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Fachhochschule Eberswalde * Fachbereich: Wirtschaft/

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FH EBERSWALDE<br />

Der Akagera-Nationalpark:<br />

Eine Ökotourismus-Destination mit Zukunft?<br />

Arne Schuhbert<br />

Matr. – Nr.: 620614<br />

Masterstudiengang „Nachhaltiger Tourismus“<br />

Modul: Ökotourismus<br />

Semester: SS 2007<br />

Dozent: Prof. Dr. Wolfgang Strasdas<br />

<strong>Fachhochschule</strong> <strong>Eberswalde</strong><br />

Friedrich-Ebert-Straße 28<br />

16225 <strong>Eberswalde</strong><br />

www.fh-eberswalde.de/tour<br />

SS 2007/ Juni 2007<br />

- 1 -


Inhaltsverzeichnis<br />

Abkürzungsverzeichnis.............................................................................................................................. 3<br />

Abbildungsverzeichnis.................................................................................................................................4<br />

1 EINLEITUNG...........................................................................................................................................5<br />

2 METHODIK..............................................................................................................................................6<br />

3 RAHMENBEDINGUNGEN FÜR DEN ÖKOTOURISMUS...............................................................7<br />

3.1 Definition von Ökotourismus und Ökotouristen................................................................................7<br />

3.2 Allgemeine Daten und Fakten zu Ruanda...........................................................................................7<br />

3.2.1 Lage und Relief.....................................................................................................................................7<br />

3.2.2 Klima.....................................................................................................................................................8<br />

3.2.3 Bevölkerung und <strong>Wirtschaft</strong> ................................................................................................................8<br />

3.2.4 Kultur und Geschichte.........................................................................................................................8<br />

3.3 Tourismus in Ruanda ...........................................................................................................................9<br />

3.3.1 Ruanda und die „Vision 2020“.............................................................................................................9<br />

3.3.2 Touristenankünfte, Nachfragestrukturen............................................................................................10<br />

4 ÖKOTOURISMUS IM AKAGERA NATIONALPARK...................................................................11<br />

4.1 Nationalparks und Schutzgebiete in Ruanda....................................................................................11<br />

4.2 Der Akagera Nationalpark..................................................................................................................11<br />

4.3 Der Akagera Nationalpark: Ökotouristische Ressourcen................................................................12<br />

4.3.1 Stärken-Schwächen-Profil: Natürliches Angebot...............................................................................12<br />

4.3.2 Stärken-Schwächen-Profil: Abgeleitetes Angebot.............................................................................14<br />

4.4 Institutionen und Akteure im Ökotourismus ...................................................................................15<br />

4.4.1 Die involvierten Stakeholder des öffentlichen Sektors.......................................................................15<br />

4.4.2 Die involvierten Stakeholder der Privatwirtschaft..............................................................................19<br />

4.5 Der Akagera Nationalpark: Geplante Ökotouristische Angebote..................................................21<br />

4.5.1 Tourismus-Entwicklungsstrategie für den ANP ................................................................................21<br />

4.5.2 Zielgruppen und Märkte.....................................................................................................................22<br />

4.5.3 Tourprogramme im ANP ...................................................................................................................23<br />

4.5.4 Nutzungs-Zonierung...........................................................................................................................23<br />

4.5.5 „Benefit“-Sharing ..............................................................................................................................24<br />

4.5.6 Weitere geplante Tourismusprodukte ................................................................................................25<br />

4.5.7 Geplante Infrastruktur.........................................................................................................................26<br />

5 AKAGERA: EINE ÖKOTOURISMUS-DESTINATION MIT ZUKUNFT?...................................27<br />

6 QUELLENVERZEICHNIS ..................................................................................................................30<br />

ANHANG....................................................................................................................................................31<br />

- 2 -


Abkürzungsverzeichnis<br />

AAV Association des Agents de Voyages<br />

CBT Community-Based-Tourism<br />

DED Deutscher Entwicklungsdienst<br />

EZ Entwicklungszusammenarbeit<br />

GTZ Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit<br />

MINICOM Ministère du Commerce, de l’Industrie et du Tourime<br />

ANP Akagera-Nationalpark<br />

ÖEZ Ökonomische Entwicklungszone<br />

ORTPN Office Rwandais du Tourisme et des Parcs Nationaux<br />

PDPRT Plan d’Actions prioritaires pour la Relance du Tourisme<br />

PNA Parc National d’Akagera<br />

PRORENA Protection des Ressources Naturelles<br />

PZ Pufferzone<br />

UNDP United Nations Development Programme<br />

UNED United Nations Environment and Development Forum<br />

WTO World Tourism Organisation<br />

- 3 -


Abbildung 1: Nachfragestrukturen im ANP<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 2. Einstellungen und Kooperationsbereitschaft der relevanten Akteure<br />

Abbildung 3: Existierende und potentielle Marktsegmente für den ANP<br />

Abbildung 4: Strategische Empfehlungen zur Produktpolitik<br />

Abbildung 5: Bisherige „West-Route“<br />

Abbildung 6: Geplante „Nord-Ost-Route“<br />

Abbildung 7: Zonierungsplan für den ANP<br />

Abbildung 8: Geplante Infrastruktur im ANP<br />

Abbildung 9: Geplanter Verlauf der Pufferzone<br />

Abbildung 10: Beschreibung Existierender und potentieller Zielgruppen für den ANP<br />

Abbildung 11:Produktbeschreibung „Multi Day walking and canoe safaris”<br />

Abbildung 12: Mögliches Tourprogramm im ANP<br />

Abbildung 13: Akagera Nationalpark, physische Darstellung<br />

Abbildung 14: Akagera Nationalüark, Infrastruktur<br />

- 4 -


Einleitung<br />

Ruanda ist eines der kleinsten und ärmsten Länder Afrikas. Seine Fläche beansprucht mit ca. 26.300 qkm<br />

nur geringfügig mehr Raum als das Bundesland Rheinland-Pfalz und es wird auf der UN-Liste der „Least<br />

Developed Countries“ als eines der 10 ärmsten Länder der Erde geführt. Gleichzeitig ist es mit über acht<br />

Millionen Einwohnern das dichtbesiedelste Land Ostafrikas.<br />

Die Ursachen für Ruandas Armut sind vielfältig: die geographische Lage, eine krisengeschüttelte Vergangenheit,<br />

Überbevölkerung, Krieg, Ressourcenmangel und immanente soziale Spannungen sind hier nur<br />

einige Stichwörter, welche die gegenwärtige Lage dieses Landes zu beschreiben versuchen. Ruanda ist ein<br />

Staat, der wie viele seiner afrikanische Nachbarn zerrissen scheint zwischen den Wurzeln einer jahrtausende<br />

alten blühenden Kultur und dem Aufbruch in die Moderne.<br />

Einen wichtigen Teil dieses Aufbruchs stellt die Initiative „Vision Rwanda 2020“ dar, die in den letzten<br />

Jahren von der Regierung Paul Kagame initiiert wurde. Dieses Strategiepapier definiert Ruanda als künftige<br />

Ökotourismus-Destination erster Güte. Der Entwicklung dieser Tourismusform wird eine enormes Potential<br />

zur wirtschaftlichen und sozialen Erneurung der rwandischen Gesellschaft beigemessen. Wenn<br />

Ökotourismus also dort demnächst eine solch gravierende Rolle spielen soll stellt sich natürlich die Frage:<br />

Welche Potentiale besitzt Ruanda als zuküftige Ökotourismus-Destination bzw. erlauben die aktuellen<br />

Bedingungen im Land überhaupt eine effektive Entwicklung von Ökotourismus?<br />

Die vorliegende Arbeit wird versuchen, diese Frage am Beispiel des flächenmässig grössten ruandischen<br />

Naturschutzgebietes zu beantworten: dem Akagera-Nationalpark im Osten des Landes.<br />

Den theoretischen Ansatz zur Erschliessung dieser Frage liefert zunächst die Definition des Begriffs „Ökotourismus“<br />

in Kapitel drei. Hier wird Ökotourismus als naturnaher Tourismus beschrieben, der dem<br />

Wohlergehen der lokalen Bevölkerung dient. Nach einer kurzen Darstellung der ruandischen Tourismuswirtschaft<br />

(Nachfrage und Marktstrukturen) folgt im selben Kapitel eine zusammenfassende Übersicht von<br />

Zielen und Ansätzen zur „Vision Rwanda 2020“. Nachdem Kapitel drei somit die wichtigsten Rahmenbedingungen<br />

für die Entwicklung von Ökotourismus in Ruanda und im Akagera Nationalpark präsentiert<br />

hat, widmet sich Kapitel vier der Darstellung spezifischer Bedingungen für die Entwicklung von<br />

Ökotourismus in diesem Großschutzgebiet.<br />

In Kapitel vier wird zunächst der Akagera Nationalpark als Anwendungsbeispiel vorgestellt und im<br />

Rahmen einer kurzen Aufstellung vorhandener Angebote- und Ressourcen näher beschrieben. Im Anschluss<br />

daran erfolgt eine Darstellung der relevanten, lokalen Akteure des öffentlichen und privaten Sektors<br />

und ihren jeweiligen Zielen, Interessen und Einstellungen zur Entwicklung von Ökotourismus im Akagera<br />

Nationalpark, die dann im letzten Abschnitt des Kapitels durch die Ergebnisse des offziellen Tourismusentwicklungsplans<br />

für den Akagera Nationalpark ergänzt wird. Es werden strategische Ansätze, Zielgruppen<br />

sowie geplante und vorhandene Produktkonzepte für den Park näher vorgestellt.<br />

Kapitel fünf wird schliesslich die oben aufgeworfene Ausgangsfrage nochmals aufgreifen und vor dem<br />

Hintergrund jener Informationen, die in den folgenden vier Kapiteln aufgearbeitet und präsentiert werden,<br />

zu beantworten suchen. Da sich die sozio- und tourismuspolitische Ausgangslage in Ruanda sehr komplex<br />

gestaltet, kann diese Arbeit im vorgegebenen Umfang nur eine verkürzte Darstellung der Bedingungen<br />

leisten. Desweiteren ist zu beachten, dass die dieser Belegarbeit zugrundeliegenden Informationen dem<br />

Stand vom Oktober 2004 entsprechen und keine grundlegende Aktualisierung vorgenommen werden<br />

konnte. Die folgenden Kapitel stellen daher nur eine „Momentaufnahme“ der Aktivitäten, Widerstände<br />

und Hoffnungen der ruandischen Akteure zum Thema „Ökotourismus“ dar.<br />

- 5 -


Methodik<br />

Die empirische Grundlage für die vorliegende Arbeit liefert eine studentische Feldforschungsexkursion,<br />

die vom Anfang August bis Ende Oktober 2004 von Ethnologie-Studenten im Rahmen eines Projektseminars<br />

am <strong>Fachbereich</strong> Ethnologie und Afrikastudien der Johannes-Gutenberg-Universität, Mainz in<br />

Rwanda durchgeführt wurde. Mein Forschungsschwerpunkt damals lautete: „Nachhaltige Tourismus-<br />

bzw. Ökotourismusentwicklung durch Multi-Stakeholder-Prozesse: das Beispiel Akagera Nationalpark“.<br />

Mein Ansatz für die praktische Feldforschung in Rwanda beruhte auf dem Bekenntnis zum nachhaltigen<br />

Tourismus und Ökotourismus, wie es z.B. auf der offiziellen Internetseite der rwandischen<br />

Tourismusbehörde ORTPN nachzulesen ist. Nach intensivem Studium der Sekundärliteratur formulierte<br />

ich als Ziel der Forschung, sich ein Bild davon zu machen, inwiefern die Praxis der aktuellen<br />

Entwicklung von Ökotourismus von dem „Königsweg“ der Multi-Stakeholder-Partizipation geprägt ist,<br />

wie es durch die UN-Institutionen beschrieben wird, denn sowohl UNED (“Multi-stakeholder-processes<br />

are an important tool for sustainable development“, M. Hemmati u.a., UNED-Report, 2001:5) als auch<br />

die Agenda 21 („[...] involvement [of the respective stakeholder groups, Anm. d. Verf.] as being<br />

absolutely crucial for successful implementation of sustainable development”, 2001:29) betonen die<br />

enorme Wichtigkeit von MSPs für nachhaltige Entwicklung und Ökotourismus. Ein bevorzugtes<br />

Untersuchungsgebiet für die Forschung bildete sich schnell heraus: nämlich der Akagera - Nationalpark<br />

im Osten Rwandas und seine angrenzenden Distrikte, die u.a. deshalb ausgewählt wurden, da die<br />

rwandische Tourismusbehörde ORTPN zusammen mit ihren Partnern vom <strong>Wirtschaft</strong>sministerium<br />

MINICOM und dem DED/GTZ Projekt „Appui au PNA“ zu dieser Zeit an den ersten Phasen der<br />

Entwicklung und Umsetzung von touristischen Potentialen im Nationalpark arbeiteten.<br />

Der Multi-Stakeholder-Ansatz, dem die Feldforschung folgen sollte, erforderte einen stark akteurszentrierte<br />

Untersuchung. Als vordinglichstes Ziel erschien es dafür einen Fragenkatalog zu erstellen, welcher<br />

die Identifizierung der wesentlichsten beteiligten Akteure an der Tourismusentwicklung im Akagera<br />

- Nationalpark ermöglichen würde und darüber hinaus bestehende Beziehungen und Einstellungen der<br />

Akteure untereinander und zum Gesamtprozess der Tourismusentwicklung aufdecken konnte. Da zum<br />

Zeitpunkt als die Feldforschung geplant wurde nur unzureichende Informationen über die lokalen Stakeholder<br />

zur Verfügung standen, orientierte sich der Fragebogen zunächst an den neun Stakeholder-Haupt-<br />

gruppen der UNED - Dokumente und besonders an den Stakeholdergruppen, wie sie im Programm-papier<br />

der GTZ: “ Tourismus in der Entwicklungszusammenarbeit“ definiert wurden. Auf dieser Basis<br />

wurden erste Fragebögen für folgende vier Stakeholder-Gruppen vorbereitet<br />

1. Das Projektmanagement 3. Der privatwirtschaftliche Sektor<br />

2. Der öffentliche Sektor 4. Die lokalen Gemeinschaften/ Bevöl-<br />

kerung in angrenzenden Distrikten<br />

Die Fragen waren zunächst noch teilweise lose strukturiert und deckten einen weiten Themenbereich ab,<br />

wurden aber später „im Feld“ überarbeitet und letztlich zu einem strukturierten, qualitativ auswertbaren<br />

Interviewfragebogen entwickelt, der einerseits eine feste, wiederholbare und aufeinander aufbauende<br />

Abfolge an Fragen enthielt, aber den Interviewpartnern bei Bedarf auch die Möglichkeit bieten sollten<br />

frei zu erzählen und somit weitergehende und alternative Aspekte der Thematik zu visualisieren. Dabei<br />

sollten einerseits die bereits durch Sekundärliteratur verfügbaren Informationen berücksichtigt und<br />

andererseits die Untersuchung der verschiedenen Zusammenhänge ermöglicht werden. Daher duften sie<br />

sehr ähnlich aufgebaut sein, denn das Ziel war unter anderem neben einer gewissen Vergleichbarkeit<br />

auch Aussagen über die Einstellungen der Akteure zueinander und zum Tourismus herauszufinden und<br />

letzten Endes die Frage zu klären ob sie sich überhaupt als Akteure sahen. In der vorliegenden Arbeit<br />

sind diese Ergebnisse v.a. in die Akteursanalyse (Kapitel 4.4) eingeflossen. Da der Schwerpunkt dieser<br />

Arbeit aber in erster Linie auf einer Analyse der Bedingungen für Ökotourismus in Ruanda und nicht auf<br />

einer erschöpfende Beschreibung vorhandener Multi-Stakeholder-Strukturen liegt, werden im folgenden<br />

nur die relevanten Ergebnisse eingearbeitet.<br />

- 6 -


Rahmenbedingungen für Ökotourismus in Ruanda<br />

Um der Frage nachzugehen, inwiefern die aktuellen sozialen, politischen, ökologischen und wirtschaftlichen<br />

Bedingungen in Ruanda die Etablierung von Ökotourismus (-produkten) fördern oder behindern, ist<br />

es zunächst erforderlich den Begriff des „Ökotourismus“ näher zu spezifizieren, sowie gesamtgesellschaftliche,<br />

wie tourismusspezifische Einflussfaktoren, die als Rahmenbedingungen für den Ökotourismus relevant<br />

sind, zu identifizieren und zu beschreiben. Dies ist Aufgabe dieses Kapitels.<br />

