„Urlaub ohne Auto“ Angebots- und Marketingkonzept entwickelt für ...
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Fachhochschule Eberswalde<br />
FB Landschaftsnutzung <strong>und</strong> Naturschutz & FB Wirtschaft<br />
<strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong><br />
<strong>Angebots</strong>- <strong>und</strong> <strong>Marketingkonzept</strong> <strong>entwickelt</strong> <strong>für</strong> das<br />
VCD-Projekt „Reiselust – Neue Wege in den Urlaub“<br />
am Beispiel der Reiseregion Uckermark<br />
Masterarbeit<br />
im postgradualen Studiengang Nachhaltiger Tourismus<br />
(„Master of Sustainable Tourism Management“)<br />
vorgelegt von<br />
Runa Zeppenfeld<br />
Betreuer:<br />
Prof. Dr. Wolfgang Strasdas (1. Gutachter)<br />
Dr. Thomas Lichtenberg (2. Gutachter)<br />
Petra Bollich (VCD Deutschland e.V.)<br />
Eberswalde, im Januar 2004
Vorwort<br />
Das Problem Verkehr <strong>und</strong> seine Planung fand schon während meines<br />
Geographiestudiums immer wieder mein Interesse. So erschien mir die Möglichkeit,<br />
diese Thematik mit meiner Abschlussarbeit im Fach Nachhaltiger Tourismus zu<br />
verbinden eine besonders reizvolle Aufgabe.<br />
Die Kürze der Bearbeitungszeit erforderte die Konzentration auf nur wenige Aspekte<br />
des gewählten Themenkomplexes sowohl in seiner theoretischen Abhandlung als auch<br />
in der Anwendung auf ein praktisches Beispiel. Hierbei die richtigen Schwerpunkte zu<br />
setzen, eine Balance zwischen Anspruch <strong>und</strong> Leistbarkeit zu finden, sollte sich als die<br />
größte Herausforderung der Arbeit erweisen. Ich hoffe, hier eine <strong>für</strong> alle Seiten<br />
zufriedenstellende Lösung erreicht zu haben.<br />
Mein Dank gilt an dieser Stelle:<br />
• Zunächst Petra Bollich <strong>und</strong> Regine Gwinner vom Verkehrsclub Deutschland e.V.,<br />
die mir im Rahmen ihres Projektes „Reiselust – Neue Wege in den Urlaub“ die<br />
Möglichkeit gaben, mich mit einer praktisch-planerischen Konzepterstellung<br />
beschäftigen zu können.<br />
• All jenen Akteuren in der Uckermark, die sich die Zeit <strong>für</strong> ein Gespräch nahmen<br />
<strong>und</strong> mir Material zur Verfügung stellten. Ohne sie wäre die vorliegende Arbeit nicht<br />
möglich gewesen.<br />
• Meinen Betreuern Herrn Prof. Dr. Strasdas <strong>und</strong> Herrn Dr. Lichtenberg, bei denen<br />
ich jederzeit ein offenes Ohr <strong>für</strong> meine Anliegen <strong>und</strong> Probleme fand.<br />
• Und schließlich Christian, Kolja, Matthias, Synthia, Tobias, Tom <strong>und</strong> meiner Familie<br />
<strong>für</strong> ihre vielfältigen Hilfestellungen sowie <strong>für</strong> ihre Gesellschaft <strong>und</strong> Geduld mit mir<br />
bei der Erstellung der Karten <strong>und</strong> den Untersuchungen „vor Ort“.<br />
Berlin, im Januar 2004 Runa Zeppenfeld
Inhaltsverzeichnis<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Abbildungs-, Karten-, Tabellen-, <strong>und</strong> Übersichtsverzeichnis ................................ .V<br />
Verzeichnis der Abkürzungen................................................................................... VI<br />
A Einleitung............................................................................................. 1<br />
B Hintergr<strong>und</strong>wissen <strong>und</strong> theoretischer Bezugsrahmen ................... 5<br />
1 Verkehr <strong>und</strong> Tourismus............................................................................................... 5<br />
1.1 Begrifflichkeiten ..................................................................................................... 5<br />
1.1.1 Nachhaltige Mobilität <strong>und</strong> Tourismus ............................................................. 5<br />
1.1.2 Die Definition von Freizeit- <strong>und</strong> Urlaubsverkehr............................................. 8<br />
1.1.3 Definition <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong>......................................................................... 9<br />
1.2 Zum Zusammenhang zwischen Mobilität <strong>und</strong> Tourismus...................................... 9<br />
1.3 Die negativen Auswirkungen von Straßenverkehr auf die Destinationen............ 10<br />
1.4 Theoretische Überlegungen zu Ansprüchen der Nachfrager an ein Angebot<br />
<strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong> .............................................................................................. 11<br />
1.5 Staatliche Rahmenbedingungen des ÖV-Angebotes in Deutschland ................. 12<br />
2 Analyse des Projektträgers <strong>und</strong> des Projektes ......................................................... 14<br />
2.1 Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) e.V........................................................... 14<br />
2.2 Die Rolle des VCD in der deutschen Tourismuspolitik ........................................ 15<br />
2.3 Das VCD-Projekt „Reiselust – Neue Wege in den Urlaub“.................................. 19<br />
3 <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong> – Praxisbeispiele........................................................................ 24<br />
3.1 Auswertung.......................................................................................................... 25<br />
3.1.1 Auf europäischer Ebene: NETS ................................................................... 26<br />
3.1.2 Auf B<strong>und</strong>esebene: Fahrtziel Natur ............................................................... 29<br />
3.1.3 Auf Landesebene: die IAKF ......................................................................... 34<br />
3.1.4 Auf regionaler Ebene: Landkreis Oberallgäu ............................................... 36<br />
3.2 Ergebnisse der Analyse der Praxisbeispiele ....................................................... 38<br />
4 Fazit Teil B.................................................................................................................40<br />
I
Inhaltsverzeichnis<br />
C <strong>Angebots</strong>- <strong>und</strong> <strong>Marketingkonzept</strong> <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong> <strong>entwickelt</strong><br />
am Beispiel der Reiseregion Uckermark............................................ 42<br />
1 Methodik ................................................................................................................... 43<br />
2 Die Uckermark – Situationsanalyse .......................................................................... 44<br />
2.1 Vorstellung der Untersuchungsregion ................................................................. 44<br />
2.1.1 Regionale <strong>und</strong> administrative Abgrenzung .................................................. 44<br />
2.1.2 Naturraum <strong>und</strong> Landschaftsbild ................................................................... 44<br />
2.1.3 Siedlungs- <strong>und</strong> Stadtbild .............................................................................. 46<br />
2.1.4 Charakteristik, Besonderheiten .................................................................... 47<br />
2.1.5 Sozio-ökonomische Situation....................................................................... 47<br />
3 Die Organisation von Tourismus <strong>und</strong> Verkehr in der Uckermark – Akteursanalyse 49<br />
3.1 Die touristische Organisation............................................................................... 49<br />
3.2 Die Organisation des öffentlichen Verkehrs in der Uckermark ............................ 52<br />
3.3 Sonstige relevante Akteure <strong>für</strong> ein Projekt <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong> ........................... 53<br />
3.4 Relevante Kooperationen oder Initiativen in der Region ..................................... 55<br />
4 Planerische Aussagen zum Gebiet oder Projektthema............................................. 56<br />
5 <strong>Angebots</strong>analyse....................................................................................................... 59<br />
5.1 Verkehrliche Erschließung der Reiseregion – die An- <strong>und</strong> Abreise..................... 59<br />
5.1.1 Straßen ........................................................................................................ 59<br />
5.1.2 SPNV ........................................................................................................... 60<br />
5.1.3 Das Angebot in den Zügen .......................................................................... 63<br />
5.1.4 Erreichbarkeit der FVV-Gebiete zwischen 8 <strong>und</strong> 20 Uhr ............................. 63<br />
5.1.5 Die Ankunftsräume....................................................................................... 65<br />
5.2 Mobilität in der Region bzw. vor Ort..................................................................... 67<br />
5.2.1 ÖPNV-Angebot: Linienverkehr..................................................................... 67<br />
5.2.2 ÖPNV-Angebot: Bedarfsverkehr .................................................................. 70<br />
5.2.3 Erreichbarkeit von Sonderveranstaltungen mit dem ÖPNV ......................... 71<br />
5.2.4 Einschätzung der befragten Akteure zum ÖPNV in der Region .................. 71<br />
5.2.5 Serviceaspekte des Angebotes.................................................................... 72<br />
5.3 Ergänzende Angebote <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong>.......................................................... 73<br />
5.3.1 Radfahren .................................................................................................... 73<br />
5.3.2 Wandern....................................................................................................... 74<br />
II
Inhaltsverzeichnis<br />
5.3.3 Wasser......................................................................................................... 74<br />
5.3.4 Sonstige Fortbewegungsmittel..................................................................... 75<br />
5.3.5 Tourenangebote........................................................................................... 76<br />
6 Analyse Nachfrage <strong>und</strong> Vermarktung ....................................................................... 80<br />
6.1 Marktforschung Tourismus .................................................................................. 80<br />
6.2 Zielgruppen <strong>und</strong> Nachfragesituation Tourismus .................................................. 80<br />
6.3 Marketing Tourismus ........................................................................................... 81<br />
6.3.1 Organisation................................................................................................. 81<br />
6.3.2 Innenmarketing ............................................................................................ 82<br />
6.3.3 Außenmarketing........................................................................................... 83<br />
6.4 Marktforschung Verkehr ...................................................................................... 86<br />
6.5 Zielgruppen <strong>und</strong> Nachfragesituation Verkehr ...................................................... 86<br />
6.6 Marketing Verkehr ............................................................................................... 86<br />
6.6.1 Innenmarketing ............................................................................................ 86<br />
6.6.2 Außenmarketing........................................................................................... 87<br />
6.7 Die Marketingarbeit anderer Akteure................................................................... 89<br />
7 Einstellung der Akteure zur Projektidee.................................................................... 90<br />
8 Konkurrenz- <strong>und</strong> Trendanalyse................................................................................. 91<br />
9 Die SWOT-Analyse................................................................................................... 93<br />
9.1 Die Stärken-Schwächen-Analyse........................................................................... 93<br />
9.1.1Stärken.......................................................................................................... 93<br />
9.1.2 Schwächen................................................................................................... 95<br />
9.2 Die Chancen-Risiken-Analyse ............................................................................... 98<br />
9.2.1 Chancen....................................................................................................... 98<br />
9.2.2 Risiken ....................................................................................................... 99<br />
10 Entwicklung des <strong>Marketingkonzept</strong>es................................................................... 100<br />
10.1 Leitbild ............................................................................................................. 100<br />
10.2 Entwicklungs- <strong>und</strong> Vermarktungsziele............................................................. 101<br />
10.3 Festlegung der Vermarktungsstrategien.......................................................... 102<br />
10.3.1 Alleinstellungsmerkmal des Angebotes ................................................... 102<br />
10.3.2 Zielgruppen .............................................................................................. 102<br />
10.3.3 Marketingstrategie.................................................................................... 103<br />
III
Inhaltsverzeichnis<br />
10.4 Marketing-Mix <strong>und</strong> Handlungsempfehlungen .................................................. 104<br />
D Resümee 109<br />
Anhang (Anhang A3 Interviewauswertung fehlt; s. hierzu Anhangband Masterarbeit)<br />
Literatur – <strong>und</strong> Quellenverzeichnis<br />
IV
Abbildungsverzeichnis<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Abb. 1: Der Einfluss der Tourismuspolitik auf das touristische Angebot...................... 15<br />
Abb. 2: Akteure in der deutschen Tourismuspolitik...................................................... 17<br />
Abb. 3: Bausteine des Mobilitätspaketes <strong>für</strong> Brandenburg .......................................... 57<br />
Kartenverzeichnis<br />
Karte 1: Der Landkreis Uckermark............................................................................... 45<br />
Karte 2: Straßen in der Uckermark .............................................................................. 45<br />
Karte 3: Die Bahnverbindungen in der Uckermark....................................................... 61<br />
Karte 4: Busverkehr in der Uckermark......................................................................... 69<br />
Karte 5: Ausflugsmöglichkeiten ab Templin................................................................. 78<br />
Karte 6: Ausflugsmöglichkeiten ab Angermünde ......................................................... 79<br />
Tabellenverzeichnis<br />
Tab. 1: Bevölkerungsdichte der Uckermark am 31.12.2001 ........................................ 47<br />
Tab. 2: Die Einw<strong>ohne</strong>rzahl der größten Gemeinden der Uckermark ........................... 48<br />
Tab. 3: Übernachtungszahlen <strong>und</strong> Auslastung in der Reiseregion Uckermark............ 50<br />
Tab. 4: Verhältnis gewerbliche Übernachtungen – private Übernachtungen in<br />
der Reiseregion Uckermark ............................................................................ 51<br />
Übersichtsverzeichnis<br />
Übersicht 1: Definitionen „Nachhaltige Mobilität“ ......................................................... 6<br />
Übersicht 2: Anforderungen der Nachfrager an den ÖV im Tourismus ....................... 12<br />
Übersicht 3: Steuerungsinstrumente in der Tourismuspolitik....................................... 19<br />
Übersicht 4: <strong>Angebots</strong>steine <strong>für</strong> die teilnehmenden Regionen des VCD-Projektes..... 22<br />
Übersicht 5: Praxisbeispiele <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong> ......................................................... 25<br />
Übersicht 6: Straßenanschluss der FVV-Gebiete in der Uckermark............................ 60<br />
Übersicht 7: Bahnlinien in der Uckermark.................................................................... 62<br />
Übersicht 8: Hauptorte der FVV-Gebiete mit direktem Bahnanschluss ....................... 64<br />
Übersicht 9: Hauptorte der FVV-Gebiete <strong>ohne</strong> direkten Bahnanschluss ..................... 65<br />
Übersicht 10: Touristisch relevante Linienbusverbindungen der Region ..................... 68<br />
V
Verzeichnis der Abkürzungen<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
ADAC Allgemeiner Deutscher Automobilclub<br />
ADFC Allgemeiner Deutscher Fahrradclub<br />
ARGE Arbeitsgemeinschaft<br />
AST Anrufsammeltaxi<br />
BMU B<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong> Umweltschutz, Naturschutz <strong>und</strong> Reaktorsicherheit<br />
BUND B<strong>und</strong> <strong>für</strong> Umwelt <strong>und</strong> Naturschutz e.V.<br />
BUWAL Schweizerisches B<strong>und</strong>esamt <strong>für</strong> Umwelt, Wald <strong>und</strong> Landschaft<br />
DJH Deutscher Jugendherbergsverband<br />
FVV Fremdenverkehrsverein<br />
GAST Gemeinschaft Autofreier Schweizer Tourismusorte<br />
HO Handelsorganisation<br />
IAKF Interessengemeinschaft <strong>für</strong> autofreie Kur- <strong>und</strong> Fremdenverkehrsorte in Bayern<br />
IG Interessengemeinschaft<br />
KZ Konzentrationslager<br />
LTV Landestourismusverband<br />
m.E. meines Erachtens<br />
MIV Motorisierter Individualverkehr<br />
NABU Naturschutzb<strong>und</strong> Deutschland e.V.<br />
NETS Netzwerk Europäischer Tourismus mit sanfter Mobilität<br />
NGO non-governmental organization (= Nichtregierungsorganisation)<br />
ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr<br />
OSGV Ostdeutscher Sparkassen- <strong>und</strong> Giroverband<br />
ÖV Öffentlicher Verkehr<br />
PR Public Relations (= Öffentlichkeitsarbeit)<br />
QMS Qualitätsmanagementsystem<br />
SPNV Schienenpersonennahverkehr<br />
SPV Schienenpersonenverkehr<br />
TVU Tourismusverband Uckermark<br />
UBA Umweltb<strong>und</strong>esamt<br />
VBB Verkehrsverb<strong>und</strong> Berlin-Brandenburg<br />
VCD Verkehrsclub Deutschland e.V.<br />
ZOB Zentraler Omnibusbahnhof<br />
VI
A Einleitung<br />
Einleitung<br />
Verkehr ist ein Baustein des touristischen Leistungsbündels <strong>und</strong> daher eine wichtige<br />
Teilaufgabe der Tourismusplanung; er ist eine Gr<strong>und</strong>voraussetzung, um Tourismus<br />
überhaupt erst möglich zu machen. Die Fähigkeit zur Mobilität schafft die benötigte<br />
Verbindung zwischen Quell- <strong>und</strong> Zielgebiet. „Die gute Erreichbarkeit eines Urlaubsortes<br />
ist <strong>für</strong> Touristen ein wesentliches Kriterium bei der Wahl der Zielgemeinde.“ (BTE<br />
1995, S. 27).<br />
Verkehr ist aber gleichzeitig einer der Verursacher touristischer Umweltbelastungen,<br />
sowohl in den Urlaubsregionen als auch in den – wirtschaftlich meist nicht vom Tourismusgeschäft<br />
profitierenden - Durchgangsräumen. Die sich in den Sommermonaten<br />
im Schritttempo über den „Brenner“ Richtung Italien quälende Autokarawane ist ein<br />
abschreckender Auswuchs des Tourismus, der visualisiert, wie massiv selbst „Transiträume“<br />
unter dem Phänomen Urlaubsverkehr zu leiden haben. Die Proteste der Anrainergemeinden<br />
eben erwähnter Autobahn verdeutlichen, dass es neben einem „Aufstand<br />
der Bereisten“ durchaus auch einen Aufstand der „Durchreisten“ geben kann.<br />
Die Wahl des Verkehrsmittels zur An- <strong>und</strong> Abreise beeinflusst wesentlich die Verkehrsmittelnutzung<br />
während des Urlaubsaufenthaltes. Steht das Auto einmal vor der<br />
Tür der Ferienwohnung, ist die Versuchung groß, doch immer wieder - auch <strong>für</strong> kurze<br />
Wege - aus Bequemlichkeit <strong>und</strong> Gewohnheit hierauf zurückzugreifen.<br />
Das Verhältnis der Zielgebiete zum Verkehr ist daher wohl als ambivalent einzustufen.<br />
Einerseits werden Verkehrswege <strong>und</strong> -räume benötigt, um Urlaubern die Anreise überhaupt<br />
erst möglich zu machen. Schließlich muss der K<strong>und</strong>e ja irgendwie zum Produkt<br />
kommen. Andererseits erzeugt dieser - aus wirtschaftlichen Gründen von den Regionen<br />
also dringend erwünschte - Verkehr negative Auswirkungen, die nur durch geschickte<br />
Planung <strong>und</strong> meist hohen finanziellen Aufwand unter Kontrolle zu bekommen<br />
sind. Je früher mit einer „nachhaltigen“ touristischen Verkehrsplanung begonnen wird,<br />
desto geringer sind die zu behebenden Schäden.<br />
Ein gut abgestimmtes ÖPNV-Netz hat das Potenzial, die Qualität des Angebotes einer<br />
Destination zu erhöhen <strong>und</strong> die Zielgruppe der Nichtautofahrer zu erschließen. Doch<br />
die Entwicklung eines Angebotes allein reicht nicht aus. Werbung <strong>und</strong> Information <strong>für</strong><br />
mobile Ferien mit nicht-motorisiertem <strong>und</strong> öffentlichem Verkehr muss sich moderner<br />
PR- <strong>und</strong> Werbemaßnahmen bedienen, um auch emotional den potentiellen K<strong>und</strong>en<br />
ansprechen zu können. Was die Planung eines touristischen Verkehrssystems so<br />
kompliziert gestaltet, ist die hier<strong>für</strong> benötigte Abstimmung <strong>und</strong> Zusammenarbeit einer<br />
Vielzahl verschiedener Akteure auf den unterschiedlichsten Ebenen.<br />
1
Einleitung<br />
Das Projekt „Reiselust – Neue Wege in den Urlaub“ des Verkehrsclubs Deutschland<br />
(VCD) e.V. möchte zur Entwicklung solcher Angebote in den Destinationen etwas „Anschubhilfe“<br />
leisten. Durch Mithilfe bei der Entwicklung von Angeboten, bei ihrer Vermarktung<br />
<strong>und</strong> der Informations- <strong>und</strong> Aufklärungsarbeit soll sowohl auf Seiten der verantwortlichen<br />
Akteure als auch auf der der Nachfrager das Bewusstsein <strong>für</strong> die Vorteile<br />
einer nachhaltigen Mobilität geschaffen <strong>und</strong> geschärft werden.<br />
In unserer Gesellschaft ist das Auto mittlerweile zu einem bedeutenden Statussymbol<br />
avanciert. In einer 2002 veröffentlichten Studie des Umweltb<strong>und</strong>esamtes über „Mobilitätsstile<br />
in der Freizeit“ fanden die Forscher heraus, dass Automobilität heute als Mittel<br />
<strong>und</strong> Symbol der sozialen Integration betrachtet werden kann (vgl. GÖTZ 2003). Die<br />
Deutschen wissen zwar um die negativen Auswirkungen ihres „liebsten Spielzeuges“.<br />
Doch anders als bei vielen anderen Umweltthemen klafft beim Auto nicht eine Lücke<br />
zwischen dem „Wissen um das richtige Verhalten“ <strong>und</strong> dem Tun; das Forscherteam<br />
war der Ansicht, dass beim Umgang mit dem Auto „tiefer liegende Prozesse von Einschluss<br />
<strong>und</strong> Ausschluss“ eine entscheidende Rolle beim Verhalten spielen (vgl. GÖTZ<br />
2003).<br />
Das B<strong>und</strong>esumweltministerium kam im gleichen Jahr in einer Publikation zu dem<br />
Schluss: „Freiwillige Verhaltensänderungen werden (...) nicht der entscheidende<br />
Schlüssel <strong>für</strong> Veränderungen hin zu einer nachhaltigen Mobilität sein. Vielmehr wird es<br />
darauf ankommen, rechtliche <strong>und</strong> finanzielle Rahmenbedingungen so zu gestalten,<br />
dass umweltfre<strong>und</strong>liche Verkehrsträger gegenüber dem Auto an Attraktivität gewinnen.“<br />
Und weiter: „Dem wachsenden Freizeitverkehr mit seinen individuellen Zeit- <strong>und</strong><br />
Wegeerfordernissen ist nur schwer mit differenzierten Angeboten des ÖPNV zu begegnen.<br />
In strukturschwachen ländlichen Regionen mit negativer demographischer<br />
Entwicklung ist ein attraktives ÖPNV-Angebot mit ökonomisch vertretbaren Mitteln oft<br />
nicht aufrecht zu erhalten. Folglich werden immer mehr Strecken stillgelegt, wodurch<br />
die verbliebene Bevölkerung von sozial- <strong>und</strong> umweltverträglichen Mobilitätsangeboten<br />
immer weiter abgeschnitten wird“ (BMU 2002, S. 121f.).<br />
So mutet der Einsatz <strong>für</strong> den öffentlichen Verkehr im Tourismus, <strong>für</strong> ein Projekt <strong>„Urlaub</strong><br />
<strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong> in den deutschen Reiseregionen <strong>und</strong> damit v.a. im ländlichen Raum unter<br />
den heutigen Rahmenbedingungen in Deutschland etwas idealistisch an. Bei der in<br />
den letzten 20 Jahren ungebrochenen Steigerung der Zulassungszahlen von Pkws<br />
gestaltet sich eine lenkende <strong>und</strong> eingreifende Verkehrsplanung, deren Einfluss auch zu<br />
spürbaren Veränderungen führt, zunehmend schwieriger. Allein seit der Wiedervereinigung<br />
hat sich die Zahl der zugelassenen Autos um 1/3 erhöht, seit 1980 hat sie sich<br />
gar verdoppelt (OPASCHOWSKI 1999, S. 25). Tourismus- <strong>und</strong> Verkehrsplaner kämpfen<br />
also gegen ein immer größer werdendes Heer an Autofahrern in einer gleichzeitig<br />
2
Einleitung<br />
zunehmend überalternden (also auch körperlich immer immobiler werdenden) Gesellschaft;<br />
negative Rahmenbedingungen, die die Erfolgschancen mindern.<br />
Das VCD-Projekt wird pragmatische Konzepte benötigen, die es schaffen, innerhalb<br />
der vorhandenen Rahmenbedingungen der teilnehmenden Regionen etwas Neues zu<br />
entwickeln; <strong>und</strong> auch nur im Falle der Kooperation der <strong>für</strong> die Umsetzung notwendigen<br />
Akteure <strong>und</strong> bei der bereitwilligen Übernahme der Verantwortung <strong>für</strong> die kommenden<br />
Jahre werden die so geschaffenen Synergieeffekte nicht mit Projektende wieder „verpuffen“.<br />
Doch darf man auch die Rolle des Initiators in unserer Gesellschaft nicht vergessen:<br />
Als Interessenverband setzt sich der VCD seit Mitte der 80er Jahre <strong>für</strong> eine umweltverträglichere<br />
Verkehrspolitik <strong>und</strong> <strong>für</strong> die Bedürfnisse „autoloser“ Mitbürger ein. Damit entspricht<br />
seine Haltung nicht unbedingt den Interessen der Mehrheit in Deutschland.<br />
Konsensvorschläge werden von ihm als Lobbyist aber auch gar nicht erwartet. Da<strong>für</strong><br />
sind die politisch Verantwortlichen zuständig.<br />
Anlass <strong>und</strong> Zielsetzung der Arbeit, Methodik<br />
In erster Linie ist es Ziel dieser Arbeit, dem VCD ein Beispiel <strong>für</strong> ein <strong>Angebots</strong>- <strong>und</strong><br />
<strong>Marketingkonzept</strong> zum Thema <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong> zu erstellen. Dies geschieht in drei<br />
Arbeitsschritten:<br />
1.) Herleitung des theoretischen <strong>und</strong> praktischen Hintergr<strong>und</strong>wissens.<br />
2.) Erarbeitung einer Checkliste zur Analyse des Angebotes in einer Region.<br />
3.) Erarbeitung eines Angebot- <strong>und</strong> <strong>Marketingkonzept</strong>es am Beispiel der Reiseregion<br />
Uckermark.<br />
Im ersten Teil der Arbeit werden die Theorie <strong>und</strong> Praxis des Themenfeldes unter die<br />
Lupe genommen. Zudem erfolgt eine Einordnung des Akteurs „VCD“ in den deutschen<br />
Tourismus <strong>und</strong> eine Einschätzung seiner Arbeit. Eine Auswertung von Praxisbeispielen<br />
zum Themenbereich Mobilität im Tourismus bildet den Abschluss.<br />
Mit Hilfe einer Analyse von Maßnahmenvorschlägen <strong>und</strong> Konzepten, die in den letzten<br />
Jahren in der wissenschaftlichen Diskussion oder im Planungsbereich zum Thema<br />
„Verkehr im Tourismus“ vorgeschlagen oder umgesetzt wurden, wird herausgefiltert,<br />
was <strong>für</strong> die Umsetzung eines Konzeptes <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong> notwendig wäre.<br />
Die auf diese Weise entstandene Checkliste dient als Leitfaden zur Analyse der<br />
Uckermark. Sie kann dem VCD aber auch bei der Analyse der Situation anderer teilnehmender<br />
Regionen von Nutzen sein.<br />
3
Einleitung<br />
Darauf aufbauend wird im zweiten Teil der Arbeit ein <strong>Angebots</strong>- <strong>und</strong> <strong>Marketingkonzept</strong><br />
ausgearbeitet. Dabei finden die spezifischen Rahmenbedingungen der Reiseregion<br />
Uckermark besondere Berücksichtigung.<br />
Diese Arbeit erhebt nicht den Anspruch eines verkehrswissenschaftlich f<strong>und</strong>ierten<br />
Konzeptes. Vielmehr geht es darum, dem Projektträger <strong>und</strong> den teilnehmenden Reiseregionen<br />
Anregungen zur Verbesserung ihres Angebotes zu geben. Den touristischen<br />
Akteuren soll die Einsicht vermittelt werden, dass ein gut vernetztes <strong>und</strong> vermarktetes<br />
öffentlichen Verkehrsnetz durchaus der Vermarktung einer Region nach außen dienen<br />
kann, <strong>und</strong> gleichzeitig die nachhaltige touristische Entwicklung dieser unterstützt.<br />
Die Arbeit wurde aus dem Blickwinkel der (nachhaltigen) Tourismusforschung <strong>und</strong> –<br />
planung geschrieben. Entsprechend habe ich mich des im Studium erlernten „Handwerkszeuges“<br />
zur Erstellung planerischer Konzepte bedient. Darüber hinaus wurden<br />
ausschließlich qualitative Forschungsmethoden angewandt (Inhaltsanalyse, Leitfadeninterviews;<br />
siehe hier<strong>für</strong> auch Teil C, Kapitel 1).<br />
4
Hintergr<strong>und</strong>wissen Verkehr <strong>und</strong> Tourismus<br />
B Hintergr<strong>und</strong>wissen <strong>und</strong> theoretischer Bezugsrahmen<br />
In diesem Teil der Arbeit wird herausgearbeitet, was bisher von wissenschaftlicher Seite<br />
zum Thema „Nachhaltige Mobilität“, <strong>„Urlaub</strong>- <strong>und</strong> Freizeitverkehr“ bzw. <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong><br />
<strong>Auto“</strong> erarbeitet <strong>und</strong> was bisher in der touristischen Praxis auch wirklich erprobt wurde.<br />
Außerdem wird das VCD-Projekt „Reiselust – Neue Wege in den Urlaub“, in dessen<br />
Rahmen diese Arbeit entstand, vorgestellt <strong>und</strong> diskutiert. Um seine Intention <strong>und</strong> Einflussmöglichkeit<br />
zu diesem Thema besser einschätzen zu können, wird zuvor der VCD<br />
als Initiator des Projektes näher untersucht. Schließlich werden noch kurz die wichtigsten<br />
Fakten zum Thema „Verkehr <strong>und</strong> Tourismus“ beleuchtet, da diese Informationen<br />
wichtig zum Verständnis der weiteren Arbeit sind <strong>und</strong> darüber hinaus die Motivation zu<br />
dieser Initiative verdeutlichen.<br />
Das VCD-Projekt möchte mit seiner Arbeit die Idee der „nachhaltigen Mobilität“ im Tourismus<br />
fördern <strong>und</strong> verbreiten (VCD intern Oktober 2003, Januar 2004). Doch wie wird<br />
„nachhaltige Mobilität“ überhaupt definiert? Eine Literatur- <strong>und</strong> Quellenauswertung ergab<br />
die im folgenden Kapitel dargestellten Ergebnisse.<br />
1 Verkehr <strong>und</strong> Tourismus<br />
1.1 Begrifflichkeiten<br />
1.1.1 Nachhaltige Mobilität <strong>und</strong> Tourismus<br />
Mobilitätsplanung 1 kann genau wie Tourismus einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung<br />
einer Region leisten. Doch beide Bereiche stehen nicht einfach getrennt nebeneinander.<br />
Vielmehr zählt zu den Handlungsbereichen der Tourismusplanung auch das<br />
Management der Mobilität der Besucher einer Destination. Der Querschnittscharakter<br />
des Phänomens Tourismus verursacht hier die Überschneidung mit dem an sich eigenständigen<br />
Forschungs- <strong>und</strong> Handlungsfeld „Verkehr“.<br />
Die Verwendung des Begriffes „nachhaltige Mobilität“ ist noch recht jung. Die veranschaulichendste<br />
Definition wurde m. E. vom Schweizer B<strong>und</strong>esumweltamt (BUWAL)<br />
<strong>entwickelt</strong> (vgl. Übersicht 1, S. 6). Auch SURBURG versuchte in einer vom Umweltb<strong>und</strong>esamt<br />
(UBA) im Jahr 2002 veröffentlichten Studie, das „Handlungsfeld Mobilität“<br />
auf die verschiedenen Dimensionen nachhaltiger Entwicklung (Ökologie, Ökonomie,<br />
Soziales, Institutionelles) zu übertragen (vgl. Übersicht 1, S. 6).<br />
1<br />
Wörtlich ins Deutsche übersetzt ,heißt Mobilität Beweglichkeit; in der Literatur wird der Begriff aber auch als Synonym<br />
<strong>für</strong> alle Formen von Verkehr verwendet.<br />
5
Übersicht 1: Definitionen „Nachhaltige Mobilität“<br />
Hintergr<strong>und</strong>wissen Verkehr <strong>und</strong> Tourismus<br />
Definition „Nachhaltige Mobilität“ des BUWAL<br />
„Nachhaltigkeit bedeutet, die Verkehrsinfrastruktur so auszugestalten, dass die erforderliche Mobilität<br />
wirtschaftlich tragbar <strong>und</strong> effizient bewältigt wird, wobei im Sinne des Service public alle Bevölkerungs-<br />
gruppen <strong>und</strong> Landesteile Anrecht auf ein funktionierendes Verkehrssystem haben. Denn Bewegungsfrei-<br />
heit darf kein Vorrecht sein, von dem beispielsweise ältere oder behinderte Menschen ausgeschlossen<br />
wären. Gleichzeitig muss die Verkehrspolitik aber auch da<strong>für</strong> sorgen, dass die Mobilität unsere natürlichen<br />
Lebensgr<strong>und</strong>lagen nicht zerstört <strong>und</strong> die Verkehrssicherheit erhöht wird.“<br />
(BUWAL 2002, S. 248)<br />
Bereiche nachhaltiger Mobilität nach SURBURG<br />
Ökologie<br />
Lärm, Luft, fossile Energie <strong>und</strong> Klima, Flächenverbrauch- <strong>und</strong> –versiegelung, Naturschutz,<br />
Stoff- <strong>und</strong> Materialverbrauch<br />
Ökonomie<br />
Wirtschaftsverkehr, konsumentennahe Lebensmittelproduktion, Kostenwahrheit<br />
Soziales<br />
Sicherung notwendiger Mobilität aller, Aufenthaltsqualität im öffentlichen Straßenraum,<br />
verkehrsvermeidende Stadtentwicklung, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Unversehrtheit<br />
Institutionell<br />
Planungsintrumente, Transparenz kommunalen Handelns, Bürgerbeteiligung<br />
(Quelle: SURBURG 2002, S. 61)<br />
Leitbild eines nachhaltigen Verkehrskonzeptes im Tourismus nach BOSS<br />
Mobilität <strong>für</strong> die An- <strong>und</strong> Abreise<br />
Steigerung des Anteils der Bahnreisenden durch die Beseitigung der Schwachstellen in der Wegekette<br />
zwischen Wohn- <strong>und</strong> Urlaubsort<br />
Forcierung der sanften Anreise<br />
Mobilität in der Region<br />
Attraktives Rad- <strong>und</strong> Wanderwegenetz<br />
Garantie der schnellen Erreichbarkeit aller touristischen Attraktionen mit sanften Verkehrsmitteln<br />
Ausbau eines auf die Bedürfnisse der Urlauber <strong>und</strong> Bew<strong>ohne</strong>r abgestimmten ÖPNV<br />
Kooperation der Verkehrsträger zur optimalen <strong>Angebots</strong>gestaltung<br />
Mobilität vor Ort<br />
Größtmögliche Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs<br />
Absolute Priorität des Fahrrad- <strong>und</strong> Fußgängerverkehrs<br />
Aufbau eines attraktiven ÖPNV<br />
Restriktive Regelungen <strong>für</strong> Wirtschafts-, Ver- <strong>und</strong> Entsorgungsverkehr<br />
Notwendiger motorisierter Verkehr nur unter Einsatz emissionsarmer oder –freier Fortbewegungsmittel<br />
(Quelle: BOSS 1996, S. 22)<br />
6
Hintergr<strong>und</strong>wissen Verkehr <strong>und</strong> Tourismus<br />
In Deutschland <strong>und</strong> der Schweiz wurden mittlerweile jeweils von Seiten der nationalen<br />
Umweltämter <strong>für</strong> die Verkehrspolitik der Regierungen „Strategien <strong>für</strong> eine nachhaltige<br />
Entwicklung der Mobilität“ erarbeitet.<br />
Die Erkenntnis, welche bedeutende Rolle das Handlungsfeld Verkehr innerhalb des<br />
Tourismus spielt <strong>und</strong> wie wichtig es wäre gerade auf diesem Gebiet entgegensteuernd<br />
zu arbeiten, ist alles andere als neu. Die Kritik am Verkehr war schon Teil der ersten<br />
tourismuskritischen Veröffentlichungen in den 70er <strong>und</strong> 80er Jahren (vgl. KRIPPEN-<br />
DORF, JUNGK).<br />
Quellen unter dem Schlagwort „Nachhaltige Mobilität im Tourismus“ wurden bei der<br />
Recherche indes nicht gef<strong>und</strong>en. Stattdessen stößt man auf der Suche nach Informationen<br />
zu Verkehrsmaßnahmen im Tourismus immer wieder auf die Bezeichnung „sanfte“<br />
Mobilität. 1996 wurde zum Beispiel von der Europäischen Union ein Projekt „Sanfte<br />
Mobilität“ initiiert, an dem Tourismusregionen aus Deutschland, Italien <strong>und</strong> Österreich<br />
teilnahmen (s. hierzu Teil B, Kapitel 3). Handhabbare Definitionen zu dem Begriff finden<br />
hier allerdings keine Erwähnung. Betrachtet man die Handlungsfelder solcher Projekte,<br />
lassen sie sich von ihrem Ansatz her aber durchaus als „nachhaltige“ oder zumindest<br />
in Ansätzen nachhaltige Aktionen einstufen.<br />
Von BOSS et al. wurden 1996 „Leitlinien <strong>für</strong> ein nachhaltiges Verkehrskonzept im Tourismus“<br />
<strong>entwickelt</strong>, die nach den Mobilitätsbereichen einer Urlaubsreise gegliedert wurden,<br />
<strong>und</strong> somit lediglich indirekt <strong>und</strong> auch nur in Teilen die Dimensionen der Nachhaltigkeit<br />
widerspiegeln (s. Übersicht 1, S. 6). Sie sind praktischer <strong>und</strong> nicht abstrakter<br />
Natur. Diese Leitlinien lassen sich in ähnlicher Form in einer Reihe von planerischer<br />
Literatur wiederfinden, wenn auch nicht unter dem Begriff „nachhaltig“, sondern als<br />
„umweltverträglich“ oder als „umwelt- <strong>und</strong> sozialverträglich“. Bei praktischen Projekten<br />
findet man sie auch schon zum Teil umgesetzt, wie die Analyse der Praxisbeispiele in<br />
Kapitel 3 zeigen wird. Eine abstrakte Definition zu einer nachhaltigen Mobilität im Tourismus<br />
bzw. zum Urlaubsverkehr wurde bisher, nach den Ergebnissen der Literaturrecherche,<br />
nicht <strong>entwickelt</strong>.<br />
Auch wenn also weder in der touristischen Literatur noch in der Praxis eine einheitliche<br />
Begriffsverwendung stattfindet, wäre die Bezeichnung „nachhaltig“ m. E. die umfassendste<br />
<strong>und</strong> zutreffendste von allen. Begriffe wie „umweltschonend“, „umwelt- <strong>und</strong> sozialverträglich“<br />
oder „sanft“ wurden von ihr umschlossen <strong>und</strong> weiter<strong>entwickelt</strong>. Das<br />
Wort „sanft“ erscheint mir dabei besonders ungeeignet <strong>für</strong> die Umschreibung einer anzustrebenden<br />
Verkehrsentwicklung im Tourismus. Das an sich sachliche Problem wird<br />
dadurch unnötig emotionalisiert, seine Ausmaße schön geredet <strong>und</strong> damit im Endeffekt<br />
„verwässert“.<br />
7
Hintergr<strong>und</strong>wissen Verkehr <strong>und</strong> Tourismus<br />
Gerade im Tourismusmarketing findet der Begriff „sanft“ bis heute eine geradezu inflationäre<br />
Anwendung, erzeugt er doch beim Leser positive Assoziationen zum Produkt.<br />
So verw<strong>und</strong>ert es wenig, dass bei den Urlaubern selbst die Bedeutung des Begriffes<br />
„Nachhaltigkeit“ bis heute kaum bekannt ist. Trotzdem hat auch das Wort „sanft“ es<br />
nicht geschafft, beim durchschnittlichen Verbraucher ein interessantes, ein begehrenswertes<br />
Image aufzubauen. M. E. wäre es daher sinnvoller, ein touristisches Produkt<br />
zwar nachhaltig zu gestalten, es nach außen aber wie jedes andere Produkt zu<br />
vermarkten. Seine langfristigen „Überlebenschancen“ auf dem Markt werden sowieso<br />
von Kriterien wie Qualität, Preis, Nutzen <strong>und</strong> eben Image <strong>für</strong> den Nachfrager abhängen,<br />
<strong>und</strong> nicht davon, ob es nachhaltig ist oder nicht.<br />
Das im Rahmen dieser Arbeit <strong>entwickelt</strong>e Konzept orientiert sich an den Leitlinien der<br />
nachhaltigen Mobilität, wird sich aber wegen der Kürze der Bearbeitungszeit der Arbeit<br />
auf Teilbereiche konzentrieren.<br />
1.1.2 Die Definition von Freizeit- <strong>und</strong> Urlaubsverkehr<br />
In ähnlicher Weise wie bei Definitionen zur Differenzierung zwischen Tourismus, Urlaub<br />
<strong>und</strong> Freizeit findet man in der wissenschaftlichen Literatur auch Definitionen zu<br />
den Phänomenen Urlaubs- <strong>und</strong> Freizeitverkehr. Hierbei wird der Begriff „Freizeitverkehr“<br />
zumeist als Sammelbegriff <strong>für</strong> den durch Freizeit-, Naherholungs-, Tagestourismus-<br />
oder Kurzreiseaktivitäten (bis 2 Übernachtungen) entstehenden Verkehr verwendet<br />
(vgl. GATHER 2002, S. 10).<br />
OPASCHOWSKI wählt den Begriff „Freizeitverkehr“ als Oberbegriff, der den Urlaubsverkehr<br />
einschließt. „Drei Formen des Freizeitverkehrs sind zu unterscheiden: Tagesausflugsverkehr<br />
(Feierabend- <strong>und</strong> Wochenendverkehr <strong>ohne</strong> Übernachtung), Kurzurlaubverkehr<br />
(Kurzurlaub bis zu 4 Tagen) <strong>und</strong> Urlaubsverkehr (Urlaubsreisen ab fünf<br />
Tagen)“ (OPASCHOWSKI 1999, S. 21).<br />
Die Sinnhaftigkeit <strong>und</strong> der Nutzen einer solch genauen Differenzierung ist dabei keineswegs<br />
unumstritten. Laut BREIDENBACH ist die Unterscheidung in Tourismus <strong>und</strong><br />
Naherholung im englischsprachigen Raum so nicht vorhanden. Vielmehr wird hier alles<br />
unter dem Phänomen Tourismus erforscht, was eine „temporäre Bewegung/Reise von<br />
Personen an Destinationen außerhalb ihrer normalen Arbeits- <strong>und</strong> Wohnstätte“ ist.<br />
„Daher scheint auch die Zuordnung der Ausflüge <strong>und</strong> Kurzreisen zum Freizeit- <strong>und</strong> der<br />
längeren Reisen zum Urlaubsverkehr nicht notwendig“ (BREIDENBACH 2002, S. 26).<br />
HEINZE geht in seinen Überlegungen in eine ähnliche Richtung, indem er feststellt,<br />
dass durch den Trend zu spontanen, kürzeren, häufigeren <strong>und</strong> intensiveren Reisen, die<br />
Grenze zwischen Freizeit- <strong>und</strong> Urlaubsverkehr immer mehr verschwimmt (vgl. HEINZE<br />
2000, S. 111).<br />
8
Hintergr<strong>und</strong>wissen Verkehr <strong>und</strong> Tourismus<br />
Der VCD fasst die Problematik des Freizeit- <strong>und</strong> Urlaubsverkehrs in einem Themengebiet<br />
zusammen. Für sein Projekt „Reiselust – Neue Wege in den Urlaub“ definiert er<br />
Urlaubsverkehr ausdrücklich als <strong>„Urlaub</strong>sreisen ab fünf Nächten“ (GWINNER mündl.<br />
am 13.10. <strong>und</strong> 21.10.2003).<br />
1.1.3 Definition <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong><br />
„Mit der Bahn geht es direkt von zu Hause ans Urlaubsziel, dort bringt der lokale Shuttlebus<br />
Gäste <strong>und</strong> Gepäck ins gewählte Quartier, wahlweise stehen auch Leihräder am<br />
Bahnhof bereit. Mit einem Gästeticket fährt die ganze Familie günstig zu Schwimmbädern,<br />
Burgen <strong>und</strong> Museen. Gut markierte Rad- <strong>und</strong> Fußwege erschließen Natur <strong>und</strong><br />
Sehenswürdigkeiten in der Umgebung. Abends bringt der Wanderbus müde Wanderer<br />
in die Hotels zurück usw.“ (GWINNER 2003).<br />
Auch wenn es keine explizite Erwähnung findet, so ist damit auch die innerdeutsche<br />
Anreise mit dem Flugzeug ausgeschlossen. Während des Urlaubs erfolgt die Bewegung<br />
mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Bahn, Bus, Schiff etc.), allen Formen des nichtmotorisierten<br />
