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Die Politik in der Wachstumsfalle - Wachstum im Wandel

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wachstum den Massenwohlstand zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> dem Maße erhöhen, dass für<br />

die Ger<strong>in</strong>gverdiener auch bei kürzerer Erwerbsarbeit genug zum Leben<br />

bleibt.<br />

Zudem wird e<strong>in</strong>e konsequente Nachhaltigkeitspolitik die Lebens- und Umweltqualität<br />

steigern und auch dadurch das Statusstreben mil<strong>der</strong>n, das von<br />

oben nach unten die Aufwandskonkurrenz antreibt. 23 Wenn Menschen das<br />

Notwendige zum Leben haben, e<strong>in</strong>e gesicherte Partizipation am Erwerbsleben,<br />

befriedigende Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen, erfüllende Tätigkeiten außerhalb des<br />

Berufs, e<strong>in</strong>e gesundheitsför<strong>der</strong>nde Gestaltung <strong>der</strong> Infrastruktur, Zeit für<br />

menschliche Beziehungen, e<strong>in</strong> Bewusstse<strong>in</strong> geschützten Kl<strong>im</strong>as und gesun<strong>der</strong><br />

Umwelt, und wenn die Verteilung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>kommen als halbwegs gerecht<br />

empfunden werden kann, so haben die materiellen Befriedigungen <strong>im</strong> Konsum<br />

weniger kompensatorische Funktion, und vielleicht verliert sogar <strong>der</strong><br />

Glaube an die Abhängigkeit vom <strong>Wachstum</strong> se<strong>in</strong>e Suggestionskraft.<br />

2.4 Ohne <strong>Wachstum</strong> ke<strong>in</strong>e Soziale Sicherung?<br />

Auch dieses Argument führt <strong>in</strong> die Irre. Im Gegenteil spricht viel dafür, dass<br />

die Kosten des <strong>der</strong>zeitigen Gesundheitssystems, <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen Arbeitslosigkeit<br />

und <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen Sozialen Sicherung auch bei permanentem <strong>Wachstum</strong><br />

nicht mehr lange zu f<strong>in</strong>anzieren se<strong>in</strong> werden. Gerade das Beharren auf<br />

dem bisherigen <strong>Wachstum</strong>smuster lässt sie schneller steigen als die E<strong>in</strong>nahmen:<br />

<strong>Die</strong> Kosten <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit s<strong>in</strong>d hoch, weil zu viele Arbeitswillige ke<strong>in</strong>e<br />

Beschäftigung f<strong>in</strong>den. Das liegt <strong>im</strong> Grunde daran, dass die Hoffnung auf<br />

<strong>Wachstum</strong> <strong>der</strong> <strong>Politik</strong> die Anstrengungen e<strong>in</strong>er aktiven Umverteilung erspart.<br />

Deshalb gibt es ke<strong>in</strong>e realistische Beschäftigungspolitik, die die Lebensarbeitszeit<br />

bei e<strong>in</strong>em Defizit an Arbeitsplätzen senkt und bei e<strong>in</strong>em Defizit<br />

an Arbeitskräften erhöht (2.2). Und deshalb versagt die Bildungspolitik<br />

vor <strong>der</strong> Aufgabe, auch für K<strong>in</strong><strong>der</strong> aus „bildungsfernen“ Bevölkerungsschichten<br />

Gleichheit <strong>der</strong> Bildungschancen herzustellen und sie dadurch vor dem<br />

Risiko <strong>der</strong> M<strong>in</strong><strong>der</strong>qualifizierten zu bewahren, <strong>in</strong> den Arbeitsprozess gar nicht<br />

aufgenommen zu werden. Schuld daran s<strong>in</strong>d das die K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>der</strong> Ober- und<br />

Mittelschicht begünstigende dreigliedrige Schulsystem, die Reste des lehrerzentrierten<br />

Frontalunterrichts, die unterentwickelte Ganztagsbetreuung <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> schulischen und vorschulischen Erziehung, die unzureichende Anzahl<br />

von K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenplätzen, die fehlerhafte Integration von Migranten. All das<br />

ist nur mit viel Engagement gegen große Wi<strong>der</strong>stände zu än<strong>der</strong>n. Auf Mil<strong>der</strong>ung<br />

durch <strong>Wachstum</strong> zu hoffen, ist viel e<strong>in</strong>facher.<br />

Das Gesundheitssystem ist zu kostspielig, weil die Gesundheitspolitik nicht an<br />

<strong>der</strong> Schaffung gesundheitsför<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Lebensbed<strong>in</strong>gungen orientiert ist, wie<br />

es die Weltgesundheitsorganisation seit ihrer Gründung empfiehlt, nicht am<br />

Gesun<strong>der</strong>halten durch aktives, präventives Verhalten <strong>der</strong> Menschen, das<br />

m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong> heutigen Kosten e<strong>in</strong>sparen könnte, son<strong>der</strong>n am

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