3.1 Definition von Ökotourismus und Ökotouristen<br />

Der Definition der World Ecotourism Society folgend, lässt sich der Begriff „Ökotourismus folgendermassen<br />

definieren:<br />

"Ecotourism is responsible travel to natural areas that conserves the environment and sustains the wellbeing<br />

of local people."(Präsentation Strasdas 2007:4)<br />

„Ökotourismus“ kann als ein Marktsegment im Konzept des nachhaltigen Tourismus betrachtet werden.<br />

Es vereint Elemente von Kultur-, Natur- und ländlichem Tourismus und richtet sich v.a. an Nachfrager,<br />

die eine grosse Wertschätzung für Natur, ihre Funktionen und ihre Prozesse sowie ein besonderes Bedürfnis<br />

nach unmittelbarer Naturerfahrung mit sich bringen. Auch Aktivitäten/Bewegung in naturbelassenen<br />

Räumen, wie auch die persönliche Erfahrung traditioneller Kulturen gehören zu ihren Kernmotivationen.<br />

Dabei hängt die Definition dessen, was „Ökotourismus“ genannt wird in erster Linie von den Effekten<br />

und Konsequenzen des Tourismus für die lokale Bevölkerung wie für die betroffenen Ökosysteme ab. So<br />

müssen sozio-kulturelle und umweltbezogene Schäden minimiert und lokale Gemeinschaften und Schutzgebiete<br />

an den aus dem Tourismus generierten Umsätzen beteiligt werden. Um den „Spagat“ zwischen<br />

Naturschutz und ökonomischer Tragfähigkeit zu bewältigen, wird „Ökotourismus“ oft in Kleingruppen<br />

mit wenigen Teilnehmern organisiert. „Ökotourismusprodukte“ gewinnen dadurch einen qualitativ sehr<br />

hochwertigen Standard, der bei den entsprechenden Zielgruppen oftmals auf eine erhöhte Zahlungsbereitschaft<br />

trifft. Auf diese Weise lassen sich Schutzgebiete und lokale Bevölkerung unterstützen ohne<br />

Gefahr zu laufen, dass touristische Vermittler bzw. Anbieter (z.B. Reiseveranstalter) nicht mehr kostendeckend<br />

operieren können.<br />

3.2.1 Lage und Relief<br />

3.2 Allgemeine Daten und Fakten zu Ruanda<br />

Die Republik Ruanda liegt am nördlichen Rande des ostafrikanischen grossen Grabenbruchsystems. Sie<br />

wird im Norden von Uganda, im Osten von Tanzania, im Süden von Burundi und im Westen von der<br />

„Demokratischen Republik Kongo“ begrenzt.<br />

Ruanda besitzt keinen Zugang zum Meer, beinhaltet aber zahlreiche grössere Binnenseen und mit dem<br />

Anschluss an den Kagera-River (einen Zufluss des Nils) eine Anbindung an ein transnational verlaufendes<br />

Gewässersystem. Das Relief wird von den Ausläufern des Grabenbruchsystems und besonders durch<br />

die zahlreichen Vulkane geprägt, die insbesondere an der östlichen Grenze Ruandas mit der Vulkankette<br />

der Virungas ein beeindruckendes Schauspiel bieten. Nach Westen hin flacht das Relief zunehmend ab,<br />

so dass die Landschaft in der Grenzregion zu Tanzania einen deutlichen Savannen-Charakter aufweist. Im<br />

Süden finden sich die letzten Überreste des einstmals üppig wachsenden äquatorialen Regenwaldes.<br />

3.2.2 Klima<br />

Klimatisch ist Ruanda von der äquatornahen, geographischen Lage begünstigt. Diese bedingt eine Auf-<br />

- 7 -


teilung des Jahreszyklus in zwei Regen- und zwei Trockenzeiten (Hauptregenzeit von Februar bis Mai).<br />

Die Tage beginnen immer früh (Sonnenaufgang ca. um 04:30 Ortszeit) und enden bei Sonnenuntergang<br />

(ca. 18:00 im Durchschnitt). Die ergiebigen Regenfälle und der durch vulkanische Asche angereicherte<br />

Boden ermöglichen im allgemeinen gute Ernten für die lokale Bevölkerung (Durchschnittliche Niederschlagsmenge:<br />

787 mm/Jahr). Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 22,8 Grad Celsius.<br />

3.2.3 Bevölkerung und <strong>Wirtschaft</strong><br />

Obwohl der grössere Teil der Bevölkerung nach wie vor auf dem Land lebt (ca. 94%), ist seit Jahrzehnten<br />

ein ungebrochener Trend zur Verstädterung festzustellen. Schätzungen zufolge lebt ca. eine Million der<br />

insgesamt acht Millionen Ruander (Stand 2004) in der Hauptstadt Kigali im Zentrum des Landes. Bedeutende<br />

Anteile entfallen auch auf die Städte Butare (im Süden, Nähe burundische Grenze), Ruhengeri,<br />

Gisenyi (im Osten, Nähe kongolesische Grenze) und Kibuye (im Westen, Nähe tanzanische Grenze).<br />

Seit Menschengedenken lebt die Bevölkerung Ruandas grösstenteils von der Landwirtschaft. Traditionell<br />

leben viele vom Land- und Gartenbau (angebaut werden u.a Kaffee, Tee, Bananen, Tabak), andere von<br />

der Tierhaltung (im wesentlichen Rinderhaltung und Bienenzucht).<br />

3.2.4 Kultur und Geschichte<br />

Die Bevölkerung Ruandas durchlief in den vergangenen 200 Jahren eine stetige Entwicklung der Tribalisierung,<br />

die insbesondere im 20. Jahrhundert in der wohl grössten Tragödie des Landes gipfelte: dem<br />

Genozid von 1994.<br />

Die kulturhistorische und ethnologische Forschung hat im Versuch die Ursprünge dieses Konfliktes zu<br />

ergründen, mittlerweile zwei Hauptursachen identifiziert:<br />

1. Die zunehmende Stratifizierung der Gesellschaft unter den Tutsi-Königen:<br />

Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts bildete sich unter der Herrschaft des Fürsten Rwabugiri eines der ersten<br />

Grosskönigreiche Ostafrikas heraus. Rwabugiri unterwarf zahlreiche benachbarte Fürsten und verleibte<br />

deren Herrschaftsgebiet in das seinige ein. Zur Kontrolle dieses neuen Reiches etablierte er eine Elite von<br />

Beamten und Vasallen, die im Rahmen einer Klientelbeziehung direkt vom König bzw. von seinen<br />

lokalen Vertretern abhängig waren. Das Patron – Klient – Verhältnis wurde durch Landtransfer aber insbesondere<br />

durch Leihgabe von Rindern („ubuhake“-Klientelismus) in beiden Richtungen reguliert. Dadurch<br />

erhielten v.a. reiche Viehbesitzer aus der sozialen Schicht der „Tutsi“ einen Zugang zu den höheren<br />

und einflussreicheren „Beamten-„posten. Eine zunehmende Stratifizierung der Gesellschaft zwischen<br />

„arm“ und „reich“, zwischen vieh(reichen) „Tutsi“ und vieh(armen) „Tutsi“ bzw. vorwiegend im Landbau<br />

tätigen „Hutu“ war die Folge. Wichtig ist es jedoch festzuhalten, dass bis weit ins 20. Jh. hinein<br />

„ubuhake“ eine Durchlässigkeit zwischen den sozialen Schichten noch möglich machte. So konnten<br />

„Hutu“ auch „Tutsi“ werden z.B. durch Heirat.<br />

2. Die Ethnisierung während der Kolonialzeit<br />

Im „Kielwasser“ der Berliner Konferenz von 1886 und der daraus resultierenden Festlegung kolonialer<br />

Grenzverläufe in Afrika wuchs im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhundert das Interesse des Deutschen<br />

Kaiserreiches an seinem Protektorat „Ruanda“. Seit Beginn der 1890er Jahre wurde eine kleine<br />

militärische und administrative Präsenz von Bujumbura (der Hauptstadt des heutigen Burundi) aus etabliert.<br />

Kurz darauf wurde das Gebiet Teil der Kolonie „Deutsch-Ostafrika“, welche die Territorien der<br />

heutigen Staaten Tanzania, Ruanda und Burundi umfasste. Die neue Kolonialmacht folgte in puncto<br />

Administration dem britischen Vorbild der „indirect rule“ und pflanzte dem bereits vorhandenen Tutsi-<br />

Elite-System eine personell recht schwache europäische Verwaltung auf. Während dieser Zeit, aber v.a.<br />

während der anschliessenden belgischen Kolonialperiode, wurden das zunehmend stratifizierte Sozial-<br />

- 8 -


sytem Ruandas mit ethnischen Klassifizierungen verwoben, die sich schwerpunktmässig aus der<br />

sogenannten „Hamiten-Theorie“ ableiteten. Diese „Theorie“ besagt, dass sich der Tutsi-Herrschafts-<br />

Anspruch aus deren Verwandschaft mit den ägyptischen Pharaonen ableiten würde. Daraus entwickelte<br />

sich die Vorstellung einer Art von „Herrenrasse“, die sich wenige Jahre nach Abzug der Belgier im Jahre<br />

1959 in schweren Gewalttätigkeiten zwischen Hutu und Tutsi entluden. Diese beiden Kategorien waren<br />

nunmehr zu quasi-ethnischen Identitäten mutiert, wo sie doch ursprünglich nur sozioökonomische Größen<br />

gewesen waren. Etwa 40 Jahre lang regierte eine Hutu-Regierung das Land (seit 1973) unter didaktorischer<br />

Herrschaft des Generals Habyarimana. Als Tutsi-Milizen aus den benachbarten Staaten im Jahre<br />

1990 zur „Rückeroberung“ Ruandas ansetzten, eskalierte die Situation erneut. Die Ermordung Habyarimanas<br />

1994 setzte schliesslich den Startpunkt zu einem landesweiten, im Vorfeld lange geplanten Völkermord<br />

der Hutu an den Tutsi, der in nur 100 Tagen schätzungsweise 800.000 bis eine Million Opfer forderte.<br />

Es war der größte Genozid seit dem zweiten Weltkrieg.<br />

3.3.1 Ruanda und die „Vision 2020“<br />

3.3 Tourismus in Ruanda<br />

Nach den Jahren des Krieges, dem Genozid und einer damit zusammenhängenden Phase des wirtschaftlichen<br />

Niederganges steht Ruanda mittlerweile vor einem gewaltigen Dilemma:<br />

Ruanda ist eines der ärmsten Länder der Erde. Gleichzeitig ist es das wohl am dichtesten bevölkerte Land<br />

auf dem afrikanischen Kontinent. Obgleich es im Rahmen internationaler Entwicklungszusammenarbeit<br />

seit vielen Jahren ausländische Hilfe bezieht, sind seine Mittel beschränkt und seine Ressourcen begrenzt.<br />

Überspitzt lässt sich sagen, dass Ruanda mit Ausnahme zweier Aktivposten kaum andere Ressourcen für<br />

seine Entwicklung zur Verfügung stehen. Diese zwei Aktivposten sind: 1. „Menschen“ und 2. „Natur“.<br />

Wie oben erklärt leben über 90% der gesamten, arbeitsfähigen Bevölkerung des Landes von der Landwirtschaft<br />

und hier besonders von Feldbau und Rinderhaltung, welche einen enormen Bedarf an den<br />

vorhandenen natürlichen Ressourcen (insbesondere an Wasser und fruchtbarem Land) mit sich bringen.<br />

Im Kontext einer rasant wachsenden Bevölkerung steigt der landwirtschaftliche Flächen- und Ressourcenbedarf<br />

stetig weiter an und es ist abzusehen, dass in nicht allzu ferner Zukunft dem Bedarf an Ressourcen<br />

wie der Expansion der Nutzungsflächen eine natürliche, politische oder geographische Grenze<br />

gesetzt werden wird. Zu diesem Zeitpunkt könnte die Versorgung des rwandischen Volkes mit dem<br />

Notwendigsten heikel werden.<br />

In diesem Rahmen beschreibt das sozioökonomische Strategiepapier der Regierung Kagame, auch bekannt<br />

als „Vision Ruanda 2020“, einerseits die notwenigen Mechanismen für die Transformation der<br />

ruandischen <strong>Wirtschaft</strong> und andererseits für die Umgestaltung der ruandischen Gesellschaft an sich. Die<br />

damit verbundene Zielvorstellung will die beiden vorhandenen „Aktivposten“ Mensch und Natur nutzen<br />

um Ruanda aus der Liste der ärmsten Länder der Erde hin auf einen konstant stabilen und nachhaltigen<br />

Wachstumskurs zu bringen. Zentrale Ziele dieser „Vision 2020“ umfassen u.a. die Steigerung des Pro-<br />

Kopf-Einkommens, der Alphabetisierungsquote, der Lebenserwartung sowie die Geschlechtergleichstellung.<br />

In ihrer Schwerpunktsetzung lässt sich aber ein dominierender Faktor identifizieren: Vorhaben<br />

zur Armutsbekämpfung und Entwicklung der „Ressource Mensch“ haben eindeutig Vorrang. Einerseits<br />

soll der traditionelle <strong>Wirtschaft</strong>szweig der Landwirtschaft im Rahmen der „Vision 2020“ effektiver und<br />

ressourcenschonender gestaltet werden, andererseits soll die Zukunft der ruandischen <strong>Wirtschaft</strong> in den<br />

Händen gut ausgebildeter, einheimischer Fachkräfte aus dem Dienstleistungssektor liegen. Das Ziel ist<br />

eine Dienstleistungsgesellschaft nach westlichem Vorbild mit Schwerpunkt auf neuen Medien, welche<br />

geringen Bedarf an den knappen, natürlichen Ressourcen mit sich bringt.<br />

Die Initialzündung dieser weitläufigen und umfassenden Veränderungsprozesse soll dabei, gemäss<br />

Finanzminister Donald Kaberuka (PDPRT, 2002:32), durch die Förderung bestimmter wirtschaftlicher<br />

Schlüsselsektoren erreicht werden, welche das Potential haben durch ihren Bedarf/durch Multiplikatoreffekte<br />

die Entstehung und den Ausbau anderer Dienstleistungszweige und somit die Entwicklung der<br />

- 9 -


„Ressource Mensch“ zu fördern. Ein ganz erhebliches Potential wird in diesem Zusammenhang einem<br />

<strong>Wirtschaft</strong>ssektor zugemessen, welcher auf der zweiten verfügbaren Ressource, der Natur, basiert: dem<br />

Ökotourismus. Diese Zielsetzung wurde im Jahre 2002 auch im offiziellen Tourismusentwicklungsplan,<br />

dem „Plan d’Actions prioritaires pour la Relance du Tourisme au Rwanda“ 1 (PDPRT), im folgenden auch<br />

als „Tourismusmasterplan“ bezeichnet, festgehalten:<br />

„ La politique générale du pays à long terme dans le cadre d’un developpement durable est définie dans<br />

la VISION 2020. La politique sectorielle du tourisme s’inscrit dans cette Vision 2020." (PDPRT,<br />

2002:30)<br />

„Tourism is a national priority for Rwanda economy and society […] As ecotourism pioneer, Rwanda<br />

must save its natural ressources of whose tourism and environmental potential is so important." (PDPRT,<br />

« Kigali Statement on Tourism Rivival in Rwanda »2002:113)<br />

Neben Ökotouristen definiert der Tourismusmasterplan auch ausländische Pioniertouristen und Geschäftsreisende<br />

sowie Einheimische als mögliche zukünftige Zielgruppen. Erklärtes Ziel der Tourismusstrategie<br />

ist es Wachstum im Touristenaufkommen (zwecks Förderung anderer Dienstleistungsbereiche, s.o.) zu<br />

fördern (das Aufkommen an internationalen (Öko-)touristen in den Nationalparks soll bis 2010 auf jährlich<br />

70.000 gesteigert werden, siehe auch folgenden Abschnitt). Dabei wird ein qualitatives, kein quantitatives<br />

Wachstum angestrebt, wie der stellvertretende Direktor der Tourismusbehörde ORTPN (siehe<br />

unten) mit den Worten: “wenig Touristen, die aber viel Geld im Land lassen“ 2 auf den Punkt brachte.<br />

Mittel-bis langfristig möchte die „Destination Ruanda“ eine stabile Marktposition durch Qualitäts- und<br />

Leistungsvorteile erreichen. Qualitativ besonders hochwertige und innovative Ökotourismusprodukte<br />

sollen einen gegenüber der regionalen Konkurrenz deutlich höheren Preis rechtfertigen (im Jahre 2010<br />

sollen die durchschnittlichen Tagesausgaben eines ausländischen Touristen in Ruanda 200 USD betragen).<br />