Verkehrs (Rad, zu Fuß, Kutsche, Paddelboot etc.) oder mit Mietangeboten<br />
(Fahrrad, Boot, Taxi etc.).<br />
1.2 Zum Zusammenhang zwischen Mobilität <strong>und</strong> Tourismus<br />
Verkehr ist einer der Haupteinflussfaktoren auf die Entwicklung der Tourismuswirtschaft<br />
(vgl. FREYER 2001, S. 14). Mit dem Aufstieg von Bahn, Bus <strong>und</strong> schließlich<br />
dem Auto zum Transportmittel <strong>für</strong> die Massen, setzte insbesondere nach dem zweiten<br />
Weltkrieg auch das Verreisen der Massen ein.<br />
Mit der Einführung von Flugreisen in den 70er Jahren trat die Branche in eine neue<br />
Phase ein, da nun dem Reisen räumlich <strong>und</strong> zeitlich „die letzten Grenzen“ genommen<br />
waren. Heute wird man kaum noch einen Ort auf der Erde finden, der nicht schon „bereist“<br />
wurde. Die gestiegene Mobilität <strong>und</strong> die rasante Veränderung der Informations<strong>und</strong><br />
Kommunikationsmedien hat die kognitiven Karten eines Menschen, seine subjektive<br />
Wahrnehmung von Distanzen <strong>und</strong> damit auch sein Auswahlverhalten bei Urlaubszielen<br />
vollkommen verändert.<br />
Verkehr ist ein Baustein des „touristischen Gesamtproduktes“ 1 . Dabei wird er nach den<br />
Phasen der Reise unterteilt in die „An- <strong>und</strong> Abreise“ sowie die „Mobilität in der Region<br />
bzw. vor Ort“, also innerhalb der Gemeinden.<br />
1 W<strong>ohne</strong>n, Essen &Trinken, Service, Infrastruktur, Ortscharakter, Landschaft <strong>und</strong> Verkehr<br />
9
Hintergr<strong>und</strong>wissen Verkehr <strong>und</strong> Tourismus<br />
Verkehrsbetriebe werden sogar zur „Tourismuswirtschaft im engeren Sinne“ gezählt,<br />
obwohl die meisten unter ihnen zusätzlich eine ganze Reihe nicht-touristischer Dienstleistungen<br />
verkaufen.<br />
Das am meisten benutzte Reiseverkehrsmittel ist heutzutage der PKW. 65% aller Tagesausflüge<br />
<strong>und</strong> r<strong>und</strong> 50% aller Urlaubsreisen werden heute mit dem PKW unternommen.<br />
Busreisen liegen bei den Urlaubsreisen mit 10% auf Platz zwei, gefolgt von der<br />
Bahn mit 7% aller Reisenden (vgl. OPASCHOWSKI 2001, S.75, FREYER 2001, S. 19).<br />
1.3 Die negativen Auswirkungen von Straßenverkehr auf die Desti-<br />
nationen<br />
Straßen versiegeln Böden, zerschneiden Räume, entwerten das Landschaftsbild <strong>und</strong><br />
mindern die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum. Der überwiegende Teil des Urlaubsverkehrs<br />
spielt sich im ländlichen Raum ab. Dort ist ein Entkommen von der damit<br />
verb<strong>und</strong>enen Belastung kaum möglich, <strong>ohne</strong> dabei die Ausweitung des Siedlungskörpers<br />
<strong>und</strong> damit neuen Flächenfraß in Kauf zu nehmen.<br />
Dabei ist der von Touristen induzierte Verkehr nicht das einzige Verkehrsproblem der<br />
Destinationen: auch die mobil gewordene heimische Bevölkerung spielt hierbei eine<br />
wesentliche Rolle. Die vom Verkehr induzierten Probleme lassen sich, nach den Dimensionen<br />
der Nachhaltigkeit, folgendermaßen skizzieren:<br />
Ökologische Auswirkungen:<br />
- Schadstoffemissionen (Dieselruß, Abgase etc.),<br />
- Lärm,<br />
- Klimawandel durch CO2-Ausstoß,<br />
- Bodenverdichtung, -versiegelung, -erosion,<br />
- Reliefveränderungen,<br />
- Flächenverbrauch,<br />
- Rohstoffverbrauch (Erdöl, Gas, Strom bei Produktion von Verkehrsträgern),<br />
- Gr<strong>und</strong>wasserverschmutzung,<br />
- Flora: Veränderungen der Standortbedingungen, Artenverschiebung, -verlust,<br />
- Fauna: Zerschneidung der Lebensräume, Artenverschiebung, -verlust,<br />
- Landschaft: Visuelle Beeinträchtigung, Überformung, Nivellierung, optische Zer-<br />
schneidung.<br />
10
Ökonomische Auswirkungen:<br />
Hintergr<strong>und</strong>wissen Verkehr <strong>und</strong> Tourismus<br />
- Investitionskosten <strong>für</strong> den Bau <strong>und</strong> die Instandhaltung von Verkehrsflächen,<br />
- Wirtschaftliche Verluste durch Wegbleiben bestimmter Touristengruppen, abgeschreckt<br />
von der verkehrlichen Überlastung einer Region <strong>und</strong> durch das Ausbleiben<br />
der nicht-mobilen Zielgruppen, die prinzipiell Interesse an einem Besuch hätten,<br />
aber nicht hinkommen können,<br />
- Die Kosten von Unfällen,<br />
- Die hohe Pkw-Dichte macht öffentlichen Verkehr (ÖV) unrentabel.<br />
Soziale Auswirkungen:<br />
- Herabsetzung der Lebensqualität/Gefährdung der Ges<strong>und</strong>heit durch Lärm, Abgase,<br />
- Aufenthalt im öffentlichen Raum als Fußgänger oder Radfahrer wird unattraktiv<br />
oder gar gefährlich,<br />
- schrumpfendes ÖV-Angebot schränkt Mobilität der lokalen Bevölkerung <strong>ohne</strong> Auto<br />
ein (vgl. SURBURG et al. 2002, S. 73; OPASCHOWSKI 1999, S. 141).<br />
M. E. ist es Aufgabe eines weitblickenden Tourismusmanagements, den durch seine<br />
„K<strong>und</strong>en“ erzeugten Verkehr zu kontrollieren <strong>und</strong> möglichst niedrig zu halten. Hierbei<br />
gibt es je nach Entwicklungsstadium der Destination verschiedene Aufgaben zu bewältigen.<br />
Beliebte, klassische Urlaubsregionen, die verkehrlich eher „übererschlossen“ sind,<br />
kämpfen mit Problemen wie verstopften Straßen oder wildem Parken, die die Attraktivität<br />
einer Destination negativ beeinflussen.<br />
Insbesondere ostdeutsche Urlaubsregionen haben allerdings nicht mit dem Problem<br />
des Überlaufenseins zu kämpfen. Hier besteht noch die Chance, die Entwicklung direkt<br />
„in die richtige Richtung“ zu lenken, <strong>und</strong> den Verkehr in der Region nach den Leitlinien<br />
der nachhaltigen Mobilität zu planen.<br />
Um <strong>für</strong> Urlauber oder auch Ausflügler ein attraktives ÖV-Angebot überhaupt gestalten<br />
zu können, ist es zunächst jedoch notwendig, sich mit ihren Ansprüchen auseinanderzusetzen.<br />
1.4 Theoretische Überlegungen zu Ansprüchen der Nachfrager an<br />
ein Angebot <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong><br />
Vor allem OPASCHOWSKI stellte in den 90er Jahren allgemeine Überlegungen zu den<br />
Wünschen <strong>und</strong> Anforderungen von Urlaubern <strong>und</strong> Ausflüglern an Verkehrsangebote in<br />
den Destinationen an. Wesentlichen Einfluss auf das subjektive Wohlbefinden des<br />
11
Hintergr<strong>und</strong>wissen Verkehr <strong>und</strong> Tourismus<br />
Nutzers <strong>und</strong> damit den Erfolg einer Leistung haben Wünsche emotionaler Art (vgl. O-<br />
PASCHOWSKI 2001, OPASCHOWSKI 2000, OPASCHOWSKI 1999). In Übersicht 2<br />
sind eine Reihe von OPASCHOWSKIS Erkenntnissen aufgelistet (fettgedruckt). Sie<br />
wurden von der Autorin in konkrete Ansprüche an den Service oder das Material eines<br />
Angebotes „übersetzt“.<br />
Übersicht 2: Anforderungen der Nachfrager an den ÖV im Tourismus<br />
Willkommen Sein<br />
Fre<strong>und</strong>liches <strong>und</strong> hilfsbereites Servicepersonal, saubere <strong>und</strong> gepflegte Ankunftsräume bzw. Fahrzeuge,<br />
angenehme Farben <strong>und</strong> Gerüche in Fahrzeugen <strong>und</strong> in Ankunftsräumen<br />
Spontanität<br />
Fahrtzeiten r<strong>und</strong> um die Uhr, überall hin<br />
Geborgenheit<br />
Fre<strong>und</strong>liches <strong>und</strong> hilfsbereites Servicepersonal, persönliche Ansprache<br />
Geräumigkeit<br />
Konstruktion <strong>und</strong> Ausstattung der Fahrzeuge<br />
Sicherheit<br />
Moderne Fahrzeuge<br />
Gut beleuchtete, belebte Wartebereiche<br />
Gegenwelt zum Alltag, Exotik, Event, Abenteuer<br />
Angebote, die man zu Hause nicht findet, die nicht jeder schon kennt<br />
Stressfreiheit, Bequemlichkeit<br />
Taktzeiten, Pünktlichkeit, Mitnahme von Gepäck etc.<br />
Arrangements von <strong>Angebots</strong>pauschalen<br />
Ästhetik, Schönheit<br />
Gestaltung der Fahrzeuge, der Ankunftsräume, des Infomaterials, der Werbung<br />
Preis - Leistungsverhältnis<br />
Verlässlichkeit, Pünktlichkeit<br />
s. Stressfreiheit<br />
(Quelle: eigene Darstellung)<br />
1.5 Staatliche Rahmenbedingungen des ÖV-Angebotes in Deutsch-<br />
land<br />
Betrachtet man das Angebot „Verkehr“ als Teil des touristischen Leistungsbündels, so<br />
gelangt man schnell zu der Erkenntnis, dass es sich hierbei um ein sehr komplexes<br />
Produkt handelt, denn schließlich wird es nicht allein von privatwirtschaftlicher Seite<br />
erbracht.<br />
Die Bereitstellung <strong>und</strong> die Ausgestaltung eines öffentlichen Verkehrsangebotes ist in<br />
Deutschland mit Hilfe verschiedener Gesetze genau geregelt worden (wer muss finanzieren,<br />
wer ist zuständig <strong>für</strong> Planung <strong>und</strong> Organisation, wer darf das Endprodukt- die<br />
12
Hintergr<strong>und</strong>wissen Verkehr <strong>und</strong> Tourismus<br />
ÖV-Leistung - anbieten <strong>und</strong> mit welchem Fahrzeug welche Strecken befahren usw.).<br />
Eine detaillierte Darstellung all dieser Gesetze <strong>und</strong> Regelungen würde den Rahmen<br />
dieser Arbeit sprengen (s. hier<strong>für</strong> z.B. VdK 2003). Zum besseren Verständnis der Ausführungen<br />
sind allerdings ein paar Details sehr hilfreich.<br />
„Zu Beginn der 90er Jahre sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen in Deutschland,<br />
unter denen der öffentliche Verkehr betrieben wird, maßgeblich geändert worden.<br />
Gr<strong>und</strong>lage hier<strong>für</strong> sind die in den EG-Verträgen verankerten Gr<strong>und</strong>sätze der Niederlassungsfreiheit,<br />
Dienstleistungsfreiheit <strong>und</strong> Diskriminierungsfreiheit sowie die hierzu<br />
spezifischen EU-rechtlichen Vorgaben“ (WDB 2003, S. 4).<br />
Seit dieser Zeit haben die B<strong>und</strong>esländer die Hoheit über die Ausgestaltung des gesamten<br />
ÖPNV (hier: Bus <strong>und</strong> Bahn). Der B<strong>und</strong> ist verpflichtet, den Ländern aus dem allgemeinen<br />
Steueraufkommen Finanzmittel <strong>für</strong> diese Aufgabe zuzuweisen. In den ÖPNV-<br />
Gesetzen der Länder (Landesnahverkehrsgesetze) muss verankert werden, welche<br />
Akteure, „die Sicherstellung einer ausreichenden Bedienung der Bevölkerung mit Verkehrsleistungen<br />
im ÖPNV gewährleisten sollen“ (VdK 2003, S. 7).<br />
Die Gestaltung <strong>und</strong> Finanzierung des regionalen Zugverkehrs (SPNV) ist Aufgabe der<br />
B<strong>und</strong>esländer. Die Monopolisierung der Deutschen Bahn wurde aufgehoben, <strong>und</strong> „der<br />
Schienenverkehr <strong>für</strong> den Wettbewerb geöffnet“ (VdK 2003, S. 8). „(...) Die Länder oder<br />
die durch sie bestimmten Stellen treten seit der Regionalisierung als Besteller auf, d.h.<br />
sie sind die politisch verantwortlichen Auftraggeber von SPNV-Leistungen <strong>und</strong> entscheiden<br />
auch, ob diese von der DB-Regio oder von anderen Bahnanbietern erbracht<br />
werden sollen“ (VdK 2003, S. 8).<br />
Der Busverkehr wurde von den Ländern (mit Hilfe oben erwähnter Landesnahverkehrsgesetze)<br />
wiederum auf die Landkreise, kreisfreien Städte <strong>und</strong> teilweise auch größeren<br />
kreisangehörigen Gemeinden übertragen, bei gr<strong>und</strong>sätzlicher Trennung von<br />
politischer <strong>und</strong> unternehmerischer Verantwortung (vgl. WDB 2003, S. 16; VdK 2003, S.<br />
8). Die staatlichen Verwaltungen <strong>und</strong> politischen Aufgabenträger erstellen seit Inkrafttreten<br />
dieser Regelung einen Nahverkehrsplan, in dem die „Ziele <strong>und</strong> Rahmenvorgaben<br />
<strong>für</strong> das betriebliche Leistungsangebot, seine Finanzierung <strong>und</strong> die Investitionsplanung<br />
festgelegt sind. Ebenso werden (...) Vorgaben <strong>für</strong> Betriebs- <strong>und</strong> Zugfolgezeiten,<br />
Anschlussbeziehungen an wichtigen Verknüpfungspunkten sowie <strong>für</strong> die Qualität des<br />
Angebotes“ bestimmt (WDB 2003, S. 8). Auf Gr<strong>und</strong>lage dieses Planes werden dann<br />
die Leistungen bei den Verkehrsunternehmen bestellt, die <strong>für</strong> ihre Angebote vom politischen<br />
Auftraggeber bezahlt werden. 1<br />
1 Eine Situation, die nicht ganz konfliktfrei ist, da die meisten damit in eine Doppelrolle geraten sind. „Denn zum überwiegenden<br />
Teil sind sie zum einem Eigentümer von Personenverkehsunternehmen <strong>und</strong> zum anderen Entscheider <strong>für</strong><br />
die wettbewerbliche Vergabe von Verkehrsdienstleistungen“, es wurde also noch keine juristische Trennung vorgenommen<br />
(WDB 2003, S. 16f).<br />
13
Hintergr<strong>und</strong>wissen Verkehr <strong>und</strong> Tourismus<br />
Der öffentliche Verkehr hat sich also nicht wie der Rest der touristischen Leistungen<br />
auf Gr<strong>und</strong> von Nachfrage im privatwirtschaftlichen Markt <strong>entwickelt</strong>. Im Gr<strong>und</strong>e hat er<br />
gar keinen direkten Bezug zum touristischen Angebot; er wird von diesem nur <strong>für</strong> seine<br />
<strong>Angebots</strong>zwecke „mitbenutzt“. Und umgekehrt wird auf Gr<strong>und</strong> der Liberalisierung des<br />
Marktes sowie sinkender Schülerzahlen, der Urlaubs- <strong>und</strong> Freizeitverkehr <strong>für</strong> die Anbieter<br />
verkehrlicher Leistungen zunehmend interessanter.<br />
2 Analyse des Projektträgers <strong>und</strong> des Projektes<br />
2.1 Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) e.V.<br />
Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) e.V. ist ein Interessenverband <strong>für</strong> umweltverträgliche<br />
Verkehrspolitik in Deutschland mit ca. 65.000 Mitgliedern (VCD intern Oktober<br />
2003). Er wurde 1986 von B<strong>und</strong>estagsmitgliedern der Partei der „Grünen“, verkehrspolitisch<br />
Engagierten <strong>und</strong> Mitgliedern anderer Umweltverbände gegründet, mit der Intention<br />
ein Gegengewicht zum Allgemeinen Deutschen Automobilclub (ADAC) zu etablieren.<br />
Die Öffentlichkeit soll <strong>für</strong> eine umweltschonendere Verkehrspolitik sensibilisiert<br />
werden; gleichzeitig setzt man sich <strong>für</strong> die Interessen von Bus-, Bahn- <strong>und</strong> Radfahrern<br />
sowie Fußgängern <strong>und</strong> umweltbewussten Autofahrern ein (vgl. VCD 1996. S. 14). 1<br />
Um im Bereich des Freizeit- <strong>und</strong> Urlaubsverkehrs seine Interessen möglichst effizient<br />
umsetzen zu können, tritt der VCD mit seinen Forderungen <strong>und</strong> Ansichten an Akteure<br />
in der Politik, an Unternehmen, Destinationsmanager sowie an den Nachfrager selbst<br />
heran. Darüber hinaus bietet der VCD seinen Mitgliedern Serviceleistungen wie Versicherungen,<br />
Kartenmaterial, Bücher etc. an, die vom verbandseigenen Verlag fairkehr<br />
GmbH produziert werden.<br />
Vergleicht man die Aussagen zu Mobilität <strong>und</strong> Verkehr mit denen des aktuellen Gr<strong>und</strong>satzprogrammes<br />
der Partei Bündnis 90/Die Grünen fällt es nicht schwer festzustellen,<br />
dass sich Verband <strong>und</strong> Partei bis heute „sehr nahe stehen“.<br />
Das „Gegenstück“ zum VCD ist der schon 1903 gegründete ADAC. Er hat 14,4 Mio.<br />
Mitglieder (www.adac.de). Neben seinem eigentlichen Interesse „<strong>Auto“</strong> bietet der A-<br />
DAC seinen Mitgliedern eine Vielzahl touristischer Serviceleistungen an. Im Vergleich<br />
dazu ist der VCD ein „Zwerg“. Unterschiedliche Einflussmöglichkeiten <strong>und</strong> -stärken auf<br />
1 „Zentrales Thema des VCD ist eine umweltschonende, nachhaltige <strong>und</strong> verbraucherfre<strong>und</strong>liche Mobilität in allen Lebensbereichen.<br />
(...). Als Verbraucherverband setzt sich der VCD da<strong>für</strong> ein, dass alle Menschen – auch die, die selbst<br />
kein Auto besitzen – Zugang zu einer den Bedürfnissen unserer Zeit angemessenen Mobilität haben. Als Umweltverband<br />
setzt sich der VCD da<strong>für</strong> ein, diese Mobilität möglichst umweltschonend anzubieten, die Menschen, die sich bereits<br />
umweltschonend fortbewegen, in ihrem Verhalten zu unterstützen <strong>und</strong> zu bestärken <strong>und</strong> die, die <strong>für</strong> eine Verhaltensänderung<br />
gewonnen werden können, mit seiner Botschaft zu erreichen“ (VCD intern, Oktober 2003).<br />
14
Analyse des Projektträgers <strong>und</strong> des Projektes<br />
Politik, Unternehmen <strong>und</strong> Gesellschaft, ergeben sich somit allein schon auf Gr<strong>und</strong> des<br />
Größenverhältnisses.<br />
2.2 Die Rolle des VCD in der deutschen Tourismuspolitik<br />
Um den Handlungsspielraum <strong>und</strong> die Einflussmöglichkeiten des VCD auf die Entwicklungen<br />
im deutschen Tourismus besser einschätzen zu können, bedarf es einer näheren<br />
Analyse des Akteurs <strong>und</strong> seines Umfeldes, in dem er agiert.<br />
Die Tourismuswirtschaft ist ein sehr heterogener Wirtschaftssektor mit Auswirkungen<br />
auf alle möglichen Bereiche der Gesellschaft <strong>und</strong> der ökologischen Umwelt eines Landes.<br />
Aufgabe der Politik ist es, mit Hilfe aller ihr verfügbaren Steuerungs- <strong>und</strong> Planungsinstrumente,<br />
die positiven Aspekte der Tourismuswirtschaft <strong>für</strong> den Staat nutzbar<br />
zu machen <strong>und</strong> zu fördern <strong>und</strong> dabei gleichzeitig die negativen Effekte einzudämmen<br />
oder zu verhindern (s. Abb. 1; vgl. BREIDENBACH 2002, S. 159).<br />
Abb. 1: Der Einfluss der Tourismuspolitik auf das touristische Angebot<br />
Tourismuspolitik<br />
beeinflusst fördert steuert beeinflusst<br />
Nachfrager<br />
kaufen<br />
Touristisches<br />
Produkt entwickeln,<br />
vermarkten<br />
Anbieter<br />
(Quelle: STECK et al. 1998, S. 15, eigene Darstellung)<br />
Tourismuspolitik überschneidet sich, wie auch die vorliegende Arbeit zeigt, mit den<br />
Aufgabenbereichen einer Vielzahl anderer Politikfelder 1 in Deutschland, weshalb sie<br />
auch als „Querschnittspolitik“ bezeichnet wird. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern,<br />
die jährlich einen nationalen Fremdenverkehrsplan zur Bestimmung der weiteren<br />
Entwicklung des Tourismus erstellen, wird im föderalistisch strukturierten Deutschland<br />
diese Aufgabe keinem Ministerium eindeutig als Ressort zugewiesen, sondern stattdessen<br />
von einer Vielzahl unterschiedlicher Stellen auf den unterschiedlichsten Planungs-<br />
<strong>und</strong> Gestaltungsebenen bearbeitet (vgl. FREYER 2001, S. 183). Dadurch ergeben<br />
sich Koordinationsprobleme zwischen einzelnen Interessen oder Ansprüchen. In<br />
1 Wirtschaftspolitik, Sozialpolitik, Umweltpolitik, Verkehrspolitik etc.<br />
15
Analyse des Projektträgers <strong>und</strong> des Projektes<br />
der Öffentlichkeit wird Tourismuspolitik gar nicht als eigenständiges Politikfeld wahrgenommen<br />
(vgl. BREIDENBACH 2002,S. 160).<br />
Auf B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Länderebene ist die Federführung <strong>für</strong> den Tourismus meist bei den<br />
Wirtschaftsministerien angesiedelt. Während das B<strong>und</strong>eswirtschaftsministerium die<br />
Zielsetzung b<strong>und</strong>esdeutscher Tourismuspolitik festlegt, <strong>und</strong> die Förderung des Incoming-Tourismus<br />
koordiniert, beschäftigen sich die Wirtschaftsministerien der B<strong>und</strong>esländer<br />
mit der Tourismusentwicklung im eigenen Land, wo<strong>für</strong> sie Tourismusentwicklungskonzepte<br />
oder -programme erstellen. Zum Teil beschäftigen sich aber auch die<br />
mit den Ressorts Raumordnung, Naturschutz/Umwelt, Verkehr, Landwirtschaft, Ges<strong>und</strong>heit<br />
<strong>und</strong> Sport betrauten Ministerien mit dem Themenfeld Tourismus (vgl. FREY-<br />
ER 2001, KAHLENBORN et al. 1999).<br />
Der größte Entscheidungsspielraum <strong>für</strong> ganz konkrete Planungen im Tourismus fällt in<br />
Deutschland den Kommunen zu. Unkoordinierte „Kirchturmpolitik“, bei der jede Gemeinde<br />
über ein eigenes Fremdenverkehrsamt mit eigener Marketingplanung verfügt,<br />
erschwert die Vermarktung auf der Regionalebene, die <strong>für</strong> die Nachfrager bei der Auswahl<br />
ihres Zielgebietes meist wesentlich bedeutender ist (vgl. BREIDENBACH 2002, S.<br />
160).<br />
Diesen politischen Willensbildungs- <strong>und</strong> Entscheidungsprozess möchten eine Vielzahl<br />
sehr unterschiedlicher Akteure auf den verschiedenen staatlichen Ebenen mitbestimmen<br />
<strong>und</strong> beeinflussen. Sie lassen sich in staatliche Akteure, Mischformen (tourismuspolitische<br />
Akteure mit privaten <strong>und</strong> öffentlichen Mitgliedern) <strong>und</strong> private Akteure gruppieren<br />
(s. Abb. 2, S. 17).<br />
Als Interessen- <strong>und</strong> Verbraucherverband ist der VCD ein „privater Träger“ der Tourismuspolitik,<br />
der sowohl auf nationaler Ebene als auch auf regionaler <strong>und</strong> kommunaler<br />
Ebene agiert. Sein eigentliches politisches Aktionsfeld ist dabei die Verkehrspolitik. Der<br />
Tourismus ist nur einer seiner „Nebenschauplätze“, da gerade von diesem Wirtschaftszweig<br />
viel Verkehr induziert wird.<br />
Doch was kann ein Umwelt- <strong>und</strong> Verbraucherverband wirklich in der Politik bewirken?<br />
Der folgende Exkurs soll hierüber Klarheit verschaffen.<br />
16
Abb. 2: Akteure in der deutschen Tourismuspolitik<br />
Analyse des Projektträgers <strong>und</strong> des Projektes<br />
(Quelle: eigene Darstellung, nach BREIDENBACH 2002, S. 160 +KAHLENBORN<br />
et al. 1999, S. 7 ff.)<br />
Exkurs<br />
Staatliche Akteure<br />
Regierungen,<br />
Parlamente,<br />
Ministerien, Ämter,<br />
Behörden,<br />
Deutsche Zentrale <strong>für</strong><br />
Tourismus<br />
Akteure in der deutschen<br />
Tourismuspolitik<br />
Mischformen:<br />
Tourismusorganisationen,<br />
kommunale Betriebe<br />
Private Akteure<br />
Verbände, Nichtregierungsorganisationen,<br />
Fachverbände, Leistungsträger,<br />
z.B.<br />
B<strong>und</strong>esverband der<br />
deutschen Tourismuswirtschaft,<br />
Deutscher Reisebüroverband,<br />
Dehoga,<br />
Forum anders reisen,<br />
ADAC, VCD, ADFC...<br />
Interessenverbände in der deutschen Tourismuspolitik<br />
Interessenverbände sind freiwillige Zusammenschlüsse von Bürgern oder Unternehmen,<br />
die sich zur Vertretung gemeinsamer Interessen in Politik, Wirtschaft <strong>und</strong>/oder<br />
Gesellschaft eine feste Organisationsform geben. „Anders als Parteien streben sie weder<br />
politische Mandate an noch zielen sie auf die Übernahme von Regierungsverantwortung“<br />
(ANDERSEN et al. 2000, S. 243).<br />
Interessenverbände werden auch als „Lobbyisten“ bezeichnet. Durch Einflussnahme<br />
auf die Überzeugungen z.B. der Regierung, der Ministerien, Parlamente <strong>und</strong> Parteien,<br />
versuchen sie den politischen Prozess entsprechend den Interessen ihrer Mitglieder zu<br />
lenken. Doch nicht allein die Arbeit der Politik soll beeinflußt werden, sondern auch<br />
Verbraucher <strong>und</strong> Unternehmen sind Zielscheibe ihrer Arbeit.<br />
Im Tourismus lassen sie sich laut MUNDT differenzieren in Verbände, die die wirtschaftlichen<br />
Interessen der Produzenten verfolgen („Produzentengruppen“ z.B. der<br />
Zusammenschluss der Deutschen Reisemittler, der Deutsche Reisebüro Verband<br />
(DRV)) <strong>und</strong> solche, die v.a. aus umwelt- <strong>und</strong> / oder sozialpolitischen Gründen Einfluss<br />
auf die touristische Entwicklung im In- <strong>und</strong> Ausland nehmen wollen (Nichtproduzentengruppen<br />
wie Nichtregierungsorganisationen, Kirchen, Verbraucherverbände usw.) (vgl.<br />
MUNDT 2001, S. 438).<br />
17
Analyse des Projektträgers <strong>und</strong> des Projektes<br />
Die Verbände im öffentlichen Tourismus schätzt MUNDT „weniger als politische Interessenvertretungen<br />
denn als Marketing- <strong>und</strong> Werbeorganisationen“ ein (MUNDT 2001,<br />
S. 435). Mit dieser Aufgabe fördern aber auch sie im Endeffekt die wirtschaftliche Entwicklung<br />
ihrer Region <strong>und</strong> die ihrer Leistungsträger. Daher sind sie m. E. ebenso aus<br />
„wirtschaftlichen Motiven“ handelnde Interessengruppen, die sich gegenüber Akteuren<br />
mit gegensätzlichen Interessen in der eigenen Region durchzusetzen versuchen.<br />
Umweltpolitische Interessenverbände gründeten sich während der Protest- <strong>und</strong> alternativen<br />
Bürgerbewegungen der 70er <strong>und</strong> 80er Jahren in der alten B<strong>und</strong>esrepublik, also<br />
in der Zeit, in der auch die Tourismuskritik ihren Einzug in die öffentliche Diskussion<br />
fand. Sie setzen sich kritisch mit den negativen Auswirkungen des Phänomens Reisen<br />
auseinander (v.a. den ökologischen, aber auch den soziokulturellen).<br />
Während sich einige Verbände auf die Arbeit im klassischen Naturschutz (Erhalt natürlicher<br />
Lebensgr<strong>und</strong>lagen, Schutz bedrohter Tiere, Pflanzen <strong>und</strong> Landschaftsräume<br />
etc.) konzentrieren, beschäftigen sich andere mit einzelnen umweltrelevanten Politikfeldern<br />
wie z.B. der Verkehrspolitik (ANDERSEN et al. 2000, S. 244).<br />
Früher waren symbolische oder provokative Aktionen beliebte Instrumente der Umweltverbände,<br />
um Themen in die öffentliche Diskussion einzubringen. Das Problem<br />
wurde dabei gerne überzeichnet, „schwarzgemalt“ <strong>und</strong> mit der Erhobenen-Zeigefinger-<br />
Methode des moralisch vermeintlich besser Wissenden vermittelt.<br />
Heute bringen sich die Umweltverbände auch aktiv in die Umweltschutzarbeit ein,<br />
übernehmen selbst Verantwortung <strong>und</strong> unterziehen damit die eingeforderten alternativen<br />
Wirtschafts- <strong>und</strong> Lebensweisen selbst dem Praxistest. Dies kann in Form des<br />
Schutzgebietsmanagements oder als Veranstalter von alternativen Reisen geschehen<br />
(siehe BUND- <strong>und</strong> NABU-Stiftungen, BUND-Reisen, ADFC-Reisen). Entwickelt sich ein<br />
solches Projekt erfolgreich, kann es sogar zu einem Best-Practice-Beispiel der jeweiligen<br />
Branche avancieren, mit einem Marketing- bzw. Image-Effekt <strong>für</strong> den Verband. Je<br />
nach Thematik können die Verbände <strong>für</strong> ihre Projektarbeit finanzielle Unterstützung<br />
beim Umweltb<strong>und</strong>esamt (UBA) oder dem B<strong>und</strong>esamt <strong>für</strong> Naturschutz (BfN) beantragen<br />
(KAHLENBORN et al. 1999, S. 16).<br />
Doch mit welchen Mitteln wird Tourismuspolitik <strong>und</strong> –planung überhaupt gestaltet, <strong>und</strong><br />
welche davon stehen einem Interessenverband der Umweltlobby überhaupt zur Verfügung?<br />
Ziele <strong>und</strong> Instrumente in der Tourismuspolitik <strong>und</strong> -planung<br />
Da es in Deutschland keinen allgemein anerkannten fremdenverkehrspolitischen Zielkatalog<br />
gibt, ist es Aufgabe der auf den verschiedenen Ebenen im Tourismus tätigen<br />
Akteure, Tourismuskonzepte zu erarbeiten, in denen Leitbild, Ziele <strong>und</strong> Mittel zu deren<br />
18
Analyse des Projektträgers <strong>und</strong> des Projektes<br />
Durchsetzung festgelegt werden (vgl. FREYER 2001, S. 287). Die Mittel, die zur letztendlichen<br />
Umsetzung solcher Konzepte im Tourismus notwendig sind, lassen sich<br />
nach KAHLENBORN et al. in die in Übersicht 3 aufgeführten Instrumente unterteilen,<br />
<strong>und</strong> auf die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen (Staat, Unternehmen, Konsument)<br />
unterschiedlich anwenden. Sie sind nach dem Grad ihrer Verbindlichkeit in harte<br />
<strong>und</strong> weiche Instrumente differenzierbar. Gerade die fünf letzen Instrumente lassen sich<br />
als weiche Steuerungsinstrumente einstufen.<br />
Übersicht 3: Steuerungsinstrumente in der Tourismuspolitik<br />
Ordnungsrechtliche Instrumente / Gesetze<br />
Planungs- <strong>und</strong> Prüfinstrumente<br />
Fiskalische Instrumente (Steuern <strong>und</strong> Abgaben, z.B. Kurtaxe)<br />
Fördermittel<br />
Konstitutive Instrumente (z.B. Gründung eines Interessenverbandes, einer Instituti-<br />
on)<br />
Produktlabeling <strong>und</strong> Umweltwettbewerbe<br />
Verhandlungslösungen <strong>und</strong> Selbstverpflichtungen<br />
Marketing, informatorische, partizipatorische <strong>und</strong> bildungspolitische Instrumente<br />
Forschungsförderung<br />
(Quelle: KAHLENBORN et al. 1999, S. 82 ff.)<br />
Es ist offensichtlich, dass der VCD als ein Interessenverband nur mit weichen Instrumenten<br />
direkt operieren kann, also den Instrumenten, die die geringste Verbindlichkeit<br />
besitzen. Diese kann er sowohl zur Beeinflussung touristischer Anbieter, Nachfrager<br />
als auch langfristig des Staates einsetzen, so dass dieser die politischen Rahmenbedingungen<br />
in die gewünschte Richtung verändert. Auf das touristische Angebot einer<br />
Region kann er folglich nur sehr begrenzt Wirkung ausüben.<br />
2.3 Das VCD-Projekt „Reiselust – Neue Wege in den Urlaub“<br />
Vision / Leitbild<br />
„Langfristig arbeitet der VCD darauf hin, dass Reisende in Deutschland in allen touristischen<br />
Zielgebieten <strong>ohne</strong> Auto Urlaub machen <strong>und</strong> dabei das volle touristische Angebot<br />
der Urlaubsregion in Anspruch nehmen können. Deutschland soll im In- <strong>und</strong> Ausland<br />
als besonders geeignetes Reiseziel <strong>für</strong> Urlauber <strong>ohne</strong> Auto wahrgenommen <strong>und</strong> beworben<br />
werden. Die Bedürfnisse autofreier Urlaubsgäste sollen bei Tourismusanbie-<br />
19
Analyse des Projektträgers <strong>und</strong> des Projektes<br />
tern bekannt gemacht <strong>und</strong> ernst genommen werden. Außerdem müssen die Themen<br />
„Nachhaltige Mobilität im Tourismus“ <strong>und</strong> <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong> fester Bestandteil der<br />
Tourismusstudiengänge an Universitäten <strong>und</strong> Fachhochschulen werden“ (VCD intern,<br />
Oktober 2003)<br />
Ziele<br />
Das mit Mitteln des Umweltb<strong>und</strong>esamtes finanzierte Projekt mit dem ursprünglichen<br />
Arbeitstitel „Deutschland – attraktives Urlaubsland <strong>ohne</strong> Auto durch eine Verbesserung<br />
des Angebotes <strong>und</strong> der Marketingstrategie“ möchte, in einer Laufzeit von zwei Jahren<br />
(2003 – 2005), folgende Ziele erreichen:<br />
2 Mio. Menschen sollen über Tageszeitungen, Zeitschriften, Fernsehen, Radio etc.<br />
die Botschaft <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> Auto in Deutschland ist möglich, erholsam <strong>und</strong> ein ganz<br />
besonderes Erlebnis“ bekommen haben.<br />
Die Partnerregionen haben eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet, mit der<br />
sie sich verpflichten, ihr Angebot <strong>für</strong> Urlauber <strong>ohne</strong> Auto stetig zu verbessern <strong>und</strong><br />
zu bewerben.<br />
Die Partnerregionen haben ihre Angebote <strong>für</strong> Urlaub <strong>ohne</strong> Auto in ihren Werbematerialien,<br />
Internetauftritten <strong>und</strong> in ihrer Selbstdarstellung besonders hervorgehoben.<br />
Interessierte Urlauber können sich im Internet auf der VCD-Homepage <strong>und</strong> weiteren<br />
verlinkten Seiten über entsprechende Reiseziele <strong>und</strong> deren Angebote <strong>für</strong> Urlauber<br />
<strong>ohne</strong> Auto informieren.<br />
Der VCD hat exemplarische Materialien erarbeitet, wie Urlaub <strong>ohne</strong> Auto von Tourismusgemeinden<br />
oder –regionen beworben werden kann (VCD intern Oktober<br />
2003).<br />
Dabei geht es nicht um „Aufbauhilfe“ <strong>für</strong> disparitäre Regionen. Die teilnehmenden Destination<br />
sollen schon Urlaubsregionen in Deutschland sein. Bei der <strong>Angebots</strong>entwicklung<br />
beschränkt man sich auf Urlaubsaufenthalte ab 5 Nächte. In den Regionen müssen<br />
die Akteure schon offen <strong>für</strong> die Thematik sein <strong>und</strong> das ÖV-Angebot sollte vorhanden<br />
sein (VCD intern Oktober 2003).<br />
Instrumente / Mittel<br />
SWOT-Analyse des Angebotes in einer Region<br />
Verbesserung des Angebotes in den Regionen durch Lösungsvorschläge, Entwicklung<br />
von Qualitätskriterien<br />
Marketing des neuen Angebotes (Pressearbeit, Messeauftritte, Werbepatenschaften,<br />
Kooperationen mit Verbänden <strong>und</strong> Reiseveranstaltern)<br />
20
Anregung von Kooperationen<br />
Analyse des Projektträgers <strong>und</strong> des Projektes<br />
Erfahrungsaustausch zwischen Praktikern <strong>und</strong> Projektteilnehmern durch Organisation/Veranstaltung<br />
von Tagungen<br />
Information, Aufklärung, Sensibilisierung von Verbrauchern, Tourismuspraktikern,<br />
Lehrkräften <strong>und</strong> Studierenden (alle Informationen VCD intern, Oktober 2003).<br />
Personelle <strong>und</strong> finanzielle Ausstattung<br />
Zwei Vollzeitangestellte sowie eine Teilzeitkraft des VCD-Büros der Geschäftsstelle in<br />
Bonn arbeiten an dem Projekt (die Tourismusreferentin des Verbandes, eine Mitarbeiterin<br />
des fairkehr Verlages sowie eine Kommunikationswissenschaftlerin).<br />
Die Arbeit wird von einem wissenschaftlichen Beirat begleitet. Dieser setzt sich zusammen<br />
aus Personen aus Wissenschaft (Bereich Nachhaltiger Tourismus), Praxis<br />
(Werfenweng, Zwei-Täler-Land, Marketing-Agentur <strong>für</strong> öffentlichen Verkehr), <strong>und</strong> Politik<br />
(Bündnis 90/Grüne) sowie eigenen Verbandsfunktionären. Das Projekt wird finanziert<br />
durch Fördermittel des Umweltb<strong>und</strong>esamtes (UBA).<br />
Ausgewählte Regionen<br />
Kurz vor Abschluss dieser Arbeit (Januar 2004) hatte das Projektteam eine erste Vorauswahl<br />
der Regionen getroffen. Als Auswahlkriterium wurde das Eigeninteresse <strong>und</strong><br />
Engagement der Regionen gewählt, da damit der langfristige Erfolg des Projektes in<br />
der Region steht <strong>und</strong> fällt. Folgende neun Regionen sind in die Vorauswahl gekommen:<br />
1. Eggegebirge (Nordrhein-Westfalen)<br />
2. Elbtalaue-Wendland (Niedersachsen)<br />
3. Münsterland (Nordrhein-Westfalen)<br />
4. Nationalpark Müritz (Mecklenburg-Vorpommern)<br />
5. Nationalpark Sächsische Schweiz (Sachsen)<br />
6. Naturpark Thüringer Schiefergebirge / Obere Saale (Thüringen)<br />
7. Region Vogelsberg (Hessen)<br />
8. Uckermark (Brandenburg)<br />
9. Zwei-Tälerland / Schwarzwald (Baden-Württemberg) (VCD intern Januar 2004).<br />
Status Quo der Arbeit<br />
Obigen Regionen wurde ein Angebot – bestehend aus 12 verschiedenen Bausteinen –<br />
geschickt (vgl. Übersicht 4, S. 22). Die Regionen werden in Absprache mit dem Pro-<br />
21
Analyse des Projektträgers <strong>und</strong> des Projektes<br />
jektteam entscheiden, welche der <strong>Angebots</strong>bausteine in ihrer Region Anwendung finden<br />
sollen.<br />
Übersicht 4: <strong>Angebots</strong>steine <strong>für</strong> die teilnehmenden Regionen des VCD-Projektes<br />
<strong>Angebots</strong>baustein des VCD Finanzierung<br />
Stärken-Schwächen-Analyse der Region bezüglich<br />
<strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong><br />
Moderation von R<strong>und</strong>en Tischen in der Region<br />
zum Thema<br />
Pressekonferenz <strong>und</strong> Kooperationsvereinbarung<br />
auf Reisemessen<br />
Projektmittel<br />
Projektmittel<br />
Projektmittel<br />
Messepräsenz <strong>und</strong> Vorträge Projektmittel<br />
Unterstützung beim Marketing des Angebotes<br />
<strong>und</strong> Sponsoren<br />
<strong>Marketingkonzept</strong>: Projektmittel<br />
Darüber hinaus individuelle Absprache mit VCD<br />
Aufbau einer Internetpräsenz Projektmittel<br />
Veranstaltung von Tagungen Projektmittel<br />
Unterstützung bei <strong>Angebots</strong>gestaltung<br />
Individuelle Absprache mit VCD, ggf. Projektmittel<br />
Lobbyarbeit zum Thema Projektmittel<br />
Bei Schutzgebieten: Abstimmung mit dem Projekt<br />
„Fahrtziel Natur“ mit ggf. Aufnahme<br />
Aufnahme in die Neuauflage der Broschüre<br />
„Naherholung“ des VCD<br />
Aufbau eines Netzwerkes „Nachhaltige Mobilität<br />
im Deutschlandtourismus“<br />
Wissenschaftliche Begleitung des Projektes<br />
durch einen wissenschaftlichen Beirat sowie<br />
Einbindung studentischer Arbeiten<br />
(Quelle: VCD intern, Januar 2004)<br />
-<br />
Projektmittel<br />
Projektmittel<br />
Projektmittel<br />
Hintergr<strong>und</strong> des Projektes<br />
Das Projekt ist die Fortsetzung der Initiative „Nachhaltige Mobilität im Tourismus durch<br />
Optimierung der Reisekette“. Auch dieses wurde (zwischen Oktober 2000 <strong>und</strong> März<br />
2002) vom VCD <strong>und</strong> der fairkehr Verlags GmbH mit Fördermitteln des Umweltb<strong>und</strong>esamtes<br />
durchgeführt.<br />
Mit dem Projekt wollte der VCD dem Verbraucher Alternativen aufzeigen, „wie sowohl<br />
bei An- <strong>und</strong> Abreise als auch mit vernetzten Mobilitätsangeboten im Umweltverb<strong>und</strong><br />
vor Ort, ein nachhaltiger attraktiver Urlaub „erlebt“ werden kann. Hier<strong>für</strong> sollte die bestehende<br />
Informationslücke zwischen den Tourismusregionen <strong>und</strong> ÖPNV-<br />
Unternehmen auf der einen <strong>und</strong> Reisebüromitarbeitern <strong>und</strong> Endk<strong>und</strong>en auf der anderen<br />
Seite geschlossen werden“ (VCD 2002, S. 3).<br />
22
Analyse des Projektträgers <strong>und</strong> des Projektes<br />
Bereits vorhandene Alternativen zur Flug- <strong>und</strong> Automobilität im Freizeit- <strong>und</strong> Tourismusbereich<br />
sollten Anbietern <strong>und</strong> Nachfragern zur Information, Aufklärung <strong>und</strong> Motivation<br />
präsentiert werden (best-practice). Hier<strong>für</strong> wurde eine Datenbank bereits vorhandener<br />
guter Beispiele erstellt (vgl. VCD 2002, S. 4). Es entstanden Publikationen zum<br />
Thema „Bahnfahren in Europa“ sowie zum Thema <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> Auto in deutschen<br />
Ferienregionen (Naherholung)“.<br />
Einschätzung des Projektes<br />
Mit dem laufenden Projekt tritt der VCD in eine neue Dimension seiner Arbeit ein. War<br />
er bisher allein mit Informations- <strong>und</strong> Aufklärungsarbeit zu seinem Anliegen sowie mit<br />
dem Marketing von schon von Urlaubsregionen ausgearbeiteten Angeboten beschäftigt,<br />
versucht er nun bei der Entwicklung der Angebote (Produkt-, Preis- <strong>und</strong> Distributionspolitik)<br />
einzugreifen. Vom reinen „Forderer“ wird er somit plötzlich zum Gestalter,<br />
der beweisen muss, dass er nicht nur über das Wissen um das bessere Verhalten verfügt,<br />
sondern auch um das praktische Know-How zur Anwendung desselben.<br />
Es wird sich zeigen, wo bei der Arbeit unter reellen Rahmenbedingungen „Abstriche“<br />
an den Anspruch einer „nachhaltigen Mobilität im Tourismus“ hinzunehmen sein werden.<br />
Dabei kann der VCD lediglich auf die in Kapitel 2.2/Exkurs beschriebenen, weichen<br />
Instrumente zurückgreifen, was ein wesentliches Problem darstellen könnte.<br />
Mit Hilfe einer vom VCD erstellten SWOT-Analyse <strong>und</strong> einer daran anschließenden<br />
Konzepterstellung wird versucht, das Angebot einer Reiseregion in die vom VCD als<br />
erstrebenswert angesehene Richtung zu lenken <strong>und</strong> zu vermarkten. Für den Fall, dass<br />
diese Strategie aufgeht, könnten sich einige der teilnehmenden Regionen zu „Best-<br />
Practice-Beispielen“ in Deutschland entwickeln.<br />
Der Schlüssel zum Erfolg bei der Erstellung des Angebotes <strong>und</strong> der Vermarktung liegt<br />
allerdings bei den Regionen. Sie haben den größten Teil der Kompetenz <strong>und</strong> damit der<br />
Verantwortung <strong>für</strong> das Gelingen in der Hand. So können z.B. nur einige der regionalen<br />
Akteure „harte“ Instrumente verwenden, die zur langfristigen Umsetzung des Konzeptes<br />
auf jeden Fall eingesetzt werden müssen.<br />
Die Idee des Projektes fördert den Aufbau von Kooperationen <strong>und</strong> Netzwerken in <strong>und</strong><br />
zwischen den Regionen, die wertvolle Synergien freisetzen können. Als Nebeneffekt<br />
werden auf diese Weise auch die VCD-Argumente <strong>für</strong> einen Urlaub <strong>ohne</strong> Auto weitergetragen.<br />
Was mit den angestoßenen Aktionen nach Ende der Laufzeit 2005 geschehen soll, ist<br />
noch offen. Der VCD hofft auf eine Fortschreibung des Projektes. Auch die Gründung<br />
eines Netzwerkes der teilnehmenden Regionen ist nicht ausgeschlossen. Darüber hinaus<br />
ist eine Betreuung der Regionen durch regionale Mitgliederarbeit angedacht, sie ist<br />
23
Analyse des Projektträgers <strong>und</strong> des Projektes<br />
allerdings nicht in allen Regionen möglich, da die Mitglieder auf ehrenamtlicher Basis<br />
arbeiten <strong>und</strong> sehr unterschiedlich qualifiziert <strong>und</strong> engagiert sind. Den Schutzgebietsregionen<br />
soll die Aufnahme in das Programm „Fahrtziel Natur“ ermöglicht werden (BOL-<br />
LICH mündl. 22.01.2004).<br />
Es stellt sich also die Frage, wie erfolgreich die Regionen an dem Angebot <strong>„Urlaub</strong><br />
<strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong> weiterarbeiten werden, wenn sich der VCD als Ideenbringer, Koordinator<br />
<strong>und</strong> unter Umständen auch als Mediator wieder zurückzieht? Mit der Durchführung<br />
einer kurzen Marketingkampagne ist den Regionen nicht dabei geholfen, langfristige<br />
Veränderungen voranzubringen.<br />
Andererseits kann der Verband durch eine große medial inszenierte Aktion versuchen,<br />
sein Anliegen den Entscheidungsträgern in den deutschen Reiseregionen ins Bewusstsein<br />
zu bringen, so dass darüber geredet <strong>und</strong> diskutiert wird <strong>und</strong> vielleicht auch<br />
der eine oder andere Akteur oder Verbraucher dazu bewegt wird, etwas zu ändern.<br />
Dem VCD selbst nützt die Arbeit auf jeden Fall. Sein Anliegen wird bekannter gemacht,<br />
es wird eine gewisse Sensibilisierung („awareness“) erzeugt. Außerdem bedeutet die<br />
PR-Arbeit auch immer Marketing <strong>für</strong> den eigenen Verband - schließlich arbeitet keiner<br />
der Beteiligten aus völlig uneigennützigen Motiven.<br />
Auch im Bereich der Ausbildung kann man sicherlich eine Menge in den Köpfen von<br />
Studierenden <strong>und</strong> Dozenten bewegen. Die vorliegende Arbeit ist nur ein Beispiel da<strong>für</strong>.<br />
Doch wie viel neues wird sich angebotstechnisch im Rahmen des Projektes anstoßen<br />
lassen? Solange es bei den Akteuren keine großen Investitionskosten verursacht <strong>und</strong><br />
sich unterm Strich amortisiert, wird man sicherlich auf Bereitschaft zur Partizipation bei<br />
den entsprechenden Akteuren stoßen. Doch um ein langfristiges <strong>und</strong> auch finanzielles<br />
Engagement der lokalen Akteure zu erzeugen, wird es beständiger Überzeugungs- <strong>und</strong><br />
Motivationsarbeit bedürfen.<br />
Den größten „Knackpunkt“ des Projektes stellt m. E. allerdings der Verbraucher dar.<br />
Solange die Angebote nicht erkennbare Vorteile <strong>für</strong> ihn bereit halten, wird er auf die<br />
Fahrt mit seinem Auto nicht verzichten.<br />
3 <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong> – Praxisbeispiele<br />
Im folgenden Kapitel werden beispielhaft vier Projekte zum Thema <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong><br />
untersucht, um zu klären, welche Maßnahmen, flankierenden Planungsinstrumente<br />
<strong>und</strong> Akteurskonstellationen in der Praxis bisher <strong>entwickelt</strong> bzw. eingesetzt wurden.<br />
24
Urlaub <strong>ohne</strong> Auto – Praxisbeispiele<br />
