
BARTH, G. (1994): Bilder des täglichen Lebens. - (= Finsterwalder Heimatkalender, Sonderheft; 11),<br />
S. 62-70<br />
BAYERISCHE AKADEMIE FÜR NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE (ANL) (1994): Beg-<br />
riffe aus Ökologie, Landnutzung und Umweltschutz. – 3. Aufl., München<br />
BERTELSMANN VERLAG (Hrsg.) (1996): Die neue deutsche Rechtschreibung. - Gütersloh<br />
BEU, A. (2001): Naturerleben und Tourismus in den Bergbaufolgelandschaften des Lausitzer und<br />
Mitteldeutschen Braunkohlenreviers (= Diplomarbeit am Institut für Ökologie, Technische Universität<br />
Berlin). Berlin<br />
BREIDENBACH, R.(2002): Freizeitwirtschaft und Tourismus. – Wiesbaden<br />
BUNDESANSTALT FÜR NATURSCHUTZ (BFN) (1999): Braunkohlenlandschaften haben viel zu bie-<br />
ten – Natur in den neuen Bundesländern. – Faltblatt, Bonn<br />
CARSTENSEN, I. et.al. (1998): Erholung in der Bergbaufolgelandschaft? - Vorstellungen, Erwartun-<br />
gen und Handeln. - (= Potsdamer Geographische Forschungen, Nr. 16), Potsdam<br />
CMT COTTBUS CONGRESS, MESSE &TOURISTIK GMBH (2003): Cottbus erleben – Touristische<br />
Angebote 2003. - Cottbus<br />
GERSTNER, S./ MÜßER, M./ JANSEN, S. (2001): Tourismus und Naturschutz – Ergebnisse eines<br />
Forschungs- und Entwicklungsvorhabens Schwerpunkt Bergbaufolgelandschaften. – Forum Geoöko-<br />
logie, Jg. 12, Heft 2, S. 13-15<br />
GSGB (2003): www.grossschutzgebiete.brandenburg.de/np_nlhl/i_ausflugsziele_10.html, (Stand 05/<br />
2003)<br />
GSGB (2003a): www.grossschutzgebiete.brandenburg.de/np_nllr/i_ausflugsziele_10.html, (Stand 05/<br />
2003)<br />
HAEDRICH, G. et.al. (1998): Tourismus-Management. – 3. Auflage, Berlin, New York<br />
HENNEK,F. und UNSELT,C. (2002): Sicherung von Naturschutzflächen in Bergbaufolgelandschaften.<br />
- Bonn<br />
73
Tourismuskonzept Grünhaus Literatur- und Quellenverzeichnis<br />
HERRMANN, G. (1999): Vor 25 Jahren Devastierung von Grünhaus. – (= Finsterwalder Heimatkalen-<br />
der, Sonderheft, 23), S.5<br />
JUNGRICHTER, R. (1994): Die Oberförsterei Grünhaus. - (= Finsterwalder Heimatkalender, Sonder-<br />
heft; 11), S.6-14<br />
KATZUR, J. (2000): Bergbausanierung - Eine volkswirtschaftlich notwendige Investition. - perspektive<br />
21, Jg. 4, S. Heft 11, S. 16-28.<br />
LANDECK, I./ WIEDEMANN, D. (2000): NSG Grünhaus – Ein geplantes Naturschutzgebiet in der<br />
Bergbaufolgelandschaft. - (= Natur und Landschaft in der Niederlausitz, Nr. 20), S. 3-20<br />
LANDESANSTALT EBERSWALDE (Hrsg.) (2000): Forstwirtschaft im Lebensraum des Auerhahns. –<br />
(=Eberswalde Forstliche Schriftreihe, Band 8). - Eberswalde<br />
LANDESBETRIEB FÜR DATENVERARBEITUNG UND STATISTIK BRANDENBURG (LDSB) (2002):<br />
Statistisches Jahrbuch 2002. - Potsdam<br />
LANDESUMWELTAMT BRANDENBURG (LUA) (2002): Naturschutz in der Bergbaufolgelandschaft –<br />
Fachtagung im Juni 2001. - (= Studien und Tagungsberichte, Band 38). - Cottbus, Potsdam<br />
LEADER II (o.D.): Situationsanalyse des Tourismuspotentials einer Region. – www.rural-<br />
europe.aeidl.be/rural-de/biblio/touris/metho.pdf<br />
MINISTERIUM FÜR LANDWIRTSCHAFT, UMWELTSCHUTZ UND RAUMORDNUNG DES LANDES<br />
BRANDENBURG (MLUR) (Hrsg.) (1999): Regionale Agenda Lausitz-Spreewald.- Potsdam<br />
MINISTERIUM FÜR LANDWIRTSCHAFT, UMWELTSCHUTZ UND RAUMORDNUNG DES LANDES<br />
BRANDENBURG (MLUR) (Hrsg.) (2002): Die Großschutzgebiete Brandenburgs – Einstufung nach<br />