Taktisch möchte man sich aber kurz- bis mittelfristig weniger auf eine wettbewerbs-orientierte Strategie<br />

festlegen. Vielmehr möche sich die Destination als „Add-on“ zum ostafrikanischen Safaritourismus<br />

positionieren und eine Kooperation mit dem Nachbarn Tanzania suchen.<br />

3.3.2 Touristenankünfte, Nachfragestrukturen<br />

Nachhaltiger (Öko-)Tourismus als ein Katalysator für den Wandel der ruandischen <strong>Wirtschaft</strong> und Gesellschaft?<br />

Sind diese Erwartungen und Hoffnungen nicht etwas zu hoch gesteckt? Zweifel sind angebracht,<br />

wenn man die Nachfragesituation in der „Destination Ruanda“ (insbesondere in Puncto Ökotourismus)<br />

etwas näher betrachtet:<br />

“Tourism to Rwanda has been severely impacted by the 1994 genocide and civil war. As a consequence,<br />

very few tourists visit Rwanda. The prime tourist attraction in Rwanda for international tourists is the<br />

mountain gorillas of the Volcanoes National Park. The national parks of Akagera and Nyungwe are not<br />

well known and not visited by many tourists.”(Robford Tourism, 2002:3)<br />

Die offizielle Tourismus-Statistik Ruandas ist seit dem Krieg äusserst lückenhaft. Daher sind nur wenige<br />

Zahlen zur Nachfrage bekannt. Die verfügbaren Zahlen zeichnen jedoch ein relativ eindeutiges Bild: Ca.<br />

70% der internationalen Gäste in Ruanda stammen aus Belgien, den USA, Frankreich, Deutschland und<br />

der „Demokratischen Republik Kongo“. Vor dem Krieg wies die Tourismusstatistik jahrelang steigende<br />

Zahlen auf – zuletzt (im Jahre 1989) besuchten 172.431 ausländische Gäste das Land. Die durchschnittliche<br />

Aufenthaltsdauer in den staatlichen Hotels betrug derzeit noch 3,5 Tage. Diese positiven Zahlen<br />

dürfen aber letztlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass Ruanda zu keiner Zeit eine ernstzunehmende<br />

Konkurrenzdestination für die in Puncto „Natur- und Safaritourismus“ deutlich erfolgreicheren Nachbarländer<br />

Kenia und Tanzania gewesen ist.<br />

1 Der Tourismusmasterplan entstand unter Mitwirkung von UNWTO und UNEP<br />

2 Interview vom 5.September 2004<br />

- 10 -


Seit 1998 zeichnet sich wieder eine Erholungstendenz ab. So wurden 2001 wieder 194.327 internationale<br />

Gäste bei Einreise registriert. Der Schwerpunkt liegt hier allerdings auf Besuchern aus Europa/Amerika,<br />

deren Motive für den Besuch meist in Zusammenhang mit Entwicklungs- und Wiederaufbauhilfe zu<br />

suchen sind. Ökotouristen befinden sich nur wenige darunter, dies belegen die Eintritte in die vorhandenen<br />

drei Nationalparks des Landes. Im Jahre 1987 hatten noch über 19.000 Besucher (internationale<br />

Gäste und Einheimische) die Nationalparks besucht. Diese Zahl stieg bis 1989 auf 23.698 steil an. In den<br />

Jahren schwerer Konflikte sank die Nachfrage jedoch drastisch und erholte sich nur schleppend und mit<br />

Rückschlägen. Bis 1999 stieg die Nachfrage wieder auf moderate 1.943 Gäste an und erreichte im Jahre<br />

2001 den bisherigen Nachkriegsspitzenwert von 5.965 Personen.<br />

Ökotourismus im Akagera-Nationalpark<br />

Der Definition in Abschnitt 3.1 folgend, ist Ökotourismus vornehmlich in natürlichen oder naturnahen<br />

Gebieten wie Grossschutzgebieten, National- oder Naturparks lokalisiert. Nachdem Kapitel drei die bedeutendsten,<br />

allgemeinen Rahmenbedingungen identifiziert und beschrieben hat, wird darauf aufbauend<br />

im folgenden das Beispiel des „Akagera-Nationalparks“ im Hinblick auf die dortige Nachfragesituation<br />

analysiert. Am konkreten Fall werden sich ausschlaggebende Ansätze zur Beantwortung der Ausgangsfragestellung<br />

dieser Arbeit („Erlauben die aktuellen Bedingungen im Land überhaupt eine effektive<br />

Entwicklung von Ökotourismus?“) entwickeln lassen.<br />

4.1 Nationalparks und Schutzgebiete in Ruanda<br />

Derzeit existieren drei Nationalparks auf den Gebiet der Republik Ruanda:<br />

1. Der Volcanoe- oder Virunga Nationalpark (grösster Devisenbringer des Landes, da er über ein<br />

einzigartiges natürliches Angebot verfügt, welches sich hervoragend auf dem internationalen<br />

Ökotourismusmarkt vermarkten lässt: vier Familien der überaus seltenen Berggorillas)<br />

2. Der Nyungwe Nationalpark (kleinstes Naturschutzgebiet; äquatorialer Regenwald; verfügt über<br />

grosse Anzahl verschiedener Kleinaffenarten, u.a seltene Chimpansenarten, wie die Bonobos)<br />

3. Der Akagera Nationalpark (siehe unten)<br />

4.2 Der Akagera Nationalpark (ANP)<br />

Am 26.November 1934 von der belgischen Kolonialverwaltung offiziell ins Leben gerufen, diente der<br />

Akagera-Nationalpark und die sich nordwestlich anschliessende Mutara Hunting Area als Erholungs-,<br />

Jagd- und Rückzugsgebiet zunächst für die Vertreter der europäischen Kolonialmacht und nach der Unabhängigkeit<br />

auch für hochrangige Funktionäre der verschiedenen Regimes in Kigali. Der stellvertretende<br />

Direktor für Tourismus bei ORTPN erklärte hierzu im Interview, dass Anwohner, welche sich ohne<br />

Erlaubnis im Park aufhielten oder wilderten in der Vergangenheit mit harten Strafen (einschliesslich Todesstrafe)<br />

rechnen mussten, wodurch sich der vorhandene Wildtierbestand eine Zeit lang gut entwickelte.<br />

Die ursprüngliche Fläche des Parks umfasste bis zu seiner Verkleinerung 1994 einschliesslich Hunting<br />

Area (ca 35.000 ha) mehr als 320.000 ha und damit knapp 12% der Gesamtfläche des Staates. Heute,<br />

nach einer administrativ-strukturellen Neuordnung, umfasst der neue Park lediglich nur noch ein Drittel<br />

dieser Fläche (ca. 90.000 ha). Dennoch ist er nach wie vor der flächenmässig grösste der drei in Ruanda<br />

vorhandenen Nationalparks. Innerhalb seiner gesetztlich festgelegten Grenzen (siehe auch Kartenwerk im<br />

Anhang) findet sich damals wie heute eine reiche Vielfalt abwechslungsreicher Landschaften und Vegetationszonen,<br />

von Savannen- über Hügel- bis hin zu ausgedehnten Fluss- und Seenlandschaften. Im ANP<br />

befinden sich insgesamt 13 Seen mit einer Gesamtfläche von ca. 500 qkm - darunter der Lac Ihema, der<br />

drittgrösste See des Landes. Diese enorme Vielfalt brachte dem Park vor 1994 das Prädikat ein, einer der<br />

landschaftlich schönsten Wildparks ganz Afrikas zu sein.<br />

- 11 -


Die Fauna beinhaltet eine Auswahl typischer ostafrikanischer Spezies wie Elefanten, Büffel, Löwen, Giraffen<br />

(seit den 1970er Jahren), Nilpferde, zahlreiche Antilopenarten, Zebras, Krokodile, Leoparden und<br />

über 500 verschiedene, zum Grossteil äusserst seltene, Vogelarten. Der Bestand dieser Arten fiel jedoch<br />

ab 1990 dramatisch, was in erster Linie auf Wilderei und auf Gefechte im Zusammenhang mit dem Bürgerkrieg<br />

zurückzuführen ist. Heute wird die spezifische Tier- und Pflanzenwelt im Akagera-Nationalpark<br />

durch den reduzierten verfügbaren Lebensraum, die stark steigenden Rinderzahlen der Anwohner und die<br />

damit einhergehende zunehmende Desertifikation am Rande des Parks gefährdet und eingeschränkt (siehe<br />

auch 3.3.1). Der Erhalt des Parks für zukünftige Generationen hängt nun in zunehmendem Masse davon<br />

ab, ob in absehbarer Zeit eine Lösung für das ständig steigende Problem dieses „Viehdrucks“ auf den<br />

Park aufgezeigt werden kann.<br />

Hierzu wird es erforderlich sein, die benachbarte Bevölkerung von der Notwendigkeit der Erhaltung des<br />

Parks zu überzeugen. Für die beteiligten Entwicklungshilfeorganisationen sowie für die politisch Verantwortlichen<br />

liegt der Schlüssel zur Schaffung dieses Bewusstseins in der Erzeugung von Vorteilen („Benefits“)<br />

für die Anwohner durch den Park. Primär über wirtschaftliche Anreize ist es wohl zu erreichen, dass<br />

die Anwohner potentielle Beschneidungen ihrer traditonellen Lebensweise und ihrer Landnutzungsrechte<br />

hinnehmen, damit der Park überleben kann. Solche „Benefits“ sollen in erster Linie über den im Aufbau<br />

befindlichen Ökotourismus geleistet werden, da ORTPN, wie auch die Verantwortlichen von MINICOM,<br />

keine „Politic of Compensation“ 3 – also keine Entschädigungspolitik betreiben wollen und können und im<br />

Tourismus von staatlicher Seite momentan die einzige breitenwirksame und realistische Einkommensalternative<br />

für die lokale Bevölkerung gesehen wird<br />

Volkswirtschaftlich betrachtet ist der Akagera Nationalpark aktuell jedoch nur ein „kleines Licht“. Die<br />

Daten zu Nachfrage der Jahre 2001 und 2002 sind in Abbildung 1 wiedergegeben. Ihr ist zu entnehmen,<br />

dass im Jahre 2002 insgesamt 3.677 Gäste den Nationalpark besuchten. Davon waren 52% Einheimische<br />

(die einen deutlich verbilligten Eintrittspreis zahlen) , 35% entstammen der Europäischen Union, der Rest<br />

verteilt sich auf Amerikaner, Afrikaner<br />

und sonstige. Eine Studie zum ökonomischen<br />

Potential des ANP 4 berechnete<br />

auf Grundlage dieser Nachfragewerte den<br />

zu erwartenden Umsatz auf 14.000-<br />

15.000 USD jährlich. Dies entspricht ca.<br />

0,000725% des Bruttoszialproduktes<br />

(Stand: Ende 1980er Jahre). Obwohl<br />

vorgesehen ist, von dieser Summe ca.<br />

10% in die lokalen Anliegergemeinden zu<br />

transferieren, ist es dennoch fraglich ob<br />

diese „Benefits“ in ausreichendem Masse<br />

die fortdauernde Existenz des ANP, der<br />

immerhin 12% der Landesfläche<br />

einnimmt, rechtfertigt.<br />

2,500<br />

2,000<br />

1,500<br />

1,000<br />

500<br />

0<br />

Rwandans<br />

Visitors to Akagera National Park<br />

2001 - 2002<br />

European Union<br />

Americas<br />

African<br />

(Abbildung 1: Nachfragestrukturen im ANP; nach WSP Walmsley 2003)<br />

Nach dieser kurzen Einleitung in die aktuelle gesellschaftliche und tourismuswirtschaftliche Situation des<br />

ANP erfolgt im kommenden Abschnitt eine kurze Darstellung der vorhandenen Ressourcen und<br />

Angebote mit Relevanz für (internationalen) Ökotourismus.<br />

4.3 Der Akagera Nationalpark: Ökotouristische Ressourcen<br />

4.3.1 Stärken-Schwächen-Profil: Ursprüngliches Angebot<br />

3 Aus einem Interview mit dem Vizedirektor für Tourismus von ORTPN in Kigali (September 2004)<br />

4 WSP Walmsley Environmental Consultants: An Analysis of the Economic Potential of Akagera National Park and the Proposed Buffer Zone, Harare,<br />

prepared for PRORENA, 2002: 7<br />

- 12 -<br />

Other


Natürliches Angebot<br />

Kriterium Stärken des Akagera Nationalparks Schwächen des Akagera NP<br />

Landschaft,<br />

Topographie<br />

- abwechslungsreiches Relief<br />

- Savannentiefland und Hochebenen<br />

- 13 Seen im gesamten Park<br />

Ortsbild - Teilweise traditionelle Rundbauweise<br />

- Grösstenteils Gebäude aus lokalen<br />

Materialien<br />

Flora und Fauna - Savannenvegetation<br />

- Elefanten, Leoparden, Büffel<br />

- Krokodile, Nilpferde, Giraffen<br />

- Ca. 500 verschiedene Vogelarten<br />

Klima und Wetter - kontinentales Klima mit langer<br />

Trockenzeit<br />

Naturdenkmäler - Prädikat als „landschaftlich schönster<br />

Nationalpark in Ostafrika“<br />

- Akagera-River als Nilzufluss<br />

Sozio-kulturelles Angebot<br />

- karge Landschaft auf den<br />

Hochebenen<br />

- Streusiedlungen<br />

- Lehm- und Wellblech-<br />

hütten<br />

- Nur drei der „Big Five“<br />

- Geringe Anzahl v. Tieren<br />

der „Flagspecies“ (ca. 80<br />

Elefanten, ca.20 Giraffen)<br />

- Hohe Zahl an Mosquitos<br />

und Tse-Tse-Fliegen<br />

- Trockenzeit erzeugt<br />

Wassermangel im Park<br />

Kriterium Stärken des Akagera Nationalparks Schwächen des Akagera NP<br />

Kultur, Tradition,<br />

Brauchtum, Kunst<br />

und Handwerk<br />

Sprache, Mentalität,<br />

Gastfreundschaft<br />

Denkmäler (Hist.,<br />

Kultur,<br />

Technologie)<br />

Allgemeine Infrastruktur<br />

- Traditionelle Muster (Zickzackmotive,<br />

Tiermotive u.ä.) sind im örtlichen<br />

Kunsthandwerk verbreitet<br />

- Vor allem Flechtarbeiten aus Bast und<br />

ähnlichen Materialien eignen sich für<br />

einen Verkauf an Touristen<br />

- Interviewpartner zeigten sich sehr<br />

offen für Tourismus<br />

- „Stones of the King“, Monolithen mit<br />

ehemals ritueller Bedeutung<br />

- zeremonielle Vorbereitungsplätze für<br />

die Truppen der Tutsi-Könige (19.Jh)<br />

- Die Qualität der handwerklichen<br />

Erzeugnisse<br />

eignet sich noch nicht für<br />

einen Verkauf<br />

- Trainings für die lokalen<br />

Associations notwendig<br />

- Bevölkerung spricht v.a.<br />

Kinyarwanda und Swahili<br />

- Bevölkerung möchte zwar<br />

den Tourismus, hält je-<br />

doch wenig vom ANP<br />

- vorhandene Denkmäler<br />

sind wenig spektakulär<br />

(„Löcher im Boden“)<br />

Kriterium Stärken des Akagera Nationalparks Schwächen des Akagera NP<br />

Verkehrswesen - Das verwilderte Wegesystem des ANP<br />

(Schotterpisten) wurde seit 1999 durch<br />

Entwicklungshilfe in Stand gesetzt<br />

Sonstiges - Entry-Point-Gebäude mit Information<br />

- Akagera-Hotel mit nahegelegener Siedlung<br />

für die Angestellten und Verwaltungsgebäuden<br />

(siehe Karte im Anhang)<br />

- Guest House am Lake Ihema<br />

- Zeltplätze in Vorbereitung<br />

- 13 -<br />

- Viele Wege sind besonders<br />

in der Regenzeit<br />

kaum befahrbar<br />

- keine ausgewiesenen<br />

Aussichtspunkte<br />

- kaum entwickeltes, verlässliches<br />

touristisches<br />

Leitsystem<br />

- Viele der vorhandenden


- Rangerstationen<br />

- „Pescherie“, Fischersiedlung im ANP<br />

4.3.2 Stärken-Schwächen-Profil: Abgeleitetes Angebot<br />

Touristische Infrastruktur<br />

Gebäude sind baufällig<br />

bzw. nicht nutzbar<br />

Kriterium Stärken des Akagera Nationalparks Schwächen des Akagera NP<br />

Beherbergung,<br />

Gastronomie<br />

Reiseberatung ,-<br />

organisation<br />

Touristisches<br />

Transportwesen<br />

Überbetriebliche<br />

Tourismusorganisat<br />

ion<br />

Freizeit - Infrastruktur<br />

- Umutara Provinz: 4 Hotels (42 Zimmer)<br />

- Kibungo Provinz: 6 Hotels (Stand 2002)<br />

- Eine 4-Sterne Lodge, die „Akagera<br />

Game Lodge“ mit Restaurant im ANP<br />

- Kleinunternehmer bauen zunehmend<br />

Privatunterkünfte/Pensionen für Backpacker<br />

u.a. an der Parkperipherie auf<br />

- Viele kleine Gastronomiebetriebe in den<br />

Siedlungen am ANP<br />

- die meisten Reiseveranstalter in Kigali<br />

haben den ANP im Programm<br />

- Tourismusinformation am Haupteingang<br />

zum ANP<br />

- Tourprogramme der Reiseveranstalter<br />

beinhalten meist Tagesausflugsprogramme<br />

mit eigenem Bus/Jeep<br />

- Anschluss mit Sammelbussen (Okapi-<br />

Busse) bis Rwamagana (ca. 20 km vom<br />

Eingang zum ANP entfernt)<br />

- Hauptverkehrsstrassen bis Rwamagana<br />

und entlang der östlichen Parkperipherie<br />

wurden bis 2005 nach westlichem Stan-<br />

dard erneuert/angelegt<br />

- Verwaltung und Vertrieb durch ORTPN<br />

- Im Jahre 2002 wurden Vereinigungen für<br />

Reiseveranstalter und Hotelbetriebe in<br />

Kigali gegründet<br />

- Im Jahre 2004 erfolgte die Gründung<br />

einer Tourismusfachschule in Kigali,<br />

welche Fachkräfte zu Verbesserung von<br />

Servicequalität, Management, Marketing<br />

und Marktforschung zum Ziel hat<br />

- Kaum Ansätze für CBT<br />

(Stand: 2004)<br />

- Geringer Qualitätsstandard<br />

bei Gastronomie und Beherbergungsbetrieben<br />

- kein Veranstalter ist auf<br />

den ANP spezialisiert (der<br />

Park wird nur als Add-On<br />

betrachtet, s.u.)<br />

- es existiert keine reguläre<br />

Busanbindung in den Park<br />

- in Ruanda gibt es keine<br />

Eisenbahn oder ein vergleichbares<br />

öffentliches<br />

Verkehrssystem<br />

Kriterium Stärken des Akagera Nationalparks Schwächen des Akagera NP<br />

Freizeitwesen: - Intore-Tanzgruppen sind in Siedlungen - Sport- und Kultureinrich-<br />