Außerdem soll herausgefiltert werden, welche Faktoren zum Erfolg der Projekte führten<br />
bzw. worin deren größte Probleme <strong>und</strong> Mängel lagen.<br />
3.1 Auswertung<br />
Übersicht 5 (s. unten) gibt einen Überblick über die bisherigen Verkehrsinitiativen im<br />
Tourismus im deutschsprachigen Raum. Hierbei sei angemerkt, dass die Auflistung<br />
lediglich beispielhaften Charakter hat. Es wird in keiner Weise Anspruch auf Vollständigkeit<br />
über laufende oder abgeschlossene Projekte zu diesem Themenbereich erhoben.<br />
Übersicht 5: Praxisbeispiele <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong><br />
Staatliche Ebene<br />
Europäische Ebene<br />
Nationale Ebene<br />
B<strong>und</strong>eslandebene<br />
Regionale Ebene<br />
(Quelle: eigene Darstellung)<br />
Initiative / Projekt<br />
Netzwerk Europäischer Tourismus mit Sanfter Mobilität (NETS)<br />
(vormals: Projekt „Sanfte Mobilität in Tourismusorten <strong>und</strong> –regionen“)<br />
(www.soft-mobility.com)<br />
Das EU-Pilotprojekt „Umweltfre<strong>und</strong>liche Reiselogistik“ (Alps Mobility II)<br />
(INTERREG II-Projekt mit 18 Partnern im Alpenraum, Federführung hat das<br />
österreichische Umweltministerium, Laufzeit von 2002 – 2005, vormals alps<br />
mobility) (www.alpsmobility.org)<br />
(beide Projekte waren ein Zusammenschluss verschiedener Modellregionen in den Ländern<br />
Österreich, Italien, Deutschland)<br />
Fahrtziel Natur (www.fahrtziel-natur.de)<br />
VCD-Projekte „Naherholung“ + „Zügig durch Europa“ (www.vcd.org)<br />
Interessengemeinschaft <strong>für</strong> sanfte Mobilität in Österreichs Kur- <strong>und</strong> Tourismusorten<br />
(„IG sanfte Mobiliät“) (www2.vol.at/igmobil)<br />
Gemeinschaft autofreier Schweizer Tourismusorte (www.gast.org)<br />
Außerdem:<br />
VIABONO-Kriterienkatalog <strong>für</strong> Tourismusorte (www.viabono.de)<br />
Interessengemeinschaft <strong>für</strong> Autofreie Kur- <strong>und</strong> Fremdenverkehrsorte in Bayern<br />
(IAKF)<br />
Landkreis Oberallgäu<br />
HarzMobil<br />
Autofreie Ostfriesische Inseln<br />
Zweitäler-Land<br />
BayerwaldTicket<br />
Müritz-Nationalpark-Busse<br />
Frankenwald-Busse<br />
25
Im folgenden werden<br />
auf europäischer Ebene: NETS,<br />
auf B<strong>und</strong>esebene: Fahrtziel Natur,<br />
auf Landesebene: IAKF,<br />
Urlaub <strong>ohne</strong> Auto – Praxisbeispiele<br />
auf regionaler Ebene: LK Oberallgäu<br />
näher vorgestellt <strong>und</strong> analysiert. Durch diese Auswahl wird es möglich, sowohl verschiedene<br />
räumliche Ebenen als auch Initiatoren zu betrachten. Bei der Untersuchung<br />
interessierten mich im wesentlichen folgende Fragestellungen:<br />
Organisation <strong>und</strong> Akteure, Finanzierung, Laufzeit<br />
Projektziele<br />
Vorgehensweise<br />
(Wurde etwas am Angebot geändert? Wurden neue Angebote geschaffen? Wie<br />
wurde das Angebot vermarktet (Innen- <strong>und</strong> Außenmarketing)? Wurden ggf. Rahmenbedingungen<br />
geändert? Wenn ja, mit Hilfe welcher Steuerungsinstrumente?<br />
An welche Zielgruppen richtete sich das Angebot bzw. die Arbeit des Projektes?<br />
In Kapitel 3.2 werden die Ergebnisse <strong>und</strong> gewonnen Erkenntnisse dann näher analysiert<br />
<strong>und</strong> diskutiert.<br />
3.1.1 Auf europäischer Ebene: NETS<br />
Projektidee, Organisation <strong>und</strong> Akteure<br />
Das 1999 gegründete „Netzwerk Europäischer Tourismus mit sanfter Mobilität“ (NETS)<br />
(www.soft-mobility.com) ist das Ergebnis des EU-Projektes „Sanfte Mobilität in Tourismusorten<br />
<strong>und</strong> –regionen“, das in der Laufzeit Januar 1996 bis Sommer 1997 zwölf<br />
Tourismusgemeinden <strong>und</strong> sechs Expertenorganisationen aus den drei EU-<br />
Mitgliedsstaaten Österreich, Deutschland <strong>und</strong> Italien in der „Arbeitsgemeinschaft Sanfte<br />
Mobilität (ARGE)“ miteinander verband (NETS o.D.).<br />
NETS „will Tourismusorte <strong>und</strong> Regionen ansprechen, welche sanfte Mobilität als Qualitätsbestandteil<br />
einer nachhaltigen Tourismusentwicklung betrachten. Die Sanfte Mobilität<br />
soll im Leitbild, entsprechenden Maßnahmen bzw. im konkreten Urlaubsangebot<br />
zum Ausdruck kommen“ (NETS o.D.).<br />
Neben den Teilnehmern der ARGE zählen zu den Gründungsmitgliedern des NETS die<br />
drei nationalen Bewegungen IAKF (Interessengemeinschaft <strong>für</strong> autofreie Kur- <strong>und</strong><br />
Fremdenverkehrsorte in Bayern), die schweizerische GAST (Gemeinschaft Autofreier<br />
Schweizer Tourismusorte) <strong>und</strong> die österreichische IG (=Interessengemeinschaft) Sanfte<br />
Mobilität (vgl. NETS o.D.). Am Netzwerk sind darüber hinaus zwei Regionalberatungsfirmen<br />
<strong>und</strong> ein Verkehrsplanungsbüro beteiligt.<br />
26
Urlaub <strong>ohne</strong> Auto – Praxisbeispiele<br />
Ergebnisse des Vorgängerprojektes „Sanfte Mobilität in Tourismusorten <strong>und</strong> –<br />
regionen“<br />
An diesem Projekt nahmen die Orte bzw. Regionen Lungau, Salzkammergut, Werfenweng,<br />
Bad Füssing, Bodenmais / Zwiesel, Oberstdorf, Hochpustertal sowie die Region<br />
Bad Reichenhall / Frauenau / Mittenwald / Tannheim teil.<br />
Hauptzielsetzung war „die Intensivierung des Erfahrungsaustausches <strong>und</strong> die weitere<br />
Vernetzung der Initiativen (in den Regionen) in Richtung Qualitätstourismus“ (ARGE<br />
1997, S. 2).<br />
Inhaltlich beschäftigte man sich mit den fünf Themenbereichen<br />
An- <strong>und</strong> Abreise,<br />
Öffentlicher Verkehr (ÖV) am Ort bzw. in der Region,<br />
Marketing, Akzeptanz,<br />
Innenmarketing / relevante Akteure,<br />
Neue Technologien / Innovationen (vgl. ARGE 1997, S. 7 ff.).<br />
Dabei bearbeitete jede Modellregion einen anderen Aufgabenschwerpunkt, z.B. Informationspakete<br />
<strong>für</strong> den regionalen öffentlichen Verkehr, Erstellung eines Anreiselogistikkonzeptes<br />
oder Entwicklung innovativer, „sanfter“ Mobilitätsangebote <strong>für</strong> den Gast<br />
(vgl. ARGE 1997, S. 2).<br />
„Um den kommunalen Entscheidungsträgern von der Planung bis zur Umsetzung (...)<br />
Unterstützung zu leisten, wurden während der Projektlaufzeit Checklisten <strong>entwickelt</strong>,<br />
die als Resultat der Diskussionen in den Workshops der Partnertagungen sowie der<br />
zahlreichen Expertengespräche betrachten werden können“ (ARGE 1997, S. 179). Die<br />
<strong>für</strong> die Bereiche „Situationsanalyse des Tourismusmarketing eines Tourismusortes“,<br />
„Machbarkeitskriterien (Rahmenbedingungen)“, „Nachfrageseite (Gäste <strong>und</strong> deren<br />
Meinungen)“, „<strong>Angebots</strong>seite (v.a. Infrastruktur)“, <strong>und</strong> „Innenkommunikation (erfolgreiches<br />
<strong>und</strong> rechtzeitiges Einbinden der Bevölkerung)“ <strong>entwickelt</strong>en Checklisten wurden<br />
im Abschlussbericht leider nicht veröffentlicht (vgl. ARGE 1997, S. 179). Da<strong>für</strong> findet<br />
sich hier eine Zusammenstellung der wichtigsten Erfolgs- <strong>und</strong> Hemmfaktoren des Gesamtprojektes.<br />
Als Erfolgsfaktoren wurden eingestuft:<br />
ein integrierter Verkehrsentwicklungsplan der Tourismusorte,<br />
die Abstimmung der Verkehrsplanung mit den Bedürfnissen des Tourismus, der<br />
lokalen Bevölkerung sowie der lokalen Wirtschaft,<br />
die Einsetzung „R<strong>und</strong>er Tische“ <strong>für</strong> einen funktionierenden Kommunikationsfluss<br />
in der Projektregion,<br />
der Wunsch / das Bedürfnis der Urlaubsgäste nach autofreien Zonen im Tourismusort,<br />
27
die Fahrradfre<strong>und</strong>lichkeit der Orte, der Region,<br />
Urlaub <strong>ohne</strong> Auto – Praxisbeispiele<br />
die Attraktivität des ÖPNV-Angebotes (Preise, zielgruppengerechte Angebote<br />
etc.),<br />
eine Parkraumplanung nicht nur aus der Pkw-Nutzer-Perspektive,<br />
Monitoring <strong>und</strong> Modifikation durch Bürger- <strong>und</strong> Gästebefragungen,<br />
Überprüfung der privatwirtschaftlichen Finanzierbarkeit der Lösungsbausteine<br />
(ARGE 1997, S. 180 ff.).<br />
Als Hemmfaktoren wurden ein nicht ausreichendes Innenmarketing bzw. die fehlende<br />
Akzeptanz des Projektes bei der lokalen Bevölkerung <strong>und</strong> den lokalen Akteuren ausgemacht.<br />
Neben einem mangelnden Informationsfluss zwischen den Akteuren bzw.<br />
den Akteuren <strong>und</strong> den Urlaubsgästen, wurden auch „mangelnder Leidensdruck durch<br />
Verkehr“ einzelner Akteure, politische Rangeleien, menschliche Faktoren, Einzelegoismen,<br />
mangelnde Weitsicht der Akteure <strong>und</strong> zu theoretische Informationsr<strong>und</strong>en<br />
als Problembereiche genannt (vgl. ARGE 1997, S. 35).<br />
Regelmäßige öffentliche Informationsveranstaltungen oder Podiumsdiskussionen mit<br />
externen Fachleuten sowie Schulungen, oder die Ausschreibung eines Wettbewerbs<br />
könnten nach Einschätzung von ARGE die Motivation der Akteure zum aktiven Mitmachen<br />
steigern (vgl. ARGE 1997, S. 37).<br />
Ziele der Nachfolgeinitiative NETS<br />
Ziel des Netzwerkes ist das „Weitertragen“ der Idee der sanften Mobilität im Tourismus<br />
<strong>und</strong> der Austausch von Erfahrungen. Sanfte Mobilität soll als Beitrag zur Bereitstellung<br />
eines qualitativ hochwertigen Tourismusangebotes einer Destination verstanden werden.<br />
Gleichzeitig versucht das Konzept, die Lebens- <strong>und</strong> Umweltqualität in den Urlaubsregionen<br />
oder –orten zu verbessern (NETS o.D.).<br />
Vorgehensweise<br />
Diese Ziele sollen in den Destinationen mit Hilfe folgender Maßnahmen erreicht werden<br />
:<br />
Förderung der Fußgänger <strong>und</strong> Radfahrer,<br />
Ausbau des öffentlichen Verkehrs innerorts <strong>und</strong> bei An- <strong>und</strong> Abreise,<br />
Einsatz emissionsfreier bzw. schadstoffarmer Kraftfahrzeuge,<br />
Freihaltung des gesamten Ortes oder wesentlicher Kernbereiche bzw. Kur- <strong>und</strong><br />
Erholungsbereiche vom Kfz-Verkehr mit Verbrennungsmotoren (Ausnahmegenehmigungen<br />
in Sonderfällen),<br />
Öffentlichkeitsarbeit <strong>und</strong> Marketing <strong>für</strong> sanfte Mobilität (NETS o.D.).<br />
28
Urlaub <strong>ohne</strong> Auto – Praxisbeispiele<br />
Prinzipiell kann jede Destination Mitglied in diesem Netzwerk werden, die sich mit dem<br />
Leitbild <strong>und</strong> den Zielen der sanften Mobilität identifizieren kann. Um die Mitgliedschaft<br />
möglichst flexibel zu gestalten, wurden verschiedene „Partnerkategorien“ <strong>entwickelt</strong>.<br />
Die Mitglieder <strong>und</strong> Bewerber werden mit Hilfe eines Qualitätsstandard-Kataloges eingestuft,<br />
der eine Mischung aus performance- <strong>und</strong> prozessorientierten Kriterien enthält. 1<br />
Auch die Qualitätskriterien selbst sind dynamisch <strong>und</strong> können durch die Gesellschafter/Gründungsmitglieder<br />
jederzeit verändert werden. Der Prozess folgt dem der Einführung<br />
von Umwelt- <strong>und</strong> Qualitätsmanagementsystemen in Unternehmen (Zusammenstellung<br />
einer Arbeitsgruppe, Bestandsaufnahme, Festsetzung von Zielen, Maßnahmen,<br />
Zuständigkeiten, Monitoring der Arbeit mit Hilfe laufender Berichte).<br />
Zudem engagiert sich das Netzwerk selbst in Form von Lobby- <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Kooperationen <strong>und</strong> Erfahrungsaustausch, Beratung <strong>und</strong> Unterstützung bei der<br />
Konzeption von Angebot <strong>und</strong> Marketing sanfter Mobilität in den Destinationen. Bestimmte<br />
beraterische Leistungen können im Rahmen des Mitgliedervertrages individuell<br />
ausgehandelt werden. Das Netzwerk finanziert sich über die Jahresbeiträge der<br />
Mitglieder (Euro 2.500 pro Jahr), Spenden <strong>und</strong> Projektaufträge.<br />
Einschätzung<br />
NETS scheint mir das bedeutendste <strong>und</strong> umfassendste Projekt im Bereich Verkehrsmanagement<br />
im Tourismus der letzten Jahre, das eine Reihe bestehender regionaler<br />
Initiativen gebündelt <strong>und</strong> in einen europäischen Kontext gesetzt hat. Auf diese Weise<br />
ließen sich eine Vielzahl unterschiedlicher Ideen <strong>und</strong> Erfahrungen aufnehmen <strong>und</strong> weiterentwickeln.<br />
Bei der Arbeit wendet man eine Mischung harter <strong>und</strong> weicher Steuerungsinstrumente<br />
an. So kommen planerische Instrumente genauso zum Einsatz, wie Maßnahmen zur<br />
Verbesserung von Angebot <strong>und</strong> Marketing. Der Fokus der Initiative liegt auf den Akteuren<br />
in den Destinationen, nicht auf dem Nachfrager.<br />
3.1.2 Auf B<strong>und</strong>esebene: Fahrtziel Natur<br />
Fahrtziel Natur ist ein seit Sommer 2001 laufendes Projekt der Deutschen Bahn AG<br />
<strong>und</strong> der Umweltverbände `B<strong>und</strong> <strong>für</strong> Umwelt <strong>und</strong> Naturschutz Deutschland´ (BUND),<br />
`Naturschutzb<strong>und</strong>´ (NABU), `Verkehrsclub Deutschland´ (VCD) <strong>und</strong> `World Wide F<strong>und</strong><br />
for Nature´ (WWF). „Die Kooperation entstand mit dem Ziel, gemeinsame Interessen<br />
1 - Destination 1: Tourismusorte/-verbände, welche die Qualitätskriterien erfüllen<br />
- Destination 2: Tourismusorte/-verbände, welche die Qualitätskriterien teilw. erfüllen,<br />
- NETS-Interessent: Tourismusorte/-verbände, welche die Qualitätskriterien nicht erfüllen, dies aber mittelfristig<br />
als Ziel anstreben. Hinzu kommen Sonderstatuten <strong>für</strong> Leistungspartner wie Verkehrsträger, Reiseveranstalter,<br />
Ministerien <strong>und</strong> NGOs (vgl. NETS o.D.).<br />
29
Urlaub <strong>ohne</strong> Auto – Praxisbeispiele<br />
der Verbände <strong>und</strong> der DB zu bündeln“ (DB 2003a). Der Kooperationsvertrag wird jährlich<br />
zwischen den Vertragspartnern erneuert (BOLLICH mündl. 22.01.04).<br />
Das Projekt umwirbt den Aufenthalt in deutschen Großschutzgebieten mit einer Anreise<br />
per Bahn sowie der Bewegung vor Ort mit Bus, Rad oder zu Fuß. In der Saison<br />
2003 waren insgesamt 15 Gebiete in neun B<strong>und</strong>esländern vertreten. 1 2004 wird der<br />
Naturpark Frankenwald als 16. Schutzgebiet in das Projekt aufgenommen.<br />
Projektidee <strong>und</strong> Ziele<br />
Die Idee zu diesem Projekt entstammte der Feststellung, dass Urlauber <strong>und</strong> Ausflügler<br />
in Deutschland nur ein „geringes Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der öffentlichen<br />
Verkehrsmittel“ haben. Es bestehen vielerorts Defizite im ÖPNV (Anbindung <strong>und</strong> Angebot),<br />
aber auch ein oft wenig koordiniertes Marketing. Das Internet wird zur Vertreibung<br />
von Komplett-Reiseangeboten <strong>und</strong> zur Information über öffentliche Verkehrsmittel<br />
in den Destinationen zu wenig genutzt (vgl. ZTG 2002, S. 25).<br />
Neben einer Stärkung der „umwelt- <strong>und</strong> regionalverträglichen Verkehrsmittel“ bei der<br />
Urlaubs- <strong>und</strong> Freizeitmobilität, soll der Bekanntheitsgrad <strong>und</strong> die Akzeptanz der<br />
Schutzgebiete als Destinationen gefördert werden. Die Belastung der Großschutzgebiete<br />
durch die An- <strong>und</strong> Abreise der Besucher bei ständig steigenden Besucherzahlen<br />
soll besser bewältigbar werden (vgl. JOB 2002, S. 15). Gleichzeitig sollen Deutschlandurlaub<br />
<strong>und</strong> die Idee des nachhaltigen Tourismus populärer gemacht werden (vgl.<br />
ZTG 2002, S. 25).<br />
Organisation <strong>und</strong> Akteure<br />
Das Projekt wird von einem Team, bestehend aus sechs Mitgliedern (repräsentiert<br />
durch jeweils einen Vertreter der Verbände <strong>und</strong> zwei Vertreter der Deutschen Bahn<br />
AG), geplant <strong>und</strong> gemanagt. Es hat Entscheidungskompetenz über Finanzen, Gr<strong>und</strong>sätze,<br />
Maßnahmen <strong>und</strong> Gebietserweiterung.<br />
Eine Arbeitsgemeinschaft Öffentlichkeitsarbeit ist mit der Planung b<strong>und</strong>esweiter PR<strong>und</strong><br />
Werbemaßnahmen beschäftigt. Die Regionalgruppen der Umweltverbände sind<br />
zur „Koordinierung <strong>und</strong> Umsetzung der Maßnahmen in den Gebieten“ aufgefordert<br />
(ZTG 2002, S. 25)<br />
1 Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer, Nationalpark<br />
Niedersächsisches Wattenmeer, Nationalpark Jasm<strong>und</strong>, Biosphärenreservat Süd-Ost Rügen,<br />
Müritz-Nationalpark, Naturpark Uckermärkische Seen, Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, Nationalpark<br />
Hainich, Nationalpark Harz, Nationalpark Hochharz, Nationalpark Sächsische Schweiz, Naturpark<br />
Bayerischer Wald, Nationalpark Bayerischer Wald, Nationalpark Berchtesgaden (DB 2003a)<br />
30
Urlaub <strong>ohne</strong> Auto – Praxisbeispiele<br />
a) Deutsche Bahn AG<br />
Bei der Deutsche Bahn AG entspringt das Engagement <strong>für</strong> das Projekt ihrem Umweltmanagementprogramm.<br />
Das Thema Umweltschutz wird als Teil des strategischen<br />
„Stakeholdermanagements“ des Konzerns „bearbeitet“.<br />
Als Stakeholder (= Akteure) werden die K<strong>und</strong>en, die Aktionäre, die Fremdkapitalgeber,<br />
die eigenen Mitarbeiter, die Lieferanten, der Staat <strong>und</strong> die Gesellschaft (Gewerkschaften,<br />
Verbände, Parteien, Anw<strong>ohne</strong>r) betrachtet. Sie alle stellen in irgendeiner Form<br />
Ansprüche an das Unternehmen <strong>und</strong> beeinflussen somit seine (wirtschaftliche) Entwicklung.<br />
Ziel des Stakeholdermanagements ist es, die Akteure in die Strategie des<br />
Unternehmens einzubinden, <strong>und</strong> sich so zur eigenen Wertsteigerung zu Nutze zu machen<br />
(vgl. DB 2003b).<br />
Die Aufgaben des Umweltmanagement der Deutschen Bahn AG bzw. des damit beauftragten<br />
Umweltzentrums in Berlin werden folgendermaßen definiert:<br />
bedienen der Stakeholder Staat <strong>und</strong> Gesellschaft (insbesondere NGOs),<br />
zur Infrastrukturverbesserung beitragen (z. B. Lärmreduktion),<br />
Lobby- <strong>und</strong> Informationsarbeit,<br />
unternehmensinterner Umweltschutz,<br />
Nachhaltiges Wirtschaften (Vermeiden von Altlasten, Ausgleich zwischen ökologischen,<br />
ökonomischen <strong>und</strong> sozialen Gegebenheiten),<br />
Ressourceneffizienz (Effizienter Gebrauch aller Ressourcen, insbesondere Energie,<br />
Wasser <strong>und</strong> sonst. Medien, möglichst wenig <strong>und</strong> sortierter Abfall),<br />
umweltorientierte Beschaffung (Ökologische Verbesserungen verlangen <strong>und</strong><br />
bei Lieferanten honorieren),<br />
Weitergabe des Umweltvorteils an K<strong>und</strong>en,<br />
Umweltmarketing (vgl. DB 2003b).<br />
Das Projekt „Fahrtziel Natur“ wird als eine Umweltmarketing-Maßnahme eingestuft,<br />
ähnlich der Broschüre „Mobilitäts-Bilanz“ oder dem auf ihrer Internetseite angebotenen<br />
„Umweltmobilcheck“. Gleichzeitig bedient die Bahn mit dieser Aktion einen Teil der<br />
Akteure, die Ansprüche an die Umweltschutzarbeit des Unternehmens stellen.<br />
Die Umweltverbände werden von der Bahn als sehr bedeutsame Lobbyisten eingestuft.<br />
Sie attestiert ihnen nicht nur Einfluss in den <strong>für</strong> sie jeweils relevanten Politikfeldern.<br />
Ihrer Meinung nach haben sie in der Öffentlichkeit ein positives Image, wirken glaubwürdig<br />
<strong>und</strong> sind daher wichtige Multiplikatoren. Der Bahn als Verkehrsmittel stehen sie<br />
wohlwollend gegenüber, weniger dem Unternehmen DB AG, das aber trotzdem ihr<br />
wichtigster Ansprechpartner <strong>für</strong> das Bahnwesen bleibt (vgl. DB 2003b).<br />
31
Urlaub <strong>ohne</strong> Auto – Praxisbeispiele<br />
Um die Zusammenarbeit mit den Verbänden zu pflegen <strong>und</strong> zu fördern, wird von der<br />
Bahn (speziell dem Umweltzentrum) jährlich ein Workshop zu Bahnthemen organisiert.<br />
Zweijährig findet eine Akteurskonferenz zur Vegetationskontrolle statt. Darüber hinaus<br />
ist die Bahn um eine „laufende Kontaktpflege zu umweltpolitisch wichtigen Themen“ mit<br />
den Verbänden bemüht (vgl. DB 2003b).<br />
Mit der kommenden Saison wird sich an dieser Organisation allerdings einiges ändern.<br />
Das Projekt wurde vom Bahn-Umweltzentrum an den Unternehmensbereich „Personenverkehr<br />
Marketingkooperation Tourismus“ mit Sitz in Frankfurt/Main übergeben.<br />
Durch diese Änderung lässt sich die touristische Vermarktung z.B. über AMEROPA<br />
vereinfachen. Der VCD sieht in dieser Umstrukturierung auch eine Aufwertung des<br />
Projektes von Seiten der Bahn (alle Information: BOLLICH mündl. 22.01.04).<br />
b) Die Umweltverbände<br />
Während der NABU <strong>und</strong> der BUND auf Gr<strong>und</strong> ihrer Struktur <strong>und</strong> ihrer hohen Mitgliederzahlen<br />
in fast allen Regionen präsent <strong>und</strong> aktiv sein können, haben sich VCD <strong>und</strong><br />
WWF auf einzelne Regionen oder Themen spezialisiert. Über 30 Informationszentren<br />
werden in den Großschutzgebieten von einem der Verbände betrieben (BMU 2003a, S.<br />
40ff.).<br />
„Der VCD engagiert sich besonders im Harz <strong>und</strong> im Bayerischen Wald. Dort finden<br />
zum Beispiel Aktionstage statt, bei denen VCD-Mitglieder auf den Parkplätzen der<br />
Schutzgebiete Informationen zur alternativen Anreise mit der Bahn verteilen“. Der VCD<br />
Landesverband Niedersachsen veranstaltet z.B. Tagungen, auf denen die Kooperationspartner<br />
über Perspektiven <strong>für</strong> eine nachhaltige Mobilität <strong>und</strong> einen sanften Tourismus<br />
diskutieren. Der WWF kümmert sich vor allem um die Lenkung des Tourismus an<br />
den Küsten (DB 2003a).<br />
Für die Verbände ist die Aktion ein „willkommener Marketingeffekt“ sowohl <strong>für</strong> ihre Arbeit<br />
als auch <strong>für</strong> ihre Angebote. Initiator des Projektes war nach Angaben des VCD der<br />
ehemalige BUND-Geschäftsführer <strong>und</strong> heutige Leiter des Bahn-Umweltzentrums Peter<br />
Westenberger (GWINNER mündl. 13.10.03).<br />
Auch die von mir befragten Schutzgebiete interessiert weniger der Aspekt „ÖV-<br />
Anreise“ als vielmehr die Möglichkeit, das eigene Schutzgebiet b<strong>und</strong>esweit bekannt zu<br />
machen (NATURPARK mündl. 10.12.03, BIOSPHÄRENRESERVAT mündl. 11.12.03,<br />
NATIONALPARK mündl. 18.12.03).<br />
Vorgehensweise<br />
Die Auswahl der Regionen erfolgt durch die Steuerungsgruppe auf Gr<strong>und</strong> einer Analyse<br />
des Angebotes des sich bewerbenden Großschutzgebietes im Bereich Bus- <strong>und</strong><br />
32
Urlaub <strong>ohne</strong> Auto – Praxisbeispiele<br />
Bahnnetz, Fahrradverleih, attraktives Radwegenetz <strong>und</strong> außergewöhnliche Transportmittel<br />
(z.B. Schmalspurbahn zum Brocken im Harz, der historische Zug „Rasender Roland“<br />
auf Rügen etc.) (vgl. ZTG 2002, S. 25). 1 Hier<strong>für</strong> gibt es keine Kriterienliste, vielmehr<br />
wird individuell abgewogen, ob eine Aufnahme sinnvoll erscheint. Die begrenzte<br />
personelle <strong>und</strong> finanzielle Ausstattung des Projektes macht zudem eine Begrenzung<br />
der Teilnehmer notwendig (BOLLICH mündl. 22.01.04).<br />
Der Marketingschwerpunkt der Projektträger liegt in der Kommunikationspolitik. Die<br />
gesammelten Informationen zu den Regionen, Angaben zur Anreise, konkreten Ausflugstipps,<br />
Pauschalangebote etc. werden über Internetseiten (www.fahrtziel-natur.de),<br />
Drucksachen (Plakatreihe, Faltblätter der Regionen), email-newsletter <strong>und</strong> redaktionelle<br />
Beiträge <strong>für</strong> Zeitungen, Hörfunk <strong>und</strong> Fernsehen verbreitet. Hinzu kommen zielgruppengerechte<br />
Aktionen wie Angebote <strong>und</strong> Werbung <strong>für</strong> Klassenfahrten.<br />
Zur Unterstützung des Imageaufbaus wurde ein Logo <strong>entwickelt</strong>, das in Form von<br />
Baumwolltaschen <strong>und</strong> Trinkbechern käuflich erwerbbar ist. Eine Reihe von Loks der<br />
Deutschen Bahn AG wurden mit dem Logo beklebt. Die Vermarktung erfolgt auch kooperativ<br />
mit da<strong>für</strong> passenden Multiplikatoren wie z.B. Viabono oder passende Reiseveranstalter/Reisemittler<br />
wie z.B. AMEROPA. Die Verbände organisieren Aktionstage<br />
in den Schutzgebieten (z.B. Earth Day in der Uckermark vom WWF) (vgl. ZTG 2002, S.<br />
25f., BMU 2003a, S. 40ff.).<br />
Die Verantwortung <strong>für</strong> die Ausarbeitung spezieller verkaufbarer Angebote (Produktpolitik)<br />
liegt hingegen bei den verantwortlichen Akteuren in den Regionen. Für solche Projekte<br />
können die Großschutzgebiete Zuschüsse von max. € 5000 beantragen. Dabei<br />
muss der Projektträger eine Eigenbeteiligung von mindestens einem Drittel der Gesamtkosten<br />
hinzusteuern (VCD schriftlich, 22.01.04). Im Jahr 2001 investierten Bahn<br />
<strong>und</strong> die Verbände zusammen r<strong>und</strong> € 600.000 in das Projekt (vgl. ZTG 2002, S. 25).<br />
Die Kooperationspartner scheinen das Projekt als erfolgreich einzustufen; 2003 wurde<br />
es in der dritten Saison durchgeführt. In den letzten drei Jahren wurde die Anzahl der<br />
Schutzgebiete kontinuierlich erhöht <strong>und</strong> das Angebot <strong>und</strong> die Vermarktung professionalisiert.<br />
Von Seiten der Bahn wurde das Budget <strong>für</strong> die Saison 2004 sogar verdoppelt<br />
(BOLLICH mündl. 22.01.04).<br />
1 Diese Vorgehensweise konnte mir durch die drei von mir befragten Schutzgebietsvertreter in der Uckermark nicht<br />
bestätigt werden. Diesen war der Gr<strong>und</strong> ihrer Aufnahme oder Ablehnung nicht bekannt. Ihre Bewerbung zur Teilnahme<br />
an diesem Projekt beruhte auf einer Aufforderung durch die Landesanstalt <strong>für</strong> Großschutzgebiete Brandenburgs (NA-<br />
TURPARK mündl. 10.12.03).<br />
33
Urlaub <strong>ohne</strong> Auto – Praxisbeispiele<br />
Einschätzung<br />
Der Initiator des Projektes ist die Deutsche Bahn, die die Umweltverbände von einer<br />
Zusammenarbeit überzeugen konnte. Nach der oben beschriebenen Stakeholder-<br />
Management-Methode macht sie sich die Verbände zu Nutze. Durch den dabei gleichzeitig<br />
eintretenden Win-Win-Effekt kann sich der betroffene Akteur dieser Form der<br />
Instrumentalisierung nur schwerlich entziehen.<br />
Durch Aufteilung der Marketingarbeit zwischen den Destinationen (Angebot) <strong>und</strong> den<br />
Projektträgern (Kommunikation) haben die Koordinatoren den wesentlichsten Teil,<br />
nämlich das tatsächliche Produkt, das der K<strong>und</strong>e vor Ort vorfinden wird, nicht unter<br />
Kontrolle. Diese Tatsache wird zwar dadurch „abgemildert“, dass in vielen Schutzgebieten<br />
die am Projekt teilnehmenden Umweltverbände selbst aktive Arbeit leisten. Aber<br />
analysiert man den Zustand des Angebotes in den Schutzgebieten genauer, stellt man<br />
fest, dass dieses oft sehr ernüchternd sein kann.<br />
Die Regionen werden nach ihrem bisherigen Angebot ausgewählt. Ob sie selber weitere<br />
Initiativen starten, liegt allein in ihrer Hand <strong>und</strong> auch in ihrem finanziellen Spielraum,<br />
da die Unterstützung von Seiten der Organisatoren <strong>für</strong> eine <strong>Angebots</strong>schaffung in keiner<br />
Weise ausreicht.<br />
Daher würde ich das Projekt insgesamt als reine Marketingmaßnahme einstufen, die<br />
nicht zu einer Verbesserung des Verkehrsangebotes in den Regionen führen wird. Als<br />
flankierende Maßnahme zu dem jetzigen VCD-Projekt <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong>, in dem eine<br />
wirkliche Veränderung in den Regionen angestrebt wird, fände ich eine solche Initiative<br />
durchaus sinnvoll <strong>und</strong> begrüßenswert. In seiner jetzigen Form dient es allerdings in<br />
aller erster Linie seinen Trägern als Marketingeffekt <strong>und</strong> weniger den Besuchern der<br />
Schutzgebietsregionen.<br />
3.1.3 Auf Landesebene: die IAKF<br />
Organisation <strong>und</strong> Akteure<br />
Die Interessengemeinschaft <strong>für</strong> Autofreie Kur- <strong>und</strong> Fremdenverkehrsorte in Bayern e.V.<br />
(IAKF) besteht aus 19 Mitgliedskommunen, die in ihrer Arbeit vom bayerischen Landesministerium<br />
<strong>für</strong> Planung <strong>und</strong> Umwelt unterstützt werden. Das 1993 gegründete Projekt<br />
finanziert sich durch Mitgliedsbeiträge <strong>und</strong> Eigenmittel der Kommunen. Einzelprojekte<br />
werden zudem durch das Ministerium gefördert (vgl. PROVINCIA o.D.).<br />
Projektziele<br />
Ziele des Projektes sind:<br />
Erhaltung / Wiederherstellung des „innerörtlichen Flairs“, also der Aufenthaltsqualität<br />
im öffentlichen Raum,<br />
34
Erhöhung der Lebensqualität aller,<br />
Schließung der Reisekette des Gastes,<br />
Attraktive <strong>und</strong> mehr Angebote im ÖPNV,<br />
Urlaub <strong>ohne</strong> Auto – Praxisbeispiele<br />
Reduktion von Schadstoffen durch umweltfre<strong>und</strong>liche ÖPNV-Angebote,<br />
Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs (MIV),<br />
Vorbild sein (vgl. PROVINCIA o.D.).<br />
Vorgehensweise<br />
Die gesetzten Ziele versucht man zu erreichen, indem Teile der Ortszentren <strong>für</strong> den<br />
Autoverkehr gesperrt wurden. Die Gemeinden sollen in ihrer touristischen <strong>Angebots</strong>entwicklung<br />
darauf achten, dass kurze Wege oder gar „Alternativangebote“ zu nicht<br />
<strong>ohne</strong> Auto erreichbaren Attraktionen geschaffen werden. Das ÖV-Angebot soll verbessert<br />
werden <strong>und</strong> in Kooperation mit der Deutschen Bahn sowohl <strong>für</strong> die lokale Bevölkerung<br />
als auch <strong>für</strong> die Urlaubsgäste attraktiv gestaltet werden. Für jeden Mitgliedsort<br />
wird ein individuelles Entwicklungskonzept erarbeitet.<br />
Bisherige Ergebnisse<br />
Die Projektorte konnten nach Durchführung ihrer vielfältigen Maßnahmen mit Hilfe von<br />
Pkw- <strong>und</strong> Fahrgastzählungen, eine Steigerung der Fahrgastzahlen im ÖV sowie einen<br />
Rückgang des MIV verzeichnen. Messungen ergaben eine Verbesserung der Luftqualität<br />
in den Orten. Gästebefragungen wiesen eine Steigerung der Zahl der Urlauber auf,<br />
die <strong>ohne</strong> Auto angereist waren. Insgesamt wird die Entwicklung als ein Beitrag zur<br />
„Qualitätssteigerung des touristischen Angebotes“ der Mitgliedskommunen gesehen<br />
(PROVINCIA o.D.).<br />
Die finanzielle Unterstützung durch das Landesministerium wird explizit als ein herausragender<br />
Faktor <strong>für</strong> eine erfolgreiche Umsetzung der Maßnahmen gesehen, da die<br />
Kommunen mit eigenen Mitteln viele Veränderungen nicht hätten realisieren können.<br />
Die aufwändige Überzeugungsarbeit, die Akzeptanzschaffung bei der lokalen Bevölkerung<br />
sowie bei den Urlaubern <strong>für</strong> die Projektidee wird als größte Schwierigkeit eingestuft<br />
(vgl. PROVINICIA o.D.).<br />
Einschätzung<br />
Die in der IAKF organisierten Gemeinden wenden zur Verbesserung der ÖV-Situation<br />
eine Mischung verschiedener sowohl harter als auch weicher Steuerungsinstrumente<br />
an. Darüber hinaus geht es auch um eine Erweiterung des Angebotes <strong>und</strong> eine bessere<br />
Vermarktung desselben. Zielgruppe der Initiativen in den Gemeinden sind die Gäste<br />
35
Urlaub <strong>ohne</strong> Auto – Praxisbeispiele<br />
bzw. die lokale Bevölkerung. Zielgruppe der IAKF selbst sind hingegen die Gemeinden,<br />
die hier Lobby <strong>und</strong> Erfahrungsaustausch finden <strong>und</strong> auf diese Weise Synergieeffekte<br />
nutzen können.<br />
3.1.4 Auf regionaler Ebene: Landkreis Oberallgäu<br />
Der Landkreis Oberallgäu begann im Mai 1995 mit der Erarbeitung eines ÖPNV-<br />
Konzeptes mit dem Titel „Im Allgäu haben auch die Autos Urlaub“.<br />
Organisation <strong>und</strong> Akteure<br />
Am Projekt waren das Landratsamt Oberallgäu, die fünfzehn Busunternehmen der Region<br />
sowie die DB Regio AG <strong>und</strong> die DB Reise <strong>und</strong> Touristik beteiligt. Die Beteiligung<br />
touristischer Akteure wird nicht erwähnt. Das Projekt startete im Mai 1995. Die jährliche<br />
Finanzierung von 2,6 Mio. DM wurde zu 50% über die staatlichen ÖPNV-Zuweisungen<br />
an die ÖV-Anbieter <strong>und</strong> zu 50% vom Landkreis Oberallgäu möglich gemacht. Dieses<br />
Geld wurde allein zu 50% <strong>für</strong> die Subventionierung der Fahrpreise verwendet. Darüber<br />
hinaus wurde hiermit ein erweitertes Busangebot ermöglicht, es wurden Informations<strong>und</strong><br />
Werbematerialien gedruckt <strong>und</strong> Sonderaktionen <strong>und</strong> Veranstaltungen organisiert.<br />
Die Finanzierungsverantwortung übernahm anfänglich der Kreis, nach drei Jahren<br />
Laufzeit wurde sie auf die Verkehrsunternehmen übertragen (alle Zahlen: PROVINCIA<br />
o.D.).<br />
Projektziele<br />
Es wurde versucht, das ÖPNV-Netz besser zu takten <strong>und</strong> auf die Fahrtzeiten der Züge<br />
abzustimmen, sowie ein attraktives Preissystem <strong>für</strong> Pendler, Tagesausflügler <strong>und</strong> Urlauber<br />
zu schaffen. (vgl. PROVINCIA o.D.). Ziele des Projektes waren:<br />
Schaffung einer Alternative zum Auto,<br />
Reduktion der verkehrsbedingten Emissionen, wirksame Entlastung der Umwelt,<br />
Verbesserung des Services <strong>für</strong> Einheimische <strong>und</strong> Urlauber,<br />
Sicherung der hohen Lebensqualität in der Region,<br />
Partnerschaftliches Miteinander aller Verkehrsträger (vgl. PROVINCIA o.D.).<br />
Vorgehensweise<br />
Das ÖPNV-Angebot selbst wurde um ca. 50% erweitert. Für die Abendst<strong>und</strong>en wurden<br />
Anrufsammeltaxi-Angebote eingeführt. Die ÖPNV-Fahrzeiten wurden auf die des Zugverkehrs<br />
abgestimmt. Für die Zielgruppe Urlauber / Tagesausflügler wurden eine Ta-<br />
36
Urlaub <strong>ohne</strong> Auto – Praxisbeispiele<br />
geskarte sowie eine Urlaubskarte <strong>für</strong> 7 oder 14 Tage <strong>entwickelt</strong>. Für die lokale Bevölkerung<br />
differenzierte man das Angebot in eine 10er Karte, ein Umweltabo <strong>und</strong> eine<br />
Schülerkarte.<br />
Für das gesamte Projekt <strong>entwickelt</strong>e man eine Corporate Identity (ID) inklusive dem<br />
oben angegebenen Motto, was das Außenmarketing des Landkreises auch als Urlaubsregion<br />
nach eigenen Angaben positiv beeinflusste. Im Jahr 2000 wurde dem Projekt<br />
der bayerische ÖPNV-Preis <strong>für</strong> die vorbildliche Kooperation der Akteure verliehen<br />
(vgl. PROVINCIA o.D.).<br />
Bisherige Ergebnisse<br />
Das Projekt hat zur Qualitätssteigerung der Tourismusangebote der Region beigetragen.<br />
Insgesamt stieg die Personenbeförderung der Verkehrsgesellschaften um bis zu<br />
200% (PROVINCIA o.D.). Der Aufbau, der heute als gut funktionierend eingeschätzten<br />
Kooperation zwischen den Akteuren, wird als schleppend <strong>und</strong> damit als größter Hemmfaktor<br />
des Projektes eingeschätzt. Ohne die gute Abstimmung mit dem DB-Angebot<br />
sowie dem starken Engagement von Einzelpersonen (hier wird v.a. der ÖPNV-<br />
Beauftragte des Kreises erwähnt) wäre das Projekt nicht so erfolgreich gewesen. Um<br />
einen langfristigen Erfolg zu ermöglichen, hat sich die Region mittlerweile auch an anderen,<br />
überregionalen Projekten dieser Art beteiligt, u.a. am EU-Projekt „Umweltfre<strong>und</strong>liche<br />
Reiselogistik“ (vgl. PROVINCIA o.D.).<br />
Einschätzung<br />
Bei diesem Projekt wurde das Angebot deutlich erweitert <strong>und</strong> verbessert. Gleichzeitig<br />
wurden verschiedene Marketingmittel (Produktdifferenzierung, Außenmarketing etc.)<br />
angewendet.<br />
Ob darüber hinaus weitere Steuerungsinstrumente zum Einsatz kamen, wurde aus der<br />
zur Verfügung stehenden Quelle nicht deutlich. Da seit Mitte der 90er Jahre eine Erweiterung<br />
des Linienangebotes etc. im Nahverkehrsplan des Landkreises festgeschrieben<br />
wird, würde das auch den Einsatz eines planerischen Instrumentes bedeuten.<br />
Das Projekt ist allerdings nicht an eine gezielte Reduzierung des Autoverkehrs in den<br />
Kommunen gekoppelt, wie es bei NETS <strong>und</strong> IAKF der Fall war. Zielgruppe dieses Projektes<br />
sind die K<strong>und</strong>en, sowohl Einheimische als auch Besucher.<br />
37
3.2 Ergebnisse der Analyse der Praxisbeispiele<br />
Urlaub <strong>ohne</strong> Auto – Praxisbeispiele<br />
Räumliche Verteilung<br />
Projekte zum Thema <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong> befinden sich besonders gehäuft im vom Tourismus<br />
stark übernutzten Alpenraum. Sie lassen sich aber auch in anderen Gebirgen,<br />
am Meer, in Seengebieten oder in sonstigen ökologisch empfindlichen Regionen finden,<br />
also in Gebieten, denen durch ihr Relief oder ihren Naturraum „natürliche“ Grenzen<br />
in der Siedlungskörperentwicklung gesetzt werden. Der Wunsch einer Überlastung<br />
durch Verkehr <strong>und</strong> Tourismus entgegenzuwirken, entsteht also aus einem besonders<br />
schnell einsetzenden Leidensdruck der lokalen Bevölkerung bzw. des Ökosystems.<br />
Akteure, Organisation<br />
Die recherchierten Aktionen lassen sich grob in folgende Gruppen unterteilen:<br />
Aktionen von unten bzw. „von innen“<br />
Sie finden in den Kommunen bzw. Regionen selbst statt <strong>und</strong> entstehen meist aus dem<br />
oben beschriebenen Leidensdruck. Auf dieser Ebene wird konkret gehandelt <strong>und</strong> verändert.<br />
Zielgruppen der Initiativen sind die Besucher sowie die lokale Bevölkerung.<br />
(Bsp. LK Oberallgäu)<br />
Netzwerke in Mischform<br />
Netzwerke gibt es in verschiedenen Akteurskonstellationen. Einige sind ein reiner Zusammenschluss<br />
verschiedener Kommunen. Meist werden aber noch weitere überregionale<br />
staatliche Akteure miteinbezogen, um sich neue Finanzquellen zu eröffnen. Zudem<br />
können Verbände oder Berater am Projekt beteiligt sein, um neues Know-how mit<br />
einbringen zu können. Zielgruppe dieser Aktionen sind in erster Linie die Mitglieder<br />
selbst. Es geht um Erfahrungsaustausch, aber auch um Lobbyarbeit.<br />
(Bsp.: IAKF, NETS)<br />
Aktionen von außen bzw. „von oben“<br />
Zu dieser Gruppe zählt das Projekt „Fahrtziel Natur“, aber auch das derzeitige VCD-<br />
Projekt. Initiator können ein nationaler Verkehrsträger oder ein national agierender Interessenverband<br />
bzw. ein Zusammenschluss von beiden sein. Die Motivation hierzu ist<br />
eine Mischung aus Lobbyarbeit <strong>und</strong> Eigenmarketing.<br />
Die einzelnen Maßnahmen laufen nicht unabhängig voneinander. Die meisten Kommunen<br />
oder Regionen sind an verschiedenen Projekten auf den verschiedenen Ebenen<br />
gleichzeitig beteiligt, da unterschiedliche Ziele mit den einzelnen Projekten verfolgt<br />
38
Urlaub <strong>ohne</strong> Auto – Praxisbeispiele<br />
werden. Die Verschaffung eines Überblicks über die derzeitige Situation in der Praxis<br />
wird dadurch erheblich erschwert.<br />
Daher erscheint es mir sinnvoll, diese Ergebnisse einmal in einer Datenbank zu speichern,<br />
statt sie auf eine Unzahl verschiedener Internetseiten mit unterschiedlichen „Etiketten“<br />
(Sanfte Mobilität / Nachhaltige Mobilität etc.) zu verteilen. Auf diese Weise ließe<br />
sich nicht nur sinnlose Doppelarbeit vermeiden, sondern auch die mediale Aufmerksamkeit<br />
<strong>für</strong> das Thema erhöhen.<br />
Zudem stellt sich die Frage, ob es überhaupt soviel verschiedener paralleler Initiativen<br />
bedarf, oder ob nicht mittlerweile ein Stadium erreicht ist, in dem es angebracht wäre,<br />
sie unter einem europäischen Dach(verband) zu bündeln.<br />
Überdies lassen sich bei der Zusammenstellung der beteiligten Akteure keine weiteren<br />
Strukturen erkennen. Hierbei scheint der Initiator die entscheidende Rolle zu spielen.<br />
Genauso vielfältig sind die Laufzeiten <strong>und</strong> die Finanzierung der Projekte.<br />
Projektziele<br />
Die von den Projekten selbst aufgeführten Ziele sind m.E. zum Teil dem Bereich Instrumente<br />
/ Maßnahmen zuzuordnen. Folgende Projektziele lassen sich daher zusammenfassen:<br />
Austausch von Erfahrungen, Wissenstransfer, Vorbildfunktion,<br />
Kooperation,<br />
Erhöhung der Qualität des touristischen Angebotes der Destinationen,<br />
Erhöhung der Umweltqualität durch die Reduktion von Schadstoffen <strong>und</strong> Lärm,<br />
Erhöhung der Lebensqualität, bzw. Erhöhung der Aufenthaltsqualität im öffentlichen<br />
Raum,<br />
Erhöhung der Attraktivität des ÖV.<br />
Der Vergleich der Projektziele der Praxisbeispiele mit den Definitionen nachhaltiger<br />
Mobilität in Kapitel 1 zeigt deutlich, dass sich durchaus ökologische <strong>und</strong> auch soziale<br />
Aspekte der Nachhaltigkeit bei den Projekten wiederfinden lassen. Auch im Bereich<br />
Institutionelles finden sich einige Ansätze (Beteiligung, Aufklärung der lokalen Bevölkerung,<br />
Kooperation der lokalen Akteure).<br />
Zu wenig beachtet werden allerdings Überlegungen zur langfristigen ökonomischen<br />
Tragfähigkeit der Projekte. Lediglich beim Vorgängerprojekt von NETS wird unter den<br />
Erfolgsfaktoren auf die privatwirtschaftliche Tragfähigkeit der Produkte verwiesen. Eine<br />
Ursache hier<strong>für</strong> könnte in der zumeist staatlichen Förderung der Projekte liegen. Doch<br />
ist dies durchaus als Defizit der Initiativen zu betrachten, da die Leitlinie der Nachhaltigkeit<br />
die Balance der drei Dimensionen <strong>für</strong> einen langfristigen Erfolg vorsieht. Da die<br />
39
Urlaub <strong>ohne</strong> Auto – Praxisbeispiele<br />
Rentabilität des ÖV gerade einer der größten Schwachpunkte des Angebotes darstellt,<br />
sollte die Frage der ökonomischen Tragfähigkeit m. E. auf jeden Fall mit in ein Projekt<br />
integriert werden.<br />
Da die Initiatoren selbst kaum Einfluss auf die Entwicklung in den Regionen haben,<br />
finden sich die mit Abstand am wenigsten konkreten Zielsetzungen beim Projekt<br />
„Fahrtziel Natur“.<br />
Instrumente / Maßnahmen<br />
Hier finden sich zwei verschiedene Ansätze. Einige Projekte arbeiten nur am Angebot<br />
<strong>und</strong> Marketing des ÖV-Angebotes. Hierbei werden sowohl Innen- als auch Außenmarketingmaßnahmen<br />
angewendet. Andere Initiativen setzen darüber hinaus Maßnahmen<br />
zur Reduzierung des MIV ein. Auf diese Weise lässt sich der Effekt der ersten Maßnahme<br />
verstärken. Manche Projektziele bzw. Nachhaltigkeitsdimensionen lassen sich<br />
anders auch gar nicht realisieren. Will man eine umfassende Veränderung in einer Region<br />
voranbringen, gilt es alle vorhandenen Steuerungsinstrumente einzusetzen, was<br />
wiederum nur durch die Kooperation der hier<strong>für</strong> relevanten Akteure zu erreichen ist.<br />
Allerdings darf hierbei nicht vergessen werden, dass nicht alle Regionen aus einem<br />
Überlastungsdruck anfangen, ÖV-Konzepte <strong>für</strong> Urlauber zu entwickeln. Besteht in einer<br />
Region kein Überlastungsproblem durch Autoverkehr, ist demnach abzuwägen,<br />
welche Bedeutung dem Handlungsbereich „Reduzierung des MIV“ beigemessen wird.<br />
Erfolgs- <strong>und</strong> Hemmfaktoren<br />
In diesem Bereich wurden je nach Projekt vielfältige Aussagen getroffen. Besonders<br />
wichtig erscheinen mir die wiederholt auftretenden Nennungen zu einer funktionierenden<br />
Kooperation, der beständigen Kommunikation untereinander bzw. mit den Bürgern<br />
<strong>und</strong> Gästen sowie die Bedeutung des Engagements Einzelner. Nicht unerheblich erscheint<br />
auch eine Kopplung des Angebotes <strong>für</strong> die Besucher an die Wünsche <strong>und</strong> Bedürfnisse<br />
