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Die Politik in der Wachstumsfalle - Wachstum im Wandel

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<strong>im</strong>materiellen Befriedigungen bleibt, den marktfreien Gütern nämlich, die<br />

für e<strong>in</strong> gutes Leben unerlässlich s<strong>in</strong>d:<br />

• Es s<strong>in</strong>d Befriedigungen durch selbstbest<strong>im</strong>mte Entfaltung, gesunde Lebensführung,<br />

menschliche Zuwendung, soziale E<strong>in</strong>gebundenheit, geme<strong>in</strong>schaftsbezogenes<br />

Handeln. Derzeit werden sie von <strong>der</strong> Expansion <strong>der</strong><br />

Marktgüter an den Rand gedrängt, weil <strong>der</strong> Stress <strong>der</strong> Berufsarbeit und die<br />

Absorption <strong>der</strong> berufsfreien Zeit durch die an Marktgüter gebundenen<br />

Beschäftigungen, allen voran das Fernsehen und das Kaufen, <strong>im</strong>mer weniger<br />

Raum für sie lassen. Bei nachhaltiger Entwicklung jedoch geht die<br />

Überfülle an Marktgütern zurück, weil Externalisierung verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t wird;<br />

so bleibt für die marktfreien Bedürfnisse mehr Zeit.<br />

• Das ist auch deshalb erfor<strong>der</strong>lich, weil die Bedürfnisse <strong>der</strong> Öffentlichkeit,<br />

<strong>der</strong> Staaten, Regionen, Kommunen und sozialen Gruppen nach geme<strong>in</strong>nützigem<br />

E<strong>in</strong>satz für Geme<strong>in</strong>güter dr<strong>in</strong>gen<strong>der</strong> werden. <strong>Die</strong>se werden<br />

schon heute vielfach nicht erfüllt, weil dafür nicht genug Geld da ist; und<br />

dort, wo sie freiwillig und ehrenamtlich erfüllt werden, f<strong>in</strong>den sie oft ke<strong>in</strong>e<br />

angemessene Beachtung, weil die Fokussierung auf Marktgüter das Verständnis<br />

für <strong>in</strong>formelle, unbezahlte Arbeit verdrängt.<br />

Zur Erhaltung und Kultivierung <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>güter s<strong>in</strong>d sowohl die person-<br />

und familienbezogenen als auch die geme<strong>in</strong>schaftsorientierten Tätigkeiten<br />

unentbehrlich. 17 Was die ersteren betrifft, so braucht man sich nur vor Augen<br />

zu führen, wie sehr die ausufernden Sozialausgaben verr<strong>in</strong>gert werden könnten,<br />

wenn alle<strong>in</strong> das Gesundheitssystem die Menschen von <strong>der</strong> Fixierung auf<br />

nachträgliches, passives Kuriertwerden mit Apparaten und Medikamenten<br />

weg zu mehr Prävention durch eigene Bewegung und gesunde Ernährung<br />

h<strong>in</strong>lenkte. 18 Und was die geme<strong>in</strong>schaftsorientierte Freiwilligenarbeit angeht,<br />

so s<strong>in</strong>d schon heute die zivilgesellschaftlichen Tätigkeiten <strong>in</strong> vielen Bereichen<br />

vom Naturschutz über soziale Integration und demokratische Partizipation<br />

bis h<strong>in</strong> zur Unterstützung Pflegebedürftiger und Notleiden<strong>der</strong> unverzichtbar.<br />

Es gibt weit mehr Bedarf nach ihnen als sie bereits abdecken. Vor allem die<br />

sozialen Versorgungssysteme stehen bei <strong>der</strong> heutigen Fixierung auf Marktgüter<br />

und <strong>Die</strong>nste kurz vor dem Offenbarungseid.<br />

So hätte die Verkürzung <strong>der</strong> Lebensarbeitszeit e<strong>in</strong>en mehrfachen Wohlfahrtseffekt,<br />

weil sie nicht nur Vollbeschäftigung herstellen, son<strong>der</strong>n zugleich<br />

weitere Geme<strong>in</strong>güter schützen würde. <strong>Die</strong> Erwerbsarbeit könnte flexibel je<br />

nach den Bedürfnissen <strong>der</strong> Arbeitenden verkürzt werden, mit Job Shar<strong>in</strong>g,<br />

Elternzeit, Altersteilzeit, Sabbatjahren usw., so dass wir auf e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>sgesamt<br />

verr<strong>in</strong>gerten Arbeitsumfang kämen, <strong>der</strong> z.B. bei <strong>der</strong> gegenwärtigen Altersstruktur<br />

<strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>em Durchschnitt von vielleicht 30 Wochenstunden<br />

entspräche. 19<br />

Was wäre <strong>der</strong> Preis dafür? <strong>Die</strong> Unternehmen müssten erhöhte Aufwendungen<br />

für das Zeitmanagement als wertschaffende und deshalb zu bejahende<br />

Kosten betrachten, die zur Erhaltung und Kultivierung e<strong>in</strong>es elementaren

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