Sport, Kultur<br />

am ANP tätig<br />

tungen kaum vorhanden<br />

Wander-,Reit- und - Der Tourismusmasterplan sieht die - Im Jahre 2004 existierten<br />

Radwege<br />

Anlage von Wanderwegen im ANP vor weder Wander- noch<br />

Radwege im ANP<br />

Spezielle touristische Angebote:<br />

Kriterium Stärken des Akagera Nationalparks Schwächen des Akagera NP<br />

- 14 -


Events - keine nennenswerten<br />

Eventangebote<br />

Pauschalangebote - Viele Reiseveranstalter bieten<br />

- ORTPN bzw. die Verwal-<br />

Pauschalprogramme für Touren in den tung des ANP bietet kei-<br />

Park mit oder ohne Übernachtung an<br />

nerlei (Teil-) Pauschalprogramme<br />

an (Stand 2004)<br />

Sonstige Angebote - Führungen durch einen Parkguide, der - Keine Naturinterpretation<br />

am Entry-Point zusteigt - „Foto-Safari“ - Keine bewegungsorien-<br />

(variable Tourstrecken möglich)<br />

tierten Angebote<br />

- Unregelmässig: Bootstouren auf dem<br />

Lake Ihema (Motorboot)<br />

- Auf Nachfrage: Vorstellung von „Umutware“<br />

(dt. „der Boss“), dem ehemaligen<br />

Hauselefanten d. Diktators Habyarimana<br />

- Auf Wunsch: Besuch der „Pescherie“<br />

Vermarktung - ORTPN vermarktet den ANP zusammen - das USP des ANPs (Sa-<br />

mit dem Nyungwe und Volcano-NP über vannennationalpark) ist<br />

Internet (Direktmarketing)<br />

nur ein landesspezifisches<br />

- Vertrieb läuft über Direktverkauf und<br />

USP (wirkt nur zusammen<br />

Reisemittler (Veranstalter)<br />

mit beiden anderen NPs)<br />

- Geringe Vernetzung<br />

4.4 Institutionen und Akteure im Akagera-Nationalpark<br />

Der folgende Abschnitt beschäftigt sich mit jenen Akteuren des öffentlichen und privaten Sektors, welche<br />

für die Entwicklung von Ökotourismus-Angeboten im Akagera-Nationalpark eine entscheidende Rolle<br />

spielen.<br />

4.4.1 Die involvierten Stakeholder des öffentlichen Sektors:<br />

MINICOM<br />

Das „Ministere du Commerce, de l’Industrie et du Tourisme“ (MINICOM) in Kigali besitzt in erster<br />

Linie gesetzgebende und planerische Funktion im Zusammenhang mit Tourismusentwicklung. So<br />

umfassen die Aufgaben der Direktion für Tourismus und ihrer drei Divisionen im wesentlichen die<br />

Ausarbeitung von Managementstrategien, Marktanalysen, Promotion und Marketing, Erarbeitung von<br />

Vorschriften, Richtlinien, Normen und Auflagen, Organisation grenzübergreifender Kooperation,<br />

Erstellung von Inventaren zu touristischen Stätten und Betrieben, Lizenzvergabe und Durchführung von<br />

Statistiken. MINICOM ist erst seit kurzem dem eigentlich ausführenden Organ der Tourismuspolitik,<br />

dem „Office Rwandais du Tourisme et des Parcs Nationaux“ (ORTPN) als zuständiges Ministerium<br />

übergeordnet. Beide Institutionen können als wichtigste Stakeholder aus dem öffentlichen Sektor<br />

gewertet werden, da hier die eigentlichen Entscheidungsbefugnisse im Zusammenhang mit der<br />

rwandischen Tourismuspolitik konzentriert sind.<br />

Ein Interviewpartner bei MINICOM, der stellvertretende Direktor für Tourismus und Investitionen 5 ,<br />

brachte die Zielsetzung der Tourismusentwicklung im Akagera-Nationalpark und für ganz Rwanda auf<br />

die Formel: „weniger Touristen, die mehr Geld im Land lassen“. Das Ziel ist die Vermeidung von<br />

Massentourismus durch die Etablierung eines „High End- Ökotourismus“ mit einzigartigen und qualitativ<br />

besonders hochwertigen Produkten, die auf den internationalen Märkten nachhaltig und konkurrenzfähig<br />

genug sind, um dem an sonstigen Ressourcen armen Land die notwendigen Wachstumsimpulse zu<br />

verschaffen. In diesem Rahmen soll zunächst schwerpunktmässig an der Entwicklung von Ökotourismus<br />

5 Interview bei MINICOM in Kigali vom 11.Oktober 2004<br />

- 15 -


und Ökotourismusprodukten gearbeitet werden (siehe oben).<br />

ORTPN und „APPUI AU PNA“<br />

Der offizielle Tourismusmasterplan spricht von zwei signifikanten Interventionsschwerpunkten im Zusammenhang<br />

mit der Entwicklung von nachhaltigem Ökotourismus im Akagera-Nationalpark (ANP; frz.:<br />

PNA). Es ist dies zum einen die:<br />

„[…] réhabilitation du PNA pour la protection et la conservation de la biodiversité axée sur la mise<br />

en place des infrastructures adéquates, la bonne gestion du parc et une participation accrue des communautés<br />

riveraines dans les activités de surveillance et de gestion.“ (PDPRT, 2002:16)<br />

und zum anderen:<br />

„[…] le développement durable des zones périphériques du PNA en collaboration avec les commun-<br />

autés riveraines, c’est-à-dire développer l’intéret économique au niveau de la population.“ (PDPRT,<br />

2002 :16)<br />

Im Zusammenhang mit der Umsetzung dieser beiden Hauptziele sind insbesondere zwei bzw. drei Akteure<br />

von Wichtigkeit:<br />

1. Das “Office Rwandais du Tourisme et des Parcs Nationaux“ (ORTPN)<br />

ORTPN wurde 1973 mit der Aufgabe gegründet die ausgewiesenen Schutzgebiete und die staatseigenen<br />

Hotelanlagen im Land zu verwalten und darüber hinaus die Entwicklung und Promotion des Tourismus<br />

zu betreiben. Mit der Privatisierung der staatseigenen Hotels fiel ORTPN nur noch die Aufgabe der<br />

Verwaltung der Parks und des Marketings zu, wobei die Parkverwaltung zeitweilig auch Aufgabe des<br />

Umweltministeriums war. Heute bestehen die Aufgaben der Behörde neben Parkverwaltung/Instandhaltung<br />

und Promotion vornehmlich in der Förderung und Koordination privater und öffentlicher Initiativen<br />

im Bereich Tourismus, in der Kooperation mit Tourismusbehörden der Anrainerstaaten und des<br />

Westens, Medien- und Pressearbeit und in der Suche nach regionalen und internationalen Investoren.<br />

Doch wie bereits erwähnt wurde, umfassen ihre Aufgaben momentan immer noch eine Fülle planerischer<br />

und administrativer Funktionen, die sich teilweise heftig mit den Zuständigkeiten von MINICOM<br />

überschneiden.<br />

2. Das PRORENA bzw. „Appui au PNA-Projekt“ der GTZ und des DED<br />

Im Jahre 1999 initiierte die deutsche „Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit“ (GTZ) in Zusammenarbeit<br />

mit ORTPN, MINICOM und anderen Behörden der rwandischen Administration das PRO-<br />

RENA-Projekt („Protection des Ressources Naturelles“). Dessen Zielsetzung bestand neben allgemeiner<br />

technischer und finanzieller Unterstützung primär in der<br />

„[…] rehabilitation of nANP in close cooperation with the surrounding communities in order to conserve<br />

the natural resources of the Park and its adjacent areas“ (WSP Walmsley, 2003:2)<br />

Dieses Projekt konzentrierte sich somit vornehmlich auf die erste der beiden oben genannten Hauptinterventionsachsen.<br />

Bis zum Ende von PRORENA im Jahre 2003 widmete sich das Projekt der Wiederherstellung<br />

der Infrastruktur innerhalb des Parks, des Wegenetzes, der Wohnquartiere und Büros und die<br />

Einarbeitung des Parkpersonals (also der Verwaltung, der Wildhüter und Guides). Desweiteren wurde<br />

eine Managementstrategie erarbeitet und verschiedene weitere juristische und organisatorische Rahmenbedingungen<br />

geschaffen. Zahlreiche Studien wurden in Auftrag gegeben um das ökonomische Potiential<br />

(speziell im Kontext touristischer Vermarktung), die notwendigen Massnahmen zum Erhalt der Bio-<br />

diversität und für den Schutz des Parks abschätzen zu können.<br />

- 16 -


Die Nachfolge von PRORENA trat im Jahre 2004 ein neues Projekt unter der Bezeichnung „Appui au<br />

PNA“ an, welches neben der GTZ auch unter der Beteiligung des „Deutschen Entwicklungsdienstes“<br />

(DED) lief 6 . Während in den Jahren zuvor das Hauptaugenmerk auf der Wiederherstellung des eigentlichen<br />

Parks gerichtet war, sollte in den Jahren 2004 bis 2006 in erster Linie die Beziehung des Parks zu<br />

seinem Umland auf eine tragfähige Basis gestellt werden, wobei das Projekt im wesentlichen als Koordinator<br />

zwischen den verschiedenen beteiligten Interessengruppen und Akteuren (Stakeholder) agieren<br />

sollte. Häufig wurde dabei betont, dass sich die Mitarbeiter der deutschen EZ vornehmlich als Vermittler<br />

sehen und die Eigenverantwortlichkeit und Eigeninitiative der rwandischen Entscheidungsträger fördern<br />

wollen. Der Aufbau eines Netzwerkes der zu einem produktiven und dauerhaften Dialog aller möglichen<br />

Akteure führt, wurde seinerzeit als Primärziel definiert. Die Entwicklung des touristischen Potentials als<br />

alternative Einkommensquelle der benachbarten Distrikte (insbesondere durch CBT), die Einbindung und<br />

Sensibilisierung der lokalen Bevölkerung für Potentiale und Bedürfnisse des Parks, die Aufrechterhaltung<br />

des ökologischen Gleichgewichts im Park und die Aus- und Fortbildung geeigneten Personals bei ORT-<br />

PN und auf Ebene der lokalen Bevölkerung bildeten das Rückgrat ihrer Bemühungen.<br />

Konkrete Ziele und Massnahmen von ORTPN und „Appui au PNA“ im ANP bestanden in der Absicherung<br />

der Parkgrenzen gegen illegalen Vieh-Eintrieb. Es wurde in diesem Zusammenhang schon in Abschnitt<br />

4.2 angesprochen: der Druck auf die Grenzen des ANP von Seiten der lokalen Bevölkerung ist<br />

enorm und wächst ständig. Die beiden, an den Park angrenzenden, Provinzen Umutara und Kibungo gehören<br />

zu den Gebieten Ruandas mit den geringsten Niederschlägen und gleichzeitig findet sich dort ein<br />

Grossteil der ständig wachsenden Rinderherden. Folglich werden die Ressourcen an Wasser und Nahrung,<br />

die der Park zu bieten hat, insbesondere von den Viehbesitzern in der Umutara-Provinz immer<br />

dringender benötigt, was häufig zu illegalem Vieh-Eintrieb über die ungeschützten Grenzen des Parks<br />

führt. Diese Nahrungskonkurrenz stellt eine akute Bedrohung für die endemische Tier und Pflanzenwelt<br />

im ANP und somit für das ökotouristische Potential an sich dar. Somit repräsentiert die Situation am Park<br />

gewissermassen einen Mikrokosmos des oben behandelten ‚ruandischen Dilemmas’. Da Grenzanlagen<br />

und Zäune jedoch ausserordentlich kostspielig sind und zudem eine Gefahr für die Wildtierpopulation<br />

darstellen, wurde schon in den Studien des PRORENA-Projektes die Schaffung einer „Pufferzone“ und<br />

einer „Ökonomischen Entwicklungszone“ (ÖEZ) vorgeschlagen, welche den Park und die Pufferzone<br />

(PZ) umgeben soll (siehe Karte X im Anhang). In dieser Zone ist die Entwicklung von ökonomischen<br />

Aktivitäten vorgesehen, die einen direkten Bezug zum ANP haben, dies gilt insbesondere für den „Community-Based-Tourism“.<br />

Aktivitäten in dieser Zone sollen dazu beitragen jene „Benefits“ zu erzeugen,<br />

welche nach Ansicht von ORTPN und dem Tourismusmasterplan für eine nachhaltige Akzeptanz des<br />

ANP und seiner Schutzbedürfnisse in der Bevölkerung erforderlich sind.<br />

PROVINZ- UND DISTRIKTREGIERUNGEN<br />

Im Bezug auf die Entwicklung des Akagera-Nationalparks stellen die Verwaltungen der Distrikte 7<br />

Bugaragara, Gabiro und Rukara wichtige Akteure dar. Im Verlauf verschiedener Interviews mit Gemeindevertretern<br />

aus diesen Distrikten und der Beobachtung diverser Sitzungen zum Thema ANP, stellte sich<br />

heraus, dass die Distrikte in ihrer Funktion als Vermittler zwischen der lokalen Bevölkerung in den Distrikten<br />

am Park und der Zentralregierung beim Thema ANP und PZ zusehends ‚zwischen den Stühlen<br />

sitzen’: Auf der einen Seite sind die Distrikte der lokalen Bevölkerung gegenüber verantwortlich. Doch es<br />

zeigen sich bereits erhebliche Schwierigkeiten den Menschen die Bedeutung dieses Vorhabens zu vermitteln.<br />

Der Grund dafür liegt darin begründet, dass viele durch den Aufbau der PZ Umsiedlungsmassnahmen<br />

sowie Land, - oder Viehverlust befürchten. In einer Gesellschaft, in welcher der Besitz von<br />

Rindern traditionell grosse Bedeutung für das Prestige einer Person beinhaltet, erhalten auch psychologische<br />

Faktoren wie „Image-Erhalt“ in der Debatte eine indirekte aber dennoch hohe Sprengkraft.<br />

Neben der Lage der PZ sind aber auch ihre Breite sowie die in ihr erlaubten ökonomischen Aktivitäten<br />

Ursache eines sich anbahnenden Konfliktes. Auf der anderen Seite sind die Distrikte bei der Konzeption<br />