der lokalen Bevölkerung.<br />
4 Fazit Teil B<br />
Die in diesem Teil der Arbeit gewonnenen Erkenntnisse dienten als „Hilfestellung“ zur<br />
Erarbeitung einer Checkliste. Sie wiederum war der Leitfaden zur Ausarbeitung des<br />
folgenden <strong>Angebots</strong>- <strong>und</strong> <strong>Marketingkonzept</strong>es <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong> <strong>für</strong> die Reiseregion<br />
Uckermark (vgl. Anhang, A1).<br />
40
Urlaub <strong>ohne</strong> Auto – Praxisbeispiele<br />
Doch beruht sie nicht allein auf den hier zusammengetragenen Ergebnissen. Vielmehr<br />
ist sie das Resultat einer Auswertung sowohl theoretischer Literatur als auch von Praxisbeispielen.<br />
Alle verwendeten Quellen sind im Literaturverzeichnis aufgeführt. Überdies<br />
gingen aber auch eigene Ideen in die Gestaltung der Liste ein.<br />
An dieser Stelle sei nochmals angemerkt, dass sich auf die am wesentlichsten erscheinenden<br />
Aspekte einer nachhaltigen Mobilität konzentriert wurde (vgl. Kapitel<br />
1.1.1). Vergleicht man die berücksichtigten Gesichtspunkte mit den Definitionen in Kapitel<br />
1.1.1 wird deutlich, dass eine Analyse einer Region bzgl. der Nachhaltigkeit ihres<br />
Mobilitätsangebotes durchaus noch eine ganze Reihe weiterer Aspekte berücksichtigen<br />
könnte.<br />
41
Situationsanalyse Uckermark<br />
C <strong>Angebots</strong>- <strong>und</strong> <strong>Marketingkonzept</strong> <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong><br />
<strong>entwickelt</strong> am Beispiel der Reiseregion Uckermark<br />
Die Marketing-Planung erfolgt nach dem folgenden Schema:<br />
Definition eines Leitbildes<br />
<br />
Situationsanalyse / SWOT<br />
<br />
Festlegung der Marketingziele<br />
<br />
Festlegung der Marketingstrategien<br />
<br />
Bestimmung des Instrumenteneinsatzes zur Marktbearbeitung<br />
(Produktpolitik, Preispolitik, Distributionspolitik, Kommunikationspolitik (= Marketing Mix))<br />
<br />
Implementierung<br />
<br />
Monitoring, Anpassung, regelmäßige Marktforschung<br />
(Quelle: nach LUFT 2001, S. 209)<br />
Die Ausarbeitung des <strong>Marketingkonzept</strong>es beginnt mit einer Analyse der Situation in<br />
der Region <strong>und</strong> einer Auswertung dieser Informationen in Form einer Stärken-<br />
Schwächen- / Chancen-Risiken-Analyse (SWOT).<br />
Das übergeordnete Leitbild des Konzeptes entspricht dem des VCD-Projektes. Diese<br />
noch sehr allgemein gehaltene Vision von einem Urlaub <strong>ohne</strong> Auto wird nach der Be-<br />
standsaufnahme <strong>für</strong> die Region konkretisiert.<br />
Anders als bei einem umfassenden Tourismusentwicklungskonzept wurde der<br />
Schwerpunkt der Analyse auf die <strong>für</strong> den Tourismus relevante Verkehrsinfrastruktur<br />
<strong>und</strong> ihre Vermarktung gelegt. Dabei werden sowohl Aspekte des Innenmarketing als<br />
auch des Außenmarketing betrachtet.<br />
Die Situationsanalyse beginnt mit einer kurzen Charakterisierung der Reiseregion. Ihr<br />
folgt die Vorstellung der wichtigsten regionalen Akteure <strong>für</strong> die Bereiche Tourismus <strong>und</strong><br />
Verkehr sowie die Überprüfung wichtiger Planwerke. Danach beginnt die eigentliche<br />
Untersuchung der örtlichen Gegebenheiten entlang der Reisekette des Gastes: sie<br />
beginnt mit der An- bzw. Abreise, gefolgt von der Darstellung der Situation der Mobilität<br />
in der Region bzw. vor Ort. Außerdem wird der Zustand der Ankunftsbereiche (Bahn-<br />
höfe <strong>und</strong> ggf. Bushaltestellen) überprüft. Schließlich wird die Struktur der derzeitigen<br />
Nachfrager der Segmente Verkehr <strong>und</strong> Tourismus, die Marketingarbeit <strong>und</strong> die Einstel-<br />
lung der Akteure zur Projektidee beleuchtet.<br />
Der Übernachtungstourismus spielt nicht in allen Teilen der Uckermark eine herausra-<br />
gende wirtschaftliche Rolle, daher konzentriert sich die Konzepterarbeitung auf die<br />
Schwerpunktregionen – Angermünde, Lychen <strong>und</strong> Templin.<br />
42
1 Methodik<br />
Situationsanalyse Uckermark<br />
Um sich einen Überblick über den Status Quo der Region zu verschaffen, wurde ein<br />
Mix aus Primär- <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>äranalyse gewählt. Dabei fanden folgende Methoden An-<br />
wendung:<br />
• Auswertung von Planungs- <strong>und</strong> <strong>Marketingkonzept</strong>en, Werbematerial, Internetsei-<br />
ten <strong>und</strong> wissenschaftlicher Literatur.<br />
• Analyse des VBB-Fahrplanbuches Uckermark Ausgaben 2002/2003 <strong>und</strong><br />
2003/2004 sowie der Broschüre „Tourenplaner“ des VCD in Berlin <strong>und</strong> Faltblätter<br />
der Regionalexpresszüge der Deutschen Bahn AG RE 5 <strong>und</strong> RE 3.<br />
• Kartenanalyse (VBB-Liniennetz Uckermark, ADAC-Reiseatlas, Kartenmaterial der<br />
örtlichen Tourismusvereine <strong>und</strong> Großschutzgebiete).<br />
• Befragung lokaler Akteure (Leitfadeninterviews)<br />
Gerade mit diesem Instrument ließen sich eine Vielzahl von Informationen sam-<br />
meln, auf die sonst kein oder nur unter großem Aufwand Zugriff gewesen wäre, wie<br />
z.B. über geplante oder vorhandene Projekte oder Konzepte <strong>und</strong> Statistiken. Dar-<br />
über hinaus ließ sich auch die Einstellung der Akteure zum Thema der Arbeit ermit-<br />
teln. Die Gesprächspartner wurden nach ihrer Relevanz <strong>für</strong> das Projekt ausgewählt<br />
(vgl. Checkliste). Neben einem <strong>für</strong> den ÖPNV betrauten Vertreter der Landkreis-<br />
verwaltung wurde mit zwei Vertretern der lokalen Verkehrsgesellschaften, einem<br />
Vertreter des Tourismusverbandes, zwei Vertretern „übernachtungsstarker“ Frem-<br />
denverkehrsvereine <strong>und</strong> drei Vertretern der touristisch sehr attraktiven Groß-<br />
schutzgebiete der Region gesprochen. Trotzdem erhebt die Auswahl der Ge-<br />
sprächspartner keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Gespräche erfolgten je<br />
nach Zeitbudget des Akteurs telefonisch oder persönlich. Die Aufzeichnung erfolgte<br />
handschriftlich (Interviewprotokolle <strong>und</strong> ihre Auswertung s. Anhangband). 1<br />
• Eigene Erhebungen im Gebiet<br />
Durch eigene Fahrten (s. Liste Anhang, A2) ließen sich folgende Aspekte untersu-<br />
chen:<br />
− Gestaltung der Ankunftsräume,<br />
− zeitliche <strong>und</strong> räumliche Übergänge bei Umsteigeverbindungen (Reisekette),<br />
− Ausstattung der Busse,<br />
− Attraktivität der Routenführung,<br />
− Qualität des Services.<br />
Die auf diese Weise zusammengetragenen Informationen wurden dann im nächsten<br />
Schritt mit Hilfe einer SWOT-Analyse ausgewertet.<br />
1 Der Tourismusverein Angermünde verweigerte leider die Zusammenarbeit.<br />
43
2 Die Uckermark – Situationsanalyse<br />
2.1 Vorstellung der Untersuchungsregion<br />
2.1.1 Regionale <strong>und</strong> administrative Abgrenzung<br />
Situationsanalyse Uckermark<br />
Die Reiseregion Uckermark ist identisch mit dem Landkreis Uckermark, der im Nordos-<br />
ten des B<strong>und</strong>eslandes Brandenburg, ca. 80 km nördlich von Berlin <strong>und</strong> ca. 60 km süd-<br />
westlich der polnischen Hafenstadt Szczecin (Stettin) gelegen ist (TMB 2002, S. 79).<br />
Im Norden grenzt das Gebiet an das B<strong>und</strong>esland Mecklenburg-Vorpommern, im Wes-<br />
ten an die Reiseregion Ruppiner Land (Landkreis Oberhavel + Teile des Landkreises<br />
Ostprignitz-Ruppin) <strong>und</strong> im Süden an das Barnimer Land (Landkreis Barnim). Die östli-<br />
che Grenze teilt die Uckermark mit der Republik Polen (s. Karten 1+2, S. 45).<br />
Der Landkreis setzt sich aus zwölf Ämtern <strong>und</strong> sieben amtsfreien Gemeinden zusam-<br />
men. Kreisstadt ist die, in der nördlichen Mitte des Landkreises gelegene Stadt Prenz-<br />
lau. Mit 3.058 qkm ist die Uckermark der flächengrößte Landkreis Deutschlands, womit<br />
er sogar das Saarland an Größe übertrifft (ca. 2570 qkm) (LUAB 2001,S. 179; FI-<br />
SCHER WELTALMANACH 2000, S. 223).<br />
Mit der deutschen Wiedervereinigung 1990 wurde die Uckermark zu einer Verwal-<br />
tungseinheit. Zu DDR-Zeiten gehörte der Westteil mit den Städten Templin <strong>und</strong> Prenz-<br />
lau zum Bezirk Neubrandenburg, der Ostteil mit den Städten Angermünde <strong>und</strong><br />
Schwedt hingegen zum Bezirk Frankfurt/Oder. Diese Teilung macht sich bis heute<br />
noch bemerkbar wie die weitere Analyse zeigen wird. 1<br />
2.1.2 Naturraum <strong>und</strong> Landschaftsbild<br />
Der Naturraum des Kreises ist eiszeitlich überprägt. Von Westen nach Osten bzw. von<br />
Süden nach Norden <strong>entwickelt</strong> sich die Landschaft von einer kuppigen zu einer flach-<br />
welligen Moränenlandschaft, die am Ostrand in der Flussauenlandschaft der Oder (die<br />
die natürliche Grenze zu Polen markiert) endet.<br />
Eine Fülle kleinerer <strong>und</strong> größerer Seen, Moore, Wälder <strong>und</strong> landwirtschaftliche Flächen<br />
prägen das Bild. Viele Straßen sind von alten, ausgebesserten oder neu angelegten<br />
Alleen gesäumt. Die Vielzahl der in der Uckermark auffindbaren Sölle sind sehr charak-<br />
teristisch <strong>für</strong> eine eiszeitlich überprägte Landschaft <strong>und</strong> geben den zumeist großflächi-<br />
gen monotonen Ackerlandschaften etwas Struktur. Die vorhandenen Waldgebiete kon-<br />
zentrieren sich auf den südlichen <strong>und</strong> westlichen Teil des Kreises <strong>und</strong> bestehen über-<br />
wiegend aus Kiefernforsten <strong>und</strong> forstlich genutzten Buchenwäldern (LUAB 2001, S.<br />
179).<br />
1 Diese Trennung wird z.B. durch die Lokalzeitungen unterstrichen. Während im Westteil der ansonsten nur in Mecklenburg-Vorpommern<br />
vertriebene „Nordkurier“ die Lokalzeitung ist, ist es im Ostteil die Märkische Oderzeitung (MOZ).<br />
44
Karte 1: Der Landkreis Uckermark<br />
Quelle: www.uckermark.de, Januar 2004<br />
Karte 2: Straßen in der Uckermark<br />
Quelle: www.uckermark.de, Januar 2004<br />
Situationsanalyse Uckermark<br />
45
Situationsanalyse Uckermark<br />
Die Fauna zeichnet sich durch Arten aus, die in vielen Teilen Deutschlands selten ge-<br />
worden sind. Es gibt Fischotter, Biber, Fledermäuse, Fischadler, Schreiadler, Kraniche,<br />
Schwarz-, <strong>und</strong> Weißstorche. Die Kleingewässerstruktur ist Lebensraum <strong>für</strong> eine Viel-<br />
zahl von Amphibien (z.B. Europäische Sumpfschildkröte, Zauneidechse, Schlingnatter,<br />
diverse Lurch- <strong>und</strong> Molcharten, Rotbauchunke, Laubfrosch) (vgl. SANFTENBERG<br />
2001, S.65).<br />
Die Uckermark liegt im Übergangsbereich von einem maritim geprägten zu einem eher<br />
kontinentalen Klima. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 8,5 Grad (Januar: -0.3<br />
Grad, Juni: 17,7 Grad) (vgl. SANFTENBERG 2000, S. 70)<br />
2.1.3 Siedlungs– <strong>und</strong> Stadtbild<br />
In Templin <strong>und</strong> Angermünde sowie einer Vielzahl kleinerer Ortschaften sind in den<br />
Kernbereichen Siedlungsstrukturen von vor dem Zweiten Weltkrieg erhalten geblieben,<br />
die zum Teil seit 1990 restauriert wurden. Hier bietet sich dem Besucher oft ein schlüs-<br />
siges historisches Ensemble. Hervorzuheben ist die Vielzahl der erhaltenen <strong>und</strong> <strong>für</strong><br />
den Norden Ostdeutschlands typischen Angerdorfsiedlungen, Bauwerke der norddeut-<br />
schen Backsteingotik <strong>und</strong> Feldsteinkirchen <strong>und</strong> –gebäude, die sich über den gesamten<br />
Landkreis verstreuen.<br />
Die Städte Prenzlau <strong>und</strong> Schwedt/Oder wurden im zweiten Weltkrieg stark zerstört <strong>und</strong><br />
lebten zu DDR-Zeiten vom produzierenden Gewerbe <strong>und</strong>/oder militärischer Nutzung.<br />
Ihre Innenstädte werden heute von mehrgeschossigen Plattenbausiedlungen domi-<br />
niert. Gerade in Schwedt kann der Besucher viele typische Kennzeichen des sozialisti-<br />
schen Städtebaus finden. Alte Gebäude sind hingegen in beiden Städten nur fragmen-<br />
tarisch erhalten, so dass das Auge des Betrachters beständig starken disharmonischen<br />
Brüchen im Stadtbild ausgesetzt wird. Selbst die kulturgeschichtlich als wertvoll einzu-<br />
stufenden erhaltenen Bauwerke machen die Orte <strong>für</strong> einen Ausflug daher nur bedingt<br />
attraktiv.<br />
Der Marktplatz des vor allem vom Tourismus lebenden Ortes Lychen ist zu 50% von<br />
dreigeschossigen Plattenwohnbauten umsäumt. Eine leerstehende HO-Gaststätte un-<br />
terstreicht das DDR-Ambiente. Zusammen mit den nach der Wende entstandenen oder<br />
sanierten Siedlungselementen bietet der Platz dem Besucher ein diffuses Bild. Zudem<br />
gibt es kaum noch Geschäfte.<br />
Auch in fast allen kleinen Ortschaften der Reiseregion lassen sich Relikte aus DDR-<br />
Zeiten finden. Die durch ihren urbanen Charakter sehr deplaziert wirkenden 2-4 ge-<br />
schossigen Mehrfamilienhäuser, die meist am Siedlungsrand gebaut wurden, stören<br />
die ansonsten dörflich geprägte Atmosphäre <strong>und</strong> haben zudem eine negative Fernwir-<br />
kung. Durch den oft schlechten baulichen Zustand dieser Gebäude <strong>und</strong> die fehlende<br />
46
Situationsanalyse Uckermark<br />
Außenanlagengestaltung wird das Siedlungs- <strong>und</strong> Landschaftsbild zusätzlich belastet.<br />
Das gleiche gilt <strong>für</strong> die Vielzahl in oder in der Nähe von Ortschaften gelegenen, verlas-<br />
senen Produktionsanlagen, die heute dem Verfall überlassen sind, <strong>und</strong> auf den Besu-<br />
cher zum Teil einen „gespenstischen“ Eindruck machen.<br />
2.1.4 Charakteristik, Besonderheiten<br />
Mit dem Nationalpark Unteres Odertal, dem Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin<br />
sowie dem Naturpark Uckermärkische Seen sind drei verschiedene Schutzgebietska-<br />
tegorien in der Reiseregion vorhanden, ein in Deutschland bis heute einmaliger Zu-<br />
stand. Dies gibt dem Besucher die Möglichkeit auf sehr kleinem Raum, die unter-<br />
schiedlichen Zielsetzungen von Großschutzgebieten kennen - <strong>und</strong> verstehen zu lernen.<br />
2.1.5 Sozio-ökonomische Situation<br />
Bevölkerungsstruktur<br />
In der Uckermark leben ca. 148.000 Menschen, was einer Bevölkerungsdichte von nur<br />
49 Einw<strong>ohne</strong>rn pro qkm entspricht (LDSB 2002, S. 31). Damit ist die Uckermark einer<br />
der dünnbesiedeltesten Landkreise Brandenburgs bzw. Deutschlands (s. Tab. 1). Im<br />
Landkreis gibt es vier größere Städte (s. Tab. 2), in denen zusammengerechnet mehr<br />
als die Hälfte der Bevölkerung (ca. 85.000) leben.<br />
Zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung lag die Einw<strong>ohne</strong>rzahl noch bei etwas mehr als<br />
175.000 (LDSB 2002, S. 32). Schwedt, die mit Abstand größte Stadt der Region, hat<br />
seit der Wende über 13.000 Einw<strong>ohne</strong>r verloren. Das Land Brandenburg erwartet,<br />
dass der Bevölkerungsrückgang im Landkreis Uckermark auch zukünftig anhalten wird.<br />
In einer Prognose <strong>für</strong> den Zeitraum 1999 bis 2015 wird mit einer weiteren Abwande-<br />
rung von 16.000 Personen gerechnet. Dazu wird sich die <strong>ohne</strong>hin ungünstige Alters-<br />
struktur noch weiter verschlechtern (vgl. LUAB 2001, S. 181).<br />
Tab. 1: Bevölkerungsdichte der Uckermark am 31.12.2001<br />
Landkreis Einw<strong>ohne</strong>r je qkm<br />
Uckermark 49<br />
Zum Vergleich:<br />
Land Brandenburg ∅ 88<br />
Deutschland gesamt 230<br />
(Quelle: LDSB 2002, S. 31)<br />
47
Tab. 2: Die Einw<strong>ohne</strong>rzahl der größten Gemeinden der Uckermark<br />
Stadt Einw<strong>ohne</strong>r<br />
Schwedt 39.046<br />
Prenzlau 22.225<br />
Templin 13.843<br />
Angermünde 9.587<br />
Wirtschafts- <strong>und</strong> Beschäftigungssituation<br />
(Quelle: LDSB 2002, S. 32)<br />
Situationsanalyse Uckermark<br />
Im Westen des Kreises befindet sich, „bedingt durch den hohen touristischen Reiz die-<br />
ser Region, die lange Fremdenverkehrstradition <strong>und</strong> die vorhandene touristische Infra-<br />
struktur“, der Schwerpunkt der Tourismuswirtschaft des Kreises (Ämter Templin Stadt,<br />
Templin Land <strong>und</strong> Lychen) (SANFTENBERG 2000, S. 154). Templin ist „staatlich an-<br />
erkannter Kurort“ mit einem Thermalsoleheilbad. Lychen wurde im letzten Jahr der<br />
Status „staatlich anerkannter Erholungsort“ verliehen.<br />
Die Uckermark besteht zu zwei Dritteln aus Landwirtschaftsflächen (vgl. LUAB 2001,S.<br />
181). Die Wirtschaftsstruktur der Stadt Schwedt wird von den Bereichen mineralölver-<br />
arbeitende Industrie sowie Papierherstellung dominiert (vgl. LUAB 2001,S. 181).<br />
Prenzlau versucht sich als Zentrum regenerativer Energien zu entwickeln. Der im Wes-<br />
ten nahe der Stadt gelegene Windpark „zählt heute zu den ertragsstärksten Windfel-<br />
dern Europas“ (BLANCO & LOPEZ-BAUER 2003, S. 7).<br />
Die Uckermark ist seit 1993 der Kreis mit der höchsten Arbeitslosenquote Branden-<br />
burgs. Im Oktober 2003 waren 25,9% der Beschäftigten arbeitslos gemeldet (MOZ,<br />
05.11.2003). Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong> die hohen Arbeitslosenzahlen sind der starke, strukturell be-<br />
dingte Beschäftigtenabbau in Industrie, Landwirtschaft <strong>und</strong> bei den Gebietskörper-<br />
schaften seit der Wende (vgl. LUAB 2001, S. 185).<br />
„Bei der gegenwärtigen Situation, die durch Finanzknappheit, Verschuldung der Ge-<br />
meinden <strong>und</strong> Mangel an Investitionen gekennzeichnet ist, sind die Entwicklungsmög-<br />
lichkeiten stark eingeschränkt. Innovationen <strong>und</strong> Ideen, die keinen großen Finanzbe-<br />
darf haben, sowie dem Zugang zu Fördermitteln kommen daher um so größere Bedeu-<br />
tung zu“ (SANFTENBERG 2000, S.109).<br />
ZWISCHENFAZIT FÜR DAS PROJ EKT „URLAUB OHNE AUTO“<br />
Das Projektgebiet liegt in einer Region mit einer Reihe negativer Vorzeichen. Der wirt-<br />
schaftliche Strukturwandel wurde nach dem Zusammenbruch des Wirtschaftssystems<br />
mit dem Ende der DDR nicht erfolgreich vollzogen. Die Region „blutet“ immer weiter<br />
48
Situationsanalyse Uckermark<br />
aus, vor allem an jungen <strong>und</strong> qualifizierten Menschen. Übrig bleibt eine fortschreitend<br />
alternde Bevölkerung. Der Tourismus bietet in den landschaftlich reizvollen Teilberei-<br />
chen Entwicklungsperspektiven. Doch auch er produziert keine qualifizierten Arbeits-<br />
plätze. So besitzt die Region insgesamt wenig Finanzkraft. Mit diesen ungewöhnlichen<br />
Belastungen ist die Uckermark unter den ostdeutschen Regionen nichts Außergewöhn-<br />
liches. Für das Projekt werden diese negativen Rahmenbedingungen durch die große<br />
Fläche <strong>und</strong> die extrem dünne Besiedlung allerdings noch verstärkt.<br />
3 Die Organisation von Tourismus <strong>und</strong> Verkehr in der<br />
Uckermark – Akteursanalyse<br />
3.1 Die touristische Organisation<br />
Die Region wird nach außen vom Tourismusverband Uckermark (Sitz in Templin) ver-<br />
treten, der die Funktion einer Dachorganisation hat. Ihm gehören die acht kommunalen<br />
Tourismusvereine Angermünde, Brüssow, Fürstenwerder, Lychen, Schwedt („Am Un-<br />
teren Odertal“), Prenzlau, Templin <strong>und</strong> Warnitz („Uckerseen“) an.<br />
In der Sommersaison 2003 verfügte der Kreis Uckermark über insgesamt 116 geöffne-<br />
te gewerbliche Beherbergungsbetriebe 1 mit 6.024 angebotenen Gästebetten. Die<br />
durchschnittliche Auslastung lag im Zeitraum 01.01. bis 30.09.2003 bei 36,3%. In die-<br />
sem Zeitraum konnte der Kreis 550.087 Übernachtungen verzeichnen, was einem Plus<br />
von 4,4% im Vergleich zum Vorjahr entsprach. Der lange heiße Sommer sowie die<br />
schlechte Sommersaison 2002 (bedingt durch die Flutkatastrophe in Ostdeutschland)<br />
erklären die verhältnismäßig hohen Zuwachsraten zum Vorjahr (vgl. Marketingplan<br />
FVV Templin). Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste lag bei 3,3 Tagen (alle<br />
Zahlen bis hier: LBDS FF 2003).<br />
Tabelle 3 (s. S. 50) zeigt die Dominanz des FVV Templin. Zusammen mit Lychen läßt<br />
sich die westliche Uckermark deutlich als Schwerpunkt des Übernachtungstourismus<br />
erkennen. 62% aller Übernachtungen fallen auf diese Region. Zur Bettenzahl des FVV<br />
Templin sei angemerkt, dass allein 818 Betten das Ferienhotel Templin stellt, ein altes<br />
DDR-Feriengroßprojekt 2 , was r<strong>und</strong> einem Drittel der Bettenkapazität des FVV Templin<br />
bzw. r<strong>und</strong> 60% der Stadt Templin entspricht. Die Eröffnung des Hotels Boitzenburg mit<br />
insgesamt 100 Betten sorgte <strong>für</strong> die hohen Zuwachsraten des FVV Templin im Ver-<br />
gleich zum Vorjahr (vgl. Marketingplan Templin).<br />
1 Betriebe mit mehr als 9 Betten<br />
2 ein Anfang der 80er Jahre erbautes Ferienheim des Feriendienstes der DDR-Gewerkschaft FDGB (vgl. ZEPPENFELD<br />
1997)<br />
49
Situationsanalyse Uckermark<br />
Die Rehabilitationsklinik in Wolletz erklärt die ungewöhnlich lange Aufenthaltsdauer<br />
<strong>und</strong> hohe Auslastung im Bereich des FVV Angermünde. Die relativ hohen Zahlen des<br />
FVV `Am Unteren Odertal´ sind vor allem auf den Geschäftstourismus der Stadt<br />
Schwedt/Oder zurückzuführen <strong>und</strong> nicht auf die Übernachtungen „echter“ Urlaubsrei-<br />
sender.<br />
Tab 3: Übernachtungszahlen <strong>und</strong> Auslastung in der Reiseregion Uckermark<br />
Fremdenverkehrsve rein<br />
Anzahl der<br />
angebotenen<br />
Gästebetten<br />
Anzahl der<br />
Übernachtungen<br />
bis zum<br />
30.09.03<br />
DurchschnittlicheAuslastung<br />
in %<br />
Veränderung<br />
zum Vorjahr<br />
in %<br />
DurchschnittlicheAufenthaltsdauer<br />
in<br />
Tagen<br />
FVV Templin insg. 2.553 285.089 43,3 + 6,9 3,3<br />
FVV Lychen insg. 1.070 56.507 25,6 + 5,1 4,4<br />
FVV Angermünde insg. 474 69.076 57,3 + 9,4 7,2<br />
FVV Prenzlau inkl.<br />
Brüssow + Fürstenwerder<br />
FVV Mittlere Uckermark<br />
insg.<br />
638 52.782 30,0 - 0,9 2,2<br />
115 5.917 19,0 - 12,0 2,2<br />
FVV Am Unteren Odertal 875 63.534 26,3 - 6,0 2,3<br />
Summe 6.024 550.087 36,3 + 4,4 3,3<br />
(Quelle: eigene Darstellung, unveröffentlichte Zahlen LBDS FF 2003 )<br />
Bei einer Betrachtung des Beherbergungsangebotes fällt auf, dass das Niedrigpreis-<br />
segment unterrepräsentiert ist. Es gibt in der Uckermark keine Jugendherberge des<br />
Deutschen Jugendherbergsverbandes (DJH) oder einer vergleichbaren Organisation.<br />
Angrenzend an das Verbandsgebiet befindet sich eine DJH-Jugendherberge auf dem<br />
Gelände des ehemaligen KZ Ravensbrück zwischen Fürstenberg/Havel <strong>und</strong> Lychen. In<br />
den Sommermonaten wird in Templin ein Lehrlingsheim als private Jugendherberge<br />
genutzt (FVV TEMPLIN mündl. 15.12.03). Auch offizielle Campingplätze sind kaum zu<br />
finden (1 Naturcampingplatz bei Templin, 1 Campingplatz in Brüssow, 1 Naturcam-<br />
pingplatz in Warnitz; vgl. Urlaubskatalog Uckermark 2004).<br />
Darüber hinaus gibt es eine hohe „Dunkelziffer“ von statistisch nicht erfassten Anbie-<br />
tern unter 9 Betten sowie eine Vielzahl von Freizeitwohnsitzen in Form von Datschen<br />
<strong>und</strong> Dauercampingplätzen. Gerade entlang der Seeufer im westlichen Teil der Ucker-<br />
mark sind viele dieser Siedlungen zu finden. Die Statistik des Tourismusbarometers<br />
des Ostdeutschen Sparkassen- <strong>und</strong> Giroverbandes (OSGV) <strong>für</strong> die Saison 2002 zeigt,<br />
dass die Zahlen der vorherigen Tabelle nur begrenzte Aussagekraft haben, da auf eine<br />
50
Situationsanalyse Uckermark<br />
Übernachtung im gewerblichen Bereich 3,7 Übernachtungen im nicht-erfassten Bereich<br />
wie Privatquartiere, Verwandten- oder Bekanntenbesuche sowie Freizeitwohnsitze fällt<br />
(vgl. Tab. 4).<br />
Tab. 4: Verhältnis gewerbliche Übernachtungen – private Übernachtungen in der<br />
Reiseregion Uckermark<br />
Übernachtunge n in Tausend<br />
Amtliche Statistik<br />
2002<br />
Privatquartiere<br />
< 9 Betten<br />
Verwandten-/<br />
Bekanntenbesuche <br />
Freizeitwohnsitze <br />
Übernachtungstourismusinsgesamt<br />
Relation Gesamtvolumen<br />
:<br />
Gewerblich<br />
655,7 193,8 1.386,3 178,2 2.414,0 3,7:1<br />
(Quelle: OSGV 2003, S. 39)<br />
Von 1991 bis 2001 stieg die Zahl der Übernachtungen in gewerblichen Betrieben von<br />
234.000 auf 689.500 an (vgl. SANFTENBERG 2000, S. 153). Im Jahr 2002 kam es<br />
dann – bedingt durch die bereits erwähnte Sommerflut - zu einem Rückgang auf<br />
655.700. Für das gesamte Jahr 2003 lagen zum Zeitpunkt der Bestandsaufnahme<br />
noch keine endgültigen Zahlen vor. Bei einem Vergleich der Übernachtungszahlen des<br />
Jahres 2002 rangierte die Uckermark auf Rang acht der zwölf Reiseregionen Branden-<br />
burgs (OSGV 2003, S. 29ff.).<br />
Mit dem Ruppiner Land im Westen <strong>und</strong> der Mecklenburgischen Schweiz <strong>und</strong> Seenplat-<br />
te im Norden stehen der Reiseregion Uckermark zwei sehr starke Konkurrenten in un-<br />
mittelbarer Umgebung gegenüber. Gerade von der Mecklenburger Seenplatte, die sich<br />
durch ein sehr ähnliches naturräumliches Potenzial auszeichnet wie der Westteil der<br />
Uckermark, dabei touristisch aber schon weiter <strong>entwickelt</strong> ist, gilt es sich in Angebot<br />
<strong>und</strong> Werbung abzugrenzen. Das Ruppiner Land hat sich durch seine Vielzahl wertvol-<br />
ler Kulturgüter (z.B. Schloss Rheinsberg) thematisch an anderer Stelle auf dem Markt<br />
positioniert. Somit ergänzen sich die beiden Regionen eher in ihrem <strong>Angebots</strong>potential<br />
als dass sie sich Gäste „wegnehmen“.<br />
Dem Tourismusverband <strong>und</strong> seinen Untervereinen, den FVV, wird bei einem Projekt<br />
<strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong>, in der Region die entscheidende Marketingrolle zufallen, schließ-<br />
lich sind sie die direkten Ansprechpartner, ja das Bindeglied zwischen den Gästen <strong>und</strong><br />
der Region. Doch neben diesem Außenmarketing-Bereich liegt es auch an ihnen, die<br />
Leistungsträger in der Region von der Notwendigkeit <strong>und</strong> Sinnhaftigkeit eines solchen<br />
Projektes zu überzeugen <strong>und</strong> sie <strong>für</strong> eine aktive Mitarbeit <strong>und</strong> Eigeninitiative zu moti-<br />
vieren.<br />
51
Situationsanalyse Uckermark<br />
3.2 Die Organisation des öffentlichen Verkehrs in der Uckermark<br />
Die Kreisverwaltung<br />
Auf Gr<strong>und</strong> der in Teil B, Kapitel 1.5 beschriebenen Regionalisierung des SPNV in<br />
Deutschland in den 90er Jahren wurde 1997 der Verkehrsverb<strong>und</strong> Berlin-Brandenburg<br />
GmbH (VBB) gegründet, der den gesamten Schienenverkehr der beiden B<strong>und</strong>esländer<br />
organisiert <strong>und</strong> plant. Außerdem wurde <strong>für</strong> den gesamten öffentlichen Verkehr im Ge-<br />
biet ein einheitliches Tarifsystem geschaffen.<br />
Für die Organisation des ÖPNV sind die brandenburgischen Landkreise zuständig. In<br />
der Uckermark liegt diese Verantwortung bei der Kreisverwaltung in Prenzlau, die ei-<br />
nen eigenen ÖPNV-Beauftragten hier<strong>für</strong> beschäftigt. Der Landkreis verfügt derzeit über<br />
keinen aktuellen Nahverkehrsplan. Die Fertigstellung des neuen Plans wird <strong>für</strong> Mitte<br />
2004 erwartet (KREISVERWALTUNG mündl. 16.12.03). 1<br />
Der Kreisverwaltung kommt zum Gelingen <strong>für</strong> ein Projekt <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong> eine<br />
Schlüsselrolle bei der Ausgestaltung des ÖPNV-Angebotes zu, da sie die Planungsho-<br />
heit <strong>für</strong> den gesamten ÖPNV in ihrer Region besitzt. Sie bestimmt, wo Strecken einge-<br />
stellt werden, oder in welcher Form die Erreichbarkeit der Orte gesichert bleibt. Sind<br />
Änderungen in diesem Bereich <strong>für</strong> eine erfolgreiche Umsetzung des Konzeptes not-<br />
wendig, wird es an ihrem Engagement <strong>und</strong> ihrer Einstellung zum Projekt liegen, was<br />
wirklich umgesetzt wird.<br />
ÖPNV - Anbieter<br />
Das ÖPNV-Angebot wird von zwei Verkehrsunternehmen in der Region gestellt. Den<br />
westlichen Teil bedient die Uckermärkische Verkehrsgesellschaft (UVG) mit Betrieben<br />
in Prenzlau <strong>und</strong> Templin, den Ostteil die Personenverkehrsgesellschaft Schwedt<br />
(PVG). Die beiden Anbieter bedienen jeweils ca. 50% der Fläche des Landkreises,<br />
wobei die Busangebote sowohl untereinander als auch mit dem Zugverkehr der DB<br />
Regio abgestimmt sind (PVG mündl. 17.10.03). Entsprechend dieser Trennung wird<br />
der Stadtbusverkehr in Prenzlau <strong>und</strong> Templin von den Bussen der UVG, der in<br />
Schwedt <strong>und</strong> Angermünde von den Bussen der PVG bedient. 2<br />
Die „Verkehrsgemeinschaft Uckermark (VGU)“, die bei der UVG in Prenzlau ansässig<br />
ist, war ursprünglich in den 90er Jahren zur Etablierung eines Tarifverb<strong>und</strong>es im Land-<br />
kreis gegründet worden. Seit der Einführung der VBB-Tarife übernimmt sie andere ko-<br />
ordinierende <strong>Angebots</strong>- <strong>und</strong> Marketingaufgaben der beiden Verkehrsunternehmen. Die<br />
parallele Existenz zweier Verkehrsbetriebe im Landkreis ist nicht unumstritten. Eine<br />
1 Der erste Plan wurde <strong>für</strong> den Zeitraum 1998 – 2002 erarbeitet. Von da an wurde zwar der finanzielle Teil des Plans<br />
weiter fortgeschrieben, auf Gr<strong>und</strong> rechtlicher Unsicherheiten wurde allerdings mit der Neuaufstellung des neuen Gesamtplans<br />
bis zu einem Gerichtsurteil in diesem Jahr gewartet (KREISVERWALTUNG mündl. 16.12.03).<br />
2 Für die Untersuchung standen leider keine Fahrgastzahlen zur Verfügung<br />
52
Situationsanalyse Uckermark<br />
Fusionierung wird nach Aussagen der Kreisverwaltung durchaus diskutiert, steht aber<br />
in absehbarer Zukunft nicht an (KREISVERWALTUNG mündl. 16.12.03).<br />
Die Verkehrsunternehmen sind mit ihrem Angebot der Dreh- <strong>und</strong> Angelpunkt des Pro-<br />
jektes. Der Hauptschwerpunkt ihrer Arbeit wird neben der eigentlichen Leistungs-<br />
erbringung, in dem Bereich Preispolitik, sowie Kommunikation v.a. in direkter Form mit<br />
den Gästen liegen, schließlich treffen die Urlauber unmittelbar auf ihr Servicepersonal,<br />
oder rufen bei Fragen oder Wünschen bei den Verkehrsunternehmen an.<br />
Die SPNV-Erbringer<br />
Auch die Deutsche Bahn <strong>und</strong> ihr Tochterunternehmen in Brandenburg die DB Regio<br />
AG, sowie das Zugunternehmen Connex, haben mit ihrem Angebot Einfluss auf die<br />
Erreichbarkeit der Region. Doch liegt der Umfang des Linienangebotes innerhalb Bran-<br />
denburgs in der Hand des VBB (als staatlicher Vertreter der Länder Branden-<br />
burg/Berlin).<br />
Die Bahnanbieter werden bei dem Projekt <strong>für</strong> alles, was die Bereiche An- <strong>und</strong> Abreise<br />
betrifft, zuständig sein. Sie bringen einen großen, wenn nicht den größten Teil der Gäs-<br />
te in die Region, die <strong>ohne</strong> Auto anreisen <strong>und</strong> stellen damit die nötige Verbindung zwi-<br />
schen den Quellgebieten <strong>und</strong> dem Zielgebiet her. Außerdem ist die Deutsche Bahn AG<br />
der Besitzer der Bahnhöfe <strong>und</strong> hat damit Einfluss auf die Gestaltung der Ankunftsbe-<br />
reiche. Daher ist eine Kooperation mit ihr bei einem solchen Projekt unausweichlich.<br />
Doch nicht nur <strong>für</strong> das Angebot spielen die SPNV-Erbringer eine bedeutende Rolle,<br />
sondern auch bei dessen Vermarktung. Die mit diesem Projekt <strong>für</strong> die Reiseregion er-<br />
schließbare Zielgruppe der Nichtautofahrer ist auch in den Quellgebieten, also in ihrem<br />
Alltagsleben, auf die Dienstleistungen der Bahnen angewiesen. Werbung in den Bahn-<br />
hofsgebäuden, den Zügen, Printmedien etc. wird daher genau die angestrebte Ziel-<br />
gruppe erreichen. Auch ist der Reiseveranstalter der DB AG, AMEROPA, <strong>für</strong> die Ver-<br />
marktung von Angeboten des VCD-Projektes interessant.<br />
3.3 Sonstige relevante Akteure <strong>für</strong> ein Projekt <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong><br />
Die Großschutzgebiete<br />
Die Großschutzgebiete sind durch ihre reizvollen Landschaften bedeutende Anbieter<br />
<strong>für</strong> die Erholung der Urlauber in der Natur. Durch ihren gesetzlichen Auftrag haben sie<br />
selbst großes Interesse daran, das touristische Angebot <strong>und</strong> den Freizeit- <strong>und</strong> Ur-<br />
laubsverkehr in ihrer Region umweltverträglich zu gestalten. So wurden mittlerweile<br />
diverse Tourismus- <strong>und</strong> Verkehrskonzepte <strong>für</strong> diese Gebiete von verschiedenen Pla-<br />
nungsbüros erstellt. Doch ist der wirkliche Einfluss der Schutzgebiete auf die touristi-<br />
53
Situationsanalyse Uckermark<br />
sche <strong>und</strong> verkehrliche Entwicklung der Region nur auf eine „Stellungnahme“ begrenzt.<br />
Als staatlicher Akteur treten sie selbst auch nicht als Anbieter touristischer Leistungen<br />
auf.<br />
Der Naturpark Uckermärkische Seen umfaßt das Gebiet mit der höchsten Urlauber-<br />
dichte der Region. Das Biosphärenreservat sieht hingegen seinen touristischen<br />
Schwerpunkt im Bereich des Werbellinsees / Grimnitzsees im südlich an die Ucker-<br />
mark angrenzenden Barnimer Land. Allein <strong>für</strong> diese Teilregion ließ es ein Tourismus-<br />
entwicklungskonzept erstellen. Ein Ergebnis dieses Konzeptes ist die Touristenbuslinie<br />
„Werbellinsee“, die in den Sommermonaten ab/bis Bahnhof Eberswalde verkehrt. Auf<br />
Initiative der Stadt Angermünde <strong>und</strong> dem Besucherzentrum des Biosphärenreservates<br />
außerhalb der Stadt wurde ein zwischen Bahnhof <strong>und</strong> Zentrum verkehrender Linien-<br />
bus, die „Biberbahn“, <strong>entwickelt</strong>.<br />
Die touristische Entwicklung im Nationalpark Unteres Odertal steht noch in ihren An-<br />
fängen. Er definiert sich als Radfahrer-Nationalpark <strong>und</strong> erhofft sich eine Steigerung<br />
der Besucherzahlen durch die Radfahrer auf dem Oder-Neiße-Radweg am Ostrand der<br />
Uckermark.<br />
Bei dem Projekt fällt den Schutzgebieten eine gemischte Rolle zu. Einerseits können<br />
sie das Außenmarketing <strong>für</strong> das Projekt unterstützen <strong>und</strong> in ihren Informationsmateria-<br />
lien sowie Besucherzentren offensiv <strong>für</strong> die Angebote des Projektes werben; anderer-<br />
seits kann ihre Initiative, wie die Biberbahn zeigt, auch neue Angebote in der Region<br />
mit auf den Weg bringen. Hier wird es auf die Initiative Einzelner ankommen.<br />
Die Kommunen<br />
Gerade Erfolge beim Thema „Reduzierung der Belastungen durch den MIV“ 1 liegen in<br />
weiten Teilen in der Planungshoheit der Kommunen. In Templin wurde während der<br />
Untersuchung der nicht unumstrittene Bau einer Umgehungsstraße genehmigt (vgl.<br />
Teil C, Kapitel 5). Das Parken am Marktplatz in Templin ist gebührenpflichtig <strong>und</strong> zeit-<br />
lich begrenzt. In Lychen wurde das Parken am Marktplatz auf eine St<strong>und</strong>e begrenzt, es<br />
ist allerdings gebührenfrei.<br />
Die Stadt Angermünde bewies mit der finanziellen Unterstützung der Biberbahn bereits<br />
angebotstechnisch Engagement. Die Stadt Templin hat in den 90er Jahren das Projekt<br />
„Kostenloser Stadtverkehr“ initiiert. Doch wurde dieses Projekt mittlerweile auf ein<br />
„Kurkarten-Angebot“ zurückgestutzt (vgl. Teil C, Kapitel 6). Diese beiden Beispiele zei-<br />
gen jedoch, dass bei entsprechendem politischen Willen die Kommunen dem Projekt<br />
durchaus finanziell oder organisatorisch „unter die Arme greifen“ könnten. So liegt es<br />
1 wie die weitere Analyse zeigen wird, leidet die Uckermark derzeit nicht unter Überlastungserscheinungen durch Autoverkehr.<br />
Daher wurde auf eine detaillierte Analyse dieses Teilbereiches verzichtet.<br />
54
Situationsanalyse Uckermark<br />
an ihnen, ihre Orte so fußgänger- <strong>und</strong> fahrradfre<strong>und</strong>lich wie möglich zu gestalten <strong>und</strong><br />
neue Projekte im Einklang mit einer solchen Projektidee zu bringen, oder gar selbst<br />
eigene Initiativen zu starten.<br />
3.4 Relevante Kooperationen oder Initiativen in der Region<br />
Regional<br />
Die Akteure sind auf vielfältige Weise untereinander verflochten. Die Verkehrsgemein-<br />
schaft Uckermark (VGU) arbeitet mit dem TVU zusammen, sitzt aber nicht in seinem<br />
Vorstand, was sie durchaus bedauert, da es ihrer Meinung nach die Zusammenarbeit<br />
vereinfachen würde (VGU mündl. 08.12.03). Darüber hinaus arbeiten die Verkehrsge-<br />
sellschaften sowie die VGU mit den anderen FVV sowie einzelnen Leistungsträgern bei<br />
Einzelprojekten in vielfältiger Art zusammen (z.B. Festveranstaltungen).<br />
Zudem veranstalten die Verkehrsakteure von Zeit zu Zeit Treffen mit den Tourismusak-<br />
teuren, bei denen sie mit dem Bus das Vereinsgebiet abfahren, um über das Angebot,<br />
seine Schwachstellen <strong>und</strong> eventuelle Lösungsmöglichkeiten zu reden. Eine regelmäßi-<br />
ge Absprache bezüglich Angebot <strong>und</strong> Vermarktung gibt es nicht (PVG mündl.<br />
17.10.03, VGU mündl. 08.12.03).<br />
Überregional<br />
Der Naturpark Uckermärkische Seen <strong>und</strong> das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin<br />
sind Projektpartner von Fahrtziel Natur (s. Teil B, Kapitel 3).<br />
Seit Juni 2001 läuft in vier Landkreisen Brandenburgs ein Projekt zur Zukunftsfähigkeit<br />
des öffentlichen Verkehrs. IMPULS 2005 steht <strong>für</strong> „Integrierte Mobilitätsplanung – Um-<br />
setzung – Lenkung – Services <strong>für</strong> einen neuen Gemeinschaftsverkehr in der Region<br />
2005“. Das Projekt ist Teil der Forschungsinitiative „Personennahverkehr <strong>für</strong> die Regi-<br />
on“ des B<strong>und</strong>esministeriums <strong>für</strong> Forschung <strong>und</strong> Entwicklung. Insgesamt 18 verschie-<br />
dene Akteure aus Berlin <strong>und</strong> Brandenburg (Verkehrsunternehmen, VBB, Vertreter der<br />
Landkreise, DB-Regio AG <strong>und</strong> Wissenschaftler) arbeiten hier in Form von Einzelprojek-<br />
ten zusammen (vgl. IMPULS o.D.). Von 2001 bis 2004 wird Impuls 2005 mit einem<br />
Volumen von r<strong>und</strong> 9 Mio. Euro gefördert (vgl. IMPULS o.D.).<br />
Die Projektarbeit erfolgt in Form von Arbeitsgruppen <strong>für</strong> bestimmte Einzelthemen. Je<br />
nach Bedarf treffen sich diese Gruppen ein- oder mehrmals im Monat. In der Ucker-<br />
mark ist das bedeutendste Projekt von Impuls die probeweise Einführung der beiden<br />
„Rufbusse“ im Amt Gerswalde <strong>und</strong> Angermünde (vgl. hier<strong>für</strong> Teil C, Kapitel 5), die sich<br />
zu 50% aus Eigenmitteln der Verkehrsunternehmen <strong>und</strong> zu 50% aus Projektmitteln<br />
finanzieren (VGU mündl. 08.12.03). Die Zusammenarbeit zwischen den Verkehrsbe-<br />
55
Situationsanalyse Uckermark<br />
trieben <strong>und</strong> dem ÖPNV-Beauftragten der Kreisverwaltung ist daher schon recht inten-<br />
siv.<br />
International<br />
Die PVG hat zusammen mit polnischen Partnern eine Buslinie zwischen Stettin <strong>und</strong><br />
Schwedt auf beiden Seiten der Oder <strong>entwickelt</strong>, die noch im Laufe diesen Jahres in<br />
Betrieb gehen wird. Zielgruppen hier<strong>für</strong> sind der lokale grenzüberschreitende Einkaufs-<br />
verkehr, Schul- <strong>und</strong> Berufspendler <strong>und</strong> Freizeitnutzer. Mit der Linie soll auch der Natio-<br />
nalpark <strong>für</strong> Besucher <strong>ohne</strong> Auto besser erlebbar werden. Angesichts der Kooperation<br />
der Stettiner Oper mit dem Theater Schwedt sieht die PVG aber auch in Kulturbesu-<br />
chern eine potentielle Zielgruppe <strong>für</strong> das Angebot (PVG mündl. 17.10.03).<br />
4 Planerische Aussagen zum Gebiet oder Projektthema<br />
Landesebene<br />
Die Landesebene wurde aus zeitlichen Gründen bei der Untersuchung nicht weiter<br />
berücksichtigt. Interessant ist allerdings die Tatsache, dass in der Veröffentlichung des<br />
Wirtschaftsministeriums des Landes Brandenburg „Gr<strong>und</strong>sätze zur weiteren Ausgestal-<br />
tung des Tourismus im Land Brandenburg“ aus dem Jahr 2002, großer Handlungsbe-<br />
darf bezüglich des Themas Mobilität gesehen wird. Angestrebt ist die Entwicklung ei-<br />
nes „touristischen Mobilitätspaktes <strong>für</strong> Brandenburg“, was folgendermaßen aufgebaut<br />
werden soll:<br />
Die Steuerung <strong>und</strong> Koordination des Projektes soll der Landestourismusverband (LTV)<br />
übernehmen. Leider konnten keine weiteren Informationen zum Stand der Dinge be-<br />
züglich dieses Projektes ermittelt werden. Sollte es zu einer Umsetzung kommen, wür-<br />
den sich dadurch in der Untersuchungsregion Uckermark ideale Rahmenbedingungen<br />
<strong>für</strong> ein Projekt <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong> entwickeln.<br />
Darüber hinaus wird von der Landesebene aus, sowohl der Rad- als auch der Wasser-<br />
tourismus als besonders entwicklungswürdig betrachtet (vgl. MWB 2002).<br />
56
Abb.3: Bausteine des Mobilitätspaketes <strong>für</strong> Brandenburg<br />
(Quelle: MWB 2002, S. 29)<br />
Regionalplanung<br />
Situationsanalyse Uckermark<br />
Der Landkreis Uckermark bildet zusammen mit dem Landkreis Barnim die regionale<br />
Planungsgemeinschaft Uckermark-Barnim. Im Jahr 1996 wurde der Regionalplan<br />
Uckermark-Barnim, Sachlicher Teilplan „Zentralörtliche Gliederung, Siedlungsschwer-<br />
punkte <strong>und</strong> Ländliche Versorgungsorte“ verabschiedet. Ein umfassender Regionalplan<br />
<strong>für</strong> die Region wurde bisher nicht erarbeitet.<br />
Die Kreisstadt Prenzlau hat - genau wie die Städte Schwedt im Osten <strong>und</strong> Templin im<br />
Westen - die Funktion eines Mittelzentrums zugewiesen bekommen. 1 Während <strong>für</strong> die<br />
Städte Schwedt <strong>und</strong> Prenzlau eine weitere Entwicklung im industriellen Bereich vorge-<br />
sehen ist, soll sich Templin im Kur- <strong>und</strong> Heilbadtourismus bzw. als Naherholungs- <strong>und</strong><br />
Urlaubsstandort weiterentwickeln (vgl. RPUB 1996, S. 10).<br />
Mittelzentren sollten laut Regionalplan „einen direkten Anschluss an das B<strong>und</strong>esfern-<br />
straßennetz, Anbindung an das Eisenbahnnetz (<strong>und</strong>) möglichst (eine) Regionalex-<br />
press-Station“ haben (RPUB 1996, S. 9). Mit der geplanten B 109 nach Templin <strong>und</strong><br />
dem Ausbau der beiden Regionalexpresslinien RE 12 (Berlin-Lichtenberg-Templin) <strong>und</strong><br />
RE 63 (Eberswalde-Templin) wird in den nächsten Jahren auch das Mittelzentrum<br />
Templin diese Entwicklungsstufe erreichen.<br />
Die Stadt Angermünde wurde als Gr<strong>und</strong>zentrum mit Teilfunktion eines Mittelzentrums<br />
ausgewiesen. „Die Stadt ist mit der Verknüpfung Schiene/Straße zugleich Verkehrs-<br />
knotenpunkt der südlichen Uckermark (...) auf der Verbindungsachse Berlin-<br />
Eberswalde-Schwedt / Prenzlau / Szczecin“ (RPUB, S. 11). Auch hier hofft der Regio-<br />
1 ein Oberzentrum besitzen weder der Landkreis noch die gesamte Planungsregion. Das einzige „Mittelzentrum mit<br />
Teilfunktion eines Oberzentrums“ ist die Stadt Eberswalde (vgl. RPUB 1996)<br />
57
Situationsanalyse Uckermark<br />