IUCN-Kategorien. – Broschüre (Deutsch/Englisch), Potsdam<br />
MINISTERIUM FÜR LANDWIRTSCHAFT, UMWELTSCHUTZ UND RAUMORDNUNG DES LANDES<br />
BRANDENBURG (MLUR) (Hrsg.) (2003): Lust auf NaTour. – 2. Aufl., Potsdam<br />
MOECKEL, R./ BROZIO, F./ KRAUT, H. (1999): Auerhuhn und Landschaftswandel im Flachland der<br />
Lausitz. – (= Mitte.D.Vereins Sachs. Ornith., 8, Sonderheft 1), S. 202 ff.<br />
NABU-STIFTUNG NATIONALES NATURERBE (NABU) (2001): Brachland der unbegrenzten Mög-<br />
lichkeiten: Ehemaliges Tagebaugebiet Grünhaus. – Faltblatt, Berlin<br />
PEDRO, V (1994): Der Gliech. – (= Finsterwalder Heimatkalender, Sonderheft; 11), S.41-43<br />
74
Tourismuskonzept Grünhaus Literatur- und Quellenverzeichnis<br />
PFLUG, W. (Hrsg.) (1998): Braunkohlentagebau und Rekultivierung – Landschaftsökologie, Folgenut-<br />
zung und Naturschutz. – Berlin, Heidelberg<br />
POETZSCH, J. (1998): Grünhauser Begebenheiten auf Ansichtskarten. – (= Finsterwalder Heimatka-<br />
lender, Sonderheft; 20), S.9-14<br />
RICHTER, K. (1994): Das „alte“ Naturschutzgebiet. – (= Finsterwalder Heimatkalender, Sonderheft;<br />
11), S.47-49<br />
ROTHE, M. (1994): Kleine Episoden – Mahlens-Teich. - (= Finsterwalder Heimatkalender, Sonderheft;<br />
11), S.57<br />
TMB Tourismus-Marketing Brandenburg (2002): Reisejournal 2003 - Gastgeber im Land Brandenburg.<br />
- Potsdam<br />
TMB Tourismus-Marketing Brandenburg (2003): www.reiseland-brandenburg.de/pages/<br />
natur_niederlausitzer_heidelandschaft.html, (Stand 05/2003)<br />
TOURISMUSVERBAND NIEDERLAUSITZ E.V. (TVNL) (Hrsg.) (2003): Marketingplan 2003 des Tou-<br />
rismusverbandes Niederlausitz e.V..- Senftenberg. www.niederlausitz.de/web/top3.ueberuns.htm<br />
TOURISMUSVERBAND NIEDERLAUSITZ E.V. (TVNL) (Hrsg.) (2003a): Niederlausitz eine Ferienre-<br />
gion im Umbruch. - Presseinformation. www.niederlausitz.de/web/top2.presse.htm<br />
UMWELTBUNDESAMT (Hrsg.) (1994): Ökologischer Sanierungs- und Entwicklungsplan Niederlausitz<br />
– Forschungsbericht, Band 1. - Berlin<br />
UNKENSTEIN, H.-D. (1994): Nachtrag zur Oberförsterei. - (= Finsterwalder Heimatkalender, Sonder-<br />
heft; 11), S.17<br />
Internetseiten<br />
www.brandenburg.de/land/mlur/n/sielmann.htm, Stand 05/2003<br />
www.brandenburg.de/land/mlur/n/niederla.htm, Stand 05/2003<br />
www.braunkohle.net, Stand 05/2003<br />
www.grossschutzgebiete.brandenburg.de, Stand 05/2003<br />
www.iba-fuerst-pueckler-land.de, Stand 05/2003<br />
www.iba-see.de Stand 05/2003<br />
www.lauchhammer.de, Stand 04/2003<br />
www.lausitz-stark.de/BevölkerungLausitz.htm, Stand 28.04.03<br />
www.lmbv.de, Stand 04/2003<br />
75
Tourismuskonzept Grünhaus Literatur- und Quellenverzeichnis<br />
www.lonline.de/region/sachsen, Stand 05/2003<br />
www.niederlausitzerheidelandschaft.de/Artenvielfalt.htm, Stand 04/2003<br />
www.wanninchen.de, Stand 05/2003<br />
www.wanninchen.de tvw-fs.html, Stand 05/2003<br />
Expertengespräche<br />
APEL, H., Tourismusverband Elbe-Elster-Land, mdl. am 10.04.2003<br />
ROEHRSCHEID, Stefan Dr., NABU-Stiftung „Nationales Naturerbe“, mehrfach mündlich<br />
ROTHE, Manfred, Mitglied des Vereins „Finsterwalder Heimatkalender“ mündlich am 28.05.2003<br />
Frau SCHABITZ, Mitarbeiterin der Verwaltung des Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft, mdl.<br />
am 10.04.2003<br />
THIELEMANN, Lars, Leiter der Verwaltung des Naturpark Niederlausitzer Heidlandschaft, mdl. am<br />
10.04.2003<br />
76