6 Das Engagement der GTZ beschränkt sich mittlerweile auf finanzielle Unterstützung, technische Unterstützung wird vom DED geleistet.<br />

7 Distrikte sind eigenständige Gebietskörperschaften mit weitreichenden Entscheidungsbefungnissen. Es sind immer mehrere Distrikte unter dem Dach einer<br />

Provinz zusammengefasst. Die Provinzerwaltung hat jedoch nur stark eingeschränkte Befugnisse.<br />

- 17 -


ihrer Managementpläne auch weiterhin an Entwicklungspläne, Gesetze und andere Vorschriften aus<br />

Kigali gebunden. Trotz ihres Stellenwertes als autonome Gebietskörperschaft und ihrer Nähe zur lokalen<br />

Bevölkerung besitzen die Distriktverwaltungen selber keine klare Vorstellung vom Konzept der PZ und<br />

beklagen ihre mangelnde Involvierung in deren Planungsprozess. Somit befinden sich die Distrikte in<br />

einem Interessenskonflikt zwischen der Bevölkerung, welche ihre Lebensgrundlage durch die PZ bedroht<br />

sieht, und der Zentralregierung, welche im Rahmen der Lösung des ‚ruandischen Dilemmas’ den ANP<br />

durch die PZ erhalten möchte.<br />

POSITIONEN AUSGEWÄHLTER „ASSOCIATIONS“<br />

Die Einbindung der lokalen Bevölkerung stellte sich als problematisch heraus, da sich die Entwick-<br />

lung von Tourismus im ANP und im ganzen Land noch in einer sehr frühen Phase befindet und demzufolge<br />

Menschen aus den Gemeinden in der Nähe der Parks noch wenig oder gar keine Kenntnisse über<br />

Tourismus vorweisen konnten. Viele Anwohner hatten so z.B. den nahen ANP aufgrund der Distanzen<br />

und mangelnder Transportmittel noch niemals besuchen können. Ein älterer Mann aus Ndego II, einer der<br />

typischen Streusiedlungen, welche nach der Verkleinerung des Parks auf dem ehemaligen Gelände ent-<br />

standen ist, bezeichnete den ANP gar als „eine andere Welt, welche in erster Linie für die Tiere da sei“ 8 .<br />

Auf dieser Basis wurde der Entschluss getroffen mit den Interviews auf Ebene lokaler Arbeitsgemeinschaften<br />

und Kleinprojekte („Associations“) anzusetzen und zwar insbesondere bei jenen, welche im<br />

Zusammenhang mit einer Involvierung in die Entwicklung von Ökotourismus in Zukunft eine bedeutendere<br />

Rolle spielen könnten (z.B. Kunsthandwerk, Tanzgruppen u.ä.). Daher wurden Interviewkampagnen 9<br />

in zwei verschiedenen Siedlungsgebieten durchgeführt: zum einen in Kabarore (gelegen im Gabiro<br />

Distrikt), zum anderen im Ndego-Sektor von Cyarubare 10 .<br />

Ausgewählte „Associations“ in Ndego-Sektor I und Kabarore<br />

Im Ndego Sektor wurden Gespräche mit Vertretern von vier „Associations“ geführt. Es befanden sich<br />

darunter eine Schmiede-„Association“, eine Bienenzüchter-„Association“, eine Intore-Tanzgruppe 11 und<br />

eine Kunsthandwerk-„Association“, die von Frauen aus dem Ndego-Sektor aufgebaut wurde. Der zugrundeliegende<br />

Leitfaden war weniger strukturiert, als bei den übrigen Gesprächen und ermöglichte somit<br />

offenere Interviews. Die Leitfragen orientierten sich in erster Linie an Einstellungen, Hoffnungen und<br />

Problemen im Zusammenhang mit Tourismus, mit bekannten Akteuren (insbesondere Regierungsinstitutionen)<br />

und dem ANP aber auch die Entstehungsgeschichte der „Associations“, die Möglichkeiten der<br />

Integration ihrer Aktivitäten in den Tourismus und die dafür notwendigen Voraussetzungen, mögliche<br />

Kooperationen und „Joint Ventures“, die Viehproblematik und die Bewahrung kultureller Eigenständigkeit<br />

sollten erörtert oder wenigstens angeschnitten werden.<br />

Im Ergebnis zeigen die Interviews im Ndego-Distrikt eine eindeutig positive Einstellung der Menschen<br />

zum Tourismus und zu Touristen auf. Alle Interviewpartner drückten aus, dass sie sich freuen würden,<br />

wenn Touristen zu ihnen kämen. Viele scheinen damit die Hoffnung zu verbinden im Zuge der touristischen<br />

Entwicklung der Akagera-Region ihre wirtschaftlichen Aktivitäten ausbauen und expandieren zu<br />

können. Bei einigen geht damit die Vorstellung einher Touristen als Zuschauer an ihren traditionellen<br />

Fertigungsweisen teilnehmen zu lassen um damit eine Vorstellung des lokalen Handwerks zu vermitteln.<br />

Einige „Associations“ hatten auf Anfrage von ORTPN bereits Vorschläge („Proposals“) zur Verbesser-<br />

ung der Produkte und zur Integration ihrer Aktivitäten in die touristische Entwicklung am Rande des<br />

ANP erarbeitet und ORTPN vorgelegt. Bemerkenswert an den bisherigen Erkenntnissen ist weiterhin,<br />

dass die Interviewpartner in den vier Ndego-„Associations“ relativ klare Vorstellungen darüber zu haben<br />

schienen, was Touristen in ihrem Gebiet interessieren könnte (z.B. Beobachten traditioneller Fertigungsweisen,<br />

Erwerb von Andenken, Genuss von traditionellen Gerichten und Getränken, Besuch von Intore-<br />

8<br />

Interview vom 30.September 2004<br />

9<br />

Die Auswahl dieser Siedlungsgebiete beruht auf ihrer strategisch günstigen Lage entlang zweier Ausfallstrassen<br />

10<br />

Nach Aussage des Vizedirektors für Tourismus bei ORTPN enthält der Ndego-Distrikt eine aussergewöhnliche Dichte an „Associations“-im gesamten<br />

Sektor finden sich über 40 dieser Arbeitsgemeinschaften.<br />

11<br />

Intore bezeichnet einen traditionellen rwandischen Tanz<br />

- 18 -


Tanzveranstaltungen etc.) und dass nach Eigenaussage ohne viele Touristen zu kennen oder selber jemals<br />

als Tourist im ANP gewesen zu sein. Beispielsweise gaben zwei der vier interviewten „Associations“<br />

(Schmiede und Kunsthandwerk) an den ANP nicht zu kennen. Zumindest aus der Frauen-„Association“<br />

wurde eine Sympathie dem Park gegenüber zum Ausdruck gebracht, sowie der Wunsch vieler gerne einmal<br />

den Park zu besuchen. Ganz ähnliche Ergebnisse brachte ein Interview mit einer Intore-Gruppe in<br />

Kabarore zu Tage. Auch die Vertreter dieser „Association“ brachten eine sehr positive Einstellung gegenüber<br />

Tourismus und Touristen, sowie einige konkrete Ideen hinsichtlich ihrer Involvierung zum Ausdruck.<br />

Ihre wenigen Kenntnisse über Tourismus und seine „enorme Wichtigkeit“ beziehen sie dabei aus<br />

den Informationen eines wöchentlichen, durch ORTPN gesponserten, Radioprogramms. Auch hier scheinen<br />

sich, abgesehen von der PZ-Problematik, keine konkreten Ängste oder Probleme im Zusammenhang<br />

mit der Tourismusentwicklung im ANP zu verbinden.<br />

4.4.2 Die involvierten Stakeholder der Privatwirtschaft<br />

Ein weiteres Ergebnis der Interviews mit Bezug zur Entwicklung von Ökotourismus findet sich in lokalen<br />

Initiativen zum „Community-Based-Tourism“ (CBT). Dieser, so stellte sich heraus, wird von MINICOM<br />

zur Ausbildung einer Niedrigpreis-Produktlinie speziell im Ökotourismus gefördert. CBT soll damit als<br />

Mittel zur ländlichen Regionalentwicklung und Armutsbekämpfung fungieren. Unter dem Strich konnte<br />

festgestellt werden, dass sich die hier interviewten Vertreter der Bevölkerung integere und finanzkräftige<br />

Partner (auch aus der Privatwirtschaft) wünschen, um lokale Projekte im Bereich Tourismus zu initiieren.<br />

Daher ist es wichtig einen genaueren Blick auf eine weitere Gruppe von Stakeholdern im Zusammenhang<br />

mit nachhaltiger Tourismusentwicklung in Ruanda zu werfen: den privatwirtschaftlichen Sektor, der am<br />

Beispiel einiger ausgewählter Reiseveranstalter in Kigali behandelt wird.<br />

AUSGEWÄHLTE REISEVERANSTALTER IN KIGALI<br />

Seit 1994 hat sich die Zahl der amtlich registrierten Reiseagenturen de facto verdreifacht. In der „Association<br />

des Agents de Voyages“ (AAV) waren im Jahre 2002 zwanzig Reiseagenturen registriert. Auf<br />

dieser Basis wurden zwei Interviewpartner aus dem vorhandenen Angebot an Reiseveranstaltern ausgewählt:<br />

zum einen „Kiboko Tours“ und zum anderen „Primate Safaris“ 12 . Hinsichtlich einer möglichen Zusammenarbeit,<br />

sowie der Fähigkeiten und Möglichkeiten der lokalen Bevölkerung, zeigen die beiden<br />

interviewten Veranstalter recht unterschiedliche Einstellungen:<br />

In der Analyse der aktuellen Konfliktsituation gehen beide Veranstalter noch konform (siehe auch Abschnitt<br />

3.3.1). Beide betonen die Problematik rund um den ‚Viehdruck’ und die Etablierung der Pufferzone<br />

als ernsthaftes Hindernis bei der Entwicklung von nachhaltigem Tourismus im ANP. Beide betonen<br />

auch die Notwendigkeit von dauerhaften, direkten „Benefits“ durch die Tourismuswirtschaft für die lokale<br />

Bevölkerung damit dem Park das Überleben gesichert werden kann. In diesem Rahmen käme es vordringlich<br />

darauf an geeignete Unterbringungsmöglichkeiten an der Peripherie des Parks zu schaffen, um<br />

die Aufenthaltsauer von Touristen im ANP erhöhen zu können. In ihren Vorstellungen über die Umsetzung<br />

dieses Ansatzes unterscheiden sich die beiden Interviewpartner nun aber deutlich. Nach Ansicht eines<br />

Interviewpartners bei „Kiboko“ sind die lokalen Gemeinden aufgrund unzureichender Organisation als<br />

„Shareholder“, also als Partner im Rahmen von CBT-Projekten, nicht geeignet. Seiner Ansicht nach sollten<br />

Pensionen und andere potentielle Leistungsträger auf Initiative und durch Finanzierung von Reiseveranstaltern<br />

und Privatinvestoren in den Distrikten am Park erbaut werden. Die „Benefits“ sollen dann<br />

der Bevölkerung in Form von Arbeitsplätzen zugute kommen. Einen CBT-Ansatz hält er weder für<br />

ausreichend profitabel für die Bevölkerung noch für die Privatwirtschaft. Der Interviewpartner bei „Prim-<br />

ate Safaris“ hielt dagegen, dass es keinesfalls ausreichen würde der Bevölkerung Jobs zu geben, die Menschen<br />

müssen den Park auch schützen wollen. Schliesslich würde die Menschen nichts davon abhalten<br />

parallel zu den „Benefits“ aus ihrer Anstellung auch noch ihre Viehhaltung in der gewohnten Weise zu<br />

betreiben. Daher müsse eine konkretere, eine besser ersichtliche Verbindung zwischen ihren „Benefits“<br />

und dem Bestand des ANPs geschaffen werden: “Je mehr man den Menschen gibt, desto mehr kommt<br />

12 Interviews in Kigali vom 9.September („Kiboko Tours“) und 14.September(„Primate Safaris“)2004.<br />

- 19 -


zurück“. Hierfür wären nur „community driven and owned lodges“ geeignet. Die gemeinsame Kooperation<br />

in Form der im Tourismusmasterplan proklamierten “Joint Ventures” wäre jedoch an die Beseitigung<br />

bestimmter vorhandener, struktureller und organisatorischer Defizite in der Bevölkerung geknüpft 13 .<br />

Zusammenfassend betrachtet, reflektieren diese beiden Standpunkte eine unterschiedliche Zielauffassung<br />

der ruandischen Tourismusentwicklung. Während der Vertreter von „Kiboko“ die Zukunft eines hochpreisigen<br />

und qualitativ hochwertigen Ökotourismus im ANP an den Aufbau hochwertiger Unterbringungsmöglichkeiten<br />

in der Peripherie des Parks gebunden sieht und dabei die zahlungskräftigen ausländischen<br />

Ökotouristen im Auge hat, welche seiner Ansicht nach stets den teureren Unterbringungsmöglichkeiten<br />

den Vorzug geben werden, vertritt „Primate Safaris“ die Auffassung, dass sich ein internationaler<br />

Trend nach Kultur- und Naturtourismus in einer Klientel wiederspiegeln wird, welche preisbewusst<br />

immer neue und aufregende Destinationen und Angebote erleben und bevorzugt Kultur und Natur hautnah<br />

erfahren will. Das gemeinsame Ziel beider Veranstalter im Zusammenhang mit der Tourismusentwicklung<br />

im ANP bleibt jedoch stets die Hoffnung auf Diversifizierung ihrer individuellen Angebote und<br />

Produktlinien. Beide Ansätze bzw. Zielgruppen (Ökotouristen bzw. Pioniertouristen) werden dabei durch<br />

die Strategie des Tourismusmasterplanes unterstützt (siehe Abschnitt. 3.3.1).<br />

Ausgehend von den Aussagen in Abschnitt 4.3.1 und 4.3.2 stellt Abbildung 2 nochmals Einstellung und<br />

Kooperationsbereitschaft der jeweiligen Akteure graphisch zusammen. Die roten Felder stellen besondere<br />

Hindernisse bei der Entwicklung von innovativen und qualitativ hochwertigen Ökotourismusprodukten<br />

dar, wie sie im Rahmen des PDPRT in Abschnitt 3.3.1 beschrieben worden sind 14 .<br />

Minicom<br />

ORTPN<br />

Appui au PNA<br />

Prov./Distrikte<br />

Associations<br />

Reiseveranstalter<br />

Minicom ORTPN Appui au<br />

PNA<br />

Distrikte Associat. RVs<br />

Legende: =hohe Koop.bereitschaft/positive Einstellung; =positive Koop.bereitschaft; =skeptische Einstellung; =neg. Koop.bereitschaft<br />

(Abbildung 2. Einstellungen und Kooperationsbereitschaft der relevanten Akteure)<br />

13 Solche Defizite finden sowohl im Tourismusmasterplan als auch in Interviews mit ORTPN und Distriktverwaltungspersonal Erwähnung. Es handelt sich um<br />

mangelnde Kenntnisse im Management, Produktentwicklung und Tourismusmechanismen.<br />

14 Diese Hindernisse beziehen sich sowohl auf die Kernleistung (Transport, Unterbringung etc), als auch auf die „gefühlte“ Erlebnisqualität, die von Gästen als<br />

Zusatznutzen wahrgenommen wird und produktpolitisch der Abgrenzung des eigenen Angebotes von Konkurrenzprodukten dient.<br />

- 20 -


4.5 Der Akagera Nationalpark: Geplante Ökotouristische Angebote<br />

4.5.1 Tourismus-Entwicklungsstrategie für den ANP<br />

Im Jahre 2002 wurde im offiziellen Auftrag der ruandischen Regierung vom südafrikanischen Tourismusberatungsbüro<br />

„Robford Tourism“ ein Tourismusentwicklungsplan für den Akagera Nationalpark<br />

vorgestellt (im folgenden als „Robford-Strategie“ bezeichnet). Dieser enthielt die folgenden strategischen<br />

Empfehlungen und Entwicklungsprinzipien:<br />

Es wird voraussichtlich kurzfristig kein signifikanter Wandel in der Einstellung existierender und<br />

potentieller Nachfrager/Märkte gegenüber der „Destination Ruanda“ stattfinden<br />

Tourismus soll als Werkzeug zur langfristigen Existenzsicherung des ANP dienen, damit sich<br />

auch zukünftige Generationen von Ruandern daran erfreuen können<br />

Vom Tourismus im Akagera Nationalpark sollen alle Ruander profitieren, insbesondere aber jene<br />

Gemeinden, die in der Nachbarschaft zum ANP liegen<br />

Tourismus im ANP muss in einem regionalen, ostafrikanischen Kontext betrachtet und behandelt<br />

werden (als Teil einer grenzübergreifenden Ökotourismus-Aktivität mit dem Nachbarn Tanzania)<br />