nalplan auf touristische Entwicklungsimpulse durch die gut erhaltene Altstadt <strong>und</strong> die<br />
Nähe zu den Großschutzgebieten.<br />
Die Stadt Lychen wird als Gr<strong>und</strong>zentrum eingestuft. Sie ist „durch den ÖPNV mit den<br />
umliegenden Gemeinden ausreichend verb<strong>und</strong>en (...). Das Entwicklungspotential ist<br />
vor allem im Ausbau des Fremdenverkehrs begründet“ (RPUB 1996, S. 11).<br />
Kreisebene<br />
Der Kreis verfügt über keinen umfassenden Verkehrsentwicklungsplan, in dem alle<br />
Verkehrsarten (Wasser, Straße, Schiene, ÖPNV) zusammengeführt sind, was mit fi-<br />
nanziellen Engpässen des Haushaltes begründet wurde (KREISVERWALTUNG<br />
mündl. 16.12.03). Stattdessen sind Teilpläne <strong>für</strong> die Zuständigkeitsbereiche des Krei-<br />
ses ausgearbeitet worden. Zudem wird zur Zeit an einem neuen „Kreisentwicklungs-<br />
plan“ gearbeitet, in dem Entwicklungsziele zu allen möglichen Bereichen zusammenge-<br />
führt <strong>und</strong> abgestimmt werden sollen. Hier werden auch Aussagen zur weiteren Ent-<br />
wicklung des Tourismus <strong>und</strong> des Verkehrs festgeschrieben werden. Um den Plan mög-<br />
lichst realitätsnah <strong>und</strong> praktisch handhabbar zu machen, werden schon vorhandene<br />
Projekte in die Aussagen integriert werden. Die Fertigstellung des Gesamtwerkes wird<br />
Anfang 2005 erwartet (KREISVERWALTUNG mündl. 16.12.03).<br />
Große Tourismusprojekte in Planung<br />
Außerhalb Templins am Röddelinsee entsteht derzeit auf einer Fläche von ca. 70.000<br />
qm der Freizeitpark „Silver Lake City“ im Stil einer amerikanischen Westernstadt inklu-<br />
sive einer Feriensiedlung mit 500 Betten <strong>und</strong> einer Marina. Der Bauherr ist ein Investor<br />
aus dem bayerischen Passau, der circa 17 Mio. € in das Projekt investiert. Circa 6,5<br />
Mio. € stammen dabei aus öffentlichen Fördermitteln. Eine Anbindung an den ÖV ist<br />
derzeit nicht vorgesehen (NATURPARK mündl. 10.12.03, vgl. www.innovative-<br />
altersvorsorge.de).<br />
58
5 <strong>Angebots</strong>analyse<br />
Situationsanalyse Uckermark<br />
5.1 Verkehrliche Erschließung der Reiseregion – die An- <strong>und</strong> Abreise<br />
5.1.1 Straßen<br />
Die Uckermark wird von Südwesten nach Nordosten von der Autobahn A 11 (Berlin –<br />
Stettin) durchquert. Von dieser Autobahn geht am Dreieck Uckermark (ca. 15 km süd-<br />
östlich von der Stadt Prenzlau) die A 20 Richtung deutsche Ostseeküste ab.<br />
Übersicht 6 (s. S. 60) <strong>und</strong> Karten 1 + 2 (s. S. 45) verdeutlichen, dass keiner der Haupt-<br />
orte in den Regionen der Fremdenverkehrsvereine über einen direkten Autobahnan-<br />
schluss verfügt. Eine Ausnahme bildet der Ort Warnitz.<br />
Die befragten Akteure beurteilten die Erreichbarkeit der Uckermark mit dem Pkw als<br />
positiv bis zufriedenstellend (vgl. Anhangband zur Masterarbeit, A3). Eine ausgeprägte<br />
Belastung durch den von Urlaubern <strong>und</strong> Ausflüglern erzeugten Verkehr wurde nicht<br />
bestätigt. Zwar wurden von Interviewpartnern vereinzelte Belastungspunkte <strong>und</strong> Zeiten<br />
genannt, diese Antworten wurden aber oft mit Beispielen von durch die lokale Bevölke-<br />
rung erzeugtem Verkehr vermischt (vgl. Anhangband zur Masterarbeit, A3).<br />
Während des Untersuchungszeitraums wurde bekannt, dass die Landstraße 109 von<br />
Berlin über Prenzlau an die Ostsee zur B<strong>und</strong>esstraße ausgebaut wird. Der Ausbau<br />
wird genutzt, um Templin an die B<strong>und</strong>esstraße anzuschließen <strong>und</strong> gleichzeitig <strong>für</strong> die<br />
Altstadt eine Umgehungsstraße zu schaffen. Der anstehenden Veränderung standen<br />
die Befragten mit gemischten Gefühlen gegenüber. Der FVV Templin begrüßte die<br />
Entwicklung, da gerade zu Berufsverkehrszeiten viele Autos durch die Altstadt führen,<br />
was im Sommer gerade <strong>für</strong> die Gaststätten <strong>und</strong> Cafes mit ihren Terrassen am Markt-<br />
platz eine stark negative Belastung verursache <strong>und</strong> das Image der Stadt als Heilbad<br />
konterkariere (FVV Templin mündl. 15.12.03).<br />
Von Seiten des Naturschutzes war hingegen die zu erwartende ablehnende Haltung zu<br />
hören: „Ich be<strong>für</strong>chte, dass durch den Ausbau der 109 zur B<strong>und</strong>esstraße <strong>und</strong> die<br />
kommende LKW-Maut sich einiger Schwerlastverkehr auf die B<strong>und</strong>esstraßen verlagern<br />
wird, <strong>und</strong> das wäre <strong>für</strong> die Umgebung <strong>und</strong> den Tourismus hier nicht gut. (...)“ (NATUR-<br />
PARK mündl. 10.12.03). Den Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong> den Ausbau sah der Befragte in dem leerste-<br />
henden Gewerbegebiet der Stadt <strong>und</strong> der Möglichkeit der Verlagerung der Instandhal-<br />
tungs- <strong>und</strong> Ausbaukosten der Straße auf den B<strong>und</strong> (NATURPARK mündl. 10.12.03).<br />
59
Übersicht 6: Straßenanschluss der FVV-Gebiete in der Uckermark<br />
FVV-Gebiet Straßenanschluss<br />
Angermünde<br />
Brüssow<br />
Fürstenwerder<br />
Lychen<br />
Prenzlau<br />
Schwedt („Am Unteren Odertal“)<br />
Templin<br />
Warnitz („Uckerseen“)<br />
(Quelle: eigene Erhebung)<br />
5.1.2 SPNV<br />
Autobahn A 11, Ausfahrt Pfingstberg<br />
15 km Landstraße nach Südosten<br />
Autobahn A 20, Ausfahrt Prenzlau Nord<br />
20 km Landstraße nach Osten<br />
Autobahn A 20, Ausfahrt Prenzlau-Süd<br />
32 km Landstraße nach Westen<br />
Autobahn A 11, Ausfahrt Pfingstberg<br />
48 km Landstraße über Templin nach Westen<br />
oder B 96 bis Fürstenwerder,<br />
12 km Landstraße nach Osten<br />
Autobahn A 20, Ausfahrt Prenzlau Süd,<br />
oder Prenzlau Nord<br />
ab da jeweils ca. 10 km Landstraße<br />
Autobahn A 20, Ausfahrt Gramzow<br />
25 km Landstraße nach Südosten<br />
Autobahn A 11, Ausfahrt Pfingstberg<br />
Ca. 30 km Landstraße nach Westen<br />
Autobahn A 11, Ausfahrt Warnitz<br />
Ca. 4 km Nebenstraßen nach Warnitz<br />
Situationsanalyse Uckermark<br />
Karte 3 (s. S. 61) zeigt, dass der östliche Teil des Kreises von Süden aus über Berlin<br />
<strong>und</strong> Eberswalde erschlossen wird. In Eberswalde trennt sich eine Linie nach Templin<br />
ab (RB 63). In Angermünde gabelt sie sich schließlich in drei Abschnitte: eine Strecke<br />
führt weiter Richtung Norden nach Warnitz/Prenzlau/Strals<strong>und</strong> (RE 3 / IC), eine weitere<br />
Richtung Nordosten nach Stettin (RB 66) <strong>und</strong> eine Richtung Osten nach Schwedt/Oder<br />
(ebenfalls RE 3).<br />
Am Westrand wird die Region von der Regionalexpresslinie RE 5 tangiert. Durch den<br />
Bahnhaltepunkt in der Stadt Fürstenberg ist auch diese Linie ein „Tor“ zur Uckermark.<br />
Neben dem Angebot der DB <strong>und</strong> DB Regio bedient eine Connex Linie auf ihrer Strecke<br />
zwischen dem Ostseebad Binz über Berlin-Lichtenberg nach Zittau den Bahnhof<br />
Prenzlau (vier Mal die Woche, einmal täglich). Eine weitere Linie bedient einmal täglich<br />
den Bahnhof Fürstenberg (Strecke Gera – Leipzig – Berlin-Lichtenberg – Rostock).<br />
Außer der Linie RB 63 Eberswalde – Templin, ist diese Stadt zudem durch die Linie RB<br />
12 an Berlin-Lichtenberg angeb<strong>und</strong>en. Da auf dieser Strecke die Bahnübergänge noch<br />
60
Karte 3: Die Bahnverbindungen in der Uckermark<br />
Situationsanalyse Uckermark<br />
61
Situationsanalyse Uckermark<br />
nicht beschrankt sind, kann der Zug ab Oranienburg in vielen Abschnitten nur mit 50<br />
km/h fahren. Der Ausbau dieser Strecke ist innerhalb der nächsten Jahre geplant (NA-<br />
TURPARK mündl. 10.12.03, KREISVERWALTUNG mündl. 16.12.03). Alle im folgen-<br />
den zusammenfassend vorgestellten Bahnlinien sind <strong>für</strong> die Mobilität innerhalb der<br />
Region interessant <strong>und</strong> notwendig:<br />
Übersicht 7: Bahnlinien in der Uckermark<br />
Deutsche Bahn AG<br />
IC Angermünde – Prenzlau (nach Pasewalk / Strals<strong>und</strong> / Binz)<br />
DB Regio<br />
RE 3 Angermünde –Wilmersdorf – Warnitz – Seehausen – Prenzlau (nach Strals<strong>und</strong>)<br />
RE 3 Angermünde – Pinnow - Schwedt<br />
RB 12 Berlin-Lichtenberg - Templin<br />
RB 63 Eberswalde – Ringenwalde – Götschendorf – Milmersdorf - Templin<br />
RB 66 Eberswalde – Angermünde – Passow – Schönow – Casekow – Petershagen – Tantow - Szczecin Glowny<br />
Interconnex<br />
• Zittau -Berlin - Lichtenberg - Prenzlau (nach Strals<strong>und</strong> / Binz/Rügen)<br />
• Gera – Leipzig – Berlin-Lichtenberg - Fürstenberg– Rostock<br />
(Quelle: VBB 2003, eigene Erhebung)<br />
Innerhalb der Uckermark wurden in den letzten Jahren diverse Bahnlinien stillgelegt:<br />
• Von Prenzlau nach Templin (heute Bus 502 der UVG),<br />
• von Prenzlau nach Gramzow (heute Bus 403 der UVG sowie eine historische<br />
Bahn),<br />
• von Prenzlau nach Brüssow (heute Bus 425 der UVG),<br />
• von Fürstenberg nach Templin (heute Bus 517 der UVG)<br />
seit der Stilllegung dieser Linie 1996 verfügen Lychen <strong>und</strong> Himmelpfort über keine<br />
Bahnanbindung mehr; die Gleise werden heute als Draisinenstrecke genutzt (s.<br />
Kapitel Teil C, 5.3.4),<br />
• von Angermünde nach Oderberg (heute Busverkehr der Barnimer Busgesellschaft)<br />
(PVG mündl. 17.10.03).<br />
Die Kreisverwaltung setzt sich da<strong>für</strong> ein, dass die Streckenabschnitte der stillgelegten<br />
Bahnlinien zukünftig von - durch das Land Brandenburg betriebenen - Regionalbusli-<br />
nien übernommen werden, so wie es in einigen westlichen B<strong>und</strong>esländern der Fall ist<br />
(z.B. in Baden-Württemberg) (KREISVERWALTUNG 16.12.03).<br />
62
5.1.3 Das Angebot in den Zügen<br />
Situationsanalyse Uckermark<br />
Die Deutsche Bahn bzw. die DB Regio setzen auf den Strecken unbewirtschaftete,<br />
doppelstöckige Regionalexpresse (z.T. älteren Baujahrs) bzw. einstöckige Regional-<br />
bahnen sowie einen Intercity mit Bistro ein.<br />
In allen Zügen ist die Mitnahme von Fahrrädern möglich. Der Platz <strong>für</strong> große Ge-<br />
päckstücke ist hingegen in den an den Wochenenden oft voll besetzten doppelstöcki-<br />
gen Regionalexpressen zu gering bemessen.<br />
Gleiches gilt <strong>für</strong> die Maße der Sitze in der Linie RE3. Ein Problem ist auch das Ein- <strong>und</strong><br />
Aussteigen <strong>für</strong> eingeschränkt Mobile an den Bahnhöfen in der Uckermark. Bis auf den<br />
Bahnhof in Schwedt muss der K<strong>und</strong>e zum Teil sehr große Höhenunterschiede beim<br />
Ein- <strong>und</strong> Aussteigen überwinden, da die Bahnsteige nicht saniert sind.<br />
Die Ausstattung der Connex-Züge konnte nicht durch eigene Fahrten überprüft wer-<br />
den.<br />
5.1.4 Erreichbarkeit der FVV - Gebiete zwischen 8 <strong>und</strong> 20 Uhr<br />
Übersichten 8 (s. S. 64) <strong>und</strong> 9 (s. S.65) zeigen die Erreichbarkeit der Uckermark an<br />
Hand der Hauptorte der Fremdenverkehrsvereinsgebiete (FVV-Gebiete) der Reiseregi-<br />
on. Die Orte lassen sich in zwei Gruppen unterteilen: eine, die über einen direkten<br />
Bahnanschluss verfügt, <strong>und</strong> eine, die nicht direkt mit dem Zug erreichbar ist.<br />
Gut erreichbare Ort sind jedoch nicht unbedingt gleichzeitig Tourismusgemeinden (sie-<br />
he Schwedt <strong>und</strong> Prenzlau). Zudem gibt es sehr kleine Orte wie Wilmersdorf/Warnitz,<br />
die gut an die Bahn angeschlossen sind, während der touristisch viel bedeutendere Ort<br />
Lychen mit der Stilllegung der Bahnstrecke Fürstenberg/Havel – Templin vom Bahn-<br />
verkehr abgeschnitten wurde. Der hier<strong>für</strong> eingesetzte, alle zwei St<strong>und</strong>en zwischen 7<br />
<strong>und</strong> 20 Uhr verkehrende Schienenersatzverkehr (Bus 517) sorgt jedoch insgesamt <strong>für</strong><br />
eine zufriedenstellende Erreichbarkeit der Gemeinde (Fahrtzeit ab Berlin-Zoo nur 1<br />
Std. 50 Min).<br />
Angermünde verfügt über eine sehr gute direkte, stündliche Bahnanbindung zwischen<br />
4 Uhr morgens <strong>und</strong> Mitternacht. Die Erreichbarkeit der Gemeinde ist von Berlin aus in<br />
1Std. 21 Min. bzw. 1 Std. 11 Min. (IC) als sehr gut einzustufen. Sie ist der einzige be-<br />
deutende Übernachtungstourismusort, der über eine IC-Anbindung verfügt.<br />
Der wichtigste Tourismusort Templin ist hingegen im Verhältnis zu seiner Bedeutung<br />
nur unzufriedenstellend angeb<strong>und</strong>en. Zwar ist die stündliche Taktfrequenz positiv an-<br />
zumerken, die einzige Direktverbindung von Berlin fährt aber nur ab dem Bahnhof Ber-<br />
lin – Lichtenberg, der von Fernreisezügen (z.B. aus Westdeutschland) nicht angefah-<br />
ren wird. In diesem Fall müssen die Urlauber die Lücke zwischen Berlin - Ostbahnhof<br />
<strong>und</strong> dem Bahnhof Berlin - Lichtberg mit der S-Bahn überbrücken, eine unzumutbare<br />
63
Übersicht 8: Hauptorte der FVV-Gebiete mit direktem Bahnanschluss<br />
Situationsanalyse Uckermark<br />
FVV-Gebiet Direkter Bahnanschluss durch Ankunft Abfahrt<br />
Angermünde<br />
Prenzlau<br />
Schwedt<br />
(„Am Unteren Odertal“)<br />
Templin<br />
Warnitz („Uckerseen“)<br />
RE 3 Berlin-Zoo – Angermünde<br />
(Fahrtzeit: 1 Std 21 Min.)<br />
IC Berlin-Zoo – Angermünde<br />
(Fahrtzeit: 1 Std. 11 Min.)<br />
RB 66 Szczecin Glowny – Angermünde<br />
(Fahrtzeit 1 Std. 02 Min.)<br />
RE 3 Berlin-Zoo – Prenzlau<br />
(Fahrtzeit: 1 Std. 39 Min.)<br />
IC Berlin-Zoo – Prenzlau<br />
(Fahrtzeit: 1 Std. 33 Min.)<br />
B X88156 Berlin Lichtenberg – Prenzlau<br />
(Fahrtzeit: 1 Std. 17 Min.)<br />
RE 3 Berlin-Zoo – Schwedt<br />
(Umsteigen in Angermünde!)<br />
(Fahrtzeit: 1 Std. 55 Min.)<br />
Direkte Verbindung:<br />
RB12 Berlin-Lichtenberg – Templin Stadt<br />
(Fahrtzeit: 1 Std. 47 Min.)<br />
Umsteigeverbindung:<br />
RE 3 Berlin-Zoo – Eberswalde<br />
RB 63 Eberswalde – Templin<br />
(Fahrtzeit: ca. 2 Std. 38 Min.)<br />
Umsteigeverbindung:<br />
RE 5 Berlin-Zoo – Oranienburg<br />
RB 12 Oranienburg – Templin<br />
(Fahrtzeit: ca. 2 Std 05 Min.)<br />
RE 3 Berlin-Zoo – Warnitz<br />
(Fahrtzeit: 1 Std. 26 Min.)<br />
(Quelle: DB Regio 2003, VBB 2003, eigene Darstellung)<br />
tägl. stündl. zw.<br />
06:11- 23:11<br />
tägl. alle 2 Std zw.<br />
11:25 – 17:25, 18:25<br />
(Mo-Fr+So), 21:25<br />
(nur So)<br />
unregelmäßig zw.<br />
06:39 – 21:39<br />
tägl. alle zwei Std.<br />
zw. 06:39 - 22:39<br />
tägl. alle 2 St<strong>und</strong>en<br />
zw. 11:47 – 17:47,<br />
18:47 (Mo-Fr+So),<br />
21:47 (nur So)<br />
Tägl. stündl. zw.<br />
05:45 – 23:35<br />
Tägl. alle 2 St<strong>und</strong>en<br />
08:29 – 16:29, 17:56<br />
(nur So)<br />
07:27, danach<br />
alle 3 Std. zw.<br />
11:25 – 22:17<br />
Tägl. alle zwei Std.<br />
zw. 05:15 – 23:06<br />
Tägl. alle 2 St<strong>und</strong>en<br />
08:05 – 16:05, 17:28<br />
(nur So)<br />
10:18 nur Fr-Mo 15:31 nur Fr-Mo<br />
04:45 (Mo – Fr)<br />
tägl. alle zw ei Std.<br />
zw. 06:02 - 22:45<br />
tägl. stündlich zw.<br />
06:23 - 22:13 Uhr<br />
tägl. alle zwei Std.<br />
zw. 07:31 – 19:31,<br />
21:45<br />
tägl. stündlich zw.<br />
06:23 - 22:13 Uhr<br />
tägl. alle zwei Std.<br />
zw. 06:27 - 22:27<br />
5:10 (Mo-Fr.)<br />
tägl. alle zwei Std.<br />
zw. 06:10 – 22:13<br />
tägl. stündlich zw.<br />
04:30 - 21:30 Uhr<br />
tägl. ca. alle zwei<br />
Std. zw. 05:20 –<br />
19:35<br />
tägl. stündlich zw.<br />
04:30 - 21:30 Uhr<br />
tägl. alle zwei Std.<br />
zw. 05:28 – 23:19<br />
Situation. Alternativ kann man ab Berlin - Zoologischer Garten die RE 5 bis Oranien-<br />
burg benutzen <strong>und</strong> dort in den „Lichtenberger“-Zug zusteigen. In Oranienburg fährt der<br />
Zug vom gegenüberliegenden Bahnsteig. Insgesamt muss der Reisende aber auch<br />
dann zweimal umsteigen.<br />
64
Situationsanalyse Uckermark<br />
Da<strong>für</strong> ist die Erreichbarkeit der Stadt zwischen 4 Uhr <strong>und</strong> 21 Uhr als positiv herauszu-<br />
stellen. Für Urlauber aus Berlin sind die Umsteigeverbindungen durchaus zumutbar.<br />
Bahnhof Lichtenberg ist modernisiert <strong>und</strong> verfügt über Rampen/Fahrstühle.<br />
Von der Möglichkeit am Bahnhof Eberswalde in die RB 63 Templin umzusteigen, kön-<br />
nen Reisende des Connex (eigene Tarife!) oder des IC Gebrauch machen.<br />
Übersicht 9: Hauptorte der FVV-Gebiete <strong>ohne</strong> direkten Bahnanschluss<br />
FVV-Gebiet Kein direkter Bahnanschluss<br />
Brüssow<br />
Fürstenwerder<br />
Lychen<br />
bis Prenzlau Bhf (Verbindungen s. oben)<br />
ab dort Bus 425 der UVG zw. 08:00 – 18:00Uhr (unregelmäßig z.T. als AST)<br />
bis Prenzlau Bhf (Verbindungen s. oben)<br />
ab dort Bus 416, 419, z.T als AST, zwischen 08:00 <strong>und</strong> 18:00<br />
RB 5 Berlin-Zoo – Fürstenberg/Havel<br />
Stündl. zw. 06:47 <strong>und</strong> 23:47<br />
1x täglich Connex (11:03 Ankunft aus Süden; 16:53 aus Norden)<br />
Ab dort Bus 517 (nur zw. 07:00 <strong>und</strong> 20:15)<br />
Ankunft Lychen Markt: zw. 07:16 – 20:38<br />
(Fahrtzeit: ca. 1 Std. 50 Min.)<br />
(Quelle: DB Regio 2003, VBB 2003, eigene Darstellung)<br />
5.1.5 Die Ankunftsräume<br />
Im Rahmen dieser Arbeit wurden die Bahnhöfe Angermünde Bhf., Fürstenberg Bhf.<br />
(Bhf <strong>für</strong> Lychen), Prenzlau Bhf., Schwedt Bhf. / Schwedt Mitte Bhf., Templin Bhf. /<br />
Templin Stadt Bhf., Wilmersdorf Bhf sowie die Bushaltestelle Lychen „Markt“ besichtigt.<br />
Die Bahnhofsgebäude sind in allen untersuchten Bahnhöfen in einem sanierungsbe-<br />
dürftigen Zustand. Die Bahn erneuert nur die wichtigste Infrastruktur <strong>für</strong> ihre K<strong>und</strong>en<br />
(Fahrkartenautomaten, Fahrplan- <strong>und</strong> Informationstafeln, Fahrradabstellmöglichkeiten,<br />
Sitzgelegenheiten, Abfalleimer usw.). Seit 2001 werden zusätzlich vom VBB moderne<br />
Informationstafeln aufgestellt (vgl. Fotos, Anhang, A 4) (VGU mündl. 08.12.03).<br />
Die Bahnhöfe Templin Stadt <strong>und</strong> Wilmersdorf sind <strong>für</strong> den Bahnk<strong>und</strong>en nicht geöffnet.<br />
Zum Schutz vor Witterungseinflüssen gibt es hier lediglich kleinere Wartehäuschen auf<br />
den Bahnsteigen. In keinem der besuchten Bahnhöfe gab es einen beheizten Wartebe-<br />
reich.<br />
Gepäckfächer stehen nur in Angermünde zu Verfügung. Lediglich in Prenzlau <strong>und</strong> An-<br />
germünde gibt es direkt am oder im Bahnhof ein Geschäft <strong>für</strong> den Reisebedarf bzw.<br />
einen Imbiss. Alle anderen Bahnhöfe sind unbewirtschaftet. An keinem der Bahnhöfe<br />
gab es einen Fahrradverleih. Auch Toiletten fehlen, ein Tatsache die vor allem bei nicht<br />
vorhandener Gastronomie in unmittelbarer Umgebung zum größeren Problem werden<br />
kann. An einigen Bahnhöfen gibt es öffentliche Fernsprecher.<br />
65
Situationsanalyse Uckermark<br />
Touristische Informationsangebote werden optisch vollkommen uneinheitlich dargebo-<br />
ten; dies ist Aufgabe des örtlichen Fremdenverkehrsvereins. Ein „Wiedererkennungsef-<br />
fekt <strong>für</strong> touristische Informationen ist <strong>für</strong> einen Gast während seines Aufenthaltes in der<br />
Uckermark damit in keiner Weise gegeben. An keinem Bahnhof gibt es eine touristi-<br />
sche Informationsstelle. Nur die Bahnhöfe Prenzlau <strong>und</strong> Angermünde verfügen über<br />
ein kleines Reisezentrum, wo Fragen zur Bahn, zum Bus <strong>und</strong> - nach Aussage der Bus-<br />
gesellschaften - auch zur touristischen Infrastruktur beantwortet werden können.<br />
Die Tourismusinformationsstellen sind in den Orten Templin <strong>und</strong> Angermünde circa<br />
zehn Minuten Fußweg vom Bahnhof entfernt. Lediglich in Lychen befindet sich die Tou-<br />
risteninformation genau wie die Bushaltestelle direkt am Marktplatz. Allein am Bahnhof<br />
Angermünde wurde vom FVV eine große Tourismusinformationstafel auf den Bahn-<br />
hofsvorplatz gestellt. Die Gemeinden Templin, Lychen, Angermünde <strong>und</strong> Schwedt ver-<br />
fügen zwar über eine touristische Wegweisung, die Schilderform <strong>und</strong> –größe sowie die<br />
Farb- <strong>und</strong> Schriftwahl sind allerdings uneinheitlich.<br />
Zum Thema Bepflanzung oder gärtnerische Gestaltung der Ankunftsbereiche können<br />
keine sicheren Aussagen getroffen werden, da die Untersuchung im Winter stattfand.<br />
Die Bahnhöfe sind nur eingeschränkt behinderten- <strong>und</strong> / oder kinderwagengerecht. In<br />
den Bahnhöfen Angermünde, Templin <strong>und</strong> Prenzlau, deren zwei Bahnsteige eine Un-<br />
terführung verbindet, fehlen Aufzüge. Für Fahrräder wurde in Angermünde eine<br />
schmale Metallrampenschiene entlang der Treppen installiert. Hervorzuheben sei an<br />
dieser Stelle, dass die Bahnanlagen durchweg sauber waren <strong>und</strong> auch keine Spuren<br />
von „exzessivem“ Vandalismus aufwiesen.<br />
Ein von privatwirtschaftlicher Seite oder den Tourismusvereinen organisierter Abhol-<br />
service der Gäste am Bahnhof existiert nicht. Die Befragten in Templin <strong>und</strong> Lychen<br />
versicherten jedoch, dass auf Anfrage des Urlaubers ein Abholung durchaus üblich sei<br />
(FVV LYCHEN mündl. 09.12.03, FVV TEMPLIN mündl. 15.12.03). In den Gastgeber-<br />
verzeichnissen ist dieser Service allerdings nicht ausgeschrieben. In Angermünde,<br />
Lychen <strong>und</strong> Templin operieren Taxiunternehmen.<br />
ZWISCHENFAZIT FÜR DAS PROJEKT URLAUB OHNE AUTO<br />
Die Uckermark liegt am nordöstlichen Rand der B<strong>und</strong>esrepublik in einer wirtschaftlich<br />
unbedeutenden <strong>und</strong> extrem dünnbesiedelten Region. Dies spiegelt sich auch in ihrer<br />
Erreichbarkeit mit dem Zug wider. Für Besucher aus den östlichen B<strong>und</strong>esländern ist<br />
die Anreise mit dem Zug durchaus attraktiv. Für Gäste mit längerem Anfahrtsweg, ins-<br />
besondere aus den westlichen B<strong>und</strong>esländern, wird die Anreise je nach gewählter Ü-<br />
bernachtungsgemeinde jedoch beschwerlich.<br />
66
Situationsanalyse Uckermark<br />
Während Angermünde hervorragend an das Zugnetz angeb<strong>und</strong>en ist, bedarf die An-<br />
reise nach Templin <strong>und</strong> Lychen <strong>für</strong> Besucher aus dem Westteil des Landes mehrmali-<br />
gen <strong>und</strong> zum Teil auch umständlichen Umsteigens. Gerade in der schlechten Anbin-<br />
dung Templins an Berlin liegt m. E. Handlungsbedarf. Die Abfahrt des Zuges RE 12 ab<br />
Berlin-Lichtenberg ist ungünstig gewählt, da hier nicht die Fernreisezüge ankommen.<br />
Für Autofahrer ist die Anreise hingegen recht problemlos. Die Autobahn teilt die Region<br />
in zwei Hälften. Mit viel Verkehr ist vor Ort auf Gr<strong>und</strong> der kurzen Hauptsaison kaum zu<br />
rechnen. Eine insgesamt ungünstige Kombination, um Gäste von „weiter her“ von einer<br />
Anreise mit dem Zug zu überzeugen.<br />
5.2 Mobilität in der Region bzw. vor Ort<br />
Die Analyse dieses Teils beschränkte sich auf eine Überprüfung der Erreichbarkeit der<br />
wichtigsten Tourismusgemeinden bzw. der wichtigsten touristischen Highlights der Re-<br />
gion. Die ausführliche Version der Untersuchung befindet sich im Anhang (vgl. Anhang<br />
A5). Auf diese Weise ließ sich herauskristallisieren, welche Verkehrsangebote <strong>für</strong> Tou-<br />
risten interessant <strong>und</strong> nutzbar bzw. überhaupt zumutbar sind.<br />
Die Teilung der Uckermark zu DDR-Zeiten auf die Bezirke Neubrandenburg <strong>und</strong> Frank-<br />
furt/Oder ist noch am heutigen ÖPNV-Netz erkennbar. So fehlt bis heute jegliche Di-<br />
rektverbindung zwischen den Orten Templin <strong>und</strong> Angermünde. 1<br />
5.2.1 ÖPNV- Angebot: Linienverkehr<br />
Das ÖPNV-Netz der Region wirkt angesichts der Vielzahl operierender Linien auf den<br />
ersten Blick recht umfassend. Bei Untersuchung der Fahrzeiten tritt jedoch deutlich zu<br />
Tage, dass das Angebot der meisten Überlandlinien auf die Bedürfnisse des Ausbil-<br />
dungsverkehrs ausgerichtet ist. Touristisch interessant sind daher, neben den Stadt-<br />
verkehrsangeboten in Angermünde, Prenzlau, Schwedt <strong>und</strong> Templin lediglich folgende<br />
Linien (s. Übersicht 10, S. 68), die auch in Karte 4 (s. S. 69) eingezeichnet wurden:<br />
1 Ein Vertreter der Kreisverwaltung begründete diesen Unterschied mit „unterschiedlichen Vorstellungen der Bezirke<br />
vom ÖPNV“. Schwedt <strong>und</strong> Angermünde hatten zum Zeitpunkt der Wende ein gut ausgebautes Stadtverkehrsnetz,<br />
während in Templin <strong>und</strong> Prenzlau das ÖPNV -Netz neu aufgebaut werden musste (KREISVERWALTUNG mündl.<br />
16.12.03).<br />
67
Situationsanalyse Uckermark<br />
Übersicht 10: touristisch relevante Linienbusverbindungen der Reiseregion<br />
Buslinie Route Fahrzeiten<br />
Linie 462 Angermünde Bhf – Wolletz (Rehabilitationsklinik)<br />
Linie 468<br />
Linie 469<br />
Linie 496<br />
Linie 502<br />
Linie 517<br />
Schwedt Mitte Bhf – Criewen (Besucherzentrum<br />
des NP Unteres Odertal) – Angermünde Bhf<br />
Gartz – Vierraden (Tabakmuseum) – Schwedt Mitte<br />
Bhf<br />
Angermünde Bhf – Blumberger Mühle (NABU-<br />
Besucherzentrum des BR) („Biberbahn 1 “)<br />
Templin – Prenzlau<br />
(Ersatzverkehr <strong>für</strong> stillgelegte Bahnlinie)<br />
Templin – Lychen – Fürstenberg.<br />
(Ersatzverkehr <strong>für</strong> stillgelegte Bahnlinie)<br />
(Quelle: eigene Erhebung)<br />
4x täglich von Mo.-Fr.<br />
WE: -<br />
Mo.- Fr. unregelmäßig zw. 6:00 –<br />
21:00, stündlich bis alle 2 Std.,<br />
WE: regelmäßig alle 2 Std.<br />
zw. 08:00 – 22:00<br />
Mo.- Fr. ca. stündlich zw. 04:30 bis<br />
22:00<br />
WE: Anrufbus (s. nächstes Kapitel)<br />
täglich, stündlich zw. 10:00 – 18:00<br />
von April - Oktober<br />
täglich alle 2 St<strong>und</strong>en zw. 08:00 <strong>und</strong><br />
19:00<br />
täglich alle 2 St<strong>und</strong>en zw. 08:00 –<br />
19:00<br />
Darüber hinaus gibt es eine Templin <strong>und</strong> Schwedt verbindende Linie 475 (Mo. –Fr. 5x<br />
tägl./ am WE 2x tägl.). Sie fährt allerdings nicht über die Stadt Angermünde - eine un-<br />
verständliche Entscheidung.<br />
Zu `nachfrageschwachen´ Zeiten wird auf vielen Strecken auf den Einsatz eines nor-<br />
malen Linienbusses verzichtet. Die Erreichbarkeit wird dann über so genannte „Anruf-<br />
sammeltaxis (AST)“ abgesichert. Damit wird versucht, den Aufwand <strong>für</strong> eine Beförde-<br />
rungsleistung dem tatsächlichen Fahrgastaufkommen anzupassen (vgl. VBB 2003, S.<br />
10). Die Fahrt eines im Fahrplan als AST gekennzeichneten Linienbusses wird nur<br />
nach telefonischer Voranmeldung bis 60 Minuten vor Fahrtbeginn durchgeführt (vgl.<br />
VBB 2003, S. 10). Die da<strong>für</strong> eingesetzten Fahrzeuge können je nach Fahrgastnachfra-<br />
ge auch Taxis oder Kleinbusse sein. Die Beförderung erfolgt <strong>ohne</strong> Aufpreis <strong>für</strong> den<br />
K<strong>und</strong>en. Der Anteil der AST-Fahrten wird sich in den nächsten Jahren weiter erhöhen,<br />
da der ÖPNV sonst nicht mehr finanzierbar bleibt (KREISVERWALTUNG mündl.<br />
16.12.03).<br />
Die Busangebote sind sowohl untereinander als auch mit dem Zugverkehr der DB Re-<br />
gio, nicht aber mit dem des Connex abgestimmt. Neben diesen Linienverkehren gibt es<br />
noch eine Reihe von speziell auf den Freizeitverkehr ausgerichteten Bedarfsbusange-<br />
boten.<br />
1 Das <strong>für</strong> diesen Verkehr verwendete Fahrzeug wurde in seiner äußeren Gestaltung einem Biber nachempf<strong>und</strong>en<br />
68
Karte 4: Busverkehr in der Uckermark<br />
Situationsanalyse Uckermark<br />
69
5.2.2 ÖPNV-Angebot: Bedarfsverkehr<br />
Situationsanalyse Uckermark<br />
Im Bereich des Bedarfsverkehrs gibt es die folgenden, auch <strong>für</strong> Besucher der Region<br />
interessanten Angebote:<br />
• Anrufbus Gartz,<br />
• Rufbusse in den Ämtern Angermünde <strong>und</strong> Gerswalde,<br />
• Theaterbus Schwedt<br />
(bringt Fahrgäste im Bedarfsverkehr in der gesamten Uckermark <strong>und</strong> im Barnim<br />
zu Theateraufführungen der Uckermärkischen Bühnen in Schwedt, Anforderung<br />
mindestens 24 Std. vor Anreise),<br />
• Velobus<br />
(holt Radfahrer des Oder-Neiße-Radweges an jedem beliebigen Punkt ab, An-<br />
meldung mindestens 60 Min. vor Fahrtantritt).<br />
Während der Anrufbus <strong>für</strong> die Gemeinde Gartz (nördlich von Schwedt am östlichen<br />
Rand des Landkreises) schon seit 2000 von der PVG an den Wochenenden <strong>und</strong> Feier-<br />
tagen angeboten wird, sind die Rufbusse in den Amtsbereichen Gerswalde <strong>und</strong> An-<br />
germünde Teil des Forschungsprojektes IMPULS 2005 (s. Teil C, Kapitel 3.4).<br />
Der Anrufbus bringt den K<strong>und</strong>en von jeder Adresse oder Haltestelle innerhalb des Be-<br />
diengebietes Gartz bis zur nächsten Umsteigemöglichkeit in einen Bus des Schwedter<br />
Stadtverkehrs (oder umgekehrt) oder zu den Bahnhöfen entlang der Linie RB 66 An-<br />
germünde - Stettin. Er verkehrt samstags, sonn- <strong>und</strong> feiertags zwischen 8 <strong>und</strong> 20 Uhr.<br />
Es gilt der VBB-Tarif mit 80 Cent Komfortzuschlag pro Person <strong>und</strong> Fahrt. Der Bus<br />
muss mindestens 60 Minuten vor Fahrtantritt bestellt werden.<br />
Die Rufbusse funktionieren nach dem gleichen Prinzip <strong>und</strong> zu den gleichen Konditio-<br />
nen, verkehren allerdings täglich zwischen 8 <strong>und</strong> 23 Uhr. Bei ihnen muss die Fahrtrou-<br />
te mindestens eine Haltestelle enthalten. Bisher gilt dieses Angebot nur bis Mai 2004.<br />
Laut Aussage der Kreisverwaltung wird es aber auch über diesen Zeitraum hinaus ein<br />
Angebot dieser Art geben, wenn auch nicht mit der bisherigen zeitlichen <strong>und</strong> räumli-<br />
chen Flexibilität. 1<br />
Rufbusse <strong>und</strong> AST wird es in Zukunft in größerem Umfang geben. Da<strong>für</strong> wird der nor-<br />
male Linienverkehr eingeschränkt werden. Das Busnetz des Kreises wird sich auf die<br />
Hauptachsen mit einem kleineren Versorgungsnetz darunter konzentrieren (KREIS-<br />
VERWALTUNG mündl. 16.12.03).<br />
1 „Der Rufbus hat genau den Ansatz. Nur stößt man in Deutschland bei der derzeitigen Rechtslage schnell an ein Pr oblem.<br />
Angebote wie der Rufbus sind gesetzlich nicht vorgesehen. Da gibt es nur den ÖPNV <strong>und</strong> den Taxiverkehr, aber<br />
nichts dazwischen. Als wir mit dem ersten Rufbus in Gartz angefangen haben, da hatten wir noch sehr viel Spielraum.<br />
Da konnte der K<strong>und</strong>e noch überall ein- <strong>und</strong> aussteigen. Bei den neuen Rufbussen war das dann schon nicht mehr<br />
erlaubt. Da brauchten wir dann schon feste Einstieg- <strong>und</strong> Ausstieghaltestellen. Ursprünglich wollten wir im Rahmen des<br />
Impuls-Projektes ja „alles was rollt“, also auch die private Mitnahme etc., mit dem ÖPNV verbinden, aber das ließ sich<br />
aus rechtlichen Gründen nicht umsetzen. Deshalb soll ja ein Ergebnis des noch bis 2005 laufenden, deutschlandweiten<br />
70
5.2.3 Erreichbarkeit von Sonderveranstaltungen mit dem ÖPNV<br />
Situationsanalyse Uckermark<br />
Auf die Erreichbarkeit der verschiedenen Festveranstaltungen, wie z.B. das Flößer-<br />
oder Fischerfest in Lychen oder die Uckermärkischen Nudelwochen kann im Rahmen<br />
dieser Arbeit nicht detaillierter eingegangen werden. Die Busgesellschaften sind <strong>für</strong> die<br />
Organisation des Busverkehrs <strong>für</strong> solche Veranstaltungen gr<strong>und</strong>sätzlich offen, solange<br />
sie da<strong>für</strong> bezahlt werden (VGU mündl. 08.12.03, PVG mündl. 17.10.03).<br />
Viele Veranstalter sehen jedoch nicht die Notwendigkeit einer ÖV-Organisation, da die<br />
Veranstaltungsorte meist über reichlich kostenlosen Parkraum am Straßenrand verfü-<br />
gen <strong>und</strong> die Anzahl der Besucher angesichts der geringen Einw<strong>ohne</strong>rzahl der Ucker-<br />
mark beschränkt bleibt. Nach Aussage des befragten Tourismusakteurs in Lychen or-<br />
ganisieren sich viele Festbesucher Mitfahrgelegenheiten untereinander (FVV LYCHEN<br />
mündl. 09.12.03).<br />
Bei der „Langen Einkaufsnacht“ in Templin werden allerdings die Stadtbusse der UVG<br />
von 20 bis 22 Uhr von der Werbegemeinschaft <strong>und</strong> dem FVV „gemietet“, damit sie bis<br />
zum Geschäftsschluss verkehren (FVV TEMPLIN mündl. 15.12.03). Auch das Schloss<br />
Boitzenburg setzte <strong>für</strong> seine letzte Sylvesterparty einen eigens gemieteten Shuttle-Bus<br />
ab/bis Templin ein (FVV TEMPLIN mündl. 15.12.03).<br />
Die Schutzgebiete haben bisher keine guten Erfahrungen bezüglich der Annahme von<br />
Shuttlebusangeboten zu Sonderveranstaltungen gemacht (NATURPARK mündl.<br />
10.12.03, BIOSPHÄRENRESERVAT mündl. 11.12.03)<br />
5.2.4 Einschätzung der befragten Akteure zum ÖPNV in der Region<br />
Die befragten Akteure waren mit dem Zustand des ÖPNV-Angebotes mittelmäßig zu-<br />
frieden. Die meisten zählten sowohl positive als auch negative Aspekte des Angebotes<br />
auf. Die Erreichbarkeit der Städte wurde als gut eingeschätzt. Die Rufbusse <strong>und</strong> die<br />
verbesserte Anbindung Templins <strong>und</strong> Schwedts durch die Umstellung von einem 2 Std.<br />
– Takt auf einen 1Std. – Zugtakt wurden als besonders positive Aspekte herausgestellt.<br />
Allerdings wurden die ländlichen Bereiche (die „Fläche“) als nur schlecht erschlossen<br />
eingestuft. Auch die generelle Reduzierung des ÖV-Netzes wurde negativ angemerkt,<br />
wobei sich die meisten Befragten der ungewöhnlich schwierigen Rahmenbedingungen<br />
der Uckermark <strong>für</strong> ein funktionierendes ÖV-Angebot durchaus bewusst waren (vgl.<br />
Anhang A3).<br />
Projektes eine Gesetzesinitiative zur Änderung dieser Rahmenbedingungen sein“ (KREISVERWALTUNG mündl.<br />
16.12.03)<br />
71
5.2.5 Serviceaspekte des Angebotes<br />
Umsteigen, Pünktlichkeit<br />
Situationsanalyse Uckermark<br />
Die Umsteigemöglichkeiten vom Zug zum Bus sind nicht überall gleich gut. In Anger-<br />
münde, Prenzlau <strong>und</strong> Schwedt fahren die in Übersicht 9 aufgeführten Buslinien direkt<br />
die Bahnhöfe an. Die Stadt Templin leistet sich zwei Bahnhaltepunkte (Templin <strong>und</strong><br />
Templin Stadt). Der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) liegt hier in mittlerer Entfernung<br />
zu diesen Bahnhöfen. Die touristisch interessanten Buslinien fahren jedoch nur den<br />
Bahnhof Templin <strong>und</strong> den ZOB an. Alle überprüften ZOB in der Uckermark sind mo-<br />
dern gestaltet. Sie bieten Unterstellmöglichkeiten, Sitzgelegenheiten, Businformations-<br />
tafeln <strong>und</strong> z.T. auch Toiletten (vgl. Fotos, Anhang A 4).<br />
Zum Thema Pünktlichkeit können keine gesicherten Aussagen getroffen werden. Bei<br />
den selbst vorgenommenen Fahrten im Untersuchungsgebiet kam es bei den Bussen<br />
zu keinen Verspätungen. Auch die Übergänge von Zug auf Bus klappten problemlos.<br />
Zwei Befragte äußerten sich zu diesem Thema dagegen negativ. So hatte es in der<br />
Vergangenheit sowohl Probleme mit verspäteten Zügen bei der Biberbahn als auch<br />
beim Bus 517 vom Bahnhof Fürstenberg nach Lychen gegeben. Bei der geringen Tak-<br />
tung der Busse sind derlei Vorkommnisse sehr ärgerlich. Der befragte Akteur der PVG<br />
begründete diese Unzuverlässigkeit mit einem nicht abgestimmten Informationssystem<br />
zwischen den Verkehrsbetrieben <strong>und</strong> der Bahn; ein Schwachstelle, die zukünftig ver-<br />
bessert werden soll (FVV Lychen mündl. 09.12.03, PVG mündl. 17.10.03).<br />
Ausstattung der Fahrzeuge<br />
Beide Verkehrsgesellschaften verfügen über eine moderne Fahrzeugflotte mit beque-<br />
men Sitzgelegenheiten <strong>und</strong> ansprechender Innenraumgestaltung. Die Busse sind sehr<br />
sauber <strong>und</strong> gepflegt.<br />
Gepäckservice, Ausrüstungsmitnahme<br />
Für die Mitnahme von Gepäck <strong>und</strong> größeren Gegenständen gelten die Beförderungs-<br />
bedingungen des VBB. Die Fahrradmitnahme wird nicht garantiert <strong>und</strong> ist nicht einheit-<br />
lich zwischen den beiden Busgesellschaften geregelt.<br />
Die UVG im Westteil der Uckermark hat keine Fahrradbusse. „Die Überlandbusse sind<br />
(zum Teil) Reisebusse, da kann ein Fahrrad nur unten in das Gepäckfach, aber man<br />
kann sich auf die Fahrradmitnahme nicht verlassen. Wenn sich Gruppen vorher bei uns<br />
anmelden, können wir auch einen Fahrradanhänger an einen Bus machen“ (VGU<br />
mündl. 08.12.03). Die PVG hingegen verfügt über einen Velobus entlang des National-<br />
parks Unteres Odertal. Außerdem ist in ihren Bussen nach eigenen Angaben die Fahr-<br />
72
Situationsanalyse Uckermark<br />
radmitnahme in jedem Bus möglich, wenn nicht anders im Fahrplanbuch gekennzeich-<br />
net (PVG mündl. 17.10.03).<br />
Barrierefreiheit<br />
In Schwedt ist eine Buslinie komplett behindertengerecht. In den Stadtbussen gibt es<br />
z.T. Rampen <strong>und</strong> Niederflurbusse. Ansonsten müssen die Fahrer dem Fahrgast Hilfe-<br />
stellung leisten. Gleiches gilt <strong>für</strong> die Mitnahme eines Kinderwagens. Die Haltestellen in<br />
den Orten sind nur teilweise behindertengerecht. Allerdings „kann nicht jede Überland-<br />
haltestelle so gestaltet werden“ (VGU mündl. 08.1203).<br />
5.3 Ergänzende Angebote <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong><br />
5.3.1 Radfahren<br />
Die Uckermark wird von zwei Fernradwanderwegen durchkreuzt. Der Oder-Neiße-<br />
Radweg führt durch den Nationalpark Unteres Odertal im Osten der Reiseregion. Hier-<br />
<strong>für</strong> wurde von der PVG das Fahrradbus-Angebot Velobus <strong>entwickelt</strong>. Seit 2003 ist der<br />
Ort Lychen an den Radweg Berlin-Kopenhagen angeb<strong>und</strong>en. Durch den Ausbau des<br />
Weges ist eine Kooperation zwischen dem ADFC <strong>und</strong> dem FVV Lychen entstanden,<br />
der den Verein bezüglich einer radfahrerrelevanten Infrastruktur berät (FVV LYCHEN<br />
mündl. 09.12.03). Beide Radwege sind gut ausgebaut <strong>und</strong> beschildert („Fahrradstra-<br />
ßen“). Der Bau des Radweges Berlin-Usedom befindet sich derzeit noch in der Pla-<br />
nungsphase.<br />
Von der Kreisverwaltung wurde ein „Kreisradwegekonzept“ erarbeitet (SANFTEN-<br />
BERG 2000, S. 143). Der hier festgeschriebene „Uckermark-R<strong>und</strong>weg“ war zum Zeit-<br />
punkt der Untersuchung endlich durch die Zusage der Kommunen finanziell abgesi-<br />
chert, so dass 2004 mit dem Ausbau begonnen werden kann (auf bestehenden kom-<br />
munalen Wegen). Er wird den Nationalpark mit dem Biosphärenreservat <strong>und</strong> dem Na-<br />
turpark unter Einbeziehung der Städte Angermünde, Templin <strong>und</strong> Lychen, Boitzenburg<br />
<strong>und</strong> Prenzlau verbinden. Auf diese Weise wird sich die Attraktivität der Uckermark <strong>für</strong><br />
Radfahrurlauber um einiges erhöhen (TVU mündl. 04.12.03, FVV LYCHEN mündl.<br />
09.12.03, NATURPARK mündl. 10.12.03).<br />
Abgesehen davon gibt es in der Reiseregion eine Reihe kommunaler Radwege unter-<br />
schiedlicher Qualität. Inwieweit hier eine Kombination mit dem ÖPNV-Netz möglich ist,<br />
konnte im Rahmen dieser Arbeit nicht analysiert werden.<br />
Der größte Verleiher von Rädern ist der „Fahrradverleihring Bodo Butzke“ aus<br />
Schwedt, der an verschiedenen Gaststätten, Pensionen <strong>und</strong> Fahrradgeschäften im<br />
Landkreis Fahrräder zur st<strong>und</strong>en- oder tageweisen Ausleihe bereit hält. Hiervon sind<br />
73
Situationsanalyse Uckermark<br />
<strong>für</strong> ein Projekt <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong> vor allem die Stationen in Schwedt, Criewen <strong>und</strong><br />
Lychen interessant (www.kanufahrradverleihbutzke.de). Auch viele Vermieter werben<br />
im Gastgeberverzeichnis mit dem Verleih von Fahrrädern. Des weiteren gibt es Rad-<br />
geschäfte in den Tourismusorten Angermünde, Lychen <strong>und</strong> Templin, die Räder an<br />
Gäste ausleihen. Fahrradverleihe an den Bahnhöfen fehlen. Von einem der Befragten<br />
wurde außerdem fehlender Reparaturservice auf dem Land in der Uckermark bean-<br />
standet (TVU mündl. 04.12.03).<br />
5.3.2 Wandern<br />
Die Uckermark wird von keinem Fernwanderweg durchkreuzt. Es gibt eine Reihe regi-<br />
onaler Wanderwege im Naturpark <strong>und</strong> im Biosphärenreservat. Die Gemeinden haben<br />
verschiedene Wege ins Umland (z.B. entlang der Seeufer) beschildert. Allerdings sind<br />
diese Beschilderungen nicht einheitlich gehandhabt. Die Nachbarregion Ruppiner Land<br />
bietet mit dem „Ruppiner Land R<strong>und</strong>wanderweg“ dagegen einen überaus attraktiven<br />
Anziehungspunkt <strong>für</strong> Wanderer (vgl. www.wander-bahnhoefe-brandenburg.de).<br />
5.3.3 Wasser<br />
Schwerpunkt des Wassersports sind der Naturpark Uckermärkische Seen, vor allem<br />
die Templiner <strong>und</strong> Lychener „Seenkreuze“. Hier bieten sich dem Besucher vielfältige<br />
Wassersportmöglichkeiten auf den durch Flüsse, Kanäle oder Bäche miteinander ver-<br />
b<strong>und</strong>enen Seen. Im Naturpark gibt es ein länderübergreifendes „Wasserwanderleitsys-<br />
tem“ zwischen den Orten Feldberg (Mecklenburg-Vorpommern), Fürstenberg/Havel<br />
<strong>und</strong> Lychen. So entstand eine naturnahe Paddelstrecke mit vier Biwakplätzen (Natur-<br />
toilette <strong>und</strong> Feuerstelle) zum Übernachten 1 .<br />
Brandenburg ausgezeichnet 2 .<br />
In den Ortschaften entlang der Seeufer gibt es verschiedene<br />
Bootsverleiher, die auch Touren organisieren <strong>und</strong> dem Kun-<br />
den einen Shuttle-Service bieten. Insbesondere der Verleiher<br />
„TREIBHOLZ“ in Lychen verfügt mit dem Verleih von Flößen<br />
<strong>und</strong> Hydrobikes über sehr ungewöhnliche Angebote. Er wurde<br />
im Jahr 2002 mit dem Tourismuspreis des Landes<br />
Die Seen um Lychen <strong>und</strong> Templin sind teilweise auch <strong>für</strong> Motor- <strong>und</strong> Hausboote zuge-<br />
lassen. Da Lychen selbst an den Wasserweg Berlin-Hamburg angeschlossen ist, kann<br />
man den Ort auch per Boot erreichen. Die meisten Bootsurlauber verweilen nur wenige<br />
1 Dieses Projekt entstand in Kooperation des Naturpark Feldberger Seenlandschaft mit den zuständigen unteren Naturschutz-<br />
<strong>und</strong> Wasserbehörden, den Fremdenverkehrsvereinen, dem WWF Deutschland, dem Landeskanuverband Brandenburg<br />
sowie touristischen Anbietern (vgl. www.mlur.brandenburg.de/n/ffh_auj6.htm)<br />
2 Foto: Hydrobikes: www.treibholz.de<br />
74
Situationsanalyse Uckermark<br />
Nächte in der Region, benutzen in dieser Zeit aber auch die örtliche Infrastruktur, so<br />
dass sie wirtschaftlich durchaus <strong>für</strong> die Region interessant sind (FVV LYCHEN mündl.,<br />
09.12.03). So wurden neue Anlegeplätze <strong>für</strong> Boote <strong>und</strong> Jachten gebaut (Marina).<br />
Es gibt insgesamt sechs Anbieter von Fahrgastschifffahrten in den Orten Templin (3),<br />
Lychen (1), Warnitz (1) <strong>und</strong> Schwedt (1) (Touren Berlin - Stettin). Sie fahren zwischen<br />
April <strong>und</strong> Oktober verschiedene Anlegepunkte auf ihren Touren an, so dass sie sich<br />
auch mit einer Wanderung oder Radtour verbinden lassen. Inwieweit die Touren mit<br />
den Fahrzeiten der Busse oder Züge in der Region abgestimmt sind, konnte im Rah-<br />
men der Analyse nicht geklärt werden, da kein Informationsmaterial der Anbieter zum<br />
Zeitpunkt der Untersuchung verfügbar war. Angemerkt sei hier, dass der FVV Templin<br />