Der nationale Tourismusmasterplan (siehe oben) ist langfristig die Leitstrategie für die<br />

Entwicklung touristischer Produkte in Ruanda und im ANP. Die hier behandelte Strategie muss<br />

sich daran ausrichten bzw. sich darin einfügen.<br />

Empfehlungen der „Robford-Strategie“ sind auf kurzfristige Umsetzung angelegt.<br />

Eingedenk der Tatsachse, dass der private Sektor der ruandischen <strong>Wirtschaft</strong> eine grosse Investitionszurückhaltung<br />

für den ANP zeigt (siehe oben), werden die meisten Produkte und Infrastrukturprojekte<br />

durch Spenden und NGOs finanziert werden müssen.<br />

Dennoch wird angestrebt, dass touristische Produkte von Unternehmen des privaten Sektors und<br />

Vertretern lokaler Gemeinschaften geplant, gemanagt und verantwortet werden sollen.<br />

4.5.2 Zielgruppen und Märkte<br />

Die oben wiedergegebenen Prinzipien stellen eine wichtige Planungsgrundlage für das strategische<br />

Grundgerüst der „Robford-Strategie“ dar. Aus dieser Ansammlung von Statements lässt sich bereits ablesen,<br />

dass Ruanda als Destination und der ANP als eine ihrer zentralen Attraktionen auf dem internationelen<br />

Ökotourismusmarkt alleine wenig bis keine Chance haben wird eine stabile und dauerhaft wettbewerbsfähige<br />

Marktposition zu erreichen. Die Darstellung vorhandener (öko-)touristisch auswertbarer Ressourcen<br />

in Abschnitt 4.2 zeigt zwar ein durchaus vorhandenes Potential für Ökotourismus auf, jedoch ist<br />

dieses angesichts der enormen Konkurrenz in der Region (Serengeti Nationalpark, Massai Mara, Kilimandscharo<br />

Nationalpark u.a) von zweitrangiger Bedeutung und Attraktivität für den regionalen und internationalen<br />

(Öko-)Tourismusmarkt. Der Robford Bericht bestätigt dies:<br />

“Akagera National Park is unable to compete on an equal footing for international ecotourists with<br />

similar protected areas in neighbouring countries due to its inferior wildlife attractions and small land<br />

area. Attempts to compete for these same tourists with a similar product to those being offered in superior<br />

neighbouring national parks would be futile and a waste of resources.<br />

Therefore, innovative tourist products need to be identified that are significantly different to those be<br />

offered in neighbouring national parks and focussed on a different sector of the tourist market.” (Robford<br />

Tourism: 2002:7)<br />

Existierende und potentielle Märkte<br />

Die “Robford-Strategie” zielt kurz- bis mittelfristig auf die Durchdringung vorhandener Ökotourismus-<br />

Märkte („Marktdurchdringung“) und auf die Erschliessung potentieller neuer Märkte mit neuen Pro-<br />

- 21 -


dukten („Differenzierung“) ab. Die Durchdringung vorhandener Märkte setzt bei den folgenden bereits<br />

exitierenden Marktsegmenten bzw. Zielgruppen an:<br />

EXISTING TOURIST MARKETS POTENTIAL TOURIST MARKETS<br />

- Business tourists.<br />

- Ex-patriots.<br />

- Local Rwandans particularly from Kigali.<br />

- Gorilla tracking tourists.<br />

- Explorer tourists.<br />

SHORT-TERM<br />

MEDIUM-TERM<br />

- Pioneer tourists.<br />

- Special interest groups.<br />

- South African ecotourist market.<br />

- Top-end, big spending, up-market tourists as<br />

identified in National Tourism Strategy.<br />

(Abbildung 3:Existierende und potentielle Marktsegmente für den ANP, Robford 2002:8)<br />

Wie es das Konzept der „Marktdurchdringung“ vorsieht, soll sich die Produktgestaltung im ANP dabei<br />

kurz- bis mittelfristig auf diese bereits vorhandenen Zielgruppen ausrichten. Zunächst sollen neue Produkte<br />

für die in Tabelle 1 abgebildeten, vorhandenen Marktsegmente entwickelt werden.<br />

Im Zuge der „Differenzierung“ sollen dann neue Märkte über neue bzw. erweiterte Produktangebote angesprochen<br />

werden. Der Bericht gibt jedoch zu bedenken:<br />

„However, energy is needed to convert these potential markets into actual markets by the provision of<br />

specific tourism products and effective marketing and promotion over the short to medium term. These<br />

markets are therefore not ready to utilize Akagera National Park immediately but would need to be targeted<br />

and specific, focussed marketing would need to be undertaken to these sectors”.(Robford 2002:8)<br />

Dieses strategische Vorgehen erscheint sinnvoll, wenn man bedenkt, dass alternative Strategien (z.B<br />

„Marktentwicklung“ – die Ausweitung des vorhandenen Produktangebotes auf neue Marktsegmente-<br />

bzw. „Produktentwicklung“ – der Ausbau des vorhandenen Produktangebotes für bereits existierende<br />

Märkte –) aufgrund fehlender Leistungs- bzw. Präferenzbildungsvorteile nicht ohne weiteres kurzfristig<br />

erschlossen werden können. Hieraus ergibt sich, dass eine „Differenzierungsstrategie“ – die Erschliessung<br />

neuer Segmente mit neuen Produkten – enorme Anforderungen an Marketing und „Human Ressources“<br />

stellen werden. Ausserdem wären umfassende Investitionen in das abgeleitete Angebot (Freizeitinfrastruktur,<br />

Servicestandards usw., s.o.) erforderlich, um diese neuen Zielgruppen zu befriedigen, denn das<br />

natürliche Angebot ist ja, wie oben gezeigt, nur unzureichend wettbewerbsfähig.<br />

Da ist es nachvollziehbar, dass zunächst eine Strategie der „Marktdurchdringung“ empfohlen wird und<br />

alle angesprochenen Zielgruppen dieselben Infrastruktureinrichtungen nutzen können. Abbildung 4 fasst<br />

nochmals alle hier getroffenen, strategischen Aussagen zusammen:<br />

4.5.3 Tourprogramme im ANP<br />

RECOMMENDATIONS<br />

1. That innovative tourist products need to be identified that are significantly different to those<br />

be offered in neighbouring national parks and focussed on a different sector of the tourist<br />

market.<br />

2. That tourist products planned for short and medium-term consumption in Akagera National<br />

Park should be targeted at existing tourist markets.<br />

3. Target tourist markets that would make use of similar types of tourist facilities, services,<br />

activities and attractions.<br />

4. Target those markets that will promote Rwanda and Akagera National Park as a tourist<br />

destination by word of mouth to friends, relatives and colleagues in their home country in<br />

order to reduce the cost of marketing the country and national park as a wildlife<br />

destination.<br />

(Abbildung 4:Strategische Empfehlungen zur Produktpolitik, Robford 2002:10)<br />

Der Grossteil der primären touristischen Attraktionen Ruandas befinden sich entlang der sogenannten<br />

- 22 -


„westlichen Tour-Route“ (informelle Bezeichnung). Diese beinhaltet einen Besuch bei den Berggorillas<br />

im Vulcanoe-Nationalpark, einen Abstecher zu den am Kivusee gelegenen Orten Gisenyi und Kibuye,<br />

dem Nyungwe Nationalpark mit seinem aquatorialen Regenwald, den kulturgeschichtlich bedeutsamen<br />

Resten des Königspalastes von Nyanza, dem staatlichen Museum in Butare und verschiedenen Stätten des<br />

Genozids bis zurück in die Hauptstadt Kigali (siehe Abbildung 5).<br />

(Abbildung 5: Bisherige „West-Route“, Robford 2002:11) (Abbildung 6:Geplante „Nord-Ost-Route“, Robford 2002:12)<br />

Da der ANP auf dieser gängigen Route, die Touristen durch das Land nehmen, bestenfalls nur als „Add-<br />

On“ besucht wird, wäre die Promotion einer neuen Route mit den Eckpunkten ANP, Volcanoe NP und<br />

Kivusee empfehlenswert. Die langestreckte Ausdehnung des ANPs ermöglicht eine Durchfahrt entlang<br />

der hier vorgeschlagenen „Nord-Ost-Tour“ (siehe Abbildung 6). Dieser lineare Tourverlauf durch den<br />

Park ermöglicht die Einrichtung von Unterkünften, touristischen Serviceeinrichtungen und Besucherzentren<br />

an beiden Ein- und Ausgängen im Norden und Süden des Parks. Die Konstitution dieser Tour soll in<br />

erster Linie Übernachtungsgäste aus den o.g. bereits existierenden Zielgruppen ansprechen. Produktangebote<br />

sollen daher ein- bis zwei Übernachtungen im ANP beinhalten. Ein Beispiel für ein solches Tour-<br />

Programm ist Abbildung 11 im Anhang zu entnehmen.<br />

4.5.4 Nutzungs - Zonierung<br />

“Protected areas are zoned to ensure that important conservation areas are protected and that recreation<br />

and tourism land uses are complementary and do not conflict with each other. It is proposed that Akagera<br />

National Park is zoned to accommodate conservation and wildlife areas, tourism areas and community<br />

conservation or conservancy areas.” (Robford 2002:14)<br />

Das vorgeschlagene Zonierungskonzept der “Robford Strategie” wird in Abbildung 7 wiedergegeben.<br />

Deutlich erkennbar ist die Einteilung in zwei primäre Landnutzungszonen – eine See gebundene und eine<br />

landgebundene Zonierung. Die landgebundene Zone teilt sich auf in die höhergelegenen Gebiete, die im<br />

wesentlichen frei von Mosquitos und Tse-Tse- Fliegen sind, sowie einige Bereiche der Tiefebenen, die<br />

von diesen Insekten in grosser Zahl heimgesucht werden, und daher für den Aufenthalt von Touristen<br />

ungeeignet sind (rot schraffiert).<br />

Game-viewing<br />

Zones:<br />

Die geeignetsten Gebiete für Wiltierbeobachtung befinden sich im zentralen<br />

Tal (grüne Zone) und im Norden des Parkgeländes (schwarz schraffierte Zone).<br />

Diese Gebiete sollen für ökotouristische Aktivitäten, wie Game Drive Safaris,<br />

Walking Safaris, Nachtwanderungen und Vogelbeobachtung reserviert bleiben.<br />

Permanente Übernachtungseinrichtungen für Touristen sollen zum Schutz der<br />

- 23 -


Entrance Gates:<br />

Visitor Use Zones:<br />

Communal Land:<br />

4.5.5 Benefit – Sharing<br />

wildlebenden Fauna und Flora sowie zur Sicherung der Produktqualität der<br />

Safaris usw. aus dieser Zone ferngehalten werden. Vorübergehende kleindimensionierte<br />

Touristenunterkünfte, wie Zeltlager u.ä. sollen hier erlaubt<br />

werden, da sie wenig Infrastruktur benötigen und geringe Einflüsse auf die<br />

Biodiversität mit sich bringen.<br />

Zugänge zum Park mit entsprechenden Gebäuden existieren bereits an den<br />

nördlichsten und südlichsten Punkten des Parks. Dies ermöglicht die Tourführung<br />

entlang der Parklängsachse.<br />

Eine Zone für hochintensive Besuchernutzung im Süden des Parks ist vorgesehen<br />

(rote Zone). Um die Akagera Game Lodge, die Parkverwaltung und<br />

die Siedlung der Servicekräfte herum sollen neue Übernachtungseinrichtungen<br />

für Gäste geschaffen werden („luxury tented camp“, „wilderness safari camps“,<br />

Campingplätze). Weiterhin sollen hier Zusatzangebote wie Touristeninformation<br />

und Bootfahrten auf dem Lake Ihema eingerichtet werden.<br />

Eine mittelintensiv genutzte Zone im Norden des Parks. In dieser Zone sollen<br />

Zeltcamps mit qualitativ sehr hohem Standard entstehen („a second luxury tented<br />

camp, wilderness safari camps and an ultra-luxury game lodge as identified<br />

in the National Tourism Strategy”).<br />

Kommunales Land in der östlich angrenzenden Pufferzone (siehe oben) wurde<br />

gemäss der Bedürfnisse touristischer Nutzung und vorhandener Ökosysteme<br />

zoniert („This proposed zoning make possible a range of potential tourism<br />

opportunities for entrepreneurs from adjacent communities”)<br />

Entrance<br />

Control Gate<br />

Derelict Hotel<br />

Good game<br />

viewing areas<br />

High numbers of<br />

mosquitoes &<br />

Tsetse flies<br />

High intensity<br />

visitor use zone<br />

Medium intensity<br />

visitor use zone<br />

Game drive &<br />

walking safari<br />

area<br />

Entrance gates to ANP<br />

(Abbildung 7: Zonierungsplan für den ANP, Robford 2002:14)<br />

“An important aim of the strategy for tourism development in Akagera National Park is to obtain the<br />

support from neighbouring, adjacent host communities for the conservation of Akagera National Park<br />

- 24 -


and its wildlife resources. This support is seen to be fundamental to the long-term viability of the area as<br />

a national park and protected area”. (Robford 2002:15)<br />

Das immanente Problem des “Viehdrucks” auf den ANP wurde oben bereits im Zusammenhang mit dem<br />

„ruandischen Dilemma“ erwähnt. Daneben sind auch die stetig steigenden Wilderereingriffe und das<br />

illegale Sammeln seltender Materialien durch die Bevölkerung in der Nachbarschaft des Parks als Probleme<br />

definiert worden. Darüberhinaus ist die Einstellung der lokalen Bevölkerung gegenüber dem ANP<br />

ein kritischer Faktor für die Servicequalität der Produkte und das Image des Nationalparks, denn, wie in<br />

Abschnitt 4.3 und 4.4 gezeigt, steht die lokale Bevölkerung dem Tourismus zwar positiv gegenüber, hält<br />

jedoch nur wenig vom ANP. Nur ein oder zwei gezielte kriminelle Sabotageakte gegen internationale<br />

Touristen im Park würden sich extrem negativ auf die Besucherzahlen auswirken. Auch wird durch die<br />

Kooperationsbereitschaft der lokalen Bevölkerung das Investitionsverhalten des privaten Sektors stark<br />

beeinflusst. Von einer positiven Haltung der Privatwirtschaft hängt die zukünftige Entwicklung des ANP<br />

entscheidend ab.<br />

Wie auch der Tourismusmasterplan sieht die „Robford Strategie“ als einzige Möglichkeit ein Entwicklungs-förderliches<br />

und Nationalpark-freundliches Klima unter der lokalen Bevölkerung zu schaffen im<br />

„Benefit-Sharing“. Bedeutsame, regelmässige und merkliche Vorteile für die Anwohner durch den ANP<br />

müssen geschaffen werden. Den angrenzenden Gemeinden muss vermittelt werden, dass eine direkte<br />

Verbindung zwischen der Anzahl an Touristen im ANP, dem Grad ihrer Zufriedenheit mit dem dortigen<br />

Leistungsangebot und der Höhe der ihnen zukommenden (finanziellen) Vorteile besteht. Es muss<br />

kommuniziert werden, dass diese Vorteile allerdings von der Unterstützung des Parkmanagements und<br />

deren Naturschutzbemühungen abhängt, denn diese sind es, welche das Interesse von Besuchern<br />

nachhaltig sichern werden.<br />

Anstelle der aktuell von der Regierung implementierten Pufferzone (siehe oben) empfiehlt die „Robford<br />

Strategie“ zur Herstellung und Sicherung dieser Beziehungen jedoch die Einrichtung einer „Community<br />

Conservancy“ nach südafrikanischem Vorbild: „Establishing a community conservancy is one of the best<br />

means of engaging support for the conservation of protected areas and nature-based tourism. This point<br />

has been proven in Southern Africa where many successful community conservancies are being operated<br />

and host communities are receiving meaningful and tangible benefits.” (Robford 2002:16)<br />

Diese Empfehlung beruht auf dem angeblichen Mißerfolg des Pufferzonenkonzepts, der sich darin<br />

begründet, dass die anliegenden Gemeinden keinen Vorteil aus der Unterstützung dieses Systems gewinnen<br />

können. Im Gegenteil, wie oben dargestellt, fürchten viele Anwohner Enteignungen, wirtschaftliche<br />

Einbussen und Verlust von Prestige durch drohenden Viehverlust (Wasser- und Landmangel). Die<br />