die Erarbeitung einer Schiffstour zum Ziegeleipark Mildenberg unterstützt (FVV TEMP-<br />
LIN mündl. 15.12.03).<br />
5.3.4 Sonstige Fortbewegungsmittel<br />
Eine touristische Attraktion ist die im Sommer 1996 eröffnete<br />
<strong>und</strong> auf der ehemaligen Bahnstrecke zwischen Fürstenberg<br />
<strong>und</strong> Templin fahrende Draisine 1 . „Bei der Fahrraddraisine han-<br />
delt es sich um ein dreirädriges Fahrgestell auf das ein fahr-<br />
radähnliches Sitzgestell montiert wird. Der Antrieb erfolgt ähn-<br />
lich wie bei einem Fahrrad“ (SANFTENBERG 2000, S. 174).<br />
Eine Draisine bietet Platz <strong>für</strong> maximal drei Erwachsene bzw. zwei Erwachsene <strong>und</strong><br />
zwei Kinder. Die 30 km lange Strecke hat zehn Haltepunkte mit Hinweisschildern zu<br />
den nächstgelegenen Sehenswürdigkeiten. Das Fahrgestell kann an diesen Stationen<br />
von der Strecke heruntergehoben <strong>und</strong> mit einem Schloss gesichert werden. Fahrten<br />
sind über den Veranstalter Touristica in Berlin oder bei den lokalen FVV buchbar. Der<br />
Preis <strong>für</strong> die Anmietung einer Draisine beträgt 49 Euro. Er schließt die Rückfahrt zum<br />
Ausgangspunkt mit dem Bus 517 ein. Zum ermäßigten Preis lassen sich auch „halbe“<br />
Touren ab Lychen buchen. Laut Aussage eines befragten Akteurs ist das größte Prob-<br />
lem dieses Angebotes die Vermüllung der Strecke (FVV LYCHEN mündl. 09.12.03).<br />
Auf die gesamte Reiseregion verteilen sich überdies 21 Reiterhöfe. Einige dieser Ge-<br />
höfte liegen in Orten, die mit dem ÖV erreichbar sind (z.B. Annenwalde, Lychen,<br />
Templin, Prenzlau, Warnitz <strong>und</strong> Angermünde). Reist ein Reiter nicht mit eigenem Pferd<br />
an, ist auch <strong>für</strong> diese Zielgruppe eine Anreise in die Region <strong>ohne</strong> Auto möglich.<br />
1 Foto: Draisine: www.bahn.de<br />
75
5.3.5 Tourenangebote<br />
Situationsanalyse Uckermark<br />
Die Schutzgebiete <strong>und</strong> die Bootsverleiher bieten eine Vielzahl unterschiedlicher Tages-<br />
<strong>und</strong> Mehrtagestouren an. Diese können zum Teil auch über die Touristeninformationen<br />
gebucht werden (z.B. geführte Wasserwandertouren der Naturwacht des Naturparks<br />
Uckermärkische Seen). Ob allerdings auch Tagestouren von Seiten der FVV selbst<br />
angeboten werden, geht aus dem analysierten Informationsmaterial nicht hervor. Le-<br />
diglich der FVV Lychen äußerte sich hier im Interview direkt. Angesichts mangelnder<br />
Nachfrage sieht er keinen Bedarf <strong>für</strong> ein solches Angebot (FVV LYCHEN mündl.<br />
09.12.03 ).<br />
ZWISCHENFAZIT FÜR DAS PROJEKT „URLAUB OHNE AUTO“<br />
Die Untersuchung zeigt deutlich, dass eine Übernachtung in Orten außerhalb der oben<br />
aufgeführten Bus- oder Bahnlinien nicht empfohlen werden kann, es sei denn, der<br />
Gastgeber ist bereit, die Mobilitätsbedürfnisse seiner Gäste selbst zu organisieren.<br />
Einem Besucher <strong>ohne</strong> Auto präsentiert sich derzeit kein in sich schlüssiges ÖV-<br />
Angebot. Es fehlt eine Querverbindung zwischen den Orten Templin <strong>und</strong> Angermünde.<br />
So besteht derzeit das Dilemma, dass sich auf den Westteil der Uckermark die meisten<br />
Urlauber konzentrieren, während die meisten Freizeit- <strong>und</strong> Bedarfsbusangebote <strong>für</strong><br />
den Ostteil der Region <strong>entwickelt</strong> wurden. Auch die Zugverbindungen können diese<br />
Lücke nicht schließen, da der Gast hier zu einem Umsteigen in Eberswalde gezwun-<br />
gen wäre.<br />
Dem entsprechend lassen sich in der derzeitigen Situation nur räumlich konzentrierte<br />
Angebote vermarkten. Die sich daraus ergebenden Ausflugsmöglichkeiten <strong>für</strong> einen<br />
Urlauber <strong>ohne</strong> Auto (in den Monaten April – Oktober) wurden in Karte 5 <strong>und</strong> 6 bei-<br />
spielhaft anhand der Gemeinden Angermünde <strong>und</strong> Templin visualisiert (s. S. 78 u. 79).<br />
Will man einem Urlauber ein abwechselungsreiches Programm bieten, wird man nicht<br />
umhin kommen, über den „Tellerrand“ der eigenen Region zu schauen, <strong>und</strong> auch tou-<br />
ristisch interessante Orte außerhalb der Region zu vermarkten.<br />
Positiv anzumerken sind die Vielzahl der Rufbusangebote, die sich mit einer Wande-<br />
rung, oder, wie beim Velobus, auch mit einer Radwanderung verknüpfen lassen. Ein<br />
solches Angebot fehlt aber eindeutig in der Region Lychen/Templin. Gerade hier würde<br />
es sich zur Erschließung „touristischer Highlights“ wie Boitzenburg oder Gerswalde<br />
anbieten. Eine weitere Ausweitung dieser <strong>Angebots</strong>form in den nächsten Jahren könn-<br />
te sich <strong>für</strong> die Urlauber in dem Sinne als Glücksfall erweisen. Vorrausgesetzt die An-<br />
gebote werden in den touristisch interessanten Regionen eingesetzt.<br />
76
Situationsanalyse Uckermark<br />
Bemerkenswert sind außerdem die sehr innovativen Ideen <strong>für</strong> alternative Fortbewe-<br />
gungsmittel <strong>und</strong> „Spaßfortbewegungsmittel“. Sie eignen sich hervorragend <strong>für</strong> eine<br />
emotional ansprechende Vermarktung des ansonsten recht trockenen Themas Ver-<br />
kehr. Auch die Vielzahl von Wasser- <strong>und</strong> Radfahrmöglichkeiten, die sich von den Orten<br />
Angermünde, Templin <strong>und</strong> Lychen direkt starten lassen, sind eine gute Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong><br />
ergänzende <strong>Angebots</strong>aspekte.<br />
Weniger interessant erscheint die Region hingegen <strong>für</strong> Wanderer. Hier kann sie bei<br />
ihrem derzeitigen Angebot mit ihrer Nachbarregion Ruppiner Land „nicht mithalten“.<br />
Kommunale Wanderwege entlang der Streckenführungen einer der aufgeführten Ver-<br />
kehrsmittel, eignen sich aber durchaus zur Vermarktung von Touren r<strong>und</strong> um die Tou-<br />
rismusgemeinden.<br />
Hervorzuheben ist schließlich die landschaftlich reizvolle Streckenführung einiger Ver-<br />
kehrsmittel in der Region, insbesondere die der Züge, wie bei den Untersuchungen vor<br />
Ort festgestellt werden konnte.<br />
77
Karte 5: Ausflugsmöglichkeiten ab Templin<br />
Situationsanalyse Uckermark<br />
78
Karte 6:Ausflugsmöglichkeiten ab Angermünde<br />
Situationsanalyse Uckermark<br />
79
6 Analyse Nachfrage <strong>und</strong> Vermarktung<br />
6.1 Marktforschung Tourismus<br />
Nachfrage - <strong>und</strong> Vermarktungsanalyse<br />
Der Tourismusverband arbeitet nach eigenen Angaben mit der gewerblichen Statistik<br />
des Landesbetriebes <strong>für</strong> Datenverarbeitung <strong>und</strong> Statistik, Außenstelle Frankfurt/Oder<br />
(LDSB FF), dem „Tourismusbarometer“ <strong>und</strong> weiteren Statistiken des Ostdeutschen<br />
Sparkassen- <strong>und</strong> Giroverbandes (OSGV), den Statistiken der Fremdenverkehrsvereine<br />
des Verbandes sowie der selbst produzierten Anfragestatistik, in der die Herkunft der<br />
Anfrage <strong>und</strong> die Interessen der Nachfrager erfasst werden. Diese Anfragestatistik wurde<br />
von allen befragten Vereinen geführt. Außerdem arbeiten die Vereine mit den Verkaufszahlen<br />
ihrer Angebote.<br />
Im kommenden Jahr soll eine umfassende Gästebefragung durchgeführt werden. Alle<br />
befragten Touristiker äußerten sich kritisch zu der Problematik, dass Betriebe unter<br />
neun Betten nicht meldepflichtig sind, <strong>und</strong> daher ein großer Teil der Gäste der Uckermark<br />
gar nicht erfasst wird. (TVU mündl. 04.12.03; vgl. auch Teil C, Kapitel 3.1)<br />
6.2 Zielgruppen <strong>und</strong> Nachfragesituation Tourismus<br />
Herkunft<br />
Laut einer Statistik über Fremdabhebungen an Geldautomaten des Tourismusbarometers<br />
2003 kamen 51,9% aller Gäste Brandenburgs aus Berlin, 23,8% aus Brandenburg<br />
selbst, 6,1% aus den Ländern Sachsen, Sachsen-Anhalt <strong>und</strong> Thüringen, 3,2% aus<br />
Nordrhein-Westfalen <strong>und</strong> 2,6% aus den Ländern Bremen, Hamburg, Niedersachsen<br />
<strong>und</strong> Schleswig-Holstein (OSVG 2003, S. 58). Diese Herkunftsländer stimmen mit den<br />
Aussagen der befragten Tourismus- <strong>und</strong> Großschutzgebietsakteure überein (vgl. FVV<br />
LYCHEN, FVV TEMPLIN, TVU mündl., s. Anhang A3). Laut SANFTENBERG kommen<br />
63% der Tagesgäste <strong>und</strong> r<strong>und</strong> 50% der Urlauber der Uckermark aus Berlin. (vgl.<br />
SANFTENBERG 2000, S. 155).<br />
Gr<strong>und</strong> des Aufenthaltes<br />
Nach Informationen der befragten Akteure, besuchen die Uckermark v.a. Naturinteressierte<br />
(Wassersport, Radwandern, Wandern, Reiten, Camping, Pilzsuche), „Erinnerungstouristen“<br />
<strong>und</strong> Stammgäste aus DDR-Zeiten. Ein weiteres Segment sind Durchgangsreisende<br />
an die Ostsee. Letztere durchkreuzen die Uckermark entweder per Rad<br />
auf dem Berlin-Kopenhagen-Radweg (Westrand) bzw. dem Oder-Neiße-Radweg (Ostrand)<br />
oder per Auto über die Autobahn A 11. Auch über die Wasserwege kommen eine<br />
80
Nachfrage - <strong>und</strong> Vermarktungsanalyse<br />
Reihe von Touristen in die Region wie die Situationsanalyse gezeigt hat. Das Reisemotiv<br />
Wellness beschränkt sich auf den Raum Templin.<br />
Nach der Altersstruktur untergliedert, besuchen das ganze Jahr über ältere Menschen<br />
die Region („50+“, „Junge Alte“, „Senioren“, vgl. Anhang A3). Das Ferienhotel Templin<br />
hat sich auf Senioren-Busgruppen spezialisiert, die überwiegend aus Nordrhein-<br />
Westfalen anreisen <strong>und</strong> das Hotel als Ausgangspunkt <strong>für</strong> Tagesausflüge nach Berlin,<br />
an die Ostsee oder in die Umgebung nutzen (FVV TEMPLIN 15.12.03, TVU mündl.<br />
04.12.03). Darüber hinaus reisen ganzjährig Kinder-, Jugend- <strong>und</strong> Schulgruppen in die<br />
Region (Ferienlager, Pfadfinder, Umweltbildungsangebote der Ranger in den Großschutzgebieten<br />
usw.). In den Sommermonaten Juli/August überwiegen hingegen Familien<br />
mit Kindern (vgl. Anhang A3).<br />
Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer liegt bei 3,3 Tagen (LDSB 2002, S. 330, LDSB<br />
FF 2003). Die Aussagen der Befragten bestätigten SANFTENBERGs Feststellung,<br />
dass Kurzurlauber bzw. Wochenendtouristen ganzjährig aus Berlin/Brandenburg kommen,<br />
während in der Sommersaison Urlauber aus dem gesamten B<strong>und</strong>esgebiet anreisen<br />
(SANFTENBERG 2000, S. 114f.; s. auch Anhang A3). Von letzteren macht ein<br />
hoher Anteil in den nicht erfassten Unterkünften unter 9 Betten oder in den Datschen-<br />
/Campingsiedlungen Urlaub, die oft sehr verstreut im ländlichen Raum liegen (vgl.<br />
SANFTENBERG 2000, S. 155).<br />
6.3 Marketing Tourismus<br />
6.3.1 Organisation<br />
Das Marketing der Tourismusakteure ist hierarchisch strukturiert. Auf allen Ebenen<br />
werden jährlich im Herbst neue Marketingarbeitspläne erstellt. Der TVU berücksichtigt<br />
in seinem Plan die thematischen Vorgaben der TMB Tourismus-Marketing Brandenburg<br />
GmbH (TMB). Ebenso nehmen die Mitgliedervereine des TVU die Vorgaben des<br />
Tourismusverbandes auf. Gr<strong>und</strong>lage der Planung ist das <strong>für</strong> das kommende Jahr zu<br />
erwartende Budget der einzelnen Vereine, welches sich aus finanziellen Zuwendungen<br />
der Kommunen (bzw. auf höheren Ebenen des Kreises oder des Landes), den Mitgliedsbeiträgen,<br />
Sponsoreneinnahmen sowie Gewinnen des Vereins bzw. des Unternehmens<br />
selbst zusammensetzt (vgl. Marketingplan FVV Templin).<br />
Die Marketingpläne enthalten Aussagen zu den Bereichen Marktbeobachtung, Innenmarketing<br />
im Vereinsgebiet (z.B. Qualitätsmanagement, Wettbewerbe) <strong>und</strong> Außenmarketing<br />
(<strong>Angebots</strong>-, Preis-, Distributions-, Kommunikationspolitik). Außerdem wer-<br />
81
Nachfrage - <strong>und</strong> Vermarktungsanalyse<br />
den Ziele bezüglich Partnerschaften/Kooperationen des Vereins mit anderen Akteuren<br />
(touristisch <strong>und</strong> nicht-touristisch) festgesetzt.<br />
Sowohl der TVU selbst als auch eine Vielzahl der ihm unterstehenden Fremdenverkehrsvereine<br />
verfügen zudem über langfristig angelegte Tourismuskonzepte (so z.B.<br />
Lychen, Angermünde <strong>und</strong> Schwedt). Der FVV Templin arbeitet hingegen zur Zeit <strong>ohne</strong><br />
Konzept. Der letzte Plan endete mit der Eröffnung der NaturTherme. Die Stadt Templin<br />
arbeitet derzeit an einer Stadtmarketingkonzeption, in der auch Aussagen zur weiteren<br />
touristischen Entwicklung der Gemeinde festgeschrieben werden. Ein neues Tourismuskonzept<br />
ist <strong>für</strong> das Vereinsgebiet daher nicht mehr geplant (FVV TEMPLIN mündl.<br />
15.12 03).<br />
Der TVU wird seit dem 01.08.2003 von einem neuen Geschäftsführer geleitet. Die <strong>für</strong><br />
die Saison 2004 veröffentlichten Materialien sind demnach nicht das Ergebnis einer<br />
gezielten Planung. Im kommenden Jahr sollen die Nachfrager näher analysiert werden.<br />
Danach will man die Positionierung der Region bestimmen <strong>und</strong> ein neues <strong>Marketingkonzept</strong><br />
von einer Agentur erstellen lassen (TVU mündl. 04.12.03). Derzeit arbeitet<br />
man mit „Regionaltypischem“, mit „Traditionellem“ <strong>und</strong> Brauchtum, eine Strategie die<br />
im Tourismuskonzept des TVU empfohlen wurde (vgl. SANFTENBERG 2000). Die<br />
Reiseregion Uckermark hat aber derzeit keine Corporate Identity.<br />
6.3.2 Innenmarketing<br />
Inwieweit das Qualitätsmanagementprogramm <strong>für</strong> touristische Betriebe in Brandenburg<br />
bei der Arbeit der einzelnen FVV, der des TVU oder der der Leistungsträger eine<br />
Rolle spielt, konnte im Rahmen dieser Arbeit nicht geklärt werden. Ein befragter FVV<br />
bestätigte die Teilnahme an einem Seminar der <strong>für</strong> die Vergabe des Qualitäts-<br />
Gütesiegels zuständigen Tourismusakademie Brandenburg. Gleiches empfiehlt er<br />
auch seinen Leistungsträgern. Die Zertifizierung ist nach seiner Einschätzung <strong>für</strong> kleine<br />
Betriebe nicht finanzierbar (vgl. FVV LYCHEN mündl. 09.12.03).<br />
Zur Förderung des Umweltverhaltens der Leistungsträger hat der TVU 1999 das<br />
touristische Gütesiegel „Umweltsiegel Uckermark“ <strong>entwickelt</strong>. Für eine einmalige Gebühr<br />
von 50 DM sowie einen Jahresbeitrag von 100 DM konnten sich Beherbergungsbetriebe<br />
der Region zertifizieren lassen. Der hier<strong>für</strong> verwendete Kriterienkatalog war an<br />
die DEHOGA-Richtlinien <strong>für</strong> umweltfre<strong>und</strong>liche Betriebe angelehnt <strong>und</strong> in Muß- <strong>und</strong><br />
Kann-Kriterien unterteilt. Zu den Muß-Kriterien zählten die Punkte:<br />
• Informieren Sie die Gäste über die An- <strong>und</strong> Abreisemöglichkeiten mit Bus <strong>und</strong><br />
Bahn, sowie Nahverkehrsanbindungen vor Ort?<br />
• Bieten Sie einen Hol- <strong>und</strong> Bringservice oder einen Gepäckdienst an?<br />
Zu den Kann-Kriterien zählte der Punkt:<br />
82
Nachfrage - <strong>und</strong> Vermarktungsanalyse<br />
• Bieten Sie einen Fahrradverleih an? (vgl. Fragebogen des TVU 1999).<br />
Insgesamt sind derzeit 19 Betriebe in der Uckermark zertifiziert. Im <strong>„Urlaub</strong>skatalog<br />
Uckermark 2004“ wurde mit dem Siegel aber von nur zehn Betrieben geworben (FVV<br />
Templin 7, FVV Prenzlau 1, FVV Angermünde 2). Die befragten Tourismusakteure<br />
bestätigten den Eindruck, dass die Initiative derzeit etwas „eingeschlafen“ ist. Der TVU<br />
möchte (nach eigenen Angaben) trotz seiner Neupositionierung im kommenden Jahr<br />
das Siegel beibehalten (FVV Lychen 09.12.03, TVU 04.12.03). 1<br />
6.3.3 Außenmarketing<br />
<strong>Angebots</strong>politik<br />
Derzeit bieten die Tourismusvereine keine Leistungen an, die einen direkten Bezug<br />
zum Thema <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong> hätten. Die im folgenden Punkt „Distributionspolitik„<br />
vorgestellten <strong>Angebots</strong>pakete zeigen aber deutlich die Ausrichtung des Angebotes auf<br />
verschiedene Zielgruppen.<br />
Distributionspolitik<br />
Sowohl der TVU als auch die FVV sind regelmäßig auf Messen vertreten. Hierbei sind<br />
vor allem die Endverbrauchermessen in den Quellgebieten beliebt (FVV Lychen mündl.<br />
09.12.03, TVU mündl. 04.12.03). Auf der kommenden Internationalen Tourismus-Börse<br />
Berlin (ITB) im März 2004 wird die TMB das Land über Themen <strong>und</strong> nicht mehr über<br />
die Reiseregionen präsentieren. Die Uckermark wird dabei unter den Themen `Wellness´<br />
(nur FVV Templin) <strong>und</strong> `Lust auf Natur´ vertreten sein (TVU mündl. 04.12.03.).<br />
Die FVV vertreiben ihre eigenen Angebote derzeit nur direkt. Als verkaufsfördernde<br />
Maßnahme werden Pauschalangebote geschnürt. Diese Angebote enthalten allerdings<br />
nicht die Bahnfahrt in das Gebiet. Auch ist die Abholung bei Anreise nicht einheitlich<br />
geregelt.<br />
Der TVU tritt selbst nicht als Anbieter von <strong>Angebots</strong>paketen auf. Er vermarktet allerdings<br />
von den FVV erarbeitete Angebote in einem gemeinsamen Pauschalenkatalog.<br />
Buchbar sind die Angebote nur bei den FVV (telefonisch oder schriftlich). Der größte<br />
Anbieter solcher Pakete ist der FVV Templin. Für das Projekt sind thematisch vor allem<br />
folgende Themenpakete der FVV interessant:<br />
1 Abgesehen davon gibt es in der Uckermark zwei VIABONO-zertifizierte Beherbergungsbetriebe. Zudem sind das<br />
Restaurant des Naturerlebeniszentrums Blumberger Mühle im Biosphärenreservat sowie der Naturpark Uckermärkische<br />
Seen von Viabono ausgezeichnet worden (vgl. www.viabono.de, Januar 2004).<br />
83
Nachfrage - <strong>und</strong> Vermarktungsanalyse<br />
⇒ <strong>Angebots</strong>pakete Radfahren<br />
Die FVV bieten verschiedene Radtourenpakete an, z.B. zwei Tage Radfahren in <strong>und</strong><br />
um Templin inkl. Besuch der NaturTherme oder zwei verschiedene Zwei-Tagestouren<br />
durch den Nationalpark Unteres Odertal.<br />
⇒ <strong>Angebots</strong>pakete Wandern<br />
Der FVV Templin bietet vier verschiedene Wanderpauschalen mit vier oder fünf<br />
Übernachtungen in <strong>und</strong> um Templin an, die z.T. erst ab vier Personen <strong>und</strong> nicht in den<br />
Monaten Juli/August buchbar sind.<br />
⇒ <strong>Angebots</strong>pakete Wasser<br />
Im Bereich des FVV Templin werden insgesamt drei verschiedene Kanupauschalen<br />
(zwischen einer <strong>und</strong> fünf Übernachtungen) sowie ein Pauschalangebot mit sechs Übernachtungen<br />
mit Dampfer- <strong>und</strong> Floßfahrt <strong>entwickelt</strong>. Ein Kanuangebot bietet die Unterbringung<br />
im Mehrbettzimmer <strong>und</strong> ist damit eines der ganz wenigen Niedrigpreisangebote<br />
in der Region.<br />
Diese Pauschalangebote werden nicht besonders stark nachgefragt. Nach Aussage<br />
des FVV Templin, wurde eine zweitägige Wandertour 14x gebucht, während die Kanutour<br />
des Niedrigpreissegments nur 1x gebucht wurde (FVV TEMPLIN mündl.<br />
15.12.03).<br />
Der TVU würde in Zukunft lieber weniger Pakete <strong>und</strong> mehr Bausteinangebote <strong>für</strong> die<br />
Gäste entwickeln, um den individueller werdenden Wünschen der Urlauber besser gerecht<br />
werden zu können (TVU mündl. 04.12.03)<br />
Die Reiseregion verfügte zum Zeitpunkt der Untersuchung über keine eigene Internetseite.<br />
Daher ist auch der Vertrieb über dieses Medium ausgeschlossen. Die FVV werden<br />
in der kommenden Saison allerdings ein von den Verkehrsbetrieben neu <strong>entwickelt</strong>es<br />
Uckermark-Ticket verkaufen (s. hierzu Teil C, Kapitel 6.5).<br />
Kommunikationspolitik<br />
Die Werbung erfolgt ausschließlich über Printmedien (Kataloge, Faltblätter etc.). Das<br />
Material ist ein einziges „Durcheinander“ an Farben, Schriften, benutzten Werbesprüchen,<br />
Logos <strong>und</strong> Themenschwerpunkten. Selbst das von der TMB „von oben vorgegebene“<br />
Brandenburg-Logo ist nicht auf allen Urlaubskatalogen der Teilregionen zu finden.<br />
Die Materialien werden dem K<strong>und</strong>en auf Anfrage zugeschickt, in Berlin sind sie<br />
aber auch im RegioPoint der DB Regio AG im Bahnhof Friedrichstraße erhältlich. Da<br />
84
Nachfrage - <strong>und</strong> Vermarktungsanalyse<br />
der TVU <strong>und</strong> die FVV keine Internetseite haben, spielt die Verlinkung mit Leistungsträgern<br />
oder den Verkehrsunternehmen derzeit keine Rolle.<br />
Sowohl der TVU als auch die FVV betreiben aktive PR-Arbeit. Nach Aussage der befragten<br />
Tourismusakteure finden hierbei alle Medien in den Quellgebieten Einsatz<br />
(Presse, Radio, Fernsehen).<br />
Die Information <strong>und</strong> Aufklärung der Gäste über ein umweltfre<strong>und</strong>liches Verhalten ist<br />
- laut Aussage eines befragten Tourismusakteurs - Aufgabe der Mitarbeiter in den Tourismusinformationsstellen.<br />
Dies würde bei den Beratungen durchaus passieren (FVV<br />
Lychen 09.12.03). Ein anderer Tourismusvertreter äußerte hingegen, dass man Gästen<br />
die Anreise zu verschiedenen Highlights der Region auch mit dem Auto empfehle, da<br />
viele ÖPNV-Verbindungen nicht zumutbar wären. Alternativ verweise man auf Attraktionen<br />
außerhalb der Uckermark, die problemlos mit dem ÖV erreichbar seien (FVV<br />
TEMPLIN 15.12.03).<br />
Eine Analyse des Informationsmaterials des TVU <strong>und</strong> der verschiedenen FVV konnte<br />
eine“ offensive Aufklärung <strong>und</strong> Information“ über die Anreise mit dem ÖV zum Zielort<br />
<strong>und</strong> über die Mobilität vor Ort mit dem ÖPNV jedoch nicht bestätigen. Vielmehr ergab<br />
die Untersuchung, dass im <strong>„Urlaub</strong>skatalog Uckermark 2004“ des TVU jeglicher Hinweis<br />
auf Bus <strong>und</strong> Bahn fehlen. Es fehlen auch jegliche Informationen zur Anreise in<br />
das Gebiet <strong>ohne</strong> Auto. Des weiteren wird in den Gastgeberverzeichnissen in keiner<br />
Weise auf die Abholung durch die Beherbergungsbetriebe oder das Vorhandensein<br />
von Busverbindungen hingewiesen. Gleiches gilt <strong>für</strong> das Werbematerial vieler touristischer<br />
Attraktionen.<br />
Die Ausschilderung in der Uckermark ist derzeit sehr uneinheitlich gehandhabt. In der<br />
Region wird auf touristische Attraktionen zwar mit den einheitlich braunen Schildern<br />
des Landes Brandenburg hingewiesen, in den Orten herrscht allerdings ein einziges<br />
„Durcheinander“ an Schildern unterschiedlicher Farben <strong>und</strong> Formen.<br />
Der TVU beteiligt sich zur Zeit an einem mit INTEREG II-Geldern finanzierten Projekt<br />
zur Entwicklung eines einheitlichen Verkehrsleitsystems. Das Projekt ist Teil der EU-<br />
Regionalinitiative POMMERANIA <strong>und</strong> wird zusammen mit dem Landkreis Barnim <strong>und</strong><br />
der polnischen Wojewodschaft Zachodniopomorskie durchgeführt. Doch richtet sich<br />
das Interesse auf die Verkehrsleitung des Autoverkehrs in der Region. Ein Folgeprojekt<br />
zur Finanzierung der Ausschilderung der Rad- <strong>und</strong> Wanderwege bzw. zur Gestaltung<br />
von Ankunftsräumen kann sich der TVU jedoch durchaus vorstellen (TVU mündl.<br />
04.12.03)<br />
Zum Zeitpunkt der Untersuchung stand noch aus, ob der TVU im kommenden Jahr<br />
eine neue Rad- <strong>und</strong> Wanderkarte der Region veröffentlichen wird, in der auch das<br />
ÖV-Netz gekennzeichnet sein wird.<br />
85
6.4 Marktforschung Verkehr<br />
Nachfrage - <strong>und</strong> Vermarktungsanalyse<br />
Circa alle zwei Jahre werden Fahrgastbefragungen vom VBB in Auftrag gegeben. Im<br />
Rahmen des Impuls-Projektes wurden Haushaltsbefragungen <strong>für</strong> den Rufbus durchgeführt.<br />
Die Erhebung wurde von der GfK 1 vorgenommen. Die Auswertung der Daten<br />
übernahm die Technische Universität Berlin (PVG mündl. 17.10.03). Ansonsten arbeiten<br />
die Unternehmen mit den Verkaufszahlen.<br />
6.5 Zielgruppen <strong>und</strong> Nachfragesituation Verkehr<br />
Die Zielgruppen der beiden Verkehrsbetriebe gliedern sich in den Alltagsverkehr <strong>und</strong><br />
den schrittweise an Bedeutung gewinnenden Freizeitverkehr. Insgesamt sind 75-80%<br />
aller K<strong>und</strong>en Schüler <strong>und</strong> Auszubildende, gefolgt von Berufstätigen <strong>und</strong> Fahrgästen,<br />
die den Bus <strong>für</strong> Erledigungen des täglichen Bedarfs nutzen (Einkauf, Arztbesuch etc.)<br />
(VGU mündl. 08.12.03, PVG mündl. 17.10.03)<br />
Im Bereich Freizeitverkehr ist <strong>für</strong> die Verkehrsunternehmen vor allem die Zielgruppe<br />
der „Berliner“ interessant. Aus diesem Gr<strong>und</strong> wird eine gemeinsame Vermarktung mit<br />
der DB-Regio angestrebt (PVG mündl. 17.10.03). Polen wird zukünftig <strong>für</strong> die PVG als<br />
Markt an Bedeutung zunehmen (PVG mündlich 17.10.03).<br />
6.6 Marketing Verkehr<br />
6.6.1 Innenmarketing<br />
Über die Verkehrsgemeinschaft Uckermark (VGU) werden einige Marketingaktionen<br />
der beiden ansonsten getrennt agierenden Verkehrsunternehmen gebündelt. Die VGU<br />
wird demnächst auch ein „Verkehrsbüro Uckermark“ eröffnen, das sich mit seinem Angebot<br />
an Firmen oder Leistungsträger in der Region richten wird (Firmentickets, Abstimmung<br />
von Buszeiten auf die Arbeitszeiten eines Betriebes, Organisation von Sonderveranstaltungen).<br />
Auch <strong>für</strong> Planungen der Tourismusakteure wird diese Stelle Ansprechpartner<br />
sein (VGU 08.12.03).<br />
Ansonsten haben die Verkehrsträger als eigenständige Unternehmen ihre eigene Corporate<br />
Identity <strong>entwickelt</strong>, was im Außenmarketing deutlich sichtbar wird. Während die<br />
PVG ihre Fahrzeuge <strong>und</strong> alle Firmenmaterialien weiß-rot gestaltet, bevorzugt die UVG<br />
die Farbe dunkelgrau, abgesetzt mit blau <strong>und</strong> rot.<br />
1 Gesellschaft <strong>für</strong> Konsumforschung<br />
86
Nachfrage - <strong>und</strong> Vermarktungsanalyse<br />
Qualitäts- <strong>und</strong> Umweltmanagement<br />
Beide Verkehrsunternehmen verfügen über ein Qualitätsmanagement. Sie sind seit Juli<br />
2002 nach der DIN EN ISO 9001 zertifiziert. Die Mitarbeiter sind im Besitz des Zertifikates<br />
„Fachkraft des Verkehrsservice“ (vgl. VBB 2003, S.10).<br />
Über ein Umweltmanagement verfügen sie jedoch nicht. Nach Aussagen der VGU ist<br />
dies „angedacht“. Die UVG fährt nur mit Biodiesel oder mit schadstoffarmen Motoren.<br />
Die PVG fährt mit normalem Treibstoff, hat aber auch schadstoffarme Motoren (VGU<br />
mündl. 08.12.03).<br />
6.6.2 Außenmarketing<br />
<strong>Angebots</strong>politik<br />
Die Angebote werden nach Zielgruppen differenziert (z.B. Schülerverkehr, Freizeitverkehr<br />
usw.). Die Freizeitbusangebote in der Uckermark wurden bisher ausschließlich<br />
von der PVG <strong>entwickelt</strong>. Sie werden sowohl im Linienverkehr (hier<strong>für</strong> erhält das Verkehrsunternehmen<br />
konsumtive Mittel vom Land <strong>und</strong> vom Kreis) als auch im Bedarfsverkehr<br />
gefahren. Der Linienverkehr bietet dem Unternehmen zwar größere finanzielle<br />
Sicherheit, doch bergen die starren Zeitpläne die Gefahr sinnloser Leerfahrten. Ein<br />
typisches Beispiel hier<strong>für</strong> ist die Buslinie 496 „Biberbahn“, die wochentags kaum genutzt<br />
wird (PVG mündl. 17.10.03).<br />
Darüber hinaus bieten beide Verkehrsgesellschaften im Rahmen des Gelegenheitsverkehrs<br />
Gruppen-, Senioren-, Vereins- oder Klassenfahrten sowie Tages- <strong>und</strong> Mehrtagesfahrten<br />
ins In- <strong>und</strong> Ausland an (z.B. zum Hertha BSC-Spiel nach Berlin oder zu<br />
Weihnachtsmärkten). Zielgruppe dieser Angebote ist die lokale Bevölkerung. Laut Aussage<br />
der PVG ist dieser Geschäftszweig durchaus rentabel (PVG mündl. 17.10.03).<br />
Für Urlauber oder Ausflügler in der Region werden hingegen keine Tagestouren angeboten,<br />
„da ist uns das finanzielle Risiko zu groß“ (PVG mündl. 17.10.03).<br />
Die DB Regio hat in Absprache mit der NaturTherme in Templin das Therme-Ticket<br />
<strong>entwickelt</strong>, das sie in einer eigenen Broschüre v.a. in Berlin/Potsdam umwirbt. Für €<br />
17,90 „bietet das Kombiticket die Hin- <strong>und</strong> Rückfahrt (...) nach Templin inklusive einem<br />
dreistündigem Aufenthalt“ in der Therme (DB REGIO 2003a). Das Ticket gilt drei Tage<br />
<strong>und</strong> schließt ebenfalls die Nutzung des Stadtverkehrs Templin ein. Es lässt sich also<br />
ideal <strong>für</strong> einen Kurzurlaub in Templin nutzen.<br />
Preispolitik<br />
In der gesamten Uckermark gilt der VBB-Tarif. Kombinationstickets (Fahrpreis + Eintritt)<br />
wurden <strong>für</strong> die Nutzung der Biberbahn, die Fahrt mit dem Bus zum Aquarium in<br />
Schwedt, <strong>für</strong> das Cinestar Kino in Schwedt <strong>und</strong> <strong>für</strong> die NaturTherme in Templin (hier<br />
87
Nachfrage - <strong>und</strong> Vermarktungsanalyse<br />
Zugticket <strong>und</strong> Eintrittskarte) <strong>entwickelt</strong>. Theaterbus <strong>und</strong> Velobus haben den normalen<br />
VBB-Tarif plus € 0,80 Komfortzuschlag (PVG mündl 17.10.03; VBB 2003).<br />
In der kommenden Saison wird ein „Uckermark-Ticket“ eingeführt. In Anzeigen <strong>und</strong><br />
Faltblättern werden schon heute der Besuch im Aquarium, in der Blumberger Mühle<br />
<strong>und</strong> in der Naturtherme inkl. Anfahrt zu einem festen Preis (Standard-, Ermäßigungs<strong>und</strong><br />
Familientarif) umworben. Anders als der Name vermuten lässt, handelt es sich<br />
hierbei jedoch nicht um ein Ticket, das verschiedene Ausflugsziele bündelt. Vielmehr<br />
ist es der Oberbegriff <strong>für</strong> einzeln kaufbare Ausflugsziele, sozusagen im Bausteinsystem,<br />
die gemeinsam vermarktet werden. Bonusangebote gibt es hierbei nicht.<br />
1998 wurde in Templin ein auf zwei Jahre befristetes Modellprojekt „Kostenloser Stadtverkehr“<br />
gestartet. Hiermit versuchte man eine Verkehrsberuhigung in der Innenstadt<br />
zu erreichen, um diese <strong>für</strong> Touristen <strong>und</strong> Einheimische attraktiver zu machen. Das Projekt<br />
wurde finanziell von Seiten der Stadt, des Landkreises <strong>und</strong> des Landes Brandenburg<br />
unterstützt (vgl. SANFTENBERG 2000, S. 128). Mittlerweile wurde es aus finanziellen<br />
Gründen auf ein „Kurkartenangebot“ zurückgestutzt. Für 29 Euro können Templiner<br />
eine Jahreskarte beim FVV Templin erwerben <strong>und</strong> damit ganzjährig kostenlos das<br />
Stadtbusnetz nutzen. Das Ticket ist übertragbar. Für Urlauber übernehmen die Vermieter<br />
die Ausgaben der dann nur <strong>für</strong> die Zeit des Aufenthaltes gültigen Kurkarten (vgl.<br />
Templiner Zeitung, 03.12.03). Dabei sind auch weiterhin Einzelfahrscheine kaufbar.<br />
Distributions- <strong>und</strong> Kommunikationspolitik<br />
Die Verkehrsunternehmen arbeiten vor allem im Direktvertrieb, schließlich kann der<br />
K<strong>und</strong>e in jedem Bus eine Fahrkarte kaufen. Sie nutzen alle verfügbaren Werbeträger<br />
(Print, elektronisch, Außenwerbung).<br />
Für die Rufbusse wurden zum Beispiel spezielle Faltblätter <strong>entwickelt</strong>. Außerdem wurde<br />
das Angebot mit Plakaten in Bussen <strong>und</strong> an Bahnhöfen der Region umworben. Der<br />
Theaterbus Schwedt wurde in der Zeitung umworben. Tageszeitungen <strong>und</strong> Anzeigenblätter<br />
werden sowohl <strong>für</strong> Werbung als auch <strong>für</strong> PR-Arbeit genutzt. Anzeigen werden<br />
auch in den touristischen Medien geschaltet. Außer im Sales Guide der TMB, sind die<br />
Verkehrsbetriebe in den Gästeverzeichnissen der Tourismusverbände <strong>und</strong> bei den<br />
Veröffentlichungen zu Fahrtziel Natur vertreten. Radiowerbung wird sowohl zur Imageals<br />
auch zur Produktbewerbung genutzt. Um die Zielgruppe der Berliner gezielt bearbeiten<br />
zu können, werden PR-Arbeit <strong>und</strong> Werbung auf die in Berlin veröffentlichten<br />
Medien konzentriert (z.B. Magazin „VBB in Fahrt“, S-Bahn-Zeitung).<br />
2003 wurde im Rahmen des Projektes IMPULS 2005 das Faltblatt „Uckermark erleben...<br />
– Tourentipps von Berlin in den Norden Brandenburgs“ veröffentlicht, dessen<br />
88
Nachfrage - <strong>und</strong> Vermarktungsanalyse<br />
Realisierung durch eine gemeinsame Finanzierung des TVU, des VBB <strong>und</strong> der PVG<br />
ermöglicht wurde.<br />
Das neu eingeführte Uckermark-Ticket soll vor allem über die Touristeninformationen<br />
der Region vertrieben werden. Es wird in den Infomaterialien des TVU <strong>und</strong> zum Teil<br />
auch der FVV beworben. Der Inhalt der Anzeige ist allerdings schwer verständlich. Alle<br />
Angebote werden zudem im Fahrplanbuch des VBB <strong>für</strong> die Uckermark sowie in dem in<br />
Berlin erscheinenden Tourenplaner des VCD veröffentlicht <strong>und</strong> erklärt.<br />
Eine Mobilitätszentrale, die touristische <strong>und</strong> Verkehrsinformationen bündelt, gibt es in<br />
der Reiseregion nicht. Vielmehr gibt es drei verschiedene Anrufmöglichkeiten. Die Verkehrsbetriebe<br />
haben jeweils eigene Informationsstellen mit eigenen Rufnummern. Außerdem<br />
gibt es seit diesem Jahr eine im gesamten VBB-Gebiet einheitliche Service-<br />
Rufnummer (eine 0180er Nummer), die den K<strong>und</strong>en durch Anruferkennung mit dem<br />
nächstgelegenen Verkehrsunternehmen verbindet.<br />
Zu welchen Öffnungszeiten die einzelnen Servicestellen zu erreichen sind, blieb unklar,<br />
im VBB-Fahrplanbuch Uckermark 2003/2004 werden zu jeder Telefonnummer andere<br />
Angaben macht. Benötigt ein Anrufer neben Verkehrsinformationen auch touristische<br />
Informationen (Öffnungszeiten etc.), wird er von den Servicemitarbeitern an die Fremdenverkehrsvereine<br />
verwiesen (PVG mündl. 17.10.03).<br />
Die Verkehrsbetriebe präsentieren sich zudem auf getrennten Internetseiten. Während<br />
die Seite der PVG über eine sehr gute Verlinkung mit anderen Verkehrsträgerstellen<br />
<strong>und</strong> auch mit Tourismusakteuren der Region besitzt, ist die Seite der UVG nur an das<br />
Online-Info-System des VBB angeschlossen.<br />
6.7 Die Marketingarbeit anderer Akteure<br />
Kurz angemerkt sei an dieser Stelle die Marketingarbeit der Großschutzgebiete. Als<br />
staatliche Stellen betreiben sie keine Marketingarbeit im klassischen Sinne. Doch ist<br />
ihre Öffentlichkeitsarbeit durchaus mit Marketingarbeit vergleichbar. Die Teilnahme an<br />
einem Projekt wie Fahrtziel Natur, oder das Auftreten auf Messen zusammen mit den<br />
touristischen Akteuren oder einem der Großschutzgebietsverbände ist nur ein Beispiel<br />
hier<strong>für</strong>. Darüber hinaus nutzen auch sie die Medien wie Presse (v.a. Fachzeitschriften<br />
ihrer Zielgruppen), Radio <strong>und</strong> Fernsehen um auf besondere Aktionen in ihrem Gebiet<br />
aufmerksam zu machen. In der Broschüre „Lust auf Natur“ 1 veröffentlichen sie <strong>Angebots</strong>pakete<br />
von Leistungsträgern in ihrem Gebiet oder von ihrer Naturwacht. Der Naturpark<br />
Uckermärkische Seen hat in diesem Jahr mit Projektgeldern des Programms<br />
1 eine gemeinsame Initiative der TMB <strong>und</strong> des Brandenburgischen Umweltministeriums<br />
89
Nachfrage - <strong>und</strong> Vermarktungsanalyse<br />
„Fahrtziel Natur“ drei Faltblätter mit Tourenvorschlägen im Naturpark, die mit dem ÖV<br />
kombinierbar sind, veröffentlicht (NATURPARK mündl. 10.12.03, BIOSPHÄRENRE-<br />
SERVAT mündl. 11.12.03, NATIONALPARK mündl. 18.12.03).<br />
ZWISCHENFAZIT FÜR DAS PROJEKT URLAUB OHNE AUTO<br />
Die Urlauber <strong>und</strong> Ausflügler der Uckermark kommen zum überwiegenden Teil aus der<br />
Region Berlin / Brandenburg. Ihren Sommerurlaub verbringen darüber hinaus Touristen<br />
aus ganz Deutschland in der Region. Sie übernachten oft in verstreuten Datschen<strong>und</strong><br />
Campingsiedlungen oder vereinzelten Ferienunterkünften. Das Hauptmotiv der<br />
Besucher aller Altersklassen ist die (aktive) Erholung in der Natur. So erfolgt die Anreise<br />
durchaus auch mit dem Rad oder dem Boot.<br />
Die Tourismusorganisation befindet sich im Umbruch. Die Analyse ihrer derzeitigen<br />
Marketingarbeit ist daher nur beschränkt aussagekräftig. Das vorhandene Material war<br />
in jeder Hinsicht überholungsbedürftig <strong>und</strong> entspricht zur Zeit in keiner Form den Ansprüchen<br />
eines Projektes <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong>. Diese „Schwebesituation“ ist <strong>für</strong> das<br />
Projekt selbst eine sehr große Chance, schließlich lassen sich so erforderliche Änderungen<br />
in der Region direkt mit der Erstellung des neuen <strong>Marketingkonzept</strong>es verbinden.<br />
Die Verkehrsbetriebe, hierbei vor allem die PVG, sind in ihrer Arbeit bezüglich des Urlaubs-<br />
<strong>und</strong> Freizeitverkehrs schon sehr aktiv. Hier liegt das größte Defizit in der nicht<br />
vorhandenen Abstimmung untereinander <strong>und</strong> bezüglich der telefonischen <strong>und</strong> elektronischen<br />
K<strong>und</strong>enkommunikation. Auch fehlt zum Teil eine Vernetzung mit der Arbeit der<br />
Tourismusakteure <strong>und</strong> der der Schutzgebiete. Die Umwerbung vorhandener Angebote<br />
in eigenen Materialien ist nur bedingt zielführend. Gleiches gilt <strong>für</strong> die eigenständige<br />
Arbeit der Großschutzgebiete.<br />
Die Vielzahl der vorhandenen Faltblätter mit unterschiedlichem Layout <strong>und</strong> Ansprache<br />
in der Region erfordern eine Bündelung <strong>und</strong> Vernetzung. Es fehlen Tourenvorschläge<br />
sowie eine einheitliche Beschilderung der Wander- <strong>und</strong> Radwege.<br />
7 Einstellung der Akteure zur Projektidee<br />
Mit Hilfe der Befragung wurde eine Vielzahl von Ideen sowohl zu möglichen Zielgruppen<br />
als auch zur <strong>Angebots</strong>gestaltung <strong>und</strong> seiner Vermarktung gesammelt. Die Ergeb-<br />
90
Nachfrage - <strong>und</strong> Vermarktungsanalyse<br />
nisse wurden in der weiteren Konzeptentwicklung berücksichtigt (vgl. Anhangband zur<br />
Masterarbeit, A 3).<br />
Einstellung der befragten Akteure zur Projektidee<br />
Der Projektidee selbst standen alle Befragten positiv gegenüber. Allerdings äußerten<br />
einige Akteure Bedenken bezüglich ihrer Realisierbarkeit bzw. der Möglichkeit, hiermit<br />
langfristig Veränderungen in der Uckermark voranzubringen. Vor allem die mangelnden<br />
Finanzierungsmöglichkeiten wurden als problematischer Aspekt geäußert.<br />
Zu beteiligende Akteure<br />
Als die zwei wichtigsten Akteure <strong>für</strong> die Projektarbeit wurden die Tourismusverbände<br />
<strong>und</strong> die Verkehrsunternehmen angesehen. An dritter Stelle folgte der Landkreis. Aber<br />
auch ergänzende Leistungsträger sowie Verbände/Vereine wären nach Aussage einiger<br />
Akteure an einem solchen Projekt zu beteiligen.<br />
Mitmachbereitschaft<br />
Die Mitmachbereitschaft der Akteure bzw. der Leistungsträger in der Region wurde von<br />
den Interviewpartnern als mittelmäßig bis schwächer eingeschätzt. Das am häufigsten<br />
geäußerte Argument hierbei war der nicht erkennbare eigene Vorteil bei der Unterstützung<br />
des Projektes sowie die mangelnde Risikobereitschaft angesichts der finanziellen<br />
Probleme der meisten Akteure.<br />
Stärken <strong>und</strong> Schwächen der Region <strong>für</strong> ein solches Projekt<br />
Die Auswertung der Frage zu Stärken <strong>und</strong> Schwächen der eigenen Region <strong>für</strong> das<br />
Projekt ergab eine Vielzahl von Nennungen zum Bereich „Schwächen“, aber nur wenige<br />
positive Nennungen. Auch diese Ergebnisse gingen in die Auswertung der Region<br />
mit Hilfe der SWOT ein.<br />
8 Konkurrenz- <strong>und</strong> Trendanalyse<br />
Für diesen Teil des Konzeptes wurde auf Sek<strong>und</strong>ärquellen zurückgegriffen (s. Anhang,<br />
A6). Auch diese Ergebnisse wurden bei den Überlegungen zur Konzeptentwicklung<br />
berücksichtigt.<br />
91
FAZIT FÜR DAS PROJEKT „URLAUB OHNE AUTO“<br />
Nachfrage - <strong>und</strong> Vermarktungsanalyse<br />
Die Analyse hat deutlich gemacht, dass es bei einem Projekt <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong> in der<br />
Uckermark nicht um ein Angebot <strong>für</strong> die Bewältigung der Massen gehen wird. Der Bedarfsverkehr<br />
ist <strong>für</strong> das Projekt besonders interessant <strong>und</strong> langfristig betrachtet die<br />
einzige Möglichkeit den ÖV in der Fläche finanzierbar zu halten. Unter Einbeziehung<br />
nichtmotorisierter Fortbewegungsmittel lässt sich hiermit durchaus ein <strong>für</strong> ausgewählte<br />
Zielgruppen interessantes Angebot zusammenstellen.<br />
Die Rufbusse sind auf jeden Fall in eine <strong>Angebots</strong>entwicklung einzubeziehen 1 . Durch<br />
Tourenvorschläge müssen sie <strong>für</strong> den K<strong>und</strong>en zugänglich <strong>und</strong> erfahrbar gemacht werden.<br />
Die vom Kreis angestrebte Ausweitung des Rufbusangebotes bei weiterer Einschränkung<br />
des Linienverkehrs, könnte sich daher <strong>für</strong> das Projekt sogar als Vorteil<br />
erweisen. Touristisch interessant wäre dabei ein Rufbus, der die Region Lychen /<br />
Templin / Boitzenburg erschließt <strong>und</strong> einem Ort wie Lychen mehr Flexibilität in den<br />
Abendst<strong>und</strong>en gewährt.<br />
Die Uckermark leidet unter keinem Überlastungsdruck durch Autoverkehr. Die Konzentration<br />
von Urlaubern beschränkt sich auf die Sommerferien. Den Rest des Jahres<br />
sind die Übernachtungsbetriebe nicht ausgelastet. Die Zielgruppen der Uckermark sind<br />
sehr durchmischt. Doch wird deutlich, dass sich gerade ein großer Teil der klassischen<br />
Sommerurlauber dem Projekt nicht als Zielgruppe erschließen lassen wird. Wer Urlaub<br />
in der Datsche oder in einer Ferienwohnung auf dem Land macht, <strong>und</strong> dazu wohlmöglich<br />
mit „Kind <strong>und</strong> Kegel“ anreist, wird nicht bei der Anreise mehrmals umsteigen wollen,<br />
um dann auf dem Land „festzusitzen“.<br />
Daher sind die Berliner, neben Gästen aus den angrenzenden Regionen wie Brandenburg<br />
<strong>und</strong> Mecklenburg-Vorpommern (vielleicht zukünftig auch Polen) als Kurz- <strong>und</strong><br />
Tagesreisen-Touristen ein besonders interessanter Markt. Für sie ist die Erreichbarkeit<br />
der Region mit dem Zug - neben den K<strong>und</strong>en aus anderen ostdeutschen Quellgebieten<br />
- am unproblematischsten. Ein funktionierendes Angebot über die Sommermonate sollte<br />
darum, ungeachtet der Projektvorgabe von fünf Nächten, auf jeden Fall auch diese<br />
Zielgruppen ansprechen. Deshalb erscheint eine Ausweitung der Projektidee auf ein<br />
<strong>„Urlaub</strong> <strong>und</strong> Erholung <strong>ohne</strong> Auto in der Uckermark“ ratsam.<br />
1 vorausgesetzt, sie werden fortgesetzt<br />
92
9 Die SWOT-Analyse<br />
Die SWOT-Analyse<br />
Die Ergebnisse der Bestandsaufnahme werden nun mit Hilfe der SWOT-Analyse gebündelt.<br />
Auf diese Weise lassen sich die Stärken (Strengths) <strong>und</strong> Schwächen<br />
(Weaknesses) des derzeitigen Angebotes in der Uckermark <strong>für</strong> ein Projekt <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong><br />
<strong>Auto“</strong> herausfiltern. Eine Zusammenstellung der vom Umfeld ausgehenden Chancen<br />
(Opportunities) <strong>und</strong> Risiken (Threats) geben Erkenntnisse zur Realisierbarkeit des<br />
Projektes unter den gegebenen Umständen.<br />
9.1 Die Stärken-Schwächen-Analyse<br />
9.1.1 Stärken<br />
Angebot<br />
- Die Züge RE3, RE 5, RB 12, RB 63, die ICs, die Interconnex-Züge, die Buslinien<br />
502, 517, 462 (Wolletzklinik), 568 (Criewen) ,469 (Vierraden), 475 (Templin-<br />
Schwedt), sowie 496 (Biberbahn), Velo-Bus, Theaterbus <strong>und</strong> die Rufbusse lassen<br />
sich mit den räumlichen Bedürfnissen der Urlauber vereinbaren<br />
- Es gibt bereits eine Reihe zielgruppenspezifischer Freizeitbusangebote (Velobus,<br />
Biberbahn, Theaterbus etc.)<br />
- Die Busangebote sind untereinander <strong>und</strong> mit den Zügen der DB abgestimmt<br />
- Die Tourismusgemeinden Angermünde, Lychen <strong>und</strong> Templin sind zwischen 8 <strong>und</strong><br />
20 Uhr von außen erreichbar<br />
- Die Beherbergungsbetriebe holen die K<strong>und</strong>en auf Anfrage ab<br />
- Die durch den Bevölkerungsrückgang bedingte Umstellung der Busangebote auf<br />
Bedarfsverkehre in Form von AST oder Rufbusse sind ökonomisch tragfähiger als<br />
der Linienbusverkehr; gleichzeitig bedienen sie sowohl die Bedürfnisse der lokalen<br />
Bevölkerung als auch die der Gäste<br />
- Rufbus-Angebote kommen dem Wunsch der Urlauber nach höchstmöglicher Flexi-<br />
bilität entgegen<br />
- Die landschaftlich reizvolle Streckenführungen einiger Zug- <strong>und</strong> Buslinien machen<br />
Fahrten zum „Erlebnis“ <strong>für</strong> den Urlauber<br />
- Die Mitnahme von Fahrrädern ist in den Zügen <strong>ohne</strong> Probleme möglich<br />
- Die Stadtverkehrsbusse sind problemlos von eingeschränkt Mobilen nutzbar (Nie-<br />
derflurbusse)<br />
- Die Busse sind in einem sehr gepflegtem Zustand<br />
- Das Personal ist sehr fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> kompetent<br />
93
Die SWOT-Analyse<br />
- Durch den Anschluss an zwei Fernradwege kommen auch Radwanderurlauber<br />
„umweltfre<strong>und</strong>lich“ in die Region<br />
- Der neue Uckermark-Radweg wird die Attraktivität des Angebotes <strong>für</strong> Radfahrer<br />
erhöhen<br />
- Templin ist das Zentrum des Tourismus in der Uckermark, das schon jetzt über ein<br />
gutes Potenzial an Ausflugsmöglichkeiten mit dem ÖV verfügt<br />
- Als Verkehrsknotenpunkt der Uckermark verfügt die Stadt Angermünde über einen<br />
ausgezeichneten Anschluss an das überregionale Bahnnetz sowie an das Busnetz<br />
in ihrer näheren Umgebung, sie eignet sich als Ausgangspunkt zur Erk<strong>und</strong>ung des<br />
Ostteils der Uckermark<br />
- „Spaßfortbewegungsmittel“ wie die Draisine <strong>und</strong> die Hydrobikes sind ein Alleinstellungsmerkmal<br />
bei den mobilen Freizeitangeboten, das sich zur Vermarktung eines<br />
Angebotes <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong> nach außen eignet<br />
- Die Routen der Fahrgastschifffahrt lassen sich mit Wanderungen <strong>und</strong> Radtouren<br />
verbinden, da sie mehrfache Ein- <strong>und</strong> Aussteigepunkte haben<br />
- Fahrgastschifffahrt, Bootsverleiher, Fahrradverleiher <strong>und</strong> Reiterhöfe in den Ortskernen<br />
von Angermünde, Lychen <strong>und</strong> Templin lassen sich von örtlichen Übernachtungsgästen<br />
oder Tagesausflüglern zu Fuß erreichen<br />
Marketing<br />
- Der Tourismusverband wird in nächster Zeit ein neues Marketing-Konzept entwickeln,<br />
in dem das Thema <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong> direkt integriert werden könnte<br />
- Es gibt schon eine Reihe zielgruppenspezifischer <strong>Angebots</strong>pakete sowohl von Seiten<br />
der Touristiker (v.a. vom FVV Templin) als auch der Schutzgebiete <strong>und</strong> Leistungsträger<br />
- Die professionelle Marketingarbeit der PVG<br />
- Das überregional einheitliche Preissystem des VBB-Verb<strong>und</strong>es<br />
- Das Kurkartensystem in Templin<br />
- Das diesjährig neu erscheinende Uckermark-Ticket (= Kombiticket von Eintritt <strong>und</strong><br />
Fahrgeld); es kann zielgruppengerecht weiter<strong>entwickelt</strong> werden<br />
- Die im Naturpark Uckermärkische Seen im Rahmen von „Fahrtziel Natur“ entstandenen<br />
Faltblätter mit Vorschlägen zu Ausflügen in die Umgebung mit dem ÖPNV<br />
- Die emotional ansprechende Gestaltung der Biberbahn<br />
- Die gezielte Marketing- <strong>und</strong> PR-Arbeit der Akteure in den Quellgebieten<br />
- Die NaturTherme hat in Zusammenarbeit mit der DB Regio ein ThermeTicket ent-<br />
wickelt<br />
94
Akteure in der Region<br />
Die SWOT-Analyse<br />
- Positive Einstellung der <strong>für</strong> den Erfolg des Projektes relevanten Akteure zur Pro-<br />
jektidee<br />
- Gr<strong>und</strong>sätzliche Bereitschaft der Akteure zum Handeln<br />
- Gute Zusammenarbeit <strong>und</strong> Austausch zwischen den Verkehrsträgern, den Tourismusakteuren<br />
<strong>und</strong> dem ÖPNV-Beauftragten der Kreisverwaltung<br />
- Interesse der Verkehrsunternehmen an der Vergrößerung ihres Anteils an Freizeitverkehrsk<strong>und</strong>en<br />
(bedingt durch sinkende Schülerzahlen)<br />
- Kooperationsbereitschaft auch über die Kreisgrenzen hinaus (z.B. POMMERANIA-<br />
Projekt, VCD-Tourenplaner)<br />
- Positives Image des VCD bei den Verkehrsakteuren (u.a. durch Erfahrungen mit<br />
dem VCD-Tourenplaner)<br />
- Das Uckermark-Siegel hat Beherbergungsbetriebe <strong>für</strong> die Bedürfnisse von Gästen<br />
<strong>ohne</strong> Auto bereits sensibilisiert<br />
VCD<br />
- Der größte Teil der vom VCD im Rahmen des Projektes angebotenen Hilfestellungen<br />
sind <strong>für</strong> die teilnehmenden Regionen kostenlos<br />
- Positives Image als Umweltschutzverband in der Gesellschaft<br />
- Der VCD-Tourenplaner hat schon viel Vorarbeit geleistet beim Aufbau von Kontakten<br />
sowie bei der Recherche von Informationen<br />
9.1.2 Schwächen<br />
Angebot<br />
- Es gibt keine flächendeckende Erreichbarkeit. Für die Übernachtung der Urlauber<br />
sind daher nur Orte empfehlenswert, die an den aufgeführten touristisch relevanten<br />
Linien liegen; die größte Attraktivität weisen die Orte Templin <strong>und</strong> Angermünde auf<br />
- Die Busfahrzeiten sind nicht auf die Connex-Züge abgestimmt<br />
- Das ÖPNV-Angebot wird in den kommenden Jahren weiter reduziert<br />
- Die Reiseregion ist (historisch bedingt) in ihrem ÖPNV-Angebot in zwei Teile (Ost<br />
<strong>und</strong> West) geteilt. Es gibt kein in sich geschlossenes Angebot. Insbesondere besteht<br />
eine <strong>Angebots</strong>lücke zwischen dem Raum Lychen / Templin <strong>und</strong> der Region<br />
Angermünde / Nationalpark Unteres Odertal<br />
- Der größte Teil der speziell <strong>für</strong> den Freizeitverkehr <strong>entwickelt</strong>en ÖV-Angebote liegt<br />
im Ostteil der Region. Da die meisten Urlauber im Westteil übernachten, können<br />
sie diese Angebote nicht nutzen<br />
- Der einzige Buslinie zwischen Templin <strong>und</strong> Schwedt fährt nicht über Angermünde<br />
95
Die SWOT-Analyse<br />
- Zu einigen touristischen Attraktionen fahren nur Schulbusse, die durch ihre stark<br />
eingeschränkten <strong>und</strong> unregelmäßigen Fahrzeiten <strong>für</strong> Urlauber nicht attraktiv sind<br />
(Beispiele: Schloss Boitzenburg, Eisenbahnmuseum Gramzow)<br />
- Es ist unklar, wie die im Rahmen des Forschungsprojektes Impuls 2005 <strong>entwickelt</strong>en<br />
Rufbus-Angebote nach Beendigung des Projektes weitergeführt werden<br />
- Die verkehrliche Anbindung an die angrenzenden Regionen ist in weiten Teilen<br />
unzureichend (Mecklenburg-Vorpommern, Ruppiner Land, Polen).<br />
- Die Mitnahme von Fahrrädern ist bei den Busgesellschaften nicht einheitlich geregelt.<br />
Die z.T. notwendige vorherige Anmeldung ist umständlich<br />
- die Fahrzeuge der Busgesellschaften sind noch zu wenig flexibel. Für große Busse<br />
ist außer zu Schulzeiten kein Bedarf<br />
- Die Überlandbusse <strong>und</strong> die Bahnhaltepunkte sind nicht oder nur teilweise an die<br />
Bedürfnisse eingeschränkt Mobiler angepasst (Barrierefreiheit)<br />
- Die meisten Bahnhöfe sind in einem desolaten Zustand. Ihre derzeitige Gestaltung<br />
vermittelt dem Gast kein Gefühl von Willkommensein<br />
- An den Bahnhöfen gibt es zu wenig relevante touristische Informationen bzw. Ser-<br />
viceinfrastruktur<br />
- Die Aufbewahrung sperriger Gepäckstücke im Zug RE 3 ist nur eingeschränkt mög-<br />
lich<br />
- Es gibt keine Gepäckservice-Angebote<br />
- Es ist unklar, ob eine neue Freizeitkarte mit ÖPNV-Netz erscheinen wird<br />
Marketing<br />
- Es gibt keine <strong>Angebots</strong>pakete oder –bausteine, in denen die ÖV-Anreise oder ein<br />
ÖV-Ticket vor Ort inklusive sind<br />
- Das ÖV-Angebot wird im touristischen Werbematerial bisher nicht in nennenswerter<br />
Form beworben<br />
- Es wird nicht damit geworben, dass Vermieter ihre K<strong>und</strong>en abholen<br />
- Paralleles Marketing zu Projekten „Fahrtziel Natur“ <strong>und</strong> „Tourenplaner“ verwirrt (potentielle)<br />
K<strong>und</strong>en (Was ist was? Welchen Vorteil habe ich von welchem Angebot?)<br />
- Die Existenz zweier Busgesellschaften, die mit unterschiedlichem Image bzw. Marketing<br />
arbeiten, verringert den Wiedererkennungseffekt von Angeboten<br />
- Es fehlen Informationsmaterialien, in denen die Verkehrsangebote <strong>für</strong> die Anreise<br />
<strong>und</strong> die Mobilität in der Region gebündelt sind<br />
- Es fehlen Informationsmaterialien mit Tourenvorschlägen <strong>für</strong> nicht-motorisierte oder<br />
Schifffahrtsangebote + ÖV<br />
- Den Tourismusakteuren fehlt eine gemeinsame Corporate Identity<br />
96
- Die Verkehrsbetriebe arbeiten mit unterschiedlicher Corporate Identity<br />
Die SWOT-Analyse<br />
- Die direkte Kommunikation in Form von Telefon oder elektronischen Medien mit<br />
den K<strong>und</strong>en ist sowohl im Tourismus als auch bei den regionalen Verkehrsbetrieben<br />
unzureichend<br />
- Die Präsentation touristischer Informationen, die Ausschilderung in den Gemeinden<br />
sowie die Rad- <strong>und</strong> Wanderwege-Beschilderung ist uneinheitlich<br />
- der Gast bekommt keine Informationen zur Anreise mit dem ÖV bei einer Infomate-<br />
rialanfrage zugeschickt<br />
- es werden zu wenig Daten über die Gäste von Seiten der Tourismusakteure ge-<br />
sammelt <strong>und</strong> ausgewertet<br />
Akteure in der Region<br />
- Die Leistungsträger / Akteure im Tourismus sind wegen der angespannten wirtschaftlichen<br />
Lage nicht risikofreudig bei der Entwicklung neuer Angebote<br />
- auf Gr<strong>und</strong> der geringen Verkehrsdichte insgesamt in der Region besteht bei den<br />
befragten Akteuren kein „Leidensdruck“ durch Urlauberverkehr<br />
=> Passivität zum Thema:<br />
die meisten Akteure hatten zum Zeitpunkt der Befragung andere<br />
Prioritäten im Kopf<br />
- Der Erfolg des Projektes wird vom Engagement <strong>und</strong> der Zusammenarbeit weniger<br />
Akteure in der Region abhängen, fällt einer der Akteure weg, ist es möglich, dass<br />
das ganze Projekt „einschläft“<br />
- der TVU, dem eine zentrale Funktion beim Projekt zufällt, ist <strong>für</strong> diese Arbeit personell<br />
nicht ausgestattet, gleiches gilt <strong>für</strong> die FVV<br />
VCD<br />
- Die Vorgabe des VCD, nur <strong>„Urlaub</strong> ab 5 Nächten“ bei der <strong>Angebots</strong>gestaltung zu<br />
berücksichtigen, macht in der Untersuchungsregion keinen Sinn, da die durchschnittliche<br />
Aufenthaltsdauer bei 3,3 Tagen liegt, <strong>und</strong> ein großes Potenzial an<br />
Nachfragern eines Angebotes <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong> nur zu einem Tagesausflug oder<br />
einer Kurzreise aus Berlin anreist<br />
- Der VCD ist in der Region selbst nicht aktiv bzw. nicht durch eigene Mitglieder vertreten<br />
(kommt von außen – Problem Vertrauen etc.), die Mitglieder in Berlin arbeiten<br />
ehrenamtlich<br />
- Bei den Projektträgern besteht noch Unklarheit darüber, in welcher Form die Arbeit<br />
nach Ende der Laufzeit des Projektes weitergehen soll<br />
97
Die SWOT-Analyse<br />
- Der VCD ist ein Interessenverband <strong>für</strong> Verkehrspolitik <strong>und</strong> kein „Touristiker“; er wird<br />
nicht als Anbieter touristischer Leistungen vom Verbraucher wahrgenommen<br />
(Image) <strong>und</strong> hat hierin auch keine Erfahrung<br />
9.2 Die Chancen-Risiken-Analyse<br />
9.2.1 Chancen<br />
Rahmenbedingungen allgemein<br />
- Die großräumigen Schutzgebiete im Landkreis sind auf Gr<strong>und</strong> ihrer Zielsetzung an<br />
funktionierenden ÖV-Angeboten interessiert<br />
- Das POMMERANIA-Programm ermöglicht die Akquirierung von Fördergeldern zur<br />
Gestaltung von z.B. Ankunftsräumen<br />
Rahmenbedingungen Verkehr<br />
- Größe des Landkreises macht die Fahrt mit dem ÖV finanziell auch <strong>für</strong> Autofahrer<br />
attraktiv (Benzinkosten)<br />
- Das Projekt Impuls 2005 hat die Akteure in der Region sehr motiviert nach alternativen<br />
<strong>Angebots</strong>formen zum Erhalt des ÖV zu suchen<br />
Rahmenbedingungen Tourismus<br />
- Das ÖPNV-Angebot erhöht die Qualität des touristischen Angebotes der Region<br />
- ein Angebot <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong> kann die derzeitige Positionierung der Uckermark<br />
als Naturerlebnis-Destination unterstreichen helfen (Marketingeffekt)<br />
- Die Themen Natur, Ges<strong>und</strong>heit, ruhige Erholungsformen sind derzeit im Aufwind<br />
- Der TVU hat Kontakte zu Sponsoren (z.B. Sparkasse Uckermark)<br />
Nachfrager<br />
- Zunahme der älteren lokalen Bevölkerung wird auch die Abhängigkeit dieser Gruppe<br />
vom ÖPNV in der Region erhöhen<br />
- Die wichtigste Zielgruppe der Uckermark, die jungen Alten <strong>und</strong> Alten, nimmt in der<br />
Bevölkerung anteilig zu; unter ihnen sind die Themen Radfahren <strong>und</strong> Naturerleben,<br />
die sich gut mit einem Angebot <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong> verbinden lassen, sehr beliebt<br />
- Durch die an die Linie 517 angeb<strong>und</strong>ene Jugendherberge lassen sich auch junge<br />
preissensible Individualreisende aus Berlin in den Westteil der Region „locken“<br />
- Insbesondere ältere alleinstehende Frauen verfügen über kein Auto, diese Gesellschaftsgruppe<br />
wird bei steigender Überalterung zunehmen<br />
98
Die SWOT-Analyse<br />
- Unter der Berliner Bevölkerung, die eine wichtige Zielgruppe der Touristiker ist, gibt<br />
es einen hohen Anteil Autoloser<br />
- Die zunehmende Zahl von „Erinnerungstouristen“, die heute als junge Familien mit<br />
Kindern verreisen, lassen sich vielleicht nicht <strong>für</strong> eine Anreise mit dem Zug begeistern,<br />
aber <strong>für</strong> die Benutzung des ÖPNV vor Ort<br />
9.2.2 Risiken<br />
Rahmenbedingungen allgemein<br />
- Abnehmende Einw<strong>ohne</strong>rzahl des Landkreises bei zunehmender Überalterung<br />
- Zunehmende Überalterung der Deutschen lässt Urlauber immer immobiler werden<br />
- Es besteht kein „Leidensdruck“ bei den Leistungsträgern in der Region (Beherbergungsbetriebe,<br />
touristische Attraktionen etc.) oder bei der lokalen Bevölkerung, da<br />
die Uckermark nicht unter Überlastungserscheinungen durch Urlauber-Autoverkehr<br />
leidet (Überzeugungsarbeit notwendig)<br />
Rahmenbedingungen Verkehr<br />
- Schlechte finanzielle Ausstattung der Kommunen, des Landkreises <strong>und</strong> des Landes<br />
=> geringer finanzieller Spielraum<br />
- Großflächigkeit der Uckermark macht ein finanzierbares ÖV-Angebot schwierig<br />
- Während das Straßennetz weiter ausgebaut wird (B<strong>und</strong>esmittel), kam es in den<br />
letzten Jahren zu einem stetigen Rückbau des ÖV<br />
Rahmenbedingungen Tourismus<br />
- Die Westernstadt als neue Besucherattraktion in der Region Templin konterkariert<br />
die touristische Profilierung der Region („unverfälschtes Naturerleben“)<br />
- Extrem kurze Hauptsaison im Übernachtungstourismus<br />
- Region lebt vor allem von Ausflüglern <strong>und</strong> Kurzurlaubern aus dem Berliner Raum,<br />
die nicht Teil der Projektidee sind<br />
- Es gibt keine Jugendherberge in der Reiseregion selbst, gerade der Ostteil der Region<br />
bietet zu wenig Übernachtungsmöglichkeiten <strong>für</strong> junge, preissensible Individualreisende<br />
- die im Nordwesten angrenzende Region Mecklenburger Seenplatte hat schon ein<br />
funktionierendes Freizeitbusangebot <strong>für</strong> ihren Nationalpark <strong>entwickelt</strong><br />
99
Nachfrager<br />
Die SWOT-Analyse<br />
100<br />
- Ein großer Teil der Sommerurlauber übernachtet in den Sommermonaten verstreut<br />
in Datschensiedlungen oder vereinzelten Unterkünften in den kleineren Gemeinden,<br />
die nicht oder schlecht an den ÖPNV angeschlossen sind<br />
- Hoher Anteil an Dauercampern<br />
- Für die Zielgruppen aus Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein ist die Anreise<br />
mit dem Zug im Vergleich zum Auto sehr umständlich (Problem Umsteigen in<br />
Berlin), damit wird ein großes Potenzial des Angebotes „die gut verdienenenden,<br />
naturverb<strong>und</strong>enen Jungen Alten“ ausgegrenzt<br />
- Der hohe Stellenwert des Autos als Statussymbol, als Integrationsfaktor in die<br />
deutsche Gesellschaft<br />
10 Entwicklung des <strong>Marketingkonzept</strong>es<br />
10.1 Leitbild 1<br />
Die Uckermark ist eine Reiseregion, die sich auf Gr<strong>und</strong> ihres großen Naturpotenzials<br />
mit den Themen naturbezogene Erholung sowie Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Wellness auf dem<br />
Tourismusmarkt positioniert. Das Tourismusgeschäft zeichnet sich durch einen regen<br />
Urlauberverkehr in den Sommermonaten sowie durch eine ganzjährige Beliebtheit <strong>für</strong><br />
Kurzurlaube <strong>und</strong> Ausflüge bei der Berliner <strong>und</strong> Brandenburger Bevölkerung aus.<br />
Die Reiseregion ist der größte Landkreis Deutschlands mit einer geringen Bevölkerungsdichte.<br />
Die Einw<strong>ohne</strong>rzahl wird in den kommenden Jahren weiter abnehmen,<br />
während sich die Zahl der älteren Menschen erhöhen wird. Im ÖV-Angebot sind bis<br />
heute die „Narben“ der Teilung zu DDR-Zeiten erkennbar. Zusammen mit dem Schienennetz<br />
erschließen sich dem Besucher stattdessen zum Teil touristisch interessante<br />
Ziele in den Nachbarregionen.<br />
In der Verkehrs- <strong>und</strong> Tourismusentwicklung orientiert sich die Region an den<br />
Gr<strong>und</strong>sätzen der nachhaltigen Entwicklung. Ein in sich abgestimmtes, finanzierbares<br />
ÖV-Netz soll daher auch langfristig <strong>für</strong> die lokale Bevölkerung <strong>und</strong> die Besucher der<br />
Region bestehen bleiben.<br />
Im Rahmen des VCD-Projektes „Reiselust – Neue Wege in den Urlaub“ wird ein Angebot<br />
<strong>für</strong> Urlauber <strong>ohne</strong> Auto <strong>entwickelt</strong>. Durch eine Vernetzung der Bereiche Verkehr<br />
<strong>und</strong> Tourismus <strong>und</strong> ein kooperatives Arbeiten auch über die Verwaltungsgrenzen hin-<br />
1 Dieses Leitbild ist als ein Vorschlag zu verstehen, denn eigentlich sollte es von den am Projekt teilnehmenden Akteuren<br />
im Konsens erarbeitet werden. Es beantwortet die Fragen: Wer sind wir?, Wo stehen wir? Wo wollen wir hin?,<br />
Welche festen Gr<strong>und</strong>sätze verfolgen wir?
Handlungsempfehlungen<br />
101<br />
aus wird die <strong>Angebots</strong>- <strong>und</strong> Marketingarbeit dieser Akteure verbessert <strong>und</strong> gebündelt.<br />
Der Arbeitsstil ist dabei durch Offenheit <strong>und</strong> „Experimentierfreude“ gekennzeichnet.<br />
Sowohl den Verkehrsgesellschaften als auch den touristischen Leistungsträgern erschließen<br />
sich auf diese Weise neue Zielgruppen, die wiederum zur langfristigen ökonomischen<br />
Tragfähigkeit der Unternehmen beisteuern können. Gleichzeitig leistet das<br />
Projekt einen Beitrag zur Steigerung der Qualität des touristischen Angebotes. Ein gezieltes<br />
Marketing wird den Bekanntheitsgrad der Region als Urlaubs- <strong>und</strong> Ausflugsdestination<br />
erhöhen <strong>und</strong> den Imageaufbau der Destination stützen. Die Schließung einer<br />
historisch bedingten <strong>Angebots</strong>lücke im ÖV-Netz wird das Zusammenwachsen der Region<br />
zu einer Einheit fördern.<br />
10.2 Entwicklungs- <strong>und</strong> Vermarktungsziele<br />
Mit der Entwicklung <strong>und</strong> Vermarktung von Angeboten im Rahmen des Projektes „Reiselust<br />
– Neue Wege in den Urlaub“ werden daher folgende Ziele angestrebt:<br />
Qualitative Ziele:<br />
- Die Verbesserung der Kommunikation des ÖV-Angebotes im Tourismus<br />
- Die Steigerung der Qualität des touristischen <strong>und</strong> des ÖV-Angebotes <strong>und</strong> damit die<br />
Steigerung der Gästezufriedenheit durch die Orientierung der Angebote an den<br />
Wünschen der K<strong>und</strong>en<br />
- Umlenkung bestehender Gästegruppen (Urlauber, Kurzreisende, Tagesausflügler)<br />
- Die Profilierung des touristischen Images<br />
- Die Schaffung einer neuen Corporate Identity<br />
- Die Erhöhung des Bekanntheitsgrades der Region<br />
Quantitative Ziele<br />
- Steigerung der Zahl der Gäste im Bereich Haupturlauber, Kurzurlauber, Ausflügler<br />
- Die Erschließung der Gästegruppe der „Autolosen“, die sowohl <strong>für</strong> die Tourismusakteure<br />
als auch die Verkehrsakteure in der Region wirtschaftlich interessant ist<br />
(mehr Übernachtungen, Steigerung der Umsätze, langfristige Sicherung der Finanzierbarkeit<br />
des ÖV-Angebotes der Region)
10.3 Festlegung der Vermarktungsstrategien<br />
Handlungsempfehlungen<br />
102<br />
Bei diesem Schritt des <strong>Marketingkonzept</strong>es wird das Alleinstellungsmerkmal des Angebotes<br />
<strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong> definiert. Danach werden die potentiellen Zielgruppen bestimmt<br />
<strong>und</strong> eine passende Vermarktungsstrategie gewählt.<br />
10.3.1 Alleinstellungsmerkmal des Angebotes<br />
Die Uckermark lässt sich mit einer Vielzahl alternativer Verkehrswege erreichen: per<br />
Zug <strong>und</strong> Bus aber auch per Boot oder Rad. Die naturbelassenen Landschaften der drei<br />
Schutzgebiete sowie der geringe Autoverkehr laden zum Entdecken der Landschaft mit<br />
diesen Verkehrsmitteln, aber auch zu Fuß oder per Pferd ein. Auf diese Weise sind<br />
fasst alle „alternativen Bewegungsmöglichkeiten“ abgedeckt.<br />
Mit der Draisine <strong>und</strong> den Hydrobikes gibt es in der Uckermark zwei sehr ungewöhnliche<br />
Mobilitätsangebote, die durch ihre spielerische Komponente den K<strong>und</strong>en emotional<br />
ansprechen <strong>und</strong> seine Neugier wecken. Dabei ist ihr Angebot auf keine Altersgruppe<br />
beschränkt.<br />
Die Freizeitbusangebote berücksichtigen die räumlichen <strong>und</strong> zeitlichen Verhaltensmuster<br />
der Urlauber. Der zunehmende Anteil an Bedarfsverkehrangeboten befriedigt das<br />
Bedürfnis der Urlauber nach Flexibilität.<br />
10.3.2 Zielgruppen<br />
Die Nachfrageanalyse ergab, dass sich zu den Zielgruppen der Uckermark nur eingeschränkte<br />
Aussagen treffen lassen, da eine hohe Dunkelziffer Urlaub in Betrieben unter<br />
neun Betten oder in privaten Unterkünften macht. Eine Gästebefragung wird erst im<br />
Laufe des Jahres neue Erkenntnisse bringen.<br />
Bei der Herausarbeitung geeigneter Zielgruppen müssen die Quellgebiete der Urlauber,<br />
ihre Zielorte in der Reiseregion <strong>und</strong> ihr Aufenthaltsmotiv beleuchtet werden. Insbesondere<br />
die Sommerurlauber in den verstreuten Datschen-Siedlungen sowie Urlauber<br />
in Ferienwohnungen auf dem Lande abseits der wichtigsten Bus- <strong>und</strong> Zugrouten sind<br />
mit dem geplanten Angebot nicht erreichbar.<br />
Zielführend erscheint hingegen die Ansprache der Übernachtungsgäste in den Orten<br />
Templin <strong>und</strong> Angermünde. Hier ist das Angebot <strong>für</strong> einen Urlauber <strong>ohne</strong> Auto schon<br />
heute recht „stimmig“, sieht man einmal von der fehlenden Querverbindung zwischen<br />
Templin <strong>und</strong> Angermünde ab. Eingeschränkt empfehlenswert sind Lychen sowie die<br />
Orte entlang der Busrouten. Sie eignen sich nur <strong>für</strong> Gäste, die gezielt einen Aufenthalt<br />
in der Natur suchen <strong>und</strong> deren Mobilität vor Ort vor allem aus Radfahren, Wandern,
Handlungsempfehlungen<br />
103<br />
Paddeln oder Reiten besteht. Für Urlauber, die abends noch etwas „erleben“ wollen,<br />
sind sie hingegen nicht attraktiv. 1<br />
Mehrtägig reisende Radwandertouristen auf den Fernradwegen werden sich kaum von<br />
den Angeboten ansprechen lassen. Sie sind mit ihrem eigenen Verkehrsmittel unterwegs<br />
<strong>und</strong> befinden sich in der Uckermark nur „auf der Durchreise“. Gleiches gilt <strong>für</strong><br />
K<strong>und</strong>en, die mit dem eigenen Schiff anreisen.<br />
Auf Gr<strong>und</strong> der derzeitig komplizierten Anreisemöglichkeit <strong>für</strong> K<strong>und</strong>en aus Westdeutschland<br />
mit dem Zug nach Templin <strong>und</strong> Lychen, liegt das Hauptpotenzial <strong>für</strong> das Angebot<br />
bei Gästen aus dem Raum Ostdeutschland, hier vor allem Berlin <strong>und</strong> Brandenburg. Für<br />
eine Ansprache westdeutscher Gäste eignet sich lediglich die Gemeinde Angermünde,<br />
die allerdings vom touristischen Zentrum der Region derzeit „abgeschnitten ist“. Zusammengefasst<br />
sollte daher folgende Fokussierung vorgenommen werden:<br />
- Herkunft:<br />
Gäste aus Ostdeutschland, insbesondere Berlin <strong>und</strong> Brandenburg<br />
- Alter:<br />
Junge Alte, Senioren, Familien mit Kindern, Kinder- <strong>und</strong> Jugendgruppen;<br />
hinzu kommen Natur- oder Wellnessinteressierte jeden Alters<br />
- Art der Reise:<br />
Paare, ältere Alleinstehende, Gruppen, Familien<br />
- Reisemotive:<br />
Natur erleben, aktive Erholung in der Natur, Wellness, Erinnerungen<br />
- Länge des Aufenthaltes:<br />
Urlaubsgäste, Kurzreisende <strong>und</strong> Tagesausflügler<br />
Die Beibehaltung der VCD-Projektvorgabe, sich auf Angebote <strong>für</strong> Urlauber mit mindestens<br />
5 Nächten Aufenthalt zu konzentrieren, ist im Fall der Uckermark nicht sinnvoll.<br />
Analyse der Zielgruppencharakteristika<br />
Für diesen Teil des Konzeptes wurde auf Sek<strong>und</strong>ärquellen zurückgegriffen (s. hier<strong>für</strong><br />
Anhang, A7).<br />
10.3.3 Marketingstrategie<br />
Für ein Angebot <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong> <strong>und</strong> die oben angegebenen Zielgruppen eignet<br />
sich die Strategie der „selektiven Spezialisierung“. Sie sieht eine Bearbeitung ausgewählter<br />
Marktsegmente (in diesem Fall: Konzentrierung auf die Gäste aus dem Raum<br />
Ostdeutschland) mit ausgewählten Produkten (also Bausteine, <strong>Angebots</strong>pakete <strong>für</strong><br />
verschiedene Interessen) vor (vgl. BRUHNS 2002, S. 62).<br />
1 dies kann sich durch die Ausweitung des Rufbusangebotes jedoch ändern
Handlungsempfehlungen<br />
104<br />
10.4 Marketing-Mix <strong>und</strong> Handlungsempfehlungen<br />
Die Situations- <strong>und</strong> die SWOT-Analyse haben deutlich gemacht, dass das Projekt in<br />
der Uckermark mit schwierigen Rahmenbedingungen zu kämpfen haben wird. Die<br />
größten Defizite liegen in den Marketingbereichen „Kommunikation“ <strong>und</strong> „Angebot“.<br />
Die Uckermark ist auf Gr<strong>und</strong> ihrer Rahmenbedingungen <strong>und</strong> der starken Saisonalität<br />
des Tourismus keine Region, in der ein „aufgeblähtes“ Angebot <strong>entwickelt</strong> werden sollte.<br />
Einige Verkehrsakteure sind in der <strong>Angebots</strong>entwicklung schon recht engagiert <strong>und</strong><br />
„experimentierfreudig“. Gleichzeitig sind sie sich dabei sehr realistisch ihrer Grenzen<br />
<strong>und</strong> Möglichkeiten bewusst. Trotzdem gibt es beim Angebot einige verbesserbare Aspekte.<br />
Ein attraktives Produkt lässt sich nur entwickeln, wenn die Grenzen der Reiseregion<br />
überschritten, <strong>und</strong> das gesamte umliegende, guterschlossene touristische Angebot<br />
miteingeschlossen wird.<br />
Bisher gibt es kaum eine inhaltliche Vernetzung zwischen den Kommunikationsmitteln<br />
der Verkehrsträger <strong>und</strong> denen des Tourismus. Dem Urlauber wird das vorhandene<br />
Angebot bisher fast überhaupt nicht in den Medien der Tourismusakteure präsentiert.<br />
Damit wird ihm gar nicht die Wahl gelassen zwischen der Anreise mit dem Auto oder<br />
Zug. Dies ist um so unverständlicher, da die Beschaffung dieser Informationen kein<br />
Geld kostet <strong>und</strong> die einzelnen Akteure auch nicht eine Unzahl von Verkehrsverbindungen<br />
durchwühlen müssen.<br />
Die nun folgenden Handlungsempfehlungen <strong>für</strong> die Marketinginstrumente Angebot,<br />
Preis, Distribution <strong>und</strong> Kommunikation wurden in zwei Stufen unterteilt:<br />
Stufe 1<br />
Ist-Zustand<br />
Maßnahmen, die bei den gegebenen Rahmenbedingungen<br />
durchführbar sind.<br />
Sie zeigen auf, wie das Projekt in „kleinen Schritten“<br />
seinen Anfang finden kann.<br />
Stufe 2<br />
Maßnahmen, die eine Veränderung des ÖV-Angebotes<br />
oder längerer Planung bedürfen.<br />
Sie sind als längerfristige Ziele zu verstehen.
<strong>Angebots</strong>politik<br />
Stufe 1<br />
Handlungsempfehlungen<br />
105<br />
Handlungsempfehlung Zuständige Akteure<br />
- Bessere Abstimmung des Busnetzes auch auf die Connex-Züge Verkehrsgesellschaften<br />
- Einheitliche Regelung der Fahrradmitnahme in den Bussen der PVG <strong>und</strong><br />
UVG<br />
- Einheitliche Abhol- <strong>und</strong> Gepäckserviceregelungen unter den Beherbergungsbetrieben<br />
der Region<br />
- Fre<strong>und</strong>liche Gestaltung der Ankunftsorte; Verknüpfung der touristischen<br />
mit den ÖV-Informationen in allen touristisch relevanten Ankunftsräumen<br />
<strong>und</strong> einheitliche Gestaltung dieser (Wiedererkennungseffekt)<br />
- Integration des Cinestar Multiplexkinos in das Theaterbusangebot um die<br />
Zielgruppe zu erweitern (Familien)<br />
- Veröffentlichung einer Freizeitkarte mit ÖPNV-Angaben<br />
(falls dies nicht dieses Jahr sowieso geschieht)<br />
- Zusammenstellung „zielgruppengerechter“ Touren / Angebote mit der<br />
passenden ÖPNV-Verbindung:<br />
⇒ Thema „Natur“ (Flora <strong>und</strong> Fauna, Bauernhof etc.)<br />
z.B. Erlebnis der Natur per Rad, Boot, zu Fuß mit einer Hin- oder<br />
Rückstrecke mit Bus, Bahn oder Fahrgastschifffahrt<br />
⇒ Thema „Mobilität“ (Vorbild: Draisine)<br />
Schaffung vergleichbarer Angebote <strong>für</strong> Hydrobikes <strong>und</strong> ggf. weiterer<br />
innovativer <strong>und</strong> spaßorientierter Fortbewegungsmittel<br />
⇒ Thema „Siedlungs- <strong>und</strong> Kulturgeschichte“<br />
Touren entlang typischer Siedlungs- <strong>und</strong> Stadtelemente, Adelstourismus,<br />
DDR-Geschichte etc.<br />
usw.<br />
- Schaffung von <strong>Angebots</strong>paketen, die den jeweils anderen Teil der Uckermark<br />
erlebbar machen:<br />
⇒ organisierte Tagesausflüge mit Minibus von Angermünde nach<br />
Templin / Lychen mit Möglichkeit zum Paddeln, Bootfahren, Besuch<br />
der Naturtherme, Hydrobike fahren oder Draisine fahren,<br />
abends gemeinsame Rückfahrt<br />
⇒ Fahrt von Templin zur Blumberger Mühle, nach Angermünde <strong>und</strong><br />
zum Nationalpark-Besucherzentrum<br />
Stufe 2<br />
Verkehrsgesellschaften<br />
FVV<br />
Leistungsträger<br />
TVU<br />
FVV<br />
Bahn<br />
Verkehrsgesellschaften<br />
VGU<br />
PVG, Theater, Kino<br />
TVU<br />
FVV<br />
FVV<br />
Leistungsträger<br />
Handlungsempfehlung Zuständige Akteure<br />
- Verlegung der Buslinie 475 (Templin - Schwedt), über Angermünde Verkehrsgesellschaften,<br />
Landkreis,<br />
ggf. TVU/FVV
alternativ<br />
- Verbindung von Templin <strong>und</strong> Angermünde durch ein Rufbussystem oder<br />
durch Ausflugsangebote der FVV<br />
- Verbesserung des Anschlusses von Boitzenburg an den Wochenenden<br />
z.B. über die Linie 502<br />
- Verbesserung der Gestaltung der Ankunftsräume mit Hilfe von Fördermitteln<br />
z.B. durch das POMMERANIA-Projekt<br />
Preispolitik<br />
Handlungsempfehlungen<br />
106<br />
Verkehrsgesellschaften,<br />
Landkreis<br />
TVU,<br />
Landkreis<br />
Handlungsempfehlung Zuständige Akteure<br />
- Ausweitung der Angebote des Uckermark-Tickets, auch durch z.B. Ver- Verkehrsgesellschaften,<br />
knüpfung mit verbilligten Rad- oder Paddelangeboten<br />
Leistungsträger<br />
- Tickets <strong>für</strong> Tages-, Kurzreisen <strong>und</strong> längere Aufenthalte entwickeln, die<br />
speziell <strong>für</strong> die „urlauberrelevanten“ Linien gültig sind, <strong>und</strong> außerdem emotional<br />
ansprechend gestaltet sind (Souvenir);<br />
- Aufdruck der gültigen Linien auf das Ticket<br />
Kommunikationspolitik<br />
Stufe 1<br />
Verkehrsgesellschaften,<br />
Leistungsträger<br />
Handlungsempfehlung Zuständige Akteure<br />
- Erstellung einer Extrabroschüre „Mobil in der Uckermark“ speziell <strong>für</strong> TVU,<br />
(Kurz)Urlauber <strong>und</strong> Ausflügler<br />
FVV,<br />
mögliche Inhalte:<br />
Leistungsträger,<br />
- Fahrpläne der Züge RE3, RE 5, RB 12, RB 63, IC, Connex, der Buslinien Verkehrsbetriebe,<br />
502, 517, 462 (Wolletzklinik), 568 (Criewen) ,469 (Vierraden), 475, sowie Großschutzgebiete,<br />
der 496 (Biberbahn), Velo-Bus, Theaterbus sowie der Rufbusse<br />
(Sponsoren)<br />
- Inhalt des Faltblattes „Unterwegs in der Uckermark“<br />
- Alle im Rahmen von „Fahrtziel Natur“ <strong>entwickelt</strong>en Tourenvorschlagsfaltblätter<br />
der Großschutzgebiete<br />
- Karten, wie die in Kapitel 5 vorgestellten Ausflugsmöglichkeiten <strong>für</strong> die<br />
Städte Templin <strong>und</strong> Angermünde; Übertragung dieser auf weitere Regionen<br />
wie Nationalpark (Criewen), Lychen, Warnitz etc.<br />
- Liste der wichtigsten touristischen Highlights der Region / angrenzender<br />
Regionen <strong>und</strong> ihrer ÖV-Erreichbarkeit<br />
- Selbst <strong>entwickelt</strong>e Tourenvorschläge <strong>und</strong> <strong>Angebots</strong>pakete<br />
- Erklärung des VBB-Preissystems, bzw. von Sondertarifen wie z.B. dem<br />
Uckermark-Ticket<br />
Bei der Bewerbung dieser Broschüre sollte mit den Alleinstellungsmerkmalen<br />
des Angebotes gearbeitet werden
Handlungsempfehlungen<br />
- Integration der Broschüre in den <strong>„Urlaub</strong>skatalog Uckermark 2005“ als TVU,<br />
herausnehmbares Extraheft bzw. in Kurzform auch im Katalog, damit kein FVV,<br />
Wegwerf-Effekt entsteht<br />
Leistungsträger<br />
- Auslage der Broschüre bei den Leistungsträgern Leistungsträger<br />
- Verschickung der Anreiseinformationen mit dem ersten Anschreiben TVU,<br />
FVV<br />
- Aufforderung der Leistungsträger zur Veröffentlichung der ÖV- FVV<br />
Erreichbarkeit in ihrem Informationsmedien<br />
- Werbung <strong>für</strong> Projektangebot in zielgruppengerechten Medien wie z.B.<br />
VCD-Tourenplaner, Medien der Bahn, des Connex, in ADFC-Broschüre,<br />
Informationsquellen von Naturinteressierten, 50+er, Medien <strong>für</strong> Kinder<strong>und</strong><br />
Jugendgruppenbetreuer (Vermeidung von Streueffekten)<br />
- Deutliche Hinweise in den Gästeverzeichnissen, dass die K<strong>und</strong>en auch<br />
gerne vom Gastgeber vom Bus/Bahnhof abgeholt werden, oder dass<br />
sonstige Fahrten in der Region vom Gastgeber arrangiert werden<br />
Stufe 2<br />
TVU,<br />
Verkehrsbetriebe<br />
TVU,<br />
FVV,<br />
Leistungsträger<br />
Handlungsempfehlung Zuständige Akteure<br />
- Verlinkung der Internetseiten von Leistungsträgern, FVV, TVU mit einer TVU,<br />
gemeinsamen Online-Fahrplanauskunft der Verkehrsbetriebe<br />
FVV,<br />
Oder:<br />
Leistungsträger,<br />
- Obige Broschüre „Mobil in die Uckermark“ auch als Online-Version auf Verkehrsbetriebe,<br />
den FVV-, TVU- <strong>und</strong> / oder Verkehrsbetriebe-Internetseiten<br />
Großschutzgebiete<br />
- Aufbau einer gemeinsamen Mobilitätszentrale TVU,<br />
FVV,<br />
Leistungsträger,<br />
Verkehrsbetriebe,<br />
- Entwicklung eines Newsletter zum Thema <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong> <strong>für</strong> Gäste TVU,<br />
<strong>und</strong> / oder lokale Leistungsträger<br />
FVV,<br />
Leistungsträger,<br />
Verkehrsbetriebe,<br />
Großschutzgebiete<br />
Distributionspolitik<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
⇒<br />
Handlungsempfehlung Zuständige Akteure<br />
- Vertrieb der Broschüre über<br />
TVU,<br />
Messen<br />
Verkehrsbetriebe,<br />
den DB-Regio Punkt in Berlin<br />
die Wolletzklinik<br />
die Tourismusinformationsstellen<br />
die Leistungsträger (Broschüre bei K<strong>und</strong>enanfragen mitschicken)<br />
FVV<br />
107
- Vertrieb der Tickets, <strong>Angebots</strong>pakete über alle Tourismus-, Bus- <strong>und</strong><br />
Bahnstellen<br />
Marktforschung / Monitoring<br />
Handlungsempfehlungen<br />
TVU,<br />
Verkehrsbetriebe,<br />
FVV<br />
Handlungsempfehlung Zuständige Akteure<br />
- Integration von Fragen zu Urlauberwünschen bezüglich des ÖPNV bei der TVU<br />
nächsten Gästebefragung<br />
- Auswertung der Buchungszahlen <strong>und</strong> Verkaufszahlen der neu <strong>entwickelt</strong>en<br />
Produkte<br />
TVU,<br />
FVV,<br />
Verkehrsbetriebe<br />
Handlungsempfehlungen zur Umsetzung / Innenmarketing<br />
⇒<br />
⇒<br />
Handlungsempfehlung Zuständige Akteure<br />
- Übernahme der Leitlinie <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong> in das <strong>Marketingkonzept</strong> der TVU<br />
Reiseregion bzw. der Teilregionen<br />
FVV<br />
- Aufforderung der Leistungsträger zur Angabe ihrer ÖV-Erreichbarkeit, TVU,<br />
damit diese in das Gästeverzeichnis der Urlaubskataloge integriert werden FVV,<br />
kann<br />
Leistungsträger<br />
- Interne Kommunikation:<br />
Verkehrsbetriebe,<br />
Schulung der Mitarbeiter der telefonischen Verkehrsauskunft bzw. der FVV<br />
Touristeninformationen, so dass auch Fragen zur Erreichbarkeit touristischer<br />
Angebote beantwortet werden können<br />
Schulung der Leistungsträger zur Weitergabe derartiger Informationen<br />
an die Gäste<br />
- Aufbau einer Corporate Identity:<br />
TVU,<br />
Entwicklung eines emotional ansprechenden Logos oder Slogans, das / FVV,<br />
der durchgängige Verwendung in Broschüren, an Bussen, Haltestellen, Leistungsträger,<br />
Servicepoints, bei allen partizipierenden Leistungsträgern findet (Wieder- Verkehrsbetriebe,<br />
erkennungseffekt)<br />
Logo sollte inhaltlich möglichst regionalen Bezug zur Uckermark haben<br />
wie z.B. der Biber<br />
Großschutzgebiete<br />
Umweltmanagement:<br />
TVU,<br />
- Wiederbelebung des Uckermark-Umweltsiegels<br />
FVV<br />
Qualitätsmanagement:<br />
TVU,<br />
Förderung der Teilnahme der Leistungsträger an Schulungen zum Thema FVV<br />
QMS<br />
108
D Resümee<br />
Resümee<br />
109<br />
Die vorliegende Arbeit vermittelt einen Einblick in eine überaus wichtige Aufgabe des<br />
Destinationsmanagements. Dabei ist das Thema in einem Wissenschaftsbereich angesiedelt,<br />
in dem sich eine ganze Reihe von Disziplinen mit ihren Forschungen überschneiden;<br />
eine Tatsache, die den Einstieg in die Thematik nicht einfach gestaltete. 1<br />
Bei der Arbeit ging es jedoch nicht allein um die Sammlung <strong>und</strong> Weiterführung eines<br />
durch Literaturstudium gewonnenen theoretischen Wissens. Die herausgearbeiteten<br />
Erkenntnisse über das richtige Know-how wurden auch auf ein Praxisbeispiel angewendet.<br />
So wurde ein Schritt vollzogen, den der VCD mit seiner Projektarbeit selbst<br />
noch vor sich hat. Vom Forderer wird er zum Gestalter, der seine Visionen plötzlich mit<br />
den ganz konkreten Rahmenbedingungen in den Regionen in Einklang bringen muss,<br />
was unter Umständen zu ernüchternden Resultaten führen kann.<br />
Die Konzepterarbeitung hat gezeigt, dass der Anspruch des VCD, nachhaltige Mobilitätsprodukte<br />
entwickeln zu wollen, ein extrem ehrgeiziges Ziel ist. Natürlich kann ein<br />
Angebot <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong> einen Beitrag zur Entwicklung einer Region hin zu mehr<br />
Nachhaltigkeit leisten. Das Produkt selbst als nachhaltig zu bezeichnen, würde m. E.<br />
dem Anspruch der nachhaltigen Mobilität nicht gerecht werden.<br />
Das <strong>Angebots</strong>- u. <strong>Marketingkonzept</strong> <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong> ist <strong>für</strong> die Akteure in der<br />
Uckermark ein unverbindlicher Vorschlag zum Handeln. Die kommenden Monate werden<br />
zeigen, ob <strong>und</strong> in wie weit hiermit Veränderungen im Angebot oder im Denken der<br />
touristischen Leistungsträger in Gang gesetzt werden können.<br />
Die Ergebnisse des Konzeptes machen darüber hinaus noch einmal klar, wo die Grenzen<br />
der Beeinflussbarkeit einer solchen Initiative liegen. Der öffentliche Verkehr lässt<br />
sich nur langfristig <strong>und</strong> auch nur unter Einsatz aller verfügbaren Steuerungselemente<br />
verändern <strong>und</strong> attraktiver gestalten. Auf die meisten übergeordneten Rahmenbedingungen<br />
hat die regionale Ebene kaum Einfluss. Durch seine extreme staatliche Verregelung<br />
in Deutschland ist er ein Produkt, was nicht nach dem klassischen Prinzip von<br />
Angebot <strong>und</strong> Nachfrage funktioniert. Deshalb haben Marketingmaßnahmen in diesem<br />
Bereich auch keine solch hohe Priorität wie bei der Vermarktung touristischer Produkte.<br />
Wirklich neue Angebote im Rahmen des Projektes zu schaffen, bedarf außerdem eines<br />
funktionierenden Netzwerkes unter den Anbietern. Die Abhängigkeit von zwischenmenschlichen<br />
Befindlichkeiten bei derartigen Kooperationen macht den Erfolg sehr<br />
1 Eine Bibliographie der vorhandenen Urlaubs-, Ausflugs- <strong>und</strong> Freizeitverkehr-Literatur <strong>und</strong> Internetquellen der verschiedenen<br />
wissenschaftlichen Disziplinen (Verkehrswissenschaften, Tourismuswissenschaften, Geographie, Soziologie,<br />
Psychologie, Raum- <strong>und</strong> Landschaftsplanung, Rechtswissenschaften) würde die Arbeit von Studierenden, Wissenschaftlern<br />
<strong>und</strong> Praktikern in der Planung sehr erleichtern.
Resümee<br />
110<br />
unberechenbar. Besonders wichtig <strong>und</strong> zielführend erscheint mir die Idee, <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong><br />
<strong>Auto“</strong> als einen Beitrag zu einem qualitativ hochwertigen Tourismusangebot aufzufassen.<br />
Gerade hierin sehe ich ein schlagkräftiges Argument <strong>für</strong> bisher von der Notwendigkeit<br />
eines solchen Projektes nicht überzeugter Akteure.<br />
Urlauber werden gemeinhin auch als Menschen „in besonderer Lebenssituation“ verstanden,<br />
in der sie offener sind <strong>für</strong> neue oder andere Lebensstile. Diese Offenheit heißt<br />
es sich, mit Hilfe ansprechender Angebote <strong>und</strong> gezielter Kommunikation, <strong>für</strong> eine Veränderung<br />
ihres Mobilitätsverhaltens zu Nutze machen, <strong>und</strong> sei es auch nur <strong>für</strong> die Zeit<br />
des Aufenthaltes. Den Urlaubsregionen wäre dadurch auf jeden Fall dabei geholfen,<br />
auch langfristig ihr natürliches touristisches Potential zu sichern.