Einrichtung einer „Conservancy“ mit einem multiplen Landnutzungskonzept (Ökotourismus-Aktivitäten<br />

neben Wildlife und begrenzter Viehhaltung) könnte allen betroffenen und beteiligten Stakeholdern Vorteile<br />

sichern. Die Region des „Central Valley“ wäre laut Strategie die beste Wahl für die „Conservancy“,<br />

da hier die Konzentration von Wildtieren sehr hoch ist und daher die beste Wahl für Wildtier-Beobach-<br />

tungsangebote im Süden des ANP darstellt. Hier und innerhalb der Grenzen des ANP liessen sich zahlreiche<br />

geeignete Tourismusprodukte anbieten, die von Vertretern der lokalen Gemeinschaften und<br />

Gemeinden gemanagt werden könnten:<br />

„A tendency to protect or conserve protected areas by host communities increases as direct benefits and<br />

entrepreneurial opportunities become available due to tourist flows to the Park.”( Robford 2002:16)<br />

4.5.6 Weitere geplante Tourismusprodukte<br />

Innerhalb der in 4.5.4 dargestellten Nutzungszonen sind verschiedene Produkte für die oben angegebenen<br />

gegenwärtigen (kurz- bis mittelfristig erreichbaren) und potentiellen (mittel- bis langfristig erreichbaren)<br />

Zielgruppen vorgesehen. Diese Möglichkeiten wurden in der „Robford Strategie“ für die kurzfristig<br />

implementierbaren Produkte beschrieben und derart lokalisisert/gestaltet, das in erster Linie ökologisch<br />

- 25 -


sensible Zonen geschont, finanzielle, soziale und natürliche Ressourcen nicht überstrapaziert werden und<br />

ausreichende Benefits für die lokalen Vertreter und Gemeinden aus ihnen generiert werden. Im einzelnen<br />

sind folgende Produkte angedacht:<br />

Tourist overnight<br />

accommo-dation<br />

An upmarket,<br />

ultra-luxury game<br />

lodge<br />

A luxury tented<br />

safari camp<br />

Classic tented<br />

safari camps<br />

Wilderness safari<br />

camps<br />

Wildlife-based<br />

tourist activities<br />

Game drives Bird<br />

watching<br />

Multi-day walking and<br />

canoe safaris<br />

Boat trips on<br />

lakes/rivers<br />

Bird and game hides. Tourist<br />

services<br />

Two-night guided<br />

walking safari trail<br />

Canoe trails on lakes and<br />

Akagera River<br />

Short guided and<br />

unguided walks to points<br />

of interest<br />

Safari / field<br />

guides<br />

Interpretation<br />

centres<br />

Der Hauptakzent dieser geplanten Leistungsangebote liegt auf Safari-Angeboten zu Wasser, zu Fuss und<br />

per Allradfahrzeug. Es soll sie als Mehrstündige- und Mehrtagesvariante geben (2 bis 3 Tage). Die eintägige<br />

Version kann dabei durch trainierte Guides aus den benachbarten Gemeinden geleitet werden. Wie<br />

auch die relativ einfachen „Wilderness Safari Camps“ sollen diese Touren auf einer Konzessionsbasis<br />

im Rahmen eines Franchisesystems vergeben werden. Dieses Franchisesystem soll im Rahmen einer<br />

CBT-Initiative durch ORTPN lanciert werden.<br />

Bei der deutlich anspruchsvolleren zweiten Variante (Unterbringung, Transport und Versorgung sind<br />

erforderlich) würde die Führung durch einen Safari-Tour-Operator gestellt werden. Beginnen würden<br />

diese Touren in einer der beiden „Visitor Use Service Zones“ von wo aus die Gäste per eigenem Fahrzeug<br />

oder Tour Operator zu den jeweiligen Startpunkten gebracht werden (Siehe Beschreibung im Anhang).<br />

4.5.7 Geplante Infrastruktur<br />

Für die Umsetzung der oben beschriebenen Produkte sind eine Reihe zusätzlicher Einrichtungen im ANP<br />

vorgesehen:<br />

1. Unterkünfte:<br />

Kurzfristig: wenig kapitalintensive, nicht-permanente Zeltcamps, wie oben beschrieben, zugeschnitten<br />

auf die bereits existierenden Zielgruppen<br />

Langfristig: kapitalintensive Investitionen in qualitativ hochwertige Beherbergung ist erst möglich,<br />

wenn in Ruanda und für den ANP ein stabiles Investitionsklima geschaffen worden ist, die Anzahl<br />

Tourismus-relevanter Spezies im Park gestiegen und darauf aufbauend eine Reihe geeigneter, markt-<br />

orientierter touristischer Attraktionen, Dienstleistungen und Produkte geschaffen wurden. Auch muss<br />

ein Standort für die im Tourismusplan erwähnte „ultra up-market game lodge“ geschaffen werden<br />

- 26 -


2. Sonstige Infrastruktur:<br />

Wegenetz: Hauptverbindungswege zwischen den beiden<br />

Zugängen des ANPs müssen ausgebaut und durch sekundäre<br />

Allwetter-Wege für Fahrzeuge/Wanderungen ergänzt, ein<br />

anschauliches Leitsystem installiert werden<br />

Versorgung: Energie- und Wasserversorgung muss wiederhergestellt<br />

und für die neuen Einrichtungen dauerhaft gewährleistet<br />

werden<br />

Tourismusinformation: Umweltbildungs- und Besucherzentren<br />

sollen an den Lakes Ihema (Umbau des vorhandenen<br />

Guesthouse) und Mihindi entstehen. Sie dienen für die Touren<br />

als Knoten- und Anlaufpunkte und über-nehmen u.a. auch<br />

Versorgungsfunktion.<br />

Vogel- und Wildbeobachtungsstände: sollen erst nach der<br />

Errichtung der Wege und Zeltlager geplant werden. Auf den<br />

Safaris stellen diese Einrichtungen wichtige Programmpunkte<br />

dar. Sie sind auch wichtige Punkte für Entspannung und Abwechslung<br />

und bieten grundlegende Versorgungseinrichtungen<br />

Entrance<br />

Control Gate<br />

VISITOR ACTIVITIES:<br />

Derelict Hotel<br />

Overnight trails camps<br />

Interpretation & visitor centres<br />

Game & Bird Hides<br />

Walking safari trails - overnight<br />

Entrance gates to National Park<br />

(Abbildung 8:Geplante Infrastruktur im ANP,<br />

Robford 2002:37)<br />

Akagera: Eine Ökotourismus-Destination mit Zukunft?<br />

Welche Schlussfolgerungen können aus den vergangengen vier Kapitel und ihrer umfangreichen Darstellung<br />

von Akteuren, Einstellungen, Strategien, Hindernissen und Potentialen zur Beantwortung dieser Frage<br />

werden?<br />

Es wurde gezeigt, dass der Akagera-Nationalpark sehr wohl über ein Potential im Ökotourismus verfügt.<br />

Er besitzt eine für ostafrikanische Nationalparks seltene landschaftliche Charakteristik, verfügt über<br />

verschiedene Ökosysteme und ist reich an verschiedenenen, seltenen Vogelarten. Die Bevölkerung in den<br />

lokalen Gemeinden und Distrikten an seiner Peripherie ist für Tourismus aufgeschlossen und möchte gerne<br />

mit nationalen Leistungsträgern bei der Entwicklung neuer Produkte kooperieren. Darüberhinaus steigt die<br />

nationale wie internationale Nachfrage für den Park seit einigen Jahren wieder deutlich an.<br />

- 27 -


Es wurde jedoch auch gezeigt, dass der Nationalpark aus einer Wettbewerbsperspektive regional wie international<br />

auf verlorenem Posten steht. Weder natürliches noch abgeleitetes Angebot sind momentan in der<br />

Lage mit der übermächtigen Konkurrenz aus Tansania und Kenia mitzuhalten. Da das natürliche Angebot<br />

aktuell nicht wesentlich verbessert werden kann (z.B. durch Ansiedlung neuer Tiere) wäre es daher<br />

dringend erforderlich Investitionen in das abgeleitete Angebot (insbesondere Unterbringungsmöglichkeiten<br />

und Freizeitinfrastruktur) zu tätigen, um dadurch die Gestaltung neuer, innovativer Ökotourismusprodukte<br />

zu ermöglichen. Hierfür wäre das Engagement der Privatwirtschaft und deren Kooperationsbereitschaft mit<br />

der lokalen Bevölkerung unverzichtbar. Da diese in Ruanda aber erst im Entstehen begriffen ist und über<br />

keine besonders hohe Mittelausstattung verfügt, ist die Risikobereitschaft dieser klein- und mittelständischen<br />

Betriebe naturgemäss sehr gering: es herrscht Investitionszurückhaltung. Diese Position ist auch<br />

verständlich, da nicht sicher ist, ob der ANP die nächsten Jahre noch überleben wird. Ähnlich verhält es<br />

sich mit internationalen Investoren, die vor dem „Genozidimage“ des Landes zurückschrecken.<br />

Der Park läuft in der Tat Gefahr im Zuge nicht enden wollender Diskussionen vor den Augen jener, die ihn<br />

retten wollen durch die gewaltigen Rinderherden buchstäblich weggefressen zu werden. Dabei kann<br />

niemand den Anwohnern einen Vorwurf machen, schliesslich sind die Ressouren begrenzt und solange es<br />

keine reale Alternative zur Rinderhaltung gibt wird sich niemand von der althergebrachten, traditionellen<br />

Lebensweise trennen. In den Augen dier lokalen Bevölkerung bleibt der ANP ein „Spielzeug der Weissen<br />

und Reichen“. Touris-mus wird zwar von ihnen gewollt, einige haben auch eine relativ klare vorstellung<br />

davon, aber die Mehr-heit der Ruander, die an der Parkperipherie lebt, kann mit dem Konzept nur wenig<br />

anfangen. Die Vorstel-lung, dass sie eines Tages vom Erhalt des ANP profitieren könnten, scheint ihnen<br />

fremd. Zu wenig wurden sie im Vorfeld der Tourismus-strategischen Planungsprozesse über Folgen,<br />

Bedeutung und Zusammen-hänge des Ökotourismus im ANP informiert. Zu wenig wurden sie und ihre<br />

lokalen Vertreter aus den Distrikten in diese Planungsprozesse integriert. Zu weit weg erscheint noch die<br />

versprochene Ausschüttung von 10% der Eintrittsgebühren an die lokalen Gemeinden (siehe Abschnitt X)<br />

und zu unklar ist nach wie vor, wie diese Gelder zum Aufbau lokaler tourismusbezogener Dienstleistungsstrukturen<br />

verwendet werden können 15 .<br />

Trotz all dem gibt es einige gute und erfolgversprechende Ansätze in den vorhandenen Konzepten und<br />

Initiativen rund um den ANP. Das Tourismuskonzept der „Robford-Strategie“ empfiehlt eine stufenweise<br />

Erschliessung vorhandener und zukünftiger Zielgruppen, deren Motive im Bereich „Ökotourismus“ komplementär<br />

sind, wodurch sich die Möglichkeit ergibt Infrastruktur für alle Nachfragergruppen gemeinsam<br />

nutzbar zu machen. Kurz- bis mittelfristig empfiehlt das Konzept eine Strategie der „Marktdurchdringung“<br />

um notwendige Investitionen so gering wie möglich zu halten und gleichzeitig das vorhandene Nachfragerpotential<br />

so weit wie möglich auszuschöpfen. Hierfür wurden eine Reihe von neuen Ökotourismusprodukten<br />

vorgestellt, deren Bedarf an Ressourcen und neuer Infrastruktur möglichst gering gehalten wurde. Zeltcamps<br />

mit rudimentärer bzw. luxuriöserer Ausstattung sollen Ökotouristen verschiedenen Anspruchsniveaus<br />

gerecht werden und deren Aufenthaltsdauer m ANP erhöhen. Ihr Betrieb wird unter den lokalen<br />

Gemeinden und auf Reiseveranstalter aus Kigali aufgeteilt. Eingebettet ist diese Infrastruktur in Tourprogramme<br />

mit Safari-Charakter (zu Fuss, per Auto oder zu Wasser). Dieser strategische Ansatz übt sich in<br />

der „Kunst des Machbaren“. Es ist kein besonders innovatives Konzept, sondern es berücksichtigt die<br />

aktuell verfügbaren Ressourcen sowie die (Tourismus-)politischen und sozialen Rahmenbedingungen.<br />

Daher empfiehlt Robford auch keine Wettbewerbsstrategie sondern eine Kooperation mit Tansania. Mittel-<br />

bis langfristig, so räumt das Konzept ein, wären innovativere Produkte zu entwickeln, um eine nachhaltig<br />

stabile Marktposition zu erreichen, wie sie im Tourismusmasterplan beschrieben wird.<br />

Der Masterplan an sich setzt mittel- bis langfristig auf Wettbewerb, denn er sieht die Entwicklung von<br />

Ökotourismus im Land in einem grösseren Zusammenhang, der „Vision Ruanda 2020“. Ökotourismus soll<br />

zu einem bedeutenden Katalysator für die Umgestaltung der ruandischen <strong>Wirtschaft</strong> und Gesellschaft<br />

15 Die von der ruandischen Regierung in den letzten Jahren verfolgte Dezentralisierungspolitik sollte ursprünglich sehr schnell Entscheidungsbefugnisse (auch<br />

im wirtschaftlichen Bereich) von der Zentralregierung in die volksnahen Distrikte verlagern. Hier existieren aber die erforderlichen institutionellen<br />

Vorraussetzungen noch gar nicht, um diese Verantwortung effektiv zu schultern<br />

- 28 -


werden. Qualitative Hoch-wertigkeit und innovative, einzigartige Produkte sollen v.a. die lukrativen aber<br />

auch anspruchsvollen Ökotouristen aus dem westlichen Ausland nach Ruanda locken. Parallel dazu sollen<br />

Pioniertouristen mit CBT-Initiativen (die sich am ANP bereits stellenweise formiert haben) im Rahmen<br />

einer Niedrigpreis-Strategie angesprochen werden. Im Zusammenhang mit den Zielen der „Vision Ruanda<br />

2020“ erscheint dieses Vorgehen als durchaus sinnvoll. Kurz- bzw. Langfristig ergeben sich für den ANP<br />

jedoch zwei Probleme:<br />

1. Die Entwicklungsstrategie von „Robford-Tourism“ ist im Fokus zu begrenzt und darüberhinaus<br />

Nicht mehr „up to date“. Zum einen wird als Lösung zur Sicherung der Parkgrenzen vor dem<br />

„Viehdruck“ eine „Conservancy“ mit einem „multi-land-use character“ vorgeschlagen. Dieser<br />

Ansatz ist auch in den neueren Konzepten zur Pufferzone berücksichtigt worden, es zeigen sich<br />

aber nach wie vor heftige Widerstände in der Bevölkerung. Desweiteren erlaubt die aktuelle<br />

Konstitution des lokalen Verwaltungssystems keine sinnvolle Distribution der generierten Benefits<br />

unter der Bevölkerung (siehe Fussnote 14). Letztlich wird auch der Zeitfaktor nur unzureichend<br />

bedacht, denn es dürfte sicher einige Jahre brauchen, bis sich die Nachfrage und damit<br />

die generierten Benefits auf einem Niveau eingependelt haben, das zum Rückgang des Viehdrucks<br />

auf den ANP führt. Es ist fraglich, ob dem ANP diese Zeit noch bleibt.<br />

2. Selbst wenn es mit Hilfe dieses Plans gelingen würde, gemäss der „Marktdurchdringungsstrate-<br />

Gie“die Nachfrage auf einem genügend hohen Niveau zu stabilisieren, wäre immer noch das<br />

Problem der notwendigen Produktinnovation zur Ausdifferenzierung des Angebotes ungelöst.<br />

Die Akteursanalyse hat zwar aufgezeigt, dass einige private Initiativen zur Ausgestaltung des<br />

Produktangebotes bereits angelaufen sind (CBT-Projekte), jedoch hapert es bei den „grossen<br />

Akteuren“ an Kooperationsbereitschaft und Vernetzung (siehe Abbildung 2). Dies ist jedoch<br />

grade entscheidend für die Gestaltung neuer, innovativer und qualitativ hochwertiger Produkte,<br />

wie sie der nationale Tourismusmasterplan ja auch richtig formuliert hat. Im Jahre 2004, und<br />

damit von der „Robford-Strategie“ unberücksichtigt, trat darüberhinaus ein weiterer wichtiger<br />

Akteur hinzu. Eine Gruppe ruandischer und belgischer Investoren kaufte die Ruine der „Akagera<br />

Game Lodge“, einziges 4-Sterne Hotel innerhalb des Parks, und sanierte es in kürzester<br />

Zeit. Dadurch wurden jedoch die Probleme mit den Unterbringungsmöglichkeiten für anspruchsvolle<br />

Ökotouristen nicht gelöst. Im Gegenteil, die Hoteleigner verhielten sich gegenüber<br />