Anhang
Verzeichnis der Anhänge<br />
Anhang<br />
A 1: Checkliste iii<br />
A 2: Eigene Fahrten im Untersuchungsgebiet xi<br />
A3: Interviewauswertung, s. Anhangband zur Masterarbeit<br />
A 4: Fotos der Ankunftsräume xii<br />
A 5: Auswertung der Erreichbarkeit touristischer Ziele xv<br />
A 6: Konkurrenz- <strong>und</strong> Trendanalyse xxi<br />
A 7: Zielgruppencharakteristika xxiii<br />
ii
Anhang A 1<br />
CHECKLISTE<br />
Vorstellung der Untersuchungsregion<br />
Regionale <strong>und</strong> administrative Abgrenzung<br />
Naturraum <strong>und</strong> Landschaftsbild<br />
Siedlungs - <strong>und</strong> Stadtbild<br />
Charakteristik, Besonderheiten<br />
Sozioökonomische Faktoren<br />
Anhang<br />
Akteursanalyse - die Organisation von Tourismus <strong>und</strong> Verkehr<br />
- Wie sind die Bereiche Verkehr <strong>und</strong> Tourismus organisiert?<br />
- Welche Akteure haben Einfluss auf die erfolgreiche Umsetzung eines Konzeptes<br />
<strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong> in der Region?<br />
Mögliche Akteure sind:<br />
Staatliche Akteure<br />
- Parlamente (Gemeinderäte, Kreistage etc.)<br />
- Regierungen (politische Entscheidungen z.B. zu Themen wie Parkraumbewirtschaftung,<br />
Verkehrsleitsystemen)<br />
- Staatliche Verwaltung (Wirtschaftsamt, Stadtplanungsamt, Tiefbauamt, Straßenbaubehörde etc.)<br />
- Regionalplanung (vorbereitende Planung)<br />
- Vertreter von Schutzgebieten<br />
Akteure in Mischformen<br />
- Tourismusverband (Marketing, finanzielle Beteiligung)<br />
- Anbieter des motorisierten ÖV (Bahnen, Busanbieter, Fahrgastschifffahrt) (Angebot, Marketing,<br />
finanzielle Beteiligung)<br />
- Vertreter touristischer Highlights (Angebot, Marketing, finanzielle Beteiligung)<br />
Unternehmen <strong>und</strong> ihrer Interessenvertreter<br />
- Anbieter des nicht-motorisierten ÖV (Kanu, Rad fahren etc.) (Angebot, Marketing, finanzielle<br />
Beteiligung)<br />
- Vertreter wichtiger touristischer Attraktionen (Organisation, Marketing, finanzielle Beteiligung)<br />
- Vertreter der Hotels, Gas tstätten (Organisation, Marketing, finanzielle Beteiligung)<br />
Akteure von Interessenvertretungen der Bürger<br />
- Vertreter von Umweltverbänden (Know-how)<br />
- Ggf. Bürgervertreter in Form von Fahrgastbeiräten<br />
- Vertreter von privaten Schutzgebieten<br />
iii
Was machen diese Akteure derzeit?<br />
- Kooperationen, Initiativen<br />
Kooperationen / Netzwerke<br />
Initiativen / Projekte zum Thema Verkehr (<strong>und</strong> Tourismus)<br />
- Maßnahmen zur Reduzierung des MIV in der Region<br />
Konzentration touristischer Ziele<br />
Anhang<br />
Neue touristische Highlights werden direkt mit ÖV-Anschluss <strong>und</strong> Rad- <strong>und</strong> Fußwegenetz erschlossen<br />
Steigerung der Attraktivität von geeigneten Ortschaften, die mit ÖV gut erreichbar sind, als<br />
Ausgangspunkte der Erholung<br />
Vorrang des ÖPNV im Straßenverkehr z. B. durch Busspuren<br />
Autofreie Zonen<br />
Fußgängerzonen<br />
Geschwindigkeitsbegrenzung, Speed Bumpers<br />
Parkraummanagement<br />
Verringerung, Bündelung des Parkplatzangebotes<br />
Verringerung der Höchstparkdauer<br />
Verringerung des Parksuchverkehrs durch Parkleitsysteme<br />
P&R-Parkplätze an den Ortsrändern<br />
Planerische Aussagen zum Gebiet oder Projektthema<br />
- Welche Planungen wurden <strong>für</strong> die nächsten Jahre festgelegt, die das Projekt positiv<br />
oder negativ beeinflussen könnten?<br />
- Gibt es Aussagen zum Thema Mobilität im Tourismus in Planwerken, wie:<br />
Landesplanerische Werke oder Konzepte<br />
Regionalplan<br />
Kreisentwicklungspläne<br />
Nahverkehrsplan<br />
Verkehrsentwicklungspläne<br />
Tourismuskonzepte<br />
iv
<strong>Angebots</strong>analyse<br />
1.) Verkehrliche Erschließung der Reiseregion – die An- <strong>und</strong> Abreise<br />
Straßen<br />
SPNV<br />
Gibt es Sonderzügen aus Quellgebieten in der Hochsaison?<br />
Das Angebot in den Zügen<br />
Erreichbarkeit der FVV-Gebiete<br />
Anhang<br />
Während der Saison:<br />
Erreichbarkeit der wichtigsten Tourismusgemeinden täglich zwischen 8 Uhr <strong>und</strong> 20 Uhr mindestens alle<br />
zwei St<strong>und</strong>en<br />
Außerhalb der Saison:<br />
Erreichbarkeit der wichtigsten Tourismusgemeinden mindestens viermal täglich zwischen 8 Uhr u. 20 Uhr<br />
Abstimmung des Zug- <strong>und</strong> Busangebotes an den Knotenpunkten<br />
falls keine Fernzugbahnhöfe vorhanden:<br />
Gibt es einen Linienbusverkehr im Umkreis von 30km zum Bahnhof?<br />
Gibt es zu bedarfsschwachen Zeiten Rufbusse <strong>und</strong> Anrufsammeltaxis?<br />
Gibt es einen Abholservice <strong>und</strong>/oder Gepäckservice?<br />
Wenn ja:<br />
Wie ist dieser organisiert <strong>und</strong> finanziert?<br />
Wenn nein:<br />
Gibt es Taxiunternehmen?<br />
Die Ankunftsräume<br />
Ist die Gestaltung der Ankunftsbereiche fre<strong>und</strong>lich (Gefühl des Willkommenseins)?<br />
Fühlen sich die Gäste sicher?<br />
allgemeine Serviceinfrastruktur<br />
Toiletten, Wartebereiche, die vor Witterungseinflüssen schützen, Informationsstellen, Aushänge,<br />
Geschäfte, Imbiss, Gepäckschließfächer, Fahrradverleih <strong>und</strong> Abstellmöglichkeit, Beschilderung ÖPNV +<br />
Tourismus, Sitzgelegenheiten, Abfallbehälter<br />
Barrierefreiheit (Aufzüge, Rampen, Servicepersonal, Bahnsteighöhe)<br />
Wie sind die Übergänge von Bahn zum Bus oder umgekehrt geregelt?<br />
Distanz, Anschlusszeiten, Ausschilderung<br />
2.) Mobilität in der Region bzw. vor Ort<br />
Geschlossene Reisekette<br />
Linienverkehr<br />
Bedarfsverkehr<br />
Sind Zug- <strong>und</strong> Busangebote aufeinander abgestimmt?<br />
v
Welche Angebote gibt es in den Abend- <strong>und</strong> Nachtst<strong>und</strong>en?<br />
Anhang<br />
Sind die Fahrzeiten, Routen <strong>und</strong> Haltestellen der ÖV-Angebote auf die Bedürfnissen von Urlaubern<br />
abgestimmt?<br />
- Haltestellen am Beginn <strong>und</strong> Ende von Wanderwegen,<br />
- Erreichbarkeit der wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Ferienregion von den Tourismusgemeinden aus<br />
etc.<br />
Erreichbarkeit von Sonderveranstaltungen mit dem ÖPNV<br />
Sind die Angebote verschiedener Leistungsträger miteinander kombinierbar?<br />
(z.B. Bus <strong>und</strong> Abfahrt der Fahrgastschifffahrt)<br />
Service<br />
Gepäckservice, Ausrüstungsmitnahme<br />
Rollstuhl- <strong>und</strong> kinderwagengerechte Busse <strong>und</strong> Haltebereiche<br />
Einstieg in Fahrzeuge<br />
Innenräume der Fahrzeuge<br />
Betriebsablauf<br />
bequeme Sitzgelegenheiten mit Beinfreiheit<br />
3.) Ergänzende Angebote <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong><br />
Radfahren, Wandern, Wasser etc.<br />
Sind die Straßen- <strong>und</strong> Ortsäume fußgänger- <strong>und</strong> fahrradfre<strong>und</strong>lich gestaltet?<br />
Sind die Rad- <strong>und</strong> Wanderwege attraktiv?<br />
abwechslungsreiche Wegeführung, Zustand, Beschilderung etc.<br />
Erschließen die Wege die Sehenswürdigkeiten der Region?<br />
Gibt es Fahrradverleihe?<br />
Gibt es Reparaturwerkstätten?<br />
Ein- <strong>und</strong> Unterstellmöglichkeiten <strong>für</strong> Fahrräder<br />
Gibt es in den Orten Beschilderungen, die auf Rad-, Wander- <strong>und</strong> Spazierwege in die Umgebung<br />
hinweisen?<br />
Gibt es Angebote sonstiger Fortbewegungsmittel in der Region<br />
Tourenangebote<br />
vi
Analyse Nachfrage / Zielgruppen<br />
Herkunft<br />
Aufenthaltsmotiv<br />
Art der Reise (alleine, Gruppe etc.)<br />
Länge des Aufenthaltes<br />
Bevorzugte Unterkunftsform<br />
Bevorzugte Aktivitäten vor Ort<br />
Soziodemographische Merkmale der Nachfrager<br />
Analyse Vermarktung<br />
1.) Marktforschung<br />
Erfassung der K<strong>und</strong>endaten in einem System z.B. in Mobilitäts zentrale(n)<br />
Auswertung der K<strong>und</strong>endaten zu bestimmten Themen<br />
2.) Innenmarketing<br />
Anhang<br />
Förderung des Umweltverhaltens der Betriebe / Leistungsträger in der Region (Vorbildfunktion)<br />
Touristische Umweltwettbewerbe<br />
Lokale, regionale, nationale oder internationale Umweltgütesiegel oder -zertifizierungen<br />
Umweltmanagementsysteme in Leistungsträgerbetrieben<br />
Umweltfre<strong>und</strong>liches ÖPNV-Angebot<br />
Umweltmanagement bei Verkehrsbetrieben, Zertifizierung<br />
Einsatz von Verkehrsmitteln mit umweltfre<strong>und</strong>lichen Antriebssystemen, z.B. Ersatz von Fahrzeugen mit<br />
Verbrennungsmotor durch Elektrofahrzeug, Solartankstelle<br />
Optimale Ausnutzung der Fahrzeuge<br />
Kooperationen zwischen den Leistungsträgern, Abstimmung der Einzelleistungen, Verknüpfung von<br />
Angeboten, gemeinsame Vermarktung/Marketing<br />
vii
3.) Außenmarketing<br />
<strong>Angebots</strong>politik<br />
Produktdifferenzierung: Zielgruppenorientierte kreative, flexible Angebote<br />
Gibt es Erlebnisangebote:<br />
Wander-, Rad-, Schiffstouren Erlebnisangebote <strong>für</strong> verschiedene Zielgruppen<br />
Gibt es Vorteilsangebote <strong>für</strong> autofrei Reisende?<br />
Preispolitik<br />
Anhang<br />
Staffelungen nach demographischen Merkmalen (Kind, Studierende, Rentner, Arbeitsloser) oder nach<br />
Zielgruppen (Wintersportler, Wanderer, Radler etc.)<br />
Verb<strong>und</strong>tarife<br />
Tages -, Wochen-, Familienkarten, Verb<strong>und</strong>tickets <strong>für</strong> Bus, Bahn,<br />
Schiff, Seilbahn etc., Gästetickets<br />
Inklusivekarten<br />
Eintrittskarten zu Veranstaltungen, Attraktionen, Kursen etc. gelten als Fahrschein, oder es gibt zumindest<br />
Rabatte beim Eintritt<br />
„Zuckerl“, Belohnungen, Bonusangebote<br />
Distributionspolitik<br />
Verkaufsförderung<br />
Messen<br />
Erstellung von Leistungsarrangements, Pauschalangebote inkl. ÖV-Anreisen<br />
(bei saisonalem Tourismus: Winter- <strong>und</strong> Sommerarrangements)<br />
Mindestanforderungen an Pauschalen:<br />
Übernachtung + ggf. Verpflegung<br />
Kostenloser Transfer von <strong>und</strong> zum nächstgelegenen, dem Gast zumutbaren Bahnhof<br />
Sicherstellung der Mobilität vor Ort<br />
Vertrieb<br />
Sind die Angebote über ein elektronisches Reservierungssystem buchbar?<br />
Gibt es zentrale Stellen, an denen Ticketverkauf <strong>und</strong> touristisch orientierte Mobilitätsberatung stattfindet?<br />
Erfolgt der Verkauf von Bahn-, Bus, Schiff-, Umwelttickets, Gästekarten etc. durch Touristeninformation?<br />
Gibt es Kooperation mit (internationalen) Verkehrsunternehmen <strong>und</strong> Reiseveranstaltern?<br />
Gibt es ein Gästeticket, dass bei Buchungen von Übernachtungen schon im Preis inklusive ist?<br />
Werden die Angebote nur im Direktvertrieb oder auch im indirekten Vertrieb (Reisemittler) verkauft?<br />
viii
Kommunikationspolitik<br />
Welche der folgenden Möglichkeiten werden zur Kommunikation mit dem K<strong>und</strong>en<br />
genutzt:<br />
- Werbeträger<br />
Printmedien<br />
Elektronische Medien<br />
Medien der Außenwerbung<br />
Medien des Direktwerbung<br />
- Werbemedien<br />
Inserate in Tageszeitungen, Zeitschriften, Wochenzeitungen, Anzeigenblättern<br />
R<strong>und</strong>funk- <strong>und</strong> Fernsehen<br />
Internetplattform<br />
Infotafeln, -pavillons<br />
Plakate, Tafeln<br />
Leuchtreklamen<br />
Werbebriefe, Kataloge, Faltblätter<br />
- Werbeorte<br />
Anhang<br />
Auslage von Infoblättern in Gemeinden, Touristeninfo, Unterkünften, auf Zimmern, in Ferienwohnungen<br />
mündliche <strong>und</strong> schriftliche Infos durch Gastgeber<br />
M<strong>und</strong>propaganda<br />
Werbung in potentiellen Quellgebieten<br />
- Corporate Identity<br />
Verfügen die Verkehrs - <strong>und</strong> Tourismusakteure der Region über eine Corporate ID<br />
(Corporate Mission, Corporate Design, Corporate Behaviour, Corporate Communications?)<br />
Wenn ja, wie wird diese nach außen vermarktet?<br />
Inwieweit ist das Marketingmaterial auf ein Projekt <strong>„Urlaub</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Auto“</strong> schon<br />
abgestimmt?<br />
• Gästeanfragen werden Anreiseinfos mitgeschickt<br />
• ÖV-Informationen sind in das allgemeine touristische Werbematerial der Region integriert<br />
• auch die Leistungsträger verweisen auf die ÖV-Anreise in ihren Werbemedien<br />
• Verlinkung der Homepage von Leistungsträgern, Tourismus <strong>und</strong> Verkehr<br />
• es gibt schon ein Logo, Schriftzug <strong>für</strong> vorhandene touristische ÖV-Angebote<br />
• Fahrzeuge, Fahrkarten, Fahrpläne, Hinweistafel, Haltestellen sind einheitlich <strong>und</strong> ansprechend<br />
gestaltetet<br />
• es gibt gemeinsam organisierte Fahrplanhefte, Infostellen<br />
ix
Mitarbeiterkommunikation<br />
Schulungen der Mitarbeiter der Tourismusstellen, der Leistungsträger <strong>und</strong> der ÖV-Unternehmen<br />
Beschilderung<br />
Wegweiser zu öffentlichen Einrichtungen<br />
Infotafeln<br />
Stadtpläne, touristische Karten<br />
Informationsarbeit<br />
Anhang<br />
Informationsarbeit:<br />
- Ausflugsziele, Ausflugstipps immer inkl. ÖV-Info bzw. Werbung <strong>für</strong> nahegelegene, mit ÖPNV<br />
erreichbare touristische Attraktionen von Seiten der Touristeninformation, oder der Busgesellschaften<br />
- Infos über Leihmöglichkeiten, Wegenetz<br />
- touristische ÖPNV-Karten<br />
- einfach verständliche Fahrpläne<br />
- Fahrpläne <strong>für</strong> bestimmte Zielgruppen<br />
Gestaltung von Informationseinrichtungen<br />
- Informationstafeln augenfällig, aber nicht aufdringlich anordnen <strong>und</strong> gestalten an allen wichtigen<br />
Touristenpunkten, v.a. an den Ankunftsräumen, sowie den zentralen Punkten des Ortes<br />
PR-Arbeit<br />
Beziehung zwischen Anbietern <strong>und</strong> Öffentlichkeit (auch lokale Bevölkerung)<br />
-> Darstellung der Ziele, Leistungen, Erstellungen<br />
-> Aufbau von Vertrauen <strong>und</strong> Verständnis <strong>für</strong> Anbieter <strong>und</strong> Angebot<br />
in regelmäßigen Abständen wird Presse über Marktaktivitäten <strong>und</strong> Erfolge informiert<br />
Newsletter, regelm äßige Presseaussendungen<br />
Produktion von PR-Materialien wie Info-Säulen <strong>und</strong> -Folder, Fahnen, Wimpel,<br />
Direkte K<strong>und</strong>enkommunikation<br />
In welcher Form findet die Kommunikation mit den Gästen/K<strong>und</strong>en derzeit statt?<br />
Persönlich, Telefonisch, Schriftlich (Fax, E-Mail)<br />
Gibt es eine Mobilitätszentrale=<br />
K<strong>und</strong>enzentrum, dass touristische <strong>und</strong> Mobilitätsinformationen bzw. Angebote (inkl. Car Sharing bzw.<br />
Autovermietung, (Fahr-) Kartenverkauf ÖPNV-Packages, Taxi) miteinander verknüpft <strong>und</strong> über alle<br />
modernen Kommunikationsmittel erreichbar ist ( Internetportal, E-Mail-Service, SMS-Service, Call Center,<br />
Fax, Post, persönlich), dessen Informationen immer up to date sind, was ein kostenloses<br />
Beschwerdentelefon hat, was Fehler, Beschwerden an den jeweiligen Leistungsträger weitergibt<br />
Mehrsprachiges Personal, Infomaterial in Regionen mit ausländischen Besuchern<br />
x
Anhang A 2<br />
Eigene Fahrten im Untersuchungsgebiet<br />
Anhang<br />
DATUM STRECKE Abfahrt /Ankunft Fahrtzeit<br />
17. Oktober 03<br />
04. Dezember 03<br />
08. Dezember 03<br />
09. Dezember 03<br />
10. Dezember 03<br />
11 Dezember 03<br />
18. Dezember 03<br />
RE 3 Eberswalde – Schwedt Mitte<br />
RE 3 Schwedt Mitte– Berlin Zoo<br />
RE 63 Eberswalde – Templin<br />
(UVG-Schienenersatzverkehr)<br />
RE 12 Templin – Oranienburg<br />
S 1 Oranienburg – Berlin-Friedrichstr.<br />
RE 3 Berlin Zoo – Prenzlau<br />
UVG-Stadtbusverkehr in Prenzlau<br />
RE 3 Prenzlau – Eberswalde<br />
RE 5 Berlino Zoo – Fürstenberg/Havel Bhf.<br />
UVG-Bus 517 Fürstenberg/Havel Bhf – Lychen Markt<br />
UVG-Bus 517 Lychen Markt - Fürstenberg/Havel Bhf<br />
RE 5 Fürstenberg/Havel – Berlin Zoo<br />
RE 5 Berlin Zoo – Oranienburg<br />
RE 12 Oranienburg – Templin Stadt<br />
UVG-Bus 475 Templin ZOB– Wilmersdorf Bhf<br />
RE 3 Wilmersdorf – Eberswalde<br />
RE 3 Berlin Zoo – Angermünde Bhf<br />
RE 3 Angermünde – Berlin Zoo<br />
RE 3 Berlin Zoo – Angermünde Bhf<br />
PVG-Bus 468 Angermünde Bhf – Criewen Schloss<br />
PVG-Bus468 Criewen Schloss – Angermünde Bhf<br />
RE 3 Angermünde Bhf – Berlin Zoo<br />
13:09 – 13:40 Uhr<br />
16:15 – 18:05 Uhr<br />
12:50 – 13:40 Uhr<br />
16:32 – 17:31 Uhr<br />
17:50 – 18:50 Uhr<br />
08:50 – 10:50 Uhr<br />
(15 Min. Verspätung)<br />
13:10 – 14:05 Uhr<br />
08:30 – 09:45 Uhr<br />
10:00 – 10:18 Uhr<br />
11:42 – 12:00 Uhr<br />
12:09 – 13:25 Uhr<br />
08:30 – 09:35 Uhr<br />
09:41 – 10:23 Uhr<br />
12:20 – 13:11 Uhr<br />
13:32 – 14:05 Uhr<br />
09:50 – 11:09 Uhr<br />
15:44 – 17:07 Uhr<br />
08:50 – 10:09 Uhr<br />
10:20 – 10:43 Uhr<br />
12:50 – 13:13 Uhr<br />
13:44 – 15:07 Uhr<br />
31 Min<br />
1 Std 50 Min<br />
50 Min.<br />
2 Std 28 Min<br />
2 Std<br />
55 Min<br />
1 Std 48 Min<br />
1 Std 38 Min<br />
1 Std 53 Min<br />
1 Std 45 Min<br />
1Std 19 Min<br />
1 Std 23 Min<br />
1 Std. 53 Min<br />
2 Std 17 Min<br />
xi
Anhang 4<br />
Fotos der Ankunftsräume<br />
Der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) in Templin<br />
Quelle: ZEPPENFELD, Oktober 2003<br />
Der Bahnhof Templin<br />
Quelle: ZEPPENFELD, Januar 2004<br />
Anhang<br />
xii
Bushaltestelle “Lychen Markt“<br />
Quelle: ZEPPENFELD, Januar 2004<br />
VBB - Infotafel<br />
Quelle: ZEPPENFELD, Januar 2004<br />
Anhang<br />
xiii
Bahnhof Templin Stadt<br />
Quelle: ZEPPENFELD, Januar 2004<br />
Anhang<br />
xiv
Anhang A 5<br />
Auswertung der Erreichbarkeit touristischer Ziele<br />
Kulturelles Angebot<br />
<strong>Angebots</strong>art<br />
Kulturdenkmale <strong>und</strong><br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Was <strong>und</strong> Wo ÖV-Erreichbarkeit<br />
Historischer Stadtkern<br />
Angermünde<br />
Historischer Stadtkern Templin<br />
Gebäude der Backsteingotik<br />
sowie Feldsteinkirchen in<br />
verschiedenen Orten; Beispiel:<br />
Dominikanerkloster <strong>und</strong><br />
Marienkirche in Prenzlau<br />
Schloss, Klosterruine in<br />
Boitzenburg<br />
Schauglashütte in Annenwalde<br />
Anhang<br />
ab Templin:<br />
RE 63 bis Eberswalde, RE 3 bis Bhf<br />
Angermünde<br />
Urteil <br />
ab Lychen:<br />
nur mit Auto<br />
Urteil <br />
ab Angermünde:<br />
RE 3 bis Eberswalde, RE 63 bis Templin<br />
Urteil <br />
ab Lychen:<br />
Bus 517 alle zwei St<strong>und</strong>en<br />
Urteil: ☺<br />
ab Angermünde:<br />
RE 3 bis Bhf Prenzlau, alle 2 Std.<br />
Urteil: ☺<br />
ab Templin:<br />
Bus 502 alle 2 Std.<br />
Urteil: ☺<br />
ab Lychen:<br />
nur mit Auto<br />
Urteil <br />
ab Templin:<br />
Bus 503 (unregelmäßig, an WE 3 x AST)<br />
Urteil: <br />
ab Angermünde:<br />
mit Auto, oder mit RE 3 bis Prenzlau ab da<br />
mit Rad<br />
Urteil: <br />
ab Lychen:<br />
mit Auto oder ggf. Rad<br />
Urteil: <br />
ab Templin/Lychen:<br />
Bus 517 zwischen Templin <strong>und</strong> Lychen<br />
(auch am WE alle 2 Std. zw. 9 – 19 Uhr)<br />
Urteil ☺<br />
ab Angermünde:<br />
nur mit Auto<br />
Urteil: <br />
xv
Burgruine in Gerswalde<br />
Burgruine in Greiffenberg<br />
Bergfried in Stolpe<br />
Turm in Vierraden<br />
Angrenzend:<br />
Kloster Chorin<br />
Angrenzend:<br />
Schiffshebewerk Niederfinow<br />
Anhang<br />
ab Templin:<br />
- bis Mai 2004: Rufbus bis Templin, tägl.<br />
zw. 08:00 – 23:00<br />
- sonst:<br />
Bus 504 aus Templin<br />
Unregelmäßig zw. 05 – 17 Uhr,<br />
an WE 3x als AST zw. 9 – 16 Uhr<br />
Bus 475 Templin - Schwedt,<br />
5x , an WE 2x täglich,<br />
oder mit Rad<br />
Urteil mit Rufbus: ☺<br />
Urteil <strong>ohne</strong> Rufbus: <br />
ab Lychen:<br />
nur mit Auto<br />
Urteil: <br />
ab Angermünde:<br />
RE 3 bis Bhf Wilmersdorf ab da mit Rad<br />
Urteil: <br />
ab Templin/Lychen:<br />
nur mit Auto<br />
Urteil: <br />
ab Angermünde:<br />
mit Auto, oder mit Rad ab Bhf. Wilmersdorf<br />
oder Angermünde<br />
Urteil: <br />
ab Lychen/Templin:<br />
nur mit Auto<br />
Urteil: <br />
ab Angermünde:<br />
mit Rad oder Auto<br />
Urteil: <br />
ab Templin/Lychen:<br />
nur mit Auto<br />
Urteil: <br />
ab Angermünde:<br />
RE 3 bis Schwedt Mitte, dann Bus 483/484<br />
ab Schwedt alle 30 Min., WE stündlich<br />
Urteil: ☺<br />
ab Lychen:<br />
nur mit Auto<br />
Urteil: <br />
ab Templin:<br />
RE 63 bis Eberswalde, RE 3 bis Chorin<br />
Urteil: <br />
ab Angermünde<br />
Zug RE 3 bis Chorin<br />
Urteil: ☺<br />
xvi
Museen/<br />
Ausstellungen<br />
Tabak-Museum in Vierraden<br />
Brandenburgisches Museum <strong>für</strong><br />
Klein- <strong>und</strong> Privatbahnen in<br />
Gramzow<br />
Kulturhistorisches Museum<br />
Prenzlau im Dominikanerkloster<br />
Ehm-Welk-Literaturmuseum in<br />
Angermünde<br />
Uckermärkisches<br />
Volksk<strong>und</strong>emuseum Templin<br />
Stadtmuseum Schwedt<br />
ab Templin/Lychen:<br />
nur mit Auto<br />
Urteil: <br />
Anhang<br />
ab Angermünde:<br />
RE 3 bis Schwedt Mitte, dann Bus 483/484<br />
ab Schwedt alle 30 Min., WE stündlich<br />
Urteil: ☺<br />
ab Lychen/Templin:<br />
nur mit Auto<br />
Urteil: <br />
ab Angermünde:<br />
mit Auto oder mit dem Rad ab Bhf.<br />
Seehausen (zw. Prenzlau <strong>und</strong><br />
Angermünde)<br />
Urteil: <br />
ab Angermünde:<br />
RE 3 bis Bhf Prenzlau, alle 2 Std.<br />
Urteil: ☺<br />
ab Templin:<br />
Bus 502 alle 2 Std.<br />
Urteil: ☺<br />
ab Lychen:<br />
Bus 517 bis Templin ZOB, Bus 502 bis<br />
Prenzlau<br />
Urteil: <br />
ab Templin:<br />
RE 63 bis Eberswalde, RE 3 bis Bhf<br />
Angermünde<br />
Urteil <br />
ab Lychen:<br />
nur mit Auto<br />
Urteil <br />
ab Angermünde:<br />
RE 3 bis Eberswalde, RE 63 bis Templin<br />
Urteil <br />
Ab Lychen:<br />
Bus 517 alle zwei St<strong>und</strong>en<br />
Urteil: ☺<br />
ab Angermünde:<br />
RE 3 bis Schwedt<br />
Urteil: ☺<br />
ab Templin:<br />
RE 63 bis Eberswalde, RE 3 bis Schwedt<br />
Urteil <br />
ab Lychen:<br />
nur mit Auto<br />
Urteil <br />
xvii
Mühlenmuseum in Boitzenburg<br />
Ackerbürgermuseum Gartz<br />
Flößerei Museum Lychen<br />
Angrenzend:<br />
Ziegeleipark Mildenberg<br />
Angrenzend:<br />
KZ-Mahn- <strong>und</strong> Gedenkstätten in<br />
Ravensbrück<br />
ab Templin:<br />
Bus 503 (unregelmäßig,<br />
an WE 3 x AST)<br />
Urteil <br />
Anhang<br />
xviii<br />
ab Angermünde:<br />
mit Auto, oder ggf. mit RE 3 bis Prenzlau<br />
ab da mit Rad<br />
Urteil: <br />
ab Lychen:<br />
Mit Auto oder ggf. Rad<br />
Urteil: <br />
ab Lychen:<br />
nur mit Auto<br />
Urteil: <br />
ab Templin:<br />
nur mit Auto<br />
Urteil: <br />
ab Angermünde:<br />
RE 3 bis Schwedt Mitte, dann mit Rad auf<br />
Oder-Neiße-Radweg (Velobus) oder mit<br />
Bus 469 (Mo. – Fr. oder Anrufbus am<br />
Wochenende)<br />
Urteil: <br />
ab Templin<br />
Bus 517 (auch am WE alle 2 Std.)<br />
Urteil ☺<br />
ab Angermünde:<br />
Nur mit Auto<br />
Urteil: <br />
ab Templin:<br />
RB 12 stündl. bis Bhf. Zehdenick, ab da mit<br />
Rad oder Ziegeleibähnchen (geplant)<br />
Urteil ☺<br />
ab Angermünde:<br />
nur mit Auto<br />
Urteil: <br />
ab Lychen:<br />
Bus 517 bis Templin, RB 12 stündl. bis Bhf.<br />
Zehdenick, ab da mit Rad oder<br />
Ziegeleibähnchen (geplant)<br />
Urteil: <br />
ab Lychen:<br />
Bus 517 Richtung Fürstenberg oder mit<br />
dem Rad<br />
Urteil ☺<br />
ab Templin<br />
Bus 517 Richtung Fürstenberg<br />
Urteil ☺<br />
ab Angermünde<br />
Nur mit Auto<br />
Urteil
Unterhaltung,<br />
Kulturelle<br />
Veranstaltungen<br />
Angrenzend<br />
Oranienburg (Schloss, KZ<br />
Sachsenhausen)<br />
Uckermärkische Bühnen<br />
Schwedt<br />
Multiplex-Kino in Schwedt<br />
Kinos in Templin <strong>und</strong> Lychen<br />
Sport- <strong>und</strong> Freizeitangebot<br />
<strong>Angebots</strong>art<br />
Bademöglichkeiten<br />
ab Templin:<br />
RB 12 stündl. bis Bhf. Oranienburg<br />
Urteil ☺<br />
ab Angermünde:<br />
nur mit Auto,<br />
Urteil: <br />
Anhang<br />
ab Lychen:<br />
Bus 517 bis Templin, RB 12 stündl. bis Bhf.<br />
Oranienburg<br />
Urteil: <br />
Theaterbus in der ganzen Uckermark<br />
Urteil: ☺<br />
Was <strong>und</strong> Wo ÖV-Erreichbarkeit<br />
AquariUM in Schwedt<br />
Ges<strong>und</strong>heit/Wellness NaturTherme Templin<br />
Erlebnisbadelandschaft <strong>und</strong> einer<br />
Vielzahl von Beauty- <strong>und</strong><br />
Wellnessangebote verfügt das<br />
Haus auch über ein<br />
Therapiezentrum (Massagen,<br />
Wannenbäder, Inhalationen,<br />
Bewegungs - <strong>und</strong><br />
Thailassotherapie).<br />
Parks, Zoos<br />
Ökostation Prenzlau (30 Min zu<br />
Fuß ab Prenzlau Bahnhof)<br />
ab Angermünde:<br />
RE 3 bis Schwedt<br />
Urteil: ☺<br />
ab Templin:<br />
nur mit Auto<br />
Urteil: <br />
ab Lychen<br />
nur mit Auto<br />
Urteil: <br />
ab Schwedt ???<br />
ab Angermünde:<br />
nur mit Auto<br />
Urteil: <br />
ab Lychen:<br />
Bus 517 bis Templin, Ab Bhf Templin mit<br />
Bus der UVG Linie 531, abgestimmt auf<br />
Öffnungszeiten<br />
Urteil: <br />
ab Angermünde:<br />
RE 3 bis Bhf Prenzlau, alle 2 Std.<br />
ab Templin:<br />
Bus 502 alle 2 Std.<br />
ab Lychen:<br />
Bus 517 bis Templin ZOB, Bus 502 bis<br />
Prenzlau<br />
Bhf Prenzlau ca. 30 Min. Fußweg<br />
Urteil: <br />
xix
Großschutzgebiete<br />
Zeichenerklärung:<br />
Tierpark Angermünde<br />
Angrenzend:<br />
Zoo Eberswalde<br />
Urteil ☺: Umsteigefreie Verbindung<br />
Urteil : 1x Umsteigen notwendig<br />
Blumberger Mühle, NABU-<br />
Erlebniszentrum im BR<br />
Schorfheide-Chorin in<br />
Angermünde<br />
Besucherzentrum des<br />
Nationalparks Unteres Odertal in<br />
Criewen<br />
Besucherzentrum Naturpark<br />
Uckermärkische Seen in Lychen<br />
Ausstellung des Naturparks im<br />
Stadtmauerturm „Berliner Tor“ in<br />
Templin.<br />
Anhang<br />
ab Templin:<br />
RE 63 bis Eberswalde, RE 3 bis Bhf<br />
Angermünde, Ab Bhf Angermünde ca. 15<br />
Min. Fußweg<br />
Urteil: <br />
ab Lychen:<br />
nur mit Auto<br />
Urteil: <br />
ab Angermünde<br />
RE 3 bis Bhf. Eberswalde<br />
ab Templin:<br />
RE 63 bis Bhf. Eberswalde<br />
ab Lychen:<br />
Bus 517 bis Templin, RE 63 bis<br />
Eberswalde<br />
ab Templin:<br />
RE 63 bis Eberswalde, RE 3 bis Bhf<br />
Angermünde, Ab Bhf. Angermünde: Linie<br />
496 der PVG (Touristenlinie „Biberbahn“<br />
Urteil: <br />
ab Lychen:<br />
nur mit Auto<br />
Urteil: <br />
ab Templin:<br />
nur mit Auto<br />
Urteil: <br />
ab Lychen:<br />
nur mit Auto<br />
Urteil: <br />
ab Angermünde:<br />
Linie 468 bis Criewen Nationalpark Halt<br />
direkt vor dem Besucherzentrum<br />
Urteil: ☺<br />
ab Templin<br />
Bus 517 (auch am WE alle 2 Std.)<br />
Urteil: ☺<br />
ab Angermünde<br />
nur mit Auto<br />
Urteil: <br />
ab Angermünde:<br />
RE 3 bis Eberswalde, RE 63 bis Templin<br />
Urteil: <br />
ab Lychen:<br />
Bus 517 alle zwei St<strong>und</strong>en<br />
Urteil: ☺<br />
Urteil: : mindestens 2x Umsteigen notwendig, nur Schulbusverkehr oder gar keine Verbindung, daher<br />
<strong>für</strong> Urlauber nicht em pfehlenswert<br />
xx
Anhang A 6<br />
Konkurrenzanalyse<br />
a) Das Müritz-Nationalpark-Ticket<br />
Anhang<br />
Schon seit 1996 läuft im Bereich der Großschutzgebiete „Müritz-Nationalpark“ <strong>und</strong><br />
„Naturpark Feldberger Seenlandschaft“, ein Projekt zur umweltverträglichen<br />
Erschließung der Region <strong>für</strong> Besucher. Mit den drei Linien „Müritzlinie“,<br />
„Fischadlerlinie“ <strong>und</strong> „Otterlinie“ versucht man, die Urlauber zum Umsteigen auf<br />
öffentliche Verkehrsmittel zu bewegen. Die Busse verkehren zwischen den Orten<br />
Waren, Mirow <strong>und</strong> Neustrelitz.<br />
Das hier<strong>für</strong> geschaffene Müritz-Nationalpark-Ticket kombiniert Bus, Bahn <strong>und</strong><br />
Fahrgastschifffahrt mit einem umfangreichen touristischen Rahmenprogramm. Neben<br />
der Fahrradmitnahme ist auch die Teilnahme am Führungsprogramm des<br />
Nationalparkamtes im Fahrpreis inklusive. Zudem erhält der Fahrgast Rabatte bei einer<br />
Reihe regionaler Bootsverleiher. Der Betrieb der „Müritzlinie“ ist seit 1999<br />
kostendeckend. Sie fährt von Mai-Oktober im 1-Std-Takt. Problematischer ist die<br />
Situation der Fischadlerlinie; ihr Betrieb ist auf die Sommerferien beschränkt <strong>und</strong> bis<br />
heute defizitär. Die offiziellen Nationalparkticket-Motive sind Fotos von einem Adler,<br />
einem Kranich <strong>und</strong> einem Otter. Ein einprägsames Logo oder ein Slogan fehlen.<br />
Neben den Einnahmen durch den Fahrscheinverkauf wird das Projekt von<br />
verschiedenen Gemeinden, der Verkehrsgesellschaft Mecklenburg Strelitz mbH, einer<br />
Call-Center Firma sowie einigen Hotels <strong>und</strong> Campingplätzen finanziert.<br />
Das Produkt wurde 1998 mit dem Europäischen Preis <strong>für</strong> öffentlichen Verkehr des<br />
Europäischen Städte- <strong>und</strong> Gemeindetages <strong>und</strong> mit dem Umweltpreis des Landes<br />
Mecklenburg-Vorpommern ausgezeichnet (vgl. KAISER 2002, DEHNE 2001).<br />
Für das Projekt wird das Busangebot in den Sommermonaten erweitert. Da die Zahl<br />
der Urlauber <strong>und</strong> Besucher an der Mecklenburger Seenplatte allerdings auch höher ist<br />
als die der Uckermark sind die Gr<strong>und</strong>voraussetzungen günstiger. Somit ist die Region<br />
nordwestlich der Untersuchungsregion ein zweifacher Konkurrent: einmal im Bereich<br />
Tourismus <strong>und</strong> einmal im Bereich Angebote <strong>für</strong> Urlauber <strong>ohne</strong> Auto.<br />
Anderseits lässt sich das Angebot auch von Urlaubern <strong>ohne</strong> Auto aus dem Westteil der<br />
Uckermark, v.a. aus Lychen nutzen. Schließlich beträgt die Fahrtzeit zwischen den<br />
Bahnhöfen Fürstenberg/Havel <strong>und</strong> Neustrelitz mit dem Regionalexpress 5 nur zwölf<br />
Minuten.<br />
xxi
) Der Werbellinseebus<br />
Anhang<br />
Südlich der Uckermark liegt der im Norden des Barnimer Land gelegene Werbellinsee.<br />
Er ist weniger ein Urlaubergebiet als vielmehr eine Region <strong>für</strong> Ausflügler aus Berlin<br />
bzw. <strong>für</strong> die regionale Bevölkerung. In den Sommermonaten kommt es an den<br />
Seeufern zu einer immensen Belastung durch parkende Autos der Badegäste.<br />
Seit 2002 wird hier von April bis September die Buslinie 917 „Werbellinseebus“ der<br />
Barnimer Busgesellschaft eingesetzt. Sie verkehrt samstags <strong>und</strong> sonntags zwischen<br />
09:00 <strong>und</strong> 22:00 Uhr, abgestimmt auf die Ankunfts- <strong>und</strong> Abfahrtszeiten der<br />
Regionalbahn R3 von bzw. nach Berlin.<br />
Die Idee zu dieser Buslinie entspringt zwei <strong>für</strong> das Biosphärenreservat Schorfheide-<br />
Chorin erstellten Gutachten <strong>für</strong> die Region (Verkehrskonzept Biosphärenreservat<br />
Schorfheide-Chorin sowie Touristisches Nutzungskonzept <strong>für</strong> die Seen Werbellinsee,<br />
Grimnitzsee <strong>und</strong> Parsteinsee).<br />
Auch wenn das Projekt in unmittelbarer Nähe zur Untersuchungsregion liegt, ist es m.<br />
E. nicht als Konkurrent einzustufen. Die Region lebt - anders als der Westteil der<br />
Uckermark - nicht vom Urlauberverkehr. Vielmehr lässt es sich stattdessen in das<br />
Projekt integrieren, da die Bahnlinie RB 63 Eberswalde - Templin eine der<br />
Bushaltestellen des Werbellinseebusses anfährt, den Kaiserbahnhof Joachimsthal.<br />
Von hier aus könnten Ausflügler aus Templin also mit dem Werbelinseebus das Gebiet<br />
um den See erleben, z.B. zum Wandern.<br />
Trends im Tourismus<br />
Das <strong>Marketingkonzept</strong> wurde unter Berücksichtigung der Trendaussagen der<br />
Sek<strong>und</strong>ärquelle LEADER II <strong>entwickelt</strong>. Laut dieser Untersuchung wird sich die<br />
Nachfrage im Tourismus in den kommenden dreißig Jahren folgendermaßen<br />
verändern:<br />
- steigende Überalterung der Bevölkerung,<br />
- zunehmendes Interesse an Umwelt <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit,<br />
- weg vom Massentourismus hin zu differenzierten Angeboten,<br />
- widersprüchliches Verbraucherverhalten: gleichzeitiger Konsum von Billig-Snacks<br />
Gourmet-Essen, Last-Minute-Reisen Luxus Kreuzfahrten etc.,<br />
- Reiseentscheidungen werden immer spontaner getroffen,<br />
- steigende Zahl von Kurzreisen,<br />
- steigende Freizeitmobilität,<br />
- zunehmendes Bedürfnis nach Ruhe <strong>und</strong> Naturerleben in einer intakten Umwelt<br />
(vgl. LEADER II, o.S.).<br />
xxii
Anhang A 7<br />
Zielgruppencharakteristika<br />
Anhang<br />
xxiii<br />
Hier stützt sich die Arbeit auf die Ausführungen von LUFT. Danach wurden Zielgruppen<br />
im Deutschland-Tourismus nach Altergruppen gegliedert <strong>und</strong> durch die folgenden<br />
„empirisch belegten“ Interessen- <strong>und</strong> Verhaltensmuster aus. Die Charakteristika halfen<br />
bei Überlegungen zu einem zielgruppengerechten Angebot.<br />
Kinder- <strong>und</strong> Jugendgruppen<br />
Jüngere Individual- <strong>und</strong> Gruppentouristen<br />
Ältere Individual- <strong>und</strong> Gruppentouristen<br />
6 – 18 Jahre<br />
. Starke Erlebnisorientierung (Spielen +<br />
Lernen)<br />
. Sicheres <strong>und</strong> preiswertes Reisen<br />
. Gute Strukturierung nötig (Reiseplan)<br />
. Kinder- <strong>und</strong> jugendgerechte<br />
Beherbergung <strong>und</strong> Gastronomie<br />
. 18 – 40 Jahre<br />
. sehr heterogen<br />
. eher aktiv, erlebnishungrig, eigenständig,<br />
kontaktfreudig, mobil <strong>und</strong> flexibel<br />
. 40 – 60 Jahre<br />
. Kulturinteressierte Erholer<br />
. Sportlich kommunikative Aktivitäten<br />
. Kritisches Konsumverhalten<br />
(Qualitätsansprüche)<br />
. Geringere Preissensibilität<br />
. Gezielte Urlaubsvorbereitung (Hobbys,<br />
Interessen)
Familien (mit Kindern)<br />
Senioren<br />
(LUFT, zitiert nach BEHRENS et al. 2003, S. 37 f.)<br />
Anhang<br />
xxiv<br />
. Kinderfre<strong>und</strong>liche Angebote<br />
(Kinderbetreuung, Unterkunft, Programme)<br />
. Ausgeprägtes Preis-Leistungs-<br />
Bewusstsein<br />
. Gemeinsame Erlebnisse<br />
. Großes Informationsbedürfnis<br />
. Sicherheitsbedürfnis<br />
. ab 60 Jahre<br />
. aktiv oder passiv (ges<strong>und</strong>heitliche<br />
Einschränkungen)<br />
. eher Bewegung als Sport<br />
. Komfort, hohe Qualitäts- <strong>und</strong><br />
Serviceansprüche<br />
. Geselligkeit <strong>und</strong> zwischenmenschliche<br />
Kontakte<br />
. Geringere Preissensibilität<br />
. Interesse an strukturierten Angeboten<br />
. Natur <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit
Literatur- <strong>und</strong> Quellenverzeichnis<br />
Zitierte Literatur<br />
Literatur- <strong>und</strong> Quellenverzeichnis<br />
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durch Optimierung der Reisekette - Abschlussbericht. -www.vcd.org/themen/<br />
Tourismusprojekt_Abschlussbericht.pdf, August 2003<br />
VERKEHRSCLUB DEUTSCHLAND (VCD) e.V. (1996): 10 Jahre VCD – Ehrgeizige<br />
Pläne, präsentable Erfolge. – fairkehr, o. J., Heft 4, S. 14-20<br />
VERKEHRSVERBUND BERLIN-BRANDENBURG (VBB) (2003): Fahrplanbuch<br />
2003/2004 Uckermark. – Nauendorf<br />
WISSENSCHAFTLICHE DIENSTE DES DEUTSCHEN BUNDESTAGES (WDB)<br />
(Hrsg.) (2003): Überblick über aktuelle Entwicklungen <strong>und</strong> Organisationsformen im<br />
Öffentlichen Personennahverkehr in Deutschland. – Berlin<br />
(www.b<strong>und</strong>estag.de/aktuell/ausarbeitungen/2003/2003_08_07_organisationsformen.pd<br />
f, Dez. 2003)<br />
ZENTRUM TECHNIK UND GESELLSCHAFT (ZTG) AN DER TECHNISCHEN UNI-<br />
VERSITÄT BERLIN (2002): Forschungsprojekt Kontrasträume <strong>und</strong> Raumpartnerschaften<br />
- Brücken <strong>für</strong> nachhaltigen Freizeitverkehr zwischen Stadt <strong>und</strong> Land. - www.ztg.tuberlin.de
Literatur- <strong>und</strong> Quellenverzeichnis<br />
ZEPPENFELD, R. (1997): Feriengroßprojekte zu DDR-Zeiten <strong>und</strong> im heutigen Ostdeutschland<br />
(= unveröffentlichte Diplomarbeit im Fachbereich Geowissenschaften an<br />
der Universität Trier), Trier<br />
Weitere Internetquellen:<br />
www.adac.de, Januar 2004<br />
www.bahn.de, Januar 2004<br />
www.fahrtziel-natur.de, Januar 2004<br />
www.innovative-altersvorsorge.de, Dezember 2003<br />
www.kanufahrradverleihbutzke.de, Januar 2004<br />
www.treibholz.de, Januar 2004<br />
www.mlur.brandenburg.de/nffh_auj6.htm, November 2003<br />
www.viabono.de, Januar 2004<br />
www.uckermark.de, Januar 2004<br />
www.wander-bahnhoefe-brandenburg.de, Januar 2004<br />
Nicht zitierte Quellen zur Erarbeitung der Checkliste:<br />
BUNDESAMT FÜR BAUWESEN UND RAUMORDNUNG (Hrsg.) (1998): Entlastung<br />
verkehrlich hoch belasteter Fremdenverkehrsregionen (= Forschungsberichte des<br />
BBR, Heft 86). - Bonn<br />
EUROPARC (Hrsg.) (2002): Tagungsband Schutzgebiete <strong>und</strong> Verkehr. - Berlin<br />
HAEDRICH, G. et al. (Hrsg.) (1998): Tourismusmanagement. – 3.Aufl., Berlin<br />
HEINZE, G.W. & KILL, H. H. (1999): Freizeit <strong>und</strong> Mobilität - Neue Lösungen im Freizeitverkehr.<br />
- Hannover
Literatur- <strong>und</strong> Quellenverzeichnis<br />
HOISL, R., NOHL, H. & ENGELHARDT, P. (2000): Naturbezogene Erholung <strong>und</strong><br />
Landschaftsbild (= Hrsg.: Kuratorium <strong>für</strong> Technik <strong>und</strong> Bauwesen in der Landwirtschaft).<br />
- Darmstadt<br />
SYLVESTER, A. (1998): Erfahrungen einer Mobilitätszentrale – Beispiel Insel Fehmarn,<br />
Ostsee. – In: BUNDESMINISTERIUM FÜR UMWELT, JUGEND UND FAMILIE<br />
ÖSTERREICH (Hrsg.) (1998): Europäisches Forum <strong>für</strong> Sanfte Mobilität im Tourismus -<br />
Innovative Modellvorhaben <strong>und</strong> Pilotprojekte (Konferenzbericht), Wien, S. 55-56<br />
UMWELTBUNDESAMT (Hrsg.) (2001): Mobilitätsmanagement zur Bewältigung kommunaler<br />
Verkehrsprobleme. - Berlin<br />
VERKEHRSCLUB DEUTSCHLAND (VCD) e.V. (2001): Naherholung – Neue Wege in<br />
den Urlaub. – Bonn (Broschüre)<br />
VERKEHRSCLUB ÖSTERREICH (VCÖ) (1998): Freizeitmobilität - Umweltverträgliche<br />
Angebote <strong>und</strong> Initiativen. - Wissenschaft & Verkehr, Heft 1, Wien<br />
VIABONO (o.D.): Antragsunterlagen <strong>für</strong> Kommunen. - www.viabono.de/down/kriterienkommunen.pdf<br />
(Juni 2003)<br />
Nicht zitierte Quellen <strong>für</strong> die Situationsanalyse Uckermark<br />
ADAC VERLAG (2003): Deutschland - ADAC ReiseAtlas 1:200.000, 2003/2004. -<br />
München<br />
DB REGIO AG (Hrsg.) (DB regio) (2003): Streckenfahrpläne RE 3 <strong>und</strong> RE 5. – (Faltbätter).<br />
- Berlin<br />
KOMMUNALDATA (1995): Verkehrskonzept Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin. –<br />
Berlin (unveröffentlicht)<br />
VERKEHRSVERBUND BERLIN-BRANDENBURG (VBB) (2002): Fahrplanbuch<br />
2003/2004 Uckermark. – Nauendorf<br />
VERKEHRSCLUB DEUTSCHLAND (VCD) e.V. (Hrsg.) (2003): Der Tourenplaner. -<br />
Berlin
Literatur- <strong>und</strong> Quellenverzeichnis<br />
hinzu kommen eine Vielzahl von Faltblättern <strong>und</strong> Broschüren, die an dieser Stelle nicht<br />
alle aufgezählt werden können<br />
Sonstige zitierte unveröffentlichte Quellen<br />
LANDESBETRIEB FÜR DATENVERARBEITUNG UND STATISTIK BRANDENBURG<br />
(LDSB FF) Außenstelle Frankfurt/Oder (2003): Ausgewählte Ergebnisse aus der Beherbergungsstatistik<br />
Zeitraum 01.01. bis 30.09.2003<br />
Marketingplan 2004 des FVV Templin<br />
TOURISMUSVERBAND UCKERMARK (TVU) (1999): Umweltsiegel Uckermark - Fragebogen<br />
<strong>für</strong> Beherbergungsbetriebe<br />
VCD intern, Oktober 2003 (interne Mitteilung)<br />
VCD intern, Januar 2004 (interne Mitteilung)<br />
Gespräche<br />
BIOSPHÄRENRESERVAT: Verwaltung des Biosphärenreservates Schorfheide-Chorin,<br />
11.12.03<br />
BOLLICH, P., Verkehrsclub Deutschland e.V. mündl. am 13.10., 21.10.2003 <strong>und</strong><br />
22.01.04.<br />
GWINNER, R., Verkehrsclub Deutschland e.V. mündl. am 13.10. <strong>und</strong> 21.10.2003.<br />
FVV LYCHEN: Fremdenverkehrsverein Lychen e.V ., 09.12.03<br />
FVV TEMPLIN:TourismusService Templin e.V., 15.12.03<br />
KREISVERWALTUNG: Landkreis Uckermark, Referat <strong>für</strong> Wirtschaftsförderung <strong>und</strong><br />
Kreisentwicklung, 16.12.03<br />
NATIONALPARK: Nationalparkverwaltung Unteres Odertal e.V., 18.12.03<br />
NATURPARK: Naturparkverwaltung Uckermärkische Seen, 10.12.03
Literatur- <strong>und</strong> Quellenverzeichnis<br />
PVG: Personenverkehrsgesellschaft mbH Schwedt / Angermünde, 17.10.03<br />
TVU: Tourismusverband Uckermark e.V., 04.12.03<br />
VGU: Verkehrsgemeinschaft Uckermark, 08.12.03
Eidesstattliche Erklärung<br />
Hiermit erkläre ich, dass ich die Masterarbeit selbständig verfasst<br />
<strong>und</strong> keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe.<br />
Die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Ge-<br />
danken habe ich als solche kenntlich gemacht. Die Masterarbeit<br />
habe ich bisher keinem anderen Prüfungsamt in gleicher oder<br />
vergleichbarer Form vorgelegt. Sie wurde bisher auch nicht veröf-<br />
fentlicht.<br />
Eberswalde, den 30.01.2004 Runa Zeppenfeld