ORTPN und den lokalen Gemeinden grösstenteil inkooperativ. Gemeinsame Aktionen hinsichtlich<br />

Vermarktung und Produktgestaltung sind daher in weite Ferne gerückt. Dabei würde grade<br />

der Umstand, dass der ANP erst wieder mit Wildtieren „bestückt“ werden muss, Ansätz für eine<br />

innovative Produktgestaltung (z.B. durch Einrichtung einer Tierzuchtstation und Teilnahme von<br />

Touristen an Auswilderungsprogrammen u.ä.) bieten, es bedarf nur etwas Phantasie und Koope-<br />

ration.<br />

Währenddessen fressen die Rinder fröhlich weiter und zerstören sukzessive eine der wenigen touristischen<br />

Attraktionen, die Ruanda noch hat. Daraus lassen sich folgende Rückschlüsse auf die Ausgangsfragestellung<br />

ziehen:<br />

Welche Potentiale besitzt Ruanda als zuküftige Ökotourismus-Destination bzw. erlauben die aktuellen<br />

Bedingungen im Land überhaupt eine effektive Entwicklung von Ökotourismus?<br />

Solange noch keine signifikanten „Benefits“ aus dem Ökotourismus im ANP für die lokalen Gemeinden<br />

generiert werden (können), bleibt der Park ein Pulverfass für den sozialen Frieden im Land. Ein knappes<br />

Achtel der Fläche Ruandas, dass über einen grossen der Teil der Wasserreserven einer stetig wachsenden<br />

Bevölkerung verfügt aber gegenwärtig nur 0,000725% zum Bruttosozialprodukt beiträgt ist langfristig<br />

argumentativ unhaltbar und daher sind Produkte, die auf einem solchen „Ungleichgewicht“ aufbauen auch<br />

nicht guten Gewissens als „Ökotourismusprodukte“ vermarktbar. Mit anderen Worten: das Potential für<br />

Ökotourismus ist (aus Ressourcensicht) vorhanden, die Bedingungen hierfür (insbesondere im Hinblick<br />

- 29 -


auf die Effekte für die Bevölkerung) sind es nicht. Die Absichten und Strategien der Regierung sind gut<br />

durchdacht und begründet- es stellt sich nur die Frage, ob es für den ANP nicht schon zu spät ist.<br />

„ Discover a new African Dawn“ – mit diesem Werbeslogan preist ORTPN in seinem Internetauftritt<br />

global die neue „Ökotourismus-Pionier-Destination Ruanda“ an. Ob diesem Sonnenaufgang ein schöner<br />

Tag folgt, wird nur die Zukunft zeigen.<br />

QUELLENVERZEICHNIS<br />

Baumgarten, André<br />

2004 Bufferzone Assessment Akagera National Park, Rwanda, Wildlife Conservation<br />

Society, New York<br />

Deutscher Entwicklungsdienst<br />

2004 Dezentralisierungspolitik in Rwanda, Bonn: DED, S.25<br />

Gesellschaft für Technische Zusamenarbeit (GTZ), Steck, Strasdas, Gustedt<br />

1999 Tourismus in der Technischen Zusammenarbeit - Ein Leitfaden zur Konzeption,<br />

Planung und Durchführung von projektbegleitenden Maßnahmen in der ländlichen<br />

Entwicklung und im Naturschutz, Eschborn<br />

Hemmati, Minu with contributions from Felix Dodds, Jasmin Enayati & Jan McHarry<br />

2001 Multi-Stakeholder Processes - A Methodological Framework, a UNED Forum<br />

(Draft) Report, London<br />

Robford Tourism<br />

2002 Tourism Development Plan for Akagera National Park - Proposals for the short to<br />

medium term development of appropriate and sustainable tourism products, Cape<br />

Town, South Africa<br />

United Nations Development Programme (UNDP)/World Tourism Organisation (WTO)<br />

2002 Plan d’actions prioritaires pour la relance du Tourisme au Rwanda, préparé pour<br />

le Gouvernement de la République du Rwanda, veröffentlicht durch: MINICOM,<br />

Madrid<br />

WSP Walmsley Environmental Consultants<br />

2003 An Analysis of the Economic Potential of Akagera National Park and the Proposed<br />

Buffer Zone, Harare, prepared for PRORENA<br />

- 30 -


ANHANG<br />

(Abbildung 9:Geplanter Verlauf der Pufferzone, Baumgarten 2005:8)<br />

TYPE OF TOURIST DESCRIPTION POTENTIAL<br />

SHORT-TERM<br />

Business tourist Visitors to Rwanda, usually Kigali,<br />

specifically for the purposes of business.<br />

Their length of stay is usually less than a<br />

week, possibly extending over a weekend.<br />

First time and possibly repeat business<br />

visitors may extend visit in order to go<br />

gorilla tracking.<br />

Ex-patriots Foreign professional and support people<br />

resident in Rwanda, usually Kigali, for an<br />

extended period while on contract to<br />

NGO’s or multinational corporations.<br />

Ex-pats may use Akagera National Park<br />

for weekend retreats to the wilds and to<br />

entertain numerous visiting friends,<br />

relatives and colleagues.<br />

Local Rwandans Local Rwandans who have access to<br />

private transport with sufficient disposable<br />

income to be an ecotourist. Usually senior<br />

government employees or employed by<br />

NGO’s or multinational corporations.<br />

Pioneer tourists Pioneer tourists are alternative tourists<br />

seeking new destinations that have not yet<br />

become commercialised or mass tourist<br />

destinations. They often take the form of<br />

adventure backpackers or young<br />

- 31 -<br />

To encourage business visitors to extend<br />

their stay to experience an alternative, less<br />

commercial, less constrained wildlife<br />

experience in a national park with<br />

spectacular landscapes and lakes.<br />

To encourage business visitors to<br />

experience a wilderness walking safari.<br />

To provide a wide range of different and<br />

complementary nature-based tourist<br />

activities to encourage the ex-pat market<br />

to visit Akagera National Park numerous<br />

times during the year over weekends and<br />

holidays periods.<br />

To encourage ex-pats to take their visiting<br />

friends, relatives and colleagues to<br />

Akagera National Park to experience an<br />

alternative, non-commercial nature-based<br />

wildlife experience.<br />

To encourage this market to visit Akagera<br />

National Park over weekends, public<br />

holidays and school holidays. Although<br />

this market is likely to make use of the less<br />

costly tourist facilities, they do however<br />

provide a local support base for the<br />

national park.<br />

To encourage pioneer tourists to visit<br />

Akagera National Park by providing a<br />

range of nature-based and wildlife<br />

activities that are not permitted in other<br />

similar national parks.


TYPE OF TOURIST DESCRIPTION POTENTIAL<br />

Special interest<br />

groups<br />

South African<br />

ecotourists<br />

Gorilla tracking<br />

tourists<br />

SHORT-TERM<br />

professional people with money but limited<br />

vacation time.<br />

Pioneer tourists accept that travelling to<br />

new destinations have risks and are<br />

usually prepared for the challenges faced<br />

in Rwanda. They are also valuable<br />

marketing agents as they tend to tell many<br />

of their friends and relatives about their<br />

adventures and word of mouth marketing<br />

is the best and most effective form of<br />

tourist destination marketing.<br />

Special interest groups are tourists that<br />

frequently travel in groups to experience or<br />

undertake specific objectives such as bird<br />

watching (Shoebill), mountain peak<br />

climbing, gorilla tracking, etc.<br />

They tend to have well organised travel<br />

plans and work in conjunction with ground<br />

tour operators and travel agents. The<br />

purpose of their travel is to experience<br />

their defined recreation objective for which<br />

they often pay considerable sums of<br />

money.<br />

The South African ecotourist market is a<br />

unique market. The market has a tradition<br />

of visiting protected areas, is used to and<br />

desires rough African conditions, is<br />

accepting of perceived dangers of travel in<br />

Africa, has a desire to travel into East /<br />

Central Africa, and is seeking less<br />

expensive destinations due to the<br />

devaluation of the South African currency.<br />

This market may be exploited in the shortterm<br />

as it is easily identifiable<br />

MEDIUM-TERM<br />

The gorilla tracking market is Rwanda’s<br />

most important and significant international<br />

tourist market on which its entire present<br />

tourist plant is based. This international<br />

market tends to tack gorilla tracking onto<br />

the beginning or end of their East African<br />

safari. Akagera National Park can not<br />

compete with other similar East African<br />

national parks but it can provide an<br />

alternative transitory attraction for gorilla<br />

tracking visitors on their way from Kigali to<br />

Volcanoes National Park.<br />

For this market to be attracted, an eastern<br />

tour route needs to be developed. Local<br />

tour operators would transport this market.<br />

Explorer tourists Explorer tourists are similar to pioneer<br />

tourists in the sense that they are seeking<br />

less travelled to destinations. They tend to<br />

be less adventurous than pioneer tourists<br />

and commonly fall into the backpacker<br />

category. This category of tourist tends to<br />

spend more money on experiences and<br />

activities than accommodation and meals.<br />

Top-end, big<br />

spending, up-market<br />

tourists as identified in<br />

National Tourism<br />

Strategy.<br />

Similar to pioneer tourists, they make a<br />

valuable word of mouth contribution to<br />

marketing Rwanda as an international<br />

tourist destination.<br />

Exclusive tourists wanting the best quality<br />

of service, accommodation, activities and<br />

attractions for which they are prepared to<br />

pay considerable amounts of money.<br />

To organise special events and activities<br />

(adventure, endurance and sporting) that<br />

will attract pioneer tourists and media to<br />

Akagera National Park.<br />

To encourage pioneer tourists to market<br />

Rwanda as a tourist destination by word of<br />

mouth.<br />

To provide a range of facilities, services,<br />

activities and attractions to meet the<br />

specific needs of special interest tourist<br />

groups.<br />

To provide inexpensive, rustic<br />

accommodation and interesting wildlife<br />

experiences and activities that will be<br />

attractive to the South African ecotourist<br />

market. Akagera National Park would be<br />

an integral two-night component of a<br />

week-long tour around Rwanda.<br />

To provide specific nature-based activities<br />

that are in demand by this market<br />

segment.<br />

To attract this market to Akagera National<br />

Park for one or two nights on their way to<br />

Volcanoes National Park as part of the<br />

gorilla tracking package. This market<br />

would need rustic and luxury<br />

accommodation as well as experienced,<br />

knowledgeable safari guides to guide<br />

them through the park.<br />

To develop the south-north tour route<br />

through the park with appropriate<br />

activities, facilities and services along the<br />

tour route.<br />

To encourage explorer tourists to visit<br />

Akagera National Park by providing a<br />

range of nature-based and wildlife<br />

activities that are not permitted in other<br />

similar national parks.<br />

To provide rustic, inexpensive tourist<br />

accommodation and locally provided safari<br />

services that may be operated by local<br />

entrepreneurs.<br />

A high quality, exclusive site for a private<br />

sector operated luxury game lodge will be<br />

identified in Akagera National Park and<br />

reserved for this exclusive use.<br />

(Abbildung 10: Beschreibung Existierender und potentieller Zielgruppen für den ANP, Robford 2002:8-10)<br />

- 32 -


Description<br />

Multi-day walking and canoe safaris<br />

Multi-day walking and canoe safaris are operated in natural areas that have quality<br />

natural tourist resources and attractions. Safaris take the form of:<br />

• Walking photographic safaris<br />

• Canoe safaris on rivers and lakes<br />

Facilities • Multi-day walking and canoe safaris are supported, that means a service<br />

crew carries most of the luggage, equipment and provisions each day and<br />

sets up camp each night prior to tourists arriving. The safari is conducted<br />

either on foot or in canoes.<br />

Target<br />

market<br />

Location<br />

Size<br />

Ownership<br />

Operator<br />

• Visitors sleep in small walk-in tents with their own private bucket shower<br />

and washbasin. Communal long-drop toilets are dug every evening.<br />

• Meals are prepared by camp staff and served at carefully set up dinner<br />

table.<br />

• Activity orientated international market wishing to experience a “close to<br />

African bush and wildlife” experience.<br />

• The targeted explorer and pioneer market, backpackers.<br />

• Ex-patriot market.<br />

• Nature-orientated local tourists.<br />

Two trails are proposed to be developed in a phased manner:<br />

Phase one: Beginning and ending in the southern high intensity visitor use zone.<br />

Phase two: Beginning and ending in the northern medium intensity visitor use zone.<br />

Ten visitors per walking or canoe safari plus support staff.<br />

Private sector operator.<br />

Concession awarded to external operator.<br />

(Abbildung 11:Produktbeschreibung „Multi Day walking and canoe safaris”, Robford 2002:12)<br />

Mid-afternoon<br />

DAY ONE<br />

Arrive at Akagera National Park at south tourist accommodation zone.<br />

Check into tourist accommodation<br />

Late afternoon / early evening Game drive in prime game viewing areas.<br />

Night One Overnight at wilderness safari camps or luxury tented camp in southern tourist accommodation zone.<br />

Early morning<br />

Late morning to late afternoon<br />

Late afternoon<br />

One of the following activities:<br />

DAY TWO<br />

• Game drive in adjacent game viewing area.<br />

• Boat trip on Lake Ihema.<br />

• Short walking safari in interesting wildlife environment.<br />

• Bird watching trip.<br />

Depart from southern accommodation zone for day-long game drive to northern accommodation zone.<br />

• Undertake the following activities en-route:<br />

• Game viewing.<br />

• Bird watching at bird hides.<br />

• Undertake a short-guided walk in prime game viewing area.<br />

• Lunch at refurbished house on shores of Lake Mihindi.<br />

• Boat ride on Lake Mihindi.<br />

Arrive at northern tourist accommodation zone.<br />

Check into tourist accommodation<br />

Night two Overnight at wilderness safari camps or luxury tented camp in northern tourist accommodation zone.<br />

Early morning<br />

One of the following activities:<br />

DAY THREE<br />

• Game drive in adjacent game viewing area.<br />

• Short walking safari in interesting wildlife environment.<br />

• Bird watching trip.<br />

Mid-morning Depart for Volcanoes National Park<br />

(Abbildung 12: Mögliches Tourprogramm im ANP, Robford 2002:13)<br />

- 33 -


- 34 -


Légende<br />

République<br />

Rwandaise<br />

Infrastructures du Parc<br />

#þ Entrée du Parc<br />

; Poste de Garde<br />

F Cabane du Pêcheur<br />

#·<br />

PARC NATIONAL<br />

DE L'AKAGERA<br />

Carte présentée par O.R.T.P.N. / PNA<br />

avec l'appui du Projet PRORENA, GTZ<br />

Analyses et Cartographie:<br />

Dr. J.-P. Mund et T. Christ<br />

GeoMedia, Bonn, Août 2002<br />

PARC NATIONAL DE L'AKAGERA<br />

Carte Touristique<br />

Plage aux Hippos<br />

Ö Ruines<br />

ÊÚ Détachement militaire<br />

Frontière nationale<br />

Rivière Akagera<br />

Limite du Parc<br />

%[<br />

Parc pistes améliorées<br />

Accès du Parc<br />

Pistes non-ameliorées<br />

Accès du Parc non-amelioré<br />

Iles<br />

Lacs<br />

Fôrets<br />

Vallées<br />

Marais inondées<br />

Marais sec<br />

Végetation hors du Parc<br />

Savane boisée<br />

;<br />

N<br />

Nyungwe<br />

15,4<br />

14,6<br />

16,4<br />

10,3<br />

2,9<br />

Ö<br />

18,5<br />

10,0<br />

;<br />

#·<br />

Lac<br />

Rwanyakizinga<br />

7,4<br />

Mutumba<br />

7,5<br />

5,8<br />

3,4<br />

Nyankora<br />

;<br />

4,1<br />

6,2 5,2<br />

15,1<br />

2,2<br />

3,4<br />

8,3<br />

6,0<br />

Magashi<br />

5,0<br />

1,8<br />

Ö<br />

Ö<br />

;<br />

Lac<br />

Mihindi<br />

15,0<br />

Lac<br />

Gishanju<br />

Lac Hago<br />

Rwisirabo<br />

#þ<br />

#þ<br />

10,0<br />

13,1<br />

4,8<br />

5,1<br />

9,2<br />

#·<br />

2,0<br />

3,6<br />

;<br />

4,2<br />

5,4<br />

6,5<br />

7,6<br />

F<br />

République Unie<br />

deTanzanie<br />

Lac<br />

Kivumba<br />

Ö<br />

Pêcherie<br />

3,2<br />

6,5<br />

Akagera<br />

ÊÚ<br />

2,7<br />

Lac<br />

Ihéma<br />

0 4 8 12 16 20 24 28 32 Kilometers<br />

- 35 -

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